z 362 stránek


Titel


Vorwort


Einleitung










Nachtrag








Edition




























































































































































































































































































































Register





















Berichtigungen

- s. 21: ...Michelstage [28. Sept.] waren König Sigmund, Burggraf Friedrich von Nürnberg, Herzog Ernst von Oesterreich, der junge Herzog Albrecht von Oesterreich, der etwa vierzehn...
- s. 74: ...that Schritte für sie und schrieb so häufig an den Herzog Ernst von Desterreich, daß sie wieder frei wurden, und des Königs Geleit...
Název:
Das Leben König Sigmunds von Eberhard Windecke
Autor:
von Hagen, Theodor
Rok vydání:
1886
Místo vydání:
Leipzig
Počet stran celkem:
362
Počet stran předmluvy plus obsahu:
XXIV+338
Obsah:
- III: Titel
- V: Vorwort
- VII: Einleitung
- XVII: Nachtrag
- 1: Edition
- 317: Register
- 338: Berichtigungen
upravit
Strana I
Leben König Gigmunds von Eberhard Mindecke. (Geschichtschreiber. XV. Jahrhundert. Erster Band.)
Leben König Gigmunds von Eberhard Mindecke. (Geschichtschreiber. XV. Jahrhundert. Erster Band.)
Strana II
Die Geschichtſchreiber der deutschen Vorzeit. Zweite Gesammtausgabe. Eünfzehntes Jahrhundert. Erster Band. Leben König Sigmunds von Eberhard Windecke. Leipzig Verlag der Dykschen Buchhandlung.
Die Geschichtſchreiber der deutschen Vorzeit. Zweite Gesammtausgabe. Eünfzehntes Jahrhundert. Erster Band. Leben König Sigmunds von Eberhard Windecke. Leipzig Verlag der Dykschen Buchhandlung.
Strana III
Das Leben Rönig bigmunds von Eberhard Windecke. Nach Handschriften übersetzt von Dr. von Hagen. Mit Nachträgen von O. Holder=Egger. Leipzig Verlag der Dykschen Buchhandlung.
Das Leben Rönig bigmunds von Eberhard Windecke. Nach Handschriften übersetzt von Dr. von Hagen. Mit Nachträgen von O. Holder=Egger. Leipzig Verlag der Dykschen Buchhandlung.
Strana IV
Strana V
Vorwort. Bei der vorliegenden Bearbeitung des Kaiser-Sigmund Buches ist mein Bestreben zunächst darauf gerichtet gewesen, einen zuverlässigen und lesbaren Text herzustellen. In zweiter Linie war ich bemüht, zur Lösung der zahlreichen Aufgaben bei¬ zutragen, die der Inhalt an die Erklärung stellt. — Was in eckige Klammern [] geschlossen ist, wird dadurch als Zusatz der Uebersetzung gekennzeichnet. Dem Zwecke, welchen die Sammlung der „Geschichtschreiber“ verfolgt, schien es nicht entsprechend das ganze, umfangreiche Werk Windecke's zu übersetzen. Die dem- gemäß vorgenommenen Auslassungen betreffen Kapitel, in denen anderweitig zugängliche oder wenig wichtige Aktenstücke, oder allgemeiner Bekanntes, wie z. B. Glaubenssätze der Hussiten, das Leben des h. Hieronymus oder höchstens kulturgeschichtlich Interessantes, wie z. B. die Prophezeihungen der h. Hildegard, die Beschreibung des h. Grabes, mitgetheilt wird. Der Sprache ist nach Möglichkeit eine alterthümliche Färbung belassen worden. Bei den zahlreichen Eigennamen war dies leider nicht möglich, da deren von den jetzt gebräuchlichen sehr abweichende Formen sonst in jedem Falle eine besondere Erklärung nöthig gemacht hätten. Sangerhausen, den 9. Juli 1886. v. Hagen.
Vorwort. Bei der vorliegenden Bearbeitung des Kaiser-Sigmund Buches ist mein Bestreben zunächst darauf gerichtet gewesen, einen zuverlässigen und lesbaren Text herzustellen. In zweiter Linie war ich bemüht, zur Lösung der zahlreichen Aufgaben bei¬ zutragen, die der Inhalt an die Erklärung stellt. — Was in eckige Klammern [] geschlossen ist, wird dadurch als Zusatz der Uebersetzung gekennzeichnet. Dem Zwecke, welchen die Sammlung der „Geschichtschreiber“ verfolgt, schien es nicht entsprechend das ganze, umfangreiche Werk Windecke's zu übersetzen. Die dem- gemäß vorgenommenen Auslassungen betreffen Kapitel, in denen anderweitig zugängliche oder wenig wichtige Aktenstücke, oder allgemeiner Bekanntes, wie z. B. Glaubenssätze der Hussiten, das Leben des h. Hieronymus oder höchstens kulturgeschichtlich Interessantes, wie z. B. die Prophezeihungen der h. Hildegard, die Beschreibung des h. Grabes, mitgetheilt wird. Der Sprache ist nach Möglichkeit eine alterthümliche Färbung belassen worden. Bei den zahlreichen Eigennamen war dies leider nicht möglich, da deren von den jetzt gebräuchlichen sehr abweichende Formen sonst in jedem Falle eine besondere Erklärung nöthig gemacht hätten. Sangerhausen, den 9. Juli 1886. v. Hagen.
Strana VI
Strana VII
Einleitung. Der folgenden Uebersetzung des Kaiser Sigmunds Buches von Eberhard Windecke1) liegen die Gothaer Handschrift (G), die in der Göttinger Universitätsbibliothek befindliche Abschrift des Cheltenhamer Codex (C) und die Hannoversche Handschrift (H) zu Grunde.2) C ist keineswegs das Original, wie man wohl geglaubt hat, ist nicht einmal direkt aus demselben geflossen, sondern stammt vielmehr mit G aus einer Quelle, die bereits eine bedeutende Anzahl von Fehlern enthielt, von welchen das Original frei gewesen sein muß und H frei ist. Doch stellt die Gruppe CG das Werk in der zuletzt vom Autor gewollten Gestalt dar. H ent hält nämlich außer mehreren Kapiteln, die in CG wohl unab- sichtlich fehlen, im letzten Drittel der Schrift ziemlich viel kleinere und größere Stücke, die in jener Gruppe offenbar absichtlich weggelassen worden sind, um durch größere Ruhe und Sachlich¬- keit der Darstellung das Buch der in der Vorrede (K. 1) an- gedeuteten Bestimmung näher zu bringen. Denn diese Stellen enthalten theils Ausfälle gegen die Fürsten (K. 219, 1) oder noch häufiger gegen die Geistlichkeit (312 g. E.; 315, 1), theils aus führliche Darlegung des Mainzer Streites zwischen den Geist- lichen und dem Rathe (351, 1) oder zwischen den Adligen und 1) Ueber die Form des Namens siehe zu 1, 1.—2) Erwähnt werden drei Vatikanische Handschriften (Pertz' Archiv III, S. 429, welche aber in dem Verzeichnisse von Bethmann im 12. Band nicht vorkommen); zwei Züricher (ebenda S. 262); eine Greifswalder (ebenda XI, S. 689); die Wiener; die (verschollene?) Görressche; die Karlsruher Fragmente; die Wei- marische und Münchener, letztere beiden Abschriften aus G. Die Ebnersche Handschrift ist identisch mit der Cheltenhamer.
Einleitung. Der folgenden Uebersetzung des Kaiser Sigmunds Buches von Eberhard Windecke1) liegen die Gothaer Handschrift (G), die in der Göttinger Universitätsbibliothek befindliche Abschrift des Cheltenhamer Codex (C) und die Hannoversche Handschrift (H) zu Grunde.2) C ist keineswegs das Original, wie man wohl geglaubt hat, ist nicht einmal direkt aus demselben geflossen, sondern stammt vielmehr mit G aus einer Quelle, die bereits eine bedeutende Anzahl von Fehlern enthielt, von welchen das Original frei gewesen sein muß und H frei ist. Doch stellt die Gruppe CG das Werk in der zuletzt vom Autor gewollten Gestalt dar. H ent hält nämlich außer mehreren Kapiteln, die in CG wohl unab- sichtlich fehlen, im letzten Drittel der Schrift ziemlich viel kleinere und größere Stücke, die in jener Gruppe offenbar absichtlich weggelassen worden sind, um durch größere Ruhe und Sachlich¬- keit der Darstellung das Buch der in der Vorrede (K. 1) an- gedeuteten Bestimmung näher zu bringen. Denn diese Stellen enthalten theils Ausfälle gegen die Fürsten (K. 219, 1) oder noch häufiger gegen die Geistlichkeit (312 g. E.; 315, 1), theils aus führliche Darlegung des Mainzer Streites zwischen den Geist- lichen und dem Rathe (351, 1) oder zwischen den Adligen und 1) Ueber die Form des Namens siehe zu 1, 1.—2) Erwähnt werden drei Vatikanische Handschriften (Pertz' Archiv III, S. 429, welche aber in dem Verzeichnisse von Bethmann im 12. Band nicht vorkommen); zwei Züricher (ebenda S. 262); eine Greifswalder (ebenda XI, S. 689); die Wiener; die (verschollene?) Görressche; die Karlsruher Fragmente; die Wei- marische und Münchener, letztere beiden Abschriften aus G. Die Ebnersche Handschrift ist identisch mit der Cheltenhamer.
Strana VIII
VIII Einleitung. den Zünften (352, 6), theils vorläufige Andeutungen dessen, was noch erzählt werden soll, Notizen, die dem Gedächtnisse als Anhalt dienen sollten und die uns gewissermaßen einen Einblick in die Arbeitsweise des Autors gewähren (312, 1 u. 2). Für die Fest- stellung des der Uebersetzung zu Grunde zu legenden Textes war überall da eine objektiv sichere Richtschnur vorhanden, wo C erhalten ist. Wo dagegen nur G gegen H steht, mußte das sub jektive Ermessen zur Ermittelung des Richtigen dienen. Wesent liche Abweichungen in den Lesarten sind unter dem Texte an- gegeben. — Von diesen Handschriften ist nur G vollständig er- halten, weshalb auch die Kapitelzählung dieses Coder für die Uebersetzung beibehalten ist. C hat in Folge äußerer Umstände ein Drittel seines Bestandes eingebüßt, H ist am Anfange ver- stümmelt, ob Kap. 355—360 überhaupt darin gestanden haben, läßt sich nicht sicher erkennen. Die Ergänzung von H am An- fang durch eine späte Hand des 17. Jahrhunderts zeigt einen der Wiener Handschrift verwandten Charakter, ist jedoch mit der- selben nicht identisch. — Eberhard Windecke ist nach seiner eigenen Angabe (Ka- pitel 339) im Jahre 1437 55 Jahre alt gewesen, also 1382 geboren. Er stammte von armen Eltern (K. 209) aus Mainz. Sein Vater starb, als er etwa 18 Jahre alt war. Schon als elfjähriger Knabe reiste er nach Worms und darauf bis Thüringen. In Erfurt blieb er den Winter über und ging im Frühjahr 1394 nach Mainz zurück. Im nächsten Jahre finden wir ihn in Eger, von wo aus er „mit einem großen Kaufmanne" Böhmen durchwanderte (K. 4). Nach einem dreijährigen Auf- enthalte in Paris (Kap. 5) hielt Windecke ein Jahr lang, bis zum Herbst 1400, in der Heimath aus. Dann reiste er im Dienste des Herzogs Stephan von Baiern-Ingolstadt abermals nach Paris und von da durch die Niederlande nach Mainz zurück. Nach zwei Jahren suchte er den Herzog in Ingolstadt auf, wandte sich dann nach Wien, wo er bis 1406 bei einem ehrbaren Kauf-
VIII Einleitung. den Zünften (352, 6), theils vorläufige Andeutungen dessen, was noch erzählt werden soll, Notizen, die dem Gedächtnisse als Anhalt dienen sollten und die uns gewissermaßen einen Einblick in die Arbeitsweise des Autors gewähren (312, 1 u. 2). Für die Fest- stellung des der Uebersetzung zu Grunde zu legenden Textes war überall da eine objektiv sichere Richtschnur vorhanden, wo C erhalten ist. Wo dagegen nur G gegen H steht, mußte das sub jektive Ermessen zur Ermittelung des Richtigen dienen. Wesent liche Abweichungen in den Lesarten sind unter dem Texte an- gegeben. — Von diesen Handschriften ist nur G vollständig er- halten, weshalb auch die Kapitelzählung dieses Coder für die Uebersetzung beibehalten ist. C hat in Folge äußerer Umstände ein Drittel seines Bestandes eingebüßt, H ist am Anfange ver- stümmelt, ob Kap. 355—360 überhaupt darin gestanden haben, läßt sich nicht sicher erkennen. Die Ergänzung von H am An- fang durch eine späte Hand des 17. Jahrhunderts zeigt einen der Wiener Handschrift verwandten Charakter, ist jedoch mit der- selben nicht identisch. — Eberhard Windecke ist nach seiner eigenen Angabe (Ka- pitel 339) im Jahre 1437 55 Jahre alt gewesen, also 1382 geboren. Er stammte von armen Eltern (K. 209) aus Mainz. Sein Vater starb, als er etwa 18 Jahre alt war. Schon als elfjähriger Knabe reiste er nach Worms und darauf bis Thüringen. In Erfurt blieb er den Winter über und ging im Frühjahr 1394 nach Mainz zurück. Im nächsten Jahre finden wir ihn in Eger, von wo aus er „mit einem großen Kaufmanne" Böhmen durchwanderte (K. 4). Nach einem dreijährigen Auf- enthalte in Paris (Kap. 5) hielt Windecke ein Jahr lang, bis zum Herbst 1400, in der Heimath aus. Dann reiste er im Dienste des Herzogs Stephan von Baiern-Ingolstadt abermals nach Paris und von da durch die Niederlande nach Mainz zurück. Nach zwei Jahren suchte er den Herzog in Ingolstadt auf, wandte sich dann nach Wien, wo er bis 1406 bei einem ehrbaren Kauf-
Strana IX
Einleitung. IX manne blieb und dann nach Ofen (K. 6). Von hier durchzog er, zunächst wohl in kaufmännischen Geschäften, Süddeutschland, Oestreich und Ungarn bis zum Jahre 1410. Der Aufenthalt in der ungarischen Haupstadt war entscheidend für sein weiteres Leben. Denn zu Anfang des Jahres 1410 erscheint er zum erstenmale im Dienste des dort residirenden Königs Sigmund (K 21). In dieser Stellung verblieb er zehn oder zwölf Jahre, nachdem er 1412 in Preßburg türzere Zeit, wohl nicht ohne Verschulden von seiner Seite, gefangen gehalten worden war, und nachdem er 1415 vorübergehend in Diensten des Markgrafen von Brandenburg gestanden hatte (K. 8, 9, 54). Für die Art der Stellung, die er bei Sigmund einnahm, hat er uns keine bestimmte Bezeichnung hinterlassen. Doch steht fest, daß er im Finanzwesen Beschäftigung fand, den König auf seinen Reisen begleitete und als Gesandter und Unterhändler (K. 73), wohl auch als Rathgeber Sigmunds (K. 204) thätig oder unterwegs war. Die veränderte Politik Sigmunds, „die neuen Räthe“, mit denen er sich seit 1420 umgab, scheinen Windecke aus der Nähe des Königs verdrängt zu haben. Jedenfalls ließ er sich seit Pfingsten 1423 vorübergehend und zwei Jahre später dauernd in Mainz nieder (K. 92 g. E.; 217; 220). Zur Belohnung für seine Dienste hatte er zunächst die Anwartschaft auf ein Lehen in Echzell erhalten (K. 157). Der Wohnsitz in Mainz brachte den gewandten Mann bald in Berührung mit dem Erzbischofe. Auf einer Reise, die er im Auftrage des Letzteren unternommen hatte, um bei Sigmund für die Grafen von Egmont gegen den Herzog von Berg zu wirken (K. 193, 201), erbat er sich, da das Echzeller Lehen nicht in seinen Besitz kam, vom Könige ein Lehen auf dem Zolle zu Mainz (204; 217; 220). Auch dies scheint ihm erst nach Ueberwindung gewisser Schwierigkeiten zugefallen zu sein, und vielleicht waren diese Streitigkeiten der äußere Anlaß, daß Windecke an den Parteikämpfen, die um jene Zeit Mainz zerrütteten, von nun an einen so lebhaften Antheil nahm.
Einleitung. IX manne blieb und dann nach Ofen (K. 6). Von hier durchzog er, zunächst wohl in kaufmännischen Geschäften, Süddeutschland, Oestreich und Ungarn bis zum Jahre 1410. Der Aufenthalt in der ungarischen Haupstadt war entscheidend für sein weiteres Leben. Denn zu Anfang des Jahres 1410 erscheint er zum erstenmale im Dienste des dort residirenden Königs Sigmund (K 21). In dieser Stellung verblieb er zehn oder zwölf Jahre, nachdem er 1412 in Preßburg türzere Zeit, wohl nicht ohne Verschulden von seiner Seite, gefangen gehalten worden war, und nachdem er 1415 vorübergehend in Diensten des Markgrafen von Brandenburg gestanden hatte (K. 8, 9, 54). Für die Art der Stellung, die er bei Sigmund einnahm, hat er uns keine bestimmte Bezeichnung hinterlassen. Doch steht fest, daß er im Finanzwesen Beschäftigung fand, den König auf seinen Reisen begleitete und als Gesandter und Unterhändler (K. 73), wohl auch als Rathgeber Sigmunds (K. 204) thätig oder unterwegs war. Die veränderte Politik Sigmunds, „die neuen Räthe“, mit denen er sich seit 1420 umgab, scheinen Windecke aus der Nähe des Königs verdrängt zu haben. Jedenfalls ließ er sich seit Pfingsten 1423 vorübergehend und zwei Jahre später dauernd in Mainz nieder (K. 92 g. E.; 217; 220). Zur Belohnung für seine Dienste hatte er zunächst die Anwartschaft auf ein Lehen in Echzell erhalten (K. 157). Der Wohnsitz in Mainz brachte den gewandten Mann bald in Berührung mit dem Erzbischofe. Auf einer Reise, die er im Auftrage des Letzteren unternommen hatte, um bei Sigmund für die Grafen von Egmont gegen den Herzog von Berg zu wirken (K. 193, 201), erbat er sich, da das Echzeller Lehen nicht in seinen Besitz kam, vom Könige ein Lehen auf dem Zolle zu Mainz (204; 217; 220). Auch dies scheint ihm erst nach Ueberwindung gewisser Schwierigkeiten zugefallen zu sein, und vielleicht waren diese Streitigkeiten der äußere Anlaß, daß Windecke an den Parteikämpfen, die um jene Zeit Mainz zerrütteten, von nun an einen so lebhaften Antheil nahm.
Strana X
X Einleitung. Denn wie in vielen anderen deutschen Städten machte sich damals auch in Mainz das Bedürfniß nach einer verbesserten städtischen Verfassung geltend. Hier trat es mit doppelter Gewalt auf, denn Geistlichkeit und Patriciat bedrückten zusammen die Bürgerschaft, und die Finanzen der Stadt waren schon seit langer Zeit in Unordnung. Die Finanzlage der Gemeinde gab den Anstoß, daß 1428 eine Kommission von zehn Männern aus den Zünften — unter ihnen Eberhard Windecke — gewählt wurde, welche die Schulden der Stadt mit dem Rathe in redlichem und gütlichem Einvernehmen berathen sollte. Diese Kommission, bald mit einer gleichen Anzahl von Rathsmitgliedern verbunden, wußte aber Schritt für Schritt die Macht an sich zu reißen, das Patriciat zu stürzen und den alten Rath zur Abdankung zu nöthigen, nachdem der größte Theil der Patricier, des Streites müde, ausgewandert war. Dem neuen, wesentlich aus den Zünften hervorgegangenen Rathe, in dem auch Eberhard Windecke anfangs eine Stelle hatte, blieben die Zehnmänner vorläufig als in Permanenz erklärte Kommission zur Seite. In diesen politischen Kämpfen spielte Windecke auf Seiten der Zünfte eine Hauptrolle, da er in ungewöhnlichem Maße kluge Vorsicht mit demagogischem Talente verband. Um seine Sache zu fördern, hat er eine politische Streitschrift, eine gereimte Er zählung der Ereignisse von 1429 in vierfach gehobenen Kurz- zeilen, verfaßt, die von der anderen Seite nicht ohne Entgegnung blieb.1) Den Bemühungen derer zum Jungen, ihn durch die er neute Darlegung der Vorgänge in Preßburg vom Jahre 1410 in Nachtheil zu setzen, stellte er eine förmliche Anklage von zwölf Patriciern entgegen. In der That ließ Sigmund diese vor seinen Richterstuhl laden (K. 247, 2). — Kaum war in diesen Streitigkeiten durch die Stadtverfassung vom 18. März 1430 eine gewijse Ruhe eingetreten, als noch in demselben Jahre der Streit um die Abgabenfreiheit der Geistlichen begann, welche aus 1) Abgedruckt Frankfurter Archiv III, 355 ff.; von Lilieneron, hist. Volkslieder I, 306.
X Einleitung. Denn wie in vielen anderen deutschen Städten machte sich damals auch in Mainz das Bedürfniß nach einer verbesserten städtischen Verfassung geltend. Hier trat es mit doppelter Gewalt auf, denn Geistlichkeit und Patriciat bedrückten zusammen die Bürgerschaft, und die Finanzen der Stadt waren schon seit langer Zeit in Unordnung. Die Finanzlage der Gemeinde gab den Anstoß, daß 1428 eine Kommission von zehn Männern aus den Zünften — unter ihnen Eberhard Windecke — gewählt wurde, welche die Schulden der Stadt mit dem Rathe in redlichem und gütlichem Einvernehmen berathen sollte. Diese Kommission, bald mit einer gleichen Anzahl von Rathsmitgliedern verbunden, wußte aber Schritt für Schritt die Macht an sich zu reißen, das Patriciat zu stürzen und den alten Rath zur Abdankung zu nöthigen, nachdem der größte Theil der Patricier, des Streites müde, ausgewandert war. Dem neuen, wesentlich aus den Zünften hervorgegangenen Rathe, in dem auch Eberhard Windecke anfangs eine Stelle hatte, blieben die Zehnmänner vorläufig als in Permanenz erklärte Kommission zur Seite. In diesen politischen Kämpfen spielte Windecke auf Seiten der Zünfte eine Hauptrolle, da er in ungewöhnlichem Maße kluge Vorsicht mit demagogischem Talente verband. Um seine Sache zu fördern, hat er eine politische Streitschrift, eine gereimte Er zählung der Ereignisse von 1429 in vierfach gehobenen Kurz- zeilen, verfaßt, die von der anderen Seite nicht ohne Entgegnung blieb.1) Den Bemühungen derer zum Jungen, ihn durch die er neute Darlegung der Vorgänge in Preßburg vom Jahre 1410 in Nachtheil zu setzen, stellte er eine förmliche Anklage von zwölf Patriciern entgegen. In der That ließ Sigmund diese vor seinen Richterstuhl laden (K. 247, 2). — Kaum war in diesen Streitigkeiten durch die Stadtverfassung vom 18. März 1430 eine gewijse Ruhe eingetreten, als noch in demselben Jahre der Streit um die Abgabenfreiheit der Geistlichen begann, welche aus 1) Abgedruckt Frankfurter Archiv III, 355 ff.; von Lilieneron, hist. Volkslieder I, 306.
Strana XI
Einleitung. XI Unterwerfung der geschwächten und verarmten Reichsstadt unter die Hoheit des Kurfürstenthums hinarbeiteten. Auf welcher Seite Windecke in diesem Zwiste stand, beweisen die ingrimmigen Aeußerungen zur Genüge, welche er von K. 234 oder vom Jahre 1430 an ganz besonders häufig gegen die Geistlichkeit und nament lich gegen den Mainzer Klerus richtet. Ueber Windeckes letzte Lebensjahre ist nichts Sicheres bekannt. Das letzte Ereigniß, welches er in seinem Werke erzählt, ist die Reise des König Friedrich III. in die Heimath, welche in den An- fang des Jahres 1443 fällt, andeutungsweise spricht er noch von den Wirren Zürichs mit der Schweiz. Demnach hat er jeden- falls ein Alter von über sechzig Jahren erreicht. Windeckes Charakter gehört nicht gerade zu den edelsten, aber seine Geschäftstüchtigkeit, Gewandtheit und kluge Mäßigung in politischen Dingen, vor allem aber die treue Anhänglichkeit an König Sigmund sind im Stande, uns mit seinem Wesen aus- zusöhnen. Er besaß eine gewisse Bildung, hatte „mancherlei Bücher gelesen“ — darunter den heiligen Hieronymus, die Gründungssagen von Trier und Mainz — und verstand Latein. Um so mehr muß es auffallen, daß an dem „König Sigmunds Buche“ die schwersten Mängel der Darstellung hervortreten, von welchen das erwähnte politische Gedicht frei ist. Denn wie all- gemein auch die Richtigkeit des ersteren Werkes als Quelle anerkannt ist, so tief muß man es stellen, sobald man den Ver- such macht, es selbst unter Berücksichtigung des Standpunktes der damaligen Bildung nach dem ästhetischen Maßstabe als literarisches Produkt zu messen. Thatsachen, die W. als Augen- zeuge mit erlebt hat, werden zwar im allgemeinen schlicht und einfach, hin und wieder sogar lebendig und anschaulich geschildert, aber wo Windecke nicht aus eigener Anschauung berichtet, wird seine Erzählung schwerfällig, schwer verständlich, zuweilen und namentlich bei italienischen Angelegenheiten gradezu konfus. Was aber am meisten abstößt, sind die vielen Wiederholungen. Win-
Einleitung. XI Unterwerfung der geschwächten und verarmten Reichsstadt unter die Hoheit des Kurfürstenthums hinarbeiteten. Auf welcher Seite Windecke in diesem Zwiste stand, beweisen die ingrimmigen Aeußerungen zur Genüge, welche er von K. 234 oder vom Jahre 1430 an ganz besonders häufig gegen die Geistlichkeit und nament lich gegen den Mainzer Klerus richtet. Ueber Windeckes letzte Lebensjahre ist nichts Sicheres bekannt. Das letzte Ereigniß, welches er in seinem Werke erzählt, ist die Reise des König Friedrich III. in die Heimath, welche in den An- fang des Jahres 1443 fällt, andeutungsweise spricht er noch von den Wirren Zürichs mit der Schweiz. Demnach hat er jeden- falls ein Alter von über sechzig Jahren erreicht. Windeckes Charakter gehört nicht gerade zu den edelsten, aber seine Geschäftstüchtigkeit, Gewandtheit und kluge Mäßigung in politischen Dingen, vor allem aber die treue Anhänglichkeit an König Sigmund sind im Stande, uns mit seinem Wesen aus- zusöhnen. Er besaß eine gewisse Bildung, hatte „mancherlei Bücher gelesen“ — darunter den heiligen Hieronymus, die Gründungssagen von Trier und Mainz — und verstand Latein. Um so mehr muß es auffallen, daß an dem „König Sigmunds Buche“ die schwersten Mängel der Darstellung hervortreten, von welchen das erwähnte politische Gedicht frei ist. Denn wie all- gemein auch die Richtigkeit des ersteren Werkes als Quelle anerkannt ist, so tief muß man es stellen, sobald man den Ver- such macht, es selbst unter Berücksichtigung des Standpunktes der damaligen Bildung nach dem ästhetischen Maßstabe als literarisches Produkt zu messen. Thatsachen, die W. als Augen- zeuge mit erlebt hat, werden zwar im allgemeinen schlicht und einfach, hin und wieder sogar lebendig und anschaulich geschildert, aber wo Windecke nicht aus eigener Anschauung berichtet, wird seine Erzählung schwerfällig, schwer verständlich, zuweilen und namentlich bei italienischen Angelegenheiten gradezu konfus. Was aber am meisten abstößt, sind die vielen Wiederholungen. Win-
Strana XII
XII Einleitung. decke scheint es sich zum Grundsatze gemacht zu haben, die That-- sachen so zu sagen in konzentrischen Kreisen zu erzählen, wobei freilich keineswegs immer der größere auf den kleineren Kreis folgt. Nirgends tritt ein beherrschendes Princip für die An- ordnung uud Zusammenstellung der Einzelnheiten hervor. Nur in einzelnen Fällen wird det Versuch gemacht, sachlich Verwandtes zusammenzustellen, so K. 79, 80, 81. In dieser Hinsicht steht die formloseste Chronik höher als Windeckes Werk, in welchem nicht einmal die Anordnung nach der Zeitfolge streng inne- gehalten ist. Wenn es nun gewiß nicht genügt, mit Aschbach IV, 453 diese Fehler einfach auf den Mangel an historischem Sinne und an Darstellungstalent beim Verfasser zurückzuführen, so scheint auch die von Droysen S. 219 ff. gegebene Erklärung nicht alle Schwierigkeiten zu heben. Nach der Ansicht des Letzteren hat das Werk seine „ungeheuerliche Gestalt“ folgendermaßen erhalten: Windecke stellte zunächst eine chronologisch und sachlich wohl- geordnete Reihe von Thatsachen zusammen, die uns in der Wiener Handschrift in verhältnißmäßig später Ueberlieferung erhalten ist. Diese erste Recension wurde dann, ohne daß eine Umarbeitung eintrat, in der Art erweitert, daß ganz äußerlich und mechanisch die inzwischen entworfenen Erzählungen, gesammelten Aktenstücke, Volkslieder u. s. w. zwischen die einzelnen Kapitel der Urschrift eingeschoben wurden. Nun zeigen allerdings die vielen leeren Seiten, welche sich in CG finden, daß anf Ergänzungen bei dieser Ausgabe Bedacht genommen ist. Aber es bleibt bei dieser Annahme schlechterdings unbegreiflich, wie ein Mensch von Win- deckes praktischer Art und von seinem nüchternen Verstande dazu gekommen sein sollte, die Fehler der neuen erweiterten Rezension zu übersehen oder zu ignoriren, nachdem er sich vorher fähig gezeigt hatte, eine so einfache, klare Redaktion zu liefern, wie sie in der Wiener Handschrift vorliegt. Denn der Verfasser ist keines wegs etwa über seinem Werke gestorben, ohne die letzte Hand
XII Einleitung. decke scheint es sich zum Grundsatze gemacht zu haben, die That-- sachen so zu sagen in konzentrischen Kreisen zu erzählen, wobei freilich keineswegs immer der größere auf den kleineren Kreis folgt. Nirgends tritt ein beherrschendes Princip für die An- ordnung uud Zusammenstellung der Einzelnheiten hervor. Nur in einzelnen Fällen wird det Versuch gemacht, sachlich Verwandtes zusammenzustellen, so K. 79, 80, 81. In dieser Hinsicht steht die formloseste Chronik höher als Windeckes Werk, in welchem nicht einmal die Anordnung nach der Zeitfolge streng inne- gehalten ist. Wenn es nun gewiß nicht genügt, mit Aschbach IV, 453 diese Fehler einfach auf den Mangel an historischem Sinne und an Darstellungstalent beim Verfasser zurückzuführen, so scheint auch die von Droysen S. 219 ff. gegebene Erklärung nicht alle Schwierigkeiten zu heben. Nach der Ansicht des Letzteren hat das Werk seine „ungeheuerliche Gestalt“ folgendermaßen erhalten: Windecke stellte zunächst eine chronologisch und sachlich wohl- geordnete Reihe von Thatsachen zusammen, die uns in der Wiener Handschrift in verhältnißmäßig später Ueberlieferung erhalten ist. Diese erste Recension wurde dann, ohne daß eine Umarbeitung eintrat, in der Art erweitert, daß ganz äußerlich und mechanisch die inzwischen entworfenen Erzählungen, gesammelten Aktenstücke, Volkslieder u. s. w. zwischen die einzelnen Kapitel der Urschrift eingeschoben wurden. Nun zeigen allerdings die vielen leeren Seiten, welche sich in CG finden, daß anf Ergänzungen bei dieser Ausgabe Bedacht genommen ist. Aber es bleibt bei dieser Annahme schlechterdings unbegreiflich, wie ein Mensch von Win- deckes praktischer Art und von seinem nüchternen Verstande dazu gekommen sein sollte, die Fehler der neuen erweiterten Rezension zu übersehen oder zu ignoriren, nachdem er sich vorher fähig gezeigt hatte, eine so einfache, klare Redaktion zu liefern, wie sie in der Wiener Handschrift vorliegt. Denn der Verfasser ist keines wegs etwa über seinem Werke gestorben, ohne die letzte Hand
Strana XIII
Einleitung. XIII angelegt zu haben. Die Gruppe CG trägt vielmehr die unver- kennbarsten Spuren einer Durchsicht zum Zwecke der Herausgabe (S. o.). Hatte nun Windecke die wohlgeordnete Erzählung der Wiener Handschrift zu liefern vermocht, so würde er wohl wenigstens bei der Ausgabe letzter Hand die Wiederholungen getilgt haben, welche sich in der Wiener Handschrift gar nicht finden. Von Lorenz (Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter 2. A. II, 274) ist daher die Ansicht aufgestellt worden, daß die Wiener Handschrift nichts anderes als ein Auszug1) aus Win- deckes Werke sei. Diese Annahme läßt sich ohne genaue Ein- sicht in die Wiener Handschrift allerdings nicht beweisen, sie muß aber von vornherein für sehr wahrscheinlich gelten. Ist somit die „wüste Gestalt“, die das Werk in den meisten Handschriften hat, die ursprüngliche, so muß man sich nach anderen Erklärungs- gründen für dieselbe umsehen. Zunächst hat augenscheinlich die Eintheilung in Kapitel die Darstellung beeinträchtigt, da sie den Erzähler nöthigte, den Faden häufig abzureißen und wieder anzuknüpfen. Diese Form scheint mit Rücksicht auf ein größeres Publikum gewählt zu sein. Dem Verständnisse desselben sollte durch die Kürze der Abschnitte2) im Verein mit den bild lichen Darstellungen zu Hilfe gekommen werden. Ebensoviel Gewicht ist wohl auf den Umstand zu legen, daß Windecke zu diktiren pflegte (K. 1; vgl. unten) und so die Uebersicht über das Ganze bis zu einem gewissen Grade verlor. Wenn er nun, als die Ausgabe veranstaltet wurde, welche der Gruppe CG zu Grunde liegt, sein Werk vorlesen ließ, so begreift es sich in der That, wie es kommt, daß er öfters Dinge mitzutheilen ver- spricht, die sich in dem Werke nicht finden (K. 214, 2; 259 g. .), oder umgekehrt Vorgänge als erzählt angiebt, die nirgends er 1) Derselbe stammt aus einer von den beiden anderen Gruppen C G und H ver- schiedenen Handschrift, dies beweist unter anderem das in C G H fehlende Kapitel 52. — 2) Die Ueberschriften der einzelnen Kapitel (welche in H fehlen) sind häufig verkehrt und ge dankenlos, auch wo sie richtig sind, berücksichtigen sie vielfach nur den Theil des Inhaltes, der sich zum Gegenstande eines Bildes am meisten eignete. Vgl. auch zu 46, 3; 360, 1.
Einleitung. XIII angelegt zu haben. Die Gruppe CG trägt vielmehr die unver- kennbarsten Spuren einer Durchsicht zum Zwecke der Herausgabe (S. o.). Hatte nun Windecke die wohlgeordnete Erzählung der Wiener Handschrift zu liefern vermocht, so würde er wohl wenigstens bei der Ausgabe letzter Hand die Wiederholungen getilgt haben, welche sich in der Wiener Handschrift gar nicht finden. Von Lorenz (Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter 2. A. II, 274) ist daher die Ansicht aufgestellt worden, daß die Wiener Handschrift nichts anderes als ein Auszug1) aus Win- deckes Werke sei. Diese Annahme läßt sich ohne genaue Ein- sicht in die Wiener Handschrift allerdings nicht beweisen, sie muß aber von vornherein für sehr wahrscheinlich gelten. Ist somit die „wüste Gestalt“, die das Werk in den meisten Handschriften hat, die ursprüngliche, so muß man sich nach anderen Erklärungs- gründen für dieselbe umsehen. Zunächst hat augenscheinlich die Eintheilung in Kapitel die Darstellung beeinträchtigt, da sie den Erzähler nöthigte, den Faden häufig abzureißen und wieder anzuknüpfen. Diese Form scheint mit Rücksicht auf ein größeres Publikum gewählt zu sein. Dem Verständnisse desselben sollte durch die Kürze der Abschnitte2) im Verein mit den bild lichen Darstellungen zu Hilfe gekommen werden. Ebensoviel Gewicht ist wohl auf den Umstand zu legen, daß Windecke zu diktiren pflegte (K. 1; vgl. unten) und so die Uebersicht über das Ganze bis zu einem gewissen Grade verlor. Wenn er nun, als die Ausgabe veranstaltet wurde, welche der Gruppe CG zu Grunde liegt, sein Werk vorlesen ließ, so begreift es sich in der That, wie es kommt, daß er öfters Dinge mitzutheilen ver- spricht, die sich in dem Werke nicht finden (K. 214, 2; 259 g. .), oder umgekehrt Vorgänge als erzählt angiebt, die nirgends er 1) Derselbe stammt aus einer von den beiden anderen Gruppen C G und H ver- schiedenen Handschrift, dies beweist unter anderem das in C G H fehlende Kapitel 52. — 2) Die Ueberschriften der einzelnen Kapitel (welche in H fehlen) sind häufig verkehrt und ge dankenlos, auch wo sie richtig sind, berücksichtigen sie vielfach nur den Theil des Inhaltes, der sich zum Gegenstande eines Bildes am meisten eignete. Vgl. auch zu 46, 3; 360, 1.
Strana XIV
XIV Einleitung. zählt sind (213, 1 u. ö.). Die Wiederholungen muß er allerdings bemerkt haben, sie werden ihm aber, da sie meistens der Sache wenigstens eine neue Seite abgewinnen und in neuem Zusammen- hange auftreten, nicht so anstößig gewesen sein, als uns heut- zutage. — Bei wiederholter Lektüre des Buches erhält man grade durch diese Wiederholungen den Eindruck, als habe der alternde Verfasser vielfach, ohne Rücksicht auf chronologischen und sachlichen Zusammenhang, wenn er an die Arbeit ging, jedes- mal die Bilder fixirt, welche ihm zeitweilig mit besonderer Leb- haftigkeit aus der Fülle seiner Erinnerungen vor die Seele traten. Das Werk war ursprünglich mit K. 349 und 350 abgeschlossen. Das sagt nicht blos Windecke selbst mit den Worten (K. 349 a. E.): „Nun hat des Kaiser Sigmunds Buch ein Ende“, sondern wir werden über den Zeitpunkt dieses Abschlusses auch noch durch eine Schreibernotiz der Handschrift H belehrt, wo es am Ende von K. 350 (nach G), S. 228 B des Codex, heißt: Dies Buch hat Reinhart Bruwart von Miltenberg, Eberhard Windecks Diener, geschrieben und am St. Andreas- abend (29. November) 1438 beendet.1) Nach diesem Ab- schlusse erfuhr das Ganze eine Durchsicht,2) welche zu der Redaktion CG führte. Dies beweist der in H fehlende und in C G stehende Satz K. 87, 2, in dem auf Kaiser Albrechts Tod Bezug ge- nommen wird. Die letzten zehn Kapitel sind im Laufe der folgenden fünf Jahre, wahrscheinlich den Zeitereignissen folgend, beigefügt worden, nur die Gründungssage von Trier wurde von Windecke au Sigmunds Anregung hin schon zwischen 1430 und 36 zusammen- gestellt, gehört also zu den älteren Bestandtheilen des Buches. Es stimmt ganz zu dem mehrfach hervorgehobenen, mehr per- sönlichen und subjektiven Charakter der Handschrift H. wenn in 1) H eraus erhellt, wie wenig gerechtfertigt es war, wenn Lorenz (S. 278) verlangte, man solle das „merkwürdige Sammelbuch“ künftig nach Heinrich von Nürnberg, dem ersten Diener Windeckes, benennen, „der die eigentliche Arbeit und Mühe gehabt haben werde“. 2) Damals entstand wohl auch die nach Sigmunds Tode verfaßte Einleitung.
XIV Einleitung. zählt sind (213, 1 u. ö.). Die Wiederholungen muß er allerdings bemerkt haben, sie werden ihm aber, da sie meistens der Sache wenigstens eine neue Seite abgewinnen und in neuem Zusammen- hange auftreten, nicht so anstößig gewesen sein, als uns heut- zutage. — Bei wiederholter Lektüre des Buches erhält man grade durch diese Wiederholungen den Eindruck, als habe der alternde Verfasser vielfach, ohne Rücksicht auf chronologischen und sachlichen Zusammenhang, wenn er an die Arbeit ging, jedes- mal die Bilder fixirt, welche ihm zeitweilig mit besonderer Leb- haftigkeit aus der Fülle seiner Erinnerungen vor die Seele traten. Das Werk war ursprünglich mit K. 349 und 350 abgeschlossen. Das sagt nicht blos Windecke selbst mit den Worten (K. 349 a. E.): „Nun hat des Kaiser Sigmunds Buch ein Ende“, sondern wir werden über den Zeitpunkt dieses Abschlusses auch noch durch eine Schreibernotiz der Handschrift H belehrt, wo es am Ende von K. 350 (nach G), S. 228 B des Codex, heißt: Dies Buch hat Reinhart Bruwart von Miltenberg, Eberhard Windecks Diener, geschrieben und am St. Andreas- abend (29. November) 1438 beendet.1) Nach diesem Ab- schlusse erfuhr das Ganze eine Durchsicht,2) welche zu der Redaktion CG führte. Dies beweist der in H fehlende und in C G stehende Satz K. 87, 2, in dem auf Kaiser Albrechts Tod Bezug ge- nommen wird. Die letzten zehn Kapitel sind im Laufe der folgenden fünf Jahre, wahrscheinlich den Zeitereignissen folgend, beigefügt worden, nur die Gründungssage von Trier wurde von Windecke au Sigmunds Anregung hin schon zwischen 1430 und 36 zusammen- gestellt, gehört also zu den älteren Bestandtheilen des Buches. Es stimmt ganz zu dem mehrfach hervorgehobenen, mehr per- sönlichen und subjektiven Charakter der Handschrift H. wenn in 1) H eraus erhellt, wie wenig gerechtfertigt es war, wenn Lorenz (S. 278) verlangte, man solle das „merkwürdige Sammelbuch“ künftig nach Heinrich von Nürnberg, dem ersten Diener Windeckes, benennen, „der die eigentliche Arbeit und Mühe gehabt haben werde“. 2) Damals entstand wohl auch die nach Sigmunds Tode verfaßte Einleitung.
Strana XV
Einleitung. XV derselben statt dieser letzten zehn Kapitel eine dritte Mainzer Rachtung und ein Verzeichniß der ausgewanderten Patricier ge- geben wird. Zur Ermittelung der Zeit, vor der das Werk nicht begonnen sein kann, dienen Kap. 46, 2, welches auf das Jahr 1433; Kap. 70, g. E., welches auf Anfang 1431; 181 und 192, welche auf 1432 hinweisen.1) Aus Wendungen, wie Kap. 239 g. E.: „So blieb das bis 1430, wie es sich nachher gestaltete, das findest Du unten“, darf man nicht mit Sicherheit auf gleichzeitige Aufzeichnung schließen, doch spricht der Ton mancher Stellen, wie namentlich von K. 228, 232 g. E. und 339 dafür, daß gleich zeitige Notizen gemacht wurden.2) Jedenfalls hat Windecke mindestens zehn Jahre lang — von 1433 bis 1443 — sein Werk „zusammengelesen“. Eine direkte Einwirkung Sigmunds auf dasselbe ist nur bei Kap. 352b (364 C) erkennbar. Nach ausdrücklicher Angabe Windeckes ist es jedoch auf Bitten von Fürsten und Herren abgefaßt worden, von denen Kaspar Schlick in der Wiener Handschrift besonders genannt wird. Der Zweck, den es verfolgt, ist offenbar, den Kaiser gegen die Angriffe zu rechtfertigen, welche er wegen seiner Politik in Deutschland reichlich erfahren mußte.3) Diese Absicht tritt deutlich hervor, denn Sigmunds Macht (21 E.), Schönheit (340 Mitte, Leutseligkeit (93, 341), Friedensliebe (187) und guter Wille (208, 213) werden dem Eigennutze der Fürsten und besonders der Geistlichen gegen- über ins gehörige Licht gesetzt. Vgl. 143 g. E., 315 g. E. 1. Fast wie absichtlich wird des Königs Geleitstreue (K. 85b) gegenüber seinem Verhalten gegen Hus (K. 86) betont. Nur einmal findet sich ein Beispiel von Kritik (K. 139). Dagegen 1) Die Jahreszahl 1440 in Kap. 209 fin. ist nicht sicher genau beglaubigt, in H ver stümmelt, um darauf Schlüsse bauen zu können. — 2) Wenn Windecke Kap. 339 sagt, er habe fein Werk 1437 schreiben lassen. so ist das wohl so zu verstehen, daß in diesem Jahre der größte Theil desselben zu Stande kam. — 3) Ich glaube dies Lorenz gegenüber betonen zu müssen, der S. 278 erklärt, jede2 Urtheil über Windeckes politische Gesinnung in der Schwebe zu Iassen.
Einleitung. XV derselben statt dieser letzten zehn Kapitel eine dritte Mainzer Rachtung und ein Verzeichniß der ausgewanderten Patricier ge- geben wird. Zur Ermittelung der Zeit, vor der das Werk nicht begonnen sein kann, dienen Kap. 46, 2, welches auf das Jahr 1433; Kap. 70, g. E., welches auf Anfang 1431; 181 und 192, welche auf 1432 hinweisen.1) Aus Wendungen, wie Kap. 239 g. E.: „So blieb das bis 1430, wie es sich nachher gestaltete, das findest Du unten“, darf man nicht mit Sicherheit auf gleichzeitige Aufzeichnung schließen, doch spricht der Ton mancher Stellen, wie namentlich von K. 228, 232 g. E. und 339 dafür, daß gleich zeitige Notizen gemacht wurden.2) Jedenfalls hat Windecke mindestens zehn Jahre lang — von 1433 bis 1443 — sein Werk „zusammengelesen“. Eine direkte Einwirkung Sigmunds auf dasselbe ist nur bei Kap. 352b (364 C) erkennbar. Nach ausdrücklicher Angabe Windeckes ist es jedoch auf Bitten von Fürsten und Herren abgefaßt worden, von denen Kaspar Schlick in der Wiener Handschrift besonders genannt wird. Der Zweck, den es verfolgt, ist offenbar, den Kaiser gegen die Angriffe zu rechtfertigen, welche er wegen seiner Politik in Deutschland reichlich erfahren mußte.3) Diese Absicht tritt deutlich hervor, denn Sigmunds Macht (21 E.), Schönheit (340 Mitte, Leutseligkeit (93, 341), Friedensliebe (187) und guter Wille (208, 213) werden dem Eigennutze der Fürsten und besonders der Geistlichen gegen- über ins gehörige Licht gesetzt. Vgl. 143 g. E., 315 g. E. 1. Fast wie absichtlich wird des Königs Geleitstreue (K. 85b) gegenüber seinem Verhalten gegen Hus (K. 86) betont. Nur einmal findet sich ein Beispiel von Kritik (K. 139). Dagegen 1) Die Jahreszahl 1440 in Kap. 209 fin. ist nicht sicher genau beglaubigt, in H ver stümmelt, um darauf Schlüsse bauen zu können. — 2) Wenn Windecke Kap. 339 sagt, er habe fein Werk 1437 schreiben lassen. so ist das wohl so zu verstehen, daß in diesem Jahre der größte Theil desselben zu Stande kam. — 3) Ich glaube dies Lorenz gegenüber betonen zu müssen, der S. 278 erklärt, jede2 Urtheil über Windeckes politische Gesinnung in der Schwebe zu Iassen.
Strana XVI
XVI Einleitung. wird das oft unwürdige Auftreten Sigmunds entweder ignorirt, oder, wie die Lübecker Angelegenheit (K. 68), in einer Weise dar- gestellt, die die Schuld des Königs ganz in den Hintergrund treten läßt. Für die Bedeutung der großen kirchlichen Ver- sammlungen zeigt Windecke kein Verständniß. Einseitig und mangelhaft ist die Darstellung des Streites zwischen Sigmund und dem Herzoge Friedrich von Oestreich. Noch weniger könnte man sich einen Begriff von den Hussitenkriegen nach seinem Werke machen. Trotz dieser Mängel aber und wenn auch vielleicht einseitig der Zweck verfolgt wird, weite Kreise und insbesondere die jüngere Generation über die Schädlichkeit der weltlichen und geistlichen Fürsten im Gegensatze zur Kaiserwürde aufzuklären, bleibt Win- deckes Werk interessant durch eine Fülle eigenthümlicher und wichtiger Nachrichten. Seine Glaubwürdigkeit hat auch von neueren Gelehrten fast durchweg Anerkennung erfahren (vergl. — v. Bezold, König Sigmund und die Reichskriege gegen die Hussiten I. S. 21 u. 22; Caro, das Bündniß von Canterbury). — Die verhältnißmäßig große Anzahl von Handschriften läßt auf eine weite Verbreitung des Buches schließen, doch ist das selbe in alter Zeit nicht gedruckt worden. Der von Mencken Scriptores rerum Germanicarum tom. II. auf Grund der Gothaer und der Weimarischen Handschrift gelieferte Abdruck ist für wissen- schaftliche Zwecke ganz unbrauchbar. Nach einer Notiz in D. R. A. VIII., 157 ist Herr Gymnasialdirektor Schmidt in Halberstadt gegenwärtig mit der Herstellung einer kritischen Aus gabe des Windecke beschäftigt.
XVI Einleitung. wird das oft unwürdige Auftreten Sigmunds entweder ignorirt, oder, wie die Lübecker Angelegenheit (K. 68), in einer Weise dar- gestellt, die die Schuld des Königs ganz in den Hintergrund treten läßt. Für die Bedeutung der großen kirchlichen Ver- sammlungen zeigt Windecke kein Verständniß. Einseitig und mangelhaft ist die Darstellung des Streites zwischen Sigmund und dem Herzoge Friedrich von Oestreich. Noch weniger könnte man sich einen Begriff von den Hussitenkriegen nach seinem Werke machen. Trotz dieser Mängel aber und wenn auch vielleicht einseitig der Zweck verfolgt wird, weite Kreise und insbesondere die jüngere Generation über die Schädlichkeit der weltlichen und geistlichen Fürsten im Gegensatze zur Kaiserwürde aufzuklären, bleibt Win- deckes Werk interessant durch eine Fülle eigenthümlicher und wichtiger Nachrichten. Seine Glaubwürdigkeit hat auch von neueren Gelehrten fast durchweg Anerkennung erfahren (vergl. — v. Bezold, König Sigmund und die Reichskriege gegen die Hussiten I. S. 21 u. 22; Caro, das Bündniß von Canterbury). — Die verhältnißmäßig große Anzahl von Handschriften läßt auf eine weite Verbreitung des Buches schließen, doch ist das selbe in alter Zeit nicht gedruckt worden. Der von Mencken Scriptores rerum Germanicarum tom. II. auf Grund der Gothaer und der Weimarischen Handschrift gelieferte Abdruck ist für wissen- schaftliche Zwecke ganz unbrauchbar. Nach einer Notiz in D. R. A. VIII., 157 ist Herr Gymnasialdirektor Schmidt in Halberstadt gegenwärtig mit der Herstellung einer kritischen Aus gabe des Windecke beschäftigt.
Strana XVII
Machtrag. Herr Gymnasialdirektor Profefsor von Hagen hat seiner Zeit den Muth gehabt, große Partien des Buches Eberhard Windecks, welche hier vorliegen, nach drei Handschriften in das Neuhochdeutsche zu übertragen, da eine irgend brauchbare Aus- gabe des Werkes nicht vorlag. Es gehörte dazu viel Muth und ebensoviel Hingebung an den Gegenstand. Eine abschließende Arbeit konnte damit nicht geliefert werden, und Herr von Hagen wird selbst nicht der Meinung gewesen sein, eine solche mit seinem Material liefern zu können. Um das zu ermöglichen, hät- ten, wie hier die Ueberlieferung liegt, sämmtliche vorhandene Windeck-Handschriften herangezogen und mit ihrer Hilfe der originale Text hergestellt werden müssen. Seine Arbeit ist dann von Al. Reifferscheid in den Göttingischen gelehrten Anzeigen 1888, 10. Stück, S. 419—428 einer sehr scharfen Kritik unter- zogen worden. Diese war in allen Hauptpunkten berechtigt, aber sie enthielt auch ungerechte und ungegründete Vorwürfe, und wenn sie gerecht hätte sein wollen, hätte sie die Schwierigkeit der Arbeit, zumal bei der Stellung ihres Verfaffers damals als Gymnasialoberlehrer in einem kleinen Ort, würdigen und auch hervorheben müssen, was an dem Buche wirklich verdienstlich war. Es ist, als der Band im Jahre 1886 gedruckt wurde, von W. Wattenbach mit dem Herrn Verleger abgemacht worden, daß der Band unverändert auch in der zweiten Gesammtausgabe II
Machtrag. Herr Gymnasialdirektor Profefsor von Hagen hat seiner Zeit den Muth gehabt, große Partien des Buches Eberhard Windecks, welche hier vorliegen, nach drei Handschriften in das Neuhochdeutsche zu übertragen, da eine irgend brauchbare Aus- gabe des Werkes nicht vorlag. Es gehörte dazu viel Muth und ebensoviel Hingebung an den Gegenstand. Eine abschließende Arbeit konnte damit nicht geliefert werden, und Herr von Hagen wird selbst nicht der Meinung gewesen sein, eine solche mit seinem Material liefern zu können. Um das zu ermöglichen, hät- ten, wie hier die Ueberlieferung liegt, sämmtliche vorhandene Windeck-Handschriften herangezogen und mit ihrer Hilfe der originale Text hergestellt werden müssen. Seine Arbeit ist dann von Al. Reifferscheid in den Göttingischen gelehrten Anzeigen 1888, 10. Stück, S. 419—428 einer sehr scharfen Kritik unter- zogen worden. Diese war in allen Hauptpunkten berechtigt, aber sie enthielt auch ungerechte und ungegründete Vorwürfe, und wenn sie gerecht hätte sein wollen, hätte sie die Schwierigkeit der Arbeit, zumal bei der Stellung ihres Verfaffers damals als Gymnasialoberlehrer in einem kleinen Ort, würdigen und auch hervorheben müssen, was an dem Buche wirklich verdienstlich war. Es ist, als der Band im Jahre 1886 gedruckt wurde, von W. Wattenbach mit dem Herrn Verleger abgemacht worden, daß der Band unverändert auch in der zweiten Gesammtausgabe II
Strana XVIII
XVIII Nachtrag. der Geschichtschreiber erscheinen sollte, und es sind damals die für diese nöthigen Exemplare schon abgezogen worden. Eine Abänderung dieser Festsetzung ist unmöglich. Und wenn sie sich auch den äußeren Umständen nach ermöglichen ließe, könnte auch jetzt nicht eine berechtigten Anforderungen genügende Übersetzung her¬ gestellt werden. Wilhelm Altmann hat zwar, nachdem er 1891 „Studien zu Eberhard Windecke“ plubliciert hatte, dessen Werk vollständig herausgegeben (Eberhart Windeckes Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Zeitalters Kaiser Sigmunds, Berlin 1893). Aber diese Ausgabe ist vollständig mißlungen. Auch für sie ist das handschriftliche Material nicht so vollständig herangezogen, wie es nothwendig ist, und zu ihrer Grundlage ist eine Hand¬ schrift gewählt worden, welche am stärksten interpoliert ist, und in welcher der ursprüngliche Text am freiesten verändert ist. Das wahre Verhältniß der Handschriften zu einander ist garnicht erkannt. Auch entbehrte der Herausgeber der für eine solche Arbeit nothwendigen Kenntnisfe der altdeutschen Sprache. Das alles ist, nachdem schon Al. Reifferscheid in den Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1887 S. 522—545 das wirkliche Handschriftenverhältniß in der Haupt- sache richtig dargelegt hatte, von Arthur Wyß in einer ganz vortrefflichen Untersuchung (Eberhard Windecks Buch vom Kaiser Sigmund und seine Ueberlieferung int Centralblatt für Bibliotheks- wesen XI, S. 433—483 und daraus besonders abgedruckt Leip- zig 1894) nachgewiesen worden. Hier sind die kritischen Grund¬ lagen für eine künftige Windeck-Ausgabe gelegt, und viele das Werk und den Verfasser betreffende Fragen in lichtvoller Weise behandelt. Bei der dargelegten Sachlage läßt sich ietzt nachträglich an dem vorliegenden Buch wenig beffern. Einer der am meisten begründeten Vorwürfe, die Al. Reifferscheid ihm machte, ist, daß die Uebersetzung zu frei und ungenau ist, daß namentlich Sätze und Satztheile oft ohne Grund weggelassen find. All
XVIII Nachtrag. der Geschichtschreiber erscheinen sollte, und es sind damals die für diese nöthigen Exemplare schon abgezogen worden. Eine Abänderung dieser Festsetzung ist unmöglich. Und wenn sie sich auch den äußeren Umständen nach ermöglichen ließe, könnte auch jetzt nicht eine berechtigten Anforderungen genügende Übersetzung her¬ gestellt werden. Wilhelm Altmann hat zwar, nachdem er 1891 „Studien zu Eberhard Windecke“ plubliciert hatte, dessen Werk vollständig herausgegeben (Eberhart Windeckes Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Zeitalters Kaiser Sigmunds, Berlin 1893). Aber diese Ausgabe ist vollständig mißlungen. Auch für sie ist das handschriftliche Material nicht so vollständig herangezogen, wie es nothwendig ist, und zu ihrer Grundlage ist eine Hand¬ schrift gewählt worden, welche am stärksten interpoliert ist, und in welcher der ursprüngliche Text am freiesten verändert ist. Das wahre Verhältniß der Handschriften zu einander ist garnicht erkannt. Auch entbehrte der Herausgeber der für eine solche Arbeit nothwendigen Kenntnisfe der altdeutschen Sprache. Das alles ist, nachdem schon Al. Reifferscheid in den Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1887 S. 522—545 das wirkliche Handschriftenverhältniß in der Haupt- sache richtig dargelegt hatte, von Arthur Wyß in einer ganz vortrefflichen Untersuchung (Eberhard Windecks Buch vom Kaiser Sigmund und seine Ueberlieferung int Centralblatt für Bibliotheks- wesen XI, S. 433—483 und daraus besonders abgedruckt Leip- zig 1894) nachgewiesen worden. Hier sind die kritischen Grund¬ lagen für eine künftige Windeck-Ausgabe gelegt, und viele das Werk und den Verfasser betreffende Fragen in lichtvoller Weise behandelt. Bei der dargelegten Sachlage läßt sich ietzt nachträglich an dem vorliegenden Buch wenig beffern. Einer der am meisten begründeten Vorwürfe, die Al. Reifferscheid ihm machte, ist, daß die Uebersetzung zu frei und ungenau ist, daß namentlich Sätze und Satztheile oft ohne Grund weggelassen find. All
Strana XIX
Nachtrag. XIX dieses zu berichtigen und nachzutragen hieße das Buch von neuem drucken, und würde sich bei der Mangelhaftigkeit der neuen Ausgabe mit Aussicht auf glücklichen Erfolg überhaupt nicht durchführen lafsen. Da Herr Direktor Profefsor von Hagen durch Amtsgeschäfte verhindert war, Nachträge zu liefern, habe ich mich darauf beschränken müssen, einige der wichtigsten Ergeb- nisse der Untersuchung von A. Wyß und einige aus der Vorrede Altmanns zu seiner Ausgabe, durch welche die frühere Vorrede berichtigt oder ergänzt wird, mitzutheilen und einige wenige Verbefferungen anzugeben, zumeist solcher Stellen, welche von Reifferscheid und Altmann mit Recht getadelt sind, ganz wenige solche, welche mir zufällig sich dargeboten haben. Das Geburtsjahr von Eberhard Windeck 1) läßt sich nicht ganz genau feststellen, denn der Angabe (S. 282), daß er im Jahre 1437 erst 55 Jahre alt war, steht eine andere gegenüber (S. 1. 5), nach der er im Jahre 1394 schon 15 Jahre alt war, so daß man nur sagen kann, er ist um 1380 geboren. Sein Vater hieß Kolman (Konrad) und war wahrscheinlich wie später sein Sohn Eberhard im Geldwesen zu Mainz thätig. Er starb am 31. Mai 1400 (S. 6). Durch seinen frühen Tod sind Eberhard und seine Geschwister wahrscheinlich in die ärmlichen Verhältnisse gerathen, von denen er S. 157 spricht. Weitere Ergänzungen, die zu dem Lebenslauf Eberhards zunächst aus seinem eigenen Werke gewonnen werden können, übergehe ich als von geringerer Bedeutung. Höchst wichtig aber ist, daß er, wie A. Wyß feststellte, schon im Jahre 1440 gestorben ist. Da- raus ergiebt sich von selbst, daß alles, was über dieses Jahr hinausweist, nicht von Eberhard herrührt, in erster Linie also die Kapitel 355—360 (S. 310—316), welche die Krönungs- fahrt Friedrichs III. 1342—1343 enthalten, von fremder Hand hinzugefügt sind. Sie gehören der zweiten im Jahr 1443 nach 1) Diese Form und die Schreibart Windekk ist, wie A. Wyß zetgt, eben so gut oder sogar besser bezeugt wie die Form Windecke.
Nachtrag. XIX dieses zu berichtigen und nachzutragen hieße das Buch von neuem drucken, und würde sich bei der Mangelhaftigkeit der neuen Ausgabe mit Aussicht auf glücklichen Erfolg überhaupt nicht durchführen lafsen. Da Herr Direktor Profefsor von Hagen durch Amtsgeschäfte verhindert war, Nachträge zu liefern, habe ich mich darauf beschränken müssen, einige der wichtigsten Ergeb- nisse der Untersuchung von A. Wyß und einige aus der Vorrede Altmanns zu seiner Ausgabe, durch welche die frühere Vorrede berichtigt oder ergänzt wird, mitzutheilen und einige wenige Verbefferungen anzugeben, zumeist solcher Stellen, welche von Reifferscheid und Altmann mit Recht getadelt sind, ganz wenige solche, welche mir zufällig sich dargeboten haben. Das Geburtsjahr von Eberhard Windeck 1) läßt sich nicht ganz genau feststellen, denn der Angabe (S. 282), daß er im Jahre 1437 erst 55 Jahre alt war, steht eine andere gegenüber (S. 1. 5), nach der er im Jahre 1394 schon 15 Jahre alt war, so daß man nur sagen kann, er ist um 1380 geboren. Sein Vater hieß Kolman (Konrad) und war wahrscheinlich wie später sein Sohn Eberhard im Geldwesen zu Mainz thätig. Er starb am 31. Mai 1400 (S. 6). Durch seinen frühen Tod sind Eberhard und seine Geschwister wahrscheinlich in die ärmlichen Verhältnisse gerathen, von denen er S. 157 spricht. Weitere Ergänzungen, die zu dem Lebenslauf Eberhards zunächst aus seinem eigenen Werke gewonnen werden können, übergehe ich als von geringerer Bedeutung. Höchst wichtig aber ist, daß er, wie A. Wyß feststellte, schon im Jahre 1440 gestorben ist. Da- raus ergiebt sich von selbst, daß alles, was über dieses Jahr hinausweist, nicht von Eberhard herrührt, in erster Linie also die Kapitel 355—360 (S. 310—316), welche die Krönungs- fahrt Friedrichs III. 1342—1343 enthalten, von fremder Hand hinzugefügt sind. Sie gehören der zweiten im Jahr 1443 nach 1) Diese Form und die Schreibart Windekk ist, wie A. Wyß zetgt, eben so gut oder sogar besser bezeugt wie die Form Windecke.
Strana XX
XX Nachtrag. des Verfassers Tode veranstalteten Redaction an, von der sogleich die Rede sein wird. Die originale Fafsung seines Werkes, welches Eberhard im Jahre 1437 seinem Diener Reinhard Brunwart diktierte (S. 282), und das am 12. Juli 1438 von diesem abgeschlossen ist (S. 296), bietet allein die, freilich sehr fehlerhafte Handschrift H.1) Dem abgeschlofsenen Buch wurde noch, wohl zweifellos von Eberhard selbst, eine kurze Fortsetzung hinzugefügt, welche bis Ende 1439 reicht und zu Anfang des Jahres 1440 beendigt ist (S. 296 —298). Die darauf folgenden Kapitel 352b—354 über die Urgeschichte von Trier und Mainz sind entweder von Eberhard selbst seinem Werke angehängt oder doch seinen Materialien ent- nommen. In einer im Jahre 1443 von dem Originale von 1438 genommenen Abschrift wurden mehrere Aenderungen von Be- deutung vorgenommen. Eine Anzahl von Stellen, welche sich auf die Stadt Mainz bezogen, namentliche solche, welche Aus- fälle gegen die Mainzer Geistlichkeit enthielten, wurde weggelassen. Dann wurden durchweg Kapitelüberschriften eingesetzt, welche in dem Original nicht standen. Manche von diesen Ueberschriften, auch solche, die in dieser Uebersetzung vorkommen,2) beziehen sich aber nicht auf die nachfolgenden Kapitel, sondern auf Bilder, denn die Handschrift von 1443 war reich illustriert. 3) Ein Theil dieser Bilder ist in der Handschrift C noch enthalten, auch in G sollten sie wiederholt werden, es ist für sie freier Raum gelassen. Dann wurde, wie gesagt, in dieser Redaction die Er- zählung von der Krönungsfahrt Friedrichs III. hinzugefügt. Andere Zusätze sind unbedeutend. Aus dieser Fassung von 1443 stammen 1) Eine Handschrift der Stadtbibliothek zu Zürich, welche dieselbe Fassung enthält, ist Abschrift von H, kommt also für die Textgestaltung nicht in Betracht. — 2) Sie sind aber da so umgestaltet, daß man ihre Bestimmung nicht erkennt, da der Herr übersetzer nicht bemerkte, daß sie sich auf Bilder bezogen. — 3) Einige wenige bildliche Darstellungen enthielt auch das Original von 1438 schon.
XX Nachtrag. des Verfassers Tode veranstalteten Redaction an, von der sogleich die Rede sein wird. Die originale Fafsung seines Werkes, welches Eberhard im Jahre 1437 seinem Diener Reinhard Brunwart diktierte (S. 282), und das am 12. Juli 1438 von diesem abgeschlossen ist (S. 296), bietet allein die, freilich sehr fehlerhafte Handschrift H.1) Dem abgeschlofsenen Buch wurde noch, wohl zweifellos von Eberhard selbst, eine kurze Fortsetzung hinzugefügt, welche bis Ende 1439 reicht und zu Anfang des Jahres 1440 beendigt ist (S. 296 —298). Die darauf folgenden Kapitel 352b—354 über die Urgeschichte von Trier und Mainz sind entweder von Eberhard selbst seinem Werke angehängt oder doch seinen Materialien ent- nommen. In einer im Jahre 1443 von dem Originale von 1438 genommenen Abschrift wurden mehrere Aenderungen von Be- deutung vorgenommen. Eine Anzahl von Stellen, welche sich auf die Stadt Mainz bezogen, namentliche solche, welche Aus- fälle gegen die Mainzer Geistlichkeit enthielten, wurde weggelassen. Dann wurden durchweg Kapitelüberschriften eingesetzt, welche in dem Original nicht standen. Manche von diesen Ueberschriften, auch solche, die in dieser Uebersetzung vorkommen,2) beziehen sich aber nicht auf die nachfolgenden Kapitel, sondern auf Bilder, denn die Handschrift von 1443 war reich illustriert. 3) Ein Theil dieser Bilder ist in der Handschrift C noch enthalten, auch in G sollten sie wiederholt werden, es ist für sie freier Raum gelassen. Dann wurde, wie gesagt, in dieser Redaction die Er- zählung von der Krönungsfahrt Friedrichs III. hinzugefügt. Andere Zusätze sind unbedeutend. Aus dieser Fassung von 1443 stammen 1) Eine Handschrift der Stadtbibliothek zu Zürich, welche dieselbe Fassung enthält, ist Abschrift von H, kommt also für die Textgestaltung nicht in Betracht. — 2) Sie sind aber da so umgestaltet, daß man ihre Bestimmung nicht erkennt, da der Herr übersetzer nicht bemerkte, daß sie sich auf Bilder bezogen. — 3) Einige wenige bildliche Darstellungen enthielt auch das Original von 1438 schon.
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Nachtrag. XXI alle übrigen noch vorhandenen Handschriften, also auch die von Herrn von Hagen benutzten G und C. 1) Wenn ich hier eine Anzahl von Berichtigungen folgen lasse, so bemerke ich mit Bezug auf das oben gesagte, daß ich nicht im entferntesten daran denken konnte, alles irrthümliche verbessern zu wollen. Reifferscheid bemerkte, daß viele der angegebenen handschriftlichen Lesarten unrichtig sind. Auf deren Berichtigung habe ich mich gar nicht eingelassen, da ich zu diesem Zweck die Handschriften selbst hätte einsehen müfsen.2) Berlin, den 20. März 1899. O. Holder-Egger. 1) Zu S. VII, Anm. 2 ist zu bemerken, daß die drei da erwähnten Vatikanischen Handschriften Windecks Werk nicht enthalten. Die Görres-Handschrift befindet sich in der Hofbibliothek zu Wien. Daß die Ebnersche Handschrift mit der Cheltenhamer identisch ist, wie Herr von Hagen angab, was aber Al. Reifferscheid heftig bestritt, ist jetzt von A. Wyß bewicsen oder doch im höchsten Grade wahrscheinlich gemacht. Weiteres über die Hand- schriften an dieser Stelle anzugeben, halte ich für ganz überftüssig. — 2) Durch ein Ver- schen in der Druckerei ist eine kleine Berichtigung, die ich zu dem vorigen Bande (Hein- rich dem Tauben) in der Correctur gab, nicht mit aufgenommen worden, ich trage sie daher hier nach. Zu S. VII der Einleitung ist zu bemerken, daß der Verfasser der Zeit- blüthen (Flores temporum) nicht Martin hieß, sondern ein unbekaunter schwäbischer Minorit war. Sie sind jetzt Mon. Germ., Script. XXIV, 226 ff. herausgegeben. Zu S. X ist zu berichtigen, daß Heinrich iedesfalls nicht die dritte Fortsetzung der Jahrbücher Hermanns von Altaich (jetzt Mon. Germ., Script. XXIV. 53 ff.). sondern deren verlorene Quelle, vermuthlich die Chronik des Abtes Folkmar von Fürstenfeld benutzte.
Nachtrag. XXI alle übrigen noch vorhandenen Handschriften, also auch die von Herrn von Hagen benutzten G und C. 1) Wenn ich hier eine Anzahl von Berichtigungen folgen lasse, so bemerke ich mit Bezug auf das oben gesagte, daß ich nicht im entferntesten daran denken konnte, alles irrthümliche verbessern zu wollen. Reifferscheid bemerkte, daß viele der angegebenen handschriftlichen Lesarten unrichtig sind. Auf deren Berichtigung habe ich mich gar nicht eingelassen, da ich zu diesem Zweck die Handschriften selbst hätte einsehen müfsen.2) Berlin, den 20. März 1899. O. Holder-Egger. 1) Zu S. VII, Anm. 2 ist zu bemerken, daß die drei da erwähnten Vatikanischen Handschriften Windecks Werk nicht enthalten. Die Görres-Handschrift befindet sich in der Hofbibliothek zu Wien. Daß die Ebnersche Handschrift mit der Cheltenhamer identisch ist, wie Herr von Hagen angab, was aber Al. Reifferscheid heftig bestritt, ist jetzt von A. Wyß bewicsen oder doch im höchsten Grade wahrscheinlich gemacht. Weiteres über die Hand- schriften an dieser Stelle anzugeben, halte ich für ganz überftüssig. — 2) Durch ein Ver- schen in der Druckerei ist eine kleine Berichtigung, die ich zu dem vorigen Bande (Hein- rich dem Tauben) in der Correctur gab, nicht mit aufgenommen worden, ich trage sie daher hier nach. Zu S. VII der Einleitung ist zu bemerken, daß der Verfasser der Zeit- blüthen (Flores temporum) nicht Martin hieß, sondern ein unbekaunter schwäbischer Minorit war. Sie sind jetzt Mon. Germ., Script. XXIV, 226 ff. herausgegeben. Zu S. X ist zu berichtigen, daß Heinrich iedesfalls nicht die dritte Fortsetzung der Jahrbücher Hermanns von Altaich (jetzt Mon. Germ., Script. XXIV. 53 ff.). sondern deren verlorene Quelle, vermuthlich die Chronik des Abtes Folkmar von Fürstenfeld benutzte.
Strana XXII
Nerichtigungen. Scite XIV, Z. 16—19 lies: „F. 228b des Codex ... Reinhart Brunwart ... ge- schrieben und am St. Margaretenabend (12. Juli) 1438 beendet“. 2, Z. 4. 5 von unten l.: „und den Lebendigen Vernunft und Weisheit, um ihrer Sünde willen Reue zu empfinden und Beichte abzulegen und dafür Buße zu empfangen und von". 8, Z. 13 l.: „ward mir in dem Hause zum Wißbecken“. 9, Z. 19 und S. 10, Z. 12 l.: „Bischof Friedrich von Köln“ und streiche S. 9 die Anm. 1. Danach ist auch im Register S. 324 unter Kölu zu corrigieren. 10, Z. 2 l.: „ihre Güter mit allen Saumthieren genommen". 16, Z. 10 l.: „der König 44000 Mann“. 22, Z. 10 l.: „Herr Johann von Bensheim; für den Erzbischof von Köln der Graf Emmerich". 28, Z. 5 v. u. ist nach Reifferscheid zu lesen: „In derselben Fastenzeit ließ der König“. Altmanns Ausgabe freilich hat in der selben vesten und giebt dazu nur aus einer Handschrift die, wie es scheint, richtige Lesart vasten an. 32, Z. 3: „auf die Brücke des Wassers“ ist jedesfalls falsch. Altmann hat uf die breite des wassers. Nach Reifferscheid wäre hier zu übersetzen „die Brenta das Wasser“. Was doch sehr zweifelhaft ist, da Brixen nicht an der Brenta liegt, und da Windeck oben sagte, daß es an der Etsch (falsch, statt am Zusammenfluß des Eisack und der Rienz) liegt. Einige Zeilen weiter (Z. 7) scheint allerdings nach den Handschriften gelesen werden zu müssen das wasser die brent, wn Altmann hat das wasser und in die breite. 33, Z. 10. 11 l.: „zweitausend sechshundert Pferde“. 35, Aum. 4 streiche die Worte „fehlt in C und“. 36, Z. 1 l.: „mit den böhmischen Herren“. 49, Anm. 1. Nach Reifferscheid ist das hier erwähnte wasser die brent der Brent-Fluß, welcher oberhalb London in die Themse fließt (Altmann verlegt im Register den Fluß nach der Grafschaft Somerset). Bgl. oben zu S. 32.
Nerichtigungen. Scite XIV, Z. 16—19 lies: „F. 228b des Codex ... Reinhart Brunwart ... ge- schrieben und am St. Margaretenabend (12. Juli) 1438 beendet“. 2, Z. 4. 5 von unten l.: „und den Lebendigen Vernunft und Weisheit, um ihrer Sünde willen Reue zu empfinden und Beichte abzulegen und dafür Buße zu empfangen und von". 8, Z. 13 l.: „ward mir in dem Hause zum Wißbecken“. 9, Z. 19 und S. 10, Z. 12 l.: „Bischof Friedrich von Köln“ und streiche S. 9 die Anm. 1. Danach ist auch im Register S. 324 unter Kölu zu corrigieren. 10, Z. 2 l.: „ihre Güter mit allen Saumthieren genommen". 16, Z. 10 l.: „der König 44000 Mann“. 22, Z. 10 l.: „Herr Johann von Bensheim; für den Erzbischof von Köln der Graf Emmerich". 28, Z. 5 v. u. ist nach Reifferscheid zu lesen: „In derselben Fastenzeit ließ der König“. Altmanns Ausgabe freilich hat in der selben vesten und giebt dazu nur aus einer Handschrift die, wie es scheint, richtige Lesart vasten an. 32, Z. 3: „auf die Brücke des Wassers“ ist jedesfalls falsch. Altmann hat uf die breite des wassers. Nach Reifferscheid wäre hier zu übersetzen „die Brenta das Wasser“. Was doch sehr zweifelhaft ist, da Brixen nicht an der Brenta liegt, und da Windeck oben sagte, daß es an der Etsch (falsch, statt am Zusammenfluß des Eisack und der Rienz) liegt. Einige Zeilen weiter (Z. 7) scheint allerdings nach den Handschriften gelesen werden zu müssen das wasser die brent, wn Altmann hat das wasser und in die breite. 33, Z. 10. 11 l.: „zweitausend sechshundert Pferde“. 35, Aum. 4 streiche die Worte „fehlt in C und“. 36, Z. 1 l.: „mit den böhmischen Herren“. 49, Anm. 1. Nach Reifferscheid ist das hier erwähnte wasser die brent der Brent-Fluß, welcher oberhalb London in die Themse fließt (Altmann verlegt im Register den Fluß nach der Grafschaft Somerset). Bgl. oben zu S. 32.
Strana XXIII
Berichtigungen. XXIII Seite 68, Z. 8 v. u. l.: „vom Herzoge von Berry empfangen“. 74, Z. 6 v. u. ist, wie A. Wyß vermuthet, statt „in Ungarn“ zu lesen „bei Gran". 91, Z. 2 l.: „Ostern 1421“ und streiche Anm. 1. Windeck hat was in Kap. 102 (S. 89) steht, irrig vor diesem Reichstage erzählt. An Kap. 102 schließt an was in Kap. 157 (S. 119) folgt. 92, Z. 5 v. u. l.: „der Bischof von Neisse“ (wie richtig unten S. 95, Z.2 v. u. steht. Der Bischof Kourad von Breslan ist gemeint). 92, Z. 4 v. u. l.: „Herzog Hans von Sagan“. 94, Z. 6 v. u. l.: „Herr Peter Strasenitz“. 95, Z. 10—12 l.: „Danach mußte der König am Neujahrs-Abend wieder von dannen weichen, da er gar viele Verräther ans Böhmen und Mähren in dem Heere hatte, die ihm doch geschworen hatten“. — Z. 2 v. u. hinter „Ungarn“ schalte ein: „und Herzog Rumpolt, Herzog Kentner“ (das sind die auch oben S. 92, Kap. 105 erwähnten). 113, Z. 7 l.: „Darum wäre gut, daß Jedermann“. — Z.12 l.: „Denn Gott vergalt ihm das, daß er ein friedsamer, weiser, ehrbarer“. 114, Z. 10. 9 v. u. l.: „was Herzog Hans danach zu großem Nutzen ge- reichte, wie du weiter unten findest". (Doch steht weiter unten darüber nichts.) 117 streiche die Anm. 2. 128, 3. 9 l.: „gegen die heilige Wahrheit Gottes“. (Das Stück ist hier nur in dürftigem Auszuge und in ganz freier Uebersetzung mitgetheilt.) 132, 3. 6 v. u. l.: „zu Ofen und Berge“ (d. i. Blindenburg, Altofen). 139, Z. 6 l.: „der Bischof von Neiße“. Vgl. oben zu S. 92. Z. 20 l.: „wider den". 154, Z. 12 von unten l.: „Das dauerte wohl drei Tage“. 156, Z. 6 v. u. l.: „die unten beschriebenen Heiligthümer (das sind Reli quien) sah". 157, Z. 16 l.: „im Jahre 1400". — Z. 21 l.: „in der Krypte von St. Maxi¬ min“. In Windecks Text ist in der pelunken (d. i. spelunca, Höhle) Sant Maximin zu lesen. — Z. 22. 23 l.: „Ich sah zu Arles St. Lazarus, zu Tarascon St. Martha, zu Avignon den lieben“. 166 Die gesperrten Worte „der Fürsten“ bis „dorthin“ sind eine Glosse, sie rühren nicht vom Verfasser her. Die Worte „hungern noch“ sind zu streichen oder „sehr“ ist dafür zu setzen. 196, Z 1 l.: „dem Könige Achas“. 232, Z. 15—18 l.: „durchhelfen, und unter fünfzig nicht einen gerechten Menschen. Das wollte wohl Gott nicht mehr leiden“. — In den Anm. Z. 3 streiche die Worte „nur in dieser Handschrift erhaltene“.
Berichtigungen. XXIII Seite 68, Z. 8 v. u. l.: „vom Herzoge von Berry empfangen“. 74, Z. 6 v. u. ist, wie A. Wyß vermuthet, statt „in Ungarn“ zu lesen „bei Gran". 91, Z. 2 l.: „Ostern 1421“ und streiche Anm. 1. Windeck hat was in Kap. 102 (S. 89) steht, irrig vor diesem Reichstage erzählt. An Kap. 102 schließt an was in Kap. 157 (S. 119) folgt. 92, Z. 5 v. u. l.: „der Bischof von Neisse“ (wie richtig unten S. 95, Z.2 v. u. steht. Der Bischof Kourad von Breslan ist gemeint). 92, Z. 4 v. u. l.: „Herzog Hans von Sagan“. 94, Z. 6 v. u. l.: „Herr Peter Strasenitz“. 95, Z. 10—12 l.: „Danach mußte der König am Neujahrs-Abend wieder von dannen weichen, da er gar viele Verräther ans Böhmen und Mähren in dem Heere hatte, die ihm doch geschworen hatten“. — Z. 2 v. u. hinter „Ungarn“ schalte ein: „und Herzog Rumpolt, Herzog Kentner“ (das sind die auch oben S. 92, Kap. 105 erwähnten). 113, Z. 7 l.: „Darum wäre gut, daß Jedermann“. — Z.12 l.: „Denn Gott vergalt ihm das, daß er ein friedsamer, weiser, ehrbarer“. 114, Z. 10. 9 v. u. l.: „was Herzog Hans danach zu großem Nutzen ge- reichte, wie du weiter unten findest". (Doch steht weiter unten darüber nichts.) 117 streiche die Anm. 2. 128, 3. 9 l.: „gegen die heilige Wahrheit Gottes“. (Das Stück ist hier nur in dürftigem Auszuge und in ganz freier Uebersetzung mitgetheilt.) 132, 3. 6 v. u. l.: „zu Ofen und Berge“ (d. i. Blindenburg, Altofen). 139, Z. 6 l.: „der Bischof von Neiße“. Vgl. oben zu S. 92. Z. 20 l.: „wider den". 154, Z. 12 von unten l.: „Das dauerte wohl drei Tage“. 156, Z. 6 v. u. l.: „die unten beschriebenen Heiligthümer (das sind Reli quien) sah". 157, Z. 16 l.: „im Jahre 1400". — Z. 21 l.: „in der Krypte von St. Maxi¬ min“. In Windecks Text ist in der pelunken (d. i. spelunca, Höhle) Sant Maximin zu lesen. — Z. 22. 23 l.: „Ich sah zu Arles St. Lazarus, zu Tarascon St. Martha, zu Avignon den lieben“. 166 Die gesperrten Worte „der Fürsten“ bis „dorthin“ sind eine Glosse, sie rühren nicht vom Verfasser her. Die Worte „hungern noch“ sind zu streichen oder „sehr“ ist dafür zu setzen. 196, Z 1 l.: „dem Könige Achas“. 232, Z. 15—18 l.: „durchhelfen, und unter fünfzig nicht einen gerechten Menschen. Das wollte wohl Gott nicht mehr leiden“. — In den Anm. Z. 3 streiche die Worte „nur in dieser Handschrift erhaltene“.
Strana XXIV
XXIV Seite 237, Z. 1 l.: „und wohl 34 angesehener“. 252, Z. 8 v. u. haben die Handschriften nach Altmann für „Italien“, was falsch ist, Zalien. Altmann setzte dafür „Castilien“. Es ist aber wohl mit dem vorhergehenden Worte, das Altmann aus dem Texte warf (wofür v. Hagen „Polen“, das mit Altmann wohl hinter „Norwegen“ zu setzen ist), zu einem Worte zu verbinden, vielleicht zu „Provenzalien“ (= Königreich Arelat). Sonst könnte man auch allenfalls an Sicilien denken. 296, Z. 2. 3 l.: „kamen, saß mein Herr (der Erzbischof Raban) von Trier mitten in dem Chore bei dem Lesepult“. 299, 3. 7 l.: „mulier et tota putena. Und wie es sich machen wird mit dem neuen Könige ....“ (Der Satz ist nie vollendet worden.) 301, Z. 2. 1 v. u. l.: „Und derselbe König ließ den Brunnen von Finthen (Dorf bei Mainz) in die Stadt leiten, da in Mainz großer“. Berichtigungen.
XXIV Seite 237, Z. 1 l.: „und wohl 34 angesehener“. 252, Z. 8 v. u. haben die Handschriften nach Altmann für „Italien“, was falsch ist, Zalien. Altmann setzte dafür „Castilien“. Es ist aber wohl mit dem vorhergehenden Worte, das Altmann aus dem Texte warf (wofür v. Hagen „Polen“, das mit Altmann wohl hinter „Norwegen“ zu setzen ist), zu einem Worte zu verbinden, vielleicht zu „Provenzalien“ (= Königreich Arelat). Sonst könnte man auch allenfalls an Sicilien denken. 296, Z. 2. 3 l.: „kamen, saß mein Herr (der Erzbischof Raban) von Trier mitten in dem Chore bei dem Lesepult“. 299, 3. 7 l.: „mulier et tota putena. Und wie es sich machen wird mit dem neuen Könige ....“ (Der Satz ist nie vollendet worden.) 301, Z. 2. 1 v. u. l.: „Und derselbe König ließ den Brunnen von Finthen (Dorf bei Mainz) in die Stadt leiten, da in Mainz großer“. Berichtigungen.
Strana 1
1. Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des hei- ligen Geistes will ich dies Buch anfangen. Dabei helfe mir die heilige Dreifaltigkett und wolle mir Vernunft und Klugheit verleihen, daß ich das Werk hinausführen kann, und wolle mich von allen unwerthen Dingen abwenden. — Gieb Du mir, o Herr, eine solche Dauer meines Lebens, daß ich es wirklich mit Wahrheit vollenden kann: dazu helfe mir der heilige Geist und die werthe Mutter und Magd Maria! Alle lieben Heiligen wollen mich um Gotteswillen mit Kraft und Stärke ausstatten: Denn ich habe das Werk nicht gemacht um irdisch Gut dafür zu erhalten,1) sondern2) nach dringenden Bitten von Fürsten und Herren habe ich diesen zu Liebe in der unten folgenden Schrift durch meinen Diener Heinrich von Nürnberg von Wort zu Wort und von Punkt zu Punkt zu deutsch alles schreiben lassen, was unser Herr, der Kaiser Sigmund, in eigener Person mit seinen weisen Worten und Werken durch die sieben Kurfürsten und durch andere großmächtige Herren vollbracht hat. Ich, Eberhard Windecke, 3) Bürger zu Mainz, bin an dem Hofe zu Böhmen und Ungarn und unter der Krone zu Prag vierzig Jahre lang von meinem fünfzehnten Jahre an gewesen. Damals 1) Vergl. die ähnliche Aeußerung Kap. 312. — 2) In der Wiener Handschrift heißt es abweichend: „Dieweil ich mit dringenden Ansuchen und Bitten dazu berufen bin von Fürsten und Herren.“ Diese Worte sind am Rande so verbessert: „Ich habe es nicht gemacht, um etwas dafür zu erhalten, da ich es für Kaaper Schlick nach dringenden“ 2. Droysen, p. 220. — Die letztere Wendung steht auch in der hannoverschen Handschrift. — 3) So, nicht Windeck, nennt er sich in diesem Werke stets, und wohl auch in anderen Schriften, s. z. B. Droysen, p. 185 med. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke.
1. Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des hei- ligen Geistes will ich dies Buch anfangen. Dabei helfe mir die heilige Dreifaltigkett und wolle mir Vernunft und Klugheit verleihen, daß ich das Werk hinausführen kann, und wolle mich von allen unwerthen Dingen abwenden. — Gieb Du mir, o Herr, eine solche Dauer meines Lebens, daß ich es wirklich mit Wahrheit vollenden kann: dazu helfe mir der heilige Geist und die werthe Mutter und Magd Maria! Alle lieben Heiligen wollen mich um Gotteswillen mit Kraft und Stärke ausstatten: Denn ich habe das Werk nicht gemacht um irdisch Gut dafür zu erhalten,1) sondern2) nach dringenden Bitten von Fürsten und Herren habe ich diesen zu Liebe in der unten folgenden Schrift durch meinen Diener Heinrich von Nürnberg von Wort zu Wort und von Punkt zu Punkt zu deutsch alles schreiben lassen, was unser Herr, der Kaiser Sigmund, in eigener Person mit seinen weisen Worten und Werken durch die sieben Kurfürsten und durch andere großmächtige Herren vollbracht hat. Ich, Eberhard Windecke, 3) Bürger zu Mainz, bin an dem Hofe zu Böhmen und Ungarn und unter der Krone zu Prag vierzig Jahre lang von meinem fünfzehnten Jahre an gewesen. Damals 1) Vergl. die ähnliche Aeußerung Kap. 312. — 2) In der Wiener Handschrift heißt es abweichend: „Dieweil ich mit dringenden Ansuchen und Bitten dazu berufen bin von Fürsten und Herren.“ Diese Worte sind am Rande so verbessert: „Ich habe es nicht gemacht, um etwas dafür zu erhalten, da ich es für Kaaper Schlick nach dringenden“ 2. Droysen, p. 220. — Die letztere Wendung steht auch in der hannoverschen Handschrift. — 3) So, nicht Windeck, nennt er sich in diesem Werke stets, und wohl auch in anderen Schriften, s. z. B. Droysen, p. 185 med. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke.
Strana 2
2 Eberhard Windecke. ward ich von einem großen, angesehenen Kaufmann mit nach Böhmen genommen, habe dann unter Königen, Herzogen und Herren gelebt bis auf die Stunde, da der allerdurchlauchtigste Fürst, der römische König und Kaiser Sigmund, den man lux mundi, das ist Licht der Welt nannte, verstarb. Dem sei Gott gnädig! Ich, Eberhard Windecke, bin auch bei allen den Vor- gängen, welche unten erzählt sind, auf Geheiß meines gnädigen Herren, des römischen Kaisers, zugegen gewesen und habe manche wunderbare Dinge gesehen, so daß ich Allen wünschte solche Reisen wie ich in fremden Ländern zu machen: man würde mir dann desto 1) eher glauben, was ich über diese Reden und Thaten geschrieben habe. Weil aber wohl anzunehmen ist, daß hierin etliche Stücke unglaublich sind, so wijse Gott vom Himmel, daß ich in dieser Erzählung Niemand zu Liebe noch zu Leide etwas anders erzählt habe, als es geschehen ist. Auch soll ein junger Mann nicht in seinem Heimathlande bleiben; er soll die Herren aufsuchen, wie ich Eberhard Windecke gethan habe: dann wird seine Ehre und sein Lob erhöhet von aller Welt, und er kann sich und all den Seinen vorwärts helfen zu Ehren und Frommen, wie auch ich allen den Meinigen gethan habe. Und wäre ich länger bei meinem gnädigen Herrn Sigmund gewesen, der mich, wie Ihr nachher2) erzählt finden werdet, durch eine Bulle auf dem Zollamt zu Mainz versorgte, so würde ich meinen Freunden in geistlichen oder weltlichen Stellen weiter geholfen haben. Hiermit sei der allmächtige Gott allen denen gnädig, die vor uns verschieden sind, und gebe ihnen Ruhe und Rast und die lebendige Vernunft und Weisheit um ihrer Sünden willen Ruhe zu haben und dafür Vergebung der Buße zu empfangen, von allen Sünden entbunden zu werden und hier in der Zeitlich¬ keit den Genuß des ewigen Lebens nach diesem Leben verdient zu haben. Amen. 1) Hier beginnt Cod. C. — 2) S. z. K. 204, 2.
2 Eberhard Windecke. ward ich von einem großen, angesehenen Kaufmann mit nach Böhmen genommen, habe dann unter Königen, Herzogen und Herren gelebt bis auf die Stunde, da der allerdurchlauchtigste Fürst, der römische König und Kaiser Sigmund, den man lux mundi, das ist Licht der Welt nannte, verstarb. Dem sei Gott gnädig! Ich, Eberhard Windecke, bin auch bei allen den Vor- gängen, welche unten erzählt sind, auf Geheiß meines gnädigen Herren, des römischen Kaisers, zugegen gewesen und habe manche wunderbare Dinge gesehen, so daß ich Allen wünschte solche Reisen wie ich in fremden Ländern zu machen: man würde mir dann desto 1) eher glauben, was ich über diese Reden und Thaten geschrieben habe. Weil aber wohl anzunehmen ist, daß hierin etliche Stücke unglaublich sind, so wijse Gott vom Himmel, daß ich in dieser Erzählung Niemand zu Liebe noch zu Leide etwas anders erzählt habe, als es geschehen ist. Auch soll ein junger Mann nicht in seinem Heimathlande bleiben; er soll die Herren aufsuchen, wie ich Eberhard Windecke gethan habe: dann wird seine Ehre und sein Lob erhöhet von aller Welt, und er kann sich und all den Seinen vorwärts helfen zu Ehren und Frommen, wie auch ich allen den Meinigen gethan habe. Und wäre ich länger bei meinem gnädigen Herrn Sigmund gewesen, der mich, wie Ihr nachher2) erzählt finden werdet, durch eine Bulle auf dem Zollamt zu Mainz versorgte, so würde ich meinen Freunden in geistlichen oder weltlichen Stellen weiter geholfen haben. Hiermit sei der allmächtige Gott allen denen gnädig, die vor uns verschieden sind, und gebe ihnen Ruhe und Rast und die lebendige Vernunft und Weisheit um ihrer Sünden willen Ruhe zu haben und dafür Vergebung der Buße zu empfangen, von allen Sünden entbunden zu werden und hier in der Zeitlich¬ keit den Genuß des ewigen Lebens nach diesem Leben verdient zu haben. Amen. 1) Hier beginnt Cod. C. — 2) S. z. K. 204, 2.
Strana 3
Leben König Sigmunds. Kap. 1—3. 3 2. Wie Kaiser Karl, König von Böhmen, vor seinem Tode verordnete, wie es seine Söhne und Markgraf Wenzeslaus von Mähren Söhne nach seinem Tode halten sollten, und jeglichem sein Land anwies. Du sollst wissen, daß im Jahre 13861) nach Christi Geburt, als Kaiser Karl König von Böhmen war und lebte, er ver anstalten und verordnen wollte, wie sich seine Söhne und seine Neffen, seines verstorbenen Bruders des Markgrafen Wenzeslaus2) von Mähren Söhne, nach seinem Tode verhalten sollten. Also gab Kaiser Karl seinem Sohne, König Wenzel, das Königreich Böhmen und erwarb ihm von den Kurfürsten den Besitz des römischen Reiches in deutschen Landen mit des Reiches Städten und Einkünften, die er den Kurfürsten dafür gab, verschrieb und versetzte. Dadurch kam hernach das römische Reich, während doch seine Erben alle ohne männliche Erben starben, in große Armuth und Noth, denn er that übel am Reiche, daß er dessen Einkünfte um seiner Söhne persönlicher Ehre willen so verschleuderte, wie Du wohl unten findest. Ebenso bestimmte er und gab daraus dem Herzog Hans, seinem Sohne, das Land zu Schweidnitz, Görlitz und das Lausitzer Land. Derselbe war ein ehrbarer, frommer, tüchtiger, wahrhafter Herr und wie man sagte, wurde er um der rechten Wahrheit willen seinen Bruder und seinen Vettern verhaßt und er mußte darum so jung an Gift sterben. Ebenso gab er 3) dem Markgrafen Jobst und dessen Bruder Prokop das Land Mähren und seinem eigenen Bruder, dem Herzog Wenzel, das Land Brabant.4) So waren diese abgefunden. 3. Wie Kaiser Karl, König von Böhmen, seinen Sohn Sig- mund in das Land und in die Mark Brandenburg führte und ihn zum Herren darin machte. Darauf nahm er seinen Sohn Sigmund und führt ihn in 1) Jahreszahl, wie sehr oft bei Windecke falsch, Wenzel ward schon 6. Juli 1376 in Aachen gekrönt und Karl IV. starb November 1378. — 2) Vielmehr Johann (Heinrich). — 3) Karl IV. — 4) Ungenau. Wenzel erwarb Brabant durch Verheirathung, er erhielt das Stammland Luxemburg. Vergl. Aschb. I, 11.
Leben König Sigmunds. Kap. 1—3. 3 2. Wie Kaiser Karl, König von Böhmen, vor seinem Tode verordnete, wie es seine Söhne und Markgraf Wenzeslaus von Mähren Söhne nach seinem Tode halten sollten, und jeglichem sein Land anwies. Du sollst wissen, daß im Jahre 13861) nach Christi Geburt, als Kaiser Karl König von Böhmen war und lebte, er ver anstalten und verordnen wollte, wie sich seine Söhne und seine Neffen, seines verstorbenen Bruders des Markgrafen Wenzeslaus2) von Mähren Söhne, nach seinem Tode verhalten sollten. Also gab Kaiser Karl seinem Sohne, König Wenzel, das Königreich Böhmen und erwarb ihm von den Kurfürsten den Besitz des römischen Reiches in deutschen Landen mit des Reiches Städten und Einkünften, die er den Kurfürsten dafür gab, verschrieb und versetzte. Dadurch kam hernach das römische Reich, während doch seine Erben alle ohne männliche Erben starben, in große Armuth und Noth, denn er that übel am Reiche, daß er dessen Einkünfte um seiner Söhne persönlicher Ehre willen so verschleuderte, wie Du wohl unten findest. Ebenso bestimmte er und gab daraus dem Herzog Hans, seinem Sohne, das Land zu Schweidnitz, Görlitz und das Lausitzer Land. Derselbe war ein ehrbarer, frommer, tüchtiger, wahrhafter Herr und wie man sagte, wurde er um der rechten Wahrheit willen seinen Bruder und seinen Vettern verhaßt und er mußte darum so jung an Gift sterben. Ebenso gab er 3) dem Markgrafen Jobst und dessen Bruder Prokop das Land Mähren und seinem eigenen Bruder, dem Herzog Wenzel, das Land Brabant.4) So waren diese abgefunden. 3. Wie Kaiser Karl, König von Böhmen, seinen Sohn Sig- mund in das Land und in die Mark Brandenburg führte und ihn zum Herren darin machte. Darauf nahm er seinen Sohn Sigmund und führt ihn in 1) Jahreszahl, wie sehr oft bei Windecke falsch, Wenzel ward schon 6. Juli 1376 in Aachen gekrönt und Karl IV. starb November 1378. — 2) Vielmehr Johann (Heinrich). — 3) Karl IV. — 4) Ungenau. Wenzel erwarb Brabant durch Verheirathung, er erhielt das Stammland Luxemburg. Vergl. Aschb. I, 11.
Strana 4
4 Eberhard Windecke. dem obengenannten Jahre1) in die Brandenburger Mark zu Brandenburg und gab ihm die Länder. Dieser Sigmund war ein gar feiner Herr und wurde hernach König zu Ungarn und römischer König und unten wirst Du wohl erzählt finden, wie viel Außerordentliches durch ihn zu seiner Zeit geschah. Und als der Kaiser, König Karl, seinen Sohn, den König Sigmund, so in die Mark Brandenburg gebracht hatte, da mußten die Herren und die Städte und die Lehnsleute geloben und bei den Heiligen schwören, denselben Herrn Sigmund als Markgrafen anzusehen und zu behandeln und ihm gehorsam zu sein und um keinerlei mündlicher oder schriftlicher Anerbietungen willen, wie sie auch immer beschaffen sein möchten, sich von ihm loszusagen, es sei denn, daß derselbe König Sigmund erwachsen und selbständig geworden sei. Danach richteten sie sich bis zu der Zeit, da der König Sigmund dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg die Brandenburger Mark gab. Später wurde der Herr Sigmund mit dem Kaiser nach Ungarn geführt und in Preßburg dem König Ludwig übergeben, der damals in Ungarn regierte und dem König Sigmund seine Tochter Maria zum Weibe gab. Infolge davon erhielt derselbe König Sigmund das Königreich Ungarn, wie Du wohl unten erzählt finden wirst. 4. Als Kaiser Karl, König von Böhmen, seinen Sohn Sigmund in das Land und in die Mark Brandenburg führte, und ihn zum Herrn darin machte, damals zog ich Eberhard Windecke zu erstenmal aus von Vater und Mutter. Du sollst wissen,2) im Jahre 1393 zog ich, Eberhard Windecke, von meinem Vater und von meiner Mutter an Donnerstag vor Pfingsten von Mainz gen Worms. Da ließ mich mein Vater wieder holen, und man brachte mich nach Mainz. Hier blieb ich bis zur nächsten Herbstmesse. Dann zog ich wieder hinweg über Frankfurt, Eisenach, Gotha, Alfeld, Ilefeld nach Erfurt in Thüringen, wo ich bis 1394 blieb. Da 1) Oben 1386, f. S. 3, Anm. 1. — 2) K. 4—6 incl. fehlen H.
4 Eberhard Windecke. dem obengenannten Jahre1) in die Brandenburger Mark zu Brandenburg und gab ihm die Länder. Dieser Sigmund war ein gar feiner Herr und wurde hernach König zu Ungarn und römischer König und unten wirst Du wohl erzählt finden, wie viel Außerordentliches durch ihn zu seiner Zeit geschah. Und als der Kaiser, König Karl, seinen Sohn, den König Sigmund, so in die Mark Brandenburg gebracht hatte, da mußten die Herren und die Städte und die Lehnsleute geloben und bei den Heiligen schwören, denselben Herrn Sigmund als Markgrafen anzusehen und zu behandeln und ihm gehorsam zu sein und um keinerlei mündlicher oder schriftlicher Anerbietungen willen, wie sie auch immer beschaffen sein möchten, sich von ihm loszusagen, es sei denn, daß derselbe König Sigmund erwachsen und selbständig geworden sei. Danach richteten sie sich bis zu der Zeit, da der König Sigmund dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg die Brandenburger Mark gab. Später wurde der Herr Sigmund mit dem Kaiser nach Ungarn geführt und in Preßburg dem König Ludwig übergeben, der damals in Ungarn regierte und dem König Sigmund seine Tochter Maria zum Weibe gab. Infolge davon erhielt derselbe König Sigmund das Königreich Ungarn, wie Du wohl unten erzählt finden wirst. 4. Als Kaiser Karl, König von Böhmen, seinen Sohn Sigmund in das Land und in die Mark Brandenburg führte, und ihn zum Herrn darin machte, damals zog ich Eberhard Windecke zu erstenmal aus von Vater und Mutter. Du sollst wissen,2) im Jahre 1393 zog ich, Eberhard Windecke, von meinem Vater und von meiner Mutter an Donnerstag vor Pfingsten von Mainz gen Worms. Da ließ mich mein Vater wieder holen, und man brachte mich nach Mainz. Hier blieb ich bis zur nächsten Herbstmesse. Dann zog ich wieder hinweg über Frankfurt, Eisenach, Gotha, Alfeld, Ilefeld nach Erfurt in Thüringen, wo ich bis 1394 blieb. Da 1) Oben 1386, f. S. 3, Anm. 1. — 2) K. 4—6 incl. fehlen H.
Strana 5
Leben König Sigmunds. Kap. 3 u. 4. zog ich von Erfurt über Koburg, Neustadt in Franken, Bamberg, Würzburg, Wertheim, Seligenstadt, Frankfurt a/M. wieder nach Mainz. Da blieb ich, Eberhard Windecke, sechs Wochen und zog wieder aus durch Franken über Nürnberg und Weißstadt nach Eger. Da blieb ich bei Nickol Jungherr und Rüdiger Jungherr und Franz Bentzelin1) etwa ein Vierteljahr und wanderte über Ellenbogen und Pilsen nach Prag. Hier war ich bis 1395: Da zog ich wieder von Prag nach Mainz. — Zu derselben Zeit hatte König Wenzel von Böhmen, der römische König und König Sigmunds Bruder, zu Frankfurt eine Versammlung be- rufen. Bei dieser waren die Räthe des Königs von Frankreich zugegen mit Vollmacht um eine Einigung wegen der heiligen Kirche zu machen. Da zog der genannte König Wenzel von Böhmen gen Rheims in der Champagne zum König von Frankreich, und sie trafen da hinsichtlich der heiligen Kirche das Abkommen, daß der römische König mit Hilfe der geistlichen und weltlichen Reichsfürsten den Papst Bonifacius zu Rom absetzen sollte, und daß der König von Frankreich den Papst Clemens, der zu Avignon Hof hielt gegen den Papst zu Rom, absetzen sollte. So kam es, daß der König von Frankreich es übernahm, den Papst Clemens zu vertreiben. Er hätte das auch gethan, doch da starb der Papst, und in dem Augenblicke erwählten die Kardinäle, die zu Avignon waren, einen anderen Papst Namens Petrus de Luna, den sie Benedictus nannten. Das geschah wider des Königs von Frankreich Willen, weil der Papst aus Katalonien gebürtig war. Da schloß der König von Frankreich einen Vertrag mit der Stadt Avignon, daß die Bürger ihm helfen sollten und belagerte mit Hilfe der Stadt das Schloß Avignon und man fügte dem Papste Benediktus so viel Schaden zu, daß er bei Nacht davon mußte. Er kam auf der Rhone, die zwischen Avignon und Villeneuves les Avignon fließt, gen Marseille an das Meer. Hier blieb der Papst, weil alle die 1) G: Sentzelen.
Leben König Sigmunds. Kap. 3 u. 4. zog ich von Erfurt über Koburg, Neustadt in Franken, Bamberg, Würzburg, Wertheim, Seligenstadt, Frankfurt a/M. wieder nach Mainz. Da blieb ich, Eberhard Windecke, sechs Wochen und zog wieder aus durch Franken über Nürnberg und Weißstadt nach Eger. Da blieb ich bei Nickol Jungherr und Rüdiger Jungherr und Franz Bentzelin1) etwa ein Vierteljahr und wanderte über Ellenbogen und Pilsen nach Prag. Hier war ich bis 1395: Da zog ich wieder von Prag nach Mainz. — Zu derselben Zeit hatte König Wenzel von Böhmen, der römische König und König Sigmunds Bruder, zu Frankfurt eine Versammlung be- rufen. Bei dieser waren die Räthe des Königs von Frankreich zugegen mit Vollmacht um eine Einigung wegen der heiligen Kirche zu machen. Da zog der genannte König Wenzel von Böhmen gen Rheims in der Champagne zum König von Frankreich, und sie trafen da hinsichtlich der heiligen Kirche das Abkommen, daß der römische König mit Hilfe der geistlichen und weltlichen Reichsfürsten den Papst Bonifacius zu Rom absetzen sollte, und daß der König von Frankreich den Papst Clemens, der zu Avignon Hof hielt gegen den Papst zu Rom, absetzen sollte. So kam es, daß der König von Frankreich es übernahm, den Papst Clemens zu vertreiben. Er hätte das auch gethan, doch da starb der Papst, und in dem Augenblicke erwählten die Kardinäle, die zu Avignon waren, einen anderen Papst Namens Petrus de Luna, den sie Benedictus nannten. Das geschah wider des Königs von Frankreich Willen, weil der Papst aus Katalonien gebürtig war. Da schloß der König von Frankreich einen Vertrag mit der Stadt Avignon, daß die Bürger ihm helfen sollten und belagerte mit Hilfe der Stadt das Schloß Avignon und man fügte dem Papste Benediktus so viel Schaden zu, daß er bei Nacht davon mußte. Er kam auf der Rhone, die zwischen Avignon und Villeneuves les Avignon fließt, gen Marseille an das Meer. Hier blieb der Papst, weil alle die 1) G: Sentzelen.
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Eberhard Windecke. 6 umliegenden Länder zu ihm hielten, bis zu dem großen Konzile, das nachher zu Konstanz1) gehalten wurde, wie Du wohl unten hören wirst. Aber was du oben vom römischen Könige Wenzel gelesen hast, daß er den Papst zu Rom absetzen sollte, das that er nicht, wodurch sich in aller Christenheit viel Streit, Krieg, Brand, Räuberei und Ketzerei erhob, wie Du wohl hernach in dem Buche finden wirst.2) 5. Wie Eberhard Windecke wiederum den Rhein hinab zog ohne Wissen seines Vaters und nach Köln kam 2. In derselben Zeit zog ich Eberhard Windecke von Mainz den Rhein hinab über Köln, Aachen, Mastricht, Nivelles,3) Bergen im Hennegau, Valenciennes, Câteau Cambrésis, St. Quentin, Noyon, Compiègne, Senlis, Louvres nach Paris. Da war ich drei Jahre und zog wieder von Paris über Rheims,4) Arlon, Luxemburg gen Mainz. Damals wohnten meine Eltern, denen Gott genade, im Spergel 5) zu Mainz. Bei denen blieb ich ein Jahr. Das war im Jahre 1400. Da starb mein Vater am Montage vor Pfingsten und mein Bruder Hermann wurde acht Tage nach Pfingsten am Montage geboren. — Damals wurde Herzog Ruprecht von Heidelberg zu Frankfurt von den Kurfürsten gegen den König Wenzel, der da römischer König und von Böhmen war, zum römischen Könige erwählt um zwölf Artikel willen, die zu Rense auf dem Stuhle gelesen wurden und die Du auch hernach in dem Buche finden wirst.6) Im Jahre 1400 zog Herzog7) Stephan von Baiern, Herr zu Ingolstadt, nach Frankreich zu seiner Tochter, der Königin 1) Kap. 43 fin. — 2) Derartige alIgemeine Hinweise auf eine unten folgende Weiter- führung finden sich bei W. am Schlusse fast jeden Kapitels. Sie sind in der Uebersetzung weggelassen, wo nicht besondere Gründe für Beibehaltung vorlagen. — 3) Handschrift in theil- weise anderer Reihenfolge: nifel borgen castel camere valentin nogun compines sant quintin solis (senles) lufors (luferes). Cf Droysen, p. 156. — 4) C. rense luczenburg gein arlische (G. arlen) ybische (?). Das letzte Wort deutet Droysen, p. 156, 4, als Bitsch. ist dies richtig, so muß man in arlische (arlen) wohl nicht Arlon erblicken, sondern etwa Saarlouis. — 5) Spergel (C.); yme spergk (G.). — 6) K. 24, dort werden acht (in anderen Quellen nur sieben) Artikel erwähnt. — 7) Vergl. Droysen, p. 157, 14.
Eberhard Windecke. 6 umliegenden Länder zu ihm hielten, bis zu dem großen Konzile, das nachher zu Konstanz1) gehalten wurde, wie Du wohl unten hören wirst. Aber was du oben vom römischen Könige Wenzel gelesen hast, daß er den Papst zu Rom absetzen sollte, das that er nicht, wodurch sich in aller Christenheit viel Streit, Krieg, Brand, Räuberei und Ketzerei erhob, wie Du wohl hernach in dem Buche finden wirst.2) 5. Wie Eberhard Windecke wiederum den Rhein hinab zog ohne Wissen seines Vaters und nach Köln kam 2. In derselben Zeit zog ich Eberhard Windecke von Mainz den Rhein hinab über Köln, Aachen, Mastricht, Nivelles,3) Bergen im Hennegau, Valenciennes, Câteau Cambrésis, St. Quentin, Noyon, Compiègne, Senlis, Louvres nach Paris. Da war ich drei Jahre und zog wieder von Paris über Rheims,4) Arlon, Luxemburg gen Mainz. Damals wohnten meine Eltern, denen Gott genade, im Spergel 5) zu Mainz. Bei denen blieb ich ein Jahr. Das war im Jahre 1400. Da starb mein Vater am Montage vor Pfingsten und mein Bruder Hermann wurde acht Tage nach Pfingsten am Montage geboren. — Damals wurde Herzog Ruprecht von Heidelberg zu Frankfurt von den Kurfürsten gegen den König Wenzel, der da römischer König und von Böhmen war, zum römischen Könige erwählt um zwölf Artikel willen, die zu Rense auf dem Stuhle gelesen wurden und die Du auch hernach in dem Buche finden wirst.6) Im Jahre 1400 zog Herzog7) Stephan von Baiern, Herr zu Ingolstadt, nach Frankreich zu seiner Tochter, der Königin 1) Kap. 43 fin. — 2) Derartige alIgemeine Hinweise auf eine unten folgende Weiter- führung finden sich bei W. am Schlusse fast jeden Kapitels. Sie sind in der Uebersetzung weggelassen, wo nicht besondere Gründe für Beibehaltung vorlagen. — 3) Handschrift in theil- weise anderer Reihenfolge: nifel borgen castel camere valentin nogun compines sant quintin solis (senles) lufors (luferes). Cf Droysen, p. 156. — 4) C. rense luczenburg gein arlische (G. arlen) ybische (?). Das letzte Wort deutet Droysen, p. 156, 4, als Bitsch. ist dies richtig, so muß man in arlische (arlen) wohl nicht Arlon erblicken, sondern etwa Saarlouis. — 5) Spergel (C.); yme spergk (G.). — 6) K. 24, dort werden acht (in anderen Quellen nur sieben) Artikel erwähnt. — 7) Vergl. Droysen, p. 157, 14.
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Leben König Sigmunds. Kap. 4 u. 5. von Frankreich, und ich war mit ihm. Da waren wir wohl drei Wochen lang zu Paris und da erwies man dem Herzoge große Ehre und auch Unehre. Das that der von Orleans des- halb, weil die bairischen Herren mit den Kurfürsten den Herzog Ruprecht von Heidelberg zum römischen König gemacht hatten wider den König Wenzel. Denn König Wenzel und der von Orleans standen einander sehr nahe. Doch wurden die beiden Fürsten, Herzog Stephan und der von Orleans, zu Paris aus gesöhnt. Darnach blieb der Herzog Stephan vier Wochen zu Paris und speiste mit dem von Orleans. Da schenkte ihm dieser ein ganz goldenes Gefäß und einen goldenen Mischkrug im Werthe wohl von tausend Kronen. — Darauf zog der Herzog wieder von Paris gen Brabant zu die Straße, die Du oben1) ge- lesen hast, und kam gen Brüssel. Da lebte die alte Fürstin Anna von Brabant noch. Diese empfing den Herzog aufrichtig und nahm ihn freundlich auf. Nachts tanzten sie mit einander: da rechnete man aus, daß mit ihnen 145 Jahre herumtanzten. Die Fürstin war Wenzels von Böhmen, des Bruders Kaiser Karls, Weib gewesen. Hierauf zogen wir von Brüssel über Löwen und St. Trond2) nach Lüttich. Da war Bischof Johann von Baiern, welcher ihn gar wohl aufnahm, denn er war sein Vetter. Dann zogen wir nach Aachen. Von dannen konnte der Herzog vor dem Herzoge Reinald3) von Geldern nicht wohl kommen, denn er war den bairischen Herren feind geworden, weil der Herzog Ruprecht wider Wenzel zum römischen König erwählt worden war. Doch wurde abgemacht, daß Herzog Reinald dem Herzoge Stephan von Baiern sicheres Geleit gab. Da zog er über Jülich und Berg nach Köln, das war vor Martini. Ebenso kam der oben genannte König Ruprecht nach Köln und ließ sich am Martinstage zum römischen Könige krönen, denn nach Aachen durfte er nicht vor dem genannten 1) Zu Anfang dieses Kapitels. — 2) C.: Loffeln strenern (fehlt G.) sant truden (G. taern). — 3) Hier und K. 158 Reinhard, 93 Wilhelm genannt, er hieß Wilhelm Reinald.
Leben König Sigmunds. Kap. 4 u. 5. von Frankreich, und ich war mit ihm. Da waren wir wohl drei Wochen lang zu Paris und da erwies man dem Herzoge große Ehre und auch Unehre. Das that der von Orleans des- halb, weil die bairischen Herren mit den Kurfürsten den Herzog Ruprecht von Heidelberg zum römischen König gemacht hatten wider den König Wenzel. Denn König Wenzel und der von Orleans standen einander sehr nahe. Doch wurden die beiden Fürsten, Herzog Stephan und der von Orleans, zu Paris aus gesöhnt. Darnach blieb der Herzog Stephan vier Wochen zu Paris und speiste mit dem von Orleans. Da schenkte ihm dieser ein ganz goldenes Gefäß und einen goldenen Mischkrug im Werthe wohl von tausend Kronen. — Darauf zog der Herzog wieder von Paris gen Brabant zu die Straße, die Du oben1) ge- lesen hast, und kam gen Brüssel. Da lebte die alte Fürstin Anna von Brabant noch. Diese empfing den Herzog aufrichtig und nahm ihn freundlich auf. Nachts tanzten sie mit einander: da rechnete man aus, daß mit ihnen 145 Jahre herumtanzten. Die Fürstin war Wenzels von Böhmen, des Bruders Kaiser Karls, Weib gewesen. Hierauf zogen wir von Brüssel über Löwen und St. Trond2) nach Lüttich. Da war Bischof Johann von Baiern, welcher ihn gar wohl aufnahm, denn er war sein Vetter. Dann zogen wir nach Aachen. Von dannen konnte der Herzog vor dem Herzoge Reinald3) von Geldern nicht wohl kommen, denn er war den bairischen Herren feind geworden, weil der Herzog Ruprecht wider Wenzel zum römischen König erwählt worden war. Doch wurde abgemacht, daß Herzog Reinald dem Herzoge Stephan von Baiern sicheres Geleit gab. Da zog er über Jülich und Berg nach Köln, das war vor Martini. Ebenso kam der oben genannte König Ruprecht nach Köln und ließ sich am Martinstage zum römischen Könige krönen, denn nach Aachen durfte er nicht vor dem genannten 1) Zu Anfang dieses Kapitels. — 2) C.: Loffeln strenern (fehlt G.) sant truden (G. taern). — 3) Hier und K. 158 Reinhard, 93 Wilhelm genannt, er hieß Wilhelm Reinald.
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8 Eberhard Windecke. Herzoge von Geldern und vor der Stadt Aachen, denn diese hielt es mit dem Könige Wenzel, und es dauerte danach wohl sieben Jahre, ehe sich der König mit ihnen vereinigte, daß sie ihn für einen römischen König hielten. 6. Wie Eberhard Windecke abermals nach Mainz kam, nach Nürnberg zog und da den Herzog Stephan fand. Im Jahre 1402 zog ich Eberhard Windecke wieder von Mainz über Worms, Heidelberg, Heilbronn, Weinsberg, Weins- heim, Dinkelsbühl, Nürnberg, Eichstedt nach Ingolstadt. Da fand ich den Herzog Stephan, der mir Geld schuldete. Ich forderte es ihm ab, er aber gab mir nichts. So schiffte ich mich auf der Donau ein und fuhr gen Kelheim und Regensburg. Da ward mir bei dem Weißbäcker zu Regensburg an der Brücke gestohlen, was ich hatte. Dann fuhr ich weiter über Straubing, Vilshofen, Passau, Linz, Steinheim, Krems, Neuburg nach Wien. Da kam ich zu einem Kaufmanne von Nürnberg, einem Bieder manne, der hieß Laurenz Gralantz, wohnhaft zu Nürnberg im Linger1). In Wien blieb ich bis zum Jahre 1406, dann zog ich gen Ungarn über Preßburg, Altenburg, Raab, Gran, Waitzen nach Ofen. Hier kam mir Nachricht von Mainz von meiner Mutter in Betreff meiner Schwester, daß ich hin kommen solle. Dies that ich, verschaffte meiner Schwester einen Mann Namens Klaus Bockenheimer, aus Worms gebürtig, that ihr das Beste und verdiente wenig Dank dabei. So zog ich wieder gen Ungarn nach Ofen und von da über Hatvan2), Gyöngyös, Miskolcz, Sixo [-], Kaschau, Iglo3) und Leutschau nach Ofen. Da blieb ich bis zum Jahre 1408. Hierauf reiste ich wieder über Stuhl- weißenburg in Ungarn, Totis, Veszprin, Warasdin, Pettau, Marburg, Hohenmauth, Busseldorf in Friaul und Gemona nach Venedig und führte bei mir wohl fünfundzwanzig Dukaten, die 1) G: burger. — 2) Zu den nächsten drei Reisen vergleiche Droysen, p. 159, 1, 2, 3. — 3) Hdschr. Neuendorf auf die gowitz, G. geswize in den czipps, worunter man Gössnitz verstehen könnte, wenn dadurch nicht eine Umstellung (Gössnitz Iglo) nothwendig würde.
8 Eberhard Windecke. Herzoge von Geldern und vor der Stadt Aachen, denn diese hielt es mit dem Könige Wenzel, und es dauerte danach wohl sieben Jahre, ehe sich der König mit ihnen vereinigte, daß sie ihn für einen römischen König hielten. 6. Wie Eberhard Windecke abermals nach Mainz kam, nach Nürnberg zog und da den Herzog Stephan fand. Im Jahre 1402 zog ich Eberhard Windecke wieder von Mainz über Worms, Heidelberg, Heilbronn, Weinsberg, Weins- heim, Dinkelsbühl, Nürnberg, Eichstedt nach Ingolstadt. Da fand ich den Herzog Stephan, der mir Geld schuldete. Ich forderte es ihm ab, er aber gab mir nichts. So schiffte ich mich auf der Donau ein und fuhr gen Kelheim und Regensburg. Da ward mir bei dem Weißbäcker zu Regensburg an der Brücke gestohlen, was ich hatte. Dann fuhr ich weiter über Straubing, Vilshofen, Passau, Linz, Steinheim, Krems, Neuburg nach Wien. Da kam ich zu einem Kaufmanne von Nürnberg, einem Bieder manne, der hieß Laurenz Gralantz, wohnhaft zu Nürnberg im Linger1). In Wien blieb ich bis zum Jahre 1406, dann zog ich gen Ungarn über Preßburg, Altenburg, Raab, Gran, Waitzen nach Ofen. Hier kam mir Nachricht von Mainz von meiner Mutter in Betreff meiner Schwester, daß ich hin kommen solle. Dies that ich, verschaffte meiner Schwester einen Mann Namens Klaus Bockenheimer, aus Worms gebürtig, that ihr das Beste und verdiente wenig Dank dabei. So zog ich wieder gen Ungarn nach Ofen und von da über Hatvan2), Gyöngyös, Miskolcz, Sixo [-], Kaschau, Iglo3) und Leutschau nach Ofen. Da blieb ich bis zum Jahre 1408. Hierauf reiste ich wieder über Stuhl- weißenburg in Ungarn, Totis, Veszprin, Warasdin, Pettau, Marburg, Hohenmauth, Busseldorf in Friaul und Gemona nach Venedig und führte bei mir wohl fünfundzwanzig Dukaten, die 1) G: burger. — 2) Zu den nächsten drei Reisen vergleiche Droysen, p. 159, 1, 2, 3. — 3) Hdschr. Neuendorf auf die gowitz, G. geswize in den czipps, worunter man Gössnitz verstehen könnte, wenn dadurch nicht eine Umstellung (Gössnitz Iglo) nothwendig würde.
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Leben König Sigmunds. Kap. 5 u. 6. 9 Laurenz Gralantz und Ulrich Forchtel von Nürnberg gehörten, und von dem meinigen 338 ungarische Gulden, die ich in den Nürnbergischen Hof einzahlte. Hierauf reiste ich zurück über Serravalle, Innsbruck, Schwangau, Augsburg, Wertingen, Weißenburg bei Nürnberg nach Nürnberg, wo ich bis in die Fastenmesse blieb. Dann fuhr ich auf der Donau wieder hin- weg nach Ungarn. Hier blieb ich, Eberhard Windecke, bis zum Jahre 1410. Dann ritt ich durch Oestreich über Burkersdorf, Enzerndorf, St. Pölten, Mölk, Amstetten, Strengberg, Enns, Ebelsberg, Efferdingen, Burbach, Passau, Vilshofen, Pleinting, Osterhofen, Straubing, Regensburg nach Nürnberg, [dann] mit achtzig Deutschen über Köln, Weißenburg, Kelheim, Landshut, Burghausen, Lauffen, Salzburg, Hallein, Frohnleit, Gratz, Bruck, Pettau und Fünfkirchen nach Ofen. — Zu derselben Zeit im Jahre 1412 starb König Ruprecht von Heidelberg. Da versammelten sich die Kurfürsten in demselben Jahre um St. Bartholomäustag [24. August] und wählten einen andern König. Der Bischof von Mainz, Johann von Nassau, und Bischof Dietrich von Köln1) wählten den Markgrafen Jobst von Mähren mit dem Barte. Dagegen wählten der Bischof von Trier, Herzog Ludwig von Heidelberg, der Sohn des Königs Ruprecht, Herzog Albrecht von Sachsen, den König Sigmund zu Ungarn und Markgrafen von Brandenburg, welcher König wurde. In der Zeit sandte König Sigmund zum Markgrafen Jobst von Mähren und ließ ihn fragen, ob er nach Frankfurt ziehen wolle, um das römische Reich zu übernehmen. Der ließ ihm entgegnen, daß er römischer König werden und nach Frankfurt gehen wolle. Darauf ließ Sigmund ihm entbieten, er werde gegen Mähren ziehen und bereitete sich auch dazu mit Truppen und Geld. Inzwischen wollte Gott, daß Markgraf Jobst starb. Der war ein großer Lügner genannt worden, weil er den Kauf-- leuten von Aachen, Köln, Mainz, Nürnberg, Regensburg, Augs 1) Hier und vielfach unten Friedrich genannt.
Leben König Sigmunds. Kap. 5 u. 6. 9 Laurenz Gralantz und Ulrich Forchtel von Nürnberg gehörten, und von dem meinigen 338 ungarische Gulden, die ich in den Nürnbergischen Hof einzahlte. Hierauf reiste ich zurück über Serravalle, Innsbruck, Schwangau, Augsburg, Wertingen, Weißenburg bei Nürnberg nach Nürnberg, wo ich bis in die Fastenmesse blieb. Dann fuhr ich auf der Donau wieder hin- weg nach Ungarn. Hier blieb ich, Eberhard Windecke, bis zum Jahre 1410. Dann ritt ich durch Oestreich über Burkersdorf, Enzerndorf, St. Pölten, Mölk, Amstetten, Strengberg, Enns, Ebelsberg, Efferdingen, Burbach, Passau, Vilshofen, Pleinting, Osterhofen, Straubing, Regensburg nach Nürnberg, [dann] mit achtzig Deutschen über Köln, Weißenburg, Kelheim, Landshut, Burghausen, Lauffen, Salzburg, Hallein, Frohnleit, Gratz, Bruck, Pettau und Fünfkirchen nach Ofen. — Zu derselben Zeit im Jahre 1412 starb König Ruprecht von Heidelberg. Da versammelten sich die Kurfürsten in demselben Jahre um St. Bartholomäustag [24. August] und wählten einen andern König. Der Bischof von Mainz, Johann von Nassau, und Bischof Dietrich von Köln1) wählten den Markgrafen Jobst von Mähren mit dem Barte. Dagegen wählten der Bischof von Trier, Herzog Ludwig von Heidelberg, der Sohn des Königs Ruprecht, Herzog Albrecht von Sachsen, den König Sigmund zu Ungarn und Markgrafen von Brandenburg, welcher König wurde. In der Zeit sandte König Sigmund zum Markgrafen Jobst von Mähren und ließ ihn fragen, ob er nach Frankfurt ziehen wolle, um das römische Reich zu übernehmen. Der ließ ihm entgegnen, daß er römischer König werden und nach Frankfurt gehen wolle. Darauf ließ Sigmund ihm entbieten, er werde gegen Mähren ziehen und bereitete sich auch dazu mit Truppen und Geld. Inzwischen wollte Gott, daß Markgraf Jobst starb. Der war ein großer Lügner genannt worden, weil er den Kauf-- leuten von Aachen, Köln, Mainz, Nürnberg, Regensburg, Augs 1) Hier und vielfach unten Friedrich genannt.
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10 Eberhard Windecke. burg, Ulm und andern Städten mehr sein fürstlich Geleit in die Stadt Brünn gegeben und ihnen doch ihre Güter sämmtlich ge nommen und gesagt hatte, man hätte es auch auf dem Felde genommen, es sei eben so gut, daß sie1) es genommen hätten. Doch ward nach des Markgrafen Tode ein Theil der Güter wieder erstattet. 7. Wie König Sigmund gegen Mähren ziehen wollte und wie ihm Botschaft kam, daß ihn die Kurfürsten einhellig zum König gemacht hätten. Als König Sigmund von Ungarn, wie Du oben gelesen hast, sich gerüstet hatte gegen Mähren zu ziehen, kam ihm Botschaft, daß Bischof Johann von Mainz und Bischof Dietrich von Köln, da der Markgraf todt war, ihm auch die Kurstimme zum römischen Reiche gäben. Also zog der König gen Ofen und ließ eine große Versammlung dahin berufen. Da waren in der Versammlung König Sigmund selbst, König Ladislaus von Polen oder Krakau, König Worol2) von Bosnien, die Herzöge Albrecht und Ernst von Oestreich, zwei Fürsten von Baiern, dazu 19 geborene Herzöge, 24 Grafen, 50 Landherren, 1400 Ritter und Knechte und viel gute und edele Leute. Auch waren daselbst 248 Herolde und Trabanten3). Als darauf die Versammlung auseinander gegangen war, zog König Sigmund von Ungarn durch Windischland nach Laibach4) zu. Hier wollte man das Volk nicht durchlassen, weil er 40000 streitbare Krieger hatte. Da brachen sie die Vorstadt ab und zogen zwischen der nächsten Stadt und dem Flusse Laibach hin und weiter über den Karst nach Friaul. Daselbst hatte Pipo Span im Auftrage des Königs lange im Felde gestanden und wohl zweiunddreißig Städte und Schlösser eingenommen. Dieser Pipo war eines Schuhmachers Sohn aus Florenz, und der König hatte ihn zu 1) Jobst und die Seinigen. — 2) C G: Marolt. Er hieß Twartko Schura. Vergl. Aschbach I, 325. — 3) Hdschr. Persevanten = poursuivants. H: 298. — 4) November 1412. Aschbach I, 345. Ueber den Feldzug vergl. K. 17.
10 Eberhard Windecke. burg, Ulm und andern Städten mehr sein fürstlich Geleit in die Stadt Brünn gegeben und ihnen doch ihre Güter sämmtlich ge nommen und gesagt hatte, man hätte es auch auf dem Felde genommen, es sei eben so gut, daß sie1) es genommen hätten. Doch ward nach des Markgrafen Tode ein Theil der Güter wieder erstattet. 7. Wie König Sigmund gegen Mähren ziehen wollte und wie ihm Botschaft kam, daß ihn die Kurfürsten einhellig zum König gemacht hätten. Als König Sigmund von Ungarn, wie Du oben gelesen hast, sich gerüstet hatte gegen Mähren zu ziehen, kam ihm Botschaft, daß Bischof Johann von Mainz und Bischof Dietrich von Köln, da der Markgraf todt war, ihm auch die Kurstimme zum römischen Reiche gäben. Also zog der König gen Ofen und ließ eine große Versammlung dahin berufen. Da waren in der Versammlung König Sigmund selbst, König Ladislaus von Polen oder Krakau, König Worol2) von Bosnien, die Herzöge Albrecht und Ernst von Oestreich, zwei Fürsten von Baiern, dazu 19 geborene Herzöge, 24 Grafen, 50 Landherren, 1400 Ritter und Knechte und viel gute und edele Leute. Auch waren daselbst 248 Herolde und Trabanten3). Als darauf die Versammlung auseinander gegangen war, zog König Sigmund von Ungarn durch Windischland nach Laibach4) zu. Hier wollte man das Volk nicht durchlassen, weil er 40000 streitbare Krieger hatte. Da brachen sie die Vorstadt ab und zogen zwischen der nächsten Stadt und dem Flusse Laibach hin und weiter über den Karst nach Friaul. Daselbst hatte Pipo Span im Auftrage des Königs lange im Felde gestanden und wohl zweiunddreißig Städte und Schlösser eingenommen. Dieser Pipo war eines Schuhmachers Sohn aus Florenz, und der König hatte ihn zu 1) Jobst und die Seinigen. — 2) C G: Marolt. Er hieß Twartko Schura. Vergl. Aschbach I, 325. — 3) Hdschr. Persevanten = poursuivants. H: 298. — 4) November 1412. Aschbach I, 345. Ueber den Feldzug vergl. K. 17.
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Leben König Sigmunds. Kap. 6—9. 11 einem Herrn gemacht: dennoch ließ er sich damals von den Venetianern bestechen durch zwei silberne vergoldete Flaschen [anscheinend] mit Malvasier, doch waren Dukaten [darin], so daß König Sigmund die Treviser Mark damals nicht gewann. König Sigmund zog vorwärts an die Etsch zu Herzog Friedrich: wie es ihm danach erging, das findet man wohl unten1) erzählt. 8. Wie Markgraf Jobst verstarb, während König Sigmund eine Versammlung in Mähren abhielt2). In derselben Zeit zog ich, Eberhard Windecke von König Sigmund gen Preßburg in Ungarn und war daselbst am h. Kreuztage 14103). Da nahmen mich die Preßburger wieder Gottes Ehre und Recht und Klugheit gefangen. Und sie wären gerne hart mit mir verfahren, wenn sie eine Schuld an mir ge- funden hätten. Darauf ließen sie mich los, und ich zog von dannen durch Steiermark am St. Nikolaus Abend (5. Dezember) Über Wienerisch Neustadt,4) Schottwien, Friesach, St. Veit, durch Kärnten über Höllenburg, Villach, durch Friaul über Venedig, Padua, Verona, Vicenza, Mantua, Borgoforte nach Cremona. Hier fand ich den edeln römischen und ungarischen König Sigmund. Das war um Weihnachten, und ich blieb bei Sr. Gnade bis zur Fastenzeit des folgenden Jahres 14115). Da hieß S. Gnade mir meine Aktenstücke nach meinen Bedürfnissen überreichen. Also zog ich von ihm aus Cremona den Pofluß hinab, und S. Gnade reiste über Piacenza, Alesandria nach Asti in Piemont: wie es ihm da ging, das findet man unten 6). 9. Hier7) wird erzählt, wie Eberhard Windecke durch sehr viele Länder zuletzt zum Markgrafen von Brandenburg kam. So zog ich, wie oben erzählt ist, durch das Gebirge von Venedig über Serravalle 8), Toblach, Innichen, Lienz, Drauburg, Villach, Hohenmauth, Marburg, Pettau nach Ungarn über 1) K. 28, 42 — 2) Die Ueberschrift paßt nicht zum Inhalte des Kapitels, welches in H. fehlt. — 3) Am 14. September 1412, s. Droysen, p. 163, 1. —4) S. Droysen, p 164, 1. — 5) Vielmehr 1414, denn Sigmund war im Winter 1413 in Italien. — 6) Vergl. K. 43 und 85. — 7) Kap. 9 fehlt H. und C. — 8) Droysen, p. 164.
Leben König Sigmunds. Kap. 6—9. 11 einem Herrn gemacht: dennoch ließ er sich damals von den Venetianern bestechen durch zwei silberne vergoldete Flaschen [anscheinend] mit Malvasier, doch waren Dukaten [darin], so daß König Sigmund die Treviser Mark damals nicht gewann. König Sigmund zog vorwärts an die Etsch zu Herzog Friedrich: wie es ihm danach erging, das findet man wohl unten1) erzählt. 8. Wie Markgraf Jobst verstarb, während König Sigmund eine Versammlung in Mähren abhielt2). In derselben Zeit zog ich, Eberhard Windecke von König Sigmund gen Preßburg in Ungarn und war daselbst am h. Kreuztage 14103). Da nahmen mich die Preßburger wieder Gottes Ehre und Recht und Klugheit gefangen. Und sie wären gerne hart mit mir verfahren, wenn sie eine Schuld an mir ge- funden hätten. Darauf ließen sie mich los, und ich zog von dannen durch Steiermark am St. Nikolaus Abend (5. Dezember) Über Wienerisch Neustadt,4) Schottwien, Friesach, St. Veit, durch Kärnten über Höllenburg, Villach, durch Friaul über Venedig, Padua, Verona, Vicenza, Mantua, Borgoforte nach Cremona. Hier fand ich den edeln römischen und ungarischen König Sigmund. Das war um Weihnachten, und ich blieb bei Sr. Gnade bis zur Fastenzeit des folgenden Jahres 14115). Da hieß S. Gnade mir meine Aktenstücke nach meinen Bedürfnissen überreichen. Also zog ich von ihm aus Cremona den Pofluß hinab, und S. Gnade reiste über Piacenza, Alesandria nach Asti in Piemont: wie es ihm da ging, das findet man unten 6). 9. Hier7) wird erzählt, wie Eberhard Windecke durch sehr viele Länder zuletzt zum Markgrafen von Brandenburg kam. So zog ich, wie oben erzählt ist, durch das Gebirge von Venedig über Serravalle 8), Toblach, Innichen, Lienz, Drauburg, Villach, Hohenmauth, Marburg, Pettau nach Ungarn über 1) K. 28, 42 — 2) Die Ueberschrift paßt nicht zum Inhalte des Kapitels, welches in H. fehlt. — 3) Am 14. September 1412, s. Droysen, p. 163, 1. —4) S. Droysen, p 164, 1. — 5) Vielmehr 1414, denn Sigmund war im Winter 1413 in Italien. — 6) Vergl. K. 43 und 85. — 7) Kap. 9 fehlt H. und C. — 8) Droysen, p. 164.
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12 Eberhard Windecke. Weißenburg gen Totis. Darauf sandte ich die Aktenstücke, die mir der König gegeben hatte, nach Preßburg, sie halfen mir aber nicht. Daher ritt ich über Gran, Blindenburg, Waizen, Balassa, Karpfen, Altsohl, Neusohl, Rosenberg, St. Georgenberg, Kesmark, Sandec, Limanawa nach Krakau 1). Hier blieb ich vier Wochen und zog von da über Slawkowo, Brieg, Breslau, Neustadt, Krossen, Frankfurt an der Oder nach Berlin in der Mark Brandenburg. Da kam ich zum Markgrafen, und dieser machte mich zum Mühlenmeister zu Berlin. Hier blieb ich von Johanni bis zur künftigen Fastnacht 14122). Da mochte ich kein Bier mehr trinken, verabschiedete mich und zog an den Rhein nach Mainz. In derselben Zeit war der römische König Sigmund aus der Lombardei an den Rhein gezogen und hatte sich in Aachen krönen lassen, wie man unten3) erzählt findet. 10. Von den großen Wunderzeichen, welche zu Ofen in Unserer Frauen Kirche geschehen sind: wie der Thurm einstürzte, während viele Leute in der Kirche waren, und doch keiner eine tödtliche Verletzung davon trug. Im Jahre 1384 sang am Sonntage Exsurge ein Priester seine erste Messe in Unserer Frauen Kirche zu Ofen 4) als der Kirchthurm niederstürzte, während viele Leute in der Kirche waren. Doch geschah keine tödtliche Versetzung. Im folgenden Jahre 1385 am St. Jakobstage (25. Juli) fing der Ban der Kroaten Johann [Horwath] die Königin Elisabeth, König Ludwigs Gemahlin, und deren Tochter Maria, des jetzigen Königs Sigmund erste Gemahlin. Dem Nikolaus Gara wurde das Haupt abgeschlagen und der Königin blutig in den Wagen geworfen und Blasius Forgacz5) und viele andere tüchtige Leute wurden getödtet. Dies geschah auf dem Felde vor Schloß Gorian 6). 1) Hdschr. zu dem yserin Keller in Kartkowe. — 2) Vielmehr 1415. Cf. Droysen 165, das Richtige giebt Windecke selbst Kap. 54. — 3) Kap. 44. — 4) Hdschr. (außer dem Karlsruher Fragment) noch: in der Pfarre. — 5) Hier und im folgenden Kapitel Fargatz Wallas genannt. Vergl. zu K. 250. — 6) G. garan, Karlsruher Fragment: vor gran.
12 Eberhard Windecke. Weißenburg gen Totis. Darauf sandte ich die Aktenstücke, die mir der König gegeben hatte, nach Preßburg, sie halfen mir aber nicht. Daher ritt ich über Gran, Blindenburg, Waizen, Balassa, Karpfen, Altsohl, Neusohl, Rosenberg, St. Georgenberg, Kesmark, Sandec, Limanawa nach Krakau 1). Hier blieb ich vier Wochen und zog von da über Slawkowo, Brieg, Breslau, Neustadt, Krossen, Frankfurt an der Oder nach Berlin in der Mark Brandenburg. Da kam ich zum Markgrafen, und dieser machte mich zum Mühlenmeister zu Berlin. Hier blieb ich von Johanni bis zur künftigen Fastnacht 14122). Da mochte ich kein Bier mehr trinken, verabschiedete mich und zog an den Rhein nach Mainz. In derselben Zeit war der römische König Sigmund aus der Lombardei an den Rhein gezogen und hatte sich in Aachen krönen lassen, wie man unten3) erzählt findet. 10. Von den großen Wunderzeichen, welche zu Ofen in Unserer Frauen Kirche geschehen sind: wie der Thurm einstürzte, während viele Leute in der Kirche waren, und doch keiner eine tödtliche Verletzung davon trug. Im Jahre 1384 sang am Sonntage Exsurge ein Priester seine erste Messe in Unserer Frauen Kirche zu Ofen 4) als der Kirchthurm niederstürzte, während viele Leute in der Kirche waren. Doch geschah keine tödtliche Versetzung. Im folgenden Jahre 1385 am St. Jakobstage (25. Juli) fing der Ban der Kroaten Johann [Horwath] die Königin Elisabeth, König Ludwigs Gemahlin, und deren Tochter Maria, des jetzigen Königs Sigmund erste Gemahlin. Dem Nikolaus Gara wurde das Haupt abgeschlagen und der Königin blutig in den Wagen geworfen und Blasius Forgacz5) und viele andere tüchtige Leute wurden getödtet. Dies geschah auf dem Felde vor Schloß Gorian 6). 1) Hdschr. zu dem yserin Keller in Kartkowe. — 2) Vielmehr 1415. Cf. Droysen 165, das Richtige giebt Windecke selbst Kap. 54. — 3) Kap. 44. — 4) Hdschr. (außer dem Karlsruher Fragment) noch: in der Pfarre. — 5) Hier und im folgenden Kapitel Fargatz Wallas genannt. Vergl. zu K. 250. — 6) G. garan, Karlsruher Fragment: vor gran.
Strana 13
Leben König Sigmunds. Kap. 9—13. 13 11. Wie König Karl von Neapel am Tage nach Dorotheen- tage (6. Febr.) in Ofen an seinem Tische von einem Ungarn Namens Blasius Forgacz erschlagen wurde. In demselben Jahre am Tage nach St. Dorotheentage ward König Karl von Neapel 1) in der Feste zu Ofen in dem Zimmer, von dem man in die Kapelle sieht, erschlagen. Dies that Blasius Forgacz. Der König wurde im St. Andreasdome bei der Blinden- burg begraben. Nach Ungarn hatten ihn einige ungarische Land- herren eingeladen. 12. Wie König Sigmund am Sonntag Palmarum von einigen seiner Herren zum ungarischen Könige gekrönt ward. Am letzten Tage des Monats März 1387 am Palmsonntage, wurde König Sigmund zum ungarischen Könige gekrönt2) von einigen Landherren, die zu seiner Partei gehörten. 13. Wie die ungarischen Herren ihren rechtmäßigen König Sigmund fingen, ihn und alle seine Leute beraubten und alle Fremden, die bei ihm waren, vertrieben. Im Jahre 13993) fingen die Ungarn König Sigmund, ihren rechtmäßigen Herrn, und beraubten alle seine Leute und die Fremden, die Polen, die Böhmen, die Deutschen: Schwaben, Franken, Rheinländer und trieben sie aus dem Lande, als wären es Thiere. Nur ein Herr, ein Böhme Namens Flascho,4) hielt sich zu Ofen in einem Hause auf Unserer Frauen Kirchhof, so daß sie ihm mit allen seinen Dienern [für den Abzug] aus dem Lande Sicherheit geben mußten. Also ward König Sigmuund von seinen Landherren gefangen nach der Blindenburg geführt, wo er lange Zeit festgehalten wurde. Dann führten sie ihn aus das Schloß Garanwe,5) wo er achtzehn Wochen gefangen blieb. Da 1) G: von buben; H. von balan. — 2) Vergl. Aschbach I, 46. — 3) Nach den bei Aschbach I, 122, 25 angeführten Nachrichten war es am 28. April 1401. Doch verlegt auch das Chronicon Cillejense die Nachricht von der Verlobung Sigmunds mit der Tochter des Grafen Cilly, die aus Dankbarkeit für dessen Bemühungen um Sigmunds Freiheit erfolgte, in das Jahr 1399. S Aschb. I, 132, 45. —4) H: Valcho. — 5) Dieser Name des sonst Siklos ge nannten Schlosses (Aschb. I, 124, 30) deutet wohl auf den Besitzer Gara, oder es liegt eine Ver- wechselung von Windecke's Seite mit dem Schlosse Gorian vor, das Kap. 10 garan genannt ist.
Leben König Sigmunds. Kap. 9—13. 13 11. Wie König Karl von Neapel am Tage nach Dorotheen- tage (6. Febr.) in Ofen an seinem Tische von einem Ungarn Namens Blasius Forgacz erschlagen wurde. In demselben Jahre am Tage nach St. Dorotheentage ward König Karl von Neapel 1) in der Feste zu Ofen in dem Zimmer, von dem man in die Kapelle sieht, erschlagen. Dies that Blasius Forgacz. Der König wurde im St. Andreasdome bei der Blinden- burg begraben. Nach Ungarn hatten ihn einige ungarische Land- herren eingeladen. 12. Wie König Sigmund am Sonntag Palmarum von einigen seiner Herren zum ungarischen Könige gekrönt ward. Am letzten Tage des Monats März 1387 am Palmsonntage, wurde König Sigmund zum ungarischen Könige gekrönt2) von einigen Landherren, die zu seiner Partei gehörten. 13. Wie die ungarischen Herren ihren rechtmäßigen König Sigmund fingen, ihn und alle seine Leute beraubten und alle Fremden, die bei ihm waren, vertrieben. Im Jahre 13993) fingen die Ungarn König Sigmund, ihren rechtmäßigen Herrn, und beraubten alle seine Leute und die Fremden, die Polen, die Böhmen, die Deutschen: Schwaben, Franken, Rheinländer und trieben sie aus dem Lande, als wären es Thiere. Nur ein Herr, ein Böhme Namens Flascho,4) hielt sich zu Ofen in einem Hause auf Unserer Frauen Kirchhof, so daß sie ihm mit allen seinen Dienern [für den Abzug] aus dem Lande Sicherheit geben mußten. Also ward König Sigmuund von seinen Landherren gefangen nach der Blindenburg geführt, wo er lange Zeit festgehalten wurde. Dann führten sie ihn aus das Schloß Garanwe,5) wo er achtzehn Wochen gefangen blieb. Da 1) G: von buben; H. von balan. — 2) Vergl. Aschbach I, 46. — 3) Nach den bei Aschbach I, 122, 25 angeführten Nachrichten war es am 28. April 1401. Doch verlegt auch das Chronicon Cillejense die Nachricht von der Verlobung Sigmunds mit der Tochter des Grafen Cilly, die aus Dankbarkeit für dessen Bemühungen um Sigmunds Freiheit erfolgte, in das Jahr 1399. S Aschb. I, 132, 45. —4) H: Valcho. — 5) Dieser Name des sonst Siklos ge nannten Schlosses (Aschb. I, 124, 30) deutet wohl auf den Besitzer Gara, oder es liegt eine Ver- wechselung von Windecke's Seite mit dem Schlosse Gorian vor, das Kap. 10 garan genannt ist.
Strana 14
14 Eberhard Windecke. zogen die Markgrafen Jobst und Prokop von Mähren mit großer Macht gegen Ungarn und eroberten und bedrängten in dem Mähren benachbarten ungarischen Lande viele Städte und Schlöfser, wie Schwarzenstein, Konradstein, Scharfenstein, Saffenstein, Bilstein, Dobenstein, Deutschblinz, Tyrnau, Frauenmarkt, St. Georgen, Bösing, Modern, Losens [2], Preßburg und andere Schlöffer mehr. In derselben Zeit verhandelte Graf Friedrich von Cilly mit dem Großgrafen Nikolaus Gara, in defsen Gefangenschaft sich der König befand, daß König Sigmund allen Landherren, die an seiner Gefangenschaft schuld waren, vergeben solle. So ward der König seiner Gefangenschaft ledig und zog durch Windisch¬ land am Plattensee vorbei nach Preßburg, wo die ungarischen Landherren zu ihm kamen. Da gab ihnen der König sehr gute Urkunden, daß sie ihrer Missethat ganz ledig sein sollten, aber er vergaß sie nicht. Denn später brachte er sie alle um das Leben, nicht mit offener Gewalt, sondern so oft er gegen die Heiden zu streiten hatte, und bei andern Gelegenheiten vertraute er ihnen das Banner und die Spitze an, daß sie ihre Schuld büßen und un derselben willen sterben sollten. — Im folgenden Jahre 1) begehrte König Sigmund eine freundschaftliche Zusammen- kunft mit Herzog Witold aus Littauen zu Kesmark in der Zips zu halten. Das war im Jahre 1396, nach Unserer Frauen Tage Lichtmesse. Während sie lange Verhandlungen mit einander hatten, brannte indessen die halbe Stadt nieder. Deshalb wäre Herzog Witold von den Ungarn und der Gemeinde beinahe erschlagen worden, doch verhinderte es Sigmund mit Gottes Hilfe und wurde wohl mit ihm einig. Als sie sich dann trennen wollten, schenkte Herzog Witold dem Könige Sigmund, was unten ge schildert ist. 14. Dies sind die Geschenke, welche Herzog Witold von Polen dem Könige Sigmund machte. 1) Oben ist 1399 angegeben, wenige Zeilen weiter neunt Windecke das Jahr 1396; in der That fand die Zusammenkunft am 6. April 1410 statt (Aschb. I, 246).
14 Eberhard Windecke. zogen die Markgrafen Jobst und Prokop von Mähren mit großer Macht gegen Ungarn und eroberten und bedrängten in dem Mähren benachbarten ungarischen Lande viele Städte und Schlöfser, wie Schwarzenstein, Konradstein, Scharfenstein, Saffenstein, Bilstein, Dobenstein, Deutschblinz, Tyrnau, Frauenmarkt, St. Georgen, Bösing, Modern, Losens [2], Preßburg und andere Schlöffer mehr. In derselben Zeit verhandelte Graf Friedrich von Cilly mit dem Großgrafen Nikolaus Gara, in defsen Gefangenschaft sich der König befand, daß König Sigmund allen Landherren, die an seiner Gefangenschaft schuld waren, vergeben solle. So ward der König seiner Gefangenschaft ledig und zog durch Windisch¬ land am Plattensee vorbei nach Preßburg, wo die ungarischen Landherren zu ihm kamen. Da gab ihnen der König sehr gute Urkunden, daß sie ihrer Missethat ganz ledig sein sollten, aber er vergaß sie nicht. Denn später brachte er sie alle um das Leben, nicht mit offener Gewalt, sondern so oft er gegen die Heiden zu streiten hatte, und bei andern Gelegenheiten vertraute er ihnen das Banner und die Spitze an, daß sie ihre Schuld büßen und un derselben willen sterben sollten. — Im folgenden Jahre 1) begehrte König Sigmund eine freundschaftliche Zusammen- kunft mit Herzog Witold aus Littauen zu Kesmark in der Zips zu halten. Das war im Jahre 1396, nach Unserer Frauen Tage Lichtmesse. Während sie lange Verhandlungen mit einander hatten, brannte indessen die halbe Stadt nieder. Deshalb wäre Herzog Witold von den Ungarn und der Gemeinde beinahe erschlagen worden, doch verhinderte es Sigmund mit Gottes Hilfe und wurde wohl mit ihm einig. Als sie sich dann trennen wollten, schenkte Herzog Witold dem Könige Sigmund, was unten ge schildert ist. 14. Dies sind die Geschenke, welche Herzog Witold von Polen dem Könige Sigmund machte. 1) Oben ist 1399 angegeben, wenige Zeilen weiter neunt Windecke das Jahr 1396; in der That fand die Zusammenkunft am 6. April 1410 statt (Aschb. I, 246).
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Leben König Sigmunds. Kap. 13—16. 15 Erstlich zwölf Greiffalken, sodann zwölf Handfalken, zwölf Mausehabichte, zwölf Buckelschilde, zwölf Lanzen, zwölf Jagd- spieße, vierundzwanzig Wurfspieße; zwölf Hunde, die den Falken beistehen; zwölf Paßgänger mit Sätteln und goldbeschlagen; zwölf trabende und zwölf laufende Pferde; zwölf zobelbesetzte Hüte, von denen zwei mit Perlen genäht waren; zwölf Rüschen Spitzen;1) zwölf Paar große mit Marderpelz besetzte Handschuhe; zwölf Paar Schöbelinge,2) von denen ein Paar mit Perlen be setzt war; zwölf seidne, littauische Röcke; zwölf seidene Tücher; zwölf Teppiche; zwölfhundert Zobel; zwölfhundert Hermeline, zwölfhundert Röcke;3) zwölf Taschen mit Silber beschlagen und vergoldet; zwölf Paar silberbeschlagene und vergoldete Messer. 15. Dies sind die herrlichen Geschenke, welche die Herzogin, Herzog Witolds Gemahlin, dem König Sigmund machte. Die Herzogin schenkte dem Könige einen Rock aus Zobel, perlengestickt und mit 12 goldenen Knöpfen besetzt; einen mit Zobel und mit Perlen besetzten Hut; ein Paar große mit Zobel gefütterte und perlengestickte Handschuhe; ein Paar perlenbesetzte Schöbelinge; zwanzig weiße, goldgestickte Handtücher; ein gold- gesticktes Tischtuch; ein köstliches goldgesticktes und betreßtes Hand tuch; zehn lange, weiße Tischtücher; 12 Falkenkäfige; 1200 Zobel. Dies Alles schenkte Witold[s Gemahlin] dem Könige; dazu ein seidenes Tuch; einen zobelgefütterten und perlengestickten Hut; zwei Paar große, mit Zobel gefütterte Handschuhe; zwei Paar perlenbesetze Schöbelinge; zwei Paar vergoldete Messer und hun- dert Zobel. 16. Dies sind die Geschenke, welche die Herzogin, Herzog Witolds Gemahlin, der Gemahlin des Königs Sigmund schenkte. Witolds Gemahlin schenkte der Königin Folgendes: drei Paar Schuhe, von denen eins mit Perlen gestickt war, zehn kleine 1) Hdschr.: XII ruschen sputzelin (C schutzelen, H sprutzel) hudischen (H hu- dichten). — 2) Wohl eine besondere Art Handschuhe. — 3) Wohl Bezeichnung eines Pelz- werkes.
Leben König Sigmunds. Kap. 13—16. 15 Erstlich zwölf Greiffalken, sodann zwölf Handfalken, zwölf Mausehabichte, zwölf Buckelschilde, zwölf Lanzen, zwölf Jagd- spieße, vierundzwanzig Wurfspieße; zwölf Hunde, die den Falken beistehen; zwölf Paßgänger mit Sätteln und goldbeschlagen; zwölf trabende und zwölf laufende Pferde; zwölf zobelbesetzte Hüte, von denen zwei mit Perlen genäht waren; zwölf Rüschen Spitzen;1) zwölf Paar große mit Marderpelz besetzte Handschuhe; zwölf Paar Schöbelinge,2) von denen ein Paar mit Perlen be setzt war; zwölf seidne, littauische Röcke; zwölf seidene Tücher; zwölf Teppiche; zwölfhundert Zobel; zwölfhundert Hermeline, zwölfhundert Röcke;3) zwölf Taschen mit Silber beschlagen und vergoldet; zwölf Paar silberbeschlagene und vergoldete Messer. 15. Dies sind die herrlichen Geschenke, welche die Herzogin, Herzog Witolds Gemahlin, dem König Sigmund machte. Die Herzogin schenkte dem Könige einen Rock aus Zobel, perlengestickt und mit 12 goldenen Knöpfen besetzt; einen mit Zobel und mit Perlen besetzten Hut; ein Paar große mit Zobel gefütterte und perlengestickte Handschuhe; ein Paar perlenbesetzte Schöbelinge; zwanzig weiße, goldgestickte Handtücher; ein gold- gesticktes Tischtuch; ein köstliches goldgesticktes und betreßtes Hand tuch; zehn lange, weiße Tischtücher; 12 Falkenkäfige; 1200 Zobel. Dies Alles schenkte Witold[s Gemahlin] dem Könige; dazu ein seidenes Tuch; einen zobelgefütterten und perlengestickten Hut; zwei Paar große, mit Zobel gefütterte Handschuhe; zwei Paar perlenbesetze Schöbelinge; zwei Paar vergoldete Messer und hun- dert Zobel. 16. Dies sind die Geschenke, welche die Herzogin, Herzog Witolds Gemahlin, der Gemahlin des Königs Sigmund schenkte. Witolds Gemahlin schenkte der Königin Folgendes: drei Paar Schuhe, von denen eins mit Perlen gestickt war, zehn kleine 1) Hdschr.: XII ruschen sputzelin (C schutzelen, H sprutzel) hudischen (H hu- dichten). — 2) Wohl eine besondere Art Handschuhe. — 3) Wohl Bezeichnung eines Pelz- werkes.
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16 Eberhard Windecke. goldgestickte Handtücher; zwei paar große mit Zobel gefütterte — Handschuhe; hundert Zobel: Alles dieses schenkte sie ihr. 17. Wie die Venetianer drei junge Herren aus Verona ver- trieben hatten, und wie Herr Marsiglio sie vor den König und seine Räthe führte. Im Jahre 1412 um Ostern kamen drei junge Herren 1) von Verona, welche die Venetianer vertrieben hatten, und mit ihnen Herr Marsiglio von Padua zum König Sigmund von Ungarn und klagten ihre große Noth und ihr Leid. Da lieh ihnen der König 19000 Mann zu Roß, und sie zogen unter dem Haupt- mann Nikolaus Marczaly2) nach Friaul und lagen da gegen die Venetianer zu Felde. Sie geriethen auch an einander, so daß die Venetianer eine große Niederlage erlitten.3) Und der Gras von Ortenburg4) zog hinzu: Darauf5) ward wieder auf füns Jahre Friede geschlossen, und wie es da erging, das findet man hernach 6) wohl. 18. Wie König Sigmund wohl mit zwölftausend Mann in das Land Böhmen zog und nach allen seinen Räthen und Herrn sandte, die er in dem Lande berufen konnte. Im Jahre 14037) zog König Sigmund mit 12000 Mann von Ungarn in das Land und Königreich Böhmen. Da er außer Landes ziehen mußte, schickte er zu seinen Landherren und zu den Städten und hieß die geloben und schwören den Herzog Albrecht von Oestreich als Verweser und Vormund des König- reich Ungarn anzusehen. Das thaten sie. Darauf8) zog er nach Böhmen, wie oben steht, und kam nach Prag zum König Wenzel, seinem Bruder, und traf da seine beiden Vettern Jobst und Prokop 1) Brunoro della Scala (und dejsen Bruder Antonio?) und Marsiglio von Carrara, vergl. Aschb. I, 336, 458. — 2) Ueber den Namen s. z. 250. — 3) Bei Motta. Aschb. I, 340, 25. — 4) Sigmunds Vicarius. Aschb. I, 340, 24. Vergl. p. 437. — 5) Am 17. April 1413 ein fünfjähriger Waffenstillstand. — 6) Italienische Verhältnisse berührt W. zunächst wieder Kap. 27. — 7) Es war Herbst 1402. Vergl. überhaupt zu diesem Kap. Aschb. I, 162, 59; 177, 37; 181, 44; der Zug mit 12000 Mann fand nach der Gefangennehmung von Wenzel und Prokop statt. — 8) Die Ernennung Albrechts zum Reichsverweser fand nach Sigmunds Rückkehr aus Böhmen statt. Urkunde vom 17. September 1402. Aschb. I, 181, 44.
16 Eberhard Windecke. goldgestickte Handtücher; zwei paar große mit Zobel gefütterte — Handschuhe; hundert Zobel: Alles dieses schenkte sie ihr. 17. Wie die Venetianer drei junge Herren aus Verona ver- trieben hatten, und wie Herr Marsiglio sie vor den König und seine Räthe führte. Im Jahre 1412 um Ostern kamen drei junge Herren 1) von Verona, welche die Venetianer vertrieben hatten, und mit ihnen Herr Marsiglio von Padua zum König Sigmund von Ungarn und klagten ihre große Noth und ihr Leid. Da lieh ihnen der König 19000 Mann zu Roß, und sie zogen unter dem Haupt- mann Nikolaus Marczaly2) nach Friaul und lagen da gegen die Venetianer zu Felde. Sie geriethen auch an einander, so daß die Venetianer eine große Niederlage erlitten.3) Und der Gras von Ortenburg4) zog hinzu: Darauf5) ward wieder auf füns Jahre Friede geschlossen, und wie es da erging, das findet man hernach 6) wohl. 18. Wie König Sigmund wohl mit zwölftausend Mann in das Land Böhmen zog und nach allen seinen Räthen und Herrn sandte, die er in dem Lande berufen konnte. Im Jahre 14037) zog König Sigmund mit 12000 Mann von Ungarn in das Land und Königreich Böhmen. Da er außer Landes ziehen mußte, schickte er zu seinen Landherren und zu den Städten und hieß die geloben und schwören den Herzog Albrecht von Oestreich als Verweser und Vormund des König- reich Ungarn anzusehen. Das thaten sie. Darauf8) zog er nach Böhmen, wie oben steht, und kam nach Prag zum König Wenzel, seinem Bruder, und traf da seine beiden Vettern Jobst und Prokop 1) Brunoro della Scala (und dejsen Bruder Antonio?) und Marsiglio von Carrara, vergl. Aschb. I, 336, 458. — 2) Ueber den Namen s. z. 250. — 3) Bei Motta. Aschb. I, 340, 25. — 4) Sigmunds Vicarius. Aschb. I, 340, 24. Vergl. p. 437. — 5) Am 17. April 1413 ein fünfjähriger Waffenstillstand. — 6) Italienische Verhältnisse berührt W. zunächst wieder Kap. 27. — 7) Es war Herbst 1402. Vergl. überhaupt zu diesem Kap. Aschb. I, 162, 59; 177, 37; 181, 44; der Zug mit 12000 Mann fand nach der Gefangennehmung von Wenzel und Prokop statt. — 8) Die Ernennung Albrechts zum Reichsverweser fand nach Sigmunds Rückkehr aus Böhmen statt. Urkunde vom 17. September 1402. Aschb. I, 181, 44.
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Leben König Sigmunds. Kap. 16—19. 17 von Mähren. Hier hatten sie lange Verhandlungen, derart daß sie uneins wurden, und König Sigmund von Ungarn den König Wenzel von Böhmen, seinen Bruder, und den Markgrafen Prokop in der Stadt Prag1) gefangen nahm. Beide führte er aus dem Lande: König Wenzel [brachte er] nach Oestreich und übergab ihn dem Herzoge Wilhelm von Oestreich zu bewachen; Mark- graf Prokop führte er nach Ungarn gen Preßburg. Da lag er ein halbes Jahr gefangen, dann ließ ihn der König wieder los unter der Bedingung, daß er niemand berauben, noch jemand Schaden zufügen solle. Aber König Wenzel ward zwei Jahre in Wien in Obhut gehalten, doch entkam er am St. Martins- abend [11. November 1403] mit List aus Wien. 19. Wie die Ungarn von König Sigmund abfielen, und dem Könige Karl2) von Neapel huldigten und ihn über's Meer nach Zara führten, welche Stadt sie ihm überlieferten. Während König Sigmund in Ofen war, fielen einige Land- herren wieder von ihm ab und wollten einen andern zum König machen, nämlich den König Karl von Neapel. Den brachten sie übers Meer bis gen Zara und gaben ihm diese Stadt, wo- durch später viel Krieg mit den Venetianern entstand. Denn der König [Ladislaus] verkaufte die Stadt an die Venetianer für 66 000 Dukaten3) und zog dann wieder heim, weil sein Vater in Ungarn erschlagen war, was er ebenfalls befürchtete. — Dies hatten die Pfaffen in Ungarn zu Wege gebracht: der Erzbischof von Gran und sechs andere Bischöfe mit ihm in Ungarn. Als dann König Sigmund am St. Jakobstage [24. Juli 1403] aus Böhmen wieder nach Ungarn gen Preßburg kam, erschienen einige Landherren und ergaben sich auf Gnade. Diese nahm der König auf Gnade an, außer dem Erzbischof von Gran, dem Bischofe von Erlau und einem Namens Benedikt de Macra. Dieser hatte 1) Prokop durch Verrath auf seinem Schlosse Pösing. Aschb. I, 173. — 2) Diese grobe Verwechselung mit Ladislaus ist wohl nicht auf Rechnung der Abschreiber zu setzen. Vergl. Kap. 29. — 3) Vergl. Aschb. I, 233, 12, sonst 100 000 Zechinen. 2 Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke.
Leben König Sigmunds. Kap. 16—19. 17 von Mähren. Hier hatten sie lange Verhandlungen, derart daß sie uneins wurden, und König Sigmund von Ungarn den König Wenzel von Böhmen, seinen Bruder, und den Markgrafen Prokop in der Stadt Prag1) gefangen nahm. Beide führte er aus dem Lande: König Wenzel [brachte er] nach Oestreich und übergab ihn dem Herzoge Wilhelm von Oestreich zu bewachen; Mark- graf Prokop führte er nach Ungarn gen Preßburg. Da lag er ein halbes Jahr gefangen, dann ließ ihn der König wieder los unter der Bedingung, daß er niemand berauben, noch jemand Schaden zufügen solle. Aber König Wenzel ward zwei Jahre in Wien in Obhut gehalten, doch entkam er am St. Martins- abend [11. November 1403] mit List aus Wien. 19. Wie die Ungarn von König Sigmund abfielen, und dem Könige Karl2) von Neapel huldigten und ihn über's Meer nach Zara führten, welche Stadt sie ihm überlieferten. Während König Sigmund in Ofen war, fielen einige Land- herren wieder von ihm ab und wollten einen andern zum König machen, nämlich den König Karl von Neapel. Den brachten sie übers Meer bis gen Zara und gaben ihm diese Stadt, wo- durch später viel Krieg mit den Venetianern entstand. Denn der König [Ladislaus] verkaufte die Stadt an die Venetianer für 66 000 Dukaten3) und zog dann wieder heim, weil sein Vater in Ungarn erschlagen war, was er ebenfalls befürchtete. — Dies hatten die Pfaffen in Ungarn zu Wege gebracht: der Erzbischof von Gran und sechs andere Bischöfe mit ihm in Ungarn. Als dann König Sigmund am St. Jakobstage [24. Juli 1403] aus Böhmen wieder nach Ungarn gen Preßburg kam, erschienen einige Landherren und ergaben sich auf Gnade. Diese nahm der König auf Gnade an, außer dem Erzbischof von Gran, dem Bischofe von Erlau und einem Namens Benedikt de Macra. Dieser hatte 1) Prokop durch Verrath auf seinem Schlosse Pösing. Aschb. I, 173. — 2) Diese grobe Verwechselung mit Ladislaus ist wohl nicht auf Rechnung der Abschreiber zu setzen. Vergl. Kap. 29. — 3) Vergl. Aschb. I, 233, 12, sonst 100 000 Zechinen. 2 Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke.
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18 Eberhard Windecke. Alt-Ofen besetzt, da griffen ihn Leute des Königs unter Stibor und Subar an und trieben ihn in die Enge. So ward er aus dem Felde gefangen und in Eisen geschmiedet und lag sechs Jahre so, bis der König Sigmund die Königin Barbara, die Tochter des Grafen von Cilly, heirathete. Bei der Gelegenheit ward er frei gebeten und diente dann dem Könige eifrig und z0g mit ihm nach Katalonien, Frankreich und England. — Den oben erwähnten Erzbischof von Gran griff der König ebenfalls an und belagerte ihn mit manchen Verlusten auf beiden Seiten sechsunddreißig Wochen lang. Auf der Burg befehligten zwei Hauptleute, ein deutscher Namens Siebenhirter und ein ungarischer Namens Sußmann,1) die sich ehrlich wehrten. Doch fand eine Verrätherei statt, so daß der Erzbischof2) dem Könige das Bis- thum, sein väterliches Erbe und sein Leben auf Gnade und Un- gnade in die Hand lieferte. — Wiewohl nun der König ein barm- herziger Herr war und allen, die wider ihn gehandelt hatten, ihre Missethat vergab, so wollte er doch dem Bischofe von Erlau3) nicht vergeben, bis später der Bischof von Krakau zu der großen Versammlung kam, wie Du oben4) gelesen hast: damals ge stattete ihm der König wieder im Lande zu sein, aber das Bis-- thum gab er ihm nicht eher wieder, als bis er von dem großen Konzil in Konstanz kam; da wurde ihm das Bisthum wieder. Dies hatte wohl zehn Jahre gewährt, und in dieser Zeit hatte er große Armuth und Entbehrungen, sehr große Demüthigungen und großen Mangel und mancherlei Leiden erduldet, die man ihm damals anthat. 19b. Wie König Sigmund mit 60 000 Gewappneten gegen den König von Bosnien zog und drei Jahre in dem Lande lag, eine große, mächtige Stadt eroberte und 171 Landherren die Köpfe abschlagen ließ und den König mit sich nach Ofen führte. 1) „Die Ungarn nennen ihn Lábos“. Aschb. I, 221, 20. — 2) Von Gran, Johann von Kanysa. — 3) Thomas Ludán. — 4) Kapitel 7 ist der Bischof nicht ausdrücklich erwähnt.
18 Eberhard Windecke. Alt-Ofen besetzt, da griffen ihn Leute des Königs unter Stibor und Subar an und trieben ihn in die Enge. So ward er aus dem Felde gefangen und in Eisen geschmiedet und lag sechs Jahre so, bis der König Sigmund die Königin Barbara, die Tochter des Grafen von Cilly, heirathete. Bei der Gelegenheit ward er frei gebeten und diente dann dem Könige eifrig und z0g mit ihm nach Katalonien, Frankreich und England. — Den oben erwähnten Erzbischof von Gran griff der König ebenfalls an und belagerte ihn mit manchen Verlusten auf beiden Seiten sechsunddreißig Wochen lang. Auf der Burg befehligten zwei Hauptleute, ein deutscher Namens Siebenhirter und ein ungarischer Namens Sußmann,1) die sich ehrlich wehrten. Doch fand eine Verrätherei statt, so daß der Erzbischof2) dem Könige das Bis- thum, sein väterliches Erbe und sein Leben auf Gnade und Un- gnade in die Hand lieferte. — Wiewohl nun der König ein barm- herziger Herr war und allen, die wider ihn gehandelt hatten, ihre Missethat vergab, so wollte er doch dem Bischofe von Erlau3) nicht vergeben, bis später der Bischof von Krakau zu der großen Versammlung kam, wie Du oben4) gelesen hast: damals ge stattete ihm der König wieder im Lande zu sein, aber das Bis-- thum gab er ihm nicht eher wieder, als bis er von dem großen Konzil in Konstanz kam; da wurde ihm das Bisthum wieder. Dies hatte wohl zehn Jahre gewährt, und in dieser Zeit hatte er große Armuth und Entbehrungen, sehr große Demüthigungen und großen Mangel und mancherlei Leiden erduldet, die man ihm damals anthat. 19b. Wie König Sigmund mit 60 000 Gewappneten gegen den König von Bosnien zog und drei Jahre in dem Lande lag, eine große, mächtige Stadt eroberte und 171 Landherren die Köpfe abschlagen ließ und den König mit sich nach Ofen führte. 1) „Die Ungarn nennen ihn Lábos“. Aschb. I, 221, 20. — 2) Von Gran, Johann von Kanysa. — 3) Thomas Ludán. — 4) Kapitel 7 ist der Bischof nicht ausdrücklich erwähnt.
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Leben König Sigmunds. Kap. 19 u. 20. 19 Im Jahre 14051) zog König Sigmund mit einem großen Heere von 60 000 Mann in das Königreich Bosnien. Da sich der König gegen ihn aufgelehnt hatte, lag er drei volle Jahre Winter und Sommer im Felde, unterwarf das Land, fing den König von Bosnien und führte ihn nach Ofen und ließ 171 Landherren zu Doboy 2) die Köpfe abschlagen und vom Schlosse über einen großen Felsen hinab ins Wasser3) werfen. So unter- warf er das Reich und brachte es dahin, daß der Korvy4) und der Sendel, die größten Landherren und Fürsten in diesem Reiche, zu ihm nach Ofen eilten und sich auf Gnade ergaben: da nahm er sie gar gnädig auf. 20. Wie König Sigmund nach Serbien und Raizen 5) zog und Frieden mit dem Herzoge Tischbot6) im ganzen Lande schloß. Als Sigmund im Jahre 1408, dem letzten Jahre des Krieges, von Bosnien abgezogen war, wandte er sich gegen Serbien und Raizen und verhandelte mit Tischbot und traf Abmachungen mit ihm. Diese hielt derselhe wie ein Biedermann, denn er war Fürst und Herzog von Serbien und Raizen und ein stattlicher, schöner Mann, wahrhaft, gerecht und auch friedliebend, wogegen der Korvy und der Sendel wortbrüchig und lügenhaft waren. — So zog König Sigmund wieder heim gen Ungarn und nahm auf dieser Reise Barbara, die Tochter des Grafen Friedrich7) von Cilly zum Weibe und machte sie zur Königin. Diese heirathete er deshalb, weil der Graf von Cilly seine [ältere] Tochter dem Großgrafen von Ungarns) gegeben hatte, um den König aus der Gefangenschaft zu erlösen, als der Großgraf den König im Auftrage der ungarischen Landhercen in seinem Gewahrsam hielt, wie man in diesem Buche oben9) und weiter unten erzählt findet: 1) Richtig 1406. Aschb. I, 231, 5. — 2) Hdschr. Thobra. — 3) Den Bosnafluß. — 4) Der Woiwode Hervoja, Herzog von Spalatro und Sandal Hranicsch. — 5) D. i. Rascien. — 6) Keine Verstümmelung, wie Aschb. I, 234, 13 meinte, sondern Verwechslung des Titels Despot (Herr, Gebieter) mit dem Namen des Stephan Lazarewitsch. — 7) Vielmehr Hermann. Aschb. I, 262. — 8) Nikolaus Gara. — 9) Kap. 13. Von der Gefangenschaft des Kaisers folgt unten nichts. 2*
Leben König Sigmunds. Kap. 19 u. 20. 19 Im Jahre 14051) zog König Sigmund mit einem großen Heere von 60 000 Mann in das Königreich Bosnien. Da sich der König gegen ihn aufgelehnt hatte, lag er drei volle Jahre Winter und Sommer im Felde, unterwarf das Land, fing den König von Bosnien und führte ihn nach Ofen und ließ 171 Landherren zu Doboy 2) die Köpfe abschlagen und vom Schlosse über einen großen Felsen hinab ins Wasser3) werfen. So unter- warf er das Reich und brachte es dahin, daß der Korvy4) und der Sendel, die größten Landherren und Fürsten in diesem Reiche, zu ihm nach Ofen eilten und sich auf Gnade ergaben: da nahm er sie gar gnädig auf. 20. Wie König Sigmund nach Serbien und Raizen 5) zog und Frieden mit dem Herzoge Tischbot6) im ganzen Lande schloß. Als Sigmund im Jahre 1408, dem letzten Jahre des Krieges, von Bosnien abgezogen war, wandte er sich gegen Serbien und Raizen und verhandelte mit Tischbot und traf Abmachungen mit ihm. Diese hielt derselhe wie ein Biedermann, denn er war Fürst und Herzog von Serbien und Raizen und ein stattlicher, schöner Mann, wahrhaft, gerecht und auch friedliebend, wogegen der Korvy und der Sendel wortbrüchig und lügenhaft waren. — So zog König Sigmund wieder heim gen Ungarn und nahm auf dieser Reise Barbara, die Tochter des Grafen Friedrich7) von Cilly zum Weibe und machte sie zur Königin. Diese heirathete er deshalb, weil der Graf von Cilly seine [ältere] Tochter dem Großgrafen von Ungarns) gegeben hatte, um den König aus der Gefangenschaft zu erlösen, als der Großgraf den König im Auftrage der ungarischen Landhercen in seinem Gewahrsam hielt, wie man in diesem Buche oben9) und weiter unten erzählt findet: 1) Richtig 1406. Aschb. I, 231, 5. — 2) Hdschr. Thobra. — 3) Den Bosnafluß. — 4) Der Woiwode Hervoja, Herzog von Spalatro und Sandal Hranicsch. — 5) D. i. Rascien. — 6) Keine Verstümmelung, wie Aschb. I, 234, 13 meinte, sondern Verwechslung des Titels Despot (Herr, Gebieter) mit dem Namen des Stephan Lazarewitsch. — 7) Vielmehr Hermann. Aschb. I, 262. — 8) Nikolaus Gara. — 9) Kap. 13. Von der Gefangenschaft des Kaisers folgt unten nichts. 2*
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20 Eberhard Windecke. Aus diesem Grunde heirathete Sigmund die Tochter. So ward Treue mit Treue vergolten, und er machte sie zur gekrönten und gesalbten ungarischen und römischen Königin. — Hieraus blieb der König bis zum Jahre 1410 in Ungarn. In dieser Zeit hatten der König von Polen und die Herren von Preußen viel Streit und Spannungen mit einander. Diese Streitpunkte stellten sie dem Könige Sigmund von Ungarn anheim, der zwischen ihnen ein ganzes Jahr verhandelte und es zu einem guten Ende brachte, so daß sie ausgesöhnt waren. Dies geschah in der Stadt Ofen. 21. Wie die Preußen- Herren dem Könige von Ungarn 40 000 Gulden sandten, damit er ihnen Hilfe gewährte, weil der König von Polen sie mit Krieg überzogen hatte. So standen diese Angelegenheiten. In demselben oben genannten Jahre erhob sich abermals ein großes Zerwürfniß, und die Schuld lag an dem Könige von Polen. Da sandten die Preußen-Herren dem Könige Sigmund von Ungarn 40000 Gulden mit der großen Lilie, die Ludwig und Ruprecht geprägt hatten, und ich, Eberhard Windecke, half sie zählen1) hierfür be- gehrten sie Hilfe vom Könige und dieser entbot ihnen, sie sollten sich nicht in einen Streit einlassen, es sei denn, er selbst sei bei ihnen oder habe ihnen Hülfstruppen gesandt. Dies thaten sie nicht, begannen die Feindseligkeiten mit großer Hoffart und sandten dem Könige von Krakau und dem Herzoge Witold ein blutiges Schwert. Aber im Kriege erging es ihnen jämmerlich, denn der König eroberte mit seinen Heiden und Tartaren das Land Preußen fast ganz, da sich ihm Danzig, Thorn, Elbing, Königsberg, Strasburg und viele andere Schlösser ergaben. Nur das [Ordens]haus und die Burg Marienburg behielt der Land- herr und Ritter von Plauen. Doch ward ein Vertrag geschlossen, daß den Preußen-Herren ihr Land wieder ward, und sie behielten dasselbe, nachdem sie dem Könige von Polen eine Summe Geldes 1) „Erste Erwähnung eines dienstlichen Verhältnisses“, Droysen. p. 160.
20 Eberhard Windecke. Aus diesem Grunde heirathete Sigmund die Tochter. So ward Treue mit Treue vergolten, und er machte sie zur gekrönten und gesalbten ungarischen und römischen Königin. — Hieraus blieb der König bis zum Jahre 1410 in Ungarn. In dieser Zeit hatten der König von Polen und die Herren von Preußen viel Streit und Spannungen mit einander. Diese Streitpunkte stellten sie dem Könige Sigmund von Ungarn anheim, der zwischen ihnen ein ganzes Jahr verhandelte und es zu einem guten Ende brachte, so daß sie ausgesöhnt waren. Dies geschah in der Stadt Ofen. 21. Wie die Preußen- Herren dem Könige von Ungarn 40 000 Gulden sandten, damit er ihnen Hilfe gewährte, weil der König von Polen sie mit Krieg überzogen hatte. So standen diese Angelegenheiten. In demselben oben genannten Jahre erhob sich abermals ein großes Zerwürfniß, und die Schuld lag an dem Könige von Polen. Da sandten die Preußen-Herren dem Könige Sigmund von Ungarn 40000 Gulden mit der großen Lilie, die Ludwig und Ruprecht geprägt hatten, und ich, Eberhard Windecke, half sie zählen1) hierfür be- gehrten sie Hilfe vom Könige und dieser entbot ihnen, sie sollten sich nicht in einen Streit einlassen, es sei denn, er selbst sei bei ihnen oder habe ihnen Hülfstruppen gesandt. Dies thaten sie nicht, begannen die Feindseligkeiten mit großer Hoffart und sandten dem Könige von Krakau und dem Herzoge Witold ein blutiges Schwert. Aber im Kriege erging es ihnen jämmerlich, denn der König eroberte mit seinen Heiden und Tartaren das Land Preußen fast ganz, da sich ihm Danzig, Thorn, Elbing, Königsberg, Strasburg und viele andere Schlösser ergaben. Nur das [Ordens]haus und die Burg Marienburg behielt der Land- herr und Ritter von Plauen. Doch ward ein Vertrag geschlossen, daß den Preußen-Herren ihr Land wieder ward, und sie behielten dasselbe, nachdem sie dem Könige von Polen eine Summe Geldes 1) „Erste Erwähnung eines dienstlichen Verhältnisses“, Droysen. p. 160.
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Leben König Sigmunds. Kap. 20—22b. 21 gezahlt hatten. Auch wurde zwischen ihnen auf dieselben Be- dingungen hin Friede geschlossen und so entschieden. Und aber- mals ward es dem König Sigmund anheim gestellt, wie der Schiedsspruch beweist, den man unten1) finden wird. 22. Wie der Herzog Albrecht von Sachsen und der Burg graf Friedrich von Nürnberg, die einander lange feind gewesen waren, zu König Sigmund kamen und dieser die Tochter des Herzogs dem Sohne des Burggrafen zur Gemahlin gab. In demselben Jahre 1410 kamen zum Könige nach Ungarn auf die Blindenburg Herzog Albrecht von Sachsen und Burg graf Friedrich von Nürnberg, welche Fürsten einander lange feind gewesen waren. König Sigmund aber machte sie zu Freunden, vermählte des Herzogs2) Tochter mit dem Sohne des Burggrafen und gab ihnen 50 000 Gulden von seinem Gelde zur Hochzeit und verschrieb 3) darauf [dem Burggrafen] die Mark Brandenburg, insbesondere Saarmund, Treuenbriezen, Beelitz und was dazu gehört. Demnach solle er 100000 Gulden dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg für die Mark Brandenburg zahlen.4) Auch machte er ihn zum Landesverweser, was er auch blieb, wie unten erzählt ist. 22b. Wie König Sigmund dem jungen Herzoge Albrecht seine Tochter gab. In demselben Jahre 1411 vor St. Michelstage [28. Sept.] waren König Sigmund, Burggraf Friedrich von Nürnberg, Herzog Ernst von Oesterreich, der junge Herzog Albrecht von Oesterreich, der etwa vierzehn Jahre alt war, der Graf von Medeburg [? Ruprecht von Walse, Hans von Meißau, Hartnit von Bottendorf, Christoffel von Liechtenstein [beisammen]. Da ward dem Herzog Albrecht die Tochter des Königs Sigmund verlobt, und Herr 1) Siehe Kap 34, 2. — 2) Vielmehr seines Bruders, des Kurfürsten Rudolf von Sachsen Tochter Barbara, die Nichte Albrechts. Aschb. I, 399, 14. — 3) Hdsch.: bewiset dar uff. — 4) Nämlich, wenn er sie wieder einlösen wolle. Dies scheint der Sinn der Stelle zu sein. Hdschr.: So solt er (G so sait er) vor burggroffe.. uf der mark geben.
Leben König Sigmunds. Kap. 20—22b. 21 gezahlt hatten. Auch wurde zwischen ihnen auf dieselben Be- dingungen hin Friede geschlossen und so entschieden. Und aber- mals ward es dem König Sigmund anheim gestellt, wie der Schiedsspruch beweist, den man unten1) finden wird. 22. Wie der Herzog Albrecht von Sachsen und der Burg graf Friedrich von Nürnberg, die einander lange feind gewesen waren, zu König Sigmund kamen und dieser die Tochter des Herzogs dem Sohne des Burggrafen zur Gemahlin gab. In demselben Jahre 1410 kamen zum Könige nach Ungarn auf die Blindenburg Herzog Albrecht von Sachsen und Burg graf Friedrich von Nürnberg, welche Fürsten einander lange feind gewesen waren. König Sigmund aber machte sie zu Freunden, vermählte des Herzogs2) Tochter mit dem Sohne des Burggrafen und gab ihnen 50 000 Gulden von seinem Gelde zur Hochzeit und verschrieb 3) darauf [dem Burggrafen] die Mark Brandenburg, insbesondere Saarmund, Treuenbriezen, Beelitz und was dazu gehört. Demnach solle er 100000 Gulden dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg für die Mark Brandenburg zahlen.4) Auch machte er ihn zum Landesverweser, was er auch blieb, wie unten erzählt ist. 22b. Wie König Sigmund dem jungen Herzoge Albrecht seine Tochter gab. In demselben Jahre 1411 vor St. Michelstage [28. Sept.] waren König Sigmund, Burggraf Friedrich von Nürnberg, Herzog Ernst von Oesterreich, der junge Herzog Albrecht von Oesterreich, der etwa vierzehn Jahre alt war, der Graf von Medeburg [? Ruprecht von Walse, Hans von Meißau, Hartnit von Bottendorf, Christoffel von Liechtenstein [beisammen]. Da ward dem Herzog Albrecht die Tochter des Königs Sigmund verlobt, und Herr 1) Siehe Kap 34, 2. — 2) Vielmehr seines Bruders, des Kurfürsten Rudolf von Sachsen Tochter Barbara, die Nichte Albrechts. Aschb. I, 399, 14. — 3) Hdsch.: bewiset dar uff. — 4) Nämlich, wenn er sie wieder einlösen wolle. Dies scheint der Sinn der Stelle zu sein. Hdschr.: So solt er (G so sait er) vor burggroffe.. uf der mark geben.
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22 Eberhard Windecke. Ruprecht1) von Walse wurde dem Herzoge von dem Könige zum Vormund eingesetzt, was den Herzog Ernst sehr verdroß. 23. Wie die rheinischen Herren von Nassau Boten zum Könige von Ungarn sandten, die ihn zu Preßburg fanden. Diese Angelegenheit zog sich hin bis zum Jahre 1412. In diesem Jahre2) kamen Räthe rheinischer Fürsten nach Ungarn, namentlich für den Bischof Johann [von Mainz] und für die Grafen Philipp und Adolf von Nassau die Herren Konrad von Bickenbach und Kuno von Scharffenstein, Vitztum im Rheingau; für den Erzbischof von Köln Herr Johann Bensheim; der Gra Emmerich von Leiningen; der Rath des Markgrafen von Baden; der Hofmeister und der Erzbischof von Prag. Diese waren etwa acht Tage lang in Preßburg. 24. Wie die sieben Kurfürsten den König Wenzel von Böhmen absetzten und an seiner Stelle den Herzog Ruprecht von Heidel- berg zum Könige machten. Willst Du wissen und merken, zu welcher Zeit König Wenzel von Böhmen des römischen Reiches entsetzt ward, und weshalb das im Jahre 13983) geschah, und weshalb Herzog Ruprecht — von Heidelberg von Baiern an seiner Stelle erwählt wurde, es sind die unten geschriebenen Artikel, welche die Kurfürsten gegen den König Wenzel hatten. Zum ersten, 4) daß er die Stadt Genua dem römischen Reiche entfremdet und dem Könige von Frankreich gegeben hat. Der zweite Artikel war, daß er den Herrn von Mailand ohne Rath und Mitwissen der Kurfürsten um Geldes willen zum Herzoge von Mailand gemacht hatte. Der dritte Artikel war, daß er die Lehen, die rechtmäßig an das Reich gefallen waren, von dem- 1) Er heißt sonst Reinprecht, und wurde Oberhofmeister bei Albrechts Mündigkeits- erklärung am 23 April 1411, dessen Verlobung erfolgte am 7. Oktober desselben Jahres. Aschb. I, 320, 321. — 2) Richtig 1411. Aschb. I, 321, 17. — 3) Vielmehr am 20. Aug. 1400. Aschb. I, 151. — 4) cf. Aschb. I, 152, 45; Droysen, p. 219, Artikel 1 und 8 stehen in der gewöhnlichen Recension der Absetzungs-Urkunde nicht. Oben Kap. 5 werden zwölf Artikel erwähnt.
22 Eberhard Windecke. Ruprecht1) von Walse wurde dem Herzoge von dem Könige zum Vormund eingesetzt, was den Herzog Ernst sehr verdroß. 23. Wie die rheinischen Herren von Nassau Boten zum Könige von Ungarn sandten, die ihn zu Preßburg fanden. Diese Angelegenheit zog sich hin bis zum Jahre 1412. In diesem Jahre2) kamen Räthe rheinischer Fürsten nach Ungarn, namentlich für den Bischof Johann [von Mainz] und für die Grafen Philipp und Adolf von Nassau die Herren Konrad von Bickenbach und Kuno von Scharffenstein, Vitztum im Rheingau; für den Erzbischof von Köln Herr Johann Bensheim; der Gra Emmerich von Leiningen; der Rath des Markgrafen von Baden; der Hofmeister und der Erzbischof von Prag. Diese waren etwa acht Tage lang in Preßburg. 24. Wie die sieben Kurfürsten den König Wenzel von Böhmen absetzten und an seiner Stelle den Herzog Ruprecht von Heidel- berg zum Könige machten. Willst Du wissen und merken, zu welcher Zeit König Wenzel von Böhmen des römischen Reiches entsetzt ward, und weshalb das im Jahre 13983) geschah, und weshalb Herzog Ruprecht — von Heidelberg von Baiern an seiner Stelle erwählt wurde, es sind die unten geschriebenen Artikel, welche die Kurfürsten gegen den König Wenzel hatten. Zum ersten, 4) daß er die Stadt Genua dem römischen Reiche entfremdet und dem Könige von Frankreich gegeben hat. Der zweite Artikel war, daß er den Herrn von Mailand ohne Rath und Mitwissen der Kurfürsten um Geldes willen zum Herzoge von Mailand gemacht hatte. Der dritte Artikel war, daß er die Lehen, die rechtmäßig an das Reich gefallen waren, von dem- 1) Er heißt sonst Reinprecht, und wurde Oberhofmeister bei Albrechts Mündigkeits- erklärung am 23 April 1411, dessen Verlobung erfolgte am 7. Oktober desselben Jahres. Aschb. I, 320, 321. — 2) Richtig 1411. Aschb. I, 321, 17. — 3) Vielmehr am 20. Aug. 1400. Aschb. I, 151. — 4) cf. Aschb. I, 152, 45; Droysen, p. 219, Artikel 1 und 8 stehen in der gewöhnlichen Recension der Absetzungs-Urkunde nicht. Oben Kap. 5 werden zwölf Artikel erwähnt.
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Leben König Sigmunds. Kap. 22—27. 23 selben weggegeben und entführt hätte in fremde Hände ohne Rath und Geheiß der Kurfürsten und zum Eigenthume gemacht ohne Aufforderung an das Reich, was er ohne die Kurfürsten nicht zu thun hat. Der vierte Artikel ist, daß er Weltliche und Geist-- liche, Erwählte und andere fromme Leute ohne Schuld und Recht martern ließ. Der fünfte Artikel ist, daß er im römischen Reiche Raub, Mord, Brand und viele andere Uebelthaten geduldet hat, was er wohl hätte hindern können, aber nicht that. Der sechste Artikel ist, daß er Membrane oder ungeschriebene Briefe unter den Siegel der Majestät des römischen Reiches ausgeben ließ. Der siebente Artikel ist, daß er durchweg hinsichtlich des Friedens des heiligen Reiches und der Einigung der heiligen Kirche säumig gewesen ist, obwohl er zu den Heiligen geschworen hatte, dafür zu wirken. Der achte Artikel ist, daß er sich mit dem Könige von Polen, der mit Hilfe der Heiden und Tartaren wider die Preußen - Herren war, geeinigt hatte. Der neunte Artikel ist, daß er mit seinen Briefen viel Leute vor das römische Reich und Gericht geladen hat, nicht um Rechtes willen, sondern um Geld von ihnen zu erlangen. 27. Wie König Sigmund mit gar viel Volks vor einer Stadt Namens Motta lag, die den Venetianern gehörte, und erobert wurde, und wie 180 Mannen die rechte Hand abgehauen wurde, was der Anführer der Leute thun mußte. Im Jahre 1412 zog König Sigmund von Ungarn nach Friaul und Pipo Span war, wie oben erzählt ist1) auf Befehl des Königs eher dort und hatte daselbst mit Hilfe des Grafen von Ortenburg viele Schlösser eingenommen. Folgende sind die Namen der Schlösser:2) Sibitat Clemon (Gemona); Buseldorf; Schönfeldt (Tolmezzo); St. Vite (Vito); Branberg (Prampergo); Perß (Pers); Moßnitz (Moggio) eine Abtei; die Klause im Flinze (Sclusa); Delmin; Bremenberg (Premariaco); Ragatz (Rosazzo); die Abtei Widen (Udine), wo der Patriarch entrann und Pipo 1) Kap. 17. — 2) Vergl. das Iat. Verzeichniß bei Aschb. I, 443, 19.
Leben König Sigmunds. Kap. 22—27. 23 selben weggegeben und entführt hätte in fremde Hände ohne Rath und Geheiß der Kurfürsten und zum Eigenthume gemacht ohne Aufforderung an das Reich, was er ohne die Kurfürsten nicht zu thun hat. Der vierte Artikel ist, daß er Weltliche und Geist-- liche, Erwählte und andere fromme Leute ohne Schuld und Recht martern ließ. Der fünfte Artikel ist, daß er im römischen Reiche Raub, Mord, Brand und viele andere Uebelthaten geduldet hat, was er wohl hätte hindern können, aber nicht that. Der sechste Artikel ist, daß er Membrane oder ungeschriebene Briefe unter den Siegel der Majestät des römischen Reiches ausgeben ließ. Der siebente Artikel ist, daß er durchweg hinsichtlich des Friedens des heiligen Reiches und der Einigung der heiligen Kirche säumig gewesen ist, obwohl er zu den Heiligen geschworen hatte, dafür zu wirken. Der achte Artikel ist, daß er sich mit dem Könige von Polen, der mit Hilfe der Heiden und Tartaren wider die Preußen - Herren war, geeinigt hatte. Der neunte Artikel ist, daß er mit seinen Briefen viel Leute vor das römische Reich und Gericht geladen hat, nicht um Rechtes willen, sondern um Geld von ihnen zu erlangen. 27. Wie König Sigmund mit gar viel Volks vor einer Stadt Namens Motta lag, die den Venetianern gehörte, und erobert wurde, und wie 180 Mannen die rechte Hand abgehauen wurde, was der Anführer der Leute thun mußte. Im Jahre 1412 zog König Sigmund von Ungarn nach Friaul und Pipo Span war, wie oben erzählt ist1) auf Befehl des Königs eher dort und hatte daselbst mit Hilfe des Grafen von Ortenburg viele Schlösser eingenommen. Folgende sind die Namen der Schlösser:2) Sibitat Clemon (Gemona); Buseldorf; Schönfeldt (Tolmezzo); St. Vite (Vito); Branberg (Prampergo); Perß (Pers); Moßnitz (Moggio) eine Abtei; die Klause im Flinze (Sclusa); Delmin; Bremenberg (Premariaco); Ragatz (Rosazzo); die Abtei Widen (Udine), wo der Patriarch entrann und Pipo 1) Kap. 17. — 2) Vergl. das Iat. Verzeichniß bei Aschb. I, 443, 19.
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24 Eberhard Windecke. das Reichspanier auf dem Felde zu Widen aufpflanzte; daraus z0g er weiter und eroberte: St. Daniel (ebenso); Schaffenberg (Safumbergo); Diezesen (Tricesimo); Portagrafel (Porto- gruaro); Zetzil (Sacile); Zellenberg Fugmin (?); Zwentron (?); Perfall (?); Obersibald (2); Sibitat Velters (civitas Feltry); Thomada (?); St. Martin (ebenso); Cordian (Cordignano); St. Florian; Thasamata (Casamalta); Sordana (Gordona); Walwone 1) (?); Sambrot (Sambolth); das neue Haus (Castel- nuovo); die Mott (Motta); die Leiter (Scala); Pontebolet (Portobufoletto); Obdritz (Oderzo); Montuplet (Monfalchone). Man führte wohl zwei Jahre2) lang Krieg, und blos aus dem Grunde, weil die Venetianer dem Könige Sigmund seinen ver brieften Zins nicht gegeben hatten und nicht geben wollten, wie sie sich dem Könige Ludwig, Sigmunds Schwiegervater, ver pflichtet hatten. In diesem Kriege ward ein Schloß Namens Motta erobert, vor welchem die Venetianer eine schwere Nieder- lage erlitten. Der König ließ hundert und achtzig Mannen von ihrem Kriegsvolke jeglichem die rechte Hand abhauen. Der Hauptmann dieser Leute mußte das selbst thun und [die ab gehauenen Hände] bei geschworenem Eide nach Venedig tragen. Da warfen ihn die Venetianer ins Meer. — Damals kam der Cyprianer3) zum Könige und ergab sich ihm mit allen seinen Schlössern auf Guade unter dem Versprechen nimmer wider ihn zu handeln, und stellte zwei von seinen Söhnen dem Könige als Geißeln, welche der König nach Ungarn sandte. Als aber der König hinweg gezogen war, wurde der Cyprianer verrätherisch und überließ die Kinder zwölf Jahre lang der Gefangenschaft, bis sie der König Sigmund selbst frei ließ und ihnen Pferde, Zehrung und Kleider gab und sie reiten ließ, wohin sie wollten. 1) C.: Wolwunde H. wolmunde, heute Valvassone? — 2) Vom 11 November 1411 bis zum 17. April 1413. Aschb. I, 337, 349. — 3) G. Aprianer. Aschb. I, 353, 71 meint, daß vielleicht hiermit der Herzog ven Spalatro Hervoja gemeint sei. Da aber von einer zweiten Unterwerfung desselben nichts bekannt ist und Windecke ihn sonst Korvy nennt (s. Kap. 19b), so ist dies wenig wahrscheinlich.
24 Eberhard Windecke. das Reichspanier auf dem Felde zu Widen aufpflanzte; daraus z0g er weiter und eroberte: St. Daniel (ebenso); Schaffenberg (Safumbergo); Diezesen (Tricesimo); Portagrafel (Porto- gruaro); Zetzil (Sacile); Zellenberg Fugmin (?); Zwentron (?); Perfall (?); Obersibald (2); Sibitat Velters (civitas Feltry); Thomada (?); St. Martin (ebenso); Cordian (Cordignano); St. Florian; Thasamata (Casamalta); Sordana (Gordona); Walwone 1) (?); Sambrot (Sambolth); das neue Haus (Castel- nuovo); die Mott (Motta); die Leiter (Scala); Pontebolet (Portobufoletto); Obdritz (Oderzo); Montuplet (Monfalchone). Man führte wohl zwei Jahre2) lang Krieg, und blos aus dem Grunde, weil die Venetianer dem Könige Sigmund seinen ver brieften Zins nicht gegeben hatten und nicht geben wollten, wie sie sich dem Könige Ludwig, Sigmunds Schwiegervater, ver pflichtet hatten. In diesem Kriege ward ein Schloß Namens Motta erobert, vor welchem die Venetianer eine schwere Nieder- lage erlitten. Der König ließ hundert und achtzig Mannen von ihrem Kriegsvolke jeglichem die rechte Hand abhauen. Der Hauptmann dieser Leute mußte das selbst thun und [die ab gehauenen Hände] bei geschworenem Eide nach Venedig tragen. Da warfen ihn die Venetianer ins Meer. — Damals kam der Cyprianer3) zum Könige und ergab sich ihm mit allen seinen Schlössern auf Guade unter dem Versprechen nimmer wider ihn zu handeln, und stellte zwei von seinen Söhnen dem Könige als Geißeln, welche der König nach Ungarn sandte. Als aber der König hinweg gezogen war, wurde der Cyprianer verrätherisch und überließ die Kinder zwölf Jahre lang der Gefangenschaft, bis sie der König Sigmund selbst frei ließ und ihnen Pferde, Zehrung und Kleider gab und sie reiten ließ, wohin sie wollten. 1) C.: Wolwunde H. wolmunde, heute Valvassone? — 2) Vom 11 November 1411 bis zum 17. April 1413. Aschb. I, 337, 349. — 3) G. Aprianer. Aschb. I, 353, 71 meint, daß vielleicht hiermit der Herzog ven Spalatro Hervoja gemeint sei. Da aber von einer zweiten Unterwerfung desselben nichts bekannt ist und Windecke ihn sonst Korvy nennt (s. Kap. 19b), so ist dies wenig wahrscheinlich.
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Leben König Sigmunds. Kap. 27—29. 25 Zu derselben Zeit wurde zwischen dem Könige und den Ve- netianern Friede auf fünf Jahre geschlossen, wofür die Venetianer dem Könige 200 000 Dukaten zahlten. 28. Wie König Sigmund von dem Bischofe von Salzburg nach Salzburg berufen wurde und wie er den Krieg zwischen dem von Desterreich und dem von Salzburg beilegte. Als König Sigmund von Ungarn im Jahre 14121) durch Friaul zum Herzoge Friedrich von Desterreich zog, wurde eine Versammlung in Salzburg veranstaltet und König Sigmund vom Bischof von Salzburg dorthin berufen. Im Sommer am Johannis- tag erschienen da die Herzöge Heinrich, Friedrich und Ernst von Oesterreich und die Herzöge Wilhelm und Ludwig2) von Baiern. Da wurde auf zwei Jahre Friede geschlossen und eine Einigung ge- troffen zwischen dem von Oesterreich und dem Bischofe von Salzburg. 29. Wie König Karl von Neapel die Stadt Rom mit Hinter list gewann, da eine Partei in Rom ihm dazu Hilfe leistete, und wie er sein Pferd in St. Peters Münster stellte. Im Jahre 1410 gewann König Karl3) von Neapel die Stadt Rom mit Gewalt und List, da ihn einige Römer durch die Mauer nach Rom hineinließen, und Papst Johann mußte fliehen. Der König aber trieb viel Unfug in Rom und stellte seine Pferde in St. Peters Münster. So standen die Dinge etwa ein Jahr lang, und endlich wurde doch eine Einigung getroffen, so daß der König wieder heim zog. Daher hielt Papst Johann, der vorher Balthasar de Cassa hieß, wieder seinen Einzug in Rom. Dieser Papst wurde hernach auf dem Konzile zu Konstanz abgesetzt, wie man unten4) finden wird. — Darauf starb König Karl eines jähen Todes, denn er faulte vom Unterleibe an bis an das Herz: das hatte ihm eines Biedermannes Tochter von Neapel an- gethan, der er wider ihren Willen Gewalt gethan hatte. 1) Es war Sommer 1413. Aschb. I, 357, 8, 9; 358, 10. — 2) Es war nicht Ludwig, der sich damals in Frankreich aufhielt, sondern dessen Vater Stephan. Aschb. 1, 358, 10. — 3) Dieselbe Verwechslung wie Kap. 19. Gemeint ist die zweite Eroberung Roms durch Ladislaus im Jahre 1413. cf. Aschb. 1, 373. — 4) Kap. 54; 67.
Leben König Sigmunds. Kap. 27—29. 25 Zu derselben Zeit wurde zwischen dem Könige und den Ve- netianern Friede auf fünf Jahre geschlossen, wofür die Venetianer dem Könige 200 000 Dukaten zahlten. 28. Wie König Sigmund von dem Bischofe von Salzburg nach Salzburg berufen wurde und wie er den Krieg zwischen dem von Desterreich und dem von Salzburg beilegte. Als König Sigmund von Ungarn im Jahre 14121) durch Friaul zum Herzoge Friedrich von Desterreich zog, wurde eine Versammlung in Salzburg veranstaltet und König Sigmund vom Bischof von Salzburg dorthin berufen. Im Sommer am Johannis- tag erschienen da die Herzöge Heinrich, Friedrich und Ernst von Oesterreich und die Herzöge Wilhelm und Ludwig2) von Baiern. Da wurde auf zwei Jahre Friede geschlossen und eine Einigung ge- troffen zwischen dem von Oesterreich und dem Bischofe von Salzburg. 29. Wie König Karl von Neapel die Stadt Rom mit Hinter list gewann, da eine Partei in Rom ihm dazu Hilfe leistete, und wie er sein Pferd in St. Peters Münster stellte. Im Jahre 1410 gewann König Karl3) von Neapel die Stadt Rom mit Gewalt und List, da ihn einige Römer durch die Mauer nach Rom hineinließen, und Papst Johann mußte fliehen. Der König aber trieb viel Unfug in Rom und stellte seine Pferde in St. Peters Münster. So standen die Dinge etwa ein Jahr lang, und endlich wurde doch eine Einigung getroffen, so daß der König wieder heim zog. Daher hielt Papst Johann, der vorher Balthasar de Cassa hieß, wieder seinen Einzug in Rom. Dieser Papst wurde hernach auf dem Konzile zu Konstanz abgesetzt, wie man unten4) finden wird. — Darauf starb König Karl eines jähen Todes, denn er faulte vom Unterleibe an bis an das Herz: das hatte ihm eines Biedermannes Tochter von Neapel an- gethan, der er wider ihren Willen Gewalt gethan hatte. 1) Es war Sommer 1413. Aschb. I, 357, 8, 9; 358, 10. — 2) Es war nicht Ludwig, der sich damals in Frankreich aufhielt, sondern dessen Vater Stephan. Aschb. 1, 358, 10. — 3) Dieselbe Verwechslung wie Kap. 19. Gemeint ist die zweite Eroberung Roms durch Ladislaus im Jahre 1413. cf. Aschb. 1, 373. — 4) Kap. 54; 67.
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26 Eberhard Windecke. 30. Wie die Preußen-Herren zu König Sigmund kamen und ihm klagten, daß der König von Polen den Frieden nicht ge- halten hätte, den der erstere zwischen ihnen vermittelt hätte. Du sollst wissen, daß, als König Sigmund einen Frieden zwischen den Preußen-Herren und dem Könige von Polen ver- mittelt hatte, wie Du unten lesen wirst, derselbe gebrochen wurde. Demnach kamen die Preußen-Herren zu König Sigmund und klagten ihm, daß der König von Polen Frieden geschlossen und gebrochen hätte. Da nahm er ihre geschriebene Klage an. In derselben Zeit stand Herzog Witold gegen die Preußen-Herren im Felde und tödtete ihnen wohl 6000 Reiter gegen die schrift lichen Verträge, die darüber vom Könige Sigmund, der hernach römischer König wurde, gemacht worden waren. 31. Wie man den Friedensvertrag zwischen den Polen und den Preußen vor dem Könige Sigmund liest und wie die Preußen- Herren zugegen sind.1) Folgende sind die Klageartikel von den Preußen-Herren wider den König von Polen und wider den Herzog Witold. Fürs erste erfolgt die Bezahlung an den König nicht, weil der König die Gefangenen nicht loslassen oder heimsenden wollte nach Ausweisung des Friedensvertrages, womit der König und seine Helfer dem Lande großen Schaden thun. Ferner wollen der König und der Herzog Witold den Preußen die Besitzurkunde über das Land Samaiten nicht geben, wie das ausgemacht und in den Sühneverträgen ausgesprochen ist. Weiter hat Herzog Witold von den Gefangenen aus Preußenland und haben die Tartaren2) von denen, die sie gefangen haben, nicht viele los gelassen, wie nach dem Inhalte der Sühnebriefe billig hätte ge- schehen sollen. Ferner hat der König, nachdem also Sühne und Friede geschlossen war, doch im Frieden die Gefangenen nicht 1) Ueberschrift paßt nicht zum Inhalte des folg. Aktenstückes, welches sich auf die Ver- hältnisse bezieht, die nach Sigmunds Schiedsspruch vom 6. Januar 1420 eintraten. Ver- gleiche 34, 2. — 2) Hdschr. dateln.
26 Eberhard Windecke. 30. Wie die Preußen-Herren zu König Sigmund kamen und ihm klagten, daß der König von Polen den Frieden nicht ge- halten hätte, den der erstere zwischen ihnen vermittelt hätte. Du sollst wissen, daß, als König Sigmund einen Frieden zwischen den Preußen-Herren und dem Könige von Polen ver- mittelt hatte, wie Du unten lesen wirst, derselbe gebrochen wurde. Demnach kamen die Preußen-Herren zu König Sigmund und klagten ihm, daß der König von Polen Frieden geschlossen und gebrochen hätte. Da nahm er ihre geschriebene Klage an. In derselben Zeit stand Herzog Witold gegen die Preußen-Herren im Felde und tödtete ihnen wohl 6000 Reiter gegen die schrift lichen Verträge, die darüber vom Könige Sigmund, der hernach römischer König wurde, gemacht worden waren. 31. Wie man den Friedensvertrag zwischen den Polen und den Preußen vor dem Könige Sigmund liest und wie die Preußen- Herren zugegen sind.1) Folgende sind die Klageartikel von den Preußen-Herren wider den König von Polen und wider den Herzog Witold. Fürs erste erfolgt die Bezahlung an den König nicht, weil der König die Gefangenen nicht loslassen oder heimsenden wollte nach Ausweisung des Friedensvertrages, womit der König und seine Helfer dem Lande großen Schaden thun. Ferner wollen der König und der Herzog Witold den Preußen die Besitzurkunde über das Land Samaiten nicht geben, wie das ausgemacht und in den Sühneverträgen ausgesprochen ist. Weiter hat Herzog Witold von den Gefangenen aus Preußenland und haben die Tartaren2) von denen, die sie gefangen haben, nicht viele los gelassen, wie nach dem Inhalte der Sühnebriefe billig hätte ge- schehen sollen. Ferner hat der König, nachdem also Sühne und Friede geschlossen war, doch im Frieden die Gefangenen nicht 1) Ueberschrift paßt nicht zum Inhalte des folg. Aktenstückes, welches sich auf die Ver- hältnisse bezieht, die nach Sigmunds Schiedsspruch vom 6. Januar 1420 eintraten. Ver- gleiche 34, 2. — 2) Hdschr. dateln.
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Leben König Sigmunds. Kap. 30 u. 31. 27 losgelassen, sondern in harter Gefangenschaft gehalten und einige durch neue Gelübde gebunden, andere in den Lenden gelähmt, von anderen Lösegeld gefordert, noch anderen hat er die Schuld- briefe nicht wiedergeben wollen, die sie wegen des Lösegeldes über sich ausgestellt hatten, und hat auch die Bürgen, welche für das Lösegeld gebürgt hatten, nicht frei lassen wollen, was doch alles in dem Sühnvertrage ausgemacht war. — Wie ferner der Sühne- und Friedensvertrag ausweist, soll eine jede Partei bei ihrer alten Grenze bleiben; dagegen hat sich der König diesseits der alten Grenze wohl dreißig Meilen in die Länge und fünf und zwanzig in die Breite angemaßt. Den entgegen hat auch der Marschall des Königs den Orden am Besitze des Flusses Drewenz1) ge- schädigt, an welchem er neue Zölle errichtet. Desgleichen machte der Hauptmann von Bromberg neue, ungewöhnliche Fähren über den Fluß Weichsel. Endlich sind nach Anweisung des Friedens- vertrages die Räthe des Ordens mit den Räthen des Königs in Morungen auf den Tag nativitatis Mariae zusammen gewesen, um zu versuchen, ob sie die Streitigkeiten, welche nach dem Frieden und gegen denselben entstanden sind, in Güte oder nach Gerechtigkeit beilegen könnten. Wiewohl sie aber lange Zeit darum beisammen waren, so konnten doch die Unsrigen die Räthe von Polen nicht zu annehmbaren Zugeständnissen in Ordens- angelegenheiten bringen, obgleich die Unsrigen in einigen Dingen nachgegeben hatten. Die Unsrigen berufen sich daher in allen Angelegenheiten, welche nicht ausgeglichen werden konnten, auf unsern heiligen Vater, den Papst, der von beiden Theilen zum Obmann in der Schlichtung erwählt worden war, worin freilich die von Polen nicht gefügig sein wollten, sich vielmehr auf ihren Herrn von Polen beriefen. Da nun der Orden in den oben angegebenen Artikeln und in andern wichtigen Klagepunkten vom Könige von Polen und vom Herzoge Witold verkürzt wird, so ist der Orden wiederum ihm nicht verpflichtet etwas zu leisten 1) Hdschr. toybanz. Rechter Nebenfluß der Weichsel.
Leben König Sigmunds. Kap. 30 u. 31. 27 losgelassen, sondern in harter Gefangenschaft gehalten und einige durch neue Gelübde gebunden, andere in den Lenden gelähmt, von anderen Lösegeld gefordert, noch anderen hat er die Schuld- briefe nicht wiedergeben wollen, die sie wegen des Lösegeldes über sich ausgestellt hatten, und hat auch die Bürgen, welche für das Lösegeld gebürgt hatten, nicht frei lassen wollen, was doch alles in dem Sühnvertrage ausgemacht war. — Wie ferner der Sühne- und Friedensvertrag ausweist, soll eine jede Partei bei ihrer alten Grenze bleiben; dagegen hat sich der König diesseits der alten Grenze wohl dreißig Meilen in die Länge und fünf und zwanzig in die Breite angemaßt. Den entgegen hat auch der Marschall des Königs den Orden am Besitze des Flusses Drewenz1) ge- schädigt, an welchem er neue Zölle errichtet. Desgleichen machte der Hauptmann von Bromberg neue, ungewöhnliche Fähren über den Fluß Weichsel. Endlich sind nach Anweisung des Friedens- vertrages die Räthe des Ordens mit den Räthen des Königs in Morungen auf den Tag nativitatis Mariae zusammen gewesen, um zu versuchen, ob sie die Streitigkeiten, welche nach dem Frieden und gegen denselben entstanden sind, in Güte oder nach Gerechtigkeit beilegen könnten. Wiewohl sie aber lange Zeit darum beisammen waren, so konnten doch die Unsrigen die Räthe von Polen nicht zu annehmbaren Zugeständnissen in Ordens- angelegenheiten bringen, obgleich die Unsrigen in einigen Dingen nachgegeben hatten. Die Unsrigen berufen sich daher in allen Angelegenheiten, welche nicht ausgeglichen werden konnten, auf unsern heiligen Vater, den Papst, der von beiden Theilen zum Obmann in der Schlichtung erwählt worden war, worin freilich die von Polen nicht gefügig sein wollten, sich vielmehr auf ihren Herrn von Polen beriefen. Da nun der Orden in den oben angegebenen Artikeln und in andern wichtigen Klagepunkten vom Könige von Polen und vom Herzoge Witold verkürzt wird, so ist der Orden wiederum ihm nicht verpflichtet etwas zu leisten 1) Hdschr. toybanz. Rechter Nebenfluß der Weichsel.
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28 Eberhard Windecke. und hat sich deshalb auf das Römische Reich und auf die Kur- fürsten berufen. Nun haben sie 18000 Pferde an der Weichsel zur Landwehr stehen: hierzu bringt uns der König von Polen wider Recht und Sühnevertrag. 32. Wie der König Sigmund denen von Preußen und dem Könige von Polen einen Tag nach Breslau beschied. Indessen starb König Wenzel und der König zog gen Böhmen. In derselben Zeit kamen sie zum Könige. Da beschied der König Sigmund den König von Polen und die Herrn von Preußen um des oben geschilderten Bruches willen zu einer Versammlung nach Breslau, damit die Streitigkeiten entschieden würden. Zu derselben Zeit starb König Wenzel von Böhmen im Jahre 1414 nach Christi Geburt1). Da kam König Sigmund nach Breslau und wollte nach Böhmen ziehen um der Hussiten willen, die sich damals erhoben hatten, wie man unten findet. 33. Wie der Bischof von Trier, ein Graf von Ziegenhain, sein Lehen zu Breslau vom Könige empfing, und wie der König einundzwanzig Bürgern daselbst die Köpfe abschlagen ließ. Beim Könige war zu Breslau der Bischof von Trier, ein Graf von Ziegenhain, der empfing da sein Lehen2) weil er in demselben Jahre Erzbischof geworden war. Auch waren die Herzöge Heinrich und Hans von Baiern und zwei Markgrafen von Meißen zugegen. — Daselbst ließ der König einundzwanzig Bürgern am Montage nach Oculi3) die Köpfe abschlagen, das sah ich Eberhard Windecke, und bei mir hielt Christian Falkenberg. In derselben Stadt ließ der König als römischer Kaiser zum ewigen Frieden und Gedächtnisse zwischen dem Könige von Polen und den Preußenherren den Ausspruch thun, den man unten wohl finden wird. 34. Wie Sigmund den Schiedsspruch lesen ließ, den er in 1) Wenzel starb am 16. August 1419 — 2) Aschb. III, 43. — 3) Kap. 135 wird Laetare angegeben; es war nach Reminiscere 1420, vgl. Aschb. I1I, 47, Droysen 174, 2.
28 Eberhard Windecke. und hat sich deshalb auf das Römische Reich und auf die Kur- fürsten berufen. Nun haben sie 18000 Pferde an der Weichsel zur Landwehr stehen: hierzu bringt uns der König von Polen wider Recht und Sühnevertrag. 32. Wie der König Sigmund denen von Preußen und dem Könige von Polen einen Tag nach Breslau beschied. Indessen starb König Wenzel und der König zog gen Böhmen. In derselben Zeit kamen sie zum Könige. Da beschied der König Sigmund den König von Polen und die Herrn von Preußen um des oben geschilderten Bruches willen zu einer Versammlung nach Breslau, damit die Streitigkeiten entschieden würden. Zu derselben Zeit starb König Wenzel von Böhmen im Jahre 1414 nach Christi Geburt1). Da kam König Sigmund nach Breslau und wollte nach Böhmen ziehen um der Hussiten willen, die sich damals erhoben hatten, wie man unten findet. 33. Wie der Bischof von Trier, ein Graf von Ziegenhain, sein Lehen zu Breslau vom Könige empfing, und wie der König einundzwanzig Bürgern daselbst die Köpfe abschlagen ließ. Beim Könige war zu Breslau der Bischof von Trier, ein Graf von Ziegenhain, der empfing da sein Lehen2) weil er in demselben Jahre Erzbischof geworden war. Auch waren die Herzöge Heinrich und Hans von Baiern und zwei Markgrafen von Meißen zugegen. — Daselbst ließ der König einundzwanzig Bürgern am Montage nach Oculi3) die Köpfe abschlagen, das sah ich Eberhard Windecke, und bei mir hielt Christian Falkenberg. In derselben Stadt ließ der König als römischer Kaiser zum ewigen Frieden und Gedächtnisse zwischen dem Könige von Polen und den Preußenherren den Ausspruch thun, den man unten wohl finden wird. 34. Wie Sigmund den Schiedsspruch lesen ließ, den er in 1) Wenzel starb am 16. August 1419 — 2) Aschb. III, 43. — 3) Kap. 135 wird Laetare angegeben; es war nach Reminiscere 1420, vgl. Aschb. I1I, 47, Droysen 174, 2.
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Leben König Sigmunds. Kap. 31—34. 29 dem Streite zwischen dem Könige von Polen und den Preußen herren that 1). Im Namen der ungetheilten Dreifaltigkeit zeitlich Amen! Wir Sigmund, König der Römer 2., zum ewigen Gedächtniß thun wir diese Sache kund kraft dieses Briefes, allen denen zur Erkenntnis, zu denen der König, die Königin und der Herrscher kommen (?). Der furchtlose und ewige Gebieter hat in seiner unaussprechlichen Weisheit und Macht die Macht der kaiserlichen Würde aufgerichtet zu einem Troste für den christlichen Glauben, zum Heil und Frieden der Diener Christi, zu einem Ebenbilde der Einigkeit des Fürsten des Himmels, wo alle Dinge aus einem ewigen, sanften und süßen Frieden beruhen. Die bindende und mehrende Macht des irdischen Kaiserreiches schirmt die Christenheit und soll [das Amt] des befehlenden allmächtigen Vorstehers und Verwesers üben treu, täglich, ohne Unterlaß und fleißig. Sofern die Unzulänglichkeit des kaiserlichen Amtes bei der menschlichen Schwäche es zuläßt, [sorgt es dafür], daß der irdische Schutz nach Kräften der Betrachtung des himmlichen Ordens nachfolge, und daß dies gar kräftig geschehe. Die Für- sorge und Wirksamkeit der kaiserlichen Würde haben Frieden und rechten Glauben nöthig und daß die Streitigkeiten, die Zwietracht und die Kriege durch die Vermittelung aufgehoben werden, und daß [die Leute] ihren Schöpfer mit Innigkeit und mit dem Froh¬ sinn des Friedens zu preisen lernen. Insbesondere seitdem zwischen dem allerdurchlauchtigsten Fürsten und Herrn Wladislaus, König von Polen, unserm liebsten Bruder, und dem durch lauchtigsten Fürsten und Herrn Alexander Witold, Fürsten zu Littauen, und Johannes und Semaßko, Fürsten in Massovien einerseits, und dem löblichen Herrn Michel Küchenmeister, Hoch¬- meister des Ordens vom St. Marien Hospital der deutschen Herren in Jerusalem und dem Orden unwandelbar andrerseits 1) Ueberschrift verkehrt, wie oft bei Aktenstücken. Dasselbe ist durch den schwungvollen Ton und die hohe Auffassung des königlichen Berufes charakteristisch.
Leben König Sigmunds. Kap. 31—34. 29 dem Streite zwischen dem Könige von Polen und den Preußen herren that 1). Im Namen der ungetheilten Dreifaltigkeit zeitlich Amen! Wir Sigmund, König der Römer 2., zum ewigen Gedächtniß thun wir diese Sache kund kraft dieses Briefes, allen denen zur Erkenntnis, zu denen der König, die Königin und der Herrscher kommen (?). Der furchtlose und ewige Gebieter hat in seiner unaussprechlichen Weisheit und Macht die Macht der kaiserlichen Würde aufgerichtet zu einem Troste für den christlichen Glauben, zum Heil und Frieden der Diener Christi, zu einem Ebenbilde der Einigkeit des Fürsten des Himmels, wo alle Dinge aus einem ewigen, sanften und süßen Frieden beruhen. Die bindende und mehrende Macht des irdischen Kaiserreiches schirmt die Christenheit und soll [das Amt] des befehlenden allmächtigen Vorstehers und Verwesers üben treu, täglich, ohne Unterlaß und fleißig. Sofern die Unzulänglichkeit des kaiserlichen Amtes bei der menschlichen Schwäche es zuläßt, [sorgt es dafür], daß der irdische Schutz nach Kräften der Betrachtung des himmlichen Ordens nachfolge, und daß dies gar kräftig geschehe. Die Für- sorge und Wirksamkeit der kaiserlichen Würde haben Frieden und rechten Glauben nöthig und daß die Streitigkeiten, die Zwietracht und die Kriege durch die Vermittelung aufgehoben werden, und daß [die Leute] ihren Schöpfer mit Innigkeit und mit dem Froh¬ sinn des Friedens zu preisen lernen. Insbesondere seitdem zwischen dem allerdurchlauchtigsten Fürsten und Herrn Wladislaus, König von Polen, unserm liebsten Bruder, und dem durch lauchtigsten Fürsten und Herrn Alexander Witold, Fürsten zu Littauen, und Johannes und Semaßko, Fürsten in Massovien einerseits, und dem löblichen Herrn Michel Küchenmeister, Hoch¬- meister des Ordens vom St. Marien Hospital der deutschen Herren in Jerusalem und dem Orden unwandelbar andrerseits 1) Ueberschrift verkehrt, wie oft bei Aktenstücken. Dasselbe ist durch den schwungvollen Ton und die hohe Auffassung des königlichen Berufes charakteristisch.
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30 Eberhard Windecke. schwere Ursachen zu Streit und Krieg entstanden sind, haben wir erkannt, daß daraus unnütze Werke, Mord und Schaden für das christliche Volk entstanden ist. Um deswillen, daß wir nach Gottes Schickung und dem christlichen Volke zu Dienste das h. römische Reich auf unsere Schultern genommen haben, haben wir uns mit einander ins Einvernehmen gesetzt Kränkungen ganz zu verhindern, alle Streitigkeiten beizulegen, Nachstellungen ab zuwenden, Zwietracht zu schlichten und sollen ewiglich aller Orten bedacht sein auf den Frieden der Gläubigen und aus fröhliche Ruhe. Die genannten Dinge haben wir mit Verstand und der nöthigen Sorgfalt bedacht und haben darum die göttliche Hilfe angefleht, mit der wir wohl die große, sichtliche Ver- derbtheit der Gläubigen umgehen und unsere Entscheidung beiden Parteien gegenüber aufrecht erhalten könnten.1) 42. Wie Herzog Friedrich den König Sigmund mit seiner Begleitung gar herrlich empfing und ihn nach Insbruck ge- leitete, und wie ein schönes Hoffest veranstaltet wurde. Als König Sigmund im Jahre 14152) von Friaul nach der Lombardei zog, wie man nachher wohl finden wird, kam er zum Herzog Friedrich von Destreich nach Innsbruck im Innthale. Da veranstaltete Herzog Friedrich dem Könige Sigmund ein Hof fest, wie es Fürsten wohl geziemt. Bei diesem gedachten Feste 1) Schluß abgekürzt. Die folgenden Kapitel enthalten die bei Kerler „Deutsche Reichstags- Akten unter König Sigmund“ 1 399 ff. abgedruckten oder registrirten Aktenstücke in deut- sch er Sprache, also die beiden Anlaßbriefe des Hochmeisters vom 19. Juli und vom 24. Sep- tember 1419, die entsprechenden des Polenkönigs vom 8. Mai und 29. September und Sigmunds Schiedsspruch vom 6. Januar 1420. Derselbe ordnet die Wiederherstellung fried- lichen Verkehrs zwischen dem Orden und seinen Feinden an und setzt eine Buße von 10000 M. Gold für den fest, der sich der Entscheidung nicht unterwirft: diese Summe soll zu gleichen Theilen an den Kaiser, den Papst und die sich fügende Partei gezahlt werden; der Orden hat den Könige mehrere Orte auszuliefern; binnen zwei Jahren 25000 Gulden zu zahlen; die Grenzen zwischen dem Ordenslande und Massovien werden nach einem zwischen dem Hochmeister Ludolf König und dem Fürsten Semaßko getroffenen Uebereinkommen geregelt; die beiderseitigen Gefangenen sind loszugeben; die alten Bestimmungen betreffend Samaiten bleiben in Kraft; der König hat dem Orden binnen zwei Monaten die Festung Jeßnitz aus zuliefern. Die aufgeführten Zeugen sind sehr zahlreich. Vergl. Aschb. 111, 30. — 2) Viel- mehr 1413, vergl. 28, 1.
30 Eberhard Windecke. schwere Ursachen zu Streit und Krieg entstanden sind, haben wir erkannt, daß daraus unnütze Werke, Mord und Schaden für das christliche Volk entstanden ist. Um deswillen, daß wir nach Gottes Schickung und dem christlichen Volke zu Dienste das h. römische Reich auf unsere Schultern genommen haben, haben wir uns mit einander ins Einvernehmen gesetzt Kränkungen ganz zu verhindern, alle Streitigkeiten beizulegen, Nachstellungen ab zuwenden, Zwietracht zu schlichten und sollen ewiglich aller Orten bedacht sein auf den Frieden der Gläubigen und aus fröhliche Ruhe. Die genannten Dinge haben wir mit Verstand und der nöthigen Sorgfalt bedacht und haben darum die göttliche Hilfe angefleht, mit der wir wohl die große, sichtliche Ver- derbtheit der Gläubigen umgehen und unsere Entscheidung beiden Parteien gegenüber aufrecht erhalten könnten.1) 42. Wie Herzog Friedrich den König Sigmund mit seiner Begleitung gar herrlich empfing und ihn nach Insbruck ge- leitete, und wie ein schönes Hoffest veranstaltet wurde. Als König Sigmund im Jahre 14152) von Friaul nach der Lombardei zog, wie man nachher wohl finden wird, kam er zum Herzog Friedrich von Destreich nach Innsbruck im Innthale. Da veranstaltete Herzog Friedrich dem Könige Sigmund ein Hof fest, wie es Fürsten wohl geziemt. Bei diesem gedachten Feste 1) Schluß abgekürzt. Die folgenden Kapitel enthalten die bei Kerler „Deutsche Reichstags- Akten unter König Sigmund“ 1 399 ff. abgedruckten oder registrirten Aktenstücke in deut- sch er Sprache, also die beiden Anlaßbriefe des Hochmeisters vom 19. Juli und vom 24. Sep- tember 1419, die entsprechenden des Polenkönigs vom 8. Mai und 29. September und Sigmunds Schiedsspruch vom 6. Januar 1420. Derselbe ordnet die Wiederherstellung fried- lichen Verkehrs zwischen dem Orden und seinen Feinden an und setzt eine Buße von 10000 M. Gold für den fest, der sich der Entscheidung nicht unterwirft: diese Summe soll zu gleichen Theilen an den Kaiser, den Papst und die sich fügende Partei gezahlt werden; der Orden hat den Könige mehrere Orte auszuliefern; binnen zwei Jahren 25000 Gulden zu zahlen; die Grenzen zwischen dem Ordenslande und Massovien werden nach einem zwischen dem Hochmeister Ludolf König und dem Fürsten Semaßko getroffenen Uebereinkommen geregelt; die beiderseitigen Gefangenen sind loszugeben; die alten Bestimmungen betreffend Samaiten bleiben in Kraft; der König hat dem Orden binnen zwei Monaten die Festung Jeßnitz aus zuliefern. Die aufgeführten Zeugen sind sehr zahlreich. Vergl. Aschb. 111, 30. — 2) Viel- mehr 1413, vergl. 28, 1.
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Leben König Sigmunds. Kap. 34—43. 31 ward eine Jungfrau, eines Bürgers Tochter, ergriffen, an eine heimliche Stätte geführt und entehrt. Hiermit wurde König Sigmund beschuldigt, obgleich er es nicht gethan hatte. Die ungarischen Landherren stellten den König darüber zur Rede, und Herzog Friedrichs Weib, die Herzogin, und die Räthe traten hart gegen den König auf und meinten stets, er habe es gethan. Der Herzog Friedrich aber hatte das Gerede über den König selbst aufgebracht, obgleich er selbst der Thäter war. Demnach sagte der König, er habe es durchaus nicht gethan und versicherte das auf sein königliches Wort, wie es sich denn nachher auch heraus- stellte. Wüßte er, [sprach er], wer ihm die Nachrede angethan hätte, so sollte es an diesem nicht ungerächt bleiben: selbst wenn es sich nimmer gebühren würde, so wolle er doch an solche Schmach und Schande gedenken, die ihm zugefügt seien, trotz- dem er es nicht verdient hätte. Er ließ [darauf] die Jungfrau fragen, wer ihr es gethan zu haben scheine, wiewohl sie beide 1) lange Bärte hatten. Da sagte die Jungfrau: Er hatte einen langen Bart, aber nach der Sprache ist es der König nicht ge- wesen. So merkte man wohl, daß es der Herzog Friedrich war. Hierauf schenkte der König der Jungfrau vierhundert ungarische Gulden und reiste dann weiter nach Brixen an der Etsch, wo ihm der Bischof große Ehre und Höflichkeit erwies. 43. Hier wird erzählt, wie die Venetianer2) einen Menschen angestiftet hatten, der dem Könige nachritt und ihm in seiner Küche Gift beibringen sollte. Da jagten ihn die Köche hinaus und schlugen ihn, so daß der König es bemerkte. Eines Morgens fanden die Köche des Königs einen Mann in der Küche, der war ein Baier und sollte den König vergiften. Die Köche fragten ihn, was er da thäte. Da verantwortete er sich, so gut er konnte, sie trieben ihn aber mit Schlägen aus der Küche. Das sah der König und sagte, sie sollten die Leute 1) Friedrich und Sigmund. 2) Vergl. Revue historique XX, 108; Aschb. I, 359, 19
Leben König Sigmunds. Kap. 34—43. 31 ward eine Jungfrau, eines Bürgers Tochter, ergriffen, an eine heimliche Stätte geführt und entehrt. Hiermit wurde König Sigmund beschuldigt, obgleich er es nicht gethan hatte. Die ungarischen Landherren stellten den König darüber zur Rede, und Herzog Friedrichs Weib, die Herzogin, und die Räthe traten hart gegen den König auf und meinten stets, er habe es gethan. Der Herzog Friedrich aber hatte das Gerede über den König selbst aufgebracht, obgleich er selbst der Thäter war. Demnach sagte der König, er habe es durchaus nicht gethan und versicherte das auf sein königliches Wort, wie es sich denn nachher auch heraus- stellte. Wüßte er, [sprach er], wer ihm die Nachrede angethan hätte, so sollte es an diesem nicht ungerächt bleiben: selbst wenn es sich nimmer gebühren würde, so wolle er doch an solche Schmach und Schande gedenken, die ihm zugefügt seien, trotz- dem er es nicht verdient hätte. Er ließ [darauf] die Jungfrau fragen, wer ihr es gethan zu haben scheine, wiewohl sie beide 1) lange Bärte hatten. Da sagte die Jungfrau: Er hatte einen langen Bart, aber nach der Sprache ist es der König nicht ge- wesen. So merkte man wohl, daß es der Herzog Friedrich war. Hierauf schenkte der König der Jungfrau vierhundert ungarische Gulden und reiste dann weiter nach Brixen an der Etsch, wo ihm der Bischof große Ehre und Höflichkeit erwies. 43. Hier wird erzählt, wie die Venetianer2) einen Menschen angestiftet hatten, der dem Könige nachritt und ihm in seiner Küche Gift beibringen sollte. Da jagten ihn die Köche hinaus und schlugen ihn, so daß der König es bemerkte. Eines Morgens fanden die Köche des Königs einen Mann in der Küche, der war ein Baier und sollte den König vergiften. Die Köche fragten ihn, was er da thäte. Da verantwortete er sich, so gut er konnte, sie trieben ihn aber mit Schlägen aus der Küche. Das sah der König und sagte, sie sollten die Leute 1) Friedrich und Sigmund. 2) Vergl. Revue historique XX, 108; Aschb. I, 359, 19
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32 Eberhard Windecke. höflich hinaus weisen und nicht schlagen. Das hörte der gute Mann, welcher das Gift bei sich hatte, und er ging auf die Brücke des Wassers und warf das Gift, wodurch der König vergiftet worden wäre, und einen eisernen Handschuh und eisernen Löffel, womit er es an Sattel, Zaum und Steigbügel hatte streichen sollen, in das Wasser. Dies sah ein Bürger von Brixen und ließ den Mann ergreifen und fragen, was er in das Wasser ge- worfen habe. Da bekaunte er, wie es sich verhielt. [Der Bürger] brachte es dem Könige zur Anzeige. Dieser ließ den Ergriffenen fragen, wer ihn das geheißen hätte? Er entgegnete: Die Ve netianer hätten ihm dreihundert Dukaten gegeben und sollten ihm noch zweihundert Gulden geben. Darauf ließ der König denselben Mann in sicheres Gewahrsam legen zu einem Beweise wider die Venetianer und zog dann über Chur und am Comer- see vorüber durch die Lombardei in die Stadt Lodi. Auf das Feld zwischen Lodi und Mailand kam der Herr von Mailand, und sie verhandelten da mit einander und konnten doch nicht einig werden, denn der Herr von Mailand wollte zum Herzog gemacht sein, was der König Sigmund nicht thun wollte, so daß sie sich ohne Entscheidung von einander trennten. So zog der König nach Cremona. 1) Da kam Balthasar de Cassa zu ihm, welcher damals, wie man noch lesen wird, Papst war, und sie wurden eins zum Konzil nach Konstanz zu kommen. Denn die heilige Kirche stand damals in großer Verwirrung, da es zu der Zeit drei Päpste gab, den einen Namens Johannes zu Rom, den zweiten Namens Gregorius zu Rimini, den dritten Namens Benedictus zu Perpignan in Katalonien, welcher letztere in Frank- reich, Portugal, Navarra, und Katalonien anerkannt war. Da es in der Christenheit so stand, bemühte sich König Sigmund das große Konzil zu Konstanz zusammen zu bringen, um eine Einigung der heiligen Kirche herbeizuführen, was er auch mit Gottes Hilfe erreichte, wie man unten erzählt findet. 1) Hier traf Windecke den König. Vergl. Kap. 8.
32 Eberhard Windecke. höflich hinaus weisen und nicht schlagen. Das hörte der gute Mann, welcher das Gift bei sich hatte, und er ging auf die Brücke des Wassers und warf das Gift, wodurch der König vergiftet worden wäre, und einen eisernen Handschuh und eisernen Löffel, womit er es an Sattel, Zaum und Steigbügel hatte streichen sollen, in das Wasser. Dies sah ein Bürger von Brixen und ließ den Mann ergreifen und fragen, was er in das Wasser ge- worfen habe. Da bekaunte er, wie es sich verhielt. [Der Bürger] brachte es dem Könige zur Anzeige. Dieser ließ den Ergriffenen fragen, wer ihn das geheißen hätte? Er entgegnete: Die Ve netianer hätten ihm dreihundert Dukaten gegeben und sollten ihm noch zweihundert Gulden geben. Darauf ließ der König denselben Mann in sicheres Gewahrsam legen zu einem Beweise wider die Venetianer und zog dann über Chur und am Comer- see vorüber durch die Lombardei in die Stadt Lodi. Auf das Feld zwischen Lodi und Mailand kam der Herr von Mailand, und sie verhandelten da mit einander und konnten doch nicht einig werden, denn der Herr von Mailand wollte zum Herzog gemacht sein, was der König Sigmund nicht thun wollte, so daß sie sich ohne Entscheidung von einander trennten. So zog der König nach Cremona. 1) Da kam Balthasar de Cassa zu ihm, welcher damals, wie man noch lesen wird, Papst war, und sie wurden eins zum Konzil nach Konstanz zu kommen. Denn die heilige Kirche stand damals in großer Verwirrung, da es zu der Zeit drei Päpste gab, den einen Namens Johannes zu Rom, den zweiten Namens Gregorius zu Rimini, den dritten Namens Benedictus zu Perpignan in Katalonien, welcher letztere in Frank- reich, Portugal, Navarra, und Katalonien anerkannt war. Da es in der Christenheit so stand, bemühte sich König Sigmund das große Konzil zu Konstanz zusammen zu bringen, um eine Einigung der heiligen Kirche herbeizuführen, was er auch mit Gottes Hilfe erreichte, wie man unten erzählt findet. 1) Hier traf Windecke den König. Vergl. Kap. 8.
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Leben König Sigmunds. Kap. 43 u. 44. 33 44. Danach kam König Sigmund nach Asti in Piemont zum Markgrafen von Montferrat, der ihn herrlich empfing und in die Stadt führte. Weiter zog König Sigmund gen Asti in Piemont und kam zum Markgrafen von Montferrat, wurde mit ihm gut einig und blieb wohl vierzehn Tage in Asti. Da sammelten sich die Bauern und Bürger in der Stadt und wollten den König er- morden. Daher setzte sich derselbe als ein rechter Herr und Held zur Wehr und wiewohl der Bauern und Bürger gegen acht- tausend waren und der König nicht mehr denn zweitausend vier- hundert Pferde hatte, so kam er dennoch mit Ehren von ihnen: doch erstachen sie ihm einen braven Ritter. Hierauf zog der König gen Deutschland1) durch Savoyen und kam über Frei burg im Uechtlande nach Bern in der Schweiz. Die Berner erwiesen ihm große Ehre und Höflichkeit und bezahlten alles, was für ihn und seine Begleitung bestimmt war und was die Leute des Königs zu Bern kauften, obgleich diese von allen Aus- rüstungsgegenständen völlig entblößt waren. Hierauf zog der König weiter über Basel den Rhein hinab und berief, wie es recht und billig war, die Kurfürsten zu sich. Es erschienen der Herzog Ludwig von Heidelberg, der Bischof von Trier und der Burggraf Friedrich von Nürnberg. Die andern aber kamen nicht, denn dem Bischofe von Mainz, Johann von Nassau, dem grauste vor dem Könige. Daher ward der König unwillig und wandte sich gen Nürnberg und wollte wieder nach Ungarn ziehen ohne zum römischen Könige gekrönt zu sein. Doch redete Burggraf Friedrich ihm zu, so daß der König wieder umkehrte an den Rhein. Auch kamen die Fürsten zu ihm und wurden da wohl einig, wofür der König den Burggrafen gut belohnte, denn er gab ihm die Brandenburger Mark, wie unten2) erzählt 1) C. gon tutschen landen; H. gen tuschen landen; G. durch dewze lant. Die ersteren Lesarten ergeben, daß die Deutung, welche Aschb. I, 384, 43 der letzteren giebt, nicht richtig ist. — 2) Kap. 93 p. m. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 3
Leben König Sigmunds. Kap. 43 u. 44. 33 44. Danach kam König Sigmund nach Asti in Piemont zum Markgrafen von Montferrat, der ihn herrlich empfing und in die Stadt führte. Weiter zog König Sigmund gen Asti in Piemont und kam zum Markgrafen von Montferrat, wurde mit ihm gut einig und blieb wohl vierzehn Tage in Asti. Da sammelten sich die Bauern und Bürger in der Stadt und wollten den König er- morden. Daher setzte sich derselbe als ein rechter Herr und Held zur Wehr und wiewohl der Bauern und Bürger gegen acht- tausend waren und der König nicht mehr denn zweitausend vier- hundert Pferde hatte, so kam er dennoch mit Ehren von ihnen: doch erstachen sie ihm einen braven Ritter. Hierauf zog der König gen Deutschland1) durch Savoyen und kam über Frei burg im Uechtlande nach Bern in der Schweiz. Die Berner erwiesen ihm große Ehre und Höflichkeit und bezahlten alles, was für ihn und seine Begleitung bestimmt war und was die Leute des Königs zu Bern kauften, obgleich diese von allen Aus- rüstungsgegenständen völlig entblößt waren. Hierauf zog der König weiter über Basel den Rhein hinab und berief, wie es recht und billig war, die Kurfürsten zu sich. Es erschienen der Herzog Ludwig von Heidelberg, der Bischof von Trier und der Burggraf Friedrich von Nürnberg. Die andern aber kamen nicht, denn dem Bischofe von Mainz, Johann von Nassau, dem grauste vor dem Könige. Daher ward der König unwillig und wandte sich gen Nürnberg und wollte wieder nach Ungarn ziehen ohne zum römischen Könige gekrönt zu sein. Doch redete Burggraf Friedrich ihm zu, so daß der König wieder umkehrte an den Rhein. Auch kamen die Fürsten zu ihm und wurden da wohl einig, wofür der König den Burggrafen gut belohnte, denn er gab ihm die Brandenburger Mark, wie unten2) erzählt 1) C. gon tutschen landen; H. gen tuschen landen; G. durch dewze lant. Die ersteren Lesarten ergeben, daß die Deutung, welche Aschb. I, 384, 43 der letzteren giebt, nicht richtig ist. — 2) Kap. 93 p. m. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 3
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34 Eberhard Windecke. ist. So zog dann König Sigmund den Rhein hinab gen Bonn und wollte sich weiter nach Aachen zur Krönung begeben. Da kam ihm Nachricht, daß der Herzog von Brabant ihm den Weg verlegen wolle. Daher sandte der König zum Herzog von Geldern und begehrte Hilfe von ihm. Dieser kam mit viertausend Reitern, ebenso kamen die Bürger von Aachen mit ganzer Macht und die Bischöfe von Trier und Köln mit großer Macht und ge- leiteten den König bis Aachen. Daselbst wurden der König und die Königin vom Bischof von Köln gekrönt, und die Kurfürsten waren alle1) dabei. Nach der Krönung begann darauf am Tage der h. Katharina [25. November] das h. Konzil2) zu Konstanz. Der König zog daher den Rhein wieder hinauf nach Mainz und weiter über Nürnberg nach Konstanz. Hier fand eine große Versammlung von allen geistlichen und weltlichen Fürsten und Königen in der Christenheit statt. Dies Konzil währte drei und ein halbes Jahr, wie man unten wohl finden wird. 45. Wie der König Sigmund und der Herr von Mailand sich ganz freundlich zu einander stellten, und wie der von Mailand den König mit sich nach Mailand führte und der Markgraf von Montferrat mit in die Sühne eingeschlossen ward. Du sollst wissen, daß der König Sigmund und der Herr von Mailand ausgesöhnt wurden, nachdem sie uneinig gewesen waren. 3) Hierbei wurde zugleich ausgemacht, daß der Herr von Mailand mit ganzer Macht dem Markgrafen von Montferrat gegen die Genueser beistehen solle. Denn der Markgraf war um des Königs Sigmund willen der Feind der Genueser. Da- her kriegten die zwei Herren mit den Genuesern und gewannen wohl vierundzwanzig Städte und Schlösjer, so daß sie nichts behielten als die Stadt Savona. Hier befand sich einer, der 1) Ungenau. Es fehlten der König von Böhmen und der Erzbischof von Mainz. Siehe Aschb. I, 410. — 2) Eröffnet am 5. November. Vergl. Kap. 54 und 96. — 3) Diese falsche Darstellung hat sich vielleicht unter dem Einflusse der Erinnerung an die Verhältnisse bei Sigmunde Anwesenheit in Mailand 1431 herausgebildet.
34 Eberhard Windecke. ist. So zog dann König Sigmund den Rhein hinab gen Bonn und wollte sich weiter nach Aachen zur Krönung begeben. Da kam ihm Nachricht, daß der Herzog von Brabant ihm den Weg verlegen wolle. Daher sandte der König zum Herzog von Geldern und begehrte Hilfe von ihm. Dieser kam mit viertausend Reitern, ebenso kamen die Bürger von Aachen mit ganzer Macht und die Bischöfe von Trier und Köln mit großer Macht und ge- leiteten den König bis Aachen. Daselbst wurden der König und die Königin vom Bischof von Köln gekrönt, und die Kurfürsten waren alle1) dabei. Nach der Krönung begann darauf am Tage der h. Katharina [25. November] das h. Konzil2) zu Konstanz. Der König zog daher den Rhein wieder hinauf nach Mainz und weiter über Nürnberg nach Konstanz. Hier fand eine große Versammlung von allen geistlichen und weltlichen Fürsten und Königen in der Christenheit statt. Dies Konzil währte drei und ein halbes Jahr, wie man unten wohl finden wird. 45. Wie der König Sigmund und der Herr von Mailand sich ganz freundlich zu einander stellten, und wie der von Mailand den König mit sich nach Mailand führte und der Markgraf von Montferrat mit in die Sühne eingeschlossen ward. Du sollst wissen, daß der König Sigmund und der Herr von Mailand ausgesöhnt wurden, nachdem sie uneinig gewesen waren. 3) Hierbei wurde zugleich ausgemacht, daß der Herr von Mailand mit ganzer Macht dem Markgrafen von Montferrat gegen die Genueser beistehen solle. Denn der Markgraf war um des Königs Sigmund willen der Feind der Genueser. Da- her kriegten die zwei Herren mit den Genuesern und gewannen wohl vierundzwanzig Städte und Schlösjer, so daß sie nichts behielten als die Stadt Savona. Hier befand sich einer, der 1) Ungenau. Es fehlten der König von Böhmen und der Erzbischof von Mainz. Siehe Aschb. I, 410. — 2) Eröffnet am 5. November. Vergl. Kap. 54 und 96. — 3) Diese falsche Darstellung hat sich vielleicht unter dem Einflusse der Erinnerung an die Verhältnisse bei Sigmunde Anwesenheit in Mailand 1431 herausgebildet.
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Leben König Sigmunds. Kap. 44—46. 35 hieß Lanzelot, der des Königs Diener war1), und weil ihm der König nicht sogleich Geld gab, wandte er sich von ihm und zog zu den Genuesern wider den König, den Markgrafen und den Herrn von Mailand. Später wurde dieser Lanzelot ergriffen und in Pavia an seinem eigenen Fenster erhängt und vorher sehr gemartert. Auch wurde seines Bruders Sohne das Haupt abgeschlagen. Doch handelte der von Mailand unbillig hiermit. Denn dieser war zuvor in der Hand desselben Lanzelot gewesen, zu der Zeit als der Bruder des Herrn von Mailand2) in der Stadt Mailand erschlagen wurde. Damals hätte dieser Lanzelot denselben jungen Herrn von Mailand auch tödten sollen, um diese schlimmen Feinde los zu werden. Doch hatte er es nicht gethan: da erhielt er denn den Lohn, wie es damals leider der Welt Lauf war. Ich befürchte, daß es noch so ist und diese Welt so bleibt, daß Treue mit Untreue gelohnt wird. — 46. Wie der römische König Sigmund mit dem Könige Wenzel von Böhmen versöhnt wurde, nach dem Inhalte zweier Briefe, von denen jeder einen hatte.3) In dem folgenden Schriftstücke ist jede Streitsache und Schuld bemerkt, die der allerdurchlauchtigste Fürst der Herr Wenzel, römischer König 2., wider seinen Bruder Sigmund, König von Ungarn, hat, der nachher im Jahre 1410 römischer König und am Pfingsttage 1433 römischer Kaiser wurde.4) — Im Jahre 1393 sandten wir nach unserm Bruder, dem Könige von Ungarn. Am Tage purificationis Mariae haben wir uns mit ihm geeinigt, wie ein Bruder mit dem andern soll, worüber wir auch Urkunden ausgestellt haben, die dasselbe wohl beweisen. Später hat er es durch seine Befehle und Hinterlist 1) Der folgende Bericht ist ungenau und verwirrt. Nicht Lanzelot, sondern dessen Bruder und Sohn Castellino und Manfred Beccaria wurden in Pavia hingerichtet. Aschb. 1, 385, 59. — 2) Gian Maria, † 16. Mai 1412. Aschb. I, 369. — 3) Ueberschrift paßt nicht zum In- halte, wie nicht selten bei Urkunden. Die letzten Worte sind wohl nur eine Anweisung für den Zeichner eines entsprechenden Bildes. — 4) Dieser Satz fehlt in C und steht in H wie eine Ueberschrift abgesondert. 3*)
Leben König Sigmunds. Kap. 44—46. 35 hieß Lanzelot, der des Königs Diener war1), und weil ihm der König nicht sogleich Geld gab, wandte er sich von ihm und zog zu den Genuesern wider den König, den Markgrafen und den Herrn von Mailand. Später wurde dieser Lanzelot ergriffen und in Pavia an seinem eigenen Fenster erhängt und vorher sehr gemartert. Auch wurde seines Bruders Sohne das Haupt abgeschlagen. Doch handelte der von Mailand unbillig hiermit. Denn dieser war zuvor in der Hand desselben Lanzelot gewesen, zu der Zeit als der Bruder des Herrn von Mailand2) in der Stadt Mailand erschlagen wurde. Damals hätte dieser Lanzelot denselben jungen Herrn von Mailand auch tödten sollen, um diese schlimmen Feinde los zu werden. Doch hatte er es nicht gethan: da erhielt er denn den Lohn, wie es damals leider der Welt Lauf war. Ich befürchte, daß es noch so ist und diese Welt so bleibt, daß Treue mit Untreue gelohnt wird. — 46. Wie der römische König Sigmund mit dem Könige Wenzel von Böhmen versöhnt wurde, nach dem Inhalte zweier Briefe, von denen jeder einen hatte.3) In dem folgenden Schriftstücke ist jede Streitsache und Schuld bemerkt, die der allerdurchlauchtigste Fürst der Herr Wenzel, römischer König 2., wider seinen Bruder Sigmund, König von Ungarn, hat, der nachher im Jahre 1410 römischer König und am Pfingsttage 1433 römischer Kaiser wurde.4) — Im Jahre 1393 sandten wir nach unserm Bruder, dem Könige von Ungarn. Am Tage purificationis Mariae haben wir uns mit ihm geeinigt, wie ein Bruder mit dem andern soll, worüber wir auch Urkunden ausgestellt haben, die dasselbe wohl beweisen. Später hat er es durch seine Befehle und Hinterlist 1) Der folgende Bericht ist ungenau und verwirrt. Nicht Lanzelot, sondern dessen Bruder und Sohn Castellino und Manfred Beccaria wurden in Pavia hingerichtet. Aschb. 1, 385, 59. — 2) Gian Maria, † 16. Mai 1412. Aschb. I, 369. — 3) Ueberschrift paßt nicht zum In- halte, wie nicht selten bei Urkunden. Die letzten Worte sind wohl nur eine Anweisung für den Zeichner eines entsprechenden Bildes. — 4) Dieser Satz fehlt in C und steht in H wie eine Ueberschrift abgesondert. 3*)
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36 Eberhard Windecke. mit den rheinischen Herren dahin gebracht, daß wir gefangen wurden. In dem Jahre haben wir im Gefängnisse 200 000 Gulden baar ausgegeben, abgesehn von allen anderen Nachtheilen, die uns getroffen haben, und die sich in unsern Büchern wohl finden werden. Mit diesem Gelde wollten wir uns zum Zuge nach Rom rüsten, dorthin ziehen und die Kaiserkrone empfangen. Auch hätten wir dies Geld Fürsten, Herren, Rittern und Knechten auf dieser Römerfahrt gern gegeben. 47. Von einer andern Zahlung. Bei der erwähnten Gelegenheit haben wir für ihn 5330 Schock Groschen bezahlt. Zwei Jahre später abermals um purificationis Mariae sandten wir wieder nach unserm Bruder, dem Könige von Ungarn, in guten Treuen, daß er uns und die böhmischen Herren versöhnen und vereinigen und uns bei unseren Ehren und Würden erhalten werde. Dabei hat er uns ge- schädigt1) und die Biederkeit und Ehre der obersten Aemter unseres Landes, namentlich des Burggrafen auf unserm Schlosse zu Prag, der das oberste Amt in Böhmen bekleidet, der Ober- richter, Landschreiber, Unterrichter und vieler anderer Aemter des Landes, die wir jetzt nicht nennen können: — darin hat unser Bruder Eingriffe gemacht wider das Recht, während wir ihm doch geglaubt und erwartet hatten, daß er uns bei unseren Ehren und Würden erhalten wolle. Hierdurch hat er uns Land und Leute und Städte abspenstig gemacht. Ueber das Alles wollen wir ihm mit guten Urkunden beweisen, daß er uns nicht gehalten hat, was er uns gelobt und verbrieft hat. 48. Handelt abermals von einer Zahlung, die für ihn ge- macht ist.2) Bei derselben oben erwähnten Gelegenheit haben wir für ihn 5221 Schock Groschen entrichtet und gezahlt. Zwei Jahre danach abermals um den Tag purificationis 1) Hdschr. theils geruffen, theils berufft. — 2) G: Dies handelt von der andern Reise und von den Kosten.
36 Eberhard Windecke. mit den rheinischen Herren dahin gebracht, daß wir gefangen wurden. In dem Jahre haben wir im Gefängnisse 200 000 Gulden baar ausgegeben, abgesehn von allen anderen Nachtheilen, die uns getroffen haben, und die sich in unsern Büchern wohl finden werden. Mit diesem Gelde wollten wir uns zum Zuge nach Rom rüsten, dorthin ziehen und die Kaiserkrone empfangen. Auch hätten wir dies Geld Fürsten, Herren, Rittern und Knechten auf dieser Römerfahrt gern gegeben. 47. Von einer andern Zahlung. Bei der erwähnten Gelegenheit haben wir für ihn 5330 Schock Groschen bezahlt. Zwei Jahre später abermals um purificationis Mariae sandten wir wieder nach unserm Bruder, dem Könige von Ungarn, in guten Treuen, daß er uns und die böhmischen Herren versöhnen und vereinigen und uns bei unseren Ehren und Würden erhalten werde. Dabei hat er uns ge- schädigt1) und die Biederkeit und Ehre der obersten Aemter unseres Landes, namentlich des Burggrafen auf unserm Schlosse zu Prag, der das oberste Amt in Böhmen bekleidet, der Ober- richter, Landschreiber, Unterrichter und vieler anderer Aemter des Landes, die wir jetzt nicht nennen können: — darin hat unser Bruder Eingriffe gemacht wider das Recht, während wir ihm doch geglaubt und erwartet hatten, daß er uns bei unseren Ehren und Würden erhalten wolle. Hierdurch hat er uns Land und Leute und Städte abspenstig gemacht. Ueber das Alles wollen wir ihm mit guten Urkunden beweisen, daß er uns nicht gehalten hat, was er uns gelobt und verbrieft hat. 48. Handelt abermals von einer Zahlung, die für ihn ge- macht ist.2) Bei derselben oben erwähnten Gelegenheit haben wir für ihn 5221 Schock Groschen entrichtet und gezahlt. Zwei Jahre danach abermals um den Tag purificationis 1) Hdschr. theils geruffen, theils berufft. — 2) G: Dies handelt von der andern Reise und von den Kosten.
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Leben König Sigmunds. Kap. 46—50. 37 Mariae sandten wir abermals nach unserm Bruder, um uns in guter brüderlicher Treue mit ihm auszusöhnen, wie auch die darüber ausgestellten Urkunden besagen, daß er, so lange er lebe, nicht gegen uns handeln solle noch wolle, vielmehr solle er mit Leben und Vermögen uns gegen alle unsre Feinde und gegen diejenigen beistehen, welche in unsere Rechte eingreifen wollen, namentlich in unsere geistlichen oder weltlichen Aemter, daß er ferner Niemand halten oder aufnehmen solle, der wider uns sein wolle. Dies weisen die Urkunden aus. Dagegen hat er alle wege unsere Feinde gegen uns gefördert, und fördert noch von Tage zu Tage diejenigen, welche uns und unserm Lande schädlich sind, was Jedermann jetzt wohl selbst erkennen kann. 49. Handelt abermals von einer Zahlung.1) Bei derselben oben erwähnten Gelegenheit haben wir für ihn 4000 Schock böhmische Groschen entrichtet und bezahlt. 50. Wie König Sigmund von den Landherren gefangen und auf einen hohen Thurm geführt ward. Als er zwei Jahre darauf von seinen Landherren gefangen ward — er weiß wohl weshalb — haben wir ihm getreulich geholfen und Hilfe gesandt als unserm Bruder, und da wir ihm ausgeholfen hatten, so erwarteten wir, er hätte sich nach seiner Gefangenschaft gebessert und sandten abermals nach ihm, daß er uns helfen solle Gerechtigkeit gegen unsere Feinde zu üben. Demnach haben wir ihm Land und Leute gänzlich überliefert2) und anvertraut, damit er desto leichter unsere Ehre und unsern Vortheil suchen und nach unserm Besten trachten könne. Dafür hat er uns in christlicher Treue gefangen genommen, was doch ein Bruder dem andern nicht anthun sollte, und uns in den Thurm geworfen, in den man niedrige Leute setzen soll, und hat uns darin gezwungen unsern böhmischen Städten zu befehlen ihm 1) G.: Dies handelt von der dritten Reise und von den Kosten. — 2) Urkunde darüber bei Aschb. I, 166.
Leben König Sigmunds. Kap. 46—50. 37 Mariae sandten wir abermals nach unserm Bruder, um uns in guter brüderlicher Treue mit ihm auszusöhnen, wie auch die darüber ausgestellten Urkunden besagen, daß er, so lange er lebe, nicht gegen uns handeln solle noch wolle, vielmehr solle er mit Leben und Vermögen uns gegen alle unsre Feinde und gegen diejenigen beistehen, welche in unsere Rechte eingreifen wollen, namentlich in unsere geistlichen oder weltlichen Aemter, daß er ferner Niemand halten oder aufnehmen solle, der wider uns sein wolle. Dies weisen die Urkunden aus. Dagegen hat er alle wege unsere Feinde gegen uns gefördert, und fördert noch von Tage zu Tage diejenigen, welche uns und unserm Lande schädlich sind, was Jedermann jetzt wohl selbst erkennen kann. 49. Handelt abermals von einer Zahlung.1) Bei derselben oben erwähnten Gelegenheit haben wir für ihn 4000 Schock böhmische Groschen entrichtet und bezahlt. 50. Wie König Sigmund von den Landherren gefangen und auf einen hohen Thurm geführt ward. Als er zwei Jahre darauf von seinen Landherren gefangen ward — er weiß wohl weshalb — haben wir ihm getreulich geholfen und Hilfe gesandt als unserm Bruder, und da wir ihm ausgeholfen hatten, so erwarteten wir, er hätte sich nach seiner Gefangenschaft gebessert und sandten abermals nach ihm, daß er uns helfen solle Gerechtigkeit gegen unsere Feinde zu üben. Demnach haben wir ihm Land und Leute gänzlich überliefert2) und anvertraut, damit er desto leichter unsere Ehre und unsern Vortheil suchen und nach unserm Besten trachten könne. Dafür hat er uns in christlicher Treue gefangen genommen, was doch ein Bruder dem andern nicht anthun sollte, und uns in den Thurm geworfen, in den man niedrige Leute setzen soll, und hat uns darin gezwungen unsern böhmischen Städten zu befehlen ihm 1) G.: Dies handelt von der dritten Reise und von den Kosten. — 2) Urkunde darüber bei Aschb. I, 166.
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38 Eberhard Windecke. wider Recht zu huldigen, während sie doch nicht anders als zu unsrer Ehre, zu unserm Nutz und Frommen gehuldigt hatten. Außerdem besteuert er unsre armen Bürger und Leute ohne Schuld und Recht und handelt mit ihnen nach seinem Willen und Gefallen. Ferner ist er in unser und des Kämmerers Haus zu Prag eingebrochen und hat daraus mit Gewalt unsere Bücher und Urkunden genommen, was uns und dem Lande unermeßlich großen Schaden bringt. Auch hat er ohne unsere Einwilligung einen andern zum Kämmerer eingesetzt, unsern größten Feind, wodurch er unsere Ehre und Würde sehr geschädigt hat. Ferner hat er sich an unsere Juden und an unsere Kammerknechte ge macht, die im ganzen Königreiche Böhmen waren, hat sie, Jung und Alt, Weiber und Kinder, gebrandschatzt, beraubt und ganz und gar verderbt bis auf den letzten Pfennig. Er hat ihnen versiegelte Urkunden genommen und diese unsern Feinden ge geben. Jene hatten wir mit dem Vermögen zu unserer Ehre aufgespart, und wäre es uns jetzt nöthig gewesen, hätten sie uns mit diesem Vermögen helfen können, doch er hat ihnen alles mit Gewalt genommen und unsern allergrößten Feinden zu- getheilt. — Was das betrifft, daß er sagt, wir trachteten nicht nach der Kaiserherrschaft, so hätten wir das längst gethan und vollbracht, doch konnten wir es nicht nach unserm Willen ein- richten und ausführen, da er uns allezeit gehindert und mit Ge- fahren bedroht hat, wie er das auch jetzt offen gezeigt hat, so daß es jedermann selbst deutlich erkennen kann, und mit eigenen Augen seht Ihr, wie er mit uns umgegangen ist. — Zehntausend Gulden von unseren Schätzen, die oben im ersten Artikel erwähnt sind, und bei unserer ersten Gefangenschaft darauf gingen, wie auch oben ausführlicher dargelegt ist, würden wir so angelegt haben, daß wir und die ganze Christenheit Friede und Trost davon erlangen konnten, und daß wir und die ganze Christenheit bei Frieden und Trost geblieben wären — das alles hat er alle wege gehindert und unmöglich gemacht.
38 Eberhard Windecke. wider Recht zu huldigen, während sie doch nicht anders als zu unsrer Ehre, zu unserm Nutz und Frommen gehuldigt hatten. Außerdem besteuert er unsre armen Bürger und Leute ohne Schuld und Recht und handelt mit ihnen nach seinem Willen und Gefallen. Ferner ist er in unser und des Kämmerers Haus zu Prag eingebrochen und hat daraus mit Gewalt unsere Bücher und Urkunden genommen, was uns und dem Lande unermeßlich großen Schaden bringt. Auch hat er ohne unsere Einwilligung einen andern zum Kämmerer eingesetzt, unsern größten Feind, wodurch er unsere Ehre und Würde sehr geschädigt hat. Ferner hat er sich an unsere Juden und an unsere Kammerknechte ge macht, die im ganzen Königreiche Böhmen waren, hat sie, Jung und Alt, Weiber und Kinder, gebrandschatzt, beraubt und ganz und gar verderbt bis auf den letzten Pfennig. Er hat ihnen versiegelte Urkunden genommen und diese unsern Feinden ge geben. Jene hatten wir mit dem Vermögen zu unserer Ehre aufgespart, und wäre es uns jetzt nöthig gewesen, hätten sie uns mit diesem Vermögen helfen können, doch er hat ihnen alles mit Gewalt genommen und unsern allergrößten Feinden zu- getheilt. — Was das betrifft, daß er sagt, wir trachteten nicht nach der Kaiserherrschaft, so hätten wir das längst gethan und vollbracht, doch konnten wir es nicht nach unserm Willen ein- richten und ausführen, da er uns allezeit gehindert und mit Ge- fahren bedroht hat, wie er das auch jetzt offen gezeigt hat, so daß es jedermann selbst deutlich erkennen kann, und mit eigenen Augen seht Ihr, wie er mit uns umgegangen ist. — Zehntausend Gulden von unseren Schätzen, die oben im ersten Artikel erwähnt sind, und bei unserer ersten Gefangenschaft darauf gingen, wie auch oben ausführlicher dargelegt ist, würden wir so angelegt haben, daß wir und die ganze Christenheit Friede und Trost davon erlangen konnten, und daß wir und die ganze Christenheit bei Frieden und Trost geblieben wären — das alles hat er alle wege gehindert und unmöglich gemacht.
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Leben König Sigmunds. Kap. 50—52. 39 51. Wie König Sigmund seinem Bruder, dem Könige von Böhmen, auf dem Berge bei Prag eine goldene Krone und viele köstliche Trinkgefäße nahm. Dernach ist er mit Gewalt in unser Königreich und Land Böhmen gezogen und hat daselbst Verwüstungen und großen Schaden angerichtet. Die Seinen haben Jungfrauen, Wittwen und Weiber geschändet und gemißbraucht. Er hat nach seinem Gutdünken arme Leute und Bürger ohne Veranlassung und Recht gebrandschatzt, was alles den allmächtigen Gott erbarmen könnte. Insbesondere hat er den Berg,1) unseres Königreiches Schatzkammer und unsere armen Leute, die uns getreu gewesen sind, bis auf den letzten Pfennig gebrandschatzt und ist mit ihnen umgegangen nach seinem Gefallen, ohne daß wir es ihn geheißen oder es ihm empfohlen haben. Auf demselben Berge hat er uns eine schön verzierte und prächtige Krone, die sehr werthvoll ist, und viele andere goldne und silberne Kleinodien genommen, hat sie vertheilt und unsern Feinden gegeben. 52. Hier wird erzählt, was König Sigmund seinem Bruder an der ersten Reise gelobte. Ebenfalls an der ersten Reise gelobte uns unser Bruder, der König von Ungarn, daß das Reich Ungarn erblich an uns fallen solle, worüber er uns eine gute Urkunde ausgestellt hat. Kurze Zeit darauf hat er dasselbe Königreich unserm Vetter, dem Fürsten Markgraf Jobst zu Mähren, verschrieben und vermacht mit dem Insiegel von siebzig Herren. Jetzt hat er dasselbe Königreich hinwiederum unserm Oheim, dem Fürsten Herzog Albrecht von Oesterreich, Steiermark x. verschrieben, so daß unser Bruder uns nie gehalten hat, was er uns gelobt und verbrieft hat. Ihm und nicht uns hat es geschadet, daß der genannte König, als er uns gefangen hatte, alle goldenen und silbernen Geräthe, die zu unserm Tische, zu unsrer Kammer und zu andern 1) Wohl Kuttenberg.
Leben König Sigmunds. Kap. 50—52. 39 51. Wie König Sigmund seinem Bruder, dem Könige von Böhmen, auf dem Berge bei Prag eine goldene Krone und viele köstliche Trinkgefäße nahm. Dernach ist er mit Gewalt in unser Königreich und Land Böhmen gezogen und hat daselbst Verwüstungen und großen Schaden angerichtet. Die Seinen haben Jungfrauen, Wittwen und Weiber geschändet und gemißbraucht. Er hat nach seinem Gutdünken arme Leute und Bürger ohne Veranlassung und Recht gebrandschatzt, was alles den allmächtigen Gott erbarmen könnte. Insbesondere hat er den Berg,1) unseres Königreiches Schatzkammer und unsere armen Leute, die uns getreu gewesen sind, bis auf den letzten Pfennig gebrandschatzt und ist mit ihnen umgegangen nach seinem Gefallen, ohne daß wir es ihn geheißen oder es ihm empfohlen haben. Auf demselben Berge hat er uns eine schön verzierte und prächtige Krone, die sehr werthvoll ist, und viele andere goldne und silberne Kleinodien genommen, hat sie vertheilt und unsern Feinden gegeben. 52. Hier wird erzählt, was König Sigmund seinem Bruder an der ersten Reise gelobte. Ebenfalls an der ersten Reise gelobte uns unser Bruder, der König von Ungarn, daß das Reich Ungarn erblich an uns fallen solle, worüber er uns eine gute Urkunde ausgestellt hat. Kurze Zeit darauf hat er dasselbe Königreich unserm Vetter, dem Fürsten Markgraf Jobst zu Mähren, verschrieben und vermacht mit dem Insiegel von siebzig Herren. Jetzt hat er dasselbe Königreich hinwiederum unserm Oheim, dem Fürsten Herzog Albrecht von Oesterreich, Steiermark x. verschrieben, so daß unser Bruder uns nie gehalten hat, was er uns gelobt und verbrieft hat. Ihm und nicht uns hat es geschadet, daß der genannte König, als er uns gefangen hatte, alle goldenen und silbernen Geräthe, die zu unserm Tische, zu unsrer Kammer und zu andern 1) Wohl Kuttenberg.
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40 Eberhard Windecke. Sachen von uns gehört haben, weggenommen, versetzt, verkauft und nach seinem Gutdünken verthan hat. 53. Wie der König von Böhmen von seinem Bruder, dem Könige Sigmund, Rechnung über das Land durch einen Boten und einen Brief verlangte. Was nun außerdem dies anbetrifft, daß er behauptet, wir hätten ihn gemacht und eingesetzt zum Verweser unseres böh- mischen Reiches und zum Vereiniger des h. römischen Reiches, was er täglich in seinen Briefen beweist, die er allenthalben schreibt, so verwüstet er leider unser Land in solchem Maße, daß er und die seinen sengen und brennen und dazu die armen Leute, die uns mit Treuen lieben und uns beigestanden haben, ganz und gar verderbt hat, was weder unser Auftrag noch unser Wille gewesen ist. Auch hat er alle Amtleute nach seinem Willen eingesetzt, während er doch einer unsrer Amtleute ist, wie er in seinem Titel kundgiebt und in seinen Urkunden schreibt. Darum begehren wir volle Rechenschaft von ihm als von unserm Amt- manne zu haben, denn alle Rechte sagen und lauten dahin, daß ein Amtmann seinem Herrn gehorsam und treu sein soll, und diesem, wenn er will, Rechnung über das Geschäft und Amt legen soll, welches er von seinem Herrn erhalten und empfangen hat. 54. Wie König Sigmund alle Herren anrief, daß sie ihm gegen Herzog Friedrich von Desterreich behilflich sein möchten, weil dieser den Papst heimlich von Konstanz geführt hatte. Als das h. Konzil, wie der Leser oben gelesen hat, im genannten Jahre um St. Katharinentag [25. November] zu Konstanz angefangen hatte,1) kam ich, Eberhard Windecke, um Ostern2) aus der Brandenburger Mark nach Mainz. Hier hörte ich, daß das h. Konzil mit dem römischen Könige Sigmund übereingekommen sei, daß seine königliche Gnade nach Katalonien ziehen3) und dort versuchen sollte, ob er den Papst Benedictus überreden oder unterweisen könnte vom Papstthum zurückzutreten 1) Siehe z. Kap. 44, S. 34, 2. — 2) Vergl. Kap. 9. — 3) Vergl. Kap. 82
40 Eberhard Windecke. Sachen von uns gehört haben, weggenommen, versetzt, verkauft und nach seinem Gutdünken verthan hat. 53. Wie der König von Böhmen von seinem Bruder, dem Könige Sigmund, Rechnung über das Land durch einen Boten und einen Brief verlangte. Was nun außerdem dies anbetrifft, daß er behauptet, wir hätten ihn gemacht und eingesetzt zum Verweser unseres böh- mischen Reiches und zum Vereiniger des h. römischen Reiches, was er täglich in seinen Briefen beweist, die er allenthalben schreibt, so verwüstet er leider unser Land in solchem Maße, daß er und die seinen sengen und brennen und dazu die armen Leute, die uns mit Treuen lieben und uns beigestanden haben, ganz und gar verderbt hat, was weder unser Auftrag noch unser Wille gewesen ist. Auch hat er alle Amtleute nach seinem Willen eingesetzt, während er doch einer unsrer Amtleute ist, wie er in seinem Titel kundgiebt und in seinen Urkunden schreibt. Darum begehren wir volle Rechenschaft von ihm als von unserm Amt- manne zu haben, denn alle Rechte sagen und lauten dahin, daß ein Amtmann seinem Herrn gehorsam und treu sein soll, und diesem, wenn er will, Rechnung über das Geschäft und Amt legen soll, welches er von seinem Herrn erhalten und empfangen hat. 54. Wie König Sigmund alle Herren anrief, daß sie ihm gegen Herzog Friedrich von Desterreich behilflich sein möchten, weil dieser den Papst heimlich von Konstanz geführt hatte. Als das h. Konzil, wie der Leser oben gelesen hat, im genannten Jahre um St. Katharinentag [25. November] zu Konstanz angefangen hatte,1) kam ich, Eberhard Windecke, um Ostern2) aus der Brandenburger Mark nach Mainz. Hier hörte ich, daß das h. Konzil mit dem römischen Könige Sigmund übereingekommen sei, daß seine königliche Gnade nach Katalonien ziehen3) und dort versuchen sollte, ob er den Papst Benedictus überreden oder unterweisen könnte vom Papstthum zurückzutreten 1) Siehe z. Kap. 44, S. 34, 2. — 2) Vergl. Kap. 9. — 3) Vergl. Kap. 82
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Leben König Sigmunds. Kap. 52—56. 41 oder nach Konstanz zu kommen. Sobald ich, Eberhard Windecke, das erfuhr, zog ich gen Konstanz und als ich auf dieser Reise nach Straßburg gekommen war, vernahm ich, daß Herzog Friedrich von Desterreich den Papst Johann aus dem Konzil und von Konstanz hinweggeführt hätte, wider Ehren und wider Gelübde und Eide, die für das Bleiben geleistet waren. Hierüber ward der König sehr zornig, rief das h. Konzil und die christlichen Fürsten im römischen Reiche an und klagte in allen seinen Briefen und Schriften allen Reichsfürsten und Städten solche große Gewaltthat und solches Unrecht, das Herzog Friedrich von Oester- reich an der Versammlung des h. Konzils der h. Kirche des römischen Reiches [und] der Christenheit durch Hinwegführung des Papstes Johann zugefügt hatte. Auch begehrte er Hilfe um den Herzog Friedrich zur Rechenschaft zu ziehen und den Papst Johann wieder in das Konzil [und] in seine Hand zu bringen. Als er so handelte, fand eine große Versammlung der Reichsfürsten und aus den Städten statt, und Herzog Friedrich ward mit solcher Macht überzogen, daß er den Papst Johann wieder in das Konzil nach Konstanz überantworten und Land und Leute und sich selbst in des Königs Hände auf dessen Gnade ergeben und dies in Urkunden schriftlich anerkennen mußte, wie man unten finden wird. 56. Wie Herzog Ludwig und viele Herren und Städte dem Herzoge von Desterreich Ensisheim abgewannen.1) Während der Herzog von Oesterreich so mit dem Könige verhandelte, hatten ihm die Reichsfürsten und Reichsstädte und besonders die Schweizer viel Land abgewonnen. Denn der Herzog Ludwig von Heidelberg, Herzog Stephan, sein Bruder, der Bischof von Straßburg, die von Basel und die ganze Landschaft lagen mit Macht im Elsaß dem Herzoge feindlich vor Ensisheim und eroberten Heiligkreuz. Da ergaben sich alle die andern Städte 1) Kap. 55 enthält eine in allen Handschriften in Kap. 63 wiederholte und in der Ueber= setzung dort wiedergegebene Urkunde.
Leben König Sigmunds. Kap. 52—56. 41 oder nach Konstanz zu kommen. Sobald ich, Eberhard Windecke, das erfuhr, zog ich gen Konstanz und als ich auf dieser Reise nach Straßburg gekommen war, vernahm ich, daß Herzog Friedrich von Desterreich den Papst Johann aus dem Konzil und von Konstanz hinweggeführt hätte, wider Ehren und wider Gelübde und Eide, die für das Bleiben geleistet waren. Hierüber ward der König sehr zornig, rief das h. Konzil und die christlichen Fürsten im römischen Reiche an und klagte in allen seinen Briefen und Schriften allen Reichsfürsten und Städten solche große Gewaltthat und solches Unrecht, das Herzog Friedrich von Oester- reich an der Versammlung des h. Konzils der h. Kirche des römischen Reiches [und] der Christenheit durch Hinwegführung des Papstes Johann zugefügt hatte. Auch begehrte er Hilfe um den Herzog Friedrich zur Rechenschaft zu ziehen und den Papst Johann wieder in das Konzil [und] in seine Hand zu bringen. Als er so handelte, fand eine große Versammlung der Reichsfürsten und aus den Städten statt, und Herzog Friedrich ward mit solcher Macht überzogen, daß er den Papst Johann wieder in das Konzil nach Konstanz überantworten und Land und Leute und sich selbst in des Königs Hände auf dessen Gnade ergeben und dies in Urkunden schriftlich anerkennen mußte, wie man unten finden wird. 56. Wie Herzog Ludwig und viele Herren und Städte dem Herzoge von Desterreich Ensisheim abgewannen.1) Während der Herzog von Oesterreich so mit dem Könige verhandelte, hatten ihm die Reichsfürsten und Reichsstädte und besonders die Schweizer viel Land abgewonnen. Denn der Herzog Ludwig von Heidelberg, Herzog Stephan, sein Bruder, der Bischof von Straßburg, die von Basel und die ganze Landschaft lagen mit Macht im Elsaß dem Herzoge feindlich vor Ensisheim und eroberten Heiligkreuz. Da ergaben sich alle die andern Städte 1) Kap. 55 enthält eine in allen Handschriften in Kap. 63 wiederholte und in der Ueber= setzung dort wiedergegebene Urkunde.
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42 Eberhard Windecke. und Schlösser, wie Diebolsheim, Maasmünster, Altkirch, Dattenried und Pfirt. Ebenso belagerte der Burggraf von Nürnberg mit Hilfe anderer Herren Ravensburg und die Bürger und die von Winterthur und Rappoltsweiler ergaben sich dem Reiche. Dies- seits des Rheines standen die Schweizer und eroberten viele Städte und das schöne Schloß zu Baden, zerstörten es und fanden des Herzogs Briefe, Privilegien und Kleinodien, die dieser nie wieder- erlangen konnte. Hierauf sandte er1) in das Breisgau. Hier ergaben sich dem Reiche Kenzingen, Endingen, Freiburg, Brei¬ sach, Neuenburg, Rheinfelden, Laufenberg, Waldshut, Schaff- hausen, Stein, Zell am Untersee und viele andere Städte. 57. Wie König Sigmund nach Katalonien ziehen wollte, und wie ihn der Bischof von Narbonne empfing, ihn in die Stadt führte und ihm sechstausend Kronen schenkte. Als dies geschehen war, bereitete sich der König nach Kata- lonien zu ziehen, wie er auch that. Am Freitage vor St. Veits-- tage [15. Juni] 1416 Vormittags zwischen neun und zehn verlor die Sonne ihren Schein. Fünf Tage nach dem Johannisfeste im Hochsommer2) zog der König von Konstanz über Basel durch Graf Konrads Land über Welsch-Neuenburg nach Lausanne in Savoyen. Weiter führt der Weg3) über Romanel, Morges, Rolle, Nyon, Genf, St. Julien, Sallenôves,4) Rumilly, Aix [am See Bourget], Chambery, Goucelin, 5) Moirans, l'Albene, St. Marcellin, Romans, Valence, Pierre-Latte, Montdragon, Orange, Château neuf du pape nach Avignon. Der König wollte aber Avignon nicht betreten, sondern zog über Point S. Esprit, Nismes, Montpellier nach Narbonne. Hier erwies ihm der Bischof große Ehre und schenkte ihm sechstausend Kronen. Von hier reiste er weiter nach Perpignan. Daselbst mußten der König von Aragonien, seine Söhne und die Stadt Perpignan 1) Der Burggraf. — 2) Nicht 1416, sondern am Sonntag vor St. Jacobi 1415. — 3) Vergl. Droysen, p. 166; Aschb. I1, 139 — 4) Hdschr. salomone. Gemeint ist sicher das Schloß Sallenôves am Flusse Usses. — 5) Hdschr. gitzeli, wenn damit Goucelin gemeint ist, ging der Weg also im Thale der Isère entlang, über Grenoble
42 Eberhard Windecke. und Schlösser, wie Diebolsheim, Maasmünster, Altkirch, Dattenried und Pfirt. Ebenso belagerte der Burggraf von Nürnberg mit Hilfe anderer Herren Ravensburg und die Bürger und die von Winterthur und Rappoltsweiler ergaben sich dem Reiche. Dies- seits des Rheines standen die Schweizer und eroberten viele Städte und das schöne Schloß zu Baden, zerstörten es und fanden des Herzogs Briefe, Privilegien und Kleinodien, die dieser nie wieder- erlangen konnte. Hierauf sandte er1) in das Breisgau. Hier ergaben sich dem Reiche Kenzingen, Endingen, Freiburg, Brei¬ sach, Neuenburg, Rheinfelden, Laufenberg, Waldshut, Schaff- hausen, Stein, Zell am Untersee und viele andere Städte. 57. Wie König Sigmund nach Katalonien ziehen wollte, und wie ihn der Bischof von Narbonne empfing, ihn in die Stadt führte und ihm sechstausend Kronen schenkte. Als dies geschehen war, bereitete sich der König nach Kata- lonien zu ziehen, wie er auch that. Am Freitage vor St. Veits-- tage [15. Juni] 1416 Vormittags zwischen neun und zehn verlor die Sonne ihren Schein. Fünf Tage nach dem Johannisfeste im Hochsommer2) zog der König von Konstanz über Basel durch Graf Konrads Land über Welsch-Neuenburg nach Lausanne in Savoyen. Weiter führt der Weg3) über Romanel, Morges, Rolle, Nyon, Genf, St. Julien, Sallenôves,4) Rumilly, Aix [am See Bourget], Chambery, Goucelin, 5) Moirans, l'Albene, St. Marcellin, Romans, Valence, Pierre-Latte, Montdragon, Orange, Château neuf du pape nach Avignon. Der König wollte aber Avignon nicht betreten, sondern zog über Point S. Esprit, Nismes, Montpellier nach Narbonne. Hier erwies ihm der Bischof große Ehre und schenkte ihm sechstausend Kronen. Von hier reiste er weiter nach Perpignan. Daselbst mußten der König von Aragonien, seine Söhne und die Stadt Perpignan 1) Der Burggraf. — 2) Nicht 1416, sondern am Sonntag vor St. Jacobi 1415. — 3) Vergl. Droysen, p. 166; Aschb. I1, 139 — 4) Hdschr. salomone. Gemeint ist sicher das Schloß Sallenôves am Flusse Usses. — 5) Hdschr. gitzeli, wenn damit Goucelin gemeint ist, ging der Weg also im Thale der Isère entlang, über Grenoble
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Leben König Sigmunds. Kap. 56—58. 43 für die Zeit, in der der Kaiser im Lande wäre, sicheres Geleit verbriefen und bei den Heiligen beschwören. Und der König und seine Söhne und das ganze Land empfingen ihn gar herrlich und erwiesen ihm große Ehre und Achtung. Das war dem Papste Benedictus, welcher zuvor Petrus de Luna hieß, sehr unangenehm. Damals verweilte der König wohl zwei Monate in Perpignan in großen Sorgen vor dem Papste Benedictus. Doch durfte ihm dieser wegen des Königs von Aragonien nichts anhaben. In jener Zeit kamen die Könige von Spanien 1) und Kastilien an, und die drei Könige und die Landesfürsten sannen nach, konnten aber keinen Ausweg finden, wie Papst Benedictus seine Würde nieder- legen oder sich unterwerfen würde, wie die andern. Zu gleicher Zeit fing es in Perpignan an zu brennen, und der römische König und alle seine Leute dachten nicht anders, als daß sie er- schlagen werden sollten, und legten sich die Harnische an, denn die Spanier2) und Katalonier kämpften hart mit einander in der Stadt. In diesem Augenblicke ritt der Sohn des Königs von Aragonien an den König heran, kniete vor ihm nieder und sprach: „Gnädiger, lieber Herr! Seid nicht in Sorgen! Unser Vater und wir wollen Gut und Blut bei Euch lassen.“ Der König stand in seinem Harnisch da, reichte ihm die Hand und sprach: „Wir danken Euch. Sollen wir ja sterben oder Unglück leiden, so wollen wir immer wie ein König handeln und nicht wie ein Schelm." So trennten sie sich. In der Zeit verließ der junge Graf von Würtemberg 3) mit dreihundert Reitern den König, worüber er sehr getadelt wurde. 58. Wie die Boten des Herzogs Friedrich von Oestreich und zwei Wälsche den König vergiften wollten, wie der König zwei Tage vorher gewarnt wurde, sie daher nicht vor sich ließ und ihnen eine Antwort ertheilte, so daß sie wieder heim reisten. Zu der Zeit kamen des Herzogs Friedrich Rath Namens 1) Genauer: Navarra. — 2) Genauer: die Aragonier Ferdinands mit dem katalonischen Gefolge des Papstes. Aschb. 11, 142. — 3) Wohl Eberhard, geb. 1388.
Leben König Sigmunds. Kap. 56—58. 43 für die Zeit, in der der Kaiser im Lande wäre, sicheres Geleit verbriefen und bei den Heiligen beschwören. Und der König und seine Söhne und das ganze Land empfingen ihn gar herrlich und erwiesen ihm große Ehre und Achtung. Das war dem Papste Benedictus, welcher zuvor Petrus de Luna hieß, sehr unangenehm. Damals verweilte der König wohl zwei Monate in Perpignan in großen Sorgen vor dem Papste Benedictus. Doch durfte ihm dieser wegen des Königs von Aragonien nichts anhaben. In jener Zeit kamen die Könige von Spanien 1) und Kastilien an, und die drei Könige und die Landesfürsten sannen nach, konnten aber keinen Ausweg finden, wie Papst Benedictus seine Würde nieder- legen oder sich unterwerfen würde, wie die andern. Zu gleicher Zeit fing es in Perpignan an zu brennen, und der römische König und alle seine Leute dachten nicht anders, als daß sie er- schlagen werden sollten, und legten sich die Harnische an, denn die Spanier2) und Katalonier kämpften hart mit einander in der Stadt. In diesem Augenblicke ritt der Sohn des Königs von Aragonien an den König heran, kniete vor ihm nieder und sprach: „Gnädiger, lieber Herr! Seid nicht in Sorgen! Unser Vater und wir wollen Gut und Blut bei Euch lassen.“ Der König stand in seinem Harnisch da, reichte ihm die Hand und sprach: „Wir danken Euch. Sollen wir ja sterben oder Unglück leiden, so wollen wir immer wie ein König handeln und nicht wie ein Schelm." So trennten sie sich. In der Zeit verließ der junge Graf von Würtemberg 3) mit dreihundert Reitern den König, worüber er sehr getadelt wurde. 58. Wie die Boten des Herzogs Friedrich von Oestreich und zwei Wälsche den König vergiften wollten, wie der König zwei Tage vorher gewarnt wurde, sie daher nicht vor sich ließ und ihnen eine Antwort ertheilte, so daß sie wieder heim reisten. Zu der Zeit kamen des Herzogs Friedrich Rath Namens 1) Genauer: Navarra. — 2) Genauer: die Aragonier Ferdinands mit dem katalonischen Gefolge des Papstes. Aschb. 11, 142. — 3) Wohl Eberhard, geb. 1388.
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44 Eberhard Windecke. Wilhelm von Knöringen und sein Kanzler Herr Ulrich mit zwei Wälschen nach Perpignan. Nun war in derselben Zeit in der Apotheke in Konstanz Gift bereitet worden, welches die Wälschen mit sich genommen haben sollten. Das gewahrten die Getreuen des Königs und schickten ihm Botschaft, denn der Herzog von Heidelberg hatte es den Getreuen des Königs selbst geschrieben. Dies Schreiben legte der Vertraute 1) in das seinige ein und schickte beide dem Könige zu. Dieselben gelangten zwei Tage vor den Räthen des Herzogs zum Könige. Daher ließ der König diese nicht vor, sondern ließ sie verhören und ihnen sogleich mittheilen, daß sie im Falle ihres Bleibens auf keine Nachsicht zu rechnen hätten. Danach zogen sie ab. 59. Wie die Bürger von Avignon den König und seine Leute gar herrlich empfingen, und wie die Straßen bis zu seiner Wohnung mit Teppichen bedeckt waren. Als der König drei Monate in Perpignan gewesen war, machte er sich auf und zog gen Avignon. Hier ward er prächtig und herrlich empfangen und die Bürger hatten alle Straßen, durch die er reiten sollte, mit Teppichen belegt, bis in seine Woh- nung. Hier hielt sich der König drei Wochen lang auf, und die Bürger veranstalteten ein Ballfest und schenkten ihm, was er verzehrt hatte und dreitausend Gulden dazu. Dann machte sich der König auf und zog nach Lyon am Rhone und sandte mich, Eberhard Windecke, nach Genf in Savoyen, daß ich ihm Geld verschaffte. Ich brachte ihm dasselbe nach Lyon und fand ihn, als die Räthe des Königs von Frankreich zu ihm gekommen waren, mit ihm verhandelten und ihn inständig baten,2) daß er nach Frankreich kommen und versuchen möchte, ob er den Krieg zwischen Frankreich und England beilegen könne. Sie kamen überein, daß sie ihm täglich dreihundert3) Kronen für seine Kosten 1) Also einer der erwähnten Getreuen. —2) Dies war nach der Schlacht bei Azincourt (25. Oktober 1415) im Januar 1416. Was Kap. 76 erzählt wird, war vor der Schlacht. — 3) So G und H; C dreitausend.
44 Eberhard Windecke. Wilhelm von Knöringen und sein Kanzler Herr Ulrich mit zwei Wälschen nach Perpignan. Nun war in derselben Zeit in der Apotheke in Konstanz Gift bereitet worden, welches die Wälschen mit sich genommen haben sollten. Das gewahrten die Getreuen des Königs und schickten ihm Botschaft, denn der Herzog von Heidelberg hatte es den Getreuen des Königs selbst geschrieben. Dies Schreiben legte der Vertraute 1) in das seinige ein und schickte beide dem Könige zu. Dieselben gelangten zwei Tage vor den Räthen des Herzogs zum Könige. Daher ließ der König diese nicht vor, sondern ließ sie verhören und ihnen sogleich mittheilen, daß sie im Falle ihres Bleibens auf keine Nachsicht zu rechnen hätten. Danach zogen sie ab. 59. Wie die Bürger von Avignon den König und seine Leute gar herrlich empfingen, und wie die Straßen bis zu seiner Wohnung mit Teppichen bedeckt waren. Als der König drei Monate in Perpignan gewesen war, machte er sich auf und zog gen Avignon. Hier ward er prächtig und herrlich empfangen und die Bürger hatten alle Straßen, durch die er reiten sollte, mit Teppichen belegt, bis in seine Woh- nung. Hier hielt sich der König drei Wochen lang auf, und die Bürger veranstalteten ein Ballfest und schenkten ihm, was er verzehrt hatte und dreitausend Gulden dazu. Dann machte sich der König auf und zog nach Lyon am Rhone und sandte mich, Eberhard Windecke, nach Genf in Savoyen, daß ich ihm Geld verschaffte. Ich brachte ihm dasselbe nach Lyon und fand ihn, als die Räthe des Königs von Frankreich zu ihm gekommen waren, mit ihm verhandelten und ihn inständig baten,2) daß er nach Frankreich kommen und versuchen möchte, ob er den Krieg zwischen Frankreich und England beilegen könne. Sie kamen überein, daß sie ihm täglich dreihundert3) Kronen für seine Kosten 1) Also einer der erwähnten Getreuen. —2) Dies war nach der Schlacht bei Azincourt (25. Oktober 1415) im Januar 1416. Was Kap. 76 erzählt wird, war vor der Schlacht. — 3) So G und H; C dreitausend.
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Leben König Sigmunds. Kap. 58 u. 59. 45 und für seinen Aufwand geben sollten. Während er demnach nach Frankreich aufbrach, kam der Graf von Savoyen zum Könige, grade als er abreisen wollte, und kam mit dem Könige überein, daß dieser ihn zum Herzoge erheben sollte. Dies wollte der König in der Stadt Lyon thun, doch da es die Bürger in der Stadt nicht zugeben wollten, so zog der König wieder rückwärts nach Chambery in Savoyen und machte hier den Grafen zum Herzog, denn diese Stadt in Savoyen gehört eben- falls zum Reichsgebiete. Hierauf reiste der König wieder nach Frankreich über Lyon,1) Roanne, Varennes, Nevers, Charité, Melun nach Paris. Da verließ ich, Eberhard Windecke, den König und reiste auf seinen Befehl weiter über Brügge in Flandern, Dendremonde, Mecheln, Brüssel nach Löwen und da- rauf wieder zurück nach Paris. Dort kam ich am Montage nach Ostern2) 1416 an und wir fanden den König zu St. Denis bei Paris, da er in der Stadt nicht sein wollte, weil es in Paris übel aussah. Denn es gab darin viele Parteien, die französische, die englische, die der Armagnacs und die der Bürger, so daß sie einander köpften, in Stücke hieben, aus den Häusern zogen und großen Jammer trieben, wie sie hernach wohl einsahen. — Hier auf trat der römische König Sigmund auf Begehren der Franzosen die Reise3) nach England an durch Frankreich über Beaumont Beauvais, Airennes und Abbeville. Hier wollten die Bürger den König und seine Begleitung erschlagen.4) Da warnte sie ein biederer Mann, so daß sie bei Zeiten hinweg kamen, ehe sich die Bürger versammelten. Hierauf zogen der König und seine 1) Hdschr.: leosz, losen, arsonts, leonts, papanus, zu arras, zu naffers, hatterich (C: hattedricht, G: hättdittrich) minyn (G ynyn). Die Deutung der drei letzten Worte ist sicher, und wenn leonts = Lyon ist, ergiebt sich die Route auch bis Nevers mit einiger Wahrscheinlichkeit ähnlich, wie Aschb. 11, 155 angiebt. Dagegen ist der Weg zwischen Chambery und Lyon, der in den ersten drei Worten angegeben ist, nicht zu ermitteln. Droysen 167, 2. — 2) Aschb. II, 160. Nach Droysen 168, 1, vielmehr am Montag vor Ostern 1416 (6. April). — 3) Aschb. II, 160, theilweise berichtigt durch Droysen 168, 2. — 4) Die Richtigkeit dieser Angabe wird durch eine von Caro im Archiv für österr. Geschichte, Band LIX, erste Hälfte Nr. 40 herausgegebene Denkschrift Sigmunds an König Carl VI. bestätigt. Vergl. Caro, das Bündniß von Canterbury, p. 23 und unten Kap. 81 nach der Mitte.
Leben König Sigmunds. Kap. 58 u. 59. 45 und für seinen Aufwand geben sollten. Während er demnach nach Frankreich aufbrach, kam der Graf von Savoyen zum Könige, grade als er abreisen wollte, und kam mit dem Könige überein, daß dieser ihn zum Herzoge erheben sollte. Dies wollte der König in der Stadt Lyon thun, doch da es die Bürger in der Stadt nicht zugeben wollten, so zog der König wieder rückwärts nach Chambery in Savoyen und machte hier den Grafen zum Herzog, denn diese Stadt in Savoyen gehört eben- falls zum Reichsgebiete. Hierauf reiste der König wieder nach Frankreich über Lyon,1) Roanne, Varennes, Nevers, Charité, Melun nach Paris. Da verließ ich, Eberhard Windecke, den König und reiste auf seinen Befehl weiter über Brügge in Flandern, Dendremonde, Mecheln, Brüssel nach Löwen und da- rauf wieder zurück nach Paris. Dort kam ich am Montage nach Ostern2) 1416 an und wir fanden den König zu St. Denis bei Paris, da er in der Stadt nicht sein wollte, weil es in Paris übel aussah. Denn es gab darin viele Parteien, die französische, die englische, die der Armagnacs und die der Bürger, so daß sie einander köpften, in Stücke hieben, aus den Häusern zogen und großen Jammer trieben, wie sie hernach wohl einsahen. — Hier auf trat der römische König Sigmund auf Begehren der Franzosen die Reise3) nach England an durch Frankreich über Beaumont Beauvais, Airennes und Abbeville. Hier wollten die Bürger den König und seine Begleitung erschlagen.4) Da warnte sie ein biederer Mann, so daß sie bei Zeiten hinweg kamen, ehe sich die Bürger versammelten. Hierauf zogen der König und seine 1) Hdschr.: leosz, losen, arsonts, leonts, papanus, zu arras, zu naffers, hatterich (C: hattedricht, G: hättdittrich) minyn (G ynyn). Die Deutung der drei letzten Worte ist sicher, und wenn leonts = Lyon ist, ergiebt sich die Route auch bis Nevers mit einiger Wahrscheinlichkeit ähnlich, wie Aschb. 11, 155 angiebt. Dagegen ist der Weg zwischen Chambery und Lyon, der in den ersten drei Worten angegeben ist, nicht zu ermitteln. Droysen 167, 2. — 2) Aschb. II, 160. Nach Droysen 168, 1, vielmehr am Montag vor Ostern 1416 (6. April). — 3) Aschb. II, 160, theilweise berichtigt durch Droysen 168, 2. — 4) Die Richtigkeit dieser Angabe wird durch eine von Caro im Archiv für österr. Geschichte, Band LIX, erste Hälfte Nr. 40 herausgegebene Denkschrift Sigmunds an König Carl VI. bestätigt. Vergl. Caro, das Bündniß von Canterbury, p. 23 und unten Kap. 81 nach der Mitte.
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46 Eberhard Windecke. Begleiter weiter nach Montreuil in ein Kloster. Daselbst sahen wir das Buch,1) welches St. Johannes mit dem goldenen Munde mit eigener Hand mit Tinte und Gold geschrieben hat. Dies las ich Eberhard Windecke, und der Anfang des Buches lautet: Plures sunt fratres. Hierauf reiste der König nach St. Juste und weiter über Boulogne nach Calais an der See. Und der König fuhr über am St. Walpurgis Abend [30. April] 14162) mit 1400 Pferden und kam in fünf Stunden nach Dover. Da- gegen setzte ich, Eberhard Windecke, mit meiner Gesellschaft am Sonntag darauf [3. Mai 3)] mit 38 Pferden in einem Schiffe über. Da ward der Wind so stark, daß wir die Strecke, die der König in fünf Stunden gefahren war, in zwei Tagen und zwei Nächten zurücklegten und nicht in Dover ans Land kommen konnten, sondern bei Sandwich landen mußten, wo wir im Hafen beinahe noch ertrunken wären. Wir und die Pferde waren aber sehr hungrig und durstig. Denn wir hatten gar nichts mit auf den Weg genommen, weil wir gemeint hatten ebensobald als der römische König ans Land zu kommen. Wir reisten dann nach Canterbury und sahen da St. Thomas Sarg, wie ich glaube das allerschönste und köstlichste Kunstwerk, welches je ein Mensch gesehen hat, denn das geringste, was daran ist, ist Gold. Weiter zogen wir über Rochester4) nach London. Nun glaube ich, daß nie ein Mensch einen König oder Fürsten oder irgend einen Menschen herrlicher habe empfangen sehen, als vom Könige von England dem römischen Könige Sigmund geschah. Denn da war auf den einen Tag alles kostbar und voll schöner Herrlichkeit am König selbst, an seinen Brüdern, an den beiden Bischöfen, an den Landherren, an Rittern und Knechten, an Vortrefflichkeit der Pferde und der Geschirre, an Zahl der edeln, schönen, zarten Frauen, der Bürger und Bürgerinnen. Auf das prächtigste geschmückt, wie man es nur erdenken konnte, [zogen] alle aus 1) Siehe Kap. 209. — 2) Hdschr. hier wie oben 1417. — 3) Droysen 168. — 4) In den Handschriften vorher noch sigenbton (C); sigensboz (G); sigenbern (H).
46 Eberhard Windecke. Begleiter weiter nach Montreuil in ein Kloster. Daselbst sahen wir das Buch,1) welches St. Johannes mit dem goldenen Munde mit eigener Hand mit Tinte und Gold geschrieben hat. Dies las ich Eberhard Windecke, und der Anfang des Buches lautet: Plures sunt fratres. Hierauf reiste der König nach St. Juste und weiter über Boulogne nach Calais an der See. Und der König fuhr über am St. Walpurgis Abend [30. April] 14162) mit 1400 Pferden und kam in fünf Stunden nach Dover. Da- gegen setzte ich, Eberhard Windecke, mit meiner Gesellschaft am Sonntag darauf [3. Mai 3)] mit 38 Pferden in einem Schiffe über. Da ward der Wind so stark, daß wir die Strecke, die der König in fünf Stunden gefahren war, in zwei Tagen und zwei Nächten zurücklegten und nicht in Dover ans Land kommen konnten, sondern bei Sandwich landen mußten, wo wir im Hafen beinahe noch ertrunken wären. Wir und die Pferde waren aber sehr hungrig und durstig. Denn wir hatten gar nichts mit auf den Weg genommen, weil wir gemeint hatten ebensobald als der römische König ans Land zu kommen. Wir reisten dann nach Canterbury und sahen da St. Thomas Sarg, wie ich glaube das allerschönste und köstlichste Kunstwerk, welches je ein Mensch gesehen hat, denn das geringste, was daran ist, ist Gold. Weiter zogen wir über Rochester4) nach London. Nun glaube ich, daß nie ein Mensch einen König oder Fürsten oder irgend einen Menschen herrlicher habe empfangen sehen, als vom Könige von England dem römischen Könige Sigmund geschah. Denn da war auf den einen Tag alles kostbar und voll schöner Herrlichkeit am König selbst, an seinen Brüdern, an den beiden Bischöfen, an den Landherren, an Rittern und Knechten, an Vortrefflichkeit der Pferde und der Geschirre, an Zahl der edeln, schönen, zarten Frauen, der Bürger und Bürgerinnen. Auf das prächtigste geschmückt, wie man es nur erdenken konnte, [zogen] alle aus 1) Siehe Kap. 209. — 2) Hdschr. hier wie oben 1417. — 3) Droysen 168. — 4) In den Handschriften vorher noch sigenbton (C); sigensboz (G); sigenbern (H).
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Leben König Sigmunds. Kap. 59 u. 60. 47 der Stadt dem Könige entgegen und führten ihn mit großer Pracht nach London. Hier blieb der König drei Monate, bis zum nächsten Bartholomäustage [24. August] und suchte zwischen den Königen von Frankreich und England zu vermitteln. Er hatte die Räthe von Frankreich und von England bei sich, ins- besondere den Herzog von Bar und den Bischof von Rheims. Auch die gefangenen Landherren waren zugegen und es wurde zwischen den Engländern und Franzosen mit Einwilligung der Räthe ein Friede ausgemacht. Darauf sandte man einen [nach Frankreich,] mit dem die französischen Räthe ritten um sich zu vergewissern, ob es die Franzosen so wollten, wie sie Vollmacht in ihren 1) Urkunden hatten. Die in der Gesandtschaft waren, ritten im Auftrage des Königs Sigmund mit den Franzosen nach Paris. 60. Wie zwei mächtige Grafen den König Sigmund en- pfingen, und wie der rechte, aus dem Lande vertriebene Herr von Mailand ihn ebenfalls empfing.2) Als der Großgraf von Ungarn Nikolaus Gara, der Graj Conte Bertolde [Orsini] von Rom, der rechte Herr von Mai¬- land Johann Karl von Bitzelin, Vetter der Königin von Frank- reich, der vertrieben war, und der ehrbare Berner von der Leiter,3) welchem der Herr von Padua, das die Venetianer doch lange inne gehabt hatten, den Vater vertrieben hatte, ihre Bot- schaft vorgebracht hatten, war ihnen gute Antwort ertheilt worden,4) daß sie5) alles halten wollten, was König Sigmund abgemacht hätte. Dies entbot man dem Könige, der darüber froh ward und alle Boten von Deutschland, die bei ihm warteten, abfertigte. Am dritten Tage, nachdem alle Boten vom Könige hinweg und heim geritten waren, kam von Paris einer von den Leuten des Königs Namens Heinrich Hawer aus Lübeck, ein großer, statt- licher und schöner Mann, der in anderthalb Tagen von Paris 1) G: mit zwen briefen. — 2) Die Ueberschrift paßt nicht zum Inhalte des Kapitels — 3) Gian Carlo Visconti und Brunoro della Scala. Vergl. zu 72, 2. — 4) Nämlich von den Franzosen in Paris. Dies Kap. schließt sich eng an den Schluß des vorigen an. — 5) Die Franzosen.
Leben König Sigmunds. Kap. 59 u. 60. 47 der Stadt dem Könige entgegen und führten ihn mit großer Pracht nach London. Hier blieb der König drei Monate, bis zum nächsten Bartholomäustage [24. August] und suchte zwischen den Königen von Frankreich und England zu vermitteln. Er hatte die Räthe von Frankreich und von England bei sich, ins- besondere den Herzog von Bar und den Bischof von Rheims. Auch die gefangenen Landherren waren zugegen und es wurde zwischen den Engländern und Franzosen mit Einwilligung der Räthe ein Friede ausgemacht. Darauf sandte man einen [nach Frankreich,] mit dem die französischen Räthe ritten um sich zu vergewissern, ob es die Franzosen so wollten, wie sie Vollmacht in ihren 1) Urkunden hatten. Die in der Gesandtschaft waren, ritten im Auftrage des Königs Sigmund mit den Franzosen nach Paris. 60. Wie zwei mächtige Grafen den König Sigmund en- pfingen, und wie der rechte, aus dem Lande vertriebene Herr von Mailand ihn ebenfalls empfing.2) Als der Großgraf von Ungarn Nikolaus Gara, der Graj Conte Bertolde [Orsini] von Rom, der rechte Herr von Mai¬- land Johann Karl von Bitzelin, Vetter der Königin von Frank- reich, der vertrieben war, und der ehrbare Berner von der Leiter,3) welchem der Herr von Padua, das die Venetianer doch lange inne gehabt hatten, den Vater vertrieben hatte, ihre Bot- schaft vorgebracht hatten, war ihnen gute Antwort ertheilt worden,4) daß sie5) alles halten wollten, was König Sigmund abgemacht hätte. Dies entbot man dem Könige, der darüber froh ward und alle Boten von Deutschland, die bei ihm warteten, abfertigte. Am dritten Tage, nachdem alle Boten vom Könige hinweg und heim geritten waren, kam von Paris einer von den Leuten des Königs Namens Heinrich Hawer aus Lübeck, ein großer, statt- licher und schöner Mann, der in anderthalb Tagen von Paris 1) G: mit zwen briefen. — 2) Die Ueberschrift paßt nicht zum Inhalte des Kapitels — 3) Gian Carlo Visconti und Brunoro della Scala. Vergl. zu 72, 2. — 4) Nämlich von den Franzosen in Paris. Dies Kap. schließt sich eng an den Schluß des vorigen an. — 5) Die Franzosen.
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48 Eberhard Windecke. nach Calais geritten war, und brachte die Kunde, daß der Graf von Armagnac und einige Räthe der Krone von Frankreich die ersten Friedensartikel und Bedingungen, welche sie dem römischen König verbrieft und zugestanden hatten, nicht halten wollten. Hierdurch wurde der König Sigmund so erschüttert, daß ihm Thränen1) über die Backen rannen. — Derselbe römische König wäre zu London2) im Parlamente beinahe ums Leben gekommen, denn das Parlament gab ihm Dinge schuld, an denen er doch unschuldig war. — Darauf zog der König aus London hinweg in eine andere Stadt3) an der See, bis er mit dem Könige von England übereinkam, so daß er übers Meer nach Calais ge- langen konnte. Hier verweilte der römische König wohl drei Wochen, und daselbst kam der Herzog von Burgund zu ihm und empfing von ihm sein Lehen. 61. Wie Herzog Wilhelm von Holland mit vierundzwanzig Schiffen zum römischen Könige Sigmund nach London in Eng- land kam. Nun sollst Du vernehmen, daß der König, als er in Eng- land war, wie Du oben gelesen hast, nach dem Herzoge Wilhelm von Holland, dem Enkel des Kaisers Ludwig von Baiern sandte, und ihn bat, zu ihm zu kommen. Dieser kam am neunten Tage nach St. Georgstage4) [24. April] 1416 mit vierundzwanzig Schiffen nach London und ward daselbst prächtig empfangen. Als aber der römische König ihm entgegen reiten wollte, sprach der englische König, er möchte das nicht thun, denn jener stände dem römischen Könige an Würde nach, und dieser dürfe ihm nicht entgegen ziehen. Als nun Herzog Wilhelm angekommen war, ritt er zum römischen Könige nach Westminster, wo dieser 1) Vergl. Kap. 81 Anfang; Kap. 146. — 2) H: zu lande; C und G zu lunden = in London. Von einer Berufung des Parlaments zu jener Zeit ist nichts bekannt (Caro, p. 59), Aschbach nahm (II, 157, 17) eine Verwechselung mit dem bekannten Vorgange im französischen Parlamente an. Windecke meint wohl die mit der Stimmung der eng- lischen Bevölkerung im Einklang stehende drohende Haltung irgend einer Körperschaft. Vergl. Caro, p. 56. — 3) Nach Canterbury Anfang August. Caro, p. 59. — 4) Nach Aschb. II, 164, 38; Caro, p. 57, 2; war es am 28. Mai.
48 Eberhard Windecke. nach Calais geritten war, und brachte die Kunde, daß der Graf von Armagnac und einige Räthe der Krone von Frankreich die ersten Friedensartikel und Bedingungen, welche sie dem römischen König verbrieft und zugestanden hatten, nicht halten wollten. Hierdurch wurde der König Sigmund so erschüttert, daß ihm Thränen1) über die Backen rannen. — Derselbe römische König wäre zu London2) im Parlamente beinahe ums Leben gekommen, denn das Parlament gab ihm Dinge schuld, an denen er doch unschuldig war. — Darauf zog der König aus London hinweg in eine andere Stadt3) an der See, bis er mit dem Könige von England übereinkam, so daß er übers Meer nach Calais ge- langen konnte. Hier verweilte der römische König wohl drei Wochen, und daselbst kam der Herzog von Burgund zu ihm und empfing von ihm sein Lehen. 61. Wie Herzog Wilhelm von Holland mit vierundzwanzig Schiffen zum römischen Könige Sigmund nach London in Eng- land kam. Nun sollst Du vernehmen, daß der König, als er in Eng- land war, wie Du oben gelesen hast, nach dem Herzoge Wilhelm von Holland, dem Enkel des Kaisers Ludwig von Baiern sandte, und ihn bat, zu ihm zu kommen. Dieser kam am neunten Tage nach St. Georgstage4) [24. April] 1416 mit vierundzwanzig Schiffen nach London und ward daselbst prächtig empfangen. Als aber der römische König ihm entgegen reiten wollte, sprach der englische König, er möchte das nicht thun, denn jener stände dem römischen Könige an Würde nach, und dieser dürfe ihm nicht entgegen ziehen. Als nun Herzog Wilhelm angekommen war, ritt er zum römischen Könige nach Westminster, wo dieser 1) Vergl. Kap. 81 Anfang; Kap. 146. — 2) H: zu lande; C und G zu lunden = in London. Von einer Berufung des Parlaments zu jener Zeit ist nichts bekannt (Caro, p. 59), Aschbach nahm (II, 157, 17) eine Verwechselung mit dem bekannten Vorgange im französischen Parlamente an. Windecke meint wohl die mit der Stimmung der eng- lischen Bevölkerung im Einklang stehende drohende Haltung irgend einer Körperschaft. Vergl. Caro, p. 56. — 3) Nach Canterbury Anfang August. Caro, p. 59. — 4) Nach Aschb. II, 164, 38; Caro, p. 57, 2; war es am 28. Mai.
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Leben König Sigmunds. Kap. 60 u. 61. 49 einquartirt war, und ward daselbst vom Könige sehr ehrenvoll empfangen. Hierauf fuhr er über das Wasser1) zum Könige von England, der ihm ebenfalls große Ehre erwies. Hier em- pfing der Herzog Wilhelm sein Lehen vom römischen Könige und versprach demselben seine Schiffe zur Ueberfahrt übers Meer zu leihen. Was [aber darauf] dem Herzoge in den Sinn kam, konnte ich nie erfahren,2) denn er sprach zum römischen Könige, er wolle an die See reiten und zur Nacht wiederkommen. Als er aber an das Wasser kam und guten Wind [zur Reise] nach Holland hatte, fuhr er nach Holland zurück ohne Abschied von beiden Königen und ließ dem römischen Könige kein Schiff zurück. Daher mußte der römische König dem Könige von England schmeicheln und viele Gelübde und Verheißungen thun und gar sehr gleichen Strich mit ihm halten um glimpflich von ihm zu kommen. Hierauf fuhr der römische König Sigmund nach See- land 3) und reiste durch Holland den Rhein hinauf bis nach Nijmegen. Als Herzog Wilhelm von Holland hörte, daß der römische König nach Seeland gekommen sei, erschrak er sehr, weil er in England nicht recht an ihm gehandelt hatte, nahm irgend ein Geschäft zum Vorwande um nicht zum Könige kommen zu müssen und reiste nach Frankreich zum Herzoge von Burgund. Dieser Herzog Wilhelm nämlich hätte es in England gern gesehen, daß der römische König die Länder zugleich mit ihm auch seiner Tochter verliehen hätte. Das wollte der römische König nicht thun, sondern hielt sich vielmehr an das römische Lehnrecht. Deshalb hegte der Herzog Groll gegen den König, durfte ihn aber nicht zeigen. In dieser Zeit reiste der König von Nijmegen nach Aachen. Hierhin hatte er einen Tag der niederländischen Herren und Fürsten beschieden, um Frieden zwischen dem Bischofe von Köln und dem Herzoge von Berg zu stiften, was ihm auch gelang. Inzwischen 1) Hdschr. über das wasser die brent (G: breit). — 2) Gegen Ende des Kapitels giebt W. den Grund für Wilhelms Abreise richtig an. — 3) Gemeint ist nicht die heute so genannte Schelde-Insel, sondern die belgische Provinz Flandern. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke.
Leben König Sigmunds. Kap. 60 u. 61. 49 einquartirt war, und ward daselbst vom Könige sehr ehrenvoll empfangen. Hierauf fuhr er über das Wasser1) zum Könige von England, der ihm ebenfalls große Ehre erwies. Hier em- pfing der Herzog Wilhelm sein Lehen vom römischen Könige und versprach demselben seine Schiffe zur Ueberfahrt übers Meer zu leihen. Was [aber darauf] dem Herzoge in den Sinn kam, konnte ich nie erfahren,2) denn er sprach zum römischen Könige, er wolle an die See reiten und zur Nacht wiederkommen. Als er aber an das Wasser kam und guten Wind [zur Reise] nach Holland hatte, fuhr er nach Holland zurück ohne Abschied von beiden Königen und ließ dem römischen Könige kein Schiff zurück. Daher mußte der römische König dem Könige von England schmeicheln und viele Gelübde und Verheißungen thun und gar sehr gleichen Strich mit ihm halten um glimpflich von ihm zu kommen. Hierauf fuhr der römische König Sigmund nach See- land 3) und reiste durch Holland den Rhein hinauf bis nach Nijmegen. Als Herzog Wilhelm von Holland hörte, daß der römische König nach Seeland gekommen sei, erschrak er sehr, weil er in England nicht recht an ihm gehandelt hatte, nahm irgend ein Geschäft zum Vorwande um nicht zum Könige kommen zu müssen und reiste nach Frankreich zum Herzoge von Burgund. Dieser Herzog Wilhelm nämlich hätte es in England gern gesehen, daß der römische König die Länder zugleich mit ihm auch seiner Tochter verliehen hätte. Das wollte der römische König nicht thun, sondern hielt sich vielmehr an das römische Lehnrecht. Deshalb hegte der Herzog Groll gegen den König, durfte ihn aber nicht zeigen. In dieser Zeit reiste der König von Nijmegen nach Aachen. Hierhin hatte er einen Tag der niederländischen Herren und Fürsten beschieden, um Frieden zwischen dem Bischofe von Köln und dem Herzoge von Berg zu stiften, was ihm auch gelang. Inzwischen 1) Hdschr. über das wasser die brent (G: breit). — 2) Gegen Ende des Kapitels giebt W. den Grund für Wilhelms Abreise richtig an. — 3) Gemeint ist nicht die heute so genannte Schelde-Insel, sondern die belgische Provinz Flandern. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke.
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50 Eberhard Windecke. war Herzog Wilhelm von Holland gestorben,1) und der König reiste über Lüttich nach Luxemburg und weiter über Straßburg und Villingen wieder zum Konzil nach Konstanz. 62. Wie der Herzog von Oestreich vom Bischof von Trient auf der Kanzel mit brennender Kerze und unter Glockengeläut in den Banngethan ward. Zu derselben Zeit als König Sigmund in fremden Landen war, wurde Herzog Friedrich von Oestreich vom Konzile wegen des Bischofs von Trient, welchen derselbe Herzog aus seinem Bisthume vertrieben hatte,2) in den Bann gethan. Und der Herzog kümmerte sich weder um den Bann noch um die Ver- sprechungen und Gelöbnisse, die er dem römischen Könige gegeben und bei den Heiligen beschworen und nicht gehalten hatte. Des- halb rief der römische König Sigmund die weltlichen und geist- lichen Fürsten an um einen Rechtsspruch gegen den Herzog Friedrich. Dieser Prozeß ward auch, wie man unten finden wird, angestrengt und verhandelt. 63. Wie Markgraf Friedrich von Brandenburg zu Gerichte saß und Graf Ludwig von Oettingen im Namen des Königs Be- strafung des Herzogs Friedrich von Oestreich forderte. Wir Friedrich, von Gottes Gnaden Markgraf von Branden burg und Burggraf zu Nürnberg, Erbkämmerer des h. römischen Reiches, machen mit dieser Urkunde allen, die sie sehen oder vor- lesen hören, bekannt, daß wir am heutigen Tage im Augustiner kloster zu Konstanz auf Geheiß des allerdurchlauchtigsten Fürsten 2. Sigmund wegen der unten folgenden Rechtssache zu Gerichte ge- sessen haben, daß Beisitzer gewesen sind3)..., und daß daselbst im Gerichte unser obengenannter gnädiger König erschien und durch seinen Anwalt, den Grafen Ludwig von Oettingen be- gehrte, die Bulle und die Erlasse des h. Konzils zu Konstanz den Herzog Friedrich von Destreich betreffend vorlesen und ver 1) Vergl. Kap. 144 und 215. — 2) Aschb. II, 227. — 3) Hier werden dreißig geistliche und weltliche Würdenträger genannt.
50 Eberhard Windecke. war Herzog Wilhelm von Holland gestorben,1) und der König reiste über Lüttich nach Luxemburg und weiter über Straßburg und Villingen wieder zum Konzil nach Konstanz. 62. Wie der Herzog von Oestreich vom Bischof von Trient auf der Kanzel mit brennender Kerze und unter Glockengeläut in den Banngethan ward. Zu derselben Zeit als König Sigmund in fremden Landen war, wurde Herzog Friedrich von Oestreich vom Konzile wegen des Bischofs von Trient, welchen derselbe Herzog aus seinem Bisthume vertrieben hatte,2) in den Bann gethan. Und der Herzog kümmerte sich weder um den Bann noch um die Ver- sprechungen und Gelöbnisse, die er dem römischen Könige gegeben und bei den Heiligen beschworen und nicht gehalten hatte. Des- halb rief der römische König Sigmund die weltlichen und geist- lichen Fürsten an um einen Rechtsspruch gegen den Herzog Friedrich. Dieser Prozeß ward auch, wie man unten finden wird, angestrengt und verhandelt. 63. Wie Markgraf Friedrich von Brandenburg zu Gerichte saß und Graf Ludwig von Oettingen im Namen des Königs Be- strafung des Herzogs Friedrich von Oestreich forderte. Wir Friedrich, von Gottes Gnaden Markgraf von Branden burg und Burggraf zu Nürnberg, Erbkämmerer des h. römischen Reiches, machen mit dieser Urkunde allen, die sie sehen oder vor- lesen hören, bekannt, daß wir am heutigen Tage im Augustiner kloster zu Konstanz auf Geheiß des allerdurchlauchtigsten Fürsten 2. Sigmund wegen der unten folgenden Rechtssache zu Gerichte ge- sessen haben, daß Beisitzer gewesen sind3)..., und daß daselbst im Gerichte unser obengenannter gnädiger König erschien und durch seinen Anwalt, den Grafen Ludwig von Oettingen be- gehrte, die Bulle und die Erlasse des h. Konzils zu Konstanz den Herzog Friedrich von Destreich betreffend vorlesen und ver 1) Vergl. Kap. 144 und 215. — 2) Aschb. II, 227. — 3) Hier werden dreißig geistliche und weltliche Würdenträger genannt.
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Leben König Sigmunds. Kap. 61—63. 51 handeln zu lassen. Nach geschehener Vorlesung fand sich in diesen Akten und Urkunden deutlich, daß der Herzog Friedrich von Oestreich von dem genannten Konzile zu folgender Buße verurtheilt und an sie gebunden ist: Zum ersten in die Strafe anathematis, zu deutsch Judasfluch, darnach in die Strafe des großen Bannes, lateinisch sacrilegii, weiter in die Strafe der Beraubung aller und jeglicher Lehen, die er von der hl. Kirche und vom Reiche und anderen geistlichen oder weltlichen [Lehnsherren] inne hat; ferner in die Strafe der Unfähigkeit seiner selbst und aller seiner Söhne bis in die folgende Generation solche Lehen fernerhin zu empfangen oder diese und andere Aemter, geistliche und weltliche Würden und die heiligen Sakramente zu genießen; ferner in die Buße des Verlustes seiner Ehren und Würden und [der Ausschließung von der Gemeinschaft mit allen Fürstenräthen; ferner in die Buße des Meineids wegen des Eides, den er unserm 2. Könige geschworen und nicht gehalten hat; ferner, daß alle geistlichen und welt- lichen Diener und Helfer des genannten Friedrich in den Bann eingeschlossen und sämmtlich ihrer Lehen und geistlichen und welt- lichen Aemter beraubt und unfähig sein sollen die hlg. Sakramente zu empfangen. — Hierauf ließ unser gnädiger König abermals eine Urkunde verlesen, die ihm von dem genannten Friedrich aus gestellt war. Dieselbe lautet wörtlich zu deutsch: Wir Friedrich von Gottes Gnaden Herzog zu Oesterreich.&. bekennen und thun kund Allen, die diese Urkunde lesen oder vor- lesen hören: Da wir in des allerdurchlauchtigsten Fürsten 2. Sig- mund Ungnade gefallen sind, so sind wir in eigener Person zum Könige nach Konstanz gekommen und haben uns persönlich, unser Land, Leute, Städte, Schlöffer und Alles was wir inne haben, nichts ausgenommen, in seine königliche Gnade gegeben und über- antwortet kraft dieser Urkunde, so daß er damit thun und lassen mag, was seine kgl. Gnade will, und was Jedermann, geistlich oder weltlich, welche Würde oder welchen Stand er haben mag, Niemand ausgenommen an uns zu fordern hat und wir an ihn, 4 *
Leben König Sigmunds. Kap. 61—63. 51 handeln zu lassen. Nach geschehener Vorlesung fand sich in diesen Akten und Urkunden deutlich, daß der Herzog Friedrich von Oestreich von dem genannten Konzile zu folgender Buße verurtheilt und an sie gebunden ist: Zum ersten in die Strafe anathematis, zu deutsch Judasfluch, darnach in die Strafe des großen Bannes, lateinisch sacrilegii, weiter in die Strafe der Beraubung aller und jeglicher Lehen, die er von der hl. Kirche und vom Reiche und anderen geistlichen oder weltlichen [Lehnsherren] inne hat; ferner in die Strafe der Unfähigkeit seiner selbst und aller seiner Söhne bis in die folgende Generation solche Lehen fernerhin zu empfangen oder diese und andere Aemter, geistliche und weltliche Würden und die heiligen Sakramente zu genießen; ferner in die Buße des Verlustes seiner Ehren und Würden und [der Ausschließung von der Gemeinschaft mit allen Fürstenräthen; ferner in die Buße des Meineids wegen des Eides, den er unserm 2. Könige geschworen und nicht gehalten hat; ferner, daß alle geistlichen und welt- lichen Diener und Helfer des genannten Friedrich in den Bann eingeschlossen und sämmtlich ihrer Lehen und geistlichen und welt- lichen Aemter beraubt und unfähig sein sollen die hlg. Sakramente zu empfangen. — Hierauf ließ unser gnädiger König abermals eine Urkunde verlesen, die ihm von dem genannten Friedrich aus gestellt war. Dieselbe lautet wörtlich zu deutsch: Wir Friedrich von Gottes Gnaden Herzog zu Oesterreich.&. bekennen und thun kund Allen, die diese Urkunde lesen oder vor- lesen hören: Da wir in des allerdurchlauchtigsten Fürsten 2. Sig- mund Ungnade gefallen sind, so sind wir in eigener Person zum Könige nach Konstanz gekommen und haben uns persönlich, unser Land, Leute, Städte, Schlöffer und Alles was wir inne haben, nichts ausgenommen, in seine königliche Gnade gegeben und über- antwortet kraft dieser Urkunde, so daß er damit thun und lassen mag, was seine kgl. Gnade will, und was Jedermann, geistlich oder weltlich, welche Würde oder welchen Stand er haben mag, Niemand ausgenommen an uns zu fordern hat und wir an ihn, 4 *
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52 Eberhard Windecke. um was es auch sei, nichts ausgenommen, das haben wir Alles dem genannten Könige gänzlich überlassen und übertragen, so daß was er uns in Bezug darauf zu thun, anzuordnen oder aus zuführen befiehlt, wir ohne allen Verzug und ohne Widerrede thun, ausführen und vollenden mögen und sollen. Auch sollen und wollen wir dafür sorgen und Anstalten treffen den Papst Johann zwischen jetzt und dem letzten Donnerstag vor dem nächsten Pfingsten nach Konstanz zu bringen und dort zu lassen, ihn auch der Gewalt des heiligen Konzilium zu überantworten, welches gegenwärtig zu Konstanz abgehalten wird, doch dergestalt, daß der Papst Johann und alle die seinen, die mit ihm kommen nach Konstanz, ihres Leibes, Lebens und ihrer Habe sicher sein sollen und für den Fall, daß der Papst Johann abgesetzt wird, so soll dem genannten Konzilium zustehen zu bestimmen, wie man ihn entschädigen solle. Wir dagegen sollen und wollen als Geisel in Konstanz bleiben, bis der obengenannte Papst Johann gen Konstanz kommt und bis alle unsere Amtleute, Bürger und Einwohner unserer Schlösser, Länder, Städte und Thäler in Schwaben, im Elsasse, am Rheine, im Breisgau, in der Grafschaft Tyrol, im Etsch- und Innthale unserm genannten Herrn und Könige ge huldigt, gelobt und zu den Heiligen geschworen haben ihm so lange willig und gehorsam zu sein, bis wir alles, was oben ge schrieben steht, ganz ausgeführt und vollbracht haben. Auch sollen sie von solcher Huldigung solches Gelübdes und solcher Eide nicht ledig sein, bis der König sie mündlich oder schriftlich davon ent bindet. Falls wir aber das oben Geschriebene ganz oder theil- weise nicht ausführen oder irgendwie dagegen handeln sollten, — wovor Gott sei — so sollen die genannten Städte und Schlösser, Land und Leute und Thäler dem Könige, unserm Herrn, gänz- lich zufallen und als ihrem rechten ordentlichen Herrn unter- thänig, willig und gehorsam sein ohne Hinderung und Wider- spruch von uns oder von irgend jemand auf unserer Seite, ohne alle Gefährdung und Arglist, die hierbei ausgeschlossen sein sollen.
52 Eberhard Windecke. um was es auch sei, nichts ausgenommen, das haben wir Alles dem genannten Könige gänzlich überlassen und übertragen, so daß was er uns in Bezug darauf zu thun, anzuordnen oder aus zuführen befiehlt, wir ohne allen Verzug und ohne Widerrede thun, ausführen und vollenden mögen und sollen. Auch sollen und wollen wir dafür sorgen und Anstalten treffen den Papst Johann zwischen jetzt und dem letzten Donnerstag vor dem nächsten Pfingsten nach Konstanz zu bringen und dort zu lassen, ihn auch der Gewalt des heiligen Konzilium zu überantworten, welches gegenwärtig zu Konstanz abgehalten wird, doch dergestalt, daß der Papst Johann und alle die seinen, die mit ihm kommen nach Konstanz, ihres Leibes, Lebens und ihrer Habe sicher sein sollen und für den Fall, daß der Papst Johann abgesetzt wird, so soll dem genannten Konzilium zustehen zu bestimmen, wie man ihn entschädigen solle. Wir dagegen sollen und wollen als Geisel in Konstanz bleiben, bis der obengenannte Papst Johann gen Konstanz kommt und bis alle unsere Amtleute, Bürger und Einwohner unserer Schlösser, Länder, Städte und Thäler in Schwaben, im Elsasse, am Rheine, im Breisgau, in der Grafschaft Tyrol, im Etsch- und Innthale unserm genannten Herrn und Könige ge huldigt, gelobt und zu den Heiligen geschworen haben ihm so lange willig und gehorsam zu sein, bis wir alles, was oben ge schrieben steht, ganz ausgeführt und vollbracht haben. Auch sollen sie von solcher Huldigung solches Gelübdes und solcher Eide nicht ledig sein, bis der König sie mündlich oder schriftlich davon ent bindet. Falls wir aber das oben Geschriebene ganz oder theil- weise nicht ausführen oder irgendwie dagegen handeln sollten, — wovor Gott sei — so sollen die genannten Städte und Schlösser, Land und Leute und Thäler dem Könige, unserm Herrn, gänz- lich zufallen und als ihrem rechten ordentlichen Herrn unter- thänig, willig und gehorsam sein ohne Hinderung und Wider- spruch von uns oder von irgend jemand auf unserer Seite, ohne alle Gefährdung und Arglist, die hierbei ausgeschlossen sein sollen.
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Leben König Sigmunds. Kap. 63 u. 64. 53 Zu voller Sicherheit hiervon haben wir mit unserer fürstlichen Treue gelobt und bei den Heiligen geschworen und geloben und schwören in Bezug auf den Inhalt dieser Urkunde, alles was oben geschrieben steht, ganz und kurz und gut zu thun, aus- zuführen und zu vollenden. Zur Beglaubigung dessen haben wir mit vollem Wissen unser eigenes Siegel hieran gehängt und da wir alles was oben gesagt ist aus eigenem freien Willen gethan haben, so haben wir deshalb die hochgebornen Fürsten, Herzog Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein und Graf zu Morty, unseren lieben Schwager,1) und Burggraf Friedrich zu Nürnberg gebeten, so daß sie beide zur Beglaubigung der oben erwähnten Dinge ihr Siegel an diese Urkunde gehängt haben, doch ohne Nachtheil für die genannten Fürsten, was wir denselben ausdrücklich bekunden. Gegeben zu Konstanz am Donnerstage vor unsers Herren Auf erstehungstage 1415. 64. Wie Graf Ludwig von Oettingen vor dem Herrn von Brandenburg und dem Konzile zu Konstanz alle die Lehen forderte, welche der Herzog von Oesterreich hatte, und daß all dessen Land der Reichskammer verfallen solle. Als die obige Urkunde im Gerichte verlesen und angehört war, gab uns unser Herr und König durch seinen Fürsprecher kund, wie er in seinem Majestätsbriefe2) allen Grafen, Rittern und Gemeinden aller Städte und Dörfer in den Gebieten zu Schwaben, im Elsaß, am Rhein und im Breisgau, welche Lehen oder Pfänder von dem genannten Friedrich gehabt haben, oder künftig zu haben meinen, ernstlich und dringend befohlen habe, daß sie, wegen des wichtigen schädlichen Schrittes — wie derselbe Friedrich den Papst Johann hinweggeführt und einige Zeit unter- stützt hat gegen die h. Kirche, welche das ganze Papstthum hat, gegen das damalige Konzil und gegen das Reich — sowie wegen 1) „Und — Schwager fehlt, C G. Seine erste Gemahlin war Elisabeth. Ludwigs jüngste Schwester. — 2) In dem in der Uebersetzung weggelassenen Schlusse dieses Aktenstückes wird angegeben, daß dieser „Brief“ zu Konstanz am St. Georgstage ausgestellt sei.
Leben König Sigmunds. Kap. 63 u. 64. 53 Zu voller Sicherheit hiervon haben wir mit unserer fürstlichen Treue gelobt und bei den Heiligen geschworen und geloben und schwören in Bezug auf den Inhalt dieser Urkunde, alles was oben geschrieben steht, ganz und kurz und gut zu thun, aus- zuführen und zu vollenden. Zur Beglaubigung dessen haben wir mit vollem Wissen unser eigenes Siegel hieran gehängt und da wir alles was oben gesagt ist aus eigenem freien Willen gethan haben, so haben wir deshalb die hochgebornen Fürsten, Herzog Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein und Graf zu Morty, unseren lieben Schwager,1) und Burggraf Friedrich zu Nürnberg gebeten, so daß sie beide zur Beglaubigung der oben erwähnten Dinge ihr Siegel an diese Urkunde gehängt haben, doch ohne Nachtheil für die genannten Fürsten, was wir denselben ausdrücklich bekunden. Gegeben zu Konstanz am Donnerstage vor unsers Herren Auf erstehungstage 1415. 64. Wie Graf Ludwig von Oettingen vor dem Herrn von Brandenburg und dem Konzile zu Konstanz alle die Lehen forderte, welche der Herzog von Oesterreich hatte, und daß all dessen Land der Reichskammer verfallen solle. Als die obige Urkunde im Gerichte verlesen und angehört war, gab uns unser Herr und König durch seinen Fürsprecher kund, wie er in seinem Majestätsbriefe2) allen Grafen, Rittern und Gemeinden aller Städte und Dörfer in den Gebieten zu Schwaben, im Elsaß, am Rhein und im Breisgau, welche Lehen oder Pfänder von dem genannten Friedrich gehabt haben, oder künftig zu haben meinen, ernstlich und dringend befohlen habe, daß sie, wegen des wichtigen schädlichen Schrittes — wie derselbe Friedrich den Papst Johann hinweggeführt und einige Zeit unter- stützt hat gegen die h. Kirche, welche das ganze Papstthum hat, gegen das damalige Konzil und gegen das Reich — sowie wegen 1) „Und — Schwager fehlt, C G. Seine erste Gemahlin war Elisabeth. Ludwigs jüngste Schwester. — 2) In dem in der Uebersetzung weggelassenen Schlusse dieses Aktenstückes wird angegeben, daß dieser „Brief“ zu Konstanz am St. Georgstage ausgestellt sei.
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54 Eberhard Windecke. der großen Gewaltthätigkeiten, des Unrechts und des Frevels, die er an manchen Reichsunterthanen verübt hat, sowie auf Grund der obigen Urkunde, die Friedrich dem Könige ausgestellt hat, — alle ihre Lehen und Pfänder, welche sie innehaben und die dem genannten Friedrich gehört haben und jetzt nach dem Inhalte der erwähnten Bullen, Aktenstücke und der von Herzog Friedrich darüber ausgestellten Urkunden rechtmäßig unserm Herrn dem Könige und dem Reiche zugefallen sind, als dem Könige als natürlichem und ordentlichen Herrn gehörig an- erkennen sollen, und daß sie darüber ihm und dem Reiche, wie es sich gebührt, die gebräuchliche Huldigung, Gelübde und Eide leisten und ihm und dem Reiche damit dienstbereit und gehorsam sein sollen, daß aber die, welche darin säumig sein würden, in seine und des Reiches Ungnade fallen sollen, und daß er sie auch künftig als Ungehorsame gegen ihn und das Reich und als Unwürdige auf den Rath seiner und des Reiches Fürsten, Edeln und Getreuen ihrer Lehen und Pfänder berauben und sie für ungeeignet und unfähig dieselben zu besitzen erklären will.1) Als der Herzog solche Aktenstücke vernommen hatte, begab er sich zum Könige in ein Nonnenkloster2) bei Konstanz. Hier wurde wohl vierzehn Tage verhandelt, doch mußte der Herzog zuletzt den Willen des Königs thun und elf Artikel unterschreiben, so daß sich nie ein Fürst so sehr verbindlich machte und de- müthigte. Dazu mußte er dem Könige 70000 Gulden rheinischer Währung zahlen, von welcher Summe ihm der König 20000 erließ. Darauf kam der Herzog Friedrich am Sonntage vor Pfingsten 1418 zum Könige in den Garten des Augustinerklosters in Konstanz. Mit ihm gingen zur Linken der Markgraf von 1) Weiter wird in dem Aktenstück breit ausgeführt, wie das Gericht auf Fragen des Fürsprechers des Königs entscheidet, daß diese Anordnungen volle Giltigkeit haben sollen, daß jedoch allen Lehnsträgern des Herzogs redlich Zeit gelassen werden solle, dem Könige oder einem von ihm Beauftragten gegenüber die Lehen und Pfandschaften nunmehr als Reichs- Gut anzuerkennen. Datirt ist das Aktenstück Konstanz, 1418, Montag nach purificationis Mariae. — 2) Münsterlingen, Aschb. II, 345.
54 Eberhard Windecke. der großen Gewaltthätigkeiten, des Unrechts und des Frevels, die er an manchen Reichsunterthanen verübt hat, sowie auf Grund der obigen Urkunde, die Friedrich dem Könige ausgestellt hat, — alle ihre Lehen und Pfänder, welche sie innehaben und die dem genannten Friedrich gehört haben und jetzt nach dem Inhalte der erwähnten Bullen, Aktenstücke und der von Herzog Friedrich darüber ausgestellten Urkunden rechtmäßig unserm Herrn dem Könige und dem Reiche zugefallen sind, als dem Könige als natürlichem und ordentlichen Herrn gehörig an- erkennen sollen, und daß sie darüber ihm und dem Reiche, wie es sich gebührt, die gebräuchliche Huldigung, Gelübde und Eide leisten und ihm und dem Reiche damit dienstbereit und gehorsam sein sollen, daß aber die, welche darin säumig sein würden, in seine und des Reiches Ungnade fallen sollen, und daß er sie auch künftig als Ungehorsame gegen ihn und das Reich und als Unwürdige auf den Rath seiner und des Reiches Fürsten, Edeln und Getreuen ihrer Lehen und Pfänder berauben und sie für ungeeignet und unfähig dieselben zu besitzen erklären will.1) Als der Herzog solche Aktenstücke vernommen hatte, begab er sich zum Könige in ein Nonnenkloster2) bei Konstanz. Hier wurde wohl vierzehn Tage verhandelt, doch mußte der Herzog zuletzt den Willen des Königs thun und elf Artikel unterschreiben, so daß sich nie ein Fürst so sehr verbindlich machte und de- müthigte. Dazu mußte er dem Könige 70000 Gulden rheinischer Währung zahlen, von welcher Summe ihm der König 20000 erließ. Darauf kam der Herzog Friedrich am Sonntage vor Pfingsten 1418 zum Könige in den Garten des Augustinerklosters in Konstanz. Mit ihm gingen zur Linken der Markgraf von 1) Weiter wird in dem Aktenstück breit ausgeführt, wie das Gericht auf Fragen des Fürsprechers des Königs entscheidet, daß diese Anordnungen volle Giltigkeit haben sollen, daß jedoch allen Lehnsträgern des Herzogs redlich Zeit gelassen werden solle, dem Könige oder einem von ihm Beauftragten gegenüber die Lehen und Pfandschaften nunmehr als Reichs- Gut anzuerkennen. Datirt ist das Aktenstück Konstanz, 1418, Montag nach purificationis Mariae. — 2) Münsterlingen, Aschb. II, 345.
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Leben König Sigmunds. Kap. 64. 55 Brandenburg, zur Rechten der Hofmeister des Königs Graf Ludwig von Dettingen, Bischof von Riga.1) Als sich diese näherten, sandte der König zum Herzoge und ließ fragen, ob er thun und halten wollte, was ihrer beider Räthe abgemacht hätten. Da sagte der Herzog sehr laut: Ja! Denn er sei deshalb da- hin gekommen. Hierauf trat Johannes Kircheim vor und sprach ihm einen Eid vor. Da schwur der Herzog mit aufgehobenen Fingern ewig das zu halten, was vorher abgemacht und ver- handelt wäre, und der König reichte ihm die Hand. Alsdann ritt der Herzog wieder heim. Hierauf kam der Herzog Ludwig von Ingolstadt herbei, den hieß der König sich entfernen und sprach: „Gehet hinweg, Ihr seid uns hier nichts nütze.“ Da sprach Herzog Ludwig: „Stände es nicht schlecht zwischen Ew. Gnaden und unserm Oheim, dem Herzog Friedrich, so wären wir nicht gekommen,“ worauf der König im Scherze dem Herzoge seine Haube abnahm und sie einem andern aufsetzte.2) — Acht Tage darauf an einem Sonntage mußte der Herzog Friedrich zum Papst Martinus V. gehen und seine Kirchenstrafen und Bußen empfangen. Da ließ ihm der Papst sagen, er solle sich vor den Meistern3) zu Konstanz von seinem Bischos von Trient absolvieren lassen, oder nackend um die Kirche gehen. Als nun der Herzog das vernahm, wollte er den Willen des Papstes thun. Da dieser aber seine große Demuth bemerkte, sandte er einen Kardinal zu ihm und ließ ihn absolvieren. Als der römische König nun in seiner Majestät dasaß und wartete, um dem Herzoge Friedrich seine Würden und Ehren wieder zu verleihen, wie ihm nach dem Wortlaute der obigen Urkunden verheißen war, da erschien der Herzog, und der König saß auf seinem Throne, bereit dem Herzoge Ehren und Würden wieder zu verleihen, und neben ihm stand der Markgraf Friedrich von Brandenburg, 1) Auch Kap. 129 wird der Graf von Oettingen so bezeichnet. B. v. R. war Jo- hannes VI. — 2) Er wollte weitere Fürsprache abschneiden. Vergl. Aschbach II, 347. — 3) H: für dem meister; G: vor dem maister, gemeint sind wohl die Mitglieder des Konzils.
Leben König Sigmunds. Kap. 64. 55 Brandenburg, zur Rechten der Hofmeister des Königs Graf Ludwig von Dettingen, Bischof von Riga.1) Als sich diese näherten, sandte der König zum Herzoge und ließ fragen, ob er thun und halten wollte, was ihrer beider Räthe abgemacht hätten. Da sagte der Herzog sehr laut: Ja! Denn er sei deshalb da- hin gekommen. Hierauf trat Johannes Kircheim vor und sprach ihm einen Eid vor. Da schwur der Herzog mit aufgehobenen Fingern ewig das zu halten, was vorher abgemacht und ver- handelt wäre, und der König reichte ihm die Hand. Alsdann ritt der Herzog wieder heim. Hierauf kam der Herzog Ludwig von Ingolstadt herbei, den hieß der König sich entfernen und sprach: „Gehet hinweg, Ihr seid uns hier nichts nütze.“ Da sprach Herzog Ludwig: „Stände es nicht schlecht zwischen Ew. Gnaden und unserm Oheim, dem Herzog Friedrich, so wären wir nicht gekommen,“ worauf der König im Scherze dem Herzoge seine Haube abnahm und sie einem andern aufsetzte.2) — Acht Tage darauf an einem Sonntage mußte der Herzog Friedrich zum Papst Martinus V. gehen und seine Kirchenstrafen und Bußen empfangen. Da ließ ihm der Papst sagen, er solle sich vor den Meistern3) zu Konstanz von seinem Bischos von Trient absolvieren lassen, oder nackend um die Kirche gehen. Als nun der Herzog das vernahm, wollte er den Willen des Papstes thun. Da dieser aber seine große Demuth bemerkte, sandte er einen Kardinal zu ihm und ließ ihn absolvieren. Als der römische König nun in seiner Majestät dasaß und wartete, um dem Herzoge Friedrich seine Würden und Ehren wieder zu verleihen, wie ihm nach dem Wortlaute der obigen Urkunden verheißen war, da erschien der Herzog, und der König saß auf seinem Throne, bereit dem Herzoge Ehren und Würden wieder zu verleihen, und neben ihm stand der Markgraf Friedrich von Brandenburg, 1) Auch Kap. 129 wird der Graf von Oettingen so bezeichnet. B. v. R. war Jo- hannes VI. — 2) Er wollte weitere Fürsprache abschneiden. Vergl. Aschbach II, 347. — 3) H: für dem meister; G: vor dem maister, gemeint sind wohl die Mitglieder des Konzils.
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56 Eberhard Windecke. Burggraf von Nürnberg, als Markgraf, da ihm der König die Mark und alles, was dazu gehört, Kurfürstenhut, Wappen und das Land gegeben hatte. Ferner standen dabei Herzog Hans von Amberg, Sohn des neuen Königs Ruprecht von Heidelberg, als Pfalzgraf bei Rheine, der den Reichsapfel hielt, und Herzog Ludwig von Baiern mit dem Schwerte, ebenso ein Herzog von Sachsen. Da lieh der König Sigmund dem Herzoge Friedrich seine Würden wieder, und dieser leistete dem Könige den Eid, wie billig ist, und die Fürsten hörten es mit an. Hierauf kam das h. Konzil überein, daß Jedermann hin- ziehen und reisen könne, wie ihm am besten däuchte. Da machte der Papst seine Absicht kund, daß er am nächsten Sonntage nach Pfingsten hinwegziehen wolle. Das gönnte ihm der König wohl, doch begehrte er, daß er das Jahr hindurch bis zum kommenden Osterfeste zu Basel oder Straßburg oder Mainz bliebe, wo es ihm am besten schiene. Ein Kardinal aber, wider den er später in großen Zorn gerieth, rieth ihm davon ab, und der Papst ver- ließ am Sonntage, acht Tage nach Pfingsten 1418 Konstanz durch das nach Schaffhausen führende Thor. An seiner linken Seite ging der König Sigmund, an der andern Markgraf Friedrich von Brandenburg, auch befanden sich bei ihnen Herzog Ludwig von Ingolstadt, Herzog Friedrich von Oestreich, Graf Philipp von Nassau und viele andere Herren, und sie ritten gen Gott- lieben. Hier hatte der König Schiffe,1) die er von den aus Seeland mitgebrachten Seeländern hatte zu Konstanz erbauen lassen. Was man irgend aus den zahlreichen Ländern, aus Katalonien, Provence, Frankreich, England, Flandern und aus allen [andern] Ländern [an Erfahrungen mit]gebracht hatte, da- nach hatte S. Gnade Schiffe bauen lassen. In diesen fuhr Papst Martin bis nach Schaffhausen und von da in anderen Schiffen nach Kaiserstuhl. Von hier ritt er über Solothurn, Bern, Lau 1) Es waren acht große Galeeren, die wohl einen Theil der damaligen Kriegsrüstungen gegen Frankreich ausmachten. Vergl. Caro, das Bündniß von Canterbury, p. 84.
56 Eberhard Windecke. Burggraf von Nürnberg, als Markgraf, da ihm der König die Mark und alles, was dazu gehört, Kurfürstenhut, Wappen und das Land gegeben hatte. Ferner standen dabei Herzog Hans von Amberg, Sohn des neuen Königs Ruprecht von Heidelberg, als Pfalzgraf bei Rheine, der den Reichsapfel hielt, und Herzog Ludwig von Baiern mit dem Schwerte, ebenso ein Herzog von Sachsen. Da lieh der König Sigmund dem Herzoge Friedrich seine Würden wieder, und dieser leistete dem Könige den Eid, wie billig ist, und die Fürsten hörten es mit an. Hierauf kam das h. Konzil überein, daß Jedermann hin- ziehen und reisen könne, wie ihm am besten däuchte. Da machte der Papst seine Absicht kund, daß er am nächsten Sonntage nach Pfingsten hinwegziehen wolle. Das gönnte ihm der König wohl, doch begehrte er, daß er das Jahr hindurch bis zum kommenden Osterfeste zu Basel oder Straßburg oder Mainz bliebe, wo es ihm am besten schiene. Ein Kardinal aber, wider den er später in großen Zorn gerieth, rieth ihm davon ab, und der Papst ver- ließ am Sonntage, acht Tage nach Pfingsten 1418 Konstanz durch das nach Schaffhausen führende Thor. An seiner linken Seite ging der König Sigmund, an der andern Markgraf Friedrich von Brandenburg, auch befanden sich bei ihnen Herzog Ludwig von Ingolstadt, Herzog Friedrich von Oestreich, Graf Philipp von Nassau und viele andere Herren, und sie ritten gen Gott- lieben. Hier hatte der König Schiffe,1) die er von den aus Seeland mitgebrachten Seeländern hatte zu Konstanz erbauen lassen. Was man irgend aus den zahlreichen Ländern, aus Katalonien, Provence, Frankreich, England, Flandern und aus allen [andern] Ländern [an Erfahrungen mit]gebracht hatte, da- nach hatte S. Gnade Schiffe bauen lassen. In diesen fuhr Papst Martin bis nach Schaffhausen und von da in anderen Schiffen nach Kaiserstuhl. Von hier ritt er über Solothurn, Bern, Lau 1) Es waren acht große Galeeren, die wohl einen Theil der damaligen Kriegsrüstungen gegen Frankreich ausmachten. Vergl. Caro, das Bündniß von Canterbury, p. 84.
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Leben König Sigmunds. Kap. 65 u. 66. 57 sanne, nach Genf, wo er drei Monate verweilte. In dieser Zeit fuhr König Sigmund von Konstanz gen Basel den Rhein hinab, um nach Mömpelgart zum Herzoge von Burgund zu fahren, was er auch that. Da ward zwischen dem Könige und dem Herzoge verhandelt, so daß ihm der König wohl 20000 Gulden erließ. Doch mußte der Herzog dem Könige folgende Urkunde1) ausstellen. 66. Wie König Sigmund mit vier Schiffen übers Meer kam und wie ihn die Bewohner von Calais sehr ehrenvoll empfingen. Das Konzil zu Konstanz währte, wie Du oben gelesen hast, wohl viertehalb Jahre. Inzwischen war der König einmal in England, kam herüber nach Calais und war in großer Sorge, wie er von da nach Seeland käme. Denn da der König dem Herzoge von Burgund nicht genug traute um durch sein Land zu reiten, so hatte er die Bürger von Brügge, Gent und Ant- werpen um sicheres Geleit gebeten. Aber der Herzog von Burgund wollte nicht gestatten, daß die Städte und das Land ihm Geleit gäben, indem er behauptete, er sei Herr in Flandern. Daher sandte der König, weil er ihm nicht trauen wollte, eine Auf- forderung an die Stadt Dordrecht2) ihm kleine Fahrzeuge nach Calais zu senden, in denen er auch abfuhr. Der König von England aber sandte dem römischen Könige vier große Schiffe mit Rittern und Knechten zu, die ihn auf der See behüten sollten. Die Fahrt nach Dordrecht machte dieser dicht am Lande entlang, und zwar fuhr er deshalb in den kleinen Schiffen, weil er vor den Engländern ebenso besorgt war als vor den Franzosen, denn diese beiden Parteien lagen mit großer Macht auf der See. 1) In dieser Basel Mittwoch nach Frohnleichnamsfeste 1418 ausgestellten Urkunde (= Kapitel 65) verpflichtet sich Herzog Friedrich an Eides Statt dem Könige bis späte stens acht Tage nach Michaelis desselben Jahres 36220 Gulden rheinisch zu Händen der Stadtkasse zu Konstanz zu zahlen und verschreibt für den Fall der Nichterfüllung des Vertrages seine sämmtlichen Besitzungen, die dann als Eigenthum an den König übergehen sollen. — 2) Diese Darstellung Windeckes ist als vollkommen zutreffend erwiesen von Caro, p. 75.
Leben König Sigmunds. Kap. 65 u. 66. 57 sanne, nach Genf, wo er drei Monate verweilte. In dieser Zeit fuhr König Sigmund von Konstanz gen Basel den Rhein hinab, um nach Mömpelgart zum Herzoge von Burgund zu fahren, was er auch that. Da ward zwischen dem Könige und dem Herzoge verhandelt, so daß ihm der König wohl 20000 Gulden erließ. Doch mußte der Herzog dem Könige folgende Urkunde1) ausstellen. 66. Wie König Sigmund mit vier Schiffen übers Meer kam und wie ihn die Bewohner von Calais sehr ehrenvoll empfingen. Das Konzil zu Konstanz währte, wie Du oben gelesen hast, wohl viertehalb Jahre. Inzwischen war der König einmal in England, kam herüber nach Calais und war in großer Sorge, wie er von da nach Seeland käme. Denn da der König dem Herzoge von Burgund nicht genug traute um durch sein Land zu reiten, so hatte er die Bürger von Brügge, Gent und Ant- werpen um sicheres Geleit gebeten. Aber der Herzog von Burgund wollte nicht gestatten, daß die Städte und das Land ihm Geleit gäben, indem er behauptete, er sei Herr in Flandern. Daher sandte der König, weil er ihm nicht trauen wollte, eine Auf- forderung an die Stadt Dordrecht2) ihm kleine Fahrzeuge nach Calais zu senden, in denen er auch abfuhr. Der König von England aber sandte dem römischen Könige vier große Schiffe mit Rittern und Knechten zu, die ihn auf der See behüten sollten. Die Fahrt nach Dordrecht machte dieser dicht am Lande entlang, und zwar fuhr er deshalb in den kleinen Schiffen, weil er vor den Engländern ebenso besorgt war als vor den Franzosen, denn diese beiden Parteien lagen mit großer Macht auf der See. 1) In dieser Basel Mittwoch nach Frohnleichnamsfeste 1418 ausgestellten Urkunde (= Kapitel 65) verpflichtet sich Herzog Friedrich an Eides Statt dem Könige bis späte stens acht Tage nach Michaelis desselben Jahres 36220 Gulden rheinisch zu Händen der Stadtkasse zu Konstanz zu zahlen und verschreibt für den Fall der Nichterfüllung des Vertrages seine sämmtlichen Besitzungen, die dann als Eigenthum an den König übergehen sollen. — 2) Diese Darstellung Windeckes ist als vollkommen zutreffend erwiesen von Caro, p. 75.
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58 Eberhard Windecke. Hätten sie nun dem Könige Böses zufügen wollen, so hätten sie doch mit den großen Schiffen nicht an die kleinen herankommen können. Denn diese fahren dem Lande zu nahe und hätten auch in kleine Buchten entweichen können, die für die großen nicht zugänglich waren. Mit solcher List kam der König nach Dordrecht. 67. Wie der König von England zu Calais dem Könige Sigmund vergoldete Flaschen und andere unten erwähnte Dinge schenkte. Als der König Sigmund von Calais schied, schenkte ihm der König von England1) zwei ganz goldene Kannen, die 22 Mark Gold wogen, und darin fünftausend Nobel, ferner einen goldenen Becher und eine goldene Mischkanne im Gewicht von achtzehn Mark Gold. Ebenso schenkte der Graf von Warwick dem Könige zwei silberne vergoldete Becher im Gewichte von achtzehn Mark Silber. Diese und andere Kostbarkeiten ließ der König durch mich, Eberhard Windecke, zu Brügge in Flandern versetzen. Ich versetzte sie für achtzehntausend Gulden und so blieben sie [daselbst] wohl ein halb Jahr stehen, während der König den Rhein hinauf nach Konstanz zog, wie Du oben2) ge- lesen hast. Als der König damals nach Konstanz gekommen war, ging er abermals zu Rathe, wie man mit dem Papste Johannes ver- fahren sollte, der des Konzils Gefangener war. Da kamen der König und das Konzil überein, daß man den Papst Johannes dem Herzoge Ludwig3) überantworten sollte, damit dieser ihn in seinem Gewahrsam behielte bis zur Entscheidung des Konzils, und bis ein neuer Papst gewählt sei. Dies that der Herzog und bewachte ihn zu Mannheim am Rheine. Wie dieser Papst Bal- thasar de Cassa frei wurde, findet man unten 4) erzählt. 68. Wie Eberhard Windecke den Bürgern von Brügge ge 1) Dieser war Sigmund am 5. September nach Calais gefolgt und kehrte erst am 16. Oktober nach England zurück — 2) Kap. 44. — 3) Von der Pfalz, Aschb. II, 234. — 4) Diese Erzählung folgt nicht.
58 Eberhard Windecke. Hätten sie nun dem Könige Böses zufügen wollen, so hätten sie doch mit den großen Schiffen nicht an die kleinen herankommen können. Denn diese fahren dem Lande zu nahe und hätten auch in kleine Buchten entweichen können, die für die großen nicht zugänglich waren. Mit solcher List kam der König nach Dordrecht. 67. Wie der König von England zu Calais dem Könige Sigmund vergoldete Flaschen und andere unten erwähnte Dinge schenkte. Als der König Sigmund von Calais schied, schenkte ihm der König von England1) zwei ganz goldene Kannen, die 22 Mark Gold wogen, und darin fünftausend Nobel, ferner einen goldenen Becher und eine goldene Mischkanne im Gewicht von achtzehn Mark Gold. Ebenso schenkte der Graf von Warwick dem Könige zwei silberne vergoldete Becher im Gewichte von achtzehn Mark Silber. Diese und andere Kostbarkeiten ließ der König durch mich, Eberhard Windecke, zu Brügge in Flandern versetzen. Ich versetzte sie für achtzehntausend Gulden und so blieben sie [daselbst] wohl ein halb Jahr stehen, während der König den Rhein hinauf nach Konstanz zog, wie Du oben2) ge- lesen hast. Als der König damals nach Konstanz gekommen war, ging er abermals zu Rathe, wie man mit dem Papste Johannes ver- fahren sollte, der des Konzils Gefangener war. Da kamen der König und das Konzil überein, daß man den Papst Johannes dem Herzoge Ludwig3) überantworten sollte, damit dieser ihn in seinem Gewahrsam behielte bis zur Entscheidung des Konzils, und bis ein neuer Papst gewählt sei. Dies that der Herzog und bewachte ihn zu Mannheim am Rheine. Wie dieser Papst Bal- thasar de Cassa frei wurde, findet man unten 4) erzählt. 68. Wie Eberhard Windecke den Bürgern von Brügge ge 1) Dieser war Sigmund am 5. September nach Calais gefolgt und kehrte erst am 16. Oktober nach England zurück — 2) Kap. 44. — 3) Von der Pfalz, Aschb. II, 234. — 4) Diese Erzählung folgt nicht.
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Leben König Sigmunds. Kap. 66—68. 59 lobte die Stadt nicht zu verlassen, ehe er denn zweihunderttausend Kronen aufgebracht habe. Als der römische König zu Konstanz war, war ich, Eberhard Windecke, für denselben Bürge zu Brügge in Flandern bei den erwähnten Kostbarkeiten für zweimalhunderttausend Kronen, in Folge wovon ich auch siebzehn Wochen zu Brügge bleiben mußte. Da der König mir kein Geld sandte, ließ ich mir Urlaub von dem Kaufmanne geben, ritt nach Konstanz und lag dem Könige so oft und dringend mit meinen Bitten an, daß er zornig ward und sprach: er wolle mir meine Mutter schänden.1) Doch gab er mir in demselben Zorne viertausend ein und fünfzig Kronen und stellte mir einen Brief aus, daß mir die Kaufleute von Lübeck zu Brügge neuntausend rheinische Gulden zahlen sollten. Denn Rath und Gemeinde zu Lübeck2) waren nicht einig gewesen, da die Gemeinde den Rath vertrieben hatte und als der Rath wieder zurückgeführt werden sollte, zahlten sie das Geld. Letzteres geschah im Monat Juli, und wäre dieser Monat zu Ende gegangen, so wären dem Könige die Kleinodien verloren gegangen, wenn ich die zweimalhunderttausend Kronen nicht gezahlt hätte, und deshalb hatte ich den König so sehr ge- drängt. Als ich nun das Geld erhalten hatte, eilte ich, Eberhard Windecke, von Konstanz über Straßburg nach Brügge zu Wagen und zu Wasser, so daß ich mit meinen Knechten in neuntehalb Tagen von Konstanz nach Brügge in Flandern kam. Dort gab ich den Wälschen und den Kaufleuten die Briefe vom Könige und sie wunderten sich sehr über das kurze Datum der Briefe. Der Kaufmann sagte mir zu das Geld zu geben und die andern versprachen die Pfandgegenstände herauszugeben. Demnach gab ich ihnen ihr Geld und nahm die Kleinodien in Empfang. Unter den Kostbarkeiten war ein rein goldenes Marienbild, was wohl 1) Ein damals bis in die höchsten Stände üblicher Fluch. Noch heute in Rußland in ähnlicher Weise gebräuchlich. — 2) Ueber das unwürdige Verhalten Sigmunds in dieser Angelegenheit geht W. schnell hinweg. Aschb. II, 248 sq. Vergl. Kap. 100.
Leben König Sigmunds. Kap. 66—68. 59 lobte die Stadt nicht zu verlassen, ehe er denn zweihunderttausend Kronen aufgebracht habe. Als der römische König zu Konstanz war, war ich, Eberhard Windecke, für denselben Bürge zu Brügge in Flandern bei den erwähnten Kostbarkeiten für zweimalhunderttausend Kronen, in Folge wovon ich auch siebzehn Wochen zu Brügge bleiben mußte. Da der König mir kein Geld sandte, ließ ich mir Urlaub von dem Kaufmanne geben, ritt nach Konstanz und lag dem Könige so oft und dringend mit meinen Bitten an, daß er zornig ward und sprach: er wolle mir meine Mutter schänden.1) Doch gab er mir in demselben Zorne viertausend ein und fünfzig Kronen und stellte mir einen Brief aus, daß mir die Kaufleute von Lübeck zu Brügge neuntausend rheinische Gulden zahlen sollten. Denn Rath und Gemeinde zu Lübeck2) waren nicht einig gewesen, da die Gemeinde den Rath vertrieben hatte und als der Rath wieder zurückgeführt werden sollte, zahlten sie das Geld. Letzteres geschah im Monat Juli, und wäre dieser Monat zu Ende gegangen, so wären dem Könige die Kleinodien verloren gegangen, wenn ich die zweimalhunderttausend Kronen nicht gezahlt hätte, und deshalb hatte ich den König so sehr ge- drängt. Als ich nun das Geld erhalten hatte, eilte ich, Eberhard Windecke, von Konstanz über Straßburg nach Brügge zu Wagen und zu Wasser, so daß ich mit meinen Knechten in neuntehalb Tagen von Konstanz nach Brügge in Flandern kam. Dort gab ich den Wälschen und den Kaufleuten die Briefe vom Könige und sie wunderten sich sehr über das kurze Datum der Briefe. Der Kaufmann sagte mir zu das Geld zu geben und die andern versprachen die Pfandgegenstände herauszugeben. Demnach gab ich ihnen ihr Geld und nahm die Kleinodien in Empfang. Unter den Kostbarkeiten war ein rein goldenes Marienbild, was wohl 1) Ein damals bis in die höchsten Stände üblicher Fluch. Noch heute in Rußland in ähnlicher Weise gebräuchlich. — 2) Ueber das unwürdige Verhalten Sigmunds in dieser Angelegenheit geht W. schnell hinweg. Aschb. II, 248 sq. Vergl. Kap. 100.
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60 Eberhard Windecke. achthundert Nobel werth war. Dieses Marienbild hatte der König mir befohlen unserer Frauen Brüderschaft zu Dordrecht zu schenken, denn in diese war er aufgenommen, als er zu Dordrecht war. Ich that das und erhielt eine Bestätigungsurkunde dafür von der Stadt. Die oben erwähnten Kostbarkeiten wagte ich nicht mit mir zu nehmen, da ich um derselben willen erschlagen worden wäre, weil man in Flandern wohl wußte, daß ich wegen der Kostbarkeiten dort war. 69. Folgende sind die Kleinodien, welche Eberhard Windecke auf Geheiß des Königs zu Brügge versetzt hatte. Dies sind die Kleinodien: Zwei goldene Kannen; ein goldener Becher; ein goldenes Mischkännchen, welche zwei und sechzig Mark Geldes hatten; hundert und sechs und neunzig Saphire und Pallas; dreihundert Perlen, von denen jede auf vier Kronen geschätzt wurde; ein Halsband der Gesellschaft des Königs von England, an dem eine Kapsel befestigt war mit einem köstlichen und schönen au neuntausend Gulden geschätzten Diamanten, einem Rubin in Werthe von elftausend Kronen und mit einer auf zwölfhundert Kronen geschätzten Perle, die größer war als eine Bohne; diese Kapsel drückte ich in gelbes Wachs ab; ein Hosenband der Gesell- schaft St. Georgi, wie man es in England trägt, auf sechstausend Kronen geschätzt; eine goldene mit Perlen und Edelsteinen be- setzte auf zweitausend zweihundert Kronen geschätzte Flasche. Das beschriebene Halsband und die goldenen Geschmeide vertraute ich einem Kaufmann aus Nürnberg Namens Anton Riegeler an, der sie mir nach Köln brachte, die übrigen Kostbarkeiten übergab ich den Nürnberger Kaufleuten Claus Rommel und Jakob Teuffel. Für ungefähr zehntausend Gulden hatte ich dem Könige noch Werthgegenstände gekauft: golddurchwirkte seidene Tücher, seidene Tücher zu Chorröcken, Pelzröcke von Buntwerk und Schwarz- fuchsfellen. Alles dies packten sie in ihren Kaufmannsschatz und schickten es nach Köln. Ich aber ritt in Brügge mit meinen zwei Knechten über den Marktplatz vor die Halle und das Rath¬
60 Eberhard Windecke. achthundert Nobel werth war. Dieses Marienbild hatte der König mir befohlen unserer Frauen Brüderschaft zu Dordrecht zu schenken, denn in diese war er aufgenommen, als er zu Dordrecht war. Ich that das und erhielt eine Bestätigungsurkunde dafür von der Stadt. Die oben erwähnten Kostbarkeiten wagte ich nicht mit mir zu nehmen, da ich um derselben willen erschlagen worden wäre, weil man in Flandern wohl wußte, daß ich wegen der Kostbarkeiten dort war. 69. Folgende sind die Kleinodien, welche Eberhard Windecke auf Geheiß des Königs zu Brügge versetzt hatte. Dies sind die Kleinodien: Zwei goldene Kannen; ein goldener Becher; ein goldenes Mischkännchen, welche zwei und sechzig Mark Geldes hatten; hundert und sechs und neunzig Saphire und Pallas; dreihundert Perlen, von denen jede auf vier Kronen geschätzt wurde; ein Halsband der Gesellschaft des Königs von England, an dem eine Kapsel befestigt war mit einem köstlichen und schönen au neuntausend Gulden geschätzten Diamanten, einem Rubin in Werthe von elftausend Kronen und mit einer auf zwölfhundert Kronen geschätzten Perle, die größer war als eine Bohne; diese Kapsel drückte ich in gelbes Wachs ab; ein Hosenband der Gesell- schaft St. Georgi, wie man es in England trägt, auf sechstausend Kronen geschätzt; eine goldene mit Perlen und Edelsteinen be- setzte auf zweitausend zweihundert Kronen geschätzte Flasche. Das beschriebene Halsband und die goldenen Geschmeide vertraute ich einem Kaufmann aus Nürnberg Namens Anton Riegeler an, der sie mir nach Köln brachte, die übrigen Kostbarkeiten übergab ich den Nürnberger Kaufleuten Claus Rommel und Jakob Teuffel. Für ungefähr zehntausend Gulden hatte ich dem Könige noch Werthgegenstände gekauft: golddurchwirkte seidene Tücher, seidene Tücher zu Chorröcken, Pelzröcke von Buntwerk und Schwarz- fuchsfellen. Alles dies packten sie in ihren Kaufmannsschatz und schickten es nach Köln. Ich aber ritt in Brügge mit meinen zwei Knechten über den Marktplatz vor die Halle und das Rath¬
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Leben König Sigmunds. Kap. 68—71. 61 haus, so daß viele Leute sahen, daß weder ich noch meine Knechte irgend etwas mit führten. Ich wagte nicht einmal meine Knechte einen Mantel tragen zu lassen, damit man nicht dächte, daß ich die Kleinodien hätte und damit ich nicht gefangen oder ermordet würde. Zu Köln fand ich darauf die Güter und Kostbarkeiten vor und brachte sie zu Schiffe nach Mainz, wo ich sie meinen Vetter Konrad Eisenecke, meine Base Imche,1) meine Base Katharine zu Schenkenberg, Guttens2) Schwester, die Alte zu Linchtenberg, und Katharine zu dem Flusse sehen ließ. Der letzteren hing ich das köstliche Halsband um. So brachte ich die Kleinodien mit Gottes Hilfe nach Konstanz. 70. Wie zu Konstanz ein neuer hlg. Papst gewählt wurde, welcher Otto de Colonna hieß, aus dem Geschlechte der Säulen. Während ich in Flandern war, wurde ein von Allen an- erkannter Papst zu Konstanz am Martinustage zwischen neun und zehn Vormittags erwählt. Dieser hieß als Kardinal Otto de Colonna von dem Geschlechte der Säulen zu Rom und er- hielt den Namen Martinus V. Ihm wurde nachgesagt, daß er der ärmste und schlichteste unter allen Kardinälen sei, die zu Konstanz waren. Wie es später sich herausstellte, findest Du unten. Später wurde er der reichste und begütertste, so daß man einen Brunnen voll Gold und Dukaten in seiner Hinter- lassenschaft zu finden meinte, als er starb.3) 71. Wie Herzog Heinrich von Landshut den Herzog Ludwig von Ingolstadt mit seinem Degen verwundete und ein großer Streit zwischen ihnen entstand. Während man das Konzil abhielt, hatten Herzog Ludwig von Baiern-Ingolstadt und Herzog Heinrich von Baiern-Landshut zu Konstanz einen Streit vor dem Könige und geriethen so an- einander, daß Herzog Heinrich zu Herzog Ludwig sagte: „Ludwig, Ludwig, ich zahle es Dix heim, Du sollst es empfinden!“ Doch legten 1) G. Imchen: H. Inching; C. Guttiche. — 2) G. gutten, H. gudin. — 3) Der letztere in C fehlende Satz ist auch in H erst von anderer Hand zugefügt.
Leben König Sigmunds. Kap. 68—71. 61 haus, so daß viele Leute sahen, daß weder ich noch meine Knechte irgend etwas mit führten. Ich wagte nicht einmal meine Knechte einen Mantel tragen zu lassen, damit man nicht dächte, daß ich die Kleinodien hätte und damit ich nicht gefangen oder ermordet würde. Zu Köln fand ich darauf die Güter und Kostbarkeiten vor und brachte sie zu Schiffe nach Mainz, wo ich sie meinen Vetter Konrad Eisenecke, meine Base Imche,1) meine Base Katharine zu Schenkenberg, Guttens2) Schwester, die Alte zu Linchtenberg, und Katharine zu dem Flusse sehen ließ. Der letzteren hing ich das köstliche Halsband um. So brachte ich die Kleinodien mit Gottes Hilfe nach Konstanz. 70. Wie zu Konstanz ein neuer hlg. Papst gewählt wurde, welcher Otto de Colonna hieß, aus dem Geschlechte der Säulen. Während ich in Flandern war, wurde ein von Allen an- erkannter Papst zu Konstanz am Martinustage zwischen neun und zehn Vormittags erwählt. Dieser hieß als Kardinal Otto de Colonna von dem Geschlechte der Säulen zu Rom und er- hielt den Namen Martinus V. Ihm wurde nachgesagt, daß er der ärmste und schlichteste unter allen Kardinälen sei, die zu Konstanz waren. Wie es später sich herausstellte, findest Du unten. Später wurde er der reichste und begütertste, so daß man einen Brunnen voll Gold und Dukaten in seiner Hinter- lassenschaft zu finden meinte, als er starb.3) 71. Wie Herzog Heinrich von Landshut den Herzog Ludwig von Ingolstadt mit seinem Degen verwundete und ein großer Streit zwischen ihnen entstand. Während man das Konzil abhielt, hatten Herzog Ludwig von Baiern-Ingolstadt und Herzog Heinrich von Baiern-Landshut zu Konstanz einen Streit vor dem Könige und geriethen so an- einander, daß Herzog Heinrich zu Herzog Ludwig sagte: „Ludwig, Ludwig, ich zahle es Dix heim, Du sollst es empfinden!“ Doch legten 1) G. Imchen: H. Inching; C. Guttiche. — 2) G. gutten, H. gudin. — 3) Der letztere in C fehlende Satz ist auch in H erst von anderer Hand zugefügt.
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62 Eberhard Windecke. sich der König und die Fürsten ins Mittel. Hierauf ritt Herzog Heinrich in sein Quartier und Herzog Ludwig mit dem Könige in die Wohnung des Bischofs von Passau, wo sie miteinander speisten. Dies wußte Herzog Heinrich wohl, er aß ebenfalls, legte seinen Harnisch an und befahl einigen seiner Leute auch ihre Panzer anzulegen, die Pferde fertig zu machen und in den Hof zu stellen. Hier hielten sie und warteten, ohne daß einer seiner Räthe oder Diener erfahren konnte oder wußte, was ihr Herr im Sinne hatte. In diesem Augenblicke kam Herzog Ludwig vorbei geritten. Als Herzog Heinrich ihn sah, sprach er zu seinen Leuten: „Wohlan, es ist Zeit,“ setzte sich zu Pferde [mit ihnen], ritt dicht an Herzog Ludwig heran und rief ihm zu: „Weißt Du, was Du heute gesagt hast?" Darauf zog er vom Leder, und sagte: „Nun wehre Dich,“ und versetzte ihm zwei tödtliche Stiche. Als Herzog Ludwig vom Pferde stürzte und [Herzog Heinrich] weiter mit Stichen auf ihn eindrang, warfen sich Ritter und Knechte dazwischen und sprachen: „Ach Herr, er hat genug!" Daher entfernte sich Herzog Heinrich eilig durch das Oberthor aus Konstanz und entkam. In der Stadt aber entstand ein gewaltiger Lärm; so daß es der römische König bemerkte und den Befehl gab [dem Herzog Heinrich] schleunigst nachzusetzen, ob man ihn vielleicht noch er- reichen könnte. Doch konnte ihn Niemand finden. Wie es später erging, findet man unten 1) erzählt. 72. Wie der Herr von Mailand eine bevollmächtigte Ge- sandtschaft nach Konstanz zum König Sigmund schickte. Während des Konzils zu Konstanz, kurze Zeit nach Weih- nachten 1418, sandte der Herr von Mailand eine Gesandtschaft an den römischen König zu Konstanz, welche dessen Huld für ihren Herrn zu erwerben begehrte. Darauf sandte auch der König eine Gesandtschaft nach Mailand, bestehend aus dem Bischof Georg von Passau, einem Herrn von Hohenlohe; dem Hofmeister des 1) Kap. 129.
62 Eberhard Windecke. sich der König und die Fürsten ins Mittel. Hierauf ritt Herzog Heinrich in sein Quartier und Herzog Ludwig mit dem Könige in die Wohnung des Bischofs von Passau, wo sie miteinander speisten. Dies wußte Herzog Heinrich wohl, er aß ebenfalls, legte seinen Harnisch an und befahl einigen seiner Leute auch ihre Panzer anzulegen, die Pferde fertig zu machen und in den Hof zu stellen. Hier hielten sie und warteten, ohne daß einer seiner Räthe oder Diener erfahren konnte oder wußte, was ihr Herr im Sinne hatte. In diesem Augenblicke kam Herzog Ludwig vorbei geritten. Als Herzog Heinrich ihn sah, sprach er zu seinen Leuten: „Wohlan, es ist Zeit,“ setzte sich zu Pferde [mit ihnen], ritt dicht an Herzog Ludwig heran und rief ihm zu: „Weißt Du, was Du heute gesagt hast?" Darauf zog er vom Leder, und sagte: „Nun wehre Dich,“ und versetzte ihm zwei tödtliche Stiche. Als Herzog Ludwig vom Pferde stürzte und [Herzog Heinrich] weiter mit Stichen auf ihn eindrang, warfen sich Ritter und Knechte dazwischen und sprachen: „Ach Herr, er hat genug!" Daher entfernte sich Herzog Heinrich eilig durch das Oberthor aus Konstanz und entkam. In der Stadt aber entstand ein gewaltiger Lärm; so daß es der römische König bemerkte und den Befehl gab [dem Herzog Heinrich] schleunigst nachzusetzen, ob man ihn vielleicht noch er- reichen könnte. Doch konnte ihn Niemand finden. Wie es später erging, findet man unten 1) erzählt. 72. Wie der Herr von Mailand eine bevollmächtigte Ge- sandtschaft nach Konstanz zum König Sigmund schickte. Während des Konzils zu Konstanz, kurze Zeit nach Weih- nachten 1418, sandte der Herr von Mailand eine Gesandtschaft an den römischen König zu Konstanz, welche dessen Huld für ihren Herrn zu erwerben begehrte. Darauf sandte auch der König eine Gesandtschaft nach Mailand, bestehend aus dem Bischof Georg von Passau, einem Herrn von Hohenlohe; dem Hofmeister des 1) Kap. 129.
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Leben König Sigmunds. Kap. 71—73. 63 Königs, Grafen Ludwig von Oettingen und Herrn Bernhard von der Leiter,1) welcher aus Verona in der Lombardei ver trieben war. Es hatte sie2) aber der Alte von Padua vertrieben, welcher später auch selbst von den Venetianern vertrieben und getödtet wurde. In derselben Zeit wurden Unterhändler von den Venetianern erwartet, die nach ihrer Ankunft wirklich versuchten, ob sie mit dem Könige einig werden könnten. Zu gleicher Zeit waren die Kurfürsten übereingekommen nicht zum Könige zu gehen. Nach Mailand reisten des Königs Unterhändler am Freitage vor Invocavit in der Fastenzeit 1418 von Konstanz aus und blieben dort bis 14 Tage nach Ostern, wo sie wiederkamen, nachdem sie eine Einigung zwischen dem römischen Könige und dem Herrn von Mailand zustande gebracht hatten. 73. Wie König Sigmund seine Boten von Konstanz nach Basel schickte, um zu versuchen, ob die Bürger die Städte und Schlöfser verpfänden wollten, welche im Besitze des Herzogs Friedrich von Oestreich gewesen waren. In der genannten Fastenzeit schickte der römische König Sigmund Graf Günther, Heinrich Lanzenbock von Ulm und Mathes Limel gen Basel und ließ daselbst versuchen, ob die Stadt Basel die Städte, Schlösser, Land und Leute, von Schaff- hausen bis Basel, welche der König dem Herzog Friedrich ab- genommen hatte, wie oben erzählt ist, verpfänden wollte. Die Baseler aber wollten es nicht thun, was ihnen später sehr leid war. In derselben Weise sandte der römische König mich, Eber- hard Windecke, zu den Bürgern von Mainz, Worms und Speier. Daher kamen die Vertreter dieser Städte zusammen und ich redete im Namen des Königs mit ihnen, ob sie Oppenheim, Kaisers- lautern, Oderheim, Winterheim, Müllheim, 3) Intelnheim, Ingel- heim, Schwabenbrück und was dazu gehört auslösen wollten: 1) Brunoro della Scala, vergl. 151; Aschb. II, 354. — 2) Die della Scala wurden von Franz Carrara, „dem Alten von Padua“ vertrieben, der im Bunde mit Johann Galeazzo Visconti von Mailand stand. Vergl. 60. — 3) Droysen 170, 1, nur in W genannt.
Leben König Sigmunds. Kap. 71—73. 63 Königs, Grafen Ludwig von Oettingen und Herrn Bernhard von der Leiter,1) welcher aus Verona in der Lombardei ver trieben war. Es hatte sie2) aber der Alte von Padua vertrieben, welcher später auch selbst von den Venetianern vertrieben und getödtet wurde. In derselben Zeit wurden Unterhändler von den Venetianern erwartet, die nach ihrer Ankunft wirklich versuchten, ob sie mit dem Könige einig werden könnten. Zu gleicher Zeit waren die Kurfürsten übereingekommen nicht zum Könige zu gehen. Nach Mailand reisten des Königs Unterhändler am Freitage vor Invocavit in der Fastenzeit 1418 von Konstanz aus und blieben dort bis 14 Tage nach Ostern, wo sie wiederkamen, nachdem sie eine Einigung zwischen dem römischen Könige und dem Herrn von Mailand zustande gebracht hatten. 73. Wie König Sigmund seine Boten von Konstanz nach Basel schickte, um zu versuchen, ob die Bürger die Städte und Schlöfser verpfänden wollten, welche im Besitze des Herzogs Friedrich von Oestreich gewesen waren. In der genannten Fastenzeit schickte der römische König Sigmund Graf Günther, Heinrich Lanzenbock von Ulm und Mathes Limel gen Basel und ließ daselbst versuchen, ob die Stadt Basel die Städte, Schlösser, Land und Leute, von Schaff- hausen bis Basel, welche der König dem Herzog Friedrich ab- genommen hatte, wie oben erzählt ist, verpfänden wollte. Die Baseler aber wollten es nicht thun, was ihnen später sehr leid war. In derselben Weise sandte der römische König mich, Eber- hard Windecke, zu den Bürgern von Mainz, Worms und Speier. Daher kamen die Vertreter dieser Städte zusammen und ich redete im Namen des Königs mit ihnen, ob sie Oppenheim, Kaisers- lautern, Oderheim, Winterheim, Müllheim, 3) Intelnheim, Ingel- heim, Schwabenbrück und was dazu gehört auslösen wollten: 1) Brunoro della Scala, vergl. 151; Aschb. II, 354. — 2) Die della Scala wurden von Franz Carrara, „dem Alten von Padua“ vertrieben, der im Bunde mit Johann Galeazzo Visconti von Mailand stand. Vergl. 60. — 3) Droysen 170, 1, nur in W genannt.
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64 Eberhard Windecke. der König werde dafür sorgen, daß sie es erhalten müßten. Die drei Städte schickten infolge dessen eine Gesandtschaft nach Konstanz zum Könige. Diese war in langen Unterhandlungen bei demselben, konnte aber nichts ausrichten und trennte sich ohne Erfolg wieder von ihm: nur die Stadt Mainz erwarb eine Ur- kunde vom Könige, daß Niemand den halben Zoll von Mainz, welchen die Zum Jungen vom Reiche verpfändet haben, ab lösen darf oder kann außer dem Rathe und der Stadt Mainz zunächst nach dem Könige. 74. Wie die Räthe der Venetianer und Genueser nach Konstanz zum Könige Sigmund kamen und eine Sühne gemacht hätten, wenn es der Markgraf von Montferrat zugelassen hätte. Kurz darauf zu Ostern kamen die Räthe der Venetianer und der Genueser und verhandesten lange mit dem Könige ohne etwas ausrichten zu können, da die Räthe des Markgrafen von Montferrat auch beim Könige waren und nichts zustande kommen ließen. So entfernten sie sich ohne Erfolg. 75. Wie der Papst zwischen König Sigmund und den Venetianern zu vermitteln suchte und keine Versöhnung finden konnte. In derselben Zeit verhandelten die Räthe der Venetianer lange Zeit mit dem Kaiser und der Papst Martin war Vermittler zwischen ihnen. Man konnte aber keinen Weg zur Vereinigung finden. Denn König Sigmund verlangte von den Venetianern, daß sie dem ungarischen Reiche das, wozu sie sich verpflichtet hatten, der Krone Ungarn das, was sie sich wider Brief und Siegel angeeignet hätten, und dem römischen Reiche das wieder- geben sollten, was sie widerrechtlich inne hätten. Da sie nichts davon thun wollten, trennten sie sich. 76. Wie der König von England übers Meer zog und den Franzosen eine Stadt Namens Harfleur abgewann, und wie König Sigmund eine bevollmächtigte Gesandtschaft schickte, die aber nicht Frieden stiften konnte.
64 Eberhard Windecke. der König werde dafür sorgen, daß sie es erhalten müßten. Die drei Städte schickten infolge dessen eine Gesandtschaft nach Konstanz zum Könige. Diese war in langen Unterhandlungen bei demselben, konnte aber nichts ausrichten und trennte sich ohne Erfolg wieder von ihm: nur die Stadt Mainz erwarb eine Ur- kunde vom Könige, daß Niemand den halben Zoll von Mainz, welchen die Zum Jungen vom Reiche verpfändet haben, ab lösen darf oder kann außer dem Rathe und der Stadt Mainz zunächst nach dem Könige. 74. Wie die Räthe der Venetianer und Genueser nach Konstanz zum Könige Sigmund kamen und eine Sühne gemacht hätten, wenn es der Markgraf von Montferrat zugelassen hätte. Kurz darauf zu Ostern kamen die Räthe der Venetianer und der Genueser und verhandesten lange mit dem Könige ohne etwas ausrichten zu können, da die Räthe des Markgrafen von Montferrat auch beim Könige waren und nichts zustande kommen ließen. So entfernten sie sich ohne Erfolg. 75. Wie der Papst zwischen König Sigmund und den Venetianern zu vermitteln suchte und keine Versöhnung finden konnte. In derselben Zeit verhandelten die Räthe der Venetianer lange Zeit mit dem Kaiser und der Papst Martin war Vermittler zwischen ihnen. Man konnte aber keinen Weg zur Vereinigung finden. Denn König Sigmund verlangte von den Venetianern, daß sie dem ungarischen Reiche das, wozu sie sich verpflichtet hatten, der Krone Ungarn das, was sie sich wider Brief und Siegel angeeignet hätten, und dem römischen Reiche das wieder- geben sollten, was sie widerrechtlich inne hätten. Da sie nichts davon thun wollten, trennten sie sich. 76. Wie der König von England übers Meer zog und den Franzosen eine Stadt Namens Harfleur abgewann, und wie König Sigmund eine bevollmächtigte Gesandtschaft schickte, die aber nicht Frieden stiften konnte.
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Leben König Sigmunds. Kap. 73—77. 65 Du sollst wissen, als König Sigmund, wie oben zu lesen ist, auf Bitten des hlg. Konzils zu Konstanz, im Jahre 14161) nach Katalonien gezogen war, fuhr der König von England über die See und gewann dem Könige von Frankreich eine an der See gelegene Stadt Namens Harfleur ab, und rückte in Frank- reich mit großer Macht vor. Als der römische König das ge hört hatte, sandte er seine ehrbaren Räthe, Herrn Hartung Clux und Herrn Nickol von Reibnitz, die beide englisch verstanden, nach Frankreich, um zu versuchen, ob die Streitenden einen längeren Waffenstillstand und Freundschaft schließen wollten. Den Eng- ländern erging es gar übel, denn es herrschte großes Sterben in ihrem Heere, und sie kounten nicht über das Meer zurück, da der Winter zu nahe war. Als die Franzosen dies erfuhren, sammelten sie ein großes Heer, auch die Landherrn kamen selbst, und zogen gen Pane [VJ. Die Gesandtschaft des römischen Königs hörten sie an, wollten sie aber nicht vorwärts zum Könige von England ziehen lassen, und hielten sie so lange auf, bis sie alle bereit waren zu streiten. Alsdann sagten sie zu der Gesandtschaft des Königs, sie wollten streiten und nicht anders handeln. Als die Gesandten auf diese Weise nichts thun konnten, zogen sie wieder zum römischen Könige nach Katalonien, da dieser sich lange dort aufhielt un der Einigung der hlg. Kirche willen. 77. Wie die EEngländer den Franzosen eine Niederlage bei brachten und viele derselben tödteten, andere gefangen nach Eng- land führten. Als die Franzosen bemerkten, daß es den Engländern so übel erging, wollten sie stets streiten, da sie meinten, den englischen König ganz sicher zu haben, und verschmähten den Frieden. Als der englische König dies bemerkte, sandte er den Franzosen ein Memorial, das ist ein versiegelter aber unbeschriebener Brief, und versprach Alles zu halten, was sie darauf schreiben würden, außer daß er und seine Leute Gefangene sein sollten. Da hofften 1) Vielmehr 1415. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 5
Leben König Sigmunds. Kap. 73—77. 65 Du sollst wissen, als König Sigmund, wie oben zu lesen ist, auf Bitten des hlg. Konzils zu Konstanz, im Jahre 14161) nach Katalonien gezogen war, fuhr der König von England über die See und gewann dem Könige von Frankreich eine an der See gelegene Stadt Namens Harfleur ab, und rückte in Frank- reich mit großer Macht vor. Als der römische König das ge hört hatte, sandte er seine ehrbaren Räthe, Herrn Hartung Clux und Herrn Nickol von Reibnitz, die beide englisch verstanden, nach Frankreich, um zu versuchen, ob die Streitenden einen längeren Waffenstillstand und Freundschaft schließen wollten. Den Eng- ländern erging es gar übel, denn es herrschte großes Sterben in ihrem Heere, und sie kounten nicht über das Meer zurück, da der Winter zu nahe war. Als die Franzosen dies erfuhren, sammelten sie ein großes Heer, auch die Landherrn kamen selbst, und zogen gen Pane [VJ. Die Gesandtschaft des römischen Königs hörten sie an, wollten sie aber nicht vorwärts zum Könige von England ziehen lassen, und hielten sie so lange auf, bis sie alle bereit waren zu streiten. Alsdann sagten sie zu der Gesandtschaft des Königs, sie wollten streiten und nicht anders handeln. Als die Gesandten auf diese Weise nichts thun konnten, zogen sie wieder zum römischen Könige nach Katalonien, da dieser sich lange dort aufhielt un der Einigung der hlg. Kirche willen. 77. Wie die EEngländer den Franzosen eine Niederlage bei brachten und viele derselben tödteten, andere gefangen nach Eng- land führten. Als die Franzosen bemerkten, daß es den Engländern so übel erging, wollten sie stets streiten, da sie meinten, den englischen König ganz sicher zu haben, und verschmähten den Frieden. Als der englische König dies bemerkte, sandte er den Franzosen ein Memorial, das ist ein versiegelter aber unbeschriebener Brief, und versprach Alles zu halten, was sie darauf schreiben würden, außer daß er und seine Leute Gefangene sein sollten. Da hofften 1) Vielmehr 1415. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 5
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66 Eberhard Windecke. aber die Franzosen den König selbst zu fangen, und so mußten die Engländer kämpfen, trotzdem ihrer wenige waren, denn es kamen immer zehn Franzosen auf einen Engländer, wie man später mit Sicherheit feststellte. Nun befanden sich Deutsche bei dem englischen Könige; diese gaben den Rath, daß ein jeder Eng- länder einen starken eichenen Stecken an beiden Enden spitz machen möge. Wenn die französischen Ritter mit ihren gepanzerten Rossen vordrängen, so sollten die Engländer sich zurückziehen und jeder seinen Stab vor sich setzen: Wenn dann die Franzosen mit ihren Pferden zu Falle kämen, so sollten sie die Leute nieder machen, bis sie die Hauptmasse überwältigt hätten. Das geschah so, und sie tödteten den Herzog von Brabant, den Grafen von Nevers, seinen Bruder, Söhne des alten Herzogs von Burgund, und viele andere Grafen. Ritter und Knechte, die ich nicht auf zählen kann. Zwei Jungherrn von Orleans, der Herzog von Bourbon, und der Marschall Connetable von Frankreich wurden gefangen und nach England geführt, wo sie bis zum Jahre 1436 [?] blieben. 78. Wie der Herzog von Burgund sich auch an dem Kampfe betheiligen wollte, wie ihn aber die Herzöge von Orleans sich zu entfernen hießen, da er ihren Vater zu Paris zu erschlagen ge- holfen habe. Als sich der Herzog von Burgund auch an dem Streite be- theiligen wollte, duldeten ihn die von Orleans nicht, da er mit dazu geholfen und gerathen habe, daß ihr Vater, der Herzog von Orleans, zu Paris erschlagen wurde. Denjenigen, der das gethan hatte, hielt der Herzog von Burgund aufrecht, wovon sich der große Zwist erhob, da er von der Parteiung in Frank reich entstand. Hierdurch wurde die Krone Frankreich beunruhigt und das Land von den Engländern verwüstet, wozu es nicht gekommen sein könnte, wenn die Franzosen einig geblieben wären. Und das Alles kam von der schnöden Hoffart. Hoffart aber, bei der jeder der beste sein will, that und thut nimmer gut. Davon
66 Eberhard Windecke. aber die Franzosen den König selbst zu fangen, und so mußten die Engländer kämpfen, trotzdem ihrer wenige waren, denn es kamen immer zehn Franzosen auf einen Engländer, wie man später mit Sicherheit feststellte. Nun befanden sich Deutsche bei dem englischen Könige; diese gaben den Rath, daß ein jeder Eng- länder einen starken eichenen Stecken an beiden Enden spitz machen möge. Wenn die französischen Ritter mit ihren gepanzerten Rossen vordrängen, so sollten die Engländer sich zurückziehen und jeder seinen Stab vor sich setzen: Wenn dann die Franzosen mit ihren Pferden zu Falle kämen, so sollten sie die Leute nieder machen, bis sie die Hauptmasse überwältigt hätten. Das geschah so, und sie tödteten den Herzog von Brabant, den Grafen von Nevers, seinen Bruder, Söhne des alten Herzogs von Burgund, und viele andere Grafen. Ritter und Knechte, die ich nicht auf zählen kann. Zwei Jungherrn von Orleans, der Herzog von Bourbon, und der Marschall Connetable von Frankreich wurden gefangen und nach England geführt, wo sie bis zum Jahre 1436 [?] blieben. 78. Wie der Herzog von Burgund sich auch an dem Kampfe betheiligen wollte, wie ihn aber die Herzöge von Orleans sich zu entfernen hießen, da er ihren Vater zu Paris zu erschlagen ge- holfen habe. Als sich der Herzog von Burgund auch an dem Streite be- theiligen wollte, duldeten ihn die von Orleans nicht, da er mit dazu geholfen und gerathen habe, daß ihr Vater, der Herzog von Orleans, zu Paris erschlagen wurde. Denjenigen, der das gethan hatte, hielt der Herzog von Burgund aufrecht, wovon sich der große Zwist erhob, da er von der Parteiung in Frank reich entstand. Hierdurch wurde die Krone Frankreich beunruhigt und das Land von den Engländern verwüstet, wozu es nicht gekommen sein könnte, wenn die Franzosen einig geblieben wären. Und das Alles kam von der schnöden Hoffart. Hoffart aber, bei der jeder der beste sein will, that und thut nimmer gut. Davon
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Leben König Sigmunds. Kap. 77—80. 67 hat man den rechten Spruch: Wenn ein Reich getheilt ist, so ist es zerstört. 79. Wie zu Dünkirchen in Flandern ein Walfisch gefangen wurde, der hundert und zwanzig Tonnen Thran gab. Im Jahre 1416 wurde zu Dünkirchen in Flandern ein Wal- fisch von so außerordentlicher Größe gefangen, daß von ihm gegen hundert und zwanzig Tonnen Thran gewonnen wurden, ohne das, was verweste und im Wasser und im Sande verdarb; denn der Fisch konnte wegen seiner Größe nicht vollkommen ans Land gebracht werden. Das Obertheil der Hirnschale war sieben Klafter lang, an jeder Seite viertehalb Klaftern, und war innen mehr als eine Klafter breit. Unser sieben saßen mit Bequem- lichkeit darin. Als der Kopf auf der Erde lag, trat ich dahinter und da war er einen halben Arm höher als ich. Die Kinn- laden waren auf jeder Seite im Innern drei Klaftern lang und eine Klafter weit. Die Wirbel des Rückgrates waren so dick als mein Oberschenkel. Die Löcher, in denen die Zähne des Fisches gestanden hatten, waren so groß, daß ich meine geballte Faust hinein legen konnte. Alles dies ist lautere Wahrheit. 80. Wie der König von Polen, der Herzog von Sachsen und der Burggraf Friedrich von Nürnberg zum König Sigmund nach Ungarn kamen, und er ihnen eine große Jagd mit sehr vielen Leuten veranstaltete. Als im Jahre 1416 der Burggraf Friedrich von Nürnberg, der König von Polen und der Herzog Albrecht von Sachsen zum Könige von Ungarn1) kamen, wollte er den Fürsten Ehre erweisen und veranstaltete auf einer Haide und einer Rodung, aus welcher kein Baum und Strauch war, eine große Jagd. Der König und die Jäger kreisten mit den Leuten und den dazu auf- gebotenen Bauern, aber ohne Hunde, beinahe zehn Meilen Landes in die Runde ein. So hatte er nach der Schätzung der Fürsten 1) Gemeint ist wohl die Zusammenkunft mit Wladislaus in Sandetz am 8. Sep- tember 1419 (nicht 1416). 5*)
Leben König Sigmunds. Kap. 77—80. 67 hat man den rechten Spruch: Wenn ein Reich getheilt ist, so ist es zerstört. 79. Wie zu Dünkirchen in Flandern ein Walfisch gefangen wurde, der hundert und zwanzig Tonnen Thran gab. Im Jahre 1416 wurde zu Dünkirchen in Flandern ein Wal- fisch von so außerordentlicher Größe gefangen, daß von ihm gegen hundert und zwanzig Tonnen Thran gewonnen wurden, ohne das, was verweste und im Wasser und im Sande verdarb; denn der Fisch konnte wegen seiner Größe nicht vollkommen ans Land gebracht werden. Das Obertheil der Hirnschale war sieben Klafter lang, an jeder Seite viertehalb Klaftern, und war innen mehr als eine Klafter breit. Unser sieben saßen mit Bequem- lichkeit darin. Als der Kopf auf der Erde lag, trat ich dahinter und da war er einen halben Arm höher als ich. Die Kinn- laden waren auf jeder Seite im Innern drei Klaftern lang und eine Klafter weit. Die Wirbel des Rückgrates waren so dick als mein Oberschenkel. Die Löcher, in denen die Zähne des Fisches gestanden hatten, waren so groß, daß ich meine geballte Faust hinein legen konnte. Alles dies ist lautere Wahrheit. 80. Wie der König von Polen, der Herzog von Sachsen und der Burggraf Friedrich von Nürnberg zum König Sigmund nach Ungarn kamen, und er ihnen eine große Jagd mit sehr vielen Leuten veranstaltete. Als im Jahre 1416 der Burggraf Friedrich von Nürnberg, der König von Polen und der Herzog Albrecht von Sachsen zum Könige von Ungarn1) kamen, wollte er den Fürsten Ehre erweisen und veranstaltete auf einer Haide und einer Rodung, aus welcher kein Baum und Strauch war, eine große Jagd. Der König und die Jäger kreisten mit den Leuten und den dazu auf- gebotenen Bauern, aber ohne Hunde, beinahe zehn Meilen Landes in die Runde ein. So hatte er nach der Schätzung der Fürsten 1) Gemeint ist wohl die Zusammenkunft mit Wladislaus in Sandetz am 8. Sep- tember 1419 (nicht 1416). 5*)
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68 Eberhard Windecke. wohl 2000 Stück Wild zusammengebracht, von dem keins davon kommen konnte, da es von den Leuten eingeschlossen war. Darauf befahl der König den Kreis zu öffnen und das Wild frei zu lassen, doch sollte es Jedermann freistehen mit Messer und Schwert davon zu erlegen, was er erreichen konnte. So wurden sechs- hundert und zwölf Stück Hirsche, Hindinnen, Rehe, Wildschweine, Wölfe, Füchse und Hasen erlegt. So endete die Jagd und [man] z0g nach Ofen zu dem großen Feste, das der König angeordnet hatte, und wovon im Buche beschrieben steht. 81. Wie der König die Fürsten an den Fluß Waag führte und ihnen einen Hausenfang veranstaltete, der viel Lust bereitet. In demselben Jahre wollte der König den Fürsten, ehe sie auseinander gingen, noch eine Ehre erweisen. Daher führte er sie an den Fluß Waag und ließ Hausen fangen, denn der Hausen fang macht viel Vergnügen. Man muß dabei Posaunen, Pfeifen, Becken und Jagdlärm ertönen lassen. Gegen dreihundert Fischer mußten eine Meile oberhalb der Fangstelle das Wasser herab fahren und immer je zwei mußten ein Fanggarn in das Wasser legen und an die Nachen klopfen. Das Geschrei und der Lärm muß dabei so groß sein, daß einer darüber kaum den andern hört; dann kommen die Hausen in die Höhe. Auf diese Weise wurden wohl sechs und zwanzig Hausen und fünftausend Störe vor den Fürsten und Herren gefangen. Das war eine lustige Jagd. 82. Wie König Sigmund nach Paris kam und gar herrlich und prächtig vom Herzoge von Bayern empfangen wurde. Als der Kampf zwischen den Franzosen und Engländern, wie oben1) erzählt, begonnen hatte und der König das vernahm, war es ihm schmerzlich leid und bekümmerte ihn sehr, denn er war ein friedliebender Herr und sah den Frieden gern. Daher sprach er: „Hättet ihr Franzosen unsere Gesandtschaft2) zum eng lischen Könige reiten lassen, so hofften wir zu Gott, daß solch ein gewaltiger Schade verhütet worden wäre. Leider ist das nicht 1) Kap. 60, 76, 77. Vgl. 144. — 2) Darüber s. Kap. 76.
68 Eberhard Windecke. wohl 2000 Stück Wild zusammengebracht, von dem keins davon kommen konnte, da es von den Leuten eingeschlossen war. Darauf befahl der König den Kreis zu öffnen und das Wild frei zu lassen, doch sollte es Jedermann freistehen mit Messer und Schwert davon zu erlegen, was er erreichen konnte. So wurden sechs- hundert und zwölf Stück Hirsche, Hindinnen, Rehe, Wildschweine, Wölfe, Füchse und Hasen erlegt. So endete die Jagd und [man] z0g nach Ofen zu dem großen Feste, das der König angeordnet hatte, und wovon im Buche beschrieben steht. 81. Wie der König die Fürsten an den Fluß Waag führte und ihnen einen Hausenfang veranstaltete, der viel Lust bereitet. In demselben Jahre wollte der König den Fürsten, ehe sie auseinander gingen, noch eine Ehre erweisen. Daher führte er sie an den Fluß Waag und ließ Hausen fangen, denn der Hausen fang macht viel Vergnügen. Man muß dabei Posaunen, Pfeifen, Becken und Jagdlärm ertönen lassen. Gegen dreihundert Fischer mußten eine Meile oberhalb der Fangstelle das Wasser herab fahren und immer je zwei mußten ein Fanggarn in das Wasser legen und an die Nachen klopfen. Das Geschrei und der Lärm muß dabei so groß sein, daß einer darüber kaum den andern hört; dann kommen die Hausen in die Höhe. Auf diese Weise wurden wohl sechs und zwanzig Hausen und fünftausend Störe vor den Fürsten und Herren gefangen. Das war eine lustige Jagd. 82. Wie König Sigmund nach Paris kam und gar herrlich und prächtig vom Herzoge von Bayern empfangen wurde. Als der Kampf zwischen den Franzosen und Engländern, wie oben1) erzählt, begonnen hatte und der König das vernahm, war es ihm schmerzlich leid und bekümmerte ihn sehr, denn er war ein friedliebender Herr und sah den Frieden gern. Daher sprach er: „Hättet ihr Franzosen unsere Gesandtschaft2) zum eng lischen Könige reiten lassen, so hofften wir zu Gott, daß solch ein gewaltiger Schade verhütet worden wäre. Leider ist das nicht 1) Kap. 60, 76, 77. Vgl. 144. — 2) Darüber s. Kap. 76.
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Leben König Sigmunds. Kap. 80—82. 69 geschehen. Nun wollen wir selbst dahin und sehen, ob wir mit Gottes Hilfe eine Versöhnung zustande bringen können.“ Aber der Graf von Savoyen und der Großmeister von Rhodus riethen dem Könige ab und sprachen zu ihm: „Herr, ziehet nicht nach Frankreich, denn der König ist nicht bei Verstande, und was Euch die Franzosen verheißen werden, wird Ew. Gnaden nicht gehalten.“ So geschah es auch wirklich. Danach zog dennoch der König nach Paris, wo er ehrenvoll und prächtig empfangen und in das herrliche Schloß Louvre geführt ward, in dem er seine Wohnung nahm. Alsbald ritten aber der Graf von Armagnac und einige Franzosen aus der Stadt und wollten den König nicht empfangen, weil ihnen der Friede leid war, was sie wohl be- wiesen und wofür ihnen der verdiente Lohn zu Theil wurde. Denn der Graf von Armagnac wurde zu Paris von den Metzlern in kleine Stücke zerhauen, so daß die Hunde seinen Leib hinweg- trugen, da die Leute nicht wagten, ihn aufzuheben. Als der König auf seinem Wege von Paris nach Calais nach Boulogne zog, wollte man ihn nur mit zweihundert Pferden in die Stadt lassen. Da aber der König die Stadt nur mit allen seinen Leuten betreten wollte, so lagerte er sich vor derselben und ließ seine Küche zur Bereitung des Mittagsessens aufschlagen. Daraus kamen der Bürgermeister und die Bürger von Boulogne und brachten dem König eine schöne Ehrengabe, Diese wollte der König nicht und sprach: „Tragt eure Geschenke wieder heim. Wir haben selber Speisen mitgebracht." Als der König dann nach dem Essen weiter nach Calais ritt, waren die Boulogner da und ritten wohl sechshundert Mann stark mit Posaunen aus anderthalb Meilen einher. Da ward der König zornig, sandte Herrn Nickol von Reibnitz und Herrn Stephan Siner zu ihnen und ließ ihnen sagen: Sie sollten heim reiten, sonst würde er sie heim bringen, so daß ihm und ihnen nichts Gutes daraus entspränge. Darauf ritten die Bürger heim, der König aber weiter nach Calais.
Leben König Sigmunds. Kap. 80—82. 69 geschehen. Nun wollen wir selbst dahin und sehen, ob wir mit Gottes Hilfe eine Versöhnung zustande bringen können.“ Aber der Graf von Savoyen und der Großmeister von Rhodus riethen dem Könige ab und sprachen zu ihm: „Herr, ziehet nicht nach Frankreich, denn der König ist nicht bei Verstande, und was Euch die Franzosen verheißen werden, wird Ew. Gnaden nicht gehalten.“ So geschah es auch wirklich. Danach zog dennoch der König nach Paris, wo er ehrenvoll und prächtig empfangen und in das herrliche Schloß Louvre geführt ward, in dem er seine Wohnung nahm. Alsbald ritten aber der Graf von Armagnac und einige Franzosen aus der Stadt und wollten den König nicht empfangen, weil ihnen der Friede leid war, was sie wohl be- wiesen und wofür ihnen der verdiente Lohn zu Theil wurde. Denn der Graf von Armagnac wurde zu Paris von den Metzlern in kleine Stücke zerhauen, so daß die Hunde seinen Leib hinweg- trugen, da die Leute nicht wagten, ihn aufzuheben. Als der König auf seinem Wege von Paris nach Calais nach Boulogne zog, wollte man ihn nur mit zweihundert Pferden in die Stadt lassen. Da aber der König die Stadt nur mit allen seinen Leuten betreten wollte, so lagerte er sich vor derselben und ließ seine Küche zur Bereitung des Mittagsessens aufschlagen. Daraus kamen der Bürgermeister und die Bürger von Boulogne und brachten dem König eine schöne Ehrengabe, Diese wollte der König nicht und sprach: „Tragt eure Geschenke wieder heim. Wir haben selber Speisen mitgebracht." Als der König dann nach dem Essen weiter nach Calais ritt, waren die Boulogner da und ritten wohl sechshundert Mann stark mit Posaunen aus anderthalb Meilen einher. Da ward der König zornig, sandte Herrn Nickol von Reibnitz und Herrn Stephan Siner zu ihnen und ließ ihnen sagen: Sie sollten heim reiten, sonst würde er sie heim bringen, so daß ihm und ihnen nichts Gutes daraus entspränge. Darauf ritten die Bürger heim, der König aber weiter nach Calais.
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70 Eberhard Windecke. 83. Wie ein ehrbarer braver Mann von einem Unterhändler des Herzogs von Destreich gefragt wurde: ob er den König mit einer stählernen Armbrust todtschießen wolle: dann wolle man ihm das beste Schloß an der Etsch geben. Er schlug dies ab und meldete es dem König. Du sollst eine schreckliche, merkwürdige Geschichte vernehmen. Als der römische König aus Katalonien, Frankreich, England, Seeland und Holland wieder nach Konstanz zum Konzil gekommen war, wurde an einen ehrbaren Mann Namens Peter Riffon, der guter Leute Kind und mit seinen Eltern Unterthan des Herzogs Friedrich von Oestreich war, das Ansinnen gestellt, ob er dazu behilflich sein wollte, daß der römische König mit einer stählernen Armbrust, die man unter dem Mantel tragen konnte und die nicht laut tönte, erschofsen würde. Man wolle ihm dafür das beste Schloß an der Etsch geben und soviel Geld, daß er in jeder Hinsicht befriedigt würde. Als der Mann das hörte, wollte er es nicht thun, sondern schlug das Anerbieten ab, da er in der Lombardei der Diener des Königs geworden war. Die Aus- führung des Verbrechens war darauf berechnet, daß der König Sigmund [häufig] spät in der Nacht nach Hause ritt, da er regel- mäßig außer dem Hause bei andern Herrn speiste.1) Als der er- wähnte Peter dies vernommen hatte, ging er zum Könige und sprach zu ihm: „Höret mich,“ und als der König nicht still stehen wollte, sprach er: „Bleibt stehen, es gilt Euer Leben.“ Da hielt der König und sah in an; er glaubte, der Mann wolle Geld von ihm fordern, da er ihm etwas schuldig wäre. Als er aber das Erzählte von dem oben genannten Peter erfahren hatte, be- fahl er seinem Schreiber, die Aussage von Wort zu Wort zu verzeichnen. Die ganze Sache aber blieb ruhen, bis der König nach Beendigung des Konzils den Rhein hinab nach Hagenau reiste. Hier kam zu ihm als Bote der Bruder desjenigen Mannes, der das erzählte Ansinnen an den erwähnten Peter gestellt hatte. 1) Vgl. Kap. 53.
70 Eberhard Windecke. 83. Wie ein ehrbarer braver Mann von einem Unterhändler des Herzogs von Destreich gefragt wurde: ob er den König mit einer stählernen Armbrust todtschießen wolle: dann wolle man ihm das beste Schloß an der Etsch geben. Er schlug dies ab und meldete es dem König. Du sollst eine schreckliche, merkwürdige Geschichte vernehmen. Als der römische König aus Katalonien, Frankreich, England, Seeland und Holland wieder nach Konstanz zum Konzil gekommen war, wurde an einen ehrbaren Mann Namens Peter Riffon, der guter Leute Kind und mit seinen Eltern Unterthan des Herzogs Friedrich von Oestreich war, das Ansinnen gestellt, ob er dazu behilflich sein wollte, daß der römische König mit einer stählernen Armbrust, die man unter dem Mantel tragen konnte und die nicht laut tönte, erschofsen würde. Man wolle ihm dafür das beste Schloß an der Etsch geben und soviel Geld, daß er in jeder Hinsicht befriedigt würde. Als der Mann das hörte, wollte er es nicht thun, sondern schlug das Anerbieten ab, da er in der Lombardei der Diener des Königs geworden war. Die Aus- führung des Verbrechens war darauf berechnet, daß der König Sigmund [häufig] spät in der Nacht nach Hause ritt, da er regel- mäßig außer dem Hause bei andern Herrn speiste.1) Als der er- wähnte Peter dies vernommen hatte, ging er zum Könige und sprach zu ihm: „Höret mich,“ und als der König nicht still stehen wollte, sprach er: „Bleibt stehen, es gilt Euer Leben.“ Da hielt der König und sah in an; er glaubte, der Mann wolle Geld von ihm fordern, da er ihm etwas schuldig wäre. Als er aber das Erzählte von dem oben genannten Peter erfahren hatte, be- fahl er seinem Schreiber, die Aussage von Wort zu Wort zu verzeichnen. Die ganze Sache aber blieb ruhen, bis der König nach Beendigung des Konzils den Rhein hinab nach Hagenau reiste. Hier kam zu ihm als Bote der Bruder desjenigen Mannes, der das erzählte Ansinnen an den erwähnten Peter gestellt hatte. 1) Vgl. Kap. 53.
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Leben König Sigmunds. Kap. 83—84. 71 Als der König die Botschaft, die derselbe vom Herzog Friedrich ausrichtete, gehört hatte, erkannte er den Zunamen desselben und glaubte, es sei der Mann, der ihn in Gefahr gebracht hätte und sprach zu ihm: „Sage mir, bist Du derjenige, welcher es unter nahm, mich zu Konstanz mit einer stählernen Armbrust erschießen zu lassen?“ Da sprach der ehrbare Mann: „Nein, gnädiger Herr. Darauf ließ der König den Schreiber kommen, der die Sache aufgeschrieben hatte, und den Peter Riffon dazu treten und er zählen und erläutern, wie er es früher dargestellt hätte. Dieser erzählte den Vorgang ebenso, wie er früher aufgeschrieben war. Dies geschah zu Hagenau in Gegenwart des römischen Königs, des Markgrafen von Baden, des Bischofs von Passau, des Grafen Philipp von Nassau, des Grafen Solms, des Grafen Ludwig von Dettingen, des Junkers Ludmann von Lichtenberg und ich, Eber- hard Windecke, war auch dabei. Da wurde dem König bewiesen, daß der Mann keine Schuld hätte, und er ließ also die Sache ruhen. 84. Wie der Herr von Mailand seinem ehelichen Weibe das Haupt abschlagen ließ vor der Kapelle. Zu der Zeit als des Königs Gesandtschaft, wie oben1) er- zählt ist, in Mailand gewesen war, hatte der Herr von Mailand ein Weib,2) welches vorher einen andern Mann Namens Facino Cane gehabt hatte. Dieser besaß großen Einfluß in und bei Mailand und sagte, als er seinen Tod herannahen fühlte, zum Herrn von Mailand, er möge sein Weib heirathen, thäte er das nicht, so könne er die Herrschaft nicht behaupten, denn das Land war der Frau sehr gewogen und sie stand in gutem Rufe. Als nun Facino Cane todt war, nahm der Herzog von Mailand das Weib, doch er hatte sie nicht lieb, sondern er war den jungen Knaben, wie man sagte und er auch bewies, mehr zugethan. Mit dieser Frau hatten die Leute des Königs, wie man glaubte, eine Vereinbarung getroffen, als sie in Mailand waren. Nachdem diese 1) Kap. 72. — 2) Beatrice Tendra.
Leben König Sigmunds. Kap. 83—84. 71 Als der König die Botschaft, die derselbe vom Herzog Friedrich ausrichtete, gehört hatte, erkannte er den Zunamen desselben und glaubte, es sei der Mann, der ihn in Gefahr gebracht hätte und sprach zu ihm: „Sage mir, bist Du derjenige, welcher es unter nahm, mich zu Konstanz mit einer stählernen Armbrust erschießen zu lassen?“ Da sprach der ehrbare Mann: „Nein, gnädiger Herr. Darauf ließ der König den Schreiber kommen, der die Sache aufgeschrieben hatte, und den Peter Riffon dazu treten und er zählen und erläutern, wie er es früher dargestellt hätte. Dieser erzählte den Vorgang ebenso, wie er früher aufgeschrieben war. Dies geschah zu Hagenau in Gegenwart des römischen Königs, des Markgrafen von Baden, des Bischofs von Passau, des Grafen Philipp von Nassau, des Grafen Solms, des Grafen Ludwig von Dettingen, des Junkers Ludmann von Lichtenberg und ich, Eber- hard Windecke, war auch dabei. Da wurde dem König bewiesen, daß der Mann keine Schuld hätte, und er ließ also die Sache ruhen. 84. Wie der Herr von Mailand seinem ehelichen Weibe das Haupt abschlagen ließ vor der Kapelle. Zu der Zeit als des Königs Gesandtschaft, wie oben1) er- zählt ist, in Mailand gewesen war, hatte der Herr von Mailand ein Weib,2) welches vorher einen andern Mann Namens Facino Cane gehabt hatte. Dieser besaß großen Einfluß in und bei Mailand und sagte, als er seinen Tod herannahen fühlte, zum Herrn von Mailand, er möge sein Weib heirathen, thäte er das nicht, so könne er die Herrschaft nicht behaupten, denn das Land war der Frau sehr gewogen und sie stand in gutem Rufe. Als nun Facino Cane todt war, nahm der Herzog von Mailand das Weib, doch er hatte sie nicht lieb, sondern er war den jungen Knaben, wie man sagte und er auch bewies, mehr zugethan. Mit dieser Frau hatten die Leute des Königs, wie man glaubte, eine Vereinbarung getroffen, als sie in Mailand waren. Nachdem diese 1) Kap. 72. — 2) Beatrice Tendra.
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72 Eberhard Windecke. abgereist waren, kam der Papst Martin V. nach Pavia, und als er seinen Einzug halten sollte, ließ der Herr von Mailand in seiner Bosheit seiner Frau alle Kleider und Kleinodien abfordern und nahm sie in seine Verwahrung. Dies führte einer Namens Conte Carmegel 1) aus, hierauf ließ der Herr von Mailand seiner Frau das Haupt abschlagen. Es geschah auf halbem Wege zwischen Mailand und Pavia auf einem Kastelle. Niemand konnte erfahren, womit oder wie sie das verdient hätte. Doch erzählte man, sie habe ihn wegen seiner Vorliebe für die Knaben getadelt und gesagt: „Lieber Herr, möget Ihr mich nicht, so will ich in ein Kloster gehen, nehmet dann zu Euch, wer Euch wohl gefällt. Dies ist mein guter Wille." Leider konnte es nicht dazu kommen: sie mußte vorher sterben. Andere sagten, sie hätte mit dem römischen Könige eine Vereinbarung getroffen und ihm zu viel einräumen wollen. Im Lande des Mailänders durfte Niemand sich darüber äußern, er handelte sonst, wie in anderen Fällen. 85. Wie der Herr von Mailand Lanzelor,2) dem Bieder- manne von Lodi, das Haupt abschlagen ließ, weil der dem rö- mischen Könige große Ehre erwiesen hatte. Der that niemals etwas Besseres. Es war ein gar braver Mann, Herr zu Lodi, einer guten Stadt sechs deutsche Meilen von Mailand entfernt. Dieser hatte dem römischen Könige Sig- mund große Ehre erwiesen, während sich der König im Jahre 1414 in der Lombardei aufhielt, als er zum Könige erwählt, aber noch nicht gekrönt war. Derselbe Herr von Lodi hielt es durchaus mit dem Könige, so daß der Herr von Mailand Neid darüber empfand, daß er ihm nichts anhaben konnte. Daher ließ er den von Orleans,3) der Herr zu Asti war, eine freundschaftliche Zu sammenkunft zwischen ihnen in Mailand veranstalten, wobei der von Orleans dem von Lodi mündlich und schriftlich Bürgschaft 1) Francesco Bussone von Carmagnola. — 2) G: Gonzaher. Beide Namen sind falsch, und der Name Lanzelor in C vielleicht in Erinnerung an den Kap. 45 erwähnten Lanzelot entstanden. Der zweite wohl aus Gonzago verstümmelt. Herr von Lodi war Johann von Vignato. — 3) Louis von Touraine oder von Orléans.
72 Eberhard Windecke. abgereist waren, kam der Papst Martin V. nach Pavia, und als er seinen Einzug halten sollte, ließ der Herr von Mailand in seiner Bosheit seiner Frau alle Kleider und Kleinodien abfordern und nahm sie in seine Verwahrung. Dies führte einer Namens Conte Carmegel 1) aus, hierauf ließ der Herr von Mailand seiner Frau das Haupt abschlagen. Es geschah auf halbem Wege zwischen Mailand und Pavia auf einem Kastelle. Niemand konnte erfahren, womit oder wie sie das verdient hätte. Doch erzählte man, sie habe ihn wegen seiner Vorliebe für die Knaben getadelt und gesagt: „Lieber Herr, möget Ihr mich nicht, so will ich in ein Kloster gehen, nehmet dann zu Euch, wer Euch wohl gefällt. Dies ist mein guter Wille." Leider konnte es nicht dazu kommen: sie mußte vorher sterben. Andere sagten, sie hätte mit dem römischen Könige eine Vereinbarung getroffen und ihm zu viel einräumen wollen. Im Lande des Mailänders durfte Niemand sich darüber äußern, er handelte sonst, wie in anderen Fällen. 85. Wie der Herr von Mailand Lanzelor,2) dem Bieder- manne von Lodi, das Haupt abschlagen ließ, weil der dem rö- mischen Könige große Ehre erwiesen hatte. Der that niemals etwas Besseres. Es war ein gar braver Mann, Herr zu Lodi, einer guten Stadt sechs deutsche Meilen von Mailand entfernt. Dieser hatte dem römischen Könige Sig- mund große Ehre erwiesen, während sich der König im Jahre 1414 in der Lombardei aufhielt, als er zum Könige erwählt, aber noch nicht gekrönt war. Derselbe Herr von Lodi hielt es durchaus mit dem Könige, so daß der Herr von Mailand Neid darüber empfand, daß er ihm nichts anhaben konnte. Daher ließ er den von Orleans,3) der Herr zu Asti war, eine freundschaftliche Zu sammenkunft zwischen ihnen in Mailand veranstalten, wobei der von Orleans dem von Lodi mündlich und schriftlich Bürgschaft 1) Francesco Bussone von Carmagnola. — 2) G: Gonzaher. Beide Namen sind falsch, und der Name Lanzelor in C vielleicht in Erinnerung an den Kap. 45 erwähnten Lanzelot entstanden. Der zweite wohl aus Gonzago verstümmelt. Herr von Lodi war Johann von Vignato. — 3) Louis von Touraine oder von Orléans.
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Leben König Sigmunds. Kap. 84—86. 73 bei dem von Mailand leistete. Auf diese Bürgschaft hin sandte der von Lodi hundert Pferde mit Hafer, Brot und Fleisch dem Herrn von Mailand zum Geschenke und ritt darauf selbst dort- hin. Sobald aber der Herr von Lodi nach Mailand kam und sich zu Tische setzen wollte, kamen die Diener des Mailänders und fingen ihn, und dieser ließ ihn zur Stadt hinaus schleifen und ihm das Haupt abschlagen. Da entfernte sich der von Orleans in aufrichtiger Betrübniß und war selbst vor solch großer Un- treue besorgt. 85.b. Wie die Venetianer zu Konstanz beim Könige Sig mund Frieden zu erlangen suchten und ihm indessen die Stadt Serravalle abgewannen. Als die Venetianer nach Konstanz zum römischen König ge- kommen waren, wie oben erzählt ist, und keine Verständigung treffen konnten, so ließen sie während der Verhandlungen und während ihre Gesandtschaft noch beim Könige war, demselben die Stadt Serravalle zwischen Conegliano und Feltre abnehmen. Als daher dem Könige gerathen wurde, die Venetianer bei sich zu behalten und gefangen zu nehmen, sprach er: „das wolle Gott nicht, daß wir das thun. Haben sie auch in unserm Geleite wider uns gehandelt, so wollen wir darum unser Geleit nicht brechen. In derselben Zeit kam dem Könige die Nachricht zu, daß die Leute von Feltre ihm die Stadt und das Gebiet von Serravalle wieder erobert hatten, wobei achthundert Venetianer fielen und sechzig der Vornehmsten gefangen wurden. Auf diese Nachricht hin eilten die venetianischen Gesandten wieder heim. 86. Wie die Venetianer zum König Sigmund nach Passau kamen und abermals Frieden zu schließen suchten, ohne daß etwas ausgerichtet wurde. Als der König im Jahre 14191) auf seinem Wege von Deutschland nach Ungarn nach Passau gekommen war, erschienen die Venetianer wiederum bei ihm, hätten abermals gern Frieden 1) Richtiger im December 1418.
Leben König Sigmunds. Kap. 84—86. 73 bei dem von Mailand leistete. Auf diese Bürgschaft hin sandte der von Lodi hundert Pferde mit Hafer, Brot und Fleisch dem Herrn von Mailand zum Geschenke und ritt darauf selbst dort- hin. Sobald aber der Herr von Lodi nach Mailand kam und sich zu Tische setzen wollte, kamen die Diener des Mailänders und fingen ihn, und dieser ließ ihn zur Stadt hinaus schleifen und ihm das Haupt abschlagen. Da entfernte sich der von Orleans in aufrichtiger Betrübniß und war selbst vor solch großer Un- treue besorgt. 85.b. Wie die Venetianer zu Konstanz beim Könige Sig mund Frieden zu erlangen suchten und ihm indessen die Stadt Serravalle abgewannen. Als die Venetianer nach Konstanz zum römischen König ge- kommen waren, wie oben erzählt ist, und keine Verständigung treffen konnten, so ließen sie während der Verhandlungen und während ihre Gesandtschaft noch beim Könige war, demselben die Stadt Serravalle zwischen Conegliano und Feltre abnehmen. Als daher dem Könige gerathen wurde, die Venetianer bei sich zu behalten und gefangen zu nehmen, sprach er: „das wolle Gott nicht, daß wir das thun. Haben sie auch in unserm Geleite wider uns gehandelt, so wollen wir darum unser Geleit nicht brechen. In derselben Zeit kam dem Könige die Nachricht zu, daß die Leute von Feltre ihm die Stadt und das Gebiet von Serravalle wieder erobert hatten, wobei achthundert Venetianer fielen und sechzig der Vornehmsten gefangen wurden. Auf diese Nachricht hin eilten die venetianischen Gesandten wieder heim. 86. Wie die Venetianer zum König Sigmund nach Passau kamen und abermals Frieden zu schließen suchten, ohne daß etwas ausgerichtet wurde. Als der König im Jahre 14191) auf seinem Wege von Deutschland nach Ungarn nach Passau gekommen war, erschienen die Venetianer wiederum bei ihm, hätten abermals gern Frieden 1) Richtiger im December 1418.
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74 Eberhard Windecke. geschlossen und versuchten es auf mancherlei Weisen. Man kam auch überein bis auf 6000 Dukaten, welche noch den Räthen des Königs gezahlt werden sollten während die Venetianer den Räthen nichts, dem Könige aber dafür etwas mehr geben wollten. Daher wurden die Verhandlungen abgebrochen, ohne daß Friede zu Stande kam und die Venetianer reisten ohne Resultat wieder heim. Unterwegs wurden sie aber von Herrn Ulrich Wissenbracht gefangen genommen und schrieben an den König, daß ihnen dies in seinem Geleite geschehen sei. Der König that Schritte für sie und schrieb so häufig an den Herzog Ernst von Desterreich, daß sie wieder frei wurden, und des Königs Geleit gehalten werden mußte, wiewohl sie seine Feinde waren. 87. Wie König Sigmund und Herzog Albrecht von Dester- reich vor die Stadt Znaym zogen und wie ihnen in einem Ge-- richte schwarzen Pfeffers Gift beigebracht wurde, sie aber beide noch lebend hinweggebracht wurden. Im Jahre 14081) war in der Mark zu Mähren ein ge- waltiger Räuber, Namens Schakoschir, zu deutsch Dorndrossel. Der brachte über Desterreich, Ungarn und Mähren unermeßlich viel Leiden, so daß König Sigmund von Ungarn ein Bündniß schloß mit dem Herzoge Albrecht von Oesterreich, dem Vater des Herzogs Albrecht, der später des Königs Tochter heirathete, nach dem Tode des Kaisers römischer König wurde, ungekrönt blieb und ein tüchtiger Fürst war und am Tage vor Simon und Judä 1439 bei den langen Dörfern in Ungarn,2) wie unten erzählt ist, verstarb. Beide Fürsten zogen daher nach Mähren vor Stadt und Schloß Znaym und belagerten dasselbe lange Zeit mit großer Macht unter großen Verlusten auf beiden Seiten. Und da es nahe daran war, daß Znaym erobert wurde, wurde dem Könige und dem Herzog Albrecht in einem Gerichte schwarzen Pfeffers 1) Vielmehr 1404. — 2) Hdschr. Vigrum, vergl. Kap. 352, der Satz von „nach dem Tode — starb“ fehlt H, und ist offenbar später zugefügt, wenn auch echt.
74 Eberhard Windecke. geschlossen und versuchten es auf mancherlei Weisen. Man kam auch überein bis auf 6000 Dukaten, welche noch den Räthen des Königs gezahlt werden sollten während die Venetianer den Räthen nichts, dem Könige aber dafür etwas mehr geben wollten. Daher wurden die Verhandlungen abgebrochen, ohne daß Friede zu Stande kam und die Venetianer reisten ohne Resultat wieder heim. Unterwegs wurden sie aber von Herrn Ulrich Wissenbracht gefangen genommen und schrieben an den König, daß ihnen dies in seinem Geleite geschehen sei. Der König that Schritte für sie und schrieb so häufig an den Herzog Ernst von Desterreich, daß sie wieder frei wurden, und des Königs Geleit gehalten werden mußte, wiewohl sie seine Feinde waren. 87. Wie König Sigmund und Herzog Albrecht von Dester- reich vor die Stadt Znaym zogen und wie ihnen in einem Ge-- richte schwarzen Pfeffers Gift beigebracht wurde, sie aber beide noch lebend hinweggebracht wurden. Im Jahre 14081) war in der Mark zu Mähren ein ge- waltiger Räuber, Namens Schakoschir, zu deutsch Dorndrossel. Der brachte über Desterreich, Ungarn und Mähren unermeßlich viel Leiden, so daß König Sigmund von Ungarn ein Bündniß schloß mit dem Herzoge Albrecht von Oesterreich, dem Vater des Herzogs Albrecht, der später des Königs Tochter heirathete, nach dem Tode des Kaisers römischer König wurde, ungekrönt blieb und ein tüchtiger Fürst war und am Tage vor Simon und Judä 1439 bei den langen Dörfern in Ungarn,2) wie unten erzählt ist, verstarb. Beide Fürsten zogen daher nach Mähren vor Stadt und Schloß Znaym und belagerten dasselbe lange Zeit mit großer Macht unter großen Verlusten auf beiden Seiten. Und da es nahe daran war, daß Znaym erobert wurde, wurde dem Könige und dem Herzog Albrecht in einem Gerichte schwarzen Pfeffers 1) Vielmehr 1404. — 2) Hdschr. Vigrum, vergl. Kap. 352, der Satz von „nach dem Tode — starb“ fehlt H, und ist offenbar später zugefügt, wenn auch echt.
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Leben König Sigmunds. Kap. 86—89. 75 Gift1) beigebracht, so daß Herzog Albrecht zu Klosterneuburg zwei Meilen von Wien starb, denn nach Wien wollte er nicht, da er gelobt hatte, wenn er leben bliebe, diese Stadt nicht eher zu betreten, als bis er sich an denen gerächt haben würde, die ihn vergiftet hätten. Der That aber zieh man Reinprecht von Walse, den von Meißau und den von Cappeln. Den König brachte man nach Schloß Konradstein in Ungarn, drei Meilen von Tyrnau. Hier blieb er, da er wegen Schwäche nicht weiter konnte. Von Wien aber kam ein Arzt, mit dessen Sendung der Herzog Wilhelm von Desterreich dem Könige einen treuen Dienst leistete, wiewohl er sein Feind war. Dieser Arzt war ein grober Schwabe, aber ein tüchtiger Arzt. Er hing den König an den Füßen auf, so daß seine Brust auf einem Kissen die Erde be- rührte. Dies dauerte wohl 24 Stunden. In der Zeit ging so viel Schleim und Unreinigkeit vom Könige, daß er schwach wurde und Jedermann ihm den Tod weissagte, und der Arzt darüber hart getadelt wurde. Da sprach dieser: Würde das Gift seinen Ausweg nach unten genommen haben, so hätte dieNatur es nicht ertragen können.“ So that der Arzt sein Bestes und Gott half ihm, daß der König genas und später viel Wunderbares ver richtete, wie man unten in dem Buche erzählt findet. Ein Herold des Herzogs Günzels von Bayern Namens Endeslant, dem die Schüssel vom Könige gereicht wurde,2) genoß auch das Gift, wurde davon lange Zeit vor seinem Ende lahm und blind und starb doch endlich am Gifte. 89. Wie Herzog Friedrichs Weib zum Könige kam und ihn um das Land bat, welches er ihrem Mann abgenommen hatte. Da der Herzog Friedrich [von Oestreich], wie Du oben ge- lesen hast, sich dem Könige um eine Summe Geldes, die oben3) angegeben ist, verschrieben hatte, so wurde festgesetzt und ver- 1) Späteren Vergiftungs -Versuchen der Venetianer entging Sigmund. Vergl. Revue histor. XX, 108 die Beschlüsse des Raths der Zehn aus den Jahren 1415, 1419 und öfters. — 2) In G und H folgt noch: und er hiesz Albrecht; und den Albrecht essen hieß. Ein bairischer Herzog Günzel (H: konsell) existirt nicht. — 3) Kap. 64.
Leben König Sigmunds. Kap. 86—89. 75 Gift1) beigebracht, so daß Herzog Albrecht zu Klosterneuburg zwei Meilen von Wien starb, denn nach Wien wollte er nicht, da er gelobt hatte, wenn er leben bliebe, diese Stadt nicht eher zu betreten, als bis er sich an denen gerächt haben würde, die ihn vergiftet hätten. Der That aber zieh man Reinprecht von Walse, den von Meißau und den von Cappeln. Den König brachte man nach Schloß Konradstein in Ungarn, drei Meilen von Tyrnau. Hier blieb er, da er wegen Schwäche nicht weiter konnte. Von Wien aber kam ein Arzt, mit dessen Sendung der Herzog Wilhelm von Desterreich dem Könige einen treuen Dienst leistete, wiewohl er sein Feind war. Dieser Arzt war ein grober Schwabe, aber ein tüchtiger Arzt. Er hing den König an den Füßen auf, so daß seine Brust auf einem Kissen die Erde be- rührte. Dies dauerte wohl 24 Stunden. In der Zeit ging so viel Schleim und Unreinigkeit vom Könige, daß er schwach wurde und Jedermann ihm den Tod weissagte, und der Arzt darüber hart getadelt wurde. Da sprach dieser: Würde das Gift seinen Ausweg nach unten genommen haben, so hätte dieNatur es nicht ertragen können.“ So that der Arzt sein Bestes und Gott half ihm, daß der König genas und später viel Wunderbares ver richtete, wie man unten in dem Buche erzählt findet. Ein Herold des Herzogs Günzels von Bayern Namens Endeslant, dem die Schüssel vom Könige gereicht wurde,2) genoß auch das Gift, wurde davon lange Zeit vor seinem Ende lahm und blind und starb doch endlich am Gifte. 89. Wie Herzog Friedrichs Weib zum Könige kam und ihn um das Land bat, welches er ihrem Mann abgenommen hatte. Da der Herzog Friedrich [von Oestreich], wie Du oben ge- lesen hast, sich dem Könige um eine Summe Geldes, die oben3) angegeben ist, verschrieben hatte, so wurde festgesetzt und ver- 1) Späteren Vergiftungs -Versuchen der Venetianer entging Sigmund. Vergl. Revue histor. XX, 108 die Beschlüsse des Raths der Zehn aus den Jahren 1415, 1419 und öfters. — 2) In G und H folgt noch: und er hiesz Albrecht; und den Albrecht essen hieß. Ein bairischer Herzog Günzel (H: konsell) existirt nicht. — 3) Kap. 64.
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76 Eberhard Windecke. handelt, daß allen den Leuten, welche der König dem Herzoge abgenommen hätte oder über die der Herzog seine Gewalt selbst aufgegeben hätte, von Seiten des Königs und des Herzogs durch Schreiben kund gethan würde: Wer beim Reiche oder beim Herzoge bleiben wolle, dem solle es von beiden Fürsten nicht verdacht werden und derselbe nicht daran gehindert werden. In Folge dessen er- klärten sich viele Städte für den Herzog, viele blieben auch beim Reiche.1) Daher kam die Herzogin von Oestreich zum Könige2) und bat seine Gnade, ihr ihre Morgengabe und Witthum wieder zu geben. Als der König fragte, was ihr Witthum wäre, er- widerte sie, man hätte ihr noch keins angewiesen, worauf der König entgegnete: „So bittet Euren Herrn, Euch eins anzuweisen. Da sagte die Herzogin: „Mein Herr hat ja selber nichts; Ew. Gnaden ist jetzt mein Herr,“ und der König lachte, nahm sie freundlich in den Arm und sagte: „Meine liebe Frau, wir wollen es gut mit Euch meinen,“ denn sie war eine Herzogin von Braun- schweig und eine gar feine und liebliche Frau. Darauf gab ihr der König Ensisheim, Maasmünster, Diebolsheim, Dattenried, Altkirch und Pfirt im Elsaß mit allem Zubehör. 90. Wie der römische König mit großer Macht nach Hagenau kam und der Herzog ihm durch seinen Läufer Briefe dahin sandte und wie er darauf [selbst kan] und ehrenvoll mit der Geistlichkeit empfangen wurde. Darauf zog der römische Kaiser durch das Elsaß und be- suchte die Reichsstädte Mühlhausen, Kaisersberg, Ober und Niederehnheim, Landsberg, Zabern, Kolmar, Schlettstadt, Weißen- burg und kam dann nach Hagenau,3) wo er einen ganzen Monat blieb. Darauf schickte der Herzog Friedrich von Oestreich zu ihm und bat ihn um eine Urkunde darüber, daß es mit seiner Be- willigung geschähe, wenn Städte und Schlöfser, Land und Leute wieder vom Könige und dem Reiche zum Herzoge übertreten 1) Namen derselben bei Aschb. II, 349 und Kap. 90 Mitte. — 2) Nach Hagenau im — Juni 1418. Vergl. Aschb. II. 350, 25. — 3) Weiteres über diesen Aufenthalt s. Kap. 94 Ende.
76 Eberhard Windecke. handelt, daß allen den Leuten, welche der König dem Herzoge abgenommen hätte oder über die der Herzog seine Gewalt selbst aufgegeben hätte, von Seiten des Königs und des Herzogs durch Schreiben kund gethan würde: Wer beim Reiche oder beim Herzoge bleiben wolle, dem solle es von beiden Fürsten nicht verdacht werden und derselbe nicht daran gehindert werden. In Folge dessen er- klärten sich viele Städte für den Herzog, viele blieben auch beim Reiche.1) Daher kam die Herzogin von Oestreich zum Könige2) und bat seine Gnade, ihr ihre Morgengabe und Witthum wieder zu geben. Als der König fragte, was ihr Witthum wäre, er- widerte sie, man hätte ihr noch keins angewiesen, worauf der König entgegnete: „So bittet Euren Herrn, Euch eins anzuweisen. Da sagte die Herzogin: „Mein Herr hat ja selber nichts; Ew. Gnaden ist jetzt mein Herr,“ und der König lachte, nahm sie freundlich in den Arm und sagte: „Meine liebe Frau, wir wollen es gut mit Euch meinen,“ denn sie war eine Herzogin von Braun- schweig und eine gar feine und liebliche Frau. Darauf gab ihr der König Ensisheim, Maasmünster, Diebolsheim, Dattenried, Altkirch und Pfirt im Elsaß mit allem Zubehör. 90. Wie der römische König mit großer Macht nach Hagenau kam und der Herzog ihm durch seinen Läufer Briefe dahin sandte und wie er darauf [selbst kan] und ehrenvoll mit der Geistlichkeit empfangen wurde. Darauf zog der römische Kaiser durch das Elsaß und be- suchte die Reichsstädte Mühlhausen, Kaisersberg, Ober und Niederehnheim, Landsberg, Zabern, Kolmar, Schlettstadt, Weißen- burg und kam dann nach Hagenau,3) wo er einen ganzen Monat blieb. Darauf schickte der Herzog Friedrich von Oestreich zu ihm und bat ihn um eine Urkunde darüber, daß es mit seiner Be- willigung geschähe, wenn Städte und Schlöfser, Land und Leute wieder vom Könige und dem Reiche zum Herzoge übertreten 1) Namen derselben bei Aschb. II, 349 und Kap. 90 Mitte. — 2) Nach Hagenau im — Juni 1418. Vergl. Aschb. II. 350, 25. — 3) Weiteres über diesen Aufenthalt s. Kap. 94 Ende.
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Leben König Sigmunds. Kap. 89—91. 77 wollten, wie das in dem Sühnebriefe festgesetzt war. Der König that dies, doch nahm er diejenigen Städte und Schlösser aus, welche sich gegen den König1) an das Reich angeschlossen hatten, wie Zell2) am Untersee, Schaffhausen, Rheinfelden und andere mehr. Hierauf reiste der König nach Straßburg3) und söhnte sich wieder mit der Stadt aus, denn er war zornig auf sie ge wesen, da die Bürger ihren Bischof bei einer freundlichen Zu- sammenkunft gefangen hatten, zur Strafe wofür sie dem Könige siebzehntausend Gulden zahlen mußten und dazu noch einen Ver- lust von mehr als hunderttausend Gulden erlitten, wie Du unten4) finden wirst. Hier kam Herzog Friedrich selbst zum Könige, ver- handelte mit ihm und hätte es sehr gern gesehen, daß ihm der König Land und Leute noch reichlicher als in dem Sühnbriefe ausgemacht war wieder erstattet hätte. Da der König sich dessen weigerte, zog Herzog Friedrich wieder hinweg und der König wandte sich von Straßburg nach Baden. Der Markgraf erwies ihm große Ehre und führte ihn zum Jagen in seinem Lande herum. Dann zog der König weiter über Pforzheim, Weil die Stadt, Esslingen, nach Ulm. Hier verblieb er lange, fuhr dann die Donau hinab und blieb lange in Passau bis zum Jahre 1419. 91. Wie die Bischöfe von Köln, Trier und Mainz und Herzog Ludwig von Heidelberg mit großer Macht vor Köln lagen und doch nichts ausrichteten. Als der König die Donau hinab gen Pajsau gezogen war um nach Ungarn zu reisen, was er [später] auch ausführte, er- hob sich zwischen den Kurfürsten und der Stadt Köln ein großer Streit wegen einiger Artikel und Privilegien, welche die Stadt Köln von den alten Kaisern und Königen hatte, und die ihr die 1) Aschb. II, 350 corr. herzogen, was der Sinn verlangt. Alle Handschriften haben Kunige. — 2) Heute Radolfszell. — 3) Nach den Regesten bei Aschb. II, 479, stellte Sigmund Urkunden aus in Straßburg vom 26. Juni bis 2. Juli 1418, in Hagenau vom 11. bis 26. Juli. Demnach hat Windecke den Sachverhalt falsch dargestellt, oder Sigmund ist nach dem ersten von Windecke dann garnicht erwähnten Straßburger Aufenthalte nach Hagenau und von da zurück über Straßburg nach Baden gereist. — 4) Folgt unten nicht.
Leben König Sigmunds. Kap. 89—91. 77 wollten, wie das in dem Sühnebriefe festgesetzt war. Der König that dies, doch nahm er diejenigen Städte und Schlösser aus, welche sich gegen den König1) an das Reich angeschlossen hatten, wie Zell2) am Untersee, Schaffhausen, Rheinfelden und andere mehr. Hierauf reiste der König nach Straßburg3) und söhnte sich wieder mit der Stadt aus, denn er war zornig auf sie ge wesen, da die Bürger ihren Bischof bei einer freundlichen Zu- sammenkunft gefangen hatten, zur Strafe wofür sie dem Könige siebzehntausend Gulden zahlen mußten und dazu noch einen Ver- lust von mehr als hunderttausend Gulden erlitten, wie Du unten4) finden wirst. Hier kam Herzog Friedrich selbst zum Könige, ver- handelte mit ihm und hätte es sehr gern gesehen, daß ihm der König Land und Leute noch reichlicher als in dem Sühnbriefe ausgemacht war wieder erstattet hätte. Da der König sich dessen weigerte, zog Herzog Friedrich wieder hinweg und der König wandte sich von Straßburg nach Baden. Der Markgraf erwies ihm große Ehre und führte ihn zum Jagen in seinem Lande herum. Dann zog der König weiter über Pforzheim, Weil die Stadt, Esslingen, nach Ulm. Hier verblieb er lange, fuhr dann die Donau hinab und blieb lange in Passau bis zum Jahre 1419. 91. Wie die Bischöfe von Köln, Trier und Mainz und Herzog Ludwig von Heidelberg mit großer Macht vor Köln lagen und doch nichts ausrichteten. Als der König die Donau hinab gen Pajsau gezogen war um nach Ungarn zu reisen, was er [später] auch ausführte, er- hob sich zwischen den Kurfürsten und der Stadt Köln ein großer Streit wegen einiger Artikel und Privilegien, welche die Stadt Köln von den alten Kaisern und Königen hatte, und die ihr die 1) Aschb. II, 350 corr. herzogen, was der Sinn verlangt. Alle Handschriften haben Kunige. — 2) Heute Radolfszell. — 3) Nach den Regesten bei Aschb. II, 479, stellte Sigmund Urkunden aus in Straßburg vom 26. Juni bis 2. Juli 1418, in Hagenau vom 11. bis 26. Juli. Demnach hat Windecke den Sachverhalt falsch dargestellt, oder Sigmund ist nach dem ersten von Windecke dann garnicht erwähnten Straßburger Aufenthalte nach Hagenau und von da zurück über Straßburg nach Baden gereist. — 4) Folgt unten nicht.
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78 Eberhard Windecke. Kurfürsten abdringen wollten. Die Kölner aber dachten, wie sie sich dem widersetzen könnten und rüsteten sich, doch sandten sie zugleich eine Botschaft an den römischen König und begehrten Recht wider die Kurfürsten. Da sagte der König: Er könne jetzt nichts für sie thun; die Kurfürsten wären selbst das Recht. Sie sollten heimziehen und sich rüsten, damit sie sich schützen könnten: es würde sich noch Alles anders gestalten. Darauf reisten die Boten heim. Die Kurfürsten aber, nämlich die Bischöfe von Köln und Trier, die Leute des Herzogs von Heidelberg und die Leute und Diener des Bischofs von Mainz, sammelten sich und zogen vor Köln. Daher veranstaltete der Markgraf von Branden- burg eine freundschaftliche Zusammenkunft zwischen den Kurfürsten uud den Bürgern von Köln auf dem Rathhause zu Mainz. Hier kamen sie drei Tage lang zusammen und verhandelten, trennten sich aber ohne Resultat. Daher beriefen die Kurfürsten noch die Räthe des Markgrafen von Brandenburg und Baden und den Bischof von Trier zu einer andern Versammlung gen Boppard, ob eine Versöhnung erreicht werden könne. Wirklich fand am Aschermittwoch1) 1419 eine Einigung statt und die Kölner blieben bei ihren Rechten, Privilegien und Herkommen. 92. Wie König Sigmund mich, Eberhard Windecke, mit vielen Briefen zum Papste Martinus V. schickte, den ich zu Pavia traf. Als der König, wie Du oben gelesen2) hast, die Donau hinab- reisen wollte, sandte er mich, Eberhard Windecke, mit dreizehn Briefen gen Basel mit dem Auftrage, dem Papste nachzueilen, der nach Rom reiste. Ich reiste diesem daher von Basel aus nach über Liestal, Luzern, den Vierwaldstädter See, den Frohn, den St. Gotthardt, Mailand nach Pavia. Hier traf ich den zu Konstanz erwählten Papst Martin V. und richtete meinen Auf- trag aus. Als der Papst darauf abreisen wollte, überredeten ihn der Herr von Mailand und die Stadt Mailand, daß er 1) Tag nicht richtig; Aschb. II, 395. 65. — 2) 90 gegen Ende.
78 Eberhard Windecke. Kurfürsten abdringen wollten. Die Kölner aber dachten, wie sie sich dem widersetzen könnten und rüsteten sich, doch sandten sie zugleich eine Botschaft an den römischen König und begehrten Recht wider die Kurfürsten. Da sagte der König: Er könne jetzt nichts für sie thun; die Kurfürsten wären selbst das Recht. Sie sollten heimziehen und sich rüsten, damit sie sich schützen könnten: es würde sich noch Alles anders gestalten. Darauf reisten die Boten heim. Die Kurfürsten aber, nämlich die Bischöfe von Köln und Trier, die Leute des Herzogs von Heidelberg und die Leute und Diener des Bischofs von Mainz, sammelten sich und zogen vor Köln. Daher veranstaltete der Markgraf von Branden- burg eine freundschaftliche Zusammenkunft zwischen den Kurfürsten uud den Bürgern von Köln auf dem Rathhause zu Mainz. Hier kamen sie drei Tage lang zusammen und verhandelten, trennten sich aber ohne Resultat. Daher beriefen die Kurfürsten noch die Räthe des Markgrafen von Brandenburg und Baden und den Bischof von Trier zu einer andern Versammlung gen Boppard, ob eine Versöhnung erreicht werden könne. Wirklich fand am Aschermittwoch1) 1419 eine Einigung statt und die Kölner blieben bei ihren Rechten, Privilegien und Herkommen. 92. Wie König Sigmund mich, Eberhard Windecke, mit vielen Briefen zum Papste Martinus V. schickte, den ich zu Pavia traf. Als der König, wie Du oben gelesen2) hast, die Donau hinab- reisen wollte, sandte er mich, Eberhard Windecke, mit dreizehn Briefen gen Basel mit dem Auftrage, dem Papste nachzueilen, der nach Rom reiste. Ich reiste diesem daher von Basel aus nach über Liestal, Luzern, den Vierwaldstädter See, den Frohn, den St. Gotthardt, Mailand nach Pavia. Hier traf ich den zu Konstanz erwählten Papst Martin V. und richtete meinen Auf- trag aus. Als der Papst darauf abreisen wollte, überredeten ihn der Herr von Mailand und die Stadt Mailand, daß er 1) Tag nicht richtig; Aschb. II, 395. 65. — 2) 90 gegen Ende.
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Leben König Sigmunds. Kap. 91—93. 79 dorthin reiste und den Altar des Herrn in der prächtigen neuen Kirche selbst einweihte und Messe darauf sang. Dies geschah am St. Gallustage [16. Okt.] 1418. Darauf reiste der Papst weiter nach Bologna, ich aber, Eberhard Windecke, wandte mich drei Tage später nach Piemont gen Pontestura jenseits des Po. Hier tras ich den Markgrafen von Montferrat, mit dem ich verhandelte, und sah seine Stiefmutter, sein Weib und seine Schwester, gar schöne Frauen. Er gab mir zwei Begleiter mit bis nach Rivoli, Avigliana und Susa, wo sie sich von mir trennten. Ich aber ritt am Abend des Tages St. Simon und Judä [28. Oktober] den Mont Cenis zur Hälfte hinauf bis nach Afferre. [?] Als ich weiter ritt, war Nachts der Schnee auf dem Mont Cenis so hoch gefallen, daß wir vier Kronen zahlen mußten, damit uns die Leute vier Maulthiere liehen, auf denen wir ritten, und damit sie uns die Wege zeigten und unsere Pferde an der Hand führten, wohl drei Meilen weit, die zweite Hälfte des Berges hinauf, dann den Berg hinab bis nach Lans le Bourg, Morgine, St. Michel, St. Jean de Maurienne, La Chambre, Montmeillan nach Rumilly. Hier war zwar der Herzog von Savoyen, den der König zum Herzoge1) gemacht hatte, anwesend, aber wegen der großen Sterb- lichkeit, die in Folge der Pestilenz in dem Lande herrschte, ließ der Herzog aus Besorgniß Niemand in die Stadt. Daher reiste ich, Eberhard Windecke, über Chambery, Aix [am See Bourget], Genf, Lausanne, Freiburg im Wechtlande, Bern, Solothurn, Liestal nach Basel und dann den Rhein hinab nach Mainz, wo ich lange Zeit blieb. 93. Wie König Sigmund und Herzog Ludwig von Heidel- berg aufeinander zornig wurden und viele Herrn dazwischen traten, die gern Versöhnung gestiftet hätten. Als der König im Jahre 14172) aus England gekommen war, gerieth der Herzog von Heidelberg in Streit mit demselben und trat ihm sehr schroff gegenüber. Dies kam daher, daß ein 1) Kap. 59. — 2) Vielmehr 1416.
Leben König Sigmunds. Kap. 91—93. 79 dorthin reiste und den Altar des Herrn in der prächtigen neuen Kirche selbst einweihte und Messe darauf sang. Dies geschah am St. Gallustage [16. Okt.] 1418. Darauf reiste der Papst weiter nach Bologna, ich aber, Eberhard Windecke, wandte mich drei Tage später nach Piemont gen Pontestura jenseits des Po. Hier tras ich den Markgrafen von Montferrat, mit dem ich verhandelte, und sah seine Stiefmutter, sein Weib und seine Schwester, gar schöne Frauen. Er gab mir zwei Begleiter mit bis nach Rivoli, Avigliana und Susa, wo sie sich von mir trennten. Ich aber ritt am Abend des Tages St. Simon und Judä [28. Oktober] den Mont Cenis zur Hälfte hinauf bis nach Afferre. [?] Als ich weiter ritt, war Nachts der Schnee auf dem Mont Cenis so hoch gefallen, daß wir vier Kronen zahlen mußten, damit uns die Leute vier Maulthiere liehen, auf denen wir ritten, und damit sie uns die Wege zeigten und unsere Pferde an der Hand führten, wohl drei Meilen weit, die zweite Hälfte des Berges hinauf, dann den Berg hinab bis nach Lans le Bourg, Morgine, St. Michel, St. Jean de Maurienne, La Chambre, Montmeillan nach Rumilly. Hier war zwar der Herzog von Savoyen, den der König zum Herzoge1) gemacht hatte, anwesend, aber wegen der großen Sterb- lichkeit, die in Folge der Pestilenz in dem Lande herrschte, ließ der Herzog aus Besorgniß Niemand in die Stadt. Daher reiste ich, Eberhard Windecke, über Chambery, Aix [am See Bourget], Genf, Lausanne, Freiburg im Wechtlande, Bern, Solothurn, Liestal nach Basel und dann den Rhein hinab nach Mainz, wo ich lange Zeit blieb. 93. Wie König Sigmund und Herzog Ludwig von Heidel- berg aufeinander zornig wurden und viele Herrn dazwischen traten, die gern Versöhnung gestiftet hätten. Als der König im Jahre 14172) aus England gekommen war, gerieth der Herzog von Heidelberg in Streit mit demselben und trat ihm sehr schroff gegenüber. Dies kam daher, daß ein 1) Kap. 59. — 2) Vielmehr 1416.
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80 Eberhard Windecke. ehrbarer Diener des Herzogs von Heidelberg Namens Johannes Blindenbaum in England dem römischen Könige viertausend Kronen geliehen hatte. Er hatte nämlich in England Herzog Ludwigs Geld eingenommen, denn dieser hatte die Schwester des englischen Königs zur Gemahlin und daher bezog er solche Ein künfte. Als der römische König nun angekommen war, ver- langte der Herzog das Geld etwas dringend vom Könige. Das erbitterte diesen und er sprach: „Mein lieber Herr, Ihr habt mehr vom Reichsgute inne; wenn Ihr dem Reiche etwas leihet, so ist es längst bezahlt." Solche und andere Reden wurden da viele vernommen. Zuletzt sagte der König: „Ihr habt dem Reiche mehr geschworen1) als wir. Ihr sollt vor uns und dem Reiche, so Gott will, Rechnung über die Reichsgüter ablegen, die Ihr und Euer Vater manchen Tag inne gehabt habt." Das verdroß den Herzog; er nahm Urlaub vom Könige und ritt heim nach Heidelberg. Wer nun fragen sollte, weshalb der König den Herzog mit Ihr anredete, der merke, daß der König ein so weiser, gütiger Herr war,2) daß er selten Jemand mit Du an- redete, er mochte arm oder reich sein. Als nun der Herzog heim kam, gedachte er nach den Worten, die der König zu ihm gesagt hatte, Widerstand zu leisten und brachte eine Zusam menkunft der Kurfürsten zuwege, bei der auch viele andere Herrn erschienen, wie die Grafen von Katzenellenbogen, Veldenz, Sponheim, Sayn, Virnburg, Nassau, Leiningen und andere, außerdem Herzog Wil- helm3) von Geldern, und ein Bündniß schlossen sich gegenseitig zu unterstützen, wenn ihnen irgend jemand, niemand ausgenommen, Unrecht thun sollte. Und wiewohl Herzog Ludwig von Heidelberg und Bischof Johann von Mainz gar nicht einig waren, so wurden sie doch dem Könige zu leide einig. Aber Graf Philipp von Nassau, der auch bei den versammelten Herren war, wollte mit 1) Sinn: Mehr Lehnseide geleistet, Jhr habt also auch mehr Verpflichtungen gegen das Reich, als wir gegen Euch. — 2) Vergl. Kap. 341. — 3) Kap. 158, Reinhard genannt, sein wirklicher Name war Rinald oder Rainald, Aschb. I1, 383; III, 235.
80 Eberhard Windecke. ehrbarer Diener des Herzogs von Heidelberg Namens Johannes Blindenbaum in England dem römischen Könige viertausend Kronen geliehen hatte. Er hatte nämlich in England Herzog Ludwigs Geld eingenommen, denn dieser hatte die Schwester des englischen Königs zur Gemahlin und daher bezog er solche Ein künfte. Als der römische König nun angekommen war, ver- langte der Herzog das Geld etwas dringend vom Könige. Das erbitterte diesen und er sprach: „Mein lieber Herr, Ihr habt mehr vom Reichsgute inne; wenn Ihr dem Reiche etwas leihet, so ist es längst bezahlt." Solche und andere Reden wurden da viele vernommen. Zuletzt sagte der König: „Ihr habt dem Reiche mehr geschworen1) als wir. Ihr sollt vor uns und dem Reiche, so Gott will, Rechnung über die Reichsgüter ablegen, die Ihr und Euer Vater manchen Tag inne gehabt habt." Das verdroß den Herzog; er nahm Urlaub vom Könige und ritt heim nach Heidelberg. Wer nun fragen sollte, weshalb der König den Herzog mit Ihr anredete, der merke, daß der König ein so weiser, gütiger Herr war,2) daß er selten Jemand mit Du an- redete, er mochte arm oder reich sein. Als nun der Herzog heim kam, gedachte er nach den Worten, die der König zu ihm gesagt hatte, Widerstand zu leisten und brachte eine Zusam menkunft der Kurfürsten zuwege, bei der auch viele andere Herrn erschienen, wie die Grafen von Katzenellenbogen, Veldenz, Sponheim, Sayn, Virnburg, Nassau, Leiningen und andere, außerdem Herzog Wil- helm3) von Geldern, und ein Bündniß schlossen sich gegenseitig zu unterstützen, wenn ihnen irgend jemand, niemand ausgenommen, Unrecht thun sollte. Und wiewohl Herzog Ludwig von Heidelberg und Bischof Johann von Mainz gar nicht einig waren, so wurden sie doch dem Könige zu leide einig. Aber Graf Philipp von Nassau, der auch bei den versammelten Herren war, wollte mit 1) Sinn: Mehr Lehnseide geleistet, Jhr habt also auch mehr Verpflichtungen gegen das Reich, als wir gegen Euch. — 2) Vergl. Kap. 341. — 3) Kap. 158, Reinhard genannt, sein wirklicher Name war Rinald oder Rainald, Aschb. I1, 383; III, 235.
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Leben König Sigmunds. Kap. 93—94. 81 vielen anderen Herren, wie den Markgrafen von Brandenburg und Baden, dem Bunde nicht beitreten, und sich nicht an den- selben kehren. Denn der König Sigmund hatte dem Markgrafen von Brandenburg die Brandenburger Mark mit Wappen, aller Oberherrlichkeit und allem Zubehör verliehen und ihn zu einem Fürsten gemacht, da Burggraf Hans von Nürnberg, des Mark- grafen Friedrich Bruder, die Schwester des Königs1) zur Ge-- mahlin gehabt hatte. Diese war eine so schöne, gute, herrliche Fürstin, wie uur eine in Deutschland sein konnte, denn sie war aller Deutschen Mutter. Dies bewies sie bei ihrem häufigen Aufenthalte in Ungarn. Denn so oft deutsche Herren kamen, konnten sie in ihrem Hause ein und ausgehen und speisen, bis sie ihre Angelegenheiten geordnet hatten. Ebenso war ihr Bruder, König Sigmund, der schönste, beredteste, weiseste Fürst2) der in Deutschland König sein konnte. Gern hätte er Frieden gestiftet und Gerechtigkeit üben gesehen und selbst geübt, doch konnte er die Hülfe der Fürsten dazu nicht erlangen. Denn der König hatte den Plan, daß Niemand [mehr] den andern mit Brand oder Raub schädigen dürfe, sondern, daß er mit Recht sein Eigenthum behalten könne nach Gefallen. Das gefiel den Fürsten nicht; sie meinten, wenn es dazu käme, würde ihre Macht zu klein sein. Aus Furcht vor dem Könige ließen sie es daher nicht dazu kommen. 94. Wie Herzog Ludwig die Stadt Selz mit dreihundert Reitern besetzte, dem König Sigmund Trotz bot und vor ihm besorgt war. In dem Jahre, als der König zu Hagenau war, wie Du oben gelesen hast, hörte er viele Klagen und von mancherlei Unrecht, das dem hl. Reiche zugefügt war, und das der König allein ohne die Reichsfürsten nicht wohl abändern konnte und zu dessen Abstellung ihm die Fürsten nicht behülflich sein wollten da sie viel von den Reichsgütern an sich gerissen hatten, die sie 1) Die jüngste Margarethe. — 2) Vergl. 341. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 6
Leben König Sigmunds. Kap. 93—94. 81 vielen anderen Herren, wie den Markgrafen von Brandenburg und Baden, dem Bunde nicht beitreten, und sich nicht an den- selben kehren. Denn der König Sigmund hatte dem Markgrafen von Brandenburg die Brandenburger Mark mit Wappen, aller Oberherrlichkeit und allem Zubehör verliehen und ihn zu einem Fürsten gemacht, da Burggraf Hans von Nürnberg, des Mark- grafen Friedrich Bruder, die Schwester des Königs1) zur Ge-- mahlin gehabt hatte. Diese war eine so schöne, gute, herrliche Fürstin, wie uur eine in Deutschland sein konnte, denn sie war aller Deutschen Mutter. Dies bewies sie bei ihrem häufigen Aufenthalte in Ungarn. Denn so oft deutsche Herren kamen, konnten sie in ihrem Hause ein und ausgehen und speisen, bis sie ihre Angelegenheiten geordnet hatten. Ebenso war ihr Bruder, König Sigmund, der schönste, beredteste, weiseste Fürst2) der in Deutschland König sein konnte. Gern hätte er Frieden gestiftet und Gerechtigkeit üben gesehen und selbst geübt, doch konnte er die Hülfe der Fürsten dazu nicht erlangen. Denn der König hatte den Plan, daß Niemand [mehr] den andern mit Brand oder Raub schädigen dürfe, sondern, daß er mit Recht sein Eigenthum behalten könne nach Gefallen. Das gefiel den Fürsten nicht; sie meinten, wenn es dazu käme, würde ihre Macht zu klein sein. Aus Furcht vor dem Könige ließen sie es daher nicht dazu kommen. 94. Wie Herzog Ludwig die Stadt Selz mit dreihundert Reitern besetzte, dem König Sigmund Trotz bot und vor ihm besorgt war. In dem Jahre, als der König zu Hagenau war, wie Du oben gelesen hast, hörte er viele Klagen und von mancherlei Unrecht, das dem hl. Reiche zugefügt war, und das der König allein ohne die Reichsfürsten nicht wohl abändern konnte und zu dessen Abstellung ihm die Fürsten nicht behülflich sein wollten da sie viel von den Reichsgütern an sich gerissen hatten, die sie 1) Die jüngste Margarethe. — 2) Vergl. 341. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 6
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82 Eberhard Windecke. auch noch heute haben. Damals waren einige Fürsten in Be- sorgniß vor Sigmund und deshalb wollte keiner von ihnen vor ihm erscheinen. Während der Verhandlungen hierüber, und während der König in Hagenau war, sandte Herzog Ludwig von Heidelberg wohl dreihundert Reiter in die Stadt Selz und nahm sie in Besitz. Hierüber war der König sehr aufgebracht und er schickte Boten hin, welche sehen sollten, weshalb und in welcher Weise das geschehen wäre. Diese wurden aber nicht in die Stadt gelassen und erhielten keine Antwort. Aber obgleich der König hierüber sehr zornig wurde, schwieg er doch ganz still dazu. In derselben Zeit, als der König in Hagenau war, er- schienen Räuber vor der Stadt und nahmen gegen hundert Acker- pferde weg. Das ließ Herzog Ludwig, obgleich er Landvogt im Elsaß war, alles geschehen um den König zu betrüben und zu erzürnen. An diesen Verhältnissen änderte sich nichts. 95. Wie die Kurfürsten, die Bischöfe von Köln, von Trier und von Mainz, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg, einen Tag zu Mainz zwischen Herzog Ludwig und dem Markgrafen von Baden veranstalteten, da diese in große Spannung gerathen waren. Im Jahre 1419 veranstalteten die Kurfürsten einen Tag in Mainz um den Herzog von Heidelberg und den Markgrafen von Baden zu versöhnen; denn diese beiden waren sehr gespannt mit einander. Als die Kurfürsten auf dem Rathhause zu Mainz zusammengekommen waren, beschuldigte der Herzog von Heidel- berg den Markgrafen von Baden durch einen Ritter erstens, daß der Markgraf den Herzog beim Könige verleumdet und gesagt habe, der Herzog habe dem Könige aufgelauert, als dieser von Hagenau abgereist sei. Ferner beschuldigte der Herzog den Mark grafen, daß er nicht auf der Versammlung erschienen sei, zu welcher er billig hätte kommen sollen. Als der Markgraf ent- gegnete, er habe zu Niemand etwas gesagt, zieh ihn der Herzog dessen, daß er dem Könige gesagt habe, er, der Herzog, set
82 Eberhard Windecke. auch noch heute haben. Damals waren einige Fürsten in Be- sorgniß vor Sigmund und deshalb wollte keiner von ihnen vor ihm erscheinen. Während der Verhandlungen hierüber, und während der König in Hagenau war, sandte Herzog Ludwig von Heidelberg wohl dreihundert Reiter in die Stadt Selz und nahm sie in Besitz. Hierüber war der König sehr aufgebracht und er schickte Boten hin, welche sehen sollten, weshalb und in welcher Weise das geschehen wäre. Diese wurden aber nicht in die Stadt gelassen und erhielten keine Antwort. Aber obgleich der König hierüber sehr zornig wurde, schwieg er doch ganz still dazu. In derselben Zeit, als der König in Hagenau war, er- schienen Räuber vor der Stadt und nahmen gegen hundert Acker- pferde weg. Das ließ Herzog Ludwig, obgleich er Landvogt im Elsaß war, alles geschehen um den König zu betrüben und zu erzürnen. An diesen Verhältnissen änderte sich nichts. 95. Wie die Kurfürsten, die Bischöfe von Köln, von Trier und von Mainz, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg, einen Tag zu Mainz zwischen Herzog Ludwig und dem Markgrafen von Baden veranstalteten, da diese in große Spannung gerathen waren. Im Jahre 1419 veranstalteten die Kurfürsten einen Tag in Mainz um den Herzog von Heidelberg und den Markgrafen von Baden zu versöhnen; denn diese beiden waren sehr gespannt mit einander. Als die Kurfürsten auf dem Rathhause zu Mainz zusammengekommen waren, beschuldigte der Herzog von Heidel- berg den Markgrafen von Baden durch einen Ritter erstens, daß der Markgraf den Herzog beim Könige verleumdet und gesagt habe, der Herzog habe dem Könige aufgelauert, als dieser von Hagenau abgereist sei. Ferner beschuldigte der Herzog den Mark grafen, daß er nicht auf der Versammlung erschienen sei, zu welcher er billig hätte kommen sollen. Als der Markgraf ent- gegnete, er habe zu Niemand etwas gesagt, zieh ihn der Herzog dessen, daß er dem Könige gesagt habe, er, der Herzog, set
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Leben König Sigmunds. Kap. 94—96. 83 willens mit seinem Bruder Hans ein Bündniß gegen den König zu schließen. Da antwortete der Markgraf, der Pfalzgraf thäte ihm unrecht, er habe das nicht gesagt, der Pfalzgraf möge sich besser erkundigen, wer das gesagt habe; er sei unschuldig daran; übrigens seien beide Brüder des Pfalzgrafen, die Herzöge Stephan und Otto bei der Berathung zugegen gewesen, wo man es gesagt habe. Wenn der Palzgraf meine, daß er bei einer Versammlung nicht erschienen sei, wie er gesollt habe, so sei das nicht seine Schuld, sondern Gottes Wille gewesen, denn sein Proviantschiff sei auf dem Wasser gescheitert; dies habe er nicht zurücklassen können. So endigten die Verhandlungen, und der Markgraf von Brandenburg und der Bischof von Trier, die sie mit angehört hatten, unterhandelten und brachten eine Aussöhnung auf drei Jahre zustande, bis ein neuer Krieg zwischen beiden Fürsten aus brach, wie Du unten 1) finden wirst. 96. Wie Huß und Hieronymus zu Konstanz vor zahlreichen großen Herrn verbrannt wurden. Das Konzil zu Konstanz hatte am aller Heiligen Abend 1414 seinen Anfang genommen.2) Einige Jahre vorher war zu Prag in Böhmen einer aufgetreten Namens Meister Huß, der zu Prag gewaltig und viel von einem neuen Glauben und von Ketzereien predigte und den König Wenzel und die Königin Elisabeth, eine bairische Fürstin aus München, Schwester des Herzogs Ernst, und viele Räthe des Königs in einigen Punkten und Artikeln, von denen unten die Rede sein wird, zu seinem Glauben bekehrt hatte. Daher besprach König Sigmund die Sache mit dem hlg. Konzil, schickte nach Meister Huß und gab ihm sicheres Geleit von Prag bis Konstanz, um ihn da zu prüfen und zu verhören, ob er in seinem Glauben gerecht oder ungerecht sei. Demnach ward Meister Huß da verhört und gab zuerst an, daß die Geist- lichen Unrecht thäten durch Hoffart, Geiz und Unkeuschheit, durch überflüssige Pfründen und Einnahmen, die zu behalten ihnen 1) S. zu Kap. 184 g. E., vergl. Aschb. II, 394. — 2) S. zu Kap. 54 Anfang. 6 *
Leben König Sigmunds. Kap. 94—96. 83 willens mit seinem Bruder Hans ein Bündniß gegen den König zu schließen. Da antwortete der Markgraf, der Pfalzgraf thäte ihm unrecht, er habe das nicht gesagt, der Pfalzgraf möge sich besser erkundigen, wer das gesagt habe; er sei unschuldig daran; übrigens seien beide Brüder des Pfalzgrafen, die Herzöge Stephan und Otto bei der Berathung zugegen gewesen, wo man es gesagt habe. Wenn der Palzgraf meine, daß er bei einer Versammlung nicht erschienen sei, wie er gesollt habe, so sei das nicht seine Schuld, sondern Gottes Wille gewesen, denn sein Proviantschiff sei auf dem Wasser gescheitert; dies habe er nicht zurücklassen können. So endigten die Verhandlungen, und der Markgraf von Brandenburg und der Bischof von Trier, die sie mit angehört hatten, unterhandelten und brachten eine Aussöhnung auf drei Jahre zustande, bis ein neuer Krieg zwischen beiden Fürsten aus brach, wie Du unten 1) finden wirst. 96. Wie Huß und Hieronymus zu Konstanz vor zahlreichen großen Herrn verbrannt wurden. Das Konzil zu Konstanz hatte am aller Heiligen Abend 1414 seinen Anfang genommen.2) Einige Jahre vorher war zu Prag in Böhmen einer aufgetreten Namens Meister Huß, der zu Prag gewaltig und viel von einem neuen Glauben und von Ketzereien predigte und den König Wenzel und die Königin Elisabeth, eine bairische Fürstin aus München, Schwester des Herzogs Ernst, und viele Räthe des Königs in einigen Punkten und Artikeln, von denen unten die Rede sein wird, zu seinem Glauben bekehrt hatte. Daher besprach König Sigmund die Sache mit dem hlg. Konzil, schickte nach Meister Huß und gab ihm sicheres Geleit von Prag bis Konstanz, um ihn da zu prüfen und zu verhören, ob er in seinem Glauben gerecht oder ungerecht sei. Demnach ward Meister Huß da verhört und gab zuerst an, daß die Geist- lichen Unrecht thäten durch Hoffart, Geiz und Unkeuschheit, durch überflüssige Pfründen und Einnahmen, die zu behalten ihnen 1) S. zu Kap. 184 g. E., vergl. Aschb. II, 394. — 2) S. zu Kap. 54 Anfang. 6 *
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84 Eberhard Windecke. nicht nütze. Das war an sich richtig, und damit hätte Huß wohl bestanden: aber er wollte das hlg. Sakrament und viele andere Dinge, von denen hier nicht zu reden ist, hinein mengen, und zwar alles aus Haß und Neid. Daher wurde Meister Huß mit Recht von dem ganzen hlg. Konzil überwunden, so daß er ver- brannt wurde. Dazu wurde Herzog Ludwig von Heidelberg als Aufseher1) des göttlichen Rechtes eingesetzt. Die Böhmen waren darüber sehr zornig, wie sie später wohl bewiesen und wie Du unten lesen wirst. Zu Prag war noch ein anderer Mann Namens Hieronymus, der sich an dieselben Ketzereien hielt. Nach diesem ward ebenfalls gesandt, und er kam von Prag nach Konstanz und wurde daselbst förmlich verhört und unterwiesen. Da er aber keine andern Wege einschlagen wollte, wurde er auch ver- brannt. Hierüber wurden die Böhmen noch mehr aufgebracht und erbittert. Und die böhmischen Herrn hielten es gar sehr mit den Ketzern und Hussiten, ebenso der König und die Königin von Böhmen, Herr Czenko von Wartenberg, der von Neuhaus und der große Herr Lazgo von Mähren,2) während viele andere böhmische Herren, die von Michelsberg, die frommen Hasen3) und viele andere wackere Herren dagegen waren. Während die Glaubensstörung noch so anhielt, wurden König Wenzel von Böhmen und die Königin und viele Herren, die es mit der Ketzerei hielten, vom Konzil vorgeladen und in den schwersten Bann gethan. Sie kehrten sich aber nicht daran, zerstörten viel- mehr die Kirchen zu Prag, so daß die frommen Geistlichen sämmtlich wichen, die Stadt räumen und außerhalb Prags in der kleinen Stadt wohnen mußten. In derselben Zeit starb König Wenzel, da trat eine kurze Zeit Ruhe ein, bis sie hörten, wie sich der König verhalten, und ob er das Königreich ein- nehmen würde. Als aber König Sigmund gen Böhmen zu ziehen beabsichtigte, riethen ihm seine Räthe trefflich dies nicht 1) Hdschr. griesswerter, eigentlich Aufseher und Richter bei gerichtlichen Zweikämpfen. — 2) Gemeint ist wohl der Kap. 99 erwähnte Lazgo von Sternberg. — 3) Vergl. Kap. 137; 146.
84 Eberhard Windecke. nicht nütze. Das war an sich richtig, und damit hätte Huß wohl bestanden: aber er wollte das hlg. Sakrament und viele andere Dinge, von denen hier nicht zu reden ist, hinein mengen, und zwar alles aus Haß und Neid. Daher wurde Meister Huß mit Recht von dem ganzen hlg. Konzil überwunden, so daß er ver- brannt wurde. Dazu wurde Herzog Ludwig von Heidelberg als Aufseher1) des göttlichen Rechtes eingesetzt. Die Böhmen waren darüber sehr zornig, wie sie später wohl bewiesen und wie Du unten lesen wirst. Zu Prag war noch ein anderer Mann Namens Hieronymus, der sich an dieselben Ketzereien hielt. Nach diesem ward ebenfalls gesandt, und er kam von Prag nach Konstanz und wurde daselbst förmlich verhört und unterwiesen. Da er aber keine andern Wege einschlagen wollte, wurde er auch ver- brannt. Hierüber wurden die Böhmen noch mehr aufgebracht und erbittert. Und die böhmischen Herrn hielten es gar sehr mit den Ketzern und Hussiten, ebenso der König und die Königin von Böhmen, Herr Czenko von Wartenberg, der von Neuhaus und der große Herr Lazgo von Mähren,2) während viele andere böhmische Herren, die von Michelsberg, die frommen Hasen3) und viele andere wackere Herren dagegen waren. Während die Glaubensstörung noch so anhielt, wurden König Wenzel von Böhmen und die Königin und viele Herren, die es mit der Ketzerei hielten, vom Konzil vorgeladen und in den schwersten Bann gethan. Sie kehrten sich aber nicht daran, zerstörten viel- mehr die Kirchen zu Prag, so daß die frommen Geistlichen sämmtlich wichen, die Stadt räumen und außerhalb Prags in der kleinen Stadt wohnen mußten. In derselben Zeit starb König Wenzel, da trat eine kurze Zeit Ruhe ein, bis sie hörten, wie sich der König verhalten, und ob er das Königreich ein- nehmen würde. Als aber König Sigmund gen Böhmen zu ziehen beabsichtigte, riethen ihm seine Räthe trefflich dies nicht 1) Hdschr. griesswerter, eigentlich Aufseher und Richter bei gerichtlichen Zweikämpfen. — 2) Gemeint ist wohl der Kap. 99 erwähnte Lazgo von Sternberg. — 3) Vergl. Kap. 137; 146.
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Leben König Sigmunds. Kap. 96 u. 97. 85 zu thun. Würden die Böhmen, sagten sie, ihre Ketzereien und ihren Unglauben aufgeben wollen, so würden sie wohl zu ihm kommen: er brauche nicht zu ihnen zu gehen. Daher unterließ es auch der König und reiste mit seinem Schwiegersohne, Herzog Albrecht nach Wien, wo er manchen Tag in fröhlicher Stimmung blieb. Auch wurde hier zwischen ihm und dem Herzoge Albrecht als Zeitpunkt, an welchem der König seine Tochter dem Herzoge geben wollte, vierzehn Tage nach Ostern, festgesetzt: geschähe das nicht, so sollten der Schwager des Königs, Graf von Cilly und Graf Nikolaus Gara von Ungarn dem Herzoge Albrecht vierzigtausend Gulden ungarischer Währung als Buße zahlen. Demnach wurde die Tochter, wie Du unten1) wohl lesen wirst, übergeben. 97. Wie der König mit großer Macht nach Ofen in Ungarn reiste und wie ihm daselbst die Nachricht zukam, daß sein Bruder, König Wenzel in Böhmen, todt sei. Darauf zog der König nach Ofen in Ungarn und betrieb daselbst den Bau seines Schlosses, denn er ließ ein köstliches Bauwerk errichten, so daß ich glaube, daß niemals jemand einen so stattlichen, nützlichen, herrlichen Bau gesehen hat. In der- selben Zeit, um Michaelis, kam dem Könige die Botschaft, daß sein Bruder, König Wenzel, todt sei. Daher sandte der König Sigmund Gesandtschaften in alle die Landschaften nach Schlesien und in die Schweidnitzer Lande, welche der Krone gehörten. Daraus kam er zu der angegebenen Zeit2) in das Land Böhmen zu einer Stadt Namens Königgrätz3) und da er sie mit großer Macht belagerte, so ergaben sich die Bürger, wandten sich von ihrer Irrlehre, beichteten und thaten, was der König wollte. Als Befehlshaber setzte er dann Herrn Alstik von Sternberg ein und zog weiter nach Kuttenberg und vor die Stadt Prag. Dies war bald nach Pfingsten dieses Jahres. Hier lag er mit großer Macht, wie Du unten wohl hören wirst. 1) Kap. 104 g. E. — 2) Mai 1420. — 3) Hdschr. Graz, greze; vergl. Aschb. II1, 62, 63, 23.
Leben König Sigmunds. Kap. 96 u. 97. 85 zu thun. Würden die Böhmen, sagten sie, ihre Ketzereien und ihren Unglauben aufgeben wollen, so würden sie wohl zu ihm kommen: er brauche nicht zu ihnen zu gehen. Daher unterließ es auch der König und reiste mit seinem Schwiegersohne, Herzog Albrecht nach Wien, wo er manchen Tag in fröhlicher Stimmung blieb. Auch wurde hier zwischen ihm und dem Herzoge Albrecht als Zeitpunkt, an welchem der König seine Tochter dem Herzoge geben wollte, vierzehn Tage nach Ostern, festgesetzt: geschähe das nicht, so sollten der Schwager des Königs, Graf von Cilly und Graf Nikolaus Gara von Ungarn dem Herzoge Albrecht vierzigtausend Gulden ungarischer Währung als Buße zahlen. Demnach wurde die Tochter, wie Du unten1) wohl lesen wirst, übergeben. 97. Wie der König mit großer Macht nach Ofen in Ungarn reiste und wie ihm daselbst die Nachricht zukam, daß sein Bruder, König Wenzel in Böhmen, todt sei. Darauf zog der König nach Ofen in Ungarn und betrieb daselbst den Bau seines Schlosses, denn er ließ ein köstliches Bauwerk errichten, so daß ich glaube, daß niemals jemand einen so stattlichen, nützlichen, herrlichen Bau gesehen hat. In der- selben Zeit, um Michaelis, kam dem Könige die Botschaft, daß sein Bruder, König Wenzel, todt sei. Daher sandte der König Sigmund Gesandtschaften in alle die Landschaften nach Schlesien und in die Schweidnitzer Lande, welche der Krone gehörten. Daraus kam er zu der angegebenen Zeit2) in das Land Böhmen zu einer Stadt Namens Königgrätz3) und da er sie mit großer Macht belagerte, so ergaben sich die Bürger, wandten sich von ihrer Irrlehre, beichteten und thaten, was der König wollte. Als Befehlshaber setzte er dann Herrn Alstik von Sternberg ein und zog weiter nach Kuttenberg und vor die Stadt Prag. Dies war bald nach Pfingsten dieses Jahres. Hier lag er mit großer Macht, wie Du unten wohl hören wirst. 1) Kap. 104 g. E. — 2) Mai 1420. — 3) Hdschr. Graz, greze; vergl. Aschb. II1, 62, 63, 23.
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86 Eberhard Windecke. 98. Wie der römische König die Stadt Prag mit vielen Truppen belagerte, die er von rheinischen und anderen Herren dahin gebracht hatte. In dem oben bezeichneten Jahre1) belagerte der römische König Sigmund die Stadt Prag mit großer Streitmacht: man schätzte das Heer auf mehr als achtzigtausend wehrhafte Männer. Der König selbst lagerte mit den schlesischen Herren und Fürsten und mit den Ungarn auf der Anhöhe St. Wenzeslaus gegenüber, die Herzöge von Baiern mit den rheinischen Herren, Grafen und Rittern lagerten Prag gegenüber auf der Anhöhe an der Moldau unten zu St. Wenzeslaus; die Markgrafen von Meißen lagerten mit drei Herren und ungefähr dreißigtausend Reitern am Thiergarten; Herzog Albrecht von Oestreich lagerte unter halb an der Moldau. Trotzdem also eine große Heeresmacht da war, richtete man doch nichts aus. Man hätte Prag wohl er- obert, doch wollte der König nicht rechten Ernst machen, da ihn die böhmischen Herren mit ihren bösen, hinterlistigen Worten davon abhielten, indem sie sagten: „Lasset, o König, die Stadt nicht erobern; die Deutschen lernen sonst die Macht der böh- mischen Krone kennen, und dann ist Böhmen nimmer sicher vor den Deutschen. Laß sich das Heer zerstreuen; wir böhmischen Herren wollen Dir in einem Monate die Stadt Prag über liefern." Der König entgegnete: „Wie kann ich das glauben? Lasse ich das Heer sich auflösen, so haltet Ihr mir nichts.“ Die Böhmen sprachen: „Herr, wir wollen Dich auf das Schloß zu St. Wenzeslaus geleiten, Dich zum Könige von Böhmen krönen und Dir als unserm natürlichen Herrn Gelübde ablegen und bei den Heiligen beschwören. Wir und nicht die Bauern sind die Krone von Böhmen." Darauf 2) wurde der König zu St. Wenzes- laus in Gegenwart zweier Markgrafen von Meißen, zweier bai- rischer Herzöge, des Herzogs von Oestreich, fünf schlesischer Her- zöge, dreier Herren aus Ungarn und vieler anderer Grafen, 1) 1420; vgl. 138 g. E. 139; Aschb. III, 71, 41. — 2) Am 28. Juli 1420. S. Aschb. III, 81, 60.
86 Eberhard Windecke. 98. Wie der römische König die Stadt Prag mit vielen Truppen belagerte, die er von rheinischen und anderen Herren dahin gebracht hatte. In dem oben bezeichneten Jahre1) belagerte der römische König Sigmund die Stadt Prag mit großer Streitmacht: man schätzte das Heer auf mehr als achtzigtausend wehrhafte Männer. Der König selbst lagerte mit den schlesischen Herren und Fürsten und mit den Ungarn auf der Anhöhe St. Wenzeslaus gegenüber, die Herzöge von Baiern mit den rheinischen Herren, Grafen und Rittern lagerten Prag gegenüber auf der Anhöhe an der Moldau unten zu St. Wenzeslaus; die Markgrafen von Meißen lagerten mit drei Herren und ungefähr dreißigtausend Reitern am Thiergarten; Herzog Albrecht von Oestreich lagerte unter halb an der Moldau. Trotzdem also eine große Heeresmacht da war, richtete man doch nichts aus. Man hätte Prag wohl er- obert, doch wollte der König nicht rechten Ernst machen, da ihn die böhmischen Herren mit ihren bösen, hinterlistigen Worten davon abhielten, indem sie sagten: „Lasset, o König, die Stadt nicht erobern; die Deutschen lernen sonst die Macht der böh- mischen Krone kennen, und dann ist Böhmen nimmer sicher vor den Deutschen. Laß sich das Heer zerstreuen; wir böhmischen Herren wollen Dir in einem Monate die Stadt Prag über liefern." Der König entgegnete: „Wie kann ich das glauben? Lasse ich das Heer sich auflösen, so haltet Ihr mir nichts.“ Die Böhmen sprachen: „Herr, wir wollen Dich auf das Schloß zu St. Wenzeslaus geleiten, Dich zum Könige von Böhmen krönen und Dir als unserm natürlichen Herrn Gelübde ablegen und bei den Heiligen beschwören. Wir und nicht die Bauern sind die Krone von Böhmen." Darauf 2) wurde der König zu St. Wenzes- laus in Gegenwart zweier Markgrafen von Meißen, zweier bai- rischer Herzöge, des Herzogs von Oestreich, fünf schlesischer Her- zöge, dreier Herren aus Ungarn und vieler anderer Grafen, 1) 1420; vgl. 138 g. E. 139; Aschb. III, 71, 41. — 2) Am 28. Juli 1420. S. Aschb. III, 81, 60.
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Leben König Sigmunds. Kap. 98 u. 99. 87 Herren und Ritter gekrönt. Als nun der König vorher und nachher [zusammen] zehn Wochen im Felde gestanden hatte, trennten sich die Heerestheile und jeder zog des Weges dahin, wohin er gehörte. Denn der König wähnte, daß ihm gehalten werden würde, was ihm die böhmischen Herren gelobt und ge- schworen hatten, von denen er gekrönt war; als sich aber das Heer zerstreut hatte, wurden ihm Gelübde und Eide nicht ge halten. Daher zog der König auf den Kuttenberg1) und nach Czaslau und verhandelte mit den böhmischen Herren, ob er irgend einen Weg finden könnte, daß ihm die Versprechungen gehalten würden. Die aber gingen nach wie vor mit Bosheit, Verrätherei und Lügen um, denn sie waren meist alle wie die Prager Ketzer. Dagegen waren viele Städte treu und hielten sich lange, wie Jglau, Tyrnan, Nimburg, Kollin, Böhmischbrod, Kuttenberg, Czaslau, Ungrischbrod und viele andere. Als der König auf diese Weise mit den Böhmen nichts ausrichten konnte, zog er nach Ungarn und empfahl den Bürgern in Kuttenberg gut und klug zu handeln, er wolle nach Ungarn gehen und nicht ver- gessen, wie er die Ketzerei unterdrücken könne. Auch sie hätten in ihrer Stadt sehr viel Ketzerei. Die Bürger leugneten dies zwar und behaupteten, sie wüßten nichts davon, sobald aber der König hinweggezogen und nach Ungarn gekommen war, fielen sie ab und wurden Ketzer. Diese Nachricht schmerzte den König sehr. — Dies geschah im Jahre 1419.2) 99. Wie König Sigmund die Stadt Teinitz mit großen Werken, von denen aus sie beschossen wurde, belagerte, sie doch nicht erobern konnte und wieder nach Ungarn zog. Als der König, wie Du gelesen hast, von Ungarn gekommen war, 3) wurde die Zahl der Hussiten und Ketzer größer, [auch traten ihnen bei] der Herr Lazgo von Sternberg, Herr Peter von Strengennich mit seinem Sohne, und der Aelteste von Stern- berg. Daher sammelte der König die Streitkräfte der böhmischen 1) Nach der Niederlage am Wissehrad. — 2) 1420. — 3) Mitte December 1419.
Leben König Sigmunds. Kap. 98 u. 99. 87 Herren und Ritter gekrönt. Als nun der König vorher und nachher [zusammen] zehn Wochen im Felde gestanden hatte, trennten sich die Heerestheile und jeder zog des Weges dahin, wohin er gehörte. Denn der König wähnte, daß ihm gehalten werden würde, was ihm die böhmischen Herren gelobt und ge- schworen hatten, von denen er gekrönt war; als sich aber das Heer zerstreut hatte, wurden ihm Gelübde und Eide nicht ge halten. Daher zog der König auf den Kuttenberg1) und nach Czaslau und verhandelte mit den böhmischen Herren, ob er irgend einen Weg finden könnte, daß ihm die Versprechungen gehalten würden. Die aber gingen nach wie vor mit Bosheit, Verrätherei und Lügen um, denn sie waren meist alle wie die Prager Ketzer. Dagegen waren viele Städte treu und hielten sich lange, wie Jglau, Tyrnan, Nimburg, Kollin, Böhmischbrod, Kuttenberg, Czaslau, Ungrischbrod und viele andere. Als der König auf diese Weise mit den Böhmen nichts ausrichten konnte, zog er nach Ungarn und empfahl den Bürgern in Kuttenberg gut und klug zu handeln, er wolle nach Ungarn gehen und nicht ver- gessen, wie er die Ketzerei unterdrücken könne. Auch sie hätten in ihrer Stadt sehr viel Ketzerei. Die Bürger leugneten dies zwar und behaupteten, sie wüßten nichts davon, sobald aber der König hinweggezogen und nach Ungarn gekommen war, fielen sie ab und wurden Ketzer. Diese Nachricht schmerzte den König sehr. — Dies geschah im Jahre 1419.2) 99. Wie König Sigmund die Stadt Teinitz mit großen Werken, von denen aus sie beschossen wurde, belagerte, sie doch nicht erobern konnte und wieder nach Ungarn zog. Als der König, wie Du gelesen hast, von Ungarn gekommen war, 3) wurde die Zahl der Hussiten und Ketzer größer, [auch traten ihnen bei] der Herr Lazgo von Sternberg, Herr Peter von Strengennich mit seinem Sohne, und der Aelteste von Stern- berg. Daher sammelte der König die Streitkräfte der böhmischen 1) Nach der Niederlage am Wissehrad. — 2) 1420. — 3) Mitte December 1419.
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88 Eberhard Windecke. und ungarischen Herren und Fürsten und zog im Einverständniß mit ihnen vor Stadt und Schloß Teinitz.1) Hier erbaute er eine Bastei, belagerte es manchen Tag und konnte es nicht erobern. Hierauf unterhandelten die Fürsten, so daß ein Waffenstillstand zustande kam und der König wieder nach Ungarn zog. 100. Wie der König von Dänemark den Bürgern von Lübeck und anderen Städten viel werthvolles Gut auf der See wegnahm, und wie sie es nach der Aussöhung wieder erhielten. In dem oben bezeichneten Jahre2) waren die Bürgerschaft und der Rath der Stadt Lübeck uneinig mit einander, so daß der Rath aus der Stadt vertrieben wurde. Dies war dem Könige von Dänemark, dem Vetter des römischen Königs, — denn dessen Mutter und des Königs von Dänemark Vater waren Geschwister — sehr unangenehm. Daher zog der König von Dänemark auf die See und nahm den Bürgern von Lübeck und der Hansastadt drei hundert Ballen Tuch weg. In Folge dieser Wegnahme schlossen die Hansastädte und der deutsche Orden ein Bündniß, und die Ordensritter theilten das dem Könige von Dänemark mit. Daher lieferte dieser den Hansastädten ihr Gut wieder aus, trat in ihren Bund ein, und es kam ein vollständiger Friede zustande, der aber nicht gehalten wurde, wie Du unten3) wohl finden wirst. 101. Wie des römischen Königs Läufer genannt Rumreich dem Könige von Polen einen Brief vom Könige überbrachte. Im Jahre 1421, bald nach Weihnachten, als der König in Ungarn war, kam ihm Botschaft, daß der König von Polen den Hussiten und Ketzern helfen wolle. Da sandte der König seinen Herold Rumreich zum Könige von Polen, damit er mit diesem darüber rede, ob es wahr sei. Obgleich es aber der polnische König in Abrede stellte, war es doch sehr zu befürchten, da zu- 1) Hdschr hier, wie in der Ueberschrift Steinitz. Aschb. III, 98, 101. Januar 1421. — 2) Der Streit währte acht Jahre lang, bis 1417; vergl. oben Kap. 68. — 3) In dem in C. G. fehlenden Kap. 262b.
88 Eberhard Windecke. und ungarischen Herren und Fürsten und zog im Einverständniß mit ihnen vor Stadt und Schloß Teinitz.1) Hier erbaute er eine Bastei, belagerte es manchen Tag und konnte es nicht erobern. Hierauf unterhandelten die Fürsten, so daß ein Waffenstillstand zustande kam und der König wieder nach Ungarn zog. 100. Wie der König von Dänemark den Bürgern von Lübeck und anderen Städten viel werthvolles Gut auf der See wegnahm, und wie sie es nach der Aussöhung wieder erhielten. In dem oben bezeichneten Jahre2) waren die Bürgerschaft und der Rath der Stadt Lübeck uneinig mit einander, so daß der Rath aus der Stadt vertrieben wurde. Dies war dem Könige von Dänemark, dem Vetter des römischen Königs, — denn dessen Mutter und des Königs von Dänemark Vater waren Geschwister — sehr unangenehm. Daher zog der König von Dänemark auf die See und nahm den Bürgern von Lübeck und der Hansastadt drei hundert Ballen Tuch weg. In Folge dieser Wegnahme schlossen die Hansastädte und der deutsche Orden ein Bündniß, und die Ordensritter theilten das dem Könige von Dänemark mit. Daher lieferte dieser den Hansastädten ihr Gut wieder aus, trat in ihren Bund ein, und es kam ein vollständiger Friede zustande, der aber nicht gehalten wurde, wie Du unten3) wohl finden wirst. 101. Wie des römischen Königs Läufer genannt Rumreich dem Könige von Polen einen Brief vom Könige überbrachte. Im Jahre 1421, bald nach Weihnachten, als der König in Ungarn war, kam ihm Botschaft, daß der König von Polen den Hussiten und Ketzern helfen wolle. Da sandte der König seinen Herold Rumreich zum Könige von Polen, damit er mit diesem darüber rede, ob es wahr sei. Obgleich es aber der polnische König in Abrede stellte, war es doch sehr zu befürchten, da zu- 1) Hdschr hier, wie in der Ueberschrift Steinitz. Aschb. III, 98, 101. Januar 1421. — 2) Der Streit währte acht Jahre lang, bis 1417; vergl. oben Kap. 68. — 3) In dem in C. G. fehlenden Kap. 262b.
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Leben König Sigmunds. Kap. 99—103. 89 weilen viele Polen Feinde des Königs wurden und nach Böhmen den Hussiten zu Hilfe ritten. 102. Wie Bischof Dietrich von Köln nach Ungarn kam und im Namen aller Kurfürsten und Städte den König einlud, nach Regensburg zu kommen. In derselben Zeit kam Erzbischof Dietrich von Köln im Auftrage aller Kurfürsten und Städte nach Ungarn und lud den römischen König ein zu Pfingsten 1422 nach Regensburg zu kommen. Als der König dem Bischof versprochen hatte zu kommen, zog derselbe wieder heim nach Deutschland, und der König kam seinem Versprechen nach und reiste nach Nürnberg, wie Du unten 1) wohl finden wirst. 103. Wie Herzog Sigmund von Polen mit dreitausend Pferden nach Böhmen zu den Hussiten kam und ihnen beistand. In dem angegebenen Jahre in den heiligen Ostertagen sammelte Herzog Sigmund von Polen ein Heer von vielen pol nischen Herren und zog mit ungefähr dreitausend 2) Reitern durch das Land des Herzogs von Teschen, der ihn durchließ, da er sonst nicht durchgekommen wäre, nach Böhmen zu den Hussiten. In Mähren angekommen, lagerte sich dieser Herzog vor der Stadt Olmütz mit dem Begehren, daß es die Stadt mit ihm halten solle. Die Bürger aber wollten das nicht, sie wollten es mit ihrem natürlichen Herrn, dem König Sigmund halten. Demnach machten sie einen Ausfall aus der Stadt, schlugen und schossen unter die Polen und erbeuteten wohl an fünfhundert Pferde. Also zog Herzog Sigmund mit Schanden nach Böhmen und blieb daselbst das ganze Jahr durch. Aber die Hussiten und Böhmen hielten den Herzog nicht so gut, als sie ihm verheißen hatten. Das lag an dem Hauptmann der Hussiten und Ketzer, dem einäugigen Bösewichte Ziska. Daher zog der Herzog Sig-- — mund wieder von Böhmen nach Polen. In derselben Zeit sollte auch die Stadt Brünn in Mähren 1) Kap. 104. — 2) Andere Nachrichten geben größere Zahlen. S. Aschb. III, 164, 9.
Leben König Sigmunds. Kap. 99—103. 89 weilen viele Polen Feinde des Königs wurden und nach Böhmen den Hussiten zu Hilfe ritten. 102. Wie Bischof Dietrich von Köln nach Ungarn kam und im Namen aller Kurfürsten und Städte den König einlud, nach Regensburg zu kommen. In derselben Zeit kam Erzbischof Dietrich von Köln im Auftrage aller Kurfürsten und Städte nach Ungarn und lud den römischen König ein zu Pfingsten 1422 nach Regensburg zu kommen. Als der König dem Bischof versprochen hatte zu kommen, zog derselbe wieder heim nach Deutschland, und der König kam seinem Versprechen nach und reiste nach Nürnberg, wie Du unten 1) wohl finden wirst. 103. Wie Herzog Sigmund von Polen mit dreitausend Pferden nach Böhmen zu den Hussiten kam und ihnen beistand. In dem angegebenen Jahre in den heiligen Ostertagen sammelte Herzog Sigmund von Polen ein Heer von vielen pol nischen Herren und zog mit ungefähr dreitausend 2) Reitern durch das Land des Herzogs von Teschen, der ihn durchließ, da er sonst nicht durchgekommen wäre, nach Böhmen zu den Hussiten. In Mähren angekommen, lagerte sich dieser Herzog vor der Stadt Olmütz mit dem Begehren, daß es die Stadt mit ihm halten solle. Die Bürger aber wollten das nicht, sie wollten es mit ihrem natürlichen Herrn, dem König Sigmund halten. Demnach machten sie einen Ausfall aus der Stadt, schlugen und schossen unter die Polen und erbeuteten wohl an fünfhundert Pferde. Also zog Herzog Sigmund mit Schanden nach Böhmen und blieb daselbst das ganze Jahr durch. Aber die Hussiten und Böhmen hielten den Herzog nicht so gut, als sie ihm verheißen hatten. Das lag an dem Hauptmann der Hussiten und Ketzer, dem einäugigen Bösewichte Ziska. Daher zog der Herzog Sig-- — mund wieder von Böhmen nach Polen. In derselben Zeit sollte auch die Stadt Brünn in Mähren 1) Kap. 104. — 2) Andere Nachrichten geben größere Zahlen. S. Aschb. III, 164, 9.
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90 Eberhard Windecke. den Hussiten verrathen und in die Hände gespielt werden. Doch befand sich [bei den Hussiten] ein Gefangener Namens Borre, 1) der ein Narr sein sollte und dem Könige aus Katalonien ge sandt worden war. Diesem ward vom Könige, dem Fürsten und Städten mehr als hunderttausend Gulden Werth geschenkt, 2) und wer dem Narren etwas gab, den hielt der König für seinen Freund. Derselbe Narr hatte wohl ein Jahr in Böhmen ge fangen gelegen und gehört, daß die Stadt Brünn verrathen war. Daher machte er sich gegen Zahlung von Geld frei von den Hussiten, eilte in die Stadt Brünn und ging zum Hauptmann und zum Rathe. Hier fragte er nach einigen Bürgern, deren Namen er im Gefängnisse gehört hatte, und die der Rath wohl kannte. Darauf sprach der Narr Borre: das sind diejenigen, welche die Stadt verbrennen, verrathen und den Hussiten über- geben wollen. Da erschrak der Rath gar sehr, doch handelte er weise. In der Nacht wurden sechs Rädelsführer gefangen, die der Wahrheit gemäß bekannten, daß es so war. Da ließ der Rath, ehe es Tag wurde, noch fünfhundert fangen, denen die Köpfe abgeschlagen wurden. So wurde Brünn erhalten und die Stadt schenkte dem Narren einen ganz silbernen Brustpanzer, einen ganz silbernen Harnisch, Arm= und Beingewand; eine silberne Haube und einen stählernen Panzer. So beschenkt schied der Narr Borre von dannen und begab sich nach Ofen zum Könige von Ungarn. 104. Wie der König den Erzbischof von Köln gar freundlich empfing, und ein Tag nach Nürnberg verabredet ward und viele Herren dorthin beschieden wurden, deren Namen man unten findet. Der Tag, zu dem der römische König von den Kurfürsten durch den Erzbischof von Köln geladen war, wie Du oben3) ge- lesen hast, kam nicht zustande. Daher wurde von den Kur 1) 1422 erhielt Porro in Nürnberg 32 Fl.; Kasper Schlick 8; D. Reichstagsacten VIII 232. — 2) Diese Geschenke sind wohl als Belohnung für Borres kluges Benehmen anzusehen. Siehe Ende des Kapitels. — 3) Kap. 102.
90 Eberhard Windecke. den Hussiten verrathen und in die Hände gespielt werden. Doch befand sich [bei den Hussiten] ein Gefangener Namens Borre, 1) der ein Narr sein sollte und dem Könige aus Katalonien ge sandt worden war. Diesem ward vom Könige, dem Fürsten und Städten mehr als hunderttausend Gulden Werth geschenkt, 2) und wer dem Narren etwas gab, den hielt der König für seinen Freund. Derselbe Narr hatte wohl ein Jahr in Böhmen ge fangen gelegen und gehört, daß die Stadt Brünn verrathen war. Daher machte er sich gegen Zahlung von Geld frei von den Hussiten, eilte in die Stadt Brünn und ging zum Hauptmann und zum Rathe. Hier fragte er nach einigen Bürgern, deren Namen er im Gefängnisse gehört hatte, und die der Rath wohl kannte. Darauf sprach der Narr Borre: das sind diejenigen, welche die Stadt verbrennen, verrathen und den Hussiten über- geben wollen. Da erschrak der Rath gar sehr, doch handelte er weise. In der Nacht wurden sechs Rädelsführer gefangen, die der Wahrheit gemäß bekannten, daß es so war. Da ließ der Rath, ehe es Tag wurde, noch fünfhundert fangen, denen die Köpfe abgeschlagen wurden. So wurde Brünn erhalten und die Stadt schenkte dem Narren einen ganz silbernen Brustpanzer, einen ganz silbernen Harnisch, Arm= und Beingewand; eine silberne Haube und einen stählernen Panzer. So beschenkt schied der Narr Borre von dannen und begab sich nach Ofen zum Könige von Ungarn. 104. Wie der König den Erzbischof von Köln gar freundlich empfing, und ein Tag nach Nürnberg verabredet ward und viele Herren dorthin beschieden wurden, deren Namen man unten findet. Der Tag, zu dem der römische König von den Kurfürsten durch den Erzbischof von Köln geladen war, wie Du oben3) ge- lesen hast, kam nicht zustande. Daher wurde von den Kur 1) 1422 erhielt Porro in Nürnberg 32 Fl.; Kasper Schlick 8; D. Reichstagsacten VIII 232. — 2) Diese Geschenke sind wohl als Belohnung für Borres kluges Benehmen anzusehen. Siehe Ende des Kapitels. — 3) Kap. 102.
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Leben König Sigmunds. Kap. 103—104. 91 fürsten eine neue Versammlung veranstaltet und bestimmt, daß drei Wochen nach Ostern 14221) alle nach Nürnberg kommen sollten. Da kamen viele Fürsten dahin: die Bischöfe von Mainz, Trier, Köln und Passau, der Legat von Rom, der Patriarch von Friaul, die Herzöge Ludwig von Heidelberg, Hans von Sulzbach, Stephan und dessen Bruder Otto, der Landgraf von Hessen, der bevollmächtigte Gesandte des Herzogs von Savoyen, die Herzöge von Berg und von Cleve, die bevollmächtigte Gesandschaft des Herzogs von Holland und Brabant, die Grafen Philipp und Adolph von Nassau, der Markgraf von Baden, die Grafen von Leiningen, die Herren von Isenburg, Henneberg, Hanau und Westerburg, von Bolche, Salm, Sayn, die von Mörs, Heinsberg, Katzenellenbogen, Sponheim, Veldenz und viele andere Herren, Ritter und Knechte und [die Boten] der meisten Reichs städte. Der König aber kam nicht. Und als die Herren, die Fürsten und Vertreter der Städte wohl vierzehn Tage gewartet hatten, trieb man mit dem Grafen Ludwig von Oettingen, dem Hofmeister des Königs, der die Botschaft [desselben] ausgerichtet hatte, viel Spott. Doch kamen die Fürsten und Städte überein an den König eine Gesandtschaft zu schicken und sie sandten Heinrich Beier, den Sohn des vor vierzehn Jahren zu Mainz hingerichteten Konrad Beier, zu ihm. Dieser bat im Namen der Fürsten den König dringend zur Unterdrückung der Ketzerei an den Rhein zu kommen: die Fürsten würden dahin kommen, wohin S. Gnaden es wünschte. Da versprach der König zu kommen und ihnen, wenn er unterwegs wäre, kund zu thun, wo er sie treffen wollte. Er kam aber nicht. Daher schrieb der König dem Bischof Georg von Passau, einem Grafen von Hohen- lohe, dem Markgarfen Bernhard von Baden, dem Grafen Ludwig von Oettingen, daß sie den Fürsten und Städten mittheilen sollten, sie möchten nach Böhmen ins Feld gegen die Hussiten und Ketzer ziehen. Dort wolle er in eigener Person am St. Bartholomäus 1) Hdschr. 1421. Das Richtige hat W. in Kap. 102.
Leben König Sigmunds. Kap. 103—104. 91 fürsten eine neue Versammlung veranstaltet und bestimmt, daß drei Wochen nach Ostern 14221) alle nach Nürnberg kommen sollten. Da kamen viele Fürsten dahin: die Bischöfe von Mainz, Trier, Köln und Passau, der Legat von Rom, der Patriarch von Friaul, die Herzöge Ludwig von Heidelberg, Hans von Sulzbach, Stephan und dessen Bruder Otto, der Landgraf von Hessen, der bevollmächtigte Gesandte des Herzogs von Savoyen, die Herzöge von Berg und von Cleve, die bevollmächtigte Gesandschaft des Herzogs von Holland und Brabant, die Grafen Philipp und Adolph von Nassau, der Markgraf von Baden, die Grafen von Leiningen, die Herren von Isenburg, Henneberg, Hanau und Westerburg, von Bolche, Salm, Sayn, die von Mörs, Heinsberg, Katzenellenbogen, Sponheim, Veldenz und viele andere Herren, Ritter und Knechte und [die Boten] der meisten Reichs städte. Der König aber kam nicht. Und als die Herren, die Fürsten und Vertreter der Städte wohl vierzehn Tage gewartet hatten, trieb man mit dem Grafen Ludwig von Oettingen, dem Hofmeister des Königs, der die Botschaft [desselben] ausgerichtet hatte, viel Spott. Doch kamen die Fürsten und Städte überein an den König eine Gesandtschaft zu schicken und sie sandten Heinrich Beier, den Sohn des vor vierzehn Jahren zu Mainz hingerichteten Konrad Beier, zu ihm. Dieser bat im Namen der Fürsten den König dringend zur Unterdrückung der Ketzerei an den Rhein zu kommen: die Fürsten würden dahin kommen, wohin S. Gnaden es wünschte. Da versprach der König zu kommen und ihnen, wenn er unterwegs wäre, kund zu thun, wo er sie treffen wollte. Er kam aber nicht. Daher schrieb der König dem Bischof Georg von Passau, einem Grafen von Hohen- lohe, dem Markgarfen Bernhard von Baden, dem Grafen Ludwig von Oettingen, daß sie den Fürsten und Städten mittheilen sollten, sie möchten nach Böhmen ins Feld gegen die Hussiten und Ketzer ziehen. Dort wolle er in eigener Person am St. Bartholomäus 1) Hdschr. 1421. Das Richtige hat W. in Kap. 102.
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92 Eberhard Windecke. tage [24. August] bei ihnen auf dem Felde sein. Die Fürsten und Reichsstädte befolgten das und zogen mit viel mehr als hunderttausend Mann ins Feld nach Böhmen. Aber der römische König kam nicht. Das kam daher, daß die Türken auf den Rath der dem Könige feindlichen Venetianer, die viel Unheil anstifteten, in das Königreich Ungarn eingefallen waren, wie Du denn wohl oben in diesem Buche findest, daß sie ihn hätten besiegen können. Daher mußte der König Kriegsvolk sammeln und den Fürsten entbieten, daß er zu der Zeit nicht an den Rhein zu ihnen kommen könne. Zu derselben Zeit verhandelte Herzog Albrecht von Oesterreich mit dem römischen König Sigmund über seine Ver- heirathung1) mit dessen Tochter, die ihm elf Jahre zuvor ver- lobt und zugesagt war bei einer Buße von vierzigtausend Gulden ungarischer Währung. Damals wollte nun der Herzog ein Ja oder Nein haben, denn einige Räthe des Königs meinten, man solle die Jungfrau dem Sohne des türkischen Kaisers, andere meinten, man solle sie dem Herzog Sigmund, dem Schwestersohn Witolds geben, welcher den Hussiten später zu Hilfe zog, wie oben und auch weiter unten2) erzählt ist. 105. Wie die böhmischen Hussiten Kuttenberg mit großer Macht eroberten. Wie sich der erwähnte Herzog Albrecht den Kurfürsten gegenüber verbindlich gemacht hatte am St. Bartholomäustage [24. August] in Böhmen im Felde zu erscheinen, so hatten dies auch die Fürsten, Herzöge und Herren aus Schlesien gethan, aber keiner von ihnen kam dahin, als die folgenden schlesischen Fürsten: der Bischof von Meißen, Herzog Rompold, Herzog Hans von Sachsen und der Herzog Kenntner. Die Schuld aber wälzten sie nach wie vor dem Könige zu. Daher eroberten die Hussiten und Ketzer Kuttenberg am hlg. Kreuzestage [3. Mai]3. und die Städte, Czaslau, Kollin, Nimburg, Kaurim 4) außerdem 1) Vergl. Kap. 96. — 2) Kap. 103 und 176. — 3) E9 war am 24. und 25. April 1421. Vergl. Palacky VII, 210. — 4) Hdschr. torin und dorin.
92 Eberhard Windecke. tage [24. August] bei ihnen auf dem Felde sein. Die Fürsten und Reichsstädte befolgten das und zogen mit viel mehr als hunderttausend Mann ins Feld nach Böhmen. Aber der römische König kam nicht. Das kam daher, daß die Türken auf den Rath der dem Könige feindlichen Venetianer, die viel Unheil anstifteten, in das Königreich Ungarn eingefallen waren, wie Du denn wohl oben in diesem Buche findest, daß sie ihn hätten besiegen können. Daher mußte der König Kriegsvolk sammeln und den Fürsten entbieten, daß er zu der Zeit nicht an den Rhein zu ihnen kommen könne. Zu derselben Zeit verhandelte Herzog Albrecht von Oesterreich mit dem römischen König Sigmund über seine Ver- heirathung1) mit dessen Tochter, die ihm elf Jahre zuvor ver- lobt und zugesagt war bei einer Buße von vierzigtausend Gulden ungarischer Währung. Damals wollte nun der Herzog ein Ja oder Nein haben, denn einige Räthe des Königs meinten, man solle die Jungfrau dem Sohne des türkischen Kaisers, andere meinten, man solle sie dem Herzog Sigmund, dem Schwestersohn Witolds geben, welcher den Hussiten später zu Hilfe zog, wie oben und auch weiter unten2) erzählt ist. 105. Wie die böhmischen Hussiten Kuttenberg mit großer Macht eroberten. Wie sich der erwähnte Herzog Albrecht den Kurfürsten gegenüber verbindlich gemacht hatte am St. Bartholomäustage [24. August] in Böhmen im Felde zu erscheinen, so hatten dies auch die Fürsten, Herzöge und Herren aus Schlesien gethan, aber keiner von ihnen kam dahin, als die folgenden schlesischen Fürsten: der Bischof von Meißen, Herzog Rompold, Herzog Hans von Sachsen und der Herzog Kenntner. Die Schuld aber wälzten sie nach wie vor dem Könige zu. Daher eroberten die Hussiten und Ketzer Kuttenberg am hlg. Kreuzestage [3. Mai]3. und die Städte, Czaslau, Kollin, Nimburg, Kaurim 4) außerdem 1) Vergl. Kap. 96. — 2) Kap. 103 und 176. — 3) E9 war am 24. und 25. April 1421. Vergl. Palacky VII, 210. — 4) Hdschr. torin und dorin.
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Leben König Sigmunds. Kap. 104—106. 93 viele Schlösser und bekamen in Böhmen große Gewalt und tödteten unsäglich viel fromme Christen: Alles das kam von der Säumigkeit des Königs und seiner Räthe.1) Der alten Königin2) von Böhmen gab man aber Schuld, daß sie den Ketzern sehr Vorschub geleistet hätte, dasselbe auch den Herrn Wenzeslaw von Duben, Missko von Jemenitz und Altzkopf von Sternberg, die doch die Räthe des Königs waren. Sie sagten freilich, es thäte ihnen sehr leid, sie wären ja gute Christen, was Gott wissen mag. In demselben Jahre3) zog König Sigmund mit achtzigtausend Mann gegen Mähren, und Herzog Albrecht von Oesterreich mit zwölftausend Mann gegen Böhmen und Mähren und an die Grenze. Der Letztere belagerte darauf ein Schloß Namens Jaispitz, eroberte es und nahm den Herrn des Schlosses, seine Frau und Kinder gefangen und führte sie nach Oesterreich. — Als der König in Mähren stand, wurde zwischen ihm und den mährischen Herren Friede geschlossen, [unter der Bedingung] daß sie die hussitische Ketzerei aufgäben. Und der König nahm sie wieder zu Gnaden an, wenn sie den Eid schwuren, den Du unten wohl finden wirst. 106. Wie die Herren in Böhmen4) dem römischen Könige die unten folgenden Artikel beschworen, vom Glauben der Hus- siten nimmer etwas anders zu halten, als die heilige Kirche hält. Ich schwöre bei Christi Martern, daß ich nimmermehr die vier Artikel,5) die ich mit andern meiner Genossen irrig gehalten habe, bezüglich des Empfangens von Christi Leib und Blut unter beiderlei Gestalt einschließlich der Priester-Predigten, bezüglich der Sündenbestrafung, bezüglich der Beanspruchung der Kirchen- güter und der Zerstörung der Kirchen, bezüglich der Vertilgung der Pfaffen und Geistlichen, sowie daß ich nimmermehr überhaupt eine von der hlg. Christenheit und der römischen Kirche ver- dammte Irrlehre und namentlich, daß ich nimmermehr die, welche 1) Droysen 174, 4. — 21 Sophie, Wenzels Wittwe. — 3) Nov. 1421, Aschb. III, 137. — 4) Gemeint sind die mährischen Adeligen nach Kap. 105 und 108 fin. — 5) Die Prager Artikel.
Leben König Sigmunds. Kap. 104—106. 93 viele Schlösser und bekamen in Böhmen große Gewalt und tödteten unsäglich viel fromme Christen: Alles das kam von der Säumigkeit des Königs und seiner Räthe.1) Der alten Königin2) von Böhmen gab man aber Schuld, daß sie den Ketzern sehr Vorschub geleistet hätte, dasselbe auch den Herrn Wenzeslaw von Duben, Missko von Jemenitz und Altzkopf von Sternberg, die doch die Räthe des Königs waren. Sie sagten freilich, es thäte ihnen sehr leid, sie wären ja gute Christen, was Gott wissen mag. In demselben Jahre3) zog König Sigmund mit achtzigtausend Mann gegen Mähren, und Herzog Albrecht von Oesterreich mit zwölftausend Mann gegen Böhmen und Mähren und an die Grenze. Der Letztere belagerte darauf ein Schloß Namens Jaispitz, eroberte es und nahm den Herrn des Schlosses, seine Frau und Kinder gefangen und führte sie nach Oesterreich. — Als der König in Mähren stand, wurde zwischen ihm und den mährischen Herren Friede geschlossen, [unter der Bedingung] daß sie die hussitische Ketzerei aufgäben. Und der König nahm sie wieder zu Gnaden an, wenn sie den Eid schwuren, den Du unten wohl finden wirst. 106. Wie die Herren in Böhmen4) dem römischen Könige die unten folgenden Artikel beschworen, vom Glauben der Hus- siten nimmer etwas anders zu halten, als die heilige Kirche hält. Ich schwöre bei Christi Martern, daß ich nimmermehr die vier Artikel,5) die ich mit andern meiner Genossen irrig gehalten habe, bezüglich des Empfangens von Christi Leib und Blut unter beiderlei Gestalt einschließlich der Priester-Predigten, bezüglich der Sündenbestrafung, bezüglich der Beanspruchung der Kirchen- güter und der Zerstörung der Kirchen, bezüglich der Vertilgung der Pfaffen und Geistlichen, sowie daß ich nimmermehr überhaupt eine von der hlg. Christenheit und der römischen Kirche ver- dammte Irrlehre und namentlich, daß ich nimmermehr die, welche 1) Droysen 174, 4. — 21 Sophie, Wenzels Wittwe. — 3) Nov. 1421, Aschb. III, 137. — 4) Gemeint sind die mährischen Adeligen nach Kap. 105 und 108 fin. — 5) Die Prager Artikel.
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94 Eberhard Windecke. zu halten Johann Wyclif und Johann Huß und ihre Nach¬ folger predigten und schrieben, halten, führen noch befolgen will, weder mit Worten und Werken noch mit Rath und That. 107. Wie die Hussiten zum erstenmale schwören in allen Stücken und Punkten Christenglauben zu halten. Ich schwöre, daß ich in allen Stücken den christlichen Glauben halten will, wie es die römische Kirche damit hält und halten wird; daß ich einem Papste, meinem Bischofe und dem von ihm bestellten und eingesetzten Priester in dem was den Glauben an- betrifft und in andern Stücken, die zu ihren Beichten gehören, gehorsam sein will. 108. Wie die böhmischen Herren zum andern schwuren dem Glauben und den Satzungen der Hussiten zu widerstehen und sie zu vertilgen. Ich schwöre alle die im christlichen Glauben Ketzer und An- hänger der Irrlehren sind und namentlich die, welche die oben genannten Irrlehren halten werden, sie seien geistlichen oder welt- lichen Standes, auf meinem Gute, oder wo anders ich sie be- treffe, oder von ihnen etwas höre, mit ihren Helfern und Ge- nossen nach meiner Kraft zu vertilgen und zu vertreiben und dazu mit Gut und Blut zu helfen; sie weder aufzunehmen, noch irgend wie zu unterstützen, zu schirmen oder zu schützen, so wahr — mir Gott helfe und sein heiliges Leiden. Dies geschah in dem neuen Kloster zu Brünn in Mähren am 10. November, dem St. Bricientage, [?] des Jahres 1421.1) Es wurde aber nicht gehalten, denn Herr Stephan Strosenitz und andere Herrn mehr wurden wortbrüchig, wie Du unten wohl lesen wirst.2) 109. Wie der römische König mit großer Macht nach Böhmen zog, Kuttenberg eroberte und es nicht länger als acht Tage be hauptete. 1) Nach Aschb. am 17. November; der Tag des h. Brictius ist der 13. November. — 2) Die folgenden Kapitel bis 216 einschließlich fehlen in C.
94 Eberhard Windecke. zu halten Johann Wyclif und Johann Huß und ihre Nach¬ folger predigten und schrieben, halten, führen noch befolgen will, weder mit Worten und Werken noch mit Rath und That. 107. Wie die Hussiten zum erstenmale schwören in allen Stücken und Punkten Christenglauben zu halten. Ich schwöre, daß ich in allen Stücken den christlichen Glauben halten will, wie es die römische Kirche damit hält und halten wird; daß ich einem Papste, meinem Bischofe und dem von ihm bestellten und eingesetzten Priester in dem was den Glauben an- betrifft und in andern Stücken, die zu ihren Beichten gehören, gehorsam sein will. 108. Wie die böhmischen Herren zum andern schwuren dem Glauben und den Satzungen der Hussiten zu widerstehen und sie zu vertilgen. Ich schwöre alle die im christlichen Glauben Ketzer und An- hänger der Irrlehren sind und namentlich die, welche die oben genannten Irrlehren halten werden, sie seien geistlichen oder welt- lichen Standes, auf meinem Gute, oder wo anders ich sie be- treffe, oder von ihnen etwas höre, mit ihren Helfern und Ge- nossen nach meiner Kraft zu vertilgen und zu vertreiben und dazu mit Gut und Blut zu helfen; sie weder aufzunehmen, noch irgend wie zu unterstützen, zu schirmen oder zu schützen, so wahr — mir Gott helfe und sein heiliges Leiden. Dies geschah in dem neuen Kloster zu Brünn in Mähren am 10. November, dem St. Bricientage, [?] des Jahres 1421.1) Es wurde aber nicht gehalten, denn Herr Stephan Strosenitz und andere Herrn mehr wurden wortbrüchig, wie Du unten wohl lesen wirst.2) 109. Wie der römische König mit großer Macht nach Böhmen zog, Kuttenberg eroberte und es nicht länger als acht Tage be hauptete. 1) Nach Aschb. am 17. November; der Tag des h. Brictius ist der 13. November. — 2) Die folgenden Kapitel bis 216 einschließlich fehlen in C.
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Leben König Sigmunds. Kap. 106—109. 95 Darauf zog der König Sigmund über Böhmisch-Brod weiter nach Böhmen. Ein ungarischer Herr, Namens Pippo, den der König zum Herrn gemacht hatte, war bei ihm und Pritelmeister über das Heer. Dieser that wie man bei seiner Abkunft erwarten konnte — man sagte, er wäre der Sohn eines Schuhmachers in Florenz — denn er sollte zum Könige gesagt haben: „Was er mit den Deutschen, den Hundesöhnen nur wolle! Er wäre doch sonst1) stark genug.“ — Demnach zog der König nach Kutten berg, eroberte es am Weihnachtsabend,2) konnte es aber nicht länger als acht Tage halten. Darauf mußte der König am Abend wieder weichen: hatte er doch in seinem Heere viele Polen, Böhmen und Mähren, die ihm freilich Treue geschworen hatten. Die Schuld gab man dem Pippo, welcher die Flucht hier in der Stadt und im Felde bewirkte. Daher zog der König ab und hieß mit ziehen, wer da wolle. Da zogen viele brave Leute, gute Christen, welche vorher gezwungen von den Hussiten aus dem Kuttenberge gewesen waren, mit ab. Darauf ließ der König [die Stadt] anzünden, und es brannte ein gut Theil ab. Das Uebrige löschten die Hussiten um ihres Nutzens willen. — Weiter zog der König mit vielen wackern Leuten, Männern, Weibern, Kindern, mit Arm und Reich nach Deutsch-Brod. Als die böhmischen Ketzer sahen, daß der König mit seinen Serben, Raizen und Ungarn abzog, deren er viele im Heere hatte, so folgten sie ihm nach D.-Brod, eroberten und verbrannten die Stadt und tödteten die Einwohner, Jung und Alt, Männer und Weiber.3) Sie richteten solchen Jammer an, daß es kein Wunder wäre, wenn die deutschen Christen an Gott verzagt hätten und wenn man niemals wieder einem Böhmen oder Mähren freund- lich gesinnt werden könnte. So kam der König nach Hradisch, die Ungarn und Raizen nach Ungarn, der Bischof von Neiße4) nach Iglau. Das Weitere findest Du unten erzählt. 1) D. h. auch ohne sie. — 2) Aschb. III, 140, 57. — 3) Am 9. Jan. 1422 (Aschb. III, 142). — 4) H. von der nisse, cf. 189, von der twysse. Es ist der Bischof von Breslau.
Leben König Sigmunds. Kap. 106—109. 95 Darauf zog der König Sigmund über Böhmisch-Brod weiter nach Böhmen. Ein ungarischer Herr, Namens Pippo, den der König zum Herrn gemacht hatte, war bei ihm und Pritelmeister über das Heer. Dieser that wie man bei seiner Abkunft erwarten konnte — man sagte, er wäre der Sohn eines Schuhmachers in Florenz — denn er sollte zum Könige gesagt haben: „Was er mit den Deutschen, den Hundesöhnen nur wolle! Er wäre doch sonst1) stark genug.“ — Demnach zog der König nach Kutten berg, eroberte es am Weihnachtsabend,2) konnte es aber nicht länger als acht Tage halten. Darauf mußte der König am Abend wieder weichen: hatte er doch in seinem Heere viele Polen, Böhmen und Mähren, die ihm freilich Treue geschworen hatten. Die Schuld gab man dem Pippo, welcher die Flucht hier in der Stadt und im Felde bewirkte. Daher zog der König ab und hieß mit ziehen, wer da wolle. Da zogen viele brave Leute, gute Christen, welche vorher gezwungen von den Hussiten aus dem Kuttenberge gewesen waren, mit ab. Darauf ließ der König [die Stadt] anzünden, und es brannte ein gut Theil ab. Das Uebrige löschten die Hussiten um ihres Nutzens willen. — Weiter zog der König mit vielen wackern Leuten, Männern, Weibern, Kindern, mit Arm und Reich nach Deutsch-Brod. Als die böhmischen Ketzer sahen, daß der König mit seinen Serben, Raizen und Ungarn abzog, deren er viele im Heere hatte, so folgten sie ihm nach D.-Brod, eroberten und verbrannten die Stadt und tödteten die Einwohner, Jung und Alt, Männer und Weiber.3) Sie richteten solchen Jammer an, daß es kein Wunder wäre, wenn die deutschen Christen an Gott verzagt hätten und wenn man niemals wieder einem Böhmen oder Mähren freund- lich gesinnt werden könnte. So kam der König nach Hradisch, die Ungarn und Raizen nach Ungarn, der Bischof von Neiße4) nach Iglau. Das Weitere findest Du unten erzählt. 1) D. h. auch ohne sie. — 2) Aschb. III, 140, 57. — 3) Am 9. Jan. 1422 (Aschb. III, 142). — 4) H. von der nisse, cf. 189, von der twysse. Es ist der Bischof von Breslau.
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96 Eberhard Windecke. 110. Wie die böhmischen Herren eine Gesandtschaft an König Sigmund schickten und ihn baten, daß er die folgenden Artikel bestätigen wolle, wie es sein Bruder Wenzel auch gethan hätte, worauf jedoch der König nicht eingehen wollte.1) Sobald der König Wenzel im Jahre 1419 gestorben war, sandten die böhmischen Hussiten und Ketzer zum römischen und ungarischen König Sigmund, an den das Königreich Böhmen gefallen war, daß er ihnen die folgenden Stücke bestätige und durchgehen lasse, in der Weise, wie unten geschrieben steht. Als er das nicht thun wollte, treten sie ihm mit der Zeit immer feind licher entgegen. 111. Von der Erlaubniß des Königs besonders betreffend das Empfangen des Sakramentes. Zum Ersten soll des Königs Gnade Freiheit geben in Bezug auf Gottes Wort und Ordnung, insbesondere auch auf das Em- pfangen des Leibes und Blutes Christi durch alle Leute, wie sein Bruder, der König Wenzel dieselbe Erlaubniß auch gegeben hat. 112. Von dem Bekenntniß und von den Verordnungen des Königs Wenzel. König Wenzel hatte anerkannt, daß das Empfangen des heiligen Blutes eine Ordnung und ein Gesetz Gottes sei, und daß Niemand im Lande diese Sache schmähen oder verketzern solle, vielmehr sollten die Priester mit einander Messe lesen und die Leute alle gemeinschaftlich dazu gehen. Wer dawider handele, solle aus dem Lande vertrieben werden. 113. Von der Schrift, die man an den Papst senden soll im Auftrage des Königs. Dem Papste soll man im Namen des Königs, der Land- herren, der Landleute, des Erzbischofs, des Kapitels, der Städte und des ganzen Volkes schreiben, daß das Königreich wegen des 1) Die folgenden Artikel sind bei Windecke Uebersetzung aus dem Böhmischen. Vergl. von Bezold I, 33, 3.
96 Eberhard Windecke. 110. Wie die böhmischen Herren eine Gesandtschaft an König Sigmund schickten und ihn baten, daß er die folgenden Artikel bestätigen wolle, wie es sein Bruder Wenzel auch gethan hätte, worauf jedoch der König nicht eingehen wollte.1) Sobald der König Wenzel im Jahre 1419 gestorben war, sandten die böhmischen Hussiten und Ketzer zum römischen und ungarischen König Sigmund, an den das Königreich Böhmen gefallen war, daß er ihnen die folgenden Stücke bestätige und durchgehen lasse, in der Weise, wie unten geschrieben steht. Als er das nicht thun wollte, treten sie ihm mit der Zeit immer feind licher entgegen. 111. Von der Erlaubniß des Königs besonders betreffend das Empfangen des Sakramentes. Zum Ersten soll des Königs Gnade Freiheit geben in Bezug auf Gottes Wort und Ordnung, insbesondere auch auf das Em- pfangen des Leibes und Blutes Christi durch alle Leute, wie sein Bruder, der König Wenzel dieselbe Erlaubniß auch gegeben hat. 112. Von dem Bekenntniß und von den Verordnungen des Königs Wenzel. König Wenzel hatte anerkannt, daß das Empfangen des heiligen Blutes eine Ordnung und ein Gesetz Gottes sei, und daß Niemand im Lande diese Sache schmähen oder verketzern solle, vielmehr sollten die Priester mit einander Messe lesen und die Leute alle gemeinschaftlich dazu gehen. Wer dawider handele, solle aus dem Lande vertrieben werden. 113. Von der Schrift, die man an den Papst senden soll im Auftrage des Königs. Dem Papste soll man im Namen des Königs, der Land- herren, der Landleute, des Erzbischofs, des Kapitels, der Städte und des ganzen Volkes schreiben, daß das Königreich wegen des 1) Die folgenden Artikel sind bei Windecke Uebersetzung aus dem Böhmischen. Vergl. von Bezold I, 33, 3.
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Leben König Sigmunds. Kap. 110—118. 97 heiligen Blutes nicht geschmähet noch verketzert werde, sondern daß diese Einrichtung bestätigt werde. 114. Daß kein Priester in ein weltlich Amt eingesetzt werden solle. Kein Priester soll in ein weltliches Amt eingesetzt werden, oder mit weltlichem Gerichte, Gütern, Werthen und Leuten etwas zu schaffen haben oder über sie gebieten, sondern sie sollen nach Gottes Ordnung und Gebot ihre Nothdurft von allen Leuten nehmen und haben. 115. Daß man kein Geld, keinen Kauf, keine Schatzung für die Kirche nehmen soll. Man soll weder Kauf noch Schatzung für die heilige Kirche, noch für Briefe aus dem Palaste des Erzbischofs nehmen, und das soll von Priestern weder heimlich noch öffentlich geschehen. 116. Von der Ketzerei der Meister Huß und Hieronymus. Meister Huß und Meister Hieronymus sollen von Niemand im Lande Ketzer genannt werden, denn wenn das geschähe, so würde großer Krieg unter dem Volke entstehen. Die, welche ge schworen haben wider diejenigen, welche sich Wyclifiten und Hussiten nennen, sollen uns mit Recht unterweisen oder von der Lästerung lassen, wo nicht, soll man sie nicht im Lande dulden.1) 117. Daß kein Fremder in ein geistliches oder weltliches Amt eingesetzt werden soll. Die Ausländer, geistlich oder weltlich, sollen in kein Amt, in keine Würde oder in keinerlei Pfründe zugelassen werden, sonderlich sollen in Städten die Deutschen in kein Amt eingesetzt werden, dem die Böhmen selbst vorstehen können. Die Gerichts- verhandlungen und Klagen sollen in böhmischer Sprache gehalten werden und die Böhmen sollen in dem Gerichte und im König- reiche die ersten Stimmen haben. 118. Daß keine Vorladungen außer Landes stattfinden sollen. 1) Text an dieser Stelle korrumpirt Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke.
Leben König Sigmunds. Kap. 110—118. 97 heiligen Blutes nicht geschmähet noch verketzert werde, sondern daß diese Einrichtung bestätigt werde. 114. Daß kein Priester in ein weltlich Amt eingesetzt werden solle. Kein Priester soll in ein weltliches Amt eingesetzt werden, oder mit weltlichem Gerichte, Gütern, Werthen und Leuten etwas zu schaffen haben oder über sie gebieten, sondern sie sollen nach Gottes Ordnung und Gebot ihre Nothdurft von allen Leuten nehmen und haben. 115. Daß man kein Geld, keinen Kauf, keine Schatzung für die Kirche nehmen soll. Man soll weder Kauf noch Schatzung für die heilige Kirche, noch für Briefe aus dem Palaste des Erzbischofs nehmen, und das soll von Priestern weder heimlich noch öffentlich geschehen. 116. Von der Ketzerei der Meister Huß und Hieronymus. Meister Huß und Meister Hieronymus sollen von Niemand im Lande Ketzer genannt werden, denn wenn das geschähe, so würde großer Krieg unter dem Volke entstehen. Die, welche ge schworen haben wider diejenigen, welche sich Wyclifiten und Hussiten nennen, sollen uns mit Recht unterweisen oder von der Lästerung lassen, wo nicht, soll man sie nicht im Lande dulden.1) 117. Daß kein Fremder in ein geistliches oder weltliches Amt eingesetzt werden soll. Die Ausländer, geistlich oder weltlich, sollen in kein Amt, in keine Würde oder in keinerlei Pfründe zugelassen werden, sonderlich sollen in Städten die Deutschen in kein Amt eingesetzt werden, dem die Böhmen selbst vorstehen können. Die Gerichts- verhandlungen und Klagen sollen in böhmischer Sprache gehalten werden und die Böhmen sollen in dem Gerichte und im König- reiche die ersten Stimmen haben. 118. Daß keine Vorladungen außer Landes stattfinden sollen. 1) Text an dieser Stelle korrumpirt Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke.
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98 Eberhard Windecke. Keine weltliche oder geistliche Vorladung außer Landes soll zugelassen werden. 119. Daß keine Bullen auf Pfründen und keine Aktenstücke ins Land gebracht werden sollen. Es sollen keine Bullen auf Pfründen oder Würden, keine Aktenstücke vom Hofe des Papstes oder anderswoher, und keine Urkunden, welcher Art sie auch seien, in das Lande mehr zu- gelassen werden, es sei denn mit Genehmigung des Königs und der Herren. 120. Daß man bei geistlichen Käufen die Weihe und un- gewöhnliche Schwüre unterlassen soll. Die Hochwürdigen sollen bei geistlichen Käufen [nicht] zu neu erdachten Eidschwüren und Sprüchen zur Heiligung zu- gelassen werden.1) 121. Wie der König das Land bei seinem alten Herkommen bleiben lassen soll. Des Königs Gnade soll Wittwen und Waisen und Land leute bei des Landes Rechten bleiben und gerecht richten lassen und Schatzungen, Bestechung, Aussprüche und [widerrechtliche] Beschirmung der Landtafel und andere unziemliche und unbillige Dinge abstellen.2) Auch geruhe seine Gnade die Kriege der Herren beizulegen. 122. Der König soll von Niemand ein Erbe annehmen. Auch geruhe des Königs Gnade bei keinem Todesfall oder Anheimfallen etwas zu nehmen, es sei denn, daß Jemand keine letztwillige Bestimmungen und keine Verwandten für seine Be- sitzungen hinterließe. 123. Daß des Landes Schätze nicht anders als zum Nutzen des Landes angelegt werden sollen. Alle Schätze des Königreichs Böhmen, sollen nicht verzehrt werden, sintemal sie vor Alters zum besten des böhmischen Volkes 1) Text verdorben. — 2) Uebersetzung nicht unzweifelhaft richtig.
98 Eberhard Windecke. Keine weltliche oder geistliche Vorladung außer Landes soll zugelassen werden. 119. Daß keine Bullen auf Pfründen und keine Aktenstücke ins Land gebracht werden sollen. Es sollen keine Bullen auf Pfründen oder Würden, keine Aktenstücke vom Hofe des Papstes oder anderswoher, und keine Urkunden, welcher Art sie auch seien, in das Lande mehr zu- gelassen werden, es sei denn mit Genehmigung des Königs und der Herren. 120. Daß man bei geistlichen Käufen die Weihe und un- gewöhnliche Schwüre unterlassen soll. Die Hochwürdigen sollen bei geistlichen Käufen [nicht] zu neu erdachten Eidschwüren und Sprüchen zur Heiligung zu- gelassen werden.1) 121. Wie der König das Land bei seinem alten Herkommen bleiben lassen soll. Des Königs Gnade soll Wittwen und Waisen und Land leute bei des Landes Rechten bleiben und gerecht richten lassen und Schatzungen, Bestechung, Aussprüche und [widerrechtliche] Beschirmung der Landtafel und andere unziemliche und unbillige Dinge abstellen.2) Auch geruhe seine Gnade die Kriege der Herren beizulegen. 122. Der König soll von Niemand ein Erbe annehmen. Auch geruhe des Königs Gnade bei keinem Todesfall oder Anheimfallen etwas zu nehmen, es sei denn, daß Jemand keine letztwillige Bestimmungen und keine Verwandten für seine Be- sitzungen hinterließe. 123. Daß des Landes Schätze nicht anders als zum Nutzen des Landes angelegt werden sollen. Alle Schätze des Königreichs Böhmen, sollen nicht verzehrt werden, sintemal sie vor Alters zum besten des böhmischen Volkes 1) Text verdorben. — 2) Uebersetzung nicht unzweifelhaft richtig.
Strana 99
Leben König Sigmunds. Kap. 118—128. 99 zusammen gebracht sind, es sei denn zu des Landes Nutzen und Ehre und mit Genehmigung der Herren. 124. Alle Juden im Lande Böhmen sollen ohne Erlaubniß der Beschauer kein Geld ausleihen. Alle Juden im Königreiche sollen auf kein Pfand Geld aus- leihen, es sei denn einem Beschauer vorher vorgelegt, der dazu eingesetzt ist. Denn im Lande geschehen Diebstähle und Raub- anfälle, was nicht der Fall wäre, wenn [die Verbrecher] keine Zuflucht zu den Juden hätten, welche darauf Geld leihen, so daß die Leute ins Unglück gerathen. 125. Daß man alle Evangelien und Episteln im Lande Böhmen lese. Das Singen und Lesen aller Evangelien und Episteln in allen Kirchen Böhmens soll nicht gehindert werden. 126. Wie man Irrlehren im Lande Böhmen entgegentreten soll. Sollte es Jemand scheinen oder sollte er bemerken, daß im Lande sich irgend eine Irrlehre gegen den Glauben befände, und wenn dann Meister eingesetzt sind dies zu untersuchen, und wenn diejenigen, denen man es nachsagt, verhört, und aus der heiligen Schrift abgewiesen und überführt worden, so soll, falls sie der [rechten] Lehre dann nicht folgen wollen, über sie ordentlich ge- richtet werden. 127. Daß der König dem Lande Freiheit gebe. Des Königs Gnade geruhe die Freiheiten und Rechte des Landes zu erhalten und zu bestätigen. 128. Daß der König alle Artikel mit dem Insiegel um der Ordnung Gottes und um des Friedens willen bestätigen soll. Der König soll mit dem Insiegel seiner Majestät die vor- stehenden Artikel und Stücke um der Ordnung Gottes, um des Friedens und der Eintracht des Königreichs Böhmen willen be stätigen. — Wie es später ging, das findest Du unten in vielen Ab schnitten über die Hussiten. 7*)
Leben König Sigmunds. Kap. 118—128. 99 zusammen gebracht sind, es sei denn zu des Landes Nutzen und Ehre und mit Genehmigung der Herren. 124. Alle Juden im Lande Böhmen sollen ohne Erlaubniß der Beschauer kein Geld ausleihen. Alle Juden im Königreiche sollen auf kein Pfand Geld aus- leihen, es sei denn einem Beschauer vorher vorgelegt, der dazu eingesetzt ist. Denn im Lande geschehen Diebstähle und Raub- anfälle, was nicht der Fall wäre, wenn [die Verbrecher] keine Zuflucht zu den Juden hätten, welche darauf Geld leihen, so daß die Leute ins Unglück gerathen. 125. Daß man alle Evangelien und Episteln im Lande Böhmen lese. Das Singen und Lesen aller Evangelien und Episteln in allen Kirchen Böhmens soll nicht gehindert werden. 126. Wie man Irrlehren im Lande Böhmen entgegentreten soll. Sollte es Jemand scheinen oder sollte er bemerken, daß im Lande sich irgend eine Irrlehre gegen den Glauben befände, und wenn dann Meister eingesetzt sind dies zu untersuchen, und wenn diejenigen, denen man es nachsagt, verhört, und aus der heiligen Schrift abgewiesen und überführt worden, so soll, falls sie der [rechten] Lehre dann nicht folgen wollen, über sie ordentlich ge- richtet werden. 127. Daß der König dem Lande Freiheit gebe. Des Königs Gnade geruhe die Freiheiten und Rechte des Landes zu erhalten und zu bestätigen. 128. Daß der König alle Artikel mit dem Insiegel um der Ordnung Gottes und um des Friedens willen bestätigen soll. Der König soll mit dem Insiegel seiner Majestät die vor- stehenden Artikel und Stücke um der Ordnung Gottes, um des Friedens und der Eintracht des Königreichs Böhmen willen be stätigen. — Wie es später ging, das findest Du unten in vielen Ab schnitten über die Hussiten. 7*)
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100 Eberhard Windecke. 129. Wie König Sigmund zu Gerichte saß und wie man Jedermann Recht ertheilen wollte, der wider Herzog Ludwig von Ingolstadt Klage führen wollte. Zur Zeit des Konzils zu Konstanz begehrten Herzog Heinrich von Baiern-Landshut, der Bischof von Regensburg, ein Herr von Aufseß,1) der Abt von Geseß und viele andere Ritter und Knechte und Städte Gericht über den Herzog Ludwig von Baiern- Ingolstadt vom römischen Könige Sigmund. Da nahm der König die Reichsfürsten zu sich, setzte einen Gerichtshof über Herzog Ludwig, und wer klagen wollte, ließ seine Klagen laut werden, so daß dreiundachtzig Klagen angebracht wurden. Hierauf wandte der Herzog ein, er hätte Weib und Kinder von der Krone von Frankreich,2) er halte es für recht, daß er sich vor dem römischen Reiche nicht zu verantworten brauche. Das verdroß den König und er hielt Umfrage unter den Fürsten, ob Herzog Ludwig nicht billig vor das Reichsgericht gestellt werden könne, sintemal er vom heiligen Reiche und von ihm Land und Leute hätte. Und es ward geurtheilt, daß er sich billig vor dem Reichsgerichte verantworten solle. Als hierauf Herzog Ludwig durch seinen Für- sprecher, den Grafen von Oettingen, einen Aufschub verlangte, entgegnete Herzog Heinrich durch seinen Fürsprecher, den Grafen Günther von Schwarzburg, er hoffe, es werde kein späterer Termin gestellt, sondern Klage und Vertheidigung angehört werden und dann geschehen, was Rechtens sei. Darauf wurde erkannt, man solle Klage und Vertheidigung anhören und möge das Gericht hinausschieben, damit ein jeder Fürst mitbringen könne, was ihm nöthig wäre. So ward das Gericht verschoben. Der König wollte Herzog Ludwig, weil dieser sein Gericht verschmäht hatte, um der Fürsten willen bestrafen, wenn dieser ihm ge- bührte. 3) So ward die Entscheidung hinausgeschoben. — Doch 1) Er hieß Albert III. von Stauff. 1409 —1421, Verwechslung mit dessen Nachfolger Johannes II. von Streitberg und Aufseß. — 2) Seine zweite Gemahlin, Katharina von Alençon, war eine Tochter des Grafen Peter von Mortagne. Aschb. 11, 282, 8. — 3) D. h. zu seiner Kompetenz gehörte, was der Herzog bestritten hatte.
100 Eberhard Windecke. 129. Wie König Sigmund zu Gerichte saß und wie man Jedermann Recht ertheilen wollte, der wider Herzog Ludwig von Ingolstadt Klage führen wollte. Zur Zeit des Konzils zu Konstanz begehrten Herzog Heinrich von Baiern-Landshut, der Bischof von Regensburg, ein Herr von Aufseß,1) der Abt von Geseß und viele andere Ritter und Knechte und Städte Gericht über den Herzog Ludwig von Baiern- Ingolstadt vom römischen Könige Sigmund. Da nahm der König die Reichsfürsten zu sich, setzte einen Gerichtshof über Herzog Ludwig, und wer klagen wollte, ließ seine Klagen laut werden, so daß dreiundachtzig Klagen angebracht wurden. Hierauf wandte der Herzog ein, er hätte Weib und Kinder von der Krone von Frankreich,2) er halte es für recht, daß er sich vor dem römischen Reiche nicht zu verantworten brauche. Das verdroß den König und er hielt Umfrage unter den Fürsten, ob Herzog Ludwig nicht billig vor das Reichsgericht gestellt werden könne, sintemal er vom heiligen Reiche und von ihm Land und Leute hätte. Und es ward geurtheilt, daß er sich billig vor dem Reichsgerichte verantworten solle. Als hierauf Herzog Ludwig durch seinen Für- sprecher, den Grafen von Oettingen, einen Aufschub verlangte, entgegnete Herzog Heinrich durch seinen Fürsprecher, den Grafen Günther von Schwarzburg, er hoffe, es werde kein späterer Termin gestellt, sondern Klage und Vertheidigung angehört werden und dann geschehen, was Rechtens sei. Darauf wurde erkannt, man solle Klage und Vertheidigung anhören und möge das Gericht hinausschieben, damit ein jeder Fürst mitbringen könne, was ihm nöthig wäre. So ward das Gericht verschoben. Der König wollte Herzog Ludwig, weil dieser sein Gericht verschmäht hatte, um der Fürsten willen bestrafen, wenn dieser ihm ge- bührte. 3) So ward die Entscheidung hinausgeschoben. — Doch 1) Er hieß Albert III. von Stauff. 1409 —1421, Verwechslung mit dessen Nachfolger Johannes II. von Streitberg und Aufseß. — 2) Seine zweite Gemahlin, Katharina von Alençon, war eine Tochter des Grafen Peter von Mortagne. Aschb. 11, 282, 8. — 3) D. h. zu seiner Kompetenz gehörte, was der Herzog bestritten hatte.
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Leben König Sigmunds. Kap. 129. 101 kamen sie zu dieser Versammlung an demselben Tage, dem Bar- tholomäustage (24. Aug.) 1417, als der römische König mit seinen geistlichen und weltlichen Fürsten zu Gerichte saß. Da trat Herzog Heinrich auf und brachte durch seinen Fürsprecher — denn wer beim Hofgerichte als Fürsprecher gefordert ist, muß für den das Wort führen, dessen Genosse er ist —, den Markgrafen Friedrich von Brandenburg, viele Klagepunkte vor, die nicht zu erwähnen sind; dabei standen die Brüder Herzog Ernst und Wilhelm und Herzog Hans von Sulzbach. Hierauf antwortete Herzog Ludwig durch seinen Fürsprecher und begehrte Aufschub des Verfahrens, da er seine Listen und Akten, die ihm von Nutzen und noth¬ wendig seien, nicht bei sich hätte. Auf geschehene Umfrage durch den König ward entschieden: für den Fall, daß Herzog Ludwig mit erhobenen Fingern bei Gott und den Heiligen schwören würde, daß er den Aufschub ohne alle Hinterlist aus wirklichem Bedürfnisse begehrte, so solle man ihm denselben gewähren und am nächsten Gerichtstage den Eid dreimal vorlesen. So ge schah es. Als am nächsten Gerichtstage der König im Augustiner kloster zu Gerichte saß und die Fürsten versammelt waren, klagte der Markgraf von Brandenburg abermals als Fürsprecher an Stelle seines Schwagers, des Herzogs Heinrich, und Herzog Ludwig begehrte den Aufschub so, wie oben erzählt ist. Da er kannten die Fürsten für Recht, wolle Herzog Ludwig den Eid schwören, wie angegeben, so solle man ihm den Aufschub billiger- weise gewähren. Darauf las man diesem den Eid vor, und er hob die Hand empor, schwur ohne Erlaubniß des römischen Königs, machte Zusätze beim Eide und ließ ohne Bewilligung des Gerichtes die Hand sinken. Da stellte der Markgraf von Brandenburg die Frage: ob sein Schwager, der Herzog Heinrich, seine Klage gewonnen und Ludwig sie verloren habe, da dieser die Hand erhoben, geschworen, beim Eide geredet, und ohne Er- laubniß des römischen Richters und Königs die Hand gesenkt
Leben König Sigmunds. Kap. 129. 101 kamen sie zu dieser Versammlung an demselben Tage, dem Bar- tholomäustage (24. Aug.) 1417, als der römische König mit seinen geistlichen und weltlichen Fürsten zu Gerichte saß. Da trat Herzog Heinrich auf und brachte durch seinen Fürsprecher — denn wer beim Hofgerichte als Fürsprecher gefordert ist, muß für den das Wort führen, dessen Genosse er ist —, den Markgrafen Friedrich von Brandenburg, viele Klagepunkte vor, die nicht zu erwähnen sind; dabei standen die Brüder Herzog Ernst und Wilhelm und Herzog Hans von Sulzbach. Hierauf antwortete Herzog Ludwig durch seinen Fürsprecher und begehrte Aufschub des Verfahrens, da er seine Listen und Akten, die ihm von Nutzen und noth¬ wendig seien, nicht bei sich hätte. Auf geschehene Umfrage durch den König ward entschieden: für den Fall, daß Herzog Ludwig mit erhobenen Fingern bei Gott und den Heiligen schwören würde, daß er den Aufschub ohne alle Hinterlist aus wirklichem Bedürfnisse begehrte, so solle man ihm denselben gewähren und am nächsten Gerichtstage den Eid dreimal vorlesen. So ge schah es. Als am nächsten Gerichtstage der König im Augustiner kloster zu Gerichte saß und die Fürsten versammelt waren, klagte der Markgraf von Brandenburg abermals als Fürsprecher an Stelle seines Schwagers, des Herzogs Heinrich, und Herzog Ludwig begehrte den Aufschub so, wie oben erzählt ist. Da er kannten die Fürsten für Recht, wolle Herzog Ludwig den Eid schwören, wie angegeben, so solle man ihm den Aufschub billiger- weise gewähren. Darauf las man diesem den Eid vor, und er hob die Hand empor, schwur ohne Erlaubniß des römischen Königs, machte Zusätze beim Eide und ließ ohne Bewilligung des Gerichtes die Hand sinken. Da stellte der Markgraf von Brandenburg die Frage: ob sein Schwager, der Herzog Heinrich, seine Klage gewonnen und Ludwig sie verloren habe, da dieser die Hand erhoben, geschworen, beim Eide geredet, und ohne Er- laubniß des römischen Richters und Königs die Hand gesenkt
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102 Eberhard Windecke. habe? Auf Anfrage des Königs erklärten die Fürsten, der Herzog Ludwig habe nicht mehr verloren, als daß er keinen Aufschub weiter erlangen könne, sondern sich billigerweise sogleich verant- worten müsse. Da rief Herzog Ludwig in zornigem Muthe: Ob das billig wäre? Einer, der Beisitzer beim Gerichte sei, solle einen feierlichen Eid schwören recht zu urtheilen. Da wurde der römische König sehr zornig und sprach: „Ich weiß, daß hier keiner sitzet, der nicht recht geurtheilt hat, und wir haben nie gehört, daß man vorher schwören solle, denn ein jeglicher spricht Recht auf den Eid, den er seinem Herrn geleistet hat. Darauf sprach der Bischof von Riga1): „Ich weiß, daß ich recht geurtheilt habe; wäre ich ein weltlicher Fürst, so würde ich es besser verantworten." Da erschrack der Herzog Ludwig. Auch der Kanzler Hans Kirchheim sagte: „Lieber Herr, Herzog Ludwig hat mich auch beleidigt, er sagt, ich habe anders geschrieben als geurtheilt ist.“ Und als man die Protokolle angesehen und die Fürsten gefragt hatte, fuhr er fort: „Habe ich anders geschrieben, so thue man mir, was recht ist.“ Da sprach der König: „Herzog Ludwig, Ihr ließet solche Reden wohl besser bleiben," und der Markgraf von Brandenburg sagte: „Oheim, Ihr seid so bleich: Ich glaube ihr fastet noch!“ Solchen Spott mußte der Herzog dulden, des Königs Unmuth aber wurde gestillt. Darauf fragte dieser, womit der Herzog dem Könige verfallen wäre, da er die Hand zum Eide erhoben und sie ohne Rechtserlaubniß wieder habe sinken lassen. Die Fürsten aber überlegten und sagten: „Lieber Herr, es ist nun an der Zeit, daß die Arbeiter zum Essen gehen: auch wir wollen morgen oder später oder wenn Eure Gnade gegen Herzog Ludwig klagt, das Urtheil nach Klage und Vertheidigung fällen.“ So stand der römische Gerichtshof auf. und während sie noch bei einander standen, sprach einer unter ihnen: „Hunderttausend dem Könige.“ Aber es wollte keiner den nennen, der das gesagt hatte. Später verglichen sich der 1) Vergl. Seite 55, 1.
102 Eberhard Windecke. habe? Auf Anfrage des Königs erklärten die Fürsten, der Herzog Ludwig habe nicht mehr verloren, als daß er keinen Aufschub weiter erlangen könne, sondern sich billigerweise sogleich verant- worten müsse. Da rief Herzog Ludwig in zornigem Muthe: Ob das billig wäre? Einer, der Beisitzer beim Gerichte sei, solle einen feierlichen Eid schwören recht zu urtheilen. Da wurde der römische König sehr zornig und sprach: „Ich weiß, daß hier keiner sitzet, der nicht recht geurtheilt hat, und wir haben nie gehört, daß man vorher schwören solle, denn ein jeglicher spricht Recht auf den Eid, den er seinem Herrn geleistet hat. Darauf sprach der Bischof von Riga1): „Ich weiß, daß ich recht geurtheilt habe; wäre ich ein weltlicher Fürst, so würde ich es besser verantworten." Da erschrack der Herzog Ludwig. Auch der Kanzler Hans Kirchheim sagte: „Lieber Herr, Herzog Ludwig hat mich auch beleidigt, er sagt, ich habe anders geschrieben als geurtheilt ist.“ Und als man die Protokolle angesehen und die Fürsten gefragt hatte, fuhr er fort: „Habe ich anders geschrieben, so thue man mir, was recht ist.“ Da sprach der König: „Herzog Ludwig, Ihr ließet solche Reden wohl besser bleiben," und der Markgraf von Brandenburg sagte: „Oheim, Ihr seid so bleich: Ich glaube ihr fastet noch!“ Solchen Spott mußte der Herzog dulden, des Königs Unmuth aber wurde gestillt. Darauf fragte dieser, womit der Herzog dem Könige verfallen wäre, da er die Hand zum Eide erhoben und sie ohne Rechtserlaubniß wieder habe sinken lassen. Die Fürsten aber überlegten und sagten: „Lieber Herr, es ist nun an der Zeit, daß die Arbeiter zum Essen gehen: auch wir wollen morgen oder später oder wenn Eure Gnade gegen Herzog Ludwig klagt, das Urtheil nach Klage und Vertheidigung fällen.“ So stand der römische Gerichtshof auf. und während sie noch bei einander standen, sprach einer unter ihnen: „Hunderttausend dem Könige.“ Aber es wollte keiner den nennen, der das gesagt hatte. Später verglichen sich der 1) Vergl. Seite 55, 1.
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Leben König Sigmunds. Kap. 129—132. 103 König und der Herzog, doch so, daß dem Könige eine erhebliche Summe zu Theil wurde. Auch den andern Klägern mußte Herzog Ludwig genug thun: Er mußte dem Bischof von Regensburg eine gute Festung1) auf dem Nordgau wiedergeben, dem Abt von Gesesse neuntausend Gulden baar bezahlen, dem Kloster seine Güter wiedergeben und sonst gegen Jedermann nach dem Urtheil des Gerichts billig handeln. 130. Dieser Meister und Prediger war ein Jünger von Meister Huß gewesen und lehrte danach in Böhmen, wie die Husfiten die Edeln zu ihrem Glauben bringen könnten.2) Als in Böhmen die Ketzerei im Jahre 1418 begonnen hatte, unterwies der Meister Huß, der zu Konstanz nachher verbrannt wurde, mit seinen Nachfolgern das Volk in drei Stücken. 131. Hier wird erzählt, womit sie die Edeln überwanden. Damit die Edeln bestimmt würden in ihren Orden zu treten sprach Huß und schlug vor, daß die Geistlichkeit nicht mehr als ihre Nothdurft haben sollte, womit sie sich von einem Male zum andern Male hinfristen könnte. Dies nahmen die Mächtigen im Lande mit Freuden auf, bemächtigten sich der Güter der Geistlichen, benutzten sie und hofften, daß das so bleiben werde: darum wurde die Ketzerei so arg, daß die Christen große Noth dadurch gelitten haben, denn Wiedergeben thut gar wehe! 132. Hier wird erzählt, wie die Gemeinde von den Hussiten unterwiesen ward. Zum andern lehrten sie die Gemeinde, daß sie ihren Herren nicht mehr als dreißig Pfennig jährlich geben solle. Darüber waren die Leute sehr froh, hofften auch, daß es so bleiben solle, zumal doch Jedermann gern frei ist, und wollten demnach nicht mehr arbeiten und das Land bebauen, sagten, ihre Herren seien ihre Brüder, und ein Mann wäre dem andern gleich. Ebenso verhetzten sie junge Männer und Weiber damit, daß sie keine 1) Hohenburg. Aschb. II, 283, 10. — 2) Den Kap. 130—134 scheint ein fremder Be- richt zu Grunde zu liegen. Darauf deutet auch die verkehrte Ueberschrift hin.
Leben König Sigmunds. Kap. 129—132. 103 König und der Herzog, doch so, daß dem Könige eine erhebliche Summe zu Theil wurde. Auch den andern Klägern mußte Herzog Ludwig genug thun: Er mußte dem Bischof von Regensburg eine gute Festung1) auf dem Nordgau wiedergeben, dem Abt von Gesesse neuntausend Gulden baar bezahlen, dem Kloster seine Güter wiedergeben und sonst gegen Jedermann nach dem Urtheil des Gerichts billig handeln. 130. Dieser Meister und Prediger war ein Jünger von Meister Huß gewesen und lehrte danach in Böhmen, wie die Husfiten die Edeln zu ihrem Glauben bringen könnten.2) Als in Böhmen die Ketzerei im Jahre 1418 begonnen hatte, unterwies der Meister Huß, der zu Konstanz nachher verbrannt wurde, mit seinen Nachfolgern das Volk in drei Stücken. 131. Hier wird erzählt, womit sie die Edeln überwanden. Damit die Edeln bestimmt würden in ihren Orden zu treten sprach Huß und schlug vor, daß die Geistlichkeit nicht mehr als ihre Nothdurft haben sollte, womit sie sich von einem Male zum andern Male hinfristen könnte. Dies nahmen die Mächtigen im Lande mit Freuden auf, bemächtigten sich der Güter der Geistlichen, benutzten sie und hofften, daß das so bleiben werde: darum wurde die Ketzerei so arg, daß die Christen große Noth dadurch gelitten haben, denn Wiedergeben thut gar wehe! 132. Hier wird erzählt, wie die Gemeinde von den Hussiten unterwiesen ward. Zum andern lehrten sie die Gemeinde, daß sie ihren Herren nicht mehr als dreißig Pfennig jährlich geben solle. Darüber waren die Leute sehr froh, hofften auch, daß es so bleiben solle, zumal doch Jedermann gern frei ist, und wollten demnach nicht mehr arbeiten und das Land bebauen, sagten, ihre Herren seien ihre Brüder, und ein Mann wäre dem andern gleich. Ebenso verhetzten sie junge Männer und Weiber damit, daß sie keine 1) Hohenburg. Aschb. II, 283, 10. — 2) Den Kap. 130—134 scheint ein fremder Be- richt zu Grunde zu liegen. Darauf deutet auch die verkehrte Ueberschrift hin.
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104 Eberhard Windecke. Ehe hielten, sondern jeder des andern Weib, Tochter, Schwester nahm und sie so ihre Unkeuschheit miteinander trieben wie un- vernünftige Thiere. Das war den jungen Leuten gerade recht. 133. Wie die Hussiten sagten, alles Eigenthum solle gleich und gemeinsam sein. Die Bauern hetzten sie dadurch auf, daß sie sagten: es solle Niemand besonderes Besitzthum haben, alle Güter sollten gleich¬ mäßig unter ihnen vertheilt sein. Was jedermann zu ihnen brachte, das theilten sie gleichmäßig unter sich. Dies gefiel den Armen wohl, und es wurde des Pöbels so viel, daß es eine Menge von 120 000 war. 134. Wie die Hussiten eine Ketzerei trieben, nach der Mann und Weib nackend gingen. Ein Theil der Hussiten hatte die ketzerische Sitte, daß Männer und Weiber nackend gingen, wie Adam und Eva im Paradiese gethan hatten.1) Sie bargen sich in den Höhlen, die sie in die Berge machten, und wenn sie ihre Büberei treiben wollten, sprach eins zum andern: „Gieb mir um Gottes Willen meines Leibes Nothdurft.“ Diese und andere Ketzerei trieben sie so viel, daß man sie nicht alle erzählen kann. 135. Wie der Legat von Rom zu Breslau auf dem Stuhle stand und vor dem Könige und anderen Herren predigte, daß jeder von seinen Sünden absolvirt sein solle, der gegen die Ketzerei zu Felde zöge. Als der König in der Fastenzeit, am Sonntag Lätare,2) wie Du oben gelesen hast, zu Breslau war, wurde daselbst von dem römischen Legaten gepredigt, daß geschrieben stünde und von der Kirche auch so gehalten würde, daß der von seiner Sünden- schuld befreit sei, welcher gegen solche Ketzer oder Hussiten, wie zu Böhmen waren, zöge oder Hilfe gegen sie leiste. Darüber spotteten einige Böhmen und es erregte ihren Zorn, daß Kaiser Sigmund dies gestattete. Der König aber achtete nicht darauf. 1) Ueber die Adamiten, Aschb. I1I, 110. — 2) Vergl. zu Kap. 33, S. 28, 3.
104 Eberhard Windecke. Ehe hielten, sondern jeder des andern Weib, Tochter, Schwester nahm und sie so ihre Unkeuschheit miteinander trieben wie un- vernünftige Thiere. Das war den jungen Leuten gerade recht. 133. Wie die Hussiten sagten, alles Eigenthum solle gleich und gemeinsam sein. Die Bauern hetzten sie dadurch auf, daß sie sagten: es solle Niemand besonderes Besitzthum haben, alle Güter sollten gleich¬ mäßig unter ihnen vertheilt sein. Was jedermann zu ihnen brachte, das theilten sie gleichmäßig unter sich. Dies gefiel den Armen wohl, und es wurde des Pöbels so viel, daß es eine Menge von 120 000 war. 134. Wie die Hussiten eine Ketzerei trieben, nach der Mann und Weib nackend gingen. Ein Theil der Hussiten hatte die ketzerische Sitte, daß Männer und Weiber nackend gingen, wie Adam und Eva im Paradiese gethan hatten.1) Sie bargen sich in den Höhlen, die sie in die Berge machten, und wenn sie ihre Büberei treiben wollten, sprach eins zum andern: „Gieb mir um Gottes Willen meines Leibes Nothdurft.“ Diese und andere Ketzerei trieben sie so viel, daß man sie nicht alle erzählen kann. 135. Wie der Legat von Rom zu Breslau auf dem Stuhle stand und vor dem Könige und anderen Herren predigte, daß jeder von seinen Sünden absolvirt sein solle, der gegen die Ketzerei zu Felde zöge. Als der König in der Fastenzeit, am Sonntag Lätare,2) wie Du oben gelesen hast, zu Breslau war, wurde daselbst von dem römischen Legaten gepredigt, daß geschrieben stünde und von der Kirche auch so gehalten würde, daß der von seiner Sünden- schuld befreit sei, welcher gegen solche Ketzer oder Hussiten, wie zu Böhmen waren, zöge oder Hilfe gegen sie leiste. Darüber spotteten einige Böhmen und es erregte ihren Zorn, daß Kaiser Sigmund dies gestattete. Der König aber achtete nicht darauf. 1) Ueber die Adamiten, Aschb. I1I, 110. — 2) Vergl. zu Kap. 33, S. 28, 3.
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Leben König Sigmunds. Kap. 132—137. 105 — An demselben Sonntag Vormittags zwischen neun und zehn Uhr wurde am hellen Himmel ein schöner rother Kreis gesehen, worüber die Menge sehr verwundert war; der König aber scherzte darüber. 136. Wie der römische König nach einem trefflichen Manne in Böhmen Namens Schenko sandte und ihn bat, die Ketzerei aufzugeben: Er wolle ihn zu einem Herrn machen. In derselben Zeit war der Hauptmann der Ketzer und Hussiten ein Landherr zu Böhmen aus einem großen Geschlechte, ein schöner und beredter Mann Namens Schenko von Warten- berg. Diesen bestimmte der König durch Briefe und gute Reden, daß er zu ihm nach Schweidnitz ritt. Dort verhandelte er lange mit ihm, und versprach ihm, ihn zu einem mächtigen Herrn an der Krone zu Böhmen zu machen, wenn er die Ketzerei und seinen schlechten Glauben aufgeben wolle. Schenko that dies und schwur bei allen Heiligen, beim Könige zu bleiben. Doch wurde er wortbrüchig und log. Als aber der König wiederum nach Breslau kam, berief er diesen Schenko wieder dorthin, vergab ihm seine Missethat, und nahm ihn wieder auf, damit er die Ketzerei auf- gäbe. Er hieß ihn geloben und schwören wie vorher, nahn ihn in seinen Rath und in seine Gesellschaft auf, deren Zeichen ein Lindwurm war, der an einem Kreuze hing. Auf diesem Kreuze stand der Länge nach geschrieben: O quam misericors est deus und in der Quere: Justus et pius, das heißt zu deutsch: Wie barmherzig ist Gott, gerecht und milde. Und in allen Ländern waren es nur 24, die den Lindwurm und das Kreuz mit ihm trugen. 137. Wie der König Herrn Schenko Briefe gab, damit er auf den Berg bei Prag gelassen würde zu St. Wenzeslaus, da es mit seiner Bewilligung geschähe. Wem der König dies gab, dem hatte er besondere Gnade erwiesen. Das that der König alles, um zu versuchen, ob er Schenko mit Güte erweichen könne. Darauf sandte er einen nach
Leben König Sigmunds. Kap. 132—137. 105 — An demselben Sonntag Vormittags zwischen neun und zehn Uhr wurde am hellen Himmel ein schöner rother Kreis gesehen, worüber die Menge sehr verwundert war; der König aber scherzte darüber. 136. Wie der römische König nach einem trefflichen Manne in Böhmen Namens Schenko sandte und ihn bat, die Ketzerei aufzugeben: Er wolle ihn zu einem Herrn machen. In derselben Zeit war der Hauptmann der Ketzer und Hussiten ein Landherr zu Böhmen aus einem großen Geschlechte, ein schöner und beredter Mann Namens Schenko von Warten- berg. Diesen bestimmte der König durch Briefe und gute Reden, daß er zu ihm nach Schweidnitz ritt. Dort verhandelte er lange mit ihm, und versprach ihm, ihn zu einem mächtigen Herrn an der Krone zu Böhmen zu machen, wenn er die Ketzerei und seinen schlechten Glauben aufgeben wolle. Schenko that dies und schwur bei allen Heiligen, beim Könige zu bleiben. Doch wurde er wortbrüchig und log. Als aber der König wiederum nach Breslau kam, berief er diesen Schenko wieder dorthin, vergab ihm seine Missethat, und nahm ihn wieder auf, damit er die Ketzerei auf- gäbe. Er hieß ihn geloben und schwören wie vorher, nahn ihn in seinen Rath und in seine Gesellschaft auf, deren Zeichen ein Lindwurm war, der an einem Kreuze hing. Auf diesem Kreuze stand der Länge nach geschrieben: O quam misericors est deus und in der Quere: Justus et pius, das heißt zu deutsch: Wie barmherzig ist Gott, gerecht und milde. Und in allen Ländern waren es nur 24, die den Lindwurm und das Kreuz mit ihm trugen. 137. Wie der König Herrn Schenko Briefe gab, damit er auf den Berg bei Prag gelassen würde zu St. Wenzeslaus, da es mit seiner Bewilligung geschähe. Wem der König dies gab, dem hatte er besondere Gnade erwiesen. Das that der König alles, um zu versuchen, ob er Schenko mit Güte erweichen könne. Darauf sandte er einen nach
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106 Eberhard Windecke. Prag auf das Schloß St. Wenzeslaus, damit dies dem Schenko übergeben würde. Und als dieser nach Prag kam, forderte er dasselbe von Reichen-Hase und von Herrn Wenzeslaus von der Dube die es inne hatten. Sie übergaben ihm nach dem Inhalt des königlichen Briefes das Schloß, doch so, als ob es der Wille des Königs nicht wäre und der Brief ohne Vorwissen des Königs ausgegangen wäre, und unter der Bedingung, daß er ihnen das Schloß wieder ausliefere, wenn er wider den König handeln wolle. Als Schenko wieder in das Schloß kam, wurde er ebenso schlecht als er zuvor je gewesen war und ein größerer Hussit als vorher, handelte wider den König und schrieb einen Bries gegen denselben. 138. Wie die Herren zu Schenko ritten und das Schloß St. Wenzeslaus wieder einnahmen. Darauf ritten die Herren wieder zu Schenko und forderten das Schloß zurück. Da er das nicht gut verweigern konnte, übergab er es ihnen wieder, freilich nicht aus Furcht, sondern aus rechter Niederträchtigkeit. Denn sobald diese Herren das Schloß eingenommen hatten, rückten die Prager vor dasselbe und bestürmten es schnell, um es wieder zu gewinnen. Das geschah Alles auf des Schenko Rath, denn er hatte sämmtliche Geschütze vorher vernagelt und die Pfeile bei Seite geschafft; dies wußten die Hussiten wohl und gedachten das Schloß eher zu erobern, als die Herren vertheidigungsfähig würden. Doch jenen half Gott, so daß das Schloß behauptet ward. Solche Niederträchtigkeit haben sie vielfach begangen. In demselben Jahre, zu Pfingsten 1420, rückte der römische König vor Prag, und bei heiterm schönen Wetter ward ein Regenbogen am Himmel gesehen, als ob es regnen wollte, mit drei deutlich sichtbaren blutrothen Kreuzen. König Sigmund aber schaute das Zeichen über Prag betrübt an und sprach: „O Prag, wie habe ich mein eigentlich väterliches Erbe gefunden! Dabei war er sehr traurig.
106 Eberhard Windecke. Prag auf das Schloß St. Wenzeslaus, damit dies dem Schenko übergeben würde. Und als dieser nach Prag kam, forderte er dasselbe von Reichen-Hase und von Herrn Wenzeslaus von der Dube die es inne hatten. Sie übergaben ihm nach dem Inhalt des königlichen Briefes das Schloß, doch so, als ob es der Wille des Königs nicht wäre und der Brief ohne Vorwissen des Königs ausgegangen wäre, und unter der Bedingung, daß er ihnen das Schloß wieder ausliefere, wenn er wider den König handeln wolle. Als Schenko wieder in das Schloß kam, wurde er ebenso schlecht als er zuvor je gewesen war und ein größerer Hussit als vorher, handelte wider den König und schrieb einen Bries gegen denselben. 138. Wie die Herren zu Schenko ritten und das Schloß St. Wenzeslaus wieder einnahmen. Darauf ritten die Herren wieder zu Schenko und forderten das Schloß zurück. Da er das nicht gut verweigern konnte, übergab er es ihnen wieder, freilich nicht aus Furcht, sondern aus rechter Niederträchtigkeit. Denn sobald diese Herren das Schloß eingenommen hatten, rückten die Prager vor dasselbe und bestürmten es schnell, um es wieder zu gewinnen. Das geschah Alles auf des Schenko Rath, denn er hatte sämmtliche Geschütze vorher vernagelt und die Pfeile bei Seite geschafft; dies wußten die Hussiten wohl und gedachten das Schloß eher zu erobern, als die Herren vertheidigungsfähig würden. Doch jenen half Gott, so daß das Schloß behauptet ward. Solche Niederträchtigkeit haben sie vielfach begangen. In demselben Jahre, zu Pfingsten 1420, rückte der römische König vor Prag, und bei heiterm schönen Wetter ward ein Regenbogen am Himmel gesehen, als ob es regnen wollte, mit drei deutlich sichtbaren blutrothen Kreuzen. König Sigmund aber schaute das Zeichen über Prag betrübt an und sprach: „O Prag, wie habe ich mein eigentlich väterliches Erbe gefunden! Dabei war er sehr traurig.
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Leben König Sigmunds. Kap. 137—139. 107 139. Wie die Herren von Baiern, von Desterreich und viele andere von Prag aufbrechen und abziehen wollten und wie sie von den Hussiten angegriffen wurden. Als der König Sigmund vor Prag lag, waren die böh- mischen Herren, wie oben 1) erzählt ist, mit ihm übereingekommen, ihm die Stadt zu überantworten, wenn er die Fürsten und das Heer auseinander gehen ließe Es verdroß aber die deutschen Fürsten sehr, daß der König diese Uebereinkunft ohne ihren Bei- rath getroffen hatte. Daher brachen sie auf und wollten vom Kriegsschauplatze abziehen, wie sie nachher auch thaten. Da bat sie der König, daß sie noch acht Tage blieben. Doch brachen die Fürsten am St. Jakobstage (25. Juli) 1420 auf. Die Markgrafen von Meißen, welche beim Thiergarten von St. Wenzeslaus ge lagert hatten, vereinigten sich mit Herzog Albrecht von Oesterreich, ebenso vereinigten sich die Ungarn und die Fürsten aus Schlesien. Da brachen auf Herzog Hans von Sulzbach, Herzog Wilheln von München, Herzog Heinrich von Landshut, Herzöge zu Baiern, und viele andere Herren und Grafen aus Deutschland vereinigten sich, denn sie waren sehr besorgt vor den Böhmen, da die Rede ging, alle Böhmen und Hussiten hätten sich vereinigt, um die Deutschen aus dem Lande zu treiben. Dazu hätte es aber nicht kommen können, weil die Deutschen so zahlreich waren, daß sie die böhmische Krone wohl mit Gewalt hätten behaupten können. Man merke wohl, daß im Heere das Gerücht ging, ein böhmischer Landherr habe zum Könige gesagt: Wenn er Prag und die Hussiten alle haben wolle, so solle er ihnen die Markgrafen von Meißen Preis geben, dann wollten sie ihm alle gehorsam sein. Da sagte der König: „Das wolle Gott nicht; eher wollen wir sterben.“ Als die Hussiten dies nicht vom Könige erlangen konnten, so gaben sie den Rath, daß die Deutschen heim reiten sollten, sie wollten ihm dann Prag in acht oder zehn Tagen überantworten. Da ließ sich der König überreden und die Fürsten 1) Kapitel 78.
Leben König Sigmunds. Kap. 137—139. 107 139. Wie die Herren von Baiern, von Desterreich und viele andere von Prag aufbrechen und abziehen wollten und wie sie von den Hussiten angegriffen wurden. Als der König Sigmund vor Prag lag, waren die böh- mischen Herren, wie oben 1) erzählt ist, mit ihm übereingekommen, ihm die Stadt zu überantworten, wenn er die Fürsten und das Heer auseinander gehen ließe Es verdroß aber die deutschen Fürsten sehr, daß der König diese Uebereinkunft ohne ihren Bei- rath getroffen hatte. Daher brachen sie auf und wollten vom Kriegsschauplatze abziehen, wie sie nachher auch thaten. Da bat sie der König, daß sie noch acht Tage blieben. Doch brachen die Fürsten am St. Jakobstage (25. Juli) 1420 auf. Die Markgrafen von Meißen, welche beim Thiergarten von St. Wenzeslaus ge lagert hatten, vereinigten sich mit Herzog Albrecht von Oesterreich, ebenso vereinigten sich die Ungarn und die Fürsten aus Schlesien. Da brachen auf Herzog Hans von Sulzbach, Herzog Wilheln von München, Herzog Heinrich von Landshut, Herzöge zu Baiern, und viele andere Herren und Grafen aus Deutschland vereinigten sich, denn sie waren sehr besorgt vor den Böhmen, da die Rede ging, alle Böhmen und Hussiten hätten sich vereinigt, um die Deutschen aus dem Lande zu treiben. Dazu hätte es aber nicht kommen können, weil die Deutschen so zahlreich waren, daß sie die böhmische Krone wohl mit Gewalt hätten behaupten können. Man merke wohl, daß im Heere das Gerücht ging, ein böhmischer Landherr habe zum Könige gesagt: Wenn er Prag und die Hussiten alle haben wolle, so solle er ihnen die Markgrafen von Meißen Preis geben, dann wollten sie ihm alle gehorsam sein. Da sagte der König: „Das wolle Gott nicht; eher wollen wir sterben.“ Als die Hussiten dies nicht vom Könige erlangen konnten, so gaben sie den Rath, daß die Deutschen heim reiten sollten, sie wollten ihm dann Prag in acht oder zehn Tagen überantworten. Da ließ sich der König überreden und die Fürsten 1) Kapitel 78.
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108 Eberhard Windecke. und Herren heim reiten und auseinandergehen, und er selbst zog über Kollin nach Kuttenberg,1) wo er so lange blieb, bis die acht und zwanzig Tage verstrichen. In dieser Zeit waren die böhmischen Herren zusammen, ersannen abermals eine Nieder- trächtigkeit, und sagten zum Könige: Sie könnten bei den Pragern das nicht ausrichten, was sie ihm verheißen hätten. So ward der König getäuscht, denn in Böhmen und Mähren waren sicher nicht vier Landherren — sie waren alle Ketzer, und unter hundert gemeinen Leuten — sie waren auch Ketzer, und wenn sie es auch nicht Worts haben wollten, so thaten sie doch den Werken derselben gleich in vielen Stücken. In derselben Zeit verbrannten und zer- störten die Hussiten das köstliche Kloster Königssal, eine Meile von Prag, wo des Kaisers und Königs Begräbniß war. Sie nahmen König Wenzels Leichnam heraus und zerschlugen den Schädel und den Körper: das war sein Lohn, da er sie doch sehr unterstützt hatte mit Hilfe seiner myelschen, d. h. Liebhaber. Folgende sind die Namen der Liebhaber und Räthe eines römischen Königs: Zadale, Irlische, d. h. Schmeckzel, Dreckel; einer hieß Ersel, Bechel, Loffel, Traen, Arm Nicolai. Solch lausige Räthe machten den Herrn nissig, oder nissige Räthe machten den Herrn lausig. Nähmen Herren oder Städte in ihren Rath tüchtige, sittige, weise, tugendhafte Leute, die ihrer Dienste warten können, Gott und die Ehre lieb haben, so liebte uns Gott auch und es erginge uns allen desto besser. Nun hatte der König Siegmund in seinem Rathe die Herren Alstick von Sternberg, Waßla von der Dube und Nico- laus von Jemnitz, welche denselben in allen Dingen irre führten. Man bezichtigte sie, daß sie daran Schuld wären, daß König Sigmund vor Prag mit den Hussiten kein Ende gemacht hätte, da auch sie aus dem Kelche getrunken hätten. — Also zogen die Fürsten alle heim und der König wandte sich mit seinem Heere nach Ungarn und von den Fremden zog Niemand mit ihm als Pischof Georg von Passau, ein Graf von Hohenlohe; 1) Siehe Kap. 98; Aschb. 111, 84, 71.
108 Eberhard Windecke. und Herren heim reiten und auseinandergehen, und er selbst zog über Kollin nach Kuttenberg,1) wo er so lange blieb, bis die acht und zwanzig Tage verstrichen. In dieser Zeit waren die böhmischen Herren zusammen, ersannen abermals eine Nieder- trächtigkeit, und sagten zum Könige: Sie könnten bei den Pragern das nicht ausrichten, was sie ihm verheißen hätten. So ward der König getäuscht, denn in Böhmen und Mähren waren sicher nicht vier Landherren — sie waren alle Ketzer, und unter hundert gemeinen Leuten — sie waren auch Ketzer, und wenn sie es auch nicht Worts haben wollten, so thaten sie doch den Werken derselben gleich in vielen Stücken. In derselben Zeit verbrannten und zer- störten die Hussiten das köstliche Kloster Königssal, eine Meile von Prag, wo des Kaisers und Königs Begräbniß war. Sie nahmen König Wenzels Leichnam heraus und zerschlugen den Schädel und den Körper: das war sein Lohn, da er sie doch sehr unterstützt hatte mit Hilfe seiner myelschen, d. h. Liebhaber. Folgende sind die Namen der Liebhaber und Räthe eines römischen Königs: Zadale, Irlische, d. h. Schmeckzel, Dreckel; einer hieß Ersel, Bechel, Loffel, Traen, Arm Nicolai. Solch lausige Räthe machten den Herrn nissig, oder nissige Räthe machten den Herrn lausig. Nähmen Herren oder Städte in ihren Rath tüchtige, sittige, weise, tugendhafte Leute, die ihrer Dienste warten können, Gott und die Ehre lieb haben, so liebte uns Gott auch und es erginge uns allen desto besser. Nun hatte der König Siegmund in seinem Rathe die Herren Alstick von Sternberg, Waßla von der Dube und Nico- laus von Jemnitz, welche denselben in allen Dingen irre führten. Man bezichtigte sie, daß sie daran Schuld wären, daß König Sigmund vor Prag mit den Hussiten kein Ende gemacht hätte, da auch sie aus dem Kelche getrunken hätten. — Also zogen die Fürsten alle heim und der König wandte sich mit seinem Heere nach Ungarn und von den Fremden zog Niemand mit ihm als Pischof Georg von Passau, ein Graf von Hohenlohe; 1) Siehe Kap. 98; Aschb. 111, 84, 71.
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Leben König Sigmunds. Kap. 139. 109 der Legat von Rom und der Bischof von Mailand.1) Denn Jedermann stand in großen Sorgen wegen seines Lebens, da nach den Vorgängen keinem von den böhmischen Räthen zu trauen war. Die Ketzerei in Böhmen hätte solche Fortschritte nicht machen können, wenn die böhmischen Herren mit Treue dagegen gewesen wären. Aber sie wollten dem Könige nicht helfen, um die Güter der Pfaffen und der zweiundzwanzig zerstörten Mönchs und Nonnenklöster und der Stifte und Domherreien zu erhalten. Wollte der König sie benutzen, so mußte er ihnen die Güter mit Urkunden verschreiben. Aber mit dem römischen Reichsfiegel, welches sie verlangten, wollte der Bischof Georg nicht siegeln, da es wieder die heilige Kirche und des Reiches Ehre war. Daher wurden die Urkunden mit dem ungarischen Siegel ge siegelt. In welcher Absicht der König so handelte, konnte man nicht wohl verstehen, doch hielt man dafür, daß er es mit den Landherren halten müsse, damit sie nicht übel an ihm thäten, da er kein fremdes Kriegsvolk hatte. So stand das Land in großer Ketzerei. Da faßte der König einen Gedanken und zog das Landvolk und diejenigen Herren, welche gute Christen sein wollten, zusammen bei Brüx, Leutomirz, Pilsen, Kaaden, Tachau und ließ sie schwören, die Wyclifiten und Hussiten zu vertilgen. Zu derselben Zeit zogen die Prager Hussiten vor das Schloß Wissehrad bei Prag und belagerten dasselbe mit Macht. Die Botschaft davon kam dem Könige von den Herren Heinrich Slandersberg, Wolkensteiner, Drostberg von Echse,2) dem Schenk von Seyda aus Meißen, Georg Morer von Baiern, Karl von Heß- pruck3) aus Franken, Nemis aus Schlesien und vielen andern fremden Rittern und Knechten die auf dem Schlosse waren, und die hart bedrängt wurden. Da zog der König gegen 40004) Reiter zusammen in Böhmen und Ungarn und rückte vor den Wissehrad, um das Schloß zu retten. Die Prager aber machten einen Aus 1) Aschb. 111, 99, 104. — 2) H: Dorre. — 3) H: henspurg. — 4) Aschb. 111, 89: 25000 Mann.
Leben König Sigmunds. Kap. 139. 109 der Legat von Rom und der Bischof von Mailand.1) Denn Jedermann stand in großen Sorgen wegen seines Lebens, da nach den Vorgängen keinem von den böhmischen Räthen zu trauen war. Die Ketzerei in Böhmen hätte solche Fortschritte nicht machen können, wenn die böhmischen Herren mit Treue dagegen gewesen wären. Aber sie wollten dem Könige nicht helfen, um die Güter der Pfaffen und der zweiundzwanzig zerstörten Mönchs und Nonnenklöster und der Stifte und Domherreien zu erhalten. Wollte der König sie benutzen, so mußte er ihnen die Güter mit Urkunden verschreiben. Aber mit dem römischen Reichsfiegel, welches sie verlangten, wollte der Bischof Georg nicht siegeln, da es wieder die heilige Kirche und des Reiches Ehre war. Daher wurden die Urkunden mit dem ungarischen Siegel ge siegelt. In welcher Absicht der König so handelte, konnte man nicht wohl verstehen, doch hielt man dafür, daß er es mit den Landherren halten müsse, damit sie nicht übel an ihm thäten, da er kein fremdes Kriegsvolk hatte. So stand das Land in großer Ketzerei. Da faßte der König einen Gedanken und zog das Landvolk und diejenigen Herren, welche gute Christen sein wollten, zusammen bei Brüx, Leutomirz, Pilsen, Kaaden, Tachau und ließ sie schwören, die Wyclifiten und Hussiten zu vertilgen. Zu derselben Zeit zogen die Prager Hussiten vor das Schloß Wissehrad bei Prag und belagerten dasselbe mit Macht. Die Botschaft davon kam dem Könige von den Herren Heinrich Slandersberg, Wolkensteiner, Drostberg von Echse,2) dem Schenk von Seyda aus Meißen, Georg Morer von Baiern, Karl von Heß- pruck3) aus Franken, Nemis aus Schlesien und vielen andern fremden Rittern und Knechten die auf dem Schlosse waren, und die hart bedrängt wurden. Da zog der König gegen 40004) Reiter zusammen in Böhmen und Ungarn und rückte vor den Wissehrad, um das Schloß zu retten. Die Prager aber machten einen Aus 1) Aschb. 111, 99, 104. — 2) H: Dorre. — 3) H: henspurg. — 4) Aschb. 111, 89: 25000 Mann.
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110 Eberhard Windecke. fall und wollten fechten und streiten, wie sie auch thaten. Die guten Christen aus deutschen Landen, Ungarn, Mähren und Böhmen traten ihnen entgegen und es ging ihnen gar glücklich. Da floh ein Bösewicht Namens Hernitsch von Jenitz mit 1500 Reitern, aber die folgenden Ritter und Knechte fielen nicht ab, sondern vertheidigten als biedere Leute den Christenglauben und fanden ihren Tod um Quasimodogeniti. 140. Folgende wurden erschlagen, als man aufbrach von Prag. Es fielen dreiunddreißig Ritter und Herren 1) und 500 Mann, denen Gott gnädig sein möge. Als dies geschehen war, wurde der römische König sehr zornig, so daß er vor Grimm mitten unter die Böhmen ritt und sagte: „Ihr Böhmen seid allesammt Ketzer und Verräther: wäret Ihr uns treu geblieben, so wären die braven Herren und Leute nicht erschlagen und Prag auf diesen Tag unser geworden.“ Da drangen die Böhmen auf ihn ein und wollten den König tödten. Aber da drangen die Ungarn mit ihrem Haufen vor und trennten ihn von den Böhmen, und diese geriethen in Besorgniß und wagten nicht, dem Könige ein Leid anzuthun, doch die Ungarn wollten die Böhmen angreifen, und der König hatte große Noth und bat die Ungarn Friede zu halten mit den Böhmen. Da ergaben sich die oben genannten Ritter und Knechte auf dem Wissehrad den Hussiten und Pragern, da sie das Schloß nicht mehr behaupten konnten: sie hatten schon zweiundsiebzig Pferde darin verzehrt. — Hierauf schrieb der römische König den Kurfürsten zu einem Tage nach Nürnberg zu kommen. Dies thaten sie, aber der König kam nicht. In dieser Zeit eroberten die Hussiten die Stadt Beraun, und da wurden viele Christen getödtet, 2) namentlich auch Herr Bubena und dessen Vater Cobile, sowie Herr Rudolf, 3) welcher Feltri in Friaul so lange inne gehabt hatte. Dies geschah zwischen Martini und Weihnachten 4) 1) Bei W. mit Namen aufgeführt. — 2) Vergl. Aschb. III, 104, 8. — 3) Rudolf von Betze, Reichsvicar in Friaul. — 4) Nach Aschb. a. a. O. 1. April.
110 Eberhard Windecke. fall und wollten fechten und streiten, wie sie auch thaten. Die guten Christen aus deutschen Landen, Ungarn, Mähren und Böhmen traten ihnen entgegen und es ging ihnen gar glücklich. Da floh ein Bösewicht Namens Hernitsch von Jenitz mit 1500 Reitern, aber die folgenden Ritter und Knechte fielen nicht ab, sondern vertheidigten als biedere Leute den Christenglauben und fanden ihren Tod um Quasimodogeniti. 140. Folgende wurden erschlagen, als man aufbrach von Prag. Es fielen dreiunddreißig Ritter und Herren 1) und 500 Mann, denen Gott gnädig sein möge. Als dies geschehen war, wurde der römische König sehr zornig, so daß er vor Grimm mitten unter die Böhmen ritt und sagte: „Ihr Böhmen seid allesammt Ketzer und Verräther: wäret Ihr uns treu geblieben, so wären die braven Herren und Leute nicht erschlagen und Prag auf diesen Tag unser geworden.“ Da drangen die Böhmen auf ihn ein und wollten den König tödten. Aber da drangen die Ungarn mit ihrem Haufen vor und trennten ihn von den Böhmen, und diese geriethen in Besorgniß und wagten nicht, dem Könige ein Leid anzuthun, doch die Ungarn wollten die Böhmen angreifen, und der König hatte große Noth und bat die Ungarn Friede zu halten mit den Böhmen. Da ergaben sich die oben genannten Ritter und Knechte auf dem Wissehrad den Hussiten und Pragern, da sie das Schloß nicht mehr behaupten konnten: sie hatten schon zweiundsiebzig Pferde darin verzehrt. — Hierauf schrieb der römische König den Kurfürsten zu einem Tage nach Nürnberg zu kommen. Dies thaten sie, aber der König kam nicht. In dieser Zeit eroberten die Hussiten die Stadt Beraun, und da wurden viele Christen getödtet, 2) namentlich auch Herr Bubena und dessen Vater Cobile, sowie Herr Rudolf, 3) welcher Feltri in Friaul so lange inne gehabt hatte. Dies geschah zwischen Martini und Weihnachten 4) 1) Bei W. mit Namen aufgeführt. — 2) Vergl. Aschb. III, 104, 8. — 3) Rudolf von Betze, Reichsvicar in Friaul. — 4) Nach Aschb. a. a. O. 1. April.
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Leben König Sigmunds. Kap. 139—142. 111 des Jahres 1421. Zu gleicher Zeit schrieben die Hussiten und Prager den Herren und Fürsten und der Stadt Kaaden und andern Städten einen Klagebrief, der hier folgt.1) 142. Wie die Königin, Sigmunds Gemahlin, aus Ofen weichen mußte, da sie der König weder sehen noch hören wollte, und wie sie nach Wardein auf die Haide kam. Als der König Sigmund im Jahre 1421 aus Deutschland und von dem Konzil nach Ungarn kam, wurde seine Gemahlin Barbara gröblich bei ihm verleumdet, so daß er derselben sehr feindlich gesinnt wurde und er sie weder sehen noch hören wollte. Als er sich Ofen näherte, mußte die Königin hinweg nach Wardein auf die Haide unter die Gassen [?] und Kumanen.2) Daselbst war sie ein halb Jahr, und man hielt sie und ihre Tochter und ihren Hofstaat sehr ärmlich, so daß sie alle krank wurden, denn es kam manchmal vor, daß sie weder Brot noch Wein auf dem Tische hatten, wenn sie sich zur Mahlzeit setzten, und Alles erst kaufen mußten. Auch mußten sie in denselben Kleidern einhergehen und sich zu Bette legen, so daß sie voll Ungeziefer und unrein wurden. Dies dauerte gegen dreiviertel Jahre, bis der König nach Wardein wollte. Als er aber in Zaus in Polen3) mit dem Könige von Polen eine Verabredung getroffen hatte, befahl er, die Königin wieder nach Ofen zu führen, da er nach Wardein kommen und die Königin weder sehen noch hören wollte. Daher führte man sie nach Ofen, und der König zog nach Wardein. Daselbst kamen die Gesandten des Kaisers der Türken zu ihm und schlossen einen Frieden auy fünfzig Jahre. Als der König darauf wieder nach Ofen reisen wollte, befahl er, die Königin nach Wardein zu senden. Sie aber wollte nicht wieder dort hinunter, eher wollte sie das Land 1) Das folgende Kapitel „wie die Hussiten einen Brief an die Stadt Kaaden schickten und über König Sigmund Klage führten“, giebt den in sehr schlechtem Deutsch geschriebenen und Cadon, Donnerstag nach Allerheiligentage 1420 datirten Brief der Hussiten. Inhalts- angabe desselben bei Aschb. I1I, 94. — 2) G und H: under die gassen und die cunen. — 3) Gemeint ist die Zusammenkunft in Sandetz am 8. September 1419.
Leben König Sigmunds. Kap. 139—142. 111 des Jahres 1421. Zu gleicher Zeit schrieben die Hussiten und Prager den Herren und Fürsten und der Stadt Kaaden und andern Städten einen Klagebrief, der hier folgt.1) 142. Wie die Königin, Sigmunds Gemahlin, aus Ofen weichen mußte, da sie der König weder sehen noch hören wollte, und wie sie nach Wardein auf die Haide kam. Als der König Sigmund im Jahre 1421 aus Deutschland und von dem Konzil nach Ungarn kam, wurde seine Gemahlin Barbara gröblich bei ihm verleumdet, so daß er derselben sehr feindlich gesinnt wurde und er sie weder sehen noch hören wollte. Als er sich Ofen näherte, mußte die Königin hinweg nach Wardein auf die Haide unter die Gassen [?] und Kumanen.2) Daselbst war sie ein halb Jahr, und man hielt sie und ihre Tochter und ihren Hofstaat sehr ärmlich, so daß sie alle krank wurden, denn es kam manchmal vor, daß sie weder Brot noch Wein auf dem Tische hatten, wenn sie sich zur Mahlzeit setzten, und Alles erst kaufen mußten. Auch mußten sie in denselben Kleidern einhergehen und sich zu Bette legen, so daß sie voll Ungeziefer und unrein wurden. Dies dauerte gegen dreiviertel Jahre, bis der König nach Wardein wollte. Als er aber in Zaus in Polen3) mit dem Könige von Polen eine Verabredung getroffen hatte, befahl er, die Königin wieder nach Ofen zu führen, da er nach Wardein kommen und die Königin weder sehen noch hören wollte. Daher führte man sie nach Ofen, und der König zog nach Wardein. Daselbst kamen die Gesandten des Kaisers der Türken zu ihm und schlossen einen Frieden auy fünfzig Jahre. Als der König darauf wieder nach Ofen reisen wollte, befahl er, die Königin nach Wardein zu senden. Sie aber wollte nicht wieder dort hinunter, eher wollte sie das Land 1) Das folgende Kapitel „wie die Hussiten einen Brief an die Stadt Kaaden schickten und über König Sigmund Klage führten“, giebt den in sehr schlechtem Deutsch geschriebenen und Cadon, Donnerstag nach Allerheiligentage 1420 datirten Brief der Hussiten. Inhalts- angabe desselben bei Aschb. I1I, 94. — 2) G und H: under die gassen und die cunen. — 3) Gemeint ist die Zusammenkunft in Sandetz am 8. September 1419.
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112 Eberhard Windecke. hinan. So dauerte es anderthalb Jahre, daß der König und die Königin nicht zusammen kamen, bis der König nach Breslau aufbrach. Da verhandelten der Bischof Georg von Passau, ein Graf von Hohenlohe, und der Graf Ludwig von Oettingen, der eine des Königs Kanzler, der andere sein Hofmeister, und brachten einen Frieden zwischen dem König und der Königin zu Stande, so daß sie zu Gelitze oder Frauenmarkt am h. Weih¬ nachtsabend des genannten Jahres zusammen kamen. Hier söhnten sie sich aus. Denn die Königin kniete vor dem König nieder und bat um Gnade und ihr zu vergeben, wenn sie irgend etwas gegen ihn gethan hätte. Der König wollte ihre Worte nicht anhören, aber seine Tochter, Prinzessin Elisabeth, welche er später dem Herzog Albrecht von Oestreich gab, wie oben er- zählt ist, ging zu ihm und da er sie sehr liebte, so gab er ihren Bitten nach und vergab der Königin, wenn sie irgend etwas gegen ihn gethan hätte. Auch Nachts waren sie dann bei einander. So ward dieser Zwist geschlichtet. 143. Wie Eberhard Windecke einen Traum hatte, und viele vornehme Herren starben.1) Im Jahre 1419 starb Johann von Nassau, Bischof von Mainz. Da träumte mir, Eberhard Windecke, daß zu Mainz die zwei Thürme am Dome und an Unserer Frauenkirche lichterloh brennten. Da klagte ich im Traume, weil mir schien, daß die Hölzer von den Thürmen herab fielen und den Leuten und Häusern großen Schaden thäten. Der Traum war vor Mitter- nacht, daher war ich sehr bekümmert. Ich schrieb deshalb von Ungarn nach Mainz, man möchte mir schreiben und wissen lassen, ob dieselbe Nacht Merkwürdiges zu Mainz geschehen wäre. Da schrieb man mir, daß Bischof Johann von Nassau dieselbe Nacht2) gestorben wäre. In demselben Jahre und um dieselbe Zeit starb 1) Dies Kapitel und die Nummer fehlt in G, die Ueberschrift ist in der Uebersetzung hinzugefügt, da H Kapitel- Ueberschriften nicht hat. — 2) Er starb am 23. September.
112 Eberhard Windecke. hinan. So dauerte es anderthalb Jahre, daß der König und die Königin nicht zusammen kamen, bis der König nach Breslau aufbrach. Da verhandelten der Bischof Georg von Passau, ein Graf von Hohenlohe, und der Graf Ludwig von Oettingen, der eine des Königs Kanzler, der andere sein Hofmeister, und brachten einen Frieden zwischen dem König und der Königin zu Stande, so daß sie zu Gelitze oder Frauenmarkt am h. Weih¬ nachtsabend des genannten Jahres zusammen kamen. Hier söhnten sie sich aus. Denn die Königin kniete vor dem König nieder und bat um Gnade und ihr zu vergeben, wenn sie irgend etwas gegen ihn gethan hätte. Der König wollte ihre Worte nicht anhören, aber seine Tochter, Prinzessin Elisabeth, welche er später dem Herzog Albrecht von Oestreich gab, wie oben er- zählt ist, ging zu ihm und da er sie sehr liebte, so gab er ihren Bitten nach und vergab der Königin, wenn sie irgend etwas gegen ihn gethan hätte. Auch Nachts waren sie dann bei einander. So ward dieser Zwist geschlichtet. 143. Wie Eberhard Windecke einen Traum hatte, und viele vornehme Herren starben.1) Im Jahre 1419 starb Johann von Nassau, Bischof von Mainz. Da träumte mir, Eberhard Windecke, daß zu Mainz die zwei Thürme am Dome und an Unserer Frauenkirche lichterloh brennten. Da klagte ich im Traume, weil mir schien, daß die Hölzer von den Thürmen herab fielen und den Leuten und Häusern großen Schaden thäten. Der Traum war vor Mitter- nacht, daher war ich sehr bekümmert. Ich schrieb deshalb von Ungarn nach Mainz, man möchte mir schreiben und wissen lassen, ob dieselbe Nacht Merkwürdiges zu Mainz geschehen wäre. Da schrieb man mir, daß Bischof Johann von Nassau dieselbe Nacht2) gestorben wäre. In demselben Jahre und um dieselbe Zeit starb 1) Dies Kapitel und die Nummer fehlt in G, die Ueberschrift ist in der Uebersetzung hinzugefügt, da H Kapitel- Ueberschriften nicht hat. — 2) Er starb am 23. September.
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Leben König Sigmunds. Kap. 142—144. 113 der Bischof von Trier, ein Herr von Falkenstein,1) mit dem das Geschlecht, das sein Wappen führte, ganz ausstarb, auch starben der von Würtemberg und der König von Böhmen. Der Herzog von Burgund ward erschlagen in einem guten Geleite vor dem Dauphin, dem Sohne des Königs von Frankreich, der sich für ihn verbürgt hatte. Dieser Herzog hatte auch viel Wunderbares gethan und mußte schändlich sterben. Darum meine ich, daß Jedermann Recht thäte, denn niemand weiß, wie er seinen Tod leiden soll, ich fürchte nämlich: nach seinem Verdienste. Die genannten Herren waren alle gegen den genannten römischen König Sigmund. Unser Herr nahm sie alle hinweg. Denn Gott ließ merken, daß dieser ein friedlicher, feiner, weiser und ehrbarer König war. 144. Wie Herzog Wilhelm von Holland starb. Während des Konzils zu Konstanz2) starb Herzog Wilhelm von Holland, der ein bairischer Herzog und Enkel des Kaisers Ludwig von Baiern war. Da sandte dessen Wittwe zum Papste Martinus V. nach Konstanz und bat um die Erlaubniß, daß sie ihre Tochter3) dem Sohne ihres Bruders von Brabant zur Frau geben dürfe. Der Papst erlaubte dies, da sie vorgaben, das Land hätte keine Erben. Doch das war nicht wahr, denn der Herzog Hans von Holland und Baiern, der rechter und er- wählter4) Bischof von Lüttich war, lebte noch, und wollte sein väterlich Erbe und das Herzogthum zu Holland haben. Dies wurde dem Papste nicht mitgetheilt, daher gestattete er, Schwester- und Bruders-Kinder zusammen zu geben; doch ließ er sich 2000 5) Kronen dafür bezahlen. — Als der römische König das hörte, ward er sehr zornig, ritt zum Papst Martin in Konstanz und sprach: „O heiliger Vater, weshalb ist das heilige Konzil 1) Erzbischof Werner von Falkenstein (oder vielmehr Königstein, vergl. Potthast II, 428 **) starb 4. Oktober 1418. — 2) Vergl. Aschb. II, 358 und III, 280. Kap. 61 und 215 — 3) Jacobäa, Tochter Wilhelms und der Margarethe, der Schwester des Herzogs Johann von Burgund, dem Johann, Sohne des Herzogs Johann von Burgund. — 4) Die Weihen hatte er noch nicht, Aschb. I1, 359. — 5) Bei Aschb. 11, 360, 500.000 Kronen. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 8
Leben König Sigmunds. Kap. 142—144. 113 der Bischof von Trier, ein Herr von Falkenstein,1) mit dem das Geschlecht, das sein Wappen führte, ganz ausstarb, auch starben der von Würtemberg und der König von Böhmen. Der Herzog von Burgund ward erschlagen in einem guten Geleite vor dem Dauphin, dem Sohne des Königs von Frankreich, der sich für ihn verbürgt hatte. Dieser Herzog hatte auch viel Wunderbares gethan und mußte schändlich sterben. Darum meine ich, daß Jedermann Recht thäte, denn niemand weiß, wie er seinen Tod leiden soll, ich fürchte nämlich: nach seinem Verdienste. Die genannten Herren waren alle gegen den genannten römischen König Sigmund. Unser Herr nahm sie alle hinweg. Denn Gott ließ merken, daß dieser ein friedlicher, feiner, weiser und ehrbarer König war. 144. Wie Herzog Wilhelm von Holland starb. Während des Konzils zu Konstanz2) starb Herzog Wilhelm von Holland, der ein bairischer Herzog und Enkel des Kaisers Ludwig von Baiern war. Da sandte dessen Wittwe zum Papste Martinus V. nach Konstanz und bat um die Erlaubniß, daß sie ihre Tochter3) dem Sohne ihres Bruders von Brabant zur Frau geben dürfe. Der Papst erlaubte dies, da sie vorgaben, das Land hätte keine Erben. Doch das war nicht wahr, denn der Herzog Hans von Holland und Baiern, der rechter und er- wählter4) Bischof von Lüttich war, lebte noch, und wollte sein väterlich Erbe und das Herzogthum zu Holland haben. Dies wurde dem Papste nicht mitgetheilt, daher gestattete er, Schwester- und Bruders-Kinder zusammen zu geben; doch ließ er sich 2000 5) Kronen dafür bezahlen. — Als der römische König das hörte, ward er sehr zornig, ritt zum Papst Martin in Konstanz und sprach: „O heiliger Vater, weshalb ist das heilige Konzil 1) Erzbischof Werner von Falkenstein (oder vielmehr Königstein, vergl. Potthast II, 428 **) starb 4. Oktober 1418. — 2) Vergl. Aschb. II, 358 und III, 280. Kap. 61 und 215 — 3) Jacobäa, Tochter Wilhelms und der Margarethe, der Schwester des Herzogs Johann von Burgund, dem Johann, Sohne des Herzogs Johann von Burgund. — 4) Die Weihen hatte er noch nicht, Aschb. I1, 359. — 5) Bei Aschb. 11, 360, 500.000 Kronen. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 8
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114 Eberhard Windecke. veranstaltet und hierher gekommen?“ Der Papst sprach: „Mein Sohn, um die besten Vorkehrungen für die heilige Kirche zu überlegen,“ denn er sah sehr gut, daß der König in grimmem Zorne war. Da sagte der römische König Sigmund: „O unser Vater, das können wir so recht erkennen!“ Der Papst entgegnete: „Woran, lieber Sohn?“ Der König antwortete: „Weshalb habt Ihr halbe Ketzerei erlaubt, solche Urkunden ausgestellt und im Namen des heiligen Konzilium gestattet, daß sich Bruder und Schwesterkinder heirathen? Ihr habt Sünde zu vergeben, nicht zu erlauben.“ Da wurde so viel geredet, daß der Papst seinen Erlaubniß-Brief widerrief, und dieser Widerruf gelangte eher nach Holland und Brabant, als der Erlaubniß-Brief, doch kehrten sich die Herrin von Holland und die Brabanter Räthe nicht daran, sondern gaben die beiden Geschwisterkinder zusammen, was doch wider den Glauben ist. Später ist daraus großes Unglück entstanden und mancher Mensch hat sterben müssen: denn Herzog Hans von Baiern, welcher Herzog Wilhelms rechter Bruder war, wollte in Holland selbst Herr sein, und der römische König gönnte ihm das wohl. Herzog Hans zog nach Dordrecht und verweilte daselbst manchen Tag. Die Holländer und Bra banter rückten darauf um den St. Gallustag 1418 vor Dordrecht und lagen daselbst ziemlich lange, wohl zwei Monate und zogen danach schimpflich ab, so daß Herzog Hans danach zu großem Schaden kam. 145. Wie Herzog Ludwig von Ingolstadt den Markgrafen von Brandenburg zum Kampfe herausforderte. Um Fastnacht des Jahres 1419, als König Sigmund nach Ungarn zog, forderte der Herzog Ludwig von Ingolstadt den Markgrafen von Brandenburg in einem Schreiben zum Kampfe heraus und schalt ihn übel.1) Daher rüsteten sie sich und sammelten ihre Heere, um sich mannhaft zu wehren. Alles das kam daher, daß Herzog Ludwig, als König Sigmund nach Katalonien ziehen 1) Ueber die Streitigkeiten dieser beiden Fürsten vergl. Aschb. 11, 389.
114 Eberhard Windecke. veranstaltet und hierher gekommen?“ Der Papst sprach: „Mein Sohn, um die besten Vorkehrungen für die heilige Kirche zu überlegen,“ denn er sah sehr gut, daß der König in grimmem Zorne war. Da sagte der römische König Sigmund: „O unser Vater, das können wir so recht erkennen!“ Der Papst entgegnete: „Woran, lieber Sohn?“ Der König antwortete: „Weshalb habt Ihr halbe Ketzerei erlaubt, solche Urkunden ausgestellt und im Namen des heiligen Konzilium gestattet, daß sich Bruder und Schwesterkinder heirathen? Ihr habt Sünde zu vergeben, nicht zu erlauben.“ Da wurde so viel geredet, daß der Papst seinen Erlaubniß-Brief widerrief, und dieser Widerruf gelangte eher nach Holland und Brabant, als der Erlaubniß-Brief, doch kehrten sich die Herrin von Holland und die Brabanter Räthe nicht daran, sondern gaben die beiden Geschwisterkinder zusammen, was doch wider den Glauben ist. Später ist daraus großes Unglück entstanden und mancher Mensch hat sterben müssen: denn Herzog Hans von Baiern, welcher Herzog Wilhelms rechter Bruder war, wollte in Holland selbst Herr sein, und der römische König gönnte ihm das wohl. Herzog Hans zog nach Dordrecht und verweilte daselbst manchen Tag. Die Holländer und Bra banter rückten darauf um den St. Gallustag 1418 vor Dordrecht und lagen daselbst ziemlich lange, wohl zwei Monate und zogen danach schimpflich ab, so daß Herzog Hans danach zu großem Schaden kam. 145. Wie Herzog Ludwig von Ingolstadt den Markgrafen von Brandenburg zum Kampfe herausforderte. Um Fastnacht des Jahres 1419, als König Sigmund nach Ungarn zog, forderte der Herzog Ludwig von Ingolstadt den Markgrafen von Brandenburg in einem Schreiben zum Kampfe heraus und schalt ihn übel.1) Daher rüsteten sie sich und sammelten ihre Heere, um sich mannhaft zu wehren. Alles das kam daher, daß Herzog Ludwig, als König Sigmund nach Katalonien ziehen 1) Ueber die Streitigkeiten dieser beiden Fürsten vergl. Aschb. 11, 389.
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Leben König Sigmunds. Kap. 144—146. 115 wollte und Geld haben mußte, dem Könige 17 000 Gulden zu leihen versprach. Dies that er aber nicht, doch lieh er wenigstens einen Theil. — Als nun König Sigmund kam, schwieg er und meinte: hätte er dem Könige etwas geliehen, so solle er es von der Königin fordern.1) Nun hatte Herzog Ludwig Briefe vom Könige hierüber, und als der König fertig war, gab er ihm abermals einen Brief. Aber Herzog Ludwig zahlte das Geld den Amtleuten des Herzogs nicht, wie ihm vorgeschrieben war, um die Schulden des Königs zu bezahlen. Nun hatte sich der Mark graf von Brandenburg dafür verbürgt und also hatte er das Geld gezahlt, wie der König vorgeschrieben hatte. Der Königin aber wollte er nicht wohl gefallen, was ihm nachher übel bekam, wie Du unten wohl hören wirst, denn er wurde [eines Ver- hältnisses] mit der Königin verdächtigt. 146. Wie der Graf von Armagnac Herr in Frankreich wurde und zu großer Macht gelangte. Nun mögt Ihr gerne hören vom Grafen von Armagnac, wie er Connetable von Frankreich wurde und dem römischen Könige zu Leide den Frieden zwischen den Königen von Frank- reich und England störte, wie Ihr oben2) findet. Er sagte, er wolle den Franzosen die Stadt Harfleur binnen drei Monaten überantworten, und sie ließen sich überreden, da sie die Stadt den Engländern die drei Jahre lang, wie im Frieden bestimmt war, ungern ließen. Daher sandten sie nach England zun römischen Könige und sagten den vorher geschlossenen Frieden wieder auf, worüber der römische König sehr erschrak. Sie meinten, sie wären hintergangen3) worden. Daher verschaffte sich der Graf von Armagnac, als er Connetable geworden war von den Genuesern neun große Kriegsschiffe, die mancher aus dem Flusse sah. Und ich ritt mit Herrn Wilhelm Hase4) und 1) Dieser und der letzte Satz des Kapitels sind unverständlich. Ueber Sigmunds Feind¬ schaft mit Friedrich s. Kap. 157 a. m.; 191; Aschb. III, 150. — 2) Kap. 60, 77, 82. — 3) Hdschr. unterweiset, dem Sinne gemäß erwartet man verweiset. — 4) Auch oben Ka- pitel 140 erwähnt unter den 33 in der Schlacht bei Prag Gefallenen. 8
Leben König Sigmunds. Kap. 144—146. 115 wollte und Geld haben mußte, dem Könige 17 000 Gulden zu leihen versprach. Dies that er aber nicht, doch lieh er wenigstens einen Theil. — Als nun König Sigmund kam, schwieg er und meinte: hätte er dem Könige etwas geliehen, so solle er es von der Königin fordern.1) Nun hatte Herzog Ludwig Briefe vom Könige hierüber, und als der König fertig war, gab er ihm abermals einen Brief. Aber Herzog Ludwig zahlte das Geld den Amtleuten des Herzogs nicht, wie ihm vorgeschrieben war, um die Schulden des Königs zu bezahlen. Nun hatte sich der Mark graf von Brandenburg dafür verbürgt und also hatte er das Geld gezahlt, wie der König vorgeschrieben hatte. Der Königin aber wollte er nicht wohl gefallen, was ihm nachher übel bekam, wie Du unten wohl hören wirst, denn er wurde [eines Ver- hältnisses] mit der Königin verdächtigt. 146. Wie der Graf von Armagnac Herr in Frankreich wurde und zu großer Macht gelangte. Nun mögt Ihr gerne hören vom Grafen von Armagnac, wie er Connetable von Frankreich wurde und dem römischen Könige zu Leide den Frieden zwischen den Königen von Frank- reich und England störte, wie Ihr oben2) findet. Er sagte, er wolle den Franzosen die Stadt Harfleur binnen drei Monaten überantworten, und sie ließen sich überreden, da sie die Stadt den Engländern die drei Jahre lang, wie im Frieden bestimmt war, ungern ließen. Daher sandten sie nach England zun römischen Könige und sagten den vorher geschlossenen Frieden wieder auf, worüber der römische König sehr erschrak. Sie meinten, sie wären hintergangen3) worden. Daher verschaffte sich der Graf von Armagnac, als er Connetable geworden war von den Genuesern neun große Kriegsschiffe, die mancher aus dem Flusse sah. Und ich ritt mit Herrn Wilhelm Hase4) und 1) Dieser und der letzte Satz des Kapitels sind unverständlich. Ueber Sigmunds Feind¬ schaft mit Friedrich s. Kap. 157 a. m.; 191; Aschb. III, 150. — 2) Kap. 60, 77, 82. — 3) Hdschr. unterweiset, dem Sinne gemäß erwartet man verweiset. — 4) Auch oben Ka- pitel 140 erwähnt unter den 33 in der Schlacht bei Prag Gefallenen. 8
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116 Eberhard Windecke. Herzog Ludwig von Brieg zum Flusse und wir besahen uns die Schiffe. Das ist der Herzog Ludwig von Brieg, der hernach des Markgrafen von Brandenburg, Burggrafen von Nürnberg, Tochter nahm. Das blieb also, und komme ich wieder auf die großen Schiffe [zu sprechen]. Diese ließ der Graf von Armagnac wohl ausrüsten und in See gehen. Hier [vor Harfleur] lag er manchen Tag, so daß die Stadt beinahe keine Lebensmittel mehr hatte. Daher sammelte der König von England eine Flotte von hundertundzwanzig großen und kleinen Schiffen, die er gut mit Lebensmitteln versah, und fuhr zu seinem Bruder Thomas nach Harfleur. Es kam zur Schlacht und Gott gab den Eng- ländern das Glück, daß sie vier Schiffe eroberten und die übrigen in die Flucht schlugen. So gelangte der König von England mit Muße nach Harfleur und versah die Stadt mit Lebensmitteln, um sie zu behaupten. Die Franzosen aber gingen nimmer wieder in See. — In demselben Jahre 1417, als so viele Leute er schlagen wurden und viel anderer Schade geschah, während der Graf von Armagnac regierte, kam der König von England wieder über die See nach Frankreich und eroberte die ganze Normandie und Rouen, die beste Stadt darin. Der König Sigmund aber kam in Mömpelgart1) mit dem Herzoge von Burgund zusammen, und sie wurden einig darüber, daß die Königin von Frankreich und der Herzog von Burgund sich versöhnten. Alles ging durch König Sigmunds Hand. So wurde auch veranstaltet, daß der Graf von Armagnac in Paris gefangen und in Stücke gehauen wurde. Das war sein verdienter Lohn. Dies geschah im Jahre 1418. 147. Wie der von Rosenberg und Herr Johann von Neu- haus mit gar vielen Herren die Burg Gemlitz belagerten und sie mit Gewalt eroberten. Als der König Sigmund von Prag abgezogen war, wandte ich mich von dannen nach Budweis. Zu derselben Zeit belagerten 1) Vergl. Kap. 64 g. E.
116 Eberhard Windecke. Herzog Ludwig von Brieg zum Flusse und wir besahen uns die Schiffe. Das ist der Herzog Ludwig von Brieg, der hernach des Markgrafen von Brandenburg, Burggrafen von Nürnberg, Tochter nahm. Das blieb also, und komme ich wieder auf die großen Schiffe [zu sprechen]. Diese ließ der Graf von Armagnac wohl ausrüsten und in See gehen. Hier [vor Harfleur] lag er manchen Tag, so daß die Stadt beinahe keine Lebensmittel mehr hatte. Daher sammelte der König von England eine Flotte von hundertundzwanzig großen und kleinen Schiffen, die er gut mit Lebensmitteln versah, und fuhr zu seinem Bruder Thomas nach Harfleur. Es kam zur Schlacht und Gott gab den Eng- ländern das Glück, daß sie vier Schiffe eroberten und die übrigen in die Flucht schlugen. So gelangte der König von England mit Muße nach Harfleur und versah die Stadt mit Lebensmitteln, um sie zu behaupten. Die Franzosen aber gingen nimmer wieder in See. — In demselben Jahre 1417, als so viele Leute er schlagen wurden und viel anderer Schade geschah, während der Graf von Armagnac regierte, kam der König von England wieder über die See nach Frankreich und eroberte die ganze Normandie und Rouen, die beste Stadt darin. Der König Sigmund aber kam in Mömpelgart1) mit dem Herzoge von Burgund zusammen, und sie wurden einig darüber, daß die Königin von Frankreich und der Herzog von Burgund sich versöhnten. Alles ging durch König Sigmunds Hand. So wurde auch veranstaltet, daß der Graf von Armagnac in Paris gefangen und in Stücke gehauen wurde. Das war sein verdienter Lohn. Dies geschah im Jahre 1418. 147. Wie der von Rosenberg und Herr Johann von Neu- haus mit gar vielen Herren die Burg Gemlitz belagerten und sie mit Gewalt eroberten. Als der König Sigmund von Prag abgezogen war, wandte ich mich von dannen nach Budweis. Zu derselben Zeit belagerten 1) Vergl. Kap. 64 g. E.
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Leben König Sigmunds. Kap. 146—148. 117 der von Rosenberg, ein halber Hussit, und der Herr Johann von Neuhaus, ein frommer Christ, und viele andere Ritter und Knechte die Burg Gemelitz, welche dem Herrn von Anßko ge- hörte. Sie eroberten dieselbe bis auf den Thurm und zogen dann ab: auch dies geschah in schlechter Absicht, wie Du wohl nachher hören wirst, damit die Ketzerei sich weiter ausbreite. Während ich zu Budweis war, zogen der Kysto und der von Schwanberg, der Hauptmann der Hussiten und Ketzer, gegen den von Rosen- berg und nahmen ihm ein Schloß ab. Darauf überfielen der Herr von Schwanberg und Herr Heinrich der Kreyherr den Kysto in einer Kirche eine Meile weit von Neuhaus. Der Haupt- mann Kysto entkam, aber achthundert Hussiten wurden erschlagen. Der Christen waren nur vierhundert Ungarn1) und ebensoviel Deutsche und Böhmen. Hierauf zogen sie wieder nach Budweis und blieben da von Michaelis bis auf St. Katharinentage. [25. No- vember.] Da sammelten die Hussiten ein Heer, zogen gegen Herrn Heinrich Kreyher nach Mähren, eroberten ein festes Schloß und fingen sein Weib und seine Kinder, die sie hinwegführten. 148. Wie der römische König Sigmund allen Fürsten, Herren und Rittern schrieb und eine Aufforderung an sie richtete. Als die Ketzerei zu groß wurde und der römische König nicht so dagegen handeln konnte als er gern gethan hätte wegen dringender Verhältnisse in seinem Königreiche Ungarn, wegen der Heiden und Türken, die in Ungarn großen Schaden an- richteten, wegen der Venetianer, die, wie sich deutlich fand, dazu verhalfen, daß die Heiden und Türken gegen den König ge kräftigt wurden, da sie Feinde des Königs und der ungarischen Krone waren, so sandte er an alle christlichen Herren und Fürsten, Grafen, Ritter und an alle Reichsstädte eine Aufforderung, die Du unten finden wirst.2) 1) Hdschr. pfaffen. — 2) Kap. 149 giebt in indirekter Rede die von Skalitz am 8. März ergangene Aufforderung des Königs ihn gegen die Hussiten zu unterstützen Er verspricht denen, die herbeieilen die eroberten Besitzthümer der Hussiten „zu rechtem Erb und Eigen“, doch unbeschadet seiner Lehnsherrenrechte.
Leben König Sigmunds. Kap. 146—148. 117 der von Rosenberg, ein halber Hussit, und der Herr Johann von Neuhaus, ein frommer Christ, und viele andere Ritter und Knechte die Burg Gemelitz, welche dem Herrn von Anßko ge- hörte. Sie eroberten dieselbe bis auf den Thurm und zogen dann ab: auch dies geschah in schlechter Absicht, wie Du wohl nachher hören wirst, damit die Ketzerei sich weiter ausbreite. Während ich zu Budweis war, zogen der Kysto und der von Schwanberg, der Hauptmann der Hussiten und Ketzer, gegen den von Rosen- berg und nahmen ihm ein Schloß ab. Darauf überfielen der Herr von Schwanberg und Herr Heinrich der Kreyherr den Kysto in einer Kirche eine Meile weit von Neuhaus. Der Haupt- mann Kysto entkam, aber achthundert Hussiten wurden erschlagen. Der Christen waren nur vierhundert Ungarn1) und ebensoviel Deutsche und Böhmen. Hierauf zogen sie wieder nach Budweis und blieben da von Michaelis bis auf St. Katharinentage. [25. No- vember.] Da sammelten die Hussiten ein Heer, zogen gegen Herrn Heinrich Kreyher nach Mähren, eroberten ein festes Schloß und fingen sein Weib und seine Kinder, die sie hinwegführten. 148. Wie der römische König Sigmund allen Fürsten, Herren und Rittern schrieb und eine Aufforderung an sie richtete. Als die Ketzerei zu groß wurde und der römische König nicht so dagegen handeln konnte als er gern gethan hätte wegen dringender Verhältnisse in seinem Königreiche Ungarn, wegen der Heiden und Türken, die in Ungarn großen Schaden an- richteten, wegen der Venetianer, die, wie sich deutlich fand, dazu verhalfen, daß die Heiden und Türken gegen den König ge kräftigt wurden, da sie Feinde des Königs und der ungarischen Krone waren, so sandte er an alle christlichen Herren und Fürsten, Grafen, Ritter und an alle Reichsstädte eine Aufforderung, die Du unten finden wirst.2) 1) Hdschr. pfaffen. — 2) Kap. 149 giebt in indirekter Rede die von Skalitz am 8. März ergangene Aufforderung des Königs ihn gegen die Hussiten zu unterstützen Er verspricht denen, die herbeieilen die eroberten Besitzthümer der Hussiten „zu rechtem Erb und Eigen“, doch unbeschadet seiner Lehnsherrenrechte.
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118 Eberhard Windecke. 150. Wie der König von Frankreich dem Könige von Eng- land seine Tochter gab. Im Jahre 1420 ward zwischen den Königen von Frankreich und England ein Tag gemacht, so daß diese einig und versöhnt wurden, und der König von Frankreich dem Könige von Eng land seine Tochter zur Ehe gab und die Normandie dazu. Daher führte dieser die Königin mit sich heim, und sie gebar ihm später einen Sohn. Diese Freundschaft war gegen den Dauphin gerichtet, infolge wovon sich großer, heftiger Krieg erhob, da der König von England die Normandie haben wollte, das Land aber nicht gern englisch war und sich widersetzte. Der König von England mußte also das Land mit Gewalt erobern und belagerte die Stadt Rouen so lange, daß ein Brot einen Böhm oder Groschen kostete, viele Leute vor Hunger umkamen, und sich die Stadt ergeben mußte. Hierauf zog der König von England wieder heim, wie Du unten wohl hören wirst. 151. Wie der Herr von Mailand durch eine Gesandtschaft dem Könige ein Schreiben überschickte. In dem oben erwähnten Jahre hatte der Herr von Mailand1) eine bevollmächtigte Gesandtschaft beim römischen Könige Sig- mund, um sich in Güte mit demselben zu einigen, wie er denn demselben geschworen hatte, daß er im Namen des römischen Königs gegen die Städte in der Lombardei ziehen und dieselben an Stelle des Reiches in seine Gewalt bringen werde, und wirklich bezwang er durch diese Erlaubniß viele Städte. Da dies ge schehen war, so hätte der Herzog mit seiner ganzen Macht gegen die Venetianer ziehen sollen: deshalb sandte der römische König Herrn Berner von Berne2) zum Herzog von Mailand, daß er ihm in dem Kriege beistehen sollte. Aber dieser that, wie es seine Art war und alle seine Worte waren lügenhaft, denn er schloß wider die Gelübde und schriftlichen Versprechen, die er dem römischen Könige geleistet hatte, mit den Venetianern einen 1) Vergl. 72, 84. — 2) Brunoro della Scala, Reichsvikar von Verona.
118 Eberhard Windecke. 150. Wie der König von Frankreich dem Könige von Eng- land seine Tochter gab. Im Jahre 1420 ward zwischen den Königen von Frankreich und England ein Tag gemacht, so daß diese einig und versöhnt wurden, und der König von Frankreich dem Könige von Eng land seine Tochter zur Ehe gab und die Normandie dazu. Daher führte dieser die Königin mit sich heim, und sie gebar ihm später einen Sohn. Diese Freundschaft war gegen den Dauphin gerichtet, infolge wovon sich großer, heftiger Krieg erhob, da der König von England die Normandie haben wollte, das Land aber nicht gern englisch war und sich widersetzte. Der König von England mußte also das Land mit Gewalt erobern und belagerte die Stadt Rouen so lange, daß ein Brot einen Böhm oder Groschen kostete, viele Leute vor Hunger umkamen, und sich die Stadt ergeben mußte. Hierauf zog der König von England wieder heim, wie Du unten wohl hören wirst. 151. Wie der Herr von Mailand durch eine Gesandtschaft dem Könige ein Schreiben überschickte. In dem oben erwähnten Jahre hatte der Herr von Mailand1) eine bevollmächtigte Gesandtschaft beim römischen Könige Sig- mund, um sich in Güte mit demselben zu einigen, wie er denn demselben geschworen hatte, daß er im Namen des römischen Königs gegen die Städte in der Lombardei ziehen und dieselben an Stelle des Reiches in seine Gewalt bringen werde, und wirklich bezwang er durch diese Erlaubniß viele Städte. Da dies ge schehen war, so hätte der Herzog mit seiner ganzen Macht gegen die Venetianer ziehen sollen: deshalb sandte der römische König Herrn Berner von Berne2) zum Herzog von Mailand, daß er ihm in dem Kriege beistehen sollte. Aber dieser that, wie es seine Art war und alle seine Worte waren lügenhaft, denn er schloß wider die Gelübde und schriftlichen Versprechen, die er dem römischen Könige geleistet hatte, mit den Venetianern einen 1) Vergl. 72, 84. — 2) Brunoro della Scala, Reichsvikar von Verona.
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Leben König Sigmunds. Kap. 150—157. 119 Frieden auf zehn Jahre. Wie er hernach handelte, wirst Du unten finden. 152. Wie der König Sigmund ein Heer sammeste und mit großer Macht gegen Böhmen zog und viele Herren aufforderte nach Böhmen zu kommen. In derselben Zeit vermehrten sich die Hussiten mehr und mehr. Daher sammelte der römische König ein Heer und zog abermals gegen die Hussiten und Ketzer nach Böhmen mit großer Macht. Da geriethen die Hussiten in große Besorgniß und schrieben Briefe an alle benachbarten Städte, wie der unten folgende lautet.1) 154. Wie die angesehensten Prager Bürger Gesandte zu König Sigmund schickten und ihm ihre Noth klagten. Zu der Zeit2) als die Hussiten in der Krone zu Böhmen großen Jammer und Leid anrichteten, wovon nicht der hundertste Theil zu erzählen ist, kamen die ehrbaren Bürger aus der Stadt Prag und der Krone Böhmen und schrieben ihre Noth dem Könige kläglich, wie unten folgt.3) 157. Wie der König nach Regensburg kam und die Herren und Fürsten aufforderte zu ihm zu kommen. Danach setzte der König im Jahre 14224) einen Tag nach Regensburg mit den Fürsten fest und kam am Montage vor Maria Magdalene [20. Juli] desselben Jahres selbst dahin. Die Fürsten aber waren in Nürnberg und wollten nicht nach Regens- 1) Kap. 153. Enthält ein Schreiben d. d. Prachatitz am Freitag vor Katharinentage gezeichnet von Johann Ziska, Chval von Machovic, Hauptmann vom Tabor und Jenic, Hauptmann von Prachatitz, in welchem die Städter aufgefordert wurden, ihre Beitritts- Erklärung zu den vier Prager Artikeln (Aschb. 11, 80) schriftlich abzugeben; widrigenfalls sie als Feinde Gottes und aller Brüder vom Tabor angesehen werden würden. Vergl. von Bezold 1, p. 130. — 2) Frühiahr 1422; Aschb. III, 145, vergl. III, 160, 46. — 3) In Kap. 155 klagen Bürger aus allen Theilen der Stadt Prag dem König Sigmund die Leiden, die sie haben erdulden müssen, und die in Kap. 156 näher dargelegt werden: Bei einem Tumult, der sich aus Anlaß der königlichen Anfrage, „ob die Prager Sigmund als König anerkennen wollten, oder nicht“, entwickelt habe, hätten sie aus Prag fliehen müssen. Später seien auch ihre Weiber und Kinder vertrieben worden, daher möge sich der König ihrer als Verbannter annehmen. — 4) Aschb. III, 149: 25. Juli 1422.
Leben König Sigmunds. Kap. 150—157. 119 Frieden auf zehn Jahre. Wie er hernach handelte, wirst Du unten finden. 152. Wie der König Sigmund ein Heer sammeste und mit großer Macht gegen Böhmen zog und viele Herren aufforderte nach Böhmen zu kommen. In derselben Zeit vermehrten sich die Hussiten mehr und mehr. Daher sammelte der römische König ein Heer und zog abermals gegen die Hussiten und Ketzer nach Böhmen mit großer Macht. Da geriethen die Hussiten in große Besorgniß und schrieben Briefe an alle benachbarten Städte, wie der unten folgende lautet.1) 154. Wie die angesehensten Prager Bürger Gesandte zu König Sigmund schickten und ihm ihre Noth klagten. Zu der Zeit2) als die Hussiten in der Krone zu Böhmen großen Jammer und Leid anrichteten, wovon nicht der hundertste Theil zu erzählen ist, kamen die ehrbaren Bürger aus der Stadt Prag und der Krone Böhmen und schrieben ihre Noth dem Könige kläglich, wie unten folgt.3) 157. Wie der König nach Regensburg kam und die Herren und Fürsten aufforderte zu ihm zu kommen. Danach setzte der König im Jahre 14224) einen Tag nach Regensburg mit den Fürsten fest und kam am Montage vor Maria Magdalene [20. Juli] desselben Jahres selbst dahin. Die Fürsten aber waren in Nürnberg und wollten nicht nach Regens- 1) Kap. 153. Enthält ein Schreiben d. d. Prachatitz am Freitag vor Katharinentage gezeichnet von Johann Ziska, Chval von Machovic, Hauptmann vom Tabor und Jenic, Hauptmann von Prachatitz, in welchem die Städter aufgefordert wurden, ihre Beitritts- Erklärung zu den vier Prager Artikeln (Aschb. 11, 80) schriftlich abzugeben; widrigenfalls sie als Feinde Gottes und aller Brüder vom Tabor angesehen werden würden. Vergl. von Bezold 1, p. 130. — 2) Frühiahr 1422; Aschb. III, 145, vergl. III, 160, 46. — 3) In Kap. 155 klagen Bürger aus allen Theilen der Stadt Prag dem König Sigmund die Leiden, die sie haben erdulden müssen, und die in Kap. 156 näher dargelegt werden: Bei einem Tumult, der sich aus Anlaß der königlichen Anfrage, „ob die Prager Sigmund als König anerkennen wollten, oder nicht“, entwickelt habe, hätten sie aus Prag fliehen müssen. Später seien auch ihre Weiber und Kinder vertrieben worden, daher möge sich der König ihrer als Verbannter annehmen. — 4) Aschb. III, 149: 25. Juli 1422.
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120 Eberhard Windecke. burg, obgleich der Tag dorthin berufen war, König Sigmund dagegen wollte nicht nach Nürnberg. Er schickte also Johann Gara, den Bruder des Großgrafen, und den Grafen von Hohen lohe1) einen braven Herren, zu den Fürsten und begehrte, daß man nach Regensburg käme, da ja der Tag dorthin berufen sei; doch konnte es nicht dazu kommen. Doch hatten sie Sorge, daß der König, wenn sie seinen Willen nicht thäten, auf der Donau hinweg führe. Sie wagten aber nicht dies auszusprechen. Daß sie nicht gen Regensburg kommen wollten, erregte im Könige großen Zorn, doch rief er um des gemeinsamen Wohles der Christenheit willen, Böhmen, Ungarn, Deutsche zu sich und fragte öffentlich in seiner Wohnung was sie riethen: Ob er zu den Fürsten reiten solle, oder ob sie nicht billiger ihm folgen sollten. Sie alle sagten, es wäre billiger, daß die Fürsten ihm nachfolgten, wohin er wolle, doch damit man ihm nicht Schuld geben könne, als wolle er damit2) die Hussiten fördern, so möge er zu jenen ziehen. So begab sich denn der König zu ihnen nach Nürnberg. Hier waren sie wohl fünf Wochen und es wurden viele Verhandlungen gepflogen, bis man den Herzog von Heidelberg und darauf den Markgrafen von Brandenburg mit dem Könige aussöhnte. Denn der König redete dem Markgrafen gar Uebeles nach.3) So ward die Ver- söhnung zwischen allen Fürsten zu Stande gebracht. Da ward auch ausgemacht, daß man gegen die Hussiten ziehen solle. Daher beschlossen die Fürsten, daß man den hundertsten Pfennig nehmen und davon den Sold zahlen solle. Das wollten die Städte nicht, denn wenn das geschehen wäre, so hätten die Fürsten die Macht der Städte kennen gelernt, und das sahen diese wohl ein. Daher wurde für jede Reichsstadt und für manche4) Fürsten eine Ma 1) Aschb. 111, 149 und von Bezold I, 87 nennen ihn Ulrich von H., ohne diese An- gabe zu begründen. An sich liegt es näher an Albrecht I. v H, den Rath Sigmunds zu denken. — 2: Durch sein Nichterscheinen in Nürnberg. — 3) Aschb 111, 150, 11; vergl. 145 fin. — 4) Manche Fürsten, denn die schon im Kriege befindlichen wurden nicht in die Matrikel aufgenommen, andere zahlten freiwillig den 100. Pfennig. Aschb. 111, 154 fin., von Bezold 1, 91.
120 Eberhard Windecke. burg, obgleich der Tag dorthin berufen war, König Sigmund dagegen wollte nicht nach Nürnberg. Er schickte also Johann Gara, den Bruder des Großgrafen, und den Grafen von Hohen lohe1) einen braven Herren, zu den Fürsten und begehrte, daß man nach Regensburg käme, da ja der Tag dorthin berufen sei; doch konnte es nicht dazu kommen. Doch hatten sie Sorge, daß der König, wenn sie seinen Willen nicht thäten, auf der Donau hinweg führe. Sie wagten aber nicht dies auszusprechen. Daß sie nicht gen Regensburg kommen wollten, erregte im Könige großen Zorn, doch rief er um des gemeinsamen Wohles der Christenheit willen, Böhmen, Ungarn, Deutsche zu sich und fragte öffentlich in seiner Wohnung was sie riethen: Ob er zu den Fürsten reiten solle, oder ob sie nicht billiger ihm folgen sollten. Sie alle sagten, es wäre billiger, daß die Fürsten ihm nachfolgten, wohin er wolle, doch damit man ihm nicht Schuld geben könne, als wolle er damit2) die Hussiten fördern, so möge er zu jenen ziehen. So begab sich denn der König zu ihnen nach Nürnberg. Hier waren sie wohl fünf Wochen und es wurden viele Verhandlungen gepflogen, bis man den Herzog von Heidelberg und darauf den Markgrafen von Brandenburg mit dem Könige aussöhnte. Denn der König redete dem Markgrafen gar Uebeles nach.3) So ward die Ver- söhnung zwischen allen Fürsten zu Stande gebracht. Da ward auch ausgemacht, daß man gegen die Hussiten ziehen solle. Daher beschlossen die Fürsten, daß man den hundertsten Pfennig nehmen und davon den Sold zahlen solle. Das wollten die Städte nicht, denn wenn das geschehen wäre, so hätten die Fürsten die Macht der Städte kennen gelernt, und das sahen diese wohl ein. Daher wurde für jede Reichsstadt und für manche4) Fürsten eine Ma 1) Aschb. 111, 149 und von Bezold I, 87 nennen ihn Ulrich von H., ohne diese An- gabe zu begründen. An sich liegt es näher an Albrecht I. v H, den Rath Sigmunds zu denken. — 2: Durch sein Nichterscheinen in Nürnberg. — 3) Aschb 111, 150, 11; vergl. 145 fin. — 4) Manche Fürsten, denn die schon im Kriege befindlichen wurden nicht in die Matrikel aufgenommen, andere zahlten freiwillig den 100. Pfennig. Aschb. 111, 154 fin., von Bezold 1, 91.
Strana 121
Leben König Sigmunds. Kap. 157. 121 trikel aufgestellt. Als die Sühne angenommen war, wurde der Markgraf von Brandenburg gewählt und ihm das beste Banner gegeben und in der St. Sebalduskirche zu Nürnberg eingesegnet am Tage purificationis Mariae 1422.1) Darauf schrieben die Fürsten und Vertreter der Städte von Nürnberg die Heeresversammlung aus auf Allerheiligen [1. November]. Es kamen aber wenig Truppen dahin. Damals starb der von Sachsen, 2) und der Mark- graf von Brandenburg zog vom Kriegsschauplatze in Böhmen nach Sachsen und nahn einen Theil des Landes ein. Daher begab sich Apel Vizthum, [Obermarschall] des Grafen von Meißen, vom Wissehrad nach Ungarn zum römischen Könige und bat, daß man mit dem ledig gewordenen Lande den Herzog Friedrich von Meißen belehne. Aber auch Herzog Heinrich von Sachsen 3) kam zum Könige Sigmund und beklagte sich bitter, daß sein väterliches Erbe weggegeben sei. Daher überließ der König die Entscheidung den Kurfürsten, und diese machten einen Tag zu Frankfurt auf Montag nach Petri und Pauli 1423. In demselben Jahre, als der König zu Regensburg war, hatte ich wohl erfahren, daß der Alte zu EEchtzeller4) gestorben war, und daß ein Lehen erledigt war. Hiermit mich zu be- lehnen bat ich den römischen König und ich besitze hierüber die gesiegelten Urkunden seiner Majestät. Dazu versprachen ihm der Bischof von Mainz, Graf Philipp und Graf Adolf von Nassau schriftlich, daß sie mich in meinen Rechten erhalten wollten. Aber mein Herr, in dessen Dienste ich später trat, der Rhein- graf und Bischof von Mainz, Konrad, ein gar stattlicher Herr, verzögerte die Sache so lange, daß ich am Freitage vor Palmarum 1423 aufsaß und nach Ungarn zu unserm Herrn, dem Könige, ritt. Ich brachte zwei Briefe zurück, einen an unsern Herrn von 1) Aschb. III, 155, 23, Datum falsch, es war am 4. September, also ist wohl nativi- tatis (8. September) zu lesen. Vergl. von Bezold I, 16. — 2) Albrecht III, der letzte As- kanier, vor dem 12. November; von Bezold I. 123, 2. — 3) Es ist wohl Erich von S. Lauen- burg gemeint, vergl Kap. 159. — 4) Droysen 175. Der Alte hieß: Johann Gelthus, genannt Echtzeller.
Leben König Sigmunds. Kap. 157. 121 trikel aufgestellt. Als die Sühne angenommen war, wurde der Markgraf von Brandenburg gewählt und ihm das beste Banner gegeben und in der St. Sebalduskirche zu Nürnberg eingesegnet am Tage purificationis Mariae 1422.1) Darauf schrieben die Fürsten und Vertreter der Städte von Nürnberg die Heeresversammlung aus auf Allerheiligen [1. November]. Es kamen aber wenig Truppen dahin. Damals starb der von Sachsen, 2) und der Mark- graf von Brandenburg zog vom Kriegsschauplatze in Böhmen nach Sachsen und nahn einen Theil des Landes ein. Daher begab sich Apel Vizthum, [Obermarschall] des Grafen von Meißen, vom Wissehrad nach Ungarn zum römischen Könige und bat, daß man mit dem ledig gewordenen Lande den Herzog Friedrich von Meißen belehne. Aber auch Herzog Heinrich von Sachsen 3) kam zum Könige Sigmund und beklagte sich bitter, daß sein väterliches Erbe weggegeben sei. Daher überließ der König die Entscheidung den Kurfürsten, und diese machten einen Tag zu Frankfurt auf Montag nach Petri und Pauli 1423. In demselben Jahre, als der König zu Regensburg war, hatte ich wohl erfahren, daß der Alte zu EEchtzeller4) gestorben war, und daß ein Lehen erledigt war. Hiermit mich zu be- lehnen bat ich den römischen König und ich besitze hierüber die gesiegelten Urkunden seiner Majestät. Dazu versprachen ihm der Bischof von Mainz, Graf Philipp und Graf Adolf von Nassau schriftlich, daß sie mich in meinen Rechten erhalten wollten. Aber mein Herr, in dessen Dienste ich später trat, der Rhein- graf und Bischof von Mainz, Konrad, ein gar stattlicher Herr, verzögerte die Sache so lange, daß ich am Freitage vor Palmarum 1423 aufsaß und nach Ungarn zu unserm Herrn, dem Könige, ritt. Ich brachte zwei Briefe zurück, einen an unsern Herrn von 1) Aschb. III, 155, 23, Datum falsch, es war am 4. September, also ist wohl nativi- tatis (8. September) zu lesen. Vergl. von Bezold I, 16. — 2) Albrecht III, der letzte As- kanier, vor dem 12. November; von Bezold I. 123, 2. — 3) Es ist wohl Erich von S. Lauen- burg gemeint, vergl Kap. 159. — 4) Droysen 175. Der Alte hieß: Johann Gelthus, genannt Echtzeller.
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122 Eberhard Windecke. Mainz, den andern an die Mannen zu Friedberg, von dem Du hier Abschrift1) findest. Damals am Charfreitag 1423 zog König Sigmund wieder aus Böhmen.2) 158. Wie der König Sigmund, der König von Polen und viele andere Herren zusammenkamen. In der Palmwoche des Jahres 1423 wurde ein Tag zwischen dem König Sigmund und dem König von Polen3) gemacht, zu dem auch Markgraf Friedrich von Brandenburg, Herzog Witold, Graf Dispot4) Benedictus, Herzog Heinrich von Landshut, der Bischof von Passau, Georg von Hohenlohe, Graf Adolf von Nassau und für den Erzbischof von Mainz Graf Michel von Wertheim kamen. Da berichtete der König von Polen, daß er den Hussiten nicht beigestanden hätte, noch ihrer Bosheit helfen wolle, sondern sie hätten ihm schriftliche und mündliche Versprechungen gemacht. Als er bemerkt hätte, daß daraus nichts wurde, hätte sein Vetter die Hussiten verlassen. So kam eine Einigung zwischen den beiden Königen auf ihre Lebenszeit zu Stande, unter der Bedingung, daß der König von Polen dem Könige Sigmund auf St. Jakobs tag [25. Juli] 1423 mit 30000 Mann gegen die Hussiten zu Hilfe ziehen sollte — Zu Pfingsten des genannten Jahres zog ich, Eberhard Windecke, von Kaschau in Ungarn wieder an den Rhein zu meinen Brüdern und Freunden. — In der Fastenzeit hatten die Kurfürsten einen Tag zu Boppard5) gemacht. Hier legte der Bischof Konrad, welcher vom Könige Sigmund in Nürnberg in dem obengenannten Jahre zum Statthalter gemacht worden war,6) seine Würde nieder. Hierauf wurde ein Tag. nach Frankfurt gemacht, wie oben geschrieben steht, und da hier kein Ende erreicht ward, wurde ein anderer Tag auf Bartholo- mäustag [24. August] bestimmt; was dann festgesetzt wurde, findet man unten. Daß aber auf dem Tage nichts erreicht 1) Diese fehlt — 2) Sigmund war 1423 stets in Ungarn. — 3) Zu Käsmark, Asch- bach III, 178. — 4) Vergl. zu 20, 6. — 5) Aschb. III, 182 und 230, Februar 1423. — 6) Vergl. Kap. 174 fin.; 176.
122 Eberhard Windecke. Mainz, den andern an die Mannen zu Friedberg, von dem Du hier Abschrift1) findest. Damals am Charfreitag 1423 zog König Sigmund wieder aus Böhmen.2) 158. Wie der König Sigmund, der König von Polen und viele andere Herren zusammenkamen. In der Palmwoche des Jahres 1423 wurde ein Tag zwischen dem König Sigmund und dem König von Polen3) gemacht, zu dem auch Markgraf Friedrich von Brandenburg, Herzog Witold, Graf Dispot4) Benedictus, Herzog Heinrich von Landshut, der Bischof von Passau, Georg von Hohenlohe, Graf Adolf von Nassau und für den Erzbischof von Mainz Graf Michel von Wertheim kamen. Da berichtete der König von Polen, daß er den Hussiten nicht beigestanden hätte, noch ihrer Bosheit helfen wolle, sondern sie hätten ihm schriftliche und mündliche Versprechungen gemacht. Als er bemerkt hätte, daß daraus nichts wurde, hätte sein Vetter die Hussiten verlassen. So kam eine Einigung zwischen den beiden Königen auf ihre Lebenszeit zu Stande, unter der Bedingung, daß der König von Polen dem Könige Sigmund auf St. Jakobs tag [25. Juli] 1423 mit 30000 Mann gegen die Hussiten zu Hilfe ziehen sollte — Zu Pfingsten des genannten Jahres zog ich, Eberhard Windecke, von Kaschau in Ungarn wieder an den Rhein zu meinen Brüdern und Freunden. — In der Fastenzeit hatten die Kurfürsten einen Tag zu Boppard5) gemacht. Hier legte der Bischof Konrad, welcher vom Könige Sigmund in Nürnberg in dem obengenannten Jahre zum Statthalter gemacht worden war,6) seine Würde nieder. Hierauf wurde ein Tag. nach Frankfurt gemacht, wie oben geschrieben steht, und da hier kein Ende erreicht ward, wurde ein anderer Tag auf Bartholo- mäustag [24. August] bestimmt; was dann festgesetzt wurde, findet man unten. Daß aber auf dem Tage nichts erreicht 1) Diese fehlt — 2) Sigmund war 1423 stets in Ungarn. — 3) Zu Käsmark, Asch- bach III, 178. — 4) Vergl. zu 20, 6. — 5) Aschb. III, 182 und 230, Februar 1423. — 6) Vergl. Kap. 174 fin.; 176.
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Leben König Sigmunds. Kap. 157 u. 158. 123 wurde, und daß die Fürsten nicht alle zusammenkamen, das war die Folge von Reinalds von Geldern Tode, welcher vor St. Peter und Pauls Tage [29. Juni] 14231) im Felde von ungefähr ohne Erben verstorben war. Daher wollte der Herzog von Berg Jülich und Geldern haben. Die Jülicher einigten sich auch dahin, daß sie dem Herzoge von Berg schwuren, ihn als Erb- herrn anzusehen, wenn Niemand nähere Ansprüche an das Land hätte. Ebenso traten die Landstände von Geldern zusammen, und Herren, Mannen und Städte kamen überein, daß sie den rechten Erben haben und einmüthig bei ihm bleiben wollten. Dies geschah. Sie erkannten aber, daß die nächsten Erben die Kinder des Herrn Johann von Egmont seien, nahmen dessen ältesten Sohn, Herrn Arnold, machten ihn zum Herrn und Herzog von Geldern, leisteten den Eid und hielten ihn. In- zwischen beabsichtigten die Kurfürsten einen andern Tag zu Frank- furt auf Bartholomäustag [24. August] zu machen, welcher später auch zu Stande kam. Da kam zum Bischof Konrad von Mainz eine Gesandtschaft des Herrn Johann von Egmont wegen seines Sohnes, der neu im Lande Geldern erwählt war: denn der von Egmont, der Vater des Herzogs von Geldern, und der Bischof Konrad von Mainz. ein Rheingraf, waren Schwesterkinder, und des Grafen Friedrich von Leiningen Sohn war ihrer Mutter Bruder, und desselben Grafen Friedrichs Ahnherr war ein Graf von Jülich. Daher glaubte man, daß sie besseres Recht auf das Land Jülich hätten, als der Herzog von Berg. Also sandte der Bischof Konrad von Mainz seinen Schreiber Dietrich nach mir, Eberhard Windecke, daß ich von Eltvill2) zu Sr. Gnade nach Hochheim kommen solle.3) Dies that ich, und als ich angekommen war, mußte ich essen. Danach kam Sr. Gnade zu mir mit unerwarteten Dingen und begehrte, daß ich ihm zu Gefallen nach 1) Reinald starb am 25. Juni 1423, vergl. Kap. 178b, 202, 203, 205, 216; Aschb. III, 235 sq. — 2) H. eltuil; G. elaul; ersteres unzweifelhaft Eltville, womit Droysen's Com- binationen, p. 176, 1, hinfällig werden. — 3) Vergl. Kap. 178b, 201, 203, 205, 213 fin.
Leben König Sigmunds. Kap. 157 u. 158. 123 wurde, und daß die Fürsten nicht alle zusammenkamen, das war die Folge von Reinalds von Geldern Tode, welcher vor St. Peter und Pauls Tage [29. Juni] 14231) im Felde von ungefähr ohne Erben verstorben war. Daher wollte der Herzog von Berg Jülich und Geldern haben. Die Jülicher einigten sich auch dahin, daß sie dem Herzoge von Berg schwuren, ihn als Erb- herrn anzusehen, wenn Niemand nähere Ansprüche an das Land hätte. Ebenso traten die Landstände von Geldern zusammen, und Herren, Mannen und Städte kamen überein, daß sie den rechten Erben haben und einmüthig bei ihm bleiben wollten. Dies geschah. Sie erkannten aber, daß die nächsten Erben die Kinder des Herrn Johann von Egmont seien, nahmen dessen ältesten Sohn, Herrn Arnold, machten ihn zum Herrn und Herzog von Geldern, leisteten den Eid und hielten ihn. In- zwischen beabsichtigten die Kurfürsten einen andern Tag zu Frank- furt auf Bartholomäustag [24. August] zu machen, welcher später auch zu Stande kam. Da kam zum Bischof Konrad von Mainz eine Gesandtschaft des Herrn Johann von Egmont wegen seines Sohnes, der neu im Lande Geldern erwählt war: denn der von Egmont, der Vater des Herzogs von Geldern, und der Bischof Konrad von Mainz. ein Rheingraf, waren Schwesterkinder, und des Grafen Friedrich von Leiningen Sohn war ihrer Mutter Bruder, und desselben Grafen Friedrichs Ahnherr war ein Graf von Jülich. Daher glaubte man, daß sie besseres Recht auf das Land Jülich hätten, als der Herzog von Berg. Also sandte der Bischof Konrad von Mainz seinen Schreiber Dietrich nach mir, Eberhard Windecke, daß ich von Eltvill2) zu Sr. Gnade nach Hochheim kommen solle.3) Dies that ich, und als ich angekommen war, mußte ich essen. Danach kam Sr. Gnade zu mir mit unerwarteten Dingen und begehrte, daß ich ihm zu Gefallen nach 1) Reinald starb am 25. Juni 1423, vergl. Kap. 178b, 202, 203, 205, 216; Aschb. III, 235 sq. — 2) H. eltuil; G. elaul; ersteres unzweifelhaft Eltville, womit Droysen's Com- binationen, p. 176, 1, hinfällig werden. — 3) Vergl. Kap. 178b, 201, 203, 205, 213 fin.
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124 Eberhard Windecke. Geldern zu seinem Neffen reiten möchte und dann mit diesem weiter zu unserm Herrn, dem König Sigmund. Da sandte ich zu meinem Herrn zu Mainz und that es. — Als ich hieraus nach Geldern und Lubech1) kam, ward ich wohl empfangen und war dann wohl vierzehn Tage zu Arnheim und dann zu Nym- wegen. Am Abend von Mariae assumptionis gab mir Herzog Arnold einen stattlichen Hengst, den ich meinem Herrn von Mainz bringen sollte, wie ich auch that, und dreihundert Gulden werth war: wäre er meine gewesen, so hätte er mir dreihundert Gulden gegolten oder drei Jahre meinen Hafer fressen sollen. Danach schenkte mir mein Herr von Geldern einen stattlichen Hengst, der wohl 70 Gulden werth war. Dann ritt er wieder hinaus gen Mainz, kam am Bartholomäustage [24. August] nach Frank- furt und erzählte meinem Herrn von Mainz, wie alle Sachen — ständen. Der oben erwähnte Tag zu Frankfurt war zu Stande ge- kommen, aber nicht durch alle Fürsten. Es waren am Bartholo- mäustage [24. August] 1423 zu Frankfurt: Bischof Konrad von Mainz, ein Rheingraf; der Bischof von Trier, ein Graf von Ziegen- hain; Herzog Ludwig von Heidelberg; die Bischöfe von Würzburg, Speier und Worms; Herzog Ludwigs Sohn, Herzog Ruprecht; der junge Graf von Würtemberg; Graf von Solms, zwei Herren von Hanau, zwei von Wertheim; zwei von Isenburg; die beiden Frommen von Kronenberg, mit Walther und seinem Sohne; zwei von Ziegenhain; der Graf von Waldeck; der Graf von Spon- heim; der von Veldenz, zwei von Katzenellenbogen, der von Sayn; der zu Westerburg; dazu die Räthe des Markgrafen von Branden burg und des Erzbischofs von Köln; des Markgrafen Friedrich von Meißen Rath Schenk von Sayda; Herzog Albrecht von Sachsen — dessen Bruder wurde das Land Sachsen zugesprochen, 1) Vergl. 178 b, das heutige Lobith, vergl. Halma Toneel der Nederlanden II, 54, Leenwaarden 1725: Lobede is een beroemt Tolhuis by het Dorp, dat hedendags noch Lobet en Lobek word genaamt.
124 Eberhard Windecke. Geldern zu seinem Neffen reiten möchte und dann mit diesem weiter zu unserm Herrn, dem König Sigmund. Da sandte ich zu meinem Herrn zu Mainz und that es. — Als ich hieraus nach Geldern und Lubech1) kam, ward ich wohl empfangen und war dann wohl vierzehn Tage zu Arnheim und dann zu Nym- wegen. Am Abend von Mariae assumptionis gab mir Herzog Arnold einen stattlichen Hengst, den ich meinem Herrn von Mainz bringen sollte, wie ich auch that, und dreihundert Gulden werth war: wäre er meine gewesen, so hätte er mir dreihundert Gulden gegolten oder drei Jahre meinen Hafer fressen sollen. Danach schenkte mir mein Herr von Geldern einen stattlichen Hengst, der wohl 70 Gulden werth war. Dann ritt er wieder hinaus gen Mainz, kam am Bartholomäustage [24. August] nach Frank- furt und erzählte meinem Herrn von Mainz, wie alle Sachen — ständen. Der oben erwähnte Tag zu Frankfurt war zu Stande ge- kommen, aber nicht durch alle Fürsten. Es waren am Bartholo- mäustage [24. August] 1423 zu Frankfurt: Bischof Konrad von Mainz, ein Rheingraf; der Bischof von Trier, ein Graf von Ziegen- hain; Herzog Ludwig von Heidelberg; die Bischöfe von Würzburg, Speier und Worms; Herzog Ludwigs Sohn, Herzog Ruprecht; der junge Graf von Würtemberg; Graf von Solms, zwei Herren von Hanau, zwei von Wertheim; zwei von Isenburg; die beiden Frommen von Kronenberg, mit Walther und seinem Sohne; zwei von Ziegenhain; der Graf von Waldeck; der Graf von Spon- heim; der von Veldenz, zwei von Katzenellenbogen, der von Sayn; der zu Westerburg; dazu die Räthe des Markgrafen von Branden burg und des Erzbischofs von Köln; des Markgrafen Friedrich von Meißen Rath Schenk von Sayda; Herzog Albrecht von Sachsen — dessen Bruder wurde das Land Sachsen zugesprochen, 1) Vergl. 178 b, das heutige Lobith, vergl. Halma Toneel der Nederlanden II, 54, Leenwaarden 1725: Lobede is een beroemt Tolhuis by het Dorp, dat hedendags noch Lobet en Lobek word genaamt.
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Leben König Sigmunds. Kap. 158—174. 125 mit dem König Sigmund den Herzog Friedrich von Meißen be- lehnt hatte; — ferner wohl 72 Räthe von Reichsstädten. Es sollte da ein Landfriede gemacht werden, aber die Ritter und die schwäbischen und elsässischen Städte wollten nicht. So trennten sie sich: wie es hernach ging, findest Du unten.1) 174. Diese wollen den hundertsten Pfennig zahlen.2) Als nun in der Stadt Nürnberg dieser Anschlag zum Zuge gegen die Hussiten und Ketzer in Böhmen gemacht war, wie Du oben geschrieben findest, wurde dem Markgrafen Friedrich das Banner des Papstes gesegnet und ihn empfohlen, es zu führen, wie ebenfalls oben3) erzählt ist. Hierauf zog der Markgraf gen Böhmen, König Sigmund aber beschloß mit einigen Fürsten und seinen Räthen den Bischof Konrad von Mainz zum Statthalter des römischen Reiches4) zu machen, damit er die Herren und Städte des römischen Reiches versehe und verwalte und das Reich in Frieden bleiben könne: denn der römische König mußte wiederum nach Ungarn, da die Türken dies Königreich bedrohten und auch die Venetianer mit ihm Krieg führten. Auch mußte er sich rüsten gegen die Hussiten und Ketzer zu ziehen; daher mußte er heim. Als die Fürsten von Nürnberg schieden, ritt Bischof Konrad an den Rhein und ließ eine Versammlung von Fürsten, Herren und Städten nach Worms ausschreiben, um zu vernehmen, ob sie ihn zum Stadthalter haben und als solchen halten wollten, wie auch der römische König demselben befohlen und ihn mündlich und in Urkunden dazu gemacht habe. Aus den Tag nach Worms kamen die unten bezeichneten Herren, Grafen und Städte zum Erzbischof Konrad: der Markgraf von Baden, der Markgraf von Sponheim, zwei Grafen von Leiningen, zwei Rheingrafen, zwei Grafen von Wertheim, zwei Grafen von Nassau; ein Graf von Veldenz; ein Herr von Eppstein; ein 1) Die folgenden Kapitel 159—163 geben die Präsenzliste des Frankfurter Reichstages von 1422. Kapitel 164—173 enthalten die Reichsmatrikel vom Jahre 1422, erstere ist nach Windecke gedruckt D. R. A. VIII, 220 sq., letztere (auch nach anderen Quellen) ebd. S. 156 sq. — 2) Ueberschrift verkehrt. — 3) Kap. 157 p. m. — 4) Cf. 158 med.
Leben König Sigmunds. Kap. 158—174. 125 mit dem König Sigmund den Herzog Friedrich von Meißen be- lehnt hatte; — ferner wohl 72 Räthe von Reichsstädten. Es sollte da ein Landfriede gemacht werden, aber die Ritter und die schwäbischen und elsässischen Städte wollten nicht. So trennten sie sich: wie es hernach ging, findest Du unten.1) 174. Diese wollen den hundertsten Pfennig zahlen.2) Als nun in der Stadt Nürnberg dieser Anschlag zum Zuge gegen die Hussiten und Ketzer in Böhmen gemacht war, wie Du oben geschrieben findest, wurde dem Markgrafen Friedrich das Banner des Papstes gesegnet und ihn empfohlen, es zu führen, wie ebenfalls oben3) erzählt ist. Hierauf zog der Markgraf gen Böhmen, König Sigmund aber beschloß mit einigen Fürsten und seinen Räthen den Bischof Konrad von Mainz zum Statthalter des römischen Reiches4) zu machen, damit er die Herren und Städte des römischen Reiches versehe und verwalte und das Reich in Frieden bleiben könne: denn der römische König mußte wiederum nach Ungarn, da die Türken dies Königreich bedrohten und auch die Venetianer mit ihm Krieg führten. Auch mußte er sich rüsten gegen die Hussiten und Ketzer zu ziehen; daher mußte er heim. Als die Fürsten von Nürnberg schieden, ritt Bischof Konrad an den Rhein und ließ eine Versammlung von Fürsten, Herren und Städten nach Worms ausschreiben, um zu vernehmen, ob sie ihn zum Stadthalter haben und als solchen halten wollten, wie auch der römische König demselben befohlen und ihn mündlich und in Urkunden dazu gemacht habe. Aus den Tag nach Worms kamen die unten bezeichneten Herren, Grafen und Städte zum Erzbischof Konrad: der Markgraf von Baden, der Markgraf von Sponheim, zwei Grafen von Leiningen, zwei Rheingrafen, zwei Grafen von Wertheim, zwei Grafen von Nassau; ein Graf von Veldenz; ein Herr von Eppstein; ein 1) Die folgenden Kapitel 159—163 geben die Präsenzliste des Frankfurter Reichstages von 1422. Kapitel 164—173 enthalten die Reichsmatrikel vom Jahre 1422, erstere ist nach Windecke gedruckt D. R. A. VIII, 220 sq., letztere (auch nach anderen Quellen) ebd. S. 156 sq. — 2) Ueberschrift verkehrt. — 3) Kap. 157 p. m. — 4) Cf. 158 med.
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126 Eberhard Windecke. Graf von Reinecke; ein Herr von Usenburg; ein Herr von Westerburg; Junker Ludemann von Lichtenberg; Schenk Konrad von Erbach. 175. Das sind die von Mainz, welche man unserm Herrn dem Könige Sigmund nach Böhmen gegen die Hussiten senden soll. Die genannten Fürsten, Herren und Städte wurden gefragt und mit ihnen besprochen, ob sie den Bischof Konrad von Mainz für einen Statthalter des Reiches halten wollten, wie der römische König befohlen und festgesetzt und wie er sie mündlich [und] in seinen Briefen gebeten habe. Da besprachen sich die Herren und Städte und erwiderten, sie wollten sich bedenken und diese Frage ihren Freunden vorlegen und dann Sr. Gnade Antwort geben. 176. Wie Herzog Ludwig auf Geheiß des Papstes und des römischen Königs mit seiner Begleitung nach Preußen ritt. Zu der Zeit war Herzog Ludwig von Heidelberg auf Ge- heiß des Papstes, des Kardinals Placentius, des Königs Sig- mund und anderer Fürsten von der Versammlung zu Nürnberg nach Preußen geritten, um daselbst zu versuchen durch Verhandlungen freundschaftlich oder mit ernstlichem Gebote des Papstes und Königs Frieden zwischen dem König von Polen einerseits und den Deutschherren anderseits zu Stande zu bringen. Als das gelungen war, ritt Herzog Wilhelm Ludwig von Heidelberg zum römischen Könige nach Preßburg in Ungarn, um mit ihm wegen der Statthalterschaft zu reden, welches Amt der König dem Bischof Konrad übertragen hatte.1) Darauf aber wurde ihm keine Antwort, doch schenkte der König Sigmund dem Herzoge 1000 Gulden und verschrieb ihm die auf der Landvoigtei in Elsasse. Hierauf ritt der Herzog Ludwig wieder an den Rhein und war sehr ärgerlich darüber, daß Bischof Konrad Statthalter sein werde. Er schrieb daher den Reichsstädten, daß sie dem Bischof Konrad nicht gehorsam sein sollten in seinem Statthalter- amte. Der Herzog meinte nämlich, daß es Niemand billiger 1) Vergl Kap. 158, 174, 175.
126 Eberhard Windecke. Graf von Reinecke; ein Herr von Usenburg; ein Herr von Westerburg; Junker Ludemann von Lichtenberg; Schenk Konrad von Erbach. 175. Das sind die von Mainz, welche man unserm Herrn dem Könige Sigmund nach Böhmen gegen die Hussiten senden soll. Die genannten Fürsten, Herren und Städte wurden gefragt und mit ihnen besprochen, ob sie den Bischof Konrad von Mainz für einen Statthalter des Reiches halten wollten, wie der römische König befohlen und festgesetzt und wie er sie mündlich [und] in seinen Briefen gebeten habe. Da besprachen sich die Herren und Städte und erwiderten, sie wollten sich bedenken und diese Frage ihren Freunden vorlegen und dann Sr. Gnade Antwort geben. 176. Wie Herzog Ludwig auf Geheiß des Papstes und des römischen Königs mit seiner Begleitung nach Preußen ritt. Zu der Zeit war Herzog Ludwig von Heidelberg auf Ge- heiß des Papstes, des Kardinals Placentius, des Königs Sig- mund und anderer Fürsten von der Versammlung zu Nürnberg nach Preußen geritten, um daselbst zu versuchen durch Verhandlungen freundschaftlich oder mit ernstlichem Gebote des Papstes und Königs Frieden zwischen dem König von Polen einerseits und den Deutschherren anderseits zu Stande zu bringen. Als das gelungen war, ritt Herzog Wilhelm Ludwig von Heidelberg zum römischen Könige nach Preßburg in Ungarn, um mit ihm wegen der Statthalterschaft zu reden, welches Amt der König dem Bischof Konrad übertragen hatte.1) Darauf aber wurde ihm keine Antwort, doch schenkte der König Sigmund dem Herzoge 1000 Gulden und verschrieb ihm die auf der Landvoigtei in Elsasse. Hierauf ritt der Herzog Ludwig wieder an den Rhein und war sehr ärgerlich darüber, daß Bischof Konrad Statthalter sein werde. Er schrieb daher den Reichsstädten, daß sie dem Bischof Konrad nicht gehorsam sein sollten in seinem Statthalter- amte. Der Herzog meinte nämlich, daß es Niemand billiger 1) Vergl Kap. 158, 174, 175.
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Leben König Sigmunds. Kap. 174—177. 127 wäre, als er, da er darüber gute Urkunden hatte, daß es ihm vom heiligen Reiche zugesagt war. Wirklich wurden die Städte eins, daß sie Niemand gehorchen noch huldigen wollten bis auf einen redlichen Austrag. Daher hielten die Fürsten viele Tage hierüber Rath, bis zuletzt Bischof Konrad seine Würde ohne Wissen und Willen des römischen Königs niederlegte, worüber denn dieser etwas sehr unwillig auf den Bischof wurde.1) In der Zeit mehrten sich die Hussiten mehr und mehr, so daß ihre Macht sehr groß wurde. Daher zog Herzog Sigmund von Polen zum zweitenmale nach Böhmen mit etwa 1500 Polen und hielt es mit den Hussiten wider sein Gelübde und das Wort, das er dem römischen Könige zu Krakau2) bei der Krönung der Gemahlin des Königs Ladislaus gegeben hatte. Hierauf schrieb er an den Herzog Albrecht von Oesterreich den Brief den Du hier findest. 177. Wie Herzog Sigmund von Polen dem Könige Sigmund und denen von Destreich einen Brief zusandte. Wir Sigmund, von Gottes Gnaden littauischer Herzog und geforderter und erwählter König des Königreiches Böhmen und der Markgrafschaft Mähren, legen mit allen unseren Dienern und Helfern gegenüber Dir durchlauchtigster König Sigmund, un- garischer König, und gegenüber dem österreichischen Herzoge Albrecht Verwahrung ein Betreffs der vier Stücke, un deren Willen sich die böhmischen und mährischen Völker erhoben haben, und besonders Betreffs der Empfangung des heiligen Sakramentes des Leibes und Blutes unseres Herrn Jesu Christi, dessen [rechte] Erkenntniß der himmlische Vater dem böhmischen und mährischen Volke durch die Gabe des heiligen Geistes geoffenbaret hat. Ueber die vier Stücke hat das böhmische und mährische Volk ordentliche Disputation verlangt und verlangt sie noch heutigen Tages, und da Wir Sigmund, obengenannt, merkten und empfanden, daß die 1) Hdschr.: wenn er meinte, der römische könig ettwas vaste unwillig auf den bischof wart. — 2) Vergl. 180.
Leben König Sigmunds. Kap. 174—177. 127 wäre, als er, da er darüber gute Urkunden hatte, daß es ihm vom heiligen Reiche zugesagt war. Wirklich wurden die Städte eins, daß sie Niemand gehorchen noch huldigen wollten bis auf einen redlichen Austrag. Daher hielten die Fürsten viele Tage hierüber Rath, bis zuletzt Bischof Konrad seine Würde ohne Wissen und Willen des römischen Königs niederlegte, worüber denn dieser etwas sehr unwillig auf den Bischof wurde.1) In der Zeit mehrten sich die Hussiten mehr und mehr, so daß ihre Macht sehr groß wurde. Daher zog Herzog Sigmund von Polen zum zweitenmale nach Böhmen mit etwa 1500 Polen und hielt es mit den Hussiten wider sein Gelübde und das Wort, das er dem römischen Könige zu Krakau2) bei der Krönung der Gemahlin des Königs Ladislaus gegeben hatte. Hierauf schrieb er an den Herzog Albrecht von Oesterreich den Brief den Du hier findest. 177. Wie Herzog Sigmund von Polen dem Könige Sigmund und denen von Destreich einen Brief zusandte. Wir Sigmund, von Gottes Gnaden littauischer Herzog und geforderter und erwählter König des Königreiches Böhmen und der Markgrafschaft Mähren, legen mit allen unseren Dienern und Helfern gegenüber Dir durchlauchtigster König Sigmund, un- garischer König, und gegenüber dem österreichischen Herzoge Albrecht Verwahrung ein Betreffs der vier Stücke, un deren Willen sich die böhmischen und mährischen Völker erhoben haben, und besonders Betreffs der Empfangung des heiligen Sakramentes des Leibes und Blutes unseres Herrn Jesu Christi, dessen [rechte] Erkenntniß der himmlische Vater dem böhmischen und mährischen Volke durch die Gabe des heiligen Geistes geoffenbaret hat. Ueber die vier Stücke hat das böhmische und mährische Volk ordentliche Disputation verlangt und verlangt sie noch heutigen Tages, und da Wir Sigmund, obengenannt, merkten und empfanden, daß die 1) Hdschr.: wenn er meinte, der römische könig ettwas vaste unwillig auf den bischof wart. — 2) Vergl. 180.
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128 Eberhard Windecke. vier Stücke dem christlichen Volke heilsam und durch das heilige Evangelium der lauteren und anerkannten Schrift geschützt seien, so haben Wir solche Disputation von ihnen auch begehrt und begehren noch heute, daß sie dem böhmischem Volke gewährt werde. Doch kann das bömische Volk mit uns dies noch heute nicht erreichen noch bekennen, und es ist widerrechtlich deswegen bedrängt. Da Wir Sigmund, erwählter x., solche große Be- drängniß bemerkten, welche von Dir, König Sigmund von Un- garn, gegen die heiligen Propheten Gottes und gegen das Volk verübt wird, und bemerkten, daß das Volk keine Aufrichtung haben kann und daß Du offenbar Deine Einwilligung zu solcher Disputation versagst, sind wir mit unserer Vernunft entschlossen, daß wir die heilige Wahrheit und das böhmische Volk gegen Dich Sigmund, König von Ungarn, und gegen Dich, Herzog zu Oestreich [schützen]. Wir Sigmund 2c., verwahren uns mit allen unsern Dienern und Helfern. Was wir mit Gottes Hilfe angreifen werden, dafür wollen wir Euch gegenüber keine Schuld haben. Ad mandatum dicti Sigmund Elect. regis Behem. regis Jacobus heres parlowion. 178 a. Wie der König von Polen1) wohl mit 20 000 Mann nach Mähren zog, um es zu erobern. Als der Herzog Sigmund dem römischen Könige Sigmund und dem Herzoge Albrecht den obigen Brief geschickt hatte, so zog er von Stund an wohl mit 20.000 Mann Böhmen, Hussiten und Ketzern nach Mähren und begann das Land zu bedrängen. Als der König Sigmund das gewahr wurde, benachrichtigte er den Herzog Albrecht von Oestreich, und die beiden Fürsten zogen nach Mähren, gegen Herzog Sigmund. Dieser zog sich mit den Hussiten zurück, und der König und der Herzog Albrecht behaupteten das Feld und schützten das Land so gut, daß die Hussiten nachher nicht viel darin schaffen konnten, wiewohl 1) Vielmehr Sigmund Koribut.
128 Eberhard Windecke. vier Stücke dem christlichen Volke heilsam und durch das heilige Evangelium der lauteren und anerkannten Schrift geschützt seien, so haben Wir solche Disputation von ihnen auch begehrt und begehren noch heute, daß sie dem böhmischem Volke gewährt werde. Doch kann das bömische Volk mit uns dies noch heute nicht erreichen noch bekennen, und es ist widerrechtlich deswegen bedrängt. Da Wir Sigmund, erwählter x., solche große Be- drängniß bemerkten, welche von Dir, König Sigmund von Un- garn, gegen die heiligen Propheten Gottes und gegen das Volk verübt wird, und bemerkten, daß das Volk keine Aufrichtung haben kann und daß Du offenbar Deine Einwilligung zu solcher Disputation versagst, sind wir mit unserer Vernunft entschlossen, daß wir die heilige Wahrheit und das böhmische Volk gegen Dich Sigmund, König von Ungarn, und gegen Dich, Herzog zu Oestreich [schützen]. Wir Sigmund 2c., verwahren uns mit allen unsern Dienern und Helfern. Was wir mit Gottes Hilfe angreifen werden, dafür wollen wir Euch gegenüber keine Schuld haben. Ad mandatum dicti Sigmund Elect. regis Behem. regis Jacobus heres parlowion. 178 a. Wie der König von Polen1) wohl mit 20 000 Mann nach Mähren zog, um es zu erobern. Als der Herzog Sigmund dem römischen Könige Sigmund und dem Herzoge Albrecht den obigen Brief geschickt hatte, so zog er von Stund an wohl mit 20.000 Mann Böhmen, Hussiten und Ketzern nach Mähren und begann das Land zu bedrängen. Als der König Sigmund das gewahr wurde, benachrichtigte er den Herzog Albrecht von Oestreich, und die beiden Fürsten zogen nach Mähren, gegen Herzog Sigmund. Dieser zog sich mit den Hussiten zurück, und der König und der Herzog Albrecht behaupteten das Feld und schützten das Land so gut, daß die Hussiten nachher nicht viel darin schaffen konnten, wiewohl 1) Vielmehr Sigmund Koribut.
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Leben König Sigmunds. Kap. 177—178b. 129 sie alle Tage vor den Hradisch ritten. Als der König so mit bestem Willen Vorkehrungen für das Land getroffen hatte, zog er wieder gen Ungarn. 178 b. Wie Eberhard Windecke nach Hofheim 1) zum Bischof Konrad von Mainz kam. Im Jahre 1423 sandte Bischof Konrad von Mainz zu mir, Eberhard Windecke, daß ich zu ihm nach Hofheim kommen solle. Als ich dahin kam, lud er mich zu Tische ein und hub nach dem Essen an gar befremdliche Dinge mit mir zu reden und sagte, es wäre sein Wunsch, daß ich in das Land Geldern zu den Herren von Egmont ritte und weiter nach Ungarn zum römischen Könige, um dort für diese das Beste zu thun, daß sie mit den Ländern Geldern und Jülich von diesem belehnt würden. Denn das Land war durch den Tod [des Herzogs, der] ohne Erben ver- storben war, frei geworden, und die Lande hatten die Kinder des von Egmont als rechte Erbherren aufgenommen. Ich ant- wortete: „Gnädiger Herr, was habe ich mit denen von Egmont zu schaffen? Was ich aber Ew. Gnaden zu Dienste thun kann, dazu bin ich bereit." Da sagte S. Gnade: „Wir und der von Egmont sind Geschwisterkinder, demnach sind seine Söhne unsere Neffen.“ Sie waren nämlich des braven Grafen von Leiningen Schwesterkinder. Ich entgegnete: „Gnädiger Herr, wenn Ew. Gnade wollen, so bin ich bereit nach Geldern zu reiten.“ Als ich darauf nach Lobith,2) zwei Meilen oberhalb Nijmegen kam, fand ich den von Egmont mit seinen zwei Söhnen und ward gut aufgenommen. Darauf sandten sie mich nach Arnheim. Hier blieb ich mit drei Pferden wohl drei Wochen und verzehrte wohl 24 Schild, denn die Verpflegung war köstlich, und alles wurde von dem Herrn bezahlt. Alsdann sandte er nach mir, daß ich nach Nijmegen kommen solle. Als ich am Abend as- 1) So die Handschriften. Hofheim, nördlich vom Main am Haß-Berge gelegen, ge- hörte damals zur Grafschaft Henneberg. Gemeint ist wohl Hochheim bei Mainz. Zur Sache vgl. 158 n. d. M, 201. — 2) § z. 158, g. E. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke.
Leben König Sigmunds. Kap. 177—178b. 129 sie alle Tage vor den Hradisch ritten. Als der König so mit bestem Willen Vorkehrungen für das Land getroffen hatte, zog er wieder gen Ungarn. 178 b. Wie Eberhard Windecke nach Hofheim 1) zum Bischof Konrad von Mainz kam. Im Jahre 1423 sandte Bischof Konrad von Mainz zu mir, Eberhard Windecke, daß ich zu ihm nach Hofheim kommen solle. Als ich dahin kam, lud er mich zu Tische ein und hub nach dem Essen an gar befremdliche Dinge mit mir zu reden und sagte, es wäre sein Wunsch, daß ich in das Land Geldern zu den Herren von Egmont ritte und weiter nach Ungarn zum römischen Könige, um dort für diese das Beste zu thun, daß sie mit den Ländern Geldern und Jülich von diesem belehnt würden. Denn das Land war durch den Tod [des Herzogs, der] ohne Erben ver- storben war, frei geworden, und die Lande hatten die Kinder des von Egmont als rechte Erbherren aufgenommen. Ich ant- wortete: „Gnädiger Herr, was habe ich mit denen von Egmont zu schaffen? Was ich aber Ew. Gnaden zu Dienste thun kann, dazu bin ich bereit." Da sagte S. Gnade: „Wir und der von Egmont sind Geschwisterkinder, demnach sind seine Söhne unsere Neffen.“ Sie waren nämlich des braven Grafen von Leiningen Schwesterkinder. Ich entgegnete: „Gnädiger Herr, wenn Ew. Gnade wollen, so bin ich bereit nach Geldern zu reiten.“ Als ich darauf nach Lobith,2) zwei Meilen oberhalb Nijmegen kam, fand ich den von Egmont mit seinen zwei Söhnen und ward gut aufgenommen. Darauf sandten sie mich nach Arnheim. Hier blieb ich mit drei Pferden wohl drei Wochen und verzehrte wohl 24 Schild, denn die Verpflegung war köstlich, und alles wurde von dem Herrn bezahlt. Alsdann sandte er nach mir, daß ich nach Nijmegen kommen solle. Als ich am Abend as- 1) So die Handschriften. Hofheim, nördlich vom Main am Haß-Berge gelegen, ge- hörte damals zur Grafschaft Henneberg. Gemeint ist wohl Hochheim bei Mainz. Zur Sache vgl. 158 n. d. M, 201. — 2) § z. 158, g. E. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke.
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130 Eberhard Windecke. sumptionis Mariae dahin gekommen war, besprachen sie sich mit mir und befragten mich, und ich sagte ihnen, was ich wußte. Am Tage Mariae gaben sie mir einen gar schönen weißen Hengst, den ich dem Bischofe Konrad von Mainz, dem Rheingrafen, bringen sollte, und mir schenkten sie einen grauen Hengst: den des Bischofs schätzte ich wohl auf 300 Gulden, der meinige war wohl 80 Gulden werth. Dann ritt ich wieder hinauf und kam mit großen Sorgen über Neuß hindurch.1) Als ich nach Mainz kam, war der Bischof um den Bartholomäustag [24. August] zu Frankfurt, wo die Fürsten einen Tag abhalten wollten. Daher entbot ich dem Bischof, daß ich mit dem Hengste gekommen wäre. Er sandte mir einen, dem ich den Hengst übergeben sollte, und hieß mich selbst zu ihm kommen. Ich that das und erzählte ihm, wie es mir gegangen wäre. Er war befriedigt davon und ich reiste nach Mainz zurück, wo ich bis Michaelis blieb. In dieser Zeit begab sich der Bischof Konrad in das Wildbad nach Baden, und ich hatte mich bereit gemacht nach Ungarn zu reiten, wie ich mit Gottes Hilfe auch that. Doch wollte ich nicht ohne Wissen des Bischofs abreisen und ritt zu ihm ins Wildbad in Schwaben. Hier wurde ich von Sr. Gnade gut empfangen, und er sandte mir nach meiner Herberge in seinem Silbergeschirr gute grüne Forellen, Krebse und Fische, guten Wein und Weißbrot in Fülle, womit doch ein solcher Fürst mir armen Gesellen fast zu viel Ehre erwies: doch that es mir wohl. Darauf ließ mich S. Gnade zu sich kommen und übergab mir Briefe und Aufträge an den römischen König nach Ungarn. Ich ritt dann hinweg über Neuenburg, Calw, Weil die Stadt, Esslingen, Ulm die Donau hinab nach Ungarn. Den König fand ich auf einer Hochzeit zu Scheppern,2) wo eine große Menge ungarischer Landherren war, denn der Herzog von 1) H: dorch berg und nusse; G: seburg und misse. Wenn nusse (= misse) Neuß ist, so ist unter berg wohl Rheinsberg zu verstehen. — 2) Wohl Csepel auf der gleich= namigen Donauinsel unterhalb Ofen. Vergl. 203.
130 Eberhard Windecke. sumptionis Mariae dahin gekommen war, besprachen sie sich mit mir und befragten mich, und ich sagte ihnen, was ich wußte. Am Tage Mariae gaben sie mir einen gar schönen weißen Hengst, den ich dem Bischofe Konrad von Mainz, dem Rheingrafen, bringen sollte, und mir schenkten sie einen grauen Hengst: den des Bischofs schätzte ich wohl auf 300 Gulden, der meinige war wohl 80 Gulden werth. Dann ritt ich wieder hinauf und kam mit großen Sorgen über Neuß hindurch.1) Als ich nach Mainz kam, war der Bischof um den Bartholomäustag [24. August] zu Frankfurt, wo die Fürsten einen Tag abhalten wollten. Daher entbot ich dem Bischof, daß ich mit dem Hengste gekommen wäre. Er sandte mir einen, dem ich den Hengst übergeben sollte, und hieß mich selbst zu ihm kommen. Ich that das und erzählte ihm, wie es mir gegangen wäre. Er war befriedigt davon und ich reiste nach Mainz zurück, wo ich bis Michaelis blieb. In dieser Zeit begab sich der Bischof Konrad in das Wildbad nach Baden, und ich hatte mich bereit gemacht nach Ungarn zu reiten, wie ich mit Gottes Hilfe auch that. Doch wollte ich nicht ohne Wissen des Bischofs abreisen und ritt zu ihm ins Wildbad in Schwaben. Hier wurde ich von Sr. Gnade gut empfangen, und er sandte mir nach meiner Herberge in seinem Silbergeschirr gute grüne Forellen, Krebse und Fische, guten Wein und Weißbrot in Fülle, womit doch ein solcher Fürst mir armen Gesellen fast zu viel Ehre erwies: doch that es mir wohl. Darauf ließ mich S. Gnade zu sich kommen und übergab mir Briefe und Aufträge an den römischen König nach Ungarn. Ich ritt dann hinweg über Neuenburg, Calw, Weil die Stadt, Esslingen, Ulm die Donau hinab nach Ungarn. Den König fand ich auf einer Hochzeit zu Scheppern,2) wo eine große Menge ungarischer Landherren war, denn der Herzog von 1) H: dorch berg und nusse; G: seburg und misse. Wenn nusse (= misse) Neuß ist, so ist unter berg wohl Rheinsberg zu verstehen. — 2) Wohl Csepel auf der gleich= namigen Donauinsel unterhalb Ofen. Vergl. 203.
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Leben König Sigmunds. Kap. 178b u. 179. 131 Limpach heirathete die Tochter des Großgrafen von Hornstein. Er empfing mich gar gnädig, hörte meine Botschaft aufmerksam an und gab mir eine geneigte Antwort, die hier nicht wieder- zugeben ist. — Um diese Zeit, vor Jakobstag [23. August] 1423, starb Herr Georg, Graf von Hohenloh, Bischof von Passau, der des römischen Königs Kanzler und Verweser des Erzbisthums Gran in Ungarn war. Er fand seinen Tod in Folge der starken Hitze, an der damals viele Leute starben, während dieser Sommer in Baiern, Schwaben und am Rhein so kalt und regnerisch war, daß der Hafer und die Früchte auf dem Felde ertranken. 179. Wie die Herren aus Böhmen zu König Sigmund nach Ungarn kamen und sich bekehren wollten. In derselben Zeit, als ich zum König nach Ungarn gekommen war, um Martini [10. November], hatten auch die Hussiten und Böhmen eine Gesandtschaft in Ungarn beim römischen Könige. Sie fingen an zu unterhandeln und wollten sich wieder zum Christenglauben wenden1) unter der Bedingung, daß ihnen der König alles vergebe, was sie wieder ihn gethan hatten. Auch wollten sie Buße entgegennehmen von des Papstes Gewalt. Daher ging der römische König mit seinen Fürsten und Herren und dem Placentinus von Rom zu Rathe und diese riethen ihm, er möge darauf eingehen. Der König that das und sagte es jenen zu. Von dieser Gesandtschaft kamen die Herren Butschka von Schalawicz und Johann von Hermannstadt2) am St. Elisabeths-- tage [19. Nov.] nach Weißenburg in Ungarn, wo der h. König Stephan und St. Emmerich, sein Sohn, begraben liegen. Als 1) Unrichtige Darstellung. Zwei königlich gesinnte Böhmische Gesandie hatten bereits im September 1423 für Gewährung eines Religionsgespräches bei Sigmund gewirkt. Bei ihrer zweiten Anwesenheit, die zwischen den 24. und 30. November fällt (Palacky u. B., Nr. 278, vergl mit 280), gewährte Sigmund ein Religionsgespräch und sicheres Geleit auf Lichtmeß 1424 nach Brünn. Vergl Palacky a. a. O, Nr. 280; von Bezold II, 50 und be- sonders Kap. 182 am Ende. — 2) Sigmund nennt in seinem Schreiben an Ulrich von Rosen- berg (Palackh Nr. 279) Johannes de Opoczna und Tuta de Czastalowitz. 9 *
Leben König Sigmunds. Kap. 178b u. 179. 131 Limpach heirathete die Tochter des Großgrafen von Hornstein. Er empfing mich gar gnädig, hörte meine Botschaft aufmerksam an und gab mir eine geneigte Antwort, die hier nicht wieder- zugeben ist. — Um diese Zeit, vor Jakobstag [23. August] 1423, starb Herr Georg, Graf von Hohenloh, Bischof von Passau, der des römischen Königs Kanzler und Verweser des Erzbisthums Gran in Ungarn war. Er fand seinen Tod in Folge der starken Hitze, an der damals viele Leute starben, während dieser Sommer in Baiern, Schwaben und am Rhein so kalt und regnerisch war, daß der Hafer und die Früchte auf dem Felde ertranken. 179. Wie die Herren aus Böhmen zu König Sigmund nach Ungarn kamen und sich bekehren wollten. In derselben Zeit, als ich zum König nach Ungarn gekommen war, um Martini [10. November], hatten auch die Hussiten und Böhmen eine Gesandtschaft in Ungarn beim römischen Könige. Sie fingen an zu unterhandeln und wollten sich wieder zum Christenglauben wenden1) unter der Bedingung, daß ihnen der König alles vergebe, was sie wieder ihn gethan hatten. Auch wollten sie Buße entgegennehmen von des Papstes Gewalt. Daher ging der römische König mit seinen Fürsten und Herren und dem Placentinus von Rom zu Rathe und diese riethen ihm, er möge darauf eingehen. Der König that das und sagte es jenen zu. Von dieser Gesandtschaft kamen die Herren Butschka von Schalawicz und Johann von Hermannstadt2) am St. Elisabeths-- tage [19. Nov.] nach Weißenburg in Ungarn, wo der h. König Stephan und St. Emmerich, sein Sohn, begraben liegen. Als 1) Unrichtige Darstellung. Zwei königlich gesinnte Böhmische Gesandie hatten bereits im September 1423 für Gewährung eines Religionsgespräches bei Sigmund gewirkt. Bei ihrer zweiten Anwesenheit, die zwischen den 24. und 30. November fällt (Palacky u. B., Nr. 278, vergl mit 280), gewährte Sigmund ein Religionsgespräch und sicheres Geleit auf Lichtmeß 1424 nach Brünn. Vergl Palacky a. a. O, Nr. 280; von Bezold II, 50 und be- sonders Kap. 182 am Ende. — 2) Sigmund nennt in seinem Schreiben an Ulrich von Rosen- berg (Palackh Nr. 279) Johannes de Opoczna und Tuta de Czastalowitz. 9 *
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132 Eberhard Windecke. nun beschlossen war, daß der römische König den Hussiten allen Willen thun wollte, ritten diese hinweg. Als sie nach Prag gekommen waren und man meinte, daß ihre Botschaft aufrichtig gewesen sei, war alles nichts als Lüge. Denn die Prager Hussiten und Ketzer hatten sich mit dem oben erwähnten Ziska geeinigt und Verrath geübt: sie waren und blieben Schälke, Hussiten und Ketzer. 180. Wie der König Sigmund und der Kardinal Placentinus dem Könige von Dänemark entgegeneilten und ihn gar feierlich in die Stadt Ofen führten. In derselben Zeit war der König Sigmund vom Könige von Polen gar freundlich eingeladen worden, zu ihm nach Krakau zu kommen.1) Er wollte nämlich sein Weib zur Königin krönen lassen — sie war seine dritte2) Frau — und seine Tochter, die er von einer andern Frau gehabt hatte, dem Schwestersohne des Königs von Dänemark zur Ehe geben.3) Der König von Dänemark aber und der römische König waren zweier Schwestern Söhne, der Kinder des Herzogs von Pommern4); deswegen wollte der König diese Reise nicht unterlassen. Doch wollte er nicht nach Krakau [reisen], da mußte der König von Dänemark zu dem Könige Sigmund nach Ungarn kommen und sie ritten dann mit einander. Daher ritten König Sigmund und der Legat Placentinus mit vielen Fürsten und Herren dem König von Dänemark entgegen und dieser ward herrlich zu Ofen5) empfangen und auf das Schloß zu Ofen geführt. Darauf redete der König Sigmund mit dem Könige von Dänemark, daß er wieder heim ritte nach Krakau und sich dort wohl erkundigte. Riethe er dann dem Könige Sigmund, daß er nach Krakau kommen solle, so wolle er es gern thun. 1) Vergl. Aschb. III, 184 und Kap. 183. — 2) Es war die vierte, Sophie, Tochter de8 Herzogs von Kiew. — 3) Hedwig dem Herzoge Boguslaw von Hinterpommern. — 4) Un- genau. Sigmund, Sohn Karls IV. und der Elisabeth. Tochter des Herzogs Bogislaw V.; Erich I., Sohn des Wratislaw VII, des Sohnes von Bogislaw V., und der Marie von Meklenburg-Schwerin. — 5) Hdschr. noch: unt perge (2).
132 Eberhard Windecke. nun beschlossen war, daß der römische König den Hussiten allen Willen thun wollte, ritten diese hinweg. Als sie nach Prag gekommen waren und man meinte, daß ihre Botschaft aufrichtig gewesen sei, war alles nichts als Lüge. Denn die Prager Hussiten und Ketzer hatten sich mit dem oben erwähnten Ziska geeinigt und Verrath geübt: sie waren und blieben Schälke, Hussiten und Ketzer. 180. Wie der König Sigmund und der Kardinal Placentinus dem Könige von Dänemark entgegeneilten und ihn gar feierlich in die Stadt Ofen führten. In derselben Zeit war der König Sigmund vom Könige von Polen gar freundlich eingeladen worden, zu ihm nach Krakau zu kommen.1) Er wollte nämlich sein Weib zur Königin krönen lassen — sie war seine dritte2) Frau — und seine Tochter, die er von einer andern Frau gehabt hatte, dem Schwestersohne des Königs von Dänemark zur Ehe geben.3) Der König von Dänemark aber und der römische König waren zweier Schwestern Söhne, der Kinder des Herzogs von Pommern4); deswegen wollte der König diese Reise nicht unterlassen. Doch wollte er nicht nach Krakau [reisen], da mußte der König von Dänemark zu dem Könige Sigmund nach Ungarn kommen und sie ritten dann mit einander. Daher ritten König Sigmund und der Legat Placentinus mit vielen Fürsten und Herren dem König von Dänemark entgegen und dieser ward herrlich zu Ofen5) empfangen und auf das Schloß zu Ofen geführt. Darauf redete der König Sigmund mit dem Könige von Dänemark, daß er wieder heim ritte nach Krakau und sich dort wohl erkundigte. Riethe er dann dem Könige Sigmund, daß er nach Krakau kommen solle, so wolle er es gern thun. 1) Vergl. Aschb. III, 184 und Kap. 183. — 2) Es war die vierte, Sophie, Tochter de8 Herzogs von Kiew. — 3) Hedwig dem Herzoge Boguslaw von Hinterpommern. — 4) Un- genau. Sigmund, Sohn Karls IV. und der Elisabeth. Tochter des Herzogs Bogislaw V.; Erich I., Sohn des Wratislaw VII, des Sohnes von Bogislaw V., und der Marie von Meklenburg-Schwerin. — 5) Hdschr. noch: unt perge (2).
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Leben König Sigmunds. Kap. 179—182. 133 181. Wie der römische König den herrlichen Schatz nach Ofen bringen ließ.1) Während der König von Dänemark zu Krakau war, ließ der römische König das hochwürdige römische Heiligthum von Blindenburg2) 5 Meilen von Ofen am Mittwoch vor Weihnachten 1423 mit großen Feierlichkeiten nach Ofen bringen. Hier wurde es, wie billig, herrlich in Empfang genommen und eingeführt. Dies Heiligthum, welches der römische König den böhmischen Ketzern entführt hatte, sah ich durch Gottes Gnade am heiligen Weihnachtstage in der Festung zu Ofen aus dem Gewölbe in die Kapelle dem römischen Könige Sigmund nachtragen. Später wurde es nach Nürnberg geschafft, wo es im Jahre 1432 noch war, wie du unten3) finden wirst. 182. Wie der von Bitsch starb, und der Bischof von Mainz an Eberhard Windecke in Ungarn einen Brief schrieb, daß dieser den König bitten sollte die Kinder des Grafen zu belehnen. Während ich in Ungarn beim römischen Könige war, sandte mir, dem Eberhard Windecke, der Erzbischof von Mainz, ein Rheingraf, einen Brief durch einen Eilboten und schrieb mir, daß der von Bitsch todt sei und daß ich in seinem Auftrage den König bitten solle, die Kinder des von Bitsch, seine Neffen, zu belehnen. Ich richtete meine Botschaft an den römischen König aus, und er that es, wenn gleich ungern, dem Erzbischofe von Mainz zu Liebe, doch mit der Klausel, daß sie, wenn sie erwachsen wären, vom Könige selbst ihre Lehen empfangen sollten, was — auch der Lehnsbrief ausweist. Damals forderte der römische König freundlich den Bischof Konrad, die Grafen Adolf und Philipp von Nassau, Graf Wilhelm von Wertheim und Meister Heinrich Ehrenfels auf zu ihm nach Brünn4) zu kommen, um die Hussiten zu verhören. Sie wollten zwar kommen, aber der Tag verstrich, ohne daß etwas daraus wurde. 1) Vgl. 192. — 2) Heute Visegrád, unterhalb Gran. — 3) 192 g. E. — 4) Siehe zu 179 Anf.
Leben König Sigmunds. Kap. 179—182. 133 181. Wie der römische König den herrlichen Schatz nach Ofen bringen ließ.1) Während der König von Dänemark zu Krakau war, ließ der römische König das hochwürdige römische Heiligthum von Blindenburg2) 5 Meilen von Ofen am Mittwoch vor Weihnachten 1423 mit großen Feierlichkeiten nach Ofen bringen. Hier wurde es, wie billig, herrlich in Empfang genommen und eingeführt. Dies Heiligthum, welches der römische König den böhmischen Ketzern entführt hatte, sah ich durch Gottes Gnade am heiligen Weihnachtstage in der Festung zu Ofen aus dem Gewölbe in die Kapelle dem römischen Könige Sigmund nachtragen. Später wurde es nach Nürnberg geschafft, wo es im Jahre 1432 noch war, wie du unten3) finden wirst. 182. Wie der von Bitsch starb, und der Bischof von Mainz an Eberhard Windecke in Ungarn einen Brief schrieb, daß dieser den König bitten sollte die Kinder des Grafen zu belehnen. Während ich in Ungarn beim römischen Könige war, sandte mir, dem Eberhard Windecke, der Erzbischof von Mainz, ein Rheingraf, einen Brief durch einen Eilboten und schrieb mir, daß der von Bitsch todt sei und daß ich in seinem Auftrage den König bitten solle, die Kinder des von Bitsch, seine Neffen, zu belehnen. Ich richtete meine Botschaft an den römischen König aus, und er that es, wenn gleich ungern, dem Erzbischofe von Mainz zu Liebe, doch mit der Klausel, daß sie, wenn sie erwachsen wären, vom Könige selbst ihre Lehen empfangen sollten, was — auch der Lehnsbrief ausweist. Damals forderte der römische König freundlich den Bischof Konrad, die Grafen Adolf und Philipp von Nassau, Graf Wilhelm von Wertheim und Meister Heinrich Ehrenfels auf zu ihm nach Brünn4) zu kommen, um die Hussiten zu verhören. Sie wollten zwar kommen, aber der Tag verstrich, ohne daß etwas daraus wurde. 1) Vgl. 192. — 2) Heute Visegrád, unterhalb Gran. — 3) 192 g. E. — 4) Siehe zu 179 Anf.
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134 Eberbard Windecke. 183. Wie der König von Dänemark zum Könige von Polen kam und in Krakau gar herrlich empfangen ward. Als der König von Polen den römischen König Sigmund gebeten hatte zu seinen Freunden nach Krakau zu kommen, war der König von Dänemark nach Ofen zum römischen Könige gekommen, wie oben1) erzählt ist. Daher sandte der römische König seinen Vetter, den König von Dänemark, wieder nach Krakau, damit er dort alle Verhältuisse ausgleiche und gründlich erfahre, ob der römische König, sein Vetter, nach Krakau ziehen könne und dort und überhaupt in Polen sicher sei. Denn sie hatten schon mehr treulos gegen ihn gehandelt, so daß er in Sorgen sein mußte. Als nun der König von Dänemark in Krakau gewesen war und alle Dinge genau erfahren hatte, kam er nach Ungarn in die Grafschaft Zips zurück und ließ dem römischen Könige sagen, er möge zu ihm kommen, sie wollten beide nach Krakau zu den Freunden. Darauf machten sich der König und die Königin auf und kamen über Ofen und die Zips am Freitage nach Matthiastage [24. Februar] 1424 nach Krakau. Hier blieben sie bis zum Sonntag Reminiscere, an welchem Tage sie von Krakau schieden. Aber aus der Heirath zwischen der Tochter des Königs [von Polen] und dem Sohne2) des Königs von Dänemark, um deren willen sie dort waren, wurde damals nichts, so daß der römische König sehr zornig wurde und den König von Dänemark mit sich nach Ungarn führte. Als sich das Osterfest nahte, nahm der König von Dänemark seinen Wohnsitz im Kloster St. Pauli, des ersten Einsiedlers, bei Blindenburg, und blieb daselbst die heiligen Tage über. In derselben Zeit kamen die Abgesandten der Kurfürsten, nämlich Herr Johann von Brün, Bischof von Würzburg, Herr Rhaban, Bischof von Speier, einer von Helmstedt, der Rath des Bischofs von Mainz, Dietrich Kämmerer, der Hofmeister des Herzogs von Heidelberg, die Räthe der Bischöfe von Mainz 1) Kap. 180 Ende — 2) Oben Kap. 180, 3, richtiger „Schwestersohn".
134 Eberbard Windecke. 183. Wie der König von Dänemark zum Könige von Polen kam und in Krakau gar herrlich empfangen ward. Als der König von Polen den römischen König Sigmund gebeten hatte zu seinen Freunden nach Krakau zu kommen, war der König von Dänemark nach Ofen zum römischen Könige gekommen, wie oben1) erzählt ist. Daher sandte der römische König seinen Vetter, den König von Dänemark, wieder nach Krakau, damit er dort alle Verhältuisse ausgleiche und gründlich erfahre, ob der römische König, sein Vetter, nach Krakau ziehen könne und dort und überhaupt in Polen sicher sei. Denn sie hatten schon mehr treulos gegen ihn gehandelt, so daß er in Sorgen sein mußte. Als nun der König von Dänemark in Krakau gewesen war und alle Dinge genau erfahren hatte, kam er nach Ungarn in die Grafschaft Zips zurück und ließ dem römischen Könige sagen, er möge zu ihm kommen, sie wollten beide nach Krakau zu den Freunden. Darauf machten sich der König und die Königin auf und kamen über Ofen und die Zips am Freitage nach Matthiastage [24. Februar] 1424 nach Krakau. Hier blieben sie bis zum Sonntag Reminiscere, an welchem Tage sie von Krakau schieden. Aber aus der Heirath zwischen der Tochter des Königs [von Polen] und dem Sohne2) des Königs von Dänemark, um deren willen sie dort waren, wurde damals nichts, so daß der römische König sehr zornig wurde und den König von Dänemark mit sich nach Ungarn führte. Als sich das Osterfest nahte, nahm der König von Dänemark seinen Wohnsitz im Kloster St. Pauli, des ersten Einsiedlers, bei Blindenburg, und blieb daselbst die heiligen Tage über. In derselben Zeit kamen die Abgesandten der Kurfürsten, nämlich Herr Johann von Brün, Bischof von Würzburg, Herr Rhaban, Bischof von Speier, einer von Helmstedt, der Rath des Bischofs von Mainz, Dietrich Kämmerer, der Hofmeister des Herzogs von Heidelberg, die Räthe der Bischöfe von Mainz 1) Kap. 180 Ende — 2) Oben Kap. 180, 3, richtiger „Schwestersohn".
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Leben König Sigmunds. Kap. 183 u. 184. 135 und Trier und des Markgrafen von Brandenburg, sowie Herr Johannes, der Truchseß, in der Marterwoche nach Weißenburg in Ungarn zum römischen Könige. Dieser gab ihnen den Bescheid nach Ofen zu gehen und ihn dort zu erwarten. Nach dem Osterfeste ließ der König die Räthe zu sich kommen und hörte der Kurfürsten Botschaft an in Gegenwart des Kardinals Placen-- tinus1), des Königs von Dänemark und seiner Räthe. Als jene ihre Botschaft ausgerichtet hatten, ward der König sehr zornig, schrie laut auf, gab ihnen eine sehr ungnädige Antwort und sagte: „Hätten wir den Kurfürsten so heilige Eide geschworen als sie uns, so würden wir anders mit ihnen umgehen, als sie mit uns.“ Doch legten sich der König von Dänemark, Placentinus und andere Herren ins Mittel, stillten den Zorn und unter- handelten.2) Die Gesandten waren wohl 14 Tage beim Könige. 184. Wie König Sigmund den Bischof von Würzburg zum Herzoge von Heidelberg schickte und ihm sagen ließ, daß er den Markgrafen von Baden in Ruhe ließe, dieser wolle ihm vor unserm Herrn, dem Könige, gerecht werden. Zu derselben Zeit kam eine Gesandtschaft des Markgrafen Bernhard von Baden, Herr Claus Zorn und Ulrich Meyer, und führten beim römischen Könige Klage über den Herzog Ludwig von Heidelberg, daß dieser ihren Herrn, den Markgrafen ohne Recht bekriegen wolle; denn die Räthe desselben hatten um einen Rechtsspruch vor dem Könige oder vor den Kurfürsten, wo es dem Herzoge angenehm wäre, gebeten und eine Bürgschaft von 100 000 Gulden angeboten dafür, daß er diesem alles geben würde, was er ihm [im Processe] abgewinne. Diese Sache trug König Sigmund den genannten Abgesandten der Kurfürsten vor und gebot bei königlicher Macht dem Bischofe von Würzburg, dem Herzog von Heidelberg zu sagen, daß er die unnütze 1) Windecke nennt den päpstlichen Legaten Branda von Placentia, Kardinal von San Clemente, meist so. — 2) Es handelte sich um Aussöhnung des Königs mit den feindlich gesinnten Kurfürsten, besonders mit dem Brandenburger.
Leben König Sigmunds. Kap. 183 u. 184. 135 und Trier und des Markgrafen von Brandenburg, sowie Herr Johannes, der Truchseß, in der Marterwoche nach Weißenburg in Ungarn zum römischen Könige. Dieser gab ihnen den Bescheid nach Ofen zu gehen und ihn dort zu erwarten. Nach dem Osterfeste ließ der König die Räthe zu sich kommen und hörte der Kurfürsten Botschaft an in Gegenwart des Kardinals Placen-- tinus1), des Königs von Dänemark und seiner Räthe. Als jene ihre Botschaft ausgerichtet hatten, ward der König sehr zornig, schrie laut auf, gab ihnen eine sehr ungnädige Antwort und sagte: „Hätten wir den Kurfürsten so heilige Eide geschworen als sie uns, so würden wir anders mit ihnen umgehen, als sie mit uns.“ Doch legten sich der König von Dänemark, Placentinus und andere Herren ins Mittel, stillten den Zorn und unter- handelten.2) Die Gesandten waren wohl 14 Tage beim Könige. 184. Wie König Sigmund den Bischof von Würzburg zum Herzoge von Heidelberg schickte und ihm sagen ließ, daß er den Markgrafen von Baden in Ruhe ließe, dieser wolle ihm vor unserm Herrn, dem Könige, gerecht werden. Zu derselben Zeit kam eine Gesandtschaft des Markgrafen Bernhard von Baden, Herr Claus Zorn und Ulrich Meyer, und führten beim römischen Könige Klage über den Herzog Ludwig von Heidelberg, daß dieser ihren Herrn, den Markgrafen ohne Recht bekriegen wolle; denn die Räthe desselben hatten um einen Rechtsspruch vor dem Könige oder vor den Kurfürsten, wo es dem Herzoge angenehm wäre, gebeten und eine Bürgschaft von 100 000 Gulden angeboten dafür, daß er diesem alles geben würde, was er ihm [im Processe] abgewinne. Diese Sache trug König Sigmund den genannten Abgesandten der Kurfürsten vor und gebot bei königlicher Macht dem Bischofe von Würzburg, dem Herzog von Heidelberg zu sagen, daß er die unnütze 1) Windecke nennt den päpstlichen Legaten Branda von Placentia, Kardinal von San Clemente, meist so. — 2) Es handelte sich um Aussöhnung des Königs mit den feindlich gesinnten Kurfürsten, besonders mit dem Brandenburger.
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136 Eberhard Windecke. Bedrängniß des Markgrafen unterließe. Darauf schieden die Gesandten der Kurfürsten vom Könige, und der Bischof von Würzburg kam um Pfingsten nach Heidelberg und richtete seinen Auftrag aus auf Befehl des römischen Königs. Dies nützte aber nichts. Der Herzog überzog den Markgrafen mit Krieg, wie du unten1) hören wirst. 186. Wie der römische König den Kaiser von Griechenland und von Konstantinopel mit gar großer Macht empfing.2) Während ich, Eberhard Windecke, in Ungarn beim römischen Könige war, kamen die Herzöge Ludwig von Baiern-Ingolstadt und Wilhelm von Baiern zum Könige. Auch kam ihm die Nachricht zu, daß der Kaiser von Griechenland und von Konstanti- nopel kommen werde, wie er auch that. 3) Daher traf der römische König Anstalten zum Empfange und ritt ihm feierlich entgegen bis eine halbe Meile unterhalb Ofen. Als sie sich trafen, stiegen beide vom Pferde und begrüßten sich sehr freundschaftlich, und der König führte den Kaiser nach Ofen und erwies ihm alle Aufmerksankeit und Ehre. Dieser blieb wohl acht Wochen lang, und was er mit allen seinen Leuten verzehrte, das bezahlte der König alles. Zu gleicher Zeit kam der Despot4) von Serbien, ein Herzog, an und ward vom König prächtig empfangen. Er überbrachte dem Könige schöne Ehrengaben, wie die Serben sie tragen, sechsundzwanzig golddurchwirkte seidene Tücher, türkische Trommeln, Streitkolben, Säbel, Satteldecken und andere türkische Geräthe und Geschirre und schenkte sie ihm. — Gleichzeitig kam die Nachricht, daß der türkische Kaiser eine bevollmächtigte Gesandt schaft zum Könige von Ungarn gesandt habe. Der König erwartete sie, und als sie kamen, brachten sie dem römischen Könige zu Ungarn viele hübsche Zierrathe und Kleinodien, wie 3. B. golddurchstickte seidene Tücher, und seidene Zelte mit eitel 1) Kap. 189, 191 g E, 204, 213. Vergl. Kap. 95. — 2) Zahl 185 ist in G über- sprungen. Ein Kapitel fehlt nicht. — 3) Manuel Paläologos kam nach Totis Anfang — August 1424; vergl. 194, 207. — 4) Zum Flgd. vergl. die Darstellung derselben Vorgänge in Kap. 191 n. d. M.
136 Eberhard Windecke. Bedrängniß des Markgrafen unterließe. Darauf schieden die Gesandten der Kurfürsten vom Könige, und der Bischof von Würzburg kam um Pfingsten nach Heidelberg und richtete seinen Auftrag aus auf Befehl des römischen Königs. Dies nützte aber nichts. Der Herzog überzog den Markgrafen mit Krieg, wie du unten1) hören wirst. 186. Wie der römische König den Kaiser von Griechenland und von Konstantinopel mit gar großer Macht empfing.2) Während ich, Eberhard Windecke, in Ungarn beim römischen Könige war, kamen die Herzöge Ludwig von Baiern-Ingolstadt und Wilhelm von Baiern zum Könige. Auch kam ihm die Nachricht zu, daß der Kaiser von Griechenland und von Konstanti- nopel kommen werde, wie er auch that. 3) Daher traf der römische König Anstalten zum Empfange und ritt ihm feierlich entgegen bis eine halbe Meile unterhalb Ofen. Als sie sich trafen, stiegen beide vom Pferde und begrüßten sich sehr freundschaftlich, und der König führte den Kaiser nach Ofen und erwies ihm alle Aufmerksankeit und Ehre. Dieser blieb wohl acht Wochen lang, und was er mit allen seinen Leuten verzehrte, das bezahlte der König alles. Zu gleicher Zeit kam der Despot4) von Serbien, ein Herzog, an und ward vom König prächtig empfangen. Er überbrachte dem Könige schöne Ehrengaben, wie die Serben sie tragen, sechsundzwanzig golddurchwirkte seidene Tücher, türkische Trommeln, Streitkolben, Säbel, Satteldecken und andere türkische Geräthe und Geschirre und schenkte sie ihm. — Gleichzeitig kam die Nachricht, daß der türkische Kaiser eine bevollmächtigte Gesandt schaft zum Könige von Ungarn gesandt habe. Der König erwartete sie, und als sie kamen, brachten sie dem römischen Könige zu Ungarn viele hübsche Zierrathe und Kleinodien, wie 3. B. golddurchstickte seidene Tücher, und seidene Zelte mit eitel 1) Kap. 189, 191 g E, 204, 213. Vergl. Kap. 95. — 2) Zahl 185 ist in G über- sprungen. Ein Kapitel fehlt nicht. — 3) Manuel Paläologos kam nach Totis Anfang — August 1424; vergl. 194, 207. — 4) Zum Flgd. vergl. die Darstellung derselben Vorgänge in Kap. 191 n. d. M.
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Leben König Sigmunds. Kap. 185—187. 137 goldenen Schnüren. Darauf ward auf zwei Jahre Friede geschlossen zwischen den Türken und dem römischen Könige. Aber er ward nicht gehalten von den Türken, wie Du unten hören wirst. 187. Wie König Sigmund dem Herrn Schallaga1) ein Schloß in Ungarn zerstörte und ihn davon vertrieb, weil er Straßen raub getrieben. Im Jahre 1422 war in Ungarn ein gewaltiger Landherr Namens Nicolaus Schallaga,1) der Schwestersohn des Groß- grafen, Sohn von Symon Franko, der viele gute Schlösser besaß, große Macht hatte und dem Könige mit 2000 Pferden zu Dienste sein mußte. Dieser hatte dazu gerathen und geholfen, daß seines Vaters Bruder, Krungo Frankos Sohn, erschlagen wurde, was alles später gesühnt und ausgeglichen ward. Darnach raubte er, nahm den Leuten das ihrige und trieb viel Böses wider das Landrecht. Daher kam eine Menge Klagen über ihn vor den römischen König in Ungarn. Darauf führte dieser Klage über Nicolaus Schallaga im Landrechte und bekam ihn durchs Recht in seine Gewalt. Der König sah es nämlich nicht gern, wenn Jemand in Ungarn einem andern etwas anthat oder abnahm. So hätte der König auch gerne im römischen Reiche gehandelt, daher entbot er solches den Kurfürsten nach Speier, diese kümmerten sich freilich nicht darum, so daß das ruhen blieb. Als nun so viele Klagen über Nicolaus Schallaga einliefen, wurde er vorgefordert, wie das in Ungarn Recht ist, überführt, und das Urtheil gesprochen, daß er Gut und Blut verwirkt hätte. Als darauf der römische König Anstalten traf ihn in seine Gewalt zu bekommen, ließ Nicolaus Schallaga Burgen, Land und Leute im Stiche und floh, und der König nahm alle Schlösser und Güter desselben in Besitz und zerstörte ihm ein herrliches Schloß, in dem sich wohl 16 Gewölbe befanden. 1) Aschb III, 188, nennt ihn Sallaga.
Leben König Sigmunds. Kap. 185—187. 137 goldenen Schnüren. Darauf ward auf zwei Jahre Friede geschlossen zwischen den Türken und dem römischen Könige. Aber er ward nicht gehalten von den Türken, wie Du unten hören wirst. 187. Wie König Sigmund dem Herrn Schallaga1) ein Schloß in Ungarn zerstörte und ihn davon vertrieb, weil er Straßen raub getrieben. Im Jahre 1422 war in Ungarn ein gewaltiger Landherr Namens Nicolaus Schallaga,1) der Schwestersohn des Groß- grafen, Sohn von Symon Franko, der viele gute Schlösser besaß, große Macht hatte und dem Könige mit 2000 Pferden zu Dienste sein mußte. Dieser hatte dazu gerathen und geholfen, daß seines Vaters Bruder, Krungo Frankos Sohn, erschlagen wurde, was alles später gesühnt und ausgeglichen ward. Darnach raubte er, nahm den Leuten das ihrige und trieb viel Böses wider das Landrecht. Daher kam eine Menge Klagen über ihn vor den römischen König in Ungarn. Darauf führte dieser Klage über Nicolaus Schallaga im Landrechte und bekam ihn durchs Recht in seine Gewalt. Der König sah es nämlich nicht gern, wenn Jemand in Ungarn einem andern etwas anthat oder abnahm. So hätte der König auch gerne im römischen Reiche gehandelt, daher entbot er solches den Kurfürsten nach Speier, diese kümmerten sich freilich nicht darum, so daß das ruhen blieb. Als nun so viele Klagen über Nicolaus Schallaga einliefen, wurde er vorgefordert, wie das in Ungarn Recht ist, überführt, und das Urtheil gesprochen, daß er Gut und Blut verwirkt hätte. Als darauf der römische König Anstalten traf ihn in seine Gewalt zu bekommen, ließ Nicolaus Schallaga Burgen, Land und Leute im Stiche und floh, und der König nahm alle Schlösser und Güter desselben in Besitz und zerstörte ihm ein herrliches Schloß, in dem sich wohl 16 Gewölbe befanden. 1) Aschb III, 188, nennt ihn Sallaga.
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138 Eberhard Windecke. 188. Wie König Sigmund in Ofen in der Jüdengasse ein halbes Domherrenstift errichtete. In jener Zeit errichtete König Sigmund bei der neuen Kapelle in der Jüdengasse zu Ofen ein halbes Domherrenstift zu Gottes und des heil. Sigmunds Ehren und verwendete den größten Theil der Güter des Schallaga, so daß das Halbstift — vollständig wurde. Inzwischen führte Herzog Friedrich von Oestreich mit seinen eigenen Landherren an der Etsch Krieg, belagerte die Burgen des Starkenberger1) und eroberte und zerstörte seine Schlösser sämmt- lich. Da verbanden sich die Herren an der Etsch und wider- setzten sich dem Herzog gemeinschaftlich, denn sie fürchteten ihn sehr und meinten, was heute dem einen geschehen würde, könne morgen jeden andern auch treffen: denn der Herzog hatte, wie man ihn beschuldigte, den von Kaltern ums Leben und Herrn Heinrich von Flandersberg um seine Burg gebracht. Später wurde über Alles eine Aussöhnung gemacht. 189. Wie König Sigmund, der Kaiser von Konstantinopel, vier Herren von Baiern, Herzog Albrecht von Oestreich und der Kardinal mit großem Gefolge zusammen waren, und dem Könige ein Brief gesandt ward in Betreff des Markgrafen von Baden. Als die ketzerischen Hussiten und Böhmen Botschaft an den römischen König nach Ungarn geschickt hatten, daß sie sich dem h. Stuhle zu Rom und ihm unterwerfen wollten, und als in dieser Gesandtschaft Herr Buscha von Schalawitz und Johann von Hermannstadt zu Hofe ritten, und als, wie oben2) erzählt ist, die Hussiten sich weigerten und als Lügner zeigten, — in derselben Zeit hielt der römische König Sigmund eine Versamm- lung von vielen Herren aus Deutschland und Ungarn. Auch waren anwesend der Kaiser von Konstantinopel, der Despot, der Herzog von Cirina [?],3) die Herzöge Heinrich, Ludwig, Hans und Wilhelm, alle vier von Baiern, Herzog Albrecht von Oestreich. 1) Stahremberg. — 2) Kap 179. — 3) G: cirma.
138 Eberhard Windecke. 188. Wie König Sigmund in Ofen in der Jüdengasse ein halbes Domherrenstift errichtete. In jener Zeit errichtete König Sigmund bei der neuen Kapelle in der Jüdengasse zu Ofen ein halbes Domherrenstift zu Gottes und des heil. Sigmunds Ehren und verwendete den größten Theil der Güter des Schallaga, so daß das Halbstift — vollständig wurde. Inzwischen führte Herzog Friedrich von Oestreich mit seinen eigenen Landherren an der Etsch Krieg, belagerte die Burgen des Starkenberger1) und eroberte und zerstörte seine Schlösser sämmt- lich. Da verbanden sich die Herren an der Etsch und wider- setzten sich dem Herzog gemeinschaftlich, denn sie fürchteten ihn sehr und meinten, was heute dem einen geschehen würde, könne morgen jeden andern auch treffen: denn der Herzog hatte, wie man ihn beschuldigte, den von Kaltern ums Leben und Herrn Heinrich von Flandersberg um seine Burg gebracht. Später wurde über Alles eine Aussöhnung gemacht. 189. Wie König Sigmund, der Kaiser von Konstantinopel, vier Herren von Baiern, Herzog Albrecht von Oestreich und der Kardinal mit großem Gefolge zusammen waren, und dem Könige ein Brief gesandt ward in Betreff des Markgrafen von Baden. Als die ketzerischen Hussiten und Böhmen Botschaft an den römischen König nach Ungarn geschickt hatten, daß sie sich dem h. Stuhle zu Rom und ihm unterwerfen wollten, und als in dieser Gesandtschaft Herr Buscha von Schalawitz und Johann von Hermannstadt zu Hofe ritten, und als, wie oben2) erzählt ist, die Hussiten sich weigerten und als Lügner zeigten, — in derselben Zeit hielt der römische König Sigmund eine Versamm- lung von vielen Herren aus Deutschland und Ungarn. Auch waren anwesend der Kaiser von Konstantinopel, der Despot, der Herzog von Cirina [?],3) die Herzöge Heinrich, Ludwig, Hans und Wilhelm, alle vier von Baiern, Herzog Albrecht von Oestreich. 1) Stahremberg. — 2) Kap 179. — 3) G: cirma.
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Leben König Sigmunds. Kap. 188—190. 139 der Kardiual Placentinus, Legat von Rom, der Patriarch von Aquileja, ein Herzog von Teck, der Erzbischof von Gran, die Bischöfe von Agram und von Fünfkirchen — diese stammten aus dem Lande des von Veldenz aus Sulzbach, hießen von Ebsch und waren in Ungarn zu großer Macht gelangt1); — der Bischof von Meißen, der Herzog Zimpinko von Troppau2) und viele andere Herren aus Ungarn und Schlesien. Zu dieser Zeit hatte der Herzog Ludwig von Heidelberg mit Hilfe des Erzbischofs von Köln den Markgrafen von Baden bekriegt.3) Als der König erfuhr, daß dies wieder sein königliches Gebot geschehen sei, ließ er an den Herzog Ludwig und an andere Fürsten, die mit ihm in Felde gestanden hatten, gar strenge Briefe schreiben, welche der Herold des Königs Rumereich über bringen sollte. Als dieser schon bereit war abzureisen, kam dem Könige die Nachricht zu, daß der Krieg vollständig beigelegt sei. Da wurde der König wohlgemuth und sprach: Allen denen, die dem Herzoge wider den Markgrafen geholfen hätten, wolle er es heim zahlen, wenn er das Leben haben sollte. 190. Wie dem Könige ein Brief von den böhmischen Ketzern zukam, daß sie eine Einigung wider der Christenglauben gemacht hätten. In jener Zeit erhielt der König von den Ketzern und Hussiten zu Böhmen einen Brief, daß sie eine Einigung gemacht hätten. Da rief er die böhmischen Landherren, welche bei ihm waren, zu sich, nämlich Herrn Ulrich von Rosenberg, Herrn Wilhelm Reich-Hase, Herrn Wazla von der Duben, Herrn Mischko von Jemitz, Herrn Johann, unsern Bruder Kolobrat, Herrn Johann von Sweawe, Herrn Andres von der Suffeln, den Herrn von Sternberg, Herrn Schwarz Sebisch von Polen, Herrn Zederich, einen großen Ketzer. Mit diesen redete der König darüber, und 1) Der eine der beiden Brüder, Johann, Bischof von Agram, wurde später Kanzler in Ungarn und Deutschland. Aschb. III, 180 — 2 Sonst Premko genannt. — 3) Vergl. 185 g. E.
Leben König Sigmunds. Kap. 188—190. 139 der Kardiual Placentinus, Legat von Rom, der Patriarch von Aquileja, ein Herzog von Teck, der Erzbischof von Gran, die Bischöfe von Agram und von Fünfkirchen — diese stammten aus dem Lande des von Veldenz aus Sulzbach, hießen von Ebsch und waren in Ungarn zu großer Macht gelangt1); — der Bischof von Meißen, der Herzog Zimpinko von Troppau2) und viele andere Herren aus Ungarn und Schlesien. Zu dieser Zeit hatte der Herzog Ludwig von Heidelberg mit Hilfe des Erzbischofs von Köln den Markgrafen von Baden bekriegt.3) Als der König erfuhr, daß dies wieder sein königliches Gebot geschehen sei, ließ er an den Herzog Ludwig und an andere Fürsten, die mit ihm in Felde gestanden hatten, gar strenge Briefe schreiben, welche der Herold des Königs Rumereich über bringen sollte. Als dieser schon bereit war abzureisen, kam dem Könige die Nachricht zu, daß der Krieg vollständig beigelegt sei. Da wurde der König wohlgemuth und sprach: Allen denen, die dem Herzoge wider den Markgrafen geholfen hätten, wolle er es heim zahlen, wenn er das Leben haben sollte. 190. Wie dem Könige ein Brief von den böhmischen Ketzern zukam, daß sie eine Einigung wider der Christenglauben gemacht hätten. In jener Zeit erhielt der König von den Ketzern und Hussiten zu Böhmen einen Brief, daß sie eine Einigung gemacht hätten. Da rief er die böhmischen Landherren, welche bei ihm waren, zu sich, nämlich Herrn Ulrich von Rosenberg, Herrn Wilhelm Reich-Hase, Herrn Wazla von der Duben, Herrn Mischko von Jemitz, Herrn Johann, unsern Bruder Kolobrat, Herrn Johann von Sweawe, Herrn Andres von der Suffeln, den Herrn von Sternberg, Herrn Schwarz Sebisch von Polen, Herrn Zederich, einen großen Ketzer. Mit diesen redete der König darüber, und 1) Der eine der beiden Brüder, Johann, Bischof von Agram, wurde später Kanzler in Ungarn und Deutschland. Aschb. III, 180 — 2 Sonst Premko genannt. — 3) Vergl. 185 g. E.
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140 Eberhard Windecke. da sie nichts davon wissen wollten, ließ er ihnen den folgenden Brief vorlesen. 191. Wie man dem römischen Könige den Brief vorlas, welchen ihm die Ketzer aus Böhmen geschickt hatten. In Gottes Namen Wir Konrad, Erzbischof zu Prag, Herren, Bürgermeister, Schöffen und die Gemeinde der Stadt Prag1), Herren, Ritter, Knechte und Gemeine des böhmischen Landes2) im Namen Gottes in der Stadt Prag versammelt, geben öffent lich kund allen denen, die diesen Brief sehen oder vorlesen hören, daß wir viele große Unfälle, Verderbnisse, Brände, Gewalt und Mordthaten und manchen unvermeidlichen, überschwänglichen Schaden im Königreiche Böhmen angesehen haben, [die geschehen sind] durch Uneinigkeit des Willens in der Vernunft und Begehr- lichkeit in göttlichen Rechten, die in unsern Landen von Alters her berufen sind, und begehren daher wegen unserer Schuld die Unordnung in Ordnung, die Unreinheit in Reinheit und in völligen Frieden zu verwandeln und daselbst zum gemeinsamen Nutzen des Königreiches zu bestätigen.3) Als dieser Brief, der noch viel länger war, als hier geschrieben steht, den böhmischen Herren vorgelesen war, ließ der römische König alle Kurfürsten und Herren, die da waren, eines Morgens in die große Stube des Schlosses in Ofen kommen und hielt Rath, wie er in diesen Angelegenheiten handeln sollte. Während sie so dastanden und beriethen, kam dem König Nachricht, daß des türkischen Kaisers Gesandtschaft gekommen sei. Da nahm der römische König den Kardinallegaten Placentinus, den Patri¬ archen, einen Herzog von Teck, und alle andern geistlichen Fürsten zu sich auf die linke Seite, und die weltlichen Herren und Fürsten: die Herzöge Heinrich, Hans, Wilhelm von Baiern, Albrecht von Destreich, Rompolt und Kenntner aus Schlesien, 1) Folgen 21 Namen. — 2. Folgen neun Namen. — 3) Die in den Handschriften noch folgenden Sätze des Briefes sind unverständlich und augenscheinlich in schlechtem Deutsch verfaßt.
140 Eberhard Windecke. da sie nichts davon wissen wollten, ließ er ihnen den folgenden Brief vorlesen. 191. Wie man dem römischen Könige den Brief vorlas, welchen ihm die Ketzer aus Böhmen geschickt hatten. In Gottes Namen Wir Konrad, Erzbischof zu Prag, Herren, Bürgermeister, Schöffen und die Gemeinde der Stadt Prag1), Herren, Ritter, Knechte und Gemeine des böhmischen Landes2) im Namen Gottes in der Stadt Prag versammelt, geben öffent lich kund allen denen, die diesen Brief sehen oder vorlesen hören, daß wir viele große Unfälle, Verderbnisse, Brände, Gewalt und Mordthaten und manchen unvermeidlichen, überschwänglichen Schaden im Königreiche Böhmen angesehen haben, [die geschehen sind] durch Uneinigkeit des Willens in der Vernunft und Begehr- lichkeit in göttlichen Rechten, die in unsern Landen von Alters her berufen sind, und begehren daher wegen unserer Schuld die Unordnung in Ordnung, die Unreinheit in Reinheit und in völligen Frieden zu verwandeln und daselbst zum gemeinsamen Nutzen des Königreiches zu bestätigen.3) Als dieser Brief, der noch viel länger war, als hier geschrieben steht, den böhmischen Herren vorgelesen war, ließ der römische König alle Kurfürsten und Herren, die da waren, eines Morgens in die große Stube des Schlosses in Ofen kommen und hielt Rath, wie er in diesen Angelegenheiten handeln sollte. Während sie so dastanden und beriethen, kam dem König Nachricht, daß des türkischen Kaisers Gesandtschaft gekommen sei. Da nahm der römische König den Kardinallegaten Placentinus, den Patri¬ archen, einen Herzog von Teck, und alle andern geistlichen Fürsten zu sich auf die linke Seite, und die weltlichen Herren und Fürsten: die Herzöge Heinrich, Hans, Wilhelm von Baiern, Albrecht von Destreich, Rompolt und Kenntner aus Schlesien, 1) Folgen 21 Namen. — 2. Folgen neun Namen. — 3) Die in den Handschriften noch folgenden Sätze des Briefes sind unverständlich und augenscheinlich in schlechtem Deutsch verfaßt.
Strana 141
Leben König Sigmunds. Kap. 190 u. 191. 141 den Grafen von Schoburg1), den Eckart, Somer, Stubenberger, Herrn Nikolaus Sebecke, den Frauenhäuser, Archenheim,2) Doringer und viele tüchtige Ritter und Knechte [auf die rechte Seite]. Da setzte sich der römische König und ließ die Gesandtschaft des türkischen Kaisers3) vor sich kommen. Der Gesandte war ein sehr stattlicher Mann mit einem langen, grauen Barte. Er kniete dreimal nieder, ehe er sich dem König näherte. Dieser grüßte ihn und erwies ihm Ehre, indem er ihm auf einem Stuhle sich gegenüber einen Sitz anwies. Darauf saß der Türke eine Weile und verabschiedete sich vom Könige, indem er sich ein wenig verneigte, ohne eine Botschaft ausgerichtet zu haben. Am folgenden Tage kamen sie wieder zusammen, und es wurde ein Friede geschlossen, aber [später] nicht gehalten. Doch schenkte der Türke dem Könige golddurchwirkte seidene Tücher, vier ver- goldete Becken, vier türkische Kolben, zehn morgenländische Teppiche. Darauf saß der König wohl noch eine Stunde, da kam der Despot, Herzog von Serbien, und schenkte dem römischen Könige wohl zwanzig golddurchwirkte seidene Tücher, zehn ver- goldete Becken, zehn Kolben, zehn Paar beschlagene türkische Taschen, zwei versilberte türkische Säbel und zehn Teppiche. Dem Herzog Albrecht schenkte er zehn golddurchwirkte Tücher, fünf Teppiche, fünf Taschen, vier Kolben, eine goldgestickte Satteldecke. Der König hatte aber die Räthe des Markgrafen, Herrn Walther von Geroldseck, Klaus Zorn, Ulrich Meier mit einer Antwort hingehalten und sie von Konstanz aufgehalten und ebenso viele Gesandte anderer braver Leute und Herren. Als nun dieses Hoffest abgehalten wurde, gab er jedem einen Ent- scheid. So verabschiedeten sich auch die Herzöge Albrecht von Oestreich und Heinrich von Landshut. Dem ersteren gab der König seinen Segen, den Herzog Heinrich aber wollte er nicht segnen. Das geschah deshalb, weil der Herzog Heinrich ihm 1) Schaumburg — 2) H: anheng. G: deringer. — 3) Vergl. Kap. 186.
Leben König Sigmunds. Kap. 190 u. 191. 141 den Grafen von Schoburg1), den Eckart, Somer, Stubenberger, Herrn Nikolaus Sebecke, den Frauenhäuser, Archenheim,2) Doringer und viele tüchtige Ritter und Knechte [auf die rechte Seite]. Da setzte sich der römische König und ließ die Gesandtschaft des türkischen Kaisers3) vor sich kommen. Der Gesandte war ein sehr stattlicher Mann mit einem langen, grauen Barte. Er kniete dreimal nieder, ehe er sich dem König näherte. Dieser grüßte ihn und erwies ihm Ehre, indem er ihm auf einem Stuhle sich gegenüber einen Sitz anwies. Darauf saß der Türke eine Weile und verabschiedete sich vom Könige, indem er sich ein wenig verneigte, ohne eine Botschaft ausgerichtet zu haben. Am folgenden Tage kamen sie wieder zusammen, und es wurde ein Friede geschlossen, aber [später] nicht gehalten. Doch schenkte der Türke dem Könige golddurchwirkte seidene Tücher, vier ver- goldete Becken, vier türkische Kolben, zehn morgenländische Teppiche. Darauf saß der König wohl noch eine Stunde, da kam der Despot, Herzog von Serbien, und schenkte dem römischen Könige wohl zwanzig golddurchwirkte seidene Tücher, zehn ver- goldete Becken, zehn Kolben, zehn Paar beschlagene türkische Taschen, zwei versilberte türkische Säbel und zehn Teppiche. Dem Herzog Albrecht schenkte er zehn golddurchwirkte Tücher, fünf Teppiche, fünf Taschen, vier Kolben, eine goldgestickte Satteldecke. Der König hatte aber die Räthe des Markgrafen, Herrn Walther von Geroldseck, Klaus Zorn, Ulrich Meier mit einer Antwort hingehalten und sie von Konstanz aufgehalten und ebenso viele Gesandte anderer braver Leute und Herren. Als nun dieses Hoffest abgehalten wurde, gab er jedem einen Ent- scheid. So verabschiedeten sich auch die Herzöge Albrecht von Oestreich und Heinrich von Landshut. Dem ersteren gab der König seinen Segen, den Herzog Heinrich aber wollte er nicht segnen. Das geschah deshalb, weil der Herzog Heinrich ihm 1) Schaumburg — 2) H: anheng. G: deringer. — 3) Vergl. Kap. 186.
Strana 142
142 Eberhard Windecke. nicht versprechen wollte ihm gegen den Markgrafen von Branden- burg beizustehen1); denn diesem war der König feindlich, weil er seinen Sohn nach Krakau gebracht hatte, damit er die Tochter des Königs von Polen heirathe, was freilich der König hinter- trieb, so daß sie dem Brudersohne des Königs von Dänemark versprochen wurde, der des römischen Königs Vetter war, wie oben2) erwähnt ist. Darauf wurde der Sohn des Markgrafen von Brandenburg nach Littauen zu Herzog Witold gebracht. Dies geschah in Jahre 1424 um Urban [25. Mai]. 192. Wie der römische König das würdige Heiligthum den Nürnberger Bürgern übergab und wie diese es heimführten und Jedermann barfuß mit Gesange dem entgegen ging. Das würdige Heiligthum3), welches manche hundert Jahre zum heiligen Reiche gehört hat und demselben zu den Zeiten Kaiser Karls IV. von Böhmen über vierzig Jahre entfremdet und nach Böhmen geschafft war, und welches König Sigmund nach Ungarn gebracht und daselbst länger als zwei Jahre auf- bewahrt hatte, — in Betreff dessen faßte der römische König einen Entschluß und schrieb den Nürnbergern, daß sie ihm zwei Bürger sendeten. Diese waren Sigmund Stramer und Sebolt Pfintzig. Denen übergab der König das Heiligthum so still und heimlich, daß nicht mehr als sechs Personen darum wußten. Sie schafften es acht Tage nach Lichtmeß auf einem Wagen aus Ofen hinweg unter dem Anschein, als wären es Hausen oder andere Fische, und brachten es am Mittwoch, dem Tage annuntiationis Mariae [9. Februar], 1424 in der Fastenzeit, nach Nürnberg. Hier hatte man angeordnet, daß die ganze Menge des Volkes, Männer und Weiber, in wollenen Kleidern und barfuß in Procession entgegen gingen und es feierlich in die Stadt brachten. Hier befand es sich noch, als dies Buch im Jahre 14324) zusammengestellt und geschrieben wurde. 1) Von Bezold II, 34, 3, nennt diese Angabe wenig wahrscheinlich. — 2) Kap. 180. — 3) Vergl. Kapitel 181. — 4) Vergl. Kap. 209 g. E.
142 Eberhard Windecke. nicht versprechen wollte ihm gegen den Markgrafen von Branden- burg beizustehen1); denn diesem war der König feindlich, weil er seinen Sohn nach Krakau gebracht hatte, damit er die Tochter des Königs von Polen heirathe, was freilich der König hinter- trieb, so daß sie dem Brudersohne des Königs von Dänemark versprochen wurde, der des römischen Königs Vetter war, wie oben2) erwähnt ist. Darauf wurde der Sohn des Markgrafen von Brandenburg nach Littauen zu Herzog Witold gebracht. Dies geschah in Jahre 1424 um Urban [25. Mai]. 192. Wie der römische König das würdige Heiligthum den Nürnberger Bürgern übergab und wie diese es heimführten und Jedermann barfuß mit Gesange dem entgegen ging. Das würdige Heiligthum3), welches manche hundert Jahre zum heiligen Reiche gehört hat und demselben zu den Zeiten Kaiser Karls IV. von Böhmen über vierzig Jahre entfremdet und nach Böhmen geschafft war, und welches König Sigmund nach Ungarn gebracht und daselbst länger als zwei Jahre auf- bewahrt hatte, — in Betreff dessen faßte der römische König einen Entschluß und schrieb den Nürnbergern, daß sie ihm zwei Bürger sendeten. Diese waren Sigmund Stramer und Sebolt Pfintzig. Denen übergab der König das Heiligthum so still und heimlich, daß nicht mehr als sechs Personen darum wußten. Sie schafften es acht Tage nach Lichtmeß auf einem Wagen aus Ofen hinweg unter dem Anschein, als wären es Hausen oder andere Fische, und brachten es am Mittwoch, dem Tage annuntiationis Mariae [9. Februar], 1424 in der Fastenzeit, nach Nürnberg. Hier hatte man angeordnet, daß die ganze Menge des Volkes, Männer und Weiber, in wollenen Kleidern und barfuß in Procession entgegen gingen und es feierlich in die Stadt brachten. Hier befand es sich noch, als dies Buch im Jahre 14324) zusammengestellt und geschrieben wurde. 1) Von Bezold II, 34, 3, nennt diese Angabe wenig wahrscheinlich. — 2) Kap. 180. — 3) Vergl. Kapitel 181. — 4) Vergl. Kap. 209 g. E.
Strana 143
Leben König Sigmunds. Kap. 191—194. 143 193. Wie die Räthe der Kurfürsten mit trefflicher Botschaft nach Ungarn zum Könige [von Dänemark] kamen. Als die Räthe der Kurfürsten, die Bischöfe Johann von Würzburg und Rhaban von Speier und die anderen oben1) erwähnten, in Ungarn beim römischen Könige gewesen waren und sich von ihm verabschiedet hatten, begaben sie sich nach Blindenburg zum Könige von Dänemark um sich auch von diesem zu verabschieden. Da sagte dieser und ich, Eberhard Windecke, stand dabei und hörte, was er sagte —: „Der Pfalzgraf bei Rhein hätte mit andern Kurfürsten dem Könige von Polen und dem Herzoge Witold geschrieben, sie sollten sich nicht einen solchen Blutvergießer und Leuteverführer2) zuweisen lassen. Vielmehr solle er [der König] seinem Worte nachkommen; auf einen, der solche Dinge getrieben hätte, sei kein Verlaß.“ Das Alles geschah deshalb, weil sie dem König von Polen geschrieben hatten, er solle seine Tochter keinem andern geben als dem Sohne des Markgrafen von Brandenburg, wie es zuvor beabsichtigt gewesen war und oben auch erzählt ist. Dasselbe war gar sehr wider den römischen König Sigmund. — Da antwortete der Bischof von Speier dem Könige von Dänemark: „Gnädiger, lieber Herr, wäre mein Herr, der Pfalzgraf Herzog Ludwig, bei dieser Unter- redung zugegen, so würde er sich wohl verantworten." Der König aber sagte: „Ist dem so, daß der Pfalzgraf uns solche Briefe gesiegelt hat, so wollen wir, so Gott will, nicht sterben ohne gerächt zu sein." So trennten sich die Herren von einander und verabschiedeten sich, und die Räthe der Kurfürsten ritten aus Ungarn wieder heim. 194. Wie der Bischof von Magdeburg, ein geborner Herr von Schwarzburg, nach Ofen zum Könige von Ungarn kam. Am Adventabend des Jahres 1424 kamen der Bischof von 1) Kap. 183 nach der Mitte. — 2) Wie Erichs Schwestersohn Boguslav sei, vergl. 180, 183. — 3) Kap. 191 Ende.
Leben König Sigmunds. Kap. 191—194. 143 193. Wie die Räthe der Kurfürsten mit trefflicher Botschaft nach Ungarn zum Könige [von Dänemark] kamen. Als die Räthe der Kurfürsten, die Bischöfe Johann von Würzburg und Rhaban von Speier und die anderen oben1) erwähnten, in Ungarn beim römischen Könige gewesen waren und sich von ihm verabschiedet hatten, begaben sie sich nach Blindenburg zum Könige von Dänemark um sich auch von diesem zu verabschieden. Da sagte dieser und ich, Eberhard Windecke, stand dabei und hörte, was er sagte —: „Der Pfalzgraf bei Rhein hätte mit andern Kurfürsten dem Könige von Polen und dem Herzoge Witold geschrieben, sie sollten sich nicht einen solchen Blutvergießer und Leuteverführer2) zuweisen lassen. Vielmehr solle er [der König] seinem Worte nachkommen; auf einen, der solche Dinge getrieben hätte, sei kein Verlaß.“ Das Alles geschah deshalb, weil sie dem König von Polen geschrieben hatten, er solle seine Tochter keinem andern geben als dem Sohne des Markgrafen von Brandenburg, wie es zuvor beabsichtigt gewesen war und oben auch erzählt ist. Dasselbe war gar sehr wider den römischen König Sigmund. — Da antwortete der Bischof von Speier dem Könige von Dänemark: „Gnädiger, lieber Herr, wäre mein Herr, der Pfalzgraf Herzog Ludwig, bei dieser Unter- redung zugegen, so würde er sich wohl verantworten." Der König aber sagte: „Ist dem so, daß der Pfalzgraf uns solche Briefe gesiegelt hat, so wollen wir, so Gott will, nicht sterben ohne gerächt zu sein." So trennten sich die Herren von einander und verabschiedeten sich, und die Räthe der Kurfürsten ritten aus Ungarn wieder heim. 194. Wie der Bischof von Magdeburg, ein geborner Herr von Schwarzburg, nach Ofen zum Könige von Ungarn kam. Am Adventabend des Jahres 1424 kamen der Bischof von 1) Kap. 183 nach der Mitte. — 2) Wie Erichs Schwestersohn Boguslav sei, vergl. 180, 183. — 3) Kap. 191 Ende.
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144 Eberhard Windecke. Magdeburg, ein Herr von Schwarzburg und der Herzog Zimpinko von Troppau nach Ofen in Ungarn. Noch an dem Abend, an welchem sie gekommen waren, ließ der römische König Sigmund alle Fürsten, Herren, Ritter und Knechte, Deutsche, Ungarn, Wälsche, Wenden, Polen und Böhmen, die in Ofen waren, zusammenrufen. Als sie zahlreich in dem großen Saale [des Schlosses] zu Ofen versammelt waren, begann der römische König Sigmund zu reden und darüber zu klagen, daß ihm viel fach zu Ohren gekommen sei, daß er beschuldigt werde, er sei ein Hussit und ein Ketzer, und es sei seine Schuld, daß das Hussitenthum und die Ketzerei so lange dauerte. Anwesend waren hierbei zwei Bürger des Rathes von Nürnberg, die der König an der Hand zu den Herren führte, worauf er sagte: „Der allmächtige Gott im Himmel lasse alle Herzen wohl erkennen, daß uns die Ketzerei zu Böhmen recht leid ist." Die Nürnberger, von denen der eine Paulus Schürstab, der andere Ulrich Ortlieb hieß, entgegneten: „Vorher möge Ew. Gnade noch das Beste dazu thun.“ Der König aber meinte, wenn der König von Polen wolle, so könne diese Ketzerei nicht so groß sein. — Damals trennten sich die Herren und Fürsten von einander. Am Mittwoch nach unseres Herrn Auferstehungstage wurde der König mit den Türken ausgesöhnt, und am Tage darauf begab sich der König nach Blindenburg und blieb daselbst bis auf Bartholomäus- tag [24. August]. In derselben Zeit kam der Schenk Eberhard, Herr zu Erpach, der auch Domherr und Kämmerer zu Mainz war, zum römischen Könige nach Ungarn. Damals verabschiedeten sich der Despot von Serbien und der Kaiser von Konstantinopel vom römischen Könige. Dieser schenkte dem Kaiser acht ver goldete Becher, tausend ungarische Gulden, drei Stück rothen und drei Stück schwarzen Sammtes, drei Stück blaues mechelnsches Tuch und sechs Pferde; den Türken schenkte er vier Becher, fünf- hundert Gulden, drei Stück Sammt, sechs Stück mechelnsches Tuch und vier Pferde. — Am Tage nach der Abreise der Herren
144 Eberhard Windecke. Magdeburg, ein Herr von Schwarzburg und der Herzog Zimpinko von Troppau nach Ofen in Ungarn. Noch an dem Abend, an welchem sie gekommen waren, ließ der römische König Sigmund alle Fürsten, Herren, Ritter und Knechte, Deutsche, Ungarn, Wälsche, Wenden, Polen und Böhmen, die in Ofen waren, zusammenrufen. Als sie zahlreich in dem großen Saale [des Schlosses] zu Ofen versammelt waren, begann der römische König Sigmund zu reden und darüber zu klagen, daß ihm viel fach zu Ohren gekommen sei, daß er beschuldigt werde, er sei ein Hussit und ein Ketzer, und es sei seine Schuld, daß das Hussitenthum und die Ketzerei so lange dauerte. Anwesend waren hierbei zwei Bürger des Rathes von Nürnberg, die der König an der Hand zu den Herren führte, worauf er sagte: „Der allmächtige Gott im Himmel lasse alle Herzen wohl erkennen, daß uns die Ketzerei zu Böhmen recht leid ist." Die Nürnberger, von denen der eine Paulus Schürstab, der andere Ulrich Ortlieb hieß, entgegneten: „Vorher möge Ew. Gnade noch das Beste dazu thun.“ Der König aber meinte, wenn der König von Polen wolle, so könne diese Ketzerei nicht so groß sein. — Damals trennten sich die Herren und Fürsten von einander. Am Mittwoch nach unseres Herrn Auferstehungstage wurde der König mit den Türken ausgesöhnt, und am Tage darauf begab sich der König nach Blindenburg und blieb daselbst bis auf Bartholomäus- tag [24. August]. In derselben Zeit kam der Schenk Eberhard, Herr zu Erpach, der auch Domherr und Kämmerer zu Mainz war, zum römischen Könige nach Ungarn. Damals verabschiedeten sich der Despot von Serbien und der Kaiser von Konstantinopel vom römischen Könige. Dieser schenkte dem Kaiser acht ver goldete Becher, tausend ungarische Gulden, drei Stück rothen und drei Stück schwarzen Sammtes, drei Stück blaues mechelnsches Tuch und sechs Pferde; den Türken schenkte er vier Becher, fünf- hundert Gulden, drei Stück Sammt, sechs Stück mechelnsches Tuch und vier Pferde. — Am Tage nach der Abreise der Herren
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Leben König Sigmunds. Kap. 194 u. 195. 145 kämpften zwei Wenden, grade edele Männer, auf dem Anger bei Ofen mit einander. 195. Wie die Prager das Schloß Wissehrad in ihre Gewalt brachten und es besetzten, damit es die Ketzer nicht wieder erhalten könnten. Am Freitage vor St. Elisabeth des Jahres 1422 hatten die Hussiten und Ketzer das Schloß Wissehrad eingenommen. Daraus ward von Herrn Zincko1) und andern Landherren mit den böhmischen Hussiten und Ketzern ein Abkommen getroffen, daß diese das Schloß Wissehrad den böhmischen Herren wieder über- geben sollten. Herr Mischko2) der dies betrieben hatte und das Schloß einnahm, besetzte es mit andern böhmischen Landherren. Sie unterhielten darauf zweihundert Reiter, denen man wöchentlich auf jedes Pferd sechs Schock böhmische Groschen Sold zahlen mußte, das macht auf den Tag dreißig Böhmische auf ein Pferd und einen Mann. Die Prager Bürger verpflichteten sich bei einer Buße von 1000 Schock Groschen dies Geld aufzubringen und zu bezahlen. Sie thaten das, un das Schloß Wissehrad in ihre Gewalt zu bringen, und damit ehrbare Leute geistlichen und weltlichen Standes, Jungfrauen und Priester, Nonnen und Mönche, Bürger und Kaufleute und alle die aus dem Lande Böhmen vertrieben wären und dem unchristlichen, ketzerischen Glauben nicht beitreten wollten, nicht wieder hinein komnen könnten. Solches bewiesen sie wohl, denn, obgleich diese in dem erwähnten Frieden mit einbegriffen waren, nahmen sie keinen der erwähnten Vertriebenen oder wegen der Ketzerei Entwichenen auf. Diese mußten in der Fremde ihr Unterkommen suchen, wollten sie anders ihren Glauben behalten. Solche Büberei und Bosheit haben diese Prager und Ketzer mit ihren Helfern vielfach getrieben, so daß der Teufel wohl lachen möchte. 1) So H, G: Zimicko; gemeint ist Schenko von Wartenberg. Vergl Kap. 137 und 138, an die hier angeknüpft wird. — 2) Der oben 105 und 190 von Jemitz genannte Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 10
Leben König Sigmunds. Kap. 194 u. 195. 145 kämpften zwei Wenden, grade edele Männer, auf dem Anger bei Ofen mit einander. 195. Wie die Prager das Schloß Wissehrad in ihre Gewalt brachten und es besetzten, damit es die Ketzer nicht wieder erhalten könnten. Am Freitage vor St. Elisabeth des Jahres 1422 hatten die Hussiten und Ketzer das Schloß Wissehrad eingenommen. Daraus ward von Herrn Zincko1) und andern Landherren mit den böhmischen Hussiten und Ketzern ein Abkommen getroffen, daß diese das Schloß Wissehrad den böhmischen Herren wieder über- geben sollten. Herr Mischko2) der dies betrieben hatte und das Schloß einnahm, besetzte es mit andern böhmischen Landherren. Sie unterhielten darauf zweihundert Reiter, denen man wöchentlich auf jedes Pferd sechs Schock böhmische Groschen Sold zahlen mußte, das macht auf den Tag dreißig Böhmische auf ein Pferd und einen Mann. Die Prager Bürger verpflichteten sich bei einer Buße von 1000 Schock Groschen dies Geld aufzubringen und zu bezahlen. Sie thaten das, un das Schloß Wissehrad in ihre Gewalt zu bringen, und damit ehrbare Leute geistlichen und weltlichen Standes, Jungfrauen und Priester, Nonnen und Mönche, Bürger und Kaufleute und alle die aus dem Lande Böhmen vertrieben wären und dem unchristlichen, ketzerischen Glauben nicht beitreten wollten, nicht wieder hinein komnen könnten. Solches bewiesen sie wohl, denn, obgleich diese in dem erwähnten Frieden mit einbegriffen waren, nahmen sie keinen der erwähnten Vertriebenen oder wegen der Ketzerei Entwichenen auf. Diese mußten in der Fremde ihr Unterkommen suchen, wollten sie anders ihren Glauben behalten. Solche Büberei und Bosheit haben diese Prager und Ketzer mit ihren Helfern vielfach getrieben, so daß der Teufel wohl lachen möchte. 1) So H, G: Zimicko; gemeint ist Schenko von Wartenberg. Vergl Kap. 137 und 138, an die hier angeknüpft wird. — 2) Der oben 105 und 190 von Jemitz genannte Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 10
Strana 146
146 Eberhard Windecke. 196. Wie die Ketzer von Graz ein schönes Kloster vor der Stadt von Grund aus zerstörten. In dem erwähnten Jahre zerstörten die Grazer, da sie Ketzer waren, das herrliche Kloster, das vor der Stadt auf dem Wege nach Prag liegt, von Grund aus, so daß sie die Trümmer und Steine aus der Erde gruben. Da schritten die Herren Johann von Oppotzin, Herr Ebersbach und andere Ritter und Knechte ein und kündigten der Stadt Graz Fehde an. Herr Johann von Oppotzin griff das Kloster Opatowitz, eine Meile vor Graz an, eroberte und besetzte es, und bereitete dadurch der Stadt große Verlegenheit. Doch war das nur blinder Lärm und Schein, damit man wähnen sollte, sie seien wider die Hussiten: mit solcher niederträchtiger Bosheit bemächtigten sie sich der Kirchen und Klöster, gaben sich den Anschein, als wären sie gerecht, und betrogen ihre angestammten Herren und das römische Reich. Denn sie setzten einen Tag fest und erheuchelten viele süße Worte und Verhandlungen, so daß der römische König sammt den Reichs- fürsten nicht anders glaubte, als sie wollten sich belehren lassen, und hierdurch gingen dem Könige und den Fürsten die Früchte vieler Anschläge und Kriegszüge verloren, die sie unternommen hatten. 197. Von dem großen Streite zwischen Engländern und Franzosen, bei dem auf beiden Seiten viele Leute geschlagen wurden. Im Jahre 1424 um Michaelis trafen die Franzosen unter dem Dauphin und die Engländer in der Normandie zwischen Paris und Rouen aufeinander. Da der Dauphin viele Armagnacs, Portugiesen, Arragonier und Schotten bei sich hatte, ward der Streit hart, und auf beiden Seiten waren die Verluste groß. Doch behaupteten die Franzosen das Feld und die Engländer verloren 4000 Mann, darunter 100 vollständig gerüstete Ritter. Die Franzosen hatten uur geringe Verluste und behaupteten das Schlachtfeld. —
146 Eberhard Windecke. 196. Wie die Ketzer von Graz ein schönes Kloster vor der Stadt von Grund aus zerstörten. In dem erwähnten Jahre zerstörten die Grazer, da sie Ketzer waren, das herrliche Kloster, das vor der Stadt auf dem Wege nach Prag liegt, von Grund aus, so daß sie die Trümmer und Steine aus der Erde gruben. Da schritten die Herren Johann von Oppotzin, Herr Ebersbach und andere Ritter und Knechte ein und kündigten der Stadt Graz Fehde an. Herr Johann von Oppotzin griff das Kloster Opatowitz, eine Meile vor Graz an, eroberte und besetzte es, und bereitete dadurch der Stadt große Verlegenheit. Doch war das nur blinder Lärm und Schein, damit man wähnen sollte, sie seien wider die Hussiten: mit solcher niederträchtiger Bosheit bemächtigten sie sich der Kirchen und Klöster, gaben sich den Anschein, als wären sie gerecht, und betrogen ihre angestammten Herren und das römische Reich. Denn sie setzten einen Tag fest und erheuchelten viele süße Worte und Verhandlungen, so daß der römische König sammt den Reichs- fürsten nicht anders glaubte, als sie wollten sich belehren lassen, und hierdurch gingen dem Könige und den Fürsten die Früchte vieler Anschläge und Kriegszüge verloren, die sie unternommen hatten. 197. Von dem großen Streite zwischen Engländern und Franzosen, bei dem auf beiden Seiten viele Leute geschlagen wurden. Im Jahre 1424 um Michaelis trafen die Franzosen unter dem Dauphin und die Engländer in der Normandie zwischen Paris und Rouen aufeinander. Da der Dauphin viele Armagnacs, Portugiesen, Arragonier und Schotten bei sich hatte, ward der Streit hart, und auf beiden Seiten waren die Verluste groß. Doch behaupteten die Franzosen das Feld und die Engländer verloren 4000 Mann, darunter 100 vollständig gerüstete Ritter. Die Franzosen hatten uur geringe Verluste und behaupteten das Schlachtfeld. —
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Leben König Sigmunds. Kap. 196—199. 147 198. Wie viele Herren zum Könige nach Wien kamen und sich mit ihm wegen der heiligen Kirche besprachen1). Im Jahre 1424 sandte der römische König Sigmund allen Kurfürsten, Herren und Reichsstädten Botschaft, zu ihm nach Wien in Destreich zu kommen und daselbst mit ihm Verab- redungen zu treffen in Betreff der Bedürfnisse der heiligen Kirche, des christlichen Glaubens und des römischen Reiches. Es kamen außer dem Könige nach Wien die Markgrafen von Meißen, Brandenburg und Baden und viele andere Grafen, Herren, Ritter und Vertreter der Reichsstädte, aber sonst keiner von den Kur- fürsten. Daher ward ein anderer Tag abermals nach Wien festgesetzt, welcher aber nicht zu Stande kam. Deshalb schrieb der König den Städten, wie ihm die Fürsten vorher geschrieben hätten, und ertheilte denselben eine Anwort darauf. Wie der unten folgende Brief lautet, so schrieb er an alle Herren und Städte. 199. Wie der römische König allen Reichsstädten, Fürsten uud Herren Briefe übersandte, der Kurfürsten wegen. Insbesondere schrieb er an die Stadt Mainz2). Wir Sigmund u. s. w. entbieten dem Bürgermeister und den Rathe der Stadt Mainz, unsern und des Reiches Lieben und Getreuen, unsere Gnade und alles Gute. Lieben Getreuen! Nachdem unsere und des Reiches Kurfürsten, denen wir beschieden hatten am verflofsenen St. Katharinentage [25. November] zu uns nach Wien zu kommen, durch wichtige Sachen daran gehindert worden sind, und da sie uns entboten haben, daß sie am St. Peterstage [22. Februar 1425] zu uns kommen wollten, — so sind doch viele andere geistliche und weltliche Reichsfürsten, Grafen und Herren und der größte Theil der Städte mit Vollmacht zu uns gekommen und haben uns auf unser Begehren Hilfe gegen 1) Vergl. 199, 210, 213, 214 Die beiden Wiener Tage von 1424 und 1426 hat W. verwechselt. Siehe von Bezold II, 55, 1; II, 80, 2. — 2) Vergl. von Bezold II, 58, 2, 4 abgedruckt aus dem für Straßburg bestimmten Exemplare D. R. A 11, 396. 10*
Leben König Sigmunds. Kap. 196—199. 147 198. Wie viele Herren zum Könige nach Wien kamen und sich mit ihm wegen der heiligen Kirche besprachen1). Im Jahre 1424 sandte der römische König Sigmund allen Kurfürsten, Herren und Reichsstädten Botschaft, zu ihm nach Wien in Destreich zu kommen und daselbst mit ihm Verab- redungen zu treffen in Betreff der Bedürfnisse der heiligen Kirche, des christlichen Glaubens und des römischen Reiches. Es kamen außer dem Könige nach Wien die Markgrafen von Meißen, Brandenburg und Baden und viele andere Grafen, Herren, Ritter und Vertreter der Reichsstädte, aber sonst keiner von den Kur- fürsten. Daher ward ein anderer Tag abermals nach Wien festgesetzt, welcher aber nicht zu Stande kam. Deshalb schrieb der König den Städten, wie ihm die Fürsten vorher geschrieben hätten, und ertheilte denselben eine Anwort darauf. Wie der unten folgende Brief lautet, so schrieb er an alle Herren und Städte. 199. Wie der römische König allen Reichsstädten, Fürsten uud Herren Briefe übersandte, der Kurfürsten wegen. Insbesondere schrieb er an die Stadt Mainz2). Wir Sigmund u. s. w. entbieten dem Bürgermeister und den Rathe der Stadt Mainz, unsern und des Reiches Lieben und Getreuen, unsere Gnade und alles Gute. Lieben Getreuen! Nachdem unsere und des Reiches Kurfürsten, denen wir beschieden hatten am verflofsenen St. Katharinentage [25. November] zu uns nach Wien zu kommen, durch wichtige Sachen daran gehindert worden sind, und da sie uns entboten haben, daß sie am St. Peterstage [22. Februar 1425] zu uns kommen wollten, — so sind doch viele andere geistliche und weltliche Reichsfürsten, Grafen und Herren und der größte Theil der Städte mit Vollmacht zu uns gekommen und haben uns auf unser Begehren Hilfe gegen 1) Vergl. 199, 210, 213, 214 Die beiden Wiener Tage von 1424 und 1426 hat W. verwechselt. Siehe von Bezold II, 55, 1; II, 80, 2. — 2) Vergl. von Bezold II, 58, 2, 4 abgedruckt aus dem für Straßburg bestimmten Exemplare D. R. A 11, 396. 10*
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148 Eberhard Windecke. die Ketzer zugesagt. Wir haben daher mit dem hochgebornen Herzog Albrecht von Destreich, Markgrafen von Mähren, und jenen Fürsten, Herren und Städten beschlossen, daß wir der Christenheit zum Troste diesen ganzen Sommer und fernerhin alle Zeit, wenn es Zeit ist, im Felde stehen wollen, wie wir es mit unserm Sohne den vergangenen Sommer über gethan haben, und noch täglich thun. Auch haben wir erwogen, daß uns die genannten Kurfürsten, wenn wir mit ihnen zu neuen Plänen zusammen kommen würden, merklich hindern und stören würden. Darum rufen wir alle Könige, Fürsten, Herren und Städte an, der heiligen Christenheit hierin beizustehen. Daher begehren wir von Euch und ermahnen Euch so ernst wir können, daß Ihr Euch nach Kräften rüstet und selbst kommet, oder die Euren sendet und dem hochgeborenen Herren, Kourad zu Weinsberg, unserm Kammermeister und lieben Getreuen, mündlich oder schriftlich aus Quasimodogeniti nach Ostern zu Mainz Antwort gebet, in welcher Weise Ihr der Christenheit und uns zu Hilfe kommen wollet, damit wir uns darnach zu richten wissen. Hiermit erweiset Ihr Gott einen angenehmen Dienst und erhaltet Lohn von der Welt, und auch Wir wollen das als römischer König gnädig aner- kennen. — Gegeben zu Wien am Montage vor unserer lieben Frauen Tage purificationis Mariae [29. Januar] 1425. 200. Wie der römische König Sigmund und der König von Dänemark miteinander von Ofen nach Weißenburg ritten und der letztere von da zum heiligen Grabe reiste. Im Jahre 1424 zog der König von Dänemark von Ofen aus nach Venedig zu, um zum heiligen Grabe zu reisen. Der edle König Sigmund ritt mit ihm von Ofen nach Weißenburg, acht Meilen weit. Hier trennten sich die beiden Könige von ein- ander, und der König von Dänemark reiste zum heiligen Grabe und wieder zurück und kam später durch Ungarn und Polen wieder heim. 201. Wie vor dem Könige Sigmund und dem Könige von
148 Eberhard Windecke. die Ketzer zugesagt. Wir haben daher mit dem hochgebornen Herzog Albrecht von Destreich, Markgrafen von Mähren, und jenen Fürsten, Herren und Städten beschlossen, daß wir der Christenheit zum Troste diesen ganzen Sommer und fernerhin alle Zeit, wenn es Zeit ist, im Felde stehen wollen, wie wir es mit unserm Sohne den vergangenen Sommer über gethan haben, und noch täglich thun. Auch haben wir erwogen, daß uns die genannten Kurfürsten, wenn wir mit ihnen zu neuen Plänen zusammen kommen würden, merklich hindern und stören würden. Darum rufen wir alle Könige, Fürsten, Herren und Städte an, der heiligen Christenheit hierin beizustehen. Daher begehren wir von Euch und ermahnen Euch so ernst wir können, daß Ihr Euch nach Kräften rüstet und selbst kommet, oder die Euren sendet und dem hochgeborenen Herren, Kourad zu Weinsberg, unserm Kammermeister und lieben Getreuen, mündlich oder schriftlich aus Quasimodogeniti nach Ostern zu Mainz Antwort gebet, in welcher Weise Ihr der Christenheit und uns zu Hilfe kommen wollet, damit wir uns darnach zu richten wissen. Hiermit erweiset Ihr Gott einen angenehmen Dienst und erhaltet Lohn von der Welt, und auch Wir wollen das als römischer König gnädig aner- kennen. — Gegeben zu Wien am Montage vor unserer lieben Frauen Tage purificationis Mariae [29. Januar] 1425. 200. Wie der römische König Sigmund und der König von Dänemark miteinander von Ofen nach Weißenburg ritten und der letztere von da zum heiligen Grabe reiste. Im Jahre 1424 zog der König von Dänemark von Ofen aus nach Venedig zu, um zum heiligen Grabe zu reisen. Der edle König Sigmund ritt mit ihm von Ofen nach Weißenburg, acht Meilen weit. Hier trennten sich die beiden Könige von ein- ander, und der König von Dänemark reiste zum heiligen Grabe und wieder zurück und kam später durch Ungarn und Polen wieder heim. 201. Wie vor dem Könige Sigmund und dem Könige von
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Leben König Sigmunds. Kap. 199—201. 149 Dänemark zu Ofen eine schwere Anklage gegen einen Grafen erhoben ward, daß er sein Weib in seinem Bette ermordet habe. Als ich, Eberhard Windecke, in dem genannten Jahre beim römischen Könige in Ungarn war und den Räthen des Herzogs zu Geldern half, um das Land zu Geldern, Jülich, Aachen und die Umgegend mit dem römischen Könige zu verhandeln, damit er es verleihe und bestätige, wie einem römischen Könige gebührt, was auch geschah, wie Du unten findest, — damals kam Gras Friedrich von Cilly, Schwager des römischen Königs, der Sohn des alten Grafen von Cilly, nach Ofen. Den bezichtigte man offen, er hätte sein Weib, eine Gräfin von Zenge, getödtet, wie das denn auch verlautete. Nach ihm kam der junge Graf Hans von Zenge ebenfalls nach Ofen. Er war der Schwestersohn der Gräfin und forderte den Grafen Friedrich zum Zweikampf heraus, denn er wollte ihm beweisen, daß er seine Muhme im Bette ermordet hätte. Dies erregte großes Aufsehen und der König sandte zu beiden und gebot ihnen Frieden zu halten in seinem Lande; dies hatte die Königin bewirkt, denn deren Bruder war Graf Friedrich. Darauf beschied der König die beiden Grafen vor sich nach Ofen in das Schloß zu einer Verhandlung, um ihrer beider Klage und Veranwortung anzuhören. Da erhob sich Gras Hans von Zenge, der Sohn des Grafen Nikolaus, und verklagte offen den Grafen Friedrich von Cilly, daß er wohl acht Jahre mit seinem Weibe in Unfrieden gelebt habe. Das hatte ein Kebs- weib verschuldet, welches der Graf Friedrich noch heutigen Tages hat. Wegen dieses Zwistes waren manche Sühneversuche zwischen dem Grafen Friedrich und seinem Weibe gemacht worden und zuletzt war eine Aussöhnung zu Stande gebracht worden, welche freilich die Gräfin nicht gern sah. Sie sagte: „Lieben Herren und Freunde, was soll diese Freundschaft? Ich weiß wohl, daß man mich morgen bei meinem Herrn todt findet." Die Herren erwiderten: „Nicht also! Ihr seid versöhnt und werdet, so Gott will, lange in Liebe leben.“ Daher ließ die gute Gräfin sich
Leben König Sigmunds. Kap. 199—201. 149 Dänemark zu Ofen eine schwere Anklage gegen einen Grafen erhoben ward, daß er sein Weib in seinem Bette ermordet habe. Als ich, Eberhard Windecke, in dem genannten Jahre beim römischen Könige in Ungarn war und den Räthen des Herzogs zu Geldern half, um das Land zu Geldern, Jülich, Aachen und die Umgegend mit dem römischen Könige zu verhandeln, damit er es verleihe und bestätige, wie einem römischen Könige gebührt, was auch geschah, wie Du unten findest, — damals kam Gras Friedrich von Cilly, Schwager des römischen Königs, der Sohn des alten Grafen von Cilly, nach Ofen. Den bezichtigte man offen, er hätte sein Weib, eine Gräfin von Zenge, getödtet, wie das denn auch verlautete. Nach ihm kam der junge Graf Hans von Zenge ebenfalls nach Ofen. Er war der Schwestersohn der Gräfin und forderte den Grafen Friedrich zum Zweikampf heraus, denn er wollte ihm beweisen, daß er seine Muhme im Bette ermordet hätte. Dies erregte großes Aufsehen und der König sandte zu beiden und gebot ihnen Frieden zu halten in seinem Lande; dies hatte die Königin bewirkt, denn deren Bruder war Graf Friedrich. Darauf beschied der König die beiden Grafen vor sich nach Ofen in das Schloß zu einer Verhandlung, um ihrer beider Klage und Veranwortung anzuhören. Da erhob sich Gras Hans von Zenge, der Sohn des Grafen Nikolaus, und verklagte offen den Grafen Friedrich von Cilly, daß er wohl acht Jahre mit seinem Weibe in Unfrieden gelebt habe. Das hatte ein Kebs- weib verschuldet, welches der Graf Friedrich noch heutigen Tages hat. Wegen dieses Zwistes waren manche Sühneversuche zwischen dem Grafen Friedrich und seinem Weibe gemacht worden und zuletzt war eine Aussöhnung zu Stande gebracht worden, welche freilich die Gräfin nicht gern sah. Sie sagte: „Lieben Herren und Freunde, was soll diese Freundschaft? Ich weiß wohl, daß man mich morgen bei meinem Herrn todt findet." Die Herren erwiderten: „Nicht also! Ihr seid versöhnt und werdet, so Gott will, lange in Liebe leben.“ Daher ließ die gute Gräfin sich
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150 Eberhard Windecke. bereden und ging mit ihrem Herrn schlafen. Am Morgen war die edele Gräfin todt. Da sagte Graf Friedrich von Cilly zu seinen Dienerinnen: „Gehet zu Eurer Herrin und sehet, wie es ihr gegangen ist.“ Als die Dienerinnen in die Kammer zu ihr kamen, war die Gräfin todt, und es erhob sich große Klage. Da ritt der Graf Friedrich hinweg. Deshalb beschuldigte der Graf Hans von Zenge den Grafen Friedrich, daß er seine Muhme und sein eignes Weib nach vorausgegangener Sühne im Bette getödtet hätte — das war richtig — und sagte, er wolle es ihm beweisen, wie ein ehrbarer Graf einem Bettmörder mit der Faust Beweise führe, wiewohl er ihm nicht gut genug wäre. Solche und ähnliche Reden mehr wurden in Ofen in dem Zimmer der Königin vernommen. Da sandte der König zum Könige von Dänemark und diese beiden Fürsten nahmen sich der Sache an und unternahmen es eine Sühne herbeizuführen. Wie die Sache später ausgeglichen ward, das findest du unten 1). 202. Wie Eberhard Windecke wegen der geldrischen Angelegen- heiten zum römischen Könige kam 2). Ich, Eberhard Windecke, war im Jahre 1424 beim römischen Könige im Auftrage meines Herrn von Mainz wegen der Herren Egmont von Geldern, die des Bischofs Konrad Neffen waren, denn sie waren zweier Schwestern Kinder, des frommen Grafen Friedrich von Leiningen Schwesterkinder. Darum hatte mich der Bischof Konrad zu den von Egmont, Herren von Geldern, und weiter nach Ungarn zum römischen Könige geschickt, um ihnen zu ihrem Rechte zu verhelfen, da der Herzog von Berg wider die Herren von Egmont war. Damals kamen die Räthe des Herzogs von Geldern nach Ofen und begehrten, daß ich zu ihnen käme. Als ich das gethan hatte, gaben sie mir einen Brief von meinem Herrn von Mainz, der unten mitgetheilt ist. Die Räthe waren 1) Davon nichts unten; die Entscheidung ist überhaupt unbekannt. Aschb. III, 190. — 2) Vergl. zu 158, 5.
150 Eberhard Windecke. bereden und ging mit ihrem Herrn schlafen. Am Morgen war die edele Gräfin todt. Da sagte Graf Friedrich von Cilly zu seinen Dienerinnen: „Gehet zu Eurer Herrin und sehet, wie es ihr gegangen ist.“ Als die Dienerinnen in die Kammer zu ihr kamen, war die Gräfin todt, und es erhob sich große Klage. Da ritt der Graf Friedrich hinweg. Deshalb beschuldigte der Graf Hans von Zenge den Grafen Friedrich, daß er seine Muhme und sein eignes Weib nach vorausgegangener Sühne im Bette getödtet hätte — das war richtig — und sagte, er wolle es ihm beweisen, wie ein ehrbarer Graf einem Bettmörder mit der Faust Beweise führe, wiewohl er ihm nicht gut genug wäre. Solche und ähnliche Reden mehr wurden in Ofen in dem Zimmer der Königin vernommen. Da sandte der König zum Könige von Dänemark und diese beiden Fürsten nahmen sich der Sache an und unternahmen es eine Sühne herbeizuführen. Wie die Sache später ausgeglichen ward, das findest du unten 1). 202. Wie Eberhard Windecke wegen der geldrischen Angelegen- heiten zum römischen Könige kam 2). Ich, Eberhard Windecke, war im Jahre 1424 beim römischen Könige im Auftrage meines Herrn von Mainz wegen der Herren Egmont von Geldern, die des Bischofs Konrad Neffen waren, denn sie waren zweier Schwestern Kinder, des frommen Grafen Friedrich von Leiningen Schwesterkinder. Darum hatte mich der Bischof Konrad zu den von Egmont, Herren von Geldern, und weiter nach Ungarn zum römischen Könige geschickt, um ihnen zu ihrem Rechte zu verhelfen, da der Herzog von Berg wider die Herren von Egmont war. Damals kamen die Räthe des Herzogs von Geldern nach Ofen und begehrten, daß ich zu ihnen käme. Als ich das gethan hatte, gaben sie mir einen Brief von meinem Herrn von Mainz, der unten mitgetheilt ist. Die Räthe waren 1) Davon nichts unten; die Entscheidung ist überhaupt unbekannt. Aschb. III, 190. — 2) Vergl. zu 158, 5.
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Leben König Sigmunds. Kap. 201—203. 151 Herr Johann Gaisbock und Rüdiger von Kruseln1). Als diese kamen, gaben sie mir den Brief, den ich nun folgen lasse.2) 203. Wie Eberhard Windecke die bevollmächtigen Gesandten aus Geldern vor den König führte. Ich nahm den Brief ehrerbietig entgegen und als ich ihn gelesen hatte, trug ich dem Könige vor, daß sie gekommen wären. Da sagte Sr. Gnade: „Bringet die Erfahrung, ob sie ganze Voll- macht haben.“ Ich entgegnete: „Ja, gnädiger Herr.“ Hierau beschied sie Sr. Gnade den nächsten Morgen zu sich. Als sie sich eingefunden hatten, ließ der König die Pröbste Herren Franz3) und Michel4), den Schenk Albrecht von Seyda und Herrn Albrecht von Kolditz ihre Schreiben und Vollmachten prüfen. Als dies geschehen war, beschied er die Räthe auf den nächsten Tag wieder zu sich. Sie kamen, aber er sagte nichts. Dies währte manchen Tag. Da beriethen sich die Räthe und hießen mich, den mehr- erwähnten Eberhard Windecke, dem Könige vorstellen, ob er die Länder, wo sie [die Herren von Cgmont] von den Landherren, Mannen, Städten und von der Landschaft erwählt seien, ihnen als Lehen leihen und ihnen das Recht gönnen wolle: der junge Arnold von Egmont, erwählter Herr von Geldern und Jülich, wolle und solle Sr. Gnade zwiefältig dienen, so gut er nur könne. Der König erwiderte: Diese Länder seien sein und des Reiches Eigenthum, durch Tod anheimgefallen. Niemand habe daselbst einen Herrn einzusetzen als der römische König. Das überlegten die Räthe und ich stellte es dem Könige vor, daß Sr. Gnade sich gnädig beweisen und den genannten Herren die Länder, in denen sie erwählt, aufgenommen und empfangen seien, und in denen ihnen Treue geschworen sei, leihen wolle, sie daraufhin zu behalten. Da ward der König zornig und hieß uns zu ihm nach der Blindenburg kommen. Als wir dahin kamen, konnten wir nichts 1) H: drusel. — 2) Die Abschrift des Briefes fehlt. — 3, Franz. Probst von Bunzlau und Gran, später Vicekanzler — 4) Michel von Priest, ebenfalls Probst zu Bunzlau, Unter- kanzler.
Leben König Sigmunds. Kap. 201—203. 151 Herr Johann Gaisbock und Rüdiger von Kruseln1). Als diese kamen, gaben sie mir den Brief, den ich nun folgen lasse.2) 203. Wie Eberhard Windecke die bevollmächtigen Gesandten aus Geldern vor den König führte. Ich nahm den Brief ehrerbietig entgegen und als ich ihn gelesen hatte, trug ich dem Könige vor, daß sie gekommen wären. Da sagte Sr. Gnade: „Bringet die Erfahrung, ob sie ganze Voll- macht haben.“ Ich entgegnete: „Ja, gnädiger Herr.“ Hierau beschied sie Sr. Gnade den nächsten Morgen zu sich. Als sie sich eingefunden hatten, ließ der König die Pröbste Herren Franz3) und Michel4), den Schenk Albrecht von Seyda und Herrn Albrecht von Kolditz ihre Schreiben und Vollmachten prüfen. Als dies geschehen war, beschied er die Räthe auf den nächsten Tag wieder zu sich. Sie kamen, aber er sagte nichts. Dies währte manchen Tag. Da beriethen sich die Räthe und hießen mich, den mehr- erwähnten Eberhard Windecke, dem Könige vorstellen, ob er die Länder, wo sie [die Herren von Cgmont] von den Landherren, Mannen, Städten und von der Landschaft erwählt seien, ihnen als Lehen leihen und ihnen das Recht gönnen wolle: der junge Arnold von Egmont, erwählter Herr von Geldern und Jülich, wolle und solle Sr. Gnade zwiefältig dienen, so gut er nur könne. Der König erwiderte: Diese Länder seien sein und des Reiches Eigenthum, durch Tod anheimgefallen. Niemand habe daselbst einen Herrn einzusetzen als der römische König. Das überlegten die Räthe und ich stellte es dem Könige vor, daß Sr. Gnade sich gnädig beweisen und den genannten Herren die Länder, in denen sie erwählt, aufgenommen und empfangen seien, und in denen ihnen Treue geschworen sei, leihen wolle, sie daraufhin zu behalten. Da ward der König zornig und hieß uns zu ihm nach der Blindenburg kommen. Als wir dahin kamen, konnten wir nichts 1) H: drusel. — 2) Die Abschrift des Briefes fehlt. — 3, Franz. Probst von Bunzlau und Gran, später Vicekanzler — 4) Michel von Priest, ebenfalls Probst zu Bunzlau, Unter- kanzler.
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152 Eberhard Windecke. erreichen, und die Sache ward hingezogen, bis der König nach Waczen [aufbrach]. Ich, Eberhard Windecke, folgte ihm fort- während nach, auch als er sich in das Werder unterhalb Ofen, genannt Schaplein1) begab. Die geldrischen Gesandten blieben hier der Hize wegen nur zwei Tage und gingen dann nach Alt- Ofen. Ich blieb beim Könige und am Abend des Laurentius tages [10. August] kam ich zu einem Endziele bei Sr. Gnade. Er verlieh mir da mein Lehen auf dem Zolle zu Mainz, wie du unten wohl finden wirst. 204. Wie Eberhard Windecke sein Lehen auf dem Zolle zu Mainz erhielt. Am St. Laurentiusabend [10. August] sandte der König nach mir und fragte mich, was ich in Betreff des Markgrafen von Baden2) für einen Rath gäbe, da Herzog Ludwig diesen wider sein Gebot angegriffen hätte. Da erschrack ich sehr und schwieg lange, denn ich hatte das unbeachtet gelassen, daß ich dem Bischof von Agram [hierüber Mittheilungen gemacht hatte], wie Thoren thun, die mehr thun und reden, als ihnen aufgetragen wird. So erging es mir auch. Als ich mich ermannt hatte und an das gedachte, was ich dem Bischofe gesagt hatte, sprach ich: „Gnädiger Herr! Da Ew. Gnade den Herzog Ludwig von Heidelberg auf den Rechtsweg gegenüber dem Markgrafen ver- wies bei Euch und bei Euren und des Reiches Kurfürsten, und da sie das nicht thun wollen, so mag Ew. Gnade den Mark grafen unterstützen, damit er bei dem Rechte bleiben kann, wie Ew. Gnade ihm befohlen hat. Wenn aber Ew. Gnade diesen drückt, würde sich sicherlich jeder von Ew. Gnaden wenden, da jeder besorgen müßte, er würde im Stiche gelassen. Unterstützet Ihr aber diesen, so gedenken die andern: Wir wollen bei diesem Könige bleiben. Also erhöht oder verringert sich die Macht Ew. Gnade, je nachdem Ew. Gnade in dieser Sache sich beweist. 1) Wohl Schloß Csepel, Kap 178b scheppern, 205 schepplein genannt — 2) Siehe 3. 184 g. E
152 Eberhard Windecke. erreichen, und die Sache ward hingezogen, bis der König nach Waczen [aufbrach]. Ich, Eberhard Windecke, folgte ihm fort- während nach, auch als er sich in das Werder unterhalb Ofen, genannt Schaplein1) begab. Die geldrischen Gesandten blieben hier der Hize wegen nur zwei Tage und gingen dann nach Alt- Ofen. Ich blieb beim Könige und am Abend des Laurentius tages [10. August] kam ich zu einem Endziele bei Sr. Gnade. Er verlieh mir da mein Lehen auf dem Zolle zu Mainz, wie du unten wohl finden wirst. 204. Wie Eberhard Windecke sein Lehen auf dem Zolle zu Mainz erhielt. Am St. Laurentiusabend [10. August] sandte der König nach mir und fragte mich, was ich in Betreff des Markgrafen von Baden2) für einen Rath gäbe, da Herzog Ludwig diesen wider sein Gebot angegriffen hätte. Da erschrack ich sehr und schwieg lange, denn ich hatte das unbeachtet gelassen, daß ich dem Bischof von Agram [hierüber Mittheilungen gemacht hatte], wie Thoren thun, die mehr thun und reden, als ihnen aufgetragen wird. So erging es mir auch. Als ich mich ermannt hatte und an das gedachte, was ich dem Bischofe gesagt hatte, sprach ich: „Gnädiger Herr! Da Ew. Gnade den Herzog Ludwig von Heidelberg auf den Rechtsweg gegenüber dem Markgrafen ver- wies bei Euch und bei Euren und des Reiches Kurfürsten, und da sie das nicht thun wollen, so mag Ew. Gnade den Mark grafen unterstützen, damit er bei dem Rechte bleiben kann, wie Ew. Gnade ihm befohlen hat. Wenn aber Ew. Gnade diesen drückt, würde sich sicherlich jeder von Ew. Gnaden wenden, da jeder besorgen müßte, er würde im Stiche gelassen. Unterstützet Ihr aber diesen, so gedenken die andern: Wir wollen bei diesem Könige bleiben. Also erhöht oder verringert sich die Macht Ew. Gnade, je nachdem Ew. Gnade in dieser Sache sich beweist. 1) Wohl Schloß Csepel, Kap 178b scheppern, 205 schepplein genannt — 2) Siehe 3. 184 g. E
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Leben König Sigmunds. Kap. 203—205. 153 Da sprach der König: „Ihr habt Recht." — Ich sprach: „Gnädiger Herr! Ich habe Ew. Gnade viel gedient, und hoffe es, so Gott will noch mehr zu thun; Ew. Gnade gönne1) mir einige Rente auf dem Zolle zu Mainz zu überlassen und zum Erbe zu ver- leihen.“ Der König sagte: „Habet sie“ und rief: „Kanzler! Gebt ihm, was ihm dazu nöthig ist“ [und zu mir gewandt fuhr er fort]: Seid brav, wir wollen Euch mehr geben.“ Ich dankte Sr. Gnade und bat ihn die Urkunden nach meinem Bedürfnisse auszufertigen. Das that Se. Kgl. Gnade sehr bereitwillig. 205. Wie der Schreiber des Bischofs von Würzburg zum Könige kam und Botschaft brachte, daß der Pfalzgraf und der Markgraf von Baden ausgesöhnt seien. Zu der Zeit kam des Bischofs von Würzburg Schreiber als Gesandter und brachte die Nachricht, daß der Markgraf von Baden und der Pfalzgraf Ludwig ausgesöhnt seien. Als der König nach den Bedingungen der Aussöhnung fragte, sagte der Schreiber: Er wijse nichts Genaueres, uur das wijse er, daß der Markgrak dem Pfalzgrafen zwei Schlösser zu offenen Plätzen habe machen müssen, und daß sein Sohn außerdem Dienstmann des Pfalz- grafen habe werden müssen. Da ward der König sehr zornig und sagte: „Uns wäre es lieber, daß er den Markgrafen gefangen hätte, wir hätten ihn schon wollen zwingen ihu loszulassen. Denen aber, die dem Herzoge oder dem Pfalzgrafen geholfen haben, wollen wir es nimmer vergessen." Als der König ver- nahm, daß der Graf Hans von Lupfen dem Pfalzgrafen geholfen habe, wurde der römische König zornig und sprach überlaut: „Heute nehmen wir dem von Lupfen das Hofgerichtsamt, er soll nicht mehr unser und des Reiches Hofrichter sein, da er gegen unser Gebot und gegen unsere Briefe gehandelt hat." Das Siegel, welches zum Hofgerichtsamte gehört und welches ein Schreiber Namens Peter Wacker inne hatte, nahm er an sich. So hatte der König mit vielen Angelegenheiten zu schaffen. Darauf ordnete 1) Zum folgenden vergl. Kap. 217 und 220.
Leben König Sigmunds. Kap. 203—205. 153 Da sprach der König: „Ihr habt Recht." — Ich sprach: „Gnädiger Herr! Ich habe Ew. Gnade viel gedient, und hoffe es, so Gott will noch mehr zu thun; Ew. Gnade gönne1) mir einige Rente auf dem Zolle zu Mainz zu überlassen und zum Erbe zu ver- leihen.“ Der König sagte: „Habet sie“ und rief: „Kanzler! Gebt ihm, was ihm dazu nöthig ist“ [und zu mir gewandt fuhr er fort]: Seid brav, wir wollen Euch mehr geben.“ Ich dankte Sr. Gnade und bat ihn die Urkunden nach meinem Bedürfnisse auszufertigen. Das that Se. Kgl. Gnade sehr bereitwillig. 205. Wie der Schreiber des Bischofs von Würzburg zum Könige kam und Botschaft brachte, daß der Pfalzgraf und der Markgraf von Baden ausgesöhnt seien. Zu der Zeit kam des Bischofs von Würzburg Schreiber als Gesandter und brachte die Nachricht, daß der Markgraf von Baden und der Pfalzgraf Ludwig ausgesöhnt seien. Als der König nach den Bedingungen der Aussöhnung fragte, sagte der Schreiber: Er wijse nichts Genaueres, uur das wijse er, daß der Markgrak dem Pfalzgrafen zwei Schlösser zu offenen Plätzen habe machen müssen, und daß sein Sohn außerdem Dienstmann des Pfalz- grafen habe werden müssen. Da ward der König sehr zornig und sagte: „Uns wäre es lieber, daß er den Markgrafen gefangen hätte, wir hätten ihn schon wollen zwingen ihu loszulassen. Denen aber, die dem Herzoge oder dem Pfalzgrafen geholfen haben, wollen wir es nimmer vergessen." Als der König ver- nahm, daß der Graf Hans von Lupfen dem Pfalzgrafen geholfen habe, wurde der römische König zornig und sprach überlaut: „Heute nehmen wir dem von Lupfen das Hofgerichtsamt, er soll nicht mehr unser und des Reiches Hofrichter sein, da er gegen unser Gebot und gegen unsere Briefe gehandelt hat." Das Siegel, welches zum Hofgerichtsamte gehört und welches ein Schreiber Namens Peter Wacker inne hatte, nahm er an sich. So hatte der König mit vielen Angelegenheiten zu schaffen. Darauf ordnete 1) Zum folgenden vergl. Kap. 217 und 220.
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154 Eberhard Windecke. er an, daß Jedermann1) nach Ofen kommen solle. Als er von dannen hinweg wollte, sandte er nach mir, Eberhard Windecke, daß ich zu ihm auf das Feld beim Scheplein2) im Werder kommen solle. Als ich dahin kam, fing der König an abermals zu reden von denen von Egmont über Geldern, worüber oben erzählt ist. Das kam daher, daß er guter Laune war, denn er hatte Nachricht erhalten, daß der König und die Landherren von Bosnien ihm gehorsam sein und ihm als ihrem Erbherrn Zins entrichten wollten. Als er deshalb fröhlich war, trat ich an ihn heran wegen der Geldrischen Angelegenheit. Der König antwortete mir: „Lieber, wir könnten es ihnen umsonst geben, ehe wir eine so kleine Summe dafür nähmen.“ Ich sagte: „Lieber, gnädiger Herr! Ew. Gnade könnte es meinem Herrn von Mainz zu Liebe thun, der es wohl verdient.“ Da befahl mir Sr. Gnade die Räthe des von Egmont nach Ofen zu bringen. Als ich das gethan hatte, fand ich den Kanzler, Bischof von Agram, einen von Sulzbach oder von Ebsch aus dem Lande des von Veldenz, der in Ungarn sehr mächtig war. Dieser beschied mich und die geldrischen Herren nach Totis. Hier hielten wir uns wohl vier Wochen auf und verhandelten sehr eifrig. Manchmal war Alles ganz glatt, manchmal zerschlug sich Alles. Das dauerte wohl vierzehn Tage, doch ward beschlossen, daß der römische und ungarische König Sigmund denen von Egm ont die Länder Geldern und Jülich zu Lehen geben sollte, und daß sie in die Kanzlei vierzehntausend ungarische Gulden zahlen sollten. Die Urkunden und das Geld sollten nach Nürnberg gebracht werden, und wenn das Geld gezahlt wäre, so sollten die Urkunden ausgehändigt werden. Da aber das Geld nicht gezahlt ward, verzögerte sich die Sache so, daß der König zornig ward und den Hempel, Marschall von Ungarn, nach Nürnberg sandte und die Urkunden zerreißen ließ. Das kam daher, daß der Herzog von Berg auch um das Land Geldern und Jülich warb. Das letztere hatte er inne, wie oben erzählt ist. 1) Jeder, der Audienz wünschte — 2) Csepel, wie 178b, 203.
154 Eberhard Windecke. er an, daß Jedermann1) nach Ofen kommen solle. Als er von dannen hinweg wollte, sandte er nach mir, Eberhard Windecke, daß ich zu ihm auf das Feld beim Scheplein2) im Werder kommen solle. Als ich dahin kam, fing der König an abermals zu reden von denen von Egmont über Geldern, worüber oben erzählt ist. Das kam daher, daß er guter Laune war, denn er hatte Nachricht erhalten, daß der König und die Landherren von Bosnien ihm gehorsam sein und ihm als ihrem Erbherrn Zins entrichten wollten. Als er deshalb fröhlich war, trat ich an ihn heran wegen der Geldrischen Angelegenheit. Der König antwortete mir: „Lieber, wir könnten es ihnen umsonst geben, ehe wir eine so kleine Summe dafür nähmen.“ Ich sagte: „Lieber, gnädiger Herr! Ew. Gnade könnte es meinem Herrn von Mainz zu Liebe thun, der es wohl verdient.“ Da befahl mir Sr. Gnade die Räthe des von Egmont nach Ofen zu bringen. Als ich das gethan hatte, fand ich den Kanzler, Bischof von Agram, einen von Sulzbach oder von Ebsch aus dem Lande des von Veldenz, der in Ungarn sehr mächtig war. Dieser beschied mich und die geldrischen Herren nach Totis. Hier hielten wir uns wohl vier Wochen auf und verhandelten sehr eifrig. Manchmal war Alles ganz glatt, manchmal zerschlug sich Alles. Das dauerte wohl vierzehn Tage, doch ward beschlossen, daß der römische und ungarische König Sigmund denen von Egm ont die Länder Geldern und Jülich zu Lehen geben sollte, und daß sie in die Kanzlei vierzehntausend ungarische Gulden zahlen sollten. Die Urkunden und das Geld sollten nach Nürnberg gebracht werden, und wenn das Geld gezahlt wäre, so sollten die Urkunden ausgehändigt werden. Da aber das Geld nicht gezahlt ward, verzögerte sich die Sache so, daß der König zornig ward und den Hempel, Marschall von Ungarn, nach Nürnberg sandte und die Urkunden zerreißen ließ. Das kam daher, daß der Herzog von Berg auch um das Land Geldern und Jülich warb. Das letztere hatte er inne, wie oben erzählt ist. 1) Jeder, der Audienz wünschte — 2) Csepel, wie 178b, 203.
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Leben König Sigmunds. Kap. 205—207. 155 206. Wie die Türken den Woywoden Dan 1) aus der Wallachei vertrieben, was dem Könige sehr leid war. Zu derselben Zeit kam die Nachricht, daß die Türken den Woywoden Dan aus der großen Wallachei vertrieben hätten: dies ist ein Vicedomini in der Wallachei vom Wurzellande bis an das Schneegebirge. Hierüber war der König sehr betrübt.2) Zu gleicher Zeit kam Botschaft, daß die Prager in Böhmen den Hauptmann der Hussiten Ziska belagert hätten und daß er nicht von dannen könne. Da sagten einige Landherren, insbesondere der von Rosenberg: „Herr, der Ziska ist belagert, so daß er nicht entkommen kann.“ Der König entgegnete: „Er entkommt doch,“ und beide blieben bei ihrer Behauptung. Der König that dies den Landherren zum Aerger dafür, daß sie diesen Dingen gegenüber nicht so thätig gewesen waren, als sie sollten, und daß sie in Böhmen einen solchen schnöden Mann von Bubenart regieren ließen, wiewohl sie es leicht hätten ändern können. Da sprachen die böhmischen Herren wieder: „Gnädiger Herr! Wollt Ihr um einen Zelter wetten? Ziska kommt nicht davon.“ Der König entgegnete: „Ja! heißet mich wetten, damit ich verliere. Das that er Alles den Herren zum Gespött, weil er wohl wußte, daß sie es nicht ehrlich meinten, während er dagegen ihnen alles Gute erwies. — Kurz darauf kam die Nachricht, daß Ziska davon gekommen sei. Als Ziska das Schloß, auf dem er belagert war, verlassen hatte, griff er die Prager und deren Bundesgenossen an, erschlug ihrer 1200 und that den ehrbaren Christen verderb- lichen Schaden. Dann zog er vor Kuttenberg, eroberte es und verbrannte es größtentheils. Auch hier that er großen Schaden, denn er ließ Männer und Weiber, Alt und Jung tödten und verwüstete Kuttenberg, so daß es Gott und die Jungfrau Maria erbarmen mußte. 207. Wie der Kaiser von Griechenland, der König Sigmund 1) Hdschr. tanwerden, tanweiden. — 2) D. R. A VIII, 489: Propter quem casum multum pavore consternati fuimus schrieb Sigmund an den Kardinal von England.
Leben König Sigmunds. Kap. 205—207. 155 206. Wie die Türken den Woywoden Dan 1) aus der Wallachei vertrieben, was dem Könige sehr leid war. Zu derselben Zeit kam die Nachricht, daß die Türken den Woywoden Dan aus der großen Wallachei vertrieben hätten: dies ist ein Vicedomini in der Wallachei vom Wurzellande bis an das Schneegebirge. Hierüber war der König sehr betrübt.2) Zu gleicher Zeit kam Botschaft, daß die Prager in Böhmen den Hauptmann der Hussiten Ziska belagert hätten und daß er nicht von dannen könne. Da sagten einige Landherren, insbesondere der von Rosenberg: „Herr, der Ziska ist belagert, so daß er nicht entkommen kann.“ Der König entgegnete: „Er entkommt doch,“ und beide blieben bei ihrer Behauptung. Der König that dies den Landherren zum Aerger dafür, daß sie diesen Dingen gegenüber nicht so thätig gewesen waren, als sie sollten, und daß sie in Böhmen einen solchen schnöden Mann von Bubenart regieren ließen, wiewohl sie es leicht hätten ändern können. Da sprachen die böhmischen Herren wieder: „Gnädiger Herr! Wollt Ihr um einen Zelter wetten? Ziska kommt nicht davon.“ Der König entgegnete: „Ja! heißet mich wetten, damit ich verliere. Das that er Alles den Herren zum Gespött, weil er wohl wußte, daß sie es nicht ehrlich meinten, während er dagegen ihnen alles Gute erwies. — Kurz darauf kam die Nachricht, daß Ziska davon gekommen sei. Als Ziska das Schloß, auf dem er belagert war, verlassen hatte, griff er die Prager und deren Bundesgenossen an, erschlug ihrer 1200 und that den ehrbaren Christen verderb- lichen Schaden. Dann zog er vor Kuttenberg, eroberte es und verbrannte es größtentheils. Auch hier that er großen Schaden, denn er ließ Männer und Weiber, Alt und Jung tödten und verwüstete Kuttenberg, so daß es Gott und die Jungfrau Maria erbarmen mußte. 207. Wie der Kaiser von Griechenland, der König Sigmund 1) Hdschr. tanwerden, tanweiden. — 2) D. R. A VIII, 489: Propter quem casum multum pavore consternati fuimus schrieb Sigmund an den Kardinal von England.
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156 Eberhard Windecke. und dessen Gemahlin, sowie der Kardinal eine schöne Procession zu Ofen abhielten. Als der König am Frohnleichnamsabend des genannten Jahres diese Nachricht hatte, konnte er nicht so viel dagegen thun, als er wahrscheinlich gern gethan hätte. Doch faßte er frohen Muth und an Frohnleichnamstage ging er mit dem Kaiser von Griechenland aus Konstantinopel, mit dem Kardinal Placentinus und mit der Königin Barbara mit Christi Leichnam in der Procession zu Ofen rings in der Stadt um, wie man dies Fest alljährlich feiert. An demselben Tage erhielt er die Nachricht, daß Ziska bei den Pragern gewesen sei und sich wohl mit ihnen — geeinigt hätte. 208. Wie Herzog Sigmund [Koribut] von Polen das Schloß Hotzenplotz mit großer Macht angriff. Zu derselben Zeit erhielt der König die Kunde, daß der Herzog Sigmund, wie Du es schon oben 1) einmal gehört hast, zum zweiten Male nach Böhmen gekommen sei. Das ließ der König in Güte geschehen, denn er war ein guter, sanfter, barm- herziger Fürst, wie Du das auch oben findest. Auf seinem Marsche belagerte Herzog Sigmund das Schloß Hotzenplotz bei Jägerndorf. Doch zog die Landschaft Truppen zusammen und vertrieb ihn, so daß er mit Schimpf und Schande weichen mußte, wie Du wohl oben und unten findest. 209. Wie Eberhard Windecke an alle die Orte kam, an denen er die unten beschriebenen Kostbarkeiten sah. Du sollst wissen, daß es für alle jungen Leute eine große Gnade des allmächtigen Gottes wäre, wenn es ihre Verhältnisse mit sich brächten, daß sie in der Jugend in fremden Ländern wanderten 2) und sich zu frommen Leuten hielten. Ja der All- mächtige vollbringt noch soviel und mehr offenbare Wunder als 1) Kap. 178a. — 2) Vergl. Kap 1 W. giebt mit diesem Kapitel „eine Art Rückblick auf sein bisheriges vielbewegtes Wanderleben, gleichsam als ob er von demselben Abschied nehme, um sich nun ... in seiner Vaterstadt zu Ruhe zu setzen“. Droysen, S. 177.
156 Eberhard Windecke. und dessen Gemahlin, sowie der Kardinal eine schöne Procession zu Ofen abhielten. Als der König am Frohnleichnamsabend des genannten Jahres diese Nachricht hatte, konnte er nicht so viel dagegen thun, als er wahrscheinlich gern gethan hätte. Doch faßte er frohen Muth und an Frohnleichnamstage ging er mit dem Kaiser von Griechenland aus Konstantinopel, mit dem Kardinal Placentinus und mit der Königin Barbara mit Christi Leichnam in der Procession zu Ofen rings in der Stadt um, wie man dies Fest alljährlich feiert. An demselben Tage erhielt er die Nachricht, daß Ziska bei den Pragern gewesen sei und sich wohl mit ihnen — geeinigt hätte. 208. Wie Herzog Sigmund [Koribut] von Polen das Schloß Hotzenplotz mit großer Macht angriff. Zu derselben Zeit erhielt der König die Kunde, daß der Herzog Sigmund, wie Du es schon oben 1) einmal gehört hast, zum zweiten Male nach Böhmen gekommen sei. Das ließ der König in Güte geschehen, denn er war ein guter, sanfter, barm- herziger Fürst, wie Du das auch oben findest. Auf seinem Marsche belagerte Herzog Sigmund das Schloß Hotzenplotz bei Jägerndorf. Doch zog die Landschaft Truppen zusammen und vertrieb ihn, so daß er mit Schimpf und Schande weichen mußte, wie Du wohl oben und unten findest. 209. Wie Eberhard Windecke an alle die Orte kam, an denen er die unten beschriebenen Kostbarkeiten sah. Du sollst wissen, daß es für alle jungen Leute eine große Gnade des allmächtigen Gottes wäre, wenn es ihre Verhältnisse mit sich brächten, daß sie in der Jugend in fremden Ländern wanderten 2) und sich zu frommen Leuten hielten. Ja der All- mächtige vollbringt noch soviel und mehr offenbare Wunder als 1) Kap. 178a. — 2) Vergl. Kap 1 W. giebt mit diesem Kapitel „eine Art Rückblick auf sein bisheriges vielbewegtes Wanderleben, gleichsam als ob er von demselben Abschied nehme, um sich nun ... in seiner Vaterstadt zu Ruhe zu setzen“. Droysen, S. 177.
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Leben König Sigmunds. Kap. 207—209. 157 damals, wo er auf Erden wandelte. Ich kann es behaupten und sage es auch in ganz lauterer Wahrheit, daß seine unermeßliche, unergründliche Barmherzigkeit an mir armem Sünder und an meinen Geschwistern offenbare Wunder gewirket hat: Er sei ge- priesen von mir und von allen Sündern und Kreaturen. — Du magst nun gerne vernehmen, was für große Gnade mir der allmächtige Gott gethan hat. Denn ich war mit meinen Ge- schwistern gar arm und bin zu großem, ehrbarem Einkommen gelangt: Er sei [dafür] gelobt! Auch bin ich in den oben be- schriebenen Reisen mit Fürsten, Herren, Rittern und Knechten und dazu mit dem edlen König Sigmund umhergezogen. Mit diesem ritt ich in die Reiche Aragonien, Frankreich, England, Böhmen, Ungarn und in das römische Reich. — Auch sollst Du wissen, daß mir Gott darin besondere Gnade erwiesen hat, daß er mich ihm zu Lobe und zu meiner Seelen Seligkeit die folgen den Heiligthümer sehen ließ. Zu Paris sah ich im Jahre 1416 in der Fastenzeit als ehrwürdige Reliquie das Tuch, in welchem Gott in das heilige Grab gelegt worden ist. Zu Toulouse sah ich der fünf Apostel und St. Georges Leichnam. Zu Montpellier sah ich das Kreuz, welches der Engel vom Himmel brachte. Ich sah bei Marseille in der Kapelle1) des h. Maximian St. Maria Magdalena. Ich sah zu Orleans St. Lazarus, zu Darraskron2) St. Martha, zu Asfron [?]3) den lieben, heiligen seligen Kardinal Peter von Luxemburg, ebenso eine Meile von Lyon den Leichnam von St. Anna, der Mutter Unser lieben Frau, und den Leichnam des Longinus, sowie den Becher, aus welchem Gott selbst an dem heiligen Gründonnerstage getrunken hat. Auf derselben Reise mit Kaiser Sigmund sah ich zu Paris, Gott sei gelobt, an einem Charfreitag zweimal die heilige Dornenkrone, mit der der all- mächtige Gott zu seiner Marter gekrönt war; ferner zu St. Denis zwei Nägel, die Gott unserm Herrn durch seine göttlichen 1) G: phelmicken sante maximien. H: pelmicken. — 2) G: darskan, wohl Tarascon-sur-Rhône. — 3) H: afronn.
Leben König Sigmunds. Kap. 207—209. 157 damals, wo er auf Erden wandelte. Ich kann es behaupten und sage es auch in ganz lauterer Wahrheit, daß seine unermeßliche, unergründliche Barmherzigkeit an mir armem Sünder und an meinen Geschwistern offenbare Wunder gewirket hat: Er sei ge- priesen von mir und von allen Sündern und Kreaturen. — Du magst nun gerne vernehmen, was für große Gnade mir der allmächtige Gott gethan hat. Denn ich war mit meinen Ge- schwistern gar arm und bin zu großem, ehrbarem Einkommen gelangt: Er sei [dafür] gelobt! Auch bin ich in den oben be- schriebenen Reisen mit Fürsten, Herren, Rittern und Knechten und dazu mit dem edlen König Sigmund umhergezogen. Mit diesem ritt ich in die Reiche Aragonien, Frankreich, England, Böhmen, Ungarn und in das römische Reich. — Auch sollst Du wissen, daß mir Gott darin besondere Gnade erwiesen hat, daß er mich ihm zu Lobe und zu meiner Seelen Seligkeit die folgen den Heiligthümer sehen ließ. Zu Paris sah ich im Jahre 1416 in der Fastenzeit als ehrwürdige Reliquie das Tuch, in welchem Gott in das heilige Grab gelegt worden ist. Zu Toulouse sah ich der fünf Apostel und St. Georges Leichnam. Zu Montpellier sah ich das Kreuz, welches der Engel vom Himmel brachte. Ich sah bei Marseille in der Kapelle1) des h. Maximian St. Maria Magdalena. Ich sah zu Orleans St. Lazarus, zu Darraskron2) St. Martha, zu Asfron [?]3) den lieben, heiligen seligen Kardinal Peter von Luxemburg, ebenso eine Meile von Lyon den Leichnam von St. Anna, der Mutter Unser lieben Frau, und den Leichnam des Longinus, sowie den Becher, aus welchem Gott selbst an dem heiligen Gründonnerstage getrunken hat. Auf derselben Reise mit Kaiser Sigmund sah ich zu Paris, Gott sei gelobt, an einem Charfreitag zweimal die heilige Dornenkrone, mit der der all- mächtige Gott zu seiner Marter gekrönt war; ferner zu St. Denis zwei Nägel, die Gott unserm Herrn durch seine göttlichen 1) G: phelmicken sante maximien. H: pelmicken. — 2) G: darskan, wohl Tarascon-sur-Rhône. — 3) H: afronn.
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158 Eberhard Windecke. Hände und Füße gingen, und eine der Kronen, die der Engel dem Kaiser Karl vom Himmel brachte. Bei Montreuil in einer Kirche habe ich zweimal den Leichnam von St. Jobst gesehen. Ebenso habe ich sechs Meilen von St. Just in einem Kloster das Buch gesehen1), welches der liebe St. Johannes mit dem goldenen Munde geschrieben hat. Ich las, daß der Anfang des Buches ist: Plures sunt fratres. Es ist kunstvoll und wohl mit zehn Sexternen2) geschrieben, das Pergament ist braun, die Buchstaben sind golden. — Zu Canterbury in England sah ich den Leichnam St. Thomä von Canterbury und den allerköst lichsten Sarg, den, glaube ich, je ein Menschenkind gesehen hat; daselbst auch das Haupt des St. Dionysius. — In Westmünster zu London sah ich den Stein, auf welchem Gott der Herr mit seinem rechten Fuße stand, als er gen Himmel fuhr. — Ebenso habe ich mit Gottes Gnade auf dem Thurme zu Aachen, als König Sigmund im Jahre 1417 daselbst war, das Hemd unser lieben Frau gesehen, das sie an hatte, als unser Heiland Christus Jesus geboren wurde; ferner die Hosen Josephs, in die der Herr gewickelt war; das Tuch, welches der Herr am Kreuze um sich hatte; das Kopftuch, in welches des lieben Herrn St. Johannes Haupt gelegt war; ein Stück des Strickes, mit dem unser Herr an die Säule gebunden war; eine der Blumen, die an dem dürren Stabe im Tempel erblüht waren; den Gürtel, den Maria, die Mutter Gottes, dem Thomas sandte, als sie gen Himmel gefahren war; Kaiser Karls Haupt, Schwert und Krone und viele andere kostbare Heiligthümer; zu Wyena in Dolfurt3) des lieben heiligen Herrn Antonius Leichnam. In Ofen sah ich das köstliche, würdige Heiligthum, welches zur Zeit des Kaisers Karl von Böhmen von Nürnberg nach Prag gebracht worden war, und welches König Sigmund von Böhmen nach Ungarn führte. Dieses sah ich am Weihnachtstage 1424 und der römische König 1) Vergl. Kap. 59. — 2) G: sex sterne. H: seckst ern. — 3) H: weyna in dolfirt. Vienne in Dauphiné?
158 Eberhard Windecke. Hände und Füße gingen, und eine der Kronen, die der Engel dem Kaiser Karl vom Himmel brachte. Bei Montreuil in einer Kirche habe ich zweimal den Leichnam von St. Jobst gesehen. Ebenso habe ich sechs Meilen von St. Just in einem Kloster das Buch gesehen1), welches der liebe St. Johannes mit dem goldenen Munde geschrieben hat. Ich las, daß der Anfang des Buches ist: Plures sunt fratres. Es ist kunstvoll und wohl mit zehn Sexternen2) geschrieben, das Pergament ist braun, die Buchstaben sind golden. — Zu Canterbury in England sah ich den Leichnam St. Thomä von Canterbury und den allerköst lichsten Sarg, den, glaube ich, je ein Menschenkind gesehen hat; daselbst auch das Haupt des St. Dionysius. — In Westmünster zu London sah ich den Stein, auf welchem Gott der Herr mit seinem rechten Fuße stand, als er gen Himmel fuhr. — Ebenso habe ich mit Gottes Gnade auf dem Thurme zu Aachen, als König Sigmund im Jahre 1417 daselbst war, das Hemd unser lieben Frau gesehen, das sie an hatte, als unser Heiland Christus Jesus geboren wurde; ferner die Hosen Josephs, in die der Herr gewickelt war; das Tuch, welches der Herr am Kreuze um sich hatte; das Kopftuch, in welches des lieben Herrn St. Johannes Haupt gelegt war; ein Stück des Strickes, mit dem unser Herr an die Säule gebunden war; eine der Blumen, die an dem dürren Stabe im Tempel erblüht waren; den Gürtel, den Maria, die Mutter Gottes, dem Thomas sandte, als sie gen Himmel gefahren war; Kaiser Karls Haupt, Schwert und Krone und viele andere kostbare Heiligthümer; zu Wyena in Dolfurt3) des lieben heiligen Herrn Antonius Leichnam. In Ofen sah ich das köstliche, würdige Heiligthum, welches zur Zeit des Kaisers Karl von Böhmen von Nürnberg nach Prag gebracht worden war, und welches König Sigmund von Böhmen nach Ungarn führte. Dieses sah ich am Weihnachtstage 1424 und der römische König 1) Vergl. Kap. 59. — 2) G: sex sterne. H: seckst ern. — 3) H: weyna in dolfirt. Vienne in Dauphiné?
Strana 159
Leben König Sigmunds. Kap. 209—211. 159 schaffte es wieder nach Deutschland und Nürnberg, wo es im Jahre 1440 noch war. Als Herzog Albrecht von Oestreich gewahrte, wie große Gewaltthaten und Frevel die Hussiten an den guten Christen verübten und welchen Schaden sie thäten, brachte er ein Heer zusammen, zog mit etwa 40000 Mann gegen Mähren und widerstand ihnen so gut er konnte. Auch zwang er sie, die Be- lagerung von Iglau aufzugeben und zurückzuweichen, nachdem sie leider gegen 2000 Menschen, Jung und Alt, Weiber und Kinder getödtet und großen Jammer gestiftet hatten. Dessen hatte sich Niemand erbarmt, und so hatte die Sache wohl ein halb Jahr gestanden. 210. Wie der römische König den Kurfürsten schrieb, daß sie zu ihm nach Wien kommen sollten, sie aber wollten es nicht thun. Im Jahre 1424 schrieb der römische König den Kurfürsten zum zweiten 1) Male, daß sie zu ihm nach Wien kommen sollten, damit er nach ihrem Rathe Vorkehrungen zum Besten der heiligen Kirche, des römischen Reiches und der Christenheit treffen könne. Sie antworteten, sie seien stets bereit, zu ihm nach Wien zu kommen, aber es geschah nicht. Die Bischöfe von Mainz und Trier machten sich auf und kamen nach Aschaffen burg. Doch besannen sie sich, kehrten wieder um und wollten nicht mehr zum Könige. Man erzählte, daß sie deshalb nicht kommen wollten, weil der König ihnen versprochen habe, ihnen allen Fürsten gegenüber, durch deren Land sie ziehen mußten, sicheres Geleit nach Aschaffenburg zu geben. Dies Geleit sei nicht gekommen. So blieben sie weg: Gott kennt ihre Herzen wohl. Daher setzte der König einen andern Tag nach Nürnberg fest, wie auch oben in diesem Buche zu finden ist.2) 211. Wie die Geistlichen das Heiligthum aus Aachen gänzlich hinweg führen wollten, weil sie mit der Gemeinde nicht einig waren. 1) Vergl. zu Kap. 198. — 2) Vergl. D. R. A. VIII, 339. Novbr. 1424 waren drei Kurfürsten und zweier Räthe in Aschaffenburg.
Leben König Sigmunds. Kap. 209—211. 159 schaffte es wieder nach Deutschland und Nürnberg, wo es im Jahre 1440 noch war. Als Herzog Albrecht von Oestreich gewahrte, wie große Gewaltthaten und Frevel die Hussiten an den guten Christen verübten und welchen Schaden sie thäten, brachte er ein Heer zusammen, zog mit etwa 40000 Mann gegen Mähren und widerstand ihnen so gut er konnte. Auch zwang er sie, die Be- lagerung von Iglau aufzugeben und zurückzuweichen, nachdem sie leider gegen 2000 Menschen, Jung und Alt, Weiber und Kinder getödtet und großen Jammer gestiftet hatten. Dessen hatte sich Niemand erbarmt, und so hatte die Sache wohl ein halb Jahr gestanden. 210. Wie der römische König den Kurfürsten schrieb, daß sie zu ihm nach Wien kommen sollten, sie aber wollten es nicht thun. Im Jahre 1424 schrieb der römische König den Kurfürsten zum zweiten 1) Male, daß sie zu ihm nach Wien kommen sollten, damit er nach ihrem Rathe Vorkehrungen zum Besten der heiligen Kirche, des römischen Reiches und der Christenheit treffen könne. Sie antworteten, sie seien stets bereit, zu ihm nach Wien zu kommen, aber es geschah nicht. Die Bischöfe von Mainz und Trier machten sich auf und kamen nach Aschaffen burg. Doch besannen sie sich, kehrten wieder um und wollten nicht mehr zum Könige. Man erzählte, daß sie deshalb nicht kommen wollten, weil der König ihnen versprochen habe, ihnen allen Fürsten gegenüber, durch deren Land sie ziehen mußten, sicheres Geleit nach Aschaffenburg zu geben. Dies Geleit sei nicht gekommen. So blieben sie weg: Gott kennt ihre Herzen wohl. Daher setzte der König einen andern Tag nach Nürnberg fest, wie auch oben in diesem Buche zu finden ist.2) 211. Wie die Geistlichen das Heiligthum aus Aachen gänzlich hinweg führen wollten, weil sie mit der Gemeinde nicht einig waren. 1) Vergl. zu Kap. 198. — 2) Vergl. D. R. A. VIII, 339. Novbr. 1424 waren drei Kurfürsten und zweier Räthe in Aschaffenburg.
Strana 160
160 Eberhard Windecke. Im Jahre 1425 erhielt man genaue Kunde, daß die Stadt Aachen und die Geistlichkeit daselbst sehr uneinig geworden seien. Dies kam daher, daß die Stadt die Stifts und Chorherren be- zichtigte, daß sie das Heiligthum aus der Stadt führen wollten und sie meinten, daß Gott und die Jungfrau Maria nicht wollten, daß es verheimlicht werde, daher schickten die Kurfürsten eine Gesandtschaft hin, so daß der Schaden ohne Streit bei gelegt ward.1) 213. Wie der Bischof von Köln und der Herzog von Heidel- berg nach Freiberg zum Könige Sigmund kamen. Zu dem dritten Tage, welchen der König Sigmund nach Nürnberg beschieden hatte, kamen die Fürsten außer dem Pfalz- grafen von Heidelberg und dem Bischofe von Köln. Da wurde ein neuer Kriegsanschlag gemacht und unter dem Insiegel der königl. Majestät nach allen Ländern ausgeschrieben. Diesem gemäß sollten die Herren sich in Freiberg in Meißen sammeln, es geschah aber nicht, denn, die sich in Freiberg versammelten, waren kaum dreihundert Gleven. So ward dieser Kriegszug unmöglich gemacht. Es hätte wohl Gott erbarmen können. Daher wurden die nichtswürdigen leidigen Hussiten mit der Zeit immer stärker in ihrer Ketzerei, da Niemand gegen sie handeln wollte. Jedermann gab aber dem Könige die Schuld. Aber dieser edele Fürst konnte nicht so dazu thun, wie er wohl gewünscht hätte, denn er mußte gegen die Türken und Heiden in das Wurzelland, in die Wallachei und in die Bulgarei zu Felde ziehen. Hätte er das nicht gethan, so wären diese Länder ganz verloren gewesen und der Christen heit wäre ein größerer Schade entstanden, als durch die böhmischen Ketzer. Der Feldzug gegen die Türken begann im Jahre 1426 1) Im Folgenden führt Verf. die Sittenlosigkeit von Geistlichen und Laien auf die hussitische Bewegung zurück. Dann erzählt er von heftigen Regengüssen, welche zur Zeit der Fürstenversammlung in Aschaffenburg 1425 Ueberschwemmungen in Mainz hervorriefen — Kap. 212 wird erzählt, wie ein Ritter auf dem Wege zum Bischof von Mainz nach gottlosem Fluchen in einem Pfuhle versinkt.
160 Eberhard Windecke. Im Jahre 1425 erhielt man genaue Kunde, daß die Stadt Aachen und die Geistlichkeit daselbst sehr uneinig geworden seien. Dies kam daher, daß die Stadt die Stifts und Chorherren be- zichtigte, daß sie das Heiligthum aus der Stadt führen wollten und sie meinten, daß Gott und die Jungfrau Maria nicht wollten, daß es verheimlicht werde, daher schickten die Kurfürsten eine Gesandtschaft hin, so daß der Schaden ohne Streit bei gelegt ward.1) 213. Wie der Bischof von Köln und der Herzog von Heidel- berg nach Freiberg zum Könige Sigmund kamen. Zu dem dritten Tage, welchen der König Sigmund nach Nürnberg beschieden hatte, kamen die Fürsten außer dem Pfalz- grafen von Heidelberg und dem Bischofe von Köln. Da wurde ein neuer Kriegsanschlag gemacht und unter dem Insiegel der königl. Majestät nach allen Ländern ausgeschrieben. Diesem gemäß sollten die Herren sich in Freiberg in Meißen sammeln, es geschah aber nicht, denn, die sich in Freiberg versammelten, waren kaum dreihundert Gleven. So ward dieser Kriegszug unmöglich gemacht. Es hätte wohl Gott erbarmen können. Daher wurden die nichtswürdigen leidigen Hussiten mit der Zeit immer stärker in ihrer Ketzerei, da Niemand gegen sie handeln wollte. Jedermann gab aber dem Könige die Schuld. Aber dieser edele Fürst konnte nicht so dazu thun, wie er wohl gewünscht hätte, denn er mußte gegen die Türken und Heiden in das Wurzelland, in die Wallachei und in die Bulgarei zu Felde ziehen. Hätte er das nicht gethan, so wären diese Länder ganz verloren gewesen und der Christen heit wäre ein größerer Schade entstanden, als durch die böhmischen Ketzer. Der Feldzug gegen die Türken begann im Jahre 1426 1) Im Folgenden führt Verf. die Sittenlosigkeit von Geistlichen und Laien auf die hussitische Bewegung zurück. Dann erzählt er von heftigen Regengüssen, welche zur Zeit der Fürstenversammlung in Aschaffenburg 1425 Ueberschwemmungen in Mainz hervorriefen — Kap. 212 wird erzählt, wie ein Ritter auf dem Wege zum Bischof von Mainz nach gottlosem Fluchen in einem Pfuhle versinkt.
Strana 161
Leben König Sigmunds. Kap. 211—214. 161 und dauerte ein ganzes Jahr. Im Gefolge des Königs Signund befand sich der Sohn des Königs von Portugal. Wie es aber beim Rückmarfche zuging, das findest Du oben 1) im Buche er- zählt. — In demselben Jahre [1426] machten die Fürsten und Reichsstädte einen neuen Feldzug gegen die Böhmen. Es ging aber schlecht dabei, wie Du unten wohl finden wirst. — Als der König Sigmund den Fürsten einen Tag nach Wien ausgeschrieben hatte, kam von den Kurfürsten keiner dahin. Aber der Mark-- graf Bernhard von Baden und Graf Ludwig von Oettingen und viele andere Grafen, sowie die Räthe der Kurfürsten und der Reichsstädte hatten sich eingefunden. Da wurde festgesetzt, daß die Reichsstädte dem Pfalzgrafen von Heidelberg nicht mehr beistehen sollten gegen den Markgrafen von Baden.2) Hieraus gingen die Theilnehmer an dem Tage auseinander. Auch der Markgraf Bernhard zog wieder an den Rhein. Er wollte [fort- an] dem Pfalzgrafen keine der Verpflichtungen erfüllen, zu denen er ihn gedrängt hatte. — In dieser Zeit forderte der römische König den Herzog von Berg auf, wegen der Länder Jülich und Geldern zu ihm nach Ungarn zu kommen, worüber Du unten3) Genaueres finden wirst. 214. Wie Herzog Albrecht von Oestreich mit 40000 Mann vor das Schloß Lundenburg in Mähren zog. Im Jahre 1426 zog Herzog Albrecht4) wohl mit 40000 Mann von Wien aus nach Mähren gegen die Hussiten und belagerte das Schloß Lundenburg, zwei Meilen von der Stadt Laa, acht Meilen von Wien, das stark besetzt war. Aber nach großer Mühsal und nach großen Verlusten auf beiden Seiten mußte er mit Schaden und Schande wieder abziehen. Dies kam daher, daß die Macht der ketzerischen Böhmen immer größer wurde, da die Landherren des Herzogs im Felde sich nicht einigen konnten. 1) Oben nichts davon. — 2) S. z. 184 g. E. — 3, S. z. 158. In der Wiener Hand= schrift folgt hier ein in allen anderen Handschriften fehlendes Kapitel von der Gefangenschaft des Königs von Cypern (1426). — 4) S. 209 g. E. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 11
Leben König Sigmunds. Kap. 211—214. 161 und dauerte ein ganzes Jahr. Im Gefolge des Königs Signund befand sich der Sohn des Königs von Portugal. Wie es aber beim Rückmarfche zuging, das findest Du oben 1) im Buche er- zählt. — In demselben Jahre [1426] machten die Fürsten und Reichsstädte einen neuen Feldzug gegen die Böhmen. Es ging aber schlecht dabei, wie Du unten wohl finden wirst. — Als der König Sigmund den Fürsten einen Tag nach Wien ausgeschrieben hatte, kam von den Kurfürsten keiner dahin. Aber der Mark-- graf Bernhard von Baden und Graf Ludwig von Oettingen und viele andere Grafen, sowie die Räthe der Kurfürsten und der Reichsstädte hatten sich eingefunden. Da wurde festgesetzt, daß die Reichsstädte dem Pfalzgrafen von Heidelberg nicht mehr beistehen sollten gegen den Markgrafen von Baden.2) Hieraus gingen die Theilnehmer an dem Tage auseinander. Auch der Markgraf Bernhard zog wieder an den Rhein. Er wollte [fort- an] dem Pfalzgrafen keine der Verpflichtungen erfüllen, zu denen er ihn gedrängt hatte. — In dieser Zeit forderte der römische König den Herzog von Berg auf, wegen der Länder Jülich und Geldern zu ihm nach Ungarn zu kommen, worüber Du unten3) Genaueres finden wirst. 214. Wie Herzog Albrecht von Oestreich mit 40000 Mann vor das Schloß Lundenburg in Mähren zog. Im Jahre 1426 zog Herzog Albrecht4) wohl mit 40000 Mann von Wien aus nach Mähren gegen die Hussiten und belagerte das Schloß Lundenburg, zwei Meilen von der Stadt Laa, acht Meilen von Wien, das stark besetzt war. Aber nach großer Mühsal und nach großen Verlusten auf beiden Seiten mußte er mit Schaden und Schande wieder abziehen. Dies kam daher, daß die Macht der ketzerischen Böhmen immer größer wurde, da die Landherren des Herzogs im Felde sich nicht einigen konnten. 1) Oben nichts davon. — 2) S. z. 184 g. E. — 3, S. z. 158. In der Wiener Hand= schrift folgt hier ein in allen anderen Handschriften fehlendes Kapitel von der Gefangenschaft des Königs von Cypern (1426). — 4) S. 209 g. E. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 11
Strana 162
162 Eberhard Windecke. — In derselben Zeit sandten die Prager an den König, in der Absicht, sich zu ergeben. Dieser schickte den von Rosenberg nach Prag, damit er untersuche, wie es damit stünde, und ob man ihnen glauben könne. Aber aus der Ergebung wurde nichts, da das alles Unwahrheiten waren. — Im Jahre 1426 zog auch der Bischof von Bremen ein Heer zusammen. Bei demselben befanden sich Leute des Bischofs von Münster, des Landgrafen von Hessen und des Bischofs von Köln. Im Ganzen waren es wohl dreitausend Berittene. Diese zogen gegen Friesland, un es mit Krieg zu überziehen. Einen Hirten, den sie hätten ge- fangen nehmen sollen, ließen sie lanfen, doch mußte er schwören, es Niemand zu sagen und keine Warnung ergehen zu lassen. Der Hirt begab sich, als sie vorwärts ins Land hinein ritten, zu einem Teiche oder Weiher und grub den ab, so daß das Wasser nur sehr geringen Abfluß hatte, immer weiter um sich griff und endlich das Gefilde so sehr überschwemmte, daß die Reisigen das Land nicht verlassen konnten. Nun wurden sie von den Friesen überfallen, vierhundert von ihnen wurden getödtet, zweitausend, darunter der Bischof von Bremen selbst, gefangen und wohl vierzehnhundert gesattelte Pferde erbeutet. Wie diese Angelegenheit endigte, das findest Du wohl noch unten.1) 215. Wie die Jungfrau von Holland mit Engländern an- kam, und wie die Holländer mit ihnen streiten wollten. Im Jahre 1425 kam die Jungfrau von Holland,2) welche den Herzog von Brabant zum Gemahl gehabt hatte, trotzdem sie Schwesterkinder waren, und darum [später] den Bruder des Königs von England, den Herzog von Glocester heirathete, wie oben erzählt ist, mit wohl viertausend3) Engländern [in Holland] an. Diese eroberten Brügge in Westflandern, Bergen in Henne gau4) und Kemnaten [?]. Daher zog der Herzog von Brabant ein Heer zusammen, um zu kämpfen, und die Holländer veran 1) Unten nichts weiter darüber. — 2) Siehe zu 144, 2 u. 3. — 3 G: achttausend. — 4) Wohl Mons.
162 Eberhard Windecke. — In derselben Zeit sandten die Prager an den König, in der Absicht, sich zu ergeben. Dieser schickte den von Rosenberg nach Prag, damit er untersuche, wie es damit stünde, und ob man ihnen glauben könne. Aber aus der Ergebung wurde nichts, da das alles Unwahrheiten waren. — Im Jahre 1426 zog auch der Bischof von Bremen ein Heer zusammen. Bei demselben befanden sich Leute des Bischofs von Münster, des Landgrafen von Hessen und des Bischofs von Köln. Im Ganzen waren es wohl dreitausend Berittene. Diese zogen gegen Friesland, un es mit Krieg zu überziehen. Einen Hirten, den sie hätten ge- fangen nehmen sollen, ließen sie lanfen, doch mußte er schwören, es Niemand zu sagen und keine Warnung ergehen zu lassen. Der Hirt begab sich, als sie vorwärts ins Land hinein ritten, zu einem Teiche oder Weiher und grub den ab, so daß das Wasser nur sehr geringen Abfluß hatte, immer weiter um sich griff und endlich das Gefilde so sehr überschwemmte, daß die Reisigen das Land nicht verlassen konnten. Nun wurden sie von den Friesen überfallen, vierhundert von ihnen wurden getödtet, zweitausend, darunter der Bischof von Bremen selbst, gefangen und wohl vierzehnhundert gesattelte Pferde erbeutet. Wie diese Angelegenheit endigte, das findest Du wohl noch unten.1) 215. Wie die Jungfrau von Holland mit Engländern an- kam, und wie die Holländer mit ihnen streiten wollten. Im Jahre 1425 kam die Jungfrau von Holland,2) welche den Herzog von Brabant zum Gemahl gehabt hatte, trotzdem sie Schwesterkinder waren, und darum [später] den Bruder des Königs von England, den Herzog von Glocester heirathete, wie oben erzählt ist, mit wohl viertausend3) Engländern [in Holland] an. Diese eroberten Brügge in Westflandern, Bergen in Henne gau4) und Kemnaten [?]. Daher zog der Herzog von Brabant ein Heer zusammen, um zu kämpfen, und die Holländer veran 1) Unten nichts weiter darüber. — 2) Siehe zu 144, 2 u. 3. — 3 G: achttausend. — 4) Wohl Mons.
Strana 163
Leben König Sigmunds. Kap. 214—216. 163 stalteten in Brabant große Rüstungen. Die Engländer aber vermieden den Kampf wegen ihrer geringen Anzahl und hielten sich in den Städten. Indessen starb Herzog Hans von Baiern,1) der Holland inne hatte. Daher zogen die Holländer wieder heim. Dieser Herzog hatte des Königs Sigmund Nichte2) zur Gemahlin und er war der Herzog, der den Lüttichern in dem Streite3) die große Niederlage beibrachte, in welcher an 26 000 Menschen blieben. Außer Niederland gehörte ihm in Baiern Straubing, Kehlheim und Deggendorf. Nach diesem Er- eignisse verhandelten die Engländer mit den Brabantern wegen der Heimkehr. Später fanden in Folge dessen viele brave Leute in Holland den Tod. 216. Wie die Bischöfe von Köln, Mainz und Trier, die Herzöge von Lothringen und Berg und der Markgraf von Baden nach Köln kamen. Als die Fürsten im Jahre 14254) in Nürnberg gewesen waren, vereinigten sich viele von ihnen in Köln zusammen zu kommen, wenn man das ehrwürdige Heiligthum zeigt. Da kamen die Bischöfe von Mainz, Köln und Trier, die Herzöge von Lothringen und von Berg, der Markgraf von Baden mit Sohn, Tochter und Frau, die Frau des [Herzogs] von Lothringen und viele Grafen, Ritter und Knechte [in Köln zusammen]. Sie hofften den von Geldern und Jülich zu versöhnen,5) doch er- reichten sie nichts. Da beschlossen die Fürsten, Herren und Grafen nach Aachen zu gehen. Auch hier sahen sie das ehr- würdige Heiligthum und begaben fich dann wieder nach Köln. Damals starb der Graf Adolf von Nassau.6) Da machten sie abermals einen Tag nach Boppard. Hierhin kam auch Herzog Ludwig von Heidelberg. Alle andern Fürsten waren [hier] einig, und auch die Einigung zwischen dem Herzoge von Heidelberg 1) Bruder des † h Wilhelm, erwählter Bischof von Lüttich, † 6 Januar 1425 an Gift. — 2) Elisabeth von Luxemburg, Tochter von König Sigmunds Bruder, Johann von Görlitz. — 3) Näheres darüber bei Aschb. II, 359, 24. — 4) Unten Kap. 220 richtig 1426. 5) Wohl Arnold v Egmont mit dem Herzoge von Berg. — 6) Siehe Kap. 221. 11 *
Leben König Sigmunds. Kap. 214—216. 163 stalteten in Brabant große Rüstungen. Die Engländer aber vermieden den Kampf wegen ihrer geringen Anzahl und hielten sich in den Städten. Indessen starb Herzog Hans von Baiern,1) der Holland inne hatte. Daher zogen die Holländer wieder heim. Dieser Herzog hatte des Königs Sigmund Nichte2) zur Gemahlin und er war der Herzog, der den Lüttichern in dem Streite3) die große Niederlage beibrachte, in welcher an 26 000 Menschen blieben. Außer Niederland gehörte ihm in Baiern Straubing, Kehlheim und Deggendorf. Nach diesem Er- eignisse verhandelten die Engländer mit den Brabantern wegen der Heimkehr. Später fanden in Folge dessen viele brave Leute in Holland den Tod. 216. Wie die Bischöfe von Köln, Mainz und Trier, die Herzöge von Lothringen und Berg und der Markgraf von Baden nach Köln kamen. Als die Fürsten im Jahre 14254) in Nürnberg gewesen waren, vereinigten sich viele von ihnen in Köln zusammen zu kommen, wenn man das ehrwürdige Heiligthum zeigt. Da kamen die Bischöfe von Mainz, Köln und Trier, die Herzöge von Lothringen und von Berg, der Markgraf von Baden mit Sohn, Tochter und Frau, die Frau des [Herzogs] von Lothringen und viele Grafen, Ritter und Knechte [in Köln zusammen]. Sie hofften den von Geldern und Jülich zu versöhnen,5) doch er- reichten sie nichts. Da beschlossen die Fürsten, Herren und Grafen nach Aachen zu gehen. Auch hier sahen sie das ehr- würdige Heiligthum und begaben fich dann wieder nach Köln. Damals starb der Graf Adolf von Nassau.6) Da machten sie abermals einen Tag nach Boppard. Hierhin kam auch Herzog Ludwig von Heidelberg. Alle andern Fürsten waren [hier] einig, und auch die Einigung zwischen dem Herzoge von Heidelberg 1) Bruder des † h Wilhelm, erwählter Bischof von Lüttich, † 6 Januar 1425 an Gift. — 2) Elisabeth von Luxemburg, Tochter von König Sigmunds Bruder, Johann von Görlitz. — 3) Näheres darüber bei Aschb. II, 359, 24. — 4) Unten Kap. 220 richtig 1426. 5) Wohl Arnold v Egmont mit dem Herzoge von Berg. — 6) Siehe Kap. 221. 11 *
Strana 164
164 Eberhard Windecke. und dem Bischofe Konrad war auf dem besten Wege. Da ließ der Herzog verlauten, daß der Bischof von Mainz gesagt habe: Er [der Bischof] habe vernommen, daß der Herzog gesagt habe, er [der Herzog] wolle sein [des Bischofs] Herr sein. Doch wolle er [der Bischof] den Tag nicht erleben, an dem der Herzog sein Herr würde.1) Hierüber beklagte sich der Herzog bei den Fürsten und wollte sich über noch mehrere Punkte beklagen. Da fragte der Bischof Konrad von Mainz, ob er auf jene Beschwerde ant- worten solle, und als der Herzog erwiderte, ja, er möge ant worten, sprach er: „Pfalzgraf und Vetter! Wer Euch das gesagt hat, hat recht gesagt. Wenn ich ein Laie wäre, so wäret Ihr mein Herr. Da ich aber durch Gottes Gnade es erlebt habe, Bischof von Mainz zu sein, so sollt Ihr den Tag nimmer er- leben, daß Ihr mein Herr seid oder werdet, denn auch meinem Stifte wäre das nicht gleichgiltig.“ Darauf legten sich die Fürsten ins Mittel und verschoben [den Ausgleich] auf einen späteren Termin. Dies geschah im Jahre 1426 zwischen Pfingsten und dem St. Laurentiustage [3. Juni]. 217. Wie die hussitischen Ketzer mit großer Macht vor die Stadt Brüx in Meißen rückten, und wie die Christen mit ihnen in Streit geriethen und deren viertausend erschlagen wurden. Als in der erwähnten Zeit die Fürsten in Nürnberg waren, kam sichere Kunde, daß die hussitischen oder wyclifitischen Ketzer aus Böhmen mit vieler Mannschaft vor die Stadt Brüx in Meißen gerückt seien, denn der Markgraf war zu Nürnberg und bat und rief um Hilfe. Während dessen geriethen die Christen mit den Hussiten in Streit und leider gewannen diese den Sieg und erschlugen wohl viertausend Mann, darunter acht Grafen und viele brave Leute, es mochte Gott erbarmen. Und der Markgraf beklagte sich den Fürsten gegenüber sehr und begehrte Hilfe, man sah aber wenig dazu thun. Wie die Dinge sich 1) So aufgefaßt scheint der Bericht in Ordnung zu sein. Wohl nicht ganz richtig be urtheilt D. R. A. VIII, 505.
164 Eberhard Windecke. und dem Bischofe Konrad war auf dem besten Wege. Da ließ der Herzog verlauten, daß der Bischof von Mainz gesagt habe: Er [der Bischof] habe vernommen, daß der Herzog gesagt habe, er [der Herzog] wolle sein [des Bischofs] Herr sein. Doch wolle er [der Bischof] den Tag nicht erleben, an dem der Herzog sein Herr würde.1) Hierüber beklagte sich der Herzog bei den Fürsten und wollte sich über noch mehrere Punkte beklagen. Da fragte der Bischof Konrad von Mainz, ob er auf jene Beschwerde ant- worten solle, und als der Herzog erwiderte, ja, er möge ant worten, sprach er: „Pfalzgraf und Vetter! Wer Euch das gesagt hat, hat recht gesagt. Wenn ich ein Laie wäre, so wäret Ihr mein Herr. Da ich aber durch Gottes Gnade es erlebt habe, Bischof von Mainz zu sein, so sollt Ihr den Tag nimmer er- leben, daß Ihr mein Herr seid oder werdet, denn auch meinem Stifte wäre das nicht gleichgiltig.“ Darauf legten sich die Fürsten ins Mittel und verschoben [den Ausgleich] auf einen späteren Termin. Dies geschah im Jahre 1426 zwischen Pfingsten und dem St. Laurentiustage [3. Juni]. 217. Wie die hussitischen Ketzer mit großer Macht vor die Stadt Brüx in Meißen rückten, und wie die Christen mit ihnen in Streit geriethen und deren viertausend erschlagen wurden. Als in der erwähnten Zeit die Fürsten in Nürnberg waren, kam sichere Kunde, daß die hussitischen oder wyclifitischen Ketzer aus Böhmen mit vieler Mannschaft vor die Stadt Brüx in Meißen gerückt seien, denn der Markgraf war zu Nürnberg und bat und rief um Hilfe. Während dessen geriethen die Christen mit den Hussiten in Streit und leider gewannen diese den Sieg und erschlugen wohl viertausend Mann, darunter acht Grafen und viele brave Leute, es mochte Gott erbarmen. Und der Markgraf beklagte sich den Fürsten gegenüber sehr und begehrte Hilfe, man sah aber wenig dazu thun. Wie die Dinge sich 1) So aufgefaßt scheint der Bericht in Ordnung zu sein. Wohl nicht ganz richtig be urtheilt D. R. A. VIII, 505.
Strana 165
Leben König Sigmunds. Kap. 216—218. 165 nachher gestalteten, das findet man unten, wenn mir Gott das — Leben schenkt. Als zu Nürnberg, wie Du oben1) gelesen hast, ein Anschlag gegen die Hussiten gemacht worden war, plante man einen hübschen Zug gegen Freiberg in Meißen. Daher rüsteten sich Städte und Fürsten am Rhein und schickten tausend Gleven2) dorthin, die so lange dort blieben, bis ihre Herren sie wieder heim kommen ließen. Ueber dieses Kriegsvolk war im Namen des Bischofs Konrad von Mainz der Landgraf von Lichtenberg Hauptmann. In derselben Zeit war ein großer Kampf zwischen dem Herzoge von Burgund und dem Herzoge von Glocester, dem Bruder des Königs von England, festgesetzt, der im Jahre 1425 am St. Georgstage zu Paris in Frankreich vor sich gehen sollte. Doch ward dieser Kampf mit vieler Mühe beigelegt. In demselben Jahre sandte der König zwei Briefe, um mir Eberhard zu helfen. Der eine war an den Rath zu Mainz gerichtet, der andere an die Zum Jungen in Mainz, wo ich war, wovon Du unten die Abschrift findest.3) Demnach wurde mir mein Lehen am Zolle. Dies wurde fest am Mittwoch in der Marter- woche 1425,4) und ich wurde noch in jenem Jahre angestellt. 218. Wie die Kurfürsten zu Mainz waren wegen des Bischofs von Mainz und des Landgrafen von Hessen. Als in demselben Jahre, wie Du oben gelegen hast, die Kurfürsten zu Mainz einen Tag zwischen dem Landgrafen von Hessen5) und dem Bischof Konrad von Mainz hielten, fand eine Einigung nicht statt, sondern es ward nur ein Waffenstillstand geschlossen bis zum Johannistage in Sommer. Der erste Tag war acht Tage nach Ostern. Damals wurde ein Tag bestimmt nach Bernheim in Franken, von wo man sich ohne Resultat 1) Kap 213. — 2) Eine Gleve etwa vier Mann. — 3) Diese Abschrift fehlt. — 4) Droysen 177 fin. zeigt, daß des Königs Urkunden am 26. März 1426 ausgestellt wurden Vergl Kap. 220 g. E. — 5) Vergl. Kap. 221, 222, 223, 225, 228. Aschb. III, 300.
Leben König Sigmunds. Kap. 216—218. 165 nachher gestalteten, das findet man unten, wenn mir Gott das — Leben schenkt. Als zu Nürnberg, wie Du oben1) gelesen hast, ein Anschlag gegen die Hussiten gemacht worden war, plante man einen hübschen Zug gegen Freiberg in Meißen. Daher rüsteten sich Städte und Fürsten am Rhein und schickten tausend Gleven2) dorthin, die so lange dort blieben, bis ihre Herren sie wieder heim kommen ließen. Ueber dieses Kriegsvolk war im Namen des Bischofs Konrad von Mainz der Landgraf von Lichtenberg Hauptmann. In derselben Zeit war ein großer Kampf zwischen dem Herzoge von Burgund und dem Herzoge von Glocester, dem Bruder des Königs von England, festgesetzt, der im Jahre 1425 am St. Georgstage zu Paris in Frankreich vor sich gehen sollte. Doch ward dieser Kampf mit vieler Mühe beigelegt. In demselben Jahre sandte der König zwei Briefe, um mir Eberhard zu helfen. Der eine war an den Rath zu Mainz gerichtet, der andere an die Zum Jungen in Mainz, wo ich war, wovon Du unten die Abschrift findest.3) Demnach wurde mir mein Lehen am Zolle. Dies wurde fest am Mittwoch in der Marter- woche 1425,4) und ich wurde noch in jenem Jahre angestellt. 218. Wie die Kurfürsten zu Mainz waren wegen des Bischofs von Mainz und des Landgrafen von Hessen. Als in demselben Jahre, wie Du oben gelegen hast, die Kurfürsten zu Mainz einen Tag zwischen dem Landgrafen von Hessen5) und dem Bischof Konrad von Mainz hielten, fand eine Einigung nicht statt, sondern es ward nur ein Waffenstillstand geschlossen bis zum Johannistage in Sommer. Der erste Tag war acht Tage nach Ostern. Damals wurde ein Tag bestimmt nach Bernheim in Franken, von wo man sich ohne Resultat 1) Kap 213. — 2) Eine Gleve etwa vier Mann. — 3) Diese Abschrift fehlt. — 4) Droysen 177 fin. zeigt, daß des Königs Urkunden am 26. März 1426 ausgestellt wurden Vergl Kap. 220 g. E. — 5) Vergl. Kap. 221, 222, 223, 225, 228. Aschb. III, 300.
Strana 166
166 Eberhard Windecke. trennte, so daß sich an dem Johannistage ein großer Krieg er hob. Darnach kamen sie abermals zusammen zu Kitzingen. Hier fand eine vollständige Sühne nach Bischof Konrads Willen statt. Doch wurde der Friede nicht lange gehalten, und der Bruch ging vom Landgrafen aus, der damals die Niederlage davon trug. 219. Wie der Bischof von Köln und der Herzog von Cleve mit großer Macht gegen einander kämpften. Am Johannistage des Jahres 1425 erhob sich ein großer Krieg zwischen dem Bischofe von Köln und dem Herzoge von Cleve. Und der von Heidelberg wollte dem Bischofe von Köln gegen den Herzog von Cleve nicht beistehen, aber er sandte ihm seinen Sohn Ruprecht mit hundert Spießen zu Hilfe. — Ebenso wollte der Herzog Ludwig dem Landgrafen von Hessen nicht gegen Bischof Konrad von Mainz beistehen, aber Herzog Otto, sein Bruder, half dem Landgrafen mit rechter Treue der Fürsten: danach laß Dich nicht hungern noch dürsten; hieß es doch, der Pfennig machte die Schwankungen nach hier- und dorthin.1) 220. Wie der Markgraf von Meißen und die Bischöfe von Trier und Magdeburg zum römischen Könige kamen. Im Jahre 1426 beschied der römische König Sigmund nach dem Tage, den er nach Wien angeordnet hatte, einen andern nach Nürnberg2) und sandte seine Boten und Räthe, den Bischok von Agram, Herrn Johann von Sulzbach, genannt von Ebsch, und den Grafen Ludwig von Oettingen. Er entbot den Fürsten, er werde selbst kommen, wenn ihn Gott bei Gesundheit erhielte. Daraufhin zogen um Pfingsten der Markgraf von Meißen und die Bischöfe von Trier und Magdeburg nach Nürnberg, auch kam Herzog Heinrich von Baiern-Landshut dahin. Aber die Ankunft des römischen Königs, der da zu kommen meinte, ver- zögerte sich. Inzwischen reiste der Erzbischof Konrad von Mainz, 1) Der gesperrt gedruckte Satz nur in H. Derselbe ist offenbar absichtlich in C G weg- gelassen. — 2, Vergl Kap 213; Aschb. III, 244.
166 Eberhard Windecke. trennte, so daß sich an dem Johannistage ein großer Krieg er hob. Darnach kamen sie abermals zusammen zu Kitzingen. Hier fand eine vollständige Sühne nach Bischof Konrads Willen statt. Doch wurde der Friede nicht lange gehalten, und der Bruch ging vom Landgrafen aus, der damals die Niederlage davon trug. 219. Wie der Bischof von Köln und der Herzog von Cleve mit großer Macht gegen einander kämpften. Am Johannistage des Jahres 1425 erhob sich ein großer Krieg zwischen dem Bischofe von Köln und dem Herzoge von Cleve. Und der von Heidelberg wollte dem Bischofe von Köln gegen den Herzog von Cleve nicht beistehen, aber er sandte ihm seinen Sohn Ruprecht mit hundert Spießen zu Hilfe. — Ebenso wollte der Herzog Ludwig dem Landgrafen von Hessen nicht gegen Bischof Konrad von Mainz beistehen, aber Herzog Otto, sein Bruder, half dem Landgrafen mit rechter Treue der Fürsten: danach laß Dich nicht hungern noch dürsten; hieß es doch, der Pfennig machte die Schwankungen nach hier- und dorthin.1) 220. Wie der Markgraf von Meißen und die Bischöfe von Trier und Magdeburg zum römischen Könige kamen. Im Jahre 1426 beschied der römische König Sigmund nach dem Tage, den er nach Wien angeordnet hatte, einen andern nach Nürnberg2) und sandte seine Boten und Räthe, den Bischok von Agram, Herrn Johann von Sulzbach, genannt von Ebsch, und den Grafen Ludwig von Oettingen. Er entbot den Fürsten, er werde selbst kommen, wenn ihn Gott bei Gesundheit erhielte. Daraufhin zogen um Pfingsten der Markgraf von Meißen und die Bischöfe von Trier und Magdeburg nach Nürnberg, auch kam Herzog Heinrich von Baiern-Landshut dahin. Aber die Ankunft des römischen Königs, der da zu kommen meinte, ver- zögerte sich. Inzwischen reiste der Erzbischof Konrad von Mainz, 1) Der gesperrt gedruckte Satz nur in H. Derselbe ist offenbar absichtlich in C G weg- gelassen. — 2, Vergl Kap 213; Aschb. III, 244.
Strana 167
Leben König Sigmunds. Kap. 218—220. 167 ein geborner Rheingraf, von Mainz nach Nürnberg, wo er vier- zehn Tage nach Pfingsten an einem Sonnabend eintraf. Hier wurde er von dem Kardinal von Rom, der im Auftrage Martins V. da war, sehr ehrenvoll empfangen. Es ritten ihm auch die Bischöfe von Trier, Agram, Magdeburg und Hildesheim, der Herzog Hans von Baiern, der Markgraf von Meißen und der Herzog Erich von Sachsen entgegen. Als die Fürsten morgens zur Berathung gehen wollten, kam die Nachricht, daß die hussitischen und wyclifitischen Ketzer die Stadt Michelsberg eingenommen, Frauen und Kinder getödtet und viele brave Leute gefangen hätten, und [ebenso] die Stadt Leipe in Schlesien, und daselbst großen Schaden gethan hätten. — Als am andern Tage die Fürsten zu Rathe saßen darüber, wie man den böhmischen Ketzern widerstehen solle, kam Nachricht, daß der Bischof von Basel und des Königs Kämmerer kämen. Da warteten die Fürsten, Herren und Vertreter der Städte auf die Botschaft. Diese besagte, daß der König wegen Krankheit nicht kommen könne, doch hätte [der Gesandte] ganze Vollmacht und könne seinen Rath geben. Was die Fürsten, Herren und Städte thäten, das solle volle Geltung haben. Demnach verhandelten diese unter dem Beirathe und mit der Zustimmnng des Rathes des Königs, und es ward ein Kriegsplan gegen die böhmischen Ketzer aufgestellt, über das, was man unter Fürsten, Herren, Rittern und Knechten, Edeln und Unedeln, Geistlichen und Laien, Niemand ausgenommen, zu einem täglichen Kriege1) stellen solle, so daß die Gesammi anzahl sechstausend Gleven guter Krieger betrüge. Ich, Eber- hard Windecke, war hierbei zugegen. — Mein gnädiger Herr hatte mir die Bestätigung des Lehens2) am Zolle zu Mainz gesandt, welches er mir verliehen hatte. Die Rechtsgebräuche erfüllte dabei Herr Eberhard, Schenk zu Erbach, Domherr und Kämmerer zu Mainz, nach Inhalt der Bestätigungs-Urkunde. 1) D. h. ein solcher, bei welchem die Söldner bis zur Niederwerfung des Gegners im Felde stehen sollten. Gegensatz rîtender kriec — 2) Siehe zu 204, 2.
Leben König Sigmunds. Kap. 218—220. 167 ein geborner Rheingraf, von Mainz nach Nürnberg, wo er vier- zehn Tage nach Pfingsten an einem Sonnabend eintraf. Hier wurde er von dem Kardinal von Rom, der im Auftrage Martins V. da war, sehr ehrenvoll empfangen. Es ritten ihm auch die Bischöfe von Trier, Agram, Magdeburg und Hildesheim, der Herzog Hans von Baiern, der Markgraf von Meißen und der Herzog Erich von Sachsen entgegen. Als die Fürsten morgens zur Berathung gehen wollten, kam die Nachricht, daß die hussitischen und wyclifitischen Ketzer die Stadt Michelsberg eingenommen, Frauen und Kinder getödtet und viele brave Leute gefangen hätten, und [ebenso] die Stadt Leipe in Schlesien, und daselbst großen Schaden gethan hätten. — Als am andern Tage die Fürsten zu Rathe saßen darüber, wie man den böhmischen Ketzern widerstehen solle, kam Nachricht, daß der Bischof von Basel und des Königs Kämmerer kämen. Da warteten die Fürsten, Herren und Vertreter der Städte auf die Botschaft. Diese besagte, daß der König wegen Krankheit nicht kommen könne, doch hätte [der Gesandte] ganze Vollmacht und könne seinen Rath geben. Was die Fürsten, Herren und Städte thäten, das solle volle Geltung haben. Demnach verhandelten diese unter dem Beirathe und mit der Zustimmnng des Rathes des Königs, und es ward ein Kriegsplan gegen die böhmischen Ketzer aufgestellt, über das, was man unter Fürsten, Herren, Rittern und Knechten, Edeln und Unedeln, Geistlichen und Laien, Niemand ausgenommen, zu einem täglichen Kriege1) stellen solle, so daß die Gesammi anzahl sechstausend Gleven guter Krieger betrüge. Ich, Eber- hard Windecke, war hierbei zugegen. — Mein gnädiger Herr hatte mir die Bestätigung des Lehens2) am Zolle zu Mainz gesandt, welches er mir verliehen hatte. Die Rechtsgebräuche erfüllte dabei Herr Eberhard, Schenk zu Erbach, Domherr und Kämmerer zu Mainz, nach Inhalt der Bestätigungs-Urkunde. 1) D. h. ein solcher, bei welchem die Söldner bis zur Niederwerfung des Gegners im Felde stehen sollten. Gegensatz rîtender kriec — 2) Siehe zu 204, 2.
Strana 168
168 Eberhard Windecke. Gott gebe, daß ich und meine Nachkommen uns so halten, daß das Lehen bei den Erben und beim Stamme bleibe! 221. Wie der Bischof von Köln und der Bischof von Mainz gegen Waldeck zogen und das Land wegen des Sohnes des Wal-- deckers einnahmen. Vielleicht hast Du oben 1) in diesem Buche gelesen, daß im Jahre 1426 der Landgraf von Hessen das Land des Grafen von Waldeck eingenommen hatte auf den Rath der seinigen und einiger anderer und auf den Rath der Herren und Diener des Waldeckers. Dies war um Fastnacht geschehen. Das Land sollte für eine Summe Geldes verpfändet sein. Es war aber geschehen wider Willen und Wissen des Sohnes des Grafen von Waldeck und dessen Frau, die eine Schwester des Grafen Adolf von Nassau war, der Wiesbaden hatte und ohne Zweifel ein listiger Herr war. Er starb, wie Du oben2) gelesen hast, in Köln. Miterbe der Pfandschaft war Bischof Konrad von Mainz, und da diesem die Pfandschaft zuvor von dem Grafen von Waldeck verheißen war, so verdroß und ärgerte die Angelegenheit den Bischof sehr und er that dem entsprechend. Indessen ging, wie Du oben gelesen hast, Bischof Konrad nach Aachen, wo sich viele Fürsten befanden, und traf mit der Frau und mit dem Sohne des Grafen von Waldeck ein Abkommen. In Folge dessen zogen die Bischöfe von Mainz und Köln mit List in das Land und nahmen dasselbe ein, und der Sohn des Grafen von Waldeck half ihnen dabei, von dem unten erzählt ist, und durch den, wie Du finden wirst, leider schwere Kriege entstanden. 222. Wie der Bischof von Mainz in Hessen zu Felde zog und dem Landgrafen anbot, ihm für das Land Waldeck sein Geld wieder zu geben. Um Michaelis des genannten Jahres 1427 zog Bischof Konrad gegen Hessen zu Felde und bot dem Landgrafen an, er wolle ihm für das Land Waldeck sein Geld wieder geben. 1) Siehe zu 218. — 2) Kap. 216.
168 Eberhard Windecke. Gott gebe, daß ich und meine Nachkommen uns so halten, daß das Lehen bei den Erben und beim Stamme bleibe! 221. Wie der Bischof von Köln und der Bischof von Mainz gegen Waldeck zogen und das Land wegen des Sohnes des Wal-- deckers einnahmen. Vielleicht hast Du oben 1) in diesem Buche gelesen, daß im Jahre 1426 der Landgraf von Hessen das Land des Grafen von Waldeck eingenommen hatte auf den Rath der seinigen und einiger anderer und auf den Rath der Herren und Diener des Waldeckers. Dies war um Fastnacht geschehen. Das Land sollte für eine Summe Geldes verpfändet sein. Es war aber geschehen wider Willen und Wissen des Sohnes des Grafen von Waldeck und dessen Frau, die eine Schwester des Grafen Adolf von Nassau war, der Wiesbaden hatte und ohne Zweifel ein listiger Herr war. Er starb, wie Du oben2) gelesen hast, in Köln. Miterbe der Pfandschaft war Bischof Konrad von Mainz, und da diesem die Pfandschaft zuvor von dem Grafen von Waldeck verheißen war, so verdroß und ärgerte die Angelegenheit den Bischof sehr und er that dem entsprechend. Indessen ging, wie Du oben gelesen hast, Bischof Konrad nach Aachen, wo sich viele Fürsten befanden, und traf mit der Frau und mit dem Sohne des Grafen von Waldeck ein Abkommen. In Folge dessen zogen die Bischöfe von Mainz und Köln mit List in das Land und nahmen dasselbe ein, und der Sohn des Grafen von Waldeck half ihnen dabei, von dem unten erzählt ist, und durch den, wie Du finden wirst, leider schwere Kriege entstanden. 222. Wie der Bischof von Mainz in Hessen zu Felde zog und dem Landgrafen anbot, ihm für das Land Waldeck sein Geld wieder zu geben. Um Michaelis des genannten Jahres 1427 zog Bischof Konrad gegen Hessen zu Felde und bot dem Landgrafen an, er wolle ihm für das Land Waldeck sein Geld wieder geben. 1) Siehe zu 218. — 2) Kap. 216.
Strana 169
Leben König Sigmunds. Kap. 220—223. 169 Während er wohl drei Wochen zu Fritzlar lag, sammelte der Landgraf ein Heer, um ihm den Rückweg zu verlegen, aber er konnte dies nicht. Daher zog der Bischof gen Geismar und blieb daselbst. Da übergab der Abt von Fulda dem Landgrafen die Stadt Fulda und das Schloß Frauenberg. Dies geschah im Jahre 1427, und der Abt hieß und war einer von Merlau.1) 223. Wie die Fürsten auf Geheiß des römischen Königs zu Frankfurt waren um der Einigkeit des Christenglaubens willen. Darauf räumte der Bischof Konrad in der Fastenzeit 1427 das Land Hessen. Indessen hatte der römische König seinen Ge sandten, Herrn Michel, Propst von Bunzlau, aus Ungarn ge- schickt. Die Fürsten waren in Frankfurt und wurden einig über einen Anschlag gegen die Hussiten, den Du unten wörtlich findest, aus dem aber nichts wurde, wie Du später hören wirst. Zum ersten.2) Unsere Herren, die Kurfürsten, alle Fürsten, Grafen, Freien, Ritter, Knechte und Städte und alle, welche Gott zu Lob und Ehre, zum Schutze des heiligen Christen glaubens, zur Erhaltung der hlg. römischen Kirche, zum Troste aller Christen und zum Widerstande gegen die Ketzer ins Feld ziehen und die Ketzer in Böhmen und diejenigen, welche es mit ihnen halten und sie unterstützen, bekämpfen wollen, — diese sollen den Sonntag St. Peter und Paulus nach Nürnberg3) oder in dessen nächste Umgebung kommen. II.4) Falls die drei Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier jeglicher selbst kommen, so soll der Erzbischof von Köln Haupt- mann sein; sollte der nicht kommen, so soll es der Bischof von Trier werden; sollte von diesen keiner kommen oder kommen können, so soll es der Bischof von Mainz sein, wenn er hin- kommt. Welcher von ihnen aber hinkommt und Hauptmann 1] Johann I. von Merlau, 1395—1440. — 2) Das Geleitschreiben der Kurfürsten zu der folgenden Verordnung (Zeichniß) folgt im nächsten Kapitel, erwähnt wird sie auch in dem kurfürstlichen Schreiben, Kap. 251. Abgedruckt bei Palacky, Urkunden I, 503. Vergl. von Bezold II, 100. — 3) Bei Palacky nach Andr. Ratisbon: „gen Egers. — 4) Der fol- gende Artikel bildet bei Palacky. S. 509 den Schluß.
Leben König Sigmunds. Kap. 220—223. 169 Während er wohl drei Wochen zu Fritzlar lag, sammelte der Landgraf ein Heer, um ihm den Rückweg zu verlegen, aber er konnte dies nicht. Daher zog der Bischof gen Geismar und blieb daselbst. Da übergab der Abt von Fulda dem Landgrafen die Stadt Fulda und das Schloß Frauenberg. Dies geschah im Jahre 1427, und der Abt hieß und war einer von Merlau.1) 223. Wie die Fürsten auf Geheiß des römischen Königs zu Frankfurt waren um der Einigkeit des Christenglaubens willen. Darauf räumte der Bischof Konrad in der Fastenzeit 1427 das Land Hessen. Indessen hatte der römische König seinen Ge sandten, Herrn Michel, Propst von Bunzlau, aus Ungarn ge- schickt. Die Fürsten waren in Frankfurt und wurden einig über einen Anschlag gegen die Hussiten, den Du unten wörtlich findest, aus dem aber nichts wurde, wie Du später hören wirst. Zum ersten.2) Unsere Herren, die Kurfürsten, alle Fürsten, Grafen, Freien, Ritter, Knechte und Städte und alle, welche Gott zu Lob und Ehre, zum Schutze des heiligen Christen glaubens, zur Erhaltung der hlg. römischen Kirche, zum Troste aller Christen und zum Widerstande gegen die Ketzer ins Feld ziehen und die Ketzer in Böhmen und diejenigen, welche es mit ihnen halten und sie unterstützen, bekämpfen wollen, — diese sollen den Sonntag St. Peter und Paulus nach Nürnberg3) oder in dessen nächste Umgebung kommen. II.4) Falls die drei Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier jeglicher selbst kommen, so soll der Erzbischof von Köln Haupt- mann sein; sollte der nicht kommen, so soll es der Bischof von Trier werden; sollte von diesen keiner kommen oder kommen können, so soll es der Bischof von Mainz sein, wenn er hin- kommt. Welcher von ihnen aber hinkommt und Hauptmann 1] Johann I. von Merlau, 1395—1440. — 2) Das Geleitschreiben der Kurfürsten zu der folgenden Verordnung (Zeichniß) folgt im nächsten Kapitel, erwähnt wird sie auch in dem kurfürstlichen Schreiben, Kap. 251. Abgedruckt bei Palacky, Urkunden I, 503. Vergl. von Bezold II, 100. — 3) Bei Palacky nach Andr. Ratisbon: „gen Egers. — 4) Der fol- gende Artikel bildet bei Palacky. S. 509 den Schluß.
Strana 170
170 Eberhard Windecke. wird, der soll von weltlichen Fürsten einen oder mehr, wie es nöthig sein würde, zu sich nehmen und nach Hauptmanns Pflicht mit ihm übereinkommen und derjenige, über den man sich so als [zweiten] Hauptmann geeinigt hat, der soll bei dem Hauptmann sein und bleiben und nicht dawider reden. III. Die Fürsten, über welche man sich als Hauptleute ge- einigt hat, können und sollen sechs oder acht oder, wenn es ihnen nöthig scheinen sollte, mehr redliche Leute aus anderer Fürsten Ländern, die dorthin kommen, zu sich nehmen, welche festsetzen und anordnen sollen, wie man ziehen und folgen solle, auch bestellen und befehligen, wie es nöthig ist.1) IV. Jeder Mann soll auf eigene Kosten und in eigener Verpflegung marschiren ohne Schädigung anderer Leute. Wo man jedoch nicht in Städten ist und in Felde steht, darf man ungefährdet einen mäßigen Bedarf von Heu oder Stroh nehmen. Wenn man auch Futter oder Speise nicht haben oder zu kaufen bekommen kann, so kann man das nehmen, wo man es erhält, doch soll man es redlich bezahlen nach dem Rathe der Haupt- leute, oder wenn sie es selbst angeordnet haben sollten, nach ihrem Ermessen. V. Jeder Fürst, Graf, Ritter, Knecht, oder jede Stadt soll käufliche Vorräthe aufspeichern, besonders diejenigen, welche an der böhmischen Grenze wohnen, und daselbst halten, damit von allem, was noth ist, Vorrath herbeigeschafft werde. Diese Zu- fuhren sollen vor Jedermann sicher sein und ungeschädigt bleiben. Wer aber Jemandem das Seine wider dessen Willen nimmt, oder ihn beraubt, dem soll man das Haupt abschlagen ohne Gnade; und wer da stiehlt, dem soll auch sein Recht werden, und Niemand soll das wehren oder sich dem irgendwie wider- setzen, [vielmehr soll das Urtheil] 2) ohne Gnade vollzogen werden. 1) Palacky noch: „und alle, die so folgen, ziehen und kommen, Niemand ausgenommen, sollen den Fürsten oder ihrer Gewalt gehorsam und gewärtig sein, ohne alle Widerrede. — 2) Fehlt auch bei Andr Ratisbon.
170 Eberhard Windecke. wird, der soll von weltlichen Fürsten einen oder mehr, wie es nöthig sein würde, zu sich nehmen und nach Hauptmanns Pflicht mit ihm übereinkommen und derjenige, über den man sich so als [zweiten] Hauptmann geeinigt hat, der soll bei dem Hauptmann sein und bleiben und nicht dawider reden. III. Die Fürsten, über welche man sich als Hauptleute ge- einigt hat, können und sollen sechs oder acht oder, wenn es ihnen nöthig scheinen sollte, mehr redliche Leute aus anderer Fürsten Ländern, die dorthin kommen, zu sich nehmen, welche festsetzen und anordnen sollen, wie man ziehen und folgen solle, auch bestellen und befehligen, wie es nöthig ist.1) IV. Jeder Mann soll auf eigene Kosten und in eigener Verpflegung marschiren ohne Schädigung anderer Leute. Wo man jedoch nicht in Städten ist und in Felde steht, darf man ungefährdet einen mäßigen Bedarf von Heu oder Stroh nehmen. Wenn man auch Futter oder Speise nicht haben oder zu kaufen bekommen kann, so kann man das nehmen, wo man es erhält, doch soll man es redlich bezahlen nach dem Rathe der Haupt- leute, oder wenn sie es selbst angeordnet haben sollten, nach ihrem Ermessen. V. Jeder Fürst, Graf, Ritter, Knecht, oder jede Stadt soll käufliche Vorräthe aufspeichern, besonders diejenigen, welche an der böhmischen Grenze wohnen, und daselbst halten, damit von allem, was noth ist, Vorrath herbeigeschafft werde. Diese Zu- fuhren sollen vor Jedermann sicher sein und ungeschädigt bleiben. Wer aber Jemandem das Seine wider dessen Willen nimmt, oder ihn beraubt, dem soll man das Haupt abschlagen ohne Gnade; und wer da stiehlt, dem soll auch sein Recht werden, und Niemand soll das wehren oder sich dem irgendwie wider- setzen, [vielmehr soll das Urtheil] 2) ohne Gnade vollzogen werden. 1) Palacky noch: „und alle, die so folgen, ziehen und kommen, Niemand ausgenommen, sollen den Fürsten oder ihrer Gewalt gehorsam und gewärtig sein, ohne alle Widerrede. — 2) Fehlt auch bei Andr Ratisbon.
Strana 171
Leben König Sigmunds. Kap. 223. 171 VI. Kein Weib, kein Spieler,1) keine Büberei, wie sie auch heiße, soll mitziehen oder nachfolgen. VII. Jeder Mann soll jede Woche mindestens einmal beichten, und die Fürsten und Hauptleute sollen die Ihrigen dazu anhalten, auch sollen sie Messe hören, welchen Tag sie sie immer haben können, wobei Gott demüthig, innig und mit Eifer gedient werden soll. VII. Wer freventlich mit Vorsatz schwört, oder gegen andere Menschen böse Flüche ausstößt, oder sie schilt, den soll man öffentlich in den Pranger schließen, bis die Hauptleute ihu be- gnadigen, oder man soll ihn von Stund an2) mit Geißeln oder Ruthen hinwegjagen. VIII. Wer Schwert, Messer oder Beil, oder eine andere Waffe freventlich zieht, der soll ohne Gnade eine Hand verlieren, verwundet er aber Jemand dabei, so soll man ihm das Haupt abschlagen. IX. Wenn Auflauf, Zwietracht, Streit oder Ungehörigkeiten zwischen Fürsten, Herren, Städten oder anderen entstehen, so können die obengenannten beiden Hauptleute andere Fürsten, oder wen sie sonst wollen, zu sich nehmen3); oder die Haupt- leute können, wenn sie das nicht ausführen können, an ihrer Stelle andere dazu bestimmen, und sollen solche Streitsachen schlichten, und bei deren Entscheidung soll es verbleiben und diese stets unverbrüchlich gehalten werden. X. Niemand soll im Lande Böhmen mit Mannschaften nach Futter ansreiten, gehen oder fahren, außer bei den Abtheilungen, welche von den Hauptleuten dazu geschickt sind, oder auf Befehl der Hauptleute. Auch soll Niemand in demselben Lande brennen oder sengen, außer auf Befehl der Hauptleute und in Anwesen- heit der dazu befehligten Abtheilungen. 1) Fehlt. — 2) Andr. Rat noch: entblößt — 3) Andr. Rat noch: „die das nicht angeht.“
Leben König Sigmunds. Kap. 223. 171 VI. Kein Weib, kein Spieler,1) keine Büberei, wie sie auch heiße, soll mitziehen oder nachfolgen. VII. Jeder Mann soll jede Woche mindestens einmal beichten, und die Fürsten und Hauptleute sollen die Ihrigen dazu anhalten, auch sollen sie Messe hören, welchen Tag sie sie immer haben können, wobei Gott demüthig, innig und mit Eifer gedient werden soll. VII. Wer freventlich mit Vorsatz schwört, oder gegen andere Menschen böse Flüche ausstößt, oder sie schilt, den soll man öffentlich in den Pranger schließen, bis die Hauptleute ihu be- gnadigen, oder man soll ihn von Stund an2) mit Geißeln oder Ruthen hinwegjagen. VIII. Wer Schwert, Messer oder Beil, oder eine andere Waffe freventlich zieht, der soll ohne Gnade eine Hand verlieren, verwundet er aber Jemand dabei, so soll man ihm das Haupt abschlagen. IX. Wenn Auflauf, Zwietracht, Streit oder Ungehörigkeiten zwischen Fürsten, Herren, Städten oder anderen entstehen, so können die obengenannten beiden Hauptleute andere Fürsten, oder wen sie sonst wollen, zu sich nehmen3); oder die Haupt- leute können, wenn sie das nicht ausführen können, an ihrer Stelle andere dazu bestimmen, und sollen solche Streitsachen schlichten, und bei deren Entscheidung soll es verbleiben und diese stets unverbrüchlich gehalten werden. X. Niemand soll im Lande Böhmen mit Mannschaften nach Futter ansreiten, gehen oder fahren, außer bei den Abtheilungen, welche von den Hauptleuten dazu geschickt sind, oder auf Befehl der Hauptleute. Auch soll Niemand in demselben Lande brennen oder sengen, außer auf Befehl der Hauptleute und in Anwesen- heit der dazu befehligten Abtheilungen. 1) Fehlt. — 2) Andr. Rat noch: entblößt — 3) Andr. Rat noch: „die das nicht angeht.“
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172 Eberhard Windecke. XII. Auch soll Niemand bei der genannten Strafe des Halses einen Menschen morden oder abthun ohne redliche Ursache, es gelte denn den rechten Ketzern und deren Helfern. XIII. Wenn die bevollmächtigten Hauptleute ihr giltiges Geleit geben, so soll das bei der genannten Strafe von Jeder- mann gehalten werden. XIV. Wenn die Hauptleute oder ihre Bevollmächtigten Wachen, Postenstehen oder irgend etwas anderes1) befehlen, so soll jeder bei der obengenannten Buße ohne Gefährdung ge- horsam sein. XV. Es soll auch Niemand außer den dazu gesandten Ab theilungen aufbrechen, vor oder nach [dem Hauptcorps] ziehen2); und wen die Hauptleute befehligen, voraus oder hinterdrein zu reiten, zu marschiren oder sonstwie zum Sturm und Kampfe zu ziehen, zu laufen oder zu stehen, der soll bei der Buße dem allem gehorsam sein. XVI. Alle Kurfürsten, Fürsten, Herren und Städte sollen für Steinmetzen, Büchsenmeister, für Steine, Schilde, Taras büchsen, Leitern und für andere gute Ausrüstung sorgen. XVII. Jeder Kurfürst soll aus seinen Städten und Ländern zweihundert Schützen zu Fuß oder zu Wagen bringen oder schicken, ausgenommen die Bischöfe von Trier und Köln, von denen jeder hundert bringen soll. XVIII. Die Kurfürsten haben von der einen, der Herzog von Sachsen von der andern, die Fürsten und Herren aus Schlesien von der dritten, Herzog Albrecht und Friedrich von Destreich von der vierten Seite her anzurücken, und das Alles hat auf einen Tag zu geschehen. XIX. Die böhmischen Herren,3) welche noch brav sind, sind zu besenden, ob auch sie einen Feldzug machen wollen, und Ver- abredungen sind mit ihnen zum Besten zu treffen. 1) A. R.: „oder Ausreiten“ und weiter unten: „ohne Widerrede". — 2) A. R noch „cs sei denn in Anwesenheit einer dazu entsandten Abtheilung“. — 3) „Und die andern“.
172 Eberhard Windecke. XII. Auch soll Niemand bei der genannten Strafe des Halses einen Menschen morden oder abthun ohne redliche Ursache, es gelte denn den rechten Ketzern und deren Helfern. XIII. Wenn die bevollmächtigten Hauptleute ihr giltiges Geleit geben, so soll das bei der genannten Strafe von Jeder- mann gehalten werden. XIV. Wenn die Hauptleute oder ihre Bevollmächtigten Wachen, Postenstehen oder irgend etwas anderes1) befehlen, so soll jeder bei der obengenannten Buße ohne Gefährdung ge- horsam sein. XV. Es soll auch Niemand außer den dazu gesandten Ab theilungen aufbrechen, vor oder nach [dem Hauptcorps] ziehen2); und wen die Hauptleute befehligen, voraus oder hinterdrein zu reiten, zu marschiren oder sonstwie zum Sturm und Kampfe zu ziehen, zu laufen oder zu stehen, der soll bei der Buße dem allem gehorsam sein. XVI. Alle Kurfürsten, Fürsten, Herren und Städte sollen für Steinmetzen, Büchsenmeister, für Steine, Schilde, Taras büchsen, Leitern und für andere gute Ausrüstung sorgen. XVII. Jeder Kurfürst soll aus seinen Städten und Ländern zweihundert Schützen zu Fuß oder zu Wagen bringen oder schicken, ausgenommen die Bischöfe von Trier und Köln, von denen jeder hundert bringen soll. XVIII. Die Kurfürsten haben von der einen, der Herzog von Sachsen von der andern, die Fürsten und Herren aus Schlesien von der dritten, Herzog Albrecht und Friedrich von Destreich von der vierten Seite her anzurücken, und das Alles hat auf einen Tag zu geschehen. XIX. Die böhmischen Herren,3) welche noch brav sind, sind zu besenden, ob auch sie einen Feldzug machen wollen, und Ver- abredungen sind mit ihnen zum Besten zu treffen. 1) A. R.: „oder Ausreiten“ und weiter unten: „ohne Widerrede". — 2) A. R noch „cs sei denn in Anwesenheit einer dazu entsandten Abtheilung“. — 3) „Und die andern“.
Strana 173
Leben König Sigmunds. Kap. 223. 173 XX. Alle andern Heere sollen auch warten, damit sie, wenn ihnen die nach Uebereinkommen gewählten Hauptleute Botschaft senden, bei ihnen zu erscheinen, zu ihnen kommen und ihnen gehorsam sind. Werden aber die Heere bedrängt, oder sollten sie die Hauptleute mit ihrem Heere nöthig haben, so sollen sie ihnen davon Nachricht geben, und die Hauptleute sollen daraus zu ihnen kommen und ihnen helfen und mit aller Macht beistehen. XXI. Ein jeder Herr hat bei den Seinen anzuordnen, daß keiner, er sei Ritter oder Knecht, mehr als einen Knaben oder Läufer habe, sondern daß alle wehrhaft und gewappnet seien, ausgenommen bei Fürsten, Grafen und Herren.1) XXII. Es ist dafür zu sorgen, daß dieser Befehl einmal,2) oder so oft es nöthig ist, jedermann verkündigt werde, daß man [den Bestimmungen] gehorsam sei und daß sich ein jeglicher da- nach zu richten wisse und sich nicht widersetze. XXIII. Jeder Herr hat zu geloben und in seinem Heere anzuordnen, daß jeder seinem Hauptmann mit Hand und Mund gelobe, alle Bestimmungen des Erlasses gänzlich in Treue und Ehren und bei der oben bestimnten Buße zu halten. XXIV. Aller Fürsten, Grafen, Herren und Knechte und auch jeder Stadt Leute, Länder, Schlösser, Städte, Marktflecken, Ge- biete, Zugehörungen und Straßen und besonders derjenigen, welche hierzu beitragen, handeln oder helfen, sollen, solange sie [die Fürsten 2c.] außer Landes sind, sicher sein und ungeschädigt bleiben und gelassen werden von allen, welchen Standes, welcher Würde oder welches Wesens der oder die auch sein mögen. Falls aber trotz alledem einer oder mehr beschädigt würden, so sollen wir übrigen Knrfürsten, Herren und Städte gegen den oder die Beschädigten einträchtig sein, uns helfen und rathen, so daß dem Beschädigten Entschädigung zu Theil werde. Auch wollen wir solche Webergreifer für Verlorene halten, ihnen des- halb keinerlei Gunst erweisen, kein sicheres Geleit geben, sondern 1) Und Herren fehlt bei A. R. — 2) A. R. noch: drei oder viermal.
Leben König Sigmunds. Kap. 223. 173 XX. Alle andern Heere sollen auch warten, damit sie, wenn ihnen die nach Uebereinkommen gewählten Hauptleute Botschaft senden, bei ihnen zu erscheinen, zu ihnen kommen und ihnen gehorsam sind. Werden aber die Heere bedrängt, oder sollten sie die Hauptleute mit ihrem Heere nöthig haben, so sollen sie ihnen davon Nachricht geben, und die Hauptleute sollen daraus zu ihnen kommen und ihnen helfen und mit aller Macht beistehen. XXI. Ein jeder Herr hat bei den Seinen anzuordnen, daß keiner, er sei Ritter oder Knecht, mehr als einen Knaben oder Läufer habe, sondern daß alle wehrhaft und gewappnet seien, ausgenommen bei Fürsten, Grafen und Herren.1) XXII. Es ist dafür zu sorgen, daß dieser Befehl einmal,2) oder so oft es nöthig ist, jedermann verkündigt werde, daß man [den Bestimmungen] gehorsam sei und daß sich ein jeglicher da- nach zu richten wisse und sich nicht widersetze. XXIII. Jeder Herr hat zu geloben und in seinem Heere anzuordnen, daß jeder seinem Hauptmann mit Hand und Mund gelobe, alle Bestimmungen des Erlasses gänzlich in Treue und Ehren und bei der oben bestimnten Buße zu halten. XXIV. Aller Fürsten, Grafen, Herren und Knechte und auch jeder Stadt Leute, Länder, Schlösser, Städte, Marktflecken, Ge- biete, Zugehörungen und Straßen und besonders derjenigen, welche hierzu beitragen, handeln oder helfen, sollen, solange sie [die Fürsten 2c.] außer Landes sind, sicher sein und ungeschädigt bleiben und gelassen werden von allen, welchen Standes, welcher Würde oder welches Wesens der oder die auch sein mögen. Falls aber trotz alledem einer oder mehr beschädigt würden, so sollen wir übrigen Knrfürsten, Herren und Städte gegen den oder die Beschädigten einträchtig sein, uns helfen und rathen, so daß dem Beschädigten Entschädigung zu Theil werde. Auch wollen wir solche Webergreifer für Verlorene halten, ihnen des- halb keinerlei Gunst erweisen, kein sicheres Geleit geben, sondern 1) Und Herren fehlt bei A. R. — 2) A. R. noch: drei oder viermal.
Strana 174
174 Eberhard Windecke. ihr Leben und Eigenthum angreifen als schädlicher und ver- lorener Leute.1) XXV. Kein Fürst, kein Herr und keine Stadt soll sich aus- schließen, entschuldigen oder dem Zuge entziehen, um seiner selbst willen oder mit andern, um seiner Versäumniß, oder um irgend welcher Angelegenheit willen; sondern der Zug soll un- gestörten Fortgang haben und bekommen. XXVI. Auch sollen die Herren mit Hilfe der Städte, wenn sie ausziehen, dafür sorgen, daß die nächsten Burgen und Städte in Böhmen, die noch christlich sind, besetzt und zu täglichem Kriege ausgerüstet werden, dergestalt, daß den böhmischen Ketzern keine Hilfe zu Theil werde, und ihnen keinerlei Bedürfnisse zu- geführt werden. XXVII. Jeder Fürst, Herr und jede Stadt sollen in der Zeit Frieden halten und den Ihrigen, die zu Hause bleiben, be- fehlen, daß sie auch Frieden halten und keine Eingriffe thun. XXVIII. Jeder Bischof hat Geistlichen und Weltlichen zu gebieten, daß sie Gott getreulich dienen um der Sache willen, damit Gott desto mehr Glück auf die bestimmten Tage gebe.2) Wer das nicht thun sollte, ist schwer zu bestrafen. XXVIII. Auch soll kein Fürst oder Herr mit irgend welchen Gütern oder Marktflecken oder Dörfern oder Gebieten im Lande Böhmen verhandeln, sie vertreten, beschützen oder behüten oder den Seinen dies zu thun gestatten. Auch soll er keinen Vortheil vor den Andern in Verpflegung, Futter oder irgend etwas haben; findet aber jemand Speise oder Futter oder sonst etwas eher als ein anderer, so mag er davon seine Bedürfnisse befriedigen und danach auch einen andern davon nehmen lassen, wie das recht und billig ist. XXX. Niemand soll irgendwie um der Lebensmittel willen ausreiten, fahren, handeln oder schicken, außer auf Befehl der Hauptleute, oder des Hauptmanns, den man von Seiten aller 1) Hier folgt bei A. R. Artikel XXVII. — 2) Bei A. R. lückenhaft.
174 Eberhard Windecke. ihr Leben und Eigenthum angreifen als schädlicher und ver- lorener Leute.1) XXV. Kein Fürst, kein Herr und keine Stadt soll sich aus- schließen, entschuldigen oder dem Zuge entziehen, um seiner selbst willen oder mit andern, um seiner Versäumniß, oder um irgend welcher Angelegenheit willen; sondern der Zug soll un- gestörten Fortgang haben und bekommen. XXVI. Auch sollen die Herren mit Hilfe der Städte, wenn sie ausziehen, dafür sorgen, daß die nächsten Burgen und Städte in Böhmen, die noch christlich sind, besetzt und zu täglichem Kriege ausgerüstet werden, dergestalt, daß den böhmischen Ketzern keine Hilfe zu Theil werde, und ihnen keinerlei Bedürfnisse zu- geführt werden. XXVII. Jeder Fürst, Herr und jede Stadt sollen in der Zeit Frieden halten und den Ihrigen, die zu Hause bleiben, be- fehlen, daß sie auch Frieden halten und keine Eingriffe thun. XXVIII. Jeder Bischof hat Geistlichen und Weltlichen zu gebieten, daß sie Gott getreulich dienen um der Sache willen, damit Gott desto mehr Glück auf die bestimmten Tage gebe.2) Wer das nicht thun sollte, ist schwer zu bestrafen. XXVIII. Auch soll kein Fürst oder Herr mit irgend welchen Gütern oder Marktflecken oder Dörfern oder Gebieten im Lande Böhmen verhandeln, sie vertreten, beschützen oder behüten oder den Seinen dies zu thun gestatten. Auch soll er keinen Vortheil vor den Andern in Verpflegung, Futter oder irgend etwas haben; findet aber jemand Speise oder Futter oder sonst etwas eher als ein anderer, so mag er davon seine Bedürfnisse befriedigen und danach auch einen andern davon nehmen lassen, wie das recht und billig ist. XXX. Niemand soll irgendwie um der Lebensmittel willen ausreiten, fahren, handeln oder schicken, außer auf Befehl der Hauptleute, oder des Hauptmanns, den man von Seiten aller 1) Hier folgt bei A. R. Artikel XXVII. — 2) Bei A. R. lückenhaft.
Strana 175
Leben König Sigmunds. Kap. 223. 175 Fürsten, Herren und Städte dazu bestimmen, das sorgfältig ordnen, danach einträchtig handhaben und solche Lebensmittel nach gleicher Anzahl theilen soll. XXXI. Werden irgend welche Schlösser, Städte, Markt- flecken oder Festungen eingenommen, oder ergeben sie sich, so soll man es mit ihnen nach der Entscheidung der Hauptleute oder derer, die zu ihnen geschickt oder gegeben sind, oder der Mehrheit unter ihnen halten und es zum Guten wenden. XXXII. Wer mit seinem Herrn auf dessen Kosten, Besol- dung oder Zehrung ins Feld zieht, der soll diejenigen, welche er gefangen nimmt, Ritter oder Knechte, ohne Widerrede diesem seinem Herrn überantworten und geben; wer aber auf eigene Kosten und Verpflegung und auf Abenteuer gen Böhmen zieht und Gefangene bekommt, mag sie behalten und mit ihnen nach seinem Willen thun. XXXIII. Wer von den Herren aus dem Heere hinwegreiten will, der soll weder Friede noch Geleit haben, wenn er nicht der Hauptleute Zeichen, redliche Kundschaft oder Briefe hat. XXXIV. Wer eines Verbrechens oder einer Uebertretung schuldig ist und1) flüchtig wird, der soll in keines Herrn Land, Stadt, Marktflecken und Gebiete, nirgends Geleit haben, sondern man soll demselben überall nach Inhalt der Strafe, wie oben geschrieben ist, nachstellen. XXXV. Von den beiden Bischöfen von Köln und Trier soll jeder vier Kammerbüchsen und vier Tarasbüchsen, 10 000 Pfeile, Steine, Pulver und das Nöthige an Ausrüstung, sowie einen Büchsenmeister liefern. XXXVI. Der Erzbischof von Mainz soll sechs Kammerbüchsen, zweiunddreißig Handbüchsen, vier Tarasbüchsen, 10.000 Pfeile, 200 Feuerpfeile, das Nöthige an Ausrüstung und drei Büchsen meister stellen. 1) A. R.: „oder deshalb“. — 2) Fehlt bei A. R., daselbst nach Pfeile noch: „zwei= hundert Feuerpfeile“.
Leben König Sigmunds. Kap. 223. 175 Fürsten, Herren und Städte dazu bestimmen, das sorgfältig ordnen, danach einträchtig handhaben und solche Lebensmittel nach gleicher Anzahl theilen soll. XXXI. Werden irgend welche Schlösser, Städte, Markt- flecken oder Festungen eingenommen, oder ergeben sie sich, so soll man es mit ihnen nach der Entscheidung der Hauptleute oder derer, die zu ihnen geschickt oder gegeben sind, oder der Mehrheit unter ihnen halten und es zum Guten wenden. XXXII. Wer mit seinem Herrn auf dessen Kosten, Besol- dung oder Zehrung ins Feld zieht, der soll diejenigen, welche er gefangen nimmt, Ritter oder Knechte, ohne Widerrede diesem seinem Herrn überantworten und geben; wer aber auf eigene Kosten und Verpflegung und auf Abenteuer gen Böhmen zieht und Gefangene bekommt, mag sie behalten und mit ihnen nach seinem Willen thun. XXXIII. Wer von den Herren aus dem Heere hinwegreiten will, der soll weder Friede noch Geleit haben, wenn er nicht der Hauptleute Zeichen, redliche Kundschaft oder Briefe hat. XXXIV. Wer eines Verbrechens oder einer Uebertretung schuldig ist und1) flüchtig wird, der soll in keines Herrn Land, Stadt, Marktflecken und Gebiete, nirgends Geleit haben, sondern man soll demselben überall nach Inhalt der Strafe, wie oben geschrieben ist, nachstellen. XXXV. Von den beiden Bischöfen von Köln und Trier soll jeder vier Kammerbüchsen und vier Tarasbüchsen, 10 000 Pfeile, Steine, Pulver und das Nöthige an Ausrüstung, sowie einen Büchsenmeister liefern. XXXVI. Der Erzbischof von Mainz soll sechs Kammerbüchsen, zweiunddreißig Handbüchsen, vier Tarasbüchsen, 10.000 Pfeile, 200 Feuerpfeile, das Nöthige an Ausrüstung und drei Büchsen meister stellen. 1) A. R.: „oder deshalb“. — 2) Fehlt bei A. R., daselbst nach Pfeile noch: „zwei= hundert Feuerpfeile“.
Strana 176
176 Eberhard Windecke. XXXVII. Ebensoviel als der Erzbischof von Mainz soll der Pfalzgraf bei Rheine an allen Ausrüstungsgegenständen bringen oder schicken und dazu eine große Steinbüchse, welche anderthalb Centner schießt, nebst drei Büchsenmeistern. XXXVIII. Der Markgraf von Brandenburg hat eine große Steinbüchse, vier Tarasbüchsen, zwanzig Handbüchsen, 10 000 Pfeile, 200 Feuerpfeile, dazu Steine, Pulver und das Nöthige an Ausrüstung und seinen Büchsenmeister zu liefern. XXXIX. Die Herren von Baiern im Unterland haben eine Steinbüchse, die zwei Centner schießt, vier kleine Steinbüchsen und zweiundzwanzig Handbüchsen, 10 000 Pfeile, 200 Feuerpfeile, dazu Steine, Pulver und das Nöthige an Ausrüstung, sowie ihren Büchsenmeister zu stellen. XL. Herzog Hans von Baiern soll liefern eine große Stein- büchse, vier Tarasbüchsen, 10000 Pfeile, Pulver, Steine und das Nöthige von anderen Ausrüstungsgegenständen, so viel er vermag, sowie seinen Büchsenmeister. XLI. Die Bischöfe von Bamberg und Würzburg sollen liefern kleine und große Büchsen mit Steinen und Pulver und das Nöthige an Ausrüstung, so viel sie können, und jeder drei Büchsenmeister. XLII. Die Stadt Nürnberg soll eine große Steinbüchse liefern, die zwei Centner schießt, sechs kleine Steinbüchsen, zwöl Tarasbüchsen, sechzig Handbüchsen, 20000 Pfeile, 600 Feuer- pfeile, dazu Steine, Pulver, das Nöthige an Ausrüstung und sechs Büchsenmeister. XLIII. Regensburg eine gute große Büchse, vier kleine Büchsen, Pulver und Ausrüstungsgegenstände nach Vermögen. XLIV. Die Stadt Passau1) eine große Steinbüchse und außerdem Pulver und Pfeile nach ihrem Vermögen. XLV. Der Burggraf und die Bürger zu Ellenbogen sollen mit ihrer Macht kommen und eine große Steinbüchse und andere 1) Bei A. R.: „Eger“.
176 Eberhard Windecke. XXXVII. Ebensoviel als der Erzbischof von Mainz soll der Pfalzgraf bei Rheine an allen Ausrüstungsgegenständen bringen oder schicken und dazu eine große Steinbüchse, welche anderthalb Centner schießt, nebst drei Büchsenmeistern. XXXVIII. Der Markgraf von Brandenburg hat eine große Steinbüchse, vier Tarasbüchsen, zwanzig Handbüchsen, 10 000 Pfeile, 200 Feuerpfeile, dazu Steine, Pulver und das Nöthige an Ausrüstung und seinen Büchsenmeister zu liefern. XXXIX. Die Herren von Baiern im Unterland haben eine Steinbüchse, die zwei Centner schießt, vier kleine Steinbüchsen und zweiundzwanzig Handbüchsen, 10 000 Pfeile, 200 Feuerpfeile, dazu Steine, Pulver und das Nöthige an Ausrüstung, sowie ihren Büchsenmeister zu stellen. XL. Herzog Hans von Baiern soll liefern eine große Stein- büchse, vier Tarasbüchsen, 10000 Pfeile, Pulver, Steine und das Nöthige von anderen Ausrüstungsgegenständen, so viel er vermag, sowie seinen Büchsenmeister. XLI. Die Bischöfe von Bamberg und Würzburg sollen liefern kleine und große Büchsen mit Steinen und Pulver und das Nöthige an Ausrüstung, so viel sie können, und jeder drei Büchsenmeister. XLII. Die Stadt Nürnberg soll eine große Steinbüchse liefern, die zwei Centner schießt, sechs kleine Steinbüchsen, zwöl Tarasbüchsen, sechzig Handbüchsen, 20000 Pfeile, 600 Feuer- pfeile, dazu Steine, Pulver, das Nöthige an Ausrüstung und sechs Büchsenmeister. XLIII. Regensburg eine gute große Büchse, vier kleine Büchsen, Pulver und Ausrüstungsgegenstände nach Vermögen. XLIV. Die Stadt Passau1) eine große Steinbüchse und außerdem Pulver und Pfeile nach ihrem Vermögen. XLV. Der Burggraf und die Bürger zu Ellenbogen sollen mit ihrer Macht kommen und eine große Steinbüchse und andere 1) Bei A. R.: „Eger“.
Strana 177
Leben König Sigmunds. Kap. 223 u. 224. 177 große und kleine Büchsen, Pulver, Pfeile und Ausrüstung nach ihrem Vermögen liefern. Als solcher Anschlag, wie Du oben lasest, gemacht war, sandten die Kurfürsten zu allen Herren und Städten, Rittern und Knechten, Bürgern und Bauern das Schriftstück, dessen Abschrift Du unten findest. 224. Hier folgt ein Brief von den Bischöfen von Mainz, Köln und Trier, und vom Herzbge Ludwig von Heidelberg, dem Herzoge von Sachsen und vom Markgrafen von Brandenburg1). —Konrad zu Mainz, Dietrich zu Köln, Otto zu Trier, Erz- bischöfe; Ludwig, Pfalzgraf bei Rheine 2., Herzog zu Baiern Friedrich, Herzog zu Sachsen und Markgraf zu Meißen; Friedrich von Brandenburg und Burggraf zu Nürnberg, sämnntlich des hlg. Reiches Fürsten — unsern freundlichen Gruß zuvor. Weisen, Ehrsamen, Besonderen! Vormals und jetzt habt ihr wohl häufig gehört von dem großen Uebel, Muthwillen, Frevel und von den Gewaltthaten der Hussiten und Ketzer zu Böhmen wider den heiligen christlichen Glauben und wider die Christenheit durch ver- ächtliche Behandlung2) christlichen Blutes, durch Verbrennung und Zerstörung von Kirchen, Klöstern und geistlichen Personen, sowie durch verächtliche und übele Behandlung des heiligen Sakramentes und durch Fernhaltung und Zerstörung3) des Crucifixes und anderer Bilder4), — und daß sie häufig Lästerun- gen an Gott dem Allmächtigen und unserm Herrn Jesus Christus, seiner werthen Mutter Maria und an allen himmlischen Heer schaaren zuvörderst, und danach an der heiligen Kirche, dem heiligen christlichen Glauben und der ganzen Christenheit begangen und gethan haben und von Tage zu Tage leider immer mehr zu Verderbniß ihrer Seelen begehen, so daß es stets mit Recht allen 5) 1) Vergl zu diesem Ausschreiben der Kurfürsten von Bezold II, 99; abgedruckt bei Palacky, Urkunden I, 500, aus Andreas Ratisbonensis und dem Oberlausitzer Urkundenbuche. Die Abweichungen von diesem Texte sind in den Anmerkungen unter p verzeichnet. — 2) Windecke: versmehunge, p woht richtiger vergissunge. — 3) Fehlt p von durch an. — 4) p noch: zu hawen = durch Zerhauen. — 5) p noch: Christenfürsten. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 12
Leben König Sigmunds. Kap. 223 u. 224. 177 große und kleine Büchsen, Pulver, Pfeile und Ausrüstung nach ihrem Vermögen liefern. Als solcher Anschlag, wie Du oben lasest, gemacht war, sandten die Kurfürsten zu allen Herren und Städten, Rittern und Knechten, Bürgern und Bauern das Schriftstück, dessen Abschrift Du unten findest. 224. Hier folgt ein Brief von den Bischöfen von Mainz, Köln und Trier, und vom Herzbge Ludwig von Heidelberg, dem Herzoge von Sachsen und vom Markgrafen von Brandenburg1). —Konrad zu Mainz, Dietrich zu Köln, Otto zu Trier, Erz- bischöfe; Ludwig, Pfalzgraf bei Rheine 2., Herzog zu Baiern Friedrich, Herzog zu Sachsen und Markgraf zu Meißen; Friedrich von Brandenburg und Burggraf zu Nürnberg, sämnntlich des hlg. Reiches Fürsten — unsern freundlichen Gruß zuvor. Weisen, Ehrsamen, Besonderen! Vormals und jetzt habt ihr wohl häufig gehört von dem großen Uebel, Muthwillen, Frevel und von den Gewaltthaten der Hussiten und Ketzer zu Böhmen wider den heiligen christlichen Glauben und wider die Christenheit durch ver- ächtliche Behandlung2) christlichen Blutes, durch Verbrennung und Zerstörung von Kirchen, Klöstern und geistlichen Personen, sowie durch verächtliche und übele Behandlung des heiligen Sakramentes und durch Fernhaltung und Zerstörung3) des Crucifixes und anderer Bilder4), — und daß sie häufig Lästerun- gen an Gott dem Allmächtigen und unserm Herrn Jesus Christus, seiner werthen Mutter Maria und an allen himmlischen Heer schaaren zuvörderst, und danach an der heiligen Kirche, dem heiligen christlichen Glauben und der ganzen Christenheit begangen und gethan haben und von Tage zu Tage leider immer mehr zu Verderbniß ihrer Seelen begehen, so daß es stets mit Recht allen 5) 1) Vergl zu diesem Ausschreiben der Kurfürsten von Bezold II, 99; abgedruckt bei Palacky, Urkunden I, 500, aus Andreas Ratisbonensis und dem Oberlausitzer Urkundenbuche. Die Abweichungen von diesem Texte sind in den Anmerkungen unter p verzeichnet. — 2) Windecke: versmehunge, p woht richtiger vergissunge. — 3) Fehlt p von durch an. — 4) p noch: zu hawen = durch Zerhauen. — 5) p noch: Christenfürsten. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 12
Strana 178
178 Eberhard Windecke. christlichen Gläubigen am Herzen liegen soll diesem Unwesen zu widerstehen. — Obgleich wir nun auf Anregung und Wunsch des allerdurchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Sigmund, römischen Kaisers x., sowie seiner und des römischen Reiches Kurfürsten und mächtiger Glieder viele Verhandlungen unter- nommen und abgehalten haben und auch andere Fürsten, Herren und Grafen, Ritter, Knechte und Städte des heiligen römischen Reiches zu uns berufen und gefordert haben, so ist doch, wie wir besorgen, wegen unserer und anderer Christen Sünden noch nichts dazu gethan, daß die oben bezeichnete Ketzerei, Uebelthat und Bosheit gestraft und getilgt worden sei. Als wir daher am Datum dieses Briefes abermals zu Frankfurt versammelt waren, theils in Person, theils1) vertreten durch bevollmächtigte Räthe und Freunde, so haben wir im Beisein und mit Zuthun des hoch- gebornen Fürsten, Herrn Albrechts von Oestreich und der Räthe und Freunde der Fürsten aus Schlesien und der Städte Breslau und Eger und einiger anderer2) verabredet und beschlossen, einen Zug mit Heeresmacht gegen die Hussiten und Ketzer in das Land Böhmen zu machen und zu versuchen sie zu strafen dem allmächti- gen Gotte, der werthen Mutter Maria, der himmlischen Königin, und allen himmlischen Heerschaaren zu Lobe, und zu Ehren der heiligen Kirche, dem heiligen christlichen Glauben, der ganzen Christenheit und unserm Herrn, dem römischen Könige, und dem römischen Reiche, zur Stärkung für Mann und Weib 3). — Dieser Zug ist in der Weise beabsichtigt, daß man am nächsten Tage, der zwölf Apostel Petri und Pauli [29. Juni] an vier Enden und Punkten und in vier Zügen gegen die genannten Ketzer nach Böhmen hinein ziehen soll, und zwar vier Kurfürsten und andere Reichsfürsten, Grafen, Herren und Städte des Landes am Rhein und aus dem Elsaß, aus Schwaben, Franken und Baiern an der 1) p noch: die nicht selbst dahin kommen konnten. — 2) p: mit großer Ueberlegung und mit zeitigem Rathe einiger Reichsfürsten, Grafen und Herren und unserer getreuen Räthe, die daselbst bei uns gewesen sind. — 3) p statt für — Weib das Richtige: „zu Nutz und Frommen“, wovon die obigen Dative abhängen.
178 Eberhard Windecke. christlichen Gläubigen am Herzen liegen soll diesem Unwesen zu widerstehen. — Obgleich wir nun auf Anregung und Wunsch des allerdurchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Sigmund, römischen Kaisers x., sowie seiner und des römischen Reiches Kurfürsten und mächtiger Glieder viele Verhandlungen unter- nommen und abgehalten haben und auch andere Fürsten, Herren und Grafen, Ritter, Knechte und Städte des heiligen römischen Reiches zu uns berufen und gefordert haben, so ist doch, wie wir besorgen, wegen unserer und anderer Christen Sünden noch nichts dazu gethan, daß die oben bezeichnete Ketzerei, Uebelthat und Bosheit gestraft und getilgt worden sei. Als wir daher am Datum dieses Briefes abermals zu Frankfurt versammelt waren, theils in Person, theils1) vertreten durch bevollmächtigte Räthe und Freunde, so haben wir im Beisein und mit Zuthun des hoch- gebornen Fürsten, Herrn Albrechts von Oestreich und der Räthe und Freunde der Fürsten aus Schlesien und der Städte Breslau und Eger und einiger anderer2) verabredet und beschlossen, einen Zug mit Heeresmacht gegen die Hussiten und Ketzer in das Land Böhmen zu machen und zu versuchen sie zu strafen dem allmächti- gen Gotte, der werthen Mutter Maria, der himmlischen Königin, und allen himmlischen Heerschaaren zu Lobe, und zu Ehren der heiligen Kirche, dem heiligen christlichen Glauben, der ganzen Christenheit und unserm Herrn, dem römischen Könige, und dem römischen Reiche, zur Stärkung für Mann und Weib 3). — Dieser Zug ist in der Weise beabsichtigt, daß man am nächsten Tage, der zwölf Apostel Petri und Pauli [29. Juni] an vier Enden und Punkten und in vier Zügen gegen die genannten Ketzer nach Böhmen hinein ziehen soll, und zwar vier Kurfürsten und andere Reichsfürsten, Grafen, Herren und Städte des Landes am Rhein und aus dem Elsaß, aus Schwaben, Franken und Baiern an der 1) p noch: die nicht selbst dahin kommen konnten. — 2) p: mit großer Ueberlegung und mit zeitigem Rathe einiger Reichsfürsten, Grafen und Herren und unserer getreuen Räthe, die daselbst bei uns gewesen sind. — 3) p statt für — Weib das Richtige: „zu Nutz und Frommen“, wovon die obigen Dative abhängen.
Strana 179
Leben König Sigmunds. Kap. 224. 179 einen Seite; Wir Friedrich Herzog zu Sachsen und Markgraf zu Meißen und die, welche zu uns stoßen werden, an einer andern Seite1) und der hochgeborne Fürst, Herr Albrecht, Herzog zu Oestreich, mit dem Kriegsvolke des genannten römischen Königs, unseres gnädigen Herrn, und mit dem seines Vetters, des Herzogs Friedrich von Destreich, mit dem Bischofe von Salzburg und anderen, die dazu stoßen werden, ebenfalls von einer Seite. So hoffen wir denn zum allmächtigen Gotte, daß die genannten Ketzer so angegriffen und bestraft werden, daß man sich solcher Bosheit und Uebelthat ferner nicht von ihnen zu versehen braucht. Wenn Ihr nun einverstanden seid, daß Ihr und alle Christen zu solchen Thaten und Zügen beholfen und berathen sein sollt, so begehren, bitten und ermahnen wir Euch als gläubige Christen, daß Ihr zu dem genannten Zuge Eure Macht2) und zwar soviel Ihr stellen könnt, mit Büchsen, Schützen und Ausrüstung so gut Ihr könnt, versehen und bereit haltet und damit am nächsten Peter- und Paulstage [29. Juni] nach Nürnberg3) und in der Umgegend zu unsern übrigen und den andern Schaaren und zu andern Fürsten, Grafen, Herren und zu andern gläubigen Christen zu rechter Zeit kommet und fortan bei der Heeresmacht seid mit den Unsrigen und mit ihnen an einer Seite, wie oben erwähnt ist, um zur Vernichtung und Vertilgung der Ketzer nach Böhmen hinein zu ziehen. Wollet Euch zuvörderst Gott dem Allmächtigen, der Mutter Maria und allen himmlischen Heerschaaren zum Lobe, zur Ehre des heiligen christlichen Glaubens und zur Sicherung und zu Nutz und Frommen der ganzen Christenheit und unseres gnädigen Herrn, des römischen Königs, sowie des heiligen römischen Reiches in dem beabsichtigten Unternehmen nach Euren Kräften so zeigen4), wie es frommen Gläubigen geziemt, damit Eurer 1) p noch: die Fürsten, Herren und Städte aus Schlesien an einer Seite. —2) p: mit Eurem eigenen Leibe. — 3) Hier p nach dem Oberlausitzer Urkundenbericht: „nach Freiberg in Meissen und Umgegend zu Uns Friedrich, Herzogen zu Sachsen und Markgrafen von Meissen“ (Andr. Rat. wie Windecke). — 4) p und die Handschriften des Windecke haben hier= vor ein unverständliches unt. 12*
Leben König Sigmunds. Kap. 224. 179 einen Seite; Wir Friedrich Herzog zu Sachsen und Markgraf zu Meißen und die, welche zu uns stoßen werden, an einer andern Seite1) und der hochgeborne Fürst, Herr Albrecht, Herzog zu Oestreich, mit dem Kriegsvolke des genannten römischen Königs, unseres gnädigen Herrn, und mit dem seines Vetters, des Herzogs Friedrich von Destreich, mit dem Bischofe von Salzburg und anderen, die dazu stoßen werden, ebenfalls von einer Seite. So hoffen wir denn zum allmächtigen Gotte, daß die genannten Ketzer so angegriffen und bestraft werden, daß man sich solcher Bosheit und Uebelthat ferner nicht von ihnen zu versehen braucht. Wenn Ihr nun einverstanden seid, daß Ihr und alle Christen zu solchen Thaten und Zügen beholfen und berathen sein sollt, so begehren, bitten und ermahnen wir Euch als gläubige Christen, daß Ihr zu dem genannten Zuge Eure Macht2) und zwar soviel Ihr stellen könnt, mit Büchsen, Schützen und Ausrüstung so gut Ihr könnt, versehen und bereit haltet und damit am nächsten Peter- und Paulstage [29. Juni] nach Nürnberg3) und in der Umgegend zu unsern übrigen und den andern Schaaren und zu andern Fürsten, Grafen, Herren und zu andern gläubigen Christen zu rechter Zeit kommet und fortan bei der Heeresmacht seid mit den Unsrigen und mit ihnen an einer Seite, wie oben erwähnt ist, um zur Vernichtung und Vertilgung der Ketzer nach Böhmen hinein zu ziehen. Wollet Euch zuvörderst Gott dem Allmächtigen, der Mutter Maria und allen himmlischen Heerschaaren zum Lobe, zur Ehre des heiligen christlichen Glaubens und zur Sicherung und zu Nutz und Frommen der ganzen Christenheit und unseres gnädigen Herrn, des römischen Königs, sowie des heiligen römischen Reiches in dem beabsichtigten Unternehmen nach Euren Kräften so zeigen4), wie es frommen Gläubigen geziemt, damit Eurer 1) p noch: die Fürsten, Herren und Städte aus Schlesien an einer Seite. —2) p: mit Eurem eigenen Leibe. — 3) Hier p nach dem Oberlausitzer Urkundenbericht: „nach Freiberg in Meissen und Umgegend zu Uns Friedrich, Herzogen zu Sachsen und Markgrafen von Meissen“ (Andr. Rat. wie Windecke). — 4) p und die Handschriften des Windecke haben hier= vor ein unverständliches unt. 12*
Strana 180
180 Eberhard Windecke. seits keine Verzögerung oder Schädigung desselben eintrete. Dafür erhaltet Ihr1) vom Allmächtigen Gotte Dank und manchen Lohn, und von der ganzen Christenheit großen Ruhm und Ehre. Wir haben auch eine Verordnung2) ergehen lassen, wie man sich in dem genannten Felde halten soll, von des wir eine Abschrift mit senden und nach der Ihr Euch zu richten wijsen sollt. Gegeben zu Frankfurt am Sonntag Misericordias Domini. A. D. 1427. 225. Wie der Bischof von Trier, ein Kardinal von England, des Königs Leute und der von Brandenburg mit Macht und großer Ausrüstung, als vielen großen Büchsen, gegen die Hussiten zogen. Während dieses Unternehmen beabsichtigt und das Aus schreiben erlassen wurde, lagen der Landgraf von Hessen und Bischof Konrad von Mainz in einem großen Kriege mit ein- ander wegen des Landes Waldeck, wie oben3) erwähnt ist. Wegen dieses Krieges kamen einige Fürsten nach Mainz und versuchten den Krieg beizulegen, damit man desto besser und vollzähliger gegen die Hussiten und Ketzer gen Böhmen zöge. Und der Mark- graf von Brandenburg und der Bischof von Preßburg ver- handelten lange zwischen ihnen, ebenso des römischen Königs Rath, Herr Michel, Propst zu Bunzlau, ein tüchtiger Mann und ein ehrbarer, gerechter Priester. Die Versöhnung erfolgte aber nicht, und der Zug ward etwas klein. Doch trat ihn der Bischof Otto von Trier an, auch war ein Kardinal aus England gekommen, der ein wahrhaftiger und ernster Mann sein sollte. Diese zogen mit gegen die Hussiten und als sie nach Tachau kamen, lagerten sie daselbst einige Zeit. Da ihnen aber wenig Leute von den andern Fürsten und Städten zu Hilfe kamen, so brachen sie nach dem Rath einiger tüchtiger Leute auf, weil sie anders gar sehr beschämt worden wären, denn ihre Macht war zu klein. 1) p: empfangen wir. — 2) Diese Zeichniß“ ist im vorigen Kap 229 enthalten. — 3) Siehe zu Kap. 218.
180 Eberhard Windecke. seits keine Verzögerung oder Schädigung desselben eintrete. Dafür erhaltet Ihr1) vom Allmächtigen Gotte Dank und manchen Lohn, und von der ganzen Christenheit großen Ruhm und Ehre. Wir haben auch eine Verordnung2) ergehen lassen, wie man sich in dem genannten Felde halten soll, von des wir eine Abschrift mit senden und nach der Ihr Euch zu richten wijsen sollt. Gegeben zu Frankfurt am Sonntag Misericordias Domini. A. D. 1427. 225. Wie der Bischof von Trier, ein Kardinal von England, des Königs Leute und der von Brandenburg mit Macht und großer Ausrüstung, als vielen großen Büchsen, gegen die Hussiten zogen. Während dieses Unternehmen beabsichtigt und das Aus schreiben erlassen wurde, lagen der Landgraf von Hessen und Bischof Konrad von Mainz in einem großen Kriege mit ein- ander wegen des Landes Waldeck, wie oben3) erwähnt ist. Wegen dieses Krieges kamen einige Fürsten nach Mainz und versuchten den Krieg beizulegen, damit man desto besser und vollzähliger gegen die Hussiten und Ketzer gen Böhmen zöge. Und der Mark- graf von Brandenburg und der Bischof von Preßburg ver- handelten lange zwischen ihnen, ebenso des römischen Königs Rath, Herr Michel, Propst zu Bunzlau, ein tüchtiger Mann und ein ehrbarer, gerechter Priester. Die Versöhnung erfolgte aber nicht, und der Zug ward etwas klein. Doch trat ihn der Bischof Otto von Trier an, auch war ein Kardinal aus England gekommen, der ein wahrhaftiger und ernster Mann sein sollte. Diese zogen mit gegen die Hussiten und als sie nach Tachau kamen, lagerten sie daselbst einige Zeit. Da ihnen aber wenig Leute von den andern Fürsten und Städten zu Hilfe kamen, so brachen sie nach dem Rath einiger tüchtiger Leute auf, weil sie anders gar sehr beschämt worden wären, denn ihre Macht war zu klein. 1) p: empfangen wir. — 2) Diese Zeichniß“ ist im vorigen Kap 229 enthalten. — 3) Siehe zu Kap. 218.
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Leben König Sigmunds. Kap. 224—227. 181 226. Wie die böhmischen Herren und Hussiten mit Wagen- burgen und Wagen, welche Armbrust und Pfeile trugen, vor Tachau rückten, es eroberten, Alles, was in der Stadt war, er- schlugen und Ritter und Knechte von den Christen gefangen mit sich wegführten. In Tachau blieben viele wackere Leute, Ritter uud Knechte, wie der junge Dalberger, einer von Ehrenberg und viele andere, die ich nicht nennen kann. Als die Hussiten erfuhren, daß der Kardinal und der Bischof Otto von Trier hinweg gezogen waren, zogen sie gen Tachau, eroberten und verbrannten es und erschlugen die Bürger und Weiber und Kinder. Die Ritter und Knechte aber warfen sich in die Festung und als die Hussiten diese belagerten, verhandelten sie, daß man sie gefangen nahm und ihnen das Leben zusicherte. Daher lagen sie eine gute Weile gefangen. 227. Wie alle geistlichen und weltlichen Kurfürsten nach Frankfurt kamen wegen einer Forderung, die Hussiten betreffend. Du sollst wissen, daß der Kardinal die Kurfürsten und andere Fürsten, Grafen, Herren, Ritter, Knechte und Städte wieder nach Frankfurt zusammen berief, jeglichen mit ganzer Macht auf den Sonntag nach Martinstage [11. Nov.] 1427. Da kamen die Kurfürsten alle, und andere Fürsten und die Vertreter der Städte zahlreich, außer dem Herzog Ludwig von Heidelberg, welcher nicht kommen konnte, da er an den Füßen leidend war. Da wurde, wie Du unten wohl erzählt findest, ein Anschlag gemacht. Doch konnte derselbe so nicht ausgeführt werden1), und man mußte drei Wochen später einen neuen Tag zu Heidelberg machen. Dahin kamen viele Fürsten und [Ver- treter der] Städte, und es wurde beschlossen, wie der Anschlag [festsetzte], daß ein jeder, der dem geistlichen Stande angehörte, Pfaffe, Mönch, Nonne, Begharde oder Beguine und jeder einem 1) Vielleicht eine Hindeutung darauf, daß die Bestrebungen das Reich zur Hebung des Landfriedens in vier Kreise zu theilen auf diesem Reichstage scheiterten. Vgl. v. Bezold II, 125.
Leben König Sigmunds. Kap. 224—227. 181 226. Wie die böhmischen Herren und Hussiten mit Wagen- burgen und Wagen, welche Armbrust und Pfeile trugen, vor Tachau rückten, es eroberten, Alles, was in der Stadt war, er- schlugen und Ritter und Knechte von den Christen gefangen mit sich wegführten. In Tachau blieben viele wackere Leute, Ritter uud Knechte, wie der junge Dalberger, einer von Ehrenberg und viele andere, die ich nicht nennen kann. Als die Hussiten erfuhren, daß der Kardinal und der Bischof Otto von Trier hinweg gezogen waren, zogen sie gen Tachau, eroberten und verbrannten es und erschlugen die Bürger und Weiber und Kinder. Die Ritter und Knechte aber warfen sich in die Festung und als die Hussiten diese belagerten, verhandelten sie, daß man sie gefangen nahm und ihnen das Leben zusicherte. Daher lagen sie eine gute Weile gefangen. 227. Wie alle geistlichen und weltlichen Kurfürsten nach Frankfurt kamen wegen einer Forderung, die Hussiten betreffend. Du sollst wissen, daß der Kardinal die Kurfürsten und andere Fürsten, Grafen, Herren, Ritter, Knechte und Städte wieder nach Frankfurt zusammen berief, jeglichen mit ganzer Macht auf den Sonntag nach Martinstage [11. Nov.] 1427. Da kamen die Kurfürsten alle, und andere Fürsten und die Vertreter der Städte zahlreich, außer dem Herzog Ludwig von Heidelberg, welcher nicht kommen konnte, da er an den Füßen leidend war. Da wurde, wie Du unten wohl erzählt findest, ein Anschlag gemacht. Doch konnte derselbe so nicht ausgeführt werden1), und man mußte drei Wochen später einen neuen Tag zu Heidelberg machen. Dahin kamen viele Fürsten und [Ver- treter der] Städte, und es wurde beschlossen, wie der Anschlag [festsetzte], daß ein jeder, der dem geistlichen Stande angehörte, Pfaffe, Mönch, Nonne, Begharde oder Beguine und jeder einem 1) Vielleicht eine Hindeutung darauf, daß die Bestrebungen das Reich zur Hebung des Landfriedens in vier Kreise zu theilen auf diesem Reichstage scheiterten. Vgl. v. Bezold II, 125.
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182 Eberhard Windecke. Orden angehörige von zwanzig Gulden einen, von zwanzig Pfennigen ebenfalls einen geben sollte, und ein jeder Jude, alt oder jung, einen Gulden; ein jeder über fünfzehn Jahr alte Christ, männlich oder weiblich, einen Böhmischen; wer aber zweihundert Gulden Werthe besitzt, der soll einen halben Gulden zahlen, und wer mehr hat, möge er auch haben, soviel er wolle, einen ganzen Gulden und nicht mehr als einen Gulden; auch sollen diese von der Abgabe des Böhmischen befreit sein; zur Erhebung dieses Geldes sollen in jeder Stadt vier oder sechs Bürger ernannt werden. Ein Graf soll fünfundzwanzig Gulden zahlen, ein Freier fünfzehn, ein Ritter fünf, ein Edelknecht drei. Für den Fall, daß man erkennte, daß einer dazu nicht im Stande sei, so soll der weniger zahlen. Dies Geld sollen auf dem Lande die Amtleute der Kurfürsten zusammenbringen, und in den Städten die Bürger und es nach Nürnberg so zeitig senden, daß es am Sonntag Reminiscere da ist. Von diesem Gelde sollen der Kardinal und der Markgraf Friedrich von Branden burg Söldner annehmen gegen die Hussiten und böhmischen Ketzer, und wenn es so erhoben ist, und wenn die Söldner auf- gestellt sind, so sollen und wollen der Kardinal und der Mark- graf persönlich gegen Böhmen ziehen und zu Johanni im Hoch- sommer sollen sie im Felde stehen. Wie die Sache später ver- lief, findest Du unten1) erzählt. 228. Wie der Landgraf von Hessen von dem von Waldeck das für das Land gezahlte Geld wieder nahm und der Bischof von Mainz ebenfalls sein Geld wieder nahm. Der große Krieg zwischen dem Landgrafen von Hessen und dem Bischofe von Mainz2) wurde damals beigelegt vom Kar-- dinal und von den andern Fürsten, da dem Bischof Konrad eine große Niederlage beigebracht war, wie oben3) erzählt ist, und er viele tüchtige Leute verloren hatte, die von den Dienern 1) Kap. 233. — 2) Siehe zu 218. — 3) Von der Niederlage vor Fulda 10. Aug. 1427 ist oben, Kap. 222, nur andeutungsweise die Rede.
182 Eberhard Windecke. Orden angehörige von zwanzig Gulden einen, von zwanzig Pfennigen ebenfalls einen geben sollte, und ein jeder Jude, alt oder jung, einen Gulden; ein jeder über fünfzehn Jahr alte Christ, männlich oder weiblich, einen Böhmischen; wer aber zweihundert Gulden Werthe besitzt, der soll einen halben Gulden zahlen, und wer mehr hat, möge er auch haben, soviel er wolle, einen ganzen Gulden und nicht mehr als einen Gulden; auch sollen diese von der Abgabe des Böhmischen befreit sein; zur Erhebung dieses Geldes sollen in jeder Stadt vier oder sechs Bürger ernannt werden. Ein Graf soll fünfundzwanzig Gulden zahlen, ein Freier fünfzehn, ein Ritter fünf, ein Edelknecht drei. Für den Fall, daß man erkennte, daß einer dazu nicht im Stande sei, so soll der weniger zahlen. Dies Geld sollen auf dem Lande die Amtleute der Kurfürsten zusammenbringen, und in den Städten die Bürger und es nach Nürnberg so zeitig senden, daß es am Sonntag Reminiscere da ist. Von diesem Gelde sollen der Kardinal und der Markgraf Friedrich von Branden burg Söldner annehmen gegen die Hussiten und böhmischen Ketzer, und wenn es so erhoben ist, und wenn die Söldner auf- gestellt sind, so sollen und wollen der Kardinal und der Mark- graf persönlich gegen Böhmen ziehen und zu Johanni im Hoch- sommer sollen sie im Felde stehen. Wie die Sache später ver- lief, findest Du unten1) erzählt. 228. Wie der Landgraf von Hessen von dem von Waldeck das für das Land gezahlte Geld wieder nahm und der Bischof von Mainz ebenfalls sein Geld wieder nahm. Der große Krieg zwischen dem Landgrafen von Hessen und dem Bischofe von Mainz2) wurde damals beigelegt vom Kar-- dinal und von den andern Fürsten, da dem Bischof Konrad eine große Niederlage beigebracht war, wie oben3) erzählt ist, und er viele tüchtige Leute verloren hatte, die von den Dienern 1) Kap. 233. — 2) Siehe zu 218. — 3) Von der Niederlage vor Fulda 10. Aug. 1427 ist oben, Kap. 222, nur andeutungsweise die Rede.
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Leben König Sigmunds. Kap. 227—229. 183 des Landgrafen gefangen worden waren. Daher wurde fest- gesetzt, daß Bischof Konrad von Mainz sein Geld von dem von Waldeck wieder nehmen sollte, und daß dieser mit seinem Lande thun und lassen könne, was er wolle, und daß der Landgraf das Fuldaische Land mit dem Abte und mit Bischof Konrad gleichmäßig besitzen solle, und daß alle Amtleute diesen dreien gleichmäßig, einem jeden nach seinem Rechte, schwören sollten. Auch diejenigen Schlöffer und Städte, welche Bischof Konrad von der Abtei gekauft habe, als Lauterbach, den Fischberg und Fuldischberg, solle der Landgraf zur Hälfte haben, und außerdem solle der Bischof dem Landgrafen fünfundvierzigtausendvierhundert Gulden zahlen. Der Abt solle die Befugniß haben, sein Land, wenn seine Jahre abgelaufen seien, vom Bischof von Mainz wieder auszulösen. Auch sollten die beiderseitigen Gefangenen ledig und damit die Fürsten und Länder für ewig versöhnt sein. Ob dies gehalten wird, das wirst Du unten gar wohl hören, aber ich, Eberhard Windecke von Mainz, habe fein rechtes Ver trauen dazu, da ja auch vormals zwischen dem Bischofe und anderen mehr für den genannten Bischof und den Landgrafen etwas viele Verhandlungen, Versöhnungen und Friedensschlüsse zu Stande gebracht wurden, von denen doch wahrlich nichts gehalten worden ist. Deshalb halte ich auch [diesmal] nichts davon. Will mir aber der allmächtige Gott gewähren dies und noch anderes mehr zu erleben, so habe ich Muth und Hoffnung noch später zu beschreiben oder schreiben zu lassen, wie sich das Alles später gestalten und wie es ergehen wird. 229. Wie nach dem Tode des Markgrafen von Meißen, Herzogs von Sachsen, dessen ältester Sohn an Stelle seines ver- storbenen Vaters vom König Sigismund die Lehen empfing und zum Fürsten gemacht wurde. Kurz nach Neujahr 1428 starb der Markgraf Friedrich von Meißen, dem der König Sigmund das Land zu Sachsen ge- geben und den er daselbst zum Herzog gemacht hatte. Dieser
Leben König Sigmunds. Kap. 227—229. 183 des Landgrafen gefangen worden waren. Daher wurde fest- gesetzt, daß Bischof Konrad von Mainz sein Geld von dem von Waldeck wieder nehmen sollte, und daß dieser mit seinem Lande thun und lassen könne, was er wolle, und daß der Landgraf das Fuldaische Land mit dem Abte und mit Bischof Konrad gleichmäßig besitzen solle, und daß alle Amtleute diesen dreien gleichmäßig, einem jeden nach seinem Rechte, schwören sollten. Auch diejenigen Schlöffer und Städte, welche Bischof Konrad von der Abtei gekauft habe, als Lauterbach, den Fischberg und Fuldischberg, solle der Landgraf zur Hälfte haben, und außerdem solle der Bischof dem Landgrafen fünfundvierzigtausendvierhundert Gulden zahlen. Der Abt solle die Befugniß haben, sein Land, wenn seine Jahre abgelaufen seien, vom Bischof von Mainz wieder auszulösen. Auch sollten die beiderseitigen Gefangenen ledig und damit die Fürsten und Länder für ewig versöhnt sein. Ob dies gehalten wird, das wirst Du unten gar wohl hören, aber ich, Eberhard Windecke von Mainz, habe fein rechtes Ver trauen dazu, da ja auch vormals zwischen dem Bischofe und anderen mehr für den genannten Bischof und den Landgrafen etwas viele Verhandlungen, Versöhnungen und Friedensschlüsse zu Stande gebracht wurden, von denen doch wahrlich nichts gehalten worden ist. Deshalb halte ich auch [diesmal] nichts davon. Will mir aber der allmächtige Gott gewähren dies und noch anderes mehr zu erleben, so habe ich Muth und Hoffnung noch später zu beschreiben oder schreiben zu lassen, wie sich das Alles später gestalten und wie es ergehen wird. 229. Wie nach dem Tode des Markgrafen von Meißen, Herzogs von Sachsen, dessen ältester Sohn an Stelle seines ver- storbenen Vaters vom König Sigismund die Lehen empfing und zum Fürsten gemacht wurde. Kurz nach Neujahr 1428 starb der Markgraf Friedrich von Meißen, dem der König Sigmund das Land zu Sachsen ge- geben und den er daselbst zum Herzog gemacht hatte. Dieser
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184 Eberbard Windecke. Markgraf hatte den böhmischen Hussiten und Ketzern viel Leid gethan und viele gewaltige Kämpfe mit ihnen gehabt, aber auch selbst davon großen Schaden erlitten durch den Verlust vieler anderer Grafen, Ritter und Knechte und zahlreicher tüchtiger Leute. Derselbe Markgraf Friedrich hinterließ zwei Söhne. Dem ältesten, welcher nach seinem Vater Friedrich hieß, gab der König das Land Sachsen und machte ihn zum Herzog und Kur- fürsten. Dieser etwa zwanzig Jahr alte junge Herr kam nach Bingen zu den Kurfürsten, welche wie Du oben1) gelesen hast, in diesem Jahre häufig versammelt gewesen waren, und kam mit den Fürsten überein, daß sie ihre Einwilligung dazu gaben, daß der König ihn zum Herzog und Kurfürsten gemacht hatte. — Und als die Herren Bingen verlassen hatten und nach Mainz gekommen waren, kam ihnen eine Warnung zu, daß auf und an dem Maine viel Volk gesammelt würde. Da der Bischo' Konrad zu St. Victor [?] war, schickten die Kurfürsten, der Markgraf von Brandenburg und der Markgraf von Meißen hin und ließen den Bischof von Mainz solche Ansammlung hintertreiben. In Mainz aber blieben sie wohl drei Tage, und inzwischen ließ der Bischof das Land wohl besetzen uud ver wahren. Alsdann zogen sie über Frankfurt in die Heimath, doch hörte man sagen, daß die Fürsten beabsichtigten, nie mehr so weit herabzukommen, es sei denn, sie wüßten besser, als es diesmal der Fall gewesen, was sie thun sollten. 230. Wie die böhmischen Hussiten und Ketzer nach Schlesien vor die Stadt Brieg zogen, in der sich der rechte Herr derselben, Herzog Ludwig befand, welcher die Stadt auf einem Seiten- wege verließ, als sie kamen, und sie dieselbe erobern ließ. Im Jahre 1428 zogen die böhmischen Hussiten und Ketzer nach Schlesien vor die Stadt Brieg, in welcher sich ihr rechter Herr, der Herzog Ludwig, befand. Doch da derselbe die Stadt bei Nacht verließ, eroberteu sie die Hussiten und erschlugen darin 1) Kap. 227; vergl. 233.
184 Eberbard Windecke. Markgraf hatte den böhmischen Hussiten und Ketzern viel Leid gethan und viele gewaltige Kämpfe mit ihnen gehabt, aber auch selbst davon großen Schaden erlitten durch den Verlust vieler anderer Grafen, Ritter und Knechte und zahlreicher tüchtiger Leute. Derselbe Markgraf Friedrich hinterließ zwei Söhne. Dem ältesten, welcher nach seinem Vater Friedrich hieß, gab der König das Land Sachsen und machte ihn zum Herzog und Kur- fürsten. Dieser etwa zwanzig Jahr alte junge Herr kam nach Bingen zu den Kurfürsten, welche wie Du oben1) gelesen hast, in diesem Jahre häufig versammelt gewesen waren, und kam mit den Fürsten überein, daß sie ihre Einwilligung dazu gaben, daß der König ihn zum Herzog und Kurfürsten gemacht hatte. — Und als die Herren Bingen verlassen hatten und nach Mainz gekommen waren, kam ihnen eine Warnung zu, daß auf und an dem Maine viel Volk gesammelt würde. Da der Bischo' Konrad zu St. Victor [?] war, schickten die Kurfürsten, der Markgraf von Brandenburg und der Markgraf von Meißen hin und ließen den Bischof von Mainz solche Ansammlung hintertreiben. In Mainz aber blieben sie wohl drei Tage, und inzwischen ließ der Bischof das Land wohl besetzen uud ver wahren. Alsdann zogen sie über Frankfurt in die Heimath, doch hörte man sagen, daß die Fürsten beabsichtigten, nie mehr so weit herabzukommen, es sei denn, sie wüßten besser, als es diesmal der Fall gewesen, was sie thun sollten. 230. Wie die böhmischen Hussiten und Ketzer nach Schlesien vor die Stadt Brieg zogen, in der sich der rechte Herr derselben, Herzog Ludwig befand, welcher die Stadt auf einem Seiten- wege verließ, als sie kamen, und sie dieselbe erobern ließ. Im Jahre 1428 zogen die böhmischen Hussiten und Ketzer nach Schlesien vor die Stadt Brieg, in welcher sich ihr rechter Herr, der Herzog Ludwig, befand. Doch da derselbe die Stadt bei Nacht verließ, eroberteu sie die Hussiten und erschlugen darin 1) Kap. 227; vergl. 233.
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Leben König Sigmunds. Kap. 229—231. 185 viele fromme Christen, konnten sie aber nicht behaupten. Daher sagte man, und es war auch glaublich, daß der Herzog es so mit den Hussiten eingefädelt habe, weil ihm vielleicht die Stadt zu mächtig geworden sei, da ihm die Bürger durchweg nicht das geben wollten, was er forderte. Denn der Herzog hatte viel Land zusammengebracht und hatte daher viele Schulden, seine Frau, eine Tochter des Markgrafen von Brandenburg, Burggrasen von Nürnberg, spielte viel, und er war sehr ver- schwenderisch. Da Beide nicht die Einkünfte danach hatten, so wollten ihnen die Leute nicht mehr geben als die rechtmäßige Rente, wie sie von den Eltern des Herzogs Ludwig festgesetzt war. Daher meinte man, daß es dem Herzoge lieber wäre, wenn sie mit ihm zu Grunde gingen, was ihm freilich nachher — sehr leid war. Zu Mitfasten des obengenannten Jahres zogen die Ketzer ab und eroberten Ohlau, Goldberg und viele andere Städte, und zogen weiter über Zittau, Liegnitz, Troppau nach Neisse. Diese Stadt eroberten sie und thaten daselbst großen Schaden an Leuten und an Eigenthum und zogen dann wieder ab nach Böhmen, nachdem sie in Schlesien großen Schaden angerichtet hatten. Schuld daran war, daß die schlesischen Fürsten nicht einig und den Ketzern zugethan waren: den Fürsten geschah so großer, verderblicher Schaden, daß sie gewünscht hätten, sie hätten rechtzeitig geholfen es abzuwehren. Doch ward ihnen der Lohn; freilich büßten es ihre armen Unterthanen. 231. Wie der Bischof von Würzburg nach acht Domherren und nach acht Bürgern aus der Stadt sandte, damit sie zu ihm kämen nach Frauenberg und wie er sie alle behielt, als sie ge kommen waren. In demselben bezeichneten Jahre 1428 wurde der Bischof von Würzburg mit der Stadt Würzburg uneinig und wollte ihr große Abgaben auferlegen und von ihr einziehen. Da ihm die Bürger nichts zahlen wollten, ließ der Bischof acht Domherren
Leben König Sigmunds. Kap. 229—231. 185 viele fromme Christen, konnten sie aber nicht behaupten. Daher sagte man, und es war auch glaublich, daß der Herzog es so mit den Hussiten eingefädelt habe, weil ihm vielleicht die Stadt zu mächtig geworden sei, da ihm die Bürger durchweg nicht das geben wollten, was er forderte. Denn der Herzog hatte viel Land zusammengebracht und hatte daher viele Schulden, seine Frau, eine Tochter des Markgrafen von Brandenburg, Burggrasen von Nürnberg, spielte viel, und er war sehr ver- schwenderisch. Da Beide nicht die Einkünfte danach hatten, so wollten ihnen die Leute nicht mehr geben als die rechtmäßige Rente, wie sie von den Eltern des Herzogs Ludwig festgesetzt war. Daher meinte man, daß es dem Herzoge lieber wäre, wenn sie mit ihm zu Grunde gingen, was ihm freilich nachher — sehr leid war. Zu Mitfasten des obengenannten Jahres zogen die Ketzer ab und eroberten Ohlau, Goldberg und viele andere Städte, und zogen weiter über Zittau, Liegnitz, Troppau nach Neisse. Diese Stadt eroberten sie und thaten daselbst großen Schaden an Leuten und an Eigenthum und zogen dann wieder ab nach Böhmen, nachdem sie in Schlesien großen Schaden angerichtet hatten. Schuld daran war, daß die schlesischen Fürsten nicht einig und den Ketzern zugethan waren: den Fürsten geschah so großer, verderblicher Schaden, daß sie gewünscht hätten, sie hätten rechtzeitig geholfen es abzuwehren. Doch ward ihnen der Lohn; freilich büßten es ihre armen Unterthanen. 231. Wie der Bischof von Würzburg nach acht Domherren und nach acht Bürgern aus der Stadt sandte, damit sie zu ihm kämen nach Frauenberg und wie er sie alle behielt, als sie ge kommen waren. In demselben bezeichneten Jahre 1428 wurde der Bischof von Würzburg mit der Stadt Würzburg uneinig und wollte ihr große Abgaben auferlegen und von ihr einziehen. Da ihm die Bürger nichts zahlen wollten, ließ der Bischof acht Domherren
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186 Eberhard Windecke. und acht Bürger zu sich auf sein Schloß Frauenberg oberhalb der Stadt kommen, wo er sie festhielt. Auch hatte er sich heim- lich so gerüstet, daß er zugleich eine zahlreiche Schaar am Morgen vor die Stadt brachte und die Geistlichen und Bürger zwingen wollte. Als aber einige Herren das erfahren hatten, so legten sie sich ins Mittel und versuchten eine Versöhnung zu Stande zu bringen. Diese erfolgte auch, aber der Bischof ward scharf getadelt, daß er so viele gute Leute in gutem Glauben gelassen hatte und sie mit Befleckung seiner Ehre gefangen hatte, als sie zu ihm gekommen waren. 232. Wie die Hussiten mit großer Macht aus Böhmen aus rückten und die Stadt Bärnau, den schönen Marktflecken Falken- berg und viele Dörfer und Städte eroberten, welche sie ver brannten und dabei Leute tödteten. Am Montage vor Corpore Christi [25. Mai] 1428 waren die bösen Hussiten und Ketzer mit großer Macht aus Böhmen gekommen und eroberten die Stadt Bärnau, den Flecken Falken- berg nebst Dörfern, die Stadt Rötz1), den Marktflecken Wedel [?]2), das schöne Dorf Waldthurn3), den Marktflecken Froß [?]4), in dem sie vierzig Menschen erschlugen, den Marktflecken Blien- stein5), die Stadt Mosbach6), einen Marktflecken, indem sie drei hundert Menschen tödteten; [ferner] verbrannten sie die Dörfer Allenstedt, Hohentann, Schönkirchen, Bleßburg, Waldenau, Wildenhausen und viele andere. Dieses ganze Land gehörte dem Herzog Hans von Sulz bach von der Heidelberger Linie, ein Theil auch dem Burg- grafen von Nürnberg. Als die Hussiten diesen Schaden an- gerichtet hatten, zogen sie wieder über den Böhmer Wald. Wie diese Verhältnisse sich weiter entwickelten, das findest Du viel- — leicht unten erzählt7), so Gott will. 1) Hdschr Werz. man könnte auch an die Stadt Wörth am Regen denken. Ueber diesen Einfall in die bairische Oberpfalz vergl. Palacky, 7. Buch, Seite 465. — 2) H: bedel. — 3) C G: Walitari; H: Walter. — 4) Nur in H erhalten: fross ein mark. — 5) Heute Pilstingen? — 6) Heute Moosburg? — 7) Vergl. Kap. 248 med.
186 Eberhard Windecke. und acht Bürger zu sich auf sein Schloß Frauenberg oberhalb der Stadt kommen, wo er sie festhielt. Auch hatte er sich heim- lich so gerüstet, daß er zugleich eine zahlreiche Schaar am Morgen vor die Stadt brachte und die Geistlichen und Bürger zwingen wollte. Als aber einige Herren das erfahren hatten, so legten sie sich ins Mittel und versuchten eine Versöhnung zu Stande zu bringen. Diese erfolgte auch, aber der Bischof ward scharf getadelt, daß er so viele gute Leute in gutem Glauben gelassen hatte und sie mit Befleckung seiner Ehre gefangen hatte, als sie zu ihm gekommen waren. 232. Wie die Hussiten mit großer Macht aus Böhmen aus rückten und die Stadt Bärnau, den schönen Marktflecken Falken- berg und viele Dörfer und Städte eroberten, welche sie ver brannten und dabei Leute tödteten. Am Montage vor Corpore Christi [25. Mai] 1428 waren die bösen Hussiten und Ketzer mit großer Macht aus Böhmen gekommen und eroberten die Stadt Bärnau, den Flecken Falken- berg nebst Dörfern, die Stadt Rötz1), den Marktflecken Wedel [?]2), das schöne Dorf Waldthurn3), den Marktflecken Froß [?]4), in dem sie vierzig Menschen erschlugen, den Marktflecken Blien- stein5), die Stadt Mosbach6), einen Marktflecken, indem sie drei hundert Menschen tödteten; [ferner] verbrannten sie die Dörfer Allenstedt, Hohentann, Schönkirchen, Bleßburg, Waldenau, Wildenhausen und viele andere. Dieses ganze Land gehörte dem Herzog Hans von Sulz bach von der Heidelberger Linie, ein Theil auch dem Burg- grafen von Nürnberg. Als die Hussiten diesen Schaden an- gerichtet hatten, zogen sie wieder über den Böhmer Wald. Wie diese Verhältnisse sich weiter entwickelten, das findest Du viel- — leicht unten erzählt7), so Gott will. 1) Hdschr Werz. man könnte auch an die Stadt Wörth am Regen denken. Ueber diesen Einfall in die bairische Oberpfalz vergl. Palacky, 7. Buch, Seite 465. — 2) H: bedel. — 3) C G: Walitari; H: Walter. — 4) Nur in H erhalten: fross ein mark. — 5) Heute Pilstingen? — 6) Heute Moosburg? — 7) Vergl. Kap. 248 med.
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Leben König Sigmunds. Kap. 231—234. 187 233. Wie die Fürsten außer dem Erzbischof von Mainz und dem Herzog Ludwig von Heidelberg, die krank waren, nach Frankfurt ritten. Nach Ostern, um St. Georgstag [24. April] des Jahres 1428 waren die oft genannteu Reichsfürsten zu Frank- furt versammelt gewesen und hatten über einen Zug gegen die Hussiten berathschlagt [und festgesetzt], daß man das Geld, über dessen Zahlung man übereingekommen war, und welches von der Geistlichkeit erhoben und auch von den Laien gegeben war, nach Nürnberg schicken sollte. Aber aus dem Zuge wurde nichts; darauf kamen die Fürsten wieder in Koblenz zusammen und hielten abermals lange Berathungen, die zu keinem EEnde führten, danach ging es [zogen sie] nach Bingen, wo sie sich lange damit beschäftigten, ohne daß sie sich einigen konnten, so daß wieder nichts daraus wurde. Hierauf versammelten sich die Fürsten nochmals in Frankfurt und beriethen, wie man das Geld, mit dem man den Krieg gegen die Hussiten bestreiten wollte, auf heben sollte. Diese Berathungen führten zuletzt dazu, daß sie meinten, man solle dieses Geld den Fürsten verabfolgen lassen. Das wollten aber die Geistlichen und Laien nicht zugeben, und so blieb das Geld bis zum Jahre 1429 in Nürnberg liegen. Wie sich das nachher noch gestaltete, findet man unten erzählt. 234. Wie der Bischof von Bamberg viele Ritter und Herren versammelte, um die Stadt Bamberg zu unterwerfen, und wie die Ritter und Knechte abzogen, als sie dies merkten, und sich weigerten, das zu thun. Gleichwie der Bischof von Würzburg, wie Du oben 1) gelesen hast, im Jahre 1428 an seinen Geistlichen und an der ehrbaren Stadt Würzburg handelte, ebenso versuchte es der Bischof von Bamberg und bat sehr viele von seinen Herren und Freunden, ihm behilflich zu sein; wie es denn eine schlimme Gewohnheit war, daß einer dem andern zu Dienste mit gegen dessen Feinde zog ohne Kriegsankündigung und ohne seine Ehre zu behüten. Dies war aber gottlos, denn es kündigte [bei- 1) Kapitel 231.
Leben König Sigmunds. Kap. 231—234. 187 233. Wie die Fürsten außer dem Erzbischof von Mainz und dem Herzog Ludwig von Heidelberg, die krank waren, nach Frankfurt ritten. Nach Ostern, um St. Georgstag [24. April] des Jahres 1428 waren die oft genannteu Reichsfürsten zu Frank- furt versammelt gewesen und hatten über einen Zug gegen die Hussiten berathschlagt [und festgesetzt], daß man das Geld, über dessen Zahlung man übereingekommen war, und welches von der Geistlichkeit erhoben und auch von den Laien gegeben war, nach Nürnberg schicken sollte. Aber aus dem Zuge wurde nichts; darauf kamen die Fürsten wieder in Koblenz zusammen und hielten abermals lange Berathungen, die zu keinem EEnde führten, danach ging es [zogen sie] nach Bingen, wo sie sich lange damit beschäftigten, ohne daß sie sich einigen konnten, so daß wieder nichts daraus wurde. Hierauf versammelten sich die Fürsten nochmals in Frankfurt und beriethen, wie man das Geld, mit dem man den Krieg gegen die Hussiten bestreiten wollte, auf heben sollte. Diese Berathungen führten zuletzt dazu, daß sie meinten, man solle dieses Geld den Fürsten verabfolgen lassen. Das wollten aber die Geistlichen und Laien nicht zugeben, und so blieb das Geld bis zum Jahre 1429 in Nürnberg liegen. Wie sich das nachher noch gestaltete, findet man unten erzählt. 234. Wie der Bischof von Bamberg viele Ritter und Herren versammelte, um die Stadt Bamberg zu unterwerfen, und wie die Ritter und Knechte abzogen, als sie dies merkten, und sich weigerten, das zu thun. Gleichwie der Bischof von Würzburg, wie Du oben 1) gelesen hast, im Jahre 1428 an seinen Geistlichen und an der ehrbaren Stadt Würzburg handelte, ebenso versuchte es der Bischof von Bamberg und bat sehr viele von seinen Herren und Freunden, ihm behilflich zu sein; wie es denn eine schlimme Gewohnheit war, daß einer dem andern zu Dienste mit gegen dessen Feinde zog ohne Kriegsankündigung und ohne seine Ehre zu behüten. Dies war aber gottlos, denn es kündigte [bei- 1) Kapitel 231.
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188 Eberhard Windecke. spielsweise] einer den Krieg an, der nicht drei Pferde auszurüsten vermochte, und dann kamen gegen dreihundert mit ihm. Solche schnöde, gottlose Gewohnheiten pflogen die Fürsten, um ihre Feinde zu drücken, zuletzt aber kehrte sich das Unheil gegen sie selbst. Ebenso handelte der Bischof von Bamberg, warb ein Heer durch seine Freunde und sagte, er wolle gegen seine Feinde rücken, zog aber gegen die Stadt Bamberg, die doch nicht gegen ihn war und solches auch, wie sich fand, keineswegs verdient hatte. Doch wurde dies [Unternehmen] dem Bischof sehr ver- eitelt, und er konnte seinen Wunsch und bösen Willen nicht aus führen, denn als die ehrbaren Herren, Ritter und Knechte sahen, daß sie gegen Bamberg sollten, so kehrten viele von ihnen wieder um und sagten: „Bamberg ist ein schönes Stück Erde und ein berühmter Ort, den der heilige Kaiser Heinrich von Baiern für Gott und sich erhalten hat: wir wollen nun da gegen nichts thun.“ Darauf zogen sie ab. So stand es in der Christenheit mit der Geistlichkeit. Wo man Böses hörte, oder Krieg war, und wer fragte, wer thut das? so hörte man: „der Bischof, der Domprobst, der herrliche Dechant, der Geist-- liche.“ Wirklich wurden die Laien von den Geistlichen so sehr bedrückt, daß es kein Wunder gewesen wäre, wenn die Hussiten und Ketzer, so Gott es nicht selbst gehindert hätte, noch zahl reicher und mächtiger geworden wären, denn solches Frevels war überall zu viel auf Erden. 235. Hier folgt der Krieg zwischen dem Erzbischof von Straß- burg, dem Markgrafen und dem von Lichtenberg einerseits und der Stadt Straßburg anderseits, und wie der Kaiser dem Herzog Ludwig schrieb, daß er einen Tag in Worms machen und den Streit schlichten solle. In demselben Jahre 1428 traten die Stadt Straßburg und ihr Bischof, ein Herr von Dietsch aus Brabant, in Verhand- lungen und geriethen in Streit mit einander. Da unternahm es der Bischof, ohne der Stadt Fehde angekündigt zu haben und
188 Eberhard Windecke. spielsweise] einer den Krieg an, der nicht drei Pferde auszurüsten vermochte, und dann kamen gegen dreihundert mit ihm. Solche schnöde, gottlose Gewohnheiten pflogen die Fürsten, um ihre Feinde zu drücken, zuletzt aber kehrte sich das Unheil gegen sie selbst. Ebenso handelte der Bischof von Bamberg, warb ein Heer durch seine Freunde und sagte, er wolle gegen seine Feinde rücken, zog aber gegen die Stadt Bamberg, die doch nicht gegen ihn war und solches auch, wie sich fand, keineswegs verdient hatte. Doch wurde dies [Unternehmen] dem Bischof sehr ver- eitelt, und er konnte seinen Wunsch und bösen Willen nicht aus führen, denn als die ehrbaren Herren, Ritter und Knechte sahen, daß sie gegen Bamberg sollten, so kehrten viele von ihnen wieder um und sagten: „Bamberg ist ein schönes Stück Erde und ein berühmter Ort, den der heilige Kaiser Heinrich von Baiern für Gott und sich erhalten hat: wir wollen nun da gegen nichts thun.“ Darauf zogen sie ab. So stand es in der Christenheit mit der Geistlichkeit. Wo man Böses hörte, oder Krieg war, und wer fragte, wer thut das? so hörte man: „der Bischof, der Domprobst, der herrliche Dechant, der Geist-- liche.“ Wirklich wurden die Laien von den Geistlichen so sehr bedrückt, daß es kein Wunder gewesen wäre, wenn die Hussiten und Ketzer, so Gott es nicht selbst gehindert hätte, noch zahl reicher und mächtiger geworden wären, denn solches Frevels war überall zu viel auf Erden. 235. Hier folgt der Krieg zwischen dem Erzbischof von Straß- burg, dem Markgrafen und dem von Lichtenberg einerseits und der Stadt Straßburg anderseits, und wie der Kaiser dem Herzog Ludwig schrieb, daß er einen Tag in Worms machen und den Streit schlichten solle. In demselben Jahre 1428 traten die Stadt Straßburg und ihr Bischof, ein Herr von Dietsch aus Brabant, in Verhand- lungen und geriethen in Streit mit einander. Da unternahm es der Bischof, ohne der Stadt Fehde angekündigt zu haben und
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Leben König Sigmunds. Kap. 234 u. 235. 189 ohne seine Ehre zu wahren, der Stadt die Rheinbrücke abzu-- gewinnen und zu besetzen. Denn Junker Ludmann von Lichten- berg hatte einen Schreiber, dieser hatte einen Bruder, welcher auf die Rheinbrücke gesetzt war um sie zu hüten und auf und zu zuschließen. Derselbe Schreiber kam zu seinem Bruder und sprach: „Bruder mach auf und laß mich durchreiten,“ mit ihm aber ritten noch andere Feinde der Stadt Straßburg, und sowie der Bruder aufgeschlossen hatte, stachen sie ihn nieder; ein anderer jedoch schlug den Schlag zu, den wollten sie auch tödten, er sprang aber in den Rhein. Da aber nicht fern von der Stelle wohl siebenhundert Mann an einem Graben arbeiteten, so eilten aus das Geschrei Leute herbei, so daß die Feinde nichts ausrichten konnten und die Stadt die Rheinbrücke behielt. Und erst als das Unheil geschehen war, sandten der Bischof und der Junker Ludmann von Lichtenberg ihre Fehdebriefe in die Stadt Straßburg. So wohl stand es in deutschen Landen. Später entwickelte sich ein großer Krieg, in dem die unten angeführten Fürsten, Herren, Grafen, Ritter und Knechte der Straßburger Feinde wurden. Folgende kündigten damals der Stadt Straßburg Fehde an und wurden ihr feindlich: Wilhelm von Dietsch, Bischof von Straßburg, Graf Friedrich, Junggraf zu Leiningen, Junker Heinrich von Zwei- brücken, Herr zu Bitsch, Junker Hermann von Bitsch, sein Bruder, Herzog Reinbold von Urslingen, Graf Johann von Salm, sein Sohn Junker Ludmann, Herr zu Lichtenberg, Herzog Karl, Herzog zu Lothringen, Herr Dietrich von Mörs, Erzbischof zu Köln, Junker Rudolf Graf zu Leiningen, Herr zu Leiningen, Junker Thomas, Herr zu Kreppen und Wasserberg, Junker Burkhard von Vinstingen, sein Bruder Jacob von Vinstingen, Herzog Stephan, Pfalzgraf, Herr Bernhard, Markgraf von Baden, Graf Friedrich von Veldenz, Graf Johann von Sponheim, Graf Eitelfritz von Zollern. Alle diese kamen mit Rittern, Knechten und Buben gegen 1400 Mann. Nun sollst Du wissen, daß die Stadt Straßburg oft mit solchen Streitkräften ausgezogen war, daß sie jedesmal dreitausend Mann
Leben König Sigmunds. Kap. 234 u. 235. 189 ohne seine Ehre zu wahren, der Stadt die Rheinbrücke abzu-- gewinnen und zu besetzen. Denn Junker Ludmann von Lichten- berg hatte einen Schreiber, dieser hatte einen Bruder, welcher auf die Rheinbrücke gesetzt war um sie zu hüten und auf und zu zuschließen. Derselbe Schreiber kam zu seinem Bruder und sprach: „Bruder mach auf und laß mich durchreiten,“ mit ihm aber ritten noch andere Feinde der Stadt Straßburg, und sowie der Bruder aufgeschlossen hatte, stachen sie ihn nieder; ein anderer jedoch schlug den Schlag zu, den wollten sie auch tödten, er sprang aber in den Rhein. Da aber nicht fern von der Stelle wohl siebenhundert Mann an einem Graben arbeiteten, so eilten aus das Geschrei Leute herbei, so daß die Feinde nichts ausrichten konnten und die Stadt die Rheinbrücke behielt. Und erst als das Unheil geschehen war, sandten der Bischof und der Junker Ludmann von Lichtenberg ihre Fehdebriefe in die Stadt Straßburg. So wohl stand es in deutschen Landen. Später entwickelte sich ein großer Krieg, in dem die unten angeführten Fürsten, Herren, Grafen, Ritter und Knechte der Straßburger Feinde wurden. Folgende kündigten damals der Stadt Straßburg Fehde an und wurden ihr feindlich: Wilhelm von Dietsch, Bischof von Straßburg, Graf Friedrich, Junggraf zu Leiningen, Junker Heinrich von Zwei- brücken, Herr zu Bitsch, Junker Hermann von Bitsch, sein Bruder, Herzog Reinbold von Urslingen, Graf Johann von Salm, sein Sohn Junker Ludmann, Herr zu Lichtenberg, Herzog Karl, Herzog zu Lothringen, Herr Dietrich von Mörs, Erzbischof zu Köln, Junker Rudolf Graf zu Leiningen, Herr zu Leiningen, Junker Thomas, Herr zu Kreppen und Wasserberg, Junker Burkhard von Vinstingen, sein Bruder Jacob von Vinstingen, Herzog Stephan, Pfalzgraf, Herr Bernhard, Markgraf von Baden, Graf Friedrich von Veldenz, Graf Johann von Sponheim, Graf Eitelfritz von Zollern. Alle diese kamen mit Rittern, Knechten und Buben gegen 1400 Mann. Nun sollst Du wissen, daß die Stadt Straßburg oft mit solchen Streitkräften ausgezogen war, daß sie jedesmal dreitausend Mann
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190 Eberhard Windecke. zu Fuß im Felde hatte, gegen dreihundert Schützen und vier- hundert Blutzapfer, sowie stets fünfhundert Mann zu Pferde. So zogen sie im Lande umher und sengten und brannten, plünderten und raubten, und lange Zeit wagte es keiner ihrer Feinde es ihnen zu wehren. Zu derselben Zeit waren der Bischof Wilhelm von Dietsch, der Markgraf von Baden und der Junker Ludmann von Lichtenberg vor das Städtchen Oberkirch in Nottenau, das den Straßburgern gehört, gezogen und hatten es belagert, Boll- werke davor errichtet und es mit Wällen umgeben. Daher machten die Bürger aus dem Städtchen einen Ausfall und wandten sich rückwärts in ein Thal, woselbst sie an hundert und zwanzig Stück Vieh erbeuteten, das sie mit gewaffneter Hand in das Städtchen trieben, auch machten sie an demselben Tage einige zu Gefangenen. Auch die Bürger von Ettenheim, ebenfalls einem Städtchen der Straßburger, unternahmen zu derselben Zeit einen Zug gegen Gengenbach mit sechszig Mann und erbeuteten wohl vierzig Stück Vieh. Da eilten aus Gengenbach wohl anderthalbhundert Mann den Etternheimern nach und suchten den sechszig Mann das Vieh wieder abzunehmen. Und die Straßburgischen aus Ettenheim wehrten sich, tödteten zwölf Mann von den Gengenbachern, ver- wundeten viele auf den Tod, nahmen sieben gefangen, die sie nach Straßburg schickten, und brachten das Vieh nach Ettenheim. Ebenso zogen die Straßburger wohl mit zweihundert und sechszig Mann am St. Nikolausabend [6. Dec.] aus gen Bennfeld, ließen ihre Pferde da stehen und wandten sich gegen Rheinau. Gegen Morgen stiegen ihrer vier in das Städtlein und halfen den andern auch hinein, so daß ihrer dreiunddreißig hinein kamen. Zwei Wächter, die es bemerkten und schreien wollten, wurden erstochen. Darauf halfen sie den übrigen auch hinein, dann trompeteten sie, fingen vierzehn Reisige, von denen sie einige in den Betten aufhoben, und eroberten mit Gottes Hilfe das Städtchen Rheinau. Auf dem Rheine aber befanden sich vierzehn Knechte, die den Fluß in den Schiffen bewachen sollten. Als diese das Trompeten
190 Eberhard Windecke. zu Fuß im Felde hatte, gegen dreihundert Schützen und vier- hundert Blutzapfer, sowie stets fünfhundert Mann zu Pferde. So zogen sie im Lande umher und sengten und brannten, plünderten und raubten, und lange Zeit wagte es keiner ihrer Feinde es ihnen zu wehren. Zu derselben Zeit waren der Bischof Wilhelm von Dietsch, der Markgraf von Baden und der Junker Ludmann von Lichtenberg vor das Städtchen Oberkirch in Nottenau, das den Straßburgern gehört, gezogen und hatten es belagert, Boll- werke davor errichtet und es mit Wällen umgeben. Daher machten die Bürger aus dem Städtchen einen Ausfall und wandten sich rückwärts in ein Thal, woselbst sie an hundert und zwanzig Stück Vieh erbeuteten, das sie mit gewaffneter Hand in das Städtchen trieben, auch machten sie an demselben Tage einige zu Gefangenen. Auch die Bürger von Ettenheim, ebenfalls einem Städtchen der Straßburger, unternahmen zu derselben Zeit einen Zug gegen Gengenbach mit sechszig Mann und erbeuteten wohl vierzig Stück Vieh. Da eilten aus Gengenbach wohl anderthalbhundert Mann den Etternheimern nach und suchten den sechszig Mann das Vieh wieder abzunehmen. Und die Straßburgischen aus Ettenheim wehrten sich, tödteten zwölf Mann von den Gengenbachern, ver- wundeten viele auf den Tod, nahmen sieben gefangen, die sie nach Straßburg schickten, und brachten das Vieh nach Ettenheim. Ebenso zogen die Straßburger wohl mit zweihundert und sechszig Mann am St. Nikolausabend [6. Dec.] aus gen Bennfeld, ließen ihre Pferde da stehen und wandten sich gegen Rheinau. Gegen Morgen stiegen ihrer vier in das Städtlein und halfen den andern auch hinein, so daß ihrer dreiunddreißig hinein kamen. Zwei Wächter, die es bemerkten und schreien wollten, wurden erstochen. Darauf halfen sie den übrigen auch hinein, dann trompeteten sie, fingen vierzehn Reisige, von denen sie einige in den Betten aufhoben, und eroberten mit Gottes Hilfe das Städtchen Rheinau. Auf dem Rheine aber befanden sich vierzehn Knechte, die den Fluß in den Schiffen bewachen sollten. Als diese das Trompeten
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Leben König Sigmunds. Kap. 235 u. 236. 191 hörten, fuhren sie nach Rheinau, um zu sehen, wer hinein gekommen wäre, da wurden auch sie gefangen. So fingen die Straßburger alle, die in Rheinau waren, Weiber und Kinder, [machten sich zu Herren über] ihr Leben und Eigenthum, schickten sie nach Straßburg und besetzten das Städtchen mit ihren Bürgern. Seit dem haben sie das Städtchen, in dem sie gegen vierhundert Stück Vieh fanden, fest und sicher mit Bollwerken und andern nöthigen Bauten versehen. Ferner machten die Bundesgenossen der Straßburger in einer Anzahl von fünfundsechszig Mann einen Einfall in Junker Ludmanns Land und erbeuteten daselbst Vieh. Da wurden sie von anderthalbhundert Reisigen angegriffen und an einen Sumpf vor Straßburg gedrängt, so daß sie nicht ausweichen konnten und sich zur Wehre setzen mußten. Im Kampfe erstachen sie den Hauptmann der Reisigen, Junker Hans von Zweibrücken, und den Herrn von Bitsch, auch tödteten sie neun Hengste und verwundeten viele Leute und Pferde auf den Tod. Auch sie erlitten Schaden, doch blieb nur einer todt, und das Vieh brachten sie mit Gewalt heim. So schlimm und übel stand es in deutschen und andern Landen, so daß es Gott erbarmen konnte. Meistens entstand das von den geistlichen Fürsten, denn sie hatten kein geistliches Wesen an sich, waren zu gierig und wollten immer Recht behalten, mochten sie im Recht sein oder nicht. 236. Von dem großen Streite zwischen Engländern und Franzosen, in dem die Engländer sämmtlich erschlagen wurden. Im Jahre 1429 war ein Kardinal aus England gebürtig mit dem Bischof von Trier gegen die Hussiten gezogen, wie Du oben 1) gelesen hast. Dieser Kardinal zog wieder nach England um mehr Leute herbeizuholen, wie er auch that. Als er aber mit 5000 Gewappneten über See kam, entbot ihm der König von England, der in Frankreich gegen den Dauphin im Felde stand, daß er zu ihm kommen sollte gegen seinen Feind, den Dauphin. Das mußte der Kardinal thun und als es zum 1) Kapitel 225.
Leben König Sigmunds. Kap. 235 u. 236. 191 hörten, fuhren sie nach Rheinau, um zu sehen, wer hinein gekommen wäre, da wurden auch sie gefangen. So fingen die Straßburger alle, die in Rheinau waren, Weiber und Kinder, [machten sich zu Herren über] ihr Leben und Eigenthum, schickten sie nach Straßburg und besetzten das Städtchen mit ihren Bürgern. Seit dem haben sie das Städtchen, in dem sie gegen vierhundert Stück Vieh fanden, fest und sicher mit Bollwerken und andern nöthigen Bauten versehen. Ferner machten die Bundesgenossen der Straßburger in einer Anzahl von fünfundsechszig Mann einen Einfall in Junker Ludmanns Land und erbeuteten daselbst Vieh. Da wurden sie von anderthalbhundert Reisigen angegriffen und an einen Sumpf vor Straßburg gedrängt, so daß sie nicht ausweichen konnten und sich zur Wehre setzen mußten. Im Kampfe erstachen sie den Hauptmann der Reisigen, Junker Hans von Zweibrücken, und den Herrn von Bitsch, auch tödteten sie neun Hengste und verwundeten viele Leute und Pferde auf den Tod. Auch sie erlitten Schaden, doch blieb nur einer todt, und das Vieh brachten sie mit Gewalt heim. So schlimm und übel stand es in deutschen und andern Landen, so daß es Gott erbarmen konnte. Meistens entstand das von den geistlichen Fürsten, denn sie hatten kein geistliches Wesen an sich, waren zu gierig und wollten immer Recht behalten, mochten sie im Recht sein oder nicht. 236. Von dem großen Streite zwischen Engländern und Franzosen, in dem die Engländer sämmtlich erschlagen wurden. Im Jahre 1429 war ein Kardinal aus England gebürtig mit dem Bischof von Trier gegen die Hussiten gezogen, wie Du oben 1) gelesen hast. Dieser Kardinal zog wieder nach England um mehr Leute herbeizuholen, wie er auch that. Als er aber mit 5000 Gewappneten über See kam, entbot ihm der König von England, der in Frankreich gegen den Dauphin im Felde stand, daß er zu ihm kommen sollte gegen seinen Feind, den Dauphin. Das mußte der Kardinal thun und als es zum 1) Kapitel 225.
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192 Eberhard Windecke. Kampfe kam, gewann der Dauphin die Oberhand und dem Kardinal ward all sein Volk erschlagen, so daß er zu der Zeit nicht gegen die Hussiten ziehen konnte, wie er gern gethan hätte. Wie es später mit dem Kardinale erging, das findest Du unten.1) 237. Wie die Hussiten mit großer Macht Görlitz belagerten und wie Hans von Polenz das bemerkte und ihnen mit dem Landvolke die Wagenburg abnahm und sie alle erstach. In demselben bezeichneten Jahre um Michaelis zogen die Hussiten nach Schlesien und wollten die Görlitzer angreifen. Das bemerkte ein Meissener Namens Hans von Polenz, Landes hauptmann von König Sigmunds Gnaden, und er bot dies und andere Länder auf und zog zwei Tagemärsche weit den Hussiten entgegen. Eines Morgens früh, da die Hussiten nichts fürchteten, überfiel er sie, nahm ihnen wohl hundertzwanzig Wagen ab — denn sie hatten die Gewohnheit die Wagen zusammen zu stellen und daraus eine Burg zu machen, in der sie lagen — und tödtete fünfhundert der Vornehmsten und nahm ebenso viel ge- fangen. Darauf zogen die Hussiten ab, aber diese Niederlage schmerzte sie besonders, und sie waren darüber sehr zornig. Wie sich das später entwickelte, weiß ich nicht. 238. Wie der von Weinsberg die schwäbischen Städter in Herzog Ottos Geleit zu Sinsheim niederwarf, ihnen alles was sie hatten nahm und sie um dreißigtausend Gulden brandschatzte. In dem oben bezeichneten Jahre 1429 war der römische König nur in Ungarn, und die Zustände unter den Kurfürsten waren gar wunderlich. Denn der Bischof Konrad von Mainz war krank und dazu sehr bekümmert, weil er dem Landgrafen von Hessen wegen der Niederlage, die dieser ihm beigebracht hatte, viel Geld zahlen mußte. Denn er war ein Herr, der das Geld sehr lieb hatte. Ebenso war der Herzog von Heidelberg schwer krank an Leib und Seele, und Herzog Otto, sein Bruder, war des Landes Vormund. — In demselben Jahre wollten schwäbische 1) Kapitel 251.
192 Eberhard Windecke. Kampfe kam, gewann der Dauphin die Oberhand und dem Kardinal ward all sein Volk erschlagen, so daß er zu der Zeit nicht gegen die Hussiten ziehen konnte, wie er gern gethan hätte. Wie es später mit dem Kardinale erging, das findest Du unten.1) 237. Wie die Hussiten mit großer Macht Görlitz belagerten und wie Hans von Polenz das bemerkte und ihnen mit dem Landvolke die Wagenburg abnahm und sie alle erstach. In demselben bezeichneten Jahre um Michaelis zogen die Hussiten nach Schlesien und wollten die Görlitzer angreifen. Das bemerkte ein Meissener Namens Hans von Polenz, Landes hauptmann von König Sigmunds Gnaden, und er bot dies und andere Länder auf und zog zwei Tagemärsche weit den Hussiten entgegen. Eines Morgens früh, da die Hussiten nichts fürchteten, überfiel er sie, nahm ihnen wohl hundertzwanzig Wagen ab — denn sie hatten die Gewohnheit die Wagen zusammen zu stellen und daraus eine Burg zu machen, in der sie lagen — und tödtete fünfhundert der Vornehmsten und nahm ebenso viel ge- fangen. Darauf zogen die Hussiten ab, aber diese Niederlage schmerzte sie besonders, und sie waren darüber sehr zornig. Wie sich das später entwickelte, weiß ich nicht. 238. Wie der von Weinsberg die schwäbischen Städter in Herzog Ottos Geleit zu Sinsheim niederwarf, ihnen alles was sie hatten nahm und sie um dreißigtausend Gulden brandschatzte. In dem oben bezeichneten Jahre 1429 war der römische König nur in Ungarn, und die Zustände unter den Kurfürsten waren gar wunderlich. Denn der Bischof Konrad von Mainz war krank und dazu sehr bekümmert, weil er dem Landgrafen von Hessen wegen der Niederlage, die dieser ihm beigebracht hatte, viel Geld zahlen mußte. Denn er war ein Herr, der das Geld sehr lieb hatte. Ebenso war der Herzog von Heidelberg schwer krank an Leib und Seele, und Herzog Otto, sein Bruder, war des Landes Vormund. — In demselben Jahre wollten schwäbische 1) Kapitel 251.
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Leben König Sigmunds. Kap. 236—238. 193 Kaufleute mit ihren Gütern nach Frankfurt reisen, und Herzog Otto geleitete sie bis zur Stadt Sinsheim und sagte daselbst, er hätte sie nicht weiter als bis an das Thor zu geleiten. Hiervon wußten die ehrbaren Kaufleuten nichts und glaubten, die Stadt gehöre dem Herzog Otto, wie es früher auch der Fall gewesen war, aber [damals] hatte er sie dem von Weinsberg zum Pfande gegeben. Und als die Kaufleute mit ihren Gütern in die Stadt kamen, überfiel sie der von Weinsberg und fing sie mit Leib und Gut und sprach, sie wären in der Acht und Aberacht des römischen Reiches von der Stadt Weinsberg. Das war für die Reichs- städte ein schlimmes, schreckenerregendes Ereigniß. Daher wurde die Verabredung getroffen, daß die Güter und die gefangenen Kaufleute nach Heidelberg kommen sollten. Hier wurden von den Reichsfürsten zwei Tage gemacht, viel unterhandelt und zuletzt abgemacht, daß die Stadt Weinsberg beim Reiche bleiben solle und daß die schwäbischen Städte dem von Weinsberg tausend Gulden zahlen sollten. Auch war alles verloren, was an baarem Gelde genommen war. So betrübend stand es im römischen Reiche, es mochte Gott erbarmen. Von der Zahlung dieses Geldes hörte der römische König und verbot den Reichsstädten dem von Weinsberg etwas zu zahlen, bis zu eiuem Austrage vor dem römischen Könige und vor den Kurfürsten, wenn sie nach Nürnberg gekommen wären. — Im Jahre 1430 saß der König in Nürnberg zu Gerichte und klagte den von Weinsberg an, daß er die Reichsstädte beraubt habe, und begehrte einen Rechtsspruch darüber. Der von Weinsberg antwortete: er habe sie in des Reiches Acht und Aberacht gebracht und, da sie sich nicht daran gekehrt hätten, habe er sie angegriffen. Die Beraubung und das Geschehene sei ausgeglichen; er hoffe, daß es hierbei verbleiben werde. Demnach erkannten die Kurfürsten, es solle bei der Ausgleichung bleiben, und daher mußten die Reichsstädte dem von Weinsberg dreißigtausend Gulden und sechstausend Gulden Schadenersatz zahlen. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 13
Leben König Sigmunds. Kap. 236—238. 193 Kaufleute mit ihren Gütern nach Frankfurt reisen, und Herzog Otto geleitete sie bis zur Stadt Sinsheim und sagte daselbst, er hätte sie nicht weiter als bis an das Thor zu geleiten. Hiervon wußten die ehrbaren Kaufleuten nichts und glaubten, die Stadt gehöre dem Herzog Otto, wie es früher auch der Fall gewesen war, aber [damals] hatte er sie dem von Weinsberg zum Pfande gegeben. Und als die Kaufleute mit ihren Gütern in die Stadt kamen, überfiel sie der von Weinsberg und fing sie mit Leib und Gut und sprach, sie wären in der Acht und Aberacht des römischen Reiches von der Stadt Weinsberg. Das war für die Reichs- städte ein schlimmes, schreckenerregendes Ereigniß. Daher wurde die Verabredung getroffen, daß die Güter und die gefangenen Kaufleute nach Heidelberg kommen sollten. Hier wurden von den Reichsfürsten zwei Tage gemacht, viel unterhandelt und zuletzt abgemacht, daß die Stadt Weinsberg beim Reiche bleiben solle und daß die schwäbischen Städte dem von Weinsberg tausend Gulden zahlen sollten. Auch war alles verloren, was an baarem Gelde genommen war. So betrübend stand es im römischen Reiche, es mochte Gott erbarmen. Von der Zahlung dieses Geldes hörte der römische König und verbot den Reichsstädten dem von Weinsberg etwas zu zahlen, bis zu eiuem Austrage vor dem römischen Könige und vor den Kurfürsten, wenn sie nach Nürnberg gekommen wären. — Im Jahre 1430 saß der König in Nürnberg zu Gerichte und klagte den von Weinsberg an, daß er die Reichsstädte beraubt habe, und begehrte einen Rechtsspruch darüber. Der von Weinsberg antwortete: er habe sie in des Reiches Acht und Aberacht gebracht und, da sie sich nicht daran gekehrt hätten, habe er sie angegriffen. Die Beraubung und das Geschehene sei ausgeglichen; er hoffe, daß es hierbei verbleiben werde. Demnach erkannten die Kurfürsten, es solle bei der Ausgleichung bleiben, und daher mußten die Reichsstädte dem von Weinsberg dreißigtausend Gulden und sechstausend Gulden Schadenersatz zahlen. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 13
Strana 194
194 Eberhard Windecke. 239. Wie zu Worms von dem Herzog Ludwig, dem Bischof von Mainz, dem Markgrafen von Baden und vielen andern Herrn mit dem Bischof von Straßburg und der Stadt Straßburg ein Tag gehalten wurde. Da die Stadt Straßburg, wie Du oben1) gelesen hast, in einen schweren Krieg mit dem Bischof von Straßburg, mit dem Markgrafen Bernhard von Baden, mit dem Herzoge von Lothrin- gen, mit dem Junker Ludmann von Lichtenberg und vielen andern Herren gerathen war, so wurde wegen dieses Krieges ein Tag gen Worms auf den Sonntag Oculi in der Fastenzeit 1429 gemacht, zu dem auch viele andere Herren erschienen. Sie blieben daselbst bis zum Sonntag Laetare und begannen zu verhandeln. — Zu derselben Zeit waren an demselben Tage Bevollmächtigte und Gesandte der zweiundsiebzig Städte des Reiches und der freien Städte zu Konstanz beisammen und kamen überein, daß kein Kaufmann zur Messe nach Frankfurt kommen solle. Zwei Messen hindurch hielten sie dies, bei der dritten brachen die Oberschwaben [die Abmachung], worüber die von Nürnberg sehr zornig wurden und doch die Messe über ganz ausharrten.2) Dies geschah im Jahre 1429. In demselben Jahre ward abermals ein Tag ge- macht, und Bischof Raban von Speier, einer von Helmstädt, trat auf Geheiß des zu Konstanz erwählten Papstes Martiuus V., eines Colonna aus Rom, dazwischen, auch vom römischen Könige dazu ermahnt und beauftragt zwischen dem Bischof von Straß- burg und der Stadt Straßburg Frieden zu stiften. Der Mark- graf Bernhard aber blieb aus dem Frieden, wiewohl er wegen des Bischofs in Nachtheil gerieth. So blieben diese Angelegen heiten bis zum Jahre 1430. Wie es sich nachher gestaltete, das findest Du unten erzählt. 240. Wie der König von Frankreich eine Botschaft an die Jungfrau sandte, welche damals im Lande große Wunder that 3). 1) Kap. 235. — 2) Hdschr.: und hielten doch die selben messe gar (H: ganz) auss. Sinn zweifelhaft. — 3) Zu dem folgenden nicht von Windecke herrührenden Berichte vergl.
194 Eberhard Windecke. 239. Wie zu Worms von dem Herzog Ludwig, dem Bischof von Mainz, dem Markgrafen von Baden und vielen andern Herrn mit dem Bischof von Straßburg und der Stadt Straßburg ein Tag gehalten wurde. Da die Stadt Straßburg, wie Du oben1) gelesen hast, in einen schweren Krieg mit dem Bischof von Straßburg, mit dem Markgrafen Bernhard von Baden, mit dem Herzoge von Lothrin- gen, mit dem Junker Ludmann von Lichtenberg und vielen andern Herren gerathen war, so wurde wegen dieses Krieges ein Tag gen Worms auf den Sonntag Oculi in der Fastenzeit 1429 gemacht, zu dem auch viele andere Herren erschienen. Sie blieben daselbst bis zum Sonntag Laetare und begannen zu verhandeln. — Zu derselben Zeit waren an demselben Tage Bevollmächtigte und Gesandte der zweiundsiebzig Städte des Reiches und der freien Städte zu Konstanz beisammen und kamen überein, daß kein Kaufmann zur Messe nach Frankfurt kommen solle. Zwei Messen hindurch hielten sie dies, bei der dritten brachen die Oberschwaben [die Abmachung], worüber die von Nürnberg sehr zornig wurden und doch die Messe über ganz ausharrten.2) Dies geschah im Jahre 1429. In demselben Jahre ward abermals ein Tag ge- macht, und Bischof Raban von Speier, einer von Helmstädt, trat auf Geheiß des zu Konstanz erwählten Papstes Martiuus V., eines Colonna aus Rom, dazwischen, auch vom römischen Könige dazu ermahnt und beauftragt zwischen dem Bischof von Straß- burg und der Stadt Straßburg Frieden zu stiften. Der Mark- graf Bernhard aber blieb aus dem Frieden, wiewohl er wegen des Bischofs in Nachtheil gerieth. So blieben diese Angelegen heiten bis zum Jahre 1430. Wie es sich nachher gestaltete, das findest Du unten erzählt. 240. Wie der König von Frankreich eine Botschaft an die Jungfrau sandte, welche damals im Lande große Wunder that 3). 1) Kap. 235. — 2) Hdschr.: und hielten doch die selben messe gar (H: ganz) auss. Sinn zweifelhaft. — 3) Zu dem folgenden nicht von Windecke herrührenden Berichte vergl.
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Leben König Sigmunds. Kap. 239 u. 240. 195 Da in jenen Zeiten, wie Du oben vernommen hast, der König von Frankreich und die Engländer mit einander im Kriege lagen, erhob sich in Lothringen eine Jungfrau und that Wunder in Frankreich wider die Engländer, so daß diese sehr geschwächt wurden und dem Könige von Frankreich fast wieder zu seinem Lande verholfen wurde, wie Du hören wirst. Als die Jungfrau zuerst zum Könige kam, da mußte er ihr versprechen drei Dinge zu thun: Zum ersten, daß er sich seines Königreiches begebe und darauf verzichte und das Gott wiedergebe, da er es von ihm habe; zum andern, daß er allen den Seinen vergebe, die gegen ihn gewesen seien und ihm je leid gethan hätten; zum dritten, daß er sich so demüthige, daß er alle, Arm und Reich, die zu ihm kämen und Gnade erbäten zu Gnaden annehmen wolle, es sei Freund oder Feind1). Folgende Punkte sind von denen aufgestellt worden, die der König zur Jungfrau gesandt hatte, um zu untersuchen, ob man ihr glauben solle, oder nicht — diese waren Meister der heiligen Schrift und andere die man geeignet hielt die Jungfrau zu prüfen. Der König hat seine und des Reiches Noth verstanden und hat die eifrige Buße und das Gebet seines Volkes zu Gott und aller die Friede und Gerechtigkeit lieb haben, angesehen, deshalb soll er die Jungfrau, die sich von Gott gesandt nennt, nicht verstoßen noch verwerfen, sondern ihr Hilfe leisten. Da nun ihre Gelübde menschlich sind, soll er ihr nicht zu schnell und leicht glauben, sondern nur in Befolgung der heiligen Schrift, wie der Apostel Paulus sagt: probate spiritus, si ex deo sint. Man soll ihre Sitten und Thaten prüfen und soll mit andächtigem Gebete Gott um einige Zeichen oder göttliche Werke bitten, wodurch man erkennen könne, was von Gott kommt. Denn also gebot Quicherat Revue historique XIX, p. 61. Derselbe ist aus derselben Quelle, einer gleich- zeitigen Relation, geschöpft, wie die Erzählung einer von de Smedt im Recueil des Chro- niques de Flandre herausgegebenen Flandrischen Chronit. — 1) Hier folgen in den Hand¬ schriften unvermittelt sechszehn sehr corrumpirte lateinische Hexameter auf die Virgo puellaris artus induta virili veste. 13*
Leben König Sigmunds. Kap. 239 u. 240. 195 Da in jenen Zeiten, wie Du oben vernommen hast, der König von Frankreich und die Engländer mit einander im Kriege lagen, erhob sich in Lothringen eine Jungfrau und that Wunder in Frankreich wider die Engländer, so daß diese sehr geschwächt wurden und dem Könige von Frankreich fast wieder zu seinem Lande verholfen wurde, wie Du hören wirst. Als die Jungfrau zuerst zum Könige kam, da mußte er ihr versprechen drei Dinge zu thun: Zum ersten, daß er sich seines Königreiches begebe und darauf verzichte und das Gott wiedergebe, da er es von ihm habe; zum andern, daß er allen den Seinen vergebe, die gegen ihn gewesen seien und ihm je leid gethan hätten; zum dritten, daß er sich so demüthige, daß er alle, Arm und Reich, die zu ihm kämen und Gnade erbäten zu Gnaden annehmen wolle, es sei Freund oder Feind1). Folgende Punkte sind von denen aufgestellt worden, die der König zur Jungfrau gesandt hatte, um zu untersuchen, ob man ihr glauben solle, oder nicht — diese waren Meister der heiligen Schrift und andere die man geeignet hielt die Jungfrau zu prüfen. Der König hat seine und des Reiches Noth verstanden und hat die eifrige Buße und das Gebet seines Volkes zu Gott und aller die Friede und Gerechtigkeit lieb haben, angesehen, deshalb soll er die Jungfrau, die sich von Gott gesandt nennt, nicht verstoßen noch verwerfen, sondern ihr Hilfe leisten. Da nun ihre Gelübde menschlich sind, soll er ihr nicht zu schnell und leicht glauben, sondern nur in Befolgung der heiligen Schrift, wie der Apostel Paulus sagt: probate spiritus, si ex deo sint. Man soll ihre Sitten und Thaten prüfen und soll mit andächtigem Gebete Gott um einige Zeichen oder göttliche Werke bitten, wodurch man erkennen könne, was von Gott kommt. Denn also gebot Quicherat Revue historique XIX, p. 61. Derselbe ist aus derselben Quelle, einer gleich- zeitigen Relation, geschöpft, wie die Erzählung einer von de Smedt im Recueil des Chro- niques de Flandre herausgegebenen Flandrischen Chronit. — 1) Hier folgen in den Hand¬ schriften unvermittelt sechszehn sehr corrumpirte lateinische Hexameter auf die Virgo puellaris artus induta virili veste. 13*
Strana 196
196 Eberhard Windecke. Gott dem Könige Ahab, daß er Zeichen von ihm erbäte, da er ihm verheißen hätte, daß er ihm Sieg verleihen wolle. Denn es stand geschrieben: Pete tibi signum a deo tuo. Und so gab er ihm und manchen andern nach jegliches Art ein Zeichen. Da nun der König die oben angeführten Punkte, nämlich die Prüfung der weisen Meister und das Erflehen der Zeichen von Gott durch Gebet gehalten hat, so hat er zuvörderst die Jungfrau durch weise Meister nach ihrem Leben und nach ihrer Geburt, nach Sitten, Wesen und Absichten prüfen lassen und hat die Jung frau wohl sechs Wochen bei sich behalten und sie durch alle kundigen Leute prüfen lassen, durch Gelehrte, Geistliche, Weltliche, durch Frauen und Männer, offen und heimlich, und man hat an der Jungfrau kein Uebel gefunden, sondern nur Gutes, Demuth, Jungfräulichkeit, Christlichkeit. Und über ihre Geburt und über ihx Leben sind viele Dinge gesagt, die man für wahr hielt. Aus Ansuchen anderer forderte der König auch Zeichen über die Dinge, welche sie sich beimaß, da antwortete aber die Jungfrau dem Könige, vor der Stadt Orleans wolle sie Wunder thun und nicht eher, denn also habe Gott es angeordnet. Als nun der König die Prüfung der Jungfrau, so weit es möglich war, ausgeführt hatte, und man kein Uebel an ihr gefunden hatte, und als er hörte, daß sie vor Orleans Zeichen thun wolle, und da sie die Stätigkeit und Bestimmtheit ihres Willens bekannte und da sie ohne Unterlaß bat, daß man sie vor Orleans ziehen lassen solle, wo man die Zeichen der göttlichen Hilfe sehen würde, da wurde dem Könige gerathen, daß er sie nicht hindern möchte vor Orleans zu ziehen mit ihrer Schaar, und daß er sie würdig in Hoffnung zu Gott geleiten möge; denn sie zu vertreiben, oder zu verstoßen, ohne daß man ihr böses nachgewiesen hätte, wäre Widerstand gegen den heiligen Geist, womit man sich der göttlichen Hilfe unwerth machen könnte, wie auch Gamaliel in einem Rathe der Juden in Ansehung der Apostel sagte. 241. Wie die Jungfrau dem Könige von Frankreich einen
196 Eberhard Windecke. Gott dem Könige Ahab, daß er Zeichen von ihm erbäte, da er ihm verheißen hätte, daß er ihm Sieg verleihen wolle. Denn es stand geschrieben: Pete tibi signum a deo tuo. Und so gab er ihm und manchen andern nach jegliches Art ein Zeichen. Da nun der König die oben angeführten Punkte, nämlich die Prüfung der weisen Meister und das Erflehen der Zeichen von Gott durch Gebet gehalten hat, so hat er zuvörderst die Jungfrau durch weise Meister nach ihrem Leben und nach ihrer Geburt, nach Sitten, Wesen und Absichten prüfen lassen und hat die Jung frau wohl sechs Wochen bei sich behalten und sie durch alle kundigen Leute prüfen lassen, durch Gelehrte, Geistliche, Weltliche, durch Frauen und Männer, offen und heimlich, und man hat an der Jungfrau kein Uebel gefunden, sondern nur Gutes, Demuth, Jungfräulichkeit, Christlichkeit. Und über ihre Geburt und über ihx Leben sind viele Dinge gesagt, die man für wahr hielt. Aus Ansuchen anderer forderte der König auch Zeichen über die Dinge, welche sie sich beimaß, da antwortete aber die Jungfrau dem Könige, vor der Stadt Orleans wolle sie Wunder thun und nicht eher, denn also habe Gott es angeordnet. Als nun der König die Prüfung der Jungfrau, so weit es möglich war, ausgeführt hatte, und man kein Uebel an ihr gefunden hatte, und als er hörte, daß sie vor Orleans Zeichen thun wolle, und da sie die Stätigkeit und Bestimmtheit ihres Willens bekannte und da sie ohne Unterlaß bat, daß man sie vor Orleans ziehen lassen solle, wo man die Zeichen der göttlichen Hilfe sehen würde, da wurde dem Könige gerathen, daß er sie nicht hindern möchte vor Orleans zu ziehen mit ihrer Schaar, und daß er sie würdig in Hoffnung zu Gott geleiten möge; denn sie zu vertreiben, oder zu verstoßen, ohne daß man ihr böses nachgewiesen hätte, wäre Widerstand gegen den heiligen Geist, womit man sich der göttlichen Hilfe unwerth machen könnte, wie auch Gamaliel in einem Rathe der Juden in Ansehung der Apostel sagte. 241. Wie die Jungfrau dem Könige von Frankreich einen
Strana 197
Leben König Sigmunds. Kap. 240 u. 241. 197 Brief sandte, aus dem er ersehen sollte, wie er sich in allen Angelegenheiten zu verhalten habe. Hier steht ein Brief, den die Jungfrau dem Könige sandte: Jesus Maria. König von England und Herzog von Bedford, die Ihr Euch Pfleger des Königs von Frankreich nennet, Ihr Wilhelm von Pale1), Graf zu Sosse; Johann, Herr zu Talbot2) und Ihr Thomas, Herr des Scholes, die Ihr Euch Statthalter des Herzogs von Bedford nennet — thut Recht dem himmlischen König und seinem königlichen Blute, gebt der von Gott gesandten Jungfrau die Schlüssel von allen den Städten in Frankreich wieder, die ihr eingenommen und überwältigt habt. Sie ist bereit Frieden zu schließen unter der Bedingung, daß Ihr Frankreich nicht weiter nachstellet3). Und Ihr Edle und Unedle, die Ihr Orleans belagert und Krieg begehrt, ziehet hinweg in Gottes Namen in Euer Land. Thut Ihr das nicht, so vernehmet die Botschaft der Jungfrau, die da kommen wird Euch alsbald zu Eurem großen Schaden zu sehen. König von England! Thut Ihr das nicht, so werde ich, so wahr ich des Krieges Haupt bin, wo ich Euch und Eure Leute in Frankreich betrete, sie ver- treiben, mag es ihnen lieb oder leid sein. Und wollen sie nicht ungehorsam sein, so will ich sie zu Gnaden annehmen. Ich bin von Gottes, des himmlischen Königs, wegen gekommen Euch alle aus Frankreich zu vertreiben und alle diejenigen, welche mit Krieg, Bosheit und Betrug oder anderm Schaden den König von Frank reich heimsuchen, und Euch, die Ihr nicht glauben könnt, daß Ihr das Königreich Frankreich durch Gott, durch Mariae, der reinen Jungfrau, Sohn behaupten könnet. Nur allein König Karl, der von Gott dessen rechter Erbe ist, soll es behalten, und derselbe himmlische Herr will, daß er es besitze und behalte, wie er es gehabt hat und wie es ihm von der Jungfrau verkündet 1) So H, C G: pollant. — 2) Hdschr. talbach. — 3) Hdschr.: also das ir Frankrich abe stellet. Stellen c. dat. ist mhd. oft = nach stellen, abe stellen c. dat. könnte also bedeuten: einem nicht länger nachstellen. Dann folgt unverständlich: und bezalent dar us. Und ir es (H: in iss) gehalten hant. Gehört bezalent etwa zu zal = schnell, also eilen?
Leben König Sigmunds. Kap. 240 u. 241. 197 Brief sandte, aus dem er ersehen sollte, wie er sich in allen Angelegenheiten zu verhalten habe. Hier steht ein Brief, den die Jungfrau dem Könige sandte: Jesus Maria. König von England und Herzog von Bedford, die Ihr Euch Pfleger des Königs von Frankreich nennet, Ihr Wilhelm von Pale1), Graf zu Sosse; Johann, Herr zu Talbot2) und Ihr Thomas, Herr des Scholes, die Ihr Euch Statthalter des Herzogs von Bedford nennet — thut Recht dem himmlischen König und seinem königlichen Blute, gebt der von Gott gesandten Jungfrau die Schlüssel von allen den Städten in Frankreich wieder, die ihr eingenommen und überwältigt habt. Sie ist bereit Frieden zu schließen unter der Bedingung, daß Ihr Frankreich nicht weiter nachstellet3). Und Ihr Edle und Unedle, die Ihr Orleans belagert und Krieg begehrt, ziehet hinweg in Gottes Namen in Euer Land. Thut Ihr das nicht, so vernehmet die Botschaft der Jungfrau, die da kommen wird Euch alsbald zu Eurem großen Schaden zu sehen. König von England! Thut Ihr das nicht, so werde ich, so wahr ich des Krieges Haupt bin, wo ich Euch und Eure Leute in Frankreich betrete, sie ver- treiben, mag es ihnen lieb oder leid sein. Und wollen sie nicht ungehorsam sein, so will ich sie zu Gnaden annehmen. Ich bin von Gottes, des himmlischen Königs, wegen gekommen Euch alle aus Frankreich zu vertreiben und alle diejenigen, welche mit Krieg, Bosheit und Betrug oder anderm Schaden den König von Frank reich heimsuchen, und Euch, die Ihr nicht glauben könnt, daß Ihr das Königreich Frankreich durch Gott, durch Mariae, der reinen Jungfrau, Sohn behaupten könnet. Nur allein König Karl, der von Gott dessen rechter Erbe ist, soll es behalten, und derselbe himmlische Herr will, daß er es besitze und behalte, wie er es gehabt hat und wie es ihm von der Jungfrau verkündet 1) So H, C G: pollant. — 2) Hdschr. talbach. — 3) Hdschr.: also das ir Frankrich abe stellet. Stellen c. dat. ist mhd. oft = nach stellen, abe stellen c. dat. könnte also bedeuten: einem nicht länger nachstellen. Dann folgt unverständlich: und bezalent dar us. Und ir es (H: in iss) gehalten hant. Gehört bezalent etwa zu zal = schnell, also eilen?
Strana 198
198 Eberhard Windecke. ist, welche bald mit guter Gesellschaft nach Paris kommen wird. Wollt Ihr aber der von Gott durch die Jungfrau gesandten Botschaft nicht glauben, so wollen wir Euch schlagen mit Streichen, an welchem Ende wir Euch finden werden, und ein Geschrei machen, so groß, wie es in tausend Jahren in Frankreich nicht gemacht ward. Und thut Ihr nicht Recht, so glaubet wahrlich, daß der König vom Himmel der Jungfrau mehr Kräfte zusendet, als Ihr mit allen Euren gewappneten Leuten Widerstand leisten könnt, und da soll man unter gewaltigen Streichen sehen, ob Gott vom Himmel oder ob Ihr mehr Recht habt. Herzog von Bedford! Die Jungfrau bittet Euch und verlangt, daß Ihr Euch nicht vertreiben lasset [2]. Wollet Ihr Recht thun, so könnt Ihr wohl noch in Ihre Gesellschaft kommen. Auch die Franzoseu sollen eine so schöne That vollbringen, wie je in der Christenheit geschehen ist. Antwortet der Jungfrau! Wollt Ihr Frieden schließen und thut das nicht, so gedenket des großen Schadens, der Euch davon kommt. Geschrieben Donnerstag vor der Char- woche 1429. Als dies Alles nun geschehen war, ritt die Jungfrau vom Könige nach Ghense [?]1) und zog am 21. April vor Orleans und ritt gen Blois und bat um Lebensmittel und eine Truppen- macht, die sie nach Orleans führen wollte bis Donnerstag, den 28. desselben Monats. — Und die Jungfrau zog einher mit einem Banner aus weißer Seide, auf welchem unser Herr Gott dargestellt ist, wie er aus dem Regenbogen sitzt und seine Wunden zeigt, und auf jeder Seite ein Engel mit einer Lilie in der Hand. So zog die Jungfrau einher mit dem Banner und führte den Marschall von Boysant, den Herrn von Gakort, den Herrn von Fois und viele andere Herren und Kapitäne in der Anzahl mit sich, allerlei Leute zu Pferde und zu Fuß, wohl gegen dreitausend. Auch führte sie auf die Dauer alle Mundvorräthe mit sich: sechzig 1) So C G; H: von ghendenn.
198 Eberhard Windecke. ist, welche bald mit guter Gesellschaft nach Paris kommen wird. Wollt Ihr aber der von Gott durch die Jungfrau gesandten Botschaft nicht glauben, so wollen wir Euch schlagen mit Streichen, an welchem Ende wir Euch finden werden, und ein Geschrei machen, so groß, wie es in tausend Jahren in Frankreich nicht gemacht ward. Und thut Ihr nicht Recht, so glaubet wahrlich, daß der König vom Himmel der Jungfrau mehr Kräfte zusendet, als Ihr mit allen Euren gewappneten Leuten Widerstand leisten könnt, und da soll man unter gewaltigen Streichen sehen, ob Gott vom Himmel oder ob Ihr mehr Recht habt. Herzog von Bedford! Die Jungfrau bittet Euch und verlangt, daß Ihr Euch nicht vertreiben lasset [2]. Wollet Ihr Recht thun, so könnt Ihr wohl noch in Ihre Gesellschaft kommen. Auch die Franzoseu sollen eine so schöne That vollbringen, wie je in der Christenheit geschehen ist. Antwortet der Jungfrau! Wollt Ihr Frieden schließen und thut das nicht, so gedenket des großen Schadens, der Euch davon kommt. Geschrieben Donnerstag vor der Char- woche 1429. Als dies Alles nun geschehen war, ritt die Jungfrau vom Könige nach Ghense [?]1) und zog am 21. April vor Orleans und ritt gen Blois und bat um Lebensmittel und eine Truppen- macht, die sie nach Orleans führen wollte bis Donnerstag, den 28. desselben Monats. — Und die Jungfrau zog einher mit einem Banner aus weißer Seide, auf welchem unser Herr Gott dargestellt ist, wie er aus dem Regenbogen sitzt und seine Wunden zeigt, und auf jeder Seite ein Engel mit einer Lilie in der Hand. So zog die Jungfrau einher mit dem Banner und führte den Marschall von Boysant, den Herrn von Gakort, den Herrn von Fois und viele andere Herren und Kapitäne in der Anzahl mit sich, allerlei Leute zu Pferde und zu Fuß, wohl gegen dreitausend. Auch führte sie auf die Dauer alle Mundvorräthe mit sich: sechzig 1) So C G; H: von ghendenn.
Strana 199
Leben König Sigmunds. Kap. 241. 199 Wagen und gegen vierhundert Stück Vieh. Am folgenden Tage, Freitags, am letzten Tage des genannten Monats, kamen sie an, und die, welche in Orleans waren, kamen auf dem Wasser heraus und holten die Mundvorräthe in Schiffen und wie es gehen wollte, so daß sich die Engländer, die Orleans belagerten, ihnen entgegenstellten. Und als die Jungfrau sah, daß man sie längs des Wassers und nicht gegen die Engländer führte, welche die Stadt belagerten, wurde sie sehr betrübt und traurig über die, welche sie geführt hatten, und begann zu weinen. Jedoch schickte sie sogleich rückwärts nach Blois, daß man die Vorräthe holen und auch nach Orleans bringen solle. Sie ritt mit ge- ringer Begleitung in diese Stadt und sagte zu denen, die mit ihr ritten, sie sollten sich nicht fürchten, es würde ihnen kein Leid geschehen — wie es auch geschah. „Und wenn die Ab- theilung mit den Mundvorräthen kommt, fuhr sie fort, so sollt Ihr auf der andern Seite hineinkommen.“ Als nun die aus Orleans ihr entgegenrückten und als jene die Mundvorräthe brachten, zogen die Engländer 1400 Mann zusammen, wagten aber nicht sich zu zeigen. Sobald dagegen die mit den andern Mundvorräthen herbeigekommen waren, nahm die Jungfrau ihr Banner in die Hand und stürmte das Bollwerk, in dem die Engländer waren, und welches man für uneinnehmbar hielt, und eroberte es rasch. Siebzig Engländer wurden dabei ge tödtet und einhundertunddreizehn gefangen genommen, außerdem wurden viele Mundvorräthe und Kriegsbedürfnisse erbeutet, die die Engländer reichlich darin gehabt hatten. Man glaubte aber, daß die Jungfrau von ihren Leuten nie mehr als zwei Mann verlöre. — Am Freitage darauf ergriff die Jungfrau ihr Banner und that, als ob sie ein Bollwerk erstürmen wolle, und als sie bemerkte, daß sich die Engländer zur Wehre setzten, zog sie sich mit den ihrigen zurück. Die Engländer aber verfolgten und gingen frisch auf die Leute los. Sobald die Jungfrau und der französische Heerführer dies bemerkten, wandten sie sich schars
Leben König Sigmunds. Kap. 241. 199 Wagen und gegen vierhundert Stück Vieh. Am folgenden Tage, Freitags, am letzten Tage des genannten Monats, kamen sie an, und die, welche in Orleans waren, kamen auf dem Wasser heraus und holten die Mundvorräthe in Schiffen und wie es gehen wollte, so daß sich die Engländer, die Orleans belagerten, ihnen entgegenstellten. Und als die Jungfrau sah, daß man sie längs des Wassers und nicht gegen die Engländer führte, welche die Stadt belagerten, wurde sie sehr betrübt und traurig über die, welche sie geführt hatten, und begann zu weinen. Jedoch schickte sie sogleich rückwärts nach Blois, daß man die Vorräthe holen und auch nach Orleans bringen solle. Sie ritt mit ge- ringer Begleitung in diese Stadt und sagte zu denen, die mit ihr ritten, sie sollten sich nicht fürchten, es würde ihnen kein Leid geschehen — wie es auch geschah. „Und wenn die Ab- theilung mit den Mundvorräthen kommt, fuhr sie fort, so sollt Ihr auf der andern Seite hineinkommen.“ Als nun die aus Orleans ihr entgegenrückten und als jene die Mundvorräthe brachten, zogen die Engländer 1400 Mann zusammen, wagten aber nicht sich zu zeigen. Sobald dagegen die mit den andern Mundvorräthen herbeigekommen waren, nahm die Jungfrau ihr Banner in die Hand und stürmte das Bollwerk, in dem die Engländer waren, und welches man für uneinnehmbar hielt, und eroberte es rasch. Siebzig Engländer wurden dabei ge tödtet und einhundertunddreizehn gefangen genommen, außerdem wurden viele Mundvorräthe und Kriegsbedürfnisse erbeutet, die die Engländer reichlich darin gehabt hatten. Man glaubte aber, daß die Jungfrau von ihren Leuten nie mehr als zwei Mann verlöre. — Am Freitage darauf ergriff die Jungfrau ihr Banner und that, als ob sie ein Bollwerk erstürmen wolle, und als sie bemerkte, daß sich die Engländer zur Wehre setzten, zog sie sich mit den ihrigen zurück. Die Engländer aber verfolgten und gingen frisch auf die Leute los. Sobald die Jungfrau und der französische Heerführer dies bemerkten, wandten sie sich schars
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200 Eberhard Windecke. gegen die Engländer und jagten sie so sehr, daß sie mit Mühe wieder in [die Verschanzung] kamen. Von den Engländern blieben dreißig Mann, und ein starkes Bollwerk beim Augustiner- kloster ward erobert, in dem viele Mundvorräthe und andere Dinge erbeutet wurden. Als die Engländer sahen, daß die Jungfrau drei Verschanzungen erobert hatte, wichen sie sämmi lich in das Bollwerk bei der Stellung an der Brücke zurück. Die Jungfrau blieb des Nachts auf derselben Seite [des Flusses) auf dem Felde. — Acht Tage darauf, am Sonnabend früh, traf die Jungfrau Anstalten das Bollwerk zu erobern, in welches die Engländer Nachts geflohen waren. Dieses war stark, un- einnehmbar und von vielen Engländern besetzt, die sich zur Vertheidigung vorbereitet hatten und wohl meinten dasselbe zu behaupten, zumal da sie viel schweres Geschütz darin hatten. Sie vertheidigten sich heftig, als die Jungfrau den ganzen Tag bis zur Vesper mit ihren Leuten stürmte. Da wurde die Jungfrau oberhalb der rechten Brust durch den Körper ge- schossen. Doch achtete sie die Wunde gering, legte ein wenig Baumwolle und Olivenöl darüber und nachdem sie die Rüstung wieder angelegt hatte, sprach sie zu den ihrigen: „Die Engländer haben nun keine Gewalt mehr,“ — sie hatte nämlich voraus- gesagt, daß sie vor Orleans verwundet werden würde. Dann ging sie zur Seite, warf sich auf die Knie und betete zum himm- lischen Könige. Darauf wandte sie sich wieder zu ihren Leuten und hielt eine Anrede, so daß sie getrost mit ihr zum Sturm antraten, und wies sie an, wo sie stürmen sollten. Da ihre Leute ihr in aller Treue und mit bestem Willen gehorsam waren, so eroberten sie das Bollwerk alsbald, und fünfhundert Feinde wurden gefangen oder getödtet. Auch Cassidas, ein gewaltiger Anführer, fand seinen Tod. — Darauf ritt die Jungfrau mit den ihrigen fröhlich nach Orleans und pries Gott. Von ihren Leuten wurden nur fünf getödtet und wenige verwnndet. Einige wollten behaupten, man habe während des Sturmes auf ihren
200 Eberhard Windecke. gegen die Engländer und jagten sie so sehr, daß sie mit Mühe wieder in [die Verschanzung] kamen. Von den Engländern blieben dreißig Mann, und ein starkes Bollwerk beim Augustiner- kloster ward erobert, in dem viele Mundvorräthe und andere Dinge erbeutet wurden. Als die Engländer sahen, daß die Jungfrau drei Verschanzungen erobert hatte, wichen sie sämmi lich in das Bollwerk bei der Stellung an der Brücke zurück. Die Jungfrau blieb des Nachts auf derselben Seite [des Flusses) auf dem Felde. — Acht Tage darauf, am Sonnabend früh, traf die Jungfrau Anstalten das Bollwerk zu erobern, in welches die Engländer Nachts geflohen waren. Dieses war stark, un- einnehmbar und von vielen Engländern besetzt, die sich zur Vertheidigung vorbereitet hatten und wohl meinten dasselbe zu behaupten, zumal da sie viel schweres Geschütz darin hatten. Sie vertheidigten sich heftig, als die Jungfrau den ganzen Tag bis zur Vesper mit ihren Leuten stürmte. Da wurde die Jungfrau oberhalb der rechten Brust durch den Körper ge- schossen. Doch achtete sie die Wunde gering, legte ein wenig Baumwolle und Olivenöl darüber und nachdem sie die Rüstung wieder angelegt hatte, sprach sie zu den ihrigen: „Die Engländer haben nun keine Gewalt mehr,“ — sie hatte nämlich voraus- gesagt, daß sie vor Orleans verwundet werden würde. Dann ging sie zur Seite, warf sich auf die Knie und betete zum himm- lischen Könige. Darauf wandte sie sich wieder zu ihren Leuten und hielt eine Anrede, so daß sie getrost mit ihr zum Sturm antraten, und wies sie an, wo sie stürmen sollten. Da ihre Leute ihr in aller Treue und mit bestem Willen gehorsam waren, so eroberten sie das Bollwerk alsbald, und fünfhundert Feinde wurden gefangen oder getödtet. Auch Cassidas, ein gewaltiger Anführer, fand seinen Tod. — Darauf ritt die Jungfrau mit den ihrigen fröhlich nach Orleans und pries Gott. Von ihren Leuten wurden nur fünf getödtet und wenige verwnndet. Einige wollten behaupten, man habe während des Sturmes auf ihren
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Leben König Sigmunds. Kap. 241. 201 Schultern zwei weiße Tauben gesehen, und die gefangenen Eng- länder haben fest behauptet, es habe ihnen geschienen, als sei das Kriegsvolk der Jungfrau viel stärker und zahlreicher als das ihrige, daher hätten sie keine Gegenwehr leisten können. — Dreißig Engländer waren rückwärts auf eine Brücke geflüchtet, wo sie sicher zu sein hofften. Da aber geschah ein Wunder Gottes: denn die Brücke stürzte ein, und sie fielen ins Wasser und ertranken. — Am folgenden Tage, Sonntags früh, zogen die Engländer, die an der andern Seite der Stadt lagen, hin- weg und übergaben das Bollwerk, da sie sahen, daß sie auf so wunderbare Weise überwunden wurden. Diese waren dreitausend streitbare Männer. Die Leute der Jungfrau wollten ihnen uach¬- eilen und ihnen eine Niederlage beibringen. Doch diese gestattete es nicht, da es Sonntag war, und so zogen sie unangefochten ab. Auf diese Weise ward Orleans entsetzt, das Heer zerstreut, und wurden sämmtliche Bollwerke mit allen darin gefundenen Vorräthen erobert. Die Engländer nahmen ihren Rückzug nach der Normandie und ließen Besatzungen zu Melun, Beaugency und Jargean. Deo gratias!1) Nach diesen Vorgängen ritt die Jungfrau nach Tours in Corne [?], wohin der König damals kommen sollte. Die Jungfrau aber kam eher hin als der König, nahm ihr Banner in die Hand und ritt ihm entgegen. Als sie zusammentrafen, beugte sich die Jungfrau vor dem Könige so tief sie konnte, und dieser hieß sie gnädig aufstehen, und man meinte, er hätte sie vor Freuden gern geküßt. Dies geschah Mittwoch vor dem Pfingsttage, und die Jungfrau blieb darnach bei ihm bis zum dreiundzwanzigsten Mai. Da ging der König zu Rathe, was er thun sollte: denn die Jungfrau wollte ihn stets nach Rheims führen, ihn krönen und zum Könige machen. Da handelte der König, ist auf dem Wege und hofft sich Melun, Jargean und [Beaugency] zu unterwerfen. Gott gebe es! Als dies geschehen war, schickte der Herzog von Britannien 1) Deo gratias nur in H.
Leben König Sigmunds. Kap. 241. 201 Schultern zwei weiße Tauben gesehen, und die gefangenen Eng- länder haben fest behauptet, es habe ihnen geschienen, als sei das Kriegsvolk der Jungfrau viel stärker und zahlreicher als das ihrige, daher hätten sie keine Gegenwehr leisten können. — Dreißig Engländer waren rückwärts auf eine Brücke geflüchtet, wo sie sicher zu sein hofften. Da aber geschah ein Wunder Gottes: denn die Brücke stürzte ein, und sie fielen ins Wasser und ertranken. — Am folgenden Tage, Sonntags früh, zogen die Engländer, die an der andern Seite der Stadt lagen, hin- weg und übergaben das Bollwerk, da sie sahen, daß sie auf so wunderbare Weise überwunden wurden. Diese waren dreitausend streitbare Männer. Die Leute der Jungfrau wollten ihnen uach¬- eilen und ihnen eine Niederlage beibringen. Doch diese gestattete es nicht, da es Sonntag war, und so zogen sie unangefochten ab. Auf diese Weise ward Orleans entsetzt, das Heer zerstreut, und wurden sämmtliche Bollwerke mit allen darin gefundenen Vorräthen erobert. Die Engländer nahmen ihren Rückzug nach der Normandie und ließen Besatzungen zu Melun, Beaugency und Jargean. Deo gratias!1) Nach diesen Vorgängen ritt die Jungfrau nach Tours in Corne [?], wohin der König damals kommen sollte. Die Jungfrau aber kam eher hin als der König, nahm ihr Banner in die Hand und ritt ihm entgegen. Als sie zusammentrafen, beugte sich die Jungfrau vor dem Könige so tief sie konnte, und dieser hieß sie gnädig aufstehen, und man meinte, er hätte sie vor Freuden gern geküßt. Dies geschah Mittwoch vor dem Pfingsttage, und die Jungfrau blieb darnach bei ihm bis zum dreiundzwanzigsten Mai. Da ging der König zu Rathe, was er thun sollte: denn die Jungfrau wollte ihn stets nach Rheims führen, ihn krönen und zum Könige machen. Da handelte der König, ist auf dem Wege und hofft sich Melun, Jargean und [Beaugency] zu unterwerfen. Gott gebe es! Als dies geschehen war, schickte der Herzog von Britannien 1) Deo gratias nur in H.
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202 Eberhard Windecke. seinen Beichtvater zu der Jungfrau, um zu erfahren, ob sie von Gottes wegen gekommen sei, dem Könige zu helfen. Als die Jungfrau dies bejahte, sprach der Beichtvater, indem er den Herzog seinen rechten Herrn nannte: „Da dies so ist, soll mein Herr, der Herzog, gern kommen, um dem Könige zu dienen und zu helfen. Freilich in eigener Person kann er nicht kommen, da er in schwerem Siechthum liegt, doch soll er ihm seinen ältesten Sohn mit großer Macht zusenden." Die Jungfrau er widerte dem Beichtvater: Nicht der Herzog von Britannien, sondern der König sei sein rechter Herr. Jener sollte nicht so lange gezögert haben diesem seine Macht zu Dienst und Hilfe zu senden. 242. Wie die Jungfrau durch Frankreich ritt und die Eng- länder in großer Stärke herankamen, aber beim Anblick der Jungfrau ihre Bogen wegwarfen und flohen. Eines Tages kamen die EEngländer in großer Stärke heran, und als die Jungfrau dies bemerkte, hieß sie die Hauptleute sich auf ihre besten Hengste setzen und sagte zu ihren Leuten, sie wollten jagen reiten. Da sie fragten, was sie jagen sollten, sagte die Jungfrau, sie sollten die Engländer jagen. So setzten sich alle zu Pferde und ritten mit der Jungfrau und ihren Be- gleitern. Sobald die Engländer ihrer ansichtig wurden, ergriffen sie die Flucht, und die Bogenschützen warfen Pfeile und Bogen weg und fanden zumeist ihren Tod. Darauf machte sie sich auf, den König nach Rheims zu führen, und die Städte, welche Gegner der Jungfrau und ihrer Anhänger gewesen waren, sind ihr sämmtlich gehorsam geworden uud haben zum Theil ihre Schlüssel dem König schon zweimal entgegengebracht, z. B. Troyes, Chalons1) und andere. So ist denn der König nach Rheims gekommen und daselbst geweiht worden. Auch gedachte die Jungfrau den König nach Paris zu führen und fürchtete 1) C G: troge, thallon ; H: thanbyan.
202 Eberhard Windecke. seinen Beichtvater zu der Jungfrau, um zu erfahren, ob sie von Gottes wegen gekommen sei, dem Könige zu helfen. Als die Jungfrau dies bejahte, sprach der Beichtvater, indem er den Herzog seinen rechten Herrn nannte: „Da dies so ist, soll mein Herr, der Herzog, gern kommen, um dem Könige zu dienen und zu helfen. Freilich in eigener Person kann er nicht kommen, da er in schwerem Siechthum liegt, doch soll er ihm seinen ältesten Sohn mit großer Macht zusenden." Die Jungfrau er widerte dem Beichtvater: Nicht der Herzog von Britannien, sondern der König sei sein rechter Herr. Jener sollte nicht so lange gezögert haben diesem seine Macht zu Dienst und Hilfe zu senden. 242. Wie die Jungfrau durch Frankreich ritt und die Eng- länder in großer Stärke herankamen, aber beim Anblick der Jungfrau ihre Bogen wegwarfen und flohen. Eines Tages kamen die EEngländer in großer Stärke heran, und als die Jungfrau dies bemerkte, hieß sie die Hauptleute sich auf ihre besten Hengste setzen und sagte zu ihren Leuten, sie wollten jagen reiten. Da sie fragten, was sie jagen sollten, sagte die Jungfrau, sie sollten die Engländer jagen. So setzten sich alle zu Pferde und ritten mit der Jungfrau und ihren Be- gleitern. Sobald die Engländer ihrer ansichtig wurden, ergriffen sie die Flucht, und die Bogenschützen warfen Pfeile und Bogen weg und fanden zumeist ihren Tod. Darauf machte sie sich auf, den König nach Rheims zu führen, und die Städte, welche Gegner der Jungfrau und ihrer Anhänger gewesen waren, sind ihr sämmtlich gehorsam geworden uud haben zum Theil ihre Schlüssel dem König schon zweimal entgegengebracht, z. B. Troyes, Chalons1) und andere. So ist denn der König nach Rheims gekommen und daselbst geweiht worden. Auch gedachte die Jungfrau den König nach Paris zu führen und fürchtete 1) C G: troge, thallon ; H: thanbyan.
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Leben König Sigmunds. Kap. 241—243. 203 keine Macht, weder im Lande des Herzogs von Burgund, noch [in dem] des Regenten. Denn sie hat gesagt: Unser Herr Gott habe mehr Macht als jene; der werde ihr noch helfen. Und je mehr Leute der Herzog von Burgund und der Regent gegen sie führen, desto mehr werden erschlagen und desto mehr Kriegs- bedürfnisse gewinnt sie. Auch gestattet sie, sofern sie es hindern kann, nicht, daß irgend jemandem etwas genommen oder daß den armen Leuten Gewalt angethan werde. Sie haben Mund- vorrath genug, und seitdem sie bei dem Heere ist, sind die Lebens- mittel im Lande nicht theurer geworden.1) Im Jahre 1429 kam sichere Knnde von Frankreich, daß eine Jungfrau aus Lothringen zum Dauphin gekommen sei und mit ihm geredet hätte, als die Engländer mit großer Macht [in Frankreich] lagen. Diese vertrieb die Jungfrau mit Hilfe Gottes und der Jungfrau Maria, wie denn auch oben erzählt ist, wie voraussehend sie ist, und was sie mit Gottes Hilfe gethan hat. 243. Wie der Bischof von Mainz zum König Sigmund nach Preßburg, zehn Meilen unterhalb Wien, kam und viele Herren in seiner Gesellschaft waren. Im Jahre 1429 vor Michaelis und auch schon früher schrieb König Sigmund dem Bischof Konrad von Mainz und andern Fürsten freundlich und dringend zu ihm zu kommen nach Wien. Seine Ermahnungen waren so häufig und dringend auch gegen- über den Reichsstädten, daß sich Bischof Konrad2) aufmachte und zum Könige nach Wien reiste. Dieser aber litt an einer schweren Krankheit. Als nun der Bischof nach Wien kam, verweilte er acht Tage daselbst, und da der König krank war, begehrte er, daß der Bischof zu ihm nach Preßburg zehn Meilen unterhalb Wiens kommen solle. Dieser that es, und es waren wohl vier Wochen lang viele Fürsten bei ihnen und es wurden noch viele 1) Das Folgende ist ein ungeschickter Zusatz Windecke's. — 2) Es hatten sich noch andere Reichsfürsten aufgemacht, siehe Aschb. 111, 308 und Kap. 246.
Leben König Sigmunds. Kap. 241—243. 203 keine Macht, weder im Lande des Herzogs von Burgund, noch [in dem] des Regenten. Denn sie hat gesagt: Unser Herr Gott habe mehr Macht als jene; der werde ihr noch helfen. Und je mehr Leute der Herzog von Burgund und der Regent gegen sie führen, desto mehr werden erschlagen und desto mehr Kriegs- bedürfnisse gewinnt sie. Auch gestattet sie, sofern sie es hindern kann, nicht, daß irgend jemandem etwas genommen oder daß den armen Leuten Gewalt angethan werde. Sie haben Mund- vorrath genug, und seitdem sie bei dem Heere ist, sind die Lebens- mittel im Lande nicht theurer geworden.1) Im Jahre 1429 kam sichere Knnde von Frankreich, daß eine Jungfrau aus Lothringen zum Dauphin gekommen sei und mit ihm geredet hätte, als die Engländer mit großer Macht [in Frankreich] lagen. Diese vertrieb die Jungfrau mit Hilfe Gottes und der Jungfrau Maria, wie denn auch oben erzählt ist, wie voraussehend sie ist, und was sie mit Gottes Hilfe gethan hat. 243. Wie der Bischof von Mainz zum König Sigmund nach Preßburg, zehn Meilen unterhalb Wien, kam und viele Herren in seiner Gesellschaft waren. Im Jahre 1429 vor Michaelis und auch schon früher schrieb König Sigmund dem Bischof Konrad von Mainz und andern Fürsten freundlich und dringend zu ihm zu kommen nach Wien. Seine Ermahnungen waren so häufig und dringend auch gegen- über den Reichsstädten, daß sich Bischof Konrad2) aufmachte und zum Könige nach Wien reiste. Dieser aber litt an einer schweren Krankheit. Als nun der Bischof nach Wien kam, verweilte er acht Tage daselbst, und da der König krank war, begehrte er, daß der Bischof zu ihm nach Preßburg zehn Meilen unterhalb Wiens kommen solle. Dieser that es, und es waren wohl vier Wochen lang viele Fürsten bei ihnen und es wurden noch viele 1) Das Folgende ist ein ungeschickter Zusatz Windecke's. — 2) Es hatten sich noch andere Reichsfürsten aufgemacht, siehe Aschb. 111, 308 und Kap. 246.
Strana 204
204 Eberhard Windecke. Dinge beschlossen, von denen Du unten hören wirst. Der Bischof Konrad kam im Jahre 1430 um Fastnacht zurück. In dieser Zeit zogen die Hussiten viel nach Meißen, wie man unten wohl finden wird.1) 244. Wie Rath und Gemeinde der Stadt Aachen nicht wohl einig waren. Als sich König Sigmund, wie Du oben gelesen hast, in Ungarn befand, waren der Rath und die Gemeinde zu Aachen nicht einig, denn der Rath wollte Abgaben haben und die Ge- meinde wollte nicht zahlen. Als nun sechzehn Personen von den Handwerkern auftraten und wissen wollten, wo das Geld hingekommen wäre, das man vor einem Jahre erhoben hätte, so gönnte der alte Rath dies den Handwerkern nicht, und die Handwerker nahmen die Schlüssel der Thore an sich. So blieb das eine Zeit lang. Nun hatte ein Bürger des alten Rathes einen Gevatter, der ein Handwerksmann war, und sagte: „Lieber Gevatter, ich wäre gern morgen früh aus dem Thore: leihet mir die Schlüssel!“ Der sprach: „Sendet morgen früh danach, sobald Ihr wollt." So that er, und als er die Schlüssel erhalten hatte, nahm er einen Abdruck davon und ließ sich Schlüssel danach machen. Als es später den alten Bürgern Zeit zu sein schien, und als sie ihre Vorbereitungen getroffen hatten, wurden die Thore mit den neuen Schlüsseln aufgeschlossen, als die Handwerker schliefen und sicher zu sein wähnten, und es erging ihnen, wie Du unten in dem Gedichte2) vernehmen wirst, was darüber gemacht ist. 1) Kap. 244 enthält znnächst ein Schreiben Sigmunds an den Rath und die Gemeinde von Worms de d. Sonntag nach misericordias domini 1430, in welchem er ausführt, daß alle bisherigen Verhandlungen erfolglos gewesen seien, und daß daher der Krieg energisch be- trieben werden müsse. Zu Johannis des nächsten Sommers gedenke er selbst im Felde zu stehen und fordere daher alle Reichsstädte zur Hilfsleistung auf. — Daran schließt sich der folgende Schluß des Kapitels, dessen Ueberschrift in der Uebersetzung hinzugefügt ist. — 2) Die metrischen und sprachlichen Härten des folgenden Volkliedes sind in der Ueber- setzung absichtlich nicht getilgt.
204 Eberhard Windecke. Dinge beschlossen, von denen Du unten hören wirst. Der Bischof Konrad kam im Jahre 1430 um Fastnacht zurück. In dieser Zeit zogen die Hussiten viel nach Meißen, wie man unten wohl finden wird.1) 244. Wie Rath und Gemeinde der Stadt Aachen nicht wohl einig waren. Als sich König Sigmund, wie Du oben gelesen hast, in Ungarn befand, waren der Rath und die Gemeinde zu Aachen nicht einig, denn der Rath wollte Abgaben haben und die Ge- meinde wollte nicht zahlen. Als nun sechzehn Personen von den Handwerkern auftraten und wissen wollten, wo das Geld hingekommen wäre, das man vor einem Jahre erhoben hätte, so gönnte der alte Rath dies den Handwerkern nicht, und die Handwerker nahmen die Schlüssel der Thore an sich. So blieb das eine Zeit lang. Nun hatte ein Bürger des alten Rathes einen Gevatter, der ein Handwerksmann war, und sagte: „Lieber Gevatter, ich wäre gern morgen früh aus dem Thore: leihet mir die Schlüssel!“ Der sprach: „Sendet morgen früh danach, sobald Ihr wollt." So that er, und als er die Schlüssel erhalten hatte, nahm er einen Abdruck davon und ließ sich Schlüssel danach machen. Als es später den alten Bürgern Zeit zu sein schien, und als sie ihre Vorbereitungen getroffen hatten, wurden die Thore mit den neuen Schlüsseln aufgeschlossen, als die Handwerker schliefen und sicher zu sein wähnten, und es erging ihnen, wie Du unten in dem Gedichte2) vernehmen wirst, was darüber gemacht ist. 1) Kap. 244 enthält znnächst ein Schreiben Sigmunds an den Rath und die Gemeinde von Worms de d. Sonntag nach misericordias domini 1430, in welchem er ausführt, daß alle bisherigen Verhandlungen erfolglos gewesen seien, und daß daher der Krieg energisch be- trieben werden müsse. Zu Johannis des nächsten Sommers gedenke er selbst im Felde zu stehen und fordere daher alle Reichsstädte zur Hilfsleistung auf. — Daran schließt sich der folgende Schluß des Kapitels, dessen Ueberschrift in der Uebersetzung hinzugefügt ist. — 2) Die metrischen und sprachlichen Härten des folgenden Volkliedes sind in der Ueber- setzung absichtlich nicht getilgt.
Strana 205
Leben König Sigmunds. Kap. 243—245. 205 245. Wie die Herren von Virnburg und von Heinsberg mit großer Macht heimlich vom Rathe in die Stadt Aachen ge- lassen wurden, und wie einem Theil der Aachener das Haupt abgeschlagen wurde. Hört Ihr Frauen und Jungfrauen zart Von der Aachener listigen Art; Ihr habt ja wohl vernommen, Wie die Herren nach Aachen gekommen: Ob das gut ist, weiß nur Gott; Ich sage Euch das sonder Spott. Manchem Manne ist bekannt, Wie die Herren haben gethan Mit der guten Stadtgemein', Wovon sie hatten Ehren klein; Sie kamen nicht hin um Gottes Lohn. Eine Versammlung war zu Bonn Von den Herren dort gemacht, Das büßten die Aachener in der Nacht. Nun hört, was in derselben Zeit Bei ihnen Alles war bereit. Als die Versammlung beisammen war, Nahm Herr Besel den Augenblick wahr, Er fiel dem Virnenberger zu Fuß Und sprach: Ew. Gnaden ich klagen muß Wir werden von der Gemeinde bedrückt Und sind in Aachen nicht wohl beschickt. Wir hatten den [guten] Vorsatz Aufzuspeichern einen Schatz, Damit Euch und Euresgleichen zu empfangen: Doch daran sind wir hintergangen. Daß sie behalten unser Silber und Gold, Haben wir ertragen in Geduld, Doch klagen wir Euch Herren die Noth: Wären zwölf oder zehn von ihnen todt, So könnten wir unsere Rechte behalten, Drum lasset Eure Gnade walten
Leben König Sigmunds. Kap. 243—245. 205 245. Wie die Herren von Virnburg und von Heinsberg mit großer Macht heimlich vom Rathe in die Stadt Aachen ge- lassen wurden, und wie einem Theil der Aachener das Haupt abgeschlagen wurde. Hört Ihr Frauen und Jungfrauen zart Von der Aachener listigen Art; Ihr habt ja wohl vernommen, Wie die Herren nach Aachen gekommen: Ob das gut ist, weiß nur Gott; Ich sage Euch das sonder Spott. Manchem Manne ist bekannt, Wie die Herren haben gethan Mit der guten Stadtgemein', Wovon sie hatten Ehren klein; Sie kamen nicht hin um Gottes Lohn. Eine Versammlung war zu Bonn Von den Herren dort gemacht, Das büßten die Aachener in der Nacht. Nun hört, was in derselben Zeit Bei ihnen Alles war bereit. Als die Versammlung beisammen war, Nahm Herr Besel den Augenblick wahr, Er fiel dem Virnenberger zu Fuß Und sprach: Ew. Gnaden ich klagen muß Wir werden von der Gemeinde bedrückt Und sind in Aachen nicht wohl beschickt. Wir hatten den [guten] Vorsatz Aufzuspeichern einen Schatz, Damit Euch und Euresgleichen zu empfangen: Doch daran sind wir hintergangen. Daß sie behalten unser Silber und Gold, Haben wir ertragen in Geduld, Doch klagen wir Euch Herren die Noth: Wären zwölf oder zehn von ihnen todt, So könnten wir unsere Rechte behalten, Drum lasset Eure Gnade walten
Strana 206
206 Eberhard Windecke. Und kommt uns zu Hilfe in der Nacht: Das haben wir uns so ausgedacht. Wir wollen es Euch so vergelten, Daß Ihr uns nimmer sollet schelten, Mit Silber, Gold und Edelstein, Denn das soll zahlen die Gemein'. Der Herr von Virneburg sprach zur Stund': Thut das meinem Oheim von Heinsberg kund, Da Jhr also wollet handeln, Der kann solche Wege wandeln. Den von Heinsberg rief man dann Und sprach ihn folgendermaßzen an: Edler Herr, nun steht uns bei, Wie groß auch die Summe sei, Die von uns wird aufgewandt, Diese ist für uns nur Tand: Von der Gemeinde wollen wir sie erheben Und sie Euch dann gerne geben. Helft uns Nachts mit Euren Thaten, Wir werden Euch nimmer verrathen. Der von Virnburg sprach also: Herr von Heinsberg, was sagt Jhr dazu? Ich denke daran, und Ihr wißt wohl, Was zu Brüssel geschehen sein soll. Der sprach: Ich geh' mit mir zu Rath. Fallen wir bei solcher That, Wird uns die ganze Welt verlachen: Drum laßt es uns mit Listen machen. Und wenn wir die Aachener überwinden, Wird man viel Mannheit an uns finden. Der Kurt von Eichhorn sprach mit Sorgen: Freunde, laßt uns warten bis morgen, Das ist darüber der rechte Bescheid, Damit wir Alle sind bereit Zu Mitternacht, wenn Alles ruht, Euch beizusteh'n mit unserer Hut. Doch muß Verrath uns ferne bleiben, Damit wir keinen Schaden erleiden. Schon Großes brachten die Aachener zu Wegen, Herren und Fürsten sind ihnen erlegen,
206 Eberhard Windecke. Und kommt uns zu Hilfe in der Nacht: Das haben wir uns so ausgedacht. Wir wollen es Euch so vergelten, Daß Ihr uns nimmer sollet schelten, Mit Silber, Gold und Edelstein, Denn das soll zahlen die Gemein'. Der Herr von Virneburg sprach zur Stund': Thut das meinem Oheim von Heinsberg kund, Da Jhr also wollet handeln, Der kann solche Wege wandeln. Den von Heinsberg rief man dann Und sprach ihn folgendermaßzen an: Edler Herr, nun steht uns bei, Wie groß auch die Summe sei, Die von uns wird aufgewandt, Diese ist für uns nur Tand: Von der Gemeinde wollen wir sie erheben Und sie Euch dann gerne geben. Helft uns Nachts mit Euren Thaten, Wir werden Euch nimmer verrathen. Der von Virnburg sprach also: Herr von Heinsberg, was sagt Jhr dazu? Ich denke daran, und Ihr wißt wohl, Was zu Brüssel geschehen sein soll. Der sprach: Ich geh' mit mir zu Rath. Fallen wir bei solcher That, Wird uns die ganze Welt verlachen: Drum laßt es uns mit Listen machen. Und wenn wir die Aachener überwinden, Wird man viel Mannheit an uns finden. Der Kurt von Eichhorn sprach mit Sorgen: Freunde, laßt uns warten bis morgen, Das ist darüber der rechte Bescheid, Damit wir Alle sind bereit Zu Mitternacht, wenn Alles ruht, Euch beizusteh'n mit unserer Hut. Doch muß Verrath uns ferne bleiben, Damit wir keinen Schaden erleiden. Schon Großes brachten die Aachener zu Wegen, Herren und Fürsten sind ihnen erlegen,
Strana 207
Leben König Sigmunds. Kap. 245. 207 Ihr Herren, dort in ihrer Stadt, Daß man das auch zu fürchten hat. Sie sprachen: „Bereit ist Alles da vor Vom Markte bis zun Stadtthor. Die Schlüffel und auf dem Herrenhaus Waffen und Wehr Haben wir, Ihr köunt reiten hin und her. Von uns ist Alles wohl bestellt, Mann oder Weib, alt oder jung — es fällt. Doch, die zu widersteben trachten, Soll bald des Todes Kraft umnachten.“ Drauf sammelten sich Mann für Mann Und traten ihre Reise an. Vor Aachen rückt die ganze Schaar, Die wahrlich ungebeten war. Die Thore weit geöffnet waren: Man konnt hineingeh'n oder fahren. Das kam so von Verrätbers Lift, Wie Ihr ja Alle wohl nun wißt. Von ihrem Ritt nach Aachen hinein Erlitt die Gemeinde Noth und Pein. Nach Eichhorns Rathe fingen sie's an: Durch die Poutpforte ging's hinan Zum Markte, wo sie sicher waren: Die Bürger konnten sich nicht schaaren. Als sie nach St. Jakobi kamen, Die Bürger doch die Waffen nahmen Zu Sturm und Streit in Gegenwehr. Den Platz behielt das Ritterheer. Denn da die Sache also stand, Man rechten Widerstand nicht fand. Wer da gerettet wollte sein, Nahm seine Flucht zur Kirche hinein. Die falschen Gäste ließen drauf Dem Racheakte seinen Lauf. Daß sie acht Tage in Aachen lagen, Kostete manchem Kopf und Kragen, Der unschuldig sein Leben ließ. Gott schenk ihm Geduld im Paradies Und mache die zu Himmels Erben, Die in St. Jakobskapelle mußten sterben.
Leben König Sigmunds. Kap. 245. 207 Ihr Herren, dort in ihrer Stadt, Daß man das auch zu fürchten hat. Sie sprachen: „Bereit ist Alles da vor Vom Markte bis zun Stadtthor. Die Schlüffel und auf dem Herrenhaus Waffen und Wehr Haben wir, Ihr köunt reiten hin und her. Von uns ist Alles wohl bestellt, Mann oder Weib, alt oder jung — es fällt. Doch, die zu widersteben trachten, Soll bald des Todes Kraft umnachten.“ Drauf sammelten sich Mann für Mann Und traten ihre Reise an. Vor Aachen rückt die ganze Schaar, Die wahrlich ungebeten war. Die Thore weit geöffnet waren: Man konnt hineingeh'n oder fahren. Das kam so von Verrätbers Lift, Wie Ihr ja Alle wohl nun wißt. Von ihrem Ritt nach Aachen hinein Erlitt die Gemeinde Noth und Pein. Nach Eichhorns Rathe fingen sie's an: Durch die Poutpforte ging's hinan Zum Markte, wo sie sicher waren: Die Bürger konnten sich nicht schaaren. Als sie nach St. Jakobi kamen, Die Bürger doch die Waffen nahmen Zu Sturm und Streit in Gegenwehr. Den Platz behielt das Ritterheer. Denn da die Sache also stand, Man rechten Widerstand nicht fand. Wer da gerettet wollte sein, Nahm seine Flucht zur Kirche hinein. Die falschen Gäste ließen drauf Dem Racheakte seinen Lauf. Daß sie acht Tage in Aachen lagen, Kostete manchem Kopf und Kragen, Der unschuldig sein Leben ließ. Gott schenk ihm Geduld im Paradies Und mache die zu Himmels Erben, Die in St. Jakobskapelle mußten sterben.
Strana 208
208 Eberhard Windecke. Durch Teufelsgesellen ist der Mord gescheh'n, Sie mögen dem Teufel dafür nicht entgeh'n. Selbst vor dem heiligen Altar Mordete im Grimm die Schaar, Daß man im Blute mochte baden: Der Männer Tod bracht' den Frauen Schaden. Die die Kirche nicht verschonet, Denen wird vom Teufel gelohnet, Der weiß, was solche falsche That, Wohl für Lohn verdienet hat. Den Kirchthurm von St. Jakob dann Eilt eine Bürgerschaar hinan. Und warfen auf die Ritterschaar Viel Stein' berab, doch der Gefahr Entwichen die und eilten drauf Zum Sammelplatze in schnellem Lauf. Drauf sammelten sie die Stadtgemeinde. Ob Alt und Jung im Jammer weinte — Ob Reich oder Arm — ob lieb oder leid — Sie Alle mußten schwören einen Eid Und bei St. Stephans Blut versprechen, Sich nimmermehr dafür zu rächen. Meister Stephan erschien in Noth. Den Meister Heinrich wünschten sie todt, Der weise redete; Anthis von Missenbach Hatte mit andern einen schlimmen Tag. Die ich Euch nicht nennen kann. Recht wie eine Heerde wurden dann Alle, die in der Stadt geblieben, Von den Rittern zusammengetrieben. Wie könnte man schauen größere Noth, Denn da die braven Leute blieben todt? Der Leibrock-Sticker zu dem von Heinsberg sprach: „Gott erbarme sich über dies Ungemach, Daß ich unschuldig so muß sterben. Gott tröste meine armen Erben, Die ich allhier muß lassen! Soll ich sterben auf dieser Straßzen, Das müsse Gott erbarmen! Ich mache Euch ein Wams mit Harnischarmen,
208 Eberhard Windecke. Durch Teufelsgesellen ist der Mord gescheh'n, Sie mögen dem Teufel dafür nicht entgeh'n. Selbst vor dem heiligen Altar Mordete im Grimm die Schaar, Daß man im Blute mochte baden: Der Männer Tod bracht' den Frauen Schaden. Die die Kirche nicht verschonet, Denen wird vom Teufel gelohnet, Der weiß, was solche falsche That, Wohl für Lohn verdienet hat. Den Kirchthurm von St. Jakob dann Eilt eine Bürgerschaar hinan. Und warfen auf die Ritterschaar Viel Stein' berab, doch der Gefahr Entwichen die und eilten drauf Zum Sammelplatze in schnellem Lauf. Drauf sammelten sie die Stadtgemeinde. Ob Alt und Jung im Jammer weinte — Ob Reich oder Arm — ob lieb oder leid — Sie Alle mußten schwören einen Eid Und bei St. Stephans Blut versprechen, Sich nimmermehr dafür zu rächen. Meister Stephan erschien in Noth. Den Meister Heinrich wünschten sie todt, Der weise redete; Anthis von Missenbach Hatte mit andern einen schlimmen Tag. Die ich Euch nicht nennen kann. Recht wie eine Heerde wurden dann Alle, die in der Stadt geblieben, Von den Rittern zusammengetrieben. Wie könnte man schauen größere Noth, Denn da die braven Leute blieben todt? Der Leibrock-Sticker zu dem von Heinsberg sprach: „Gott erbarme sich über dies Ungemach, Daß ich unschuldig so muß sterben. Gott tröste meine armen Erben, Die ich allhier muß lassen! Soll ich sterben auf dieser Straßzen, Das müsse Gott erbarmen! Ich mache Euch ein Wams mit Harnischarmen,
Strana 209
Leben König Sigmunds. Kap. 245 u. 246. 209 Das steht Euch schön und herrlich: Edler Herr, erbarmt Euch über mich Und lasset mich noch heute leben! Was ich an Gold Euch habe zu geben, Das nehmet um der Freundschaft hin, Durch die ich Euch verbunden bin. Treibt mich aus Aachen nackt und bloß Und gebt mir nur mein Leben los." Der von Heinsberg sprach: „Du sollst nicht leben Und hättest Du die ganze Welt zu geben.“ Meister Heinrich sprach: „O Gott, Erbarme Dich über mein unschuldig Blut Durch Deine reine Milde und Güte Und tröst im Unglück mein Gemüthe. Der von Heinsberg streckte sein Banner aus, Und jener stürzte an der Bürger Haus. An demselben Unglückstag Ein Bürger zu dem andern sprach: Wie gefällt's Euch, daß wir schlimme Gäste, Ibr Nachbarn, haben in unserer Feste? Herr Thilmann Falk mit seinem Sohne Entging den Feinden doch zum Hohne, Und auch der Bildbauer Meister Hartmann, Der im Mönchsgewande entrann. Als diese Wallfahrt so geschah, Die Herren von Aachen sprachen da: „Daß diese uns entkommen, Bringt wahrlich wenig Frommen" — Vor Zorn versagt den Herr'n die Sprache, Da nicht vollkommen war die Rache. Doch bei den Bürgern herrschte Freude, Daß entrannen diese Leute.1) 246. Wie der Erzbischof von Mainz und der Markgraf von Baden zum Könige nach Preßburg, zehn Meilen unterhalb Wiens, kamen. 1) Von hier an wiederholt der Dichter, der sich am Schluß Affenschmalz nennt, daß die Bürger schwören mußten, sich zu rächen, und führt aus, daß die Aachener bei größerer Besonnenheit hätten die Oberhand behalten können. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 14
Leben König Sigmunds. Kap. 245 u. 246. 209 Das steht Euch schön und herrlich: Edler Herr, erbarmt Euch über mich Und lasset mich noch heute leben! Was ich an Gold Euch habe zu geben, Das nehmet um der Freundschaft hin, Durch die ich Euch verbunden bin. Treibt mich aus Aachen nackt und bloß Und gebt mir nur mein Leben los." Der von Heinsberg sprach: „Du sollst nicht leben Und hättest Du die ganze Welt zu geben.“ Meister Heinrich sprach: „O Gott, Erbarme Dich über mein unschuldig Blut Durch Deine reine Milde und Güte Und tröst im Unglück mein Gemüthe. Der von Heinsberg streckte sein Banner aus, Und jener stürzte an der Bürger Haus. An demselben Unglückstag Ein Bürger zu dem andern sprach: Wie gefällt's Euch, daß wir schlimme Gäste, Ibr Nachbarn, haben in unserer Feste? Herr Thilmann Falk mit seinem Sohne Entging den Feinden doch zum Hohne, Und auch der Bildbauer Meister Hartmann, Der im Mönchsgewande entrann. Als diese Wallfahrt so geschah, Die Herren von Aachen sprachen da: „Daß diese uns entkommen, Bringt wahrlich wenig Frommen" — Vor Zorn versagt den Herr'n die Sprache, Da nicht vollkommen war die Rache. Doch bei den Bürgern herrschte Freude, Daß entrannen diese Leute.1) 246. Wie der Erzbischof von Mainz und der Markgraf von Baden zum Könige nach Preßburg, zehn Meilen unterhalb Wiens, kamen. 1) Von hier an wiederholt der Dichter, der sich am Schluß Affenschmalz nennt, daß die Bürger schwören mußten, sich zu rächen, und führt aus, daß die Aachener bei größerer Besonnenheit hätten die Oberhand behalten können. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 14
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210 Eberhard Windecke. Und so verzögerte es sich so, daß der Bischof und andere Fürsten nicht kamen. Da schrieb der römische König den Kur- fürsten abermals, sie sollten zu ihm kommen, um Frieden in Reiche zu machen und die Ketzer zu vertilgen in Böhmen. Dies zog sich hin bis acht Tage nach Martini des genannten Jahres, bis Bischof Konrad von Mainz etwas wohler geworden war, denn er war an Händen und Füßen lahm und konnte Speise und Trank nicht sehen, und das that ihm Gott, weil er, wie man ihn beschuldigte, in seinem Wesen und in seinen Unter nehmungen etwas sehr unredlich war. Damals zog der Bischof Über Aschaffenburg, Würzburg, Nürnberg, Regensburg, Passau nach Wien.1) Und als der Bischof nach Wien kam, befand sich der König zu Preßburg und war so krank, daß man ihn heben und tragen mußte und zwar in Folge des Podagra. Außerden hatte er eine Geschwulst am Halse. Doch er genas aus Freude darüber, daß die Fürsten gekommen waren, nämlich der Bischof von Mainz, der Markgraf von Brandenburg, der Markgras von Baden und viele andere Fürsten und Städte. Er wurde ganz gesund, doch mußte man ihn auf einem Wagen fahren, und er schrieb den Kurfürsten und Städten, daß sie zu ihm nach Preßburg kommen sollten. Sie befolgten dies, kamen dorthin und blieben daselbst etwa vierzehn Tage und einigten sich über vielerlei, wovon doch niemals etwas sich erfüllte, noch gehalten oder ausgeführt wurde. Denn sie setzten alsbald fest, daß alle Fürsten und Reichsstädte mit ganzer Vollmacht zu Mittfasten zu einem Tage nach Nürnberg kommen sollten. Darauf kamen alsbald im Jahre 1431 die Kurfürsten und Vertreter der Reichs- städte dorthin, der römische König Sigmund kam aber nicht da- hin. — Damals war Peter zum Juckel mit dem Bischof von Mainz in Preßburg gewesen und hatte starke Beschuldigungen gegen mich, Eberhard Windecke, vorgebracht, welche aber, wie es sich später wahrheitsgemäß herausstellte, erlogen waren. Da- 1) Vergl. Kapitel 243.
210 Eberhard Windecke. Und so verzögerte es sich so, daß der Bischof und andere Fürsten nicht kamen. Da schrieb der römische König den Kur- fürsten abermals, sie sollten zu ihm kommen, um Frieden in Reiche zu machen und die Ketzer zu vertilgen in Böhmen. Dies zog sich hin bis acht Tage nach Martini des genannten Jahres, bis Bischof Konrad von Mainz etwas wohler geworden war, denn er war an Händen und Füßen lahm und konnte Speise und Trank nicht sehen, und das that ihm Gott, weil er, wie man ihn beschuldigte, in seinem Wesen und in seinen Unter nehmungen etwas sehr unredlich war. Damals zog der Bischof Über Aschaffenburg, Würzburg, Nürnberg, Regensburg, Passau nach Wien.1) Und als der Bischof nach Wien kam, befand sich der König zu Preßburg und war so krank, daß man ihn heben und tragen mußte und zwar in Folge des Podagra. Außerden hatte er eine Geschwulst am Halse. Doch er genas aus Freude darüber, daß die Fürsten gekommen waren, nämlich der Bischof von Mainz, der Markgraf von Brandenburg, der Markgras von Baden und viele andere Fürsten und Städte. Er wurde ganz gesund, doch mußte man ihn auf einem Wagen fahren, und er schrieb den Kurfürsten und Städten, daß sie zu ihm nach Preßburg kommen sollten. Sie befolgten dies, kamen dorthin und blieben daselbst etwa vierzehn Tage und einigten sich über vielerlei, wovon doch niemals etwas sich erfüllte, noch gehalten oder ausgeführt wurde. Denn sie setzten alsbald fest, daß alle Fürsten und Reichsstädte mit ganzer Vollmacht zu Mittfasten zu einem Tage nach Nürnberg kommen sollten. Darauf kamen alsbald im Jahre 1431 die Kurfürsten und Vertreter der Reichs- städte dorthin, der römische König Sigmund kam aber nicht da- hin. — Damals war Peter zum Juckel mit dem Bischof von Mainz in Preßburg gewesen und hatte starke Beschuldigungen gegen mich, Eberhard Windecke, vorgebracht, welche aber, wie es sich später wahrheitsgemäß herausstellte, erlogen waren. Da- 1) Vergl. Kapitel 243.
Strana 211
Leben König Sigmunds. Kap. 246 u. 247. 211 her ritt ich, Eberhard, nach Nürnberg, und da der König nicht kam, so ritt ich gen Preßburg zum römischen Könige und fand ihn zu St. Pölten, acht Meilen von Wien. Von hier ritt ich mit Sr. Gnaden nach Straubing, wo der römische König mich in Gegenwart vieler Fürsten verhörte, welche sich in dem großen Zimmer in der Festung oder in dem Schlosse zu Straubing vor ihm aufgestellt hatten, nämlich des Herzogs Hans von Baiern, des Markgrafen Hans von Brandenburg, des Bischofs von Magdeburg, der einer von Schwarzburg war, der Bischöfe von Agram und von Breslau, Peter Wackers, des Hofschreibers Kaspar Schlick, der Freunde des Rathes von Passau, von Ulm, von Augsburg, von Ravensburg, von Eßlingen, von Konstanz und von Nürnberg. Da klagte ich, Eberhard Windecke, den römischen Könige solch großes Unrecht und die Gewalt, die mir geschehen wäre, und meine Klage lautete also: Allergnädigster lieber Herr! Ich klage Euch und Euren Königlichen Gnaden und bin genöthigt, vorzubringen solch großes Unrecht, welches Euren Gnaden und auch mir geschehen ist; denn mir ist von Ew. Gnaden gar große Gunst erwiesen. Gnädiger, lieber Herr, so ist Peter zum Juckel mit mir uimgegangen. Demnach ließ Se. Gnade dieselben 1) mit seinen königlichen Gnaden und einen Briefe vorladen, dessen Abschrift Dn hier unten findest. 247. Abschrift des Königlichen Schreibens. Wir Sigmund von Gottes Gnaden x. entbieten unseru und des Reiches Unterthanen und Getreuen, nämlich Claus Widen- hoff 2) Münzmeister auf der Münze zu Mainz, Willin Salman, Clausman zu dem Jungen, den man Herold nennt, Wolf Schlüfsel, Reinhard Widenhoff, Heinz Dulin, Claus Hilburg, Claus Riß, des Schultheißen Eidam, Diel Zimbritz, Peter Bärrolff und Otto Landeck, Bürgern zu Mainz, unsere Gnade und alles Gute. Wir haben vernommen, daß Jhr gegen die Freiheiten 1) Offenbar die außer Peter zum Juckel von Windecke beschuldigten Patricier. Ver- gleiche 247, 2. — 2) Zu den folgenden Namen vergleiche Droysen, p. 208, 1. 14*
Leben König Sigmunds. Kap. 246 u. 247. 211 her ritt ich, Eberhard, nach Nürnberg, und da der König nicht kam, so ritt ich gen Preßburg zum römischen Könige und fand ihn zu St. Pölten, acht Meilen von Wien. Von hier ritt ich mit Sr. Gnaden nach Straubing, wo der römische König mich in Gegenwart vieler Fürsten verhörte, welche sich in dem großen Zimmer in der Festung oder in dem Schlosse zu Straubing vor ihm aufgestellt hatten, nämlich des Herzogs Hans von Baiern, des Markgrafen Hans von Brandenburg, des Bischofs von Magdeburg, der einer von Schwarzburg war, der Bischöfe von Agram und von Breslau, Peter Wackers, des Hofschreibers Kaspar Schlick, der Freunde des Rathes von Passau, von Ulm, von Augsburg, von Ravensburg, von Eßlingen, von Konstanz und von Nürnberg. Da klagte ich, Eberhard Windecke, den römischen Könige solch großes Unrecht und die Gewalt, die mir geschehen wäre, und meine Klage lautete also: Allergnädigster lieber Herr! Ich klage Euch und Euren Königlichen Gnaden und bin genöthigt, vorzubringen solch großes Unrecht, welches Euren Gnaden und auch mir geschehen ist; denn mir ist von Ew. Gnaden gar große Gunst erwiesen. Gnädiger, lieber Herr, so ist Peter zum Juckel mit mir uimgegangen. Demnach ließ Se. Gnade dieselben 1) mit seinen königlichen Gnaden und einen Briefe vorladen, dessen Abschrift Dn hier unten findest. 247. Abschrift des Königlichen Schreibens. Wir Sigmund von Gottes Gnaden x. entbieten unseru und des Reiches Unterthanen und Getreuen, nämlich Claus Widen- hoff 2) Münzmeister auf der Münze zu Mainz, Willin Salman, Clausman zu dem Jungen, den man Herold nennt, Wolf Schlüfsel, Reinhard Widenhoff, Heinz Dulin, Claus Hilburg, Claus Riß, des Schultheißen Eidam, Diel Zimbritz, Peter Bärrolff und Otto Landeck, Bürgern zu Mainz, unsere Gnade und alles Gute. Wir haben vernommen, daß Jhr gegen die Freiheiten 1) Offenbar die außer Peter zum Juckel von Windecke beschuldigten Patricier. Ver- gleiche 247, 2. — 2) Zu den folgenden Namen vergleiche Droysen, p. 208, 1. 14*
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212 Eberhard Windecke. und Privilegien der Stadt Mainz, die ihr von römischen Königen und Kaisern, unsern Vorgängern, dem Reiche und von uns ver- liehen und bestätigt sind, freventlich gehandelt habt und verfahren seid,1) wodurch Ihr uns gegenüber in die Strafe und Buße, sowie in die der Stadt Mainz sicherlich verfallen und verpflichtet seid, dieselbe in unsere königliche Kämmerei zu zahlen. Daher fordern und laden wir Euch sammt und sonders vor und ge- bieten Euch kraft unserer römischen Königsmacht ernstlich durch dieses Schreiben, daß Ihr am vierzehnten Tage, nachdem Euch dieses Schreiben überantwortet ist, wenn dieser Tag ein Gerichts- tag ist, vor uns erscheinet, wo wir auch dann im Reiche sein und zu Gerichte sitzen werden, und Euch dem Gerichte stellet und Euch wegen der Klage betreffend die erwähnte That und die Schädigung der genannten Freiheiten und Privilegien ver- antwortet und dem Rechte folget mit Erhaltung von unserer und des Reiches Gnade und bei Strafe der Pöne und Buße, die man Euch auf den Rath von uns und der Reichsfürsten auferlegen würde. Falls Jhr Euch ungehorsam hiergegen finden lasset, wenn Ihr kommt, oder nicht, so wollen wir in diesen Angelegenheiten thun und verfahren, wie billig ist. Gegeben zu Straubing anno 1430 nach Christi Geburt, am Abend unser lieben Frauen nativitatis. 248. Wie die Kurfürsten, der Bischof von Köln, der Bischof von Trier, Herzog Ludwig von Heidelberg, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg zu Nürnberg bei unserm Herrn, dem Könige waren. Im Jahre 1431 kamen die geistlichen und weltlichen Fürsten und König Sigmund, wie unten erzählt ist, sowie auch die Ver- treter der Reichsstädte nach Nürnberg. Denn als die Fürsten zu Preßburg waren, hatte der König zu den Fürsten, Herren 1) Droysen, p. 211, hat mit großem Scharfsinn nachzuweisen gesucht, daß dies nichts anderes sei, als die Weigerung der zwölf patricischen Rathsherren gegen Standesgenossen ge- richtlich einzuschreiten, welche eine Anzahl Mainzer Bürger überfallen, gemißhandelt und ge fangen gesetzt hatten.
212 Eberhard Windecke. und Privilegien der Stadt Mainz, die ihr von römischen Königen und Kaisern, unsern Vorgängern, dem Reiche und von uns ver- liehen und bestätigt sind, freventlich gehandelt habt und verfahren seid,1) wodurch Ihr uns gegenüber in die Strafe und Buße, sowie in die der Stadt Mainz sicherlich verfallen und verpflichtet seid, dieselbe in unsere königliche Kämmerei zu zahlen. Daher fordern und laden wir Euch sammt und sonders vor und ge- bieten Euch kraft unserer römischen Königsmacht ernstlich durch dieses Schreiben, daß Ihr am vierzehnten Tage, nachdem Euch dieses Schreiben überantwortet ist, wenn dieser Tag ein Gerichts- tag ist, vor uns erscheinet, wo wir auch dann im Reiche sein und zu Gerichte sitzen werden, und Euch dem Gerichte stellet und Euch wegen der Klage betreffend die erwähnte That und die Schädigung der genannten Freiheiten und Privilegien ver- antwortet und dem Rechte folget mit Erhaltung von unserer und des Reiches Gnade und bei Strafe der Pöne und Buße, die man Euch auf den Rath von uns und der Reichsfürsten auferlegen würde. Falls Jhr Euch ungehorsam hiergegen finden lasset, wenn Ihr kommt, oder nicht, so wollen wir in diesen Angelegenheiten thun und verfahren, wie billig ist. Gegeben zu Straubing anno 1430 nach Christi Geburt, am Abend unser lieben Frauen nativitatis. 248. Wie die Kurfürsten, der Bischof von Köln, der Bischof von Trier, Herzog Ludwig von Heidelberg, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg zu Nürnberg bei unserm Herrn, dem Könige waren. Im Jahre 1431 kamen die geistlichen und weltlichen Fürsten und König Sigmund, wie unten erzählt ist, sowie auch die Ver- treter der Reichsstädte nach Nürnberg. Denn als die Fürsten zu Preßburg waren, hatte der König zu den Fürsten, Herren 1) Droysen, p. 211, hat mit großem Scharfsinn nachzuweisen gesucht, daß dies nichts anderes sei, als die Weigerung der zwölf patricischen Rathsherren gegen Standesgenossen ge- richtlich einzuschreiten, welche eine Anzahl Mainzer Bürger überfallen, gemißhandelt und ge fangen gesetzt hatten.
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Leben König Sigmunds. Kap. 247 u. 248. 213 — und zu den Vertretern der Städte gesagt, er wolle dazu behilflich sein, daß man das Recht wieder aufrichte: Zu Halbfasten käme er nach Nürnberg, und wenn das Recht wieder zur Geltung käme und, so weit das römische Reich wäre, Gerechtigkeit gehalten würde und hergestellt und bestätigt sei, so wolle er dann mit aller seiner Macht dazu helfen, daß die Hussiten und Ketzer ver- tilgt würden. So kamen die Fürsten in dem genannten Jahre 1431 zu Pfingsten gen Nürnberg, König Sigmund erschien aber in demselben Jahre erst im Herbste am St. Gallustage [16. Okt.] Als solche Berathungen in Ungarn gepflogen waren, zogen die Fürsten aus Ungarn wieder heim. Diese waren: Bischof Konrad von Mainz, Markgraf Friedrich von Brandenburg, der Markgraf von Meißen und Herzog zu Sachsen, Herzog Albrecht von Oestreich, die Bischöfe von Regensburg, Passau, Freisingen, Gran und Agram, der Herr von Osenburg, der Herr von Hanau, der edle Graf von Wertheim und viele andere Herren, Ritter und Knechte; ferner waren aus der Stadt Mainz daselbst die Bürger Johann Stanz und der Stadtschreiber Nikolaus Wirstat als Vertreter der Gemeinde, und für die, die sich die Alten nennen, waren da zu Preßburg Arnold zu dem Gelthuse [und Peter zum Juckel, dessen Bruder einen braven Kaufmann von Erfurt in seinen Hof zum Juckel kommen ließ, er wolle ihm da zahlen: er war nämlich dem Kaufmanne Geld schuldig. Und als dieser in den Hof zum Juckel kam, so schlug Friele, Peters Bruder, den ehrbaren Kaufmann mit einer Axt todt, und als er ihn ermordet hatte, so schnitt er ihn in Stücke und warf ihn in einen Abort. Darauf verging lange Zeit, ehe die Sache herauskam und ehe man es in Mainz bemerkte. Derselbe Peter stand vor dem Könige und verleumdete die Stadt gar sehr und sagte viele Lügen aus über den Rath und die Bürgergemeinde zu Mainz, wovon viel zu schreiben wäre. Der Rath aber that nicht dazu, wie er billig hätte thun sollen, da die Freunde des zum Juckel und einige von der Gemeinde, die es mit ihm hielten,
Leben König Sigmunds. Kap. 247 u. 248. 213 — und zu den Vertretern der Städte gesagt, er wolle dazu behilflich sein, daß man das Recht wieder aufrichte: Zu Halbfasten käme er nach Nürnberg, und wenn das Recht wieder zur Geltung käme und, so weit das römische Reich wäre, Gerechtigkeit gehalten würde und hergestellt und bestätigt sei, so wolle er dann mit aller seiner Macht dazu helfen, daß die Hussiten und Ketzer ver- tilgt würden. So kamen die Fürsten in dem genannten Jahre 1431 zu Pfingsten gen Nürnberg, König Sigmund erschien aber in demselben Jahre erst im Herbste am St. Gallustage [16. Okt.] Als solche Berathungen in Ungarn gepflogen waren, zogen die Fürsten aus Ungarn wieder heim. Diese waren: Bischof Konrad von Mainz, Markgraf Friedrich von Brandenburg, der Markgraf von Meißen und Herzog zu Sachsen, Herzog Albrecht von Oestreich, die Bischöfe von Regensburg, Passau, Freisingen, Gran und Agram, der Herr von Osenburg, der Herr von Hanau, der edle Graf von Wertheim und viele andere Herren, Ritter und Knechte; ferner waren aus der Stadt Mainz daselbst die Bürger Johann Stanz und der Stadtschreiber Nikolaus Wirstat als Vertreter der Gemeinde, und für die, die sich die Alten nennen, waren da zu Preßburg Arnold zu dem Gelthuse [und Peter zum Juckel, dessen Bruder einen braven Kaufmann von Erfurt in seinen Hof zum Juckel kommen ließ, er wolle ihm da zahlen: er war nämlich dem Kaufmanne Geld schuldig. Und als dieser in den Hof zum Juckel kam, so schlug Friele, Peters Bruder, den ehrbaren Kaufmann mit einer Axt todt, und als er ihn ermordet hatte, so schnitt er ihn in Stücke und warf ihn in einen Abort. Darauf verging lange Zeit, ehe die Sache herauskam und ehe man es in Mainz bemerkte. Derselbe Peter stand vor dem Könige und verleumdete die Stadt gar sehr und sagte viele Lügen aus über den Rath und die Bürgergemeinde zu Mainz, wovon viel zu schreiben wäre. Der Rath aber that nicht dazu, wie er billig hätte thun sollen, da die Freunde des zum Juckel und einige von der Gemeinde, die es mit ihm hielten,
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214 Eberhard Windecke. die Sache vermittelten. Durch solche Zustände war die ehrbare Stadt Mainz sehr zerrüttet. Zu derselben Zeit zogen die Hussiten in die Länder des Markgrafen und des Herzogs Hans von Baiern, genannt Herzog von Sulzbach, des Bruders des Herzogs von Heidelberg, und thaten daselbst großen Schaden unter ihren Hauptleuten Prokop und Peter Aßko. Bevor sie jedoch gegen den Markgrafen Friedrich und gegen den Herzog Hans zogen, rückten sie mit wohl hunderttausend Mann in das Land Meißen, eroberten da- selbst achtzehn Städte und Marktflecken, verbrannten gegen vier- zehnhundert Dörfer und thaten großen, verderblichen Schaden. Hierauf zogen sie hinweg in die Länder des Markgrafen von Brandenburg und des Herzogs Hans und eroberten die guten Städte Baireuth, Hof, Kulmbach und verwüsteten in diesem schönen Lande am Gebirge entlang Städte, Marktflecken und Dörfer, und thaten sehr großen Schaden durch Morden, Rauben, Brennen und zogen dann weiter nach der schönen Stadt Lur- bach,1) die sie verbrannten und verwüsteten. In diesen Ländern und Städten machten sie unermeßliche Beute, die nicht zu be schreiben ist, und hatten das leicht, denn die Edeln und Wehr haften ritten aus den Städten hinweg und ließen die armen Leute und die Städte im Stich, so daß sie alle verloren gingen. Niemand aber wußte, wo der ganze Adel vor großer Furcht hinge- kommen sei. Durch dessen große Feigheit verloren unzählig viele arme Leute ihr Leben, so daß man an der todten Mutter Brust ein vor Hunger kaum noch lebendes Kind fand. Und wären die wackeren Bürger von Nürnberg nicht gewesen mit ihrem Mund- vorrath, mit Fleisch und Brot, das sie jede Woche sandten, so wären viertausend Menschen mehr umgekommen, als so schon den Tod fanden. Denn Weiber und Kinder tödteten die Hussiten nicht, aber sie brannten die Städte nieder und Niemand wehrte ihnen, so ganz und gar war das Volk verzagt. Denn die Edeln 1) H: lipbach.
214 Eberhard Windecke. die Sache vermittelten. Durch solche Zustände war die ehrbare Stadt Mainz sehr zerrüttet. Zu derselben Zeit zogen die Hussiten in die Länder des Markgrafen und des Herzogs Hans von Baiern, genannt Herzog von Sulzbach, des Bruders des Herzogs von Heidelberg, und thaten daselbst großen Schaden unter ihren Hauptleuten Prokop und Peter Aßko. Bevor sie jedoch gegen den Markgrafen Friedrich und gegen den Herzog Hans zogen, rückten sie mit wohl hunderttausend Mann in das Land Meißen, eroberten da- selbst achtzehn Städte und Marktflecken, verbrannten gegen vier- zehnhundert Dörfer und thaten großen, verderblichen Schaden. Hierauf zogen sie hinweg in die Länder des Markgrafen von Brandenburg und des Herzogs Hans und eroberten die guten Städte Baireuth, Hof, Kulmbach und verwüsteten in diesem schönen Lande am Gebirge entlang Städte, Marktflecken und Dörfer, und thaten sehr großen Schaden durch Morden, Rauben, Brennen und zogen dann weiter nach der schönen Stadt Lur- bach,1) die sie verbrannten und verwüsteten. In diesen Ländern und Städten machten sie unermeßliche Beute, die nicht zu be schreiben ist, und hatten das leicht, denn die Edeln und Wehr haften ritten aus den Städten hinweg und ließen die armen Leute und die Städte im Stich, so daß sie alle verloren gingen. Niemand aber wußte, wo der ganze Adel vor großer Furcht hinge- kommen sei. Durch dessen große Feigheit verloren unzählig viele arme Leute ihr Leben, so daß man an der todten Mutter Brust ein vor Hunger kaum noch lebendes Kind fand. Und wären die wackeren Bürger von Nürnberg nicht gewesen mit ihrem Mund- vorrath, mit Fleisch und Brot, das sie jede Woche sandten, so wären viertausend Menschen mehr umgekommen, als so schon den Tod fanden. Denn Weiber und Kinder tödteten die Hussiten nicht, aber sie brannten die Städte nieder und Niemand wehrte ihnen, so ganz und gar war das Volk verzagt. Denn die Edeln 1) H: lipbach.
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Leben König Sigmunds. Kap. 248 u. 249. 215 ritten hinweg und Bürger und Bauern flohen in den Wald und ließen Weiber und Kinder zurück. Ferner nahmen sie mehr als dreitausend Wagen mit Gut und brachten das fort nach Böhmen. Hierauf wandten sie sich gegen Bamberg. Die Bamberger aber schickten ihnen eine Gesandtschaft entgegen und boten ihnen eine Summe von zwölftausend Gulden, von denen sie ihnen einen Theil baar zahlten, der andere Theil sollte am künftigen St. Jacobstage 1430 gezahlt werden, was auch um Fastnacht geschah. Dann zogen sie auf Nürnberg los und Markgras Friedrich und Herzog Hans geriethen sehr in Besorgniß und ritten mit den Freunden des Nürnberger Rathes zu den Hussiten und boten ihnen vierzehntausend Gulden, daß sie nur sicher wären bis auf St. Jakobstag. So zogen die leidigen Hussiten wieder nach Böhmen. Der römische König aber hatte einen Tag veranstaltet und festgesetzt auf St. Georgstag desselben Jahres 1430 gen Nürnberg und sandte folgendes Schreiben in alle Länder. 249. Wie König Sigmund ein Sendschreiben verfaßte und es in alle Lande, zu allen Kurfürsten und in alle Reichsstädte schickte. Wir Sigmund von Gottes Gnaden u. s. w., entbieten allen geistlichen und weltlichen Fürsten, allen Grafen, Freiherrn, Rittern und Knechten, Bürgermeistern, Schultheißen, Schöffen und Räthen, sowie auch den Gemeinden aller Städte, Markt- flecken und Dörfer, sowie allen unsern und des hl. römischen Reiches Unterthanen und Getreuen unsere Gnade und alles Gute und thun Euch mit diesem Schreiben kund, daß wir jetzt allhier mit einigen unserer Fürsten, Neffen und Oheime, Kurfürsten, Räthen der Fürsten, Grafen, Herren, Rittern und Knechten und einigen Sendboten von unsern und des Reiches Städten über eine Versammlung auf den Sonntag Oculi in der kommenden Fastenzeit zu Nürnberg einig geworden sind, um daselbst einen Anschlag gegen die schnöden und verdammten böhmischen Ketzer
Leben König Sigmunds. Kap. 248 u. 249. 215 ritten hinweg und Bürger und Bauern flohen in den Wald und ließen Weiber und Kinder zurück. Ferner nahmen sie mehr als dreitausend Wagen mit Gut und brachten das fort nach Böhmen. Hierauf wandten sie sich gegen Bamberg. Die Bamberger aber schickten ihnen eine Gesandtschaft entgegen und boten ihnen eine Summe von zwölftausend Gulden, von denen sie ihnen einen Theil baar zahlten, der andere Theil sollte am künftigen St. Jacobstage 1430 gezahlt werden, was auch um Fastnacht geschah. Dann zogen sie auf Nürnberg los und Markgras Friedrich und Herzog Hans geriethen sehr in Besorgniß und ritten mit den Freunden des Nürnberger Rathes zu den Hussiten und boten ihnen vierzehntausend Gulden, daß sie nur sicher wären bis auf St. Jakobstag. So zogen die leidigen Hussiten wieder nach Böhmen. Der römische König aber hatte einen Tag veranstaltet und festgesetzt auf St. Georgstag desselben Jahres 1430 gen Nürnberg und sandte folgendes Schreiben in alle Länder. 249. Wie König Sigmund ein Sendschreiben verfaßte und es in alle Lande, zu allen Kurfürsten und in alle Reichsstädte schickte. Wir Sigmund von Gottes Gnaden u. s. w., entbieten allen geistlichen und weltlichen Fürsten, allen Grafen, Freiherrn, Rittern und Knechten, Bürgermeistern, Schultheißen, Schöffen und Räthen, sowie auch den Gemeinden aller Städte, Markt- flecken und Dörfer, sowie allen unsern und des hl. römischen Reiches Unterthanen und Getreuen unsere Gnade und alles Gute und thun Euch mit diesem Schreiben kund, daß wir jetzt allhier mit einigen unserer Fürsten, Neffen und Oheime, Kurfürsten, Räthen der Fürsten, Grafen, Herren, Rittern und Knechten und einigen Sendboten von unsern und des Reiches Städten über eine Versammlung auf den Sonntag Oculi in der kommenden Fastenzeit zu Nürnberg einig geworden sind, um daselbst einen Anschlag gegen die schnöden und verdammten böhmischen Ketzer
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216 Eberhard Windecke. und einen Zug gegen Böhmen im künftigen Sonnner zu be- schließen, sie zu vertilgen und zu vertreiben, und auch um Friede, Gnade und Gerechtigkeit, welche leider in deutschen Landen lange Zeit unterdrückt sind, wieder aufzurichten. Auf diesem Tage wollen Wir, so Gott will, in eigener Person zugegen sein, und da nichts so sehr zu diesem Frieden und zu dieser Gnade dienen kann, als Gericht und Gerechtigkeit, so beabsichtigen wir, Unser und des hl. Reiches Hofgericht, welches jetzt lange Zeit darnieder gelegen hat, weil Wir nicht im Reiche und in deutschen Landen sein konnten, wieder zu errichten und einzusetzen, demnach in Nürnberg abzuhalten und fernerhin so zu handhaben, wie es sich von des heiligen Reiches und Rechtswegen gebührt, wonach sich Jedermann zu richten wisse, der irgend etwas an diesem Hofgerichte zu thun oder anhängig zu machen hat, oder ferner hin haben wird, und also diese Zeit abzuwarten hat. — Gegeben zu Preßburg unter Unserm und des hl. Reiches Hofgerichtes kleinem aufgedrücktem Insiegel, am Tage Thomas [21. December], des hlg. Zwölfapostels, im Jahre 1429 nach Christi Geburt, im achtunddreißigsten Jahre unserer Regierung über Ungarn, im neunzehnten der über das Reich und im zehnten der über Böhmen. 250. Wie die Hussiten Herzog Albrecht, den Schwiegersohn des Königs, angriffen und vor Hotzenplotz in Mähren lagen. Da unser Herr, der König, nun selbst kommen wollte, so kamen die folgenden Kurfürsten, nämlich Konrad von Mainz, der Rath des Bischofs von Köln, der Bischof von Speier, der Bischof von Worms, Herzog Hans von Baiern-Sulzbach und der Markgraf von Brandenburg auch dahin.1) Der Bischof von Trier, ein Herr von Ziegenhain, war kurz vorher gestorben. Der römische König konnte jedoch nicht sobald kommen, denn die Hussiten waren gegen Herzog Albrecht von Oestreich, den Schwiegersohn des Königs, gezogen und belagerten Hotzenplotz in Mähren mit zehntausend Mann. So kam es, daß die Fürsten 1) Nach Nürnberg.
216 Eberhard Windecke. und einen Zug gegen Böhmen im künftigen Sonnner zu be- schließen, sie zu vertilgen und zu vertreiben, und auch um Friede, Gnade und Gerechtigkeit, welche leider in deutschen Landen lange Zeit unterdrückt sind, wieder aufzurichten. Auf diesem Tage wollen Wir, so Gott will, in eigener Person zugegen sein, und da nichts so sehr zu diesem Frieden und zu dieser Gnade dienen kann, als Gericht und Gerechtigkeit, so beabsichtigen wir, Unser und des hl. Reiches Hofgericht, welches jetzt lange Zeit darnieder gelegen hat, weil Wir nicht im Reiche und in deutschen Landen sein konnten, wieder zu errichten und einzusetzen, demnach in Nürnberg abzuhalten und fernerhin so zu handhaben, wie es sich von des heiligen Reiches und Rechtswegen gebührt, wonach sich Jedermann zu richten wisse, der irgend etwas an diesem Hofgerichte zu thun oder anhängig zu machen hat, oder ferner hin haben wird, und also diese Zeit abzuwarten hat. — Gegeben zu Preßburg unter Unserm und des hl. Reiches Hofgerichtes kleinem aufgedrücktem Insiegel, am Tage Thomas [21. December], des hlg. Zwölfapostels, im Jahre 1429 nach Christi Geburt, im achtunddreißigsten Jahre unserer Regierung über Ungarn, im neunzehnten der über das Reich und im zehnten der über Böhmen. 250. Wie die Hussiten Herzog Albrecht, den Schwiegersohn des Königs, angriffen und vor Hotzenplotz in Mähren lagen. Da unser Herr, der König, nun selbst kommen wollte, so kamen die folgenden Kurfürsten, nämlich Konrad von Mainz, der Rath des Bischofs von Köln, der Bischof von Speier, der Bischof von Worms, Herzog Hans von Baiern-Sulzbach und der Markgraf von Brandenburg auch dahin.1) Der Bischof von Trier, ein Herr von Ziegenhain, war kurz vorher gestorben. Der römische König konnte jedoch nicht sobald kommen, denn die Hussiten waren gegen Herzog Albrecht von Oestreich, den Schwiegersohn des Königs, gezogen und belagerten Hotzenplotz in Mähren mit zehntausend Mann. So kam es, daß die Fürsten 1) Nach Nürnberg.
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Leben König Sigmunds. Kap. 250 u. 251. 217 allein zu Nürnberg waren. Die übrigen Fürsten und Städte kamen auf den Himmelfahrtstag. Zu derselben Zeit zogen die Hussiten gen Ungarn gegen den König nach Tyrnau, sechs Meilen von Preßburg. Die Hussiten hatten zehntausend Mann, und er ließ die Seinigen in jeder Weise auf den Kampf mit ihnen vorbereiten und hoffte sie dort festzuhalten und niederzu- werfen. Dies wäre wohl auch geschehen, wenn man sich weislich vorgesehen hätte, was leider nicht geschah. Es sollte auf die eine Seite Stibor ziehen und angreifen und in die Wagenburg einbrechen, denn sie führten Wagen mit sich, welche sie mit eisernen Ketten zusammenschlossen und von denen aus sie großen Schaden anrichteten, ehe man sie erobern konnte, und auf der andern Seite ein Landherr mit Namen Marte Janus.1) Dann würde nicht ein einziger von ihnen davongekommen sein. Als aber Stibor wie ein tapferer Ritter und Landherr sie angriff, hielt Marte Janus an sich und zögerte, so daß es dem Stibor übel erging. Als jener das mit seinen Ungarn sah, entfloh er als ein ungetreuer Mann, und so blieben von den Hussiten zweitausend, von den Christen aber sechstausend Mann, daß es Gott erbarmen möge. Hierauf zogen die Hussiten in die Bran- denburger Mark. Wie es später ging, das findet man, so Gott will, unten. Da sie hier uichts ausrichten konnten, so zogen sie nach Schlesien in das Lausitzer Land, kehrten aber doch wieder heim, ohne großen Schaden auf ihrer und der Christen Seite.2) 251. Wie der König den versammelten Kurfürsten, nämlich den Bischöfen von Köln, Trier, dem Herzoge Ludwig von Heidel- berg, dem Herzoge von Sachsen, dem Markgrafen von Branden- burg den folgenden Brief schrieb, den man auch lesen soll. Nun sollst Du vernehmen, daß die Fürsten im Jahre 1430, wie Du vormals gehört hast, wieder einen Anschlag gegen die 1) Ungarisch Johann Matthiassy; Windecke stellt nichtdeutsche Namen in der Regel um so Merzweidan; Danweidan; Forgaz Wallas; Merzeze Nicolaus u. a. — 2) Hier folgt in den Handschriften ein derbes Volkslied, betreffend die Unsittlichkeit der Geistlichen auf den Konstanzer Konzile.
Leben König Sigmunds. Kap. 250 u. 251. 217 allein zu Nürnberg waren. Die übrigen Fürsten und Städte kamen auf den Himmelfahrtstag. Zu derselben Zeit zogen die Hussiten gen Ungarn gegen den König nach Tyrnau, sechs Meilen von Preßburg. Die Hussiten hatten zehntausend Mann, und er ließ die Seinigen in jeder Weise auf den Kampf mit ihnen vorbereiten und hoffte sie dort festzuhalten und niederzu- werfen. Dies wäre wohl auch geschehen, wenn man sich weislich vorgesehen hätte, was leider nicht geschah. Es sollte auf die eine Seite Stibor ziehen und angreifen und in die Wagenburg einbrechen, denn sie führten Wagen mit sich, welche sie mit eisernen Ketten zusammenschlossen und von denen aus sie großen Schaden anrichteten, ehe man sie erobern konnte, und auf der andern Seite ein Landherr mit Namen Marte Janus.1) Dann würde nicht ein einziger von ihnen davongekommen sein. Als aber Stibor wie ein tapferer Ritter und Landherr sie angriff, hielt Marte Janus an sich und zögerte, so daß es dem Stibor übel erging. Als jener das mit seinen Ungarn sah, entfloh er als ein ungetreuer Mann, und so blieben von den Hussiten zweitausend, von den Christen aber sechstausend Mann, daß es Gott erbarmen möge. Hierauf zogen die Hussiten in die Bran- denburger Mark. Wie es später ging, das findet man, so Gott will, unten. Da sie hier uichts ausrichten konnten, so zogen sie nach Schlesien in das Lausitzer Land, kehrten aber doch wieder heim, ohne großen Schaden auf ihrer und der Christen Seite.2) 251. Wie der König den versammelten Kurfürsten, nämlich den Bischöfen von Köln, Trier, dem Herzoge Ludwig von Heidel- berg, dem Herzoge von Sachsen, dem Markgrafen von Branden- burg den folgenden Brief schrieb, den man auch lesen soll. Nun sollst Du vernehmen, daß die Fürsten im Jahre 1430, wie Du vormals gehört hast, wieder einen Anschlag gegen die 1) Ungarisch Johann Matthiassy; Windecke stellt nichtdeutsche Namen in der Regel um so Merzweidan; Danweidan; Forgaz Wallas; Merzeze Nicolaus u. a. — 2) Hier folgt in den Handschriften ein derbes Volkslied, betreffend die Unsittlichkeit der Geistlichen auf den Konstanzer Konzile.
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218 Eberbard Windecke. Hussiten gemacht hatten, bezüglich dessen Du nun weiter der Fürsten Rath, die Urkunden und den Anschlag [vernehmen sollst]. Freilich ward damals gar nichts daraus.1) 252. Du sollst wissen, daß im Jahre 1429, als der römische König Sigmund, der nachher Kaiser wurde, in Ungarn war, und als die Kurfürsten und andern Fürsten gen Nürnberg beschieden waren, Niemand wegen der böhmischen Ketzer nach Nürnberg kam außer dem Markgrafen von Brandenburg, Burggrafen von Nürnberg, und außer dem Herzog von Baiern-Sulzbach und den Räthen der andern Kurfürsten. Diese machten daselbst wieder einen Anschlag vorbehaltlich der Billigung durch die Räthe der übrigen Kurfürsten, der unten solgt: Es ist durch die hochgeborenen Fürsten und Herren Friedrich Markgraf zu Brandenburg 2. und Herzog Johann von Baiern und die Räthe der Kurfürsten vorbehaltlich der Zustimmung der andern Kurfürsten berathschlagt worden wie folgt: Erstens sollen unsere Herren sämutlich ihre Räthe bevoll-- mächtigt und ihre Gesandten den nächsten St. Georgstag zu Nürnberg versammelt haben. Zu derselben Zeit sollen alle Bischöfe, Provinzen, Lande, die der Anschlag angiebt, und die Städte Köln, Straßburg und Breslau ihre bevollmächtigten Gesandtschaften 1) Hiernach läßt Windecke das Anschreiben der Kurfürsten vom Donnerstag nach St. Andreastag 1427 folgen, in dem die Reichsstände aufgefordert werden, sich Sonntag nach Martini in Frankfurt einzufinden, wo auf Grund des beigefügten Anschlags über den nächsten Hussitenzug berathen werden soll. Dieser umfangreiche, auch Kap 252 theilweise mit um- fassende Anschlag setzt vor allem die Vertheilung und Aufbringung der Hussitensteuer fest: Geist= liche zahlen fünf Procent ihres Jahreseinkommens, Laien bürgerlichen Standes über fünfzehn Jahre mit weniger als 200 Fl Vermögen einen Groschen, bei einem Vermögen bis 1000 Gulden einen halben Gulden. Bei noch mehr einen Gulden. Höher und zwar nach Ständen verschieden wird der Adel besteuert. Eine Kopfsteuer von je einem Gulden trifft die Juden. Diese Steuer haben sechs Einnehmer zu erheben, über deren Zusammensetzung und Thätigkeit sehr genaue Be- stimmungen gegeben werden. Das eingekommene Geld ist bis Georgentag an eine der Central- sammelstellen Köln, Salzburg, Breslau, Erfurt und Nürnberg abzuliefern, denen auch längst nicht mehr zum Reiche gehörige Gebiete, wie z. B. Polen, Dänemark, Genua u. a zugewiesen werden. In Nürnberg soll ein Ausschuß zusammen treten, der über die Verwendung des Geldes nach Stimmenmehrheit beschließt. Heerführer sollen der Kardinal von England und der Markgraf von Brandenburg sein. — Lateinisch ist der Anschlag gedruckt bei Palacky, Urkundliche Beiträge Nr 492; deutsch bei Droysen, Berichte Seite 174 Vergl. Bezold II, 127.
218 Eberbard Windecke. Hussiten gemacht hatten, bezüglich dessen Du nun weiter der Fürsten Rath, die Urkunden und den Anschlag [vernehmen sollst]. Freilich ward damals gar nichts daraus.1) 252. Du sollst wissen, daß im Jahre 1429, als der römische König Sigmund, der nachher Kaiser wurde, in Ungarn war, und als die Kurfürsten und andern Fürsten gen Nürnberg beschieden waren, Niemand wegen der böhmischen Ketzer nach Nürnberg kam außer dem Markgrafen von Brandenburg, Burggrafen von Nürnberg, und außer dem Herzog von Baiern-Sulzbach und den Räthen der andern Kurfürsten. Diese machten daselbst wieder einen Anschlag vorbehaltlich der Billigung durch die Räthe der übrigen Kurfürsten, der unten solgt: Es ist durch die hochgeborenen Fürsten und Herren Friedrich Markgraf zu Brandenburg 2. und Herzog Johann von Baiern und die Räthe der Kurfürsten vorbehaltlich der Zustimmung der andern Kurfürsten berathschlagt worden wie folgt: Erstens sollen unsere Herren sämutlich ihre Räthe bevoll-- mächtigt und ihre Gesandten den nächsten St. Georgstag zu Nürnberg versammelt haben. Zu derselben Zeit sollen alle Bischöfe, Provinzen, Lande, die der Anschlag angiebt, und die Städte Köln, Straßburg und Breslau ihre bevollmächtigten Gesandtschaften 1) Hiernach läßt Windecke das Anschreiben der Kurfürsten vom Donnerstag nach St. Andreastag 1427 folgen, in dem die Reichsstände aufgefordert werden, sich Sonntag nach Martini in Frankfurt einzufinden, wo auf Grund des beigefügten Anschlags über den nächsten Hussitenzug berathen werden soll. Dieser umfangreiche, auch Kap 252 theilweise mit um- fassende Anschlag setzt vor allem die Vertheilung und Aufbringung der Hussitensteuer fest: Geist= liche zahlen fünf Procent ihres Jahreseinkommens, Laien bürgerlichen Standes über fünfzehn Jahre mit weniger als 200 Fl Vermögen einen Groschen, bei einem Vermögen bis 1000 Gulden einen halben Gulden. Bei noch mehr einen Gulden. Höher und zwar nach Ständen verschieden wird der Adel besteuert. Eine Kopfsteuer von je einem Gulden trifft die Juden. Diese Steuer haben sechs Einnehmer zu erheben, über deren Zusammensetzung und Thätigkeit sehr genaue Be- stimmungen gegeben werden. Das eingekommene Geld ist bis Georgentag an eine der Central- sammelstellen Köln, Salzburg, Breslau, Erfurt und Nürnberg abzuliefern, denen auch längst nicht mehr zum Reiche gehörige Gebiete, wie z. B. Polen, Dänemark, Genua u. a zugewiesen werden. In Nürnberg soll ein Ausschuß zusammen treten, der über die Verwendung des Geldes nach Stimmenmehrheit beschließt. Heerführer sollen der Kardinal von England und der Markgraf von Brandenburg sein. — Lateinisch ist der Anschlag gedruckt bei Palacky, Urkundliche Beiträge Nr 492; deutsch bei Droysen, Berichte Seite 174 Vergl. Bezold II, 127.
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Leben König Sigmunds. Kap. 251 u. 252. 219 dort haben zum Nachweise, wie viel Geld in jeder Stadt ein- gekommen ist, damit dies ausgezahlt werde, wie der Anschlag ausweist. — Wer Sold nehmen will, um Ritter und Kriegsvolk anzuführen, soll an dem genannten Tage auch zu Nürnberg sein mit Heeresmacht, darauf eingerichtet, daß er mit seinen Kameraden antreten soll und thun und [sie] anführen soll, wie das unten von den Söldnern geschrieben steht, und sich vorsehen und Vorrath bestellen. Auch soll dafür gesorgt werden, daß dieses Geld in allen Bezirken, Bisthümern, Provinzen, Städten und Gebieten, wie der zu Frankfurt gemachte Anschlag angiebt, zur genannten Zeit auf St. Georgstag unverzüglich ebenfalls nach Nürnberg überantwortet werde. Mit dem eingetragenen Gelde soll man Söldner gewinnen und besolden, wie unten geschrieben steht. Erstens soll man für einen Gewappneten und mit Pferd und Harnisch Gerüsteten alle Monate acht rheinische Gulden geben. Dies macht auf drei Gewappnete mit der angegebenen Ausrüstung monatlich vierundzwanzig Gulden. — Unserer Herren und Freunde Rathschlag wäre, daß man auf vier Pferde drei Gewappnete und einen Knappen halten soll und für diese vier Pferde soll man vierunddreißig Gulden geben. Wer mit neun andern gewappnet und angemessen und gut ausgerüstet, wie oben erwähnt ist, kommt, dem soll man alle Monate für elf Sold zahlen. Und wer als zwanzigster gewappnet kommt, wie oben geschrieben ist, dem soll man zweiundzwanzig besolden. Wer mehr brächte, dem soll man auf je zehn desgleichen thun bis zu einer Anzahl von hundert Gewappneter. Jederzeit soll man auf vier oder fünf Gewappnete einen Edeln haben. Durchweg soll auf drei Gewappnete ein gerüsteter Schütze kommen. Die Oerter und Grenzbezirke an Böhmen sollen Reiterei zum kleinen Kriege aufstellen an den Stellen wo es nöthig sein sollte und beim Zuge. Dem obersten Hauptmann soll man zwei geeignete Grafen, Herren oder sonst zwei ehrbare redliche Männer auswählen und ihm zusenden, damit sie nach ihrem besten Können und Vermögen dem obersten
Leben König Sigmunds. Kap. 251 u. 252. 219 dort haben zum Nachweise, wie viel Geld in jeder Stadt ein- gekommen ist, damit dies ausgezahlt werde, wie der Anschlag ausweist. — Wer Sold nehmen will, um Ritter und Kriegsvolk anzuführen, soll an dem genannten Tage auch zu Nürnberg sein mit Heeresmacht, darauf eingerichtet, daß er mit seinen Kameraden antreten soll und thun und [sie] anführen soll, wie das unten von den Söldnern geschrieben steht, und sich vorsehen und Vorrath bestellen. Auch soll dafür gesorgt werden, daß dieses Geld in allen Bezirken, Bisthümern, Provinzen, Städten und Gebieten, wie der zu Frankfurt gemachte Anschlag angiebt, zur genannten Zeit auf St. Georgstag unverzüglich ebenfalls nach Nürnberg überantwortet werde. Mit dem eingetragenen Gelde soll man Söldner gewinnen und besolden, wie unten geschrieben steht. Erstens soll man für einen Gewappneten und mit Pferd und Harnisch Gerüsteten alle Monate acht rheinische Gulden geben. Dies macht auf drei Gewappnete mit der angegebenen Ausrüstung monatlich vierundzwanzig Gulden. — Unserer Herren und Freunde Rathschlag wäre, daß man auf vier Pferde drei Gewappnete und einen Knappen halten soll und für diese vier Pferde soll man vierunddreißig Gulden geben. Wer mit neun andern gewappnet und angemessen und gut ausgerüstet, wie oben erwähnt ist, kommt, dem soll man alle Monate für elf Sold zahlen. Und wer als zwanzigster gewappnet kommt, wie oben geschrieben ist, dem soll man zweiundzwanzig besolden. Wer mehr brächte, dem soll man auf je zehn desgleichen thun bis zu einer Anzahl von hundert Gewappneter. Jederzeit soll man auf vier oder fünf Gewappnete einen Edeln haben. Durchweg soll auf drei Gewappnete ein gerüsteter Schütze kommen. Die Oerter und Grenzbezirke an Böhmen sollen Reiterei zum kleinen Kriege aufstellen an den Stellen wo es nöthig sein sollte und beim Zuge. Dem obersten Hauptmann soll man zwei geeignete Grafen, Herren oder sonst zwei ehrbare redliche Männer auswählen und ihm zusenden, damit sie nach ihrem besten Können und Vermögen dem obersten
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220 Eberhard Windecke. Hauptmann in diesen Sachen helfen und rathen. Von den beiden obersten Hauptleuten, die dazu geschickt werden, wie oben gesagt ist, soll jeder zehn Gleven haben und zu jeder Gleve zwei Pferde und zwei Gewappnete. Jedem von diesen soll man für zwanzig Gleven monatlich Sold geben, weil sie des obersten Hauptmanns Beistand sind und sich nach seinen Befehlen richten, damit sie desto besser auskommen können. Es sollen diejenigen, die zwanzig, dreißig oder vierzig Fähnlein oder mehr Gewappneter mitbringen, wie oben erzählt ist, über die sie dann Hauptleute sind, sammt denen die sie mitbringen, Gelübde ablegen dem obersten Hauptmann und seinen Beauftragten, das heißt den beiden oben erwähnten Herren oder einem seiner Unterhauptleute, falls dieser nach irgend einem Punkte geschickt wäre, gehorsam zu sein und sich ohne Gefahr nach ihm zu richten, wie das als das beste erkannt und beschlossen wird. — Falls einem oder mehreren der genannten Söldner ein Pferd oder mehrere verloren ginge, wie das auch immer zu ginge, so soll derjenige, dem das Pferd verloren gegangen ist, eins oder mehrere, wie es sich gebührt, an der Stelle des verlorenen binnen der nächsten vierzehn Tage wieder anschaffen. Falls er es in vierzehn Tagen nicht wieder beschafft haben sollte und ferner doch im Felde bliebe, so soll ihm für das eine oder die mehreren Pferde nach der Anzahl eine Summe an seinem Solde abgezogen werden, als wenn sie geborgt wäre, bis er wieder ein Pferd anschafft oder kauft. — Jeder Hauptmann soll monatlich die Seinigen, wo sie auch immer sein mögen, einmal mustern und dies weder in guter noch in böser Absicht unter- lassen und auch dem obersten Hauptmann geloben dies zu halten. Alle, denen man Sold zahlt und die um Sold reiten, seien es Hauptleute oder Söldner, Fußgänger oder Reiter, sollen aut eigene Kosten und eigenen Verlust reiten und gehen, ausgenommen, wenn man Schlösser, feste Städte oder Burgen erobert hat. Die reisigen Gefangenen, die hierbei oder sonstwie gemacht werden, sollen, wie viele ihrer auch geworden sein mögen, beim Eide und
220 Eberhard Windecke. Hauptmann in diesen Sachen helfen und rathen. Von den beiden obersten Hauptleuten, die dazu geschickt werden, wie oben gesagt ist, soll jeder zehn Gleven haben und zu jeder Gleve zwei Pferde und zwei Gewappnete. Jedem von diesen soll man für zwanzig Gleven monatlich Sold geben, weil sie des obersten Hauptmanns Beistand sind und sich nach seinen Befehlen richten, damit sie desto besser auskommen können. Es sollen diejenigen, die zwanzig, dreißig oder vierzig Fähnlein oder mehr Gewappneter mitbringen, wie oben erzählt ist, über die sie dann Hauptleute sind, sammt denen die sie mitbringen, Gelübde ablegen dem obersten Hauptmann und seinen Beauftragten, das heißt den beiden oben erwähnten Herren oder einem seiner Unterhauptleute, falls dieser nach irgend einem Punkte geschickt wäre, gehorsam zu sein und sich ohne Gefahr nach ihm zu richten, wie das als das beste erkannt und beschlossen wird. — Falls einem oder mehreren der genannten Söldner ein Pferd oder mehrere verloren ginge, wie das auch immer zu ginge, so soll derjenige, dem das Pferd verloren gegangen ist, eins oder mehrere, wie es sich gebührt, an der Stelle des verlorenen binnen der nächsten vierzehn Tage wieder anschaffen. Falls er es in vierzehn Tagen nicht wieder beschafft haben sollte und ferner doch im Felde bliebe, so soll ihm für das eine oder die mehreren Pferde nach der Anzahl eine Summe an seinem Solde abgezogen werden, als wenn sie geborgt wäre, bis er wieder ein Pferd anschafft oder kauft. — Jeder Hauptmann soll monatlich die Seinigen, wo sie auch immer sein mögen, einmal mustern und dies weder in guter noch in böser Absicht unter- lassen und auch dem obersten Hauptmann geloben dies zu halten. Alle, denen man Sold zahlt und die um Sold reiten, seien es Hauptleute oder Söldner, Fußgänger oder Reiter, sollen aut eigene Kosten und eigenen Verlust reiten und gehen, ausgenommen, wenn man Schlösser, feste Städte oder Burgen erobert hat. Die reisigen Gefangenen, die hierbei oder sonstwie gemacht werden, sollen, wie viele ihrer auch geworden sein mögen, beim Eide und
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Leben König Sigmunds. Kap. 252. 221 dem erwähnten Gelöbniß dem obersten Hauptmann überantwortet werden, der dann mit ihnen verfahren soll, wie man ihm vor- schreibt und nach dem, was als das beste erkannt wird. — Der oberste Hauptmann soll auch Gewalt haben, wenn die Ketzer irgend welche Leute fangen und wenn er wiederum welche gefangen hätte oder finge, einen gegen den andern auszutauschen und dadurch seine Gefangenen nach bestem Verstehen zu lösen. — Alle Quatember sollen, wie auch der Anschlag ausweist, der oberste Hauptmann, die Kurfürsten und die Städte nach Nürnberg kommen oder bevollmächtigte Boten schicken, um den Sold zu verabreden, zu bestellen und auszuzahlen und die Sache zu ver- handeln und in welcher Hinsicht es nöthig sein würde zu bessern, nach bestem Wissen. Als diese Berathschlagung geschehen war, brachte man die selbe vor die andern Kurfürsten. Diese kamen zu Koblenz zu- sammen und besserten den oben mitgetheilten Anschlag in Bezug darauf, wie man das wegen der Hussiten erhobene Geld herbei bringen und überantworten und wie man damit verfahren sollte, was unten erzählt ist. Mein Herr von Mainz, Trier und des Pfalzgrafen Freunde haben hier zu Koblenz beschlossen, daß die genannten Herren das Hussitengeld, welches in ihren Ländern erhoben ist, nach Nürnberg senden sollen, und zwar auf St. Georgentag. — Unsere genannten Herren von Mainz und von Trier sollen das genaunte Geld, welches in ihren Ländern erhoben wurde, auf den nächsten Sonntag vor St. Georgentag in Heidelberg haben. Die Herren von Mainz und Trier und der Pfalzgraf sollen daselbst zwölf Gewappnete haben, die mit dem Gelde von dannen reiten und es gen Nürnberg geleiten sollen. — Die Freunde der genannten Herreu, welche dies Geld nach Nürnberg bringen, sollen jeder seines Herren Geld daselbst in ihrer Obhut behalten und es nicht übergeben, bis der genannten Herren Freunde sämmtlich darüber einig werden, was man mit dem Gelde thun
Leben König Sigmunds. Kap. 252. 221 dem erwähnten Gelöbniß dem obersten Hauptmann überantwortet werden, der dann mit ihnen verfahren soll, wie man ihm vor- schreibt und nach dem, was als das beste erkannt wird. — Der oberste Hauptmann soll auch Gewalt haben, wenn die Ketzer irgend welche Leute fangen und wenn er wiederum welche gefangen hätte oder finge, einen gegen den andern auszutauschen und dadurch seine Gefangenen nach bestem Verstehen zu lösen. — Alle Quatember sollen, wie auch der Anschlag ausweist, der oberste Hauptmann, die Kurfürsten und die Städte nach Nürnberg kommen oder bevollmächtigte Boten schicken, um den Sold zu verabreden, zu bestellen und auszuzahlen und die Sache zu ver- handeln und in welcher Hinsicht es nöthig sein würde zu bessern, nach bestem Wissen. Als diese Berathschlagung geschehen war, brachte man die selbe vor die andern Kurfürsten. Diese kamen zu Koblenz zu- sammen und besserten den oben mitgetheilten Anschlag in Bezug darauf, wie man das wegen der Hussiten erhobene Geld herbei bringen und überantworten und wie man damit verfahren sollte, was unten erzählt ist. Mein Herr von Mainz, Trier und des Pfalzgrafen Freunde haben hier zu Koblenz beschlossen, daß die genannten Herren das Hussitengeld, welches in ihren Ländern erhoben ist, nach Nürnberg senden sollen, und zwar auf St. Georgentag. — Unsere genannten Herren von Mainz und von Trier sollen das genaunte Geld, welches in ihren Ländern erhoben wurde, auf den nächsten Sonntag vor St. Georgentag in Heidelberg haben. Die Herren von Mainz und Trier und der Pfalzgraf sollen daselbst zwölf Gewappnete haben, die mit dem Gelde von dannen reiten und es gen Nürnberg geleiten sollen. — Die Freunde der genannten Herreu, welche dies Geld nach Nürnberg bringen, sollen jeder seines Herren Geld daselbst in ihrer Obhut behalten und es nicht übergeben, bis der genannten Herren Freunde sämmtlich darüber einig werden, was man mit dem Gelde thun
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222 Eberhard Windecke. soll. Je eines Herren Freunde sollen hierbei nicht für sich be- sonders handeln. Was sie thun, sollen sie einmüthig thun und so handeln, wie sie glauben, daß es nach der Sachlage erforder- lich sein und sich gebühren wird. Will mein Herr von Köln auch das in seinem Lande er- hobene Geld in der oben bezeichneten Weise schicken, so mag er es thun. Dann soll er es mit dem Geleit seiner Freunde, die das Geld führen, und mit den genannten Freunden unserer Herren und sie mit seinen Freunden in den erwähnten Angelegenheiten halten, wie oben geschrieben steht. Meines Herrn von Mainz Freunde beabsichtigen zu sagen, sofern es sich überhaupt gebühren wird, daß man das Geld übergiebt, oder eine Zählung vornimmt, daß alle Grafen, Herren, Ritter und Knechte in meines Herrn Lande kein Geld gezahlt haben, und daß daher alles Geld von der Geistlichkeit und zum Theil von Laien kommt. In meines Herren Landen in Hessen, Thüringen und auf dem Eichsfelde ist all das Geld erhoben und soll nach Erfurt kommen und man versieht sich dessen, daß dieses Geldes in jenen Landen mehr sein werde als dies [vorhin erwähnte] Geld. Ferner um zu erwähnen der Proviser: ihnen mit redlichen Worten zu entbieten, daß mein Herr in allen Dingen, die ihm zustehen werden, nimmer Unordnung herrschen lassen wird. 253. Wie die Hussiten ihre bevollmächtigte Gesandtschaft zu dem Könige und zu den geistlichen und weltlichen Fürsten und ihre Briefe nach Nürnberg sandten. Der Ketzerbrief lautet, wie unten folgt. Du sollst wissen, daß im Jahre 1431 nach solchem Zuge und Anschlage der genannte König Sigmund sich von Ungarn nach Nürnberg wandte und alle Fürsten, Herren, Mannen und Ver- treter der Städte dorthin entbot um einen andern Anschlag gegen die genannten böhmischen Ketzer zu machen. Denn durch den ersten Anschlag war, wie Du wohl gelesen hast und noch lesen wirst, nicht viel Gutes geschehen. In derselben Zeit aber, als
222 Eberhard Windecke. soll. Je eines Herren Freunde sollen hierbei nicht für sich be- sonders handeln. Was sie thun, sollen sie einmüthig thun und so handeln, wie sie glauben, daß es nach der Sachlage erforder- lich sein und sich gebühren wird. Will mein Herr von Köln auch das in seinem Lande er- hobene Geld in der oben bezeichneten Weise schicken, so mag er es thun. Dann soll er es mit dem Geleit seiner Freunde, die das Geld führen, und mit den genannten Freunden unserer Herren und sie mit seinen Freunden in den erwähnten Angelegenheiten halten, wie oben geschrieben steht. Meines Herrn von Mainz Freunde beabsichtigen zu sagen, sofern es sich überhaupt gebühren wird, daß man das Geld übergiebt, oder eine Zählung vornimmt, daß alle Grafen, Herren, Ritter und Knechte in meines Herrn Lande kein Geld gezahlt haben, und daß daher alles Geld von der Geistlichkeit und zum Theil von Laien kommt. In meines Herren Landen in Hessen, Thüringen und auf dem Eichsfelde ist all das Geld erhoben und soll nach Erfurt kommen und man versieht sich dessen, daß dieses Geldes in jenen Landen mehr sein werde als dies [vorhin erwähnte] Geld. Ferner um zu erwähnen der Proviser: ihnen mit redlichen Worten zu entbieten, daß mein Herr in allen Dingen, die ihm zustehen werden, nimmer Unordnung herrschen lassen wird. 253. Wie die Hussiten ihre bevollmächtigte Gesandtschaft zu dem Könige und zu den geistlichen und weltlichen Fürsten und ihre Briefe nach Nürnberg sandten. Der Ketzerbrief lautet, wie unten folgt. Du sollst wissen, daß im Jahre 1431 nach solchem Zuge und Anschlage der genannte König Sigmund sich von Ungarn nach Nürnberg wandte und alle Fürsten, Herren, Mannen und Ver- treter der Städte dorthin entbot um einen andern Anschlag gegen die genannten böhmischen Ketzer zu machen. Denn durch den ersten Anschlag war, wie Du wohl gelesen hast und noch lesen wirst, nicht viel Gutes geschehen. In derselben Zeit aber, als
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Leben König Sigmunds. Kap. 253 u. 255 223 der römische König und die Fürsten zu Nürnberg waren, sandten die böhmischen Ketzer allen Fürsten, Herren, Mannen und Städten einen Brief, den Du unten lesen wirst 1). 255. Wie die geistlichen und weltlichen Fürsten und viele Herren und Grafen, drei von Oestreich und drei von Baiern wiederum bei einander waren. Folgende sind die Kurfürsten und die Grafen, welche zu der Zeit, als der Anschlag gemacht wurde, zu Nürnberg waren: Der Bischof Konrad, Rheingraf; Bischof Friedrich von Köln, Graf zu Mörs; der Bischof von Würzburg, ein Herr von Brün; der Bischof Peter von Augsburg, ein Herr von Schaumburg; der Bischof von Eichstedt; der Bischof von Magdeburg, ein Herr von Schwarzburg; der Bischof von Bamberg; der Bischof von Breslau; der Bischof von Agram; der Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Heidelberg; Herzog Ludwig von Ingolstadt; die Herzöge Hans, Stephan, Wilhelm, Otto und Heinrich, sämmtlich in Baiern; der Herzog von Berg und dessen Sohn Ludwig von Berg; Markgraf Friedrich von Brandenburg; Herzog Ruprecht und Herzog Adam von.....[?]2); die Räthe des Herzogs von Burgund; der Herzog von Savoyen; die Räthe des Herrn von Mailand; der Bischof von Trier; der Markgraf von Baden; 1) In Kap. 254 folgt der an „die ehrwürdigen und einsichtigen Herren zu Nürnberg' gerichtete sogenannte Kezerbrief der Hussiten. In demselben wird zunächst zu einer Unter redung über die Glaubensstreitigkeiten aufgefordert, bei der die Autorität der h. Schrift allein maßgebend sein soll. Dann wird gezeigt, daß die Geistlichkeit entbehrlich sei, daß die Hussiten nicht ungehorsame Ketzer seien und nicht ungerechte Kriege führten. Von den hier auf folgenden vierzehn Artikeln führen die vier ersten aus, daß die katholischen Geist- lichen nur aus Geiz Neigung zum Müßiggang und Herrschsucht ihre Aemter bekleideten. Der fünfte verlangt unentgeltliches Messelesen und freien Gottesdienst; der sechste handelt von der Hoffahrt und vom Uebermuthe; der siebente vom Geiz; der achte von der Un- keuschheit; der neunte vom Neide; der zehnte vom Müßiggange; der elfte von der Un- wahrheit der Geistlichen; der zwölfte verurtheilt den katholischen Abendmahlsritus; der dreizehnte behauptet Parteilichkeit der geistlichen Gerichte; der vierzehnte brandmarkt das Sündenvergeben für Geld im Beichtstuhle. — Offenbar von Windecke rührt der Schluß- satz her: Es war ihnen [den Pfaffen] nicht zu viel, mit Jungfrauen zu scherzen. Alle Schande, die die einfältigen Laien treffen und ihnen nützen konnte, derer achteten sie nicht. Wucher war gewöhnlich unter den Geistlichen, und alle Urkunden fälschten sie. — 2) C u. G: beiner; H: bannerer.
Leben König Sigmunds. Kap. 253 u. 255 223 der römische König und die Fürsten zu Nürnberg waren, sandten die böhmischen Ketzer allen Fürsten, Herren, Mannen und Städten einen Brief, den Du unten lesen wirst 1). 255. Wie die geistlichen und weltlichen Fürsten und viele Herren und Grafen, drei von Oestreich und drei von Baiern wiederum bei einander waren. Folgende sind die Kurfürsten und die Grafen, welche zu der Zeit, als der Anschlag gemacht wurde, zu Nürnberg waren: Der Bischof Konrad, Rheingraf; Bischof Friedrich von Köln, Graf zu Mörs; der Bischof von Würzburg, ein Herr von Brün; der Bischof Peter von Augsburg, ein Herr von Schaumburg; der Bischof von Eichstedt; der Bischof von Magdeburg, ein Herr von Schwarzburg; der Bischof von Bamberg; der Bischof von Breslau; der Bischof von Agram; der Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Heidelberg; Herzog Ludwig von Ingolstadt; die Herzöge Hans, Stephan, Wilhelm, Otto und Heinrich, sämmtlich in Baiern; der Herzog von Berg und dessen Sohn Ludwig von Berg; Markgraf Friedrich von Brandenburg; Herzog Ruprecht und Herzog Adam von.....[?]2); die Räthe des Herzogs von Burgund; der Herzog von Savoyen; die Räthe des Herrn von Mailand; der Bischof von Trier; der Markgraf von Baden; 1) In Kap. 254 folgt der an „die ehrwürdigen und einsichtigen Herren zu Nürnberg' gerichtete sogenannte Kezerbrief der Hussiten. In demselben wird zunächst zu einer Unter redung über die Glaubensstreitigkeiten aufgefordert, bei der die Autorität der h. Schrift allein maßgebend sein soll. Dann wird gezeigt, daß die Geistlichkeit entbehrlich sei, daß die Hussiten nicht ungehorsame Ketzer seien und nicht ungerechte Kriege führten. Von den hier auf folgenden vierzehn Artikeln führen die vier ersten aus, daß die katholischen Geist- lichen nur aus Geiz Neigung zum Müßiggang und Herrschsucht ihre Aemter bekleideten. Der fünfte verlangt unentgeltliches Messelesen und freien Gottesdienst; der sechste handelt von der Hoffahrt und vom Uebermuthe; der siebente vom Geiz; der achte von der Un- keuschheit; der neunte vom Neide; der zehnte vom Müßiggange; der elfte von der Un- wahrheit der Geistlichen; der zwölfte verurtheilt den katholischen Abendmahlsritus; der dreizehnte behauptet Parteilichkeit der geistlichen Gerichte; der vierzehnte brandmarkt das Sündenvergeben für Geld im Beichtstuhle. — Offenbar von Windecke rührt der Schluß- satz her: Es war ihnen [den Pfaffen] nicht zu viel, mit Jungfrauen zu scherzen. Alle Schande, die die einfältigen Laien treffen und ihnen nützen konnte, derer achteten sie nicht. Wucher war gewöhnlich unter den Geistlichen, und alle Urkunden fälschten sie. — 2) C u. G: beiner; H: bannerer.
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224 Eberhard Windecke. der Herzog von Lothringen; die Grafen von Mörs, von Leinigen, Veldenz, Wertheim und Schwarzburg; zwei Landgrafen von Lützelburg, Weinsberg, Lupfen, Oettingen und Nassau und viele andere Herren, Mannen und Städte. Als der Anschlag gemacht war, zogen sie gen Böhmen und mit Sch anden wieder von dannen im Jahre 1431, wie Du unten wohl hören wirst1). Zu einem Streitwagen sollen sechs Schützen und zu jeglicher Armbrust vier Schock Pfeile gehören, ferner zwei Mann mit Handbüchsen und zu jeder Büchse vier Schock Klötze und Pulver genug; vier Mann mit Hacken; vier Mann mit Dreschflegeln; zwei Hacken; zwei Schaufeln; zwei Kohlhauen oder Schaufeln mit denen man gräbt; vier starke Hengste, wenn aber Jemand nicht vier starke Hengste hat, so nehme er sechs; doch soll jeder Wagen zwei wohl gewappnete Fuhrleute haben. Die Leute, welche schaufeln, graben und hacken, sollen nicht besondere Mann- schaften sein, sondern, wenn man ihrer bedarf, nimmt man sie aus der Masse, wo genug Leute sein werden. — Ein jeder starker Wagen soll ein Maaß weit sein mit hohen Leitern und unter den Leitern mit guten Brettern, die an guten Weiden oder an Ketten hangen. — Zu jedem Wagen sollen Ketten gehören, die, wenn es nöthig sein wird, binden sollen. — Zu jedem Wagen soll eine Steinbüchse gehören, und zu jeder ein Schock Steine und Pulver genug und für diese Büchse und ihre Steine muß man einen besonderen Wagen haben. Auf diesen Wagen dar man keine Mundvorräthe legen, sondern soll eine Stelle darin freilassen, wohin man der Leute Wurfsteine legt. Alle Mann- schaften, die für die Bedienung der Wagen überflüssig sind, sollen sänuntlich ihre Bewaffnung haben und nach Geheiß ihres Haupt- manns thun. Viele Maßregeln, die hier nicht zu beschreiben sind, kann man, je nachdem die Leute dazu da sind, ausführen, sobald 1) Das folgende scheint eine besondere Fassung des Anschlages vom Georgitage 1428 zu sein. Vergl. von Bezold 11, Seite 133 f. Bezeichnend ist die Nachahmung hussitischer Aus- rüstungsweise.
224 Eberhard Windecke. der Herzog von Lothringen; die Grafen von Mörs, von Leinigen, Veldenz, Wertheim und Schwarzburg; zwei Landgrafen von Lützelburg, Weinsberg, Lupfen, Oettingen und Nassau und viele andere Herren, Mannen und Städte. Als der Anschlag gemacht war, zogen sie gen Böhmen und mit Sch anden wieder von dannen im Jahre 1431, wie Du unten wohl hören wirst1). Zu einem Streitwagen sollen sechs Schützen und zu jeglicher Armbrust vier Schock Pfeile gehören, ferner zwei Mann mit Handbüchsen und zu jeder Büchse vier Schock Klötze und Pulver genug; vier Mann mit Hacken; vier Mann mit Dreschflegeln; zwei Hacken; zwei Schaufeln; zwei Kohlhauen oder Schaufeln mit denen man gräbt; vier starke Hengste, wenn aber Jemand nicht vier starke Hengste hat, so nehme er sechs; doch soll jeder Wagen zwei wohl gewappnete Fuhrleute haben. Die Leute, welche schaufeln, graben und hacken, sollen nicht besondere Mann- schaften sein, sondern, wenn man ihrer bedarf, nimmt man sie aus der Masse, wo genug Leute sein werden. — Ein jeder starker Wagen soll ein Maaß weit sein mit hohen Leitern und unter den Leitern mit guten Brettern, die an guten Weiden oder an Ketten hangen. — Zu jedem Wagen sollen Ketten gehören, die, wenn es nöthig sein wird, binden sollen. — Zu jedem Wagen soll eine Steinbüchse gehören, und zu jeder ein Schock Steine und Pulver genug und für diese Büchse und ihre Steine muß man einen besonderen Wagen haben. Auf diesen Wagen dar man keine Mundvorräthe legen, sondern soll eine Stelle darin freilassen, wohin man der Leute Wurfsteine legt. Alle Mann- schaften, die für die Bedienung der Wagen überflüssig sind, sollen sänuntlich ihre Bewaffnung haben und nach Geheiß ihres Haupt- manns thun. Viele Maßregeln, die hier nicht zu beschreiben sind, kann man, je nachdem die Leute dazu da sind, ausführen, sobald 1) Das folgende scheint eine besondere Fassung des Anschlages vom Georgitage 1428 zu sein. Vergl. von Bezold 11, Seite 133 f. Bezeichnend ist die Nachahmung hussitischer Aus- rüstungsweise.
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Leben König Sigmunds. Kap. 256. 225 man die Dinge mit eigenen Augen sieht. Ehe man ins Feld rückt, sollen alle oben genannten Stücke bereit sein. Für alle genannten Sachen sollen Leute auserkoren sein, die Alles besehen und prüfen, damit es ordentlich zugehe. Unter den Mannschaften soll eine solche Eintheilung sein, daß immer zehn Mann einen Hauptmann haben und hundert wiederum einen solchen und so fort bis zum obersten Hauptmann, denn man wird Leute genug haben, die solche Dinge wohl zu ordnen verstehen. Jeder Haupt- mann soll auf den andern sehen, wie es Gewohnheit ist. Auch soll man danach trachten, daß jede Begünstigung aufhört. Jedermann soll persönlich auf dem Platze sein. Wer aber alters oder krankheitshalber nicht selbst ziehen kann, der darf einen andern an seiner Stelle beschaffen. — Wer sich in den oben genannten Dingen ungehorsam treffen läßt, an dessen Gut und Blut soll es gehen, ohne alle Gefährdung, als eines Unterstützers und Helfers der Ketzer. Reisige soll man möglichst viel aufbringen und dem Fußvolke auch Reisige in die Wagenburg schicken. 256. Wie die oben genaunten Fürsten und Herren schimpflich betrogen wurden und aus Böhmen zogen, indem sie viele Aus- rüstungsgegenstände an Wagen und Büchsen zurückließen. Nun gedenke an den Zug gegen Böhmen, der im Jahre 1431 gemacht worden war, wie Du oben beschrieben findest, und wie sie um St. Jakobstag und später gar stolz einherzogen: der Bischof von Köln, der Kardinal von Rom, gesandt vom Papste Eugen IV., dem Nachfolger Martins, der Markgraf von Meißen, die Herzöge Hans, Wilhelm, Ernst, Albrecht, Stephan zu Baiern und der Markgraf von Brandenburg und alle Rheinländer, Baiern, Franken, der von Würtemberg aber war noch nicht in das Heer gekommen. Alle diese flohen auf den Tag assumptionis Mariae 1431,1) und es geschah leider großer Schade, denn es gingen mehr als achttausend Wagen mit Büchsen, Pfeilen, Pulver 1) Windecke scheint die Schlacht bei Tauß. 14. August 1431, zu meinen. Ausführlicher wird diese Kap. 259 Mitte erwähnt. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 15
Leben König Sigmunds. Kap. 256. 225 man die Dinge mit eigenen Augen sieht. Ehe man ins Feld rückt, sollen alle oben genannten Stücke bereit sein. Für alle genannten Sachen sollen Leute auserkoren sein, die Alles besehen und prüfen, damit es ordentlich zugehe. Unter den Mannschaften soll eine solche Eintheilung sein, daß immer zehn Mann einen Hauptmann haben und hundert wiederum einen solchen und so fort bis zum obersten Hauptmann, denn man wird Leute genug haben, die solche Dinge wohl zu ordnen verstehen. Jeder Haupt- mann soll auf den andern sehen, wie es Gewohnheit ist. Auch soll man danach trachten, daß jede Begünstigung aufhört. Jedermann soll persönlich auf dem Platze sein. Wer aber alters oder krankheitshalber nicht selbst ziehen kann, der darf einen andern an seiner Stelle beschaffen. — Wer sich in den oben genannten Dingen ungehorsam treffen läßt, an dessen Gut und Blut soll es gehen, ohne alle Gefährdung, als eines Unterstützers und Helfers der Ketzer. Reisige soll man möglichst viel aufbringen und dem Fußvolke auch Reisige in die Wagenburg schicken. 256. Wie die oben genaunten Fürsten und Herren schimpflich betrogen wurden und aus Böhmen zogen, indem sie viele Aus- rüstungsgegenstände an Wagen und Büchsen zurückließen. Nun gedenke an den Zug gegen Böhmen, der im Jahre 1431 gemacht worden war, wie Du oben beschrieben findest, und wie sie um St. Jakobstag und später gar stolz einherzogen: der Bischof von Köln, der Kardinal von Rom, gesandt vom Papste Eugen IV., dem Nachfolger Martins, der Markgraf von Meißen, die Herzöge Hans, Wilhelm, Ernst, Albrecht, Stephan zu Baiern und der Markgraf von Brandenburg und alle Rheinländer, Baiern, Franken, der von Würtemberg aber war noch nicht in das Heer gekommen. Alle diese flohen auf den Tag assumptionis Mariae 1431,1) und es geschah leider großer Schade, denn es gingen mehr als achttausend Wagen mit Büchsen, Pfeilen, Pulver 1) Windecke scheint die Schlacht bei Tauß. 14. August 1431, zu meinen. Ausführlicher wird diese Kap. 259 Mitte erwähnt. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 15
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226 Eberhard Windecke. und Mundvorräthen verloren und viele arme, brave Leute, wie z. B. Wagenführer, fanden ihren Tod, die andern aber kamen mit Schimpf und Schanden heim. Als die Herren auseinander gegangen waren, ritt der römische König über Augsburg in Schwaben nach Feldkirch, und der Kardinal begab sich nach Basel zum Konzil. Der römische König aber schrieb allen Fürsten, Herren und Städten auf St. Gallustag des genannten Jahres nach Frankfurt zu einem Tage zu kommen. Darauf begaben sich der Herr von Weinsberg und Peter Wacker nach Brabant um wichtiger An- gelegenheiten willen. Wie sich das gestaltete, das findest Du unten. Das alles brachten der Chcistenheit die bösen Vorsätze und Ungerechtigkeiten von Laien und Pfaffen, daß man unter fünfzig Menschen nicht einen gerechten fand, noch christliche Ordnung. Zu der Zeit stand es besonders schlimm in der Welt.1) 258. Wie der Herzog Witold, der Großfürst aus Litauen, starb und viele Herren bei dem Leichenbegängniß waren. Im Jahre 1430 nach Christi Geburt starb der Großfürst Witold von Litauen, den der König Sigmund, wie denn ein römischer König die Macht dazu hat, zum Könige hatte machen und ihm dazu noch reiche Kleinodien hatte schenken wollen. Dies geschah um den St. Katharinentag [25. November] des genannten Jahres2) und um dieselbe Zeit war König Sigmund zu Nürn- berg und hatte mit den römischen Kurfürsten einen großen Tag zu Nürnberg — alles wegen der Hussiten und böhmischen Ketzer. In derselben Zeit starb Papst Martinus V., der im Concilium zu Konstanz zum Papst gemacht und erwählt worden war, wie Du wohl oben3) gehört hast. Die Nachricht kam durch einen 1) Im folgenden Kapitel giebt Windecke ein Schreiben Sigmunds an den Pfalzgrafen Ludwig, Nürnberg, 24. August 1431, in welchem mitgetheilt wird, daß zur Unterdrückung der Husstten am nächsten Gallustage (16 Oktober) in Nürnberg ein Reichstag abgehalten werden solle und der Pfalzgraf aufgefordert wird zum Schutze der an den Böhmerwald grenzenden Gebiete träftig mitzuwirken. — 2) Nach andern Nachrichten am 27 Oktober. Aschbach I1I, 327, 32 — 3) Kap. 70.
226 Eberhard Windecke. und Mundvorräthen verloren und viele arme, brave Leute, wie z. B. Wagenführer, fanden ihren Tod, die andern aber kamen mit Schimpf und Schanden heim. Als die Herren auseinander gegangen waren, ritt der römische König über Augsburg in Schwaben nach Feldkirch, und der Kardinal begab sich nach Basel zum Konzil. Der römische König aber schrieb allen Fürsten, Herren und Städten auf St. Gallustag des genannten Jahres nach Frankfurt zu einem Tage zu kommen. Darauf begaben sich der Herr von Weinsberg und Peter Wacker nach Brabant um wichtiger An- gelegenheiten willen. Wie sich das gestaltete, das findest Du unten. Das alles brachten der Chcistenheit die bösen Vorsätze und Ungerechtigkeiten von Laien und Pfaffen, daß man unter fünfzig Menschen nicht einen gerechten fand, noch christliche Ordnung. Zu der Zeit stand es besonders schlimm in der Welt.1) 258. Wie der Herzog Witold, der Großfürst aus Litauen, starb und viele Herren bei dem Leichenbegängniß waren. Im Jahre 1430 nach Christi Geburt starb der Großfürst Witold von Litauen, den der König Sigmund, wie denn ein römischer König die Macht dazu hat, zum Könige hatte machen und ihm dazu noch reiche Kleinodien hatte schenken wollen. Dies geschah um den St. Katharinentag [25. November] des genannten Jahres2) und um dieselbe Zeit war König Sigmund zu Nürn- berg und hatte mit den römischen Kurfürsten einen großen Tag zu Nürnberg — alles wegen der Hussiten und böhmischen Ketzer. In derselben Zeit starb Papst Martinus V., der im Concilium zu Konstanz zum Papst gemacht und erwählt worden war, wie Du wohl oben3) gehört hast. Die Nachricht kam durch einen 1) Im folgenden Kapitel giebt Windecke ein Schreiben Sigmunds an den Pfalzgrafen Ludwig, Nürnberg, 24. August 1431, in welchem mitgetheilt wird, daß zur Unterdrückung der Husstten am nächsten Gallustage (16 Oktober) in Nürnberg ein Reichstag abgehalten werden solle und der Pfalzgraf aufgefordert wird zum Schutze der an den Böhmerwald grenzenden Gebiete träftig mitzuwirken. — 2) Nach andern Nachrichten am 27 Oktober. Aschbach I1I, 327, 32 — 3) Kap. 70.
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Leben König Sigmunds. Kap. 255 u. 258. 227 Kardinal Namens Branda nach Nürnberg, der nachher in dem Konzil zu Basel zum Legaten gemacht wurde. Inzwischen wurde in Rom ein anderer Papst erwählt. Dieser war ein Venetianer Namens Eugenius. Dies geschah in der Fastenzeit des Jahres 1431 am Sonntage Laetare; Martinus aber war um unsrer Frauen Tag Lichtmeß gestorben. Als nun der Papst Eugenius erwählt und die Nachricht davon nach Nürnberg gelangt war, ließ der römische König Sigmund in der St. Sebalduskirche zu Nürnberg ein feierliches Hochamt und ein Tedeum gar herrlich singen. Dies geschah am Sonntag Judica in der Fastenzeit. Als nun, wie Du oben gehört hast, Herzog Witold todt war, so trat Swidrigal1) von Wesenrusche auf, der der rechte Erbe des Landes Litauen zu sein meinte, und rückte ein in das selbe. Aber der Litauer, Herzog Witolds Bruder,2) kam herbei und vertrieb ihn wieder. Indessen war Herzog Ludwig von Ingolstadt, Herzog zu Baiern, beim römischen Könige zu Nürnberg und klagte gegen Herzog Heinrich von Baiern-Landshut, daß er ihn in Anwesen heit des Königs beleidigt und zu Konstanz gestochen und ver- wundet hätte.3) Und Herzog Ludwig brachte den Herzog Heinrich dazu, daß er sich ihm gegenüber vor den Kurfürsten verant- worten mußte. Der römische König war Richter und saß selbst wohl fünf Tage zu Gerichte, und der Prozeß wurde geführt in der Woche, wo man in der Fastenzeit singt domine. Am Sonn- tage vor der Palmwoche wurde das Urtheil zwischen den beiden Fürsten, den Herzögen Ludwig von Ingolstadt und Heinrich von Landshut, Pfalzgrafen bei Rhein und Herzögen in Baiern, ge- sprochen, die beide väterlicherseits Bruderssöhne aus dem bairischen Fürstenhause und mütterlicherseits Schwestersöhne waren, denn beider Mütter waren Herrn Barlobachs4) von Mailand Töchter, 1) C G: wittergol; H: seyddergal. — 2) Er hieß Sigismund von Starodub, Asch¬ bach IV, 271. — 3) Vgl. &. 71. — 4) C G:harlobachs, gemeint ist Bernabo Visconti. Ludwig VII. war der Sohn Stephan's II. und der Thaddäa, einer Tochter des Visconti; Heinrich 11I., Sohn von Friedrich und der Magdalena Visconti. 15*
Leben König Sigmunds. Kap. 255 u. 258. 227 Kardinal Namens Branda nach Nürnberg, der nachher in dem Konzil zu Basel zum Legaten gemacht wurde. Inzwischen wurde in Rom ein anderer Papst erwählt. Dieser war ein Venetianer Namens Eugenius. Dies geschah in der Fastenzeit des Jahres 1431 am Sonntage Laetare; Martinus aber war um unsrer Frauen Tag Lichtmeß gestorben. Als nun der Papst Eugenius erwählt und die Nachricht davon nach Nürnberg gelangt war, ließ der römische König Sigmund in der St. Sebalduskirche zu Nürnberg ein feierliches Hochamt und ein Tedeum gar herrlich singen. Dies geschah am Sonntag Judica in der Fastenzeit. Als nun, wie Du oben gehört hast, Herzog Witold todt war, so trat Swidrigal1) von Wesenrusche auf, der der rechte Erbe des Landes Litauen zu sein meinte, und rückte ein in das selbe. Aber der Litauer, Herzog Witolds Bruder,2) kam herbei und vertrieb ihn wieder. Indessen war Herzog Ludwig von Ingolstadt, Herzog zu Baiern, beim römischen Könige zu Nürnberg und klagte gegen Herzog Heinrich von Baiern-Landshut, daß er ihn in Anwesen heit des Königs beleidigt und zu Konstanz gestochen und ver- wundet hätte.3) Und Herzog Ludwig brachte den Herzog Heinrich dazu, daß er sich ihm gegenüber vor den Kurfürsten verant- worten mußte. Der römische König war Richter und saß selbst wohl fünf Tage zu Gerichte, und der Prozeß wurde geführt in der Woche, wo man in der Fastenzeit singt domine. Am Sonn- tage vor der Palmwoche wurde das Urtheil zwischen den beiden Fürsten, den Herzögen Ludwig von Ingolstadt und Heinrich von Landshut, Pfalzgrafen bei Rhein und Herzögen in Baiern, ge- sprochen, die beide väterlicherseits Bruderssöhne aus dem bairischen Fürstenhause und mütterlicherseits Schwestersöhne waren, denn beider Mütter waren Herrn Barlobachs4) von Mailand Töchter, 1) C G: wittergol; H: seyddergal. — 2) Er hieß Sigismund von Starodub, Asch¬ bach IV, 271. — 3) Vgl. &. 71. — 4) C G:harlobachs, gemeint ist Bernabo Visconti. Ludwig VII. war der Sohn Stephan's II. und der Thaddäa, einer Tochter des Visconti; Heinrich 11I., Sohn von Friedrich und der Magdalena Visconti. 15*
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228 Eberhard Windecke. und die doch so hart an einander gerathen waren. Die Ent- scheidung wurde so getroffen, daß Herzog Heinrich, weil er den Herzog Ludwig zu Konstanz im Geleite des römischen Königs und des großen Conciliums verwundet habe, eine Pilgerfahrt unternehmen lassen soll durch einen Freien oder einen Grafen mit noch zwei andern, und zwar nach Rom, zu St. Jakob, gen Einsiedeln, zu Unserer lieben Frauen nach Aachen und zum heiligen Blute nach Welzenau;1) ferner soll Herzog Heinrich auf seine Kosten und zu seinem Schaden den Herzog Ludwig hundert2) Spieße drei Monate lang und nicht länger gegen die Hussiten und böhmischen Ketzer im Felde stehen lassen. Was ferner Herzog Ludwig zu Konstanz verzehrt hat von der Zeit an, wo er verwundet wurde, bis zu seiner Genesung von den Verletzungen, das soll Herzog Heinrich bezahlen, sollte es aber dem Herzog Heinrich dünken, daß für Herzog Ludwig die Zehrung in dem angegebenen Zeitraume zu groß wäre, so soll der letztere die Kosten mit einem Eide bekräftigen; endlich soll Herzog Heinrich den Herzog Ludwig bitten, daß er ihm um Gottes und Unserer lieben Frauen Willen vergeben möge, was er wider ihn gethan habe, und Herzog Ludwig soll dem Herzog Heinrich vergeben und sie sollen damit versöhnt und gute Freunde sein. 259. Wie dem Könige Botschaft kam, daß der Danweydan,3) der Herr der Walachei jenseits der ungarischen Gebirge war, gestorben sei, und wie er Merzweydan,4) den Sohn des Pan kratius, zum Herrn machte und ihm das St. Ladislaus-Banner mit zwei Kreuzen und des Königs Drachenorden mit dem Kreuze gab und vor ihm bis in die Herberge Posaunen blasen ließ. Als der König im Jahre 1430 in Nürnberg war, wie Du oben gelesen hast, wurde abermals ein Anschlag auf die Hussiten und böhmischen Ketzer gemacht und auch ausgeführt, aber man richtete nichts aus und zog mit Schanden wieder aus Böhmen 1) Vielleicht Wilsnack. — 2) So H; C G: 200. — 3) Das ist Woywode Daniel. — 4) Das ist Woywode Myrxa.
228 Eberhard Windecke. und die doch so hart an einander gerathen waren. Die Ent- scheidung wurde so getroffen, daß Herzog Heinrich, weil er den Herzog Ludwig zu Konstanz im Geleite des römischen Königs und des großen Conciliums verwundet habe, eine Pilgerfahrt unternehmen lassen soll durch einen Freien oder einen Grafen mit noch zwei andern, und zwar nach Rom, zu St. Jakob, gen Einsiedeln, zu Unserer lieben Frauen nach Aachen und zum heiligen Blute nach Welzenau;1) ferner soll Herzog Heinrich auf seine Kosten und zu seinem Schaden den Herzog Ludwig hundert2) Spieße drei Monate lang und nicht länger gegen die Hussiten und böhmischen Ketzer im Felde stehen lassen. Was ferner Herzog Ludwig zu Konstanz verzehrt hat von der Zeit an, wo er verwundet wurde, bis zu seiner Genesung von den Verletzungen, das soll Herzog Heinrich bezahlen, sollte es aber dem Herzog Heinrich dünken, daß für Herzog Ludwig die Zehrung in dem angegebenen Zeitraume zu groß wäre, so soll der letztere die Kosten mit einem Eide bekräftigen; endlich soll Herzog Heinrich den Herzog Ludwig bitten, daß er ihm um Gottes und Unserer lieben Frauen Willen vergeben möge, was er wider ihn gethan habe, und Herzog Ludwig soll dem Herzog Heinrich vergeben und sie sollen damit versöhnt und gute Freunde sein. 259. Wie dem Könige Botschaft kam, daß der Danweydan,3) der Herr der Walachei jenseits der ungarischen Gebirge war, gestorben sei, und wie er Merzweydan,4) den Sohn des Pan kratius, zum Herrn machte und ihm das St. Ladislaus-Banner mit zwei Kreuzen und des Königs Drachenorden mit dem Kreuze gab und vor ihm bis in die Herberge Posaunen blasen ließ. Als der König im Jahre 1430 in Nürnberg war, wie Du oben gelesen hast, wurde abermals ein Anschlag auf die Hussiten und böhmischen Ketzer gemacht und auch ausgeführt, aber man richtete nichts aus und zog mit Schanden wieder aus Böhmen 1) Vielleicht Wilsnack. — 2) So H; C G: 200. — 3) Das ist Woywode Daniel. — 4) Das ist Woywode Myrxa.
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Leben König Sigmunds. Kap. 258 u. 259. 229 ab, wie Du unten wohl hören wirst. Inzwischen kam dem König Sigmund Botschaft aus der Wallachei jenseits der ungarischen Gebirge oder aus Serbien oder der Türkei, daß der Danweydan todt sei. Das Land sandte ihm einen Kolben, wie das Landesrecht und Gewohnheit ist, und bat S. königl. Gnade einen andern Herrn zu geben, und der König bedachte sich. Es war aber lange Zeit ein Sohn von Pankraz dem Weisen, der lange Jahre vorher Herr derselben Länder gewesen war, mit Namen Merzweydan1) bei ihm gewesen. Diesen Sohn von Pankraz machte er zum Herrn in dem Lande der großen und kleinen Wallachei und gab ihm das St. Ladislaus-Banner mit zwei Kreuzen und den königlichen Drachenorden mit dem Kreuze und ließ von der Burg bis in seine Herberge Posaunen vor ihm blasen, und erwies ihm große Ehre und Würde, und doch handelte jener nachher so, wie Hurenkinder gerne thun und noch schlechter an dem hochwürdigen Könige. Als nun, wie Du oben gehört hast, ein Zug gegen die leidigen Hussiten und Ketzer zu Böhmen gemacht ward und die Fürsten, Herren und Städter gen Böhmen zogen, zog der römische König Sigmnnd nach Augsburg und von da nach Feldkirch und wollte nach Rom, um dort Kaiser zu werden, und später führte er dies aus, wie Du unten2) hören wirst. Während der König zu Augsburg lag, zogen die Fürsten ohne Noth mit Schimp und Schande aus Böhmen wieder hinweg und waren nicht weiter gekommen als vor Tauß. Und der Abzug erfolgte am Tage Mariae Auffahrt [15. August]3) im Jahre 1431, daß Gott die schimpfliche Flucht erbarme! Man erzählte, der König von Polen habe den Hussiten achttausend Mann zu Hilfe gesandt, vor denen den deutschen Fürsten graute, so daß sie wieder heim zogen und die Leute unglücklich machten. — Auch sollst Du wijsen, daß die Herren von Preußen viele Herren und Mann- schaften nach Böhmen gegen die Hussiten gesandt hatten zur 1) Vielmehr dessen Sohn, siehe K. 294, 1. — 2) K. 209. — 3) Es war am 14. August.
Leben König Sigmunds. Kap. 258 u. 259. 229 ab, wie Du unten wohl hören wirst. Inzwischen kam dem König Sigmund Botschaft aus der Wallachei jenseits der ungarischen Gebirge oder aus Serbien oder der Türkei, daß der Danweydan todt sei. Das Land sandte ihm einen Kolben, wie das Landesrecht und Gewohnheit ist, und bat S. königl. Gnade einen andern Herrn zu geben, und der König bedachte sich. Es war aber lange Zeit ein Sohn von Pankraz dem Weisen, der lange Jahre vorher Herr derselben Länder gewesen war, mit Namen Merzweydan1) bei ihm gewesen. Diesen Sohn von Pankraz machte er zum Herrn in dem Lande der großen und kleinen Wallachei und gab ihm das St. Ladislaus-Banner mit zwei Kreuzen und den königlichen Drachenorden mit dem Kreuze und ließ von der Burg bis in seine Herberge Posaunen vor ihm blasen, und erwies ihm große Ehre und Würde, und doch handelte jener nachher so, wie Hurenkinder gerne thun und noch schlechter an dem hochwürdigen Könige. Als nun, wie Du oben gehört hast, ein Zug gegen die leidigen Hussiten und Ketzer zu Böhmen gemacht ward und die Fürsten, Herren und Städter gen Böhmen zogen, zog der römische König Sigmnnd nach Augsburg und von da nach Feldkirch und wollte nach Rom, um dort Kaiser zu werden, und später führte er dies aus, wie Du unten2) hören wirst. Während der König zu Augsburg lag, zogen die Fürsten ohne Noth mit Schimp und Schande aus Böhmen wieder hinweg und waren nicht weiter gekommen als vor Tauß. Und der Abzug erfolgte am Tage Mariae Auffahrt [15. August]3) im Jahre 1431, daß Gott die schimpfliche Flucht erbarme! Man erzählte, der König von Polen habe den Hussiten achttausend Mann zu Hilfe gesandt, vor denen den deutschen Fürsten graute, so daß sie wieder heim zogen und die Leute unglücklich machten. — Auch sollst Du wijsen, daß die Herren von Preußen viele Herren und Mann- schaften nach Böhmen gegen die Hussiten gesandt hatten zur 1) Vielmehr dessen Sohn, siehe K. 294, 1. — 2) K. 209. — 3) Es war am 14. August.
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230 Eberhard Windecke. Unterstützung des Christenglaubens. Als diese im Begriff waren, wieder heim zu reiten, kamen die Leute des Königs von Polen über sie, da sie den Hussiten geneigt waren, überfielen sie und thaten ihnen großen Schaden. — Oben1) hast Du gelesen, wie Herzog Swidrigal nach dem Tode des Herzogs Witold nach Litauen zog und das Land einnehmen wollte. Da gedachte der König von Polen, es selbst in Besitz zu nehmen, Herzog Swidrigal aber hielt sich ruhig, bis der König von Polen ins Land kam und richtete es ein, daß dieser den Herzog aller Verpflichtungen und Versprechungen los und ledig sprechen mußte, zu denen er ihn vor Zeiten gebracht und gedrängt hatte. So zog der König von Polen wieder heim und mußte auf das Land verzichten. Doch ward auch Swidrigal von Herzog Witolds Bruder aus dem Lande vertrieben, wie Du hernach2) wohl finden wirst. 260. Wie die Venetianer eine große Niederlage erlitten und eine Menge Gefangener an den Herrn von Mailand verloren. In demselben Jahre kam der römische König nach Mailand und Rom, wie Du wohl hören sollst, und der Herr von Mailand zog gegen die Venetianer ins Feld, denen er dem König zu Liebe feind geworden war. Und die Leute des Mailänders kamen zu ihm und standen wohl ein ganzes Jahr im Felde; doch zuletzt näherten sie sich einander wieder. Inzwischen aber fand eine Entscheidung3) zwischen dem Mailänder und den Venetianern statt und Gott gab dem Mailänder die Gnade, daß er die unten Bezeichneten fing. 261. Dies sind diejenigen, welche gefangen worden sind. Folgende Venetianer wurden gegen Weihnachten 1433 ge- fangen, als der römische König in Siena war und gen Rom ziehen wollte 3). 1) K. 258. — 2) Unten nichts davon. — 3) C: scheydunge; G: schraidunge; H: schidt. 4) Hier folgt eine Aufzählung der lateinischen Namen, welche beginnt mit Dominus georg. cornelio und schließt: falodia et omnes in gaudio.
230 Eberhard Windecke. Unterstützung des Christenglaubens. Als diese im Begriff waren, wieder heim zu reiten, kamen die Leute des Königs von Polen über sie, da sie den Hussiten geneigt waren, überfielen sie und thaten ihnen großen Schaden. — Oben1) hast Du gelesen, wie Herzog Swidrigal nach dem Tode des Herzogs Witold nach Litauen zog und das Land einnehmen wollte. Da gedachte der König von Polen, es selbst in Besitz zu nehmen, Herzog Swidrigal aber hielt sich ruhig, bis der König von Polen ins Land kam und richtete es ein, daß dieser den Herzog aller Verpflichtungen und Versprechungen los und ledig sprechen mußte, zu denen er ihn vor Zeiten gebracht und gedrängt hatte. So zog der König von Polen wieder heim und mußte auf das Land verzichten. Doch ward auch Swidrigal von Herzog Witolds Bruder aus dem Lande vertrieben, wie Du hernach2) wohl finden wirst. 260. Wie die Venetianer eine große Niederlage erlitten und eine Menge Gefangener an den Herrn von Mailand verloren. In demselben Jahre kam der römische König nach Mailand und Rom, wie Du wohl hören sollst, und der Herr von Mailand zog gegen die Venetianer ins Feld, denen er dem König zu Liebe feind geworden war. Und die Leute des Mailänders kamen zu ihm und standen wohl ein ganzes Jahr im Felde; doch zuletzt näherten sie sich einander wieder. Inzwischen aber fand eine Entscheidung3) zwischen dem Mailänder und den Venetianern statt und Gott gab dem Mailänder die Gnade, daß er die unten Bezeichneten fing. 261. Dies sind diejenigen, welche gefangen worden sind. Folgende Venetianer wurden gegen Weihnachten 1433 ge- fangen, als der römische König in Siena war und gen Rom ziehen wollte 3). 1) K. 258. — 2) Unten nichts davon. — 3) C: scheydunge; G: schraidunge; H: schidt. 4) Hier folgt eine Aufzählung der lateinischen Namen, welche beginnt mit Dominus georg. cornelio und schließt: falodia et omnes in gaudio.
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Leben König Sigmunds. Kap. 259—262. 231 262. Hier folgt der Streit zwischen dem Herzoge von Bar und dem Grafen von Vaudemont1). Um dieselbe Zeit, als der Zug gegen Böhmen stattfand, waren der Herr von Bar und der Graf von Vaudemont wegen Loth¬- ringens in heftigen Streit miteinander gerathen. Am Tage Mariae schidunge [15. Aug.], an welchem die deutschen Fürsten jämmer- lich aus Böhmen wichen, kam es zum Kampfe, und der von Bar verlor viele brave Leute und auch den besten Adel, den der Herzog von Heidelberg irgend in seinem Lande gehabt hatte. Zum Kriege kam es, weil der Graf von Vaudemont der Bruderssohn des alten Herzogs von Lothringen war und dies Land zu erhalten hoffte, während der Herzog von Bar die Tochter des Herzogs von Lothringen zur Frau hatte. Darum war er mit Einverständniß des Kaisers ihm gleich in seinen Ansprüchen2). Der Herzog von Heidelberg hatte dem Herzoge von Bar zu diesem Streite die besten Ritter und Knechte geliehen, die er in seinem Lande hatte. Hätte er sie gegen die Hussiten geschickt, so hätten so viel tüchtige Leute möglicherweise das Land Böhmen behauptet und man wäre nicht so schimpflich abgezogen, die Ritter und Knechte aber wären vielleicht bei Leib und Leben und Vermögen geblieben. Alles kam daher, daß der von Bar Lothringen besetzt hatte, da der von Lothringen keinen Sohn, sondern nur zwei Töchter hinterlassen hatte, von denen die eine der von Bar, die andere der Sohn des Markgrafen Bernhard von Baden zur Frau hatte. Der Streit endigte so, daß der von Bar verlor, und Jedermann sprach, daß der von Vaudemont Recht hätte, denn er hatte die Ober- hand. Die besten Räthe des Herzogs von Heidelberg, sowie die besten Ritter, die in den Stiften Köln, Trier und Mainz und im Herzogthum Heidelberg, in der Wetterau und anderswo sein mochten, fanden ihren Tod. Auch ward ein Lied hierüber gemacht, welches also lautet3). 1) Fehlt in C. Zum Inhalt vergl. Kap. 287 und Aschb. IV, 174. — 2) Von darum an zweifelhaft. Hdschr: dor umb mit willen des kaiseres (G: koniges) im gleichir wiss (G: gleichner was). — 3) Das Gedicht steht in C und G an dieser Stelle, in H nach 287,
Leben König Sigmunds. Kap. 259—262. 231 262. Hier folgt der Streit zwischen dem Herzoge von Bar und dem Grafen von Vaudemont1). Um dieselbe Zeit, als der Zug gegen Böhmen stattfand, waren der Herr von Bar und der Graf von Vaudemont wegen Loth¬- ringens in heftigen Streit miteinander gerathen. Am Tage Mariae schidunge [15. Aug.], an welchem die deutschen Fürsten jämmer- lich aus Böhmen wichen, kam es zum Kampfe, und der von Bar verlor viele brave Leute und auch den besten Adel, den der Herzog von Heidelberg irgend in seinem Lande gehabt hatte. Zum Kriege kam es, weil der Graf von Vaudemont der Bruderssohn des alten Herzogs von Lothringen war und dies Land zu erhalten hoffte, während der Herzog von Bar die Tochter des Herzogs von Lothringen zur Frau hatte. Darum war er mit Einverständniß des Kaisers ihm gleich in seinen Ansprüchen2). Der Herzog von Heidelberg hatte dem Herzoge von Bar zu diesem Streite die besten Ritter und Knechte geliehen, die er in seinem Lande hatte. Hätte er sie gegen die Hussiten geschickt, so hätten so viel tüchtige Leute möglicherweise das Land Böhmen behauptet und man wäre nicht so schimpflich abgezogen, die Ritter und Knechte aber wären vielleicht bei Leib und Leben und Vermögen geblieben. Alles kam daher, daß der von Bar Lothringen besetzt hatte, da der von Lothringen keinen Sohn, sondern nur zwei Töchter hinterlassen hatte, von denen die eine der von Bar, die andere der Sohn des Markgrafen Bernhard von Baden zur Frau hatte. Der Streit endigte so, daß der von Bar verlor, und Jedermann sprach, daß der von Vaudemont Recht hätte, denn er hatte die Ober- hand. Die besten Räthe des Herzogs von Heidelberg, sowie die besten Ritter, die in den Stiften Köln, Trier und Mainz und im Herzogthum Heidelberg, in der Wetterau und anderswo sein mochten, fanden ihren Tod. Auch ward ein Lied hierüber gemacht, welches also lautet3). 1) Fehlt in C. Zum Inhalt vergl. Kap. 287 und Aschb. IV, 174. — 2) Von darum an zweifelhaft. Hdschr: dor umb mit willen des kaiseres (G: koniges) im gleichir wiss (G: gleichner was). — 3) Das Gedicht steht in C und G an dieser Stelle, in H nach 287,
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232 Eberhard Windecke. 262b. Wie des Königs von Dänemark Freunde eine Nieder- lage erlitten 1). In derselben Zeit lag der König von Dänemark, des römischen Königs Vetter, im Kriege mit den Hansastädten, als da sind Rostock2), Wismar, Schwerin, Wolgast, Hamburg, Lübeck und anderen Städten. Diesen halfen einige Fürsten, wie die von Braunschweig, die Bischöfe von Magdeburg, Hildesheim und Halberstadt. Um Johanni erlitten des Königs von Dänemark Freunde eine Niederlage wohl mit 4000 [Mann Verlust] oder mehr3). Solche traurige Ereignisse machte damals, wenn ich recht verstehe, nichts anderes als daß das Unrecht unter Geist- lichen und Weltlichen so groß war, daß ich mich nicht wundern würde, wenn Gottes Zorn so groß würde, daß alle Welt ver- sänke. Denn Niemand konnte so Unrecht thun, der nicht Helfer gefunden hätte, und Leute, die seiner Bosheit durchhalfen.4) Unter fünfzig Menschen [gab es kaum einen, der handelte], wie von Gott verordnet ist, so daß Gott sie am Ende nicht mehr leiden wollte, und doch ward Frucht aller Art, Wein, Korn, Obst genug. 263. Wie zu Westfalen und bei Zabern am Himmel die wunderbare Erscheinung Gewappneter gesehen wurde. Als es ins Jahr 1432 ging, hatte der Graf von Katzen- ellenbogen5) Krieg mit Junker Heinrich6) mit der Haube von wo es ebenfalls hinpaßt. Dasselbe beklagt in etwas breiter, aber nicht unpoetischer und formell sorgfältig behandelter Tarstellung den Tod vieler rheinischer Herren und Ritter. In H folgt an seiner Stelle das nur in dieser Handschrift erhaltene folgende Kapitel. — 1) Ueberschrift in der Uebersetzung um der Gleichmäßigkeit hinzugefügt. — 2) Hdschr.: rass- mar, im folgenden nach Wismar noch iackstet (?). — 3) Gemeint sind wohl die dänischen Verluste in den Fehden des Herzogs Adolf von Schleswig, der Flensburg im September 1431 eroberte. — 4) Schlußsatz in der Handschrift lückenhaft und unverständlich: und under funfzig menschen also von got geordnet ist, das in welde lieht got nit me lidenn und wart doch alle frocht genug, wine, korn, obess. Vergl. 292b g. E. — 5) Hierauf in C G: gegen den von westvolen, H: gein westvalen. Auch die letztere offenbar richtige Lesart ist schwer zu erklären. Vielleicht soll darin eine Angabe des Kriegsschauplatzes liegen. Die Herrschaft Wittgenstein der Grafschaft Katzenellenbogen grenzt an das Herzog- thum Westvalen. — 6) H: henng, ebenso weiter unten statt Heinicke: heng; er hieß Johann Aschb. IV, 196, 28.
232 Eberhard Windecke. 262b. Wie des Königs von Dänemark Freunde eine Nieder- lage erlitten 1). In derselben Zeit lag der König von Dänemark, des römischen Königs Vetter, im Kriege mit den Hansastädten, als da sind Rostock2), Wismar, Schwerin, Wolgast, Hamburg, Lübeck und anderen Städten. Diesen halfen einige Fürsten, wie die von Braunschweig, die Bischöfe von Magdeburg, Hildesheim und Halberstadt. Um Johanni erlitten des Königs von Dänemark Freunde eine Niederlage wohl mit 4000 [Mann Verlust] oder mehr3). Solche traurige Ereignisse machte damals, wenn ich recht verstehe, nichts anderes als daß das Unrecht unter Geist- lichen und Weltlichen so groß war, daß ich mich nicht wundern würde, wenn Gottes Zorn so groß würde, daß alle Welt ver- sänke. Denn Niemand konnte so Unrecht thun, der nicht Helfer gefunden hätte, und Leute, die seiner Bosheit durchhalfen.4) Unter fünfzig Menschen [gab es kaum einen, der handelte], wie von Gott verordnet ist, so daß Gott sie am Ende nicht mehr leiden wollte, und doch ward Frucht aller Art, Wein, Korn, Obst genug. 263. Wie zu Westfalen und bei Zabern am Himmel die wunderbare Erscheinung Gewappneter gesehen wurde. Als es ins Jahr 1432 ging, hatte der Graf von Katzen- ellenbogen5) Krieg mit Junker Heinrich6) mit der Haube von wo es ebenfalls hinpaßt. Dasselbe beklagt in etwas breiter, aber nicht unpoetischer und formell sorgfältig behandelter Tarstellung den Tod vieler rheinischer Herren und Ritter. In H folgt an seiner Stelle das nur in dieser Handschrift erhaltene folgende Kapitel. — 1) Ueberschrift in der Uebersetzung um der Gleichmäßigkeit hinzugefügt. — 2) Hdschr.: rass- mar, im folgenden nach Wismar noch iackstet (?). — 3) Gemeint sind wohl die dänischen Verluste in den Fehden des Herzogs Adolf von Schleswig, der Flensburg im September 1431 eroberte. — 4) Schlußsatz in der Handschrift lückenhaft und unverständlich: und under funfzig menschen also von got geordnet ist, das in welde lieht got nit me lidenn und wart doch alle frocht genug, wine, korn, obess. Vergl. 292b g. E. — 5) Hierauf in C G: gegen den von westvolen, H: gein westvalen. Auch die letztere offenbar richtige Lesart ist schwer zu erklären. Vielleicht soll darin eine Angabe des Kriegsschauplatzes liegen. Die Herrschaft Wittgenstein der Grafschaft Katzenellenbogen grenzt an das Herzog- thum Westvalen. — 6) H: henng, ebenso weiter unten statt Heinicke: heng; er hieß Johann Aschb. IV, 196, 28.
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Leben König Sigmunds. Kap. 262b—264. 233 Nassau, genannt Junker Heinicke, welcher eine große Niederlage erlitt. Daß er so niedergeworfen wurde, war gut. Aber auch dem jungen Grafen von Katzenellenbogen wurde eine schwere Niederlage von Junker Heinicke beigebracht, und so wandten sie sich zum Frieden. — Zu derselben Zeit sah man fürwahr in Westfalen in den Lüften ganz geharnischte Leute mit großer Ausrüstung reiten, die sich gegen die Hussiten gewandt hatten. Den Leuten schien es, als ob sie den Berg hinab ritten, und es währte wohl zwei Tage und zwei Nächte um Johannistag im Hochsommer. Das waren große Wunderzeichen. Ebenso sah man in der Nähe von Zabern bei Straßburg wohl sechstausend Mann so deutlich in der Luft reiten und gehen, daß man das Reitzeug und die Eisen an den Hufen der Pferde sah, und daß die Straß- burger erschraken und Kundschaft darüber einzogen. 264. Wie der König, unser Herr, mit einer großen Heeres- macht nach Mailand kam, und wie der von Mailand sich nicht sehen lassen wollte, denn er meinte, er müsse vor Freuden sterben, wenn er den König sähe. In demselben Jahre zog König Sigmund über Augsburg und Feldkirch nach der Lombardei und kam nach Mailand, und die Lombarden waren des Königs sehr froh. Er aber war ohne Rath und Hilfe der Kurfürsten und Städte allein auf die Zusage und Freundschaft des Herrn von Mailand dorthin gezogen. Dieser that jedoch, wie Du hernach wohl hören sollst, seiner Art Genüge. Denn als der König Sigmund zu Mailand war, waren die Wälschen ihm gar zugethan, dem Herrn von Mailand aber bangte sehr vor dem Könige und vor allen seinen Räthen. Er hatte dem Könige sehr viel schriftlich versprochen und bei den Heiligen geschworen, doch, wie er ihm nie viel hielt, so machte er [auch damals] alle Wege ausfindig, wie er ihn von Mailand nach Piacenza bringen könnte. Denn er hatte die Besorgniß, daß die Stadt Mailand sich auf die Seite des Königs schlagen möchte. Auch kam er nie zum Könige sondern sagte und gab
Leben König Sigmunds. Kap. 262b—264. 233 Nassau, genannt Junker Heinicke, welcher eine große Niederlage erlitt. Daß er so niedergeworfen wurde, war gut. Aber auch dem jungen Grafen von Katzenellenbogen wurde eine schwere Niederlage von Junker Heinicke beigebracht, und so wandten sie sich zum Frieden. — Zu derselben Zeit sah man fürwahr in Westfalen in den Lüften ganz geharnischte Leute mit großer Ausrüstung reiten, die sich gegen die Hussiten gewandt hatten. Den Leuten schien es, als ob sie den Berg hinab ritten, und es währte wohl zwei Tage und zwei Nächte um Johannistag im Hochsommer. Das waren große Wunderzeichen. Ebenso sah man in der Nähe von Zabern bei Straßburg wohl sechstausend Mann so deutlich in der Luft reiten und gehen, daß man das Reitzeug und die Eisen an den Hufen der Pferde sah, und daß die Straß- burger erschraken und Kundschaft darüber einzogen. 264. Wie der König, unser Herr, mit einer großen Heeres- macht nach Mailand kam, und wie der von Mailand sich nicht sehen lassen wollte, denn er meinte, er müsse vor Freuden sterben, wenn er den König sähe. In demselben Jahre zog König Sigmund über Augsburg und Feldkirch nach der Lombardei und kam nach Mailand, und die Lombarden waren des Königs sehr froh. Er aber war ohne Rath und Hilfe der Kurfürsten und Städte allein auf die Zusage und Freundschaft des Herrn von Mailand dorthin gezogen. Dieser that jedoch, wie Du hernach wohl hören sollst, seiner Art Genüge. Denn als der König Sigmund zu Mailand war, waren die Wälschen ihm gar zugethan, dem Herrn von Mailand aber bangte sehr vor dem Könige und vor allen seinen Räthen. Er hatte dem Könige sehr viel schriftlich versprochen und bei den Heiligen geschworen, doch, wie er ihm nie viel hielt, so machte er [auch damals] alle Wege ausfindig, wie er ihn von Mailand nach Piacenza bringen könnte. Denn er hatte die Besorgniß, daß die Stadt Mailand sich auf die Seite des Königs schlagen möchte. Auch kam er nie zum Könige sondern sagte und gab
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234 Eberhard Windecke. vor, er müjse vor großer Freude1) sterben, wenn er den König sähe, das war aber ein Vorwand. So zog denn der römische König Sigmund mit großen Sorgen, mit wenig Leuten und in großer Armuth nach Piacenza, hier verweilte er den Winter bis nach Fastnacht. In derselben Zeit wurde die Stadt Würzburg mit ihrem Bischofe, einem von Brün, uneins, und es kam wegen bösen Vorsatzes zum Kriege, wie es denn damals so stand, daß alles Unglück und aller Unfriede von der Geistlichkeit ausging. Das kam daher, daß die Geistlichen so habsüchtig waren, daß sie die ganze Welt gern unter ihre Gewalt gebracht hätten, wovon auch St. Hieronymus, der heilige selige Mann, schreibt2). 265. Wie der Bischof Konrad von Mainz und der Mark- graf Friedrich von Brandenburg zwischen der Stadt Würzburg und dem dortigen Bischof eine Versöhnung herbeiführten. Bischof Konrad von Mainz und Markgraf Friedrich von Brandenburg machten sich auf, um einen Ausgleich zwischen der Stadt Würzburg und ihrem Bischofe herzustellen. Die Domherren und die Stadt hielten es mit einander und der Vergleich ward so geschlossen, daß die Ritterschaft und der Bischof das Stift räumen sollten. Diesem gab man auf Lebzeiten drei Schlösser und eiue Summe Geldes, und einer von Wertheim wurde zum Vormunde gemacht, der deshalb seinen Tod fand, wie Du unten3) finden wirst. Dies geschah im Jahre 1432. Jener Graf von Wertheim war der Sohn von Graf Hans und Dechant zu Köln, Domherr zu Trier und auch zu Mainz und hatte noch nicht genug. So groß ist der Geiz in der Welt, es könnte Gott er- barmen! In derselben Zeit war König Sigmund fortwährend in der Lombardei zu Piacenza und zog gen Lucca, wo er große Aben- 1) H: lieb. — 2) Hier folgt in den Handschriften eine Lebensbeschreibung des Hiero- nymus, und eine Mittheilung zweier Stellen aus Kap. 26 und 47 seiner Schriften. — 3) Ka- pitel 331 g. E.
234 Eberhard Windecke. vor, er müjse vor großer Freude1) sterben, wenn er den König sähe, das war aber ein Vorwand. So zog denn der römische König Sigmund mit großen Sorgen, mit wenig Leuten und in großer Armuth nach Piacenza, hier verweilte er den Winter bis nach Fastnacht. In derselben Zeit wurde die Stadt Würzburg mit ihrem Bischofe, einem von Brün, uneins, und es kam wegen bösen Vorsatzes zum Kriege, wie es denn damals so stand, daß alles Unglück und aller Unfriede von der Geistlichkeit ausging. Das kam daher, daß die Geistlichen so habsüchtig waren, daß sie die ganze Welt gern unter ihre Gewalt gebracht hätten, wovon auch St. Hieronymus, der heilige selige Mann, schreibt2). 265. Wie der Bischof Konrad von Mainz und der Mark- graf Friedrich von Brandenburg zwischen der Stadt Würzburg und dem dortigen Bischof eine Versöhnung herbeiführten. Bischof Konrad von Mainz und Markgraf Friedrich von Brandenburg machten sich auf, um einen Ausgleich zwischen der Stadt Würzburg und ihrem Bischofe herzustellen. Die Domherren und die Stadt hielten es mit einander und der Vergleich ward so geschlossen, daß die Ritterschaft und der Bischof das Stift räumen sollten. Diesem gab man auf Lebzeiten drei Schlösser und eiue Summe Geldes, und einer von Wertheim wurde zum Vormunde gemacht, der deshalb seinen Tod fand, wie Du unten3) finden wirst. Dies geschah im Jahre 1432. Jener Graf von Wertheim war der Sohn von Graf Hans und Dechant zu Köln, Domherr zu Trier und auch zu Mainz und hatte noch nicht genug. So groß ist der Geiz in der Welt, es könnte Gott er- barmen! In derselben Zeit war König Sigmund fortwährend in der Lombardei zu Piacenza und zog gen Lucca, wo er große Aben- 1) H: lieb. — 2) Hier folgt in den Handschriften eine Lebensbeschreibung des Hiero- nymus, und eine Mittheilung zweier Stellen aus Kap. 26 und 47 seiner Schriften. — 3) Ka- pitel 331 g. E.
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Leben König Sigmunds. Kap. 264—266. 235 teuer gegen die Florentiner bestand, die sehr scharf gegen ihn waren. Hernach sollst Du wohl noch hören, wie er über Lucca nach Siena zog, daselbst länger als Jahr und Tag verweilte, dann nach Rom kam und Kaiser wurde, und wie schlimm seine Lage war, und wie er allen Kurfürsten und Städten im Reiche schrieb und sie zweimal bat und mahnte zu ihm zu kommen, wie aber Niemand zu ihm kam, worüber er auch später zu Basel Klage führte und es nicht vergaß. 266. Wie Papst Martinus starb und ein anderer Papst Namens Eugen IV. gewählt ward. Auch sollst Du wissen, daß, wie oben1) geschrieben steht, Papst Martinus starb, und daß ein anderer Papst gekrönt wurde, der Eugenius quartus genannt wurde. Dieser Papst lag im Kriege mit einem Fürsten, der ein Vetter des Papstes Martinus und eiuer aus dem Geschlechte derer von der Säule war. Dieser hatte den Schatz des Papstes und sein ganzes Vermögen bei Seite gebracht und that dem Papste Eugen großen Schaden. Doch fügte es Gott so, daß der Papst und der Fürst ausgesöhnt wurden unter der Bedingung, daß der Papst den Fürsten zum Amtmann annahm und der Fürst von dem Gelde und den Klein- odien einen bestimmten Theil zurückgab. So lief das zum Besten ab. In derselben Zeit hielt sich der Kaiser in Feldkirch auf und das Konzil zu Basel hob an, zugleich war der Bischof von Köln, einer von Mörs, im Auftrage des römischen Königs beim Herzoge von Burgund, und mit ihm war der Herr von Weinsberg. — Als man schrieb 1431 nach Christi Geburt um Martini, zog König Sigmund von Feldkirch nach Mailand und beabsichtigte nach Rom zu ziehen ohne Hilfe und Rath aller deutschen Fürsten. Wie dies geschah, das findet man, so Gott will, auch noch hier. Und auf St. Katharinentag desselben Jahres [25. November ward König Sigmund zu Mailand am Altare des St Ambrosius gekrönt von einem Bischofe von Mailand. Er blieb daselbst bis 1) Kap. 258; vergl. Aschb IV, 135.
Leben König Sigmunds. Kap. 264—266. 235 teuer gegen die Florentiner bestand, die sehr scharf gegen ihn waren. Hernach sollst Du wohl noch hören, wie er über Lucca nach Siena zog, daselbst länger als Jahr und Tag verweilte, dann nach Rom kam und Kaiser wurde, und wie schlimm seine Lage war, und wie er allen Kurfürsten und Städten im Reiche schrieb und sie zweimal bat und mahnte zu ihm zu kommen, wie aber Niemand zu ihm kam, worüber er auch später zu Basel Klage führte und es nicht vergaß. 266. Wie Papst Martinus starb und ein anderer Papst Namens Eugen IV. gewählt ward. Auch sollst Du wissen, daß, wie oben1) geschrieben steht, Papst Martinus starb, und daß ein anderer Papst gekrönt wurde, der Eugenius quartus genannt wurde. Dieser Papst lag im Kriege mit einem Fürsten, der ein Vetter des Papstes Martinus und eiuer aus dem Geschlechte derer von der Säule war. Dieser hatte den Schatz des Papstes und sein ganzes Vermögen bei Seite gebracht und that dem Papste Eugen großen Schaden. Doch fügte es Gott so, daß der Papst und der Fürst ausgesöhnt wurden unter der Bedingung, daß der Papst den Fürsten zum Amtmann annahm und der Fürst von dem Gelde und den Klein- odien einen bestimmten Theil zurückgab. So lief das zum Besten ab. In derselben Zeit hielt sich der Kaiser in Feldkirch auf und das Konzil zu Basel hob an, zugleich war der Bischof von Köln, einer von Mörs, im Auftrage des römischen Königs beim Herzoge von Burgund, und mit ihm war der Herr von Weinsberg. — Als man schrieb 1431 nach Christi Geburt um Martini, zog König Sigmund von Feldkirch nach Mailand und beabsichtigte nach Rom zu ziehen ohne Hilfe und Rath aller deutschen Fürsten. Wie dies geschah, das findet man, so Gott will, auch noch hier. Und auf St. Katharinentag desselben Jahres [25. November ward König Sigmund zu Mailand am Altare des St Ambrosius gekrönt von einem Bischofe von Mailand. Er blieb daselbst bis 1) Kap. 258; vergl. Aschb IV, 135.
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236 Eberhard Windecke. nach Weihnachten und zog dann, als man 1432 schrieb nach Piacenza. Hier verweilte er lange, und wie es weiter zuging, das findest Du hier unten. 267. Wie die Venetianer mit großer Macht mit Galeeren und kleineren Schiffen in See gegangen waren, und wie die Genuesen ihnen die Schiffe abnahmen, so daß man den Verlust auf eine Million Gulden schätzte. Als sich König Sigmund im Jahre 1432 ein ganzes Jahr lang in Siena aufhielt, als die Venetianer und Florentiner ihm feindlich waren, als Papst Eugenius gegen ihn war und das Konzil welches man dann zu Basel hielt, und der größere Theil der Geistlichkeit wider den Papst war, wobei zwischen dem Könige und dem Papste viele Unterhandlungen gepflogen wurden, in der Zeit um Martini desselben Jahres lagen die Venetianer mit Galeeren und kleinen Schiffen auf dem Meere. Und die Genueser segelten ihnen entgegen und nahmen ihnen achtzehn Galeeren und andere Fahrzeuge ab, deren Herstellungskosten man auf eine Million Gulden schätzte. Die Venetianer waren damals mit dem Papste in gutem Einvernehmen und dem Könige und dem Konzil zu Basel feindlich. 268. Wie die Venetianer eine Verrätherei gegen den von Mailand angestiftet hatten. Darnach hatten die Venetianer ein Tradement oder eine Verrätherei gegen den von Mailand ins Werk gesetzt. Denn dieser war zu der Zeit mit dem Könige Sigmund in gutem Ein- vernehmen, und sie wollten ihm deshalb einige Schlösser dies seits des Arlberges1) abgewinnen. Doch bemerkte es der von Mailand und ließ eine Brücke über den Fluß Bris2) schlagen. Dann kamen seine Leute vor und brachen die Brücke ab, so daß von Gottes Gnaden zum Glück für das Konzilium und für den römischen König von den Venetianern wohl tausend Mann zu 1) Hdschr.: hie disshalben dem arleberge [?]. — 2) C: prisz; G: bris; H: prusse.
236 Eberhard Windecke. nach Weihnachten und zog dann, als man 1432 schrieb nach Piacenza. Hier verweilte er lange, und wie es weiter zuging, das findest Du hier unten. 267. Wie die Venetianer mit großer Macht mit Galeeren und kleineren Schiffen in See gegangen waren, und wie die Genuesen ihnen die Schiffe abnahmen, so daß man den Verlust auf eine Million Gulden schätzte. Als sich König Sigmund im Jahre 1432 ein ganzes Jahr lang in Siena aufhielt, als die Venetianer und Florentiner ihm feindlich waren, als Papst Eugenius gegen ihn war und das Konzil welches man dann zu Basel hielt, und der größere Theil der Geistlichkeit wider den Papst war, wobei zwischen dem Könige und dem Papste viele Unterhandlungen gepflogen wurden, in der Zeit um Martini desselben Jahres lagen die Venetianer mit Galeeren und kleinen Schiffen auf dem Meere. Und die Genueser segelten ihnen entgegen und nahmen ihnen achtzehn Galeeren und andere Fahrzeuge ab, deren Herstellungskosten man auf eine Million Gulden schätzte. Die Venetianer waren damals mit dem Papste in gutem Einvernehmen und dem Könige und dem Konzil zu Basel feindlich. 268. Wie die Venetianer eine Verrätherei gegen den von Mailand angestiftet hatten. Darnach hatten die Venetianer ein Tradement oder eine Verrätherei gegen den von Mailand ins Werk gesetzt. Denn dieser war zu der Zeit mit dem Könige Sigmund in gutem Ein- vernehmen, und sie wollten ihm deshalb einige Schlösser dies seits des Arlberges1) abgewinnen. Doch bemerkte es der von Mailand und ließ eine Brücke über den Fluß Bris2) schlagen. Dann kamen seine Leute vor und brachen die Brücke ab, so daß von Gottes Gnaden zum Glück für das Konzilium und für den römischen König von den Venetianern wohl tausend Mann zu 1) Hdschr.: hie disshalben dem arleberge [?]. — 2) C: prisz; G: bris; H: prusse.
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Leben König Sigmunds. Kap. 266—269. 237 Fuß und wohl dreitausend zu Rosse erschlagen und wohl 330001) angesehener Bürger und Hauptleute gefangen wurden, so daß sie keine Leute mehr hatten Wie es ihnen später erging, das findest Du unten. — Der Papst Eugenius war mit dem Könige nicht wohl einig, denn er war ein Venetianer, die Venetianer aber waren mit dem römischen Könige im Kriege, da fie gegen die Urkunden und Verträge, welche sie zur Zeit König Ludwigs von Ungarn, des Schwagers von Sigmund, mit der Krone Ungarn geschlossen hatten, an ihm sehr übel gehandelt hatten und noch handelten. Und der Papst erklärte das Baseler Konzil für ungiltig, während der römische König, andere Könige und die deutschen Fürsten dasselbe zu Basel abhalten wollten. Wie es sich hernach gestaltete, das findet man unten. 269. Wie sich wohl sechzehnhundert Bauern und einige Ritter bei Alzei erhoben, vor die Stadt Worms zogen und die Juden herausgegeben haben wollten. Im Jahre 1431 vor Weihnachten 2) erhoben sich bei Alzei und bei Worms sechszehnhundert Bauern und einige Ritter unter ihnen, zogen vor die Stadt Worms und wollten die Juden heraus haben. Hieraus wäre vielleicht eine schlimme Zusammenrottung entstanden. — Damals war der Bischof Konrad von Mainz zu Köln und als er herauf nach Mainz kam, einigte er sich mit der Stadt, so daß sie einander Freundschaft zusagten. Indessen stieg der Rhein so, daß das Wasser bis zum Kaufhause reichte und an der Treppe unserer Frau dem Fischthore gegenüber vor Henne Windeckes Nebenhause nach dem Schwarzwalde zu vier Stufen hoch stieg, und man mußte frische und gesalzene Fische auf dem Geflügelmarkte, vor dem Gadem und vor der Münze feil halten. Das Hochwasser that unsäglich großen Schaden den Dörfern, den Leuten, Kindern und dem Vieh. Sehr viele Kühe und Schafe kamen um. Der Winter war so hart gewesen, daß Nie 1) H: 34000. — 2) Diese Worte stehen in den Handschriften am Ende des vorigen Kapitels.
Leben König Sigmunds. Kap. 266—269. 237 Fuß und wohl dreitausend zu Rosse erschlagen und wohl 330001) angesehener Bürger und Hauptleute gefangen wurden, so daß sie keine Leute mehr hatten Wie es ihnen später erging, das findest Du unten. — Der Papst Eugenius war mit dem Könige nicht wohl einig, denn er war ein Venetianer, die Venetianer aber waren mit dem römischen Könige im Kriege, da fie gegen die Urkunden und Verträge, welche sie zur Zeit König Ludwigs von Ungarn, des Schwagers von Sigmund, mit der Krone Ungarn geschlossen hatten, an ihm sehr übel gehandelt hatten und noch handelten. Und der Papst erklärte das Baseler Konzil für ungiltig, während der römische König, andere Könige und die deutschen Fürsten dasselbe zu Basel abhalten wollten. Wie es sich hernach gestaltete, das findet man unten. 269. Wie sich wohl sechzehnhundert Bauern und einige Ritter bei Alzei erhoben, vor die Stadt Worms zogen und die Juden herausgegeben haben wollten. Im Jahre 1431 vor Weihnachten 2) erhoben sich bei Alzei und bei Worms sechszehnhundert Bauern und einige Ritter unter ihnen, zogen vor die Stadt Worms und wollten die Juden heraus haben. Hieraus wäre vielleicht eine schlimme Zusammenrottung entstanden. — Damals war der Bischof Konrad von Mainz zu Köln und als er herauf nach Mainz kam, einigte er sich mit der Stadt, so daß sie einander Freundschaft zusagten. Indessen stieg der Rhein so, daß das Wasser bis zum Kaufhause reichte und an der Treppe unserer Frau dem Fischthore gegenüber vor Henne Windeckes Nebenhause nach dem Schwarzwalde zu vier Stufen hoch stieg, und man mußte frische und gesalzene Fische auf dem Geflügelmarkte, vor dem Gadem und vor der Münze feil halten. Das Hochwasser that unsäglich großen Schaden den Dörfern, den Leuten, Kindern und dem Vieh. Sehr viele Kühe und Schafe kamen um. Der Winter war so hart gewesen, daß Nie 1) H: 34000. — 2) Diese Worte stehen in den Handschriften am Ende des vorigen Kapitels.
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238 Eberhard Windecke. mand sich eines so langen und strengen Winters erinnerte, und dann kam noch das große Wasser nach. 270. Wie Kaiser Sigismund in der Lombardei und zu Mailand war und dann weiter nach Siena zog. Als der römische König Sigmund, wie Du oben erzählt findest, in der Lombardei und zu Mailand gewesen war, zog er weiter nach Siena, ohne den von Mailand gesehen zu haben. Dieser hatte ihm viel versprochen, bis er ihn nach der Lombardei brachte, aber er hielt es ihm so, wie der Welt Lauf ist,1) man wird es schon verstehen. Da verweilte der König den ganzen Winter über und verhandelte mit dem Papste Eugenius. Er hätte es gern gesehen, wenn der Papst auf das Konzil ge- kommen wäre oder es anerkannt und seine Bevollmächtigten dahin geschickt hätte. Doch war das dem Papste nicht gelegen, und sie konnten nicht einig werden. Auch die Kardinäle redeten dazwischen und viele andere große Herren, es half aber nichts: der Papst wollte nicht darauf eingehen. So blieb der römische König zu Siena oder, [wie es] in Deutschland [heißt], auf der Hohensynne. Daher fanden viele Verhandlungen statt, denn die Geistlichkeit, die Großen und Reichen waren gegen den König, weil sie Sorge hatten, es könnte ihnen ihr Ansehen ge- nommen werden. So verweilte der edle Herrscher im Jahre 1432 nach Christi Geburt zu Michaelis und danach noch länger bis Ostern in Siena. Zu Pfingsten zog er nach Rom, da zwischen dem Papste und den Florentinern und den Venetianern Unterhandlungen angeknüpft waren, daß er zu Pfingsten die Krone in Rom nähme. 271. Wie die Türken mit großer Macht gegen die Herren von Preußen zogen, und wie diesen die Ungarn und Herzog Swidrigal von Litthauen zu Hilfe kamen und man deren 60.000 tödtete und ertränkte. Während der König Sigmund in der Lombardei war uud 1) Vergl 264 Anfang.
238 Eberhard Windecke. mand sich eines so langen und strengen Winters erinnerte, und dann kam noch das große Wasser nach. 270. Wie Kaiser Sigismund in der Lombardei und zu Mailand war und dann weiter nach Siena zog. Als der römische König Sigmund, wie Du oben erzählt findest, in der Lombardei und zu Mailand gewesen war, zog er weiter nach Siena, ohne den von Mailand gesehen zu haben. Dieser hatte ihm viel versprochen, bis er ihn nach der Lombardei brachte, aber er hielt es ihm so, wie der Welt Lauf ist,1) man wird es schon verstehen. Da verweilte der König den ganzen Winter über und verhandelte mit dem Papste Eugenius. Er hätte es gern gesehen, wenn der Papst auf das Konzil ge- kommen wäre oder es anerkannt und seine Bevollmächtigten dahin geschickt hätte. Doch war das dem Papste nicht gelegen, und sie konnten nicht einig werden. Auch die Kardinäle redeten dazwischen und viele andere große Herren, es half aber nichts: der Papst wollte nicht darauf eingehen. So blieb der römische König zu Siena oder, [wie es] in Deutschland [heißt], auf der Hohensynne. Daher fanden viele Verhandlungen statt, denn die Geistlichkeit, die Großen und Reichen waren gegen den König, weil sie Sorge hatten, es könnte ihnen ihr Ansehen ge- nommen werden. So verweilte der edle Herrscher im Jahre 1432 nach Christi Geburt zu Michaelis und danach noch länger bis Ostern in Siena. Zu Pfingsten zog er nach Rom, da zwischen dem Papste und den Florentinern und den Venetianern Unterhandlungen angeknüpft waren, daß er zu Pfingsten die Krone in Rom nähme. 271. Wie die Türken mit großer Macht gegen die Herren von Preußen zogen, und wie diesen die Ungarn und Herzog Swidrigal von Litthauen zu Hilfe kamen und man deren 60.000 tödtete und ertränkte. Während der König Sigmund in der Lombardei war uud 1) Vergl 264 Anfang.
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Leben König Sigmunds. Kap. 269—272. 239 sich in Siena einen ganzen Monat und einen ganzen Sommer aufhielt, indessen zogen die Türken in die windische Mark nach Ungarn und wollten die Preußen-Herren aus dem Lande ver- treiben, welches ihnen der römische König in Ungarn gegeben hatte.1) Daher zogen die preußischen Herren ein Heer zusammen und der Herzog Swidrigal, Fürst von Litthauen, kam ihnen zu Hilfe mit den Ungarn. Sie griffen die Türken mit Macht an und tödteten und ertränkten 60 000 und mehr von ihnen. Dabei fand man das Banner und Geld von den Venetianern, denn diese waren dem Könige sehr feindselig. Alles dies geschah, während der römische König in der Lombardei war. — Im Jahre 1432, im Hochsommer, zwischen Johanni und Michaelis, starb der König von Cypern und hinterließ zwei Brüder. Da wollten die Venetianer auch dies Land erwerben und zogen mit Kriegsmacht nach Cypern. Daher sammelten die Brüder ein Heer und gaben die eine ihrer Schwestern dem Sultan, die andere dem Herzog Swidrigal, dem Fürsten von Littauen, auf daß sie Macht und Hilfe hätten, um sich gegen die Venetianer zu behaupten. In derselben Zeit war der römische König fort während zu Siena und brachte auch Mannschaften auf um seines Besten und um der heiligen Kirche und um der Christen heit willen. Später findest Du [davon] neue Kunde. 272. Wie in der Stadt Gent in Flandern ein großer Krieg zwischen der Gemeinde und dem Rathe der Stadt ausbrach. Im Jahre 1432 erhob sich in der Stadt Gent in Flandern ein großer Streit zwischen der Gemeinde und dem Rathe, so daß die Gemeinde viele Rathsherren2) tödtete, weil sie dem Her- zoge von Burgund in zu vielen Stücken den Willen thaten. Hierbei war der Herzog von Burgund selbst nicht sicher. Denn in jenem Lande sind die Gemeinden Herren. Ein Herr oder der Rath in den Städten wagen nicht mehr zu thun, als nach dem Willen und dem Rathe der Gemeinde [recht ist]. Doch 1) Sie hatten die Festung Szorény inne. Vergl. Kap 294. — 2) H: der richen vil.
Leben König Sigmunds. Kap. 269—272. 239 sich in Siena einen ganzen Monat und einen ganzen Sommer aufhielt, indessen zogen die Türken in die windische Mark nach Ungarn und wollten die Preußen-Herren aus dem Lande ver- treiben, welches ihnen der römische König in Ungarn gegeben hatte.1) Daher zogen die preußischen Herren ein Heer zusammen und der Herzog Swidrigal, Fürst von Litthauen, kam ihnen zu Hilfe mit den Ungarn. Sie griffen die Türken mit Macht an und tödteten und ertränkten 60 000 und mehr von ihnen. Dabei fand man das Banner und Geld von den Venetianern, denn diese waren dem Könige sehr feindselig. Alles dies geschah, während der römische König in der Lombardei war. — Im Jahre 1432, im Hochsommer, zwischen Johanni und Michaelis, starb der König von Cypern und hinterließ zwei Brüder. Da wollten die Venetianer auch dies Land erwerben und zogen mit Kriegsmacht nach Cypern. Daher sammelten die Brüder ein Heer und gaben die eine ihrer Schwestern dem Sultan, die andere dem Herzog Swidrigal, dem Fürsten von Littauen, auf daß sie Macht und Hilfe hätten, um sich gegen die Venetianer zu behaupten. In derselben Zeit war der römische König fort während zu Siena und brachte auch Mannschaften auf um seines Besten und um der heiligen Kirche und um der Christen heit willen. Später findest Du [davon] neue Kunde. 272. Wie in der Stadt Gent in Flandern ein großer Krieg zwischen der Gemeinde und dem Rathe der Stadt ausbrach. Im Jahre 1432 erhob sich in der Stadt Gent in Flandern ein großer Streit zwischen der Gemeinde und dem Rathe, so daß die Gemeinde viele Rathsherren2) tödtete, weil sie dem Her- zoge von Burgund in zu vielen Stücken den Willen thaten. Hierbei war der Herzog von Burgund selbst nicht sicher. Denn in jenem Lande sind die Gemeinden Herren. Ein Herr oder der Rath in den Städten wagen nicht mehr zu thun, als nach dem Willen und dem Rathe der Gemeinde [recht ist]. Doch 1) Sie hatten die Festung Szorény inne. Vergl. Kap 294. — 2) H: der richen vil.
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240 Eberhard Windecke. ward der Streit mit großer Mühe und Weisheit gestillt, aber wer todt lag, der war todt, und es ging in Brügge ebensowohl, und in Brabant und Brüssel und Löwen. 273. Wie die Hussiten durch eitel Verrätherei die Stadt Tyrnau bei Preßburg in Ungarn in ihre Gewalt bekamen. In derselben Zeit ward die Stadt Tyrnau bei Preßburg in Ungarn von den leidigen Hussiten durch eitel Verrätherei ge- wonnen und sehr große Beute darin gemacht.1) Und der römische König hielt sich in der Lombardei und zu Siena auf, und der Papst Eugenius und die Florentiner und Venetianer waren ganz und gar feindlich gegen ihn. Er befand sich in großen Sorgen und ritt selbst zu Felde. Unten wirst Du hören, wie kümmerlich es ihm erging, bis einer kam, der hieß Jakob von Sircke und war Domherr zu Trier. Dieser bemerkte, daß der Papst Eugeuius mit dem römischen Könige nicht einig und auf ihn sehr unwillig war, und er wirkte auf den König und wiederum auf den Papst so ein, und unterhandelte über Alles, so daß sie zum Frieden gelangten, wie Du hernach2) wohl finden sollst. 274. Wie die Hussiten von Böhmen einen Brief mit gar trefflichen Leuten nach Basel zum Konzil schickten. Im Jahre 1432, als König Sigmund in der Lombardei war und Kaiser werden wollte, was er auch erreichte, und als man das Konzil zu Basel abhielt, sandten die Hussiten einen Brief gen Basel, wie Du wohl noch hören sollst. Als dies Schreiben angehört und gelesen war, beschloß man sie zu ver hören und Gelehrte und Doctores nach Böhmen zu senden, wie Du in der folgenden Schrift wohl hören3) wirst. 1) In den Handschr. folgt noch die Angabe ihres Weges: und die hussen worent hin in gezogen für die selein und für die drentze (H: florentze) uud pluntze (H: pluntzin) und für meprogens (H: mep'gres). — 2) Kap. 289. — 3) Die folgenden zehn Kapitel enthalten die wichtigsten Glaubenssätze der Calixtiner, Erläuterungen zu ihren vier Artikeln, zusammengestellt von den „Meistern und Priestern“ der Alt= und Neustadt Prag. Die Kapitel-Nummern 283 und 284 sind in G übersprungen.
240 Eberhard Windecke. ward der Streit mit großer Mühe und Weisheit gestillt, aber wer todt lag, der war todt, und es ging in Brügge ebensowohl, und in Brabant und Brüssel und Löwen. 273. Wie die Hussiten durch eitel Verrätherei die Stadt Tyrnau bei Preßburg in Ungarn in ihre Gewalt bekamen. In derselben Zeit ward die Stadt Tyrnau bei Preßburg in Ungarn von den leidigen Hussiten durch eitel Verrätherei ge- wonnen und sehr große Beute darin gemacht.1) Und der römische König hielt sich in der Lombardei und zu Siena auf, und der Papst Eugenius und die Florentiner und Venetianer waren ganz und gar feindlich gegen ihn. Er befand sich in großen Sorgen und ritt selbst zu Felde. Unten wirst Du hören, wie kümmerlich es ihm erging, bis einer kam, der hieß Jakob von Sircke und war Domherr zu Trier. Dieser bemerkte, daß der Papst Eugeuius mit dem römischen Könige nicht einig und auf ihn sehr unwillig war, und er wirkte auf den König und wiederum auf den Papst so ein, und unterhandelte über Alles, so daß sie zum Frieden gelangten, wie Du hernach2) wohl finden sollst. 274. Wie die Hussiten von Böhmen einen Brief mit gar trefflichen Leuten nach Basel zum Konzil schickten. Im Jahre 1432, als König Sigmund in der Lombardei war und Kaiser werden wollte, was er auch erreichte, und als man das Konzil zu Basel abhielt, sandten die Hussiten einen Brief gen Basel, wie Du wohl noch hören sollst. Als dies Schreiben angehört und gelesen war, beschloß man sie zu ver hören und Gelehrte und Doctores nach Böhmen zu senden, wie Du in der folgenden Schrift wohl hören3) wirst. 1) In den Handschr. folgt noch die Angabe ihres Weges: und die hussen worent hin in gezogen für die selein und für die drentze (H: florentze) uud pluntze (H: pluntzin) und für meprogens (H: mep'gres). — 2) Kap. 289. — 3) Die folgenden zehn Kapitel enthalten die wichtigsten Glaubenssätze der Calixtiner, Erläuterungen zu ihren vier Artikeln, zusammengestellt von den „Meistern und Priestern“ der Alt= und Neustadt Prag. Die Kapitel-Nummern 283 und 284 sind in G übersprungen.
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Leben König Sigmunds. Kap. 272—287. 241 287. Wie sich der König zu Nürnberg befand, als der Herzog von Lothringen und der Markgraf von Baden starben. Als -der König und viele Fürsten nach Johannis 1431 zu Nürnberg waren und einen Anschlag gemacht hatten, nach Böhmen gegen die Hussiten zu ziehen, sandte der König seinen Marschall, Herrn Lorenz von Heidenreich-Thurn und seinen Hofmeister, Herrn Sweiden Lafflay, sowie fünf andere ungarische Landesherren mit drei Kämmerern und zwei Leiterwagen und danach auch den ungarischen Kanzler nach Augsburg und weiter nach Mailand, wohin er selbst zu kommen gedachte. Hierauf begab sich der römische König Sigmund nach Bamberg und machte daselbst zwischen der Geistlichkeit und der Stadt eine feste Regelung. Von hier zog er weiter nach Eger und ver- handelte daselbst mit den Hussiten, schied aber, ohne in dieser Angelegenheit etwas erreicht zu haben, von dannen und begab sich wieder nach Nürnberg. In dieser Zeit war der Herzog von Lothringen gestorben und hatte sein Land, als Erbtheil seiner Tochter, dem Herzoge von Barl) gegeben; dem Sohne des Markgrafen Bernhard von Baden aber, welcher ebenfalls eine Tochter hatte, ward eine Abfindungssumme in Geld. Acht oder zehn Tage vor Pfingsten des genannten Jahres starb Markgraf Bernhard von Baden. — Als nun Jedermann von Nürnberg heimzog und Rüstungen gegen die Hussiten treffen sollte, entstand großer Streit zwischen dem Herzoge von Burgund und den Lande Lüttich. Es war aber ein Kardinal von Rom gekommen, der viel Ablaß zu geben hatte, und hinab in das Lütticher Land gezogen. Als dieser einen Frieden zu Stande gebracht hatte, hatte sich in- zwischen der Streit um das Land Lothringen mit dem von Bar erhoben. Da sandten die Kurfürsten große Streitkräfte, die man auf achttausend Mann Reisige schätzte, gegen den Wider sacher des von Bar: dies war damals für den böhmischen Zug 1) Vergl. Kap. 262. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 16
Leben König Sigmunds. Kap. 272—287. 241 287. Wie sich der König zu Nürnberg befand, als der Herzog von Lothringen und der Markgraf von Baden starben. Als -der König und viele Fürsten nach Johannis 1431 zu Nürnberg waren und einen Anschlag gemacht hatten, nach Böhmen gegen die Hussiten zu ziehen, sandte der König seinen Marschall, Herrn Lorenz von Heidenreich-Thurn und seinen Hofmeister, Herrn Sweiden Lafflay, sowie fünf andere ungarische Landesherren mit drei Kämmerern und zwei Leiterwagen und danach auch den ungarischen Kanzler nach Augsburg und weiter nach Mailand, wohin er selbst zu kommen gedachte. Hierauf begab sich der römische König Sigmund nach Bamberg und machte daselbst zwischen der Geistlichkeit und der Stadt eine feste Regelung. Von hier zog er weiter nach Eger und ver- handelte daselbst mit den Hussiten, schied aber, ohne in dieser Angelegenheit etwas erreicht zu haben, von dannen und begab sich wieder nach Nürnberg. In dieser Zeit war der Herzog von Lothringen gestorben und hatte sein Land, als Erbtheil seiner Tochter, dem Herzoge von Barl) gegeben; dem Sohne des Markgrafen Bernhard von Baden aber, welcher ebenfalls eine Tochter hatte, ward eine Abfindungssumme in Geld. Acht oder zehn Tage vor Pfingsten des genannten Jahres starb Markgraf Bernhard von Baden. — Als nun Jedermann von Nürnberg heimzog und Rüstungen gegen die Hussiten treffen sollte, entstand großer Streit zwischen dem Herzoge von Burgund und den Lande Lüttich. Es war aber ein Kardinal von Rom gekommen, der viel Ablaß zu geben hatte, und hinab in das Lütticher Land gezogen. Als dieser einen Frieden zu Stande gebracht hatte, hatte sich in- zwischen der Streit um das Land Lothringen mit dem von Bar erhoben. Da sandten die Kurfürsten große Streitkräfte, die man auf achttausend Mann Reisige schätzte, gegen den Wider sacher des von Bar: dies war damals für den böhmischen Zug 1) Vergl. Kap. 262. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 16
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242 Eberhard Windecke. ein großer Schade. Jene achtiausend wurden vom Herzog von Burgund eingeschlossen, der dem 1) beistand, gegen welchen sie dem Herzoge von Bar zu Liebe gezogen waren, und fielen alle bis auf ein oder zweihundert, und der Herzog von Bar und der Bischof von Mainz, der hinaus gen Böhmen sollte2), wurden gefangen, was für den Zug gegen die Hussiten in Böhmen ein gewaltiger Schlag war. Hierauf zogen der Bischof von Köln und andere Fürsten gen Böhmen und für den Bischof Konrad von Mainz der Graf Michel von Wertheim und der von Usen- burg. Wie es ihnen erging, das findest Du unten. Damals hatte der Herr von Mailand, den der römische König Sigmund zum Herzoge gemacht hatte, wohl zwölftausend Mann gegen die Venetianer im Felde und fügte auch den Flo- rentinern großen Schaden zu. Auch wie sich diese Verhältnisse gestalteten, wird man unten finden, wenn mir Gott das Leben lässet. Denn in jener Zeit stand es in Mainz gar übel und mancherlei böse Pläne waren im Gange, wovon viel zu erzählen wäre; doch will ich wenigstens ein Theil davon hersetzen, damit die jungen Leute, die später leben, es erfahren können, was durch Haß, Neid und Eigennutz geschah, den einige vom Rathe, von der Kammer, von der Münze und auch von der gemeinen Menge hatten, wie mir scheint. Habe ich aber unrechte Ansicht, so verzeihe mir Gott, doch würde ich fürwahr in dem Glauben sterben [Recht zu haben]. 288. Wie zu Lüttich großer Streit und Kampf sich erhob und viele Leute in der Stadt erschlagen wurden. Zu Anfang des Jahres 1433 nach Christi Geburt war zu Lüttich, vier Meilen von Aachen, ein schlimmer Zwist entstanden und wurde auf den Bischof übertragen, als er in die Stadt kommen wollte und Leute in den Häusern verborgen hatte. Die Bürger bemerkten es und es blieben viele derselben todt, doch 1) Dem Grafen von Vaudemont. — 2) H und G: meintz das sol uns gen beheim (für der solt us g. b.?); C lückenhaft.
242 Eberhard Windecke. ein großer Schade. Jene achtiausend wurden vom Herzog von Burgund eingeschlossen, der dem 1) beistand, gegen welchen sie dem Herzoge von Bar zu Liebe gezogen waren, und fielen alle bis auf ein oder zweihundert, und der Herzog von Bar und der Bischof von Mainz, der hinaus gen Böhmen sollte2), wurden gefangen, was für den Zug gegen die Hussiten in Böhmen ein gewaltiger Schlag war. Hierauf zogen der Bischof von Köln und andere Fürsten gen Böhmen und für den Bischof Konrad von Mainz der Graf Michel von Wertheim und der von Usen- burg. Wie es ihnen erging, das findest Du unten. Damals hatte der Herr von Mailand, den der römische König Sigmund zum Herzoge gemacht hatte, wohl zwölftausend Mann gegen die Venetianer im Felde und fügte auch den Flo- rentinern großen Schaden zu. Auch wie sich diese Verhältnisse gestalteten, wird man unten finden, wenn mir Gott das Leben lässet. Denn in jener Zeit stand es in Mainz gar übel und mancherlei böse Pläne waren im Gange, wovon viel zu erzählen wäre; doch will ich wenigstens ein Theil davon hersetzen, damit die jungen Leute, die später leben, es erfahren können, was durch Haß, Neid und Eigennutz geschah, den einige vom Rathe, von der Kammer, von der Münze und auch von der gemeinen Menge hatten, wie mir scheint. Habe ich aber unrechte Ansicht, so verzeihe mir Gott, doch würde ich fürwahr in dem Glauben sterben [Recht zu haben]. 288. Wie zu Lüttich großer Streit und Kampf sich erhob und viele Leute in der Stadt erschlagen wurden. Zu Anfang des Jahres 1433 nach Christi Geburt war zu Lüttich, vier Meilen von Aachen, ein schlimmer Zwist entstanden und wurde auf den Bischof übertragen, als er in die Stadt kommen wollte und Leute in den Häusern verborgen hatte. Die Bürger bemerkten es und es blieben viele derselben todt, doch 1) Dem Grafen von Vaudemont. — 2) H und G: meintz das sol uns gen beheim (für der solt us g. b.?); C lückenhaft.
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Leben König Sigmunds. Kap. 287—289. 243 behaupteten sie die Stadt gegen den Bischof. So kläglich stand es zwischen den Geistlichen und Laien: bald war der Papst [der Schuldige], bald der Bischof, der Probst, bald der Pfaffe. Gott lenke es zum Besten! 289. Wie Herr Jakob von Sirck, Bischof von Trier, nach Siena zum Könige kam und zwischen dem Papste Eugenius IV. und dem Könige alle Zwietracht beilegte, und wie der König mit ihm nach Rom ritt. Wie Du oben1) gelesen hast, war der römische, ungarische und böhmische König Sigmund ohne Hülfe, Rath und Zuthun der Fürsten und Reichsstädte nach der Lombardei gezogen, hatte dann lange Zeit in Siena verweilt und in dieser Zeit auch seinen Marschall zu den Fürsten und Städten gesandt, daß man ihm zu Hilfe käme, und Niemand kam. Alle Leute aber, wenig stens alle Geistlichen, hatten den Glauben, daß er nicht Kaiser werden und nimmer wieder nach Hause kommen würde.2) Doch Gott der Allmächtige fügte es, daß einer Namens von Sirck aus dem Stifte Trier in ener Zeit in Rom war. Dieser be mühte sich damals so sehr, daß der Papst Eugen IV. und König Sigmund einig wurden, wie Du auch oben gehört hast, und daß der Papst das Konzil anerkannte, wie wohl er es zuvor angegriffen hatte. Als nun der Papst und König Sigmund eins geworden waren, einigten sich auch die Florentiner und die von Siena und die Venetianer mit dem Herrn von Mailand. Darauf trat der römische König am 12. Mai, dem heil. Pan- kratiustage, 1433 den Zug nach Rom an, und am heiligen Pfingsttage ritt der römische König zu Ron zur Peterskirche, wo der Papst Eugen IV. unter seinem Tabernakel saß. Als der römische König Sigmnnd vor ihm niedergekniet war, verlieh er ihm seine kaiserliche Krone. Da begab sich der Kaiser in die Kirche vor St. Mauritius-Altar, und man machte ihn zum Kanonikus des Münsters zu Rom und setzte ihm einen bunten Hut mit 1 Kap. 273. — 2) Vergl. 311 Anfang. 16 *)
Leben König Sigmunds. Kap. 287—289. 243 behaupteten sie die Stadt gegen den Bischof. So kläglich stand es zwischen den Geistlichen und Laien: bald war der Papst [der Schuldige], bald der Bischof, der Probst, bald der Pfaffe. Gott lenke es zum Besten! 289. Wie Herr Jakob von Sirck, Bischof von Trier, nach Siena zum Könige kam und zwischen dem Papste Eugenius IV. und dem Könige alle Zwietracht beilegte, und wie der König mit ihm nach Rom ritt. Wie Du oben1) gelesen hast, war der römische, ungarische und böhmische König Sigmund ohne Hülfe, Rath und Zuthun der Fürsten und Reichsstädte nach der Lombardei gezogen, hatte dann lange Zeit in Siena verweilt und in dieser Zeit auch seinen Marschall zu den Fürsten und Städten gesandt, daß man ihm zu Hilfe käme, und Niemand kam. Alle Leute aber, wenig stens alle Geistlichen, hatten den Glauben, daß er nicht Kaiser werden und nimmer wieder nach Hause kommen würde.2) Doch Gott der Allmächtige fügte es, daß einer Namens von Sirck aus dem Stifte Trier in ener Zeit in Rom war. Dieser be mühte sich damals so sehr, daß der Papst Eugen IV. und König Sigmund einig wurden, wie Du auch oben gehört hast, und daß der Papst das Konzil anerkannte, wie wohl er es zuvor angegriffen hatte. Als nun der Papst und König Sigmund eins geworden waren, einigten sich auch die Florentiner und die von Siena und die Venetianer mit dem Herrn von Mailand. Darauf trat der römische König am 12. Mai, dem heil. Pan- kratiustage, 1433 den Zug nach Rom an, und am heiligen Pfingsttage ritt der römische König zu Ron zur Peterskirche, wo der Papst Eugen IV. unter seinem Tabernakel saß. Als der römische König Sigmnnd vor ihm niedergekniet war, verlieh er ihm seine kaiserliche Krone. Da begab sich der Kaiser in die Kirche vor St. Mauritius-Altar, und man machte ihn zum Kanonikus des Münsters zu Rom und setzte ihm einen bunten Hut mit 1 Kap. 273. — 2) Vergl. 311 Anfang. 16 *)
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244 Eberhard Windecke. Spitzen wie Hörner auf, dergleichen die Prälaten an dem Dome tragen. Hierauf gingen der Papst und der König Signuund sich im Chore der Peterskirche, jeder unter seinen Tabernakel zu setzen, und es nahete einer, der einen Kaiser zu krönen berufen ist und fragte den Kaiser, ob er ein eheliches Kind, ein frommer Mann und Herr wäre, wie das recht und billig ist und sein soll. Da sagte der Kaiser: „Ja, aber Du bist nicht fromm und tugendhaft genug, dem Kaiser seine Krone aufzusetzen, denn Du hast einer Frau die Brüste abgeschnitten." Denach ward dieser zurückgewiesen und ein anderer vom Papste und vom Kaiser bestimmt. 290. Wie der Kaiser von dem Papste Eugen IV. zu Rom in St. Peters Münster gekrönt wurde. So gingen der Papst und der Kaiser, um sich in ihre Taber- nakel zu setzen, als man das Evangelium zu lesen im Begriffe stand, denn man hatte ein feierliches Amt von der heiligen Trinität zu singen angehoben, so [herrlich] das nur möglich war. Da erschien der, welcher einem Kaiser die Krone auf- zusetzen pflegt, und setzte dem Kaiser seine Krone auf, so daß sie schief zur rechten Seite hin hing. Darauf kniete der Kaiser vor dem Papste nieder und dieser hob den rechten Fuß und rückte ihm die Krone grade, wie es recht und herkömnlich ist. Hier auf ertheilte er dem Kaiser den Segen und gab1) einem andern des Kaisers Schwert, welches der Papst einem Kaiser zu schenken verpflichtet ist, wenn dieser das Evangelium in der Messe singt. Als nun der Kaiser das Evangelium sang und an die Worte kam: „et dabo tibi gladium“ reichte der Papst dem Kaiser das Schwert mit der Spitze in die Hand, der Marschall des Kaisers aber drehte es um und gab es ihm richtig in die Hand. Dann sang der Kaiser das Evangelium ganz fertig. — Als das Hoch¬ amt vorüber war und man nach wälschen Sitten den Kuß giebt, reichte man dem Papste das wahre Sakrament zum Kusse, und 1) Er sollte es vorläufig halten.
244 Eberhard Windecke. Spitzen wie Hörner auf, dergleichen die Prälaten an dem Dome tragen. Hierauf gingen der Papst und der König Signuund sich im Chore der Peterskirche, jeder unter seinen Tabernakel zu setzen, und es nahete einer, der einen Kaiser zu krönen berufen ist und fragte den Kaiser, ob er ein eheliches Kind, ein frommer Mann und Herr wäre, wie das recht und billig ist und sein soll. Da sagte der Kaiser: „Ja, aber Du bist nicht fromm und tugendhaft genug, dem Kaiser seine Krone aufzusetzen, denn Du hast einer Frau die Brüste abgeschnitten." Denach ward dieser zurückgewiesen und ein anderer vom Papste und vom Kaiser bestimmt. 290. Wie der Kaiser von dem Papste Eugen IV. zu Rom in St. Peters Münster gekrönt wurde. So gingen der Papst und der Kaiser, um sich in ihre Taber- nakel zu setzen, als man das Evangelium zu lesen im Begriffe stand, denn man hatte ein feierliches Amt von der heiligen Trinität zu singen angehoben, so [herrlich] das nur möglich war. Da erschien der, welcher einem Kaiser die Krone auf- zusetzen pflegt, und setzte dem Kaiser seine Krone auf, so daß sie schief zur rechten Seite hin hing. Darauf kniete der Kaiser vor dem Papste nieder und dieser hob den rechten Fuß und rückte ihm die Krone grade, wie es recht und herkömnlich ist. Hier auf ertheilte er dem Kaiser den Segen und gab1) einem andern des Kaisers Schwert, welches der Papst einem Kaiser zu schenken verpflichtet ist, wenn dieser das Evangelium in der Messe singt. Als nun der Kaiser das Evangelium sang und an die Worte kam: „et dabo tibi gladium“ reichte der Papst dem Kaiser das Schwert mit der Spitze in die Hand, der Marschall des Kaisers aber drehte es um und gab es ihm richtig in die Hand. Dann sang der Kaiser das Evangelium ganz fertig. — Als das Hoch¬ amt vorüber war und man nach wälschen Sitten den Kuß giebt, reichte man dem Papste das wahre Sakrament zum Kusse, und 1) Er sollte es vorläufig halten.
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Leben König Sigmunds. Kap. 289—291. 245 hierauf küste der Papst den Kaiser auf die rechte Backe und [ebenso] der Kaiser den Papst. Hierauf nahm der Kaiser sein Schwert wieder in die Hand und der Papst sein Kreuz und ertheilte dem Kaiser den Segen. An diesem Tage verabschiedeten sie sich so herzlich, daß ich Segen davon erhoffe, und daß der allmächtige Gott und die Jungfrau Maria, alle himmlischen Heer- schaaren und die ganze Christenheit davon gelobt und gebessert werden sollen: wie es sich aber hernach gestaltete, das denke ich, so Gott will, hernach wieder nach bestem [Wissen] zu zeigen. 291. Wie ein großer Streit zwischen dem von Geldern und dem Herzoge von Berg beigelegt ward. Während im Jahre 1433 der römische König durch seine Wunderwerke, die Gott in dessen Tüchtigkeit durch ihn gethan hat, Kaiser wurde, wie Du oben gehört hast, war ein harter Streit zwischen dem von Geldern und dem Herzoge von Berg entbrannt. Als sie zu Felde zogen, sollte der Herzog von Berg erschlagen werden, da die auf seiner Seite Stehenden ihn ver- lajsen wollten. Denn die von Geldern hatten dem von Berg sehr viele brave Leute niedergeworfen und der von Heinsberg hatte sich sehr vergessen und die Verrätherei angelegt. Der von Virneburg warnte den von Berg in allen Ehren und nannte doch Niemand. An ihm selbst fand sich’s wohl, und so endete der Streit. Das sollte ant Frohnleichnamstage des genannten Jahres geschehen. Um den Johannistag desselben Jahres trat einer auf Namens Manderscheid, ein erwählter Bischof von Trier, dem der von Virneburg beistand. Das Bisthum [von Trier] aber hatte der Papst Martin dem Bischof von Speier, Raban von Helmstädt, verliehen, wofür dieser ihm viel Geld gegeben hatte. Und als der Papst das Geld genommen hatte, gab er das Bis- thum [Trier] dem von Speier und dem Sohne des von Epp- stein gab er das Bisthum von Speier, wodurch viel Streit ent- stand. Damals war das Konzil in Basel versammelt, und am
Leben König Sigmunds. Kap. 289—291. 245 hierauf küste der Papst den Kaiser auf die rechte Backe und [ebenso] der Kaiser den Papst. Hierauf nahm der Kaiser sein Schwert wieder in die Hand und der Papst sein Kreuz und ertheilte dem Kaiser den Segen. An diesem Tage verabschiedeten sie sich so herzlich, daß ich Segen davon erhoffe, und daß der allmächtige Gott und die Jungfrau Maria, alle himmlischen Heer- schaaren und die ganze Christenheit davon gelobt und gebessert werden sollen: wie es sich aber hernach gestaltete, das denke ich, so Gott will, hernach wieder nach bestem [Wissen] zu zeigen. 291. Wie ein großer Streit zwischen dem von Geldern und dem Herzoge von Berg beigelegt ward. Während im Jahre 1433 der römische König durch seine Wunderwerke, die Gott in dessen Tüchtigkeit durch ihn gethan hat, Kaiser wurde, wie Du oben gehört hast, war ein harter Streit zwischen dem von Geldern und dem Herzoge von Berg entbrannt. Als sie zu Felde zogen, sollte der Herzog von Berg erschlagen werden, da die auf seiner Seite Stehenden ihn ver- lajsen wollten. Denn die von Geldern hatten dem von Berg sehr viele brave Leute niedergeworfen und der von Heinsberg hatte sich sehr vergessen und die Verrätherei angelegt. Der von Virneburg warnte den von Berg in allen Ehren und nannte doch Niemand. An ihm selbst fand sich’s wohl, und so endete der Streit. Das sollte ant Frohnleichnamstage des genannten Jahres geschehen. Um den Johannistag desselben Jahres trat einer auf Namens Manderscheid, ein erwählter Bischof von Trier, dem der von Virneburg beistand. Das Bisthum [von Trier] aber hatte der Papst Martin dem Bischof von Speier, Raban von Helmstädt, verliehen, wofür dieser ihm viel Geld gegeben hatte. Und als der Papst das Geld genommen hatte, gab er das Bis- thum [Trier] dem von Speier und dem Sohne des von Epp- stein gab er das Bisthum von Speier, wodurch viel Streit ent- stand. Damals war das Konzil in Basel versammelt, und am
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246 Eberhard Windecke. Margarethentage des genannten Jahres wollte der Herzog Lud- wig von Heidelberg stets dem Bischofe von Speier zum Besitze von Trier verhelfen, denn diese Stadt verließ sich fest auf den Herzog von Heidelberg und widersetzte sich dem von Mander- scheid, welchem außer ihr fast das ganze Bisthum gehuldigt hatte. Als so der Bischof Raban von Speier und der Pfalz- graf mit ihm auf den Margarethentag ankommen sollte, zogen sie aus und kamen in die Stadt Sirck, und da sich die Leute des Herzogs zu Lutter von dem Herzog getrennt hatten, so daß er kaum fünfhundert Pferde um sich behielt, wollte der von Virneburg in des Herzogs Land einen Einfall machen. Als dieser das bemerkte, eilte er wieder heim und ließ den Bischof zu Sirck mit 40 Pferden zurück, aber der von Manderscheid hatte mit dem von Virneburg 2000 Pferde und 1400 gute Gewappnete zu Fuß. Der Bischof Raban aber lag zu Sirck bis auf den Montag nach Jakobi, an welchen Tage er hein- lich nach Trier kam. Was daraus folgte, findet man wohl unten.1) 292. Wie die Venetianer dem Kaiser einen großen Schatz brachten, womit er bezahlte, was er zu Rom verzehrt hatte, und wie sie ihm nach Ferrara fünfzehn Meilen von Venedig entgegen ritten. Als im Jahre 1433 der Kaiser Sigmund gekrönt worden war und mit den Venetianern auf fünf Jahre Frieden geschlossen hatte und sich mit dem Papste und mit den Florentinern ge- einigt hatte, thaten ihm die Venetianer große Ehre an und be- zahlten alle Reisekosten zu Rom und auf dem Wege nach Deutschland. Indem der Kaiser nach Ferrara2) zog, 15 Meilen von Venedig, erwartete man ihn im Konzil zu Basel, und während er in der Lombardei war, waren die Räthe der Hussiten zu Basel gewesen, und man hatte Meister mit ihnen gesandt, die 1) Kap. 331 n. d. M. — 2; Vergl. Aschb. IV, 128.
246 Eberhard Windecke. Margarethentage des genannten Jahres wollte der Herzog Lud- wig von Heidelberg stets dem Bischofe von Speier zum Besitze von Trier verhelfen, denn diese Stadt verließ sich fest auf den Herzog von Heidelberg und widersetzte sich dem von Mander- scheid, welchem außer ihr fast das ganze Bisthum gehuldigt hatte. Als so der Bischof Raban von Speier und der Pfalz- graf mit ihm auf den Margarethentag ankommen sollte, zogen sie aus und kamen in die Stadt Sirck, und da sich die Leute des Herzogs zu Lutter von dem Herzog getrennt hatten, so daß er kaum fünfhundert Pferde um sich behielt, wollte der von Virneburg in des Herzogs Land einen Einfall machen. Als dieser das bemerkte, eilte er wieder heim und ließ den Bischof zu Sirck mit 40 Pferden zurück, aber der von Manderscheid hatte mit dem von Virneburg 2000 Pferde und 1400 gute Gewappnete zu Fuß. Der Bischof Raban aber lag zu Sirck bis auf den Montag nach Jakobi, an welchen Tage er hein- lich nach Trier kam. Was daraus folgte, findet man wohl unten.1) 292. Wie die Venetianer dem Kaiser einen großen Schatz brachten, womit er bezahlte, was er zu Rom verzehrt hatte, und wie sie ihm nach Ferrara fünfzehn Meilen von Venedig entgegen ritten. Als im Jahre 1433 der Kaiser Sigmund gekrönt worden war und mit den Venetianern auf fünf Jahre Frieden geschlossen hatte und sich mit dem Papste und mit den Florentinern ge- einigt hatte, thaten ihm die Venetianer große Ehre an und be- zahlten alle Reisekosten zu Rom und auf dem Wege nach Deutschland. Indem der Kaiser nach Ferrara2) zog, 15 Meilen von Venedig, erwartete man ihn im Konzil zu Basel, und während er in der Lombardei war, waren die Räthe der Hussiten zu Basel gewesen, und man hatte Meister mit ihnen gesandt, die 1) Kap. 331 n. d. M. — 2; Vergl. Aschb. IV, 128.
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Leben König Sigmunds. Kap. 291—292b. 247 das Volk in Böhmen unterweisen sollten1), woraus freilich nichts ward. Zu derselben Zeit am Michaelistage kamen die leidigen Hussiten2) aus Böhmen. Als Herzog Hans von Sulzbach, Markgraf Friedrich von Brandenburg und andere Herren dies merkten, sammelten sie Truppen. Die Hussiten hatten gewiß 2000 Mann zu Fuß und zu Roß und eine Wagenburg von 44 Wagen. Der Hauptmann der christlichen Fürsten war ein Böhme Namens Heinz Pflug, welcher am Vortrab 300 Mann zu Pferde und 600 Mann zu Fuß hatte. Bis die christliche Hauptmacht herankam, waren die Hussiten bereit gewesen, daher griff sie Heinz Pflug an. Da wollten sie die Wagenburg schlagen, es war aber ein Wagenknecht da und drehte3) den ersten Wagen um, so daß in der Wagenburg eine Lücke entstand und die Christen hineinkamen. Daher erschraken die leidigen Ketzer so sehr, daß sie sich zur Flucht wandten. Es blieben da von ihnen 1177 und dreihundertunddreißig wurden schwer ver- wundet, und an diesem Tage ging es glücklich. Gott gebe uns Christen mehr Glück! Amen! Indessen tagte das Konzil fort- während in Basel, und während man den römischen Kaiser er- wartete, kam derselbe am Sonntage nach St. Gallustage über den Bodensee auf dem Rheine in Gnaden nach Basel. 292b. Wie ein Tag in Eltville abgehalten wurde und wie die Preußenherren eine Niederlage von den Polen erlitten.4) Gedenke ferner an den Weinschank der Domherren und der Laien, um dessen willen die Geistlichkeit, alle Kanonici und Vikarien zum Dome und alle Priester die Stadt Mainz ver- ließen. In dieser Sache ward ein Tag auf den Donnerstag 1) Gemeint ist wohl die vom Basler Konzil entsandte Deputation unter dem Bischof von Coutances, welche die Wiedervereinigung der Böhmen mit der Kirche herbeiführen sollte Vergl. Aschb. IV, 155; Kap. 309, 311. — 2) Hdschr. geben den Weg in folgenden Worten: by der widen und by kamer uss (C G und komen us). — 3) Hdschr.: kerten (plur.). — 4) Das folgende Kapitel ist nur in H erhalten, die Ueberschrift ist in der Uebersetzung hinzugefügt.
Leben König Sigmunds. Kap. 291—292b. 247 das Volk in Böhmen unterweisen sollten1), woraus freilich nichts ward. Zu derselben Zeit am Michaelistage kamen die leidigen Hussiten2) aus Böhmen. Als Herzog Hans von Sulzbach, Markgraf Friedrich von Brandenburg und andere Herren dies merkten, sammelten sie Truppen. Die Hussiten hatten gewiß 2000 Mann zu Fuß und zu Roß und eine Wagenburg von 44 Wagen. Der Hauptmann der christlichen Fürsten war ein Böhme Namens Heinz Pflug, welcher am Vortrab 300 Mann zu Pferde und 600 Mann zu Fuß hatte. Bis die christliche Hauptmacht herankam, waren die Hussiten bereit gewesen, daher griff sie Heinz Pflug an. Da wollten sie die Wagenburg schlagen, es war aber ein Wagenknecht da und drehte3) den ersten Wagen um, so daß in der Wagenburg eine Lücke entstand und die Christen hineinkamen. Daher erschraken die leidigen Ketzer so sehr, daß sie sich zur Flucht wandten. Es blieben da von ihnen 1177 und dreihundertunddreißig wurden schwer ver- wundet, und an diesem Tage ging es glücklich. Gott gebe uns Christen mehr Glück! Amen! Indessen tagte das Konzil fort- während in Basel, und während man den römischen Kaiser er- wartete, kam derselbe am Sonntage nach St. Gallustage über den Bodensee auf dem Rheine in Gnaden nach Basel. 292b. Wie ein Tag in Eltville abgehalten wurde und wie die Preußenherren eine Niederlage von den Polen erlitten.4) Gedenke ferner an den Weinschank der Domherren und der Laien, um dessen willen die Geistlichkeit, alle Kanonici und Vikarien zum Dome und alle Priester die Stadt Mainz ver- ließen. In dieser Sache ward ein Tag auf den Donnerstag 1) Gemeint ist wohl die vom Basler Konzil entsandte Deputation unter dem Bischof von Coutances, welche die Wiedervereinigung der Böhmen mit der Kirche herbeiführen sollte Vergl. Aschb. IV, 155; Kap. 309, 311. — 2) Hdschr. geben den Weg in folgenden Worten: by der widen und by kamer uss (C G und komen us). — 3) Hdschr.: kerten (plur.). — 4) Das folgende Kapitel ist nur in H erhalten, die Ueberschrift ist in der Uebersetzung hinzugefügt.
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248 Eberhard Windecke. nach St. Jakobstag nach Eltville gemacht. Dahin kamen viele von der Geistlichkeit, der Bischof von Mainz, ein Rheingraf; der Bischof von Köln, einer von Mörs; der von Katzenellen- bogen; die von Eppstein, von Asenburg, von Hanau, von Bam- berg und viele andere tüchtige, edele Herren und Knechte, die Freunde des Rathes von Worms, Speier und Frankfurt und die Räthe des Pfalzgrafen. Doch trennten sie sich, ohne etwas erreicht zu haben. Alles das war, während Kaiser Sigmund in Rom war. Die Verhältnisse waren schlimm geworden und später wurden sie noch übeler. Das bewirkte alles der Pfaffen Uebermuth und Geiz. — In derselben Zeit, als Kaiser Sigmund nach Rom gekommen war und Kaiser werden wollte, waren die Herren von Preußen und der König von Polen in Streit ge- rathen und vermaßen sich, Krieg zu führen. Sie kämpften am Tage nach St. Johannistag und die Preußen verloren viele Leute, doch behaupteten sie das Schlachtfeld. So wunderlich stand es in der Welt durch böse Thaten und Vorsätze, durch eitel Geiz und Bosheit, daß es kein Wunder wäre, wenn Gott die Welt hätte untergehen lassen.1) Wenigstens gab es in dem Jahre viel Unwetter und großes Wasser, denn der Rhein floß mannshoch zu der eisernen Pforte herein und strömte an dem Kaufhaus vorbei zu dem Brunnen, der auf dem Bran steht, so daß man mit Nachen zu dem Brunnen fuhr. 293. Wie die Kardinäle und Bischöfe in großer Procession aus Basel zogen und den Kaiser empfingen. Indessen waren die Freunde der Stadt Mainz wegen der Geistlichkeit und des Weinschankes, den die Stadt aufgerichtet hatte, und um gemeinen Nutzens willen nach Basel geritten. Diese waren Heinz Rebstock, Johannes zum Sutters, und der Stadtschreiber Nikolai Wirstadt.2) Als der Kaiser Sigmund gekommen war und als Eugenius seine Vollmacht mitgeschickt hatte, wollte das Konzil diesen ab- 1) Aehnlicher Gedanke Kap. 262b. — 2) Bis hierher nur in H erhalten.
248 Eberhard Windecke. nach St. Jakobstag nach Eltville gemacht. Dahin kamen viele von der Geistlichkeit, der Bischof von Mainz, ein Rheingraf; der Bischof von Köln, einer von Mörs; der von Katzenellen- bogen; die von Eppstein, von Asenburg, von Hanau, von Bam- berg und viele andere tüchtige, edele Herren und Knechte, die Freunde des Rathes von Worms, Speier und Frankfurt und die Räthe des Pfalzgrafen. Doch trennten sie sich, ohne etwas erreicht zu haben. Alles das war, während Kaiser Sigmund in Rom war. Die Verhältnisse waren schlimm geworden und später wurden sie noch übeler. Das bewirkte alles der Pfaffen Uebermuth und Geiz. — In derselben Zeit, als Kaiser Sigmund nach Rom gekommen war und Kaiser werden wollte, waren die Herren von Preußen und der König von Polen in Streit ge- rathen und vermaßen sich, Krieg zu führen. Sie kämpften am Tage nach St. Johannistag und die Preußen verloren viele Leute, doch behaupteten sie das Schlachtfeld. So wunderlich stand es in der Welt durch böse Thaten und Vorsätze, durch eitel Geiz und Bosheit, daß es kein Wunder wäre, wenn Gott die Welt hätte untergehen lassen.1) Wenigstens gab es in dem Jahre viel Unwetter und großes Wasser, denn der Rhein floß mannshoch zu der eisernen Pforte herein und strömte an dem Kaufhaus vorbei zu dem Brunnen, der auf dem Bran steht, so daß man mit Nachen zu dem Brunnen fuhr. 293. Wie die Kardinäle und Bischöfe in großer Procession aus Basel zogen und den Kaiser empfingen. Indessen waren die Freunde der Stadt Mainz wegen der Geistlichkeit und des Weinschankes, den die Stadt aufgerichtet hatte, und um gemeinen Nutzens willen nach Basel geritten. Diese waren Heinz Rebstock, Johannes zum Sutters, und der Stadtschreiber Nikolai Wirstadt.2) Als der Kaiser Sigmund gekommen war und als Eugenius seine Vollmacht mitgeschickt hatte, wollte das Konzil diesen ab- 1) Aehnlicher Gedanke Kap. 262b. — 2) Bis hierher nur in H erhalten.
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Leben König Sigmunds. Kap. 292b—294. 249 setzen. Das war dem Kaiser sehr ungelegen und er bat das Konzil dringend, um seinetwillen sich acht Tage zu bedenken. Dies thaten sie und kamen überein, dem Papste abermals ein Schriftstück zuzusenden, und daß das Konzil thun könnte, was gut wäre, wenn er oder ein Bevollmächtigter von ihm nicht käme. So ward öffentlich festgesetzt am Sonnabend Abend aller Heiligen. Wie man dem Papste schrieb, das steht unten. Man gab ihm eine Frist von achtzig Tagen. Amt Donnerstage darauf verlieh der Kaiser dem jungen Markgrafen von Baden1) sein Lehen, denn während der Kaiser in Italien war, um Kaiser zu werden, war der alte Markgrai Bernhard von Baden gestorben. Am Sonnabend, nachdem der Kaiser Sigmund dem Markgrafen sein Lehen verliehen hatte, ließ dieser ein Turnier nach Schaffhausen am Bodensee ansagen. Wie es sich nachher machte, das findest Du unten, so Gott will. Alles das geschah im Jahre 1433 zwischen St. Galluss und Allerheiligen-Tage. Das Turnier aber kam nicht zu Stande. 294. Wie dem Kaiser Sigmund eine Botschaft kam, über die er sehr erschrak. Zu der Zeit, als das Erzählte geschah, kam dem Kaiser Nachricht, daß die Türken den deutschen Ordensrittern eine Niederlage beigebracht hätten,2) worüber er sehr betrübt war. Der Kaiser hatte diesen in Ungarn an der Grenze von Serbien Land gegeben. Daß die Ordensritter solchen Schaden erlitten, das bewirkte der Wallache Vicedomini, Merzweidans Sohn,3) den der Kaiser zu Nürnberg zu einem Herrn gemacht hatte, wie Du ihn oben4) hast nennen hören und dem er die Walachei gegeben hatte. Dieser trat auf die Seite der Türken gegen die deutschen Ordensritter. Auch der König von Polen war mit den Böhmen und Türken, und die böhmischen Ketzer hatten sich alle geeinigt und unternahmen einen Durchzug durch Ungarn. 1) Vergl. Kap. 311 Mitte. — 2) Vergl. Kap. 271. — 3) Er hieß Wlad Drakul. Vergl. Aschb. IV, 256 — 4) Kap. 259.
Leben König Sigmunds. Kap. 292b—294. 249 setzen. Das war dem Kaiser sehr ungelegen und er bat das Konzil dringend, um seinetwillen sich acht Tage zu bedenken. Dies thaten sie und kamen überein, dem Papste abermals ein Schriftstück zuzusenden, und daß das Konzil thun könnte, was gut wäre, wenn er oder ein Bevollmächtigter von ihm nicht käme. So ward öffentlich festgesetzt am Sonnabend Abend aller Heiligen. Wie man dem Papste schrieb, das steht unten. Man gab ihm eine Frist von achtzig Tagen. Amt Donnerstage darauf verlieh der Kaiser dem jungen Markgrafen von Baden1) sein Lehen, denn während der Kaiser in Italien war, um Kaiser zu werden, war der alte Markgrai Bernhard von Baden gestorben. Am Sonnabend, nachdem der Kaiser Sigmund dem Markgrafen sein Lehen verliehen hatte, ließ dieser ein Turnier nach Schaffhausen am Bodensee ansagen. Wie es sich nachher machte, das findest Du unten, so Gott will. Alles das geschah im Jahre 1433 zwischen St. Galluss und Allerheiligen-Tage. Das Turnier aber kam nicht zu Stande. 294. Wie dem Kaiser Sigmund eine Botschaft kam, über die er sehr erschrak. Zu der Zeit, als das Erzählte geschah, kam dem Kaiser Nachricht, daß die Türken den deutschen Ordensrittern eine Niederlage beigebracht hätten,2) worüber er sehr betrübt war. Der Kaiser hatte diesen in Ungarn an der Grenze von Serbien Land gegeben. Daß die Ordensritter solchen Schaden erlitten, das bewirkte der Wallache Vicedomini, Merzweidans Sohn,3) den der Kaiser zu Nürnberg zu einem Herrn gemacht hatte, wie Du ihn oben4) hast nennen hören und dem er die Walachei gegeben hatte. Dieser trat auf die Seite der Türken gegen die deutschen Ordensritter. Auch der König von Polen war mit den Böhmen und Türken, und die böhmischen Ketzer hatten sich alle geeinigt und unternahmen einen Durchzug durch Ungarn. 1) Vergl. Kap. 311 Mitte. — 2) Vergl. Kap. 271. — 3) Er hieß Wlad Drakul. Vergl. Aschb. IV, 256 — 4) Kap. 259.
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250 Eberhard Windecke. Daher klagte der römische Kaiser dies dem Konzil und bat, der Sache ein Ende zu machen, denn die Türken, Hussiten und Polen kräftigten sich gegenseitig, der Ketzer würden immer mehr und es wäre vorauszusehen, daß die Bewegung sich auch bis an den Rhein fortpflanze. Wie Du oben gelesen hast, hatte der Kaiser vom Papste Eugenius Bullen und Brevia mitgebracht, welche für den Kaiser und das Konzilium sein sollten nach dem Wortlaute einer Ab- schrift, die ihm der Papst [vorher] gegeben hatte. Als man nun [in Basel] die Bullen las, lauteten sie anders1) als die Kopien. Die Ausstellung solcher gefälschter Schriftstücke war von einem Papste eine wunderliche Handlung! So stand es in der Welt. Gott wolle es zum Besten wenden! Denn alles Böse hatte seinen Ursprung von den Geistlichen, wie auch St. Hieronymus schreibt, in dem, was Du oben gelesen hast.2) 309. Wie der römische Kaiser seine Briefe in alle Fürsten- thümer in deutschen Landen sandte. Um Weihnachten hatte das Konzilium zu Basel, wie Du oben 3) gelesen hast, einige weise Lehrer und Bischöfe nach Böhmen geschickt, das Volk zu belehren und zum rechten Glauben zu führen, und die Hussiten, die Prager, alle Bürger zu Böhmen und einige Landherren hatten zugesagt, dem Konzilium zu Basel Folge zu leisten, sofern eine Konfirmation gemacht würde. Da- mals waren der Kaiser und deutsche Fürsten, Prälaten, Aebte und andere, die zum Konzil gehörten, aus deutschen Landen zu Basel. Wie aber dem Kaiser auf seiner Reise in der Lombardei von den Deutschen wenig Hilfe geleistet wurde, so waren sie auch jetzt ungehorsam, so daß er einen Brief an alle [geistlichen] Fürstenthümer in Deutschland schrieb, von dem Du eine Ab- 1) Siehe Aschb. IV, 132, 78 und IV, 124, 48. — 2) Kap. 264 Die Kapitel 295—308 enthalten Prophezeiungen der h. Hildegard, eines Bischofs Wilhelm zu Massitan in Calabrien und aus der Offenbarung Johannis. — 3) Kap. 292 Mitte.
250 Eberhard Windecke. Daher klagte der römische Kaiser dies dem Konzil und bat, der Sache ein Ende zu machen, denn die Türken, Hussiten und Polen kräftigten sich gegenseitig, der Ketzer würden immer mehr und es wäre vorauszusehen, daß die Bewegung sich auch bis an den Rhein fortpflanze. Wie Du oben gelesen hast, hatte der Kaiser vom Papste Eugenius Bullen und Brevia mitgebracht, welche für den Kaiser und das Konzilium sein sollten nach dem Wortlaute einer Ab- schrift, die ihm der Papst [vorher] gegeben hatte. Als man nun [in Basel] die Bullen las, lauteten sie anders1) als die Kopien. Die Ausstellung solcher gefälschter Schriftstücke war von einem Papste eine wunderliche Handlung! So stand es in der Welt. Gott wolle es zum Besten wenden! Denn alles Böse hatte seinen Ursprung von den Geistlichen, wie auch St. Hieronymus schreibt, in dem, was Du oben gelesen hast.2) 309. Wie der römische Kaiser seine Briefe in alle Fürsten- thümer in deutschen Landen sandte. Um Weihnachten hatte das Konzilium zu Basel, wie Du oben 3) gelesen hast, einige weise Lehrer und Bischöfe nach Böhmen geschickt, das Volk zu belehren und zum rechten Glauben zu führen, und die Hussiten, die Prager, alle Bürger zu Böhmen und einige Landherren hatten zugesagt, dem Konzilium zu Basel Folge zu leisten, sofern eine Konfirmation gemacht würde. Da- mals waren der Kaiser und deutsche Fürsten, Prälaten, Aebte und andere, die zum Konzil gehörten, aus deutschen Landen zu Basel. Wie aber dem Kaiser auf seiner Reise in der Lombardei von den Deutschen wenig Hilfe geleistet wurde, so waren sie auch jetzt ungehorsam, so daß er einen Brief an alle [geistlichen] Fürstenthümer in Deutschland schrieb, von dem Du eine Ab- 1) Siehe Aschb. IV, 132, 78 und IV, 124, 48. — 2) Kap. 264 Die Kapitel 295—308 enthalten Prophezeiungen der h. Hildegard, eines Bischofs Wilhelm zu Massitan in Calabrien und aus der Offenbarung Johannis. — 3) Kap. 292 Mitte.
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Leben König Sigmunds. Kap. 294—311. 251 schrift hier findest; auch welchen Erfolg es hatte, findest Du, so Gott will.1) 311. Wie der Kaiser Sigmund alle Kurfürsten, Herren und Städte ermahnte, ihm zu helfen. Als der römische Kaiser Sigmund, wie Du oben gelesen hast, den Fürsten und Prälaten geschrieben hatte, nach Basel zu kommen, so verzögerten sie die Sache, kamen nicht dahin und warteten auf die Nachricht, ob der Papst Eugen das Konzil bestätigen wolle. Denn wenn der Papst das Konzil nicht an- erkannt hätte, so hätten einige den Kaiser nicht als Kaiser an- gesehen, da sie meinten, er sei ohne Rath und Hilfe der Kur- fürsten und Reichsstädte nach Rom gezogen. Denn der Kaiser hatte sie [erst], als er nach Italien gekommen war und in Noth war, ermahnt, ihm zu helfen, es hatte es freilich Niemand gethan, darauf hatte er alle Kurfürsten, Herren und Städte bei ihren Eiden und Lehnspflichten ermahnt, ihm zu helfen; es kam aber Niemand und alle waren ungehorsam, denn sie glaubten, daß er nicht wieder in das Land kommen würde. Als er dann wieder kam, mußten einige aus wahrer Furcht gehorsam sein; doch schoben sie es hinaus, zu ihm zu kommen, bis sie hören würden, ob der Papst das Konzil anerkenne oder nicht. — Als der Kaiser nach Basel kam, wollte das Konzil den Papst ab- setzen, doch setzte der Kaiser für den Papst eine Frist von 90 Tagen durch, wie Du oben2) gelesen hast. Damals waren einige Bischöfe und in der h. Schrift wohl gelehrte Doctores in Böhmen bei den leidigen Ketzern und unter- wiesen die Landherren, Ritter und Knechte, die Bürger und ehr- baren Leute in den Städten, daß sie sich zu der heiligen Kirche und nach der Weisung halten sollten. Der Buben, die sich Waisen und Taboriten nannten, waren bei 24000 und diese 1) Kap. 310 enthält die Aufforderung an alle geistlichen Fürsten, Prälaten, Aebte, in Deutschland sich auf dem Basler Konzil einzufinden und dort alle ihre Streitigkeiten vor- zubringen. — 2) Oben Kap. 293 achtzig.
Leben König Sigmunds. Kap. 294—311. 251 schrift hier findest; auch welchen Erfolg es hatte, findest Du, so Gott will.1) 311. Wie der Kaiser Sigmund alle Kurfürsten, Herren und Städte ermahnte, ihm zu helfen. Als der römische Kaiser Sigmund, wie Du oben gelesen hast, den Fürsten und Prälaten geschrieben hatte, nach Basel zu kommen, so verzögerten sie die Sache, kamen nicht dahin und warteten auf die Nachricht, ob der Papst Eugen das Konzil bestätigen wolle. Denn wenn der Papst das Konzil nicht an- erkannt hätte, so hätten einige den Kaiser nicht als Kaiser an- gesehen, da sie meinten, er sei ohne Rath und Hilfe der Kur- fürsten und Reichsstädte nach Rom gezogen. Denn der Kaiser hatte sie [erst], als er nach Italien gekommen war und in Noth war, ermahnt, ihm zu helfen, es hatte es freilich Niemand gethan, darauf hatte er alle Kurfürsten, Herren und Städte bei ihren Eiden und Lehnspflichten ermahnt, ihm zu helfen; es kam aber Niemand und alle waren ungehorsam, denn sie glaubten, daß er nicht wieder in das Land kommen würde. Als er dann wieder kam, mußten einige aus wahrer Furcht gehorsam sein; doch schoben sie es hinaus, zu ihm zu kommen, bis sie hören würden, ob der Papst das Konzil anerkenne oder nicht. — Als der Kaiser nach Basel kam, wollte das Konzil den Papst ab- setzen, doch setzte der Kaiser für den Papst eine Frist von 90 Tagen durch, wie Du oben2) gelesen hast. Damals waren einige Bischöfe und in der h. Schrift wohl gelehrte Doctores in Böhmen bei den leidigen Ketzern und unter- wiesen die Landherren, Ritter und Knechte, die Bürger und ehr- baren Leute in den Städten, daß sie sich zu der heiligen Kirche und nach der Weisung halten sollten. Der Buben, die sich Waisen und Taboriten nannten, waren bei 24000 und diese 1) Kap. 310 enthält die Aufforderung an alle geistlichen Fürsten, Prälaten, Aebte, in Deutschland sich auf dem Basler Konzil einzufinden und dort alle ihre Streitigkeiten vor- zubringen. — 2) Oben Kap. 293 achtzig.
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252 Eberhard Windecke. mußte man unvertilgt lassen. In der Zeit war Kaiser Sigmund fortwährend zu Basel im Konzil und wartete auf Botschaft vom Papst Eugenius und vom Herrn von Mailand und von andern Fürsten und Herren bis auf den Sonnabend vor Lichtmeß 1434 [5. Februar]. Da kam Botschaft vom Papst Eugen, welcher dem Kaiser Sigmund Vollmacht und Gewalt des Papstes und der heiligen Kirche überbrachte, auch die Gesandten der Venetianer kamen mit ähnlicher Vollmacht, so daß, feitdem die Christenheit bestand, die Venetianer nie so bevollmächtigt nach Deutschland kamen. Wie die Sachen weiter gingen, das findest Du unten. Auch die Kurfürsten waren vorher versammelt gewesen in Frankfurt wegen eines abermaligen Hussitenzuges und wegen der Hilfssendung an den Kaiser nach Italien nach dessen Schreiben, aber es war nichts daraus geworden. Das geschah auf Geheiß des Kaisers am Sonntage nach Michaelis 1433, als der Kaiser in Siena war, der Papst Eugen, die Venetianer und Florentiner ihm feindlich waren und der Papst das Konzil nicht bestätigen wollte, welches zu Basel versammelt war auf Veranstaltung des Papstes Martin und des Königs Sigmund und anderer Könige. Papst Eugen aber war, wie Du oben1) gelesen hast, zum Papste gewählt worden, trotzdem die meisten Kardinäle zu Basel waren und es mit dem Konzile hielten. Alle Königreiche, Frankreich, England, Schottland, Irland, Spanien, Portugal, Arragonien, Cypern, Polen, Italien, Navarra, Dänemark, Schweden, Nor- wegen,2) Böhmen und Ungarn hatten ihre Gesandschaften zu Basel, außer den Deutschen, welche den kleinsten Theil [von Geistlichen dort] hatten. — Als der Kaiser kaum nach Basel gekommen war, wollte der junge dreizehnjährige Sohn des Königs von Polen nach Böhmen ziehen, um daselbst König zu werden. Als man aber hörte, daß der Kaiser nach Basel ge- kommen war, zog der Königssohn wieder nach Polen zurück. 1) Kap. 258. — 2) G und H hier noch pelann [?].
252 Eberhard Windecke. mußte man unvertilgt lassen. In der Zeit war Kaiser Sigmund fortwährend zu Basel im Konzil und wartete auf Botschaft vom Papst Eugenius und vom Herrn von Mailand und von andern Fürsten und Herren bis auf den Sonnabend vor Lichtmeß 1434 [5. Februar]. Da kam Botschaft vom Papst Eugen, welcher dem Kaiser Sigmund Vollmacht und Gewalt des Papstes und der heiligen Kirche überbrachte, auch die Gesandten der Venetianer kamen mit ähnlicher Vollmacht, so daß, feitdem die Christenheit bestand, die Venetianer nie so bevollmächtigt nach Deutschland kamen. Wie die Sachen weiter gingen, das findest Du unten. Auch die Kurfürsten waren vorher versammelt gewesen in Frankfurt wegen eines abermaligen Hussitenzuges und wegen der Hilfssendung an den Kaiser nach Italien nach dessen Schreiben, aber es war nichts daraus geworden. Das geschah auf Geheiß des Kaisers am Sonntage nach Michaelis 1433, als der Kaiser in Siena war, der Papst Eugen, die Venetianer und Florentiner ihm feindlich waren und der Papst das Konzil nicht bestätigen wollte, welches zu Basel versammelt war auf Veranstaltung des Papstes Martin und des Königs Sigmund und anderer Könige. Papst Eugen aber war, wie Du oben1) gelesen hast, zum Papste gewählt worden, trotzdem die meisten Kardinäle zu Basel waren und es mit dem Konzile hielten. Alle Königreiche, Frankreich, England, Schottland, Irland, Spanien, Portugal, Arragonien, Cypern, Polen, Italien, Navarra, Dänemark, Schweden, Nor- wegen,2) Böhmen und Ungarn hatten ihre Gesandschaften zu Basel, außer den Deutschen, welche den kleinsten Theil [von Geistlichen dort] hatten. — Als der Kaiser kaum nach Basel gekommen war, wollte der junge dreizehnjährige Sohn des Königs von Polen nach Böhmen ziehen, um daselbst König zu werden. Als man aber hörte, daß der Kaiser nach Basel ge- kommen war, zog der Königssohn wieder nach Polen zurück. 1) Kap. 258. — 2) G und H hier noch pelann [?].
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Leben König Sigmunds. Kap. 311 u. 312. 253 Man kann hiernach wohl, wenn man es anders durchliest, er- messen, ob der edle römische König nicht viel Anfechtung wegen seines Reiches und väterlichen Erbes gehabt hat. Wie es sich weiter entwickelte, das findest Du unten, so Gott will. 312.1) Wie der König in großer Armuth nach Rom kam. Im Jahre 1433 kam Sigmund, der Kaiser wurde und König zu Ungarn, Böhmen, Dalmatien, Kroatien war, in großer Armuth und mit geringer Unterstützung der Leute nach Rom. Doch Gott, der allmächtige Herr des Himmels und der Erde und aller Kreaturen half ihm sonder Zweifel nach Rom und wieder zurück nach Deutschland. Und nicht, als ob ich das um irgend einer Sache willen hätte schreiben lassen, sondern mich bedünkte, da ich meine Tage über viel gehört und gesehen und dazu mancherlei Bücher gelesen hatte, daß die große Arbeit und die Wunderwerke, welche durch den edeln Kaiser Sigmund vor sich gegangen waren und alle Tage vor sich gingen, so uner meßlich großartig waren, daß sie der allmächtige Gott vollbringen mußte und nicht der Mensch noch der Teufel das thun konnten, was er ausführte, da diese weder Macht noch Weisheit haben, solches zu thun — auch wäre es nicht gut, daß Jemand solches sagte. Darum haßten ihn die Pfaffen gar sehr und sagten nicht viel Gutes von ihm und er ward durch die Geistlichkeit sehr verleumdet und geschmäht gegenüber den Laien, die einigen Pfaffen glaubten und sich zu ihnen hielten. Doch ward man es gewahr, als er für einen frommen Kaiser und Menschen erkannt ward. Auch findest Du das wohl hernach, als er mit den Böhmen einig ward und gut mit ihnen stand, wiewohl jene meinten, hätte er vor Zeiten gewollt, so würden die Hussiten und 1) In H vor diesem Kapitel eine Inhaltsübersicht über das Folgende: Nun findest Du hernach, wie das h. Grab zu Jerusalem sieht mit allen seinen Kapellen, Fenstern, Al- tären und Staffeln, und wie viel Staffeln einige Kapellen haben, und zu wessen Ehre jede Kapelle geweiht ist; danach aber, wie es mit dem römischen Kaiser gehe und mit der Geist- lichkeit und der Stadt Mainz und mit einigen Leuten, die zu Mainz zwei Zungen haben. Gott gebe uns ein gutes Ende!
Leben König Sigmunds. Kap. 311 u. 312. 253 Man kann hiernach wohl, wenn man es anders durchliest, er- messen, ob der edle römische König nicht viel Anfechtung wegen seines Reiches und väterlichen Erbes gehabt hat. Wie es sich weiter entwickelte, das findest Du unten, so Gott will. 312.1) Wie der König in großer Armuth nach Rom kam. Im Jahre 1433 kam Sigmund, der Kaiser wurde und König zu Ungarn, Böhmen, Dalmatien, Kroatien war, in großer Armuth und mit geringer Unterstützung der Leute nach Rom. Doch Gott, der allmächtige Herr des Himmels und der Erde und aller Kreaturen half ihm sonder Zweifel nach Rom und wieder zurück nach Deutschland. Und nicht, als ob ich das um irgend einer Sache willen hätte schreiben lassen, sondern mich bedünkte, da ich meine Tage über viel gehört und gesehen und dazu mancherlei Bücher gelesen hatte, daß die große Arbeit und die Wunderwerke, welche durch den edeln Kaiser Sigmund vor sich gegangen waren und alle Tage vor sich gingen, so uner meßlich großartig waren, daß sie der allmächtige Gott vollbringen mußte und nicht der Mensch noch der Teufel das thun konnten, was er ausführte, da diese weder Macht noch Weisheit haben, solches zu thun — auch wäre es nicht gut, daß Jemand solches sagte. Darum haßten ihn die Pfaffen gar sehr und sagten nicht viel Gutes von ihm und er ward durch die Geistlichkeit sehr verleumdet und geschmäht gegenüber den Laien, die einigen Pfaffen glaubten und sich zu ihnen hielten. Doch ward man es gewahr, als er für einen frommen Kaiser und Menschen erkannt ward. Auch findest Du das wohl hernach, als er mit den Böhmen einig ward und gut mit ihnen stand, wiewohl jene meinten, hätte er vor Zeiten gewollt, so würden die Hussiten und 1) In H vor diesem Kapitel eine Inhaltsübersicht über das Folgende: Nun findest Du hernach, wie das h. Grab zu Jerusalem sieht mit allen seinen Kapellen, Fenstern, Al- tären und Staffeln, und wie viel Staffeln einige Kapellen haben, und zu wessen Ehre jede Kapelle geweiht ist; danach aber, wie es mit dem römischen Kaiser gehe und mit der Geist- lichkeit und der Stadt Mainz und mit einigen Leuten, die zu Mainz zwei Zungen haben. Gott gebe uns ein gutes Ende!
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254 Eberhard Windecke. Ketzer wohl vertrieben sein — womit sie ihm doch Unrecht thaten, wie Du unten wohl hören wirst.1) 313. Wie Herzog Wilhelm von Baiern, genannt von München, an Stelle unseres Herrn, des Kaisers, das Konzil zu Basel abhielt. Während der König in Italien war und römischer Kaiser ward und während das Konzil zu Basel gehalten ward, wie Du oben theilweise gelesen hast, hatte der König einen Fürsten er nannt, das Konzil zu Basel zu beschirmen und an seiner Stelle Statthalter zu sein. Der war ein frommer Fürst von Baiern, hieß Herzog Wilhelm von München und war Herzog Ernsts Bruder. Dieser Herzog Wilhelm hielt das Konzil zu Basel an des Kaisers Statt gar würdig und herrlich und indessen nahm er ein Weib, die [älteste] Tochter des Herzogs von Cleve 2) aus Nieder- land, welche zu Basel einen Sohn bekam. — Als der Kaiser angekommen war, ließ er, wie Du oben3) gelesen hast, an alle Fürsten, Prälaten und Pröpste ein Schreiben richten, zu ihm in das Konzil zu Basel zu kommen zu Nutz und Frommen der ganzen Christenheit. Doch kamen wenig Fürsten dahin. Der Herzog von Heidelberg war ein kranker blinder Herr, doch sandte er Vollmacht dahin, der Bischof Konrad von Mainz wahr lahm und krank, der von Trier war nicht bestätigt, der von Köln wollte nicht dorthin. Doch kamen der von Würtemberg, der Markgraf von Brandenburg, Herzog Hans und Stephan von Baiern und viele andere Fürsten. Der römische Kaiser Sigmund hielt zu Basel viele Gerichts- sitzungen ab und sonderlich ward ein großer Prozeß geführt gegen Herzog Ludwig von Baiern, Herrn von Ingolstadt, der 1) Hierauf folgt in H: Nun sollst Du merken, wie ich Dir zu verstehen gebe: es war königlich (?) von der Geistlichkeit und den Domherren zu Mainz, die viel Unfug daselbst ge- trieben hatten, und [sollst merken] warum sie aus Mainz gezogen waren, aus ihrer Be- quemlichkeit und aus der göttlichen Ordnung und aus schöner Wohnung und des All- mächtigen Gottes Dienste: Ihr Gesang und ihre Tagzeiten wurden beseitigt durch ihren Eigenwillen, durch Geiz und Hoffahrt. — 2) Margarethe am 11. Mai 1433. — 3) K. 310.
254 Eberhard Windecke. Ketzer wohl vertrieben sein — womit sie ihm doch Unrecht thaten, wie Du unten wohl hören wirst.1) 313. Wie Herzog Wilhelm von Baiern, genannt von München, an Stelle unseres Herrn, des Kaisers, das Konzil zu Basel abhielt. Während der König in Italien war und römischer Kaiser ward und während das Konzil zu Basel gehalten ward, wie Du oben theilweise gelesen hast, hatte der König einen Fürsten er nannt, das Konzil zu Basel zu beschirmen und an seiner Stelle Statthalter zu sein. Der war ein frommer Fürst von Baiern, hieß Herzog Wilhelm von München und war Herzog Ernsts Bruder. Dieser Herzog Wilhelm hielt das Konzil zu Basel an des Kaisers Statt gar würdig und herrlich und indessen nahm er ein Weib, die [älteste] Tochter des Herzogs von Cleve 2) aus Nieder- land, welche zu Basel einen Sohn bekam. — Als der Kaiser angekommen war, ließ er, wie Du oben3) gelesen hast, an alle Fürsten, Prälaten und Pröpste ein Schreiben richten, zu ihm in das Konzil zu Basel zu kommen zu Nutz und Frommen der ganzen Christenheit. Doch kamen wenig Fürsten dahin. Der Herzog von Heidelberg war ein kranker blinder Herr, doch sandte er Vollmacht dahin, der Bischof Konrad von Mainz wahr lahm und krank, der von Trier war nicht bestätigt, der von Köln wollte nicht dorthin. Doch kamen der von Würtemberg, der Markgraf von Brandenburg, Herzog Hans und Stephan von Baiern und viele andere Fürsten. Der römische Kaiser Sigmund hielt zu Basel viele Gerichts- sitzungen ab und sonderlich ward ein großer Prozeß geführt gegen Herzog Ludwig von Baiern, Herrn von Ingolstadt, der 1) Hierauf folgt in H: Nun sollst Du merken, wie ich Dir zu verstehen gebe: es war königlich (?) von der Geistlichkeit und den Domherren zu Mainz, die viel Unfug daselbst ge- trieben hatten, und [sollst merken] warum sie aus Mainz gezogen waren, aus ihrer Be- quemlichkeit und aus der göttlichen Ordnung und aus schöner Wohnung und des All- mächtigen Gottes Dienste: Ihr Gesang und ihre Tagzeiten wurden beseitigt durch ihren Eigenwillen, durch Geiz und Hoffahrt. — 2) Margarethe am 11. Mai 1433. — 3) K. 310.
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Leben König Sigmunds. Kap. 312—214. 255 in den schwersten Bann gethan war und danach in des Kaisers Acht erklärt und der Ehren und Würden beraubt ward. Danach sandte Kaiser Sigmund am Donnerstag vor Pfingsten 1434 Boten in die Schweiz und ersuchte die [Schweizer], ihm gegen Herzog Ludwig zu helfen und die ganze schwäbische Ritterschaft entbot er nach Ulm und blieb da wohl zehn Wochen. Doch ward der Streit beigelegt, so daß Herzog Ludwig zu Gnaden kam. Freilich mußte er dem Reiche Schwäbischwörth1) wieder- geben, den Geistlichen, die er geschädigt hatte, mußte er ihr Be- sitzthum wieder erstatten und 12000 Gulden dazu und den Welt-- lichen, denen er Schaden zugefügt hatte, mußte er ebenfalls ihre Güter wiedergeben und dazu 11 300 Gulden Schadenersatz, endlich dem Kaiser auch ein etiam, so daß dieser damit zufrieden war. Hierauf ward bewerkstelligt, daß der Kaiser über Augsburg und München nach Regensburg zog, wo die Böhmen zu ihm kamen, mit denen er sich einigte. Wie sich dieses gestaltete, das findest Du unten. 314. Wie der Kaiser mit Macht nach Regensburg ging, während deffen die Hussiten einen Zug unternommen hatten. Während der Kaiser im Jahre 1433 auf dem Konzile zu Basel war, waren die leidigen Hussiten und böhmischen Ketzer zu Felde gezogen, und da die Deutschen dieselben nie vertreiben konnten, so viel sie auch nach Böhmen ziehen mochten, wie das oben vielfach beschrieben ist, so beabsichtigte der Kaiser mit den böhmischen Landherren und mit den Städten die Einigkeit her- zustellen, damit die auf dem Wissehrad und in der Prager Neu- stadt vernichtet würden, die sich Waisen und Taboriten nannten. Als nun die Städte und die Landherren der Sache müde geworden waren, da es zwanzig Jahre gewährt hatte, und als der König Sigmund ohne alle Hilfe der Deutschen römischer Kaiser geworden war, in demselben Jahre wurden die leidigen Hussiten und böhmischen Ketzer ohne Zuthun und Hilfe aller deutschen 1) Jetzt Donauwörth, über den Prozeß vergl. Aschb IV, 224 und Kap. 319.
Leben König Sigmunds. Kap. 312—214. 255 in den schwersten Bann gethan war und danach in des Kaisers Acht erklärt und der Ehren und Würden beraubt ward. Danach sandte Kaiser Sigmund am Donnerstag vor Pfingsten 1434 Boten in die Schweiz und ersuchte die [Schweizer], ihm gegen Herzog Ludwig zu helfen und die ganze schwäbische Ritterschaft entbot er nach Ulm und blieb da wohl zehn Wochen. Doch ward der Streit beigelegt, so daß Herzog Ludwig zu Gnaden kam. Freilich mußte er dem Reiche Schwäbischwörth1) wieder- geben, den Geistlichen, die er geschädigt hatte, mußte er ihr Be- sitzthum wieder erstatten und 12000 Gulden dazu und den Welt-- lichen, denen er Schaden zugefügt hatte, mußte er ebenfalls ihre Güter wiedergeben und dazu 11 300 Gulden Schadenersatz, endlich dem Kaiser auch ein etiam, so daß dieser damit zufrieden war. Hierauf ward bewerkstelligt, daß der Kaiser über Augsburg und München nach Regensburg zog, wo die Böhmen zu ihm kamen, mit denen er sich einigte. Wie sich dieses gestaltete, das findest Du unten. 314. Wie der Kaiser mit Macht nach Regensburg ging, während deffen die Hussiten einen Zug unternommen hatten. Während der Kaiser im Jahre 1433 auf dem Konzile zu Basel war, waren die leidigen Hussiten und böhmischen Ketzer zu Felde gezogen, und da die Deutschen dieselben nie vertreiben konnten, so viel sie auch nach Böhmen ziehen mochten, wie das oben vielfach beschrieben ist, so beabsichtigte der Kaiser mit den böhmischen Landherren und mit den Städten die Einigkeit her- zustellen, damit die auf dem Wissehrad und in der Prager Neu- stadt vernichtet würden, die sich Waisen und Taboriten nannten. Als nun die Städte und die Landherren der Sache müde geworden waren, da es zwanzig Jahre gewährt hatte, und als der König Sigmund ohne alle Hilfe der Deutschen römischer Kaiser geworden war, in demselben Jahre wurden die leidigen Hussiten und böhmischen Ketzer ohne Zuthun und Hilfe aller deutschen 1) Jetzt Donauwörth, über den Prozeß vergl. Aschb IV, 224 und Kap. 319.
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256 Eberhard Windecke. Fürsten und Länder vernichtet, getödtet oder vertrieben. Nun prüfet, was mich bedünkte, daß das Königreich Böhmen sich dadurch eine große Macht erkämpft hat; denn was alle deutschen Fürsten und Lande mit so großen Rüstungen nicht beendigen und vertilgen konnten, worauf so viel Besitzthum frommer Leute verwendet und verzehrt worden war, das haben sie selbst ohne Beihilfe aller Lande getilgt. Daraus schließe, was das König- reich für eine große Macht hat. 315. Wie die Stadt Mainz ihre treffliche Botschaft uach Heidelberg zum Herzoge schickte und mit ihm einig wurde. In jener Zeit waren die Stadt Mainz und ihr Rath in große Schulden gerathen, wie und durch wessen Schuld, das könnte ich wohl unten erzählen, doch unterlasse ich es um Zwietracht zu vermeiden, die davon entstehen könnte. Denn die Stadt war sehr zerrüttet und wegen Armuth1) mußte sie ihre Kassen schließen, denn sie konnten ihre Rechnungen nicht bezahlen. Da sie nun so arm waren, baten sie wie vorher schon öfters, daß die Geist- lichen, den Wein, den diese ausschenkten, in den neuen Maßen verschenken, oder den Wein, den sie verzapfen wollten, der Stadt zum Kauf überlassen möchten. Die Stadt wolle dann denselben verkaufen und gütlich bezahlen nach den Verhältnissen der Jahreszeit. Schiene es aber der Geistlichkeit, daß das uicht billig wäre, so solle sie einige Freunde abordnen, die Stadt werde auch so thun um die Weine besehen zu lassen. Wie nun die beiderseitigen Freunde entscheiden würden, daß man den Wein nehmen solle, so wolle man es halten. Doch half das Alles nichts gegen die Domherrn und gegen die Geistlichkeit. Da beschlossen die Stadt und der Rath zu Mainz mit der Gemeinde, daß Jedermann Wein ausschenken solle und daß alle Bürger in der Stadt und nirgends anders Keller halten sollten. Als die Geistlichkeit dies erfuhr, trat sie vor den Rath und redete, 1) Schon am 18. Februar 1431 hat Sigmund der Stadt ein Moratorium bewilligt, vgl. Droysen, S. 215 und 216.
256 Eberhard Windecke. Fürsten und Länder vernichtet, getödtet oder vertrieben. Nun prüfet, was mich bedünkte, daß das Königreich Böhmen sich dadurch eine große Macht erkämpft hat; denn was alle deutschen Fürsten und Lande mit so großen Rüstungen nicht beendigen und vertilgen konnten, worauf so viel Besitzthum frommer Leute verwendet und verzehrt worden war, das haben sie selbst ohne Beihilfe aller Lande getilgt. Daraus schließe, was das König- reich für eine große Macht hat. 315. Wie die Stadt Mainz ihre treffliche Botschaft uach Heidelberg zum Herzoge schickte und mit ihm einig wurde. In jener Zeit waren die Stadt Mainz und ihr Rath in große Schulden gerathen, wie und durch wessen Schuld, das könnte ich wohl unten erzählen, doch unterlasse ich es um Zwietracht zu vermeiden, die davon entstehen könnte. Denn die Stadt war sehr zerrüttet und wegen Armuth1) mußte sie ihre Kassen schließen, denn sie konnten ihre Rechnungen nicht bezahlen. Da sie nun so arm waren, baten sie wie vorher schon öfters, daß die Geist- lichen, den Wein, den diese ausschenkten, in den neuen Maßen verschenken, oder den Wein, den sie verzapfen wollten, der Stadt zum Kauf überlassen möchten. Die Stadt wolle dann denselben verkaufen und gütlich bezahlen nach den Verhältnissen der Jahreszeit. Schiene es aber der Geistlichkeit, daß das uicht billig wäre, so solle sie einige Freunde abordnen, die Stadt werde auch so thun um die Weine besehen zu lassen. Wie nun die beiderseitigen Freunde entscheiden würden, daß man den Wein nehmen solle, so wolle man es halten. Doch half das Alles nichts gegen die Domherrn und gegen die Geistlichkeit. Da beschlossen die Stadt und der Rath zu Mainz mit der Gemeinde, daß Jedermann Wein ausschenken solle und daß alle Bürger in der Stadt und nirgends anders Keller halten sollten. Als die Geistlichkeit dies erfuhr, trat sie vor den Rath und redete, 1) Schon am 18. Februar 1431 hat Sigmund der Stadt ein Moratorium bewilligt, vgl. Droysen, S. 215 und 216.
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Leben König Sigmunds. Kap. 314 u. 315. 257 was ihr von nöthen war. Der Rath antwortete, daß er am nächsten Rathstage Bescheid ertheilen werde. Das war an einem Donnerstage einige Zeit vor Fastnacht 1433. Als man an diesem Tage auf dem Hofe Wein verkaufte, sandten die Domherren einen aus Namens Sturm,1) den Sohn eines wuche- rischen Schuhmachers. Dieser ritt umher von einer Zunft zur andern, und hieß Gebote in den Zünften thun ohne Erlaubniß des Bürgermeisters und des Rathes. Daher ließen diese des Morgens alle Thore schließen und handelten wie tüchtige Leute, um zu erfahren, wie die Sache zuging. In Folge dessen unterhandelte die Geistlichkeit sehr und die Maßregel störte sie außerordentlich. Doch schrieb der Bischof von Mainz der Stadt so freundlich, daß man die Thore öffnete und Jedermann aus und eingehen ließ. Nach einiger Zeit aber verabredeten sie sich und verließen sämmtlich Mainz. Und jedesmal wenn einer ausziehen wollte, waren sie darauf bedacht, an einem Markttage oder an einem Feiertage auszuziehen, damit das Volk ihren Abzug bemerke. Da dachte man darüber nach und sah die Sache viel ernster an als die Geistlichkeit vielleicht beabsichtigte. Man glaubte die Geistlichen hätten darauf gerechnet, daß die Gemeinde es nicht leiden würde und daß durch ihr Unternehmen Zwietracht in Mainz hervorgerufen werden sollte, durch die Mord, Unglüch und Krieg entstehen solle, so daß sie ihren Willen durchsetzen könnten, was doch der allmächtige Gott verhinderte. — Die Zeit über wurden viele Tage von Fürsten, Städten und Landesherren festgesetzt, aus denen nichts wurde. Damals starb Bischof Konrad von Mainz, Rheingraf, und die Domherren wählten einen andern zum Bischof, der hieß Dietrich, Schenk von Erbach. In der Zeit thaten sie eine Anzahl Leute in den Bann, da sie gute Tage hatten. Aber sie hatten niemals eine der Personen geladen, noch auch gemahnt, wie es Bannrecht ist. So standen diese Dinge 1) Cf. Droysen, p. 216 und das Gravatorial -Libell der Domherrn an das Baseler Konzil; darin heißt er Stern. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 17
Leben König Sigmunds. Kap. 314 u. 315. 257 was ihr von nöthen war. Der Rath antwortete, daß er am nächsten Rathstage Bescheid ertheilen werde. Das war an einem Donnerstage einige Zeit vor Fastnacht 1433. Als man an diesem Tage auf dem Hofe Wein verkaufte, sandten die Domherren einen aus Namens Sturm,1) den Sohn eines wuche- rischen Schuhmachers. Dieser ritt umher von einer Zunft zur andern, und hieß Gebote in den Zünften thun ohne Erlaubniß des Bürgermeisters und des Rathes. Daher ließen diese des Morgens alle Thore schließen und handelten wie tüchtige Leute, um zu erfahren, wie die Sache zuging. In Folge dessen unterhandelte die Geistlichkeit sehr und die Maßregel störte sie außerordentlich. Doch schrieb der Bischof von Mainz der Stadt so freundlich, daß man die Thore öffnete und Jedermann aus und eingehen ließ. Nach einiger Zeit aber verabredeten sie sich und verließen sämmtlich Mainz. Und jedesmal wenn einer ausziehen wollte, waren sie darauf bedacht, an einem Markttage oder an einem Feiertage auszuziehen, damit das Volk ihren Abzug bemerke. Da dachte man darüber nach und sah die Sache viel ernster an als die Geistlichkeit vielleicht beabsichtigte. Man glaubte die Geistlichen hätten darauf gerechnet, daß die Gemeinde es nicht leiden würde und daß durch ihr Unternehmen Zwietracht in Mainz hervorgerufen werden sollte, durch die Mord, Unglüch und Krieg entstehen solle, so daß sie ihren Willen durchsetzen könnten, was doch der allmächtige Gott verhinderte. — Die Zeit über wurden viele Tage von Fürsten, Städten und Landesherren festgesetzt, aus denen nichts wurde. Damals starb Bischof Konrad von Mainz, Rheingraf, und die Domherren wählten einen andern zum Bischof, der hieß Dietrich, Schenk von Erbach. In der Zeit thaten sie eine Anzahl Leute in den Bann, da sie gute Tage hatten. Aber sie hatten niemals eine der Personen geladen, noch auch gemahnt, wie es Bannrecht ist. So standen diese Dinge 1) Cf. Droysen, p. 216 und das Gravatorial -Libell der Domherrn an das Baseler Konzil; darin heißt er Stern. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 17
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258 Eberbard Windecke. damals, als Kaiser Sigmund von Basel über Ulm die Donau hinab nach Regensburg gezogen war. Auch bei dem neuen Bischofe legten die Mainzer der Geistlichkeit redliche Gebote auf. Diese halfen nichts und da die Bürger fanden, daß die Geistlich keit stets die Verordnungen nicht halten wollte, trafen sie mit dem Herzog Ludwig ein Abkommen, für das die Pfaffen zehu- tausend gute Gulden und mehr gegeben hätten. Das Uebrige findest Du unten, so Gott mich leben und mir Verstand lässet1). 319. Wie viele edle Geistliche und Laien zum Kaiser nach Basel kamen und Klage über Herzog Ludwig von Ingolstadt führten. Als der Kaiser noch zu Basel war, kam ein Mann Namens Georg Frauenberg2) aus Baiern und viele andere Edelleute, Pfaffen und Bürger zu ihm uud führten Klage über Herzog Ludwig von Ingolstadt, welcher durch alle geistlichen Rechts- kräfte aller seiner Ehren und Würden beraubt und außerdem in den Bann gethan war. Das Konzil und das geistliche Gericht hatten den Kaiser um das weltliche Schwert angerufen, und so kam er auch in des Kaisers Acht und wurde öffentlich aller fürstlichen Ehren beraubt und dazu vom heimlichen Gerichte ver- fehmt und verurtheilt, so daß auch alle die Urtheile über ihn er- gingen und gefällt wurden, von denen nichts geschrieben steht. Damals wollte der Kaiser das Konzil und Basel verlassen, wie er auch that. Er versammelte daher das Konzil am Sonnabend 1) Die Kap. 316—318 enthalten eine Beschreibung des h. Grabes in Jerusalem und der kirchlichen Gebräuche, welche in den dazu gehörigen Gebäuden vorzugsweise von den Barfüßer-Mönchen geübt werden. Zwischen 318 uud 319 steht in H folgendes kurze Kapitel: „Oben hast Du mehrfach gelesen, wie die Geistlichkeit lange Zeit Mainz verlassen hatte und vor dem Konzil zu Basel mit der Stadt verhandelte. Damals hatten sie den Gesang in allen Kirchen der Stadt und im Burgbann unterlassen. — Das dauerte von dem Tage Unser I. Frau assumptionis 1433 bis 1435. So war der löbliche Gottesdienst durch bösen Willen jämmerlich zerstört, und ehe die Geistlichkeit eine Sentenz erhielt, begann man mit ihr zu verhandeln. Da begehrten sie das Waaren-Geleit zu haben, was sie von Alters her gehabt hätten. Alle diese Dinge geschahen, als König Sigmund aus dem Konzl von Basel nach Regensburg gezogen war und nach Ungarn wollte, wie er auch that. Inzwischen sandte das Konzil zu Basel seine Freunde in die Stadt Mainz und verhandelte mit den Geistlichen und der Stadt, ob man eine Einigung herbeiführen könne, was auch gelang, wie Du unten hören wirst.“ — 2) H: Frankenberger. Vergl. 313, g. C.
258 Eberbard Windecke. damals, als Kaiser Sigmund von Basel über Ulm die Donau hinab nach Regensburg gezogen war. Auch bei dem neuen Bischofe legten die Mainzer der Geistlichkeit redliche Gebote auf. Diese halfen nichts und da die Bürger fanden, daß die Geistlich keit stets die Verordnungen nicht halten wollte, trafen sie mit dem Herzog Ludwig ein Abkommen, für das die Pfaffen zehu- tausend gute Gulden und mehr gegeben hätten. Das Uebrige findest Du unten, so Gott mich leben und mir Verstand lässet1). 319. Wie viele edle Geistliche und Laien zum Kaiser nach Basel kamen und Klage über Herzog Ludwig von Ingolstadt führten. Als der Kaiser noch zu Basel war, kam ein Mann Namens Georg Frauenberg2) aus Baiern und viele andere Edelleute, Pfaffen und Bürger zu ihm uud führten Klage über Herzog Ludwig von Ingolstadt, welcher durch alle geistlichen Rechts- kräfte aller seiner Ehren und Würden beraubt und außerdem in den Bann gethan war. Das Konzil und das geistliche Gericht hatten den Kaiser um das weltliche Schwert angerufen, und so kam er auch in des Kaisers Acht und wurde öffentlich aller fürstlichen Ehren beraubt und dazu vom heimlichen Gerichte ver- fehmt und verurtheilt, so daß auch alle die Urtheile über ihn er- gingen und gefällt wurden, von denen nichts geschrieben steht. Damals wollte der Kaiser das Konzil und Basel verlassen, wie er auch that. Er versammelte daher das Konzil am Sonnabend 1) Die Kap. 316—318 enthalten eine Beschreibung des h. Grabes in Jerusalem und der kirchlichen Gebräuche, welche in den dazu gehörigen Gebäuden vorzugsweise von den Barfüßer-Mönchen geübt werden. Zwischen 318 uud 319 steht in H folgendes kurze Kapitel: „Oben hast Du mehrfach gelesen, wie die Geistlichkeit lange Zeit Mainz verlassen hatte und vor dem Konzil zu Basel mit der Stadt verhandelte. Damals hatten sie den Gesang in allen Kirchen der Stadt und im Burgbann unterlassen. — Das dauerte von dem Tage Unser I. Frau assumptionis 1433 bis 1435. So war der löbliche Gottesdienst durch bösen Willen jämmerlich zerstört, und ehe die Geistlichkeit eine Sentenz erhielt, begann man mit ihr zu verhandeln. Da begehrten sie das Waaren-Geleit zu haben, was sie von Alters her gehabt hätten. Alle diese Dinge geschahen, als König Sigmund aus dem Konzl von Basel nach Regensburg gezogen war und nach Ungarn wollte, wie er auch that. Inzwischen sandte das Konzil zu Basel seine Freunde in die Stadt Mainz und verhandelte mit den Geistlichen und der Stadt, ob man eine Einigung herbeiführen könne, was auch gelang, wie Du unten hören wirst.“ — 2) H: Frankenberger. Vergl. 313, g. C.
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Leben König Sigmunds. Kap. 315—319. 259 acht Tage vor Pfingsten 1434 sieben Uhr Vormittags bei den Predigern und hielt eine so treffliche Rede betreffend die heilige Kirche, das Konzil und die ganze Christenheit, daß ich glaube, es habe kaum jemals Einer eine solche Rede gehört. Er hob an von den zehn Geboten und verflocht das Konzilium darein, das er mit Gott verglich, und die Nationen des Konzils zu Basel, die er den zehn Geboten an die Seite stellte. Mit seiner hübschen Rede bewirkte er, daß Jedermann schwieg und Niemand ihm zu antworten vermochte. Nur zuletzt ward ihm geantwortet wegen der Krone Böhmen, wegen der Hussiten, wegen des Herzogs von Burgund und auch wegen des Herzogs Ludwig von Ingol-- stadt. Darauf entgegnete er so löblich, daß man nichts daraus erwidern konnte. Zuletzt verabschiedete er sich von dem Konzil und sagte, er wolle nicht länger bleiben, nur sollten sie gut handeln, handelten sie gut, so würde es ihnen auch gut ergehen. Als der Kaiser darauf heim in seine Herberge ritt, folgten ihm der Kardinal Placentinus Branda und viele andere Kardinäle und Bischöfe, welche den Kaiser baten länger in dem Konzile zu bleiben. Daher blieb er ihnen zu Liebe bis Mittwoch nach dem heiligen Pfingstfeste, wie oben gesagt ist. Dann zog er von Basel nach Baden, blieb daselbst wohl acht Tage und ver- abredete mit den Schweizern, daß sie ihm gegen Herzog Ludwig von Ingolstadt helfen sollten, wenn er sie auffordern würde. Hierauf wandte er sich nach Ulm, wo er wohl mit andern Fürsten 10 Wochen blieb und mit Herzog Ludwig von Ingolstadt ver- handelte, so daß dieser wieder zu Gnaden und aus dem Bann und aus des Kaisers Acht kam, aber aus der Verfehmung konnte er nicht so leicht kommen. Hierauf verließ der Kaiser Ulm und reiste über Augsburg und München nach Regensburg. Hier ver- weilte er wohl fünf Wochen, und die Prager Böhmen kamen hier zu ihm und verhandelten mit dem Kaiser. Doch konnte er kein vollständiges Endziel erreichen und beschied sie wieder zu sich nach Preßburg in Ungarn auf den folgenden St. Martinstag. 173
Leben König Sigmunds. Kap. 315—319. 259 acht Tage vor Pfingsten 1434 sieben Uhr Vormittags bei den Predigern und hielt eine so treffliche Rede betreffend die heilige Kirche, das Konzil und die ganze Christenheit, daß ich glaube, es habe kaum jemals Einer eine solche Rede gehört. Er hob an von den zehn Geboten und verflocht das Konzilium darein, das er mit Gott verglich, und die Nationen des Konzils zu Basel, die er den zehn Geboten an die Seite stellte. Mit seiner hübschen Rede bewirkte er, daß Jedermann schwieg und Niemand ihm zu antworten vermochte. Nur zuletzt ward ihm geantwortet wegen der Krone Böhmen, wegen der Hussiten, wegen des Herzogs von Burgund und auch wegen des Herzogs Ludwig von Ingol-- stadt. Darauf entgegnete er so löblich, daß man nichts daraus erwidern konnte. Zuletzt verabschiedete er sich von dem Konzil und sagte, er wolle nicht länger bleiben, nur sollten sie gut handeln, handelten sie gut, so würde es ihnen auch gut ergehen. Als der Kaiser darauf heim in seine Herberge ritt, folgten ihm der Kardinal Placentinus Branda und viele andere Kardinäle und Bischöfe, welche den Kaiser baten länger in dem Konzile zu bleiben. Daher blieb er ihnen zu Liebe bis Mittwoch nach dem heiligen Pfingstfeste, wie oben gesagt ist. Dann zog er von Basel nach Baden, blieb daselbst wohl acht Tage und ver- abredete mit den Schweizern, daß sie ihm gegen Herzog Ludwig von Ingolstadt helfen sollten, wenn er sie auffordern würde. Hierauf wandte er sich nach Ulm, wo er wohl mit andern Fürsten 10 Wochen blieb und mit Herzog Ludwig von Ingolstadt ver- handelte, so daß dieser wieder zu Gnaden und aus dem Bann und aus des Kaisers Acht kam, aber aus der Verfehmung konnte er nicht so leicht kommen. Hierauf verließ der Kaiser Ulm und reiste über Augsburg und München nach Regensburg. Hier ver- weilte er wohl fünf Wochen, und die Prager Böhmen kamen hier zu ihm und verhandelten mit dem Kaiser. Doch konnte er kein vollständiges Endziel erreichen und beschied sie wieder zu sich nach Preßburg in Ungarn auf den folgenden St. Martinstag. 173
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260 Eberhard Windecke. 320. Wie Bischof Konrad von Mainz, ein Rheingraf, starb und an seiner Stelle einer zum Bischof gemacht ward, der hieß Dietrich Schenk von Erbach, und wie der das Bisthum im ganzen Lande übernahm. Damals starb Bischof Konrad von Mainz, ein Rheingraf von Geburt, am Donnerstage vor St. Justi [11. Juni] 1434 und ward den Freitag darauf nach Mainz gebracht ohne allen Sang und Klang, da die Geistlichkeit und die Stadt noch uicht ganz einig waren. Bei seinen Lebzeiten war darüber ein Ent- wurf gemacht worden, wie es die Stadt mit der Geistlichkeit vor hatte. Die Meinung der Stadt war: was die Bürger der Geistlichkeit unter Brief und Siegel versprochen hatten, voll- ständig und ohne jede Gefährdung zu halten, ebenso sollten die Geistlichen wiederum das halten, was sie ihnen in gleicher Weise versprochen hätten, wie es billig deuchte und wäre. Sollte da- rüber einiger Streit entstehen, so wolle die Stadt, wenn die streitige Sache geistlich wäre, sich dem Konzilium zu Bajel oder einer Zahl von fünf, sieben, neun oder elf Männern unterwerfen, oder auch dem Legaten Branda, falls das Konzil sich der Sache nicht annehmen sollte; wäre aber andrerseits die streitige Sache weltlich, so wollten sie sich der Entscheidung des Kaisers oder seiner Räthe unterwerfen. Diese Vorschläge verwarfen die Geist- lichen, hintergingen aber die Stadt mit ihren Unterhandlungen und Plänen. Und die Städter durchschauten ihre Pläne nicht ganz. Darauf hörten [die Geistlichen] auf einen Mächtigeren1) und sandten der Stadt ihre Ansichten und Vorschläge schriftlich zu, uud wären die Bürger darauf eingegangen, so wären sie und die Stadt unterthäniger geworden als irgend ein Dorf int Lande. Als der Rath den Bürgern die Vorschläge der Geist lichen vorlesen ließ, wollten die Bürger und die Gemeinde keines- 1) C G: also erhorten si einen grosser und; H: also erhalten si einen grossin banner und.
260 Eberhard Windecke. 320. Wie Bischof Konrad von Mainz, ein Rheingraf, starb und an seiner Stelle einer zum Bischof gemacht ward, der hieß Dietrich Schenk von Erbach, und wie der das Bisthum im ganzen Lande übernahm. Damals starb Bischof Konrad von Mainz, ein Rheingraf von Geburt, am Donnerstage vor St. Justi [11. Juni] 1434 und ward den Freitag darauf nach Mainz gebracht ohne allen Sang und Klang, da die Geistlichkeit und die Stadt noch uicht ganz einig waren. Bei seinen Lebzeiten war darüber ein Ent- wurf gemacht worden, wie es die Stadt mit der Geistlichkeit vor hatte. Die Meinung der Stadt war: was die Bürger der Geistlichkeit unter Brief und Siegel versprochen hatten, voll- ständig und ohne jede Gefährdung zu halten, ebenso sollten die Geistlichen wiederum das halten, was sie ihnen in gleicher Weise versprochen hätten, wie es billig deuchte und wäre. Sollte da- rüber einiger Streit entstehen, so wolle die Stadt, wenn die streitige Sache geistlich wäre, sich dem Konzilium zu Bajel oder einer Zahl von fünf, sieben, neun oder elf Männern unterwerfen, oder auch dem Legaten Branda, falls das Konzil sich der Sache nicht annehmen sollte; wäre aber andrerseits die streitige Sache weltlich, so wollten sie sich der Entscheidung des Kaisers oder seiner Räthe unterwerfen. Diese Vorschläge verwarfen die Geist- lichen, hintergingen aber die Stadt mit ihren Unterhandlungen und Plänen. Und die Städter durchschauten ihre Pläne nicht ganz. Darauf hörten [die Geistlichen] auf einen Mächtigeren1) und sandten der Stadt ihre Ansichten und Vorschläge schriftlich zu, uud wären die Bürger darauf eingegangen, so wären sie und die Stadt unterthäniger geworden als irgend ein Dorf int Lande. Als der Rath den Bürgern die Vorschläge der Geist lichen vorlesen ließ, wollten die Bürger und die Gemeinde keines- 1) C G: also erhorten si einen grosser und; H: also erhalten si einen grossin banner und.
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Leben König Sigmunds. Kap. 319—321. 261 wegs sie annehmen, daher ward ein anderer Entwurf gemacht, den Du wohl unten finden wirst. 321. Wie die Hussiten mit vielen Meistern aus Böhmen zum Kaiser Sigmund nach Regensburg kamen, der den Bischof von Magdeburg, einen von Schwarzburg, bei sich hatte. Während der Kaiser Sigmund zu Regensburg war, waren die Böhmen mit vierhundert Pferden bei ihm und er verhandelte mit ihnen so heimlich, daß von allen deutschen Fürsten, deren viele da waren, keiner erfahren konnte, was oder weshalb er mit ihnen verhandelt hatte. In dieser Zeit ließ der Kaiser, da er lange zu Regensburg war, für sich wohl zwanzig schöne Schiffe bauen, und da es ihm an der Zeit zu sein schien, fuhr er am Freitage nach St. Michaelistage von Regensburg die Donau hinab nach Preßburg und wollte nicht eher unter Dach und Fach kommen, als zu Preßburg. Dies hatte er den ungarischen Herren zu Basel und Regensburg versprochen. Als er hinweg wollte, fertigte er alle, die als Gesandte bei ihm waren und alle seine Räthe die zum Reiche gehörten ab, und behielt von allem deutschen Hofgesinde nur den Bischof von Magdeburg, einen von Schwarzburg, bei sich, den er behalten mußte, da dieser nichts mehr hatte. Denn die Stadt Magdeburg hatte ihn vertrieben aus seinem Bisthum. Dies sollte noch häufiger geschehen, denn die Pfründen bewirken in allen deutschen Landen den größten Schaden und Krieg. Daher möchte ich den Hussiten in dem Punkte Recht geben, daß sie meinten, man solle den Geistlichen nichts geben, wohl aber das nehmen, was sie hätten und sie als Pfaffen erhalten, dann könnte man Frieden erlangen. In der kaiserlichen Kanzlei blieb also von den Schreibern Niemand als ein alter Diener Namens Peter Kalder. Außer ihm hatte der Kaiser einen Namens Kaspar Schlick, einen Bürgerssohn von Eger, der in Jahre 1416 zum Kaiser gekommen war. Zu der Zeit, als er noch römischer König war, war Bischof Georg von Passau, einer von Hohenlohe, Kanzler. Nach dessen Tode ward
Leben König Sigmunds. Kap. 319—321. 261 wegs sie annehmen, daher ward ein anderer Entwurf gemacht, den Du wohl unten finden wirst. 321. Wie die Hussiten mit vielen Meistern aus Böhmen zum Kaiser Sigmund nach Regensburg kamen, der den Bischof von Magdeburg, einen von Schwarzburg, bei sich hatte. Während der Kaiser Sigmund zu Regensburg war, waren die Böhmen mit vierhundert Pferden bei ihm und er verhandelte mit ihnen so heimlich, daß von allen deutschen Fürsten, deren viele da waren, keiner erfahren konnte, was oder weshalb er mit ihnen verhandelt hatte. In dieser Zeit ließ der Kaiser, da er lange zu Regensburg war, für sich wohl zwanzig schöne Schiffe bauen, und da es ihm an der Zeit zu sein schien, fuhr er am Freitage nach St. Michaelistage von Regensburg die Donau hinab nach Preßburg und wollte nicht eher unter Dach und Fach kommen, als zu Preßburg. Dies hatte er den ungarischen Herren zu Basel und Regensburg versprochen. Als er hinweg wollte, fertigte er alle, die als Gesandte bei ihm waren und alle seine Räthe die zum Reiche gehörten ab, und behielt von allem deutschen Hofgesinde nur den Bischof von Magdeburg, einen von Schwarzburg, bei sich, den er behalten mußte, da dieser nichts mehr hatte. Denn die Stadt Magdeburg hatte ihn vertrieben aus seinem Bisthum. Dies sollte noch häufiger geschehen, denn die Pfründen bewirken in allen deutschen Landen den größten Schaden und Krieg. Daher möchte ich den Hussiten in dem Punkte Recht geben, daß sie meinten, man solle den Geistlichen nichts geben, wohl aber das nehmen, was sie hätten und sie als Pfaffen erhalten, dann könnte man Frieden erlangen. In der kaiserlichen Kanzlei blieb also von den Schreibern Niemand als ein alter Diener Namens Peter Kalder. Außer ihm hatte der Kaiser einen Namens Kaspar Schlick, einen Bürgerssohn von Eger, der in Jahre 1416 zum Kaiser gekommen war. Zu der Zeit, als er noch römischer König war, war Bischof Georg von Passau, einer von Hohenlohe, Kanzler. Nach dessen Tode ward
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262 Eberhard Windecke. Johann, Bischof zu Agram, Kanzler, ein Herr von Ebsch oder von Sulzbach, gebürtig aus Meisenheim bei Kreuznach. Bei diesem lernte Kaspar Schlick und wurde zuletzt Unterkanzler. Als nun der Kaiser in Siena war und mit dem Papste, mit den Venetianern und Florentinern einig wurde und nach Rom wollte, wie er auch that, machte er den Kaspar Schlick zum römischen Kanzler und Freiherrn und schlug ihn selbst zum Ritter. Danach ward dieser so mächtig, daß er ihm die Pflege zu Eger und später das Schloß und die Stadt Ellenbogen schenkte. So ritt [damals] dieser Kaspar Schlick, römischer Kanzler, vom römischen Kaiser zu Regensburg nach Eger und Ellenbogen. Wohl hörte Niemand, daß eines Bürgers Sohn in Deutschland so mächtig geworden sei. Zu derselben Zeit, als das Konzil zu Basel war, der Kaiser von Rom gekommen war, die Venetianer ihm große EEhre er wiesen hatten und der Papst mit ihm und den Florentinern einig geworden war, und als der Herr von Mailand sehr gegen den Kaiser gehandelt hatte nach aller Treue und Liebe die dieser ihm zuvor erwiesen hatte, und als der von Mailand dem Kaiser nicht gehalten hatte, was er ihm versprochen hatte, — damals harrten drei stattliche Männer von den Venetianern zu Basel [des Kaisers]. Zweien von ihnen hatte er seinen Orden ver- liehen und sie gingen oft zum Kaiser und er verhandelte häufig mit ihnen. Aber es kam den Venetianern nicht vom Herzen, sie gedachten lange zu zehren von zehntausend Gulden. — Da mals erhob sich einer, der sich zu Rom Prinz uannte, führte Krieg gegen den Papst uud nahm ihm viel Land und Leute ab. Dieser Fürst war ein Colonna, ein Vetter des letzten Papstes Martinus. Er eroberte Rom mit Hilfe der Colonnas, eines mächtigen Geschlechtes zu Rom, das gegen die Orsini war. Diese wurden vertrieben, da sie es mit dem Papste Gugen hielten, der ein Venetianer war. Die Römer aber waren in Sorge, daß die Venetianer Rom mit Rath und Hilfe des Papstes einnehmen
262 Eberhard Windecke. Johann, Bischof zu Agram, Kanzler, ein Herr von Ebsch oder von Sulzbach, gebürtig aus Meisenheim bei Kreuznach. Bei diesem lernte Kaspar Schlick und wurde zuletzt Unterkanzler. Als nun der Kaiser in Siena war und mit dem Papste, mit den Venetianern und Florentinern einig wurde und nach Rom wollte, wie er auch that, machte er den Kaspar Schlick zum römischen Kanzler und Freiherrn und schlug ihn selbst zum Ritter. Danach ward dieser so mächtig, daß er ihm die Pflege zu Eger und später das Schloß und die Stadt Ellenbogen schenkte. So ritt [damals] dieser Kaspar Schlick, römischer Kanzler, vom römischen Kaiser zu Regensburg nach Eger und Ellenbogen. Wohl hörte Niemand, daß eines Bürgers Sohn in Deutschland so mächtig geworden sei. Zu derselben Zeit, als das Konzil zu Basel war, der Kaiser von Rom gekommen war, die Venetianer ihm große EEhre er wiesen hatten und der Papst mit ihm und den Florentinern einig geworden war, und als der Herr von Mailand sehr gegen den Kaiser gehandelt hatte nach aller Treue und Liebe die dieser ihm zuvor erwiesen hatte, und als der von Mailand dem Kaiser nicht gehalten hatte, was er ihm versprochen hatte, — damals harrten drei stattliche Männer von den Venetianern zu Basel [des Kaisers]. Zweien von ihnen hatte er seinen Orden ver- liehen und sie gingen oft zum Kaiser und er verhandelte häufig mit ihnen. Aber es kam den Venetianern nicht vom Herzen, sie gedachten lange zu zehren von zehntausend Gulden. — Da mals erhob sich einer, der sich zu Rom Prinz uannte, führte Krieg gegen den Papst uud nahm ihm viel Land und Leute ab. Dieser Fürst war ein Colonna, ein Vetter des letzten Papstes Martinus. Er eroberte Rom mit Hilfe der Colonnas, eines mächtigen Geschlechtes zu Rom, das gegen die Orsini war. Diese wurden vertrieben, da sie es mit dem Papste Gugen hielten, der ein Venetianer war. Die Römer aber waren in Sorge, daß die Venetianer Rom mit Rath und Hilfe des Papstes einnehmen
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Leben König Sigmunds. Kap. 321 u. 322. 263 würden und daher ward der Papst ganz vertrieben, so daß er nach Florenz ging. Hier hielt er sich lange auf und hatte nichts, was einem Papste zukommt. Da wollten die Venetianer zum Papste nach Florenz ziehen und brachen um St. Bartholomäus- tag [24. August] 1434 mit 4000 Mann und einem Theile der Vornehmsten auf. Dies bemerkte der Herr von Mailand und da er sich ganz still verhielt, so waren die Venetianer unbesorgt vor ihm. Er aber zog gegen sie, brachte ihnen eine Niederlage bei und that ihnen mehr Schaden als für 100000 Gulden und zog dann weiter. Man meinte, daß der römische Kaiser mit dem von Mailand uneinig wäre, das geschähe ganz aus Hinterlist, wie das auch wohl zu vermuthen war, denn der von Mailand vermochte oder wagte nicht sich zu unterstehen gegen den Kaiser [zu sein], denn da der von Mailand auf der einen Seite die Venetianer und den Papst bedrängte, und der Prinz auf der andern Seite, so hatte der Kaiser eine glückliche Lage, doch nutzte er sie nicht aus, denn ihm war der Geistlichen Uebermuth, Gewaltthätigkeit und Geiz nicht lieb. 322. Wie der Papst Eugenius aus Rom nach Florenz ent- weichen mußte, und wie die Briganten und Trabanten — das sind Fußknechte — zu Rom alle [Geistlichen] erschlugen. Als der Papst Eugenius von Rom nach Florenz weichen mußte, erschlugen die Briganten und Fußknechte zu Rom alles, was die Tonsur trug und trieben alle Weiber und Kinder der Pfaffen aus Rom In der Stadt war großer Jammer und es stand so schlimm, daß man nicht wohl zu St. Peters Mün ster kommen konnte, vielmehr vorbei gehen mußte. Auch las man wenig Messe in allen Kirchen zu Rom, und in einigen Kirchen hielt man Stroh und Heu feil. Die von der Engels- burg schossen sehr in die Stadt, und die Reisigen unter den Colonnas, den Vettern des zu Konstanz im Konzil gewählten Papstes Martin, schofsen aus der Stadt nach der Engelsburg. Die Orsini zu Rom wurden alle vertrieben. Es stand so jämmer-
Leben König Sigmunds. Kap. 321 u. 322. 263 würden und daher ward der Papst ganz vertrieben, so daß er nach Florenz ging. Hier hielt er sich lange auf und hatte nichts, was einem Papste zukommt. Da wollten die Venetianer zum Papste nach Florenz ziehen und brachen um St. Bartholomäus- tag [24. August] 1434 mit 4000 Mann und einem Theile der Vornehmsten auf. Dies bemerkte der Herr von Mailand und da er sich ganz still verhielt, so waren die Venetianer unbesorgt vor ihm. Er aber zog gegen sie, brachte ihnen eine Niederlage bei und that ihnen mehr Schaden als für 100000 Gulden und zog dann weiter. Man meinte, daß der römische Kaiser mit dem von Mailand uneinig wäre, das geschähe ganz aus Hinterlist, wie das auch wohl zu vermuthen war, denn der von Mailand vermochte oder wagte nicht sich zu unterstehen gegen den Kaiser [zu sein], denn da der von Mailand auf der einen Seite die Venetianer und den Papst bedrängte, und der Prinz auf der andern Seite, so hatte der Kaiser eine glückliche Lage, doch nutzte er sie nicht aus, denn ihm war der Geistlichen Uebermuth, Gewaltthätigkeit und Geiz nicht lieb. 322. Wie der Papst Eugenius aus Rom nach Florenz ent- weichen mußte, und wie die Briganten und Trabanten — das sind Fußknechte — zu Rom alle [Geistlichen] erschlugen. Als der Papst Eugenius von Rom nach Florenz weichen mußte, erschlugen die Briganten und Fußknechte zu Rom alles, was die Tonsur trug und trieben alle Weiber und Kinder der Pfaffen aus Rom In der Stadt war großer Jammer und es stand so schlimm, daß man nicht wohl zu St. Peters Mün ster kommen konnte, vielmehr vorbei gehen mußte. Auch las man wenig Messe in allen Kirchen zu Rom, und in einigen Kirchen hielt man Stroh und Heu feil. Die von der Engels- burg schossen sehr in die Stadt, und die Reisigen unter den Colonnas, den Vettern des zu Konstanz im Konzil gewählten Papstes Martin, schofsen aus der Stadt nach der Engelsburg. Die Orsini zu Rom wurden alle vertrieben. Es stand so jämmer-
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264 Eberhard Windecke. lich in der Welt, daß es wohl alle frommen Herzen erbarmen konnte. — Als der Kaiser, wie Du oben gelesen hast, in Regensburg war, verhandelte er ohne Vorwissen aller Fürsten mit den Böhmen. Daher wurde ein Theil der Fürsten sehr zornig. Der Kaiser wünschte die Wohlfahrt des römischen Reiches in deutschen Landen, und er hat sich, seitdem er erwählt war, viel, aber leider ohne Erfolg um dieselbe bemüht, so lange er römischer König war. Ebenso auch, als er von Rom nach Basel in das Konzil gekommen war. Daher war es1), wie mich bedünkt, eine rechte Büberei. Denn sie trachteten nur nach Geld und wenig nach dem Rechte. Vielmehr war alles recht, was den Pfaffen vortheilhaft war, was aber die Laien anbetraf, das war unrecht und verworfen, so recht es sein mochte. — Als der Kaiser damals von Basel schied, berief er alle Fürsten, Herren, Mannen und Städte zu ihm zu kommen, es kamen ihrer aber wenig, ebenso als er sie nach Ulm berufen hatte. Daher zog der Kaiser nach Ungarn und schrieb an die Fürsten, Herren, Mannen und Städte einen Brief um St. Mauritiustag, dessen Abschrift Du unten findest, mit Artikeln, die gar christlich waren und aus dem seine redlichen Absichten zu ersehen sind.2) 1) Der Zorn der geistlichen Fürsten. — 2) Im folgenden Aktenstücke (Kap. 323) d. d. Regensburg, Montag nach St. Moritz im 48. Jahre der ungarischen Regierung, betheuert der Kaiser, daß er von Anbeginn bestrebt gewesen sei, Ordnung im Reiche zu stiften, deutet an, daß er von den Fürsten in diesem Streben geringe Unterstützung erhalten habe und führt aus, daß er diese auch vergeblich nach Basel und Ulm berufen habe. Er ordnet daher eine Zusammenkunft von fürstlichen Räthen auf St. Nicolaustag zu Frankfurt an, die von ihren Regierungen über die im folgenden Kapitel aufgeführten Punkte instruirt sein und sie be- rathen sollen. Ein neuer Reichstag und die persönliche Anwesenheit des Kaisers auf dem selben wird in Aussicht gestellt Kap. 324 und 325 geben die Punkte an, über die berathen werden soll. Es sind: Nothwendigkeit des Friedens, Gehorsam gegen die Reichsacht, Bei¬ legung der Fehden in Trier, Jülich, Geldern, Dänemart und Magdeburg, die Angelegen heiten der Herzöge Ludwig von Ingolstadt, von Sachsen und Burgund, Entsendung kurfürst- licher Abgeordneter zum Konzil, behufs Verhinderung der geistlichen Uebergriffe in die weltlichen Angelegenheiten; gegenseitige Unterstützung von geistlichem Gerichte und weltlichem Schwerte; Vergebung der geistlichen Kurfürstenthümer nicht nach dem Willen des Konzils; Unterstiitzung des Papstes durch dasselbe; Ernennung einer Kommission für die Verwendung des zum Kriege gegen die Husfiten gesammelten Geldes; Maßregeln gegen den Wucher; Verbesserung des Münz- und Gerichtswesens; Verbot des sichern Geleites für Mörder, Diebe, Kirchen- schänder, außer unter gewissen Bedingungen; Reformation der Fehme.
264 Eberhard Windecke. lich in der Welt, daß es wohl alle frommen Herzen erbarmen konnte. — Als der Kaiser, wie Du oben gelesen hast, in Regensburg war, verhandelte er ohne Vorwissen aller Fürsten mit den Böhmen. Daher wurde ein Theil der Fürsten sehr zornig. Der Kaiser wünschte die Wohlfahrt des römischen Reiches in deutschen Landen, und er hat sich, seitdem er erwählt war, viel, aber leider ohne Erfolg um dieselbe bemüht, so lange er römischer König war. Ebenso auch, als er von Rom nach Basel in das Konzil gekommen war. Daher war es1), wie mich bedünkt, eine rechte Büberei. Denn sie trachteten nur nach Geld und wenig nach dem Rechte. Vielmehr war alles recht, was den Pfaffen vortheilhaft war, was aber die Laien anbetraf, das war unrecht und verworfen, so recht es sein mochte. — Als der Kaiser damals von Basel schied, berief er alle Fürsten, Herren, Mannen und Städte zu ihm zu kommen, es kamen ihrer aber wenig, ebenso als er sie nach Ulm berufen hatte. Daher zog der Kaiser nach Ungarn und schrieb an die Fürsten, Herren, Mannen und Städte einen Brief um St. Mauritiustag, dessen Abschrift Du unten findest, mit Artikeln, die gar christlich waren und aus dem seine redlichen Absichten zu ersehen sind.2) 1) Der Zorn der geistlichen Fürsten. — 2) Im folgenden Aktenstücke (Kap. 323) d. d. Regensburg, Montag nach St. Moritz im 48. Jahre der ungarischen Regierung, betheuert der Kaiser, daß er von Anbeginn bestrebt gewesen sei, Ordnung im Reiche zu stiften, deutet an, daß er von den Fürsten in diesem Streben geringe Unterstützung erhalten habe und führt aus, daß er diese auch vergeblich nach Basel und Ulm berufen habe. Er ordnet daher eine Zusammenkunft von fürstlichen Räthen auf St. Nicolaustag zu Frankfurt an, die von ihren Regierungen über die im folgenden Kapitel aufgeführten Punkte instruirt sein und sie be- rathen sollen. Ein neuer Reichstag und die persönliche Anwesenheit des Kaisers auf dem selben wird in Aussicht gestellt Kap. 324 und 325 geben die Punkte an, über die berathen werden soll. Es sind: Nothwendigkeit des Friedens, Gehorsam gegen die Reichsacht, Bei¬ legung der Fehden in Trier, Jülich, Geldern, Dänemart und Magdeburg, die Angelegen heiten der Herzöge Ludwig von Ingolstadt, von Sachsen und Burgund, Entsendung kurfürst- licher Abgeordneter zum Konzil, behufs Verhinderung der geistlichen Uebergriffe in die weltlichen Angelegenheiten; gegenseitige Unterstützung von geistlichem Gerichte und weltlichem Schwerte; Vergebung der geistlichen Kurfürstenthümer nicht nach dem Willen des Konzils; Unterstiitzung des Papstes durch dasselbe; Ernennung einer Kommission für die Verwendung des zum Kriege gegen die Husfiten gesammelten Geldes; Maßregeln gegen den Wucher; Verbesserung des Münz- und Gerichtswesens; Verbot des sichern Geleites für Mörder, Diebe, Kirchen- schänder, außer unter gewissen Bedingungen; Reformation der Fehme.
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Leben König Sigmunds. Kap. 322 u. 326. 265 326. Wie der Amtmann zu Lützelburg in Artois bei Flan-- dern mehr als 500 Brabanter erschlug. Damals wurde der Herzog von Burgund in seinem Lande Burgund mit so großer Macht angegriffen, daß er vor dem Könige von Frankreich ohne großen Schaden nicht davon kommen konnte. Daher schrieb er nach Brabant und Flandern, und die Brabanter rückten mit 500 Mann aus, um nach Burgund zu ihrem Herrn [zu ziehen], der sie damals dem Reiche und dem Kaiser zum Trotz inne hatte, so daß der Kaiser im Konzil acht Tage vor Pfingsten 1434 sehr darüber klagte. Als die Bra- banter nun in die Nähe von Lützelburg in Artois bei Flandern kamen, das kaiserlich war, verbot ihnen der Amtmann vom Schlosse weiter zu ziehen, und als sie doch weiter zogen, jagte sie derselbe und richtete es ein, daß die ehrbaren Leute alle er- schlagen wurden. — Damals,1) als der Kaiser von Regensburg nach Ungarn zog, war man in Mainz fortwährend ohne Gottes dienst, und noch zwei Jahre lang ward durch der Geistlichen unflätige Hoffahrt und den verfluchten Geiz mancher löblicher Gesang und Gottesdienst schändlich beeinträchtigt, so daß ich zu Gott hoffe, er werde es an den recht Schuldigen rächen. In der Zeit sandte das Konzil zu Basel seine Gesandtschaft nach Mainz und diese verhandelte zwischen der Geistlichkeit und der Stadt, wie es ihr beliebte. Und einige vom Rathe der Stadt, die den Kaiser und die Gemeinde nicht so liebten als die Geist- lichkeit und ihren Vortheil, brachte man auf deren Seite. Wie- wohl aber der Gemeinde öffentlich und dringend zugeredet wurde, daß sie thäten, was man ihnen geböte, der Bischof und die Geistlichkeit sollten der Stadtgemeinde wiederum thun, was sie nicht schriftlich versprochen hatten, oder wozu sie nicht verpflichtet wären, so wurde das doch keine Stunde und keinen Tag aus- geführt oder gehalten: das kam von dem schlimmen Regimente 1) Hier folgt zunächst eine Klage über die Geistlichkeit, namentlich wird wieder her- vorgehoben, daß deren Habgier an allen Kriegen schuld sei.
Leben König Sigmunds. Kap. 322 u. 326. 265 326. Wie der Amtmann zu Lützelburg in Artois bei Flan-- dern mehr als 500 Brabanter erschlug. Damals wurde der Herzog von Burgund in seinem Lande Burgund mit so großer Macht angegriffen, daß er vor dem Könige von Frankreich ohne großen Schaden nicht davon kommen konnte. Daher schrieb er nach Brabant und Flandern, und die Brabanter rückten mit 500 Mann aus, um nach Burgund zu ihrem Herrn [zu ziehen], der sie damals dem Reiche und dem Kaiser zum Trotz inne hatte, so daß der Kaiser im Konzil acht Tage vor Pfingsten 1434 sehr darüber klagte. Als die Bra- banter nun in die Nähe von Lützelburg in Artois bei Flandern kamen, das kaiserlich war, verbot ihnen der Amtmann vom Schlosse weiter zu ziehen, und als sie doch weiter zogen, jagte sie derselbe und richtete es ein, daß die ehrbaren Leute alle er- schlagen wurden. — Damals,1) als der Kaiser von Regensburg nach Ungarn zog, war man in Mainz fortwährend ohne Gottes dienst, und noch zwei Jahre lang ward durch der Geistlichen unflätige Hoffahrt und den verfluchten Geiz mancher löblicher Gesang und Gottesdienst schändlich beeinträchtigt, so daß ich zu Gott hoffe, er werde es an den recht Schuldigen rächen. In der Zeit sandte das Konzil zu Basel seine Gesandtschaft nach Mainz und diese verhandelte zwischen der Geistlichkeit und der Stadt, wie es ihr beliebte. Und einige vom Rathe der Stadt, die den Kaiser und die Gemeinde nicht so liebten als die Geist- lichkeit und ihren Vortheil, brachte man auf deren Seite. Wie- wohl aber der Gemeinde öffentlich und dringend zugeredet wurde, daß sie thäten, was man ihnen geböte, der Bischof und die Geistlichkeit sollten der Stadtgemeinde wiederum thun, was sie nicht schriftlich versprochen hatten, oder wozu sie nicht verpflichtet wären, so wurde das doch keine Stunde und keinen Tag aus- geführt oder gehalten: das kam von dem schlimmen Regimente 1) Hier folgt zunächst eine Klage über die Geistlichkeit, namentlich wird wieder her- vorgehoben, daß deren Habgier an allen Kriegen schuld sei.
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266 Eberhard Windecke. und den Parteien, die die Alten vor Zeiten in der Stadt Mainz unter einander gehabt hatten, wodurch die arme Stadtgemeinde in große Schulden gerathen war und nun solchen Zwang leiden mußte. 327. Vertrag zwischen der Stadt Mainz und der Geistlich¬ keit zu Mainz. Das Folgende ist die Entscheidung, die zwischen der Geist lichkeit und der Stadt ausgesprochen ward1): der allmächtige Gott möge Abhilfe schaffen. Seine Gnade wolle, daß die Almosen, die Gott gegeben sind, die aber der Teufel jetzt ge braucht, Gott wieder werden, und daß die Teufelsgewalt, Hof- fahrt und Habgier vernichtet werden. — Wir Bürgermeister, Räthe und Bürger der Stadt Mainz. bekennen und thun mit dieser Urkunde kund für uns und alle unsere Nachkommen: Die Streitigkeiten und Zwistigkeiten, welche sich zwischen der Stadt Mainz einerseits und den ehrwürdigen Geistlichen innerhalb und außerhalb der Stadt Mainz anderer seits erhoben haben durch das Weinschenken und durch das Schließen der Thore, in Folge davon die geistlichen Herren vom Dome, von den Stiften und von St. Jakob ausgewandert sind, sind gütlich gesühnt, geschlichtet und beigelegt durch Ver- mittlung und mit Rath des in Gott ehrwürdigsten Vaters und Herrn Dietrichs, erwählten Erzbischofes zu Mainz, unseres gnädigen Herrn und des Rathes zu Frankfurt, der Freunde eines ehrbaren Rathes, unter den Bedingungen, die hier ge- schrieben stehen: Zum Ersten sollen und wollen wir, unsere Nachkommen und die Stadt Mainz für ewige Zeiten, daß die würdigen Herren am Dome, andere Geistliche und Leute geist lichen Standes in Mainz und außerhalb der Stadt zu St. Jakob, St. Peter, St. Victor, zum h. Kreuz, zu St. Alban, zu den Karthäusern und zu St. Gallus jedes Jahr Frucht und Wein, die von ihrem Eigenthum von väterlichem oder mütterlichem 1) Rachtung vom 7. Januar 1435, Droysen, p 217.
266 Eberhard Windecke. und den Parteien, die die Alten vor Zeiten in der Stadt Mainz unter einander gehabt hatten, wodurch die arme Stadtgemeinde in große Schulden gerathen war und nun solchen Zwang leiden mußte. 327. Vertrag zwischen der Stadt Mainz und der Geistlich¬ keit zu Mainz. Das Folgende ist die Entscheidung, die zwischen der Geist lichkeit und der Stadt ausgesprochen ward1): der allmächtige Gott möge Abhilfe schaffen. Seine Gnade wolle, daß die Almosen, die Gott gegeben sind, die aber der Teufel jetzt ge braucht, Gott wieder werden, und daß die Teufelsgewalt, Hof- fahrt und Habgier vernichtet werden. — Wir Bürgermeister, Räthe und Bürger der Stadt Mainz. bekennen und thun mit dieser Urkunde kund für uns und alle unsere Nachkommen: Die Streitigkeiten und Zwistigkeiten, welche sich zwischen der Stadt Mainz einerseits und den ehrwürdigen Geistlichen innerhalb und außerhalb der Stadt Mainz anderer seits erhoben haben durch das Weinschenken und durch das Schließen der Thore, in Folge davon die geistlichen Herren vom Dome, von den Stiften und von St. Jakob ausgewandert sind, sind gütlich gesühnt, geschlichtet und beigelegt durch Ver- mittlung und mit Rath des in Gott ehrwürdigsten Vaters und Herrn Dietrichs, erwählten Erzbischofes zu Mainz, unseres gnädigen Herrn und des Rathes zu Frankfurt, der Freunde eines ehrbaren Rathes, unter den Bedingungen, die hier ge- schrieben stehen: Zum Ersten sollen und wollen wir, unsere Nachkommen und die Stadt Mainz für ewige Zeiten, daß die würdigen Herren am Dome, andere Geistliche und Leute geist lichen Standes in Mainz und außerhalb der Stadt zu St. Jakob, St. Peter, St. Victor, zum h. Kreuz, zu St. Alban, zu den Karthäusern und zu St. Gallus jedes Jahr Frucht und Wein, die von ihrem Eigenthum von väterlichem oder mütterlichem 1) Rachtung vom 7. Januar 1435, Droysen, p 217.
Strana 267
Leben König Sigmunds. Kap. 326 u. 327. 267 und anheimgefallenem Erbe entfallen, frei und unbehindert, un- verzollet und unbeschwert, ohne jedes Verbot und Hinderniß in ihren Stiften, Klöstern, Kirchen, Pfründen, Präsentien, Brüder- schaften, Benefizien und Gotteslehen dieser Stifte und Klöster im ganzen und in jedem einzelnen und auch in ihren Lehen in die Stadt Mainz und heraus [führen] und ohne Beschwerde veräußern und ohne Entgelt, Verbot und Hinderung aus- schenken dürfen und daß Jedermann frei und ohne alle Beein trächtigung Wein bei ihren Fässern holen lassen darf ohne jede Gefährde. Welche Gesetze, Verbote, Satzungen wir dagegen ge macht haben, heimlich oder öffentlich, im allgemeinen oder für besondere Fälle, die sollen gänzlich aufgehoben und widerrufen sein kraft dieser Urkunde. Wir und unsere Nachkommen sollen und wollen auch nimmermehr ein Verbot erlassen, das daran in irgend einer Weise hindern könnte. Sollte uns oder unsern Nachkommen bedünken, daß die genannten Herren Geistlichen und die Klöster ihren Weinausschank nicht übten, wie sie sollten, so können wir oder unsere Nachkommen mit Recht Schritte dagegen thun vor einem Konzil oder vor einem Papste, die dann ab- gehalten werden oder im Amte sind. — Was auch die genannte Geistlichkeit von ihren Einkünften, Zehnten, Gefällen und Provisionen zu Wasser oder zu Lande führen, treiben oder tragen läßt, das sollen wir und unsere Nachkommen und die Stadt Mainz zollfrei, ungehindert und unbeschwert ein und ausführen und niemals etwas darauf er- legen lassen. — Auch ist verabredet: Wenn die genannten Herren Geist- lichen, Klöster, Leute geistlichen Standes in der Gesammtheit oder Einzelne sich Lebensmittel verschaffen, welcher Art die sind, so können sie dieselben ungefährdet gebrauchen, verkaufen, kaufen und verwalten innerhalb oder außerhalb Mainz und sie ohne Hinderniß zuführen und zubringen. Wenn sie oder die ihrigen von ihrer Seite aus uns oder unsere Rentmeister un das
Leben König Sigmunds. Kap. 326 u. 327. 267 und anheimgefallenem Erbe entfallen, frei und unbehindert, un- verzollet und unbeschwert, ohne jedes Verbot und Hinderniß in ihren Stiften, Klöstern, Kirchen, Pfründen, Präsentien, Brüder- schaften, Benefizien und Gotteslehen dieser Stifte und Klöster im ganzen und in jedem einzelnen und auch in ihren Lehen in die Stadt Mainz und heraus [führen] und ohne Beschwerde veräußern und ohne Entgelt, Verbot und Hinderung aus- schenken dürfen und daß Jedermann frei und ohne alle Beein trächtigung Wein bei ihren Fässern holen lassen darf ohne jede Gefährde. Welche Gesetze, Verbote, Satzungen wir dagegen ge macht haben, heimlich oder öffentlich, im allgemeinen oder für besondere Fälle, die sollen gänzlich aufgehoben und widerrufen sein kraft dieser Urkunde. Wir und unsere Nachkommen sollen und wollen auch nimmermehr ein Verbot erlassen, das daran in irgend einer Weise hindern könnte. Sollte uns oder unsern Nachkommen bedünken, daß die genannten Herren Geistlichen und die Klöster ihren Weinausschank nicht übten, wie sie sollten, so können wir oder unsere Nachkommen mit Recht Schritte dagegen thun vor einem Konzil oder vor einem Papste, die dann ab- gehalten werden oder im Amte sind. — Was auch die genannte Geistlichkeit von ihren Einkünften, Zehnten, Gefällen und Provisionen zu Wasser oder zu Lande führen, treiben oder tragen läßt, das sollen wir und unsere Nachkommen und die Stadt Mainz zollfrei, ungehindert und unbeschwert ein und ausführen und niemals etwas darauf er- legen lassen. — Auch ist verabredet: Wenn die genannten Herren Geist- lichen, Klöster, Leute geistlichen Standes in der Gesammtheit oder Einzelne sich Lebensmittel verschaffen, welcher Art die sind, so können sie dieselben ungefährdet gebrauchen, verkaufen, kaufen und verwalten innerhalb oder außerhalb Mainz und sie ohne Hinderniß zuführen und zubringen. Wenn sie oder die ihrigen von ihrer Seite aus uns oder unsere Rentmeister un das
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268 Eberhard Windecke. Zeichen [der zollfreien Einfuhr] bitten, so sollen und wollen wir und diese Rentmeister dieselben ohne Verzug gewähren und nichts in den Weg legen. Auch sollen wir kein Entgeld fordern von geistlichen Personen, welche Waaren kaufen oder verkaufen, wenn diese an dem Gefäße deutlich mit jenem Zeichen versehen sind.1) Ebenso sollen und wollen wir für die Bäcker zu Mainz anordnen, daß sie den genannten Herren Geistlichen und Leuten geistlichen Standes für das Getreide, das diese ihnen in den Kasten geliefert haben, recht und billig Brod nach der Menge des Kornes, das sie ihnen verbacken, geben, jedoch mit Vor- behalt des gebührenden Lohnes. Sollten die Bäcker nachlässig werden, wie es nicht sein soll, so soll und kann sie der Rath zu Mainz deshalb strafen und den Beschädigten, die klagbar werden, behilflich sein, daß ihnen ihr Schade und ihr Verlust ersetzt werde, so oft als es nöthig sein sollte, oder man soll der Geistlichkeit die Backhäuser, die sie von Alters her gehabt haben, wieder überlajsen. Auf daß ferner die oben genannten ehrwürdigen Herren Geistlichen und Leute geistlichen Standes2) an den Kirchen in und außerhalb Mainz und ihre Nachkommen, ihre Gesinde und ihr Eigenthum zu ewigen Zeiten bei uns und unsern Nach¬ kommen sicher sein, wohnen und bleiben können, haben wir sie jetzt aufgenommen und nehmen sie in unsern und unserer Stadt sicheren Schutz und Frieden, dergestalt, daß wir und unsere Nachkommen sie, ihre Nachkommen, ihr Leben und Eigenthum und Gesinde treulich und redlich schützen und schirmen wollen und sollen in der Stadt und im Burgbanne von Mainz aus ewige Zeit. Wir und unsere Nachfahren und die Stadt Mainz wollen und sollen auch solchen Schutz und Schirm ihnen, ihren Nachkommen und ihrem Gesinde weder allen noch einzelnen aus ewige Zeit jemals aufsagen, abstellen, verletzen oder verweigern 1) Der letzte Satz ist nur ungefähr dem Sinne der handschriftl Ueberlieferung ent- sprechend. — 2) Die Kirchen werden hier noch einmal wie oben aufgezählt.
268 Eberhard Windecke. Zeichen [der zollfreien Einfuhr] bitten, so sollen und wollen wir und diese Rentmeister dieselben ohne Verzug gewähren und nichts in den Weg legen. Auch sollen wir kein Entgeld fordern von geistlichen Personen, welche Waaren kaufen oder verkaufen, wenn diese an dem Gefäße deutlich mit jenem Zeichen versehen sind.1) Ebenso sollen und wollen wir für die Bäcker zu Mainz anordnen, daß sie den genannten Herren Geistlichen und Leuten geistlichen Standes für das Getreide, das diese ihnen in den Kasten geliefert haben, recht und billig Brod nach der Menge des Kornes, das sie ihnen verbacken, geben, jedoch mit Vor- behalt des gebührenden Lohnes. Sollten die Bäcker nachlässig werden, wie es nicht sein soll, so soll und kann sie der Rath zu Mainz deshalb strafen und den Beschädigten, die klagbar werden, behilflich sein, daß ihnen ihr Schade und ihr Verlust ersetzt werde, so oft als es nöthig sein sollte, oder man soll der Geistlichkeit die Backhäuser, die sie von Alters her gehabt haben, wieder überlajsen. Auf daß ferner die oben genannten ehrwürdigen Herren Geistlichen und Leute geistlichen Standes2) an den Kirchen in und außerhalb Mainz und ihre Nachkommen, ihre Gesinde und ihr Eigenthum zu ewigen Zeiten bei uns und unsern Nach¬ kommen sicher sein, wohnen und bleiben können, haben wir sie jetzt aufgenommen und nehmen sie in unsern und unserer Stadt sicheren Schutz und Frieden, dergestalt, daß wir und unsere Nachkommen sie, ihre Nachkommen, ihr Leben und Eigenthum und Gesinde treulich und redlich schützen und schirmen wollen und sollen in der Stadt und im Burgbanne von Mainz aus ewige Zeit. Wir und unsere Nachfahren und die Stadt Mainz wollen und sollen auch solchen Schutz und Schirm ihnen, ihren Nachkommen und ihrem Gesinde weder allen noch einzelnen aus ewige Zeit jemals aufsagen, abstellen, verletzen oder verweigern 1) Der letzte Satz ist nur ungefähr dem Sinne der handschriftl Ueberlieferung ent- sprechend. — 2) Die Kirchen werden hier noch einmal wie oben aufgezählt.
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Leben König Sigmunds. Kap. 327. 269 um keines Gebotes, Geheißes, um keiner Verheißung oder Er- wartung willen irgend Jemandes in irgend einem Stande, in irgend welchen Ehren, Würden, geistlich oder weltlich, oder aus welchem Grunde immer. Hätte oder erhielte aber die Geistlichkeit und ihre Nach¬ kommen oder mehrere oder einer von ihnen mit uns Bürger- meistern, mit dem Rathe oder mit den Bürgern oder mit unsern Nachkommen mit allen oder einzelnen, oder hätten wir, unsere Nachkommen, oder einer oder mehrere von uns mit ihnen oder ihren Nachkommen, allen oder einzelnen, irgend etwas zu ver- handeln, so könnte jede Partei an die andere Forderungen stellen und sie austragen auf dem Wege gütlicher Uebereinkunft oder des Rechtes, aber nicht anders, und zwar an den Stellen, wo es sich gebührt. Damit soll dieser Schutzfriede in keiner Weise gebrochen sein oder werden, viermehr wollen wir sie mit Leib und Eigenthum frei, sicher und nach Gefallen aus und einziehen, wandern, reiten, gehen oder fahren lassen, und wir und unsere Nachkommen sollen sie und das ihrige frei und un- gehindert zu den angemessenen Zeiten aus und einlassen ohne Gefährde. Auch wollen wir sie zusammen und einzeln nimmer in der Stadt einschließen oder aufhalten wider ihren Willen, es sei denn, daß einer oder mehrere von ihnen eine Uebertretung begingen oder sich vergingen, in welchem Falle der oder die auf- zuhalten wären. Diesen oder diese könnten wir dann mit Recht ohne Anstoß aufhalten oder ihren Oberen zur Festnahme und — Bestrafung bringen und überantworten ohne Gefährde. Für den Fall, daß in Zukunft von einem oder mehreren aus der Geistlichkeit oder ihrem Gesinde ein Muthwille, eine Uebertretung oder Missethat gegen uns Bürgermeister, gegen den Rath und die Bürger oder gegen unsere Nachkommen sämmi- lich oder gegen einzelne begangen werden sollte, so sollen der oder die, welche dies gethan haben, nachdem über die Ver- gehungen verhandelt ist, von dem oder von denen, welchen es
Leben König Sigmunds. Kap. 327. 269 um keines Gebotes, Geheißes, um keiner Verheißung oder Er- wartung willen irgend Jemandes in irgend einem Stande, in irgend welchen Ehren, Würden, geistlich oder weltlich, oder aus welchem Grunde immer. Hätte oder erhielte aber die Geistlichkeit und ihre Nach¬ kommen oder mehrere oder einer von ihnen mit uns Bürger- meistern, mit dem Rathe oder mit den Bürgern oder mit unsern Nachkommen mit allen oder einzelnen, oder hätten wir, unsere Nachkommen, oder einer oder mehrere von uns mit ihnen oder ihren Nachkommen, allen oder einzelnen, irgend etwas zu ver- handeln, so könnte jede Partei an die andere Forderungen stellen und sie austragen auf dem Wege gütlicher Uebereinkunft oder des Rechtes, aber nicht anders, und zwar an den Stellen, wo es sich gebührt. Damit soll dieser Schutzfriede in keiner Weise gebrochen sein oder werden, viermehr wollen wir sie mit Leib und Eigenthum frei, sicher und nach Gefallen aus und einziehen, wandern, reiten, gehen oder fahren lassen, und wir und unsere Nachkommen sollen sie und das ihrige frei und un- gehindert zu den angemessenen Zeiten aus und einlassen ohne Gefährde. Auch wollen wir sie zusammen und einzeln nimmer in der Stadt einschließen oder aufhalten wider ihren Willen, es sei denn, daß einer oder mehrere von ihnen eine Uebertretung begingen oder sich vergingen, in welchem Falle der oder die auf- zuhalten wären. Diesen oder diese könnten wir dann mit Recht ohne Anstoß aufhalten oder ihren Oberen zur Festnahme und — Bestrafung bringen und überantworten ohne Gefährde. Für den Fall, daß in Zukunft von einem oder mehreren aus der Geistlichkeit oder ihrem Gesinde ein Muthwille, eine Uebertretung oder Missethat gegen uns Bürgermeister, gegen den Rath und die Bürger oder gegen unsere Nachkommen sämmi- lich oder gegen einzelne begangen werden sollte, so sollen der oder die, welche dies gethan haben, nachdem über die Ver- gehungen verhandelt ist, von dem oder von denen, welchen es
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270 Eberhard Windecke. zukommt, in einer Weise bestraft werden, daß man diese Strafe bemerkt. Dagegen sollen wir und die Unsern sie deshalb nicht beleidigen, und auch die anderen von der Geistlichkeit und ihrem Gesinde, die solche Dinge nicht begangen haben, das nicht ent gelten lassen, sondern sie gleichwohl aufrichtig und friedlich schirmen und schützen ohne alle Gefährde. Damit unn, wie schon von dem jüngst verschiedenen ehr- würdigsten Vater in Gott, Herrn Konrad, weiland Erzbischof von Mainz, vormals verhandelt und schriftlich festgesetzt ist, auch diese Sühne und dieser Friedes, Schutz= und Schirmvertrag und alle obengenannten Punkte und Artikel ewiglich von uns und unsern Nachkommen gehalten werden und im Gedächtnisse bleiben können, auf daß jeder der Unsern sich danach richten könne, so haben wir diese Rachtung und den Sühnevertrag, wie er oben geschrieben steht, zu halten gelobt und zu den Heiligen ge- schworen und sie von Wort zu Wort in unser Friedebuch schrei- ben lassen und verpflichten uns, sie ewig darin zu lassen, nichts davon zu thun und nichts zu ändern, nichts zu mindern oder hinzuzusetzen. Vielmehr wollen wir und unsere Nachkommen diese Rachtung jährlich mindestens einmal aus jenem Buche der Bürgerschaft öffentlich auf dem Hofe zu Mainz wörtlich verlesen lassen und zwar zu der Zeit, wo man unsern Bürgermeistern zu huldigen pflegt, oder, falls die Huldigung unterbliebe, am Sonn tag Quasimodogeniti in Gegenwart der Herren, welche die Geist- lichen jährlich dazu bestimmen werden. Wenn diese Sühne zu Stande gekommen ist, so sollen die derzeitigen Bürgermeister und Rathsherren sie auf das Friede- buch geloben und beschwören, und sie soll auch später alsbald allen Bürgern und Beisitzern zu Mainz jeden besonders in seinen Bürgereid mit aufgenommen werden ohne Gefährde. Wir sollen und wollen auch fernerhin bei uns keinen zum Bürger oder Beisitzer anuehmen oder in die Zunft aufnehmen, der diese vorstehende Rachtung und den Vertrag mit allen
270 Eberhard Windecke. zukommt, in einer Weise bestraft werden, daß man diese Strafe bemerkt. Dagegen sollen wir und die Unsern sie deshalb nicht beleidigen, und auch die anderen von der Geistlichkeit und ihrem Gesinde, die solche Dinge nicht begangen haben, das nicht ent gelten lassen, sondern sie gleichwohl aufrichtig und friedlich schirmen und schützen ohne alle Gefährde. Damit unn, wie schon von dem jüngst verschiedenen ehr- würdigsten Vater in Gott, Herrn Konrad, weiland Erzbischof von Mainz, vormals verhandelt und schriftlich festgesetzt ist, auch diese Sühne und dieser Friedes, Schutz= und Schirmvertrag und alle obengenannten Punkte und Artikel ewiglich von uns und unsern Nachkommen gehalten werden und im Gedächtnisse bleiben können, auf daß jeder der Unsern sich danach richten könne, so haben wir diese Rachtung und den Sühnevertrag, wie er oben geschrieben steht, zu halten gelobt und zu den Heiligen ge- schworen und sie von Wort zu Wort in unser Friedebuch schrei- ben lassen und verpflichten uns, sie ewig darin zu lassen, nichts davon zu thun und nichts zu ändern, nichts zu mindern oder hinzuzusetzen. Vielmehr wollen wir und unsere Nachkommen diese Rachtung jährlich mindestens einmal aus jenem Buche der Bürgerschaft öffentlich auf dem Hofe zu Mainz wörtlich verlesen lassen und zwar zu der Zeit, wo man unsern Bürgermeistern zu huldigen pflegt, oder, falls die Huldigung unterbliebe, am Sonn tag Quasimodogeniti in Gegenwart der Herren, welche die Geist- lichen jährlich dazu bestimmen werden. Wenn diese Sühne zu Stande gekommen ist, so sollen die derzeitigen Bürgermeister und Rathsherren sie auf das Friede- buch geloben und beschwören, und sie soll auch später alsbald allen Bürgern und Beisitzern zu Mainz jeden besonders in seinen Bürgereid mit aufgenommen werden ohne Gefährde. Wir sollen und wollen auch fernerhin bei uns keinen zum Bürger oder Beisitzer anuehmen oder in die Zunft aufnehmen, der diese vorstehende Rachtung und den Vertrag mit allen
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Leben König Sigmunds. Kap. 327 u. 328. 271 Artikeln nicht gelobt und beschworen hat in der Weise, wie wir und andere Bürger zu Mainz gethan haben ohne alle Gefährde. Auch soll diese Rachtung und gütliche Uebereinkunft andere schriftliche Verträge und Sühnungen, die zwischen beiden Par- teien auch früher schon von unsern Vorfahren geschlossen sind, nicht hindern und auch andere Punkte und Artikel in keiner Weise verletzen oder beeinträchtigen. Wir Bürgermeister und Rath und sämmtliche Bürger zu Mainz, arm und reich, geloben, wie wir auch zu den Heiligen geschworen haben, für uns und unsere Nachkommen und für die Stadt Mainz, die vorstehende Rachtung und Sühne zu allen Zeiten und Tagen fest und unverbrüchlich zu halten und gänz lich auszuführen, nimmer dagegen zu reden und auf keinen Wege, mit Befugniß, Erlaubniß, Dispensation, Befreiung, Gnaden, Privilegien, geistlichen oder weltlichen Erwerbungen, die wir jetzt besitzen oder später erwerben könnten, mit keinerlei Erfindung oder Unternehmung dagegen zu wirken, damit diese Rachtung und Sühne in keinem Punkte geschwächt, verletzt oder auch gebrochen werden könne, dergestalt, als ob keine Ge- fährde oder Dunkelheit darin sei oder gefunden werde. — 328. Wie die ungarischen Herren zu Kaiser Sigmund nach Preßburg kamen und ihm eine große Summe in seinen kaiser lichen Schatz schenkten. Als Kaiser Sigmund im Jahre 1434 nach Preßburg in Ungarn gekommen war, wo er bis zum Jahre 1435 blieb, kamen die ungarischen Landherren und die Vertreter seiner Städte mit großer Pracht zu ihm und schenkten ihm einen herrlichen, köst- richen Schatz in die kaiserliche Schatulle. Bis er ihn entgegen- nahm, dauerte es bis auf St. Jakobstag. Da kamen die böh mischen Landherren und die ketzerischen Hussiten zu ihm und verabredeten mit ihm, in Brünn in Mähren einen friedlichen Tag abzuhalten. Hierhin kamen die böhmischen Herren und die Prager mit vierhundert Pferden und kamen in Güte überein,
Leben König Sigmunds. Kap. 327 u. 328. 271 Artikeln nicht gelobt und beschworen hat in der Weise, wie wir und andere Bürger zu Mainz gethan haben ohne alle Gefährde. Auch soll diese Rachtung und gütliche Uebereinkunft andere schriftliche Verträge und Sühnungen, die zwischen beiden Par- teien auch früher schon von unsern Vorfahren geschlossen sind, nicht hindern und auch andere Punkte und Artikel in keiner Weise verletzen oder beeinträchtigen. Wir Bürgermeister und Rath und sämmtliche Bürger zu Mainz, arm und reich, geloben, wie wir auch zu den Heiligen geschworen haben, für uns und unsere Nachkommen und für die Stadt Mainz, die vorstehende Rachtung und Sühne zu allen Zeiten und Tagen fest und unverbrüchlich zu halten und gänz lich auszuführen, nimmer dagegen zu reden und auf keinen Wege, mit Befugniß, Erlaubniß, Dispensation, Befreiung, Gnaden, Privilegien, geistlichen oder weltlichen Erwerbungen, die wir jetzt besitzen oder später erwerben könnten, mit keinerlei Erfindung oder Unternehmung dagegen zu wirken, damit diese Rachtung und Sühne in keinem Punkte geschwächt, verletzt oder auch gebrochen werden könne, dergestalt, als ob keine Ge- fährde oder Dunkelheit darin sei oder gefunden werde. — 328. Wie die ungarischen Herren zu Kaiser Sigmund nach Preßburg kamen und ihm eine große Summe in seinen kaiser lichen Schatz schenkten. Als Kaiser Sigmund im Jahre 1434 nach Preßburg in Ungarn gekommen war, wo er bis zum Jahre 1435 blieb, kamen die ungarischen Landherren und die Vertreter seiner Städte mit großer Pracht zu ihm und schenkten ihm einen herrlichen, köst- richen Schatz in die kaiserliche Schatulle. Bis er ihn entgegen- nahm, dauerte es bis auf St. Jakobstag. Da kamen die böh mischen Landherren und die ketzerischen Hussiten zu ihm und verabredeten mit ihm, in Brünn in Mähren einen friedlichen Tag abzuhalten. Hierhin kamen die böhmischen Herren und die Prager mit vierhundert Pferden und kamen in Güte überein,
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272 Eberhard Windecke. daß sie den Kaiser als ihren rechten Erbherren aufnehmen wollten. Dies war er auch, wiewohl sie zwanzig Jahre lang ihn nicht anerkannt hatten. Daher ließ der Kaiser seinen Kanzler Kaspar Schlick nach Prag kommen. Wie es dem daselbst erging, was er für Ansichten hatte und was er aus Prag schrieb, das findest Du in dem folgenden Briefe. 329. Wie der Kanzler des römischen Kaisers, Kaspar Schlick, zu Prag war und von da an den Kaiser einen Brief schrieb, wie sich alle Dinge gemacht hätten.1) Ehrsamen lieben Freunde meinen Dienst zuvor! Ich lasse Euch wissen, daß mein Herr und Bruder, Kaspar Schlick, von der Versammlung, die in Prag gewesen ist, im Auftrage unseres gnädigen Herrn des Kaisers prächtig hierher gekommen ist und nach mir gesandt hat. Ich bin daher von Prag jetzt zurückge- kommen und wollte es nicht unterlassen, Euch kund zu thun, wie es daselbst gegangen ist. Herr Kaspar Schlick hat, wie er selbst sagt, wohl vierzehn Tage lang hinter einander um die Sache ernstlich geworben und verhandelt, und nach vielen Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten, die ihm von Geistlichen und Laien bereitet wurden, ist die Sache durch Gottes Gnade zuletzt gütlich beendet worden, so daß die Böhmen völlig bei den mit dem Konzil getroffenen Abmachungen bleiben. Da nun die Vornehmsten, die man alle Tage aus dem Konzile erwartete. wo unser Herr, der Kaiser, um dieser Angelegenheit willen be- vollmächtigte Räthe hatte, gekommen sind, so ist nun Kaspar Schlick auf dem geraden Wege zu unserm Herrn, dem Kaiser, der unterhalb Ofens ist und führt mit sich die Herren Meinrad von Neuhaus, Alstick von Sternberg, von Brugel, sämmtlich Bannerherren, die Waisen, Wilhelm Würfel, Johann Ringsberg, den von Smiritzko, die Ritterschaft von Prag und sechs ab- geordnete Bürger, zusammen über zweihundert Pferde. Sie 1) Kap. 329 enthält eine Depesche eines Unterbeamten von Kaspar Schlick Des letzteren Bericht folgt erst Kap. 330.
272 Eberhard Windecke. daß sie den Kaiser als ihren rechten Erbherren aufnehmen wollten. Dies war er auch, wiewohl sie zwanzig Jahre lang ihn nicht anerkannt hatten. Daher ließ der Kaiser seinen Kanzler Kaspar Schlick nach Prag kommen. Wie es dem daselbst erging, was er für Ansichten hatte und was er aus Prag schrieb, das findest Du in dem folgenden Briefe. 329. Wie der Kanzler des römischen Kaisers, Kaspar Schlick, zu Prag war und von da an den Kaiser einen Brief schrieb, wie sich alle Dinge gemacht hätten.1) Ehrsamen lieben Freunde meinen Dienst zuvor! Ich lasse Euch wissen, daß mein Herr und Bruder, Kaspar Schlick, von der Versammlung, die in Prag gewesen ist, im Auftrage unseres gnädigen Herrn des Kaisers prächtig hierher gekommen ist und nach mir gesandt hat. Ich bin daher von Prag jetzt zurückge- kommen und wollte es nicht unterlassen, Euch kund zu thun, wie es daselbst gegangen ist. Herr Kaspar Schlick hat, wie er selbst sagt, wohl vierzehn Tage lang hinter einander um die Sache ernstlich geworben und verhandelt, und nach vielen Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten, die ihm von Geistlichen und Laien bereitet wurden, ist die Sache durch Gottes Gnade zuletzt gütlich beendet worden, so daß die Böhmen völlig bei den mit dem Konzil getroffenen Abmachungen bleiben. Da nun die Vornehmsten, die man alle Tage aus dem Konzile erwartete. wo unser Herr, der Kaiser, um dieser Angelegenheit willen be- vollmächtigte Räthe hatte, gekommen sind, so ist nun Kaspar Schlick auf dem geraden Wege zu unserm Herrn, dem Kaiser, der unterhalb Ofens ist und führt mit sich die Herren Meinrad von Neuhaus, Alstick von Sternberg, von Brugel, sämmtlich Bannerherren, die Waisen, Wilhelm Würfel, Johann Ringsberg, den von Smiritzko, die Ritterschaft von Prag und sechs ab- geordnete Bürger, zusammen über zweihundert Pferde. Sie 1) Kap. 329 enthält eine Depesche eines Unterbeamten von Kaspar Schlick Des letzteren Bericht folgt erst Kap. 330.
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Leben König Sigmunds. Kap. 328—330. 273 sollen unsern Herrn den Kaiser von Stund an herauf an die böhmische Grenze bringen, daselbst sollen die Böhmen und die Handwerker mit Macht Sr. Gnade entgegen ziehen, ihm Huldigung schwören, ihn empfangen und einholen. Sollte sich Jemand widersetzen wollen, wie denn einige Taboriten ewigen Krieg ge- lobt haben, so weiß man doch nicht, ob sie auch die Macht dazu in Händen haben. In Bezug auf S. Gnade ist auch aus- gemacht, daß ihm zur Stunde alle Gewalt wiedergegeben wird, und wie ich von Herrn Kaspar vernommen habe, wird er nach Budweis kommen, und Ihr dürfet glauben, daß das Volk in Böhmen so froh und geneigt ist, wie ich gesehen habe, daß, so Gott will, Niemand die Sache hindern kann. Seid sicher, daß wenn S. Gnade in’s Land komnt, die Ordnung in kürzerer Zeit als man glaubt wiederhergestellt sein wird und daß alle Hände werden gereicht werden und daß es mit dem Glauben und mit andern Dingen noch einfacher wird, als das Konzil gestattet hat. Denn das Volk ist dazu geneigt und hat Wider willen gegen das Unwesen. Herr Kaspar Schlick ist auch im ganzen Lande mit sehr großen Ehren empfangen und aufgenommen worden, und wäre er uicht so eifrig und pflichtgetren gewesen, so wäre, wie ich von den Böhmen gehört habe, aus der Sache nichts geworden, was man auch [anfangs] fürchtete. Sie sagten ihm vielen Dank. — Was ich hinfüro vernehme, will ich Euch auch verkünden. — Als dieser Brief geschrieben war, kam mir ein Bote des Herrn Kaspar nachgeeilt mit einem Briefe, der hier folgt. Gott sei Dank, lieber Herr Mathis, daß Ihr nicht gestorben, sondern noch am Leben seid. 330. Wie alle Angelegenheiten einträchtig und glücklich ver- einbart und schriftlich festgesetzt wurden. Alle Angelegenheiten sind hier in der Konferenz einträchtig und gütlich nach meinem Willen beschlossen worden, und so Gott will, gedenke ich spätestens Montag früh von hier zu reisen mit Herrn Meinrad, und die Boten, die ich einzeln ernannt habe, Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 18
Leben König Sigmunds. Kap. 328—330. 273 sollen unsern Herrn den Kaiser von Stund an herauf an die böhmische Grenze bringen, daselbst sollen die Böhmen und die Handwerker mit Macht Sr. Gnade entgegen ziehen, ihm Huldigung schwören, ihn empfangen und einholen. Sollte sich Jemand widersetzen wollen, wie denn einige Taboriten ewigen Krieg ge- lobt haben, so weiß man doch nicht, ob sie auch die Macht dazu in Händen haben. In Bezug auf S. Gnade ist auch aus- gemacht, daß ihm zur Stunde alle Gewalt wiedergegeben wird, und wie ich von Herrn Kaspar vernommen habe, wird er nach Budweis kommen, und Ihr dürfet glauben, daß das Volk in Böhmen so froh und geneigt ist, wie ich gesehen habe, daß, so Gott will, Niemand die Sache hindern kann. Seid sicher, daß wenn S. Gnade in’s Land komnt, die Ordnung in kürzerer Zeit als man glaubt wiederhergestellt sein wird und daß alle Hände werden gereicht werden und daß es mit dem Glauben und mit andern Dingen noch einfacher wird, als das Konzil gestattet hat. Denn das Volk ist dazu geneigt und hat Wider willen gegen das Unwesen. Herr Kaspar Schlick ist auch im ganzen Lande mit sehr großen Ehren empfangen und aufgenommen worden, und wäre er uicht so eifrig und pflichtgetren gewesen, so wäre, wie ich von den Böhmen gehört habe, aus der Sache nichts geworden, was man auch [anfangs] fürchtete. Sie sagten ihm vielen Dank. — Was ich hinfüro vernehme, will ich Euch auch verkünden. — Als dieser Brief geschrieben war, kam mir ein Bote des Herrn Kaspar nachgeeilt mit einem Briefe, der hier folgt. Gott sei Dank, lieber Herr Mathis, daß Ihr nicht gestorben, sondern noch am Leben seid. 330. Wie alle Angelegenheiten einträchtig und glücklich ver- einbart und schriftlich festgesetzt wurden. Alle Angelegenheiten sind hier in der Konferenz einträchtig und gütlich nach meinem Willen beschlossen worden, und so Gott will, gedenke ich spätestens Montag früh von hier zu reisen mit Herrn Meinrad, und die Boten, die ich einzeln ernannt habe, Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 18
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274 Eberhard Windecke. werden, wie sie hier oben genannt sind, noch mit mir reiten. Sollten noch einer oder zwei abwendig gemacht werden, so ver- schlägt das nichts. Daß Herr Rockezan mit uns reiten wird, sehe ich gern. — Den Erzbischof hat man nicht proklamiret, und es ist gut so. Euer Lebtage habt Ihr in keinem Lande ein größeres Jubeln gehört, als da die Weltlichen auf den Gassen das Te Deum laudamus sangen, während alle Glocken läuteten. Es herrschte unter Arm und Reich eine solche Freude, daß Ihr Euch der Thränen nicht hättet enthalten können, wenn Ihr es gesehen hättet. Als ich die Nachricht [von der Freude des Volkes] vernahm und über die Straße ging, knieten die Leute vor mir nieder, hoben die Hände auf und riefen: „Das ist unser Engel. Heute soll man mir eine schriftliche Antwort geben, und unser Kaiser soll vor Weihnachten hier sein. Ich hab ihm keinen kleinen Dienst erwiesen; ich hoffe, S. Gnade wird es anerkennen. Die Herren von Sachsen haben ihre Gesandtschaft heute bei mir gehabt. Heute werden sie durch die Herren nicht gehindert. — Lieben Herren, dies schrieb ich Euch zu Gefallen. Prag, Sonn- tag nach der 11000 Jungfrauentag 1435. 331. Wie das ganze Land Böhmen dem römischen Kaiser Sigmund in dem Bezirke von Iglau schwur. Damals, als Herr Kaspar Schlick zu Prag war, war fort- während das Konzil zu Basel, und er ritt von Prag mit den genannten Böhmen nach Ungarn zum Kaiser. Diesen fanden sie zu Wardein, 23 Meilen unterhalb Ofen und redeten mit dem Kaiser, daß er mit ihnen in das Land Böhmen zöge. Als er darauf nach Iglau gekommen war, huldigte ihm das Land Böhmen und schwur, ihn als rechten Herrn zu halten. Seinen Einzug in Prag hielt er an St. Bartholomäustage (24. Aug.) 1435 und blieb daselbst lange Zeit. Während dessen hatte der Kaiser Frieden zwischen den Venetianern und Herrn Marsiglio von Padua vermittelt, den sie einst vertrieben hatten. Und der von Padua, seine Gemahlin
274 Eberhard Windecke. werden, wie sie hier oben genannt sind, noch mit mir reiten. Sollten noch einer oder zwei abwendig gemacht werden, so ver- schlägt das nichts. Daß Herr Rockezan mit uns reiten wird, sehe ich gern. — Den Erzbischof hat man nicht proklamiret, und es ist gut so. Euer Lebtage habt Ihr in keinem Lande ein größeres Jubeln gehört, als da die Weltlichen auf den Gassen das Te Deum laudamus sangen, während alle Glocken läuteten. Es herrschte unter Arm und Reich eine solche Freude, daß Ihr Euch der Thränen nicht hättet enthalten können, wenn Ihr es gesehen hättet. Als ich die Nachricht [von der Freude des Volkes] vernahm und über die Straße ging, knieten die Leute vor mir nieder, hoben die Hände auf und riefen: „Das ist unser Engel. Heute soll man mir eine schriftliche Antwort geben, und unser Kaiser soll vor Weihnachten hier sein. Ich hab ihm keinen kleinen Dienst erwiesen; ich hoffe, S. Gnade wird es anerkennen. Die Herren von Sachsen haben ihre Gesandtschaft heute bei mir gehabt. Heute werden sie durch die Herren nicht gehindert. — Lieben Herren, dies schrieb ich Euch zu Gefallen. Prag, Sonn- tag nach der 11000 Jungfrauentag 1435. 331. Wie das ganze Land Böhmen dem römischen Kaiser Sigmund in dem Bezirke von Iglau schwur. Damals, als Herr Kaspar Schlick zu Prag war, war fort- während das Konzil zu Basel, und er ritt von Prag mit den genannten Böhmen nach Ungarn zum Kaiser. Diesen fanden sie zu Wardein, 23 Meilen unterhalb Ofen und redeten mit dem Kaiser, daß er mit ihnen in das Land Böhmen zöge. Als er darauf nach Iglau gekommen war, huldigte ihm das Land Böhmen und schwur, ihn als rechten Herrn zu halten. Seinen Einzug in Prag hielt er an St. Bartholomäustage (24. Aug.) 1435 und blieb daselbst lange Zeit. Während dessen hatte der Kaiser Frieden zwischen den Venetianern und Herrn Marsiglio von Padua vermittelt, den sie einst vertrieben hatten. Und der von Padua, seine Gemahlin
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Leben König Sigmunds. Kap. 230 u. 231. 275 und seine Söhne sollten in sicherem Geleite zu einer gütlichen Verhandlung kommen, die der Kaiser veranstaltet und die Venetianer zugesagt hatten. Trotzdem fingen ihm die Venetianer das Weib und die Söhne, tödteten sie und beschuldigten ihn, daß die Gemeinde von Padua sie hätte angreifen wollen. Das wäre vielleicht geschehen, jedoch ohne sein Zuthun. Zu derselben Zeit hielt sich Papst Eugenius, da er aus Rom vertrieben war, zu Florenz auf und am heiligen Ostermittwoch des Jahres 1435 wollte er eine Prozession vor die Stadt Florenz machen. Da war eine Verschwörung gemacht, daß der Papst erschlagen werden sollte mit der ganzen Gemeinde. Dies hätten die Nobili, oder die Edelleute, mit Hilfe des Herrn von Mailand und seiner Räthe thun sollen. Der Kaiser war damals in Böhmen, und die Böhmen folgten ihm in allen Stücken, denn sie wollten der Geistlichkeit den Zehnten und was ihr um Gottes Willen geschenkt sei, lassen, aber was die Geistlichen verkauft und verpfändet hätten, das wollten sie mit nichten wieder geben. Indessen führte der Bischof von Speier, genannt Rhaban von Helmstädt, Krieg um das Bisthum Trier. Dies hatte ein Domherr von Trier Namens Ulrich von Manderscheid inne und wollte den Rhaban von Speier nicht hineinlassen. Daher ward das Bisthum Trier sehr verwüstet, besonders in der Gegend von Wesel und Boppard, denn die Weseler hielten es mit dem Herzog von Heidelberg und mit dem von Speier, während die von Boppard es mit dem von Manderscheid hielten. So traurig stand es zwischen Geistlichkeit und Laien. Alle Bosheit, Feind- schaft und alle Kriege verursachten die Pfründen. Es könnte Gott im Himmel Erbarmen über den großen Jammer haben. Weiter unten auf einem andern Blatte1) findest Du, wie es sich in dem Trierer Bisthum ferner gestaltete. Gleichzeitig führte der Bischof von Würzburg mit dem 1) Kapitel 333. 18*
Leben König Sigmunds. Kap. 230 u. 231. 275 und seine Söhne sollten in sicherem Geleite zu einer gütlichen Verhandlung kommen, die der Kaiser veranstaltet und die Venetianer zugesagt hatten. Trotzdem fingen ihm die Venetianer das Weib und die Söhne, tödteten sie und beschuldigten ihn, daß die Gemeinde von Padua sie hätte angreifen wollen. Das wäre vielleicht geschehen, jedoch ohne sein Zuthun. Zu derselben Zeit hielt sich Papst Eugenius, da er aus Rom vertrieben war, zu Florenz auf und am heiligen Ostermittwoch des Jahres 1435 wollte er eine Prozession vor die Stadt Florenz machen. Da war eine Verschwörung gemacht, daß der Papst erschlagen werden sollte mit der ganzen Gemeinde. Dies hätten die Nobili, oder die Edelleute, mit Hilfe des Herrn von Mailand und seiner Räthe thun sollen. Der Kaiser war damals in Böhmen, und die Böhmen folgten ihm in allen Stücken, denn sie wollten der Geistlichkeit den Zehnten und was ihr um Gottes Willen geschenkt sei, lassen, aber was die Geistlichen verkauft und verpfändet hätten, das wollten sie mit nichten wieder geben. Indessen führte der Bischof von Speier, genannt Rhaban von Helmstädt, Krieg um das Bisthum Trier. Dies hatte ein Domherr von Trier Namens Ulrich von Manderscheid inne und wollte den Rhaban von Speier nicht hineinlassen. Daher ward das Bisthum Trier sehr verwüstet, besonders in der Gegend von Wesel und Boppard, denn die Weseler hielten es mit dem Herzog von Heidelberg und mit dem von Speier, während die von Boppard es mit dem von Manderscheid hielten. So traurig stand es zwischen Geistlichkeit und Laien. Alle Bosheit, Feind- schaft und alle Kriege verursachten die Pfründen. Es könnte Gott im Himmel Erbarmen über den großen Jammer haben. Weiter unten auf einem andern Blatte1) findest Du, wie es sich in dem Trierer Bisthum ferner gestaltete. Gleichzeitig führte der Bischof von Würzburg mit dem 1) Kapitel 333. 18*
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276 Eberhard Windecke. Kapitel und mit der Stadt Würzburg Krieg. Die Stadt war nämlich mit einigen Domherren eng verbündet und sie zusammen hatten große Streitigkeiten und Kämpfe zu bestehen. In diesem Kriege wurde der Sohn des Grafen Hans von Wertheim zum Verweser des Würzburger Stiftes und Bisthumes gemacht, und dem Ehrbaren ward in einem Nonnenkloster in einem weichen Käse, wie man sagt, Gift beigebracht, daß er sterben mußte. Daher maßte sich der alte Bischof das Bisthum an und ver wüstete das Stift und die Stadt nach bestem Willen, daß es eine Schande zu erzählen ist. 332. Wie der König von Frankreich und der Herzog von Burgund mit großem Heeresgefolge und die Kardinäle, die der Kaiser geschickt hatte, nach Tournai in der Picardie kamen. Zu derselben Zeit war der König von Frankreich mit den Herzoge von Burgund in schwerem Kriege, wie oben1) mehrfach erzählt ist, weil der Vater des Herzogs vor den Augen des Königs erschlagen worden war. Dieser Krieg hatte der edeln Krone von Frankreich vielen verderblichen Schaden gebracht und das Land war sehr verwüstet, es kamen mehr als 300000 Menschen um, unermeßlich viel Eigenthum, für mehr als 10000 Kronen war vernichtet, wie Du unten wohl finden wirst. Daher be- wirkte das Konzil zu Basel und der römische Kaiser Sigmund mit Kardinälen, Bischöfen und andern weisen Leuten genug, daß eine redliche Gesandtschaft nach Tournai in der Picardie ging. Dahin kamen auch der König von Frankreich und der Herzog von Burgund mit ihrem Gefolge und wurden daselbst ganz ausgesöhnt. Der Kaiser Sigmund aber war damals in Iglau in Mähren und wollte nach Böhmen, was er auch aus führte. Als jene Fürsten 50 bei einander waren, wurden viele Verhandlungen gepflogen, wie wohl glaublich ist, zuletzt aber wurde um des Konziles und des Kaisers Botschaft Willen der Streit geschlichtet und ausgemacht, daß der König von Frank- 1) Kapitel 326.
276 Eberhard Windecke. Kapitel und mit der Stadt Würzburg Krieg. Die Stadt war nämlich mit einigen Domherren eng verbündet und sie zusammen hatten große Streitigkeiten und Kämpfe zu bestehen. In diesem Kriege wurde der Sohn des Grafen Hans von Wertheim zum Verweser des Würzburger Stiftes und Bisthumes gemacht, und dem Ehrbaren ward in einem Nonnenkloster in einem weichen Käse, wie man sagt, Gift beigebracht, daß er sterben mußte. Daher maßte sich der alte Bischof das Bisthum an und ver wüstete das Stift und die Stadt nach bestem Willen, daß es eine Schande zu erzählen ist. 332. Wie der König von Frankreich und der Herzog von Burgund mit großem Heeresgefolge und die Kardinäle, die der Kaiser geschickt hatte, nach Tournai in der Picardie kamen. Zu derselben Zeit war der König von Frankreich mit den Herzoge von Burgund in schwerem Kriege, wie oben1) mehrfach erzählt ist, weil der Vater des Herzogs vor den Augen des Königs erschlagen worden war. Dieser Krieg hatte der edeln Krone von Frankreich vielen verderblichen Schaden gebracht und das Land war sehr verwüstet, es kamen mehr als 300000 Menschen um, unermeßlich viel Eigenthum, für mehr als 10000 Kronen war vernichtet, wie Du unten wohl finden wirst. Daher be- wirkte das Konzil zu Basel und der römische Kaiser Sigmund mit Kardinälen, Bischöfen und andern weisen Leuten genug, daß eine redliche Gesandtschaft nach Tournai in der Picardie ging. Dahin kamen auch der König von Frankreich und der Herzog von Burgund mit ihrem Gefolge und wurden daselbst ganz ausgesöhnt. Der Kaiser Sigmund aber war damals in Iglau in Mähren und wollte nach Böhmen, was er auch aus führte. Als jene Fürsten 50 bei einander waren, wurden viele Verhandlungen gepflogen, wie wohl glaublich ist, zuletzt aber wurde um des Konziles und des Kaisers Botschaft Willen der Streit geschlichtet und ausgemacht, daß der König von Frank- 1) Kapitel 326.
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Leben König Sigmunds. Kap. 331—333. 277 reich Gesandte zum Herzoge von Burgund in dessen Wohnung schicken sollte, welche zu sagen hatten: „In Gottes Namen! Amen!" Hierauf knieten sie nieder und sprachen: „Gnädiger Herr von Burgund! Der an Eurem Vater begangene Mord ist wider Wissen und Willen des Königs von Frankreich und unser an seiner Statt geschehen. Denn der König ist damals noch nicht erwachsen und selbständig gewesen. Was geschehen ist, haben vielmehr diejenigen zugelassen, welche damals die Ge- walt hatten. Der König will aber darauf bedacht sein, daß diese für ewige Zeit vom Hofe ferne seien, und daß wir und Ihr Freunde bleibt. Auch soll Ew. Gnade nicht verpflichtet sein, Euer Lehen von der Krone zu empfangen, und es steht bei Euch, an den König zu schreiben oder nicht.“ Bei dieser Aus- söhnung zwischen dem Könige von Frankreich und dem Herzoge von Burgund wurden auch die Engländer mit in den Frieden einbegriffen unter der Bedingung, daß der König von England die Tochter des Königs von Frankreich heirathen und die Nor- mandie dazu erhalten sollte. Sie sollten gute Freunde bleiben, die Engländer aber Frankreich wieder verlassen und der englische König sollte sich nicht „König von Frankreich“ nennen — woran die Sache scheiterte — und die Engländer sollten darum ein Schiedsgericht annehmen. Dies geschah im Jahre 1435. Das Weitere findest Du unten. 333. Wie der von Manderscheid der Bischof von Trier zu sein beanspruchte, und der von Virneburg mit großer Macht Schöneck, eine halbe Meile hinter Boppard, belagerte. Inzwischen belagerte der Bischof von Trier, Ulrich von Manderscheid, mit dem von Virneburg manchen Tag Schöneck und hatte Bollwerke davor errichtet. Damals war die Stadt und Grafschaft Limburg mit Zubehör um eine große Summe Geldes dem reichen Frank von Kronenberg versetzt. Der Land- graf von Hessen aber löste sie aus, und das Geld lag zu Lim- burg. Daher unternahm der Bischof von Mainz, ein Schenk
Leben König Sigmunds. Kap. 331—333. 277 reich Gesandte zum Herzoge von Burgund in dessen Wohnung schicken sollte, welche zu sagen hatten: „In Gottes Namen! Amen!" Hierauf knieten sie nieder und sprachen: „Gnädiger Herr von Burgund! Der an Eurem Vater begangene Mord ist wider Wissen und Willen des Königs von Frankreich und unser an seiner Statt geschehen. Denn der König ist damals noch nicht erwachsen und selbständig gewesen. Was geschehen ist, haben vielmehr diejenigen zugelassen, welche damals die Ge- walt hatten. Der König will aber darauf bedacht sein, daß diese für ewige Zeit vom Hofe ferne seien, und daß wir und Ihr Freunde bleibt. Auch soll Ew. Gnade nicht verpflichtet sein, Euer Lehen von der Krone zu empfangen, und es steht bei Euch, an den König zu schreiben oder nicht.“ Bei dieser Aus- söhnung zwischen dem Könige von Frankreich und dem Herzoge von Burgund wurden auch die Engländer mit in den Frieden einbegriffen unter der Bedingung, daß der König von England die Tochter des Königs von Frankreich heirathen und die Nor- mandie dazu erhalten sollte. Sie sollten gute Freunde bleiben, die Engländer aber Frankreich wieder verlassen und der englische König sollte sich nicht „König von Frankreich“ nennen — woran die Sache scheiterte — und die Engländer sollten darum ein Schiedsgericht annehmen. Dies geschah im Jahre 1435. Das Weitere findest Du unten. 333. Wie der von Manderscheid der Bischof von Trier zu sein beanspruchte, und der von Virneburg mit großer Macht Schöneck, eine halbe Meile hinter Boppard, belagerte. Inzwischen belagerte der Bischof von Trier, Ulrich von Manderscheid, mit dem von Virneburg manchen Tag Schöneck und hatte Bollwerke davor errichtet. Damals war die Stadt und Grafschaft Limburg mit Zubehör um eine große Summe Geldes dem reichen Frank von Kronenberg versetzt. Der Land- graf von Hessen aber löste sie aus, und das Geld lag zu Lim- burg. Daher unternahm der Bischof von Mainz, ein Schenk
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278 Eberhard Windecke. von Erbach, vom Freitag bis Sonntag nach Martini in eigener Person einen Handstreich gegen Limburg, um es heimlich zu überfallen und zu erobern. Doch die Limburger wurden es drei Stunden vorher gewahr und hinderten es mit großer Mühe; jene aber mußten mit Schimpf und Schande abziehen. Auch der Landgraf hörte davon und hätte er es sechs Stunden vor- her erfahren, so wären die [Mainzer] übel empfangen worden. Ob er es ungerochen läßt, davon wird man unten hören. Die Stadt Mainz war vor diesem Zuge sehr gewarnt worden, weil man meinte, daß er gegen die Mainzer gerichtet sei. Denn die Bürger zu Mainz und die Geistlichkeit waren nicht einig, woran Dietrich Knebel und Johannes Kronberger, Domherren zu Mainz, die beim Bischof viel galten, schuld waren. Die Mainzer verlangten nicht mehr als daß man ihnen und der Stadt hielte, was des Bischofs Vorgänger und sein Stift der Stadt verbrieft und in den Urkunden bei den Heiligen be- schworen hatten; sie wollten ihnen treulich halten, was die Stadt, die Bürger, und deren Vorfahren den Stiften in diesen oder jenen Urkunden verbrieft und zugesagt hatten. Auch mußten sie es halten, wie auf dem Tage ausgesprochen war, den man mit den Freunden des [Bischofs] von Mainz abgehalten hatte. Auf diesem Tage zu Kastell waren anwesend der von Isenburg, der Domdechant Peter Echter, der Doctor Ludwig, der Hofmeister Wiprecht von Helmstädt, der Küchenmeister Volmar Hausen, Vicedomini im Rheingau Adolf von Albersdorf1) und Johannes Mentzer. Alle [Vermittlungen] aber wurden zurückgewiesen, und einige wollten der Stadt ihre Privilegien und Urkunden am Zolle für nichtig erklären, was freilich nicht erreicht ward. So stand es im Jahre 1437, so daß Niemand eine Einigung herbei- führen konnte. Damals war Kaiser Sigmund dauernd in Prag in Böhmen und beschied die Fürsten zu einem Tage nach Eger, nach Pfingsten 1) H: Adam von Altendorf.
278 Eberhard Windecke. von Erbach, vom Freitag bis Sonntag nach Martini in eigener Person einen Handstreich gegen Limburg, um es heimlich zu überfallen und zu erobern. Doch die Limburger wurden es drei Stunden vorher gewahr und hinderten es mit großer Mühe; jene aber mußten mit Schimpf und Schande abziehen. Auch der Landgraf hörte davon und hätte er es sechs Stunden vor- her erfahren, so wären die [Mainzer] übel empfangen worden. Ob er es ungerochen läßt, davon wird man unten hören. Die Stadt Mainz war vor diesem Zuge sehr gewarnt worden, weil man meinte, daß er gegen die Mainzer gerichtet sei. Denn die Bürger zu Mainz und die Geistlichkeit waren nicht einig, woran Dietrich Knebel und Johannes Kronberger, Domherren zu Mainz, die beim Bischof viel galten, schuld waren. Die Mainzer verlangten nicht mehr als daß man ihnen und der Stadt hielte, was des Bischofs Vorgänger und sein Stift der Stadt verbrieft und in den Urkunden bei den Heiligen be- schworen hatten; sie wollten ihnen treulich halten, was die Stadt, die Bürger, und deren Vorfahren den Stiften in diesen oder jenen Urkunden verbrieft und zugesagt hatten. Auch mußten sie es halten, wie auf dem Tage ausgesprochen war, den man mit den Freunden des [Bischofs] von Mainz abgehalten hatte. Auf diesem Tage zu Kastell waren anwesend der von Isenburg, der Domdechant Peter Echter, der Doctor Ludwig, der Hofmeister Wiprecht von Helmstädt, der Küchenmeister Volmar Hausen, Vicedomini im Rheingau Adolf von Albersdorf1) und Johannes Mentzer. Alle [Vermittlungen] aber wurden zurückgewiesen, und einige wollten der Stadt ihre Privilegien und Urkunden am Zolle für nichtig erklären, was freilich nicht erreicht ward. So stand es im Jahre 1437, so daß Niemand eine Einigung herbei- führen konnte. Damals war Kaiser Sigmund dauernd in Prag in Böhmen und beschied die Fürsten zu einem Tage nach Eger, nach Pfingsten 1) H: Adam von Altendorf.
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Leben König Sigmunds. Kap. 333 u. 334. 279 1437. Daher zogen die weltlichen Fürsten vom Rheine und auch die Kurfürsten zum Kaiser nach Eger, aber von den geist- lichen Fürsten kam feiner dahin, sie sandten blos ihre Räthe. Wie sich das weiter gestaltete, sindest Du unten. 334. Wie die Könige von Aragonien, Spanien, Navarra und Portugal zur See den Genuesern einen Hafen abnehmen wollten, und wie sie der Herr von Mailand mit aller ihrer Heeresmacht gefangen nahm. Zu derselben Zeit fuhren die Könige von Aragonien, Spanien, Navarra und Portugal auf dem Meere mit vielen Herren, Rittern und Knechten und gedachten der Stadt Genua einen Hafen abzugewinnen. Das erfuhr der von Mailand von den Kaufleuten, die mit ihren Gütern sich in jenen Ländern auf- hielten, und da er Genua vom Reiche inne hatte, so traf er seine Anstalten zu Wasser und zu Lande so, daß die vier Könige mit vielen Herzögen, Grafen, Rittern, Knechten und vielen andern Herren gefangen wurden. Indessen verhandelte Kaiser Sigmund in Böhmen mit den Hussiten und Ketzern und schlichtete den Streit theilweise. Als uun der Herr von Mailand die genannten Könige in seiner Gewalt hatte, erwies er ihnen die größten Ehren die er nur erdenken konnte, zeigte ihnen seine Macht und ließ sie frei unter der Bedingung, daß sie sich verbindlich machten ihm sein Lebtag lang mit Leib und Eigenthum beizustehen, ins besondere mit den Florentinern und Genuesern die Venetianer für eine schöne Summe Geldes bedrängen zu helfen. In jener Zeit traf das Bisthum Trier mit dem Herrn von Manderscheid das Abkommen, daß es der Bischof Rhaban von Speier erhielt. Denn der von Virneburg, Herr von Falkenstein, trennte sich von dem von Manderscheid und wollte ihm nicht mehr helfen, weil der von Manderscheid so schlaff war. Der Kaiser, der Papst und das Baseler Konzil meinten, alle Schuld habe der von Virneburg. So blieben diese Angelegenheiten. In dem Baseler Konzil hatte man damals beschlossen, daß
Leben König Sigmunds. Kap. 333 u. 334. 279 1437. Daher zogen die weltlichen Fürsten vom Rheine und auch die Kurfürsten zum Kaiser nach Eger, aber von den geist- lichen Fürsten kam feiner dahin, sie sandten blos ihre Räthe. Wie sich das weiter gestaltete, sindest Du unten. 334. Wie die Könige von Aragonien, Spanien, Navarra und Portugal zur See den Genuesern einen Hafen abnehmen wollten, und wie sie der Herr von Mailand mit aller ihrer Heeresmacht gefangen nahm. Zu derselben Zeit fuhren die Könige von Aragonien, Spanien, Navarra und Portugal auf dem Meere mit vielen Herren, Rittern und Knechten und gedachten der Stadt Genua einen Hafen abzugewinnen. Das erfuhr der von Mailand von den Kaufleuten, die mit ihren Gütern sich in jenen Ländern auf- hielten, und da er Genua vom Reiche inne hatte, so traf er seine Anstalten zu Wasser und zu Lande so, daß die vier Könige mit vielen Herzögen, Grafen, Rittern, Knechten und vielen andern Herren gefangen wurden. Indessen verhandelte Kaiser Sigmund in Böhmen mit den Hussiten und Ketzern und schlichtete den Streit theilweise. Als uun der Herr von Mailand die genannten Könige in seiner Gewalt hatte, erwies er ihnen die größten Ehren die er nur erdenken konnte, zeigte ihnen seine Macht und ließ sie frei unter der Bedingung, daß sie sich verbindlich machten ihm sein Lebtag lang mit Leib und Eigenthum beizustehen, ins besondere mit den Florentinern und Genuesern die Venetianer für eine schöne Summe Geldes bedrängen zu helfen. In jener Zeit traf das Bisthum Trier mit dem Herrn von Manderscheid das Abkommen, daß es der Bischof Rhaban von Speier erhielt. Denn der von Virneburg, Herr von Falkenstein, trennte sich von dem von Manderscheid und wollte ihm nicht mehr helfen, weil der von Manderscheid so schlaff war. Der Kaiser, der Papst und das Baseler Konzil meinten, alle Schuld habe der von Virneburg. So blieben diese Angelegenheiten. In dem Baseler Konzil hatte man damals beschlossen, daß
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280 Eberhard Windecke. der Kaiser von Griechenland in das Konzil nach Basel kommen und mit allen seinen Landherren und Leuten in unsere christliche Gemeinschaft eintreten solle. In Folge dieses Beschlusses sandte das Konzil ein Schriftstück in alle Welt aus, was Du unten ausführlich findest1). 337. Wie der Bischof von Würzburg, der von Hohenlohe und der von Weinsberg von Michel von Wertheim und seinen Helfershelfern zu Offenheim in Franken gefangen werden sollten. Während sich so, wie Du gelesen hast, manches wunderbare ereignete, wurden Graf Michel von Wertheim und der Graß von Hohenlohe wegen des Schlosses und der Herrschaft Möck-- mühl einander verfeindet. In Folge davon geriethen die beiden Grafen und andere Fürsten und Herren in schweren verderb¬ lichen Krieg und schalten und schmähten einander gegenseitig, wovon Du unten die Beweise findest2). 338. Wie der Markgraf von Brandenburg, der Pfalzgraf, der Herzog von Sachsen und der Landgraf von Hessen mit vielen Herren zum Kaiser nach Eger kamen. 1) Das folgende ohne Unterschrift und Datum gegebene Kap. 335 enthält im Stile eines Protokolles einen Beschluß des Konzils, daß der griechische Kaiser mit den Patriarchen auf Kosten der abendländischen Kirche ins Konzil kommen solle. Dieses verspricht das Land des Kaisers gegen die Ungläubigen zu schützen. Kap. 336 giebt Verkündigung von Ablaß und die Bedingungen, welche von Seiten der Sünder erfüllt werden müssen, wenn derselbe wirksam sein soll. Das Geld soll für die Griechen verwandt werden. — 2) Das Folgende giebt ein offenes Schreiben von Konrad, Herrn zu Weinsberg, d. d. Montag nach Oculi 1437 an alle Kurfürsten 2c., in welchem zuerst erzählt wird, wie Verfasser des Briefes in Besitz eines Schreibens von Michel von Wertheim d. d. wissen suntag 1437 gekommen sei, in dem dieser ihn (Konrad von Weinsberg) und Krafft von Hohenlohe beschuldigt, treulos und ver- tragsbrüchig geworden zu sein Dann wird ausgeführt, daß vielmehr Graf Michel habe be- trügen wollen. Der Anlaß ist folgender: Bischof Johannes von Würzburg war verpflichtet, dem Markgrafen Friedrich von Nürnberg „dem älteren“ eine Summe Geldes zu zahlen. Bürgen sind Krafft von Hohenlohe, Konrad von Weinsberg und noch zwei Ritter, welche auch dem Johannes und Michel von Wertheim einen Schuldbrief ausstellen sollen. Letzterer sandte einen Boten und leß den Schuldbrief von den Bürgen untersiegeln, stellte es aber nachher in Abrede. — In einem zweiten längern Schreiben führt derselbe Konrad von Weins- berg d. d. Donnerstag nach Judica 1437 aus, daß Graf Michel von dem Tage zu Offenheim, wo eine Sühne zwischen dem Bischof von Würzburg und zwischen diesem und dem Mark- grafen von Brandenburg gemacht worden war, geflohen sei, daß er Sachsendorf geplündert und Frauen getödtet habe, daß er die Fehdebriefe nicht rechtzeitig gesandt, deren Datum ge- fälscht habe 2c.
280 Eberhard Windecke. der Kaiser von Griechenland in das Konzil nach Basel kommen und mit allen seinen Landherren und Leuten in unsere christliche Gemeinschaft eintreten solle. In Folge dieses Beschlusses sandte das Konzil ein Schriftstück in alle Welt aus, was Du unten ausführlich findest1). 337. Wie der Bischof von Würzburg, der von Hohenlohe und der von Weinsberg von Michel von Wertheim und seinen Helfershelfern zu Offenheim in Franken gefangen werden sollten. Während sich so, wie Du gelesen hast, manches wunderbare ereignete, wurden Graf Michel von Wertheim und der Graß von Hohenlohe wegen des Schlosses und der Herrschaft Möck-- mühl einander verfeindet. In Folge davon geriethen die beiden Grafen und andere Fürsten und Herren in schweren verderb¬ lichen Krieg und schalten und schmähten einander gegenseitig, wovon Du unten die Beweise findest2). 338. Wie der Markgraf von Brandenburg, der Pfalzgraf, der Herzog von Sachsen und der Landgraf von Hessen mit vielen Herren zum Kaiser nach Eger kamen. 1) Das folgende ohne Unterschrift und Datum gegebene Kap. 335 enthält im Stile eines Protokolles einen Beschluß des Konzils, daß der griechische Kaiser mit den Patriarchen auf Kosten der abendländischen Kirche ins Konzil kommen solle. Dieses verspricht das Land des Kaisers gegen die Ungläubigen zu schützen. Kap. 336 giebt Verkündigung von Ablaß und die Bedingungen, welche von Seiten der Sünder erfüllt werden müssen, wenn derselbe wirksam sein soll. Das Geld soll für die Griechen verwandt werden. — 2) Das Folgende giebt ein offenes Schreiben von Konrad, Herrn zu Weinsberg, d. d. Montag nach Oculi 1437 an alle Kurfürsten 2c., in welchem zuerst erzählt wird, wie Verfasser des Briefes in Besitz eines Schreibens von Michel von Wertheim d. d. wissen suntag 1437 gekommen sei, in dem dieser ihn (Konrad von Weinsberg) und Krafft von Hohenlohe beschuldigt, treulos und ver- tragsbrüchig geworden zu sein Dann wird ausgeführt, daß vielmehr Graf Michel habe be- trügen wollen. Der Anlaß ist folgender: Bischof Johannes von Würzburg war verpflichtet, dem Markgrafen Friedrich von Nürnberg „dem älteren“ eine Summe Geldes zu zahlen. Bürgen sind Krafft von Hohenlohe, Konrad von Weinsberg und noch zwei Ritter, welche auch dem Johannes und Michel von Wertheim einen Schuldbrief ausstellen sollen. Letzterer sandte einen Boten und leß den Schuldbrief von den Bürgen untersiegeln, stellte es aber nachher in Abrede. — In einem zweiten längern Schreiben führt derselbe Konrad von Weins- berg d. d. Donnerstag nach Judica 1437 aus, daß Graf Michel von dem Tage zu Offenheim, wo eine Sühne zwischen dem Bischof von Würzburg und zwischen diesem und dem Mark- grafen von Brandenburg gemacht worden war, geflohen sei, daß er Sachsendorf geplündert und Frauen getödtet habe, daß er die Fehdebriefe nicht rechtzeitig gesandt, deren Datum ge- fälscht habe 2c.
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Leben König Sigmunds. Kap. 333—339. 281 Als der römische Kaiser Sigmund von Ostern bis Pfingsten 1437 in Böhmen war, hatte er für die Kurfürsten und andern Fürsten aus Deutschland einen Tag nach Eger bestimmt. Es kamen dahin auch der Markgraf von Brandenburg, der Pfalz- graf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und Markgraf von Meißen, der Landgraf von Hessen und viele andere weltliche Fürsten und Herren, aber von geistlichen war keiner am Johannis tag des genannten Jahres da. Daher wartete der Kaiser aus die geistlichen Fürsten bis auf St. Jakobstag. Ob sie dann kamen, das wirst Du unten hören. 339. Wie zwischen dem Herzoge von Burgund und der Stadt Brügge in Flandern der Vertrag geschlofsen wurde, daß der Herzog mit 1500 Pferden seinen Einzug halten und eine Stelle darein haben sollte, bis sie ihm huldigten. In derselben Zeit fand in der Stadt Brügge in Flandern ein schlimmes, merkwürdiges Ereigniß durch den Herzog von Burgund statt, über den Du oben mehr wundersame Dinge findest. Das Land Flandern und die Stadt Brügge waren mit dem Herzoge von Burgund nicht wohl einig und hatten ihn nicht gerne zum Herrn. Doch wurde abgemacht, daß der Herzog in Brügge Einzug halten solle — wie er auch that — mit nicht mehr als 1500 Pferden. Die Bürger sollten dem Herzoge einen Platz in der Stadt einräumen und zwei Ritter des Herzogs au demselben lassen, bis der Herzog hineingekommen wäre und bis ihm die Stadt geschworen hätte. Als nun der Herzog heran- ritt, gingen ihm die Bürger entgegen, wie das recht und billig war. Da ward aber eine große Niederträchtigkeit und Verrätherei begangen dadurch, daß die Leute des Herzogs von Burgund die Bürger und die ganze Gemeinde, Arm und Reich, Jung und Alt, Männer, Frauen und Kinder tödten wollten. Sie riefen sich auf französisch zu: „Schlag alles todt, was flämisch ist!“ Dies verstand aber ein Theil der Bürger und sie flohen, wohin sie konnten. Es erhob sich ein großes Geschrei, die Bürger und
Leben König Sigmunds. Kap. 333—339. 281 Als der römische Kaiser Sigmund von Ostern bis Pfingsten 1437 in Böhmen war, hatte er für die Kurfürsten und andern Fürsten aus Deutschland einen Tag nach Eger bestimmt. Es kamen dahin auch der Markgraf von Brandenburg, der Pfalz- graf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und Markgraf von Meißen, der Landgraf von Hessen und viele andere weltliche Fürsten und Herren, aber von geistlichen war keiner am Johannis tag des genannten Jahres da. Daher wartete der Kaiser aus die geistlichen Fürsten bis auf St. Jakobstag. Ob sie dann kamen, das wirst Du unten hören. 339. Wie zwischen dem Herzoge von Burgund und der Stadt Brügge in Flandern der Vertrag geschlofsen wurde, daß der Herzog mit 1500 Pferden seinen Einzug halten und eine Stelle darein haben sollte, bis sie ihm huldigten. In derselben Zeit fand in der Stadt Brügge in Flandern ein schlimmes, merkwürdiges Ereigniß durch den Herzog von Burgund statt, über den Du oben mehr wundersame Dinge findest. Das Land Flandern und die Stadt Brügge waren mit dem Herzoge von Burgund nicht wohl einig und hatten ihn nicht gerne zum Herrn. Doch wurde abgemacht, daß der Herzog in Brügge Einzug halten solle — wie er auch that — mit nicht mehr als 1500 Pferden. Die Bürger sollten dem Herzoge einen Platz in der Stadt einräumen und zwei Ritter des Herzogs au demselben lassen, bis der Herzog hineingekommen wäre und bis ihm die Stadt geschworen hätte. Als nun der Herzog heran- ritt, gingen ihm die Bürger entgegen, wie das recht und billig war. Da ward aber eine große Niederträchtigkeit und Verrätherei begangen dadurch, daß die Leute des Herzogs von Burgund die Bürger und die ganze Gemeinde, Arm und Reich, Jung und Alt, Männer, Frauen und Kinder tödten wollten. Sie riefen sich auf französisch zu: „Schlag alles todt, was flämisch ist!“ Dies verstand aber ein Theil der Bürger und sie flohen, wohin sie konnten. Es erhob sich ein großes Geschrei, die Bürger und
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282 Eberhard Windecke. die Gemeinde sammelten sich und waffneten sich bald, wie sie das nöthig hatten. Dann griffen sie den Herzog und sein Heer an und erschlugen ihm alle Leute bis auf sechzig, die sie gefangen nahmen. Diese waren die Angesehnsten im ganzen Lande Burgund, Artois und Nevers. Der Herzog kam mit vier andern davon, doch hatte er einen harten Verlust erlitten. Von den sechzig genannten schlugen sie alsbald zwanzig die Köpfe ab, die andern ließen sie länger bis auf eine gute Gelegenheit liegen. Wie sich das gestaltete, das findest Du unten, wenn es zu Ende kommt und ich es, so Gott will, erleben werde. Bei solchen seltsamen, wunderbaren Ereignissen kam mir, Eberhard Windecke, der Gedanke, der mir die Welt verleidete, daß ich nie eine niedrige Handlung hörte oder sah, bei der nicht die großen Häupter der Christenheit im Unrechte gewesen wären, und zwar die Geistlichen mehr als die weltlichen. Und bei solchen Erwägungen gedachte ich, daß ich, Eberhard Windecke, fünfundfünfzig Jahre alt war und meinen Geschwistern, Schwester- kindern und andern Verwandten und Freunden Treue und Freund- schaft bewiesen hatte, die leider verloren waren. Dies Werk ließ ich im Jahre 1437 nach Christi Geburt schreiben. Von der Zeit an, in welcher ich nach der Wirklichkeit auffaßte und im Gedächtnisse behalten konnte, was ich erlebte, sind es vierzig Jahre. Nicht der hundertste Theil der Ereignisse dieser vierzig Jahre ist darin erzählt. Während meines Lebens bis auf das Jahr 1437 waren sieben Päpste, vier römische Könige, ein Kaiser, fünf Erzbischöfe zu Mainz. Die Päpste waren: Alexander, Bonifacius, Gregorius zu Rimini, Benedictus zu Avignon und später zu Perpignan, Johannes zu Rom. Zu den Zeiten dieser drei Päpste war einer [derselben] nach Konstanz in das große Konzil gesandt, welches daselbst vom Jahre 1412 an vier Jahre lang gehalten wurde; sie wurden abgesetzt, wie Du oben gelesen hast, und daselbst ward Martin V. erwählt mit großer Vor- sicht und göttlicher Ordnung. Er zeigte sich aber geizig und
282 Eberhard Windecke. die Gemeinde sammelten sich und waffneten sich bald, wie sie das nöthig hatten. Dann griffen sie den Herzog und sein Heer an und erschlugen ihm alle Leute bis auf sechzig, die sie gefangen nahmen. Diese waren die Angesehnsten im ganzen Lande Burgund, Artois und Nevers. Der Herzog kam mit vier andern davon, doch hatte er einen harten Verlust erlitten. Von den sechzig genannten schlugen sie alsbald zwanzig die Köpfe ab, die andern ließen sie länger bis auf eine gute Gelegenheit liegen. Wie sich das gestaltete, das findest Du unten, wenn es zu Ende kommt und ich es, so Gott will, erleben werde. Bei solchen seltsamen, wunderbaren Ereignissen kam mir, Eberhard Windecke, der Gedanke, der mir die Welt verleidete, daß ich nie eine niedrige Handlung hörte oder sah, bei der nicht die großen Häupter der Christenheit im Unrechte gewesen wären, und zwar die Geistlichen mehr als die weltlichen. Und bei solchen Erwägungen gedachte ich, daß ich, Eberhard Windecke, fünfundfünfzig Jahre alt war und meinen Geschwistern, Schwester- kindern und andern Verwandten und Freunden Treue und Freund- schaft bewiesen hatte, die leider verloren waren. Dies Werk ließ ich im Jahre 1437 nach Christi Geburt schreiben. Von der Zeit an, in welcher ich nach der Wirklichkeit auffaßte und im Gedächtnisse behalten konnte, was ich erlebte, sind es vierzig Jahre. Nicht der hundertste Theil der Ereignisse dieser vierzig Jahre ist darin erzählt. Während meines Lebens bis auf das Jahr 1437 waren sieben Päpste, vier römische Könige, ein Kaiser, fünf Erzbischöfe zu Mainz. Die Päpste waren: Alexander, Bonifacius, Gregorius zu Rimini, Benedictus zu Avignon und später zu Perpignan, Johannes zu Rom. Zu den Zeiten dieser drei Päpste war einer [derselben] nach Konstanz in das große Konzil gesandt, welches daselbst vom Jahre 1412 an vier Jahre lang gehalten wurde; sie wurden abgesetzt, wie Du oben gelesen hast, und daselbst ward Martin V. erwählt mit großer Vor- sicht und göttlicher Ordnung. Er zeigte sich aber geizig und
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Leben König Sigmunds. Kap. 339 u. 340. 283 teuflisch. Danach ward Eugenius IV. erwählt, in dessen zweitem Amtsjahre ward der ungarische und böhmische König Sig-- mund ohne Hilfe und Beirath aller deutschen Fürsten römischer — Kaiser. Folgende sind die Namen der Erzbischöfe von Mainz: Adolf von Nassau, Konrad von Weinsberg, Johann von Nassau, Gott- fried von Leiningen, der nicht Bischof blieb, wiewohl er recht- mäßig erwählt war, darnach der Rheingraf Konrad und Dietrich Schenk von Erbach. Die römischen Könige sind: Wenzel, König von Böhmen, der von den Kurfürsten wegen einiger Punkte, die Du vorn findest, abgesetzt ward; noch bei seinen Lebzeiten ward alsbald Ruprecht, Herzog von Heidelberg, erwählt, und nach dessen Tode von einem Theile der Kurfürsten Markgraf Jobst von Mähren, von dem andern Theile König Sigmund von Ungarn. Da aber Jobst starb, ehe er nach Deutschland kam, setzten die Kurfürsten einmüthig den genannten Sigmund, König in Ungarn, zum römischen Könige ein. Dieser ward durch seine große Weis heit römischer Kaiser, brachte die heilige Kirche zu Konstanz zur Einheit, ging mit seiner großen einsichtigen Güte zu den schlimmen, leidigen Hussiten nach Böhmen, wurde mit ihnen einig und tra in Güte die Abmachung, daß mit ihnen Friede geschlossen und er in sein väterliches Erbe eingesetzt wurde. Der Kaiser hatte dies manche Jahre lang versucht, und alle welsche Lande, Deutsch- land, Ungarn, Polen, Hessen hatten großen Schaden erlitten, wie auch oben erzählt ist. Da hob er an seit seinem Einzuge in Böhmen die leidigen Hussiten und Böhmen mit seiner unermeßlichen Weis- heit und Güte zu überwinden, was er auch im Jahre 1435 er- reichte. Dies ist im Jahre 1437 geschrieben. Die folgenden Er eignisse findest Du, so Gott will, unten. 340. Wie der Kaiser zum zweiten Male nach Prag zum Hauptmann Rohatecz und zu dem Pfarrer Rokyzana kam und abermals eine Einigung traf, ohne daß einer der Kurfürsten beim Kaiser war außer dem Trierer Bischof von Helmstädt.
Leben König Sigmunds. Kap. 339 u. 340. 283 teuflisch. Danach ward Eugenius IV. erwählt, in dessen zweitem Amtsjahre ward der ungarische und böhmische König Sig-- mund ohne Hilfe und Beirath aller deutschen Fürsten römischer — Kaiser. Folgende sind die Namen der Erzbischöfe von Mainz: Adolf von Nassau, Konrad von Weinsberg, Johann von Nassau, Gott- fried von Leiningen, der nicht Bischof blieb, wiewohl er recht- mäßig erwählt war, darnach der Rheingraf Konrad und Dietrich Schenk von Erbach. Die römischen Könige sind: Wenzel, König von Böhmen, der von den Kurfürsten wegen einiger Punkte, die Du vorn findest, abgesetzt ward; noch bei seinen Lebzeiten ward alsbald Ruprecht, Herzog von Heidelberg, erwählt, und nach dessen Tode von einem Theile der Kurfürsten Markgraf Jobst von Mähren, von dem andern Theile König Sigmund von Ungarn. Da aber Jobst starb, ehe er nach Deutschland kam, setzten die Kurfürsten einmüthig den genannten Sigmund, König in Ungarn, zum römischen Könige ein. Dieser ward durch seine große Weis heit römischer Kaiser, brachte die heilige Kirche zu Konstanz zur Einheit, ging mit seiner großen einsichtigen Güte zu den schlimmen, leidigen Hussiten nach Böhmen, wurde mit ihnen einig und tra in Güte die Abmachung, daß mit ihnen Friede geschlossen und er in sein väterliches Erbe eingesetzt wurde. Der Kaiser hatte dies manche Jahre lang versucht, und alle welsche Lande, Deutsch- land, Ungarn, Polen, Hessen hatten großen Schaden erlitten, wie auch oben erzählt ist. Da hob er an seit seinem Einzuge in Böhmen die leidigen Hussiten und Böhmen mit seiner unermeßlichen Weis- heit und Güte zu überwinden, was er auch im Jahre 1435 er- reichte. Dies ist im Jahre 1437 geschrieben. Die folgenden Er eignisse findest Du, so Gott will, unten. 340. Wie der Kaiser zum zweiten Male nach Prag zum Hauptmann Rohatecz und zu dem Pfarrer Rokyzana kam und abermals eine Einigung traf, ohne daß einer der Kurfürsten beim Kaiser war außer dem Trierer Bischof von Helmstädt.
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284 Eberhard Windecke. Der römische König Sigmund war, wie Du oben 1) gelesen hast, von Basel ans dem Konzile über Ulm in Schwaben, wohin uur wenige der Reichsstände kamen, die er beschieden hatte, nach Regensburg gezogen, wohin eine ziemliche Anzahl der weltlichen, aber sehr wenig geistliche Fürsten kamen, abgesehen vom Bischof von Trier, einem von Helmstädt, der Bischof von Speier gewesen und mit Hilfe des Papstes und Kaisers Bischof geworden war, er wäre sonst wohl auch nimmer gekommen. Hierauf begab sich der Kaiser im Jahre 1434 auf 35 nach Ungarn, wo er bis 1436 blieb. Dann ging er nach Böhmen, wie oben2) erzählt ist, und ward in guter Art einig mit den Böhmen und besonders mit dem Hauptmann zu Prag Rohatecz und mit dem Pfarrer Rokyzana daselbst, der zuletzt das Volk verleitete. Die andern [Häupter der] Hussiten aber, Ziska, Hieronymns und Prokop waren sämntlich todt. In Prag blieb der Kaiser lange Zeit und brachte eine große Anzahl Leute von ihrem Unglauben und bösem Willen. Denn seit zwanzig Jahren waren sie in Krieg und Uebelthaten aufgewachsen und hielten noch fest an ihrer Ketzerei. Der Kaiser aber trat hervor mit seiner weisen Milde. Denn noch gab es in Böhmen vier Parteien: fromme Böhmen und Deutsche, Hussiten, Waise und Taboriten. Er hielt sich in Böhmen bis zum Jahre 1437 auf, und schrieb damals den Kur- fürsten und andern Fürsten nach Pfingsten zu einem neuen Tage zu ihm nach Eger zu kommen. Da kamen die weltlichen Fürsten alle, auch der junge Herzog Ludwig von Heidelberg, dessen Vater kürzlich gestorben war. Der junge Herzog erhielt daselbst sein Lehen, aber was sie daselbst verhandelten, konnte Niemand er fahren. Der alte Herzog Ludwig war König Ruprechts von Heidelberg Sohn und war seiner Macht entsetzt worden und man hatte ihm vier Vormünder bestellt in der besten Absicht. Während der Kaiser so zu Böhmen war, ereigneten sich am Rheine manche wundersame Abenteuer, wovon viel zu erzählen 1) Vergl. Kap. 313, 319, 321, 322. — 2) Kap. 328, 331.
284 Eberhard Windecke. Der römische König Sigmund war, wie Du oben 1) gelesen hast, von Basel ans dem Konzile über Ulm in Schwaben, wohin uur wenige der Reichsstände kamen, die er beschieden hatte, nach Regensburg gezogen, wohin eine ziemliche Anzahl der weltlichen, aber sehr wenig geistliche Fürsten kamen, abgesehen vom Bischof von Trier, einem von Helmstädt, der Bischof von Speier gewesen und mit Hilfe des Papstes und Kaisers Bischof geworden war, er wäre sonst wohl auch nimmer gekommen. Hierauf begab sich der Kaiser im Jahre 1434 auf 35 nach Ungarn, wo er bis 1436 blieb. Dann ging er nach Böhmen, wie oben2) erzählt ist, und ward in guter Art einig mit den Böhmen und besonders mit dem Hauptmann zu Prag Rohatecz und mit dem Pfarrer Rokyzana daselbst, der zuletzt das Volk verleitete. Die andern [Häupter der] Hussiten aber, Ziska, Hieronymns und Prokop waren sämntlich todt. In Prag blieb der Kaiser lange Zeit und brachte eine große Anzahl Leute von ihrem Unglauben und bösem Willen. Denn seit zwanzig Jahren waren sie in Krieg und Uebelthaten aufgewachsen und hielten noch fest an ihrer Ketzerei. Der Kaiser aber trat hervor mit seiner weisen Milde. Denn noch gab es in Böhmen vier Parteien: fromme Böhmen und Deutsche, Hussiten, Waise und Taboriten. Er hielt sich in Böhmen bis zum Jahre 1437 auf, und schrieb damals den Kur- fürsten und andern Fürsten nach Pfingsten zu einem neuen Tage zu ihm nach Eger zu kommen. Da kamen die weltlichen Fürsten alle, auch der junge Herzog Ludwig von Heidelberg, dessen Vater kürzlich gestorben war. Der junge Herzog erhielt daselbst sein Lehen, aber was sie daselbst verhandelten, konnte Niemand er fahren. Der alte Herzog Ludwig war König Ruprechts von Heidelberg Sohn und war seiner Macht entsetzt worden und man hatte ihm vier Vormünder bestellt in der besten Absicht. Während der Kaiser so zu Böhmen war, ereigneten sich am Rheine manche wundersame Abenteuer, wovon viel zu erzählen 1) Vergl. Kap. 313, 319, 321, 322. — 2) Kap. 328, 331.
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Leben König Signunds. Kap. 340. 285 wäre. Aber alle Feindseligkeit und Bosheit kamen von den geistlichen Einkünften her, die so reich und mächtig geworden waren, daß es die Geistlichen unternahmen alles unter sich zu bringen, sie führten es auch, sofern es ihnen gelingen mochte, ohne alle Furcht und Verstellung aus, so daß auch die Laien nicht besser sondern schlechter wurden. Alle Ränke, Künste und schlimme Behendigkeit lernten sie von den Pfaffen. Und alles was man diese thun und treiben sah, das drehte sich um Geld; Geld mußte sein, mochte es mit Recht oder Unrecht zugehen. Der Kaiser Sigmund, ungarischer und böhmischer König, von dessen Thaten hier nicht die Hälfte aufgezeichnet ist, war ein sehr schöner Herr und Fürst, beredt und klug. Niemand nannte er Du, sondern alle Ihr1). Um seines schönen Antlitzes willen ward er an manchen Stellen gemalt, und in Mainz findest Du ihn dargestellt im Kreuzgang der Margarethenkirche als einen der heiligen drei Könige, und in der Brüderkirche im Kreuzgange als David, wie der Narr Simei2) zu ihm gebracht wurde. Damals war ein schwerer Krieg zwischen dem Grafen Michel von Wertheim und dem Bischof Dietrich von Mainz ausgebrochen, worüber Du oben einige Schriftstücke findest. In diesem Kriege ward Schwemberg im Odenwalde, ein schönes Schloß des Grafen Michel, durch den Bischof von Mainz erobert. Da ging Graj Michel in sicherm Geleite nach Mainz und führte vor dem Kapitel und vor dem Rathe Klage über den Bischof Dietrich. Diese Klage, die Briefe, welche Graf Michel an die Kirchenthüren nageln ließ, damit sie Jedermann läse, die Schriftstücke, welche zu Verhandlungen führen sollten, die friedlichen Anerbietungen des Grafen Michel und deren Zurückweisung findest Du alsbald in Abschrift, dabei auch ein hübsches Lied, über dasselbe Ereigniß, welches Frauenzucht, genannt Bärenkopf gemacht hat3). 1) Cf. Kapitel 93. — 2) Hdschr. Synai. Dargestellt war auf dem Gemälde, was 2. Sam. 19, 18—23 erzählt wird. Vergl. 2. Sam. 16, 5—13. 1. Kön. 2, 8, 9; 42—46. — 3) Das folgende Kap. 341 giebt zunächst zwei Schreiben des Grafen Michel von Wertheim,
Leben König Signunds. Kap. 340. 285 wäre. Aber alle Feindseligkeit und Bosheit kamen von den geistlichen Einkünften her, die so reich und mächtig geworden waren, daß es die Geistlichen unternahmen alles unter sich zu bringen, sie führten es auch, sofern es ihnen gelingen mochte, ohne alle Furcht und Verstellung aus, so daß auch die Laien nicht besser sondern schlechter wurden. Alle Ränke, Künste und schlimme Behendigkeit lernten sie von den Pfaffen. Und alles was man diese thun und treiben sah, das drehte sich um Geld; Geld mußte sein, mochte es mit Recht oder Unrecht zugehen. Der Kaiser Sigmund, ungarischer und böhmischer König, von dessen Thaten hier nicht die Hälfte aufgezeichnet ist, war ein sehr schöner Herr und Fürst, beredt und klug. Niemand nannte er Du, sondern alle Ihr1). Um seines schönen Antlitzes willen ward er an manchen Stellen gemalt, und in Mainz findest Du ihn dargestellt im Kreuzgang der Margarethenkirche als einen der heiligen drei Könige, und in der Brüderkirche im Kreuzgange als David, wie der Narr Simei2) zu ihm gebracht wurde. Damals war ein schwerer Krieg zwischen dem Grafen Michel von Wertheim und dem Bischof Dietrich von Mainz ausgebrochen, worüber Du oben einige Schriftstücke findest. In diesem Kriege ward Schwemberg im Odenwalde, ein schönes Schloß des Grafen Michel, durch den Bischof von Mainz erobert. Da ging Graj Michel in sicherm Geleite nach Mainz und führte vor dem Kapitel und vor dem Rathe Klage über den Bischof Dietrich. Diese Klage, die Briefe, welche Graf Michel an die Kirchenthüren nageln ließ, damit sie Jedermann läse, die Schriftstücke, welche zu Verhandlungen führen sollten, die friedlichen Anerbietungen des Grafen Michel und deren Zurückweisung findest Du alsbald in Abschrift, dabei auch ein hübsches Lied, über dasselbe Ereigniß, welches Frauenzucht, genannt Bärenkopf gemacht hat3). 1) Cf. Kapitel 93. — 2) Hdschr. Synai. Dargestellt war auf dem Gemälde, was 2. Sam. 19, 18—23 erzählt wird. Vergl. 2. Sam. 16, 5—13. 1. Kön. 2, 8, 9; 42—46. — 3) Das folgende Kap. 341 giebt zunächst zwei Schreiben des Grafen Michel von Wertheim,
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286 Eberhard Windecke. Zu derselben Zeit, als diese Schriftstücke herausgegeben wurden, starb Kaiser Sigmund: Ihm wolle der allmächtige Gott um seiner unendlichen Barmherzigkeit willen gnädig sein. Von seinem Hinscheiden wirst Du bald mehr hören. Montag nach Oculi 1437 kamen die Kurfürsten nach Frankfurt und wählten einmüthig einen andern König, wovon Du hernach noch vernehmen wirst. Damals ward zu Worms ein Tag zwischen dem Bischof Dietrich und Graf Michel auf St. Johannis- tag gemacht und es ward eine Einigung getroffen, so daß sie ihren Streit der Entscheidung von sieben Personen übertrugen auf die nächsten zwanzig Wochen nach Ansprache und Antwort. Wie entschieden wurde und wie es hergeht, das findest Du unten. Es war ein schlimmer Krieg und Hader. Zu derselben Zeit ward das Gedicht gemacht, welches Du hier unten lesen kannst, wenn Du willst.1) 343. Wie Kaiser Sigmund im Jahre 1437 in Prag war. Während der römische König Sigmund im Jahre 1437 in Böhmen war, fanden in den Ländern am Rheine und zumal in Franken viele Streitigkeiten statt zwischen dem Bischof von Würzburg, der wohl Unheil anzurichten verstand, dem Mark- grafen von Brandenburg, dem von Hohenlohe und dem von Weinsberg auf der einen Seite und dem Grafen Michel von Wertheim auf der andern. Hierbei wurden viele Schriftstücke im ersten d. d. Katharinentag 1437 bittet er alle geistlichen und weltlichen Fürsten bei dem Tage zu Heilbrunn anwesend zu sein, an welchem vor dem Pfalzgrafen zwischen ihm und seinen Widersachern: Markgraf Friedrich von Brandenburg, dem von Weinsberg und dem von Hohenlohe entschieden werden solle, da ein Tag zu Mergentheim kein Resultat gehabt habe. In dem zweiten Schreiben d. d. St. Thomastag 1437 theilt Graf Michel einen Brief des Pfalzgrafeu mit, durch den der Tag zu Heilbrunn ihm und seinen Widersachern wegen einer daselbst herrschenden Seuche aufgesagt wird und Vorschläge wegen Aufschubs und Ver- legung an einen andern Ort gemacht werden. Dann verdächtigt Graf Michel die Friedens- liebe seiner Gegner und hebt die Aufrichtichkeit seiner Bestrebungen hervor. Endlich sährt Windecke fort. — 1) Kap. 342 giebt das Lied, welches nach der Ueberschrift Graf Michel machen ließ, als sein Schloß vom Bischof Dietrich erobert worden war. Es ist sprachlich interessant, aber ohne poetischen Werth und enthält heftige Angriffe und Drohungen gegen die Geistlichkeit.
286 Eberhard Windecke. Zu derselben Zeit, als diese Schriftstücke herausgegeben wurden, starb Kaiser Sigmund: Ihm wolle der allmächtige Gott um seiner unendlichen Barmherzigkeit willen gnädig sein. Von seinem Hinscheiden wirst Du bald mehr hören. Montag nach Oculi 1437 kamen die Kurfürsten nach Frankfurt und wählten einmüthig einen andern König, wovon Du hernach noch vernehmen wirst. Damals ward zu Worms ein Tag zwischen dem Bischof Dietrich und Graf Michel auf St. Johannis- tag gemacht und es ward eine Einigung getroffen, so daß sie ihren Streit der Entscheidung von sieben Personen übertrugen auf die nächsten zwanzig Wochen nach Ansprache und Antwort. Wie entschieden wurde und wie es hergeht, das findest Du unten. Es war ein schlimmer Krieg und Hader. Zu derselben Zeit ward das Gedicht gemacht, welches Du hier unten lesen kannst, wenn Du willst.1) 343. Wie Kaiser Sigmund im Jahre 1437 in Prag war. Während der römische König Sigmund im Jahre 1437 in Böhmen war, fanden in den Ländern am Rheine und zumal in Franken viele Streitigkeiten statt zwischen dem Bischof von Würzburg, der wohl Unheil anzurichten verstand, dem Mark- grafen von Brandenburg, dem von Hohenlohe und dem von Weinsberg auf der einen Seite und dem Grafen Michel von Wertheim auf der andern. Hierbei wurden viele Schriftstücke im ersten d. d. Katharinentag 1437 bittet er alle geistlichen und weltlichen Fürsten bei dem Tage zu Heilbrunn anwesend zu sein, an welchem vor dem Pfalzgrafen zwischen ihm und seinen Widersachern: Markgraf Friedrich von Brandenburg, dem von Weinsberg und dem von Hohenlohe entschieden werden solle, da ein Tag zu Mergentheim kein Resultat gehabt habe. In dem zweiten Schreiben d. d. St. Thomastag 1437 theilt Graf Michel einen Brief des Pfalzgrafeu mit, durch den der Tag zu Heilbrunn ihm und seinen Widersachern wegen einer daselbst herrschenden Seuche aufgesagt wird und Vorschläge wegen Aufschubs und Ver- legung an einen andern Ort gemacht werden. Dann verdächtigt Graf Michel die Friedens- liebe seiner Gegner und hebt die Aufrichtichkeit seiner Bestrebungen hervor. Endlich sährt Windecke fort. — 1) Kap. 342 giebt das Lied, welches nach der Ueberschrift Graf Michel machen ließ, als sein Schloß vom Bischof Dietrich erobert worden war. Es ist sprachlich interessant, aber ohne poetischen Werth und enthält heftige Angriffe und Drohungen gegen die Geistlichkeit.
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Leben König Sigmunds. Kap. 340 —344. 287 verfaßt, von denen Du einen Theil hier findest, und auch viele Tage angesetzt, theils zu Heilbronn, theils zu Wertheim, die aber alle nicht zu Stande kamen: das war aber nicht die Schuld des Grafen Michel. Zu der Zeit schrieb dieser die Schriften und ließ sie 1437 an die Domthüren zu Mainz schlagen. Der Winter war damals sehr kalt und da auch vier strenge Winter vorangegangen waren, so kostete das Korn um Fastnacht 16 Schillinge Heidelberger Währung und um Ostern schlug es noch zwei Pfund auf, der Hafer kostete bis zur Ernte 27 Schil- ling und die Erbsen 26 Heller. Da große Noth um Korn herrschte und da auch anderweitige Bedrängniß eintrat, litt das Landvolk sehr, so daß die Stadt Mainz nach Straßburg, Speier und Worms sandte und 16000 Malter Getreide kaufen ließ. Als es zu Schiffe ankam, war das Landvolk da, und man theilte es ein und verkaufte dem einen ein, dem andern zwei, dem dritten drei Malter. Aber auf dem Lande und in den Städten wurden Anstalten getroffen, daß Niemand auf Wieder verkauf kaufen konnte. Der Preis blieb auf 17 und 16 Schil- linge stehen. So trat man das Jahr 1438 an. Im Jahre 1436 hatte der Wein zwanzig, einundzwanzig und achtundzwanzig Heller gekostet, der geringste sechzehn Heller; aber im Jahre 1437 galt der feinste Wein sechzehn, vierzehn und zehn Heller. Noch vor Weihnachten und bis auf den Neujahrstag war es ganz milde, später trat Kälte ein und am Tage unserer Lieben Frauen Kerz- weihe war es grimmig und das dauerte bis auf den Tag Petri Stuhlbesteigung. 334. Wie der Kaiser vor Prag drei Galgen übereinander er- richten ließ; an den obersten hing man den Rohatecz, an den zweiten den Rokezan, an den dritten einen bösen Meister. Während der römische Kaiser zu Prag war, war daselbst ein Ritter Namens Rohatecz, der viel Wundersames gegen den
Leben König Sigmunds. Kap. 340 —344. 287 verfaßt, von denen Du einen Theil hier findest, und auch viele Tage angesetzt, theils zu Heilbronn, theils zu Wertheim, die aber alle nicht zu Stande kamen: das war aber nicht die Schuld des Grafen Michel. Zu der Zeit schrieb dieser die Schriften und ließ sie 1437 an die Domthüren zu Mainz schlagen. Der Winter war damals sehr kalt und da auch vier strenge Winter vorangegangen waren, so kostete das Korn um Fastnacht 16 Schillinge Heidelberger Währung und um Ostern schlug es noch zwei Pfund auf, der Hafer kostete bis zur Ernte 27 Schil- ling und die Erbsen 26 Heller. Da große Noth um Korn herrschte und da auch anderweitige Bedrängniß eintrat, litt das Landvolk sehr, so daß die Stadt Mainz nach Straßburg, Speier und Worms sandte und 16000 Malter Getreide kaufen ließ. Als es zu Schiffe ankam, war das Landvolk da, und man theilte es ein und verkaufte dem einen ein, dem andern zwei, dem dritten drei Malter. Aber auf dem Lande und in den Städten wurden Anstalten getroffen, daß Niemand auf Wieder verkauf kaufen konnte. Der Preis blieb auf 17 und 16 Schil- linge stehen. So trat man das Jahr 1438 an. Im Jahre 1436 hatte der Wein zwanzig, einundzwanzig und achtundzwanzig Heller gekostet, der geringste sechzehn Heller; aber im Jahre 1437 galt der feinste Wein sechzehn, vierzehn und zehn Heller. Noch vor Weihnachten und bis auf den Neujahrstag war es ganz milde, später trat Kälte ein und am Tage unserer Lieben Frauen Kerz- weihe war es grimmig und das dauerte bis auf den Tag Petri Stuhlbesteigung. 334. Wie der Kaiser vor Prag drei Galgen übereinander er- richten ließ; an den obersten hing man den Rohatecz, an den zweiten den Rokezan, an den dritten einen bösen Meister. Während der römische Kaiser zu Prag war, war daselbst ein Ritter Namens Rohatecz, der viel Wundersames gegen den
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288 Eberhard Windecke. Glauben und gegen den Kaiser gethan hatte, bis der Kaiser nach Prag kam und er ihm Treue schwur. Ebenso befand sich in Prag der Pfarrer Rokezan1),. der auch viel Erstaunliches getrieben hatte. Beide duldete der Kaiser, so lange er konnte, obwohl sie gegen ihn handelten Als sie zuletzt bemerkten, daß des Kaisers Macht mit der Zeit immer stärker wurde, da die Landherren, der Adel und auch das Volk des Unwesens müde waren, so wollten sie Nachts mit ihren Helfershelfern den Kaiser ermorden. Aber ein braver Böhme, der den Kaiser warnte, verhinderte es. Und der Kaiser ließ sie den Versuch machen ihre Absicht auszuführen, hatte aber Vorsichtsmaßregeln ge- troffen für den Fall, daß sie ihm übel thun würden. Als nun Rohatecz und Rokezan bemerkten, daß sie nichts ausrichten konnten, flohen sie aus Prag und zogen sich auf ein festes Schloß2) zurück, worauf sie sich hielten, bis der Kaiser kam und es eroberte. Hierauf ließ sie der Kaiser vor sich führen. Rohatecz wollte ihu nicht ansehen und bat, daß man ihm die Augen aus- steche, er wolle lieber das dulden, als den Kaiser ansehen. Der Kaiser antwortete ihm ruhig: „Dir soll etwas anderes geschehen als das Augen-Ausstechen,“ und ließ drei Galgen über einander bauen. An den obersten ließ er den Rohatecz in ganz rothem Gewande hängen, an den zweiten den hussitischen Pfaffen Rokezan, an den dritten einen schlimmen Meister, einen argen Bösewicht. In derselben Zeit zogen die Taboriten am Aller Heiligen Tage, wohl dreihundert Mann stark, vor eine Stadt Namens Eichenwies3), und eroberten sie. Die Bürger flüchteten auf die Thürme und auf die Burg und sandten Botschaft an den Kaiser und an den von Destreich. Daher kam man am Aller Seelen Tage der Stadt zu Hilfe, überfiel die argen Hussiten, die sich Taboriten nannten, nahm 93 derselben gefangen und tödtete 1) Es war nicht Rokyczana, den Windecke sonst Rockezan nennt, sondern ein Pfarrer Prostrzedek. — 2) In Cnoch: „dessen Namen ich nicht weiß". Es heißt Sion, Aschb. IV, 382. — 3) C G: „ich weiß nicht welche“ statt des Namens.
288 Eberhard Windecke. Glauben und gegen den Kaiser gethan hatte, bis der Kaiser nach Prag kam und er ihm Treue schwur. Ebenso befand sich in Prag der Pfarrer Rokezan1),. der auch viel Erstaunliches getrieben hatte. Beide duldete der Kaiser, so lange er konnte, obwohl sie gegen ihn handelten Als sie zuletzt bemerkten, daß des Kaisers Macht mit der Zeit immer stärker wurde, da die Landherren, der Adel und auch das Volk des Unwesens müde waren, so wollten sie Nachts mit ihren Helfershelfern den Kaiser ermorden. Aber ein braver Böhme, der den Kaiser warnte, verhinderte es. Und der Kaiser ließ sie den Versuch machen ihre Absicht auszuführen, hatte aber Vorsichtsmaßregeln ge- troffen für den Fall, daß sie ihm übel thun würden. Als nun Rohatecz und Rokezan bemerkten, daß sie nichts ausrichten konnten, flohen sie aus Prag und zogen sich auf ein festes Schloß2) zurück, worauf sie sich hielten, bis der Kaiser kam und es eroberte. Hierauf ließ sie der Kaiser vor sich führen. Rohatecz wollte ihu nicht ansehen und bat, daß man ihm die Augen aus- steche, er wolle lieber das dulden, als den Kaiser ansehen. Der Kaiser antwortete ihm ruhig: „Dir soll etwas anderes geschehen als das Augen-Ausstechen,“ und ließ drei Galgen über einander bauen. An den obersten ließ er den Rohatecz in ganz rothem Gewande hängen, an den zweiten den hussitischen Pfaffen Rokezan, an den dritten einen schlimmen Meister, einen argen Bösewicht. In derselben Zeit zogen die Taboriten am Aller Heiligen Tage, wohl dreihundert Mann stark, vor eine Stadt Namens Eichenwies3), und eroberten sie. Die Bürger flüchteten auf die Thürme und auf die Burg und sandten Botschaft an den Kaiser und an den von Destreich. Daher kam man am Aller Seelen Tage der Stadt zu Hilfe, überfiel die argen Hussiten, die sich Taboriten nannten, nahm 93 derselben gefangen und tödtete 1) Es war nicht Rokyczana, den Windecke sonst Rockezan nennt, sondern ein Pfarrer Prostrzedek. — 2) In Cnoch: „dessen Namen ich nicht weiß". Es heißt Sion, Aschb. IV, 382. — 3) C G: „ich weiß nicht welche“ statt des Namens.
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Leben König Sigmunds. Kap. 344. 289 einen Theil der anderen; die übrigen ertranken im Stadtgraben, da sie über die Mauer stürzten. Zu derselben Zeit war vom Grafen von Nassan, dem Sohn des verstorbenen Grafen Adolf, und dem von Riferz1) ein großer Zug gegen Limburg, das dem Herzoge von Burgund gehörte, unternommen worden. Jene erlitten eine schwere Niederlage und großen Schaden: Einige wurden getödtet, andere gefangen, noch andere retteten sich nach Aachen. Hier war damals Land- graf Ludwig von Hessen im Auftrage des Kaisers Sigmund, um das Land Brabant aufzufordern, vom Herzoge von Bur gund abzufallen und sich dem Kaiser zu übergeben, was freilich damals nicht gelingen wollte: die Leute wollten es nicht, es sei denn, daß [der Herzog] mit mehr Recht überwunden sei. Als nun die Flüchtlinge von Limburg herankamen, erschraken die Bürger gar sehr und erwarteten von ihnen etwas Schlimmes. Daher nahmen die Aachener sie sämmtlich gefangen, um zu er- fahren, was das zu bedeuten habe und auch, damit die Gemeinde sie nicht erschlüge. Denn es stand damals zwischen der Gemeinde und dem Rathe nicht gut. Einer von den reisigen Bürgern zeigte auf einen der zahlreichen [gefangenen] Edelleute und sagte: das wäre einer, der Rath und Gemeinde hätte erschlagen wollen. Der brave Edelmann versicherte bei seinem Eide, er wisse nichts davon, würde dazu nicht behilflich sein und es keinenfalls thun. Als sie sich so hin und her stritten, sagte der Bürger: Gott und die Jungfrau Maria sollten ihn rasend machen, wenn seine Behauptung nicht wahr wäre. Bei diesen Worten fing er so an zu toben, daß man ihn vom Flecke weg in Gewahrsam bringen mußte, wo er manchen Tag im Wahn- sinn lag. Der gute Edelmann aber mußte schwören, daß er nicht in der Absicht, der Stadt Aachen und ihren Bürgern zu schaden, dahin gekommen wäre. Darauf wurde den Reisigen Friede gewährt und man ließ sie heimreiten. 1) So H, C G ryffers. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 19
Leben König Sigmunds. Kap. 344. 289 einen Theil der anderen; die übrigen ertranken im Stadtgraben, da sie über die Mauer stürzten. Zu derselben Zeit war vom Grafen von Nassan, dem Sohn des verstorbenen Grafen Adolf, und dem von Riferz1) ein großer Zug gegen Limburg, das dem Herzoge von Burgund gehörte, unternommen worden. Jene erlitten eine schwere Niederlage und großen Schaden: Einige wurden getödtet, andere gefangen, noch andere retteten sich nach Aachen. Hier war damals Land- graf Ludwig von Hessen im Auftrage des Kaisers Sigmund, um das Land Brabant aufzufordern, vom Herzoge von Bur gund abzufallen und sich dem Kaiser zu übergeben, was freilich damals nicht gelingen wollte: die Leute wollten es nicht, es sei denn, daß [der Herzog] mit mehr Recht überwunden sei. Als nun die Flüchtlinge von Limburg herankamen, erschraken die Bürger gar sehr und erwarteten von ihnen etwas Schlimmes. Daher nahmen die Aachener sie sämmtlich gefangen, um zu er- fahren, was das zu bedeuten habe und auch, damit die Gemeinde sie nicht erschlüge. Denn es stand damals zwischen der Gemeinde und dem Rathe nicht gut. Einer von den reisigen Bürgern zeigte auf einen der zahlreichen [gefangenen] Edelleute und sagte: das wäre einer, der Rath und Gemeinde hätte erschlagen wollen. Der brave Edelmann versicherte bei seinem Eide, er wisse nichts davon, würde dazu nicht behilflich sein und es keinenfalls thun. Als sie sich so hin und her stritten, sagte der Bürger: Gott und die Jungfrau Maria sollten ihn rasend machen, wenn seine Behauptung nicht wahr wäre. Bei diesen Worten fing er so an zu toben, daß man ihn vom Flecke weg in Gewahrsam bringen mußte, wo er manchen Tag im Wahn- sinn lag. Der gute Edelmann aber mußte schwören, daß er nicht in der Absicht, der Stadt Aachen und ihren Bürgern zu schaden, dahin gekommen wäre. Darauf wurde den Reisigen Friede gewährt und man ließ sie heimreiten. 1) So H, C G ryffers. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 19
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290 Eberhard Windecke. 345. Vom großen Hagelwetter und Steinregen, das zu Löwen in Brabant geschah.1) Damals war der Herzog von Burgund mit denen in Brügge in Flandern nicht recht einig, wie auch oben2) erzählt ist. Des halb wurden Tage gemacht und vielfach versucht, ob man eine Versöhnung herbeiführen könne. Da das aber nicht erreicht werden konnte, so wurden Brügge, Gent, Antwerpen und alle andern Städte einig, daß sie an den Herzog von Burgund nichts mehr zahlen wollten. Wenn er aber seinen rechten Zins nehmen, die Lande bei ihren Rechten lassen und sie sein Lebtag über nicht mehr betreten wolle, so wollten sie [die Städte] es dabei bewenden lassen. Wenn er das nicht wolle, so würden sie ihn nicht als ihren rechten Herrn ansehen und besonders durchaus das nicht mehr geben, was sie ihm zahlen müßten. So setzten sich die Städte zur Wehre und machten bekannt, welche Stadt nicht ihnen alsbald beitreten würde, die sollte nicht erwarten, daß ihr jemals mit Rath oder That beigestanden würde. Zu gleicher Zeit unterhandelte Graf Michel von Wertheim fortwährend, und war immer Feind des Bischofs Dietrich von Mainz. Dessen Leute belagerten Brauburg, während die Söldner des Markgrafen, des Bischofs von Würzburg, des von Hohen- lohe und des von Weinsberg zu Höchst, Ulm und Aschaffenburg lagerten. Damals war der Kaiser, während er zu Prag verweilte, krank geworden. Man glaubte, er sei vergiftet, und das Gift rann aus der großen Zehe heraus, die man abschneiden mußte. Am Martinstage 1437 zog der Kaiser nach Znaym in Mähren. Dahin sandte ich, Eberhard Windecke, zu Sr. Gnade wegen Urkunden, mein Amt am Zolle zu Mainz betreffend. Diese sandte ich Sr. kaiserlichen Gnade, und was ich auch begehrte, so that Kaspar Schlick an mir als ehrbarer, tüchtiger Herr und 1) Die Aufzählung wundersamer Unfälle durch Unwetter im März 1437 ist in der Ueber- setzung weggelassen. — 2 Kap. 272, 339.
290 Eberhard Windecke. 345. Vom großen Hagelwetter und Steinregen, das zu Löwen in Brabant geschah.1) Damals war der Herzog von Burgund mit denen in Brügge in Flandern nicht recht einig, wie auch oben2) erzählt ist. Des halb wurden Tage gemacht und vielfach versucht, ob man eine Versöhnung herbeiführen könne. Da das aber nicht erreicht werden konnte, so wurden Brügge, Gent, Antwerpen und alle andern Städte einig, daß sie an den Herzog von Burgund nichts mehr zahlen wollten. Wenn er aber seinen rechten Zins nehmen, die Lande bei ihren Rechten lassen und sie sein Lebtag über nicht mehr betreten wolle, so wollten sie [die Städte] es dabei bewenden lassen. Wenn er das nicht wolle, so würden sie ihn nicht als ihren rechten Herrn ansehen und besonders durchaus das nicht mehr geben, was sie ihm zahlen müßten. So setzten sich die Städte zur Wehre und machten bekannt, welche Stadt nicht ihnen alsbald beitreten würde, die sollte nicht erwarten, daß ihr jemals mit Rath oder That beigestanden würde. Zu gleicher Zeit unterhandelte Graf Michel von Wertheim fortwährend, und war immer Feind des Bischofs Dietrich von Mainz. Dessen Leute belagerten Brauburg, während die Söldner des Markgrafen, des Bischofs von Würzburg, des von Hohen- lohe und des von Weinsberg zu Höchst, Ulm und Aschaffenburg lagerten. Damals war der Kaiser, während er zu Prag verweilte, krank geworden. Man glaubte, er sei vergiftet, und das Gift rann aus der großen Zehe heraus, die man abschneiden mußte. Am Martinstage 1437 zog der Kaiser nach Znaym in Mähren. Dahin sandte ich, Eberhard Windecke, zu Sr. Gnade wegen Urkunden, mein Amt am Zolle zu Mainz betreffend. Diese sandte ich Sr. kaiserlichen Gnade, und was ich auch begehrte, so that Kaspar Schlick an mir als ehrbarer, tüchtiger Herr und 1) Die Aufzählung wundersamer Unfälle durch Unwetter im März 1437 ist in der Ueber- setzung weggelassen. — 2 Kap. 272, 339.
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Leben König Sigmunds. Kap. 345. 291 schrieb mir einen Brtef, der hier abgeschrieben1) steht. So schied mein Bote von dem edeln Kaiser Sigmund zu Znaym im Jahre 1437. Um Weihnachten darauf gingen in Mainz Gerüchte um, die von einigen Geistlichen ausgebracht waren, daß der edle Kaiser Sigmund am Tage conceptionis Mariae [8. Dec.] gestorben sei. Die Geistlichkeit hatte die Wahrheit gesagt, was mir, Eberhard Windecke, sehr schmerzlich war. Auch mußte ich mancherlei Reden anhören, die ich nicht gern hörte, doch schwieg ich still, bis ich den rechten Sachverhalt erfuhr. Leider wurde es be- stätigt: Gott sei ihm barmherzig und allen, die ihn lieb haben! Als der Papst Eugenius und das Basler Konzil mit einander Streit hatten und sich über die Kirchenreformation und über den Ort nicht einigen konnten, wohin das Konzil verlegt werden sollte, — denn zu Basel war es bereits vier Jahre lang gewesen — so sandten sie Botschaften nach Frankfurt am Main zu den Kurfürsten, und ebenso an den Kaiser nach Böhmen, oder wo man ihn finden mochte. Der Papst und das Konzil überließen dem Kaiser die Entscheidung: wohin der Kaiser das Konzil verlegt haben wolle, dabei solle es sein Bewenden haben. Auch [stellten sie ihm anheim], ob man mit dem Konzil dem Papste, oder ob der Papst dem Konzile folgen solle, und welche Partei die Macht erhalten oder haben sollte, die Reformation vorzunehmen, oder ob der Kaiser selbst es thun wolle. Niemals hat man gelesen, gehört oder vernommen, daß je einem Fürsten solches gewährt oder solche Gewalt gegeben wurde, daß er das geistliche Schwert mit dem weltlichen hatte oder haben konnte. Das kam daher, daß Kaiser Sigmund ein grundbiederes Herz war.2) In jener Zeit waren auch der Rath und die Gemeinde der Stadt Mainz in Streitigkeiten, denn im Jahre 14273) war die Stadt in große Schulden gerathen, was man hernach wohl be- 1) Diese Abschrift fehlt — 2) Der Schluß dieses Kapitels, sowie Kap. 346 fehlen in G. — 3) C: 1437, gemeint sind wohl die Kosten, welche der Stadt aus den Rüstungen zum Hussitenkriege erwuchsen. Vgl. zu 315, 1. 19
Leben König Sigmunds. Kap. 345. 291 schrieb mir einen Brtef, der hier abgeschrieben1) steht. So schied mein Bote von dem edeln Kaiser Sigmund zu Znaym im Jahre 1437. Um Weihnachten darauf gingen in Mainz Gerüchte um, die von einigen Geistlichen ausgebracht waren, daß der edle Kaiser Sigmund am Tage conceptionis Mariae [8. Dec.] gestorben sei. Die Geistlichkeit hatte die Wahrheit gesagt, was mir, Eberhard Windecke, sehr schmerzlich war. Auch mußte ich mancherlei Reden anhören, die ich nicht gern hörte, doch schwieg ich still, bis ich den rechten Sachverhalt erfuhr. Leider wurde es be- stätigt: Gott sei ihm barmherzig und allen, die ihn lieb haben! Als der Papst Eugenius und das Basler Konzil mit einander Streit hatten und sich über die Kirchenreformation und über den Ort nicht einigen konnten, wohin das Konzil verlegt werden sollte, — denn zu Basel war es bereits vier Jahre lang gewesen — so sandten sie Botschaften nach Frankfurt am Main zu den Kurfürsten, und ebenso an den Kaiser nach Böhmen, oder wo man ihn finden mochte. Der Papst und das Konzil überließen dem Kaiser die Entscheidung: wohin der Kaiser das Konzil verlegt haben wolle, dabei solle es sein Bewenden haben. Auch [stellten sie ihm anheim], ob man mit dem Konzil dem Papste, oder ob der Papst dem Konzile folgen solle, und welche Partei die Macht erhalten oder haben sollte, die Reformation vorzunehmen, oder ob der Kaiser selbst es thun wolle. Niemals hat man gelesen, gehört oder vernommen, daß je einem Fürsten solches gewährt oder solche Gewalt gegeben wurde, daß er das geistliche Schwert mit dem weltlichen hatte oder haben konnte. Das kam daher, daß Kaiser Sigmund ein grundbiederes Herz war.2) In jener Zeit waren auch der Rath und die Gemeinde der Stadt Mainz in Streitigkeiten, denn im Jahre 14273) war die Stadt in große Schulden gerathen, was man hernach wohl be- 1) Diese Abschrift fehlt — 2) Der Schluß dieses Kapitels, sowie Kap. 346 fehlen in G. — 3) C: 1437, gemeint sind wohl die Kosten, welche der Stadt aus den Rüstungen zum Hussitenkriege erwuchsen. Vgl. zu 315, 1. 19
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292 Eberhard Windecke. merkte, als die [Geschlechter] aus Mainz auswanderten. Deren großer Uebermuth, Haß und Eigenwille hatten das verursacht, wie Du unten hören wirst. In dem genannten Jahre forderte der Rath von der Gemeinde zehn Personen, die dem Rathe zur Seite stehen und das Deficit mit berathen sollten. Man bat daher [die Gemeinde] zehn ehrbare, vernünftige Personen für den Rath zu bestimmen, [diese waren]: Henne Zahn, Jost Löwen- berg, Henne Knopf, Eberhard Windecke und noch sechs andere. Sie schwuren mit den Zehn vom Rathe und mit zwei Stadt- schreibern zu den Heiligen Gottes Lob und Ehre und der Stadt Mainz Wohl im Auge zu haben und zu berathen, wie man solchen Schaden beseitigen könnte. Als die zehn Mitglieder der Gemeinde die große Schuldenlast kennen gelernt hatten, wollten sie wissen, was für Freiheiten sie unter den Händen hätten. Was man berathschlagte, das brachte man vor einen Rath aus der Gemeinde und dann an die Gemeinde, und was dieser Rath oder die Gemeinde oder deren Mehrheit beschließen würde, das solle alles bestehen bleiben und ausgeführt werden. Dies dauerte, bis der Rath abgesetzt und ein neuer aus denselben [Mitgliedern wie früher] und aus andern eingesetzt und bestätigt wurde, und bis die Streitpunkte durch Gottes Gnade ohne Blutvergießen geschlichtet wurden. Dann wurde die unten folgende Rachtung gemacht, welche die Städte Speier, Worms und Frankfurt fest- setzten, wobei sie nach dem Besten der Stadt weglassen oder zusetzen konnten. Da jedoch diese Rachtung einigen auf der Münze nicht bequem und nützlich zu sein schien, so überlegten sie Tag und Nacht und sandten viele Botschaften und heimliche Pläne zu Bischof Konrad — Gott hab ihn selig, — so daß er nach Mainz kam und es unternahm, eine neue Rachtung zu machen, die ewig unverbrüchlich gehalten werden und nicht ge- ändert werden sollte, wie Du deutlich geschrieben findest.1) 1) Die Grundzüge der Mainzer Rachtung vom Montag nach Laetare (18. März) 1430 (Kap. 357 C = 346 G) sind etwa folgende: Bischof Konrad mit Vertretern der Städte
292 Eberhard Windecke. merkte, als die [Geschlechter] aus Mainz auswanderten. Deren großer Uebermuth, Haß und Eigenwille hatten das verursacht, wie Du unten hören wirst. In dem genannten Jahre forderte der Rath von der Gemeinde zehn Personen, die dem Rathe zur Seite stehen und das Deficit mit berathen sollten. Man bat daher [die Gemeinde] zehn ehrbare, vernünftige Personen für den Rath zu bestimmen, [diese waren]: Henne Zahn, Jost Löwen- berg, Henne Knopf, Eberhard Windecke und noch sechs andere. Sie schwuren mit den Zehn vom Rathe und mit zwei Stadt- schreibern zu den Heiligen Gottes Lob und Ehre und der Stadt Mainz Wohl im Auge zu haben und zu berathen, wie man solchen Schaden beseitigen könnte. Als die zehn Mitglieder der Gemeinde die große Schuldenlast kennen gelernt hatten, wollten sie wissen, was für Freiheiten sie unter den Händen hätten. Was man berathschlagte, das brachte man vor einen Rath aus der Gemeinde und dann an die Gemeinde, und was dieser Rath oder die Gemeinde oder deren Mehrheit beschließen würde, das solle alles bestehen bleiben und ausgeführt werden. Dies dauerte, bis der Rath abgesetzt und ein neuer aus denselben [Mitgliedern wie früher] und aus andern eingesetzt und bestätigt wurde, und bis die Streitpunkte durch Gottes Gnade ohne Blutvergießen geschlichtet wurden. Dann wurde die unten folgende Rachtung gemacht, welche die Städte Speier, Worms und Frankfurt fest- setzten, wobei sie nach dem Besten der Stadt weglassen oder zusetzen konnten. Da jedoch diese Rachtung einigen auf der Münze nicht bequem und nützlich zu sein schien, so überlegten sie Tag und Nacht und sandten viele Botschaften und heimliche Pläne zu Bischof Konrad — Gott hab ihn selig, — so daß er nach Mainz kam und es unternahm, eine neue Rachtung zu machen, die ewig unverbrüchlich gehalten werden und nicht ge- ändert werden sollte, wie Du deutlich geschrieben findest.1) 1) Die Grundzüge der Mainzer Rachtung vom Montag nach Laetare (18. März) 1430 (Kap. 357 C = 346 G) sind etwa folgende: Bischof Konrad mit Vertretern der Städte
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Leben König Sigmunds. Kap. 345—348. 293 347. Wie Kaiser Sigmund zu Znaym in Mähren auf einem großen, schönen Stuhle im Kaiserlichen Ornate starb, und wie man ihn so todt bis an den dritten Tag liegen ließ, auf daß ihn sehen könnte, wer da wollte. Als Kaiser Sigmund, wie Du oben gehört hast, zu Prag war, um die böhmischen Ketzer zum rechten Glauben zu bringen, ward er krank, nachdem er den kleinsten Theil bekehrt hatte. In der Kranfheit ließ er sich in die Stadt Znaym in Mähren bringen und blieb daselbst bis an seinen Tod. Er starb aber am Montag nach Mariae conceptionis am 9. December 1437. 348. Wie der Tod des Kaisers Sigmund eintrat. Nun vernehmet, wie ruhig und besonnen Sigmund den Tod erwartete. An dem Tage, an welchem er sterben sollte, befahl er, ihn des Morgens als römischen Kaiser anzukleiden mit Worms, Speier, Frankfurt trifft die Rachtung zwischen dem Rathe und der Gemeinde einer seits und den „Ehrsamen vom alten Geschlechte“ andererseits in folgender Weise: 1. Der Rath setzt sich in Zukunft aus 36 Mitgliedern zusammen, von denen 24 der Ge- meinde, 12 den alten Geschlechtern angehören: Für Henne Walter Heymer wird eine Stelle aus den letzteren offen gelassen. Dieser Rath der 36 soll ein einheitlicher, gemein samer Rath sein und heißen, der nach Stimmenmehrheit beschließt. Gesonderte Vor berathungen der einzelnen Parteien sind nicht gestattet. Jährlich werden durch den Rath drei Bürgermeister gewählt, zwei aus der Gemeinde, einer aus den Geschlechtern, ebenso ist das Verhältniß bei den drei Rechenmeistern. Zu den Siegeln und zu dem „Gewölbe“ der Stadt sind je drei Schlüssel für die drei Bürger und Rechenmeister vorhanden. 3. Die Rathsherren haben sich an altes Recht und Herkommen zu halten, insbesondere die Plätze im Sitzungssaale nach Vorschrift einzunehmen. Bei sonstigen Geschäften in Mainz giebt das Alter den Platz an, bei Geschäften außerhalb führt der dazu Bestimmte das Wort. 4. Die Bürger von den alten Geschlechtern behalten ihre Münzrechte, Privilegien und Freiheiten. 5. Jeder darf ungehindert auswandern. 6. Die Schlüssel zu den Thoren der Stadt 2c. sind gehörig aufzubewahren. 7. Die Alten dürfen nicht genöthigt werden „zünftig zu werden“. Eine namentlich an geführte Anzahl Ausgewanderter muß in die Rachtung aufgenommen werden, falls sie darum nachsuchen und sich verpflichten, dieselbe zu halten. 8. Ausgeschlossen von der Sühne ist Georg Gensfleisch. 9. Frevler irgend welchen Standes werden bestraft, ohne daß jedoch ihre Standesgenossen angefeindet werden dürfen. 10. Bündnisse mit Herren oder Städten darf der Rath nur mit Bewilligung der Gemeinde schließen. Zuletzt geloben beide Parteien die vorstehende Rachtung in allen Theilen zu halten. Vergl. Droysen, p. 210 und zu Kap 351, 3. 2.
Leben König Sigmunds. Kap. 345—348. 293 347. Wie Kaiser Sigmund zu Znaym in Mähren auf einem großen, schönen Stuhle im Kaiserlichen Ornate starb, und wie man ihn so todt bis an den dritten Tag liegen ließ, auf daß ihn sehen könnte, wer da wollte. Als Kaiser Sigmund, wie Du oben gehört hast, zu Prag war, um die böhmischen Ketzer zum rechten Glauben zu bringen, ward er krank, nachdem er den kleinsten Theil bekehrt hatte. In der Kranfheit ließ er sich in die Stadt Znaym in Mähren bringen und blieb daselbst bis an seinen Tod. Er starb aber am Montag nach Mariae conceptionis am 9. December 1437. 348. Wie der Tod des Kaisers Sigmund eintrat. Nun vernehmet, wie ruhig und besonnen Sigmund den Tod erwartete. An dem Tage, an welchem er sterben sollte, befahl er, ihn des Morgens als römischen Kaiser anzukleiden mit Worms, Speier, Frankfurt trifft die Rachtung zwischen dem Rathe und der Gemeinde einer seits und den „Ehrsamen vom alten Geschlechte“ andererseits in folgender Weise: 1. Der Rath setzt sich in Zukunft aus 36 Mitgliedern zusammen, von denen 24 der Ge- meinde, 12 den alten Geschlechtern angehören: Für Henne Walter Heymer wird eine Stelle aus den letzteren offen gelassen. Dieser Rath der 36 soll ein einheitlicher, gemein samer Rath sein und heißen, der nach Stimmenmehrheit beschließt. Gesonderte Vor berathungen der einzelnen Parteien sind nicht gestattet. Jährlich werden durch den Rath drei Bürgermeister gewählt, zwei aus der Gemeinde, einer aus den Geschlechtern, ebenso ist das Verhältniß bei den drei Rechenmeistern. Zu den Siegeln und zu dem „Gewölbe“ der Stadt sind je drei Schlüssel für die drei Bürger und Rechenmeister vorhanden. 3. Die Rathsherren haben sich an altes Recht und Herkommen zu halten, insbesondere die Plätze im Sitzungssaale nach Vorschrift einzunehmen. Bei sonstigen Geschäften in Mainz giebt das Alter den Platz an, bei Geschäften außerhalb führt der dazu Bestimmte das Wort. 4. Die Bürger von den alten Geschlechtern behalten ihre Münzrechte, Privilegien und Freiheiten. 5. Jeder darf ungehindert auswandern. 6. Die Schlüssel zu den Thoren der Stadt 2c. sind gehörig aufzubewahren. 7. Die Alten dürfen nicht genöthigt werden „zünftig zu werden“. Eine namentlich an geführte Anzahl Ausgewanderter muß in die Rachtung aufgenommen werden, falls sie darum nachsuchen und sich verpflichten, dieselbe zu halten. 8. Ausgeschlossen von der Sühne ist Georg Gensfleisch. 9. Frevler irgend welchen Standes werden bestraft, ohne daß jedoch ihre Standesgenossen angefeindet werden dürfen. 10. Bündnisse mit Herren oder Städten darf der Rath nur mit Bewilligung der Gemeinde schließen. Zuletzt geloben beide Parteien die vorstehende Rachtung in allen Theilen zu halten. Vergl. Droysen, p. 210 und zu Kap 351, 3. 2.
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294 Eberhard Windecke. seiner Alba, seinem Ornate, mit dem Chorrocke,1) mit der Kopf bedeckung und mit der Kaiserlichen Krone. Dann hörte er eine Messe, und nach der Messe befahl er, ihn wieder auszukleiden und sprach: Nun kleidet mich an, wie man mich begraben wird. Dies geschah, und so saß er auf einem Stuhle und verschied. Ehe er verstarb, befahl er, daß man ihn zwei oder drei Tage stehen ließe, damit alle Leute sehen könnten, daß der Herr der Welt todt sei. Einen Tag vorher hatte er seinen Sohn, Herzog Albrecht von Oestreich, den er Sohn nannte, weil er des Kaisers Tochter zur Gemahlin hatte, einige ungarische und böhmische Landherren zu sich berufen und sie dringend gebeten, daß sie, so lieb sie ihn hätten, friedlich und ruhig leben und seinen Sohn, Herzog Albrecht, zum Könige erwählen und annehmen sollten. Denn es stände ohnehin schon schlimm in Ungarn, seine Tochter, Herzog Albrechts Weib, sei seine rechte Erbin für beide König- reiche, wollten sie daher ohne schweren Krieg sein, so sollten sie die Kaiserin, seine Gemahlin, [als Regentin] behalten, bis Herzog Albrecht in das Land käme. Würden sie aber den König von Polen wählen und in das Land ziehen, so würde das Land nie ohne Kampf und Krieg sein. So wäre es auch gekommen, wenn man es nicht durch seinen weisen Rath verhindert hätte. Als er verschieden war, hielt man die Kaiserin auf, daß sie nirgends hin reiten durfte, bis daß die Ungarn und das ganze Land den Herzog Albrecht zum Könige wählten. Zum ungarischen König ward er am h. drei König-Tage 1438 gekrönt; gleichzeitig ritten die böhmischen Herren zu ihm und wollten mit ihm ver abreden, wann sie ihn krönen, und wann er zu ihnen kommen solle. Darauf hielt er seinen Umzug in Ungarn und befestigte das Land im Frieden. 349. Wie die Kurfürsten zu Frankfurt in der Bartholomäus- kirche waren, um einen andern König an Kaiser Sigmunds 1) Eigentlich: Mit seinem Episteln und mit seinem Evangelienrocke, d. h. mit Ge- wändern, wie die Geistlichen sie beim Vortrage der Epistel und des Evangeliums tragen.
294 Eberhard Windecke. seiner Alba, seinem Ornate, mit dem Chorrocke,1) mit der Kopf bedeckung und mit der Kaiserlichen Krone. Dann hörte er eine Messe, und nach der Messe befahl er, ihn wieder auszukleiden und sprach: Nun kleidet mich an, wie man mich begraben wird. Dies geschah, und so saß er auf einem Stuhle und verschied. Ehe er verstarb, befahl er, daß man ihn zwei oder drei Tage stehen ließe, damit alle Leute sehen könnten, daß der Herr der Welt todt sei. Einen Tag vorher hatte er seinen Sohn, Herzog Albrecht von Oestreich, den er Sohn nannte, weil er des Kaisers Tochter zur Gemahlin hatte, einige ungarische und böhmische Landherren zu sich berufen und sie dringend gebeten, daß sie, so lieb sie ihn hätten, friedlich und ruhig leben und seinen Sohn, Herzog Albrecht, zum Könige erwählen und annehmen sollten. Denn es stände ohnehin schon schlimm in Ungarn, seine Tochter, Herzog Albrechts Weib, sei seine rechte Erbin für beide König- reiche, wollten sie daher ohne schweren Krieg sein, so sollten sie die Kaiserin, seine Gemahlin, [als Regentin] behalten, bis Herzog Albrecht in das Land käme. Würden sie aber den König von Polen wählen und in das Land ziehen, so würde das Land nie ohne Kampf und Krieg sein. So wäre es auch gekommen, wenn man es nicht durch seinen weisen Rath verhindert hätte. Als er verschieden war, hielt man die Kaiserin auf, daß sie nirgends hin reiten durfte, bis daß die Ungarn und das ganze Land den Herzog Albrecht zum Könige wählten. Zum ungarischen König ward er am h. drei König-Tage 1438 gekrönt; gleichzeitig ritten die böhmischen Herren zu ihm und wollten mit ihm ver abreden, wann sie ihn krönen, und wann er zu ihnen kommen solle. Darauf hielt er seinen Umzug in Ungarn und befestigte das Land im Frieden. 349. Wie die Kurfürsten zu Frankfurt in der Bartholomäus- kirche waren, um einen andern König an Kaiser Sigmunds 1) Eigentlich: Mit seinem Episteln und mit seinem Evangelienrocke, d. h. mit Ge- wändern, wie die Geistlichen sie beim Vortrage der Epistel und des Evangeliums tragen.
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Leben König Sigmunds. Kap. 348 u. 349. 295 Stelle zu erwählen. Ihre Aufstellung soll folgende sein. Zur Rechten steht der Bischof von Mainz in seinem Stuhle obenan, auf der andern Seite, links, der Pfalzgraf, dann der Bischof von Köln, der von Sachsen, der von Brandenburg, zwischen diesen beiden ein leerer Sitz, der Bischof von Trier. Alle Fürsten schwuren. Danach kamen die Kurfürsten sämntlich nach Frankfurt. Bischof Dietrich von Mainz, ein Schenk von Erbach; Bischof Dietrich von Köln, ein Graf von Mörs; Bischof Rhaban von Trier; Herzog Otto von Heidelberg als Vertreter für Herzog Ludwig, denn dieser, Herzog Ludwigs Sohn, war zu jung, und da der Vater kürzlich gestorben war, so mußte jener1) an seiner Stelle wählen und da sein. Ferner der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg mit drei stattlichen Land- herren, der Landgraf von Hessen, Herzog Ludwig von Braun- schweig und der schlimme Bischof von Würzburg. Sie kamen am Montage nach Oculi 1438 nach Frankfurt und blieben 14 Tage ununterbrochen daselbst. In der Pfarrkirche St. Bar- tholomäus zu Frankfurt waren für sie, wo man zum hohen Chore geht, Sitzplätze aus guten Balken errichtet. Rechts oben an befand sich der Stuhl des Bischofs von Mainz, über welchem das Wort Mainz stand, wie auch jedem Fürsten sein Platz so bezeichnet war. Danach kam der Platz des Königs von Böhmen, den es nicht gab, da noch keiner in Böhmen gekrönt war, dann auf der andern Seite2) der Pfalzgraf, der Bischof von Köln, der von Sachsen, dann der Markgraf von Brandenburg, und ein Stuhl zwischen [diesen] zwei Fürsten stand leer. Als die Fürsten schwören [sollten], konnten sie sich nicht einigen und sie schoben daher die Eidesleistung acht Tage auf, denn der Herzog von Sachsen machte Schwierigkeiten und hoffte, die Krone zu erlangen. Es konnte aber nicht sein, er hätte denn diese 1) H: der vetter. — 2 Diese Ortsangabe in H erst vor: „der Bischof von Köln“.
Leben König Sigmunds. Kap. 348 u. 349. 295 Stelle zu erwählen. Ihre Aufstellung soll folgende sein. Zur Rechten steht der Bischof von Mainz in seinem Stuhle obenan, auf der andern Seite, links, der Pfalzgraf, dann der Bischof von Köln, der von Sachsen, der von Brandenburg, zwischen diesen beiden ein leerer Sitz, der Bischof von Trier. Alle Fürsten schwuren. Danach kamen die Kurfürsten sämntlich nach Frankfurt. Bischof Dietrich von Mainz, ein Schenk von Erbach; Bischof Dietrich von Köln, ein Graf von Mörs; Bischof Rhaban von Trier; Herzog Otto von Heidelberg als Vertreter für Herzog Ludwig, denn dieser, Herzog Ludwigs Sohn, war zu jung, und da der Vater kürzlich gestorben war, so mußte jener1) an seiner Stelle wählen und da sein. Ferner der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg mit drei stattlichen Land- herren, der Landgraf von Hessen, Herzog Ludwig von Braun- schweig und der schlimme Bischof von Würzburg. Sie kamen am Montage nach Oculi 1438 nach Frankfurt und blieben 14 Tage ununterbrochen daselbst. In der Pfarrkirche St. Bar- tholomäus zu Frankfurt waren für sie, wo man zum hohen Chore geht, Sitzplätze aus guten Balken errichtet. Rechts oben an befand sich der Stuhl des Bischofs von Mainz, über welchem das Wort Mainz stand, wie auch jedem Fürsten sein Platz so bezeichnet war. Danach kam der Platz des Königs von Böhmen, den es nicht gab, da noch keiner in Böhmen gekrönt war, dann auf der andern Seite2) der Pfalzgraf, der Bischof von Köln, der von Sachsen, dann der Markgraf von Brandenburg, und ein Stuhl zwischen [diesen] zwei Fürsten stand leer. Als die Fürsten schwören [sollten], konnten sie sich nicht einigen und sie schoben daher die Eidesleistung acht Tage auf, denn der Herzog von Sachsen machte Schwierigkeiten und hoffte, die Krone zu erlangen. Es konnte aber nicht sein, er hätte denn diese 1) H: der vetter. — 2 Diese Ortsangabe in H erst vor: „der Bischof von Köln“.
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Eberhard Windecke. 296 [Fürsten] mit Recht überredet. — Als die Fürsten acht Tage darauf im Chore zu Frankfurt zusammen kamen, stand der Bischof von Würzburg am Pulte mitten im Chore, wo sein Name angeschrieben stand, und er begann die Fürsten zu mahnen, daß sie Gott und das gemeinsame Wohl ansehen und einen König wählen sollten, der Gott Lob und der Christenheit Nutzen brächte. Darauf hub der Erzbischof Dietrich von Mainz an und fragte den Erzbischof von Köln, wen er wähle. Dieser antwortete: den König von Ungarn; dann fragte er auch an dem Platze des Königs von Böhmen, auf dem Niemand saß; weiter den von Sachsen uud den Bischof von Trier [auch sie sagten]: den König von Ungarn. Das war Herzog Albrecht von Oestreich. Da nun die Fürsten ausgemacht hatten, daß das geschehen solle, was die Mehrheit wolle und daß die andern in keiner Weise dagegen sein und handeln sollten, so gaben der Pfalzgraf und der Markgraf ihre Stimme ebenfalls dem Könige, wiewohl vielfach gesagt wurde, daß der Markgraf oder einer seiner Söhne es sein oder werden solle. Auch dachten sie [der Pfalzgraf und der Markgraf] nicht anders und waren, wie man sagte, deshalb anwesend. In allen Landen aber war von Hoch und Niedrig, von Arm und Reich die Mehrzahl froh, und es herrschte Verlangen nach dem Könige von Ungarn. Das ver lieh ihm Gott durch seine Gnade. Der wolle ihm helfen alle Dinge zum Besten zu bringen. — Nun hat des Kaiser Sigmunds Buch und [die Erzählung] eines Theiles von dem, was bei seinen Lebzeiten geschehen ist, ein Ende. Der allmächtige Gott alles Böse und Uebel von uns wende! Amen! Amen! Unten findest Du alle Könige und Herzöge, die zu Ungarn jemals regiert haben, und wie lange. Den Kaiser [Sigmund] legte man auf einen Wagen und fuhr ihn durch Mähren nach Ungarn über Preßburg, Komorn, Gran, Wendenburg, Waitzen nach Ofen. Hier liegt er begraben an der Seite der Königin Maria, seiner ersten Gemahlin, in
Eberhard Windecke. 296 [Fürsten] mit Recht überredet. — Als die Fürsten acht Tage darauf im Chore zu Frankfurt zusammen kamen, stand der Bischof von Würzburg am Pulte mitten im Chore, wo sein Name angeschrieben stand, und er begann die Fürsten zu mahnen, daß sie Gott und das gemeinsame Wohl ansehen und einen König wählen sollten, der Gott Lob und der Christenheit Nutzen brächte. Darauf hub der Erzbischof Dietrich von Mainz an und fragte den Erzbischof von Köln, wen er wähle. Dieser antwortete: den König von Ungarn; dann fragte er auch an dem Platze des Königs von Böhmen, auf dem Niemand saß; weiter den von Sachsen uud den Bischof von Trier [auch sie sagten]: den König von Ungarn. Das war Herzog Albrecht von Oestreich. Da nun die Fürsten ausgemacht hatten, daß das geschehen solle, was die Mehrheit wolle und daß die andern in keiner Weise dagegen sein und handeln sollten, so gaben der Pfalzgraf und der Markgraf ihre Stimme ebenfalls dem Könige, wiewohl vielfach gesagt wurde, daß der Markgraf oder einer seiner Söhne es sein oder werden solle. Auch dachten sie [der Pfalzgraf und der Markgraf] nicht anders und waren, wie man sagte, deshalb anwesend. In allen Landen aber war von Hoch und Niedrig, von Arm und Reich die Mehrzahl froh, und es herrschte Verlangen nach dem Könige von Ungarn. Das ver lieh ihm Gott durch seine Gnade. Der wolle ihm helfen alle Dinge zum Besten zu bringen. — Nun hat des Kaiser Sigmunds Buch und [die Erzählung] eines Theiles von dem, was bei seinen Lebzeiten geschehen ist, ein Ende. Der allmächtige Gott alles Böse und Uebel von uns wende! Amen! Amen! Unten findest Du alle Könige und Herzöge, die zu Ungarn jemals regiert haben, und wie lange. Den Kaiser [Sigmund] legte man auf einen Wagen und fuhr ihn durch Mähren nach Ungarn über Preßburg, Komorn, Gran, Wendenburg, Waitzen nach Ofen. Hier liegt er begraben an der Seite der Königin Maria, seiner ersten Gemahlin, in
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Leben König Sigmunds. Kap. 349—352. 297 der Kirche des lieben St. Ladislaus, den dieser Kaiser stets liebte, und dem er gerne diente.1) 351. Wie Herzog Albrecht von Oestreich, der zum römischen Könige erwählt war, nach Böhmen und Prag zog. König Albrecht, Kaiser Sigmunds Schwiegersohn, der zum ungarischen, böhmischen und römischen Könige erwählt war, wie Du oben gelesen hast, zog mit 3000 Pferden oder mehr nach Böhmen und Prag und ward am Tage Petri und Pauli [29. Juni] 1438 auf dem Schlosse St. Wenzeslaus zum böhmischen Könige ge krönt. In derselben Zeit hatte er Botschaft zu den rheinischen Kurfürsten und Städten gesandt, daß deren Räthe auf St. Mar- garethentag desselben Jahres zu ihm nach Nürnberg kommen sollten zu einer Besprechung und Einigung über einen allge- meinen Frieden im Reiche, über ein einheitliches Korn aller Gold und Silbermünzen und die Verbesserung der Rechtspflege, daß Jedermann nach Recht und Billigkeit geschehe.2) 352. Wie die Kurfürsten dem römischen Könige Albrecht nach Wien schrieben, er möge zu ihnen nach Frankfurt kommen. Als Herzog Albrecht von Oestreich, wie Du oben gelesen hast, in der Fastenzeit 1438 zu Frankfurt zum römischen Könige erwählt worden war, sandten die Kurfürsten ihre bevollmächtigte Gesandtschaft zu ihm nach Wien und ließen ihn bitten, daß er sich des Reichs annehmen möge. Das wollte er nicht gerne thun, da er selbst Land und Leute zu beschirmen hatte. Die Fürsten gaben ihm darauf zwei Jahre Frist heraus, ins Reich zu kommen. Da damals die Türken den König in Ungarn an- griffen, so rüstete er sich und zog nach Ungarn hinab mit 24 000 Mann. Die Türken aber hatten 130000 Mann, und als es zum Streite kommen sollte, sandten um Michaelis die 1) Kap. 350 giebt eine Aufzählung der ungarischen Könige und Herzöge (theils lateinisch, theils deutsch) von Achila (H: Achtila) bis auf Sigmund. — 2) Hier folgt in H ein kurzes Kapitel, in dem sich Windecke beklagt, daß in Mainz „die sich von den Alten nennen“ trotz zweier früherer Rachtungen eine neue zu machen suchen, diese dritte Rachtung steht (in H allein) am Ende des folgenden Kapitels, s. S. 299 zu 3.
Leben König Sigmunds. Kap. 349—352. 297 der Kirche des lieben St. Ladislaus, den dieser Kaiser stets liebte, und dem er gerne diente.1) 351. Wie Herzog Albrecht von Oestreich, der zum römischen Könige erwählt war, nach Böhmen und Prag zog. König Albrecht, Kaiser Sigmunds Schwiegersohn, der zum ungarischen, böhmischen und römischen Könige erwählt war, wie Du oben gelesen hast, zog mit 3000 Pferden oder mehr nach Böhmen und Prag und ward am Tage Petri und Pauli [29. Juni] 1438 auf dem Schlosse St. Wenzeslaus zum böhmischen Könige ge krönt. In derselben Zeit hatte er Botschaft zu den rheinischen Kurfürsten und Städten gesandt, daß deren Räthe auf St. Mar- garethentag desselben Jahres zu ihm nach Nürnberg kommen sollten zu einer Besprechung und Einigung über einen allge- meinen Frieden im Reiche, über ein einheitliches Korn aller Gold und Silbermünzen und die Verbesserung der Rechtspflege, daß Jedermann nach Recht und Billigkeit geschehe.2) 352. Wie die Kurfürsten dem römischen Könige Albrecht nach Wien schrieben, er möge zu ihnen nach Frankfurt kommen. Als Herzog Albrecht von Oestreich, wie Du oben gelesen hast, in der Fastenzeit 1438 zu Frankfurt zum römischen Könige erwählt worden war, sandten die Kurfürsten ihre bevollmächtigte Gesandtschaft zu ihm nach Wien und ließen ihn bitten, daß er sich des Reichs annehmen möge. Das wollte er nicht gerne thun, da er selbst Land und Leute zu beschirmen hatte. Die Fürsten gaben ihm darauf zwei Jahre Frist heraus, ins Reich zu kommen. Da damals die Türken den König in Ungarn an- griffen, so rüstete er sich und zog nach Ungarn hinab mit 24 000 Mann. Die Türken aber hatten 130000 Mann, und als es zum Streite kommen sollte, sandten um Michaelis die 1) Kap. 350 giebt eine Aufzählung der ungarischen Könige und Herzöge (theils lateinisch, theils deutsch) von Achila (H: Achtila) bis auf Sigmund. — 2) Hier folgt in H ein kurzes Kapitel, in dem sich Windecke beklagt, daß in Mainz „die sich von den Alten nennen“ trotz zweier früherer Rachtungen eine neue zu machen suchen, diese dritte Rachtung steht (in H allein) am Ende des folgenden Kapitels, s. S. 299 zu 3.
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298 Eberhard Windecke. Türken eine Gesandtschaft zum Könige Albrecht und ließen ihn verständigen und ihm mittheilen, daß er mit ihnen nicht kämpfen möge, da sie immer acht auf einen hätten und da ihn außerdem einige seiner Landherren verrathen und verkauft hätten. Hier über ließen sie ihn Briefe sehen und lesen. Da ergab sich die Wahrheit, und der König Albrecht verlor dabei sechs seiner Landherren, die des Nachts die Flucht ergriffen. Am Morgen zog auch der König ab, denn die Türken hatten ihm geschrieben, sie hätten hören sagen, was für ein biederer Herr er wäre, das wollten sie ihm zum Vortheil gereichen lassen, auch seien seine Landherren verrätherisch an ihm geworden. So zog der König gen Ofen und ließ die Türken da stehen, die die große Walachei und das kleine Wurzelland und Siebenbürgen bis um die Umgegend von Temesvar1) verwüstet und verheert hatten, ausgenommen Kronstadt, Hermannstadt und einige Schlösser. Damals kamen die Räthe des Königs von Polen zu König Albrecht nach Ofen und verhandelten mit ihm wegen des böhmischen Reiches und wegen des Besitzthums der alten Kaiserin, das ihr auf des Königs Geheiß genommen worden war. Doch konnten sie kein endgiltiges Abkommen treffen und so schieden sie von einander. Da ward denn die Tücke ausfindig gemacht, daß eine Suppe stand, die sie essen sollten.2) Sie aßen, so daß König Albrecht wohl fühlte, daß er nicht länger leben könne und daß er genug hätte. Da machte er sich auf und ritt gen Ofen und als er nach Langen- dorf, eine Meile oberhalb Ofens kam, mußte er sterben. Er verstarb am Montag nach Crispini und Crispiniani -Tag [25. Oktober] am Montag vor Simon und Judä [27. Oktober im Jahre 1439. Zu derselben Zeit nach Allerheiligentag waren zu Frankfurt versammelt die Bischöfe Dietrich von Mainz, Dietrich von Köln, Jakob3) von Trier, die bevollmächtigten 1) H: demesburg, G: domesburg, C: comesburg. — 2) C G: ein suppen stonde das si ohssen; H: ein suppen essen stende, si assens Albrechts Tod auch Kap. 87 erwähnt — 3) Jacob von Sirk seit Mai 1439 Nachfolger Raban's.
298 Eberhard Windecke. Türken eine Gesandtschaft zum Könige Albrecht und ließen ihn verständigen und ihm mittheilen, daß er mit ihnen nicht kämpfen möge, da sie immer acht auf einen hätten und da ihn außerdem einige seiner Landherren verrathen und verkauft hätten. Hier über ließen sie ihn Briefe sehen und lesen. Da ergab sich die Wahrheit, und der König Albrecht verlor dabei sechs seiner Landherren, die des Nachts die Flucht ergriffen. Am Morgen zog auch der König ab, denn die Türken hatten ihm geschrieben, sie hätten hören sagen, was für ein biederer Herr er wäre, das wollten sie ihm zum Vortheil gereichen lassen, auch seien seine Landherren verrätherisch an ihm geworden. So zog der König gen Ofen und ließ die Türken da stehen, die die große Walachei und das kleine Wurzelland und Siebenbürgen bis um die Umgegend von Temesvar1) verwüstet und verheert hatten, ausgenommen Kronstadt, Hermannstadt und einige Schlösser. Damals kamen die Räthe des Königs von Polen zu König Albrecht nach Ofen und verhandelten mit ihm wegen des böhmischen Reiches und wegen des Besitzthums der alten Kaiserin, das ihr auf des Königs Geheiß genommen worden war. Doch konnten sie kein endgiltiges Abkommen treffen und so schieden sie von einander. Da ward denn die Tücke ausfindig gemacht, daß eine Suppe stand, die sie essen sollten.2) Sie aßen, so daß König Albrecht wohl fühlte, daß er nicht länger leben könne und daß er genug hätte. Da machte er sich auf und ritt gen Ofen und als er nach Langen- dorf, eine Meile oberhalb Ofens kam, mußte er sterben. Er verstarb am Montag nach Crispini und Crispiniani -Tag [25. Oktober] am Montag vor Simon und Judä [27. Oktober im Jahre 1439. Zu derselben Zeit nach Allerheiligentag waren zu Frankfurt versammelt die Bischöfe Dietrich von Mainz, Dietrich von Köln, Jakob3) von Trier, die bevollmächtigten 1) H: demesburg, G: domesburg, C: comesburg. — 2) C G: ein suppen stonde das si ohssen; H: ein suppen essen stende, si assens Albrechts Tod auch Kap. 87 erwähnt — 3) Jacob von Sirk seit Mai 1439 Nachfolger Raban's.
Strana 299
Leben König Sigmunds. Kap. 352. 299 Räthe aller Kurfürsten, und der Bischof von Augsburg und der von Weinsberg als Abgesandte des Königs Albrecht. Als nun die Nachricht von seinem Tode zu den Kurfürsten gelangte, gingen sie auseinander, und der König ward von Hoch und Niedrig, von Reich und Arm so sehr beklagt, wie kein Fürst seit Christi Geburt. Der Verdacht wegen seines Todes traf die alte Kaiserin Est mala mulier et tota proterva1), weil es sich nun machen wird mit dem neuen Könige. In jener Zeit tagte das Konzil zu Basel fortwährend und es war mit dem Papste Eugen nicht einig, da er dem Konzil widerstrebte wegen der Verpflichtungen, die er über sich ein- gegangen war. Deshalb und wegen einiger anderer Punkte, die oben in diesem Buche geschrieben sind, ward er des Papst- thums entsetzt. Darauf faßte das Konzil einen Beschluß und wählte am Mittwoch vor Allerheiligentag zu Basel als Papst den Herzog Amadeus von Savoyen, welcher Felix III. genannt wurde. Er war ein Laie und mit der Schwester des Herzogs von Burgund vermählt gewesen, und von seinen vielen Kindern lebten damals noch fünf. Die eine seiner Töchter hatte den König von Kastilien, die andere den König von Sicilien, die dritte den Herzog von Mailand, den Sohn des Herrn von Borlebas.2) So herrschte Unfriede in der Welt; daran war Schuld, daß Papst Eugen den Venetianern folgte und dem Konzile nicht gehorsam war und wie er sich verpflichtet hatte. Das Alles kam daher, daß der Papst Eugen selbst ein Venetianer war.3) 1) H: purena. — 2) Bernabo Visconti Siehe zu 258 S. 227, 3 — 3) Hier folgt in H (p. 221B bis 228 B) eine dritte Rachtung, das Wichtigste daraus ist: Bürgermeister und Rath von Worms, Speier, Frankfurt und Oppenheim haben mit Henne von Erbach Ab- geordnete nach Mainz geschickt Durch eine Kommission des dortigen Rathes wird ihnen und dem Henne von Erbach Einsicht in die Verhältnisse von Mainz gewährt Darauf be stimmen sie: Der Rath von Mainz besteht fortan aus 28 Mitgliedern, 14 von den Alten, 14 von der Gemeinde, die ganz gleich stehen Die Amtsdauer beträgt mindestens zwei Jahre Die von den Alten dürfen nicht gezwungen werden, zünftig zu werden. Die früheren Be- stimmungen bezüglich der Thorschlüssel bleiben unverändert. Auf der letzten Seite (p. 229)
Leben König Sigmunds. Kap. 352. 299 Räthe aller Kurfürsten, und der Bischof von Augsburg und der von Weinsberg als Abgesandte des Königs Albrecht. Als nun die Nachricht von seinem Tode zu den Kurfürsten gelangte, gingen sie auseinander, und der König ward von Hoch und Niedrig, von Reich und Arm so sehr beklagt, wie kein Fürst seit Christi Geburt. Der Verdacht wegen seines Todes traf die alte Kaiserin Est mala mulier et tota proterva1), weil es sich nun machen wird mit dem neuen Könige. In jener Zeit tagte das Konzil zu Basel fortwährend und es war mit dem Papste Eugen nicht einig, da er dem Konzil widerstrebte wegen der Verpflichtungen, die er über sich ein- gegangen war. Deshalb und wegen einiger anderer Punkte, die oben in diesem Buche geschrieben sind, ward er des Papst- thums entsetzt. Darauf faßte das Konzil einen Beschluß und wählte am Mittwoch vor Allerheiligentag zu Basel als Papst den Herzog Amadeus von Savoyen, welcher Felix III. genannt wurde. Er war ein Laie und mit der Schwester des Herzogs von Burgund vermählt gewesen, und von seinen vielen Kindern lebten damals noch fünf. Die eine seiner Töchter hatte den König von Kastilien, die andere den König von Sicilien, die dritte den Herzog von Mailand, den Sohn des Herrn von Borlebas.2) So herrschte Unfriede in der Welt; daran war Schuld, daß Papst Eugen den Venetianern folgte und dem Konzile nicht gehorsam war und wie er sich verpflichtet hatte. Das Alles kam daher, daß der Papst Eugen selbst ein Venetianer war.3) 1) H: purena. — 2) Bernabo Visconti Siehe zu 258 S. 227, 3 — 3) Hier folgt in H (p. 221B bis 228 B) eine dritte Rachtung, das Wichtigste daraus ist: Bürgermeister und Rath von Worms, Speier, Frankfurt und Oppenheim haben mit Henne von Erbach Ab- geordnete nach Mainz geschickt Durch eine Kommission des dortigen Rathes wird ihnen und dem Henne von Erbach Einsicht in die Verhältnisse von Mainz gewährt Darauf be stimmen sie: Der Rath von Mainz besteht fortan aus 28 Mitgliedern, 14 von den Alten, 14 von der Gemeinde, die ganz gleich stehen Die Amtsdauer beträgt mindestens zwei Jahre Die von den Alten dürfen nicht gezwungen werden, zünftig zu werden. Die früheren Be- stimmungen bezüglich der Thorschlüssel bleiben unverändert. Auf der letzten Seite (p. 229)
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300 Eberhard Windecke. 352b. Wie der König Treverus mit großer Macht die Stadt Trier erbaute, welche dreihundert Jahre älter ist als Rom und so mächtig war, daß ihr alle Städte jährlich Zins entrichten mußten.1) Wie wir erzählen, war nach Erschaffung der Erde ein König in Asien jenseit des Untermeeres, genannt Pylis. Dieser hatte einen Sohn Treverus. Der sprach: Er wolle sehen, was jen seits des Meeres wäre, und fuhr nach Europa, das ist dies Land, und brachte viel Vieh mit sich. Das Vieh wandelte grade nach den Wäldern hin, wo Trier liegt. Und da das Land dem Könige wohl gefiel, erbaute er eine Stadt. Dies war die erste Stadt nach der Sinnfluth, die in Europa gemacht ward. In diesem Lande war damals Niemand als der König Treverus und seine Leute, die mit ihm gekommen waren. Die Stadt, welche damals gegründet ward, ist Trier, so genannt nach dem edeln Könige. Nach meiner Berechnung ist sie im Jahre 1303 vor Christi Geburt am letzten Tage des Hornung, am St. Mat-- thias-Tage, am Freitage vor dem April gegründet. Und in dem Jahre, als König Treverus angekommen war, zählte und rechnete man in dem Lande den St. Valentinustag, wie er später im Christenglauben festgesetzt ward. Fünfhundert und sechszig Jahre danach, den dritten Tag nach St. Gregoriustag, im Monat April, gab es zwölf Meister. Von diesen waren vier Rechtmeister. Diese gründeten nach ihrer Kunst eine Stadt, ge- nannt Mainz, und wer von ihnen lernen wollte, sollte dahin zur Schule kommen. Sechshundert und acht Jahre darauf ward Rom erbaut von einem wilden, aus Allemannia durch Bosheit folgt in H ein Verzeichniß derjenigen Adligen, die aus Mainz ausgewandert sind und im Rheingau zu Oppenheim, Weissenau, Niederulm bei Mainz. Frankfurt und Worms wohnen. Unter den ersteren befindet sich der schon mehrfach (246 und 248) erwähnte Peter zum Juckel, bei dessen Namen wiederholt wird, was Kap. 248 erzählt ist. — 1) Ueberschrift in C: „Wie Kaiser Sigmund wissen wollte, weshalb Trier 1300 Jahre älter sei als Rom. Diese Legende ist deshalb in das Buch aufgenommen worden, weil Kaiser Sigmunddiesundanderes wissen wollte, als der von Manderscheid mit Gewalt gegen den Papst, den Kaiser und gegen das Konzil Bischof sein wollte“.
300 Eberhard Windecke. 352b. Wie der König Treverus mit großer Macht die Stadt Trier erbaute, welche dreihundert Jahre älter ist als Rom und so mächtig war, daß ihr alle Städte jährlich Zins entrichten mußten.1) Wie wir erzählen, war nach Erschaffung der Erde ein König in Asien jenseit des Untermeeres, genannt Pylis. Dieser hatte einen Sohn Treverus. Der sprach: Er wolle sehen, was jen seits des Meeres wäre, und fuhr nach Europa, das ist dies Land, und brachte viel Vieh mit sich. Das Vieh wandelte grade nach den Wäldern hin, wo Trier liegt. Und da das Land dem Könige wohl gefiel, erbaute er eine Stadt. Dies war die erste Stadt nach der Sinnfluth, die in Europa gemacht ward. In diesem Lande war damals Niemand als der König Treverus und seine Leute, die mit ihm gekommen waren. Die Stadt, welche damals gegründet ward, ist Trier, so genannt nach dem edeln Könige. Nach meiner Berechnung ist sie im Jahre 1303 vor Christi Geburt am letzten Tage des Hornung, am St. Mat-- thias-Tage, am Freitage vor dem April gegründet. Und in dem Jahre, als König Treverus angekommen war, zählte und rechnete man in dem Lande den St. Valentinustag, wie er später im Christenglauben festgesetzt ward. Fünfhundert und sechszig Jahre danach, den dritten Tag nach St. Gregoriustag, im Monat April, gab es zwölf Meister. Von diesen waren vier Rechtmeister. Diese gründeten nach ihrer Kunst eine Stadt, ge- nannt Mainz, und wer von ihnen lernen wollte, sollte dahin zur Schule kommen. Sechshundert und acht Jahre darauf ward Rom erbaut von einem wilden, aus Allemannia durch Bosheit folgt in H ein Verzeichniß derjenigen Adligen, die aus Mainz ausgewandert sind und im Rheingau zu Oppenheim, Weissenau, Niederulm bei Mainz. Frankfurt und Worms wohnen. Unter den ersteren befindet sich der schon mehrfach (246 und 248) erwähnte Peter zum Juckel, bei dessen Namen wiederholt wird, was Kap. 248 erzählt ist. — 1) Ueberschrift in C: „Wie Kaiser Sigmund wissen wollte, weshalb Trier 1300 Jahre älter sei als Rom. Diese Legende ist deshalb in das Buch aufgenommen worden, weil Kaiser Sigmunddiesundanderes wissen wollte, als der von Manderscheid mit Gewalt gegen den Papst, den Kaiser und gegen das Konzil Bischof sein wollte“.
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Leben König Sigmunds. Kap. 352b. 301 und Schalkheit vertriebenen Volke. Daselbst ward ein Kaiser Drusus. Dieser war ein deutscher Mann und von mütterlicher Seite stammte er aus dem Mohrenlande, doch war er an seinem Leibe weiß und wohute mit seinem Hause zu Mainz. Dieser sagte: Er wolle nur in der schönen Stadt Mainz begraben liegen, wo seine besten Freunde bestattet seien. Derselbe Kaiser hatte eine Frau, welche in ihrem Gebeine kein Mark hatte. Er gab der Stadt Mainz einen Brief mit seinem Insiegel. Er starb in Mainz und die Mainzer bestatteten ihn, wie sie einen Herrn billig bestatten sollen, an St. Thomastage in der Weih¬ nachtszeit zwölfhundert Jahre nach König Treverus. Alle seine Freunde, Verwandten und sein Gesinde kamen mit ihren Schilden und Tartschen auf den Berg, der zu Ehren des erwähnten Kaisers Drusenloch genannt war und nahmen nahe bei Oppen heim zehn Fuß Lehm von dem Berge und machten denselben oben dreispitzig und errichteten zwischen den drei Spitzen eine kupferne Säule, welche 114 Fuß hoch und oben mit einem ver goldeten Knopfe versehen war. Den Leichnam des Kaisers ver- brannten sie zu Asche, die sie in die vergoldete Kugel thaten, die man von ferne leuchten sah, da sie hoch oben auf der kupfernen Säule stand. Hiervon hieß die Stadt „golden Mainz: und ward frei, da Kaiser Drusus hier begraben lag, wie man noch in andern alten Urkunden der Stadt geschrieben findet. — Später, 1311 Jahre nach König Treverus, Mittwoch nach St. Lucientag, fuhr der König Ateolus, der Orelus und Straß- burg, genannt Argens, erbaut hatte, [dahin] und starb zu Ewingen, was jetzt Würzburg heißt. Diesen begruben die Mainzer als einen König und halfen seinen Rittern, Freunden und seinem Gesinde, so daß diese zuvor nie größere Ehre er- fahren haben. Sie ließen eine Säule errichten, genannt der Eygelstein, verbrannten seinen Leichnam und legten die Asche in den vergoldeten Knopf auf der Säule. Dieser König hatte den Gesundbrunnen in Mainz angelegt, da in dieser Stadt großer
Leben König Sigmunds. Kap. 352b. 301 und Schalkheit vertriebenen Volke. Daselbst ward ein Kaiser Drusus. Dieser war ein deutscher Mann und von mütterlicher Seite stammte er aus dem Mohrenlande, doch war er an seinem Leibe weiß und wohute mit seinem Hause zu Mainz. Dieser sagte: Er wolle nur in der schönen Stadt Mainz begraben liegen, wo seine besten Freunde bestattet seien. Derselbe Kaiser hatte eine Frau, welche in ihrem Gebeine kein Mark hatte. Er gab der Stadt Mainz einen Brief mit seinem Insiegel. Er starb in Mainz und die Mainzer bestatteten ihn, wie sie einen Herrn billig bestatten sollen, an St. Thomastage in der Weih¬ nachtszeit zwölfhundert Jahre nach König Treverus. Alle seine Freunde, Verwandten und sein Gesinde kamen mit ihren Schilden und Tartschen auf den Berg, der zu Ehren des erwähnten Kaisers Drusenloch genannt war und nahmen nahe bei Oppen heim zehn Fuß Lehm von dem Berge und machten denselben oben dreispitzig und errichteten zwischen den drei Spitzen eine kupferne Säule, welche 114 Fuß hoch und oben mit einem ver goldeten Knopfe versehen war. Den Leichnam des Kaisers ver- brannten sie zu Asche, die sie in die vergoldete Kugel thaten, die man von ferne leuchten sah, da sie hoch oben auf der kupfernen Säule stand. Hiervon hieß die Stadt „golden Mainz: und ward frei, da Kaiser Drusus hier begraben lag, wie man noch in andern alten Urkunden der Stadt geschrieben findet. — Später, 1311 Jahre nach König Treverus, Mittwoch nach St. Lucientag, fuhr der König Ateolus, der Orelus und Straß- burg, genannt Argens, erbaut hatte, [dahin] und starb zu Ewingen, was jetzt Würzburg heißt. Diesen begruben die Mainzer als einen König und halfen seinen Rittern, Freunden und seinem Gesinde, so daß diese zuvor nie größere Ehre er- fahren haben. Sie ließen eine Säule errichten, genannt der Eygelstein, verbrannten seinen Leichnam und legten die Asche in den vergoldeten Knopf auf der Säule. Dieser König hatte den Gesundbrunnen in Mainz angelegt, da in dieser Stadt großer
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302 Eberhard Windecke. Mangel an Trinkwasser herrschte. — Von ihm sagen uns die Geschichten, daß er vor seiner Thüre erschossen worden sei. Die Burg hatte er ausgegraben, später ward sie ausgebaut, und man errichtete seinen Pfeiler von Steinen, die man aus Sidon den Rhein herab nach Mainz geschafft hatte. Er hatte zu Mainz eine Tränke gemacht, welche nun Ketzergrube heißt. Sein Vetter Agrippus erbaute Agrippa, was jetzt Köln heißt. — Trier und Mainz waren vor allen andern Städten die Krone in Folge der Begräbnisse der Fürsten. Dieses erreichten die Bürger von Trier, als König Pisius zu Wittlich bei Trier starb, welcher zu Mainz bestattet sein wollte. Trotzdem nahmen die Trierer seinen Leichnam mit Gewalt, begruben ihn und errichteten über seinem Grabe eine steinerne Säule. Daher forderten die Mainzer sie vor [den Kaiser] Constantin und zwangen sie, zu geloben, daß sie nimmermehr Fürsten im Umkreise von zwei Meilen von Trier bestatten würden, es sei denn mit Bewilligung von Mainz und auf Wunsch der Fürsten, welche daselbst ruhen wollten. König Pisius aber blieb zu Trier liegen, wovon Trier noch frei ist. In Folge dieser Ereignisse ward Kaiser Julius von diesen und von andern Fürsten abgesetzt. Spitus1) hatte der Stadt Mainz große Gnaden erwiesen. — Kaiser Julius war so ge- waltig, daß ihm Niemand beikommen konnte. Einige Römer aber, die ihn haßten, forderten ihn auf, zu ihnen zu kommen. Da er muthig war, kam er zu ihnen in die Rathsversammlung. Doch zwei von ihnen sprangen auf und erstachen ihn. Dieser Kaiser hatte einen Schwestersohn Namens Augustus, der die Herrschaft übernahm und den Mördern nachjagte, bis er sie er schlug. Dies sagt uns die Weberlieferung der Stadt Mainz aus- drücklich. Von ihm erfuhr die Stadt Mainz viele Ehre und erhielt eine goldene Bulle, die eingeschmolzen ward, als König Etzel die Stadt erobert hatte. Die Freiheiten, welche darin standen, sind in einen Stein gemeißelt an der hohen Rathsmauer. 1) So beide Handschriften, vielleicht S. Pisius zu lesen.
302 Eberhard Windecke. Mangel an Trinkwasser herrschte. — Von ihm sagen uns die Geschichten, daß er vor seiner Thüre erschossen worden sei. Die Burg hatte er ausgegraben, später ward sie ausgebaut, und man errichtete seinen Pfeiler von Steinen, die man aus Sidon den Rhein herab nach Mainz geschafft hatte. Er hatte zu Mainz eine Tränke gemacht, welche nun Ketzergrube heißt. Sein Vetter Agrippus erbaute Agrippa, was jetzt Köln heißt. — Trier und Mainz waren vor allen andern Städten die Krone in Folge der Begräbnisse der Fürsten. Dieses erreichten die Bürger von Trier, als König Pisius zu Wittlich bei Trier starb, welcher zu Mainz bestattet sein wollte. Trotzdem nahmen die Trierer seinen Leichnam mit Gewalt, begruben ihn und errichteten über seinem Grabe eine steinerne Säule. Daher forderten die Mainzer sie vor [den Kaiser] Constantin und zwangen sie, zu geloben, daß sie nimmermehr Fürsten im Umkreise von zwei Meilen von Trier bestatten würden, es sei denn mit Bewilligung von Mainz und auf Wunsch der Fürsten, welche daselbst ruhen wollten. König Pisius aber blieb zu Trier liegen, wovon Trier noch frei ist. In Folge dieser Ereignisse ward Kaiser Julius von diesen und von andern Fürsten abgesetzt. Spitus1) hatte der Stadt Mainz große Gnaden erwiesen. — Kaiser Julius war so ge- waltig, daß ihm Niemand beikommen konnte. Einige Römer aber, die ihn haßten, forderten ihn auf, zu ihnen zu kommen. Da er muthig war, kam er zu ihnen in die Rathsversammlung. Doch zwei von ihnen sprangen auf und erstachen ihn. Dieser Kaiser hatte einen Schwestersohn Namens Augustus, der die Herrschaft übernahm und den Mördern nachjagte, bis er sie er schlug. Dies sagt uns die Weberlieferung der Stadt Mainz aus- drücklich. Von ihm erfuhr die Stadt Mainz viele Ehre und erhielt eine goldene Bulle, die eingeschmolzen ward, als König Etzel die Stadt erobert hatte. Die Freiheiten, welche darin standen, sind in einen Stein gemeißelt an der hohen Rathsmauer. 1) So beide Handschriften, vielleicht S. Pisius zu lesen.
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Leben König Sigmunds. Kap. 352b u. 353. 303 353. Von der Christenheit. Dies ist die Heidenschaft gewesen. Nunmehr soll man von der Christenheit hören. Nachdem Christus geboren war, kamen die Christen und predigten den Glauben. Ueber dem Meere aber war ein König, der hieß Etzel. Dieser vermaß sich, daß er in Europa gewaltiger sein und werden wolle, als Alexander war. Er war in Asien, wählte die größten Leute aus, die er fand und wollte die Christenheit wieder ausrotten. So kam er nach Distamien, eroberte und unterwarf Rom. Darauf zogen die Distamier ein Heer zusammen, ebenso die Könige von Lan- parten und von Frankreich. [Frankreich] war ein Königreich, Distamien ein Herzogthum. Diese zogen gegen [Etzel] zu Felde in Lamparten, eine lampartische Meile seitwärts von Florenz. Nun hatte er [mit seinem Heere] nichts zu essen, und als jene drei Könige ins Feld rückten, zog er in ihr Lager, griff sie im Rücken an und nahn ihnen ihre Vorräthe. Mancher kämpfte mit der einen und aß mit der andern Hand. Da fand König Johann von Lamparten seinen Tod. Er hatte drei Söhne, die eilten sämmtlich nach Hause, damit wer zuerst käme, die Herr- schaft erlangte. [Auch die andern] flohen sämmtlich, und seit der Zeit wagte keiner [dem Etzel] Stand zu halten; man sagte, er hätte drei Könige erschlagen. Er aber ritt durch Lamparten mit Gewalt und unterwarf es. Da sammelte der deutsche König alle Fürsten und Herren und berieth, wie sie ihm die Wege und großen Straßen über das Gebirge verlegen könnten. Er erbaute Heinrichsberg — er hieß nämlich Heinrich — Saiten und Franzois und viele andere Festen gegen ihn. Als er herankam, gelobte er den Landherren so viel, daß Graf Köln vom Rhein und alle Bischöfe und Patriarchen, welche heidnisch gewesen waren, und deren Freunde ihn mit Gewalt über den Gotthardt holten. Da flohen die Christen, denn wohin er kam, wurden die meisten wieder Heiden, wie sie gewesen waren — oder sie mußten die Flucht ergreifen. [Dies ging so], bis er nach Mainz kam. Die
Leben König Sigmunds. Kap. 352b u. 353. 303 353. Von der Christenheit. Dies ist die Heidenschaft gewesen. Nunmehr soll man von der Christenheit hören. Nachdem Christus geboren war, kamen die Christen und predigten den Glauben. Ueber dem Meere aber war ein König, der hieß Etzel. Dieser vermaß sich, daß er in Europa gewaltiger sein und werden wolle, als Alexander war. Er war in Asien, wählte die größten Leute aus, die er fand und wollte die Christenheit wieder ausrotten. So kam er nach Distamien, eroberte und unterwarf Rom. Darauf zogen die Distamier ein Heer zusammen, ebenso die Könige von Lan- parten und von Frankreich. [Frankreich] war ein Königreich, Distamien ein Herzogthum. Diese zogen gegen [Etzel] zu Felde in Lamparten, eine lampartische Meile seitwärts von Florenz. Nun hatte er [mit seinem Heere] nichts zu essen, und als jene drei Könige ins Feld rückten, zog er in ihr Lager, griff sie im Rücken an und nahn ihnen ihre Vorräthe. Mancher kämpfte mit der einen und aß mit der andern Hand. Da fand König Johann von Lamparten seinen Tod. Er hatte drei Söhne, die eilten sämmtlich nach Hause, damit wer zuerst käme, die Herr- schaft erlangte. [Auch die andern] flohen sämmtlich, und seit der Zeit wagte keiner [dem Etzel] Stand zu halten; man sagte, er hätte drei Könige erschlagen. Er aber ritt durch Lamparten mit Gewalt und unterwarf es. Da sammelte der deutsche König alle Fürsten und Herren und berieth, wie sie ihm die Wege und großen Straßen über das Gebirge verlegen könnten. Er erbaute Heinrichsberg — er hieß nämlich Heinrich — Saiten und Franzois und viele andere Festen gegen ihn. Als er herankam, gelobte er den Landherren so viel, daß Graf Köln vom Rhein und alle Bischöfe und Patriarchen, welche heidnisch gewesen waren, und deren Freunde ihn mit Gewalt über den Gotthardt holten. Da flohen die Christen, denn wohin er kam, wurden die meisten wieder Heiden, wie sie gewesen waren — oder sie mußten die Flucht ergreifen. [Dies ging so], bis er nach Mainz kam. Die
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304 Eberhard Windecke. [Bürger dieser Stadt] wehrten sich, und er belagerte sie. Als er vier Wochen vor der Stadt gelegen hatte, fuhren die Leute auf Schiffen den Rhein hinab über den Eiffelberg, der wie das Land rings eitel Wald war. Diesen hegten sie ein und wollten ihr Leben darauf vertheidigen. Danach lag er noch vierzehn Wochen vor der Stadt und wagte nicht hinein zu reiten. Als sie zuletzt hineinritten, nahmen sie, was man hinwegführen konnte, zerstörten die Stadt gänzlich und rissen die Stadtmauer nieder. — Darauf eilte [Etzel] weiter nach Agrippus, das ist heute Köln, die Bewohner wehrten sich hier viel kräftiger. Darauf kamen die 11000 Jungfrauen1), und da die Bürger von Agrippen, das nun Köln ist, wähnten, sie wollten die Stadt angreifen, so tödteten sie sie alle. Davon sind noch heute 11000 Jungfrauen in Köln begraben und bestattet. Wohin Etzel später zog und von wannen er war, sagt Icitus. — Hierauf kämpfte die Christenheit wiederum und stritt gegen die, welche dem König Etzel gegen die Christenheit beigestanden hatten. Denn diese hatte er alle reicher und mächtiger gemacht, als sie gewesen waren, und wer ihm Hilfe leistete, dem gab er, was er bedurfte. Graf Köln vom Rheine, die Herzöge von Lothringen und von Braunschweig ge- leiteten ihn nach Köln, damit er mit ihnen die Beute theilte. Daher fand man in Köln viele Grafen und Freien. Auch die Herren im Lande hatten ihm geholfen. Die heidnischen Bischöfe, Patriarchen und Priester mußten darauf wieder ausgerottet werden. Danach kam König Dagobert. Dieser baute Mainz wieder, wo es heute steht: Von dem Grundesthurm an bis zur Henne Schmiede und von der Steinbrücke bis zur Gangbrücke. Er hatte eine Burg erbaut an der Stelle gegenüber dem Jakobsberg, wo noch kein Kloster stand. Die Burg hieß Dagoberts Wichhaus und lag außerhalb der Stadt. Auch unterhalb derselben lag eine Burg, die vor Alters einem heidnischen Bischof von Mainz ge 1) Hier folgt in den Handschriften noch offenbar lückenhaft: Der was vil in jung- frowen und wiben.
304 Eberhard Windecke. [Bürger dieser Stadt] wehrten sich, und er belagerte sie. Als er vier Wochen vor der Stadt gelegen hatte, fuhren die Leute auf Schiffen den Rhein hinab über den Eiffelberg, der wie das Land rings eitel Wald war. Diesen hegten sie ein und wollten ihr Leben darauf vertheidigen. Danach lag er noch vierzehn Wochen vor der Stadt und wagte nicht hinein zu reiten. Als sie zuletzt hineinritten, nahmen sie, was man hinwegführen konnte, zerstörten die Stadt gänzlich und rissen die Stadtmauer nieder. — Darauf eilte [Etzel] weiter nach Agrippus, das ist heute Köln, die Bewohner wehrten sich hier viel kräftiger. Darauf kamen die 11000 Jungfrauen1), und da die Bürger von Agrippen, das nun Köln ist, wähnten, sie wollten die Stadt angreifen, so tödteten sie sie alle. Davon sind noch heute 11000 Jungfrauen in Köln begraben und bestattet. Wohin Etzel später zog und von wannen er war, sagt Icitus. — Hierauf kämpfte die Christenheit wiederum und stritt gegen die, welche dem König Etzel gegen die Christenheit beigestanden hatten. Denn diese hatte er alle reicher und mächtiger gemacht, als sie gewesen waren, und wer ihm Hilfe leistete, dem gab er, was er bedurfte. Graf Köln vom Rheine, die Herzöge von Lothringen und von Braunschweig ge- leiteten ihn nach Köln, damit er mit ihnen die Beute theilte. Daher fand man in Köln viele Grafen und Freien. Auch die Herren im Lande hatten ihm geholfen. Die heidnischen Bischöfe, Patriarchen und Priester mußten darauf wieder ausgerottet werden. Danach kam König Dagobert. Dieser baute Mainz wieder, wo es heute steht: Von dem Grundesthurm an bis zur Henne Schmiede und von der Steinbrücke bis zur Gangbrücke. Er hatte eine Burg erbaut an der Stelle gegenüber dem Jakobsberg, wo noch kein Kloster stand. Die Burg hieß Dagoberts Wichhaus und lag außerhalb der Stadt. Auch unterhalb derselben lag eine Burg, die vor Alters einem heidnischen Bischof von Mainz ge 1) Hier folgt in den Handschriften noch offenbar lückenhaft: Der was vil in jung- frowen und wiben.
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Leben König Sigmunds. Kap. 353 u. 354. 305 hört hatte. Gegenüber diesen beiden Burgen war die Stadt ohne Mauern und Graben. Eines Tages kamen nun die Burg ritter und baten Dagobert, daß er ihnen die Stadt gäbe. Er weigerte sich dessen, und danach zogen die Ritter in die Stadt und hielten einen Rath. Auch soll man wissen, daß König Friedrich die Freiheit der Stadt Mainz bestätigt hat, wie die goldene Bulle von König Dagobert besagt. Der Graf von dem Rheingau, in dessen Obhut Mainz stand, war ein Burggraf zu Mainz aus König Dagoberts Wichhaus. Viele Kaiser und Könige haben die Privilegien der Stadt bestätigt, ehe ein Bischof irgend ein Recht in Mainz hatte. 354. Wie die Stadt Mainz den Rittern übergeben und empfohlen ward. Während der König einen Zug gegen den Herzog von Böhmen unternahm, der nun ein König ist, leistete ihm die Stadt Mainz einen so großen Dienst, daß er den Rittern die Stadt befahl und ihnen Freiheiten ertheilte, daß sie frei sein sollten von Beden1), Geschoß, Herrendiensten und daß sie keinen Herrn über ihren Herrn haben sollten. Hierüber stellte er zu mehrerer Sicher- heit der Stadt seinen offenen Brief mit einer goldenen Kapsel an seidener Schuur aus. Darnach behaupteten die Bürger und Handwerker in der Stadt, die Ritter verriethen sie. Sie wollten auch, daß die Bürger von der Stadt wegen sich am Rathe betheiligten. Darauf brachen sie König Dagoberts Wichhaus, so daß sich die Ritter darin nicht halten konnten, und mauerten die Stadt an den Enden zu. Ferner setzten sie fest und machten aus, daß ebenso viel Bürger in den Rath gehen sollten, als Ritter [darin] waren. Da es nun 22 Ritter und Rittergenossen waren, so gingen eben so viel der besten Bürger und Handwerker in den Rath. Und wenn ein Biedermann, der Mitglied des Rathes gewesen war, starb, so sollte man an seiner Statt einen 1) Hdschr.: vor bette, vor geschutze, vor hettent ton (G: hetten tan), vor herren dienste. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 20
Leben König Sigmunds. Kap. 353 u. 354. 305 hört hatte. Gegenüber diesen beiden Burgen war die Stadt ohne Mauern und Graben. Eines Tages kamen nun die Burg ritter und baten Dagobert, daß er ihnen die Stadt gäbe. Er weigerte sich dessen, und danach zogen die Ritter in die Stadt und hielten einen Rath. Auch soll man wissen, daß König Friedrich die Freiheit der Stadt Mainz bestätigt hat, wie die goldene Bulle von König Dagobert besagt. Der Graf von dem Rheingau, in dessen Obhut Mainz stand, war ein Burggraf zu Mainz aus König Dagoberts Wichhaus. Viele Kaiser und Könige haben die Privilegien der Stadt bestätigt, ehe ein Bischof irgend ein Recht in Mainz hatte. 354. Wie die Stadt Mainz den Rittern übergeben und empfohlen ward. Während der König einen Zug gegen den Herzog von Böhmen unternahm, der nun ein König ist, leistete ihm die Stadt Mainz einen so großen Dienst, daß er den Rittern die Stadt befahl und ihnen Freiheiten ertheilte, daß sie frei sein sollten von Beden1), Geschoß, Herrendiensten und daß sie keinen Herrn über ihren Herrn haben sollten. Hierüber stellte er zu mehrerer Sicher- heit der Stadt seinen offenen Brief mit einer goldenen Kapsel an seidener Schuur aus. Darnach behaupteten die Bürger und Handwerker in der Stadt, die Ritter verriethen sie. Sie wollten auch, daß die Bürger von der Stadt wegen sich am Rathe betheiligten. Darauf brachen sie König Dagoberts Wichhaus, so daß sich die Ritter darin nicht halten konnten, und mauerten die Stadt an den Enden zu. Ferner setzten sie fest und machten aus, daß ebenso viel Bürger in den Rath gehen sollten, als Ritter [darin] waren. Da es nun 22 Ritter und Rittergenossen waren, so gingen eben so viel der besten Bürger und Handwerker in den Rath. Und wenn ein Biedermann, der Mitglied des Rathes gewesen war, starb, so sollte man an seiner Statt einen 1) Hdschr.: vor bette, vor geschutze, vor hettent ton (G: hetten tan), vor herren dienste. Geschichtschreiber, Lfrg. 79. Eberhard Windecke. 20
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306 Eberhard Windecke. andern wählen und einführen und das mit Urkunden bekräftigen. Damals waren Kastel, der Rheingau, Oppenheim, die Juden, Bingen und das Land ringsum Eigenthum des Reiches. Auch das Gericht zu Mainz gehörte dem Könige. Der König hatte daselbst nichts mehr als die Gerichte, die Juden und einige Zinse auf den Erben. Den Saal, den Hof und den Marstall hatte der König dem Bischof gegeben, wie Ihr nachher hören werdet. Damals führte eine Brücke von Kastel nach der Mühlenpforte, über welche die Marktleute in die Stadt kamen, und eine grade Straße, genannt Marktgasse, führte von dieser bis auf den Diet- markt. Als nun die von Kastel die Stadt zu sehr bei ihrem Antheile des Brückenzolles übervortheilen wollten, unterstützte der Erzbischof die Stadt und die Mainzer zogen mit ihm gegen Kastel, zerstörten es und brachen die Mauern ab. Die Steine schafften sie herüber und kauften dem Bischof den Grunderthurm ab. Daselbst lag eine Burg, diese brachen sie ab und schlossen ihre Stadtmauern mit den Steinen von Kastel. Darauf wurden Kastel, der Rheingau, das Gericht zu Mainz, der Saal und der Hof und die Juden dem Erzbischof von Mainz von einem Kaiser übergeben. Dies findet man genau in einem Buche des Stiftes. — Später erbaute man den großen Dom, denn vorher war St. Johannis Münster der Dom gewesen. Bei der Erbauung des Thurmes über dem Chore, in welchem die Glocken hängen, kam ein Sturmwind und führte eines Nachts das Holzgerüste von dem Unterbau2) auf den Strand gen Hochheim, kurz daraus führte der Wind das Gebälke vom St. Christophorusthurme über den Rhein. — Danach ward einer Erzbischof zu Mainz, welcher Konrad hieß. Dieser stammte von den Rittern in der Stadt und hatte die Ehe mit einer Frau gebrochen. Als dies dem Papste mitgetheilt worden war, nahm ihm dieser das Bisthum. Nun hatte der Bischof einen Schreiber Namens Arnold. Diesem gab er viel Geld, daß er zum Papste ritte und ihm das Geld 1) Hdschr.: von der ziborgen.
306 Eberhard Windecke. andern wählen und einführen und das mit Urkunden bekräftigen. Damals waren Kastel, der Rheingau, Oppenheim, die Juden, Bingen und das Land ringsum Eigenthum des Reiches. Auch das Gericht zu Mainz gehörte dem Könige. Der König hatte daselbst nichts mehr als die Gerichte, die Juden und einige Zinse auf den Erben. Den Saal, den Hof und den Marstall hatte der König dem Bischof gegeben, wie Ihr nachher hören werdet. Damals führte eine Brücke von Kastel nach der Mühlenpforte, über welche die Marktleute in die Stadt kamen, und eine grade Straße, genannt Marktgasse, führte von dieser bis auf den Diet- markt. Als nun die von Kastel die Stadt zu sehr bei ihrem Antheile des Brückenzolles übervortheilen wollten, unterstützte der Erzbischof die Stadt und die Mainzer zogen mit ihm gegen Kastel, zerstörten es und brachen die Mauern ab. Die Steine schafften sie herüber und kauften dem Bischof den Grunderthurm ab. Daselbst lag eine Burg, diese brachen sie ab und schlossen ihre Stadtmauern mit den Steinen von Kastel. Darauf wurden Kastel, der Rheingau, das Gericht zu Mainz, der Saal und der Hof und die Juden dem Erzbischof von Mainz von einem Kaiser übergeben. Dies findet man genau in einem Buche des Stiftes. — Später erbaute man den großen Dom, denn vorher war St. Johannis Münster der Dom gewesen. Bei der Erbauung des Thurmes über dem Chore, in welchem die Glocken hängen, kam ein Sturmwind und führte eines Nachts das Holzgerüste von dem Unterbau2) auf den Strand gen Hochheim, kurz daraus führte der Wind das Gebälke vom St. Christophorusthurme über den Rhein. — Danach ward einer Erzbischof zu Mainz, welcher Konrad hieß. Dieser stammte von den Rittern in der Stadt und hatte die Ehe mit einer Frau gebrochen. Als dies dem Papste mitgetheilt worden war, nahm ihm dieser das Bisthum. Nun hatte der Bischof einen Schreiber Namens Arnold. Diesem gab er viel Geld, daß er zum Papste ritte und ihm das Geld 1) Hdschr.: von der ziborgen.
Strana 307
Leben König Sigmunds. Kap. 354. 307 für einen günstigeren Bescheid übergäbe. Als Arnold zum Papste kam, gab er ihm das Geld, so daß dieser ihm das Bisthum gab. Das Bisthum nahm [Arnold] aber seinem Herrn, kam zurück und wollte Bischof sein. Er entbot der Stadt Mainz, daß sie ihn aufnähme. Da er nun von den Handwerkern, den Bürgern, die sich zuvor der Ritterschaft widersetzt hatten, abstanmte, so wollten sie ihn aufnehmen. Da kam Bischof Konrad mit seinen Freunden1) und lagerte sich auf dem Marteler Berge, der jetzt Albansberg heißt. Nun war eine reine Jungfrau Namens Hildegard auf dem St. Ruprechtsberge. Diese entbot dem Bischofe Arnold, er wäre in das Bisthum wie ein Fuchs gekommen und werde wie ein Hund wieder herauskommen. Dem Bischof Arnold aber erging es folgendermaßen. Bischof Konrad und seine An- hänger behaupteten sich gegen Bischof Arnold und gegen die Pfaffen. Denn diese sagten, sie dürften nicht gegen den Papst handeln. Es kam zum Kampfe und Bischof Konrad siegte und verjagte die Pfaffen. Darauf ward Friede geschlossen auf ein Jahr und einen Tag. In dieser Zeit suchten sie sich zu befestigen. Bischof Konrad und seine Anhänger bewirkten, daß St. Henne Ruhmeskirche eine Burg wurde, ein Ritter Namens Widerschelle, dem Ehrenfels und Igenstein gehörte, machte . . . .2), der Vice- domini des Bischofs Konrad, ein Ritter aus Bingen im Rhein- gau und ein Verwandter des Bischofs, erbaute das Haus zu dem Vitzthum, und viele andere Ritter, Verwandte und Freunde er- bauten viele Häuser. Dagegen errichteten der Bischof Arnold und seine Verwandten und Freunde das Haus zum Stein und viel Gerüste. Als nun der Friede zu Ende ging, machte man ein Gesetz, daß an drei Tagen in der Woche Friede sein sollte, am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. So kamen fremde Leute, kauften und verkauften und versahen sich mit Vorräthen an den drei Tagen, und am Sonntage gingen die Leute in die Kirche 1) In C folgt hier noch: und hetten einen grossen pungus. — 2) Objekt zu machte fehlt in beiden Handschriften. 20*)
Leben König Sigmunds. Kap. 354. 307 für einen günstigeren Bescheid übergäbe. Als Arnold zum Papste kam, gab er ihm das Geld, so daß dieser ihm das Bisthum gab. Das Bisthum nahm [Arnold] aber seinem Herrn, kam zurück und wollte Bischof sein. Er entbot der Stadt Mainz, daß sie ihn aufnähme. Da er nun von den Handwerkern, den Bürgern, die sich zuvor der Ritterschaft widersetzt hatten, abstanmte, so wollten sie ihn aufnehmen. Da kam Bischof Konrad mit seinen Freunden1) und lagerte sich auf dem Marteler Berge, der jetzt Albansberg heißt. Nun war eine reine Jungfrau Namens Hildegard auf dem St. Ruprechtsberge. Diese entbot dem Bischofe Arnold, er wäre in das Bisthum wie ein Fuchs gekommen und werde wie ein Hund wieder herauskommen. Dem Bischof Arnold aber erging es folgendermaßen. Bischof Konrad und seine An- hänger behaupteten sich gegen Bischof Arnold und gegen die Pfaffen. Denn diese sagten, sie dürften nicht gegen den Papst handeln. Es kam zum Kampfe und Bischof Konrad siegte und verjagte die Pfaffen. Darauf ward Friede geschlossen auf ein Jahr und einen Tag. In dieser Zeit suchten sie sich zu befestigen. Bischof Konrad und seine Anhänger bewirkten, daß St. Henne Ruhmeskirche eine Burg wurde, ein Ritter Namens Widerschelle, dem Ehrenfels und Igenstein gehörte, machte . . . .2), der Vice- domini des Bischofs Konrad, ein Ritter aus Bingen im Rhein- gau und ein Verwandter des Bischofs, erbaute das Haus zu dem Vitzthum, und viele andere Ritter, Verwandte und Freunde er- bauten viele Häuser. Dagegen errichteten der Bischof Arnold und seine Verwandten und Freunde das Haus zum Stein und viel Gerüste. Als nun der Friede zu Ende ging, machte man ein Gesetz, daß an drei Tagen in der Woche Friede sein sollte, am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. So kamen fremde Leute, kauften und verkauften und versahen sich mit Vorräthen an den drei Tagen, und am Sonntage gingen die Leute in die Kirche 1) In C folgt hier noch: und hetten einen grossen pungus. — 2) Objekt zu machte fehlt in beiden Handschriften. 20*)
Strana 308
308 Eberhard Windecke. und bereiteten sich vor. An den andern drei Tagen aber sah man Jammer und Leid. Das währte von Ostern über ein Jahr und danach bis zum Johannistage vor der Ernte. Bischof Arnold und die Pfaffen und ihre Anhänger hatten den Dom erbaut. Unten stand er voll Krippen, die er voll Pferde und Vieh hielt, das sie aßen, und oben war er mit Zinnen befestigt und war wie ein Burgbau. Auf dem Dome waren Bischof Arnold und seine fröhlichen Helfershelfer, denn die anderen hatten ihre Hänser und Gebäude und die ganze Oberstadt erobert, außer der Burg zum Steine, auf der sich Bischof Arnold selbst befand. In dem Stifte war ein heiliger Schatz, den sie mit Kriegführen ver- geudeten. Zwei Kelche von Gold, die so schwer waren, wie ein Steinmörser; wenn der Priester in der Messe einen derselben aufheben mußte, so mußten zwei, an jeder Seite einer, heben. Diese hatte Wilgise geschenkt, der St. Stephan erbaute1). Auch war da ein Karfunkel [und ein Gewand] von blauem Sammet mit goldnen Sternen so beschwert, daß zwei neben dem Priester stehen und halten mußten, wenn er aufstehen wollte. Ferner war da ein Crucifix in Christi Lebensgröße, dreißig Centner Silber schwer, das setzte man bei den Festen aus den einzelnen Stücken zusammen. Es hatte Augen aus Rubinen, die Nachts leuchteten. Ferner zwei silberne Kraniche, die die Schnäbel offen hatten. Dieselben stellte man an den Altar, auf jeder Seite einen. Wenn dann Weihrauch in ihren Rücken gethan und angezündet wurde, so verbreitete sich der Duft und Rauch aus ihren Schnäbeln über den Altar. Ferner zwei Smaragde, hell und groß2) diese füllte man bei den Festen mit Wasser und that Fische hinein, welche darin herum schwammen. Ebenso befand sich da ein Gefäß für die Monstranz von schwerem Seidenstoff, welches unschätzbar war. Als nun Bischof Arnold und seine Helfer dies alles ver 1) In den Handschr folgt noch: und transtuliert sant victor umb sant stephan us dem tume vertriben was. — 2) In den Handschr folgt noch: wie zwen pedinserke.
308 Eberhard Windecke. und bereiteten sich vor. An den andern drei Tagen aber sah man Jammer und Leid. Das währte von Ostern über ein Jahr und danach bis zum Johannistage vor der Ernte. Bischof Arnold und die Pfaffen und ihre Anhänger hatten den Dom erbaut. Unten stand er voll Krippen, die er voll Pferde und Vieh hielt, das sie aßen, und oben war er mit Zinnen befestigt und war wie ein Burgbau. Auf dem Dome waren Bischof Arnold und seine fröhlichen Helfershelfer, denn die anderen hatten ihre Hänser und Gebäude und die ganze Oberstadt erobert, außer der Burg zum Steine, auf der sich Bischof Arnold selbst befand. In dem Stifte war ein heiliger Schatz, den sie mit Kriegführen ver- geudeten. Zwei Kelche von Gold, die so schwer waren, wie ein Steinmörser; wenn der Priester in der Messe einen derselben aufheben mußte, so mußten zwei, an jeder Seite einer, heben. Diese hatte Wilgise geschenkt, der St. Stephan erbaute1). Auch war da ein Karfunkel [und ein Gewand] von blauem Sammet mit goldnen Sternen so beschwert, daß zwei neben dem Priester stehen und halten mußten, wenn er aufstehen wollte. Ferner war da ein Crucifix in Christi Lebensgröße, dreißig Centner Silber schwer, das setzte man bei den Festen aus den einzelnen Stücken zusammen. Es hatte Augen aus Rubinen, die Nachts leuchteten. Ferner zwei silberne Kraniche, die die Schnäbel offen hatten. Dieselben stellte man an den Altar, auf jeder Seite einen. Wenn dann Weihrauch in ihren Rücken gethan und angezündet wurde, so verbreitete sich der Duft und Rauch aus ihren Schnäbeln über den Altar. Ferner zwei Smaragde, hell und groß2) diese füllte man bei den Festen mit Wasser und that Fische hinein, welche darin herum schwammen. Ebenso befand sich da ein Gefäß für die Monstranz von schwerem Seidenstoff, welches unschätzbar war. Als nun Bischof Arnold und seine Helfer dies alles ver 1) In den Handschr folgt noch: und transtuliert sant victor umb sant stephan us dem tume vertriben was. — 2) In den Handschr folgt noch: wie zwen pedinserke.
Strana 309
Leben König Sigmunds. Kap. 354. 309 zehrt hatten und nichts mehr besaßen als den Dom und das Haus zum Stein, in dem sie sich behaupteten, baten sie um Frieden. Den gewährte man unter der Bedingung, daß der Friede zu Ende sein solle, wenn eine der beiden Parteien die Glocken läuten würde. Man hielt das am Johannistage in der Ernte vom Morgen bis zum Mittag. Die Handelsleute und das gewöhnliche Volk aber schrieen laut über ihn,1) daß die Ritter keine Sühne annehmen wollten. Bischof Arnold saß im Hause in einem Fenster und hatte die Ellbogen aufgestützt, um zu ruhen. Da läuteten die Metzger die Glocken, und der Bischof schlug sich in das Kloster auf St. Jakobs Berge durch. Die Leute liefen vor das Kloster und forderten seine Auslieferung, und als die Mönche ihn verleugneten, zündeten die Mainzer das Kloster an. Da baten die Mönche, daß man sie aus dem Feuer gehen ließe, und kamen in einer Procession mit den Kreuzen und Heiligenbildern. Bischof Arnold aber hatte eine Mönchskutte an und ging mitten unter ihnen. Da sah ihn ein Metzger, rief: „Hier kommt Arnold“ und zog vom Leder. Daraus floh der Bischof wieder nach dem brennenden Kloster, und als er zu der Pforte bei St. Jakob kam, wo zwei aus Stein ge- hauene Löwen standen, wurde er bei dem einen Löwen erstochen, linker Hand, wenn man zur Thür hineingeht. Man verbot ihn zu bestatten, und so lag er bis an den dritten Tag, und die Höker und gewöhnlichen Leute kamen, stießen Feuerbrände in seinen Mund und zerrten den Leichnam hin und her. Da baten die Herren an Unser Frauenkirche, daß sie ihn auf ihrem Gras-- platze im Kreuzgange begraben dürften. Hier ist er bestattet. — Damals waren alle Straßen [von Mainz] mit Gras be- wachsen, und die Pfaffen unterhandelten mit der Stadt, unter- warfen sich auf deren Gnade und gelobten zu halten, was ihnen die Stadt auferlegen würde. Die Stadt befahl ihnen, daß sie sich um keines Bischofs willen jemals der Stadt widersetzen 1) Hdschr.: uber in, vielleicht under in = unter sich.
Leben König Sigmunds. Kap. 354. 309 zehrt hatten und nichts mehr besaßen als den Dom und das Haus zum Stein, in dem sie sich behaupteten, baten sie um Frieden. Den gewährte man unter der Bedingung, daß der Friede zu Ende sein solle, wenn eine der beiden Parteien die Glocken läuten würde. Man hielt das am Johannistage in der Ernte vom Morgen bis zum Mittag. Die Handelsleute und das gewöhnliche Volk aber schrieen laut über ihn,1) daß die Ritter keine Sühne annehmen wollten. Bischof Arnold saß im Hause in einem Fenster und hatte die Ellbogen aufgestützt, um zu ruhen. Da läuteten die Metzger die Glocken, und der Bischof schlug sich in das Kloster auf St. Jakobs Berge durch. Die Leute liefen vor das Kloster und forderten seine Auslieferung, und als die Mönche ihn verleugneten, zündeten die Mainzer das Kloster an. Da baten die Mönche, daß man sie aus dem Feuer gehen ließe, und kamen in einer Procession mit den Kreuzen und Heiligenbildern. Bischof Arnold aber hatte eine Mönchskutte an und ging mitten unter ihnen. Da sah ihn ein Metzger, rief: „Hier kommt Arnold“ und zog vom Leder. Daraus floh der Bischof wieder nach dem brennenden Kloster, und als er zu der Pforte bei St. Jakob kam, wo zwei aus Stein ge- hauene Löwen standen, wurde er bei dem einen Löwen erstochen, linker Hand, wenn man zur Thür hineingeht. Man verbot ihn zu bestatten, und so lag er bis an den dritten Tag, und die Höker und gewöhnlichen Leute kamen, stießen Feuerbrände in seinen Mund und zerrten den Leichnam hin und her. Da baten die Herren an Unser Frauenkirche, daß sie ihn auf ihrem Gras-- platze im Kreuzgange begraben dürften. Hier ist er bestattet. — Damals waren alle Straßen [von Mainz] mit Gras be- wachsen, und die Pfaffen unterhandelten mit der Stadt, unter- warfen sich auf deren Gnade und gelobten zu halten, was ihnen die Stadt auferlegen würde. Die Stadt befahl ihnen, daß sie sich um keines Bischofs willen jemals der Stadt widersetzen 1) Hdschr.: uber in, vielleicht under in = unter sich.
Strana 310
310 Eberhard Windecke. sollten. Bischof Konrad aber blieb Bischof, dieser liegt auf dem Chore des alten Stiftes begraben. In der Sühne ward auch ausgemacht, wenn zu Mainz ein Bischof gewählt werden sollte, so sollten die vier besten und edelsten [Bürger] von der Stadt wegen in das Kapitel zu den Geistlichen gehen und ebenso gut Berechtigung haben, den Bischof mit zu wählen, wie die andern im Kapitel. Darüber stellten sie der Stadt eine offene Urkunde aus. — Später kamen diese vier Bürger einmal in das Kapitel und konnten sich [mit den Geistlichen] uicht einigen. Die Laien wählten einen Bischof, den man Bischof Linenhose nannte, und der aus der Ritterschaft von Mainz stammte, die Pfaffen aber wählten einen Namens Helbling, welcher stets zu Bingen war. Als man Helbling zurückwies, beriefen sich die beiden auf die Entscheidung des Papstes. Da half ein Pfaff dem andern, denn der Papst entschied, daß der Bischof der Pfaffen bleiben solle. — Später kam Bischof Siegfried. Diesem leistete die Stadt Mainz so gute Dienste, daß er der Stadt laut einer offenen Urkunde die Juden schenkte. Derselbe Bischof Siegfried gab den Bürgern von Mainz ein außerordentliches Privilegium, daß Niemand als die Bürger wollenes Gewand zerschneiden dürfte und auch an keiner andern Stelle in der Stadt als in dem Scheerenhause, was jetzt ein Wohnhaus sein soll. Welcher Mainzer Bürger darin ein Haus hat, der kann wollenes Tuch schneiden. Derselbe Bischof richtete das Linnen-Haus ein, daß keiner [außerhalb desselben] Linnen verschneiden sollte. — Die Corduan und Lohgerber haben Freiheiten und die Handwerker haben Zünfte von ihm. 355. Wie die Kurfürsten ihre bevollmächtigten Räthe zum König Friedrich von Oestreich schickten. Zu Halbfasten des Jahres 1440 sandten, wie Du oben ge schrieben findest, die Kurfürsten: Erzbischof von Mainz, Kösn und Trier und demnach alle übrigen ihre Räthe dem König Friedrich, dem Sohne Herzog Ernsts von Oestreich. Im fol-
310 Eberhard Windecke. sollten. Bischof Konrad aber blieb Bischof, dieser liegt auf dem Chore des alten Stiftes begraben. In der Sühne ward auch ausgemacht, wenn zu Mainz ein Bischof gewählt werden sollte, so sollten die vier besten und edelsten [Bürger] von der Stadt wegen in das Kapitel zu den Geistlichen gehen und ebenso gut Berechtigung haben, den Bischof mit zu wählen, wie die andern im Kapitel. Darüber stellten sie der Stadt eine offene Urkunde aus. — Später kamen diese vier Bürger einmal in das Kapitel und konnten sich [mit den Geistlichen] uicht einigen. Die Laien wählten einen Bischof, den man Bischof Linenhose nannte, und der aus der Ritterschaft von Mainz stammte, die Pfaffen aber wählten einen Namens Helbling, welcher stets zu Bingen war. Als man Helbling zurückwies, beriefen sich die beiden auf die Entscheidung des Papstes. Da half ein Pfaff dem andern, denn der Papst entschied, daß der Bischof der Pfaffen bleiben solle. — Später kam Bischof Siegfried. Diesem leistete die Stadt Mainz so gute Dienste, daß er der Stadt laut einer offenen Urkunde die Juden schenkte. Derselbe Bischof Siegfried gab den Bürgern von Mainz ein außerordentliches Privilegium, daß Niemand als die Bürger wollenes Gewand zerschneiden dürfte und auch an keiner andern Stelle in der Stadt als in dem Scheerenhause, was jetzt ein Wohnhaus sein soll. Welcher Mainzer Bürger darin ein Haus hat, der kann wollenes Tuch schneiden. Derselbe Bischof richtete das Linnen-Haus ein, daß keiner [außerhalb desselben] Linnen verschneiden sollte. — Die Corduan und Lohgerber haben Freiheiten und die Handwerker haben Zünfte von ihm. 355. Wie die Kurfürsten ihre bevollmächtigten Räthe zum König Friedrich von Oestreich schickten. Zu Halbfasten des Jahres 1440 sandten, wie Du oben ge schrieben findest, die Kurfürsten: Erzbischof von Mainz, Kösn und Trier und demnach alle übrigen ihre Räthe dem König Friedrich, dem Sohne Herzog Ernsts von Oestreich. Im fol-
Strana 311
Leben König Sigmunds. Kap. 354 u. 355. 311 genden Jahre danach, acht Tage nach Pfingsten 1442, kam König Friedrich von Oestreich nach Frankfurt und mit ihm kamen der Herzog von Sachsen und der Markgraf Friedrich von Brandenburg. Er beschied die übrigen Fürsten auch zu ihm zu kommen: daher kamen die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, Markgraf Jakob von Baden und seine Söhne. Sie blieben daselbst wohl acht Tage, darauf kehrte der Markgraf von Baden wieder heim, und der König zog mit den Kurfürsten den Main hinab nach Mainz. Hier war Herzog Ludwig von Heidelberg, der dem Könige mit seinem Gefolge an dem Rhein entgegenging. Er hatte nämlich vierundzwanzig Grafen und die Domherren von Mainz um sich. Auch die Bürger von Mainz empfingen den König gar prächtig, führten ihn in das Münster und wiesen ihm seinen Platz vor dem Altare an. Dann fuhr der König mit allen Kurfürsten den Rhein hinab nach Bacharach. Daselbst ward er schön und prächtig empfangen, und ihm von Herzog Ludwig große Ehre erwiesen. Inzwischen war Herzog Albrecht von Destreich, des Königs Bruder, mit diesem uneinig geworden, da ihm der König nichts als Eigen- thum geben wollte und auch wegen der Juden, denen er sehr feindlich gesinnt war, während sie der König sehr begünstigte. Der Herzog belagerte Städte und Schlösser des Königs in Destreich und Steiermark und eroberte sie, so daß der König nach seiner Heimkehr große Mühe hatte, bis er sie wieder unter- warf, besonders [widersetzte sich] die Stadt Bruck in Steiermark. Hierauf fuhr der König mit den Herren von Bacharach den Rhein hinab nach Boppard, und zu Rense, wo des Königs Stuhl steht, war derselbe mit golddurchwirkten seidenen Tüchern aufs Herrlichste geschmückt. Auf denselben ward nach altem Herkommen der König von den Kurfürsten gesetzt. Dann fuhr der König mit den Kurfürsten weiter rheinabwärts nach Bonn, wo der König vom Erzbischof Dietrich von Köln prächtig empfangen wurde und wo er zwei Tage blieb, bis die Pferde
Leben König Sigmunds. Kap. 354 u. 355. 311 genden Jahre danach, acht Tage nach Pfingsten 1442, kam König Friedrich von Oestreich nach Frankfurt und mit ihm kamen der Herzog von Sachsen und der Markgraf Friedrich von Brandenburg. Er beschied die übrigen Fürsten auch zu ihm zu kommen: daher kamen die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, Markgraf Jakob von Baden und seine Söhne. Sie blieben daselbst wohl acht Tage, darauf kehrte der Markgraf von Baden wieder heim, und der König zog mit den Kurfürsten den Main hinab nach Mainz. Hier war Herzog Ludwig von Heidelberg, der dem Könige mit seinem Gefolge an dem Rhein entgegenging. Er hatte nämlich vierundzwanzig Grafen und die Domherren von Mainz um sich. Auch die Bürger von Mainz empfingen den König gar prächtig, führten ihn in das Münster und wiesen ihm seinen Platz vor dem Altare an. Dann fuhr der König mit allen Kurfürsten den Rhein hinab nach Bacharach. Daselbst ward er schön und prächtig empfangen, und ihm von Herzog Ludwig große Ehre erwiesen. Inzwischen war Herzog Albrecht von Destreich, des Königs Bruder, mit diesem uneinig geworden, da ihm der König nichts als Eigen- thum geben wollte und auch wegen der Juden, denen er sehr feindlich gesinnt war, während sie der König sehr begünstigte. Der Herzog belagerte Städte und Schlösser des Königs in Destreich und Steiermark und eroberte sie, so daß der König nach seiner Heimkehr große Mühe hatte, bis er sie wieder unter- warf, besonders [widersetzte sich] die Stadt Bruck in Steiermark. Hierauf fuhr der König mit den Herren von Bacharach den Rhein hinab nach Boppard, und zu Rense, wo des Königs Stuhl steht, war derselbe mit golddurchwirkten seidenen Tüchern aufs Herrlichste geschmückt. Auf denselben ward nach altem Herkommen der König von den Kurfürsten gesetzt. Dann fuhr der König mit den Kurfürsten weiter rheinabwärts nach Bonn, wo der König vom Erzbischof Dietrich von Köln prächtig empfangen wurde und wo er zwei Tage blieb, bis die Pferde
Strana 312
312 Eberhard Windecke. auf dem Landwege nachkamen. Dann ritten sie über Thum mit 11000 Pferden auf das Allerprächtigste und Köstlichste aus gerüstet nach Aachen. 356. Wie die Herzöge von Berg und Geldern, der Bischof von Lüttich und der Junker von Cleve mit vielen Grafen und Herren aus der Stadt dem Könige entgegen ritten und ihn mit den Kurfürsten empfingen. Als sich der König Aachen näherte, kamen ihm aus der Stadt die Herzöge von Berg und Geldern, der Bischof von Lüttich und der Junker von Cleve entgegen und empfingen ihn mit großer Herrlichkeit und führten ihn mit großem Gefolge in die Stadt. Es hielten wohl 17000 Mann zu Pferde mit dem Könige ihren Einzug, so daß man glaubte, es sei seit langer Zeit nie eine solche Pracht gesehen worden. Denn es war lange kein König feierlich gekrönt worden.1) Der feierliche Einzug in Aachen fand statt am Freitage nach St. Veitstage 1442. Am Abend dieses Tages wurde aus dem Rathhause zu Ehren des Königs ein großes Ballfest ver- anstaltet, bei welchem viele schöne Frauen und Jungfrauen, wohl zehn Herzoginnen, viele Gräfinnen und Freifrauen und besonders viele schöne Französinnen waren. — Am folgenden Tage, Sonnabend, ritten die Herren, Knappen und Knechte die Pferde in die Tränke und dabei geriethen die Leute des Pfalz¬ grafen und Herzogs Ludwig in Zank mit den Knappen des Königs und schlugen auf einander los, so daß einer von den Knappen vom Pferde ins Wasser fiel und zwischen den Pferden ertrank. Dadurch erhob sich großer Streit, denn des Königs Leute wollten den Knappen rächen und machten großes Ge- schrei. Da glaubten einige, es ginge über die Stadt her, und der König hätte die Stadt verrathen, so daß dieser in Aachen nicht sicher war, denn er wußte gar nichts davon. Einige be haupteten, der König wolle über den Herzog Ludwig, andere, 1) Dies Kapitel fehlt in C, in G folgt hier noch: und eitel junkherrn uff fursten woren.
312 Eberhard Windecke. auf dem Landwege nachkamen. Dann ritten sie über Thum mit 11000 Pferden auf das Allerprächtigste und Köstlichste aus gerüstet nach Aachen. 356. Wie die Herzöge von Berg und Geldern, der Bischof von Lüttich und der Junker von Cleve mit vielen Grafen und Herren aus der Stadt dem Könige entgegen ritten und ihn mit den Kurfürsten empfingen. Als sich der König Aachen näherte, kamen ihm aus der Stadt die Herzöge von Berg und Geldern, der Bischof von Lüttich und der Junker von Cleve entgegen und empfingen ihn mit großer Herrlichkeit und führten ihn mit großem Gefolge in die Stadt. Es hielten wohl 17000 Mann zu Pferde mit dem Könige ihren Einzug, so daß man glaubte, es sei seit langer Zeit nie eine solche Pracht gesehen worden. Denn es war lange kein König feierlich gekrönt worden.1) Der feierliche Einzug in Aachen fand statt am Freitage nach St. Veitstage 1442. Am Abend dieses Tages wurde aus dem Rathhause zu Ehren des Königs ein großes Ballfest ver- anstaltet, bei welchem viele schöne Frauen und Jungfrauen, wohl zehn Herzoginnen, viele Gräfinnen und Freifrauen und besonders viele schöne Französinnen waren. — Am folgenden Tage, Sonnabend, ritten die Herren, Knappen und Knechte die Pferde in die Tränke und dabei geriethen die Leute des Pfalz¬ grafen und Herzogs Ludwig in Zank mit den Knappen des Königs und schlugen auf einander los, so daß einer von den Knappen vom Pferde ins Wasser fiel und zwischen den Pferden ertrank. Dadurch erhob sich großer Streit, denn des Königs Leute wollten den Knappen rächen und machten großes Ge- schrei. Da glaubten einige, es ginge über die Stadt her, und der König hätte die Stadt verrathen, so daß dieser in Aachen nicht sicher war, denn er wußte gar nichts davon. Einige be haupteten, der König wolle über den Herzog Ludwig, andere, 1) Dies Kapitel fehlt in C, in G folgt hier noch: und eitel junkherrn uff fursten woren.
Strana 313
Leben König Sigmunds. Kap. 355—357. 313 der Herzog wolle über ihn herfallen. Viel wildes Geschrei ertönte in der Stadt und einige ritten in voller Rüstung und mit blanker Waffe in Aachen umher und wollten theils den König, theils den Pfalzgrafen angreifen, und beide Herren wußten nichts davon. Darüber erschraken die Bürger sehr, meinten, der Lärm gelte ihnen, und die Stadt sei verrathen, und rüsteten sich daher und zogen auf das Rathhaus. Dahin kam zu ihnen der Herzog von Berg mit 1400 Mann, um ihnen beizustehen, denn die Stadt stand in seiner Obhut. Zugleich setzten sich der Herzog von Berg und einige Bürger zu Pferde, ritten in der Stadt umher und riefen aus, es wäre Friede und der Streit völlig geschlichtet und beigelegt, ohne daß sie wußten, um was es sich handelte. Indessen war es auch dem Herzog Ludwig berichtet worden, daß solche wundersame Gerüchte in der Stadt umgingen. Da erschrak er sehr und ritt mit den Worten: „Das wolle Gott nicht, daß wir uns so etwas unter- stehen!“ zum König in dessen Quartier und sagte zu ihm: „Gnädiger Herr! Es gehen wunderliche Gerüchte in der Stadt um, daß ich mich gegen Euch auflehne. Daran ist nichts! Ich will mit Euch leben und sterben! 357. Wie der römische König die Finger auf das Evan- gelium legte und den Kurfürsten schwur, das römische Reich in Ehren zu halten. Am Sonntage darauf, Morgens früh fünf Uhr, ritten die Kurfürsten in ihrer Pracht vor Unser Frauen Münster in Aachen und wollten den König krönen. Als der König zu ihnen kam, ging er mit ihnen in die Kirche, und man brachte ihm ein Buch und las ihm vor, was er schwören sollte. Er leistete den Eid den geistlichem Fürsten auf das Evangelinm und den weltlichen auf das Schwert, welches dem Kaiser Karl vom Himmel kam. Dann ward er von einem Abte gekrönt, der das im Auftrage des Papstes zu thun hatte. Hierauf ging er in seinem kaiser lichen Ornate aus der Kirche und mit ihm in ihren Festgewändern
Leben König Sigmunds. Kap. 355—357. 313 der Herzog wolle über ihn herfallen. Viel wildes Geschrei ertönte in der Stadt und einige ritten in voller Rüstung und mit blanker Waffe in Aachen umher und wollten theils den König, theils den Pfalzgrafen angreifen, und beide Herren wußten nichts davon. Darüber erschraken die Bürger sehr, meinten, der Lärm gelte ihnen, und die Stadt sei verrathen, und rüsteten sich daher und zogen auf das Rathhaus. Dahin kam zu ihnen der Herzog von Berg mit 1400 Mann, um ihnen beizustehen, denn die Stadt stand in seiner Obhut. Zugleich setzten sich der Herzog von Berg und einige Bürger zu Pferde, ritten in der Stadt umher und riefen aus, es wäre Friede und der Streit völlig geschlichtet und beigelegt, ohne daß sie wußten, um was es sich handelte. Indessen war es auch dem Herzog Ludwig berichtet worden, daß solche wundersame Gerüchte in der Stadt umgingen. Da erschrak er sehr und ritt mit den Worten: „Das wolle Gott nicht, daß wir uns so etwas unter- stehen!“ zum König in dessen Quartier und sagte zu ihm: „Gnädiger Herr! Es gehen wunderliche Gerüchte in der Stadt um, daß ich mich gegen Euch auflehne. Daran ist nichts! Ich will mit Euch leben und sterben! 357. Wie der römische König die Finger auf das Evan- gelium legte und den Kurfürsten schwur, das römische Reich in Ehren zu halten. Am Sonntage darauf, Morgens früh fünf Uhr, ritten die Kurfürsten in ihrer Pracht vor Unser Frauen Münster in Aachen und wollten den König krönen. Als der König zu ihnen kam, ging er mit ihnen in die Kirche, und man brachte ihm ein Buch und las ihm vor, was er schwören sollte. Er leistete den Eid den geistlichem Fürsten auf das Evangelinm und den weltlichen auf das Schwert, welches dem Kaiser Karl vom Himmel kam. Dann ward er von einem Abte gekrönt, der das im Auftrage des Papstes zu thun hatte. Hierauf ging er in seinem kaiser lichen Ornate aus der Kirche und mit ihm in ihren Festgewändern
Strana 314
314 Eberhard Windecke. die Kurfürsten, von deneu jeder trug, was er von Amts wegen tragen mußte. Nicht weit vom Münster war ein Brunnen ge- macht, der guten Wein gab, dabei lag Brot genug und man briet einen ganzen Ochsen sammt Hörnern und Klauen, nur war er abgehäutet und ausgeweidet. Und der König ging zu dem Brote und nahm davon und ging zu dem Ochsen und schnitt davon ab und trank aus dem Brunnen, wie es altes Herkommen bei der Krönung eines römischen Königs ist.1) — 359. Wie des Reiches Erbtruchseß und Erbamtleute all das goldene und silberne Geschirr, das man den Herren aus dem Rathhause zu Aachen auf die Tafel gestellt hatte, an sich nahmen, wie es ihre Gewohnheit und ihr Recht ist, und wie des Königs Leute deshalb mit ihnen uneinig wurden, und wie sie auf einander losschlugen, so daß sie Wunden davon trugen. Danach begab sich der König mit den Kurfürsten und mit allen anderen Fürsten, Herren, Rittern und Knechten auf das Rathhaus, wo er allen zu Aachen anwesenden Fürsten und Herren ein köstliches Mahl gab. Denn es ist im römischen Reiche Gewohnheit, daß am Tage der Königskrönung zu Mittag alle Herren mit dem Könige essen und was man einem jeden an goldenem oder silbernem Geschirre zur Benutzung bei dem Mahle vorsetzt, es sei Trinkgeschirr, Schüssel oder Gießer, das ist sein Eigenthum, und er darf es nehmen. Besonders nahmen des Reiches Erbamtleute die goldenen oder silbernen Leuchter, Flaschen und Gießer. Hiervon wußte der König nichts und hatte einen großen Schatz von goldenem und silbernem Geschirre, das er mit aus Oestreich gebracht hatte, und das ihm in Frank- furt am Main geschenkt war, auftragen lassen. Darüber wurden jene gar froh, aßen und tranken und ließen sichs wohl sein und 1) Hier endigt die Hdschr. C. Vom folgenden Kap. 358 steht in G nur die Ueberschrift: „Wie der römische König Friedrich von Oesterreich mit seinen Kurfürsten, mit den Herzögen von Berg und Geldern, mit dem Bischofe von Lüttich und mit dem Juncker von Cleve auf dem Rathhause zu Aachen zu Tische saß.“ Die Raumeintheilung der Handschrift deutet darauf hin, daß zu dieser Ueberschrift überhaupt kein Tert, sondern nur ein Bild gehören sollte.
314 Eberhard Windecke. die Kurfürsten, von deneu jeder trug, was er von Amts wegen tragen mußte. Nicht weit vom Münster war ein Brunnen ge- macht, der guten Wein gab, dabei lag Brot genug und man briet einen ganzen Ochsen sammt Hörnern und Klauen, nur war er abgehäutet und ausgeweidet. Und der König ging zu dem Brote und nahm davon und ging zu dem Ochsen und schnitt davon ab und trank aus dem Brunnen, wie es altes Herkommen bei der Krönung eines römischen Königs ist.1) — 359. Wie des Reiches Erbtruchseß und Erbamtleute all das goldene und silberne Geschirr, das man den Herren aus dem Rathhause zu Aachen auf die Tafel gestellt hatte, an sich nahmen, wie es ihre Gewohnheit und ihr Recht ist, und wie des Königs Leute deshalb mit ihnen uneinig wurden, und wie sie auf einander losschlugen, so daß sie Wunden davon trugen. Danach begab sich der König mit den Kurfürsten und mit allen anderen Fürsten, Herren, Rittern und Knechten auf das Rathhaus, wo er allen zu Aachen anwesenden Fürsten und Herren ein köstliches Mahl gab. Denn es ist im römischen Reiche Gewohnheit, daß am Tage der Königskrönung zu Mittag alle Herren mit dem Könige essen und was man einem jeden an goldenem oder silbernem Geschirre zur Benutzung bei dem Mahle vorsetzt, es sei Trinkgeschirr, Schüssel oder Gießer, das ist sein Eigenthum, und er darf es nehmen. Besonders nahmen des Reiches Erbamtleute die goldenen oder silbernen Leuchter, Flaschen und Gießer. Hiervon wußte der König nichts und hatte einen großen Schatz von goldenem und silbernem Geschirre, das er mit aus Oestreich gebracht hatte, und das ihm in Frank- furt am Main geschenkt war, auftragen lassen. Darüber wurden jene gar froh, aßen und tranken und ließen sichs wohl sein und 1) Hier endigt die Hdschr. C. Vom folgenden Kap. 358 steht in G nur die Ueberschrift: „Wie der römische König Friedrich von Oesterreich mit seinen Kurfürsten, mit den Herzögen von Berg und Geldern, mit dem Bischofe von Lüttich und mit dem Juncker von Cleve auf dem Rathhause zu Aachen zu Tische saß.“ Die Raumeintheilung der Handschrift deutet darauf hin, daß zu dieser Ueberschrift überhaupt kein Tert, sondern nur ein Bild gehören sollte.
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Leben König Sigmunds. Kap. 357—360. 315 jeglicher nahm, was ihm gebührte: Die Schenken nahmen die goldenen und silbernen Flaschen, die Truchsessen die silbernen und goldenen Gefäße, Becken, Brotkörbe und silbernen Schüsseln. Als des Königs Leute das sahen, gedachten sie es im Ernste zu hindern, da sie von solcher Gewohnheit nichts wußten, und es entstand ein so heftiger Streit, daß man vom Leder zog und sie auf einander losschlngen und einige verwundet wurden. Da redeten die Kurfürsten mit dem Könige und theilten ihm mit, daß es ein altes Herkommen sei, daß einem jedem das gehöre, was ihm vorgesetzt würde. Da sprach der König: Von diesen Herkommen und von diesem Rechte haben wir nichts gewußt, doch würde es uns zu hart treffen. Wir wollen gerne eine Summe Geldes dafür geben.“ So wurde der Streit geschlichtet, und der König erhielt sein Geschirr für eine Summe Geldes wieder. 360. Wie die Herzöge von Heidelberg und von Berg, der Markgraf von Brandenburg, der Bischof von Lüttich und viele andere Herzöge und Herren vor dem Rathhause zu Aachen von dem Könige Friedrich ihr Lehen erhielten.1) Am Montage nach der Krönung empfingen vor dem Rath- hause in Aachen der Herzog Ludwig von Heidelberg Vormittags und der Herzog von Berg Nachmittags sein Lehen vom Könige Friedrich von Oestreich. Am Dienstag danach erhielt der Mark graf Friedrich von Brandenburg Vormittags und der Herzog von Geldern Nachmittags sein Lehen, am Mittwoch erhielten die Räthe des Herzogs von Burgund an dessen Statt dessen Lehen. Am Donnerstag ward dem Könige und den Fürsten das ehrwürdige Heiligthum gezeigt, das man in Aachen hat. Am Freitage zog der König mit dem ganzen Gefolge nach Köln. Auch hier erhielten einige ihre Lehen, und der König blieb füns Tage dajelbst, worauf er den Rhein wieder aufwärts nach 1) In der Handschrift heißt es in der Ueberschrift weiter als Instruktion für den Maler: der andern herren schilt mach die andern seiten vir ader fünff und die do zu.
Leben König Sigmunds. Kap. 357—360. 315 jeglicher nahm, was ihm gebührte: Die Schenken nahmen die goldenen und silbernen Flaschen, die Truchsessen die silbernen und goldenen Gefäße, Becken, Brotkörbe und silbernen Schüsseln. Als des Königs Leute das sahen, gedachten sie es im Ernste zu hindern, da sie von solcher Gewohnheit nichts wußten, und es entstand ein so heftiger Streit, daß man vom Leder zog und sie auf einander losschlngen und einige verwundet wurden. Da redeten die Kurfürsten mit dem Könige und theilten ihm mit, daß es ein altes Herkommen sei, daß einem jedem das gehöre, was ihm vorgesetzt würde. Da sprach der König: Von diesen Herkommen und von diesem Rechte haben wir nichts gewußt, doch würde es uns zu hart treffen. Wir wollen gerne eine Summe Geldes dafür geben.“ So wurde der Streit geschlichtet, und der König erhielt sein Geschirr für eine Summe Geldes wieder. 360. Wie die Herzöge von Heidelberg und von Berg, der Markgraf von Brandenburg, der Bischof von Lüttich und viele andere Herzöge und Herren vor dem Rathhause zu Aachen von dem Könige Friedrich ihr Lehen erhielten.1) Am Montage nach der Krönung empfingen vor dem Rath- hause in Aachen der Herzog Ludwig von Heidelberg Vormittags und der Herzog von Berg Nachmittags sein Lehen vom Könige Friedrich von Oestreich. Am Dienstag danach erhielt der Mark graf Friedrich von Brandenburg Vormittags und der Herzog von Geldern Nachmittags sein Lehen, am Mittwoch erhielten die Räthe des Herzogs von Burgund an dessen Statt dessen Lehen. Am Donnerstag ward dem Könige und den Fürsten das ehrwürdige Heiligthum gezeigt, das man in Aachen hat. Am Freitage zog der König mit dem ganzen Gefolge nach Köln. Auch hier erhielten einige ihre Lehen, und der König blieb füns Tage dajelbst, worauf er den Rhein wieder aufwärts nach 1) In der Handschrift heißt es in der Ueberschrift weiter als Instruktion für den Maler: der andern herren schilt mach die andern seiten vir ader fünff und die do zu.
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316 Eberhard Windecke. Koblenz ging. Hier empfing ihn der Erzbischof von Trier sehr feierlich. Dann zog er nach Frankfurt, wo er sechs Wochen blieb und allen Kurfürsten, Fürsten und Städten vorschrieb, zu ihm nach Frankfurt zu kommen. Doch wartete er es nicht ab, sondern zog weiter den Rhein hinauf nach Straßburg im Elsaß und weiter nach Zürich. Hier verhandelte er mit der Stadt Zürich, daß sie für ewig zu dem Hause Oestreich schwören sollte, woraus später schwere Kriege und großes Blutvergießen zwischen den Schweizern und Zürich entstand. Dann zog der König an die Etsch und weiter in die Heimath. —
316 Eberhard Windecke. Koblenz ging. Hier empfing ihn der Erzbischof von Trier sehr feierlich. Dann zog er nach Frankfurt, wo er sechs Wochen blieb und allen Kurfürsten, Fürsten und Städten vorschrieb, zu ihm nach Frankfurt zu kommen. Doch wartete er es nicht ab, sondern zog weiter den Rhein hinauf nach Straßburg im Elsaß und weiter nach Zürich. Hier verhandelte er mit der Stadt Zürich, daß sie für ewig zu dem Hause Oestreich schwören sollte, woraus später schwere Kriege und großes Blutvergießen zwischen den Schweizern und Zürich entstand. Dann zog der König an die Etsch und weiter in die Heimath. —
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Regiſter. Aachen. 5. 44. 211. 216. 221. Anßko, Herr von. 147. 244. 344. 356. 360. Anton von Brabant, s. Brabant. Antwerpen. 66. Abbéville. 59. Aragonien, Sohn des Königs von. Adolf, Graf von Nassau, s. Nassau. 57; König von. 334. Adolf, Herzog v. Berg, s. Berg. Agram, Bischof Johann von, einer Archenheim, der. 191. von Ebsch, oder von Sulzbach, Arlon. 5. Armagnac, Graf von. 60. 82. 146. römischer Kanzler. 189. 204. 205. 220. 246. 248. 255. 321. Armagnacs, die. 59. 197. Ahab. 240. Arm Nicolai. 139. Airennes. 59. Arnheim. 158. n. d. M. 178b. Arnold, s. Egmont. Air. 57. 92. Artois. 339. Albène. 57. Aschaffenburg. 210. 246. 345. Albersdorf, Adolf von, Viztum im Rheingau. 333 g. E. Aßko, Peter. 248. Aßron [2]. 209. Albrecht III., Herzog von Baiern, Asti. 44. der von. 85; s. Orleans. siehe Baiern. Augsburg. 246. Albrecht, Herzog von Oesterreich, siehe Oesterreich. Augsburg, Bischof von, ein Herr von Schaumburg. 255. Albrecht, Herzog von Sachsen, s. Sachsen. Avigliana. 92. Alt-Ofen. 19. 203. Avignon. 4. 57. 59. 339. Altkirch. 39. 56. 89. Alzei. 269. Amadeus, Herzog v. Savoyen, s. Savoyen. Amberg, Herzog Hans von. 64. Anna von Brabant, s. Brabant. Bacharach. 355. Baden, Markgraf Bernhard I. von. 83. 93. 95. 104. 159. 174. 184. 189. 198. 204. 205. 213. 216. 235.239. 246. 255. 287. — Dessen
Regiſter. Aachen. 5. 44. 211. 216. 221. Anßko, Herr von. 147. 244. 344. 356. 360. Anton von Brabant, s. Brabant. Antwerpen. 66. Abbéville. 59. Aragonien, Sohn des Königs von. Adolf, Graf von Nassau, s. Nassau. 57; König von. 334. Adolf, Herzog v. Berg, s. Berg. Agram, Bischof Johann von, einer Archenheim, der. 191. von Ebsch, oder von Sulzbach, Arlon. 5. Armagnac, Graf von. 60. 82. 146. römischer Kanzler. 189. 204. 205. 220. 246. 248. 255. 321. Armagnacs, die. 59. 197. Ahab. 240. Arm Nicolai. 139. Airennes. 59. Arnheim. 158. n. d. M. 178b. Arnold, s. Egmont. Air. 57. 92. Artois. 339. Albène. 57. Aschaffenburg. 210. 246. 345. Albersdorf, Adolf von, Viztum im Rheingau. 333 g. E. Aßko, Peter. 248. Aßron [2]. 209. Albrecht III., Herzog von Baiern, Asti. 44. der von. 85; s. Orleans. siehe Baiern. Augsburg. 246. Albrecht, Herzog von Oesterreich, siehe Oesterreich. Augsburg, Bischof von, ein Herr von Schaumburg. 255. Albrecht, Herzog von Sachsen, s. Sachsen. Avigliana. 92. Alt-Ofen. 19. 203. Avignon. 4. 57. 59. 339. Altkirch. 39. 56. 89. Alzei. 269. Amadeus, Herzog v. Savoyen, s. Savoyen. Amberg, Herzog Hans von. 64. Anna von Brabant, s. Brabant. Bacharach. 355. Baden, Markgraf Bernhard I. von. 83. 93. 95. 104. 159. 174. 184. 189. 198. 204. 205. 213. 216. 235.239. 246. 255. 287. — Dessen
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318 Rath. 23; Ratbe. 9. 184. Za: cob I., des vorigen Sobn. 287. 293. 355. Baden, Stadt. 56. 90. Baiern: Albrecht IM., Herzog von, Ernfts Eobn. 159. 256. Ernft von B. München. 95. 129. 159. 256.; vergl. 313. Giüngel [??]. 87. g. G. Hans, Herzog von Baiern: Holland (eigentl. Sobann VN., Bijdof v. Lüttich, (pater Herzog von Quren- burg). 5. 144. 189. 215. Heinrich III. v. B. Landshut. 28. 33. 71. 129. 139. 158. 159. 189. 191. 220. 255. 258. Heinrid) v. Baiern, Kaijer. 234. Sjabeau, Kónigin von Frantreid). 5. Ludwig, Kaifer. 61. Ludwig VII, Herzog vou B. Ins goíftabt. 28. 64. 71. 129. 145. 186. 189. 258. 313. 319. Wilhelm UI. von München. 28. 129. 139. 186. 189. 191. 256. 313. Wilhelm vw. Baiern-Hollanb, fiehe Holland. PB aireuth. 248. Bamberg. 4. 234. 248. 287. Bamberg, Bijdhof von. 159. 223. 234. 255. Bar, Herzog von. 59. 262. 287. Barbara, Gräfin Gilly, Signunds Gemablin, j. Lurenburg. $SBürmolff. 247. Bajel. 44. 57. 73. 92; Bijdhof v. 220. Bajler Konzil. 266. 268. 292. 293. 294. 311. 313. 345. 352. Regifter. Beaumont. 59. Beauvais. 59. Bedel. 139. Beelik. 22. Beier, Heinrich (v. Boppard, Herr gu Gaftel). 104. Peter, Konrad 104. Benebictus, Papft. 4. 43. 54. 57. BRenebictus, Graf Dispot. 158. 339. Bennefelb. 235. Bensheim, Johann. 23. Benzelin, Franz. 4. Beraun. 140. Berg, Herzog (Adolf) vor; 61. 104. 158. 203. 205 fin. 213 fin. 216. 255; Herzog Ludwig. 291. 356. 360. Bergen, (Mons, Droyjen. 156, 4.) 5. 215. Bern. 44. 64. 92. Bern-Berona. 151. Berner, |. Scala. Bernhard, Markgraf, |. Baden. Bernheim. 218. Bertolde, Conte von Nom. 60. Bidenbadh, Konrad von. 23. Bingen. 229. 233. Bitch, Herren von. 182. 235. Bigelin (Visconti), Johann Karl von. 60. Vlindenbaum, Sobannes. 93. Blinbenburg. 13. 23. 181. 124. 193. 194. 203. Boguslaw, j. Pommern. Boldhe (?) Herren von. 104. Bologna. 92. Bonifaciuż, Papft. 4. 339 med. Bonn. 44. Boppard. 91. 216. 355.
318 Rath. 23; Ratbe. 9. 184. Za: cob I., des vorigen Sobn. 287. 293. 355. Baden, Stadt. 56. 90. Baiern: Albrecht IM., Herzog von, Ernfts Eobn. 159. 256. Ernft von B. München. 95. 129. 159. 256.; vergl. 313. Giüngel [??]. 87. g. G. Hans, Herzog von Baiern: Holland (eigentl. Sobann VN., Bijdof v. Lüttich, (pater Herzog von Quren- burg). 5. 144. 189. 215. Heinrich III. v. B. Landshut. 28. 33. 71. 129. 139. 158. 159. 189. 191. 220. 255. 258. Heinrid) v. Baiern, Kaijer. 234. Sjabeau, Kónigin von Frantreid). 5. Ludwig, Kaifer. 61. Ludwig VII, Herzog vou B. Ins goíftabt. 28. 64. 71. 129. 145. 186. 189. 258. 313. 319. Wilhelm UI. von München. 28. 129. 139. 186. 189. 191. 256. 313. Wilhelm vw. Baiern-Hollanb, fiehe Holland. PB aireuth. 248. Bamberg. 4. 234. 248. 287. Bamberg, Bijdhof von. 159. 223. 234. 255. Bar, Herzog von. 59. 262. 287. Barbara, Gräfin Gilly, Signunds Gemablin, j. Lurenburg. $SBürmolff. 247. Bajel. 44. 57. 73. 92; Bijdhof v. 220. Bajler Konzil. 266. 268. 292. 293. 294. 311. 313. 345. 352. Regifter. Beaumont. 59. Beauvais. 59. Bedel. 139. Beelik. 22. Beier, Heinrich (v. Boppard, Herr gu Gaftel). 104. Peter, Konrad 104. Benebictus, Papft. 4. 43. 54. 57. BRenebictus, Graf Dispot. 158. 339. Bennefelb. 235. Bensheim, Johann. 23. Benzelin, Franz. 4. Beraun. 140. Berg, Herzog (Adolf) vor; 61. 104. 158. 203. 205 fin. 213 fin. 216. 255; Herzog Ludwig. 291. 356. 360. Bergen, (Mons, Droyjen. 156, 4.) 5. 215. Bern. 44. 64. 92. Bern-Berona. 151. Berner, |. Scala. Bernhard, Markgraf, |. Baden. Bernheim. 218. Bertolde, Conte von Nom. 60. Bidenbadh, Konrad von. 23. Bingen. 229. 233. Bitch, Herren von. 182. 235. Bigelin (Visconti), Johann Karl von. 60. Vlindenbaum, Sobannes. 93. Blinbenburg. 13. 23. 181. 124. 193. 194. 203. Boguslaw, j. Pommern. Boldhe (?) Herren von. 104. Bologna. 92. Bonifaciuż, Papft. 4. 339 med. Bonn. 44. Boppard. 91. 216. 355.
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Regifter. Borre, Siguunds Narr. 103. Posnien, Kônig Moro! (Twartfo) von. 7. 19b. Bottendorf, Herr Hartnit von. 22 b. Boulogne. 59. 82. Bourbon, Herzog von. 77. Bourg. 92. Pühmen, Ronig von, f. Curenburg. Bóbmijdhbrob. 99. 109. Brabant, Anna (Sobanna) von. 5. Brabant, Herzog [Anton] von. 44. 77. 215. Brabant, Land. 272. Pranda, Kardinal, 1. Placentinug. Brandenburg, Mart. 23; Mart: graf Friedrich von; Burggraf von Nürnberg. 9. 22. 22b. 44. 56. 63. 80. 91. 93. 95. 129. 145. 157. 229. 231. 246. 248. 250. 252. 255. 256. 264. 292. 313. 337. 338. 341. 349. 355. 360. — Defjen S odjter. 146.230. — Dejjen Riithe. 91. 158. — Defjen Sobn. 191.193. Braunjdweig, Herzogin [Anna] von. 89. Braunjdweig, Herzog Ludwig v. 349. Breijad. 56. (246?) Breisgau. 56. Bremen, Bijdhof von. 214. Breslau, Stadt 32. 33. 252. Breslau, Bijdof von 246, 255. Brieg, Ludwig von, |. Sdlefien. Briren, Stadt. 42. 43; Bijdhof von. 43. Bromberg. 31. Bruburg [?] 345. Bruck (Steiermark). 355. Brugel, v. Bannerherr. 329. 158. 174. 191. 198. 223. 319 Brügge. 59. 66. 67. 68. 69. 215. 272. 339. 345. Prin, der von, |. Würzburg. Brünn. 103. 108 183. Brijjel. 59. Britr. 139. 217. Brunwart (oder Bruwart), Rein: bard Windede's Diener, j. 3. 349 g. €., Einleitung ©. XIV. Bubena, Herr. 140. $SBubmeis. 147. Bunzlau, Bropft von, ]. Franz und Michel. SBurgel, j. 3Brugel. Burgund, Herzog von. 60. 61. 64. 66. 78. 143. 146. 217. 266. 272, 287. 326. 332. 339. 344. 345. 360 — Der alte Herzog von. 77. — Dejjen Rathe 255. Burgund, Land. 339 fin. Bujelborf. 27. Galais. 59. 60. 66. 67. 82. (Sane, Facino. 84. Canterbury. 209. Gappeln, der von. 87. Carmegel, Conte. 84. Gajamalta. 27. Gajja, Balthajar. 43.; |. Johann XXIII. Castel nuovo. 27. Ghambery. 57. 59. 92.; Chäteau Cambrefis. 5. Chäteau neuf du pape. 57. Charité. 59. Chur. 43. Gilly, Graf von. 96; Friedrich von. 13. 20. 201; Barbara, Gräfin von, i. %urenburg. Girma, Herzog von. 189.
Regifter. Borre, Siguunds Narr. 103. Posnien, Kônig Moro! (Twartfo) von. 7. 19b. Bottendorf, Herr Hartnit von. 22 b. Boulogne. 59. 82. Bourbon, Herzog von. 77. Bourg. 92. Pühmen, Ronig von, f. Curenburg. Bóbmijdhbrob. 99. 109. Brabant, Anna (Sobanna) von. 5. Brabant, Herzog [Anton] von. 44. 77. 215. Brabant, Land. 272. Pranda, Kardinal, 1. Placentinug. Brandenburg, Mart. 23; Mart: graf Friedrich von; Burggraf von Nürnberg. 9. 22. 22b. 44. 56. 63. 80. 91. 93. 95. 129. 145. 157. 229. 231. 246. 248. 250. 252. 255. 256. 264. 292. 313. 337. 338. 341. 349. 355. 360. — Defjen S odjter. 146.230. — Dejjen Riithe. 91. 158. — Defjen Sobn. 191.193. Braunjdweig, Herzogin [Anna] von. 89. Braunjdweig, Herzog Ludwig v. 349. Breijad. 56. (246?) Breisgau. 56. Bremen, Bijdhof von. 214. Breslau, Stadt 32. 33. 252. Breslau, Bijdof von 246, 255. Brieg, Ludwig von, |. Sdlefien. Briren, Stadt. 42. 43; Bijdhof von. 43. Bromberg. 31. Bruburg [?] 345. Bruck (Steiermark). 355. Brugel, v. Bannerherr. 329. 158. 174. 191. 198. 223. 319 Brügge. 59. 66. 67. 68. 69. 215. 272. 339. 345. Prin, der von, |. Würzburg. Brünn. 103. 108 183. Brijjel. 59. Britr. 139. 217. Brunwart (oder Bruwart), Rein: bard Windede's Diener, j. 3. 349 g. €., Einleitung ©. XIV. Bubena, Herr. 140. $SBubmeis. 147. Bunzlau, Bropft von, ]. Franz und Michel. SBurgel, j. 3Brugel. Burgund, Herzog von. 60. 61. 64. 66. 78. 143. 146. 217. 266. 272, 287. 326. 332. 339. 344. 345. 360 — Der alte Herzog von. 77. — Dejjen Rathe 255. Burgund, Land. 339 fin. Bujelborf. 27. Galais. 59. 60. 66. 67. 82. (Sane, Facino. 84. Canterbury. 209. Gappeln, der von. 87. Carmegel, Conte. 84. Gajamalta. 27. Gajja, Balthajar. 43.; |. Johann XXIII. Castel nuovo. 27. Ghambery. 57. 59. 92.; Chäteau Cambrefis. 5. Chäteau neuf du pape. 57. Charité. 59. Chur. 43. Gilly, Graf von. 96; Friedrich von. 13. 20. 201; Barbara, Gräfin von, i. %urenburg. Girma, Herzog von. 189.
Strana 320
320 Clemens, Bapft. 4. Cleve, Herzog [Adolf] von. 104. 219; befjen Sodhter [Margarethe]. 313; Sunfer von. 356. Clur, Hartung. 76. Gobile, Herr. 140. Coblenz. 233. 360. Colonna, Ctto de. 70;1. Martin V.; Paris de. 321; bie ($. 322. (Somerjee. 43. | Compiègne. 5. Conegliano. 85 b. Connetable. 77. Cordignano. 27. Cremona. 43. Giepel. 178b. 203. 205. Gypern. 274; Konig von. 213. 271. Gyprianer (?). 27. Gzaslau. 99. 105. Dachau, |. Sada. Dalberger von Ehrenberg. 226. Dan, Danmeidan (Woimwode Daniel v. b. JBaladjei). 206. 259. Danzig. 21. Dänemark, Kónig [Erich] von. 100. 180.183.191.193 200. 201. 262b. Darrasfron [?]. 209. Dattenried. 56. 89. Dauphin. 143. 150. 197. Deggendorf. 215. Delmin. 27. Dendrentonde. 59. Deringer, der 191. Despot, |. Serbien. Deutidbrod. 109. Diebolsheim. 56. S9. Oiet[d), von, |. Straßburg. Dietrich, Ersbijhof, |. Koln. Dietrich, Schreiber, 148. Regifter. Dispot (2), Graf. 158. Dobov. 19b. Dordrecht. 66. 68. 144. Dornid (Tournai). 332. Dover. 59. Dradenorden. 136. 259. Dremwenz. 31. Drofthberg von der Edyfe. 139. Dube, Wenzel (Waßla) von. 105. 137. 139. 190. Dulin, Heinz, 247. DünkirdhHen. 79. Gbersbad), Herr. 196. (bid), Herr von, |. Agram und Fünfkirchen. Edhije, Droftberg von. 139. Edter, Peter. 333. Edhtzeller, ber zu. 157. (X farbt. 191. Eger. 321 M.; 333 G. Egmont, Arnold von. 158; deffen Sohn [Adolf]. 158; Johann [IL] von. 158; die non. 178b. 203. 205. Ebrenberg, f. Dalberger. Ehrenfels, Meifter Heinrich. 182. Œidhborn, Kun von. 245. Cidftadt, Bijdof von, einer von Heidede. 159. 255. (Sijened, Konrad, Windede’s Vet- ter. 69. Elbing. 21. Ellenbogen. 4. 223. 321 Mitte. Clifabeth, Königin von Böhmen, Wengel's Gemablin, j. Lurenburg. Clijabeth, Sigmunds Todyter. fiehe urenburg. Eltville. 158. 292 b. Emmerid. 179. Endeslant. 87 g. €.
320 Clemens, Bapft. 4. Cleve, Herzog [Adolf] von. 104. 219; befjen Sodhter [Margarethe]. 313; Sunfer von. 356. Clur, Hartung. 76. Gobile, Herr. 140. Coblenz. 233. 360. Colonna, Ctto de. 70;1. Martin V.; Paris de. 321; bie ($. 322. (Somerjee. 43. | Compiègne. 5. Conegliano. 85 b. Connetable. 77. Cordignano. 27. Cremona. 43. Giepel. 178b. 203. 205. Gypern. 274; Konig von. 213. 271. Gyprianer (?). 27. Gzaslau. 99. 105. Dachau, |. Sada. Dalberger von Ehrenberg. 226. Dan, Danmeidan (Woimwode Daniel v. b. JBaladjei). 206. 259. Danzig. 21. Dänemark, Kónig [Erich] von. 100. 180.183.191.193 200. 201. 262b. Darrasfron [?]. 209. Dattenried. 56. 89. Dauphin. 143. 150. 197. Deggendorf. 215. Delmin. 27. Dendrentonde. 59. Deringer, der 191. Despot, |. Serbien. Deutidbrod. 109. Diebolsheim. 56. S9. Oiet[d), von, |. Straßburg. Dietrich, Ersbijhof, |. Koln. Dietrich, Schreiber, 148. Regifter. Dispot (2), Graf. 158. Dobov. 19b. Dordrecht. 66. 68. 144. Dornid (Tournai). 332. Dover. 59. Dradenorden. 136. 259. Dremwenz. 31. Drofthberg von der Edyfe. 139. Dube, Wenzel (Waßla) von. 105. 137. 139. 190. Dulin, Heinz, 247. DünkirdhHen. 79. Gbersbad), Herr. 196. (bid), Herr von, |. Agram und Fünfkirchen. Edhije, Droftberg von. 139. Edter, Peter. 333. Edhtzeller, ber zu. 157. (X farbt. 191. Eger. 321 M.; 333 G. Egmont, Arnold von. 158; deffen Sohn [Adolf]. 158; Johann [IL] von. 158; die non. 178b. 203. 205. Ebrenberg, f. Dalberger. Ehrenfels, Meifter Heinrich. 182. Œidhborn, Kun von. 245. Cidftadt, Bijdof von, einer von Heidede. 159. 255. (Sijened, Konrad, Windede’s Vet- ter. 69. Elbing. 21. Ellenbogen. 4. 223. 321 Mitte. Clifabeth, Königin von Böhmen, Wengel's Gemablin, j. Lurenburg. Clijabeth, Sigmunds Todyter. fiehe urenburg. Eltville. 158. 292 b. Emmerid. 179. Endeslant. 87 g. €.
Strana 321
Regifter. 321 Endingen. 56. England, Konig Heinrich V. von. 59. 60. 66. 67. 76. 77. 146. 150. 240. 241. 332; feine Brüder 59; i. Br. Thomas 146; vgl. Glocefter. Engländer. 197. 332. Englifd - frangôfifher Krieg. 60. 77. 82. 147. 150. 236. 332. Enjisheim. 56. 89. Eppftein, Herr non. 174; die von. 291. Erbach, (berbarb, Schenk von, Domberr und Kämmerer zu Mainz. 194. 220; Dietrich, Erzbifchof von Mainz, fiebe Mainz. 6; Konrad, Schenk von. 174. Erfurt. 4. Crid, Herzog von Sadyjen, fiehe Sadyfen. Crlau (Crlad)), Thomas Luban, Bijdyof von. 19. Ernft, Herzog von, |. Defterreich. Erjel. 139. Erpad, |. Erbach. Eplingen. 90. 246. Ettenbeim. 235. Eugen IV., Payft. 258. 266. 268. . 210. 288 290. 293. 311. 321. 322. 331. 339. 345. Falkenberg, Chriftian. 33. Felir IIL, Papft. 352 fin. Feltri. 27. 86. Ferrara. 292. VifďHberg, Sdlop. 228. Flandern. 66. Slanbersberg. 188.. Flajdo, Ritter. 13. $Slorentinet, die. 273. 287. 288. Florenz. 322. 331. Gejdjidtid)teiber, Lfrg. 79. Eberhard Windede. Forchtel, Ulrich. 6. Forgacz, Blafius. 10. 11. Frank von Kronenberg. 333. Fran ffurt am Main. 4. 223. 227. 229. 233. 239. 360. Franto, Krungo. 187; Symon. 187. Franfreid), Kónig von. 4. 120. 240. 332; bejjen Tochter 150; Sohn 150; bejjen Rathe 59. Franz, Propft. 203. Franzojen, die. 197. Frauenberg 222. 231. Frauenberg, Georg 319. srauenbiujer, der. 191. Frauenmarfkt. 142; cf Gelife. Freiberg in Meißen. 213. 217. Freiburg im Breisgau. 56. Freiburg im Uedtlande. 44. 92. Jreijing, Bijdhof vou, einer von Berne. 159. 184. Friaul, Patriard) v. 104; Land. 17. Friedrich, Bifdof von Koln, fiehe Köln. Friedrich, Graf v. Giflo, j. Cily. Friedrich, Burggraf von Nürnberg Markgraf von Brandenburg, fiehe Brandenburg. Friedrich LV., Herzog von Defter- reich, |. Defterreid). Friedrich V. von Dejterreich, fiebe Defterreich. Friedrich I, Markgraf von Meiken Herzog von Sachfen, |. Meißen. Friedrich Il. der Sanftmüthige: |. Meißen. Friesland. 214. Friglar. 222. Frohn, der. 92. Fulda, Stadt. Fulda, Abt von. 222, 228. 21 a
Regifter. 321 Endingen. 56. England, Konig Heinrich V. von. 59. 60. 66. 67. 76. 77. 146. 150. 240. 241. 332; feine Brüder 59; i. Br. Thomas 146; vgl. Glocefter. Engländer. 197. 332. Englifd - frangôfifher Krieg. 60. 77. 82. 147. 150. 236. 332. Enjisheim. 56. 89. Eppftein, Herr non. 174; die von. 291. Erbach, (berbarb, Schenk von, Domberr und Kämmerer zu Mainz. 194. 220; Dietrich, Erzbifchof von Mainz, fiebe Mainz. 6; Konrad, Schenk von. 174. Erfurt. 4. Crid, Herzog von Sadyjen, fiehe Sadyfen. Crlau (Crlad)), Thomas Luban, Bijdyof von. 19. Ernft, Herzog von, |. Defterreich. Erjel. 139. Erpad, |. Erbach. Eplingen. 90. 246. Ettenbeim. 235. Eugen IV., Payft. 258. 266. 268. . 210. 288 290. 293. 311. 321. 322. 331. 339. 345. Falkenberg, Chriftian. 33. Felir IIL, Papft. 352 fin. Feltri. 27. 86. Ferrara. 292. VifďHberg, Sdlop. 228. Flandern. 66. Slanbersberg. 188.. Flajdo, Ritter. 13. $Slorentinet, die. 273. 287. 288. Florenz. 322. 331. Gejdjidtid)teiber, Lfrg. 79. Eberhard Windede. Forchtel, Ulrich. 6. Forgacz, Blafius. 10. 11. Frank von Kronenberg. 333. Fran ffurt am Main. 4. 223. 227. 229. 233. 239. 360. Franto, Krungo. 187; Symon. 187. Franfreid), Kónig von. 4. 120. 240. 332; bejjen Tochter 150; Sohn 150; bejjen Rathe 59. Franz, Propft. 203. Franzojen, die. 197. Frauenberg 222. 231. Frauenberg, Georg 319. srauenbiujer, der. 191. Frauenmarfkt. 142; cf Gelife. Freiberg in Meißen. 213. 217. Freiburg im Breisgau. 56. Freiburg im Uedtlande. 44. 92. Jreijing, Bijdhof vou, einer von Berne. 159. 184. Friaul, Patriard) v. 104; Land. 17. Friedrich, Bifdof von Koln, fiehe Köln. Friedrich, Graf v. Giflo, j. Cily. Friedrich, Burggraf von Nürnberg Markgraf von Brandenburg, fiehe Brandenburg. Friedrich LV., Herzog von Defter- reich, |. Defterreid). Friedrich V. von Dejterreich, fiebe Defterreich. Friedrich I, Markgraf von Meiken Herzog von Sachfen, |. Meißen. Friedrich Il. der Sanftmüthige: |. Meißen. Friesland. 214. Friglar. 222. Frohn, der. 92. Fulda, Stadt. Fulda, Abt von. 222, 228. 21 a
Strana 322
322 Register. Fuldischberg. 228. Fünfkirchen, Bischof von. 189. ef. Agram. von. 19; ein anderer. 189. 248. (cf. 178b fin). Graz. 195. Gregor (XII.), Papst. 43. 339. Griechenland, Kaiser von. 186. Gaffurt (2). 248 Gaisbock, Johann. 202. 189. 194. 207. 334. Gamaliel. 240. Günther, Graf. 73. (von Schwarz- Gara, Johann. 157. burg?) Gara, Nikolaus 10. 13. 20. 21. Gutte, oder Guttiche, Windecke's 60. 96 fin. Base. 69. Garanwe. 13. Geismar. 222. Hagenau. 83. 90. 94. Geldern, Herzog Rainald (IV.) von. Hamburg. 262b. 5. 93. 158. Der von. 216. 291. Hanau, Herren von 104 158. 248. 356. 360. Vergl. Egmont, Berg Hans. ef. Johann. u Jülich. Hans v. Luxenburg-Lausitz, s. Luxen- —Geldern. 158. 201. burg. 2. Geldernsche Streit: 158. 178b. Hans, Burggraf v. Nürnberg, Bru 201. 203. 205. 216. der des Markgrafen Friedrich von Gelitze. 142. — Brandenburg. 93. 246. Gelthuse, Arnold zu dem. 248. Hans, Herzog von Baiern, siehe Gemlitz. 147. Baiern und Pfalz. Gemona. 27. Hans, Herzog von Sachsen siehe Genf. 57. 59. 64. 92. Sachsen. Gengenbach. 235. Hans von Meißen, s. Meißzen. Gent. 66. 272. Harfleur. 76 146. Genua. 24. Hase, Wilhelm. 140 146. — Genueser. 45. 74. 146. 267. 334. Hasen, „die frommen.“ 96. 137. Geroldseck, Walther von. 191. 146. 190. Geseß, Abt von. 129. Hausen, Volmar, Küchenmeister, Glocester, Herzog von. 215. 217. 333. Goldberg. 230. Hawer, Heinrich. 60. Gonzaher, Herr v. Lodi. 85. [Hedwig] Tochter des Polenkönigs. Gordona. 27. 180. 183. Gorian, Schloß. 10. Heidelberg, Herzog von, s. Pfalz. Gottlieben. 64. Heidelberg, Tag daselbst. 227. Goucelin. 57. Heilbronn. 341. Görlitz. 2. 237. Heiligkreuz. 56. Gralantz, Laurenz. 6. Heiligthum, das römische, siehe Gran, Johann Kanysa, Erzbischof Reichskleinodien.
322 Register. Fuldischberg. 228. Fünfkirchen, Bischof von. 189. ef. Agram. von. 19; ein anderer. 189. 248. (cf. 178b fin). Graz. 195. Gregor (XII.), Papst. 43. 339. Griechenland, Kaiser von. 186. Gaffurt (2). 248 Gaisbock, Johann. 202. 189. 194. 207. 334. Gamaliel. 240. Günther, Graf. 73. (von Schwarz- Gara, Johann. 157. burg?) Gara, Nikolaus 10. 13. 20. 21. Gutte, oder Guttiche, Windecke's 60. 96 fin. Base. 69. Garanwe. 13. Geismar. 222. Hagenau. 83. 90. 94. Geldern, Herzog Rainald (IV.) von. Hamburg. 262b. 5. 93. 158. Der von. 216. 291. Hanau, Herren von 104 158. 248. 356. 360. Vergl. Egmont, Berg Hans. ef. Johann. u Jülich. Hans v. Luxenburg-Lausitz, s. Luxen- —Geldern. 158. 201. burg. 2. Geldernsche Streit: 158. 178b. Hans, Burggraf v. Nürnberg, Bru 201. 203. 205. 216. der des Markgrafen Friedrich von Gelitze. 142. — Brandenburg. 93. 246. Gelthuse, Arnold zu dem. 248. Hans, Herzog von Baiern, siehe Gemlitz. 147. Baiern und Pfalz. Gemona. 27. Hans, Herzog von Sachsen siehe Genf. 57. 59. 64. 92. Sachsen. Gengenbach. 235. Hans von Meißen, s. Meißzen. Gent. 66. 272. Harfleur. 76 146. Genua. 24. Hase, Wilhelm. 140 146. — Genueser. 45. 74. 146. 267. 334. Hasen, „die frommen.“ 96. 137. Geroldseck, Walther von. 191. 146. 190. Geseß, Abt von. 129. Hausen, Volmar, Küchenmeister, Glocester, Herzog von. 215. 217. 333. Goldberg. 230. Hawer, Heinrich. 60. Gonzaher, Herr v. Lodi. 85. [Hedwig] Tochter des Polenkönigs. Gordona. 27. 180. 183. Gorian, Schloß. 10. Heidelberg, Herzog von, s. Pfalz. Gottlieben. 64. Heidelberg, Tag daselbst. 227. Goucelin. 57. Heilbronn. 341. Görlitz. 2. 237. Heiligkreuz. 56. Gralantz, Laurenz. 6. Heiligthum, das römische, siehe Gran, Johann Kanysa, Erzbischof Reichskleinodien.
Strana 323
Regifter. Heinide, |. Najjau. Heinrich), Herzog von Sadyjen (vid): tig Grid), |. Sadfen. Heinrich) v. Baiern, Kaijer. 234. Heinrich, Herzog von Baiern, fiebe Baiern. Heinrich mit der Haube, |. Stajfau. Heinrich, Meifter. 245. Heinrid von Nürnberg, Windede's Diener. 1. Heinsberg, Herrn von. 104. 245. 291. (Handjdr. ftets Hengsberg). Helmftädt, Nhaban von, |. Speier; Wiepredyt von 333 fin. Hempel, Marfchall von Ungarn. 205. Henneberg, Herren von. 104. Hermannftadt, Sob. v. 179. 189. Hervoya, Woimode. 20; genannt Korvy. Hejjen, Landgraf von. 104. 214. 218. 219. 221. 222. 225. 228. 235. 333. 338; Landgraf Ludwig vom. 334 p. m. 349. Heraprud, Karl von. 139. g. ©. Hieronymus von Prag. 96. 254. 340. Hieronymus, |. St. ©. Hildesheim, Bijdof von. 220. $»odbein. 158. 178b. Hof. 248. Hofheim. 178b. vergl. Hochheim. Hohenlohe, Oraf [Ulrich] von. 157; Georg von, f. Paffau; Graf Kraft von. 337. 341. 345. Hohenjynue, |. Siena. Helland, Herzog v. H. und Bras bant; defjen Nathe. 104. — Sa: cobia von. 144. 215. — Marga- retbe von. 144. 323 Holland, Herzog Hans von, fiehe Baiern. Wilhelm VI., Herzog von Baiern- Ctraubing, Graf von Holland. 61. 144; deffen Witwe u. Tochter. 144. Hornftein, Gropgraf von. 178 b. Horwath, Johann von. 10. Hogenplog. 208. 250. Hodyft. 345. $rabijd. 109. 178a. $us, Meifter Johann. 96. 106. 130. 131. 254. Huffiten. 97. 98. 99. 105—128. 130—134. 141. 152—156. 176. 179. 195. 206. 213. 217. 220. 314. 313. 319. 321. 189 sq. Lehre unb Grunbjape berjelben: 130 bis 134. 274 sq. Saijpik, Sdhlof. 105. Janus, Marte, (Johann Matti). 250. Semi$, Nifolaus von. 139. 87; Mijdjfo von. 105. 190. Seni$, Фет von. 139 ©. %glau. 99. 199. 331. Smde [?]. 69. Ingelheim, 73. Sntelnbeim. 73. Sobít, Markgraf von Mähren, f. Qurenburg. Sobann XXIIL, PVapft, Balthajar be Gafja. 29. 43. 54. 63. 67. 339. Sobann, Erzbijdhof von Mainz, |. Mainz. Sobann (Hans), Herzog von Górlig, ]. Lurenburg. Johann, Markgraf v. Niedenau. 159. Sobann, Herzog von Baiern, |. Maier. 91 *
Regifter. Heinide, |. Najjau. Heinrich), Herzog von Sadyjen (vid): tig Grid), |. Sadfen. Heinrich) v. Baiern, Kaijer. 234. Heinrich, Herzog von Baiern, fiebe Baiern. Heinrich mit der Haube, |. Stajfau. Heinrich, Meifter. 245. Heinrid von Nürnberg, Windede's Diener. 1. Heinsberg, Herrn von. 104. 245. 291. (Handjdr. ftets Hengsberg). Helmftädt, Nhaban von, |. Speier; Wiepredyt von 333 fin. Hempel, Marfchall von Ungarn. 205. Henneberg, Herren von. 104. Hermannftadt, Sob. v. 179. 189. Hervoya, Woimode. 20; genannt Korvy. Hejjen, Landgraf von. 104. 214. 218. 219. 221. 222. 225. 228. 235. 333. 338; Landgraf Ludwig vom. 334 p. m. 349. Heraprud, Karl von. 139. g. ©. Hieronymus von Prag. 96. 254. 340. Hieronymus, |. St. ©. Hildesheim, Bijdof von. 220. $»odbein. 158. 178b. Hof. 248. Hofheim. 178b. vergl. Hochheim. Hohenlohe, Oraf [Ulrich] von. 157; Georg von, f. Paffau; Graf Kraft von. 337. 341. 345. Hohenjynue, |. Siena. Helland, Herzog v. H. und Bras bant; defjen Nathe. 104. — Sa: cobia von. 144. 215. — Marga- retbe von. 144. 323 Holland, Herzog Hans von, fiehe Baiern. Wilhelm VI., Herzog von Baiern- Ctraubing, Graf von Holland. 61. 144; deffen Witwe u. Tochter. 144. Hornftein, Gropgraf von. 178 b. Horwath, Johann von. 10. Hogenplog. 208. 250. Hodyft. 345. $rabijd. 109. 178a. $us, Meifter Johann. 96. 106. 130. 131. 254. Huffiten. 97. 98. 99. 105—128. 130—134. 141. 152—156. 176. 179. 195. 206. 213. 217. 220. 314. 313. 319. 321. 189 sq. Lehre unb Grunbjape berjelben: 130 bis 134. 274 sq. Saijpik, Sdhlof. 105. Janus, Marte, (Johann Matti). 250. Semi$, Nifolaus von. 139. 87; Mijdjfo von. 105. 190. Seni$, Фет von. 139 ©. %glau. 99. 199. 331. Smde [?]. 69. Ingelheim, 73. Sntelnbeim. 73. Sobít, Markgraf von Mähren, f. Qurenburg. Sobann XXIIL, PVapft, Balthajar be Gafja. 29. 43. 54. 63. 67. 339. Sobann, Erzbijdhof von Mainz, |. Mainz. Sobann (Hans), Herzog von Górlig, ]. Lurenburg. Johann, Markgraf v. Niedenau. 159. Sobann, Herzog von Baiern, |. Maier. 91 *
Strana 324
324 Johann von Herrmannftadt. 179. 189. Johann, Herr. 190. SIohannes, der Truchjeß, 183. Srlijde. 139. Sjienburg, i. Yfenburg. Sudel, Peter zum. 246. 248. 352; Hriele zum 248. Sungen, Clauëmant zum, 24. 7. der zum. 55. 217; die zum 73 g. E. Sung[rau v. Orleans. 240. 241. 242, Sungherr; Nidol und Rüdiger. 4. Sülid. 158; Herren von, vergl. Egmont und Berg. Kaaden. 139. 140. 141. Kaiferéberg. 90. Kaiferslautern. 73. &aijferftubl. 64 Kalter, Peter. 321. Kaltern, der von. 188. Kardinal [Heinridy] von Eugland. 225. 236. 251. Kardinal von Rom, f. Legat. Karl IV., Kaifer. 2. 3. Katl, König von Neapel. 11; falich- lid) ftatt Qabislaus genannt. 19. 29, Karl, Herzog von Lothringen, fiche Lothringen. Kaftel. 333. Kaftilien, König von. 57. Katharine, au bem Fluffe (a. 9. Schloffe). 69. Kagenellenbogen, Graf von. 93. 104; zwei von 158 fin.; 264. Kaurim. 99. 105. Kammerer, Dietrich, Rath des Erz: bijdhojš von Mainz. 183. Regifter. Keblbeim. 215. Kemnaten [?]. 215. Kenntner, Herzog von Schlefien, i. Sdhlefien. Kenzingen. 56. Keter, |. Huffiten. &eberbrief, ber. 254. Kir heim, Hans, Kanzler. €4. 129. Kigingen. 218. Klofterneuburg. 87. Knebel, Dietrich. 333. Knopf, Henne. 345. Knóringen, Wilhelm von. 58. Koburg. 4. Koldit, Albreht von. 203. Kolobrat. 190. Kollin. 99. 105. Kolmar. 90. Konrad, Erzbijdhof von Mainz, f: Mains. Konrad, Graf. 57. Konrabditein. 88. Konftantinopel, &aifer von, fiebe Oriedyenland. S on[tang. 49. 61. 63. 96. 239. 246. Konzil zu Konftanz. 43. 44. Korvy [Woywobe Hermoya]. 19 b. 20. Koln, Stadt. 5. 91. 216. 252. KôIn, Erzbifhof von, Dietrich, Graf von Mors. 6. v. 44. 61. 91. 95. 102. 104. 159. 189. 213. 214. 216. 219. 221. 223. 224. 235. 248. 255. 256. 266. 287. 349. 355. 360; bejjen 9tátbe. 158. 250. Kónigingra$ (Obidhr. Graz). 97. Königsberg. 21. Königsfaal, Klofter. 139. Krakau, König von, fiehe Polen; Bijďcf von. 19.
324 Johann von Herrmannftadt. 179. 189. Johann, Herr. 190. SIohannes, der Truchjeß, 183. Srlijde. 139. Sjienburg, i. Yfenburg. Sudel, Peter zum. 246. 248. 352; Hriele zum 248. Sungen, Clauëmant zum, 24. 7. der zum. 55. 217; die zum 73 g. E. Sung[rau v. Orleans. 240. 241. 242, Sungherr; Nidol und Rüdiger. 4. Sülid. 158; Herren von, vergl. Egmont und Berg. Kaaden. 139. 140. 141. Kaiferéberg. 90. Kaiferslautern. 73. &aijferftubl. 64 Kalter, Peter. 321. Kaltern, der von. 188. Kardinal [Heinridy] von Eugland. 225. 236. 251. Kardinal von Rom, f. Legat. Karl IV., Kaifer. 2. 3. Katl, König von Neapel. 11; falich- lid) ftatt Qabislaus genannt. 19. 29, Karl, Herzog von Lothringen, fiche Lothringen. Kaftel. 333. Kaftilien, König von. 57. Katharine, au bem Fluffe (a. 9. Schloffe). 69. Kagenellenbogen, Graf von. 93. 104; zwei von 158 fin.; 264. Kaurim. 99. 105. Kammerer, Dietrich, Rath des Erz: bijdhojš von Mainz. 183. Regifter. Keblbeim. 215. Kemnaten [?]. 215. Kenntner, Herzog von Schlefien, i. Sdhlefien. Kenzingen. 56. Keter, |. Huffiten. &eberbrief, ber. 254. Kir heim, Hans, Kanzler. €4. 129. Kigingen. 218. Klofterneuburg. 87. Knebel, Dietrich. 333. Knopf, Henne. 345. Knóringen, Wilhelm von. 58. Koburg. 4. Koldit, Albreht von. 203. Kolobrat. 190. Kollin. 99. 105. Kolmar. 90. Konrad, Erzbijdhof von Mainz, f: Mains. Konrad, Graf. 57. Konrabditein. 88. Konftantinopel, &aifer von, fiebe Oriedyenland. S on[tang. 49. 61. 63. 96. 239. 246. Konzil zu Konftanz. 43. 44. Korvy [Woywobe Hermoya]. 19 b. 20. Koln, Stadt. 5. 91. 216. 252. KôIn, Erzbifhof von, Dietrich, Graf von Mors. 6. v. 44. 61. 91. 95. 102. 104. 159. 189. 213. 214. 216. 219. 221. 223. 224. 235. 248. 255. 256. 266. 287. 349. 355. 360; bejjen 9tátbe. 158. 250. Kónigingra$ (Obidhr. Graz). 97. Königsberg. 21. Königsfaal, Klofter. 139. Krakau, König von, fiehe Polen; Bijďcf von. 19.
Strana 325
Negifter. Krakau, Stadt. 176. 180. 183. Kreppen, |. Thomas. Kreyher, Heinrich ber. 147. Kronberger, Johannes. 333. Kronenberg, Franf von. 333; die Frommen von. 158. Krujeln, Rüdiger. 202. Kulmbad. 248. Kuttenberg. 97. 99. 105. 109. 206. Kyfto, Huffitenführer. 147. € aa. 214. La Chambre. 92. Qadislaus, Konig von Neapel, fiehe Neapel. Ladislaug, Konig von Polen, fiebe Polen. Lafflai, Gweiden, ungarifher Hof- meifter. 287. CLancafter, Herzog von. 217. Landed, Otto. 247. Landsberg. 90. Langendorf bei Ofen. 87. 352. Tansle. 92. Langenboé, Heinrich. 73. €angelor. 85. Langelot. 45. Laufenberg. 56. Laufanne, Bijdyof von. 59; Stadt. 57. 64. 92. Lauterbach. 228. Lazgo von Mähren. 96. Legat, Der päpftliche. 104. 159. 220. Leiningen, Der von. 93; Die von. 104. 174; Emmerid von. 23; Friedrich vou. 158. 203. 235. 255; Rudolf von. 235; Siegfried von (vielmehr Gottfried), Erabifhof von Maing, |. Mainz. Leipe, 220. 325 Leutomirz. 139 fin. Leiter |. Scala. €idjtenberg, Sunfer Ludbmann von. 83. 174. 235. 239; Landgrafen von. 159. 216. 217; die Alte zu. 69. Lidytenftein, Herr Chriftoffel von. 22b. Liegnig. 230. €ieftal. 92. Limburg. 178b. 333. 344, Limel, Mathes. 73. Limpad), Herzog von. 178b. Littauen. 1) Gropfürft Witold [Alexander]. 13. 14. 21. 30. 31. 34. 103. 158. 191. 193. 258. 259; i. Bruber. 258. 259; |. Gemahlin. 15. 16. — 2) Herzog Sigmund [KRorpbut], Sdywejterjobhn Witolde 103. 104. 176. 177. 178a. 208. 3) Gwidrigal. 258. 259. 271. Lobith. 158. 178b. Lodi, Herren von. 85, val. Gongaber; Stadt. 43. offe. 139. London. 60. Lothringen, Herzog [Karl] von. 216. 235. 239. 255. 287. Louvre. 82. Lowen. 5. 59. 272. 345. Lowenberg, Soft, 345. Lubed f. Lobith. Lucca. 265. Ludmann f. Lichtenberg. Ludwig, Konig von Ungarn. 3. €ubmig IIL, Kurf., Herzog von Heidelberg |. Pfalz. Ludwig, Herzog von Baiern-Ingol- ftabt, f. Baiern. Ludwig, Herzog von Brieg, fiehe Sdlefien.
Negifter. Krakau, Stadt. 176. 180. 183. Kreppen, |. Thomas. Kreyher, Heinrich ber. 147. Kronberger, Johannes. 333. Kronenberg, Franf von. 333; die Frommen von. 158. Krujeln, Rüdiger. 202. Kulmbad. 248. Kuttenberg. 97. 99. 105. 109. 206. Kyfto, Huffitenführer. 147. € aa. 214. La Chambre. 92. Qadislaus, Konig von Neapel, fiehe Neapel. Ladislaug, Konig von Polen, fiebe Polen. Lafflai, Gweiden, ungarifher Hof- meifter. 287. CLancafter, Herzog von. 217. Landed, Otto. 247. Landsberg. 90. Langendorf bei Ofen. 87. 352. Tansle. 92. Langenboé, Heinrich. 73. €angelor. 85. Langelot. 45. Laufenberg. 56. Laufanne, Bijdyof von. 59; Stadt. 57. 64. 92. Lauterbach. 228. Lazgo von Mähren. 96. Legat, Der päpftliche. 104. 159. 220. Leiningen, Der von. 93; Die von. 104. 174; Emmerid von. 23; Friedrich vou. 158. 203. 235. 255; Rudolf von. 235; Siegfried von (vielmehr Gottfried), Erabifhof von Maing, |. Mainz. Leipe, 220. 325 Leutomirz. 139 fin. Leiter |. Scala. €idjtenberg, Sunfer Ludbmann von. 83. 174. 235. 239; Landgrafen von. 159. 216. 217; die Alte zu. 69. Lidytenftein, Herr Chriftoffel von. 22b. Liegnig. 230. €ieftal. 92. Limburg. 178b. 333. 344, Limel, Mathes. 73. Limpad), Herzog von. 178b. Littauen. 1) Gropfürft Witold [Alexander]. 13. 14. 21. 30. 31. 34. 103. 158. 191. 193. 258. 259; i. Bruber. 258. 259; |. Gemahlin. 15. 16. — 2) Herzog Sigmund [KRorpbut], Sdywejterjobhn Witolde 103. 104. 176. 177. 178a. 208. 3) Gwidrigal. 258. 259. 271. Lobith. 158. 178b. Lodi, Herren von. 85, val. Gongaber; Stadt. 43. offe. 139. London. 60. Lothringen, Herzog [Karl] von. 216. 235. 239. 255. 287. Louvre. 82. Lowen. 5. 59. 272. 345. Lowenberg, Soft, 345. Lubed f. Lobith. Lucca. 265. Ludmann f. Lichtenberg. Ludwig, Konig von Ungarn. 3. €ubmig IIL, Kurf., Herzog von Heidelberg |. Pfalz. Ludwig, Herzog von Baiern-Ingol- ftabt, f. Baiern. Ludwig, Herzog von Brieg, fiehe Sdlefien.
Strana 326
326 Ludwig, Herzog von Berg, |. Berg. Ludwig, Landgraf von Heffen, f. Hefjen. Ludwig der Doftor. 338. Luna, Petrus de, |. Benedictus. €unbenburg. 214. Lupfen, Graf Hans von, Hofmeifter. 205; Herren von. 255 Lurbad). 248. Lutter. 291. Qurenburg: SIohann (Hans) v. Mähren, Karls IV. Bruder. 2. Johann (Hand), Herzog von Luren= burg unb Qaujib. 2. Sobft von Mähren. 2. 6. 13. 18. 52. 339. Karl IV., 2. 3. Peter von, Kardinal. 209. Profop von Mabren. 2. 13. 18. Sigmund, Sohn Karls IV. ungari- der, bobmijdyer, deutjder Konig, Kaifer erhält Brandenburg 3; nach Ungarn gebracht 3; verlobt. 3; zum Könige gewählt. 6; riiftet gegen Sobft. 6. 7; giebt nad) Ofen und Friaul. 7; zum romijden Könige gefrónt. 9. 44; zum ungarifchen Könige gefrónt. 12; gefangen und befreit. 13; Zufammentunft mit Witold. 13; geht nad) Böhmen (1401). 18; nad Ungarn (1409). 19; nad Bosnien (1406). 19b; nad) Serbien (1408). 20; beirathet Barbara, Grafin Billy. 20; bleibt in Ungarn biś 1410. 21; vermittelt zwijdjen Polen und bem Orben. 21. 22. 30; zwijdjen Den diterreihijden Herzögen (1413). 28; geht nach Breslau. 32. 33. 135; mit Fried- Regifter. rid) von Oefterveid) in Snnsbruď unb in Briren. 42; über Chur nach Lodi und Cremona. 43; in ber Loms barbei. 85; über Afti, Bern xc. nad) Nachen, gefrönt. 44; nad) Konftanz. 44; jóbnt fid) mit bem $ergoge von Mailand aus. 45; befchließt Die Reife nad Katalonien. 54. 82; flagt über des Papites Fludt und Friedrid) von Oefterreid). 54; zieht nad) Narbonne und Perpignan. 57; bajelbft Wergiftungś - Berjudh. 58; nach Calais, Boulogne. 82; Dover, London. 59; gurüd mad) Calais. 60; zurüd über Nimmegen, Nachen, Straßburg nach Konftanz.61 ; unter= handelt mit FriedrihH von Oefter- reid) unb nimmt Ddefjen Unter werfung an. 63 u. 64; reift nach Mümpelgart. 64; lapt die englifhen Gejdenfe verjegen. 67; und aus- lójen. 68; Mitglied einer Briiber- fhaft in Dordrecht. 68; Anzeige eines Mordverfuchs. 83; unterhan- belt mit ben Benetianern. 86. 87; vor Znaym vergiftet. 88; fdhentt Friedrichs v. Defterreidh Gemahlin Städte. 89; fommt nad) Hagenau. 90. 94; reift nad) Paffau. 90; un- einig mit Herzog Ludwig vonHeidel- berg. 93. 94; bejdyidt den Hus. 96; verlobt in Wien feine Tochter mit Albrecht von Defterreich. 96; zieht 1ad) Ungarn und Böhmen. 97; be: lagert Prag. 98; febrt gefront nad) Ungarn zurůď. 98; fommt na Deutfdland, nidt aber nach Nürn- berg. 104; gegen Mähren. 105; nach Böhmen. 109; erobert und ver: liert Kuttenberg. 109; richtet ber
326 Ludwig, Herzog von Berg, |. Berg. Ludwig, Landgraf von Heffen, f. Hefjen. Ludwig der Doftor. 338. Luna, Petrus de, |. Benedictus. €unbenburg. 214. Lupfen, Graf Hans von, Hofmeifter. 205; Herren von. 255 Lurbad). 248. Lutter. 291. Qurenburg: SIohann (Hans) v. Mähren, Karls IV. Bruder. 2. Johann (Hand), Herzog von Luren= burg unb Qaujib. 2. Sobft von Mähren. 2. 6. 13. 18. 52. 339. Karl IV., 2. 3. Peter von, Kardinal. 209. Profop von Mabren. 2. 13. 18. Sigmund, Sohn Karls IV. ungari- der, bobmijdyer, deutjder Konig, Kaifer erhält Brandenburg 3; nach Ungarn gebracht 3; verlobt. 3; zum Könige gewählt. 6; riiftet gegen Sobft. 6. 7; giebt nad) Ofen und Friaul. 7; zum romijden Könige gefrónt. 9. 44; zum ungarifchen Könige gefrónt. 12; gefangen und befreit. 13; Zufammentunft mit Witold. 13; geht nad) Böhmen (1401). 18; nad Ungarn (1409). 19; nad Bosnien (1406). 19b; nad) Serbien (1408). 20; beirathet Barbara, Grafin Billy. 20; bleibt in Ungarn biś 1410. 21; vermittelt zwijdjen Polen und bem Orben. 21. 22. 30; zwijdjen Den diterreihijden Herzögen (1413). 28; geht nach Breslau. 32. 33. 135; mit Fried- Regifter. rid) von Oefterveid) in Snnsbruď unb in Briren. 42; über Chur nach Lodi und Cremona. 43; in ber Loms barbei. 85; über Afti, Bern xc. nad) Nachen, gefrönt. 44; nad) Konftanz. 44; jóbnt fid) mit bem $ergoge von Mailand aus. 45; befchließt Die Reife nad Katalonien. 54. 82; flagt über des Papites Fludt und Friedrid) von Oefterreid). 54; zieht nad) Narbonne und Perpignan. 57; bajelbft Wergiftungś - Berjudh. 58; nach Calais, Boulogne. 82; Dover, London. 59; gurüd mad) Calais. 60; zurüd über Nimmegen, Nachen, Straßburg nach Konftanz.61 ; unter= handelt mit FriedrihH von Oefter- reid) unb nimmt Ddefjen Unter werfung an. 63 u. 64; reift nach Mümpelgart. 64; lapt die englifhen Gejdenfe verjegen. 67; und aus- lójen. 68; Mitglied einer Briiber- fhaft in Dordrecht. 68; Anzeige eines Mordverfuchs. 83; unterhan- belt mit ben Benetianern. 86. 87; vor Znaym vergiftet. 88; fdhentt Friedrichs v. Defterreidh Gemahlin Städte. 89; fommt nad) Hagenau. 90. 94; reift nad) Paffau. 90; un- einig mit Herzog Ludwig vonHeidel- berg. 93. 94; bejdyidt den Hus. 96; verlobt in Wien feine Tochter mit Albrecht von Defterreich. 96; zieht 1ad) Ungarn und Böhmen. 97; be: lagert Prag. 98; febrt gefront nad) Ungarn zurůď. 98; fommt na Deutfdland, nidt aber nach Nürn- berg. 104; gegen Mähren. 105; nach Böhmen. 109; erobert und ver: liert Kuttenberg. 109; richtet ber
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Reaifter. Ludwig von Baiern - Ingolftadt. 129; fucht Czenko zu gewinnen. 136; vor Prag. 138. 139; giebt die Belagerung auf. 139; nach Un- garıt. 139; Schlacht am Wiffehrad; 139; zornig darlıber. 140; verbannt unb begnabigt, |. Gemahlin. 142; jenbet Wusjdreiben wegen ber Huj- fiten. 148; zweiter Zug nad) Böh- men. 152; fomnt nach Regensburg und Nürnberg. 157; belehnt Fried- rich mit Meifjen. 157; fóbnt fid) mit dem Kolenkönige aus. 158; macht Bijdhof Konrad zum Reichs» wicar. 174; riiftet in Ungarn gegen bie Türken. 174; vermittelt zwijchen Polen und dem Orden. 176; be- nachrichtigt Herzog AWbredht von Sigmund Koribute Ankunft. 178a; unterhanbelt mit ben Huffiten. 179; idhidt bie Reiche = Kleinobien nach Nürnberg. 181; helehnt die Kinder des von Bit) 182; föhnt fid) üt Krafau mit bem Polenfónige aus. 180 u. 183; hört in Ofen die Bot: idt ber Sür[ürftem. 183; ge bietet bem Pfalzarafen Frieden. 184. 182; untermirft ben Gallaga. 187; errichtet ein Domitift 188; hält in Dfen eine Berjammlung. 189; empfängt ben türfifden Ge- lanbten. 191; verabjdjiebet fid) von ben Gejanbten unb Fürften unb geht nach Blinbenburg. 194; gebt zum SReidhstage nad) Wien. 198. 210. 213; Aufruf an bie Reichs- ftände. 199; geleitet den Dänen: fönig. 200; idyreitet ein gegen Fried- rid) von Gilly. 201; befragt bem Winbede. 204; unterrebet fid) mit 327 ben bebmijdjen anbberren. 206; SBrocejffton in Dfen 207; wird der Segerei bejdhulbiąt. 213, val. 194; jenbet den von SRojenberg nad Prag. 214; bejdheibet einen Tag nad) Nürnberg. 220; erfranft unb fomnt nidjt babin. 206. 243. 246; jchreitet ein gegen den von Weins- berg. 238; jdreibt 1430 an bie Stadt Worms von Prehburg aus. 244; verhört den Windede in Straubing 246; Iadet Mainzer Bürger vor. 247; ift in Nürnberg. 248; labet von Preßburg (1429) żur Berjamnlung bajelbit ein. 249; reitet von Augsburg nach Feldkirch. 256. 264; idyreibt ben ZFirften nach Sranffurt zu fommen. 256; Jdhreibt von Niirnberg an Pfalzgraf Lubd- wig. 257; will nah Rom. 259; zieht nach Mailand. 260. 264; ba- jelbft gefrónt. 266; nadj Piacenza. 264. 266; nach Lucca. 265; nad) Siena. 265. 270; in Siena 267. 288. 271. 278. 309. 311. 321; nad) Rom 270. 289; gefrónt. 290. 312; begiebt ficdh von Nürnberg nad) Bamberg und Eger und zu: rüd. 287; unterbanbelt mit ben Huffiten. 287; mit Cugen in Siena. 288; in Ferrara 292; nad Bafel. 292; auf bem Bafler Konzil. 293. 311; belebut den jungen Marf- grafen von Baden 293; jdjüpt Bapft Eugen, nimmt deffen und mebrerer italienijdjer Staaten Bot- Ichaften entgegen. 311; wird von der Geiftlichfeit gehaft. 312; fordert auf zur Befchidung des Konzils. 313; hält Gericht über Herzog Lud-
Reaifter. Ludwig von Baiern - Ingolftadt. 129; fucht Czenko zu gewinnen. 136; vor Prag. 138. 139; giebt die Belagerung auf. 139; nach Un- garıt. 139; Schlacht am Wiffehrad; 139; zornig darlıber. 140; verbannt unb begnabigt, |. Gemahlin. 142; jenbet Wusjdreiben wegen ber Huj- fiten. 148; zweiter Zug nad) Böh- men. 152; fomnt nach Regensburg und Nürnberg. 157; belehnt Fried- rich mit Meifjen. 157; fóbnt fid) mit dem Kolenkönige aus. 158; macht Bijdhof Konrad zum Reichs» wicar. 174; riiftet in Ungarn gegen bie Türken. 174; vermittelt zwijchen Polen und dem Orden. 176; be- nachrichtigt Herzog AWbredht von Sigmund Koribute Ankunft. 178a; unterhanbelt mit ben Huffiten. 179; idhidt bie Reiche = Kleinobien nach Nürnberg. 181; helehnt die Kinder des von Bit) 182; föhnt fid) üt Krafau mit bem Polenfónige aus. 180 u. 183; hört in Ofen die Bot: idt ber Sür[ürftem. 183; ge bietet bem Pfalzarafen Frieden. 184. 182; untermirft ben Gallaga. 187; errichtet ein Domitift 188; hält in Dfen eine Berjammlung. 189; empfängt ben türfifden Ge- lanbten. 191; verabjdjiebet fid) von ben Gejanbten unb Fürften unb geht nach Blinbenburg. 194; gebt zum SReidhstage nad) Wien. 198. 210. 213; Aufruf an bie Reichs- ftände. 199; geleitet den Dänen: fönig. 200; idyreitet ein gegen Fried- rid) von Gilly. 201; befragt bem Winbede. 204; unterrebet fid) mit 327 ben bebmijdjen anbberren. 206; SBrocejffton in Dfen 207; wird der Segerei bejdhulbiąt. 213, val. 194; jenbet den von SRojenberg nad Prag. 214; bejdheibet einen Tag nad) Nürnberg. 220; erfranft unb fomnt nidjt babin. 206. 243. 246; jchreitet ein gegen den von Weins- berg. 238; jdreibt 1430 an bie Stadt Worms von Prehburg aus. 244; verhört den Windede in Straubing 246; Iadet Mainzer Bürger vor. 247; ift in Nürnberg. 248; labet von Preßburg (1429) żur Berjamnlung bajelbit ein. 249; reitet von Augsburg nach Feldkirch. 256. 264; idyreibt ben ZFirften nach Sranffurt zu fommen. 256; Jdhreibt von Niirnberg an Pfalzgraf Lubd- wig. 257; will nah Rom. 259; zieht nach Mailand. 260. 264; ba- jelbft gefrónt. 266; nadj Piacenza. 264. 266; nach Lucca. 265; nad) Siena. 265. 270; in Siena 267. 288. 271. 278. 309. 311. 321; nad) Rom 270. 289; gefrónt. 290. 312; begiebt ficdh von Nürnberg nad) Bamberg und Eger und zu: rüd. 287; unterbanbelt mit ben Huffiten. 287; mit Cugen in Siena. 288; in Ferrara 292; nad Bafel. 292; auf bem Bafler Konzil. 293. 311; belebut den jungen Marf- grafen von Baden 293; jdjüpt Bapft Eugen, nimmt deffen und mebrerer italienijdjer Staaten Bot- Ichaften entgegen. 311; wird von der Geiftlichfeit gehaft. 312; fordert auf zur Befchidung des Konzils. 313; hält Gericht über Herzog Lud-
Strana 328
328 mig in Bajel. 313; unterhandelt mit den Venetianern. 321 med.; bált eine 9tebe im Konzil und ver- läptdaffelbe; unterbandelt in Baden mit den Schweizern, in Ulm mit Herzog Ludwig von Baiern, geht von da Über Wugsburg u. München nad) Regensburg, wo er mit ben Hujfiten unterbanbelt. 313. 319. 321. 322. 340; führt auf der Donau nach Preßburg, entläßt feinen Ddeut- idHen Hof. 321; erlápt ein Schreiben an die Reidsftinde, in dem er au einem Tage in Frankfurt auffordert. 323—325; nimmt Gejdenfe Der Ungarnentgegen. 328; unterbandelt in Brünn mit den Böhmen. 328; empfängt in Wardein Den Kaspar Schliff mit den Böhmen, geht nad) Salau und Prag. 331 (1435); ver: mittelt zwijdjen Venedig und Pa: Dua. 331; gwijdjen dem König von Frankreich und dem Herzoge von Burgund. 332 (von Iglau aus); in Prag fündigt er einen Reichs: tag an nad) Eger. 333. 340; wartet auf die geiftliden Fürften 338; (Ueberfidt fiber jeine Thaten. 339 ;) unterbandelt in Prag mit Slüd mit den Huffiten. 340; bobe forper- lie Schönheit und Bildnijje. 340 m.; erfranft in Prag. 345; ftirbt in Snaym. 340. 345. 347. 348; legtwilige Verfügungen. 348; wird nad) Ofen gebracht und bort be: ftattet. 349. Wenceslaus (Wenzel), Bruder. 2. Wenceslaug( Wenzel), romijder König. 2. 4. 5. 18. 24. 32. 46 ff. Karls IV. Regifter. 96. 97. 101. 111. 112. 130. 139. 339. Barbara, Sigmund's Gemahlin, geb. Gräfin Gilly. 19. 20. 124. 145. 183 207. 348 g. €. Glifabeth, Sigmunb's Tochter. 142. 348. Glifabeth, Sigmund’'s Nidhte. 215. Glijabeth, Wenzel’s Gemablin. 96. Margarethe, Sigmund's Schwefter. 93. Sophie, Wenzel'ś Wittwe. 103. Qurenburg, Stadt. 5. 61. Luzern. 92. €ibed. 68 100. 262b. Lüttich, Bifhof; Johannes VI. bis 1418, f. Baiern. 4; Johannes VII. bis 1419; Johannes VIII. bis 1455. 144. 158. 288. 350. Lüttich, die Stadt. 61. 287. 288. Litttidyer, die. 215. Lubelburg, Herren von. 250. Liigelburg. 326. Lyon. 59. M'aaëminfter. 56. 89. Macra, Benedikt de. 19. Magdeburg, Bijchof von, ein Herr von Schwarzburg. 129. 194. 220. 246. 255; Graf von. 24. Mailand, Bijdhof von. 139. 105; Herzog von. 24. 45. 72. 84. 92. 151. 255. 260. 264. 268. 287. 288. 321 n. d. Mitte. 334; deffen Rathe. 255. Matland. 92. Mainz, Erabifhôfe von: Adolf von Naffau. 339. Konrad von Weingberg. 339. Gott[rieb von Leiningen. 339.
328 mig in Bajel. 313; unterhandelt mit den Venetianern. 321 med.; bált eine 9tebe im Konzil und ver- läptdaffelbe; unterbandelt in Baden mit den Schweizern, in Ulm mit Herzog Ludwig von Baiern, geht von da Über Wugsburg u. München nad) Regensburg, wo er mit ben Hujfiten unterbanbelt. 313. 319. 321. 322. 340; führt auf der Donau nach Preßburg, entläßt feinen Ddeut- idHen Hof. 321; erlápt ein Schreiben an die Reidsftinde, in dem er au einem Tage in Frankfurt auffordert. 323—325; nimmt Gejdenfe Der Ungarnentgegen. 328; unterbandelt in Brünn mit den Böhmen. 328; empfängt in Wardein Den Kaspar Schliff mit den Böhmen, geht nad) Salau und Prag. 331 (1435); ver: mittelt zwijdjen Venedig und Pa: Dua. 331; gwijdjen dem König von Frankreich und dem Herzoge von Burgund. 332 (von Iglau aus); in Prag fündigt er einen Reichs: tag an nad) Eger. 333. 340; wartet auf die geiftliden Fürften 338; (Ueberfidt fiber jeine Thaten. 339 ;) unterbandelt in Prag mit Slüd mit den Huffiten. 340; bobe forper- lie Schönheit und Bildnijje. 340 m.; erfranft in Prag. 345; ftirbt in Snaym. 340. 345. 347. 348; legtwilige Verfügungen. 348; wird nad) Ofen gebracht und bort be: ftattet. 349. Wenceslaus (Wenzel), Bruder. 2. Wenceslaug( Wenzel), romijder König. 2. 4. 5. 18. 24. 32. 46 ff. Karls IV. Regifter. 96. 97. 101. 111. 112. 130. 139. 339. Barbara, Sigmund's Gemahlin, geb. Gräfin Gilly. 19. 20. 124. 145. 183 207. 348 g. €. Glifabeth, Sigmunb's Tochter. 142. 348. Glifabeth, Sigmund’'s Nidhte. 215. Glijabeth, Wenzel’s Gemablin. 96. Margarethe, Sigmund's Schwefter. 93. Sophie, Wenzel'ś Wittwe. 103. Qurenburg, Stadt. 5. 61. Luzern. 92. €ibed. 68 100. 262b. Lüttich, Bifhof; Johannes VI. bis 1418, f. Baiern. 4; Johannes VII. bis 1419; Johannes VIII. bis 1455. 144. 158. 288. 350. Lüttich, die Stadt. 61. 287. 288. Litttidyer, die. 215. Lubelburg, Herren von. 250. Liigelburg. 326. Lyon. 59. M'aaëminfter. 56. 89. Macra, Benedikt de. 19. Magdeburg, Bijchof von, ein Herr von Schwarzburg. 129. 194. 220. 246. 255; Graf von. 24. Mailand, Bijdhof von. 139. 105; Herzog von. 24. 45. 72. 84. 92. 151. 255. 260. 264. 268. 287. 288. 321 n. d. Mitte. 334; deffen Rathe. 255. Matland. 92. Mainz, Erabifhôfe von: Adolf von Naffau. 339. Konrad von Weingberg. 339. Gott[rieb von Leiningen. 339.
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Register. 329 256; zwei M. v. 33. 139. 198. Johann von Nassau. 6. 7. 23. 44. 91. 93. 95. 104. 143. 339; sein 338; vergl. Sachsen. 349? 355? Rath 23. Melun. 59. Mentzer, Johannes. 333 E. Konrad, Rheingraf [v. Dauhn]. 157. Mergentheim. 341. 158. 159. 174. 175. 182. 202. 210. Merlau. 222, s. Fulda. 216—224. 228. 229. 235. 243. Merzweidan. 259. 294. 246. 250. 255. 264. 269. 287. Michel [v. Priest], Propst v. Bunz 313. 315. 320. 339. lau, des Königs Rath. 203. 223. Dietrich Schenk von Erbach. 315. 225. 320. 333. 339. 340. 345. 349. Michelsberg, die von. 96; Stadt; 355; deren Räthe. 183. 220. 220. Stadt. 4. 5. 73. 91. 95. 143. 217. Mischko. 195. 218. 229. 248. 315. 320. 326. Mißenbach, Anthis von. 245. 327. 333 n. d. Mitte. 345; Sagen- Moggio. 27. hafte Gründung. 353. 354. Moirans. 57. Manderscheid, einer von. 291; Monfalchone. 27. Ulrich von. 331, s. Trier. Mont Cenis. 92. Mannheim. 67. Montdragon. 57. Marczaly, Nikolaus. 17. Montferrat, Markgraf von. 44. Maria v. Ungarn, s. Ungarn. 45. 74. 92. Marienburg. 21. Montmeillan. 92. Marsiglio. 17. 331. Montpellier. 57. 209. Marte Janus, s. Janus. Montreuil. 59. Martin V., Papst. 64. 70. 75. 84. Morer, Georg. 139. 85. 92. 144. 176. 220. 239. 258. Morges. 57. 266. 291. 322. 339; Mitte. Morgine. 92. Massovien, S. 30. Motta. 27. Maſtricht. 5. MöckmühI. 337. Mecheln. 59. Mömpelgart. 64. 146 E. Medeburg (?) Graf von. 22b. Mörs, Friederich, Graf v. s. Köln, Meier (Meiner, Myger) Ulrich. 184. Herren von. 104. 255. 191. Mülhausen i. E. 90. Meinrad, s. Neuhaus. Müllheim. 73. Meisenheim. 321. Münster, Bischof [Heinrich II., Graf —von Mörs]. 214. Meißen, Bischof von. 105. 109. 139. 189; der von. 88; Hans von. 22b. 105. 198; Markgraf von, Narbonne, Bischof von. 57. [Friedrich I.] 157. 159. 217. 220. Narbonne, Stadt. 57. 224; Friedrich (II.) von. 229. 248. Nassau, Graf Adolf von. 23. 104.
Register. 329 256; zwei M. v. 33. 139. 198. Johann von Nassau. 6. 7. 23. 44. 91. 93. 95. 104. 143. 339; sein 338; vergl. Sachsen. 349? 355? Rath 23. Melun. 59. Mentzer, Johannes. 333 E. Konrad, Rheingraf [v. Dauhn]. 157. Mergentheim. 341. 158. 159. 174. 175. 182. 202. 210. Merlau. 222, s. Fulda. 216—224. 228. 229. 235. 243. Merzweidan. 259. 294. 246. 250. 255. 264. 269. 287. Michel [v. Priest], Propst v. Bunz 313. 315. 320. 339. lau, des Königs Rath. 203. 223. Dietrich Schenk von Erbach. 315. 225. 320. 333. 339. 340. 345. 349. Michelsberg, die von. 96; Stadt; 355; deren Räthe. 183. 220. 220. Stadt. 4. 5. 73. 91. 95. 143. 217. Mischko. 195. 218. 229. 248. 315. 320. 326. Mißenbach, Anthis von. 245. 327. 333 n. d. Mitte. 345; Sagen- Moggio. 27. hafte Gründung. 353. 354. Moirans. 57. Manderscheid, einer von. 291; Monfalchone. 27. Ulrich von. 331, s. Trier. Mont Cenis. 92. Mannheim. 67. Montdragon. 57. Marczaly, Nikolaus. 17. Montferrat, Markgraf von. 44. Maria v. Ungarn, s. Ungarn. 45. 74. 92. Marienburg. 21. Montmeillan. 92. Marsiglio. 17. 331. Montpellier. 57. 209. Marte Janus, s. Janus. Montreuil. 59. Martin V., Papst. 64. 70. 75. 84. Morer, Georg. 139. 85. 92. 144. 176. 220. 239. 258. Morges. 57. 266. 291. 322. 339; Mitte. Morgine. 92. Massovien, S. 30. Motta. 27. Maſtricht. 5. MöckmühI. 337. Mecheln. 59. Mömpelgart. 64. 146 E. Medeburg (?) Graf von. 22b. Mörs, Friederich, Graf v. s. Köln, Meier (Meiner, Myger) Ulrich. 184. Herren von. 104. 255. 191. Mülhausen i. E. 90. Meinrad, s. Neuhaus. Müllheim. 73. Meisenheim. 321. Münster, Bischof [Heinrich II., Graf —von Mörs]. 214. Meißen, Bischof von. 105. 109. 139. 189; der von. 88; Hans von. 22b. 105. 198; Markgraf von, Narbonne, Bischof von. 57. [Friedrich I.] 157. 159. 217. 220. Narbonne, Stadt. 57. 224; Friedrich (II.) von. 229. 248. Nassau, Graf Adolf von. 23. 104.
Strana 330
330 157. 182 216. 221. 339; beffen Sohn. 344; Sunter Heinr. (Heinfe) von, eigentlid) Johann II. mit der Haube. 263; Graf Philipp von. 23. 64. 83. 86. 93. 104. 157. 182; anbgraf von. 107; Grafen von. 174. 182. 255. Navarra, König von. 334. Neapel, Konig Karl IL. von. 19. 29; &. Qabislaus von. 19. 29. Nemig, Ritter, 139 g. C. Regifter. 248. 250. 348. 349. 351. 352; Herzog Albrecht (VI.) 355; Herzog Grnft von. 7. 22b. 24. 28. 159. 355; Herzog Friedridy (IV.) von. 1. 22. 28. 42. 54. 56. 58. 62. 63. 64 90. 188. 191. 224; befjen ®e- mablin. 89; Herzog Friedridy (V.) von, Ernfté Sobn, Albredts Rad- folger. 355. 356. 359. 360; Her- 30g Heinrich von. 28; Herzog Wil belm von. 18. Nevers, Graf von. 77; Land 59. Ofen. 142. 339. Neuenburg, Welih-R 57. 105. Nenhaugs, ber von. 96. 147; Mein= rad von. 329. 330. Steuftabt. 4. Neusz 178b. Niederehnheim. 90. Nijmegen. 61. 158. 178b. Nimburg. 99. Nismes. 57. Nivelles. 5. Normandie. 332 g. &. Noyon. 5. Nürnberg. 4. 102 104. 157. 181. 192. 210. 217. 220. 223. 252. Nürnberg, Markgraf Friedrich b. Ae. von. 337. Nyon. 57. Oberehnheim. 90. Dberfird. 235. Sberbeim. 73. Dberzo. 27. Defterreih, Herzog Albrecht (IV.) von. 87; Herzog Albrecht (V.) v. 7. 17. 22b. 24. 52. 87. 96. 98. 99. 104. 105. 142. 139. 178. 189. 191. 199. 209 g. G. 214. 294. S blau. 230. DImüt. 103. Dpatowig. 196. Oppenheim. 73. 377 (?). Dppogin, Herr Johann von. 196. Orange. 57. Orden, Der deutfde, |. Preufen- herren. Orleans, der von. 5; die von. 78; Herr von Afti. 85; Herzog [Ludwig] von. 78; Jungfrau von, f. Jungfrau, Sungberren v. 77; Stadt. 209. 240. Orjini. 321. Mitte. val. 3Bertolbe. Ortenburg, Graf von. 17. 27. Ortlieb, Ulrich. 194. Otto, Přalagraf, f. Pfalz. Otto, Erzbijdhof v. Trier, |. Trier. Dettingen, Herren von. 225. 255: Graf €ubmig vor, Sigmunds Hof: meifter, 63. 64. 72. 83. 104. 142. 213. 220 Padua, der Alte von. 72. Pane [?]. 76. Panfratius. 259. Paris, Stadt. 42. 59. 209. Paris, f. Colonna. Bajjau, Bijhor Georg von, ein
330 157. 182 216. 221. 339; beffen Sohn. 344; Sunter Heinr. (Heinfe) von, eigentlid) Johann II. mit der Haube. 263; Graf Philipp von. 23. 64. 83. 86. 93. 104. 157. 182; anbgraf von. 107; Grafen von. 174. 182. 255. Navarra, König von. 334. Neapel, Konig Karl IL. von. 19. 29; &. Qabislaus von. 19. 29. Nemig, Ritter, 139 g. C. Regifter. 248. 250. 348. 349. 351. 352; Herzog Albrecht (VI.) 355; Herzog Grnft von. 7. 22b. 24. 28. 159. 355; Herzog Friedridy (IV.) von. 1. 22. 28. 42. 54. 56. 58. 62. 63. 64 90. 188. 191. 224; befjen ®e- mablin. 89; Herzog Friedridy (V.) von, Ernfté Sobn, Albredts Rad- folger. 355. 356. 359. 360; Her- 30g Heinrich von. 28; Herzog Wil belm von. 18. Nevers, Graf von. 77; Land 59. Ofen. 142. 339. Neuenburg, Welih-R 57. 105. Nenhaugs, ber von. 96. 147; Mein= rad von. 329. 330. Steuftabt. 4. Neusz 178b. Niederehnheim. 90. Nijmegen. 61. 158. 178b. Nimburg. 99. Nismes. 57. Nivelles. 5. Normandie. 332 g. &. Noyon. 5. Nürnberg. 4. 102 104. 157. 181. 192. 210. 217. 220. 223. 252. Nürnberg, Markgraf Friedrich b. Ae. von. 337. Nyon. 57. Oberehnheim. 90. Dberfird. 235. Sberbeim. 73. Dberzo. 27. Defterreih, Herzog Albrecht (IV.) von. 87; Herzog Albrecht (V.) v. 7. 17. 22b. 24. 52. 87. 96. 98. 99. 104. 105. 142. 139. 178. 189. 191. 199. 209 g. G. 214. 294. S blau. 230. DImüt. 103. Dpatowig. 196. Oppenheim. 73. 377 (?). Dppogin, Herr Johann von. 196. Orange. 57. Orden, Der deutfde, |. Preufen- herren. Orleans, der von. 5; die von. 78; Herr von Afti. 85; Herzog [Ludwig] von. 78; Jungfrau von, f. Jungfrau, Sungberren v. 77; Stadt. 209. 240. Orjini. 321. Mitte. val. 3Bertolbe. Ortenburg, Graf von. 17. 27. Ortlieb, Ulrich. 194. Otto, Přalagraf, f. Pfalz. Otto, Erzbijdhof v. Trier, |. Trier. Dettingen, Herren von. 225. 255: Graf €ubmig vor, Sigmunds Hof: meifter, 63. 64. 72. 83. 104. 142. 213. 220 Padua, der Alte von. 72. Pane [?]. 76. Panfratius. 259. Paris, Stadt. 42. 59. 209. Paris, f. Colonna. Bajjau, Bijhor Georg von, ein
Strana 331
Negifter. 331 Herr von Hohenlohe, Sigmunds Kanzler. 71. 72. 83. 104. 139. n. b. M. 172. 158. 178b. 248. Pajjau, Stadt, 90. 91. 223. Patriarch, der, Herzog von Ted. 104. 189. 191. Pavia. 92. Perpignan. 57. 58. 59. 339. Pera. 27. Pfalz, Johann (Hans), Pfalzgraf von Neumarkt, von W. genamut Hand von Baiern- Sulzbach ober Hand von Amberg. 33. 64. 95. 104. 129. 139. 159. 191. 220. 223. 231. 246. 248 n. b. M. 250. 252. 255. 256. 292. 313; Ludwig (III. Kurfürft von ber,) Herzog v. Heidelberg. 6. 44. 56. 58. 67. 91. 93. 94. 95. 96. 104. 157.158 Ende; 176. 184. 193. 204. 205. 213. 216. 219. 223. 224. 227. 238. 248. 255. 256. 262. 313. 340. 349; Ludwig (IV., des vorigen Sohn). 219. 337. 340. 349. 355. 356. 360; Otto (L, Pfalzgraf zu Mosbach und Neu- marft). 95. 104. 219. 238. 255. 349; Rupredt, róm. König. 5. 6. 24. 339. 340 Mitte; Ruprecht, Ludwigs III. Sohn. 158. 159. 219; Stephan (Pfalzgraf zu Sweibrüden). 5. 6. 56. 95. 104. 235. 255. 256. Pfintig, Sebold. 192. Pfirt. 56. 89. Pilug, Heinz. 292. Pforzheim. 90. Philipp von Naffau, |. Naffau. Piacenza. 264. Pierve-Latte. 57. Biljen. 4. 139. ipo (b. h. Philipp) Span. (von SOgora, Graf v. Temesvar). 7. 27. 109, Placentinus (Legat Branda von Placentia, Kardinal von San Ble mente) 159. 176. 179. 180. 183. 189. 191. 207. 258. 319. Polen, Wlabislaw [1L. Zagiello] Konig von. 7. 20—21. 24. 30. 31. 80. 101 158. 176. 180. 193. 194; deffen Sobn. 311; defjen Tochter. 180. 183. Polenz, Hans von. 237. Pommern, Herzog von. 180; Po: qusiam, Herzog von. 180. 183. Point ©. Ciprit. 57. Bonteftura. 92. Vortobufoletto. 27. Portogruaro. 27. Potugal, Konig von. 334; dejjen Sohn. 213. Prag, Crzbijdof [Sbinfo] von. 23; Steujtabt. 314; Stadt. 4. 97. 98. 138. 139. Prager, die. 138. 152. 156. 191. 195. 206. 214. val. Huffiten. Prampergo. 27. Premariaco. 27. Prepburg 243. 246. Preußen, Land. 21. Preubenberren, die. 20. 21. 24. 30. 34. 159. 176. 271. 294. BVrotop von Maäbren, f. Lurenburg. Prokop. 248. 340. Stabar, |. Speier. NRainalb, jf. Geldern. Raizen, (Rajcien) bie. 109; Land. 20. 21. SQtappoltsmeiler. 56.
Negifter. 331 Herr von Hohenlohe, Sigmunds Kanzler. 71. 72. 83. 104. 139. n. b. M. 172. 158. 178b. 248. Pajjau, Stadt, 90. 91. 223. Patriarch, der, Herzog von Ted. 104. 189. 191. Pavia. 92. Perpignan. 57. 58. 59. 339. Pera. 27. Pfalz, Johann (Hans), Pfalzgraf von Neumarkt, von W. genamut Hand von Baiern- Sulzbach ober Hand von Amberg. 33. 64. 95. 104. 129. 139. 159. 191. 220. 223. 231. 246. 248 n. b. M. 250. 252. 255. 256. 292. 313; Ludwig (III. Kurfürft von ber,) Herzog v. Heidelberg. 6. 44. 56. 58. 67. 91. 93. 94. 95. 96. 104. 157.158 Ende; 176. 184. 193. 204. 205. 213. 216. 219. 223. 224. 227. 238. 248. 255. 256. 262. 313. 340. 349; Ludwig (IV., des vorigen Sohn). 219. 337. 340. 349. 355. 356. 360; Otto (L, Pfalzgraf zu Mosbach und Neu- marft). 95. 104. 219. 238. 255. 349; Rupredt, róm. König. 5. 6. 24. 339. 340 Mitte; Ruprecht, Ludwigs III. Sohn. 158. 159. 219; Stephan (Pfalzgraf zu Sweibrüden). 5. 6. 56. 95. 104. 235. 255. 256. Pfintig, Sebold. 192. Pfirt. 56. 89. Pilug, Heinz. 292. Pforzheim. 90. Philipp von Naffau, |. Naffau. Piacenza. 264. Pierve-Latte. 57. Biljen. 4. 139. ipo (b. h. Philipp) Span. (von SOgora, Graf v. Temesvar). 7. 27. 109, Placentinus (Legat Branda von Placentia, Kardinal von San Ble mente) 159. 176. 179. 180. 183. 189. 191. 207. 258. 319. Polen, Wlabislaw [1L. Zagiello] Konig von. 7. 20—21. 24. 30. 31. 80. 101 158. 176. 180. 193. 194; deffen Sobn. 311; defjen Tochter. 180. 183. Polenz, Hans von. 237. Pommern, Herzog von. 180; Po: qusiam, Herzog von. 180. 183. Point ©. Ciprit. 57. Bonteftura. 92. Vortobufoletto. 27. Portogruaro. 27. Potugal, Konig von. 334; dejjen Sohn. 213. Prag, Crzbijdof [Sbinfo] von. 23; Steujtabt. 314; Stadt. 4. 97. 98. 138. 139. Prager, die. 138. 152. 156. 191. 195. 206. 214. val. Huffiten. Prampergo. 27. Premariaco. 27. Prepburg 243. 246. Preußen, Land. 21. Preubenberren, die. 20. 21. 24. 30. 34. 159. 176. 271. 294. BVrotop von Maäbren, f. Lurenburg. Prokop. 248. 340. Stabar, |. Speier. NRainalb, jf. Geldern. Raizen, (Rajcien) bie. 109; Land. 20. 21. SQtappoltsmeiler. 56.
Strana 332
332 Register. Ravensburg. 56. Regensburg, Bischof von, [Jo- hann II. von Streitberg und] Auf- seß. 129. 159; Stadt. 102. 157. 246. 248. 313. 319. 321. Reibnitz, Nickol von, Sigmunds Rath. 76. 82. Reichskleinodien. 181. 192. 209 g. E. Reich-Hase. 190. Reinecke, Graf von. 174. Rense. 5. 355. Saarmund. 22. Rheims, Bischof von. 59; Stadt. Sachsen, Herzog Albrecht (III) 4. 5. von, Kurfürst. 6. 22. 80. 157; Rheinau. 235. Friedrich, s. Meißen; Erich V. Rheinfelden. 56. 90. Herzog von Sachsen - Lauenburg. Rheingrafen, zwei. 174. 220 vgl. 157. 159. 220; Kurfürst Rudols Erzbischof v. Köln. von. 22; dessen Tochter ebenda; Rhodus, Großmeister von. 82. Herzog Hans von., s. Meißen. Riferz, der von. 344. Sachfendorf. 337. Riffon, Peter. 83. Sacile. 27. Riga, Bischof von. 64. 129. Safumbergo. 27. Rigeler, Anton. 69. Sallenôves. 57. Rimini. 339. Salm, Herren von. 94. 104; Jo- Ringsberg, Johann. 329. hann, Graf von. 235. Ris. Claus. 247. Salman, Willin. 247. Rivoli. 92. Salzburg, Bischof von. 28. 224. Roanne. 59. Samaiten. 31. Roaz. 340. 344. Sambolth. 27. Rochester. 59. Sandwich. 59. Rokezan. 330. 340. 344. Säulen, einer von der. 266. vgl. Rolle. 57. Colonna. Romanel. 57. Savona. 45. Romans. 57. Savoyen, Graf von. 59. 82; Her- Rommel, Claus. 69. z0g von. 92 255; dessen Gesandter. Rompold, s. Schlesien. 104; Amadeus von. 352. Rosazzo. 27. Rosenberg, der von 147.206.214; Sayn, der von. 93. 104. 158. Ulrich v. 190. Scala, Brunoro della. 17. 60. 72. 151. Rostock. 262b. —Rouen. 146. 150. Rudolf [von Betze], Reichsvicar. 140. Rumilly. 12. 57. Rummel, Jakob. 69. Rumreich. 101. 189. Ruprecht, s. Pfalz. Ruprecht, Herzog von Baiern [2]. 255. Ryffers, der von, s. Riferz.
332 Register. Ravensburg. 56. Regensburg, Bischof von, [Jo- hann II. von Streitberg und] Auf- seß. 129. 159; Stadt. 102. 157. 246. 248. 313. 319. 321. Reibnitz, Nickol von, Sigmunds Rath. 76. 82. Reichskleinodien. 181. 192. 209 g. E. Reich-Hase. 190. Reinecke, Graf von. 174. Rense. 5. 355. Saarmund. 22. Rheims, Bischof von. 59; Stadt. Sachsen, Herzog Albrecht (III) 4. 5. von, Kurfürst. 6. 22. 80. 157; Rheinau. 235. Friedrich, s. Meißen; Erich V. Rheinfelden. 56. 90. Herzog von Sachsen - Lauenburg. Rheingrafen, zwei. 174. 220 vgl. 157. 159. 220; Kurfürst Rudols Erzbischof v. Köln. von. 22; dessen Tochter ebenda; Rhodus, Großmeister von. 82. Herzog Hans von., s. Meißen. Riferz, der von. 344. Sachfendorf. 337. Riffon, Peter. 83. Sacile. 27. Riga, Bischof von. 64. 129. Safumbergo. 27. Rigeler, Anton. 69. Sallenôves. 57. Rimini. 339. Salm, Herren von. 94. 104; Jo- Ringsberg, Johann. 329. hann, Graf von. 235. Ris. Claus. 247. Salman, Willin. 247. Rivoli. 92. Salzburg, Bischof von. 28. 224. Roanne. 59. Samaiten. 31. Roaz. 340. 344. Sambolth. 27. Rochester. 59. Sandwich. 59. Rokezan. 330. 340. 344. Säulen, einer von der. 266. vgl. Rolle. 57. Colonna. Romanel. 57. Savona. 45. Romans. 57. Savoyen, Graf von. 59. 82; Her- Rommel, Claus. 69. z0g von. 92 255; dessen Gesandter. Rompold, s. Schlesien. 104; Amadeus von. 352. Rosazzo. 27. Rosenberg, der von 147.206.214; Sayn, der von. 93. 104. 158. Ulrich v. 190. Scala, Brunoro della. 17. 60. 72. 151. Rostock. 262b. —Rouen. 146. 150. Rudolf [von Betze], Reichsvicar. 140. Rumilly. 12. 57. Rummel, Jakob. 69. Rumreich. 101. 189. Ruprecht, s. Pfalz. Ruprecht, Herzog von Baiern [2]. 255. Ryffers, der von, s. Riferz.
Strana 333
NRegifter. Scala, Stadt. 27. ©daffbaufen. 56. 64. 90. Sdhatojdhir. 87. Gdhalawicz, Bujda von. 189. Sdallaga, Nifolauë von. 187. Sdarfenftein, Kuno von, Vite 179. thum. 23. Schaumburg, Graf von. 191 vgl. Augsburg. Schenf von Seyda. 139. 158. 208 Gdenfenberg, Katharine zu. 69. Gdeppern, Sdepplein, |. Siepel. GSdhlejien, Kenntner, Herzog ». [Konrad V. Santhner zu Oels|. 105. 159. 191; tub wig [1L.], Ger» 30g von Brieg. 146. 230; Rome polt [Heinrich X. R.], Herzog zu Glogau. 105. 159. 191; Bim- pinfo, Herzog v. Sroppau, (fonft - Premko genannt). 189. 194. ©dlettftadt. 90. Sdlid, Kasper, Kanzler. 1. 246. 321. 328 g. €; 329. 330. 331. Gdlijjel, Wolf. 247. Schöned. 333. Schürftab, Paulus. 194. Gdmwabenbrid. 73. Sdwanberg, der von. 147. Gdhwarzburg, |. Magdeburg. Schwäbifdh wörth. 313. Sdweidnig. 136. Schweizer, die. 56. Sdmwemberg. 340 n. d. M. €dwerin. 262b. Scluja. 27. Cebede, Herr Nidol. 191. Sebijh, Schwarz. 190. Seeland. 61. 64. 66. 333 Geligenftabt. 4. € ela. 94. Semafiřo, Vůrft won Majfovien. 34. Cenbel. 19b. 20. Senlis. 5. Serbien, Despot von. 20. 186. 189. 191. 194. Serravalle. 85b. Giebenbirter. 19. Siena.. 265. 270. 273. 288. Sigmund, Konig, Kaifer, |. Luren= burg. Sigmund [Korybut], f. Littauen. Sigmund, der Heilige. 188. Giner, Stephan. 82. Sinsheim. 238. Sirde, Jafob von. 273. 289. Sirf, Stadt. 291. Slanbersberg, Heinridy. 139. cf. 188. Gmiribfo, Herr von. 329. Solms, Graf von. 83. 158. Solothurn. 61. 92. Comer (?). 191. Sophie, Wenzelg Gemablin, fiebe Lurenburg. Span, |. Pippo. Spanien, König von. 57. 334. Speier. 73. Speier, Bijdof Rbaban von, einer von Helmftebt, 158 fin. 159. 183. 193. 239. 250. 291. 331. Sponheim, Herren von. 93. 104; Graf v. 158; Graf Johann Mart= graf von. 174. 235. Stang, Johann. 248. Gtarfenberger, der. 159. 188. St. Daniel. 27. Gt. Denis. 59. 209.
NRegifter. Scala, Stadt. 27. ©daffbaufen. 56. 64. 90. Sdhatojdhir. 87. Gdhalawicz, Bujda von. 189. Sdallaga, Nifolauë von. 187. Sdarfenftein, Kuno von, Vite 179. thum. 23. Schaumburg, Graf von. 191 vgl. Augsburg. Schenf von Seyda. 139. 158. 208 Gdenfenberg, Katharine zu. 69. Gdeppern, Sdepplein, |. Siepel. GSdhlejien, Kenntner, Herzog ». [Konrad V. Santhner zu Oels|. 105. 159. 191; tub wig [1L.], Ger» 30g von Brieg. 146. 230; Rome polt [Heinrich X. R.], Herzog zu Glogau. 105. 159. 191; Bim- pinfo, Herzog v. Sroppau, (fonft - Premko genannt). 189. 194. ©dlettftadt. 90. Sdlid, Kasper, Kanzler. 1. 246. 321. 328 g. €; 329. 330. 331. Gdlijjel, Wolf. 247. Schöned. 333. Schürftab, Paulus. 194. Gdmwabenbrid. 73. Sdwanberg, der von. 147. Gdhwarzburg, |. Magdeburg. Schwäbifdh wörth. 313. Sdweidnig. 136. Schweizer, die. 56. Sdmwemberg. 340 n. d. M. €dwerin. 262b. Scluja. 27. Cebede, Herr Nidol. 191. Sebijh, Schwarz. 190. Seeland. 61. 64. 66. 333 Geligenftabt. 4. € ela. 94. Semafiřo, Vůrft won Majfovien. 34. Cenbel. 19b. 20. Senlis. 5. Serbien, Despot von. 20. 186. 189. 191. 194. Serravalle. 85b. Giebenbirter. 19. Siena.. 265. 270. 273. 288. Sigmund, Konig, Kaifer, |. Luren= burg. Sigmund [Korybut], f. Littauen. Sigmund, der Heilige. 188. Giner, Stephan. 82. Sinsheim. 238. Sirde, Jafob von. 273. 289. Sirf, Stadt. 291. Slanbersberg, Heinridy. 139. cf. 188. Gmiribfo, Herr von. 329. Solms, Graf von. 83. 158. Solothurn. 61. 92. Comer (?). 191. Sophie, Wenzelg Gemablin, fiebe Lurenburg. Span, |. Pippo. Spanien, König von. 57. 334. Speier. 73. Speier, Bijdof Rbaban von, einer von Helmftebt, 158 fin. 159. 183. 193. 239. 250. 291. 331. Sponheim, Herren von. 93. 104; Graf v. 158; Graf Johann Mart= graf von. 174. 235. Stang, Johann. 248. Gtarfenberger, der. 159. 188. St. Daniel. 27. Gt. Denis. 59. 209.
Strana 334
334 Stein. 56. St. Emmerich. 179. Stephan, der Heilige, König von Ungarn. 179. Stephan, Meifter. 245. Sternberg, Mitiď, QUF«E, Aletopf von. 97. 139. 105; der âltefte von. 99; Lago von 99. 329; Herr v. 190. €t. Gottbarbt. 91. €t. Hieronymus. 264. Stibor. 19. 20. Gt. Sean de Maurienne. 92. Gt. Sulien. 57. Gt. Suft. 59. St. Marcellin. 57. St. Pölten 246. Gt. Quentin. 5. Stramer, Sigmund. 191 Straßburg, Stadt in Preußen. 21. Straßburg, Stadt im Cljaß. 61. 90. 235. 239. 360. Straßburg, 3Bildjof vor, ein Herr von Dietjd). 56. 90. 235. 239. Straubing. 215. Straubinger. 246. Strengennich, Peter von. 99. Gtrojenit, Stephan von. 108. St. Thomas. 59. Gt. Tronbd. 5. Stubenberger, der. 191, Sturm. 315. St. Victor. 229. St. Wenzeslaug. 98. Subar. 19. Suffeln, Andres. 190. Sulzbach, Johann von, f. Agram. Suja. 92. Sußmann. 19. Gweawe (?) Johann von. 190, Regifter. Gwibrigal, Herzog von Litauen, {. Litauen. Faboriten, bie. 314. 340. Tadau. 139 fin. 225. 226. Fartaren. 21. 24. 31. Faut (Dauzfo). 259. Sed, Herzog von, |. Patriarch. Seinib, 99. Tefden, Herzog von. 103. Settnang, Graf Wilhelm v. 159. Teuffel, Jakob. 69. Tbierfteiu, Graf Hans won. 159. Thomas, f. England. Thomas, Junfer, Herr zu Kreppen und Wafferberg. 235. Thorn. 21. Thum. 355 fin. Tifdbot, |. Serbien. Tolmezzo 27. & ote8. 9. 205. Toulouje. 209. Tournai, |. Dornid. Traen. 139. S&reuenbriegen. 22. Tricefimo. 27. Trient, :Bi]djo[ von. 62. 64. Trier, Stadt, Gründung. 352 und 353 Trier, Erzbijchof von: [Werner]. 44. [Otto], ein Graf von Ziegenbain. 33. 91. 95. 104. 143. 158. 159. 210. 216. 220. 223. 224 II. 225. 226. 248. 250. 255. Beftritten von Rbaban von Helms ftedt und Ulrich von Mianderfcheid. 331. 333. 334. Rbaban. 334. 349. 355. 360. Dejjen Nitke. 183.
334 Stein. 56. St. Emmerich. 179. Stephan, der Heilige, König von Ungarn. 179. Stephan, Meifter. 245. Sternberg, Mitiď, QUF«E, Aletopf von. 97. 139. 105; der âltefte von. 99; Lago von 99. 329; Herr v. 190. €t. Gottbarbt. 91. €t. Hieronymus. 264. Stibor. 19. 20. Gt. Sean de Maurienne. 92. Gt. Sulien. 57. Gt. Suft. 59. St. Marcellin. 57. St. Pölten 246. Gt. Quentin. 5. Stramer, Sigmund. 191 Straßburg, Stadt in Preußen. 21. Straßburg, Stadt im Cljaß. 61. 90. 235. 239. 360. Straßburg, 3Bildjof vor, ein Herr von Dietjd). 56. 90. 235. 239. Straubing. 215. Straubinger. 246. Strengennich, Peter von. 99. Gtrojenit, Stephan von. 108. St. Thomas. 59. Gt. Tronbd. 5. Stubenberger, der. 191, Sturm. 315. St. Victor. 229. St. Wenzeslaug. 98. Subar. 19. Suffeln, Andres. 190. Sulzbach, Johann von, f. Agram. Suja. 92. Sußmann. 19. Gweawe (?) Johann von. 190, Regifter. Gwibrigal, Herzog von Litauen, {. Litauen. Faboriten, bie. 314. 340. Tadau. 139 fin. 225. 226. Fartaren. 21. 24. 31. Faut (Dauzfo). 259. Sed, Herzog von, |. Patriarch. Seinib, 99. Tefden, Herzog von. 103. Settnang, Graf Wilhelm v. 159. Teuffel, Jakob. 69. Tbierfteiu, Graf Hans won. 159. Thomas, f. England. Thomas, Junfer, Herr zu Kreppen und Wafferberg. 235. Thorn. 21. Thum. 355 fin. Tifdbot, |. Serbien. Tolmezzo 27. & ote8. 9. 205. Toulouje. 209. Tournai, |. Dornid. Traen. 139. S&reuenbriegen. 22. Tricefimo. 27. Trient, :Bi]djo[ von. 62. 64. Trier, Stadt, Gründung. 352 und 353 Trier, Erzbijchof von: [Werner]. 44. [Otto], ein Graf von Ziegenbain. 33. 91. 95. 104. 143. 158. 159. 210. 216. 220. 223. 224 II. 225. 226. 248. 250. 255. Beftritten von Rbaban von Helms ftedt und Ulrich von Mianderfcheid. 331. 333. 334. Rbaban. 334. 349. 355. 360. Dejjen Nitke. 183.
Strana 335
Regiiter. Droppau, Herzog von, |. Schlefien. Türken. 104. 186. 191. 271. 294. 351. Syrnau. 250. 273. Udine. 27. Ulm. 90. 313. 345. Ulrik, Herr. 58. Ungarn, Könige von, 350 auf- gezählt König Karl von, Maria von, König Ludwig von. 27. lngrijd)brob. S1. 98 Urslingen, Reinbold von. 235. Waldo j. Flafdo. Valenciennes. 5. Valences. 57. Varennes. 59. LBaubemont, Graf von. 262. Belbenz, der von. 93. 104. 158. 174; Graf Friedrich von. 235; die Grafen von. 255. Lenetianer, die. 27. 43. 72. 74. (9. 85b. 86. 87. 104. 260. 267. 268. 271. 287. 288. 292. 311. 321 p. m. 331. Villingen. 61. SSinftingen, Sunfer Burkhard von 235; Sunfer Fafob von. 235. Birneburg, der von. 93. 245. 291. 333; „Herr von Falfenftein “. 334 fin. Visconti, Gian Carlo. 60. Vito. 27. Biztbum [. Sdharfenftein. BPiztbum, Apel. 157. Waag. 81. Wader, Peter. 205, 246. 256. Waczen. 203. 335 Waijen, bie. 314. 340. Walded, Graf von 158. 221; der junge Graf von 221. 228. Waldek {der Streit 218. 221. 222. 223. 225. 228. 235. Waldshut. 56. Malladei. 206. 259. 294. Walje, Reinpredht von. 22h. 87; von Windede Ruprecht genannt. Wardein. 142. 331. Wartenberg Schenko (Zinko) von 96. 136. 137. 138. 195. Warwid, Graf von. 67. Wajjerberg, |. Thomas. Weil, bie Stadt. 90. Weinsberg, Stadt. 238. Weinsberg, Konrad zu, Kammer: meifter, 199. 337; ber von. 235. 238. 341; Herren von. 255; Herr von. 256. 266. Weijjenburg i €. 90. Weijjenburg (Stubl-W.). 179. Weikitadt. 4. Wenceslaus, St., Sdhloj. 98. 137. 138. Wenzel, Karls IV. Bruder, fiebe Lurenburg. Wenzel, romifdher Konig, f. Luren- burg. Wertheim, Graf von, Dechant zu Köln, Domberr ju Mainz und Trier 20. 265. 248. 255; Sohn des Grafen Hans von W. 331 g. E.; Midel, Graf von. 158. 182. 287. 337. 340. 341. 345; — Wilhelm Graf von. 182; zwei von 158. 174. Wertheim, Stadt. 4. Wefterburg, Herren von. 158. 174. 104.
Regiiter. Droppau, Herzog von, |. Schlefien. Türken. 104. 186. 191. 271. 294. 351. Syrnau. 250. 273. Udine. 27. Ulm. 90. 313. 345. Ulrik, Herr. 58. Ungarn, Könige von, 350 auf- gezählt König Karl von, Maria von, König Ludwig von. 27. lngrijd)brob. S1. 98 Urslingen, Reinbold von. 235. Waldo j. Flafdo. Valenciennes. 5. Valences. 57. Varennes. 59. LBaubemont, Graf von. 262. Belbenz, der von. 93. 104. 158. 174; Graf Friedrich von. 235; die Grafen von. 255. Lenetianer, die. 27. 43. 72. 74. (9. 85b. 86. 87. 104. 260. 267. 268. 271. 287. 288. 292. 311. 321 p. m. 331. Villingen. 61. SSinftingen, Sunfer Burkhard von 235; Sunfer Fafob von. 235. Birneburg, der von. 93. 245. 291. 333; „Herr von Falfenftein “. 334 fin. Visconti, Gian Carlo. 60. Vito. 27. Biztbum [. Sdharfenftein. BPiztbum, Apel. 157. Waag. 81. Wader, Peter. 205, 246. 256. Waczen. 203. 335 Waijen, bie. 314. 340. Walded, Graf von 158. 221; der junge Graf von 221. 228. Waldek {der Streit 218. 221. 222. 223. 225. 228. 235. Waldshut. 56. Malladei. 206. 259. 294. Walje, Reinpredht von. 22h. 87; von Windede Ruprecht genannt. Wardein. 142. 331. Wartenberg Schenko (Zinko) von 96. 136. 137. 138. 195. Warwid, Graf von. 67. Wajjerberg, |. Thomas. Weil, bie Stadt. 90. Weinsberg, Stadt. 238. Weinsberg, Konrad zu, Kammer: meifter, 199. 337; ber von. 235. 238. 341; Herren von. 255; Herr von. 256. 266. Weijjenburg i €. 90. Weijjenburg (Stubl-W.). 179. Weikitadt. 4. Wenceslaus, St., Sdhloj. 98. 137. 138. Wenzel, Karls IV. Bruder, fiebe Lurenburg. Wenzel, romifdher Konig, f. Luren- burg. Wertheim, Graf von, Dechant zu Köln, Domberr ju Mainz und Trier 20. 265. 248. 255; Sohn des Grafen Hans von W. 331 g. E.; Midel, Graf von. 158. 182. 287. 337. 340. 341. 345; — Wilhelm Graf von. 182; zwei von 158. 174. Wertheim, Stadt. 4. Wefterburg, Herren von. 158. 174. 104.
Strana 336
336 Weftfalen, ber von, 263. Mejtminfter. 61. Wibenhoff, Claus. 247; Reinbard. 247. Wien. 246. 2. Wiesbaden. 221. Wilburg, Claus. 247. Wildbad. 178b. Wilhelm, Herzog von Baiern, |. Baiern. Wilhelm, Herzog von Holland, |. Holland. Wilhelm, Herzog von Deftreich. Î. Deftreich. Windede, Cberbard, Familien- Verhältnifje und Berjorgung. 1; Reife nach Erfurt, Eger und Prag. 3; nad) Paris (1396). 5; zweite Steije babin (1400). 5; nad) Ingol- ftabt (1402), Wien (1406), Ofen, zurüß nach Mainz und wieder nach Ofen (bis 1408), Venedig, Nürnberg, Ungarn (1410), Nürn- berg, Ofen (1412). 6; trennt fid) von Sigmund. 8; gefangen in Prepburg, freigelaffen reift er nad Cremona zum Kaifer. 8; reift nad) Totid. 9.; nad) Berlin (1414/15). 9; ijt in Breglau bei Sigmund (1419). 33; febrt aus der Mart nad Mainz gaurüd. 9. 54; von Lyon nad Gent gefhidt. 59; nach Lyon gurité, nad Paris, in die Niederlande, nach Gt. Denis. 59; Durch Syranfreid) nad) England. 59; verjeßt in Brügge die englijdjen Gefdhenfe. 67; lift fie aus. 68; bringt fie nad) Sonjtang. 69; ijt Gejandter in Maing. 73; in Diin- firdjen. 79; in Qagenau beim Regifter. Könige. 83; mit ibm in Paffau, damn nad) Pavia gefhidt. 92; auri nad) Maing. 92; bei Sig- mund vor Prag (1420). 147; er- hält fein Lehen. 157. (cf. 1. 204. 217. 220); fommt au ben Rhein und zum Erzbifjhof von Mainz. 158; in Deffen Dienften. 157 fin. reift nad) Geldern und Nijmegen. 158 p. m. 178b; reijt (Herbit 1423) nad Frankfurt, Mainz, Wildbad und Ungarn. 193. 201; räth dem Könige. 204; Riudblid auf fein Leben. 209; in Nürnberg. 220; bejdhulbigt unb verhirt. 246, verwickelt in Mainzer Händel. 287. 312; fendet Urkunden an beu Kaijer. 345; betrübt fid über Deffen Tob. 345; Mitglied ber Mainger Rommiffion. 345; {liegt jein Werk ab. 349. Windijde Mark in Ungarn. 271. Winterheim. 73. Winterthur. 56. Wirftat, Nitolauns. 248. Wismar. 262b. M ifjehrad. 139. 140.195; die auf dem. 314. Wijfenbradt, Ulrid. 86. Witold [Wlerander], Herzog von Litauen, j. Littauen S8 oígaft. 262b. Woltenfteiner, der. 139 9. €. Worms. 73. 174. 239. 250. 269; Bijdof von. 158. Worol, |. Bosnien. Wurzelland. 206. 213. 351. Würtemberg, Graf von. 57; Der junge Graf non. 158; der von. 313. Würzburg, Bijdjof Johannes von,
336 Weftfalen, ber von, 263. Mejtminfter. 61. Wibenhoff, Claus. 247; Reinbard. 247. Wien. 246. 2. Wiesbaden. 221. Wilburg, Claus. 247. Wildbad. 178b. Wilhelm, Herzog von Baiern, |. Baiern. Wilhelm, Herzog von Holland, |. Holland. Wilhelm, Herzog von Deftreich. Î. Deftreich. Windede, Cberbard, Familien- Verhältnifje und Berjorgung. 1; Reife nach Erfurt, Eger und Prag. 3; nad) Paris (1396). 5; zweite Steije babin (1400). 5; nad) Ingol- ftabt (1402), Wien (1406), Ofen, zurüß nach Mainz und wieder nach Ofen (bis 1408), Venedig, Nürnberg, Ungarn (1410), Nürn- berg, Ofen (1412). 6; trennt fid) von Sigmund. 8; gefangen in Prepburg, freigelaffen reift er nad Cremona zum Kaifer. 8; reift nad) Totid. 9.; nad) Berlin (1414/15). 9; ijt in Breglau bei Sigmund (1419). 33; febrt aus der Mart nad Mainz gaurüd. 9. 54; von Lyon nad Gent gefhidt. 59; nach Lyon gurité, nad Paris, in die Niederlande, nach Gt. Denis. 59; Durch Syranfreid) nad) England. 59; verjeßt in Brügge die englijdjen Gefdhenfe. 67; lift fie aus. 68; bringt fie nad) Sonjtang. 69; ijt Gejandter in Maing. 73; in Diin- firdjen. 79; in Qagenau beim Regifter. Könige. 83; mit ibm in Paffau, damn nad) Pavia gefhidt. 92; auri nad) Maing. 92; bei Sig- mund vor Prag (1420). 147; er- hält fein Lehen. 157. (cf. 1. 204. 217. 220); fommt au ben Rhein und zum Erzbifjhof von Mainz. 158; in Deffen Dienften. 157 fin. reift nad) Geldern und Nijmegen. 158 p. m. 178b; reijt (Herbit 1423) nad Frankfurt, Mainz, Wildbad und Ungarn. 193. 201; räth dem Könige. 204; Riudblid auf fein Leben. 209; in Nürnberg. 220; bejdhulbigt unb verhirt. 246, verwickelt in Mainzer Händel. 287. 312; fendet Urkunden an beu Kaijer. 345; betrübt fid über Deffen Tob. 345; Mitglied ber Mainger Rommiffion. 345; {liegt jein Werk ab. 349. Windijde Mark in Ungarn. 271. Winterheim. 73. Winterthur. 56. Wirftat, Nitolauns. 248. Wismar. 262b. M ifjehrad. 139. 140.195; die auf dem. 314. Wijfenbradt, Ulrid. 86. Witold [Wlerander], Herzog von Litauen, j. Littauen S8 oígaft. 262b. Woltenfteiner, der. 139 9. €. Worms. 73. 174. 239. 250. 269; Bijdof von. 158. Worol, |. Bosnien. Wurzelland. 206. 213. 351. Würtemberg, Graf von. 57; Der junge Graf non. 158; der von. 313. Würzburg, Bijdjof Johannes von,
Strana 337
Register. 337 Zabern. 90. 263. Zadale. 139. Zahn, Henne. 345. Zara. 19. Zaus. 142. Zederich, Herr. 190. Zell. 39. 56. 90. Zellenberg. 27. einer von Brün. 158. 159. 183. Zenge (de Signa, d. R.-A. VIII, 184. 193. 223. 231. 234. 255. 264. 446), der junge Graf Hans von. 201; Gräfin von. 201; Nikolaus, 331. 337. 345. 349; Stadt. 4. 231. 246. 264. —Graf. 201. Wyena (2). 209. Ziegenhain, zwei Herren von. 158; vergl. Trier. Zimbritz, Diel. 247. Zinko, s. Wartenberg. Zips. 183. Ziska. 85. 179. 206. 207. 340. Zittau. 230. Znaym. 70. 87. 345. 347. 348. Zollern, Eitelfritz Graf von. 235. Zorn, Claus. 184. 191. Zum Jungen, s. Jungen. Zürich. 360. Zweibrücken, Junker Heinrich von. 235. Osenburg, Herren von. 86. 104. 158. 174. 248; der von. 287. 333 g. E. Berichfigungen umstehens.
Register. 337 Zabern. 90. 263. Zadale. 139. Zahn, Henne. 345. Zara. 19. Zaus. 142. Zederich, Herr. 190. Zell. 39. 56. 90. Zellenberg. 27. einer von Brün. 158. 159. 183. Zenge (de Signa, d. R.-A. VIII, 184. 193. 223. 231. 234. 255. 264. 446), der junge Graf Hans von. 201; Gräfin von. 201; Nikolaus, 331. 337. 345. 349; Stadt. 4. 231. 246. 264. —Graf. 201. Wyena (2). 209. Ziegenhain, zwei Herren von. 158; vergl. Trier. Zimbritz, Diel. 247. Zinko, s. Wartenberg. Zips. 183. Ziska. 85. 179. 206. 207. 340. Zittau. 230. Znaym. 70. 87. 345. 347. 348. Zollern, Eitelfritz Graf von. 235. Zorn, Claus. 184. 191. Zum Jungen, s. Jungen. Zürich. 360. Zweibrücken, Junker Heinrich von. 235. Osenburg, Herren von. 86. 104. 158. 174. 248; der von. 287. 333 g. E. Berichfigungen umstehens.
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Berichtigungen. Seite 79, Zeile 17 von oben lies: Lansle. „ 87, „ 14 . „ „ Kaurim statt Tyrnan. „ 95, „ 2 „ unten „ Meissen „ Neisse. „ 95 Anmerkung 4 zu tilgen. „ 96, Zeile 10 von oben lies: traten 122, Anmertung 4 muß hinzugefügt werden: G: disbold. 124, Zeile 23 von oben lies: Osenburg. 171, " 3 „ „ ist die Zahl VII zu tilgen, 194, „ 22 „ „ lies: Martinus. 204, Anmerkung 2 lies: Volksliedes. 211, Zeile 3 von unten lies: Bärwolff. 242, „ 18 „ oben „ einen. herangekommen wäre, wären die „ 247, „ 11 „ Hussiten bereit gewesen. Daher griff sie H. P. an, als sie die Wagenburg schlagen wollten. Es war aber x. 256, Zeile 11 von oben lies: große. 275, Seitenüberschrift lies: 330 u. 331. 278, Zeile 22 von oben lies: Osenburg. „ 5 „ unten " unten „ 283, 344. 287, „ 5 „ „ „ „ " 1 „ oben „ Brief. „ 291, „ 299, Anmerkung 1 fehlt: CG.: pritena (proterva ist Conjectur). „ „ „ —
Berichtigungen. Seite 79, Zeile 17 von oben lies: Lansle. „ 87, „ 14 . „ „ Kaurim statt Tyrnan. „ 95, „ 2 „ unten „ Meissen „ Neisse. „ 95 Anmerkung 4 zu tilgen. „ 96, Zeile 10 von oben lies: traten 122, Anmertung 4 muß hinzugefügt werden: G: disbold. 124, Zeile 23 von oben lies: Osenburg. 171, " 3 „ „ ist die Zahl VII zu tilgen, 194, „ 22 „ „ lies: Martinus. 204, Anmerkung 2 lies: Volksliedes. 211, Zeile 3 von unten lies: Bärwolff. 242, „ 18 „ oben „ einen. herangekommen wäre, wären die „ 247, „ 11 „ Hussiten bereit gewesen. Daher griff sie H. P. an, als sie die Wagenburg schlagen wollten. Es war aber x. 256, Zeile 11 von oben lies: große. 275, Seitenüberschrift lies: 330 u. 331. 278, Zeile 22 von oben lies: Osenburg. „ 5 „ unten " unten „ 283, 344. 287, „ 5 „ „ „ „ " 1 „ oben „ Brief. „ 291, „ 299, Anmerkung 1 fehlt: CG.: pritena (proterva ist Conjectur). „ „ „ —
- III: Titel
- V: Vorwort
- VII: Einleitung
- XVII: Nachtrag
- 1: Edition
- 317: Register
- 338: Berichtigungen