z 324 stránek
Titul




Einleitung














Inhalt


Edice



























































































































































































































































































Wortregister





















Název:
Hartmann Von Aue: Iwein. Oder Der Ritter Mit Dem Löwen.
Autor:
Bech, Fedor
Rok vydání:
1888
Místo vydání:
Leipzig
Počet stran celkem:
324
Počet stran předmluvy plus obsahu:
XX+304
Obsah:
- I: Titul
- V: Einleitung
- XIX: Inhalt
- 1: Edice
- 284: Wortregister
upravit
Strana I
DEUTSCHE CLASSIKER DES MITTELALTERS. MIT WORT- UND SACHERKLARUNGEN. BEGRÜNDET VON FRANZ PFEIFFER. SECHSTER BAND. HARTMANN VON AUE. DRITTER THEIL. LEIPZIG : F. A. BROCKHAUS. 1888.
DEUTSCHE CLASSIKER DES MITTELALTERS. MIT WORT- UND SACHERKLARUNGEN. BEGRÜNDET VON FRANZ PFEIFFER. SECHSTER BAND. HARTMANN VON AUE. DRITTER THEIL. LEIPZIG : F. A. BROCKHAUS. 1888.
Strana II
Strana III
HARTMANN VON AUE. HERAUSGEGEBEN VON FEDOR BECH. DRITTER THEIL. IWEIN. ODER DER RITTER MIT DEM LÖWEN. DRITTE AUFLAGE. LEIPZIG: F. A. BROCKHAUS. 1888.
HARTMANN VON AUE. HERAUSGEGEBEN VON FEDOR BECH. DRITTER THEIL. IWEIN. ODER DER RITTER MIT DEM LÖWEN. DRITTE AUFLAGE. LEIPZIG: F. A. BROCKHAUS. 1888.
Strana IV
Strana V
EINLEITUNG. Iwein, oder vielmehr Der Ritter mit dem Löwen, war der Titel des bedeutendsten aller Gedichte, die wir von Hart- mann von Aue kennen. So nennt es uns der Pleier (13. Jahr- hundert in seinem Garel vom blühenden Thal (nach Zingerle in der Germania 3, 26) Hartmann der Ouwære hât uns ê wol geseit für eine rehte wârheit an einem buoche, deist wol bekant, deist der riter mit dem lewen genant, daz Artûs was sîn wip genomen (Iwein 4290) und eben darauf deutet die Erwähnung bei Rudolf von Ems im Heiligen Wilhelm (MSH. IV, 866), da wo er vom Ouwœre spricht: der uns Éreckes getât und von dem leun getihtet hât sowie Heinrich von dem Türlin in der Krone 1330: der kopf (Becher) wart vroun Laudîn, des lewen âmîen, gegeben. Im Gedichte selbst wird der Hauptheld öfter der riter mit dem lewen genannt, z. B. 5502, 5510, 6109, 6257, ganz nach dem französischen Chevalier au lion. Die Entstehung der Dichtung fiel nach dem Erec, wie sich aus einer Stelle ergibt, in der sich der Dichter auf jenen zurückbezieht, im Iwein 2791—94: kêrt ez niht al an gemach, als hern Érecke geschach, der sich ouch alsô manegen tac durch vrouwen Enîten verlac.
EINLEITUNG. Iwein, oder vielmehr Der Ritter mit dem Löwen, war der Titel des bedeutendsten aller Gedichte, die wir von Hart- mann von Aue kennen. So nennt es uns der Pleier (13. Jahr- hundert in seinem Garel vom blühenden Thal (nach Zingerle in der Germania 3, 26) Hartmann der Ouwære hât uns ê wol geseit für eine rehte wârheit an einem buoche, deist wol bekant, deist der riter mit dem lewen genant, daz Artûs was sîn wip genomen (Iwein 4290) und eben darauf deutet die Erwähnung bei Rudolf von Ems im Heiligen Wilhelm (MSH. IV, 866), da wo er vom Ouwœre spricht: der uns Éreckes getât und von dem leun getihtet hât sowie Heinrich von dem Türlin in der Krone 1330: der kopf (Becher) wart vroun Laudîn, des lewen âmîen, gegeben. Im Gedichte selbst wird der Hauptheld öfter der riter mit dem lewen genannt, z. B. 5502, 5510, 6109, 6257, ganz nach dem französischen Chevalier au lion. Die Entstehung der Dichtung fiel nach dem Erec, wie sich aus einer Stelle ergibt, in der sich der Dichter auf jenen zurückbezieht, im Iwein 2791—94: kêrt ez niht al an gemach, als hern Érecke geschach, der sich ouch alsô manegen tac durch vrouwen Enîten verlac.
Strana VI
VI EINLEITUNG. Außerdem lässt sich (nach Lachmann, Vorrede zu Wolfram’s Parzival, S. XIX, und Haupt, Vorrede zu den Liedern und Büchlein Hartmann’s, S. XVIII) darthun, das das Gedicht be- reits vor 1203 vollendet war. Das siebente Buch des Parzival ist nämlich bald nach 1203, das sechste Buch desselben nach dem Sommer 1204 gedichtet; im fünften aber zeigt Wolfram. dafs er die Erzählung vom Ritter mit dem Löwen bereits kennen gelernt hatte, indem er (V. 879—886, vgl. auch IX. 95—100) bei Erwähnung der um ihren todten Geliebten trauern- den, unerschütterlich treuen Sigune einen Seitenblick wirft auf Luneten, die Vertraute Laudinens, und den Rath, den sie ihr (siehe Iwein 1793—1804) nach dem Tode ihres Herrn ertheilte: dô natzten dougen ir (= Sigûnen) die wât. ouch was froun Lûneten rât niender dâ bî ir gewesen. diu riet ir frouwen: «lât genesen disen man, der den iweren sluoc: er mag ergetzen iuch genuoc.» Sigûne gerte ergetzens niht als wip diu man bî wanke siht. Die Bestimmung der Zeit, in welche die übrigen Ge- dichte Hartmann's fallen, ist in der Einleitung des ersten Theils zum Gegenstande einer ausführlichern Erörterung ge- macht worden. Ehe noch der zweite Theil ausgegeben war. erschien von W. Wilmanns über denselben Gegenstand eine neue Untersuchung in Haupt's Zeitschrift 14, 144—155, unter der Uberschrift: «Zu Hartmann's von Aue Liedern und Büchlein", worin zugleich versucht wird die von mir auf- gestellten Vermuthungen zu widerlegen. Die von Wilmanns dort vorgetragenen Ansichten mag ich dem Leser nicht vor- enthalten; sie lassen sich ungefähr in Folgendem zusammen- fassen: Hartmann von Aue stammte wahrscheinlich aus Franken (S. 150); denn dort hatte er seine Verwandten, von denen er sich zum Kreuzzuge verabschiedete (vgl. Lied 10 = 2. Aufl. Kreuzlieder 3). In Schwaben beginnt sein erstes Minne- verhältniss, zu einer Zeit wo er noch nicht Ritter war; er dient ohne Erfolg einer vornehmen Dame. Da stirbt sein Herr. Dieß nothigt ihn, seinen Aufenthalt, sowie seinen Minnedienst (um das Jahr 1194) aufzugeben. Im Spätherbst
VI EINLEITUNG. Außerdem lässt sich (nach Lachmann, Vorrede zu Wolfram’s Parzival, S. XIX, und Haupt, Vorrede zu den Liedern und Büchlein Hartmann’s, S. XVIII) darthun, das das Gedicht be- reits vor 1203 vollendet war. Das siebente Buch des Parzival ist nämlich bald nach 1203, das sechste Buch desselben nach dem Sommer 1204 gedichtet; im fünften aber zeigt Wolfram. dafs er die Erzählung vom Ritter mit dem Löwen bereits kennen gelernt hatte, indem er (V. 879—886, vgl. auch IX. 95—100) bei Erwähnung der um ihren todten Geliebten trauern- den, unerschütterlich treuen Sigune einen Seitenblick wirft auf Luneten, die Vertraute Laudinens, und den Rath, den sie ihr (siehe Iwein 1793—1804) nach dem Tode ihres Herrn ertheilte: dô natzten dougen ir (= Sigûnen) die wât. ouch was froun Lûneten rât niender dâ bî ir gewesen. diu riet ir frouwen: «lât genesen disen man, der den iweren sluoc: er mag ergetzen iuch genuoc.» Sigûne gerte ergetzens niht als wip diu man bî wanke siht. Die Bestimmung der Zeit, in welche die übrigen Ge- dichte Hartmann's fallen, ist in der Einleitung des ersten Theils zum Gegenstande einer ausführlichern Erörterung ge- macht worden. Ehe noch der zweite Theil ausgegeben war. erschien von W. Wilmanns über denselben Gegenstand eine neue Untersuchung in Haupt's Zeitschrift 14, 144—155, unter der Uberschrift: «Zu Hartmann's von Aue Liedern und Büchlein", worin zugleich versucht wird die von mir auf- gestellten Vermuthungen zu widerlegen. Die von Wilmanns dort vorgetragenen Ansichten mag ich dem Leser nicht vor- enthalten; sie lassen sich ungefähr in Folgendem zusammen- fassen: Hartmann von Aue stammte wahrscheinlich aus Franken (S. 150); denn dort hatte er seine Verwandten, von denen er sich zum Kreuzzuge verabschiedete (vgl. Lied 10 = 2. Aufl. Kreuzlieder 3). In Schwaben beginnt sein erstes Minne- verhältniss, zu einer Zeit wo er noch nicht Ritter war; er dient ohne Erfolg einer vornehmen Dame. Da stirbt sein Herr. Dieß nothigt ihn, seinen Aufenthalt, sowie seinen Minnedienst (um das Jahr 1194) aufzugeben. Im Spätherbst
Strana VII
EINLEITUNG. VII des Jahres 1195, auf dem Reichstage zu Worms. nimmt er das Kreuz (Lied 8 = 2. Aufl. Kreuzlieder 1), und zwar nach— dem er bereits Ritter geworden (Lied 7 = 2. Aufl. Frauen- minne 6). In der Zeit vom Frühling 1196—97 knüpft er ein neues Minneverhältniss an, ebenfalls mit einer ritterbürtigen Frau (2. Büchl. 351). Darauf macht er den Kreuzzug (Lied 10 = 2. Aufl. Kreuzlieder 3); im Frühlinge 1197 findet der Aufbruch des Heeres statt. — Auf das erste Minneverhältniss beziehen sich die Lieder 1. 2. 3. 4. 5. 15 (2. Aufl. Frauen- minne 12) sowie das erste Büchlein; auf das zweite die Lie- der 7. 11. 14. 16. 17 und, gewissermaßsen als Fortsetzung, das zweite Büchlein. Nicht nur das erste Büchlein (nach V. 1687 fg.), auch der Erec ist vor dem Beginne des Kreuz- zugs verfaßst worden. Dieß ist im Allgemeinen der Abriss der Lebensgeschichte Hartmann’s, wie sie sich Wilmanns aus den gelegentlichen Andeutungen in den einzelnen Gedichten zusammengesetzt hat. Er ist dabei mit groſem Scharfsinne zu Werke ge- gangen; seine Begründung hat, ich gestehe es, viel Ein- nehmendes, zumal für den, der sich über die von mir er- hobenen Einwendungen so leichten Kaufes hinwegsetzen zu konnen meint. In mehreren Punkten hat er eine richtigere Auffassung der Sache gefördert. So hat er Recht in Bezug auf die letzte Strophe des 2. Liedes, und die in der Ein- leitung zum ersten Theile, S. V—VI, von mir versuchte An- wendung ist abzuweisen; der Dichter sagt dort weiter nichts als: «seines Herrn Tod und die Ungnade seiner Geliebten seien das was ihn bekümmere; mit diesem Leid hat er seine fruheren Freuden bezahlt». Ebenso habe ich mich, was Wil- manns noch nicht wissen konnte, bereits in der Einleitung des zweiten Theils, S. xV, mit der von ihm inzwischen an- genommenen Erklärung vertraut gemacht, dal nämlich unter der Minne, deren sich der Verfasser des 10. Liedes (2. Aufl. 3. Kreuzlied) rühmt, die himmlische, nicht die irdische zu denken sei. Fur die von Wilmanns festgehaltene Auffassung der zweiten Strophe des genannten Liedes, welches bei der Be- stimmung der Chronologie am meisten in Frage kommen muſs, fehlt mir der Glaube; der Anstofs, welchen die Erwähnung Frankens sowie die Bezugnahme auf Saladin in diesem unter Hartmann’s Namen gehenden Liede für mich hat, ist durch Wilmanns keineswegs beseitigt worden; vgl. meine Vorbemer- kung zu diesem Liede, zweiter Theil, S. 20 (2. Aufl. S. 41).
EINLEITUNG. VII des Jahres 1195, auf dem Reichstage zu Worms. nimmt er das Kreuz (Lied 8 = 2. Aufl. Kreuzlieder 1), und zwar nach— dem er bereits Ritter geworden (Lied 7 = 2. Aufl. Frauen- minne 6). In der Zeit vom Frühling 1196—97 knüpft er ein neues Minneverhältniss an, ebenfalls mit einer ritterbürtigen Frau (2. Büchl. 351). Darauf macht er den Kreuzzug (Lied 10 = 2. Aufl. Kreuzlieder 3); im Frühlinge 1197 findet der Aufbruch des Heeres statt. — Auf das erste Minneverhältniss beziehen sich die Lieder 1. 2. 3. 4. 5. 15 (2. Aufl. Frauen- minne 12) sowie das erste Büchlein; auf das zweite die Lie- der 7. 11. 14. 16. 17 und, gewissermaßsen als Fortsetzung, das zweite Büchlein. Nicht nur das erste Büchlein (nach V. 1687 fg.), auch der Erec ist vor dem Beginne des Kreuz- zugs verfaßst worden. Dieß ist im Allgemeinen der Abriss der Lebensgeschichte Hartmann’s, wie sie sich Wilmanns aus den gelegentlichen Andeutungen in den einzelnen Gedichten zusammengesetzt hat. Er ist dabei mit groſem Scharfsinne zu Werke ge- gangen; seine Begründung hat, ich gestehe es, viel Ein- nehmendes, zumal für den, der sich über die von mir er- hobenen Einwendungen so leichten Kaufes hinwegsetzen zu konnen meint. In mehreren Punkten hat er eine richtigere Auffassung der Sache gefördert. So hat er Recht in Bezug auf die letzte Strophe des 2. Liedes, und die in der Ein- leitung zum ersten Theile, S. V—VI, von mir versuchte An- wendung ist abzuweisen; der Dichter sagt dort weiter nichts als: «seines Herrn Tod und die Ungnade seiner Geliebten seien das was ihn bekümmere; mit diesem Leid hat er seine fruheren Freuden bezahlt». Ebenso habe ich mich, was Wil- manns noch nicht wissen konnte, bereits in der Einleitung des zweiten Theils, S. xV, mit der von ihm inzwischen an- genommenen Erklärung vertraut gemacht, dal nämlich unter der Minne, deren sich der Verfasser des 10. Liedes (2. Aufl. 3. Kreuzlied) rühmt, die himmlische, nicht die irdische zu denken sei. Fur die von Wilmanns festgehaltene Auffassung der zweiten Strophe des genannten Liedes, welches bei der Be- stimmung der Chronologie am meisten in Frage kommen muſs, fehlt mir der Glaube; der Anstofs, welchen die Erwähnung Frankens sowie die Bezugnahme auf Saladin in diesem unter Hartmann’s Namen gehenden Liede für mich hat, ist durch Wilmanns keineswegs beseitigt worden; vgl. meine Vorbemer- kung zu diesem Liede, zweiter Theil, S. 20 (2. Aufl. S. 41).
Strana VIII
VIII EINLEITUNG. Gegen die Vermuthung, daß Hartmann aus Franken stamme, wie Wilmanns zu glauben geneigt ist (S. 150), spricht das un- verfängliche Zeugniss Heinrich's von dem Türlin in der Krone 2353: als ich ez vil ofte las an Erecke, den von der Swâbe lande uns brâhte ein tihtœre ; wo die auch bei andern Dich- tern übliche Wortstellung nicht verlangt von der Swâbe lande mit brâhte statt mit ein tihtare zu verbinden; man kann darin kaum etwas anderes sehen wollen als eine abweichende Bezeichnung für das gewöhnlichere von Ouwe her Harmann (vgl. 1. Büchl. 29). Es lässt sich vielmehr daraus schließen, dafs Heinrich den Ort Ouwe in Schwaben suchte. Auch ist es eben nur Schein, wenn aus der Stelle im Armen Heinrich 1432—35 (got weiz wol, den Swâben muoz ieglich biderber man des jehen, der sî dâ heime hât gesehen, daz bezzers willen niene wart) hervorzugehen scheint, «als unterscheide sich der Dichter von den Schwaben", und als wäre er damals nicht mehr in Schwaben gewesen. Wie sollte der Dichter, wenn er seine Landsleute verherrlichen wollte, auch wenn er sich mitten unter ihnen wusste, sich nicht so auslassen dürfen? Uns Swâben und uns dâ heime zu sagen statt den Swâben und sî dâ heime — was einem Wolfram (vgl. Parzival III, 153; II, 1666; IV, 175; XVI, 1213) eher anstand und unserer modernen Art jedensfalls besser entsprochen haben würde — unterliefs er wol auch deshalb, weil er sich dachte, daß sein Gedicht einmal von Andern vorgetragen werden würde; wird es doch auch niemand einfallen, da wo Hartmann von sich selbst in der dritten Person redet, wie z. B. im 1. Büchlein 6—32 oder im Eingange des Armen Heinrich, zu behaupten, diese Worte rührten nicht von ihm, sondern von einem Andern her, der etwa die Herausgabe der Gedichte besorgt hätte. Die Rede- weise ist ganz natürlich, wenn man bedenkt, wie wenig unsere alten Epiker ihr persönliches Ich hervortreten ließsen. Vgl. übrigens über die Stelle Selig Cassel in dem Weimarischen Jahrbuche von Hoffmann von Fallersleben und O. Schade I, 473. Mit besserem Rechte, meine ich, lässt sich nach einer andern Stelle geltend machen, daß der Dichter sich von den Franken unterschieden habe, wenn er den jungen Gregor 1401 fg. sagen lässt: ichn wart nie mit gedanke ein Beier oder Franke u. s. w. So wegwerfend würde er sich nicht über die bairische und die fränkische Ritterschaft geäußert haben, wenn er selber unter ihr seine Heimat gehabt hätte; man vergleiche z. B. Wolfram im Parzival III, 153 fg. dagegen ; vielmehr glaube ich, daß so nur ein Schwabe den jungen Gregor
VIII EINLEITUNG. Gegen die Vermuthung, daß Hartmann aus Franken stamme, wie Wilmanns zu glauben geneigt ist (S. 150), spricht das un- verfängliche Zeugniss Heinrich's von dem Türlin in der Krone 2353: als ich ez vil ofte las an Erecke, den von der Swâbe lande uns brâhte ein tihtœre ; wo die auch bei andern Dich- tern übliche Wortstellung nicht verlangt von der Swâbe lande mit brâhte statt mit ein tihtare zu verbinden; man kann darin kaum etwas anderes sehen wollen als eine abweichende Bezeichnung für das gewöhnlichere von Ouwe her Harmann (vgl. 1. Büchl. 29). Es lässt sich vielmehr daraus schließen, dafs Heinrich den Ort Ouwe in Schwaben suchte. Auch ist es eben nur Schein, wenn aus der Stelle im Armen Heinrich 1432—35 (got weiz wol, den Swâben muoz ieglich biderber man des jehen, der sî dâ heime hât gesehen, daz bezzers willen niene wart) hervorzugehen scheint, «als unterscheide sich der Dichter von den Schwaben", und als wäre er damals nicht mehr in Schwaben gewesen. Wie sollte der Dichter, wenn er seine Landsleute verherrlichen wollte, auch wenn er sich mitten unter ihnen wusste, sich nicht so auslassen dürfen? Uns Swâben und uns dâ heime zu sagen statt den Swâben und sî dâ heime — was einem Wolfram (vgl. Parzival III, 153; II, 1666; IV, 175; XVI, 1213) eher anstand und unserer modernen Art jedensfalls besser entsprochen haben würde — unterliefs er wol auch deshalb, weil er sich dachte, daß sein Gedicht einmal von Andern vorgetragen werden würde; wird es doch auch niemand einfallen, da wo Hartmann von sich selbst in der dritten Person redet, wie z. B. im 1. Büchlein 6—32 oder im Eingange des Armen Heinrich, zu behaupten, diese Worte rührten nicht von ihm, sondern von einem Andern her, der etwa die Herausgabe der Gedichte besorgt hätte. Die Rede- weise ist ganz natürlich, wenn man bedenkt, wie wenig unsere alten Epiker ihr persönliches Ich hervortreten ließsen. Vgl. übrigens über die Stelle Selig Cassel in dem Weimarischen Jahrbuche von Hoffmann von Fallersleben und O. Schade I, 473. Mit besserem Rechte, meine ich, lässt sich nach einer andern Stelle geltend machen, daß der Dichter sich von den Franken unterschieden habe, wenn er den jungen Gregor 1401 fg. sagen lässt: ichn wart nie mit gedanke ein Beier oder Franke u. s. w. So wegwerfend würde er sich nicht über die bairische und die fränkische Ritterschaft geäußert haben, wenn er selber unter ihr seine Heimat gehabt hätte; man vergleiche z. B. Wolfram im Parzival III, 153 fg. dagegen ; vielmehr glaube ich, daß so nur ein Schwabe den jungen Gregor
Strana IX
EINLEITUNG. IX sprechen lassen konnte. Schwaben war ohnehin das Land, wo die feinere ritterliche Bildung und Sitte aus Nordfrank- reich und den Niederlanden sich am meisten verbreitet hatte; vgl. meine Anmerkung zu Gregor 1401—5. Waren nun die in der Einleitung des ersten Theils S. XIII und in der Vorbemerkung zum 10. Liede (2. Aufl. 3. Kreuzlied) geäußerten Zweifel berechtigt, so war auch der Versuch er- laubt, die Zeit der Betheiligung Hartmann’s am Kreuzzuge auf anderem Wege zu bestimmen als Lachmann gethan. Die ge- legentlichen Beziehungen auf eine Meerfahrt auf den Kreuz- zug zu deuten, von dem wir außerdem bestimmte Kunde haben, lag doch gewiss näher, als mit Wilmanns anzunehmen (S. 155). «Hartmann habe sich diese genaue Kenntniss der See entweder durch Schilderung und Erzählung Anderer oder durch eine Erfahrung, die dem Kreuzzuge vorangieng, erworben.» Das ist wohl möglich, aber weit weniger wahrscheinlich, solange wir eben über eine dem Kreuzzuge vorangehende Erfahrung gar keine bestimmte Kunde haben. Wie es natürlich ist, dafs die Eindrücke einer trüben Pilgerfahrt, die Erinnerungen an selbst bestandene Gefahren auf dem Meere sich späterhin verwischen, sodaſs im Armen Heinrich wie im Iwein keine Andeutung davon mehr zu spuren ist, so natürlich war es, dafs in den unmittelbar nach dem Kreuzzuge entstandenen Dichtungen, wie im Erec und im ersten Büchlein, solche Eindrücke und Erinnerungen hin und wieder zum Vorschein kamen. Für die Entstehungszeit des ersten Büchleins wage ich auch nicht die dort V. 1687 gebrauchten Worte: durch got solt ez dir sîn erkant, wær ich in orîende, wie mich dîn tugent überwant anzuführen, noch von ihnen das zu behaupten: «eine solche Bekräftigung konnte nicht angewandt werden auf ein Ver- hältniss, das die Kreuzfahrt des Dichters überdauert hatte» (S. 154). Der Ausdruck wœer’ ich in orîende, falls der Text richtig ist, kann recht gut so viel bedeuten als: wäre ich auch im fernsten Lande der Erde, wäre ich wer weißs wie weit, ähnlich dem ze Kriechen oder ze Riuzen nach meiner Anmerkung zum Iwein 7584, und würde sich so im Munde eines Ritters, der den Kreuzzug hinter sich hatte, durchaus nicht unpassend ausnehmen. Die Stelle ist aber auch gar
EINLEITUNG. IX sprechen lassen konnte. Schwaben war ohnehin das Land, wo die feinere ritterliche Bildung und Sitte aus Nordfrank- reich und den Niederlanden sich am meisten verbreitet hatte; vgl. meine Anmerkung zu Gregor 1401—5. Waren nun die in der Einleitung des ersten Theils S. XIII und in der Vorbemerkung zum 10. Liede (2. Aufl. 3. Kreuzlied) geäußerten Zweifel berechtigt, so war auch der Versuch er- laubt, die Zeit der Betheiligung Hartmann’s am Kreuzzuge auf anderem Wege zu bestimmen als Lachmann gethan. Die ge- legentlichen Beziehungen auf eine Meerfahrt auf den Kreuz- zug zu deuten, von dem wir außerdem bestimmte Kunde haben, lag doch gewiss näher, als mit Wilmanns anzunehmen (S. 155). «Hartmann habe sich diese genaue Kenntniss der See entweder durch Schilderung und Erzählung Anderer oder durch eine Erfahrung, die dem Kreuzzuge vorangieng, erworben.» Das ist wohl möglich, aber weit weniger wahrscheinlich, solange wir eben über eine dem Kreuzzuge vorangehende Erfahrung gar keine bestimmte Kunde haben. Wie es natürlich ist, dafs die Eindrücke einer trüben Pilgerfahrt, die Erinnerungen an selbst bestandene Gefahren auf dem Meere sich späterhin verwischen, sodaſs im Armen Heinrich wie im Iwein keine Andeutung davon mehr zu spuren ist, so natürlich war es, dafs in den unmittelbar nach dem Kreuzzuge entstandenen Dichtungen, wie im Erec und im ersten Büchlein, solche Eindrücke und Erinnerungen hin und wieder zum Vorschein kamen. Für die Entstehungszeit des ersten Büchleins wage ich auch nicht die dort V. 1687 gebrauchten Worte: durch got solt ez dir sîn erkant, wær ich in orîende, wie mich dîn tugent überwant anzuführen, noch von ihnen das zu behaupten: «eine solche Bekräftigung konnte nicht angewandt werden auf ein Ver- hältniss, das die Kreuzfahrt des Dichters überdauert hatte» (S. 154). Der Ausdruck wœer’ ich in orîende, falls der Text richtig ist, kann recht gut so viel bedeuten als: wäre ich auch im fernsten Lande der Erde, wäre ich wer weißs wie weit, ähnlich dem ze Kriechen oder ze Riuzen nach meiner Anmerkung zum Iwein 7584, und würde sich so im Munde eines Ritters, der den Kreuzzug hinter sich hatte, durchaus nicht unpassend ausnehmen. Die Stelle ist aber auch gar
Strana X
X EINLEITUNG. nicht dazu angethan, ein entscheidendes Zeugniss wider die bisher gültige Ansicht von der Entstelungszeit des Gedichtes abzugeben, denn die Uberlieferung hat war ich ormende, der Text in der heutigen Gestalt ist bloßse Vermuthung. Wer sich nun dafür entschieden hat, dals der Erec und das erste Büchlein Werke sind, die nach des Dichters Kreuz- fahrt entstanden, mul auch annehmen, daß der Dichter noch sehr jung war, als er diesem Zuge beiwohnte. Denn im ersten Büchlein V. 7 nennt er sich noch einen jungelinc, im Erec 1607 und 7479 noch einen tumpen kneht. Mit Bezug auf letztere Bezeichnung mußs dann auch ferner angenommen werden, daß er zu der Zeit noch nicht Ritter war. Die Wer- bung des Liebesboten (Lied 7 = 2. Aufl. Frauenminne 6) der für einen Ritter um Gnade fleht, kann daher nicht in diese Zeit fallen; in dem Liede selber ist auch sonst nichts, das auf die Kreuzfahrt Bezug nähme. Nur ist in meiner Anordnung ein Versehen geschehen, indem dieses Lied statt nach den Kreuz- liedern vor dieselben gestellt worden ist. Der im Erec ge- brauchte Ausdruck tumper kncht unterstützt auch meine Auf- fassung von tumper man, dessen sich Hartmann im ersten Kreuzliede V. 6 und 31 bedient hat, und letzteres unter- stützt sonach wieder meine Ansicht von der Entstehungszeit des Liedes, wenn es auch an sich, wie Wilmanns mit Recht geltend macht, dieselbe noch nicht beweist. Daßs das Alter- thum unter einem tumben vorzugsweise «einen jungen un- erfahrenen Mann", einen der noch nicht ganze tugend unde wîsen sin besals, verstanden habe, wird durch das fern- liegende Citat aus Walther nicht widerlegt; vgl. darüber be- sonders Wackernagel in der Literaturgeschichte, S. 198. Schließlich hat Wilmans aus der Art und Weise, in der die Liederhandschriften hie und da miteinander übereinstim- men, sowie aus dem Inhalt der betreffenden Lieder wahr- scheinlich zu machen gesucht, dal unsern heutigen Hand- schriften mehrere «Liederbüchlein" zu Grunde gelegen haben. Diesen entsprechend nimmt er zugleich zwei verschiedene Minneverhältnisse des Dichters an; auf das erste derselben lasse sich das erste, auf das andere das zweite Büchlein be- ziehen. Für denjenigen, dem es ohne Zweifel feststeht, dafs das zweite Büchlein ebenfalls von Hartmann verfasst ist, bleibt, wie ich bereits in meiner Vorbemerkung dazu ange- deutet habe, nichts weiter übrig, als, sowie Wilmans gethan, einen Wechsel in den Minneverhältnissen des Dichters anzu- nehmen. Auf die übereinstimmenden Punkte in den Liedern
X EINLEITUNG. nicht dazu angethan, ein entscheidendes Zeugniss wider die bisher gültige Ansicht von der Entstelungszeit des Gedichtes abzugeben, denn die Uberlieferung hat war ich ormende, der Text in der heutigen Gestalt ist bloßse Vermuthung. Wer sich nun dafür entschieden hat, dals der Erec und das erste Büchlein Werke sind, die nach des Dichters Kreuz- fahrt entstanden, mul auch annehmen, daß der Dichter noch sehr jung war, als er diesem Zuge beiwohnte. Denn im ersten Büchlein V. 7 nennt er sich noch einen jungelinc, im Erec 1607 und 7479 noch einen tumpen kneht. Mit Bezug auf letztere Bezeichnung mußs dann auch ferner angenommen werden, daß er zu der Zeit noch nicht Ritter war. Die Wer- bung des Liebesboten (Lied 7 = 2. Aufl. Frauenminne 6) der für einen Ritter um Gnade fleht, kann daher nicht in diese Zeit fallen; in dem Liede selber ist auch sonst nichts, das auf die Kreuzfahrt Bezug nähme. Nur ist in meiner Anordnung ein Versehen geschehen, indem dieses Lied statt nach den Kreuz- liedern vor dieselben gestellt worden ist. Der im Erec ge- brauchte Ausdruck tumper kncht unterstützt auch meine Auf- fassung von tumper man, dessen sich Hartmann im ersten Kreuzliede V. 6 und 31 bedient hat, und letzteres unter- stützt sonach wieder meine Ansicht von der Entstehungszeit des Liedes, wenn es auch an sich, wie Wilmanns mit Recht geltend macht, dieselbe noch nicht beweist. Daßs das Alter- thum unter einem tumben vorzugsweise «einen jungen un- erfahrenen Mann", einen der noch nicht ganze tugend unde wîsen sin besals, verstanden habe, wird durch das fern- liegende Citat aus Walther nicht widerlegt; vgl. darüber be- sonders Wackernagel in der Literaturgeschichte, S. 198. Schließlich hat Wilmans aus der Art und Weise, in der die Liederhandschriften hie und da miteinander übereinstim- men, sowie aus dem Inhalt der betreffenden Lieder wahr- scheinlich zu machen gesucht, dal unsern heutigen Hand- schriften mehrere «Liederbüchlein" zu Grunde gelegen haben. Diesen entsprechend nimmt er zugleich zwei verschiedene Minneverhältnisse des Dichters an; auf das erste derselben lasse sich das erste, auf das andere das zweite Büchlein be- ziehen. Für denjenigen, dem es ohne Zweifel feststeht, dafs das zweite Büchlein ebenfalls von Hartmann verfasst ist, bleibt, wie ich bereits in meiner Vorbemerkung dazu ange- deutet habe, nichts weiter übrig, als, sowie Wilmans gethan, einen Wechsel in den Minneverhältnissen des Dichters anzu- nehmen. Auf die übereinstimmenden Punkte in den Liedern
Strana XI
EINLEITUNG. XI und in dem betreffenden Büchlein habe ich zum Theil in den Anmerkungen hingewiesen. Solange indessen meine Zweifel in Betreff des zweiten Büchleins nicht zu Gunsten Hartmann’s gehoben sind, scheint mir auch die Annahme zweier Minne- dienste noch sehr zweifelhaft, wenn ich auch daran, daßs beide Büchlein in der Jugend des Verfassers entstanden sein müssen, keinen Anstofs mehr nehme; denn das erste Büchlein ist in seinem Jünglingsalter verfasst, das zweite kann nach V. 597 in der jugent oder in sîner besten tugent, d. h. im jugendlichen Mannesalter (vgl. Müllenhoff und Scherer. Denk- maler deutscher Poesie und Prosa, S. 507) verfasst sein. Dals Hartmann einen neuen Minnedienst, und zwar noch vor Antritt der Kreuzfahrt, begonnen habe, dafür finde ich, wenn ich mich willkürlicher Deutungen enthalten will, in den be- treffenden Liedern keine überzeugenden Beweise. Im ersten Kreuzliede (8, II, 18) weils es der Dichter Gott Dank, daf, er von den sorgen frei ist, die so viele von der Theilnahme an seiner Pilgerfahrt zurückgehalten haben; im zweiten (10= 2. Aufl. Kreuzlied 3, 17 fg.), das nach Wilmans unmittelbar vor Beginn des Zuges gedichtet ward, rühmt der Verfasser seine himmlische Minne im Gegensatz zu dem leeren Wahne der Minnesinger. Das eine wie das andere macht es un- wahrscheinlich, daß der Dichter in der Minne glücklicher geworden als er bis dahin war; er müsste denn, ganz gegen die Art Friedrich's von Hausen, Reinmar's des Alten, Albrecht’s von Johansdorf (S. 147), bei dieser Gelegenheit seine Neigung zu verhehlen für gut befunden haben.*) Daßs ferner in den Minneliedern ein auffallender Wechsel der Empfindung, ein Schwanken von einem Gegensatz zum andern sich findet, daß bald riuwe und klage, bald wieder hôher muot und vröude das Herz des Sängers erfüllen, darin liegt doch noch keine Nothigung zu der Annahme, dafs der Minner sein Verhältniss gewechselt habe, am allerwenigsten bei Hartmann, der seine triuwe und state so oft und so nachdrücklich betont. Eben- daher widerstrebt es meinem Gefühle, dafs alle derartige Ge- sänge, in denen von hoffnungsloser Liebe die Rede ist, zu einem besondern Büchlein vereinigt gewesen sein sollen; das *) Da, wo der Dichter des Iwein sein Ich so gelegentlich hervortreten lasst in Bezug auf Minneangelegenheiten, scheint er bald in schalkhafter Weise sich fremd zu stellen wie in V. 3015, 5196 (vielleicht auch im Gregor 917 fg.), bald eine unbefriedigte Neigung zu verrathen wie in V. 5968—70 (vgi. Gregor 172 -475), 1863 -88. 3099; vgl. auch die Vorbemerkung zum 17. Liede.
EINLEITUNG. XI und in dem betreffenden Büchlein habe ich zum Theil in den Anmerkungen hingewiesen. Solange indessen meine Zweifel in Betreff des zweiten Büchleins nicht zu Gunsten Hartmann’s gehoben sind, scheint mir auch die Annahme zweier Minne- dienste noch sehr zweifelhaft, wenn ich auch daran, daßs beide Büchlein in der Jugend des Verfassers entstanden sein müssen, keinen Anstofs mehr nehme; denn das erste Büchlein ist in seinem Jünglingsalter verfasst, das zweite kann nach V. 597 in der jugent oder in sîner besten tugent, d. h. im jugendlichen Mannesalter (vgl. Müllenhoff und Scherer. Denk- maler deutscher Poesie und Prosa, S. 507) verfasst sein. Dals Hartmann einen neuen Minnedienst, und zwar noch vor Antritt der Kreuzfahrt, begonnen habe, dafür finde ich, wenn ich mich willkürlicher Deutungen enthalten will, in den be- treffenden Liedern keine überzeugenden Beweise. Im ersten Kreuzliede (8, II, 18) weils es der Dichter Gott Dank, daf, er von den sorgen frei ist, die so viele von der Theilnahme an seiner Pilgerfahrt zurückgehalten haben; im zweiten (10= 2. Aufl. Kreuzlied 3, 17 fg.), das nach Wilmans unmittelbar vor Beginn des Zuges gedichtet ward, rühmt der Verfasser seine himmlische Minne im Gegensatz zu dem leeren Wahne der Minnesinger. Das eine wie das andere macht es un- wahrscheinlich, daß der Dichter in der Minne glücklicher geworden als er bis dahin war; er müsste denn, ganz gegen die Art Friedrich's von Hausen, Reinmar's des Alten, Albrecht’s von Johansdorf (S. 147), bei dieser Gelegenheit seine Neigung zu verhehlen für gut befunden haben.*) Daßs ferner in den Minneliedern ein auffallender Wechsel der Empfindung, ein Schwanken von einem Gegensatz zum andern sich findet, daß bald riuwe und klage, bald wieder hôher muot und vröude das Herz des Sängers erfüllen, darin liegt doch noch keine Nothigung zu der Annahme, dafs der Minner sein Verhältniss gewechselt habe, am allerwenigsten bei Hartmann, der seine triuwe und state so oft und so nachdrücklich betont. Eben- daher widerstrebt es meinem Gefühle, dafs alle derartige Ge- sänge, in denen von hoffnungsloser Liebe die Rede ist, zu einem besondern Büchlein vereinigt gewesen sein sollen; das *) Da, wo der Dichter des Iwein sein Ich so gelegentlich hervortreten lasst in Bezug auf Minneangelegenheiten, scheint er bald in schalkhafter Weise sich fremd zu stellen wie in V. 3015, 5196 (vielleicht auch im Gregor 917 fg.), bald eine unbefriedigte Neigung zu verrathen wie in V. 5968—70 (vgi. Gregor 172 -475), 1863 -88. 3099; vgl. auch die Vorbemerkung zum 17. Liede.
Strana XII
XII EINLEITUNG. scheint mir fast mechanisch und sieht eher danach aus, als hätten erst die alten Sammler die Lieder nach diesem Schema zusammengetragen. Uberdieß können wir jetzt nur bei wenigen Liedern mit Gewissheit bestimmen, inwieweit sie auf einem bloßen wâne, auf einer Fiction beruhten, oder sich auf wirk- liche Vorkommnisse im Leben bezogen. So viel sei hier bemerkt, um meine früher über Hart- mann geäußerten Vermuthungen theils zu berichtigen, theils zu rechtfertigen. Wenden wir uns nun wieder dem Iwein zu. Wie beim Erec und beim Gregor, so hat auch hier dem Dichter eine französische Quelle vorgelegen, die er frei um- dichtete. Es ist diefs der Chevalier au lyon Christian's von Troyes, desselben, von dem bereits in der Einleitung zum Erec, S. XV—XVI (= 2. Aufl. S. XVI—XVII) die Rede war; vgl. darüber noch W. Holland, Chrestien von Troies, S. 148 fg.; eine altenglische Übersetzung davon findet sich bei J. Ritson, Ancient english metrical romances, Bd. 1. Auf diese Quelle deutet Hartmann am Schlusse seiner Erzählung, wenn er (8161 —62) sagt: ez wart mir niht bescheiden von dem ich die rede habe ; im Laufe des Gedichtes bezieht er sich nur selten und in sehr unbestimmten Ausdrücken darauf, so 2980 wand ez was mir vür wâr geseit; 3026 dls diu âventiure giht; und 6465 diu vil wol, ist mir gesagt, wälhisch lesen kunde. Die Stellung des Dichters dieser französischen Quelle gegenüber ist hier noch selbständiger und freier als beim Erec, die Kunst gereifter und vollendeter. Das Meiste in der Gestaltung und Anordnung des sagenhaften Stoffes hat er aus den Händen des zu seiner Zeit berühmten Nord- franzosen überliefert bekommen. In der Verknüpfung der lose zusammenhängenden Abenteuer, vor allen aber in der ebenso durchdachten und klaren als leichten und gemüth- vollen Erzählung, die dem Stoffe, ohne ihm ungerecht zu werden, sein fremdartiges Außere abzustreifen und ein mehr anheimelndes deutsches Gewand überzuwerfen versteht, hat Hartmann sein Original weit hinter sich gelassen. Den mythischen Gehalt der nur äußerlich verknüpften Sagen zu ergründen*) oder sie zu Trägern einer den ur- sprünglichen Stoff wesentlich umgestaltenden Idee zu machen, hat freilich Hartmann sowenig verstanden als seine Vorgänger, die nordfranzösische Dichter, welche zuerst eine künstlerische *) Vgl. W. Osterwald, Iwein ein keltischer Frühlingsgott (Halle 1853).
XII EINLEITUNG. scheint mir fast mechanisch und sieht eher danach aus, als hätten erst die alten Sammler die Lieder nach diesem Schema zusammengetragen. Uberdieß können wir jetzt nur bei wenigen Liedern mit Gewissheit bestimmen, inwieweit sie auf einem bloßen wâne, auf einer Fiction beruhten, oder sich auf wirk- liche Vorkommnisse im Leben bezogen. So viel sei hier bemerkt, um meine früher über Hart- mann geäußerten Vermuthungen theils zu berichtigen, theils zu rechtfertigen. Wenden wir uns nun wieder dem Iwein zu. Wie beim Erec und beim Gregor, so hat auch hier dem Dichter eine französische Quelle vorgelegen, die er frei um- dichtete. Es ist diefs der Chevalier au lyon Christian's von Troyes, desselben, von dem bereits in der Einleitung zum Erec, S. XV—XVI (= 2. Aufl. S. XVI—XVII) die Rede war; vgl. darüber noch W. Holland, Chrestien von Troies, S. 148 fg.; eine altenglische Übersetzung davon findet sich bei J. Ritson, Ancient english metrical romances, Bd. 1. Auf diese Quelle deutet Hartmann am Schlusse seiner Erzählung, wenn er (8161 —62) sagt: ez wart mir niht bescheiden von dem ich die rede habe ; im Laufe des Gedichtes bezieht er sich nur selten und in sehr unbestimmten Ausdrücken darauf, so 2980 wand ez was mir vür wâr geseit; 3026 dls diu âventiure giht; und 6465 diu vil wol, ist mir gesagt, wälhisch lesen kunde. Die Stellung des Dichters dieser französischen Quelle gegenüber ist hier noch selbständiger und freier als beim Erec, die Kunst gereifter und vollendeter. Das Meiste in der Gestaltung und Anordnung des sagenhaften Stoffes hat er aus den Händen des zu seiner Zeit berühmten Nord- franzosen überliefert bekommen. In der Verknüpfung der lose zusammenhängenden Abenteuer, vor allen aber in der ebenso durchdachten und klaren als leichten und gemüth- vollen Erzählung, die dem Stoffe, ohne ihm ungerecht zu werden, sein fremdartiges Außere abzustreifen und ein mehr anheimelndes deutsches Gewand überzuwerfen versteht, hat Hartmann sein Original weit hinter sich gelassen. Den mythischen Gehalt der nur äußerlich verknüpften Sagen zu ergründen*) oder sie zu Trägern einer den ur- sprünglichen Stoff wesentlich umgestaltenden Idee zu machen, hat freilich Hartmann sowenig verstanden als seine Vorgänger, die nordfranzösische Dichter, welche zuerst eine künstlerische *) Vgl. W. Osterwald, Iwein ein keltischer Frühlingsgott (Halle 1853).
Strana XIII
EINLEITUNG. XIII Darstellung jener Sagen unternalmen. Eine solche Aufgabe lag aber auch nicht im Geiste der damaligen Zeit. In kind- lichem Glauben pflegte man die Wunderthaten der Vorzeit aufzunehmen; überdiels hatte man sich gewöhnt, in den alten Heldengestalten zugleich die Repräsentanten einer idealeren sittlichen Weltordnung zu verehren; vgl. Einleitung zum Erec S. VII. Nach beiden Seiten hin finden wir diese Richtung der Zeit bei Hartmann vertreten. Ebenso verhält es sich bei denen, welche durch des Auers Kunst angeregt waren. Die Betrachtungen oder sentenzartigen Bemerkungen, mit denen diese Dichter oft ihre längern Epen einleiteten, hatten meist nur den Zweck, den Hörer oder Leser auf die Er- zählung aufmerksam zu machen, ihn im voraus für sich ein- zunehmen; sie vertraten gleichsam die Stelle eines Aushänge- schildes, in dem auf den sittlichen Gewinn hingewiesen war, den man aus der Erzählung schöpfen könne. Eine andere Bedeutung hatten auch die einleitenden Worte nicht, welche Hartmann seinem Iwein voransetzte, V. 1—20; etwas diesem Anfange ganz Ahnliches hat W. Holland entdeckt am Schlusse des auf der Berner Bibliothek handschriftlich erhaltenen alt- französischen Romans von Dumart li Gallois und in der Germania 2, 163 mitgetheilt. Ebenso verfuhren die, welche in ihrer Kunst und in ihrem Geschmack sich an Hartmann anlehnten; so Ulrich von Zatzikofen, der im Eingange seines Lanzelet erklärt, daf er nicht von allen sondern nur von «höfischen" Leuten gelobt sein wolle, und (vielleicht nach dem Vorgange Hartmann’s im Eingange seines Erec) alle die ab- weist, denen es nicht in den Sinn wolle, daz eime riter wol gelanc, der ie nâch staten tugenden ranc; so Konrad Fleck in Flore und Blanscheflur 1—118; so Wirnt von Gravenberg im Wigalois 1, 20—2, 2. Einen andern Sinn mögen auch die sprichwörtlichen Sentenzen nicht haben, welche Wolfram seinem Parzival vorangeschickt hat. Die Idee, welche das ganze Stück durchdringt und zu deren Träger der Hauptheld des Stückes bestimmt ist, war streng genommen in jenen ein- leitenden Versen nicht berührt. Wenigstens trifft dieß bei Hartmann nicht zu, wie die vortreffliche Auseinandersetzung von Wackernagel in der Literaturgeschichte, S. 164 und 191. zeigt. Dort wird mit Recht geltend gemacht, daß der Dichter seinen Stoff «mit der ihn bezeichnenden Kunst bewusster Aufstellung und Versöhnung sittlicher Gegensätze» behandelt habe. Minne und Heldenthum, beide ursprünglich eng ver- einigt, gerathen in Zwiespalt miteinander; erst nach langen
EINLEITUNG. XIII Darstellung jener Sagen unternalmen. Eine solche Aufgabe lag aber auch nicht im Geiste der damaligen Zeit. In kind- lichem Glauben pflegte man die Wunderthaten der Vorzeit aufzunehmen; überdiels hatte man sich gewöhnt, in den alten Heldengestalten zugleich die Repräsentanten einer idealeren sittlichen Weltordnung zu verehren; vgl. Einleitung zum Erec S. VII. Nach beiden Seiten hin finden wir diese Richtung der Zeit bei Hartmann vertreten. Ebenso verhält es sich bei denen, welche durch des Auers Kunst angeregt waren. Die Betrachtungen oder sentenzartigen Bemerkungen, mit denen diese Dichter oft ihre längern Epen einleiteten, hatten meist nur den Zweck, den Hörer oder Leser auf die Er- zählung aufmerksam zu machen, ihn im voraus für sich ein- zunehmen; sie vertraten gleichsam die Stelle eines Aushänge- schildes, in dem auf den sittlichen Gewinn hingewiesen war, den man aus der Erzählung schöpfen könne. Eine andere Bedeutung hatten auch die einleitenden Worte nicht, welche Hartmann seinem Iwein voransetzte, V. 1—20; etwas diesem Anfange ganz Ahnliches hat W. Holland entdeckt am Schlusse des auf der Berner Bibliothek handschriftlich erhaltenen alt- französischen Romans von Dumart li Gallois und in der Germania 2, 163 mitgetheilt. Ebenso verfuhren die, welche in ihrer Kunst und in ihrem Geschmack sich an Hartmann anlehnten; so Ulrich von Zatzikofen, der im Eingange seines Lanzelet erklärt, daf er nicht von allen sondern nur von «höfischen" Leuten gelobt sein wolle, und (vielleicht nach dem Vorgange Hartmann’s im Eingange seines Erec) alle die ab- weist, denen es nicht in den Sinn wolle, daz eime riter wol gelanc, der ie nâch staten tugenden ranc; so Konrad Fleck in Flore und Blanscheflur 1—118; so Wirnt von Gravenberg im Wigalois 1, 20—2, 2. Einen andern Sinn mögen auch die sprichwörtlichen Sentenzen nicht haben, welche Wolfram seinem Parzival vorangeschickt hat. Die Idee, welche das ganze Stück durchdringt und zu deren Träger der Hauptheld des Stückes bestimmt ist, war streng genommen in jenen ein- leitenden Versen nicht berührt. Wenigstens trifft dieß bei Hartmann nicht zu, wie die vortreffliche Auseinandersetzung von Wackernagel in der Literaturgeschichte, S. 164 und 191. zeigt. Dort wird mit Recht geltend gemacht, daß der Dichter seinen Stoff «mit der ihn bezeichnenden Kunst bewusster Aufstellung und Versöhnung sittlicher Gegensätze» behandelt habe. Minne und Heldenthum, beide ursprünglich eng ver- einigt, gerathen in Zwiespalt miteinander; erst nach langen
Strana XIV
XIV EINLEITUNG. und schweren Kämpfen tritt eine Versöhnung und demzufolge eine um so festere Vereinigung beider ein. Diesen Grund- gedanken enthielt schon der Erec. Mit hellerem Bewusstsein hat ihn der Dichter im Iwein durchgeführt; man vgl. nament- lich die Stelle im Iwein 2787—98. Der Hauptheld des letz- tern geräth gerade in den entgegengesetzten Fehler, indem er, von Gawein gewarnt, sich vor dem «Verliegen» Erec's zu hüten sucht. Dort, im Erec, so könnte man sagen, litt die Ritterlichkeit unter dem Ubermaßs der Minne; hier die Minne unter dem Ubermaß der Ritterlichkeit.*) Das was die Werke Hartmann’s überhaupt, im höchsten Grade aber den Iwein vor andern auszeichnet und ihn zur "schönsten Blüte der erzählenden Kunstpoesie» erhebt, ist die mâze, d. h. die Mäßigung, die maßvolle Haltung, die An- gemessenheit, der feine Takt sowohl rücksichtlich der künst- lerischen Behandlung des Stoffes als rücksichtlich der Sprache. Wie das Leben und die Rede der gebildeten höfischen Kreise in damaliger Zeit auf dieser mâze als ihrer Cardinaltugend beruhten, so auch Hartmann's ganze Art des Dichtens. Er ist ebendeshalb als der Hauptvertreter der höfischen Poesie anzusehen; sein Iwein ist das beste, was auf diesem Gebiete geleistet worden ist. Dem Kunstwerke des Dichters hat es aber auch nicht an Anerkennung gefehlt, weder bei der Mit- noch bei der Nach- welt. Dieses bezeugen unter anderm auch die vielen Hand- schriften, welche sich von demselben in Deutschland zerstreut vorfinden. Obwohl mehrere unter ihnen noch dem 13. Jahr- hunderte, zwei sogar, die Heidelberger und die Gießener, dem Anfange dieses Jahrhunderts angehören, also von den Lebzeiten des Dichters nur um weniges sich entfernen, so steht doch bei den Kritikern fest, dafs der ursprüngliche Text schon in den ältesten Uberlieferungen vielfach Umänderungen erfahren habe, theils durch Ubertragung in andere Mundart (wie z. B. in der Heidelberger in ein Mitteldeutsch, das stark mit niederdeutschen Formen durchfärbt ist), theils durch Uberarbeitung und erweiternde Zusätze, je nach dem Ge- schmacke und Bedürfnisse oder Zeit der des Schreibers. Die Aufgabe, aus den verschiedenen theils absichtlichen, theils unabsichtlichen Anderungen das Echte zu ermitteln, ist daher *) Vgl. hierüber auch die Anmerkung zu Iw. 2852 und Hadamar von Laber 198: frag nàch der edlen mâze, úf die gruntvest ráte ich dir ze bûwen, diu heizet dich vervaren noch verligen.
XIV EINLEITUNG. und schweren Kämpfen tritt eine Versöhnung und demzufolge eine um so festere Vereinigung beider ein. Diesen Grund- gedanken enthielt schon der Erec. Mit hellerem Bewusstsein hat ihn der Dichter im Iwein durchgeführt; man vgl. nament- lich die Stelle im Iwein 2787—98. Der Hauptheld des letz- tern geräth gerade in den entgegengesetzten Fehler, indem er, von Gawein gewarnt, sich vor dem «Verliegen» Erec's zu hüten sucht. Dort, im Erec, so könnte man sagen, litt die Ritterlichkeit unter dem Ubermaßs der Minne; hier die Minne unter dem Ubermaß der Ritterlichkeit.*) Das was die Werke Hartmann’s überhaupt, im höchsten Grade aber den Iwein vor andern auszeichnet und ihn zur "schönsten Blüte der erzählenden Kunstpoesie» erhebt, ist die mâze, d. h. die Mäßigung, die maßvolle Haltung, die An- gemessenheit, der feine Takt sowohl rücksichtlich der künst- lerischen Behandlung des Stoffes als rücksichtlich der Sprache. Wie das Leben und die Rede der gebildeten höfischen Kreise in damaliger Zeit auf dieser mâze als ihrer Cardinaltugend beruhten, so auch Hartmann's ganze Art des Dichtens. Er ist ebendeshalb als der Hauptvertreter der höfischen Poesie anzusehen; sein Iwein ist das beste, was auf diesem Gebiete geleistet worden ist. Dem Kunstwerke des Dichters hat es aber auch nicht an Anerkennung gefehlt, weder bei der Mit- noch bei der Nach- welt. Dieses bezeugen unter anderm auch die vielen Hand- schriften, welche sich von demselben in Deutschland zerstreut vorfinden. Obwohl mehrere unter ihnen noch dem 13. Jahr- hunderte, zwei sogar, die Heidelberger und die Gießener, dem Anfange dieses Jahrhunderts angehören, also von den Lebzeiten des Dichters nur um weniges sich entfernen, so steht doch bei den Kritikern fest, dafs der ursprüngliche Text schon in den ältesten Uberlieferungen vielfach Umänderungen erfahren habe, theils durch Ubertragung in andere Mundart (wie z. B. in der Heidelberger in ein Mitteldeutsch, das stark mit niederdeutschen Formen durchfärbt ist), theils durch Uberarbeitung und erweiternde Zusätze, je nach dem Ge- schmacke und Bedürfnisse oder Zeit der des Schreibers. Die Aufgabe, aus den verschiedenen theils absichtlichen, theils unabsichtlichen Anderungen das Echte zu ermitteln, ist daher *) Vgl. hierüber auch die Anmerkung zu Iw. 2852 und Hadamar von Laber 198: frag nàch der edlen mâze, úf die gruntvest ráte ich dir ze bûwen, diu heizet dich vervaren noch verligen.
Strana XV
EINLEITUNG. XV hei diesem Schriftwerke eine äußerst schwierige. Ich bin im Großsen und Ganzen der Methode Lachmann’s gefolgt, welcher die am wenigsten überarbeitete Heidelberger Handschrift zu Grunde gelegt hat; sie, «die älteste Handschrift», «ist mit keiner andern näher verwandt: Veränderungen, die absichtlich sind, hat sie niemals gemein mit einer andern»; vgl. Lach- manns Iwein, S. 364 (2. Ausgabe). Der Gebrauch derselben erheischt aber um so mehr Vorsicht, als die sprachlichen Formen dieses Denkmals von der des Dichters weit abweichen; intolge dessen musste den übrigen Handschriften bei Auf- stellung der echten Lesart oft eine weit entscheidendere Stimme eingeräumt werden, als nach dem Charakter derselben sonst geschehen wäre; vgl. darüber Pfeiffer in der Germania 3, 338. Hier und da ist auch die gut beglaubigte Tradition wieder hergestellt worden, wo sie von Lachmann ohne Noth, und nur um der von ihm aufgestellten metrischen Regel zu genugen, verlassen schien. Unter den Hilfsmitteln, deren ich mich bei meinen Er- klärungen vielfach habe bedienen können, steht obenan die vortreffliche Ausgabe des Iwein mit Anmerkungen von Benecke und Lachmann (2. Ausgabe, Berlin 1843), zugleich «eines der ersten Producte unserer wissenschaftlichen altdeutschen Phi- lologie". Nicht minder wesentliche Dienste leistete mir dabei das fleifsig und genau ausgearbeitete Wörterbuch zu Hart- mann’s lwein von dem ebengenannten Benecke (Göttingen 1833) sowie das mittelhochdeutsche Wörterbuch von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. An manchen Stellen verhalf mir auch, wenn sie nicht gerade schwierig waren, die metrische Uber- setzung von Friedrich Koch (unter dem Titel: Das Ritterbuch von Fr. Koch, Bd. 1, Halle 1848) zu einem passenden Aus- druck für meine Erklarung. Was sich von Citaten aus mittel- alterlichen Schriftstellern in den Anmerkungen vorfindet, ist meinen eigenen Sammlungen entnommen und meist nur da geschehen, wo für die von mir versuchte Erklärung in den vorhandenen Hilfsmitteln keine Belege zu finden waren. Die Erzählung ist auch hier wieder aus den in der Ein- leitung zum Erec, S. XVII (= 2. Aufl. S. XVIII) dargelegten Gründen in Abschnitte zerlegt. Dem Begehren meiner Herren Recensenten nachgebend habe ich den Ausdruck âventiure diesmal gemieden und dafür das neuhochdeutsche «Abenteuer» gewählt. Der vorliegenden Arbeit ist nicht die freundlich über- wachende Theilnahme des Begründers dieser Sammlung zu
EINLEITUNG. XV hei diesem Schriftwerke eine äußerst schwierige. Ich bin im Großsen und Ganzen der Methode Lachmann’s gefolgt, welcher die am wenigsten überarbeitete Heidelberger Handschrift zu Grunde gelegt hat; sie, «die älteste Handschrift», «ist mit keiner andern näher verwandt: Veränderungen, die absichtlich sind, hat sie niemals gemein mit einer andern»; vgl. Lach- manns Iwein, S. 364 (2. Ausgabe). Der Gebrauch derselben erheischt aber um so mehr Vorsicht, als die sprachlichen Formen dieses Denkmals von der des Dichters weit abweichen; intolge dessen musste den übrigen Handschriften bei Auf- stellung der echten Lesart oft eine weit entscheidendere Stimme eingeräumt werden, als nach dem Charakter derselben sonst geschehen wäre; vgl. darüber Pfeiffer in der Germania 3, 338. Hier und da ist auch die gut beglaubigte Tradition wieder hergestellt worden, wo sie von Lachmann ohne Noth, und nur um der von ihm aufgestellten metrischen Regel zu genugen, verlassen schien. Unter den Hilfsmitteln, deren ich mich bei meinen Er- klärungen vielfach habe bedienen können, steht obenan die vortreffliche Ausgabe des Iwein mit Anmerkungen von Benecke und Lachmann (2. Ausgabe, Berlin 1843), zugleich «eines der ersten Producte unserer wissenschaftlichen altdeutschen Phi- lologie". Nicht minder wesentliche Dienste leistete mir dabei das fleifsig und genau ausgearbeitete Wörterbuch zu Hart- mann’s lwein von dem ebengenannten Benecke (Göttingen 1833) sowie das mittelhochdeutsche Wörterbuch von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. An manchen Stellen verhalf mir auch, wenn sie nicht gerade schwierig waren, die metrische Uber- setzung von Friedrich Koch (unter dem Titel: Das Ritterbuch von Fr. Koch, Bd. 1, Halle 1848) zu einem passenden Aus- druck für meine Erklarung. Was sich von Citaten aus mittel- alterlichen Schriftstellern in den Anmerkungen vorfindet, ist meinen eigenen Sammlungen entnommen und meist nur da geschehen, wo für die von mir versuchte Erklärung in den vorhandenen Hilfsmitteln keine Belege zu finden waren. Die Erzählung ist auch hier wieder aus den in der Ein- leitung zum Erec, S. XVII (= 2. Aufl. S. XVIII) dargelegten Gründen in Abschnitte zerlegt. Dem Begehren meiner Herren Recensenten nachgebend habe ich den Ausdruck âventiure diesmal gemieden und dafür das neuhochdeutsche «Abenteuer» gewählt. Der vorliegenden Arbeit ist nicht die freundlich über- wachende Theilnahme des Begründers dieser Sammlung zu
Strana XVI
XVI EINLEITUNG. Theil geworden. Ein früher, allen unerwarteter Tod raffte den lieben und treuen Freund dahin, ehe noch ein erheb- liches Stück von diesem Bande gedruckt war. Sein Tod ist wie für die Wissenschaft überhaupt, so namentlich auch für den Iwein ein Verlust. Denn zu den vielen Denkmälern des deutschen Alterthums, denen er seine erfolgreiche Thätigkeit zugewandt hatte, gehörte auch die vorliegende Dichtung Hartmann’s ; in Bezug auf diese war er, wie mir aus brief- lichem und mündlichem Verkehr mit ihm bekannt und wie schon aus den gelegentlichen Andeutungen in seiner Zeit- schrift zu ersehen ist, in nicht wenigen Punkten zu Er- fahrungen und Resultaten gelangt, die von denen Benecke’s und Lachmann’s wesentlich abwichen; leider ist ihm sein Wunsch, sie später in ausführlicher Begründung zu veröffent- lichen, nicht in Erfüllung gegangen. Zum Schlusse kann ich nicht umhin, der theilnehmenden Beihilfe zu gedenken, die mein verehrter Freund Reinhold Bechstein sowohl diesem vorliegenden Bande als auch den beiden vorhergehenden unausgesetzt hat zu Theil werden lassen. Im Text wie in den Erklärungen haben nicht wenige Stellen durch sein Urtheil und seine Erfahrung eine wesent- liche Verbesserung empfangen. ZEITZ, im December 1868. ZUR ZWEITEN AUFLAGE. Auch in dieser neuen Auflage habe ich auf Grund reiferer Erfahrung hie und da Text und Anmerkungen zu bessern, so wie durch neue Belegstellen zu stützen gesucht. Von neueren Schriftstücken, welche seit der ersten Auflage des Iwein er- schienen und, soweit sie auf ihn Bezug nahmen, sorgfältig zu Rathe gezogen worden sind, nenne ich in erster Linie die Abhandlung von Dr. Güth in Herrig's Archiv XLVI, 251 fg.: Das Verhältniss des Hartmann'schen Iwein zu seiner altfran- zösischen Quelle. Außerdem habe ich der zweiten Ausgabe des Erec von Moriz Haupt zu gedenken, die im Jahre 1871 erschien. Sie brachte manches überraschend Neue, dabei
XVI EINLEITUNG. Theil geworden. Ein früher, allen unerwarteter Tod raffte den lieben und treuen Freund dahin, ehe noch ein erheb- liches Stück von diesem Bande gedruckt war. Sein Tod ist wie für die Wissenschaft überhaupt, so namentlich auch für den Iwein ein Verlust. Denn zu den vielen Denkmälern des deutschen Alterthums, denen er seine erfolgreiche Thätigkeit zugewandt hatte, gehörte auch die vorliegende Dichtung Hartmann’s ; in Bezug auf diese war er, wie mir aus brief- lichem und mündlichem Verkehr mit ihm bekannt und wie schon aus den gelegentlichen Andeutungen in seiner Zeit- schrift zu ersehen ist, in nicht wenigen Punkten zu Er- fahrungen und Resultaten gelangt, die von denen Benecke’s und Lachmann’s wesentlich abwichen; leider ist ihm sein Wunsch, sie später in ausführlicher Begründung zu veröffent- lichen, nicht in Erfüllung gegangen. Zum Schlusse kann ich nicht umhin, der theilnehmenden Beihilfe zu gedenken, die mein verehrter Freund Reinhold Bechstein sowohl diesem vorliegenden Bande als auch den beiden vorhergehenden unausgesetzt hat zu Theil werden lassen. Im Text wie in den Erklärungen haben nicht wenige Stellen durch sein Urtheil und seine Erfahrung eine wesent- liche Verbesserung empfangen. ZEITZ, im December 1868. ZUR ZWEITEN AUFLAGE. Auch in dieser neuen Auflage habe ich auf Grund reiferer Erfahrung hie und da Text und Anmerkungen zu bessern, so wie durch neue Belegstellen zu stützen gesucht. Von neueren Schriftstücken, welche seit der ersten Auflage des Iwein er- schienen und, soweit sie auf ihn Bezug nahmen, sorgfältig zu Rathe gezogen worden sind, nenne ich in erster Linie die Abhandlung von Dr. Güth in Herrig's Archiv XLVI, 251 fg.: Das Verhältniss des Hartmann'schen Iwein zu seiner altfran- zösischen Quelle. Außerdem habe ich der zweiten Ausgabe des Erec von Moriz Haupt zu gedenken, die im Jahre 1871 erschien. Sie brachte manches überraschend Neue, dabei
Strana XVII
EINLEITUNG. XVII aber auch, ohne meinen Namen zu nennen, nicht wenig Ver- besserungen und Erklärungen, die zuerst in meiner bereits 1867 erschienenen ersten Auflage des Erec standen. Für den Leser bemerke ich schließlich noch, daß da, wo hier auf die im 1. oder 2. Bande der Hartmann'schen Werke enthaltenen Gedichte verwiesen wird, nur die zweite Auflage gemeint ist. ZEITZ, im Juli 1873. ZUR DRITTEN AUFLAGE. Ich bekenne offen, daß ich seit der Zeit, wo die zweite Auflage meines Iwein erschien, wenig Gelegenheit und Zeit gefunden habe, mich irgendwie weiter in die Schriften Hart- mann’s zu vertiefen. Desto rühriger haben andere, bewähr- tere Kräfte auf diesem Gebiete weiter gearbeitet und sind durch eingehende Studien zu wichtigen Resultaten gelangt, die der gegenwärtigen dritten Auflage zu Gute gekommen sind. Vor anderen habe ich hier H. Paul zu nennen mit sei- ner scharfsinnigen Abhandlung Uber das gegenseitige Ver- hältniss der Handschriften von Hartmann's Iwein in den Beiträgen von Paul und Braune I, 288—401. Paul hat es hier zuerst gewagt, durch Anwendung streng wissenschaft- licher Methode das kritische Verfahren Lachmann’s zu prüfen ; hier hat namentlich die von Lachmann vielfach überschätzte Handschr. A eine besondere Würdigung erfahren. Der Ver- such Zacher's, an einer einzelnen Stelle zu zeigen, daß Paul sich in seiner kritischen Methode geirrt habe (Zeitschr. für deutsche Philologie 7, 157:g.), ist von letzterem mit berech- tigten Gründen zurückgewiesen worden in den genannten Bei- trägen III, 184 fg. Neben Paul sind von nicht geringerer Bedeutung für den Iwein, was die Beurtheilung der handschriftl. Uberlieferung desselben betrifft, die auf grofser Genauigkeit beruhenden Untersuchungen Emil Henrici's gewesen. In einer Reihe von Mittheilungen, welche sich in Steinmeyer's Zeitschr. 24, 179 fg., 25, 153 fg., 28, 250 fg., 29, 112 fg. und 360 fg., 30, 192 fg. HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. b
EINLEITUNG. XVII aber auch, ohne meinen Namen zu nennen, nicht wenig Ver- besserungen und Erklärungen, die zuerst in meiner bereits 1867 erschienenen ersten Auflage des Erec standen. Für den Leser bemerke ich schließlich noch, daß da, wo hier auf die im 1. oder 2. Bande der Hartmann'schen Werke enthaltenen Gedichte verwiesen wird, nur die zweite Auflage gemeint ist. ZEITZ, im Juli 1873. ZUR DRITTEN AUFLAGE. Ich bekenne offen, daß ich seit der Zeit, wo die zweite Auflage meines Iwein erschien, wenig Gelegenheit und Zeit gefunden habe, mich irgendwie weiter in die Schriften Hart- mann’s zu vertiefen. Desto rühriger haben andere, bewähr- tere Kräfte auf diesem Gebiete weiter gearbeitet und sind durch eingehende Studien zu wichtigen Resultaten gelangt, die der gegenwärtigen dritten Auflage zu Gute gekommen sind. Vor anderen habe ich hier H. Paul zu nennen mit sei- ner scharfsinnigen Abhandlung Uber das gegenseitige Ver- hältniss der Handschriften von Hartmann's Iwein in den Beiträgen von Paul und Braune I, 288—401. Paul hat es hier zuerst gewagt, durch Anwendung streng wissenschaft- licher Methode das kritische Verfahren Lachmann’s zu prüfen ; hier hat namentlich die von Lachmann vielfach überschätzte Handschr. A eine besondere Würdigung erfahren. Der Ver- such Zacher's, an einer einzelnen Stelle zu zeigen, daß Paul sich in seiner kritischen Methode geirrt habe (Zeitschr. für deutsche Philologie 7, 157:g.), ist von letzterem mit berech- tigten Gründen zurückgewiesen worden in den genannten Bei- trägen III, 184 fg. Neben Paul sind von nicht geringerer Bedeutung für den Iwein, was die Beurtheilung der handschriftl. Uberlieferung desselben betrifft, die auf grofser Genauigkeit beruhenden Untersuchungen Emil Henrici's gewesen. In einer Reihe von Mittheilungen, welche sich in Steinmeyer's Zeitschr. 24, 179 fg., 25, 153 fg., 28, 250 fg., 29, 112 fg. und 360 fg., 30, 192 fg. HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. b
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XVIII EINLEITUNG. finden, hat derselbe es sich zur Aufgabe gemacht zu zeigen, dafs man sich auf den handschriftlichen Apparat, den Lach- mann brachte, nicht verlassen könne. Aus diesen unerwar- teten Aufschlüssen ergiebt sich, daß Paul in seinen Unter- suchungen zu manchen falschen Resultaten verführt sein mag ; indessen trifft das, soviel ich bisjetzt sehe, immer nur ein- zelne Punkte; die Grundzüge und die Hauptresultate der Paul'schen Methode zu widerlegen bedarf es anderer Mittel und Beweise als die, welche Henrici bisjetzt hier vorgebracht hat (vgl. Steinmeyer's Zeitschr. 25, 125). Außser diesen Arbeiten sind von mir hier und da noch zu Rathe gezogen worden eine Abhandlung von Faust, Dicho- tomische Responsorien bei Hartmann von Aue, in Steinmeyer’s Zeitschr. 24, 1 fg., sowie die Syntax in der Mhd. Grammatik von H. Paul. Naumann's Erörterungen über die Reihenfolge der Werke Hartmann's von Aue werden erst in der Vorrede des ersten oder zweiten Bandes eine nähere Berücksichtigung finden. Schon hieraus geht hervor, dafs nicht nur der Text die- ser neuen Auflage, sondern auch die erklärenden Anmer- kungen darunter mannigfache Anderungen erlitten haben. Schliefslich kann ich den Wunsch nicht bergen, daß die geneigten Leser auch dieser dritten, nach menschlichem Er- messen letzten von mir besorgten Auflage — denn meine Tage sind nun auch gezählt — ihre Gunst nicht vorenthalten mögen. ZEITZ, im Januar 1888. FEDOR BECH.
XVIII EINLEITUNG. finden, hat derselbe es sich zur Aufgabe gemacht zu zeigen, dafs man sich auf den handschriftlichen Apparat, den Lach- mann brachte, nicht verlassen könne. Aus diesen unerwar- teten Aufschlüssen ergiebt sich, daß Paul in seinen Unter- suchungen zu manchen falschen Resultaten verführt sein mag ; indessen trifft das, soviel ich bisjetzt sehe, immer nur ein- zelne Punkte; die Grundzüge und die Hauptresultate der Paul'schen Methode zu widerlegen bedarf es anderer Mittel und Beweise als die, welche Henrici bisjetzt hier vorgebracht hat (vgl. Steinmeyer's Zeitschr. 25, 125). Außser diesen Arbeiten sind von mir hier und da noch zu Rathe gezogen worden eine Abhandlung von Faust, Dicho- tomische Responsorien bei Hartmann von Aue, in Steinmeyer’s Zeitschr. 24, 1 fg., sowie die Syntax in der Mhd. Grammatik von H. Paul. Naumann's Erörterungen über die Reihenfolge der Werke Hartmann's von Aue werden erst in der Vorrede des ersten oder zweiten Bandes eine nähere Berücksichtigung finden. Schon hieraus geht hervor, dafs nicht nur der Text die- ser neuen Auflage, sondern auch die erklärenden Anmer- kungen darunter mannigfache Anderungen erlitten haben. Schliefslich kann ich den Wunsch nicht bergen, daß die geneigten Leser auch dieser dritten, nach menschlichem Er- messen letzten von mir besorgten Auflage — denn meine Tage sind nun auch gezählt — ihre Gunst nicht vorenthalten mögen. ZEITZ, im Januar 1888. FEDOR BECH.
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INHALT. Seite Einleitung V I. Abenteuer, Kalogreant's Abenteuer im Walde von Breziljan . . . . . . II. Abenteuer, Iwein’s Sieg über Askalon. Seine Ge- 31 fangenschaft im Fallthor . III. Abenteuer, Lunetens Rath und Laudinens Bekehrung 61 IV. Abenteuer, Keii's Spott und Gawein’s Mahnung . . 87 V. Abenteuer, Iwein’s Wahnsinn und seine Genesung. 106 VI. Abenteuer, die Besiegung des Grafen Aliers und die Befreiung des Löwen 131 . . VII. Abenteuer, Lunetens Haft 139 . . . 154 VIII. Abenteuer, der Riese Harpin. Ginoverens Entführung 180 IX. Abenteuer, Lunetens Befreiung . . . X. Abenteuer, die Töchter des Grafen vom Schwarzen Dorn . . . . . . . 196 XI. Abenteuer, Iwein im Kampf gegen zwei Riesen. . 211 Zweikampf zwischen Iwein und Gawein 237 XII. Abenteuer, XIII. Abenteuer, die Versöhnung. 3 269 Wortregister . . Namenverzeichniss. . . . . . . . . . 284 . . . . . . . . . . . . . 304
INHALT. Seite Einleitung V I. Abenteuer, Kalogreant's Abenteuer im Walde von Breziljan . . . . . . II. Abenteuer, Iwein’s Sieg über Askalon. Seine Ge- 31 fangenschaft im Fallthor . III. Abenteuer, Lunetens Rath und Laudinens Bekehrung 61 IV. Abenteuer, Keii's Spott und Gawein’s Mahnung . . 87 V. Abenteuer, Iwein’s Wahnsinn und seine Genesung. 106 VI. Abenteuer, die Besiegung des Grafen Aliers und die Befreiung des Löwen 131 . . VII. Abenteuer, Lunetens Haft 139 . . . 154 VIII. Abenteuer, der Riese Harpin. Ginoverens Entführung 180 IX. Abenteuer, Lunetens Befreiung . . . X. Abenteuer, die Töchter des Grafen vom Schwarzen Dorn . . . . . . . 196 XI. Abenteuer, Iwein im Kampf gegen zwei Riesen. . 211 Zweikampf zwischen Iwein und Gawein 237 XII. Abenteuer, XIII. Abenteuer, die Versöhnung. 3 269 Wortregister . . Namenverzeichniss. . . . . . . . . . 284 . . . . . . . . . . . . . 304
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IWEIN. HARTMANN VON AUE. III. 3. Aull.
IWEIN. HARTMANN VON AUE. III. 3. Aull.
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I. ABENTEUER, KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. Einst hatte König Artus auf seinem Palast zu Karidol ein großes Pfingstfest veranstaltet und viele vornehme Ritter und Damen um sich versammelt. Man vertrieb sich da die Zeit mit mancherlei Kurzweil. Vor der Kammer, in welcher der König mit seiner Gemahlin schlafen gegangen war, hatten sich auch sechs Ritter zusammengefunden, unter ihnen der Truchsefs Keii und Kalogreant; der letztere hatte eben ein Abenteuer von sich zu erzählen begonnen, als die Königin davon erwachte und plötzlich in ihrer Mitte erschien. Die zuvorkommende Höflichkeit Kalogreant's, der sie allein hat kommen sehen und zu ehrfurchtsvoller Begrüßsung sich von seinem Sitze erhebt, veranlaft den neidischen Truchsefs zu einer spötti- schen Zurechtweisung und führt so einen heftigen Wortwechsel zwischen ihnen und der Königin herbei, sodaßs es erst der dringenden Verwendung der letztern bedarf, um Kalogreant zur Wiederaufnahme seiner Erzählung zu vermögen. Darauf berichtet dieser, wie er vor ungefähr zehn Jahren in den Wald von Breziljan auf Abenteuer geritten sei. Nach einem beschwerlichen Wege durch den dichten Wald gelangt er zunächst auf eine Burg, wo er von dem Burgherrn und seiner Tochter auf das gastlichste bewirthet wird. Am andern Morgen kommt er in eine waldlose Ebene ; da bemerkt er mit Grausen eine grofse Schar wilder Thiere, die mit einander kämpfen, mitten unter ihnen die schreckliche Ungestalt eines Waldmenschen, der über sie zu gebieten hat. Von diesem wird ihm auf Befragen ein Abenteuer ge- zeigt: in der Nähe sei ein kühler Brunnen, beschattet von einer immer- grünen Linde, daneben ein prächtiger Marmorstein, über dem ein goldenes Becken hänge; damit möge er auf den Stein Wasser aus dem Brunnen gießsen und dann sehen, was sich ereignen werde. Sofort macht sich der Ritter dorthin auf. Er ist entzückt über die paradiesische Gegend und über den wundervollen Vogelgesang, den er dort trifft, und thut alsobald wie ihm der Waldmann geheißsen. Infolge dessen erhebt sich ein furcht- bares Unwetter mit Donnern und Blitzen und mit Hagelschlag, daßs die Vögel verstummen und die Bäume verderben, ja er selber auf Augenblicke betäubt wird. Kaum hat sich das Gewitter wieder gelegt, so sprengt im höchsten Zorne ein gewaltiger Ritter daher, es ist der Herr jenes Waldes, der den Gast für den ihm angerichteten Schaden zum Zweikampf heraus- fordert. Kalogreant hat kaum Zeit sich zur Wehre zu setzen, wird aus 1
I. ABENTEUER, KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. Einst hatte König Artus auf seinem Palast zu Karidol ein großes Pfingstfest veranstaltet und viele vornehme Ritter und Damen um sich versammelt. Man vertrieb sich da die Zeit mit mancherlei Kurzweil. Vor der Kammer, in welcher der König mit seiner Gemahlin schlafen gegangen war, hatten sich auch sechs Ritter zusammengefunden, unter ihnen der Truchsefs Keii und Kalogreant; der letztere hatte eben ein Abenteuer von sich zu erzählen begonnen, als die Königin davon erwachte und plötzlich in ihrer Mitte erschien. Die zuvorkommende Höflichkeit Kalogreant's, der sie allein hat kommen sehen und zu ehrfurchtsvoller Begrüßsung sich von seinem Sitze erhebt, veranlaft den neidischen Truchsefs zu einer spötti- schen Zurechtweisung und führt so einen heftigen Wortwechsel zwischen ihnen und der Königin herbei, sodaßs es erst der dringenden Verwendung der letztern bedarf, um Kalogreant zur Wiederaufnahme seiner Erzählung zu vermögen. Darauf berichtet dieser, wie er vor ungefähr zehn Jahren in den Wald von Breziljan auf Abenteuer geritten sei. Nach einem beschwerlichen Wege durch den dichten Wald gelangt er zunächst auf eine Burg, wo er von dem Burgherrn und seiner Tochter auf das gastlichste bewirthet wird. Am andern Morgen kommt er in eine waldlose Ebene ; da bemerkt er mit Grausen eine grofse Schar wilder Thiere, die mit einander kämpfen, mitten unter ihnen die schreckliche Ungestalt eines Waldmenschen, der über sie zu gebieten hat. Von diesem wird ihm auf Befragen ein Abenteuer ge- zeigt: in der Nähe sei ein kühler Brunnen, beschattet von einer immer- grünen Linde, daneben ein prächtiger Marmorstein, über dem ein goldenes Becken hänge; damit möge er auf den Stein Wasser aus dem Brunnen gießsen und dann sehen, was sich ereignen werde. Sofort macht sich der Ritter dorthin auf. Er ist entzückt über die paradiesische Gegend und über den wundervollen Vogelgesang, den er dort trifft, und thut alsobald wie ihm der Waldmann geheißsen. Infolge dessen erhebt sich ein furcht- bares Unwetter mit Donnern und Blitzen und mit Hagelschlag, daßs die Vögel verstummen und die Bäume verderben, ja er selber auf Augenblicke betäubt wird. Kaum hat sich das Gewitter wieder gelegt, so sprengt im höchsten Zorne ein gewaltiger Ritter daher, es ist der Herr jenes Waldes, der den Gast für den ihm angerichteten Schaden zum Zweikampf heraus- fordert. Kalogreant hat kaum Zeit sich zur Wehre zu setzen, wird aus 1
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4 I. ABENTEUER, dem Sattel geworfen und verliert sein Ross, mit dem der Fremde gleich wieder davonreitet. Darauf sieht er sich genöthigt umzukehren und wan- dert nun zu Fußs und ohne Harnisch wieder zu seinem Wirth, den er am frühen Morgen verlassen hatte. s. 9 Swer an rehte güete wendet sîn gemüete, dem volget saelde und êre. des gît gewisse lêre künec Artûs der guote, der mit riters muote nâch lobe kunde strîten. er hât bî sînen zîten gelebet alsô schône, daz er der êren krône dô truoc und noch sîn name treit des habent die wârheit sîne lantliute: sî jehent, er lebe noch hiute: er hât den lop erworben, ist im der lîp erstorben, sô lebt doch iemer sîn name. er ist lasterlîcher schame iemer vil gar erwert, der noch nâch sînem site vert. 5 10 15 s. 10 20 Ein riter, der gelêret was unde ez)an den buochen las, swenne er sîne stunde niht baz bewenden kunde, 1 an rehte güete, an «das was wahrhaftig gut ist», Benecke ; güete hier im Sinne von Tugend, Edelmuth. Vgl. Herzog Ernst 4511 (v. d. Hagen) ist er mit tugenden sô gegurt Daz er sîn reine gemüete Wendet an rehte güete, Des lobe volget wirdekeit. — 3 sœlde, Glück. — 4 davon gibt einen untrüg- lichen Beweis. — 5 der guote, der edele, vortreffliche. — 6 mit riters muote. mit der Gesinnung eines edeln Mannes, mit ritterlichem Sinne. Vgl. Krone 251—254. — 7 nách lobe, «auf Lobes werthe Weisen, B. — 12 inso- fern (des) haben seine Landsleute recht. — 14 jehen behaupten. — 16—17 Vgl. Frauenlob Spr. 329, 13— 16: künc Artûs mit der rîchen tât Vil hôhen prîs erwarp; Wie daz er ouch erstorben sî, Sin reinez lop doch nie verdarp; Heinr. v. d. Türlîn Krone 199, 200: Leider ob der lîp erstarp, Im lebte doch sin reiner nam. — 18 er, derjenige. — 19 erwert c. gen., geschützt, behütet vor etwas, frei von. — 20 varn. handeln, leben. 21 gelerel, des Lesens (und Schreibens) kundig; vgl. Armer Heinrich 1, Gregor 868. — Die Verse 21, 22 und 30 enthalten den Hauptgedanken; V. 23 bis 29 sind als Zwischenrede zu fassen. Daher ist ez in V. 22 auf mœre in V. 30 zu beziehen. — 23 swenne = sô wenne, wenn irgend einmal, wann einmal, so oft als. — 23—24 sîne stunde bewenden, seine Zeit an-
4 I. ABENTEUER, dem Sattel geworfen und verliert sein Ross, mit dem der Fremde gleich wieder davonreitet. Darauf sieht er sich genöthigt umzukehren und wan- dert nun zu Fußs und ohne Harnisch wieder zu seinem Wirth, den er am frühen Morgen verlassen hatte. s. 9 Swer an rehte güete wendet sîn gemüete, dem volget saelde und êre. des gît gewisse lêre künec Artûs der guote, der mit riters muote nâch lobe kunde strîten. er hât bî sînen zîten gelebet alsô schône, daz er der êren krône dô truoc und noch sîn name treit des habent die wârheit sîne lantliute: sî jehent, er lebe noch hiute: er hât den lop erworben, ist im der lîp erstorben, sô lebt doch iemer sîn name. er ist lasterlîcher schame iemer vil gar erwert, der noch nâch sînem site vert. 5 10 15 s. 10 20 Ein riter, der gelêret was unde ez)an den buochen las, swenne er sîne stunde niht baz bewenden kunde, 1 an rehte güete, an «das was wahrhaftig gut ist», Benecke ; güete hier im Sinne von Tugend, Edelmuth. Vgl. Herzog Ernst 4511 (v. d. Hagen) ist er mit tugenden sô gegurt Daz er sîn reine gemüete Wendet an rehte güete, Des lobe volget wirdekeit. — 3 sœlde, Glück. — 4 davon gibt einen untrüg- lichen Beweis. — 5 der guote, der edele, vortreffliche. — 6 mit riters muote. mit der Gesinnung eines edeln Mannes, mit ritterlichem Sinne. Vgl. Krone 251—254. — 7 nách lobe, «auf Lobes werthe Weisen, B. — 12 inso- fern (des) haben seine Landsleute recht. — 14 jehen behaupten. — 16—17 Vgl. Frauenlob Spr. 329, 13— 16: künc Artûs mit der rîchen tât Vil hôhen prîs erwarp; Wie daz er ouch erstorben sî, Sin reinez lop doch nie verdarp; Heinr. v. d. Türlîn Krone 199, 200: Leider ob der lîp erstarp, Im lebte doch sin reiner nam. — 18 er, derjenige. — 19 erwert c. gen., geschützt, behütet vor etwas, frei von. — 20 varn. handeln, leben. 21 gelerel, des Lesens (und Schreibens) kundig; vgl. Armer Heinrich 1, Gregor 868. — Die Verse 21, 22 und 30 enthalten den Hauptgedanken; V. 23 bis 29 sind als Zwischenrede zu fassen. Daher ist ez in V. 22 auf mœre in V. 30 zu beziehen. — 23 swenne = sô wenne, wenn irgend einmal, wann einmal, so oft als. — 23—24 sîne stunde bewenden, seine Zeit an-
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KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 5 daz er ouch tihtennes pflac (daz man gerne hoeren mac, dâ kêrt er sînen vlîz an: er was genant Hartman und was ein Ouwære), der tihte ditz mære. 25 30 s 11 Ez het der künec Artôs ze Karidôl in sîn hůs zeinen pfingesten geleit nâch rîcher gewonheit ein alsô schone hôchzît, daz er vordes noch sît deheine schoener nie gewan. deiswar dâ was ein beeser man in vil swachem werde : wan sich gesament ûf der erde bî niemens ziten anderswâ sô manec guot riter alsô dâ. ouch wart in dâ ze hove gegeben in alle wis ein wunschleben: in liebte den hof unde den lip manec maget unde wip, die schoensten von den rîchen. mich jâmert wærlîchen, und hulfez iht, ich woldez clagen, daz nû bi únséren tagen selch vröude niemer werden mac, der man ze dén zîten pflac. doch müezen wir ouch nû genesen. ichn wolde dô niht sîn gewesen, daz ich nû niht enwære: dâ uns noch mit ir mæere 35 40 45 50 55 wenden, verwenden; vgl. Konrad Fleck im Flore 7992: ouch ensol er niht engelten, Ob maniger sîne stunde Baz bewenden kunde An getihte dan er. 33 zeinen pfingesten ist Plural: auf eine Pfingstzeit. — geleit, gelegt, angesetzt. — 34 in so glänzender herrlicher Weise als er gewohnt war. — 35 hôchzît, Fest. — 36 vordes noch sit, weder vorher hoch nachher. — 38 deis- war = daz ist wâr, fürwahr. — bœse, nicht vornehm, unedel. — 39 in sehr geringem, in gar keinem Ansehen. — 42 = 2453. — 44 wunschleben, das vollkommenste, glücklichste, angenehmste Leben, vgl. zu Tristan 15047. — 45 lieben mit dat. und acc., einem etwas lieb, angenehm machen. — lîp, Leben. — 47, von den rîchen, aus den Ländern des Königs — 53 genesen, leben, durchkommen. — 55 daz, angenommen daßs, dafür daf; daz— niht, ohne daſ; vgl. zum Armen Heinrich 765. Ebenso J. Titurel 2865, 4: doch wolte ich dâ der beste niht sîn gewesen daz mîn nû niht enwœre und Heinrichs Tristan 6750. — 56 dâ, da wo; dagegen V. 54 dô = damals. —
KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 5 daz er ouch tihtennes pflac (daz man gerne hoeren mac, dâ kêrt er sînen vlîz an: er was genant Hartman und was ein Ouwære), der tihte ditz mære. 25 30 s 11 Ez het der künec Artôs ze Karidôl in sîn hůs zeinen pfingesten geleit nâch rîcher gewonheit ein alsô schone hôchzît, daz er vordes noch sît deheine schoener nie gewan. deiswar dâ was ein beeser man in vil swachem werde : wan sich gesament ûf der erde bî niemens ziten anderswâ sô manec guot riter alsô dâ. ouch wart in dâ ze hove gegeben in alle wis ein wunschleben: in liebte den hof unde den lip manec maget unde wip, die schoensten von den rîchen. mich jâmert wærlîchen, und hulfez iht, ich woldez clagen, daz nû bi únséren tagen selch vröude niemer werden mac, der man ze dén zîten pflac. doch müezen wir ouch nû genesen. ichn wolde dô niht sîn gewesen, daz ich nû niht enwære: dâ uns noch mit ir mæere 35 40 45 50 55 wenden, verwenden; vgl. Konrad Fleck im Flore 7992: ouch ensol er niht engelten, Ob maniger sîne stunde Baz bewenden kunde An getihte dan er. 33 zeinen pfingesten ist Plural: auf eine Pfingstzeit. — geleit, gelegt, angesetzt. — 34 in so glänzender herrlicher Weise als er gewohnt war. — 35 hôchzît, Fest. — 36 vordes noch sit, weder vorher hoch nachher. — 38 deis- war = daz ist wâr, fürwahr. — bœse, nicht vornehm, unedel. — 39 in sehr geringem, in gar keinem Ansehen. — 42 = 2453. — 44 wunschleben, das vollkommenste, glücklichste, angenehmste Leben, vgl. zu Tristan 15047. — 45 lieben mit dat. und acc., einem etwas lieb, angenehm machen. — lîp, Leben. — 47, von den rîchen, aus den Ländern des Königs — 53 genesen, leben, durchkommen. — 55 daz, angenommen daßs, dafür daf; daz— niht, ohne daſ; vgl. zum Armen Heinrich 765. Ebenso J. Titurel 2865, 4: doch wolte ich dâ der beste niht sîn gewesen daz mîn nû niht enwœre und Heinrichs Tristan 6750. — 56 dâ, da wo; dagegen V. 54 dô = damals. —
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6 I. ABENTEUER, s. 12 sô rehte wol wesen sol, dâ tâten in diu werc vil wol. Artûs und diu künegin, ir ietwederz under in sich úf ir aller willen vleiz. dô man des pfingestages enbeiz, männeclich im die vröude nam, der in dô aller beste gezam: dise sprâchen wider diu wip, dise banecten den lîp, dise tanzten, dise sungen, dise liefen, dise sprungen, dise hôrten seitspil, dise schuzzen zuo dem zil, dise retten von seneder arbeit dise von grôzer manheit. Gâwein ahte umb wâfen: Keiî legt sich slâfen ûf den sal under in: ze gemâche ân êre stuont sîn sin. 60 65 70 75 ir mare, « die Erzählung ihrer Thaten", die Kunde von ihnen. — 58 diu werc, die Thaten, im Gegensatz zu mœre. 61 sich vlizen úf, sich bemühen um, bedacht sein auf. — 62 enbeiz (præt. von enbîzen), die Mahlzeit eingenommen hatte. — 63 männeclich, jedermann', vielleicht mänclich oder mänglich wie in oberdeutschen Urkk. öfter geschrieben steht (z. B. im Urkundenb. von Augsburg I, No. 207, 214, 243, 252, 325, 414, 420, 421 u. s. w.); manlich oder menlich ist eigentlich nur md. Form = nd. manlik und erscheint erst seit dem 14. Jahrh. einige Male auch bei oberdeutschen Schreibern; vgl. Anm. zu Erec 2, 2140. — im nemen, sich aussuchen. — 64 mich gezimt des, ich finde das mir an- gemessen, es steht mir an, behagt mir. — 65 sprechen wider einen, sich an einen wenden um sich mit ihm zu unterhalten. — 66 den lip baneken, sich tummeln, Leibesbewegungen machen, spazieren reiten. — 71 von seneder arbeit, von der Pein (Noth) des senens d. h. des sich Härmens, des Schmachtens, vorzugsweise von der Liebesqual, dem Inhalte der Minne- lieder. V. 71—72 entsprechen den Versen bei Chrestiens: li un recontoient noveles Li autre parloient d'amors, Des angoisses et des dolors; vgl. Paul Reitr. I, 360 u. III, 187; den Mantel Heinrich's v. d. Türlin 304 fg. sô schuzzen jene zuo dem zil. . . sô reiten dise von ritterschaft, Die andern von den frouwen. Weil V. 71 in auffälliger Weise überladen, hat Lach- mann V. 69 vor V. 70 gestellt und retten in V. 71 auf Grund einer ein- zigen Handschr. (A.) gestrichen. Das letztere verteidigte Zacher (Zeitschr. f. d. Philol 7, 188 fg.), indem er nach zil ein Komma setzte und den zwei folgenden Versen den Sinn entnahm : «die einen aus Neigung zum höfischen Minnedienste, die andern aus Vorliebe für ritterliche Leibes- und Waffen- übung.» Vgl. Braunschw. Reimchronik 8444 dhen einen manheit, dhen anderen minne dwanc. — 73 vgl. zu 6181. — 76 sein Sinn war auf ruhm- lose Gemächlichkeit gerichtet, war den Anstrengungen, durch die man allein zu Ehren gelangen kann, abhold; vgl. über gemach als Gegensatz zu êre Gregor 1505 und Sommer zu Flore 38.
6 I. ABENTEUER, s. 12 sô rehte wol wesen sol, dâ tâten in diu werc vil wol. Artûs und diu künegin, ir ietwederz under in sich úf ir aller willen vleiz. dô man des pfingestages enbeiz, männeclich im die vröude nam, der in dô aller beste gezam: dise sprâchen wider diu wip, dise banecten den lîp, dise tanzten, dise sungen, dise liefen, dise sprungen, dise hôrten seitspil, dise schuzzen zuo dem zil, dise retten von seneder arbeit dise von grôzer manheit. Gâwein ahte umb wâfen: Keiî legt sich slâfen ûf den sal under in: ze gemâche ân êre stuont sîn sin. 60 65 70 75 ir mare, « die Erzählung ihrer Thaten", die Kunde von ihnen. — 58 diu werc, die Thaten, im Gegensatz zu mœre. 61 sich vlizen úf, sich bemühen um, bedacht sein auf. — 62 enbeiz (præt. von enbîzen), die Mahlzeit eingenommen hatte. — 63 männeclich, jedermann', vielleicht mänclich oder mänglich wie in oberdeutschen Urkk. öfter geschrieben steht (z. B. im Urkundenb. von Augsburg I, No. 207, 214, 243, 252, 325, 414, 420, 421 u. s. w.); manlich oder menlich ist eigentlich nur md. Form = nd. manlik und erscheint erst seit dem 14. Jahrh. einige Male auch bei oberdeutschen Schreibern; vgl. Anm. zu Erec 2, 2140. — im nemen, sich aussuchen. — 64 mich gezimt des, ich finde das mir an- gemessen, es steht mir an, behagt mir. — 65 sprechen wider einen, sich an einen wenden um sich mit ihm zu unterhalten. — 66 den lip baneken, sich tummeln, Leibesbewegungen machen, spazieren reiten. — 71 von seneder arbeit, von der Pein (Noth) des senens d. h. des sich Härmens, des Schmachtens, vorzugsweise von der Liebesqual, dem Inhalte der Minne- lieder. V. 71—72 entsprechen den Versen bei Chrestiens: li un recontoient noveles Li autre parloient d'amors, Des angoisses et des dolors; vgl. Paul Reitr. I, 360 u. III, 187; den Mantel Heinrich's v. d. Türlin 304 fg. sô schuzzen jene zuo dem zil. . . sô reiten dise von ritterschaft, Die andern von den frouwen. Weil V. 71 in auffälliger Weise überladen, hat Lach- mann V. 69 vor V. 70 gestellt und retten in V. 71 auf Grund einer ein- zigen Handschr. (A.) gestrichen. Das letztere verteidigte Zacher (Zeitschr. f. d. Philol 7, 188 fg.), indem er nach zil ein Komma setzte und den zwei folgenden Versen den Sinn entnahm : «die einen aus Neigung zum höfischen Minnedienste, die andern aus Vorliebe für ritterliche Leibes- und Waffen- übung.» Vgl. Braunschw. Reimchronik 8444 dhen einen manheit, dhen anderen minne dwanc. — 73 vgl. zu 6181. — 76 sein Sinn war auf ruhm- lose Gemächlichkeit gerichtet, war den Anstrengungen, durch die man allein zu Ehren gelangen kann, abhold; vgl. über gemach als Gegensatz zu êre Gregor 1505 und Sommer zu Flore 38.
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KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 7 s. 13 Der künec und diu künegin die heten sich ouch under in ze handen gevangen und wâren gegangen in eine kemenâten dâ und heten sich slâfen sâ mê durch geselleschaft geleit dan durch deheine trâkheit. si entsliefen beidiu schiere. do gesâzen ritter viere, Dodines und Gâwein, Segremors und Iwein, (ouch was gelegen dâ bî der zuhtlôse Keii) ûzerhalp bî der want: daz sehste was Kâlogrêant. der begunde sagen ein mære von grôzer sîner sware, von deheiner sîner vrümekeit. dô er noch lützel het geseit, do erwachte diu künegin und hôrte sîn sagen hin in und lie ligen den künec ir man unde stal sich von im dan und sleich zuo in sô lîse dar, daz es ir deheiner wart gewar, unz si in kom vil nahen bî und viel enmitten under sî. niuwan ein Kâlogrêant, der spranc engegen ir ûf zehant, er neic ir unde enpfienc sî. do erzeicte aber Keiî 80 85 90 95 100 105 78 under in, "gegenseitig", B. — 79 sich ze handen vâhen, sich bei der Hand (mit Händen) fassen. — 81 kemenâte fem., « heizbares Gemach (ca- minata von caminus)», hier Schlafgemach. — 82 sä, sogleich, darnach. — 83 mê durch geselleschaft, mehr aus geselliger, gegenseitiger Rücksicht. — 86 gesâzen, hatten sich niedergesetzt, saßsen beisammen. — 90 zuhtlôs, un- gezogen, rücksichtslos. — 91 bi der want, nämlich des Gemaches (der keme- nâten) in dem Artus und seine Gemahlin schliefen. — 92 daz sehste, wo- für wir jetzt sagen: der sechste. — 94 swœre fem., Last, Leid, Unglück. — 95 deheiner, keiner. — vrümekeit fem., Trefflichkeit, Geschicklichkeit (hier nahe anstreifend an die Bedeutung von Erfolg, Glück). Vgl. Chrestien 60 non de s'annor, mes de sa honte. — 96 kaum hatte er zu erzählen an- gefangen. — 98 hin in, bis hinein (in die kemenâte). — 104 vallen, plötzlich wohin kommen oder gerathen, unversehens schnell erscheinen. Chrestien de Trois 66: se fu lessice entr' ax cheoir. — 105 niuwan = nonnisi, nur. — ein oder eine, allein. — 107 er neic ir, er verneigte sich vor ihr. —
KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 7 s. 13 Der künec und diu künegin die heten sich ouch under in ze handen gevangen und wâren gegangen in eine kemenâten dâ und heten sich slâfen sâ mê durch geselleschaft geleit dan durch deheine trâkheit. si entsliefen beidiu schiere. do gesâzen ritter viere, Dodines und Gâwein, Segremors und Iwein, (ouch was gelegen dâ bî der zuhtlôse Keii) ûzerhalp bî der want: daz sehste was Kâlogrêant. der begunde sagen ein mære von grôzer sîner sware, von deheiner sîner vrümekeit. dô er noch lützel het geseit, do erwachte diu künegin und hôrte sîn sagen hin in und lie ligen den künec ir man unde stal sich von im dan und sleich zuo in sô lîse dar, daz es ir deheiner wart gewar, unz si in kom vil nahen bî und viel enmitten under sî. niuwan ein Kâlogrêant, der spranc engegen ir ûf zehant, er neic ir unde enpfienc sî. do erzeicte aber Keiî 80 85 90 95 100 105 78 under in, "gegenseitig", B. — 79 sich ze handen vâhen, sich bei der Hand (mit Händen) fassen. — 81 kemenâte fem., « heizbares Gemach (ca- minata von caminus)», hier Schlafgemach. — 82 sä, sogleich, darnach. — 83 mê durch geselleschaft, mehr aus geselliger, gegenseitiger Rücksicht. — 86 gesâzen, hatten sich niedergesetzt, saßsen beisammen. — 90 zuhtlôs, un- gezogen, rücksichtslos. — 91 bi der want, nämlich des Gemaches (der keme- nâten) in dem Artus und seine Gemahlin schliefen. — 92 daz sehste, wo- für wir jetzt sagen: der sechste. — 94 swœre fem., Last, Leid, Unglück. — 95 deheiner, keiner. — vrümekeit fem., Trefflichkeit, Geschicklichkeit (hier nahe anstreifend an die Bedeutung von Erfolg, Glück). Vgl. Chrestien 60 non de s'annor, mes de sa honte. — 96 kaum hatte er zu erzählen an- gefangen. — 98 hin in, bis hinein (in die kemenâte). — 104 vallen, plötzlich wohin kommen oder gerathen, unversehens schnell erscheinen. Chrestien de Trois 66: se fu lessice entr' ax cheoir. — 105 niuwan = nonnisi, nur. — ein oder eine, allein. — 107 er neic ir, er verneigte sich vor ihr. —
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8 I. ABENTEUER, sin alte gewonheit : im was des mannes êre leit unde beruoft in drumbe sêre unde sprach im an sîn êre. 110 s. 14 Er sprach: "her Kâlogrêant, uns was ouch ê daz wol erkant, daz under uns niemen ware sô hövesch und als êrbare als ir wæenet daz ir sît, des lâzen wir iu den strît, von allen iwern gesellen, ob wir selbe wellen: iuch bedúnket des man süln iu lân. ouch solz mîn vrouwe dâ vür hân: si tæte iu anders gewalt. iwer zuht ist sô manecvalt, und ir dúnket iuch sô volkomen: deiswâr ir hât iuch an genomen irne wizzet hiute waz. unser keiner was sô laz, heter die künegin gesehen, im enwar diu selbe zuht geschehen, diu dâ iu einem geschach. sît unser keiner sîne sach, od swie wir des vergâzen, daz wir stille gesâzen, dô möht ir ouch gesezzen sîn.» des antwurt im diu künegîn. 115 120 125 130 135 111 beruofen, schelten, vgl. Lassberg LS. I, 434, 42. — 112 einem sprechen an sîne êre, jemand an seiner Ehre angreifen, sich nachtheilig, beleidigend über ihn äufsern; Erec 4373. 114 uns ist erkant, wir wissen. — 116 êrbœre, auf Ehre bedacht, ehren- haft. — 118 den strît lân einem, den Widerstand gegen ihn aufgeben, ihm den Sieg, den Vorrang lassen. — 119 die Worte schliefsen sich als nach- trägliche Hervorhebung an niemen in V. 115 und ir in V. 117, während der dazwischen stehende Gedanke von V. 118 mit V. 120 zu verbinden ist. Hartmann liebt es, mehrere Gedanken in dieser Weise sich durch- kreuzen oder ineinander verflechten zu lassen; vgl. V. 1246 fg. — 121 man süln iu lân, man werde ihn (den Vorrang) euch lassen. — 122 ez dâ vür hân, es dafür oder so ansehen, in diesem Sinne nehmen. — 123 gewalt. Unrecht. — anders, sonst. — 124 zuht, Höflichkeit. — manecvalt, vielfältig, groß (zuvorkommend?). — 126 sich ein dinc an nemen, sich zu etwas ver- stehen, sich etwas beigehen lassen, sich etwas anmaßen. Benecke : ihr seid in euern Augen, ihr wisset heute selbst nicht was für ein großfer Meister feiner Lebensart.» — 130 mir geschiht diu zuht, es gelingt mir die Höflichkeit, das feine Benehmen zu zeigen; ich zeige mich so artig, so höflich; vgl. zu Erec 1047. — 131 iu einem, euch allein. — 132 sît, da. — 133 oder wie es gekommen sein mag, daßs wir nicht daran dachten. — 135 so hättet ihr auch mögen, sollen sitzen bleiben.
8 I. ABENTEUER, sin alte gewonheit : im was des mannes êre leit unde beruoft in drumbe sêre unde sprach im an sîn êre. 110 s. 14 Er sprach: "her Kâlogrêant, uns was ouch ê daz wol erkant, daz under uns niemen ware sô hövesch und als êrbare als ir wæenet daz ir sît, des lâzen wir iu den strît, von allen iwern gesellen, ob wir selbe wellen: iuch bedúnket des man süln iu lân. ouch solz mîn vrouwe dâ vür hân: si tæte iu anders gewalt. iwer zuht ist sô manecvalt, und ir dúnket iuch sô volkomen: deiswâr ir hât iuch an genomen irne wizzet hiute waz. unser keiner was sô laz, heter die künegin gesehen, im enwar diu selbe zuht geschehen, diu dâ iu einem geschach. sît unser keiner sîne sach, od swie wir des vergâzen, daz wir stille gesâzen, dô möht ir ouch gesezzen sîn.» des antwurt im diu künegîn. 115 120 125 130 135 111 beruofen, schelten, vgl. Lassberg LS. I, 434, 42. — 112 einem sprechen an sîne êre, jemand an seiner Ehre angreifen, sich nachtheilig, beleidigend über ihn äufsern; Erec 4373. 114 uns ist erkant, wir wissen. — 116 êrbœre, auf Ehre bedacht, ehren- haft. — 118 den strît lân einem, den Widerstand gegen ihn aufgeben, ihm den Sieg, den Vorrang lassen. — 119 die Worte schliefsen sich als nach- trägliche Hervorhebung an niemen in V. 115 und ir in V. 117, während der dazwischen stehende Gedanke von V. 118 mit V. 120 zu verbinden ist. Hartmann liebt es, mehrere Gedanken in dieser Weise sich durch- kreuzen oder ineinander verflechten zu lassen; vgl. V. 1246 fg. — 121 man süln iu lân, man werde ihn (den Vorrang) euch lassen. — 122 ez dâ vür hân, es dafür oder so ansehen, in diesem Sinne nehmen. — 123 gewalt. Unrecht. — anders, sonst. — 124 zuht, Höflichkeit. — manecvalt, vielfältig, groß (zuvorkommend?). — 126 sich ein dinc an nemen, sich zu etwas ver- stehen, sich etwas beigehen lassen, sich etwas anmaßen. Benecke : ihr seid in euern Augen, ihr wisset heute selbst nicht was für ein großfer Meister feiner Lebensart.» — 130 mir geschiht diu zuht, es gelingt mir die Höflichkeit, das feine Benehmen zu zeigen; ich zeige mich so artig, so höflich; vgl. zu Erec 1047. — 131 iu einem, euch allein. — 132 sît, da. — 133 oder wie es gekommen sein mag, daßs wir nicht daran dachten. — 135 so hättet ihr auch mögen, sollen sitzen bleiben.
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KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 9 Si sprach: «Keiî, daz ist dîn site, und enschádest niemen mê dâ mite daune dû dir selben tuost, daz dû den iemer hazzen muost, dem dehein êre geschiht. dû erlâst dîns nîdes niht daz gesinde noch die geste: der boeste ist dir der beste und der beste der boeste. eins dinges ich dich troeste : daz man dirz immer wol vertreit, daz kumt von diner gewonheit, daz dus die boesen alle erlâst und níuwan ház ze den vrúmen hâst. dîn schelten ist ein prîsen wider alle die wîsen. dune hetest ditz gesprochen, dû werst benamen zebrochen; und wære daz weiz got vil wol, wan dû bist bitters eiters vol, dâ din herze inne swebet und wider dînen êren strebet. 140 145 150 155 s. 15 Keiî den zorn niht vertruoc, er sprach: «vrouwe, es ist genuoc. ir habt mirs joch ze vil gesagt : und het irs ein teil verdagt, daz zæme iuwerm namen wol. ich enpfâhe gerne, als ich sol, iwer zuht und iuwer meisterschaft: doch hât sî alze grôze kraft. ir sprechet alze sêre 160 165 137 fg. In dieser Rede dutzt die Königin den Truchsefs, später, 838 fg., ihrzt sie ihn. — 141 = V. 2489 und 2777. — 142 erlazen mit acc. und gen., einen mit etwas verschonen. — 143 gesinde neutr., Hausgenossenschaft (Hofgesinde). — 146 éins kann ich dir versichern. — 152 gerichtet gegen alle Verständigen; nur den Besonnenen, Guten zugewandt. — 153 hypo- thetisch: hättest du nicht u. s. w. — 154 benamen, im eigentlichen Sinne des Wortes (unfehlbar). — zebrechen, bersten. — 155 «und das würde sich so gehören, das wäre ganz in der Ordnung" (Paul). — 156 eiter neutr., Gift. — bitter, scharf. — 157 «in dem deine Gedanken umhertreiben". B. 159 zorn hier: die Außerung des Zornes, die Schelte, Strafrede. — vertragen, geduldig tragen, hinnehmen. — 161 joch, aber auch, aber doch. — 162 verdagen, verschweigen. — 164 enpfâhen, sich gefallen lassen. — 165 zuht, fem., Zurechtweisung. — meisterschaft, das Gebieten, die Leitung. — 166 kraft, Strenge, Härte. — 167 vgl. zu 112. —
KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 9 Si sprach: «Keiî, daz ist dîn site, und enschádest niemen mê dâ mite daune dû dir selben tuost, daz dû den iemer hazzen muost, dem dehein êre geschiht. dû erlâst dîns nîdes niht daz gesinde noch die geste: der boeste ist dir der beste und der beste der boeste. eins dinges ich dich troeste : daz man dirz immer wol vertreit, daz kumt von diner gewonheit, daz dus die boesen alle erlâst und níuwan ház ze den vrúmen hâst. dîn schelten ist ein prîsen wider alle die wîsen. dune hetest ditz gesprochen, dû werst benamen zebrochen; und wære daz weiz got vil wol, wan dû bist bitters eiters vol, dâ din herze inne swebet und wider dînen êren strebet. 140 145 150 155 s. 15 Keiî den zorn niht vertruoc, er sprach: «vrouwe, es ist genuoc. ir habt mirs joch ze vil gesagt : und het irs ein teil verdagt, daz zæme iuwerm namen wol. ich enpfâhe gerne, als ich sol, iwer zuht und iuwer meisterschaft: doch hât sî alze grôze kraft. ir sprechet alze sêre 160 165 137 fg. In dieser Rede dutzt die Königin den Truchsefs, später, 838 fg., ihrzt sie ihn. — 141 = V. 2489 und 2777. — 142 erlazen mit acc. und gen., einen mit etwas verschonen. — 143 gesinde neutr., Hausgenossenschaft (Hofgesinde). — 146 éins kann ich dir versichern. — 152 gerichtet gegen alle Verständigen; nur den Besonnenen, Guten zugewandt. — 153 hypo- thetisch: hättest du nicht u. s. w. — 154 benamen, im eigentlichen Sinne des Wortes (unfehlbar). — zebrechen, bersten. — 155 «und das würde sich so gehören, das wäre ganz in der Ordnung" (Paul). — 156 eiter neutr., Gift. — bitter, scharf. — 157 «in dem deine Gedanken umhertreiben". B. 159 zorn hier: die Außerung des Zornes, die Schelte, Strafrede. — vertragen, geduldig tragen, hinnehmen. — 161 joch, aber auch, aber doch. — 162 verdagen, verschweigen. — 164 enpfâhen, sich gefallen lassen. — 165 zuht, fem., Zurechtweisung. — meisterschaft, das Gebieten, die Leitung. — 166 kraft, Strenge, Härte. — 167 vgl. zu 112. —
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10 I. ABENTEUER, den ritern an ir êre. wir wârens von iu ungewon: ir werdet unwert dervon. ir strâfet mich als einen kneht. genâde ist bezzer danne reht. ichn habe iu selhes niht getân, irn möhtet mich wol leben lân: und war mîn schulde groezer iht, so belibe mir der lip niht. vrouwe, habet genâde mîn und lât sus grôzen zorn sîn. iwer zorn ist ze ungenædechich: niene bréchet iuwer zuht durch mich. mîn láster wil ich vertragen, dáz ir rúochét gedagen. ich kume nâch mînen schulden gerne ze sînen hulden: nû bitet in sîn mære, des ê begunnen wære, durch iuwer liebe vólsagen. man mac vil gerne vor iu dagen.» 170 175 180 185 s. 16 Sus antwurte Kâlogrêant: «ez ist umb iuch also gewant, daz iu daz niemen merken sol, sprecht ir anders danne wol. mir ist ein dinc wol kunt: ezn sprichet niemannes munt wan als in sîn herze lêret. swen iuwer zunge unêret, dâ ist daz herze schuldec an. 190 195 170 unwert, verächtlich, unliebsam. — 171 strâfen, zurechtweisen, aus- schelten; ebenso im 1. Büchlein 985. — 175 ilt, irgendwie, etwa. — 176 belibe conj. præt. — 177 eines genâde hân, mit einem Erbarmen haben, gnädig gegen ihn sein. — 178 sus, so. — 180 niene, durchaus nicht, nicht (= niht ne). — sîne zuht brechen, seine Würde verletzen; seiner Sitte zu- widerhandeln. — 182 daz, unter der Bedingung dafs, wofern. — ruochet, geruhet, wollet. — gedagen, dagen, stille sein, schweigen. — 183 nâch minen schulden, in Rücksicht auf meine Schuld, insoweit ich die Schuld trage, was mich betrifft. — 185 more neutr., Erzählung, Geschichte. — 187 durch iuwer liebe, aus Liebe zu euch, um euch gefâllig zu sein. — volsagen, auserzählen. 190 es steht um euch, verhält sich mit euch so. — 191 ez einem merken, einem einen Vorwurf daraus machen, es ihm übel nehmen. — 192 anders danne wol ist eine öfter wiederkehrende höfische Umschreibung für niht wol oder übele. — 195 wan als, anders als wie. — 196 swen, wenn einen (si quem). — unéren, beschimpfen, lästern. —
10 I. ABENTEUER, den ritern an ir êre. wir wârens von iu ungewon: ir werdet unwert dervon. ir strâfet mich als einen kneht. genâde ist bezzer danne reht. ichn habe iu selhes niht getân, irn möhtet mich wol leben lân: und war mîn schulde groezer iht, so belibe mir der lip niht. vrouwe, habet genâde mîn und lât sus grôzen zorn sîn. iwer zorn ist ze ungenædechich: niene bréchet iuwer zuht durch mich. mîn láster wil ich vertragen, dáz ir rúochét gedagen. ich kume nâch mînen schulden gerne ze sînen hulden: nû bitet in sîn mære, des ê begunnen wære, durch iuwer liebe vólsagen. man mac vil gerne vor iu dagen.» 170 175 180 185 s. 16 Sus antwurte Kâlogrêant: «ez ist umb iuch also gewant, daz iu daz niemen merken sol, sprecht ir anders danne wol. mir ist ein dinc wol kunt: ezn sprichet niemannes munt wan als in sîn herze lêret. swen iuwer zunge unêret, dâ ist daz herze schuldec an. 190 195 170 unwert, verächtlich, unliebsam. — 171 strâfen, zurechtweisen, aus- schelten; ebenso im 1. Büchlein 985. — 175 ilt, irgendwie, etwa. — 176 belibe conj. præt. — 177 eines genâde hân, mit einem Erbarmen haben, gnädig gegen ihn sein. — 178 sus, so. — 180 niene, durchaus nicht, nicht (= niht ne). — sîne zuht brechen, seine Würde verletzen; seiner Sitte zu- widerhandeln. — 182 daz, unter der Bedingung dafs, wofern. — ruochet, geruhet, wollet. — gedagen, dagen, stille sein, schweigen. — 183 nâch minen schulden, in Rücksicht auf meine Schuld, insoweit ich die Schuld trage, was mich betrifft. — 185 more neutr., Erzählung, Geschichte. — 187 durch iuwer liebe, aus Liebe zu euch, um euch gefâllig zu sein. — volsagen, auserzählen. 190 es steht um euch, verhält sich mit euch so. — 191 ez einem merken, einem einen Vorwurf daraus machen, es ihm übel nehmen. — 192 anders danne wol ist eine öfter wiederkehrende höfische Umschreibung für niht wol oder übele. — 195 wan als, anders als wie. — 196 swen, wenn einen (si quem). — unéren, beschimpfen, lästern. —
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KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 11 s. 17 in der werlde ist manec man valsch und wandelbare, der gerne biderbe wære, wan daz in sin herze enlât. swer iuch mit lêre bestât, deist ein verlorniu arbeit. irn sult iwer gewonheit durch nieman zebrechen. der humbel der sol stechen: ouch ist reht daz der mist stínké swâ der ist: der hornûz sol diezen. ichn möhte niht geniezen iwers lobes und iuwer vriuntschaft : wan iuwer rede hât niht kraft : ouch enwil ich niht engelten swaz ir mich muget geschelten. war umbe solt ir michs erlân? ir hât ez tiurerm man getân. doch sol man ze dirre zît und iemer mêre swâ ir sit mînes sagennes enbern: mîn vrouwe sol mich des gewern, daz ichs mit hulden über si.» dô sprach der herre Keiî: 200 205 210 215 220 2 "Nû enlânt disen herren mîne schulde niht gewerren: wan dien hânt wider iuch niht getân. min vrouwe sol iuch niht erlân irn saget iuwer mære ; 225 199 valsch, treulos, unredlich, verdorben. — wandelbare, mit Fehler oder Schuld (wandel) behaftet, schuldig, sträflich, bescholten. — 201 wan da: = nisi quod, nur daſs. — 202 einen mit lêre bestân, einem Unterricht, Beleh- rung, Zurechtweisung zutheil werden lassen, Besserungsversuche mit ihm anstellen. — 204 ir sult, ihr werdet. — 205 zebrechen, ändern, aufgeben. — 206 humbel masc., die Hummel. — 208 swâ, wo nur immer. — 209 hornûz, die Horniſs. — diezen, tosen, (brummen). V. 206—209 sind sprichwörtliche Redensarten; vgl. Krone 1468—92 und Müllenhoff und Scherer, Denkm. 2, S. 361 (225). — 210 ich würde keinen Nutzen ziehen, keinen Vortheil haben von euerm Lobe u. s. w. — 212 vgl. Gregor 3019. — 213 «auch glaube ich nicht, daßs es mir schaden wird", B. — 216 ihr habt schon bessere Män- ner gescholten als ích bin. — 217 ze dirre cît, in diesem Augenblick, jetzt. — 221 mit hulden, mit ihrer Genehmigung. — es über sîn, der Sache über- hoben sein. 224 gewerren mit dat., im Wege stehen: lasst diese Herren hier um meinetwillen nicht leiden. — 226—227 unsere Herrin wird euch die Er-
KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 11 s. 17 in der werlde ist manec man valsch und wandelbare, der gerne biderbe wære, wan daz in sin herze enlât. swer iuch mit lêre bestât, deist ein verlorniu arbeit. irn sult iwer gewonheit durch nieman zebrechen. der humbel der sol stechen: ouch ist reht daz der mist stínké swâ der ist: der hornûz sol diezen. ichn möhte niht geniezen iwers lobes und iuwer vriuntschaft : wan iuwer rede hât niht kraft : ouch enwil ich niht engelten swaz ir mich muget geschelten. war umbe solt ir michs erlân? ir hât ez tiurerm man getân. doch sol man ze dirre zît und iemer mêre swâ ir sit mînes sagennes enbern: mîn vrouwe sol mich des gewern, daz ichs mit hulden über si.» dô sprach der herre Keiî: 200 205 210 215 220 2 "Nû enlânt disen herren mîne schulde niht gewerren: wan dien hânt wider iuch niht getân. min vrouwe sol iuch niht erlân irn saget iuwer mære ; 225 199 valsch, treulos, unredlich, verdorben. — wandelbare, mit Fehler oder Schuld (wandel) behaftet, schuldig, sträflich, bescholten. — 201 wan da: = nisi quod, nur daſs. — 202 einen mit lêre bestân, einem Unterricht, Beleh- rung, Zurechtweisung zutheil werden lassen, Besserungsversuche mit ihm anstellen. — 204 ir sult, ihr werdet. — 205 zebrechen, ändern, aufgeben. — 206 humbel masc., die Hummel. — 208 swâ, wo nur immer. — 209 hornûz, die Horniſs. — diezen, tosen, (brummen). V. 206—209 sind sprichwörtliche Redensarten; vgl. Krone 1468—92 und Müllenhoff und Scherer, Denkm. 2, S. 361 (225). — 210 ich würde keinen Nutzen ziehen, keinen Vortheil haben von euerm Lobe u. s. w. — 212 vgl. Gregor 3019. — 213 «auch glaube ich nicht, daßs es mir schaden wird", B. — 216 ihr habt schon bessere Män- ner gescholten als ích bin. — 217 ze dirre cît, in diesem Augenblick, jetzt. — 221 mit hulden, mit ihrer Genehmigung. — es über sîn, der Sache über- hoben sein. 224 gewerren mit dat., im Wege stehen: lasst diese Herren hier um meinetwillen nicht leiden. — 226—227 unsere Herrin wird euch die Er-
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12 I. ABENTEUER, wan ez niht reht enwære, engultens alle sament mîn.» dô sprach diu guote künegîn: «herre Kâlogrêant, nu ist iu selbem wol erkant, und sît erwahsen dâ mite, daz in sîn boeser site vil dicke hât entêret, und daz sich niemen kêret an deheinen sînen spot. ez ist mîn bete und mîn gebot, daz ir saget iuwer mære, wandez sin vröude wære, heter uns die rede erwant.» dô sprach Kâlogrêant: 230 235 240 «Swaz ir gebietent, deist getân. sît ir michs niht welt erlân, so vernemet ez mit guotem site unde mietet mich dâ mite. ich sag iu deste gerner vil, ob manz ze rehte merken wil. man verliuset michel sagen, man enwéllez mérken unde dagen. maneger biutet diu ôren dar: ern némes ouch mít dem hérzen war, sone wirt im níht wán der dôz, und ist der schade alze grôz: wan si vliesent béide ir árbeit, der dô hoert und der dâ seit. 245 250 255 s. 18 zählung eures Abenteuers nicht erlassen, wird euch bestimmen, dafs ihr weiter erzählt. — 229 eines engelten, für jemandes Schuld büßsen, um jemandes willen leiden. — 232 vgl. zu 114. — 233 ihr seid dabei aufge- wachsen, seid es ja von jeher nicht anders gewohnt; Krone 22521. — 238 eine oft wiederkehrende alliterierende Formel: es ist mein Wunsch und mein Wille. — 241 einem etwaz erwenden, einem etwas benehmen, ihn darum bringen. 243 deist (= daz ist) getân = das muss geschehen, dagegen lässt sich nichts thun, das kann nicht verweigert werden. — 245 mit guotem site, mit Gelassenheit, mit Bescheidenheit, mit Ruhe; derselbe Vers bei Ulrich v. Liecht. 234, 12; in der Rabenschlacht 725; Wigalois 159, 1; vgl. 1. Büchl. 988 = ohne zu schelten oder zu zanken. — 246 mieten, lohnen, bezahlen. — 247 deste gerner vil, um so viel bereitwilliger. — 248 ze rehte, wie es sich gebührt, ordentlich. — 249 man verliuset ez, man thut es umsonst, erreicht damit nichts. — michel, viel. — 250 man enwelle, es sei denn dafs man (wofern man nicht) wolle; ebenso ist die Negation zu fassen in ern nemes V. 252. — 253 dôz. der (leere, bloſe) Schall. — 255 vliesent = ver- liesent; vgl. zu 249. —
12 I. ABENTEUER, wan ez niht reht enwære, engultens alle sament mîn.» dô sprach diu guote künegîn: «herre Kâlogrêant, nu ist iu selbem wol erkant, und sît erwahsen dâ mite, daz in sîn boeser site vil dicke hât entêret, und daz sich niemen kêret an deheinen sînen spot. ez ist mîn bete und mîn gebot, daz ir saget iuwer mære, wandez sin vröude wære, heter uns die rede erwant.» dô sprach Kâlogrêant: 230 235 240 «Swaz ir gebietent, deist getân. sît ir michs niht welt erlân, so vernemet ez mit guotem site unde mietet mich dâ mite. ich sag iu deste gerner vil, ob manz ze rehte merken wil. man verliuset michel sagen, man enwéllez mérken unde dagen. maneger biutet diu ôren dar: ern némes ouch mít dem hérzen war, sone wirt im níht wán der dôz, und ist der schade alze grôz: wan si vliesent béide ir árbeit, der dô hoert und der dâ seit. 245 250 255 s. 18 zählung eures Abenteuers nicht erlassen, wird euch bestimmen, dafs ihr weiter erzählt. — 229 eines engelten, für jemandes Schuld büßsen, um jemandes willen leiden. — 232 vgl. zu 114. — 233 ihr seid dabei aufge- wachsen, seid es ja von jeher nicht anders gewohnt; Krone 22521. — 238 eine oft wiederkehrende alliterierende Formel: es ist mein Wunsch und mein Wille. — 241 einem etwaz erwenden, einem etwas benehmen, ihn darum bringen. 243 deist (= daz ist) getân = das muss geschehen, dagegen lässt sich nichts thun, das kann nicht verweigert werden. — 245 mit guotem site, mit Gelassenheit, mit Bescheidenheit, mit Ruhe; derselbe Vers bei Ulrich v. Liecht. 234, 12; in der Rabenschlacht 725; Wigalois 159, 1; vgl. 1. Büchl. 988 = ohne zu schelten oder zu zanken. — 246 mieten, lohnen, bezahlen. — 247 deste gerner vil, um so viel bereitwilliger. — 248 ze rehte, wie es sich gebührt, ordentlich. — 249 man verliuset ez, man thut es umsonst, erreicht damit nichts. — michel, viel. — 250 man enwelle, es sei denn dafs man (wofern man nicht) wolle; ebenso ist die Negation zu fassen in ern nemes V. 252. — 253 dôz. der (leere, bloſe) Schall. — 255 vliesent = ver- liesent; vgl. zu 249. —
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KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 13 ir mugt mir deste gerner dagen, ichn wil iu keine lüge sagen. s. 19 Ez geschach mir, daz ist wâr, (es sint nů wol zehen jâr) daz ich nâch âventiure reit, gewâfent nâch gewonheit, ze Breziljân in den walt. dâ wâren die wege manecvalt: dô kêrt ich nâch der zeswen hant ûf einen stîc den ich dâ vant. der was vil rûch und enge: durch dorne und durch gedrenge sô vuor ich allen dén tac, daz ich vür wâr wol sprechen mac, daz ich sô grôz arbeit nie von ungeverte erleit. und dô ez an den âbent gienc, einen stîc ich dô gevienc: der truoc mich ûz der wilde, und kom an ein gevilde. dem volgte ich eine wîle, niht vol eine mîle, unz ich eine burc ersach: da kêrt ich durch mîn gemach. Ich reit gegen dem bürgetor: dâ sô stuont ein riter vor. er hete, den ich dâ stênde vant, einen müzerhabech ûf der hant: ditz was des hûses herre. und als er mich von verre zuo im sach rîten, nune mohte er niht erbîten 265 270 275 280 285 260 257 einem dagen, einem schweigend zuhören. 260 bei Chrestien 173: il m'avaient plus a de VII anz. — 263 Breziljân, ein in den Artussagen oft genannter Wald, der in der Bretagne lag. — 265 cese, flectiert zesewer, recht. — 266 stîc masc., Steig, Pfad. — 267 růch, rauh. — 267 = Wigalois 66, 37. — 268 gedrenge neutr., das Gedränge, Dickicht. — 272 ungeverte neutr., beschwerliche Reise, unwegsame Gegend, Unwegsamkeit. — 274 gevâhen, betreten, einschlagen. — 275 wilde fem., Wildniss. — 276 gevilde neutr., freies Feld. — 280 durch min gemach, um mich auszuruhen. 284 mûzerhabech masc., ein Habicht der sich bereits gemaußert hat. — 288 nû (hier zur Einleitung des Nachsatzes nach einem Vodersatze mit als) = da. — erbîten, erwarten. —
KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 13 ir mugt mir deste gerner dagen, ichn wil iu keine lüge sagen. s. 19 Ez geschach mir, daz ist wâr, (es sint nů wol zehen jâr) daz ich nâch âventiure reit, gewâfent nâch gewonheit, ze Breziljân in den walt. dâ wâren die wege manecvalt: dô kêrt ich nâch der zeswen hant ûf einen stîc den ich dâ vant. der was vil rûch und enge: durch dorne und durch gedrenge sô vuor ich allen dén tac, daz ich vür wâr wol sprechen mac, daz ich sô grôz arbeit nie von ungeverte erleit. und dô ez an den âbent gienc, einen stîc ich dô gevienc: der truoc mich ûz der wilde, und kom an ein gevilde. dem volgte ich eine wîle, niht vol eine mîle, unz ich eine burc ersach: da kêrt ich durch mîn gemach. Ich reit gegen dem bürgetor: dâ sô stuont ein riter vor. er hete, den ich dâ stênde vant, einen müzerhabech ûf der hant: ditz was des hûses herre. und als er mich von verre zuo im sach rîten, nune mohte er niht erbîten 265 270 275 280 285 260 257 einem dagen, einem schweigend zuhören. 260 bei Chrestien 173: il m'avaient plus a de VII anz. — 263 Breziljân, ein in den Artussagen oft genannter Wald, der in der Bretagne lag. — 265 cese, flectiert zesewer, recht. — 266 stîc masc., Steig, Pfad. — 267 růch, rauh. — 267 = Wigalois 66, 37. — 268 gedrenge neutr., das Gedränge, Dickicht. — 272 ungeverte neutr., beschwerliche Reise, unwegsame Gegend, Unwegsamkeit. — 274 gevâhen, betreten, einschlagen. — 275 wilde fem., Wildniss. — 276 gevilde neutr., freies Feld. — 280 durch min gemach, um mich auszuruhen. 284 mûzerhabech masc., ein Habicht der sich bereits gemaußert hat. — 288 nû (hier zur Einleitung des Nachsatzes nach einem Vodersatze mit als) = da. — erbîten, erwarten. —
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14 I. ABENTEUER, s. 20 s. 21 und liez mir niht die muoze, daz ich zuo sînem gruoze volleclîche wære komen, erne hete mir ê genomen den zóum únde den stégereif. und alser mich alsô begreif, do empfienc er mich als schône als im got iemer lône. wan mir wirt liht unz an mînen tôt der herberg nimmer mê sô nôt. Nû hienc ein tavele vor dem tor an zwein ketenen enbor: dâ sluoc er an, daz ez erhal und daz ez in die burc erschal. dar nâch was vil unlanc, unz daz dort her vür spranc des wirtes samnunge, schoene unde junge junkherren unde knehte, gecleidet nâch ir rehte : die hiezen mich willekomen sin. mînes rosses unde mîn wart vil guot war genomen. und vil schiere sach ich komen, dô ich in die burc gienc, eine júncvrówen diu mích empfienc: ich gihe noch als ich dô jach, daz ich nie schoener kint gesach. díu entwâfénte mich. und einen schaden clage ich (des enwunder niemen), daz der wâfenriemen alsô rehte lützel ist, daz sî niht langer vrist 295 300 305 310 315 290 320 S. 22 289 die mnoce, so viel Zeit. — 292 erne hete, ohne daßs er hätte. — 294 er begreif mich, er hatte Hand an mich gelegt, sich mit mir zu schaffen ge- macht. — 295—296 als — als, s0 — wie. — 297—298 vgl. über diese von Lach- mann getilgten Verse Germania 4, 195; Paul Beitr. I, 362. 301 erhellen stv., erschallen, erklingen. — 303 darnach dauerte es gar nicht lange. — 305 samnunge fem., die Dienerschaar, gesinde. — 308 nách ir rehte, wie sich's für sie gebührte. — 311 vil guot war, «sehr gute Sorge», B. — 316 kint, Mädchen, vgl. zum Armen Heinrich 331. — 318 und hier in adversativem Sinne: indessen, nur, aber; vgl. 1801 u. Germania 13, 92. — 319 darüber wundere sich niemand. — 320 der wafenriemen ist gen. pl., abhängig von lützel, wenig. —
14 I. ABENTEUER, s. 20 s. 21 und liez mir niht die muoze, daz ich zuo sînem gruoze volleclîche wære komen, erne hete mir ê genomen den zóum únde den stégereif. und alser mich alsô begreif, do empfienc er mich als schône als im got iemer lône. wan mir wirt liht unz an mînen tôt der herberg nimmer mê sô nôt. Nû hienc ein tavele vor dem tor an zwein ketenen enbor: dâ sluoc er an, daz ez erhal und daz ez in die burc erschal. dar nâch was vil unlanc, unz daz dort her vür spranc des wirtes samnunge, schoene unde junge junkherren unde knehte, gecleidet nâch ir rehte : die hiezen mich willekomen sin. mînes rosses unde mîn wart vil guot war genomen. und vil schiere sach ich komen, dô ich in die burc gienc, eine júncvrówen diu mích empfienc: ich gihe noch als ich dô jach, daz ich nie schoener kint gesach. díu entwâfénte mich. und einen schaden clage ich (des enwunder niemen), daz der wâfenriemen alsô rehte lützel ist, daz sî niht langer vrist 295 300 305 310 315 290 320 S. 22 289 die mnoce, so viel Zeit. — 292 erne hete, ohne daßs er hätte. — 294 er begreif mich, er hatte Hand an mich gelegt, sich mit mir zu schaffen ge- macht. — 295—296 als — als, s0 — wie. — 297—298 vgl. über diese von Lach- mann getilgten Verse Germania 4, 195; Paul Beitr. I, 362. 301 erhellen stv., erschallen, erklingen. — 303 darnach dauerte es gar nicht lange. — 305 samnunge fem., die Dienerschaar, gesinde. — 308 nách ir rehte, wie sich's für sie gebührte. — 311 vil guot war, «sehr gute Sorge», B. — 316 kint, Mädchen, vgl. zum Armen Heinrich 331. — 318 und hier in adversativem Sinne: indessen, nur, aber; vgl. 1801 u. Germania 13, 92. — 319 darüber wundere sich niemand. — 320 der wafenriemen ist gen. pl., abhängig von lützel, wenig. —
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KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 15 mit mir solde umbe gân. ez was ze schiere getân: ichn ruochte, soldez iemer sîn. ein schárláches mäntelîn dáz gáp sî mir an. ich únsâliger man, daz sî mîn ouge ie gesach, dô uns ze scheidenne geschach! 325 330 s. 23 Wir zwei beliben eine. do verstuont sich wol diu reine daz ich gerne bî ir was: an ein daz schéénéste gras daz diu werlt ie gewan, dâ vúorte sî mich an, ein wênec von den liuten baz. daz liez ich weizgot âne haz. hie vant ich wîsheit bî der jugent, grôze schoene und ganze tugent. sî saz mir güetlîchen bî: und swaz ich sprach, daz hôrte si und antwurt es mit güete. ezn betwánc mîn gemüete unde bekumbert mînen lip nie sô sêre maget noch wîp und getúot ouch lîhte nimer mê. ouwê immer unde ouwê, waz mir dô vröuden benam ein bote der von dem wirte quam! der hiez uns beidiu ezzen gân: dô muose ich rede und vröude lân. 335 340 345 350 324 ze schiere, zu bald. — 325 ichn ruochte, ich kümmerte mich nicht darum, hätte mir nichts daraus gemacht. — solde ez iemer sîn, wenn es immer gewesen wäre. — 326 scharlach neutr., ein feines Wollenzeug, aus dem Morgenlande stammend (franz. escarlat, mlat. scarlatum). — 330 mir geschiht ze, mir ist bestimmt, ich muſs. 332 sich verstân, verstehen, merken. — 334—335 zu dem allerschönsten Gras oder zu einem der schönsten Grasplätze, den die Welt je gesehen. — 337 etwas abseits von den Leuten. — 338 daz liez ich âne haz, das liefs ich mir gern gefallen. — 340 ganz, vollkommen. — 341 güetlîchen adv., freundlich. — bî, zur Seite. — 343 es antwürten, darauf antworten. — 347 getuot vertritt hier dem Sinne nach das vorausgegangene betwingen und bekumbern. — lîhte adv., vielleicht, möglicherweise. — 349 waz vröuden, was von (oder für) Freuden. — 351 beidiu nach alter Regel neutr. pl., weil es hier auf masc. und fem. zugleich geht ; daher auch wir zwei in V. 331. — 352 muose ist præt., musste.
KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 15 mit mir solde umbe gân. ez was ze schiere getân: ichn ruochte, soldez iemer sîn. ein schárláches mäntelîn dáz gáp sî mir an. ich únsâliger man, daz sî mîn ouge ie gesach, dô uns ze scheidenne geschach! 325 330 s. 23 Wir zwei beliben eine. do verstuont sich wol diu reine daz ich gerne bî ir was: an ein daz schéénéste gras daz diu werlt ie gewan, dâ vúorte sî mich an, ein wênec von den liuten baz. daz liez ich weizgot âne haz. hie vant ich wîsheit bî der jugent, grôze schoene und ganze tugent. sî saz mir güetlîchen bî: und swaz ich sprach, daz hôrte si und antwurt es mit güete. ezn betwánc mîn gemüete unde bekumbert mînen lip nie sô sêre maget noch wîp und getúot ouch lîhte nimer mê. ouwê immer unde ouwê, waz mir dô vröuden benam ein bote der von dem wirte quam! der hiez uns beidiu ezzen gân: dô muose ich rede und vröude lân. 335 340 345 350 324 ze schiere, zu bald. — 325 ichn ruochte, ich kümmerte mich nicht darum, hätte mir nichts daraus gemacht. — solde ez iemer sîn, wenn es immer gewesen wäre. — 326 scharlach neutr., ein feines Wollenzeug, aus dem Morgenlande stammend (franz. escarlat, mlat. scarlatum). — 330 mir geschiht ze, mir ist bestimmt, ich muſs. 332 sich verstân, verstehen, merken. — 334—335 zu dem allerschönsten Gras oder zu einem der schönsten Grasplätze, den die Welt je gesehen. — 337 etwas abseits von den Leuten. — 338 daz liez ich âne haz, das liefs ich mir gern gefallen. — 340 ganz, vollkommen. — 341 güetlîchen adv., freundlich. — bî, zur Seite. — 343 es antwürten, darauf antworten. — 347 getuot vertritt hier dem Sinne nach das vorausgegangene betwingen und bekumbern. — lîhte adv., vielleicht, möglicherweise. — 349 waz vröuden, was von (oder für) Freuden. — 351 beidiu nach alter Regel neutr. pl., weil es hier auf masc. und fem. zugleich geht ; daher auch wir zwei in V. 331. — 352 muose ist præt., musste.
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16 I. ABENTEUER, Dô ich mit ir ze tische gienc, der wirt mich anderstunt enpfienc. ezne gebôt nie wirt mêre sînem gaste groezer êre. er tet den stîgen und den wegen manegen güetlîchen segen, die mich gewiset heten dar. hie mite sô übergulterz gar, daz er mich ir nie verstiez und mich sô güetlîchen liez mit der juncvrouwen ezzen. ouch enwart dâ niht vergezzen, wirn heten alles des die kraft, daz man dâ heizet wirtschaft. man gap uns spîse, diu was guot, da zuo den willigen muot. 355 360 365 s. 24 Dô wir mit vröuden gâzen und dâ nâch gesâzen, und ich im hâte geseit, daz ich nâch âventiure reit, des wundert in vil sêre und jach, daz im nie mêre dehein der gast wære komen, von dem er hete vernomen, daz er âventiure suochte, und bat daz ich des geruochte, swenn ich den wec dâ wider rite, daz ich in danne niht vermite. dâ wider het ich keinen strît: ich lóbet ez únde leiste ez sît. 370 375 380 Dô slâfénnes zît wart, do gedâhte ich an mîne vart. 354 anderstunt, zum zweiten mal, abermals. — 355 nie — mêre, ferner nie, nie wieder, noch nie. — 359 wisen, weisen, führen. — 360 übergulte præt. von übergülten, mehr als nothig bezahlen, überbieten (gülten, abge- leitet von gelten, Haupt zu Erec 10133). — 361 verstôzen c. acc. und gen., einem etwas entziehen. — 365 kraft, Menge. — 366 wirtschaft, Bewirthung, Speisung. — 368 willigen muot geben, bereitwilligen, zuvorkommenden Sinn zeigen. 369 gâzen, gegessen hatten. — 374 jach præt. von jehen, bekennen. — 375 dehein der gast, kein Gast. — 378 ich geruochte des, ich war darauf bedacht, ich hatte die Gewogenheit. — 379 wider rîten, zurück reiten. — 380 einen vermîden, unbesucht lassen, vorüberreisen. — 381 strît masc., Einwendung, Widerrede. — 382 loben, versprechen.
16 I. ABENTEUER, Dô ich mit ir ze tische gienc, der wirt mich anderstunt enpfienc. ezne gebôt nie wirt mêre sînem gaste groezer êre. er tet den stîgen und den wegen manegen güetlîchen segen, die mich gewiset heten dar. hie mite sô übergulterz gar, daz er mich ir nie verstiez und mich sô güetlîchen liez mit der juncvrouwen ezzen. ouch enwart dâ niht vergezzen, wirn heten alles des die kraft, daz man dâ heizet wirtschaft. man gap uns spîse, diu was guot, da zuo den willigen muot. 355 360 365 s. 24 Dô wir mit vröuden gâzen und dâ nâch gesâzen, und ich im hâte geseit, daz ich nâch âventiure reit, des wundert in vil sêre und jach, daz im nie mêre dehein der gast wære komen, von dem er hete vernomen, daz er âventiure suochte, und bat daz ich des geruochte, swenn ich den wec dâ wider rite, daz ich in danne niht vermite. dâ wider het ich keinen strît: ich lóbet ez únde leiste ez sît. 370 375 380 Dô slâfénnes zît wart, do gedâhte ich an mîne vart. 354 anderstunt, zum zweiten mal, abermals. — 355 nie — mêre, ferner nie, nie wieder, noch nie. — 359 wisen, weisen, führen. — 360 übergulte præt. von übergülten, mehr als nothig bezahlen, überbieten (gülten, abge- leitet von gelten, Haupt zu Erec 10133). — 361 verstôzen c. acc. und gen., einem etwas entziehen. — 365 kraft, Menge. — 366 wirtschaft, Bewirthung, Speisung. — 368 willigen muot geben, bereitwilligen, zuvorkommenden Sinn zeigen. 369 gâzen, gegessen hatten. — 374 jach præt. von jehen, bekennen. — 375 dehein der gast, kein Gast. — 378 ich geruochte des, ich war darauf bedacht, ich hatte die Gewogenheit. — 379 wider rîten, zurück reiten. — 380 einen vermîden, unbesucht lassen, vorüberreisen. — 381 strît masc., Einwendung, Widerrede. — 382 loben, versprechen.
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KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 17 und dô ich niene wolde noch beliben solde, dô wart der riterlîchen maget von mir genâde gesaget ir guoten handelunge. diu süeze und diu junge diu lachet unde neic mir. seht, dô muose ich von ir. daz gesinde dáz bevalch ich gote: ze mînes wirtés gebote dâ bôt ich mich vil dicke zuo. dan schiet ich und reit vil vruo ze walde von gevilde. dâ râmet ich der wilde und vant nâch mitten morgen in dem walde verborgen ein bréitéz geriute ané die liute. 390 395 400 385 S. 25 Dâ gesach ich mir vil leide eine sware ougenweide, aller der tiere hande. die man mir ie genande, vehten unde ringen mit éislîchen dingen. dâ vâhten mit grimme mit griulîcher stimme- wisent und ürrinder. dô gehabt ich hinder, 405 410 386 solde, konnte (im Gegensatz zu wolde). — 387 riterlich, einem Ritter angemessen, edel, herrlich. — 388 genâde sagen, Dank sagen. — 389 handelunge fem., Behandlung, Bewirthung. — 393 bevalch præt. von bevelhen, befehlen. — 394—395 meinem Wirthe stellte ich meine Dienste wiederholt zur Verfügung, versicherte ihm wiederholt meine Ergeben- heit. — 398 râmen mit gen., auf etwas lossteuern, etwas aufsuchen. — 399 nâch mitten morgen, mach der Mitte des Morgens. — 401 geriute neutr., ein urbar gemachtes Land, eine Feldgegend; vgl. Gregor 2630. 403 mir vil leide, zu meinem großsen Leidwesen. — 404 swœre, unan- genehm, unbehaglich. — ougenweide fem., Schauspiel, Anblick. — 405 aller der tiere hande ist ein auffallender, wol mehr dem Reim zu Liebe ge- wählter Ausdruck für den gebräuchlichern: aller hande tiere ; hant = Art, Sorte; vgl. franz. manière. — 408 eislîch (aus egeslîch), schrecklich, häbs- lich; dinc dient hier, wie öfter im Mhd., zum Ausdruck des abstracten Begriffs, zumal in adverbialer Redeweise, daher mit eislîchen dingen soviel ais mit eislicheite (J. Rothe's Chronik 2), in entsetzlicher, schrecklicher Weise; vgl. zum 1. Büchl. 1353. — 411 wisent masc., Büffel, Bisonochse. — ûrrint neutr., Auerochse. — 412 hinder gehaben, sich hinten halten, hinten halten bleiben. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 2
KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 17 und dô ich niene wolde noch beliben solde, dô wart der riterlîchen maget von mir genâde gesaget ir guoten handelunge. diu süeze und diu junge diu lachet unde neic mir. seht, dô muose ich von ir. daz gesinde dáz bevalch ich gote: ze mînes wirtés gebote dâ bôt ich mich vil dicke zuo. dan schiet ich und reit vil vruo ze walde von gevilde. dâ râmet ich der wilde und vant nâch mitten morgen in dem walde verborgen ein bréitéz geriute ané die liute. 390 395 400 385 S. 25 Dâ gesach ich mir vil leide eine sware ougenweide, aller der tiere hande. die man mir ie genande, vehten unde ringen mit éislîchen dingen. dâ vâhten mit grimme mit griulîcher stimme- wisent und ürrinder. dô gehabt ich hinder, 405 410 386 solde, konnte (im Gegensatz zu wolde). — 387 riterlich, einem Ritter angemessen, edel, herrlich. — 388 genâde sagen, Dank sagen. — 389 handelunge fem., Behandlung, Bewirthung. — 393 bevalch præt. von bevelhen, befehlen. — 394—395 meinem Wirthe stellte ich meine Dienste wiederholt zur Verfügung, versicherte ihm wiederholt meine Ergeben- heit. — 398 râmen mit gen., auf etwas lossteuern, etwas aufsuchen. — 399 nâch mitten morgen, mach der Mitte des Morgens. — 401 geriute neutr., ein urbar gemachtes Land, eine Feldgegend; vgl. Gregor 2630. 403 mir vil leide, zu meinem großsen Leidwesen. — 404 swœre, unan- genehm, unbehaglich. — ougenweide fem., Schauspiel, Anblick. — 405 aller der tiere hande ist ein auffallender, wol mehr dem Reim zu Liebe ge- wählter Ausdruck für den gebräuchlichern: aller hande tiere ; hant = Art, Sorte; vgl. franz. manière. — 408 eislîch (aus egeslîch), schrecklich, häbs- lich; dinc dient hier, wie öfter im Mhd., zum Ausdruck des abstracten Begriffs, zumal in adverbialer Redeweise, daher mit eislîchen dingen soviel ais mit eislicheite (J. Rothe's Chronik 2), in entsetzlicher, schrecklicher Weise; vgl. zum 1. Büchl. 1353. — 411 wisent masc., Büffel, Bisonochse. — ûrrint neutr., Auerochse. — 412 hinder gehaben, sich hinten halten, hinten halten bleiben. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 2
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18 I. ABENTEUER, und rou mich daz ich dar was komen. und heten si mîn war genomen, sone triut ich anders mich erwern, wan ich bat mich got nern. vil gerne wold ich von dan. do gesach ich sitzen einen man in almitten under in: daz getrôste mir den sin. dô ich aber im nâher quam und ich sin rehte war genam, dô vorht ich in alsô sêre sam diu tier, óde mêre. 415 420 425 S. 26 Sin menneschlich bilde was anders harte wilde. er was einem Môre gelich, michel unde als eislich, daz es niemen wol geloubet. zwâre im was sîn houbet groezer dan einem ûre. ez hete der gebûre ein rágendez hâr ruozvar: daz was im vaste unde gar verwalken zuo der swarte an houbet unde an barte. sîn antlütze was wol ellen breit, mit grôzen runzen beleit. ouch wâren im diu ôren als einem walttôren 430 435 440 413 rou præt. von riuwen, reuen. — 415 triut præt. von triuwen oder trüwen, sich getrauen. (Die Negation ne allein wird hier genügen wie in V. 7542, vgl. mhd. Wörterbuch IIa, 322—328; vielleicht ist auch im Iwein 998 wand er entriute mê genesen und im Erec 6338 wand er entriute mé geleben zu lesen? vgl. über ne den zweiten Theil Hartmann’s von Aue S. 347, und MSFr. 103, 9 ichn trûwe den lip vor leide ernern.) — sich erwern. sich durch Wehren behaupten, vertheidigen, Stand halten. — 416 wan. aufser. — nern, retten, behüten. — 419 in almitten, gerade in der Mitte. — 420 getrôste præt. von getrœesten, trösten, Muth eingeben. 425 bilde neutr., das aufsere Ansehen. — 426 anders, übrigens (abge- sehen von dem menneschlîchen bilde). — harte, sehr. — 428 michel, groß. — 430 zwâre, in Wahrheit. — 431 grœzer, dicker. — úr, masc., Auerochs. — 432 gebûre, der Bauer (der bäurische Mensch, törper, vilain). — 433 ragen, emporstarren, abstehen (nicht anliegen); vgl. aufragendez hâr sam die sweinporsten bei Konrad v. Megenberg 43, 6; Erec 7345. — ruozvar, wie Ruſs aussehend. — 434 vaste adv., fest. — 435 mit der Haut (Kopfhaut) zu einem Filz verwachsen. — 438 runze fem., Runzel, Hautfalte. — beleit = beleget. — 440 walttôre masc., Waldmensch (ursprünglich wol märchen- haftes Wesen). —
18 I. ABENTEUER, und rou mich daz ich dar was komen. und heten si mîn war genomen, sone triut ich anders mich erwern, wan ich bat mich got nern. vil gerne wold ich von dan. do gesach ich sitzen einen man in almitten under in: daz getrôste mir den sin. dô ich aber im nâher quam und ich sin rehte war genam, dô vorht ich in alsô sêre sam diu tier, óde mêre. 415 420 425 S. 26 Sin menneschlich bilde was anders harte wilde. er was einem Môre gelich, michel unde als eislich, daz es niemen wol geloubet. zwâre im was sîn houbet groezer dan einem ûre. ez hete der gebûre ein rágendez hâr ruozvar: daz was im vaste unde gar verwalken zuo der swarte an houbet unde an barte. sîn antlütze was wol ellen breit, mit grôzen runzen beleit. ouch wâren im diu ôren als einem walttôren 430 435 440 413 rou præt. von riuwen, reuen. — 415 triut præt. von triuwen oder trüwen, sich getrauen. (Die Negation ne allein wird hier genügen wie in V. 7542, vgl. mhd. Wörterbuch IIa, 322—328; vielleicht ist auch im Iwein 998 wand er entriute mê genesen und im Erec 6338 wand er entriute mé geleben zu lesen? vgl. über ne den zweiten Theil Hartmann’s von Aue S. 347, und MSFr. 103, 9 ichn trûwe den lip vor leide ernern.) — sich erwern. sich durch Wehren behaupten, vertheidigen, Stand halten. — 416 wan. aufser. — nern, retten, behüten. — 419 in almitten, gerade in der Mitte. — 420 getrôste præt. von getrœesten, trösten, Muth eingeben. 425 bilde neutr., das aufsere Ansehen. — 426 anders, übrigens (abge- sehen von dem menneschlîchen bilde). — harte, sehr. — 428 michel, groß. — 430 zwâre, in Wahrheit. — 431 grœzer, dicker. — úr, masc., Auerochs. — 432 gebûre, der Bauer (der bäurische Mensch, törper, vilain). — 433 ragen, emporstarren, abstehen (nicht anliegen); vgl. aufragendez hâr sam die sweinporsten bei Konrad v. Megenberg 43, 6; Erec 7345. — ruozvar, wie Ruſs aussehend. — 434 vaste adv., fest. — 435 mit der Haut (Kopfhaut) zu einem Filz verwachsen. — 438 runze fem., Runzel, Hautfalte. — beleit = beleget. — 440 walttôre masc., Waldmensch (ursprünglich wol märchen- haftes Wesen). —
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KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 19 s. 27 vermieset zewâre mit spannelangem hâre, breit alsam ein wanne. dem ungevüegen manne wâren gran unde brâ lanc rûch unde grâ; diu nase als einem ohsen grôz, kurz, wit, niender blôz; daz antlütze dürre unde vlach; (ouwi wie eislîche er sach!) diu ougen rôt, zornvar. der munt het im gar bêdenthalp diu wangen mit wîte bevangen. er was starke gezan, als ein eber, niht als ein man: ûzerhalp des mundes tür ragten sî im her vür, lanc, scharpf, grôz, breit. im was daz houbet sô geleit daz im sîn růhez kinnebein gewahsen zuo den brüsten schein. sîn rüke was im uf gezogen, hoveroht und ûz gebogen. er truoc an seltsæniu cleit: zwô hiute het er an geleit: die heter in niuwen stunden zwein tieren abe geschunden. 445 450 455 460 465 441 vermiesen, wie mit Moos, mit moosartigem Haar verwachsen, ver- stopfen; vgl. Martina 21 im vermiesent diu ôren, daz siu werdent ze tôren und 425, 5 wie wâren den torschen affen ir sinne dâ vermieset; dazu 1. Büchl. 811. — 443 wanne fem., Futterschwinge; Germania 3, 404 (215) ir ôren als ein wanne grois (grofs); Zeitschr. f. D. Ph. 19, 74, Z. 5; Karajan, Früh- lingsgabe, S. 140 (486) wannen breit was ir antlütz; Boner 81, 7 (des pfawen) sweif was als ein wanne breit. — 445 gran fem., Barthaar. — brà fem., Braue, Wimper. — 448 niender, nirgends. — 451 zornvar, zornig 453 bédenthalp, beidenhalp adv., beiderseits. — 454 mit wîte, aussehend. — in weiter Ausdehnung, weithin. — bevâhen, einnehmen, sich über etwas erstrecken. — 455 gezan, mit Zähnen versehen; vgl. Haupt's Zeitschrift 8, 277 (60) =Zingerle, Findlinge, S. 625. — 456 man hier wie 501. — 458 sî bezieht sich auf das in gezan (V. 455) liegende Substantiv zene, Zähne; vgl. den nämlichen Fall im Armen Heinrich 274; Erec 6612; Germania 6, 267—268; 17, 121. — 461 kinnebein, das Kinn. — 462 ge- wahsen zuo den brüsten, mit der Brust verwachsen, an die Brust gewach- sen. — 463 ûf gezogen, aufgetrieben; vgl. zu Erec 7349. — 464 hoveroht, höckericht, bucklicht. — ûz gebogen, auswärts gebogen (geschweift?) ; Ur- stende 110, 6. — 465 seltsœene, seltsam. — 466 hiute pl. von hût, Haut, Thier- fell. — 467 in niuwen stunden, neuerdings, jüngst, vor wenigen Stunden; ebenso bi niuwen zîten bei Ulrich v. Singenberg 234, 17 (ed. Wackernagel 2*
KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 19 s. 27 vermieset zewâre mit spannelangem hâre, breit alsam ein wanne. dem ungevüegen manne wâren gran unde brâ lanc rûch unde grâ; diu nase als einem ohsen grôz, kurz, wit, niender blôz; daz antlütze dürre unde vlach; (ouwi wie eislîche er sach!) diu ougen rôt, zornvar. der munt het im gar bêdenthalp diu wangen mit wîte bevangen. er was starke gezan, als ein eber, niht als ein man: ûzerhalp des mundes tür ragten sî im her vür, lanc, scharpf, grôz, breit. im was daz houbet sô geleit daz im sîn růhez kinnebein gewahsen zuo den brüsten schein. sîn rüke was im uf gezogen, hoveroht und ûz gebogen. er truoc an seltsæniu cleit: zwô hiute het er an geleit: die heter in niuwen stunden zwein tieren abe geschunden. 445 450 455 460 465 441 vermiesen, wie mit Moos, mit moosartigem Haar verwachsen, ver- stopfen; vgl. Martina 21 im vermiesent diu ôren, daz siu werdent ze tôren und 425, 5 wie wâren den torschen affen ir sinne dâ vermieset; dazu 1. Büchl. 811. — 443 wanne fem., Futterschwinge; Germania 3, 404 (215) ir ôren als ein wanne grois (grofs); Zeitschr. f. D. Ph. 19, 74, Z. 5; Karajan, Früh- lingsgabe, S. 140 (486) wannen breit was ir antlütz; Boner 81, 7 (des pfawen) sweif was als ein wanne breit. — 445 gran fem., Barthaar. — brà fem., Braue, Wimper. — 448 niender, nirgends. — 451 zornvar, zornig 453 bédenthalp, beidenhalp adv., beiderseits. — 454 mit wîte, aussehend. — in weiter Ausdehnung, weithin. — bevâhen, einnehmen, sich über etwas erstrecken. — 455 gezan, mit Zähnen versehen; vgl. Haupt's Zeitschrift 8, 277 (60) =Zingerle, Findlinge, S. 625. — 456 man hier wie 501. — 458 sî bezieht sich auf das in gezan (V. 455) liegende Substantiv zene, Zähne; vgl. den nämlichen Fall im Armen Heinrich 274; Erec 6612; Germania 6, 267—268; 17, 121. — 461 kinnebein, das Kinn. — 462 ge- wahsen zuo den brüsten, mit der Brust verwachsen, an die Brust gewach- sen. — 463 ûf gezogen, aufgetrieben; vgl. zu Erec 7349. — 464 hoveroht, höckericht, bucklicht. — ûz gebogen, auswärts gebogen (geschweift?) ; Ur- stende 110, 6. — 465 seltsœene, seltsam. — 466 hiute pl. von hût, Haut, Thier- fell. — 467 in niuwen stunden, neuerdings, jüngst, vor wenigen Stunden; ebenso bi niuwen zîten bei Ulrich v. Singenberg 234, 17 (ed. Wackernagel 2*
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20 I. ABENTEUER, er truoc ein kolben alsô grôz, daz mich dâ bi im verdrôz. Dô ich im alsô nâhen quam, daz er min wol war genam, zehant sach ich in ûf stân unde nâhen zuo mir gân. weder wider mich sîn muot waere übel ode guot, desn weste ich niht die wârheit und was iedoch ze wer bereit. weder erne sprach noch ich. do er swéic, do versach ich mich, daz er ein stumbe wære, und bat mir sagen mære. 470 475 480 s. 28 Ich sprach: «bist übel ode guot?» er sprach: «swer mir niene tuot, der sol ouch mich ze vriunde hân.» «mahtů mich danne wizzen lân, waz crêatiure bistů?" «ein man, als dû gesihest nû.» «nu sage mir waz din ambet sî." «dâ stên ich disen tieren bî.» «nû sage mir, tuont sî dir iht?» «si lóbetenz, tát ich in niht.» «entriuwen vürhtent sî dich?» «ich pflige ir, und si vürhtent mich als ir meister unde ir herren.» «sage, waz mac in gewerren dîn meisterschaft und dîn huote, sîne loufen nâch ir muote ze walde und ze gevilde? wan ich síhe wol, sî sint wilde, 485 490 495 500 u. Rieger). — 470 « daßs ich gern je eher je lieber von ihm weggewesen wäre"; Gregor 794. 474 nahen adv., nahe. — 475 weder — ode (= utrum — an), ob — oder. — muot, Gesinnung. — 477 davon hatte ich keine Gewissheit. — 480 dô ver- sach ich mich, «da kam ich auf den Gedanken», B. — 482 mœere sagen, Auskunft geben. 489 ambet neutr., Amt, Beschäftigung. — 490 ich stén—bi, ich warte, beaufsichtige. — Uber daf dâ, als Einleitung der Antwort, vgl. zu Erec 8778. — 491 iht, etwas. — 492 si lobetenz, sie würden es gerne sehen, wür- den sich freuen, Gott danken. — 493 entriuwen, bei deinen Treuen! ich beschwöre dich, sage mir! — 494 pflegen, warten, leiten. — 498 dafs sie nicht laufen nach ihrem freien Willen. —
20 I. ABENTEUER, er truoc ein kolben alsô grôz, daz mich dâ bi im verdrôz. Dô ich im alsô nâhen quam, daz er min wol war genam, zehant sach ich in ûf stân unde nâhen zuo mir gân. weder wider mich sîn muot waere übel ode guot, desn weste ich niht die wârheit und was iedoch ze wer bereit. weder erne sprach noch ich. do er swéic, do versach ich mich, daz er ein stumbe wære, und bat mir sagen mære. 470 475 480 s. 28 Ich sprach: «bist übel ode guot?» er sprach: «swer mir niene tuot, der sol ouch mich ze vriunde hân.» «mahtů mich danne wizzen lân, waz crêatiure bistů?" «ein man, als dû gesihest nû.» «nu sage mir waz din ambet sî." «dâ stên ich disen tieren bî.» «nû sage mir, tuont sî dir iht?» «si lóbetenz, tát ich in niht.» «entriuwen vürhtent sî dich?» «ich pflige ir, und si vürhtent mich als ir meister unde ir herren.» «sage, waz mac in gewerren dîn meisterschaft und dîn huote, sîne loufen nâch ir muote ze walde und ze gevilde? wan ich síhe wol, sî sint wilde, 485 490 495 500 u. Rieger). — 470 « daßs ich gern je eher je lieber von ihm weggewesen wäre"; Gregor 794. 474 nahen adv., nahe. — 475 weder — ode (= utrum — an), ob — oder. — muot, Gesinnung. — 477 davon hatte ich keine Gewissheit. — 480 dô ver- sach ich mich, «da kam ich auf den Gedanken», B. — 482 mœere sagen, Auskunft geben. 489 ambet neutr., Amt, Beschäftigung. — 490 ich stén—bi, ich warte, beaufsichtige. — Uber daf dâ, als Einleitung der Antwort, vgl. zu Erec 8778. — 491 iht, etwas. — 492 si lobetenz, sie würden es gerne sehen, wür- den sich freuen, Gott danken. — 493 entriuwen, bei deinen Treuen! ich beschwöre dich, sage mir! — 494 pflegen, warten, leiten. — 498 dafs sie nicht laufen nach ihrem freien Willen. —
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KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 21 S. 29 sine erkénnent mán noch sîn gebot. ichn wânde niht daz âne got der gewált iemen töhte, der si betwingen möhte âne sloz und âne bant.» er sprach: «mîn zunge und mîn hant, mîn bete unde mîn drô, die hânt mirs gemachet sô, daz sî bibende vor mir stânt und durch mich tuont unde lânt. swer ouch anders under in solde sin als ich bin, der ware schiere verlorn.» «herre, vürhtent si dînen zorn, so gebiut in vride her ze mir!» er sprach: «niene vürhte dir!" sine tuont dir bî mir dehein leit. nû hân ich dir vil gar geseit swes dû geruochtest vrâgen: nune sol dich niht betrâgen, dûne sagest mir waz dû suochest. ob dû iht von mir geruochest, daz ist allez getân.» ich sprach: «ich wil dich wizzen lân, ich suoche âventiure.» dô sprach der ungehiure: «âventiure? waz ist daz?" «daz wil ich dir bescheiden baz. nû sich wie ich gewâfent bin : ich heize ein riter und hân den sin, daz ich suochende rîte einen man der mit mir strîte, 505 510 515 520 525 530 501 sie kennen weder Menschen noch Menschengebot. — 502 ichn wânde niht, ich hätte nicht geglaubt. — 503 töhte (præt. conj. von tügen), an- gemessen, seinen Kräften entsprechend wäre. — 505 ohne Band (Kette) und ohne Riemen. — 508 mirs = mir si. — 509 bibende, bebend, zitternd. — 510 und sich ganz nach mir richten; tuon unde lâzen ist eine oft vor- kommende Formel, um die vollkommene, unbeschränkte Freiheit im Han- deln zu bezeichnen. — 511 ouch, dagegen, aber. — 515 gebiet ihnen Ruhe gegen mich (mir gegenüber). — 520 mich betrâget niht (mit dem Conjunctiv und ne im Nachsatze), es wird mir nicht lästig oder schwer, es ver- driefst mich nicht etwas zu thun. — 522 geruochen, belieben, wünschen, gewöhnlich mit dem Gen., hier mit dem Acc., vgl. Lambel zu Amîs 78. — 523 vgl. zu 243. — 526 ungehiure, unheimlich, schrecklich. — 529 sich ist Imperat. von sehen. — 530 sin, Absicht, Zweck, Aufgabe. —
KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 21 S. 29 sine erkénnent mán noch sîn gebot. ichn wânde niht daz âne got der gewált iemen töhte, der si betwingen möhte âne sloz und âne bant.» er sprach: «mîn zunge und mîn hant, mîn bete unde mîn drô, die hânt mirs gemachet sô, daz sî bibende vor mir stânt und durch mich tuont unde lânt. swer ouch anders under in solde sin als ich bin, der ware schiere verlorn.» «herre, vürhtent si dînen zorn, so gebiut in vride her ze mir!» er sprach: «niene vürhte dir!" sine tuont dir bî mir dehein leit. nû hân ich dir vil gar geseit swes dû geruochtest vrâgen: nune sol dich niht betrâgen, dûne sagest mir waz dû suochest. ob dû iht von mir geruochest, daz ist allez getân.» ich sprach: «ich wil dich wizzen lân, ich suoche âventiure.» dô sprach der ungehiure: «âventiure? waz ist daz?" «daz wil ich dir bescheiden baz. nû sich wie ich gewâfent bin : ich heize ein riter und hân den sin, daz ich suochende rîte einen man der mit mir strîte, 505 510 515 520 525 530 501 sie kennen weder Menschen noch Menschengebot. — 502 ichn wânde niht, ich hätte nicht geglaubt. — 503 töhte (præt. conj. von tügen), an- gemessen, seinen Kräften entsprechend wäre. — 505 ohne Band (Kette) und ohne Riemen. — 508 mirs = mir si. — 509 bibende, bebend, zitternd. — 510 und sich ganz nach mir richten; tuon unde lâzen ist eine oft vor- kommende Formel, um die vollkommene, unbeschränkte Freiheit im Han- deln zu bezeichnen. — 511 ouch, dagegen, aber. — 515 gebiet ihnen Ruhe gegen mich (mir gegenüber). — 520 mich betrâget niht (mit dem Conjunctiv und ne im Nachsatze), es wird mir nicht lästig oder schwer, es ver- driefst mich nicht etwas zu thun. — 522 geruochen, belieben, wünschen, gewöhnlich mit dem Gen., hier mit dem Acc., vgl. Lambel zu Amîs 78. — 523 vgl. zu 243. — 526 ungehiure, unheimlich, schrecklich. — 529 sich ist Imperat. von sehen. — 530 sin, Absicht, Zweck, Aufgabe. —
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22 I. ABENTEUER, der gewâfent sî als ich. daz prîset in, und sleht er mich: gesige ich aber im an, sô hât man mich vür einen man, und wirde werder danne ich si. si dir nû verre oder bî kunt umb selhe wâge iht, daz verswîc mich niht unde wîse mich dar, wand ich nâch anders nihte envar.» 535 540 S. 30 Alsus antwurt er mir dô: «sît dîn gemüete stêt alsô, daz dů nâch ungemache strebest und niht gerne sanfte lebest, ichn gehôrte bî mînen tagen selhes nie niht gesagen, waz âventiure wæere : doch sage ich dir ein mære wil dû den lîp wâgen, sone darftû niht mê vrâgen. hie ist ein brunne nâhen bî über kurzer mîle drî: zwâre unde kumestu dar und tuostû im sin reht gar, tuostů dan die widerkêre âne grôze din unêre, sô bistû wol ein vrum man: dâne zwîvel ich niht an. waz vrumt ob ich dir mêre sage? ich weiz wól, und bistû niht ein zage, so gesihestû wol in kurzer vrist selbe waz diu rede ist. 545 550 555 560 534 daz prîset in, das macht ihn des Preises werth, verherrlicht ihn. — und hier wie 555. — slahen, erschlagen. — 535 einem an gesigen, den Sieg über einen davontragen. — 536 man hier im Sinne von vrum man in V. 559. — 537 wirde, ich werde. — danne ich sî, als ich vielleicht sein mag. — 538 bi adv., in unmittelbarer Nahe. — 539 wâge fem., Wagniss. 543 Alsus, also. — 546 sanfte adv., ruhig. — 551 líp, Leben. — 552 so brauchst du nicht weiter zu fragen. — 553 brunne masc., Quelle. — 554 von hier drei kurze Meilen weit. — 555 im sîn reht tuon, mit einem so verfahren, wie es ihm zukommt oder wie man gegen ihn verpflichtet ist ; vgl. Erec 5057 n. 8172. — 558 ohne daſ du erhebliche Schmach davon hast. — 562 ein zage, ein unentschlossener, muthloser Mensch. — 564 waz diu rede ist, wie sich die Sache verhält.
22 I. ABENTEUER, der gewâfent sî als ich. daz prîset in, und sleht er mich: gesige ich aber im an, sô hât man mich vür einen man, und wirde werder danne ich si. si dir nû verre oder bî kunt umb selhe wâge iht, daz verswîc mich niht unde wîse mich dar, wand ich nâch anders nihte envar.» 535 540 S. 30 Alsus antwurt er mir dô: «sît dîn gemüete stêt alsô, daz dů nâch ungemache strebest und niht gerne sanfte lebest, ichn gehôrte bî mînen tagen selhes nie niht gesagen, waz âventiure wæere : doch sage ich dir ein mære wil dû den lîp wâgen, sone darftû niht mê vrâgen. hie ist ein brunne nâhen bî über kurzer mîle drî: zwâre unde kumestu dar und tuostû im sin reht gar, tuostů dan die widerkêre âne grôze din unêre, sô bistû wol ein vrum man: dâne zwîvel ich niht an. waz vrumt ob ich dir mêre sage? ich weiz wól, und bistû niht ein zage, so gesihestû wol in kurzer vrist selbe waz diu rede ist. 545 550 555 560 534 daz prîset in, das macht ihn des Preises werth, verherrlicht ihn. — und hier wie 555. — slahen, erschlagen. — 535 einem an gesigen, den Sieg über einen davontragen. — 536 man hier im Sinne von vrum man in V. 559. — 537 wirde, ich werde. — danne ich sî, als ich vielleicht sein mag. — 538 bi adv., in unmittelbarer Nahe. — 539 wâge fem., Wagniss. 543 Alsus, also. — 546 sanfte adv., ruhig. — 551 líp, Leben. — 552 so brauchst du nicht weiter zu fragen. — 553 brunne masc., Quelle. — 554 von hier drei kurze Meilen weit. — 555 im sîn reht tuon, mit einem so verfahren, wie es ihm zukommt oder wie man gegen ihn verpflichtet ist ; vgl. Erec 5057 n. 8172. — 558 ohne daſ du erhebliche Schmach davon hast. — 562 ein zage, ein unentschlossener, muthloser Mensch. — 564 waz diu rede ist, wie sich die Sache verhält.
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KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 23 565 S. 31 Ouch hoere, waz sîn reht sî. dâ stêt ein capelle bî: diu ist schoene und aber cleine. kalt unde vil reine ist der selbe brunne: in rüeret regen noch sunne, nochn trüebent in die winde. des schirmet im ein linde, daz nie man schoener gesach: diu ist sîn schate und sîn dach. si ist bréit hôch und alsô dic, daz regen noch der sunnen blic niemer dár dúrch kumt: irn schadet der winter noch envrumt an ir schoene niht ein hâr, sine stè geloubet durch daz jâr. und ob dem brunne stêt ein harte zierlîcher stein, undersatzt mit vieren marmelinen tieren: der ist gelöchert vaste. ez hanget von eim aste von golde ein becke her abe : jane wæn ich niht daz iemen habe kein bezzer golt danne ez sî. diu ketene, dâ ez hanget bî, diu ist ûz silber geslagen. wil dû danne niht verzagen, sone tuo dem becke niht mê, 570 575 580 585 590 565 reht neutr., Art, Natur. — 566—567 bei Christian von Troyes: et d'autre part une chapele petite, mês el est molt bele. — und aber, jedoch, obwohl. — 572 des schirmet im, dagegen gewährt ihm Schutz. — 573 so schön, wie sie noch niemand gesehen hat; das schliefst hier ceine Bestim- mung ein, die hinzugedacht werden mufs» wie z. B. 1138, Benecke, Wör- terbuch 66 und Hildebrand in der Zeitschr. f. d. Phil. 4, 359 (Gudrun 558 ir sult krône tragen, daz ich und iuwer muoter nieman hoeren sagen, daz iuch ieman hazze). — 578 der Winter hat durchaus keinen Einfiuſs auf sie. — 579 niht ein hâr ist sprichwörtl. Ausdruck für: nicht das Geringste. — 580 sine stê, dals sie nicht bleibe. Statt des Conjunctivs mit der Ne- gation nehme man im Neuhochdeutschen den Indicativ ohne Negation. Die altdeutsche Satzverbindung irn schadet der winter, sine stê geloubet veranschaulicht sich durch das lateinische hiems eam non prohibet, quo- minus stet frondosa. — 581 ob, über, oberhalb. — 582 zierlîch, schön, prächtig. — 584 marmelîn adj., aus Marmor bestehend. — 585 gelöchert, mit Löchern versehen (vgl. gelöchert venster, gelöchert helm im Jüngern Titurel 1663 u. 4492). — jane wœne ich, ja ich glaube nicht, ich zweifle; üblicher ist hier wœne ohne Negation (doch vgl. Haupt zu MSFr. 170, 38). — 590 ketene, Kette. — 593 so nimm mit dem Becken weiter nichts vor als. —
KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 23 565 S. 31 Ouch hoere, waz sîn reht sî. dâ stêt ein capelle bî: diu ist schoene und aber cleine. kalt unde vil reine ist der selbe brunne: in rüeret regen noch sunne, nochn trüebent in die winde. des schirmet im ein linde, daz nie man schoener gesach: diu ist sîn schate und sîn dach. si ist bréit hôch und alsô dic, daz regen noch der sunnen blic niemer dár dúrch kumt: irn schadet der winter noch envrumt an ir schoene niht ein hâr, sine stè geloubet durch daz jâr. und ob dem brunne stêt ein harte zierlîcher stein, undersatzt mit vieren marmelinen tieren: der ist gelöchert vaste. ez hanget von eim aste von golde ein becke her abe : jane wæn ich niht daz iemen habe kein bezzer golt danne ez sî. diu ketene, dâ ez hanget bî, diu ist ûz silber geslagen. wil dû danne niht verzagen, sone tuo dem becke niht mê, 570 575 580 585 590 565 reht neutr., Art, Natur. — 566—567 bei Christian von Troyes: et d'autre part une chapele petite, mês el est molt bele. — und aber, jedoch, obwohl. — 572 des schirmet im, dagegen gewährt ihm Schutz. — 573 so schön, wie sie noch niemand gesehen hat; das schliefst hier ceine Bestim- mung ein, die hinzugedacht werden mufs» wie z. B. 1138, Benecke, Wör- terbuch 66 und Hildebrand in der Zeitschr. f. d. Phil. 4, 359 (Gudrun 558 ir sult krône tragen, daz ich und iuwer muoter nieman hoeren sagen, daz iuch ieman hazze). — 578 der Winter hat durchaus keinen Einfiuſs auf sie. — 579 niht ein hâr ist sprichwörtl. Ausdruck für: nicht das Geringste. — 580 sine stê, dals sie nicht bleibe. Statt des Conjunctivs mit der Ne- gation nehme man im Neuhochdeutschen den Indicativ ohne Negation. Die altdeutsche Satzverbindung irn schadet der winter, sine stê geloubet veranschaulicht sich durch das lateinische hiems eam non prohibet, quo- minus stet frondosa. — 581 ob, über, oberhalb. — 582 zierlîch, schön, prächtig. — 584 marmelîn adj., aus Marmor bestehend. — 585 gelöchert, mit Löchern versehen (vgl. gelöchert venster, gelöchert helm im Jüngern Titurel 1663 u. 4492). — jane wœne ich, ja ich glaube nicht, ich zweifle; üblicher ist hier wœne ohne Negation (doch vgl. Haupt zu MSFr. 170, 38). — 590 ketene, Kette. — 593 so nimm mit dem Becken weiter nichts vor als. —
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24 I. ABENTEUER, S. 32 giuz ûf den stein, der dâ stê, dâ mite des brunnen ein teil: zwâre sô hâstû guot heil, gescheidestû mit êren dan.» hin wîste mich der waltman einen stîc ze der winstern hant: ich vuor des endes unde vant der rede eine wârheit, als er mir hete geseit, und vant dâ grôz êre, man enhoeret nimer mêre, diu werlt stê kurz ode lanc, sô wünneclîchen vogelsanc als ich ze der linden vernam, dô ich derzuo geriten quam. der ie gewesen ware ein tôtriuwesæere, des herze wære dâ gevröut. sî was mit vogelen beströut, daz ich der este schîn verlôs und ouch des luobes lützel kôs. dâ wâren zwêne niender glich: ir sanc was sô mislich, hôch unde nidere. die stimme gap hin widere mit gelîchem galme der walt. wie dâ sang sange galt! den brunnen ich dar under sach und swes mir der waltman jach. ein smâreides was der stein: ûz iegelîchem orte schein 600 605 610 615 620 595 596 guot heil, gut Glück. — 597 dan gescheiden, von dannen ziehen, davon- kommen. — 598 waltman = walttore 440. — 599 winster adj., link. — 600 des endes, in dieser Richtung, dorthin. — ich vuor, ich ritt, begab mich. — 601 der rede eine wârheit vinden, die Sache bestätigt finden. — 603 êre. Herrlichkeit, Pracht. — 605 kurz stén, kurz dauern. — 609 der ie, wer nur irgend, wenn jemals einer. — 610 tôtriuwesœre, der todesmatte, lebenssatte Büfser (von riuwen, reuen) vgl. Lutwin 3679. — 611 gevröut, erfreut. — 613 der este schîn verliesen, die Aste nicht mehr sehen können (schîn, der Schein, die Sichtbarkeit). — 614 kiesen, befinden, wahrnehmen. — 615 zwéne niender glich, auch nicht zwei einander gleich; vgl. Konrad v. Würz- burg in MSH. II, 326a bî den allen sint zwêne gelîch ein ander niht, und Germania 7, 439. — 616 mislich, verschiedenartig. — 617 nidere, tief. — 619 galm masc., Schall. — 620 gelten, antworten (resonare) ; Gottfried von Neifen 25, 20 dâ die vogele sâzen, ir sanc gein sange mâzen. — 623 smâreides masc., Smaragd, ein grüner Edelstein. — 624 ort, Ecke. —
24 I. ABENTEUER, S. 32 giuz ûf den stein, der dâ stê, dâ mite des brunnen ein teil: zwâre sô hâstû guot heil, gescheidestû mit êren dan.» hin wîste mich der waltman einen stîc ze der winstern hant: ich vuor des endes unde vant der rede eine wârheit, als er mir hete geseit, und vant dâ grôz êre, man enhoeret nimer mêre, diu werlt stê kurz ode lanc, sô wünneclîchen vogelsanc als ich ze der linden vernam, dô ich derzuo geriten quam. der ie gewesen ware ein tôtriuwesæere, des herze wære dâ gevröut. sî was mit vogelen beströut, daz ich der este schîn verlôs und ouch des luobes lützel kôs. dâ wâren zwêne niender glich: ir sanc was sô mislich, hôch unde nidere. die stimme gap hin widere mit gelîchem galme der walt. wie dâ sang sange galt! den brunnen ich dar under sach und swes mir der waltman jach. ein smâreides was der stein: ûz iegelîchem orte schein 600 605 610 615 620 595 596 guot heil, gut Glück. — 597 dan gescheiden, von dannen ziehen, davon- kommen. — 598 waltman = walttore 440. — 599 winster adj., link. — 600 des endes, in dieser Richtung, dorthin. — ich vuor, ich ritt, begab mich. — 601 der rede eine wârheit vinden, die Sache bestätigt finden. — 603 êre. Herrlichkeit, Pracht. — 605 kurz stén, kurz dauern. — 609 der ie, wer nur irgend, wenn jemals einer. — 610 tôtriuwesœre, der todesmatte, lebenssatte Büfser (von riuwen, reuen) vgl. Lutwin 3679. — 611 gevröut, erfreut. — 613 der este schîn verliesen, die Aste nicht mehr sehen können (schîn, der Schein, die Sichtbarkeit). — 614 kiesen, befinden, wahrnehmen. — 615 zwéne niender glich, auch nicht zwei einander gleich; vgl. Konrad v. Würz- burg in MSH. II, 326a bî den allen sint zwêne gelîch ein ander niht, und Germania 7, 439. — 616 mislich, verschiedenartig. — 617 nidere, tief. — 619 galm masc., Schall. — 620 gelten, antworten (resonare) ; Gottfried von Neifen 25, 20 dâ die vogele sâzen, ir sanc gein sange mâzen. — 623 smâreides masc., Smaragd, ein grüner Edelstein. — 624 ort, Ecke. —
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KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 25 ein alsô gelpfer rubîn, der morgensterne möhte sîn niht schoener, swenner uf gât und in des luftes trüebe lât. 625 S. 33 Dô ich daz becke hangent vant, dô gedâhte ich des zehant, sît ich nâch âventiure reit, ez ware ein unmanheit, ob ich dó daz verbæere ichn versuochte waz daz wære; und riet mir mîn unwîser muot, der mir vil dicke schaden tuot, daz ich gôz ûf den stein. do erlasch diu sunne, diu ê schein, unde zegienc der vogelsanc, als ez ein swarez weter twanc. diu wolken begunden in den selben stunden von vier enden ûf gân: der liehte tac wart getân, daz ich die linden kûme gesach. grôz ungenâde dâ geschach. 630 635 640 645 Vil schiere dô gesach ich in allen enden umbe mich wol tûsent tûsent blicke: dar nâch sluoc alsô dicke ein alsô krefteger donreslac, 650 625 gelpf, glänzend, üppig prangend. — 626 möhte niht sîn, hätte nicht sein können. — 627 swenne = V. 23. — 628 trüebe fem., der trübe Nebel. — lât. nicht hindert, nicht verdunkelt. Vgl. Albrecht v. Halberstadt in der Germania 10, 239, 60 sô der tagesterne Swenner lûter ûf gât Und in diu trůbe verlát. 630 zehant, sogleich. — 632 unmanheit, Feigheit. — 633 verbern mit einem Conjunctivsatze und der Negation nach sich = unterlassen etwas zu thun. — 637 fg. vgl. dazu Konrad v. Megenberg 484 ez sint brunnen in dem grôzen lant Britannia, wenn man der wazzer geuzt auf einen stain nâhen dà pei, sô kümt regen und donr und ungewiter. — 640 was durch ein schweres Gewitter bewirkt ward. Die Handschr. schwanken zwischen swart, schwarzes, swares, swœres; vielleicht hießs es wâzweter, d. i. Sturmwetter (von wâzen, wehen, stürmen), wie in der H. Magdalena fol. 64b man was wetter da nie gesach; Vocab. opt., S. 57a, 114; Lexer 3, 707; vgl. zu 7808. — ez bezieht sich auf den Inhalt der zunächst vorhergehen- den Sätze. — 643 von vier enden, von 4 Seiten, vgl. Jänicke z. Wolfdietrich A. 302, 4. — ûf gân, aufsteigen (exoriri). — 644 wart getân, «wurde so ver- wandelt". — 645 kůme adv., kaum. — 646 ungenâde, Unruhe, Aufruhr. 648 in allen enden, auf allen Seiten, überall. — 649 tûsend tûsent, «tausend mal tausend", B. — blic masc., Blitz. — 650 alsô dicke, ebenso oft. —
KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 25 ein alsô gelpfer rubîn, der morgensterne möhte sîn niht schoener, swenner uf gât und in des luftes trüebe lât. 625 S. 33 Dô ich daz becke hangent vant, dô gedâhte ich des zehant, sît ich nâch âventiure reit, ez ware ein unmanheit, ob ich dó daz verbæere ichn versuochte waz daz wære; und riet mir mîn unwîser muot, der mir vil dicke schaden tuot, daz ich gôz ûf den stein. do erlasch diu sunne, diu ê schein, unde zegienc der vogelsanc, als ez ein swarez weter twanc. diu wolken begunden in den selben stunden von vier enden ûf gân: der liehte tac wart getân, daz ich die linden kûme gesach. grôz ungenâde dâ geschach. 630 635 640 645 Vil schiere dô gesach ich in allen enden umbe mich wol tûsent tûsent blicke: dar nâch sluoc alsô dicke ein alsô krefteger donreslac, 650 625 gelpf, glänzend, üppig prangend. — 626 möhte niht sîn, hätte nicht sein können. — 627 swenne = V. 23. — 628 trüebe fem., der trübe Nebel. — lât. nicht hindert, nicht verdunkelt. Vgl. Albrecht v. Halberstadt in der Germania 10, 239, 60 sô der tagesterne Swenner lûter ûf gât Und in diu trůbe verlát. 630 zehant, sogleich. — 632 unmanheit, Feigheit. — 633 verbern mit einem Conjunctivsatze und der Negation nach sich = unterlassen etwas zu thun. — 637 fg. vgl. dazu Konrad v. Megenberg 484 ez sint brunnen in dem grôzen lant Britannia, wenn man der wazzer geuzt auf einen stain nâhen dà pei, sô kümt regen und donr und ungewiter. — 640 was durch ein schweres Gewitter bewirkt ward. Die Handschr. schwanken zwischen swart, schwarzes, swares, swœres; vielleicht hießs es wâzweter, d. i. Sturmwetter (von wâzen, wehen, stürmen), wie in der H. Magdalena fol. 64b man was wetter da nie gesach; Vocab. opt., S. 57a, 114; Lexer 3, 707; vgl. zu 7808. — ez bezieht sich auf den Inhalt der zunächst vorhergehen- den Sätze. — 643 von vier enden, von 4 Seiten, vgl. Jänicke z. Wolfdietrich A. 302, 4. — ûf gân, aufsteigen (exoriri). — 644 wart getân, «wurde so ver- wandelt". — 645 kůme adv., kaum. — 646 ungenâde, Unruhe, Aufruhr. 648 in allen enden, auf allen Seiten, überall. — 649 tûsend tûsent, «tausend mal tausend", B. — blic masc., Blitz. — 650 alsô dicke, ebenso oft. —
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26 I. ABENTEUER, S. 34 daz ich ûf der erde gelac. sich huop ein hagel unde ein regen: wan daz mich der gotes segen vriste von des weteres nôt, ich war der wîle dicke tôt. daz weter wart als ungemach, daz der walt nider brach. was iender boum dâ sô grôz daz er bestuont, der wart blôz und loubes alsô lære als er verbrennet ware. swaz lebte in dem walde, ez entrünne danne balde, daz was dâ zehant tôt. ich hete von des weteres nôt mich des libes begeben und enahte niht ûf mîn leben; und war doch sunder zwîvel tôt : wan daz der hagel und diu nôt in kurzer wîle gelac, und begunde liehten der tac. 655 660 665 670 Dô diu vreise zegienc und ez ze wetere gevienc, war ich gewesen vür wâr bî dem brunnen zehen jâr, ichn begüzze in nimer mê: ich hetez baz gelâzen ê. die vogel kômen widere: ez wart von ir gevidere diu linde anderstunt bedaht: sî huoben aber ir süezen braht und sungen verre baz dan ê. 675 680 654—655 wan daz mich vriste = nisi quod me liberavit, wenn mich nicht er- löst hätte. — 656 der wîle, der Weile, inzwischen. — dicke tôt, zehnmal (eigentlich: oft) umgekommen. — 657 ungemach adj., ungestüm. — 659 iender, irgendwo. — 660 bestân, Stand halten, sich nicht werfen lassen. — 662 als, als wenn. — 667 sich des lîbes begeben, auf sein Leben verzichten, es aufgeben. — 670 wan daz, nur daßs, indessen; wofern nicht. — 671 geligen, sich legen, aufhören. 673 vreise fem., Gefahr, Verderben, Schrecken. — 674 gevâhen stv. ze, sich zu etwas wenden, etwas zu werden beginnen. — weter (hier im Gegen- satz zu ungewiter) =gut, besser Wetter. — 677 = V. 771. — 678 hätte ich es nur schon eher sein lassen. — 681 bedaht part. von bedecken. — 682 braht masc., der Lärm, das Schallen. — 683 verre baz dan ê, weit besser als vorher. —
26 I. ABENTEUER, S. 34 daz ich ûf der erde gelac. sich huop ein hagel unde ein regen: wan daz mich der gotes segen vriste von des weteres nôt, ich war der wîle dicke tôt. daz weter wart als ungemach, daz der walt nider brach. was iender boum dâ sô grôz daz er bestuont, der wart blôz und loubes alsô lære als er verbrennet ware. swaz lebte in dem walde, ez entrünne danne balde, daz was dâ zehant tôt. ich hete von des weteres nôt mich des libes begeben und enahte niht ûf mîn leben; und war doch sunder zwîvel tôt : wan daz der hagel und diu nôt in kurzer wîle gelac, und begunde liehten der tac. 655 660 665 670 Dô diu vreise zegienc und ez ze wetere gevienc, war ich gewesen vür wâr bî dem brunnen zehen jâr, ichn begüzze in nimer mê: ich hetez baz gelâzen ê. die vogel kômen widere: ez wart von ir gevidere diu linde anderstunt bedaht: sî huoben aber ir süezen braht und sungen verre baz dan ê. 675 680 654—655 wan daz mich vriste = nisi quod me liberavit, wenn mich nicht er- löst hätte. — 656 der wîle, der Weile, inzwischen. — dicke tôt, zehnmal (eigentlich: oft) umgekommen. — 657 ungemach adj., ungestüm. — 659 iender, irgendwo. — 660 bestân, Stand halten, sich nicht werfen lassen. — 662 als, als wenn. — 667 sich des lîbes begeben, auf sein Leben verzichten, es aufgeben. — 670 wan daz, nur daßs, indessen; wofern nicht. — 671 geligen, sich legen, aufhören. 673 vreise fem., Gefahr, Verderben, Schrecken. — 674 gevâhen stv. ze, sich zu etwas wenden, etwas zu werden beginnen. — weter (hier im Gegen- satz zu ungewiter) =gut, besser Wetter. — 677 = V. 771. — 678 hätte ich es nur schon eher sein lassen. — 681 bedaht part. von bedecken. — 682 braht masc., der Lärm, das Schallen. — 683 verre baz dan ê, weit besser als vorher. —
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KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 27 mirn wart dâ vor nie sô wê, desn waer nu gar vergezzen. alsus het ich besezzen daz ander pardîse. die selben vröude ich prîse vür alle die ich ie gesach. jâ wânde ich vröude ân ungemach unangestlîchen immer hân: seht, dô trouc mich mîn wân. 685 690 S. 35 Mir nâhte laster unde leit. nu seht, wâ dort her reit ein riter, des geverte was grimme und alsô herte, daz ich des wânde ez ware ein her. iedoch bereite ich mich ze wer. sin ros was starc, er selbe grôz; des ich vil lützel genôz. sîn stimme lûte sam ein horn: ich sach wol, im was an mich zorn. als ab ich in einen sach, mîn vorhte und mîn ungemach wart gesenftet iedoch, unde gedâht ze lebenne noch und gurte mînem rosse baz. dô ich dâ wider uf gesaz, dô was er komen daz er mich sach. vil lûte rief er unde sprach, do er mich aller verrest kôs: "riter, ir sît triuwelôs ! 695 700 705 710 684—685 wörtlich: mir war vorher nie so weh zu Muthe, daſs ich es jetzt nicht ganz vergessen hätte ; dafür jetzt: wie bange mir auch vorher zu Muthe war, jetzt war alles vergessen. — 686 besitzen, in Besitz nehmen; besezzen haben, besitzen. — 687 «das zweite» Paradies, das Seitenstück zum Paradièse, das Ebenbild davon; vgl. Erec 9541. — 689 vür, über, mehr als. — 691 unangestlîchen, unbekümmert, ungestört. — 692 trouc von triegen, trügen. — wân masc., Einbildung. 693 laster neutr., Schande, Kränkung. — 694 wâ, wo, wie (ebenso wie niender von der localen in nie modale Bedeutung übergeht). — 695 geverte neutr., Aufzug, Auftreten (die Art und Weise, in welcher man vert). — 696 herte, hart, streng. — 697 her neutr., Heer. — 700 davon hatte ich sehr wenig Nutzen, das brachte mir großsen Schaden. — 701 lûte, lautete, klang. — 702 im was an mich zorn, er hatte seinen Zorn gegen mich gerichtet, er suchte im Zorn mich anzugreifen. — 703 in einen, ihn allein. — 707 dem rosse gürten, dem Rosse den Gurt in den Stand setzen (wie man sagte einem betten). — 708 ûf gesizen, aufsitzen (ebenso Herbort, Troj. Krieg 2487; Engelhard 384. — 709 daz, soweit oder dahin dafs. — 711 aller ver- rest, in (aus) weitester Ferne. — 712 triuwelós, ruchlos, rücksichtslos,
KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 27 mirn wart dâ vor nie sô wê, desn waer nu gar vergezzen. alsus het ich besezzen daz ander pardîse. die selben vröude ich prîse vür alle die ich ie gesach. jâ wânde ich vröude ân ungemach unangestlîchen immer hân: seht, dô trouc mich mîn wân. 685 690 S. 35 Mir nâhte laster unde leit. nu seht, wâ dort her reit ein riter, des geverte was grimme und alsô herte, daz ich des wânde ez ware ein her. iedoch bereite ich mich ze wer. sin ros was starc, er selbe grôz; des ich vil lützel genôz. sîn stimme lûte sam ein horn: ich sach wol, im was an mich zorn. als ab ich in einen sach, mîn vorhte und mîn ungemach wart gesenftet iedoch, unde gedâht ze lebenne noch und gurte mînem rosse baz. dô ich dâ wider uf gesaz, dô was er komen daz er mich sach. vil lûte rief er unde sprach, do er mich aller verrest kôs: "riter, ir sît triuwelôs ! 695 700 705 710 684—685 wörtlich: mir war vorher nie so weh zu Muthe, daſs ich es jetzt nicht ganz vergessen hätte ; dafür jetzt: wie bange mir auch vorher zu Muthe war, jetzt war alles vergessen. — 686 besitzen, in Besitz nehmen; besezzen haben, besitzen. — 687 «das zweite» Paradies, das Seitenstück zum Paradièse, das Ebenbild davon; vgl. Erec 9541. — 689 vür, über, mehr als. — 691 unangestlîchen, unbekümmert, ungestört. — 692 trouc von triegen, trügen. — wân masc., Einbildung. 693 laster neutr., Schande, Kränkung. — 694 wâ, wo, wie (ebenso wie niender von der localen in nie modale Bedeutung übergeht). — 695 geverte neutr., Aufzug, Auftreten (die Art und Weise, in welcher man vert). — 696 herte, hart, streng. — 697 her neutr., Heer. — 700 davon hatte ich sehr wenig Nutzen, das brachte mir großsen Schaden. — 701 lûte, lautete, klang. — 702 im was an mich zorn, er hatte seinen Zorn gegen mich gerichtet, er suchte im Zorn mich anzugreifen. — 703 in einen, ihn allein. — 707 dem rosse gürten, dem Rosse den Gurt in den Stand setzen (wie man sagte einem betten). — 708 ûf gesizen, aufsitzen (ebenso Herbort, Troj. Krieg 2487; Engelhard 384. — 709 daz, soweit oder dahin dafs. — 711 aller ver- rest, in (aus) weitester Ferne. — 712 triuwelós, ruchlos, rücksichtslos,
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28 I. ABENTEUER, S. 36 mirn wart von iu niht widerseit, und habent mir lasterlîchez leit in iuwer hôchvart getân. nu wie síhe ich mînen walt stân! den habent ir mir verderbet und mîn wilt ersterbet und mîn gevügele verjagt. iu si von mir widersagt: ir sult es mir ze buoze stân, od ez múoz mir an den lip gân. daz kint, daz dâ ist geslagen, daz muoz wol weinen unde clagen: alsus clag ich von schulden. ichn hân wider iuwern hulden mit mînem wizzen niht getân: âne schúlde ich grôzen schaden hân. hiene sól niht vrides mêre wesen : wert iuch, ob ir welt genesen." 715 720 725 730 Dô bôt ich mîn unschulde und suochte sîne hulde: wand er was merre danne ich. done sprach er niht wider mich, wan daz ich mich werte, ob ich mich gerne nerte. dô tete ich daz ich mohte; daz mir doch lützel tohte. ich tjostierte wider in: des vuort er mîn ros hin. daz beste heil daz mir geschach, daz was daz ich min sper zebrach. vil schône satzte mich sîn hant hinder daz rós án daz lant, daz ich vil gar des vergaz, ob ich uf rós ie gesaz. 735 740 745 pflichtvergessen, unehrenhaft; an den Begriff schadenfroh streift es im 1. Büchl. 1851. — 713 widersagen einem, einem Fehde ankündigen, ihn zum Kamfe fordern. — 718 ersterben swv., todt machen. — 721 es einem ze buoze stân, einem dafür Busse, Ersatz gewähren. — 723 vgl. Chrestien 500 plaindre se doit qui est batuz. — 724 müezen hier Ursache, Recht wozu haben, daher können, dürfen. 731 sîn unschulde bieten, erklären, dafs man nicht schuldig sei. — 733 merre, gröfser, stärker. — 734—736 : « er erwiderte mir weiter nichts, als daf ich mich wehren sollte, wenn ich mein Leben erhalten wollte." Paul. — 738 tohte, half. — 739 tjostieren, mit dem Speer wider einen rennen. —
28 I. ABENTEUER, S. 36 mirn wart von iu niht widerseit, und habent mir lasterlîchez leit in iuwer hôchvart getân. nu wie síhe ich mînen walt stân! den habent ir mir verderbet und mîn wilt ersterbet und mîn gevügele verjagt. iu si von mir widersagt: ir sult es mir ze buoze stân, od ez múoz mir an den lip gân. daz kint, daz dâ ist geslagen, daz muoz wol weinen unde clagen: alsus clag ich von schulden. ichn hân wider iuwern hulden mit mînem wizzen niht getân: âne schúlde ich grôzen schaden hân. hiene sól niht vrides mêre wesen : wert iuch, ob ir welt genesen." 715 720 725 730 Dô bôt ich mîn unschulde und suochte sîne hulde: wand er was merre danne ich. done sprach er niht wider mich, wan daz ich mich werte, ob ich mich gerne nerte. dô tete ich daz ich mohte; daz mir doch lützel tohte. ich tjostierte wider in: des vuort er mîn ros hin. daz beste heil daz mir geschach, daz was daz ich min sper zebrach. vil schône satzte mich sîn hant hinder daz rós án daz lant, daz ich vil gar des vergaz, ob ich uf rós ie gesaz. 735 740 745 pflichtvergessen, unehrenhaft; an den Begriff schadenfroh streift es im 1. Büchl. 1851. — 713 widersagen einem, einem Fehde ankündigen, ihn zum Kamfe fordern. — 718 ersterben swv., todt machen. — 721 es einem ze buoze stân, einem dafür Busse, Ersatz gewähren. — 723 vgl. Chrestien 500 plaindre se doit qui est batuz. — 724 müezen hier Ursache, Recht wozu haben, daher können, dürfen. 731 sîn unschulde bieten, erklären, dafs man nicht schuldig sei. — 733 merre, gröfser, stärker. — 734—736 : « er erwiderte mir weiter nichts, als daf ich mich wehren sollte, wenn ich mein Leben erhalten wollte." Paul. — 738 tohte, half. — 739 tjostieren, mit dem Speer wider einen rennen. —
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KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 29 s. 37 er nam mîn ros und liez mich ligen. mir was gelückes dâ verzigen. doch enmúot mich niht sô sêre, ern bôt mir nie die êre, daz er mich wolde ane gesehen. dô im diu êre was geschehen, do gebârter rehte al diu gelich, als im allertägelich zehenstund geschæhe alsame. der prîs was sîn, und mîn diu schame. swaz ich doch lasters dâ gewan, da was ích ein téil unschúldec an. mir was der wille harte guot: done mohten mir diu werc den muot an im niht volbringen: des muose mir misselingen. 750 755 760 Dô mir des rosses wart verzigen (ichn mohte niht imer dâ geligen), dô geruochtich gên von dan als ein êrlôser man und saz aber zuo dem brunnen. der unzuht sult ir mich verkunnen, swie niugerne ich anders sî, und sæeze ich iemer dâ bî, ichn begüzze in nimer mêre: ich engalt es ê sô sêre. 765 770 S. 38 Dô ich gnuoc lange dâ gesaz unde betrahte daz, waz mir ze tuonne ware (mîn harnasch was ze swære, ich enmohte in gênde niht getragen), 775 748 verzihen stv., versagen, nicht vergönnen. — 749 müejen, plagen, quälen, ärgern. — 753 al diu (instrumentaler Casus von der) gelich, ganz dem gleich, gerade so. — 754 als, als ob. — allertägelich, alle Tage ohne Ausnahme. — 755 zchenstunt, zehnmal. — alsame, ebenso, so. — 758 ein teil, zum Theil, theilweise, ziemlich. Der Vers scheint verdorben; vielleicht ist statt ein eil unschuldec zu lesen borschuldec =schwerlich, wenig schuldig; vgl. Erec 7042. — 760 diu werc (pl.), die Mittel, das Vermögen. — muot masc., Absicht, Wille. 765 dô geruochte ich gén, da bequemte ich mich zu gehen. — 767 und etzte mich wieder an den Brunnen. — 768 untuht fem., Ungezogenheit, Mangel an Selbstbeherrschung (Unverstand?) — einen eines d. verkunnen, inem etwas nicht zutrauen. — 769 niugerne, auf Neues begierig, vorwitzig. 773 gesaz, gesessen hatte. —
KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 29 s. 37 er nam mîn ros und liez mich ligen. mir was gelückes dâ verzigen. doch enmúot mich niht sô sêre, ern bôt mir nie die êre, daz er mich wolde ane gesehen. dô im diu êre was geschehen, do gebârter rehte al diu gelich, als im allertägelich zehenstund geschæhe alsame. der prîs was sîn, und mîn diu schame. swaz ich doch lasters dâ gewan, da was ích ein téil unschúldec an. mir was der wille harte guot: done mohten mir diu werc den muot an im niht volbringen: des muose mir misselingen. 750 755 760 Dô mir des rosses wart verzigen (ichn mohte niht imer dâ geligen), dô geruochtich gên von dan als ein êrlôser man und saz aber zuo dem brunnen. der unzuht sult ir mich verkunnen, swie niugerne ich anders sî, und sæeze ich iemer dâ bî, ichn begüzze in nimer mêre: ich engalt es ê sô sêre. 765 770 S. 38 Dô ich gnuoc lange dâ gesaz unde betrahte daz, waz mir ze tuonne ware (mîn harnasch was ze swære, ich enmohte in gênde niht getragen), 775 748 verzihen stv., versagen, nicht vergönnen. — 749 müejen, plagen, quälen, ärgern. — 753 al diu (instrumentaler Casus von der) gelich, ganz dem gleich, gerade so. — 754 als, als ob. — allertägelich, alle Tage ohne Ausnahme. — 755 zchenstunt, zehnmal. — alsame, ebenso, so. — 758 ein teil, zum Theil, theilweise, ziemlich. Der Vers scheint verdorben; vielleicht ist statt ein eil unschuldec zu lesen borschuldec =schwerlich, wenig schuldig; vgl. Erec 7042. — 760 diu werc (pl.), die Mittel, das Vermögen. — muot masc., Absicht, Wille. 765 dô geruochte ich gén, da bequemte ich mich zu gehen. — 767 und etzte mich wieder an den Brunnen. — 768 untuht fem., Ungezogenheit, Mangel an Selbstbeherrschung (Unverstand?) — einen eines d. verkunnen, inem etwas nicht zutrauen. — 769 niugerne, auf Neues begierig, vorwitzig. 773 gesaz, gesessen hatte. —
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30 I. ABENTEUER, KALOGREANT'S A. IM WALDE V. BREZILJAN. waz mag ich iu mêre sagen? wan ich schútte in abe und gienc dan. ich genâdelôser man gedâhte war ich kêrte, unz mich mîn herze lêrte, daz mir an mînen wirt geriet, von dem ich des morgens schiet. swie ich dar kom gegangen, ichn wart niht wirs enpfangen danne ouch des âbents do ich dâ reit: daz machet aber sîn hövescheit. wære mir diu êre geschehen als in dem laster ich wart gesehen, mîn handelunge war gnuoc guot. alsus trôsten si mînen muot, er und mîn juncvrouwe. daz sî got iemer schouwe! 780 785 790 S. 39 Ich hân eim tôren glîch getân, diu maere der ich laster hân daz ich diu nieht kunde verdagen: ichn wolts ouch ê nie gesagen. wære mir iht baz geschehen, des hôrtent ir mich ouch nû jehen. si iwer deheime geschehen baz, ob er nû welle, der sage ouch daz.» 795 800 778 was bedarf’s noch weiter Worte. — 779 abe schüten, abschütteln, ab- werfen. — 780 genâdelôs, unglückselig. — 781 war, wohin. — 782 unz, bis. — 785 swie, wie immer, in welchem Aufzuge auch. — 786 niht wirs, nicht übler, ebenso gut. — 787 danne ouch steht gern nach negativen Compara- tiven, wo uns jetzt ein "als" genügt. — reit, wegritt. — 788 hövescheit fem., höfischer Anstand, feine Bildung. — 789—791 hätte ich den Sieg (êre) errungen gehabt da wo [statt dafs] ich als schimpflich Besiegter er- schien, meine Aufnahme hätte nicht besser sein können (war gnuoc guot). — 790 über die Bedeutung von als vgl. L. Tober in der Germania 17, 291. — 794 enthält einen frommen Segenswunsch, in welchem schouwen (wie ge- sehen in der Formel gesach in got) das gnädige, heilbringende Herabschauen Gottes ausdrückt; schon dem Blicke von frommen, heiligen Leuten maſ. man wunderthätige Kräfte bei, während andererseits allen Bösen (wie z. B. den Zauberern, den Missgünstigen) ein verderbenbringendes Auge zugeschrieben ward; vgl. 983. 795 der ich laster hân, von denen ich Schande habe.
30 I. ABENTEUER, KALOGREANT'S A. IM WALDE V. BREZILJAN. waz mag ich iu mêre sagen? wan ich schútte in abe und gienc dan. ich genâdelôser man gedâhte war ich kêrte, unz mich mîn herze lêrte, daz mir an mînen wirt geriet, von dem ich des morgens schiet. swie ich dar kom gegangen, ichn wart niht wirs enpfangen danne ouch des âbents do ich dâ reit: daz machet aber sîn hövescheit. wære mir diu êre geschehen als in dem laster ich wart gesehen, mîn handelunge war gnuoc guot. alsus trôsten si mînen muot, er und mîn juncvrouwe. daz sî got iemer schouwe! 780 785 790 S. 39 Ich hân eim tôren glîch getân, diu maere der ich laster hân daz ich diu nieht kunde verdagen: ichn wolts ouch ê nie gesagen. wære mir iht baz geschehen, des hôrtent ir mich ouch nû jehen. si iwer deheime geschehen baz, ob er nû welle, der sage ouch daz.» 795 800 778 was bedarf’s noch weiter Worte. — 779 abe schüten, abschütteln, ab- werfen. — 780 genâdelôs, unglückselig. — 781 war, wohin. — 782 unz, bis. — 785 swie, wie immer, in welchem Aufzuge auch. — 786 niht wirs, nicht übler, ebenso gut. — 787 danne ouch steht gern nach negativen Compara- tiven, wo uns jetzt ein "als" genügt. — reit, wegritt. — 788 hövescheit fem., höfischer Anstand, feine Bildung. — 789—791 hätte ich den Sieg (êre) errungen gehabt da wo [statt dafs] ich als schimpflich Besiegter er- schien, meine Aufnahme hätte nicht besser sein können (war gnuoc guot). — 790 über die Bedeutung von als vgl. L. Tober in der Germania 17, 291. — 794 enthält einen frommen Segenswunsch, in welchem schouwen (wie ge- sehen in der Formel gesach in got) das gnädige, heilbringende Herabschauen Gottes ausdrückt; schon dem Blicke von frommen, heiligen Leuten maſ. man wunderthätige Kräfte bei, während andererseits allen Bösen (wie z. B. den Zauberern, den Missgünstigen) ein verderbenbringendes Auge zugeschrieben ward; vgl. 983. 795 der ich laster hân, von denen ich Schande habe.
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II. ABENTEUER, IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 31 II. ABENTEUER, IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. SEINE GEFANGENSCHAFT IM FALLTHOR. Als Kalogreant seine Erzählung beendet hat, erhebt sich Iwein, das Abenteuer in Breziljan noch einmal zu wagen und seinen Freund und Verwandten zu rächen. Er lässt sich durch Keii's Spott nicht irren; und als Artus, der inzwischen herbeigekommen und von dem Vorgefallenen gehört hat, feierlich erklärt, daß er in 14 Tagen ebenfalls und zwar mit all seiner Macht zu dem Brunnen ziehen wolle, begibt er sich heimlich auf den Weg dahin und sucht ihm zuvorzukommen. Er findet alles so, wie Kalogreant berichtet hat. Nur ist er glücklicher im Kampfe wider den Herrn jenes Brunnens, den König Askalon, indem er ihn durch einen tödtlichen Schlag zur Flucht nothigt. Darauf eilt er ihm nach bis auf die Zugbrücke seiner Burg und entgeht dadurch, dass er sich gerade vorwärts beugt und ihm einen zweiten tödtlichen Hieb versetzt, mit genauer Noth einem hinter ihm niedergelassenen Fallgatter; durch ein zweites vor ihm niederschlagendes Fallgitter wird er in das Thor eingesperrt ; sein Gegner, obwohl todt, ist eben noch in den Burghof entkommen. In dieser Noth naht sich dem Helden die mitleidige Lunete, das Kammerfräulein der Ge- mahlin des erschlagenen Ritters, und versieht ihn mit einem Zauberring, dessen unsichtbar machender Stein ihn vor den Nachstellungen der rache- dürstenden Burgbewohner schützt. Von einem Ruhebette aus erblickt er hier die um den Tod ihres Gatten wehklagende Laudine. Die Schönheit dieser Frau fesselt den gefangenen Ritter so sehr, dafs er aller Noth ver- gisst. Lunete hat Mühe ihn abzuhalten, daſs er sich jetzt schon ihr zu erkennen gibt und so in sein Verderben stürzt. Dô rechente der herre Iwein ze künneschaft under in zwein: er sprach: «neve Kâlogrêant, ez richt von rehte mîn hant swaz dir lasters ist geschehen. ich wil ouch varn den brunnen sehen und waz wunders dâ sî.» dô sprach aber Keiî ein rede diu im wol tohte; wan er niht lâzen mohte, geschach ie man kein vrümekeit, ezn ware im doch von herzen leit: 805 810 803—804 künneschaft, Verwandtschaft. — ze künneschaft rechenen, sich ils Verwandte ansehen, verwandt sein; Erec 9715; Germania 8, 471. — 06 richt præs. von rechen stv., rächen. — 812 niht lâzen, nicht unterlassen, gl. Erec 47. — 813 hatte jemand einmal das Glück, daß er etwas Gutes ollbrachte ; gelang einem einmal etwas Tüchtiges.
II. ABENTEUER, IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 31 II. ABENTEUER, IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. SEINE GEFANGENSCHAFT IM FALLTHOR. Als Kalogreant seine Erzählung beendet hat, erhebt sich Iwein, das Abenteuer in Breziljan noch einmal zu wagen und seinen Freund und Verwandten zu rächen. Er lässt sich durch Keii's Spott nicht irren; und als Artus, der inzwischen herbeigekommen und von dem Vorgefallenen gehört hat, feierlich erklärt, daß er in 14 Tagen ebenfalls und zwar mit all seiner Macht zu dem Brunnen ziehen wolle, begibt er sich heimlich auf den Weg dahin und sucht ihm zuvorzukommen. Er findet alles so, wie Kalogreant berichtet hat. Nur ist er glücklicher im Kampfe wider den Herrn jenes Brunnens, den König Askalon, indem er ihn durch einen tödtlichen Schlag zur Flucht nothigt. Darauf eilt er ihm nach bis auf die Zugbrücke seiner Burg und entgeht dadurch, dass er sich gerade vorwärts beugt und ihm einen zweiten tödtlichen Hieb versetzt, mit genauer Noth einem hinter ihm niedergelassenen Fallgatter; durch ein zweites vor ihm niederschlagendes Fallgitter wird er in das Thor eingesperrt ; sein Gegner, obwohl todt, ist eben noch in den Burghof entkommen. In dieser Noth naht sich dem Helden die mitleidige Lunete, das Kammerfräulein der Ge- mahlin des erschlagenen Ritters, und versieht ihn mit einem Zauberring, dessen unsichtbar machender Stein ihn vor den Nachstellungen der rache- dürstenden Burgbewohner schützt. Von einem Ruhebette aus erblickt er hier die um den Tod ihres Gatten wehklagende Laudine. Die Schönheit dieser Frau fesselt den gefangenen Ritter so sehr, dafs er aller Noth ver- gisst. Lunete hat Mühe ihn abzuhalten, daſs er sich jetzt schon ihr zu erkennen gibt und so in sein Verderben stürzt. Dô rechente der herre Iwein ze künneschaft under in zwein: er sprach: «neve Kâlogrêant, ez richt von rehte mîn hant swaz dir lasters ist geschehen. ich wil ouch varn den brunnen sehen und waz wunders dâ sî.» dô sprach aber Keiî ein rede diu im wol tohte; wan er niht lâzen mohte, geschach ie man kein vrümekeit, ezn ware im doch von herzen leit: 805 810 803—804 künneschaft, Verwandtschaft. — ze künneschaft rechenen, sich ils Verwandte ansehen, verwandt sein; Erec 9715; Germania 8, 471. — 06 richt præs. von rechen stv., rächen. — 812 niht lâzen, nicht unterlassen, gl. Erec 47. — 813 hatte jemand einmal das Glück, daß er etwas Gutes ollbrachte ; gelang einem einmal etwas Tüchtiges.
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32 II. ABENTEUER, 815 s. 40 «Ez schînet wol, wizze Krist, daz disiu rede nâch ezzen ist. irn vastet niht, daz hoere ich wol. wînes ein becher vol der gît, daz sî iu geseit, mêre rede und manheit dan vierzec unde viere mit wazzer ode mit biere. sô diu katze vrizzet vil, zehant sô hebet si ir spil: her Iwein, alsô tuot ir. rât ich iu wol, sô volget mir. iu ist mit der rede ze gâch: slâfet ein lützel dernâch! troume iu danne iht sware, sô sult irs iu zewâre nemen eine mâze. ode vart iuwer strâze mít gúotem heile, und engebt mir niht ze teile swaz iu dâ êren geschiht und enzelnt mir ouch halben schaden niht!» 820 825 830 835 «Her Keiî,» sprach diu künegin, «iwer zunge müeze gunêret sîn, diu allez guot gar verdagt und niwan daz aller boste sagt, daz iuwer herze erdenken kan. doch wæn ich dar an der zungen unrehte tuo: iwer herze twinget sî derzuo. 840 815 wicze Krist ist eine Betheuerung: weißs Gott, bei Gott ! — 816 nâch ezzen, nach Tische. — 818—824 schon bei Chrestien 590 fg. — 821 vierzec unde viere, «vierzig und noch vier dazu. Die Zahl 4 steht in der frühern Sprache für eine unbestimmte Zahl; auch ist die Wirkung der Alliteration zu beachten.» B. Vgl. Germ. 17, 122. Anders faft und erklart A. Faust in Steinmeyer’s Ztschr. 24, 10 diese Stelle, welche ihm auf dichotomische Responsion zu deuten scheint: «ein Becher Weins reizt mehr zum Prahlen als vier Becher Bier oder vierzig Becher Wasser." — 823 sô, wenn. — 824 heben, anheben. — 827 iu ist ze gâch, ihr seid zu voreilig, zu schnell. — 829 solltet ihr dann etwa einen schweren Traum haben; swâre, adv. zu dem adj. swœre. — 831 es im eine mâze nemen, es sich zur Richtschnur dienen lassen, sich ein Beispiel daran nehmen. — 834 einem ze teile geben, zu Theil werden lassen, mittheilen. — 836 zeln, zuzählen, anrechnen. 838 müeze (conj. præs.) dient zum Ausdruck des Wunsches: ich wollte daß deine Zunge geschändet wäre. —
32 II. ABENTEUER, 815 s. 40 «Ez schînet wol, wizze Krist, daz disiu rede nâch ezzen ist. irn vastet niht, daz hoere ich wol. wînes ein becher vol der gît, daz sî iu geseit, mêre rede und manheit dan vierzec unde viere mit wazzer ode mit biere. sô diu katze vrizzet vil, zehant sô hebet si ir spil: her Iwein, alsô tuot ir. rât ich iu wol, sô volget mir. iu ist mit der rede ze gâch: slâfet ein lützel dernâch! troume iu danne iht sware, sô sult irs iu zewâre nemen eine mâze. ode vart iuwer strâze mít gúotem heile, und engebt mir niht ze teile swaz iu dâ êren geschiht und enzelnt mir ouch halben schaden niht!» 820 825 830 835 «Her Keiî,» sprach diu künegin, «iwer zunge müeze gunêret sîn, diu allez guot gar verdagt und niwan daz aller boste sagt, daz iuwer herze erdenken kan. doch wæn ich dar an der zungen unrehte tuo: iwer herze twinget sî derzuo. 840 815 wicze Krist ist eine Betheuerung: weißs Gott, bei Gott ! — 816 nâch ezzen, nach Tische. — 818—824 schon bei Chrestien 590 fg. — 821 vierzec unde viere, «vierzig und noch vier dazu. Die Zahl 4 steht in der frühern Sprache für eine unbestimmte Zahl; auch ist die Wirkung der Alliteration zu beachten.» B. Vgl. Germ. 17, 122. Anders faft und erklart A. Faust in Steinmeyer’s Ztschr. 24, 10 diese Stelle, welche ihm auf dichotomische Responsion zu deuten scheint: «ein Becher Weins reizt mehr zum Prahlen als vier Becher Bier oder vierzig Becher Wasser." — 823 sô, wenn. — 824 heben, anheben. — 827 iu ist ze gâch, ihr seid zu voreilig, zu schnell. — 829 solltet ihr dann etwa einen schweren Traum haben; swâre, adv. zu dem adj. swœre. — 831 es im eine mâze nemen, es sich zur Richtschnur dienen lassen, sich ein Beispiel daran nehmen. — 834 einem ze teile geben, zu Theil werden lassen, mittheilen. — 836 zeln, zuzählen, anrechnen. 838 müeze (conj. præs.) dient zum Ausdruck des Wunsches: ich wollte daß deine Zunge geschändet wäre. —
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IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 33 dazn dunket deheiner schalkheit vil: nu muoz sî sprechen swaz ez wil. nun magich si niht gescheiden, wan übel geschehe in beiden. ich wil in daz zewâre sagen, dem ir den vater het erslagen, dern vlizze sich des niht mêre, wie er iu alle iuwer êre benæeme, danne sî dâ tuot. iu habt ez eine, werde iu'z guot." 850 845 S. 41 Her Iwein lachet unde sprach: “vrowe, mirn ist niht ungemach swaz mir her Keiî sprichet: ich weiz wol daz er richet an mir mîn ungewizzenheit. im ist mîn ungevuoge leit: die newólder mich niht verdagen. ouch kan er mirz wol undersagen mit selher vuoge als er ie pflac, die niemen wol gezürnen mac. min her Keii der ist so wis und hât selh êre und selhen prîs, daz man in gerne hoeren sol; und hân ich nů wâr, daz wizt ir wol. ich wil des iemer sîn ein zage, 860 865 855 845 dem ist keine Schlechtigkeit zu viel, das macht sich nichts daraus, schreckt nicht davor zurück. Vgl. über die auffallende Ausdrucksweise Haupt zu MSFr. 151, 32. — 846 ez, nämlich daz herze. — 847 ich kann sie nicht ausnehmen. — 848 wan, ich kann nur so viel sagen als; sondern, vielmehr. — 849 zewâre sagen, in Wahrheit sagen, versichern. — 850 dem, wem, wenn einem; vgl. 1. Büchl. 387. — 851 sich des vlîzen sich darauf befleifsigen, darauf bedacht sein. — 853 benemen, rauben. — danne, als. — 854 behaltet es für euch allein (eine), wenn euch daraus Gutes erwächst ; ich mag keinen Theil daran haben, wenn ihr davon Vortheil habt; vgl. zu den Liedern 4b, 7. 856 ungemach, unbequem, störend. Man vergleiche die Rede des Haupthelden, welche hier in V. 856—878 enthalten ist, mit der Kalo- greant's in V. 190—221. Während der letztgenannte sich von Keii’s Wor- ten tief verletzt fühlt und Gleiches mit Gleichem vergilt, bleibt Iwein ruhig und antwortet nur mit einigen leichten Scherzen, hat also vermöge seiner tiefern Einsicht ein ganz anderes Verständniss für den wunder- lichen Charakter als der empfindliche, sonst biedere Kalogreant. — 858 rechen, rächen, tadeln. — 859 ungewizzenheit, Unverständigkeit, Beschränkt- heit. — 860 ungevuoge fem., Zudringlichkeit, Ungestüm, Unnachgiebigkeit. — 862 er kan, er versteht. — undersagen, gesprächsweise, ins Gesicht sagen. — 863 vuoge fem., Angemessenheit, Schicklichkeit, glimpfliche Weise. — 864 ez gezürnen, darüber böse sein, daran Anstofs nehmen. — 868 war hân, die Wahrheit gesagt haben, Recht haben. — 869 mit Bezug darauf will ich immer für einen Zaghaften gelten. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Autl. 3
IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 33 dazn dunket deheiner schalkheit vil: nu muoz sî sprechen swaz ez wil. nun magich si niht gescheiden, wan übel geschehe in beiden. ich wil in daz zewâre sagen, dem ir den vater het erslagen, dern vlizze sich des niht mêre, wie er iu alle iuwer êre benæeme, danne sî dâ tuot. iu habt ez eine, werde iu'z guot." 850 845 S. 41 Her Iwein lachet unde sprach: “vrowe, mirn ist niht ungemach swaz mir her Keiî sprichet: ich weiz wol daz er richet an mir mîn ungewizzenheit. im ist mîn ungevuoge leit: die newólder mich niht verdagen. ouch kan er mirz wol undersagen mit selher vuoge als er ie pflac, die niemen wol gezürnen mac. min her Keii der ist so wis und hât selh êre und selhen prîs, daz man in gerne hoeren sol; und hân ich nů wâr, daz wizt ir wol. ich wil des iemer sîn ein zage, 860 865 855 845 dem ist keine Schlechtigkeit zu viel, das macht sich nichts daraus, schreckt nicht davor zurück. Vgl. über die auffallende Ausdrucksweise Haupt zu MSFr. 151, 32. — 846 ez, nämlich daz herze. — 847 ich kann sie nicht ausnehmen. — 848 wan, ich kann nur so viel sagen als; sondern, vielmehr. — 849 zewâre sagen, in Wahrheit sagen, versichern. — 850 dem, wem, wenn einem; vgl. 1. Büchl. 387. — 851 sich des vlîzen sich darauf befleifsigen, darauf bedacht sein. — 853 benemen, rauben. — danne, als. — 854 behaltet es für euch allein (eine), wenn euch daraus Gutes erwächst ; ich mag keinen Theil daran haben, wenn ihr davon Vortheil habt; vgl. zu den Liedern 4b, 7. 856 ungemach, unbequem, störend. Man vergleiche die Rede des Haupthelden, welche hier in V. 856—878 enthalten ist, mit der Kalo- greant's in V. 190—221. Während der letztgenannte sich von Keii’s Wor- ten tief verletzt fühlt und Gleiches mit Gleichem vergilt, bleibt Iwein ruhig und antwortet nur mit einigen leichten Scherzen, hat also vermöge seiner tiefern Einsicht ein ganz anderes Verständniss für den wunder- lichen Charakter als der empfindliche, sonst biedere Kalogreant. — 858 rechen, rächen, tadeln. — 859 ungewizzenheit, Unverständigkeit, Beschränkt- heit. — 860 ungevuoge fem., Zudringlichkeit, Ungestüm, Unnachgiebigkeit. — 862 er kan, er versteht. — undersagen, gesprächsweise, ins Gesicht sagen. — 863 vuoge fem., Angemessenheit, Schicklichkeit, glimpfliche Weise. — 864 ez gezürnen, darüber böse sein, daran Anstofs nehmen. — 868 war hân, die Wahrheit gesagt haben, Recht haben. — 869 mit Bezug darauf will ich immer für einen Zaghaften gelten. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Autl. 3
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34 II. ABENTEUER, daz ich im sîniu wort vertrage. ouch enhebt er niht den strît, der den êrsten slac gît. unz ez der ander vertreit, sô ist der strît hin geleit. ichn wil mich mit dem munde niht glîchen dem hunde, der dâ wider grînen kan, sô in der ander grînet an.» 875 870 S. 42 Hie was mit rede schimpfes vil. ouch hete der künec ûf sîn zil geslâfen unde erwachte sâ unde enlac niht langer dâ. er gienc hin ûz zuo in zehant, dâ er sî sament sitzen vant. sî sprungen ûf: daz was im leit. er zurnde durch gesellekheit: wander was in weizgot verre baz geselle danne herre. er saz mit in dâ nider. diu künegin saget im her wider Kâlogrêandes sware und elliu disiu mære. 880 885 890 Nû hete der künec die gwonheit, daz er niemer deheinen eit bî sînes vater sêle swuor wan des er benamen volvuor. Utpandragôn was er genant. bî im swuor er des zehant. (daz hiez er über al sagen) daz er in vierzehen tagen und rehte an sant Jôhannes naht 895 900 871 auch gilt der nicht für den Anheber, Urheber des Streites. — 873 unz. so weit, sobald als. — vertragen, ruhig hinnehmen. — 874 hin legen, bei- legen. — 876 glîchen, gleichstellen. — 877 grînen stv., greinen, knurren (und dabei die Zähne fletschen). V. 875—878 sind Ubersetzung von Chrestien 644 fg. 879 schimpf masc., Scherz (Ironie). — 880 ûf sín zil, zu Ende, aus. — 884 sament, zusammen. — 886 durch gesellekheit, weil er sich als ihren ge- sellen, ihren Genossen ansah. — 887 verre baz, weit mehr. — 889 er sac, er setzte sich. 896 aufser einen solchen, den er (aufser so, dals er ihn) genau (benamen, pünktlich, buchstäblich) erfüllte. — 901 rehte, gerade. — sant Jôhannes näht, «die hohe Bedeutung dieser Johannisnacht, der Nacht vor Johannis,
34 II. ABENTEUER, daz ich im sîniu wort vertrage. ouch enhebt er niht den strît, der den êrsten slac gît. unz ez der ander vertreit, sô ist der strît hin geleit. ichn wil mich mit dem munde niht glîchen dem hunde, der dâ wider grînen kan, sô in der ander grînet an.» 875 870 S. 42 Hie was mit rede schimpfes vil. ouch hete der künec ûf sîn zil geslâfen unde erwachte sâ unde enlac niht langer dâ. er gienc hin ûz zuo in zehant, dâ er sî sament sitzen vant. sî sprungen ûf: daz was im leit. er zurnde durch gesellekheit: wander was in weizgot verre baz geselle danne herre. er saz mit in dâ nider. diu künegin saget im her wider Kâlogrêandes sware und elliu disiu mære. 880 885 890 Nû hete der künec die gwonheit, daz er niemer deheinen eit bî sînes vater sêle swuor wan des er benamen volvuor. Utpandragôn was er genant. bî im swuor er des zehant. (daz hiez er über al sagen) daz er in vierzehen tagen und rehte an sant Jôhannes naht 895 900 871 auch gilt der nicht für den Anheber, Urheber des Streites. — 873 unz. so weit, sobald als. — vertragen, ruhig hinnehmen. — 874 hin legen, bei- legen. — 876 glîchen, gleichstellen. — 877 grînen stv., greinen, knurren (und dabei die Zähne fletschen). V. 875—878 sind Ubersetzung von Chrestien 644 fg. 879 schimpf masc., Scherz (Ironie). — 880 ûf sín zil, zu Ende, aus. — 884 sament, zusammen. — 886 durch gesellekheit, weil er sich als ihren ge- sellen, ihren Genossen ansah. — 887 verre baz, weit mehr. — 889 er sac, er setzte sich. 896 aufser einen solchen, den er (aufser so, dals er ihn) genau (benamen, pünktlich, buchstäblich) erfüllte. — 901 rehte, gerade. — sant Jôhannes näht, «die hohe Bedeutung dieser Johannisnacht, der Nacht vor Johannis,
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IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 35 S. 43 mít áller sîner maht zuo dem brunnen wolde komen. dô si daz hâten vernomen, daz dûhte si riterlich unt guot: wan dar stuont ir aller muot. ichn weiz wem liebe dran geschach: ez was hern Iwein ungemach, wand er sich hâte an genomen, daz er dar eine solde komen. 905 910 Er gedâhte: «ichn mac daz niht bewarn, und wil der künec selbe varn, mirn werde min riterschaft benomen. mich sol des strîtes vür komen mîn hér Gâwein: des ist zwivel dehein, als schiere so er des strîtes gert, ern werdes vür mich gewert. entriuwen ez sol anders varn: ich kan daz harte wol bewarn, swer vierzéhen tage bîtet, daz er vor mir niht enstrîtet. wan ich sol in disen drin tagen des endes varn, und niemen sagen, in den walt ze Breziljân, suochen unz ich vunden hân den stîc, den Kâlogrêant sô engen und sô rûhen vant. 915 920 925 für alles was mit der Geisterwelt zusammenhängt, ist bekannt. Was irgend Gutes oder Böses von der Macht der Geister bei diesem Wunderbrunnen zu erwarten war, liefs sich in der Johannisnacht erwarten". B. — 906 denn dahin war ihr aller Sinn gerichtet. — 907 mir geschiht liebe daran, mir geschieht daran ein Gefalle, mir ist das angenehm. — 909 sich ez an nemen, sich es einbilden, sich es denken. — 910 solde, würde. — eine, allein. 911 bewarn, verhüten; entgehen. — 912 und, wenn; ist dass. — 913 einem die riterschaft benemen, einen um sein ritterlich Abenteuer bringen. — 914 einen strîtes vür komen, einem im Kampfe zuvorkommen; vgl. Erec 2418, 3386; Grieshaber's Deutsche Predigten II, 138, Z. 22; 139, Z. 14; MSH. 3, 165b (4); Haupt's Zeitschr. 9, 291, Z. 21. — 915 min her ist bloſs höfischer Ausdruck wie monsieur. — 916 darüber ist kein Zweifel. — 917 als schiere sô, sobald als. — 918 vür mich, eher als ich, vor mir. — ich wirde es gewert (mir wird es gewährt, ich erlange es) sagte man, weil das Activum gewern nur mit demn Accusativ und Genetiv construiert ward. — 919 anders varn, anders kommen, einen andern Ausgang nehmen. — 920 harte wol, recht gut, sehr leicht. — 921 bîten stv., warten. — 923 drin dat. von drî. — ich sol, ich werde (vgl. 914). — 924 des endes wie V. 600. — 926 suochen ist Infinitiv, von varn in V. 924 abhängig. — 928 engen und růhen sind Accusative. — 3 "
IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 35 S. 43 mít áller sîner maht zuo dem brunnen wolde komen. dô si daz hâten vernomen, daz dûhte si riterlich unt guot: wan dar stuont ir aller muot. ichn weiz wem liebe dran geschach: ez was hern Iwein ungemach, wand er sich hâte an genomen, daz er dar eine solde komen. 905 910 Er gedâhte: «ichn mac daz niht bewarn, und wil der künec selbe varn, mirn werde min riterschaft benomen. mich sol des strîtes vür komen mîn hér Gâwein: des ist zwivel dehein, als schiere so er des strîtes gert, ern werdes vür mich gewert. entriuwen ez sol anders varn: ich kan daz harte wol bewarn, swer vierzéhen tage bîtet, daz er vor mir niht enstrîtet. wan ich sol in disen drin tagen des endes varn, und niemen sagen, in den walt ze Breziljân, suochen unz ich vunden hân den stîc, den Kâlogrêant sô engen und sô rûhen vant. 915 920 925 für alles was mit der Geisterwelt zusammenhängt, ist bekannt. Was irgend Gutes oder Böses von der Macht der Geister bei diesem Wunderbrunnen zu erwarten war, liefs sich in der Johannisnacht erwarten". B. — 906 denn dahin war ihr aller Sinn gerichtet. — 907 mir geschiht liebe daran, mir geschieht daran ein Gefalle, mir ist das angenehm. — 909 sich ez an nemen, sich es einbilden, sich es denken. — 910 solde, würde. — eine, allein. 911 bewarn, verhüten; entgehen. — 912 und, wenn; ist dass. — 913 einem die riterschaft benemen, einen um sein ritterlich Abenteuer bringen. — 914 einen strîtes vür komen, einem im Kampfe zuvorkommen; vgl. Erec 2418, 3386; Grieshaber's Deutsche Predigten II, 138, Z. 22; 139, Z. 14; MSH. 3, 165b (4); Haupt's Zeitschr. 9, 291, Z. 21. — 915 min her ist bloſs höfischer Ausdruck wie monsieur. — 916 darüber ist kein Zweifel. — 917 als schiere sô, sobald als. — 918 vür mich, eher als ich, vor mir. — ich wirde es gewert (mir wird es gewährt, ich erlange es) sagte man, weil das Activum gewern nur mit demn Accusativ und Genetiv construiert ward. — 919 anders varn, anders kommen, einen andern Ausgang nehmen. — 920 harte wol, recht gut, sehr leicht. — 921 bîten stv., warten. — 923 drin dat. von drî. — ich sol, ich werde (vgl. 914). — 924 des endes wie V. 600. — 926 suochen ist Infinitiv, von varn in V. 924 abhängig. — 928 engen und růhen sind Accusative. — 3 "
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36 II. ABENTEUER, S. 44 und dâ nâch sol ich schouwen die schonen juncvrouwen, des êrbæren wirtes kint, diu beidiu alsô hövesch sint. so gesihe ich, swenne ich scheide dan, den vil ungetânen man, der dâ pfligt der tiere. dar nâch sô sihe ich schiere den stein unde den brunnen: des müezen si mir gunnen, daz ich in eine begieze, ich engeltes oder genieze. desn wirt nû niemen zuo gedâht, unz ichz habe volbrâht: bevindent siz, sô ez ergât, des wirt danne guot rât.» 930 935 940 Alsus stal er sich dan und warp rehte als ein man, der êre mit listen kunde gewinnen und gevristen, und kom dâ er die knappen vant. den besten nam er dâ zehant, den er niht verdagte. vil stille er im sagte, daz er im sîn gereite ûf sîn pfert leite: er wolde ze velde rîten und sîn dâ ûze bîten, unz erm sîn harnasch bræhte nâch. er sprach: «nû lâ dir wesen gâch, und sích dáz duz wol verdagest. zwâre ob duz iemen sagest, so ist iemer gescheiden diu vriuntschaft under uns beiden.» 950 955 960 945 932 diu beidiu (neutr. pl.) bezieht sich auf wirt und kint. — 933 gesehen, zu sehen oder zu Gesicht bekommen. — 934 ungetân, ungestaltet, unge- schlacht. — 938 sî = « Artus und seine Ritter». B. — günnen, gönnen, nicht verwehren. — 940 ich mag nun Nachtheil oder Vortheil davon haben; es komme wie es wolle. — 941 davon wird nun gegen Niemand etwas erwähnt. — 943 sô ez ergât, wenn es vorbei, geschehen ist. — 944 des wirt rât, dem kann abgeholfen werden, das wird sich machen. 948 gevristen, machen dafs etwas besteht, zu wahren wissen. — 951 dem er nichts verschwieg. — 953 gereite neutr., Reitzeug, Sattelzeug. — 955 ze velde, ins Freie. — 957 unz, bis. — 958 lâ dir wesen gâch, mache dafs du dich beeilst, beeile dich.
36 II. ABENTEUER, S. 44 und dâ nâch sol ich schouwen die schonen juncvrouwen, des êrbæren wirtes kint, diu beidiu alsô hövesch sint. so gesihe ich, swenne ich scheide dan, den vil ungetânen man, der dâ pfligt der tiere. dar nâch sô sihe ich schiere den stein unde den brunnen: des müezen si mir gunnen, daz ich in eine begieze, ich engeltes oder genieze. desn wirt nû niemen zuo gedâht, unz ichz habe volbrâht: bevindent siz, sô ez ergât, des wirt danne guot rât.» 930 935 940 Alsus stal er sich dan und warp rehte als ein man, der êre mit listen kunde gewinnen und gevristen, und kom dâ er die knappen vant. den besten nam er dâ zehant, den er niht verdagte. vil stille er im sagte, daz er im sîn gereite ûf sîn pfert leite: er wolde ze velde rîten und sîn dâ ûze bîten, unz erm sîn harnasch bræhte nâch. er sprach: «nû lâ dir wesen gâch, und sích dáz duz wol verdagest. zwâre ob duz iemen sagest, so ist iemer gescheiden diu vriuntschaft under uns beiden.» 950 955 960 945 932 diu beidiu (neutr. pl.) bezieht sich auf wirt und kint. — 933 gesehen, zu sehen oder zu Gesicht bekommen. — 934 ungetân, ungestaltet, unge- schlacht. — 938 sî = « Artus und seine Ritter». B. — günnen, gönnen, nicht verwehren. — 940 ich mag nun Nachtheil oder Vortheil davon haben; es komme wie es wolle. — 941 davon wird nun gegen Niemand etwas erwähnt. — 943 sô ez ergât, wenn es vorbei, geschehen ist. — 944 des wirt rât, dem kann abgeholfen werden, das wird sich machen. 948 gevristen, machen dafs etwas besteht, zu wahren wissen. — 951 dem er nichts verschwieg. — 953 gereite neutr., Reitzeug, Sattelzeug. — 955 ze velde, ins Freie. — 957 unz, bis. — 958 lâ dir wesen gâch, mache dafs du dich beeilst, beeile dich.
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IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 37 8. 45 Sus reit er ûz und liez in dâ. vil schiere brâhte er im hin nâ sîn ros und sîn isengewant. nû wâfent er sich zehant, er saz ûf unde reit nâch wâne in grôz arbeit und erstréich grôze wilde, wált únde gevilde, unz€er den engen stîc vant, den sîn neve Kâlogrêant alsô kůme durch gebrach. ouch leit er grôzen ungemach, unz daz er ûz ze velde quam. die guoten herberge er dô nam, daz im von wirte selch gemach eines nahtes nie geschach. des morgens schiet er von dan und vant den griulîchen man ûf jenem gevilde stên bi sînem wilde: und von sîm anblicke segent er sich vil dicke, daz got sô ungehiure deheine crêatiure geschepfen ie geruochte. der bewîst in des er suochte. 965 970 975 980 985 Vil schiere sach her Iwein den boum, den brunnen, den stein, und gehôrte ouch den vogelsanc. dô was sîn twelen unlanc, unz daz er ûf den stein gôz. 990 964 er brâhte im hin nâ, er brachte ihm nach. — 965 ros] «das pfert (oben V. 954) soll, wie zu einem Ritt ins Freie, gesattelt, das ros (Streit- ross) und der Harnisch heimlich nachgebracht werden." B. — îsengewant =harnasch. — 968 nâch wâne, nach Vermuthen, wie er glaubte. — arbeit, Noth, mühevoller Kampf. — 969 erstrîchen stv., durchstreichen, durch- streifen. — 973 alsô kûme, so schwer, mit solcher Noth. — 975 ûz ze velde, ins Freie hinaus. — 976 die d. h. die bekannte, schon erwähnte; vgl. V. 281 fg. und 785 fg. — 978 eines nahtes nie, noch in keiner einzigen Nacht; vgl. Germania 7, 439. — 983 von, wegen. — 984 segenen, bekreuzen (signare). — 987 geschepfen, erschaffen. — ie, jemals. — 988 bewîsen mit acc. und gen., jemand etwas weisen. 992 sîn twelen, sein Zögern, Warten. — 993 dieser That Iwein’s gedenkt auch Wolfram im Parzival XII, 29. —
IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 37 8. 45 Sus reit er ûz und liez in dâ. vil schiere brâhte er im hin nâ sîn ros und sîn isengewant. nû wâfent er sich zehant, er saz ûf unde reit nâch wâne in grôz arbeit und erstréich grôze wilde, wált únde gevilde, unz€er den engen stîc vant, den sîn neve Kâlogrêant alsô kůme durch gebrach. ouch leit er grôzen ungemach, unz daz er ûz ze velde quam. die guoten herberge er dô nam, daz im von wirte selch gemach eines nahtes nie geschach. des morgens schiet er von dan und vant den griulîchen man ûf jenem gevilde stên bi sînem wilde: und von sîm anblicke segent er sich vil dicke, daz got sô ungehiure deheine crêatiure geschepfen ie geruochte. der bewîst in des er suochte. 965 970 975 980 985 Vil schiere sach her Iwein den boum, den brunnen, den stein, und gehôrte ouch den vogelsanc. dô was sîn twelen unlanc, unz daz er ûf den stein gôz. 990 964 er brâhte im hin nâ, er brachte ihm nach. — 965 ros] «das pfert (oben V. 954) soll, wie zu einem Ritt ins Freie, gesattelt, das ros (Streit- ross) und der Harnisch heimlich nachgebracht werden." B. — îsengewant =harnasch. — 968 nâch wâne, nach Vermuthen, wie er glaubte. — arbeit, Noth, mühevoller Kampf. — 969 erstrîchen stv., durchstreichen, durch- streifen. — 973 alsô kûme, so schwer, mit solcher Noth. — 975 ûz ze velde, ins Freie hinaus. — 976 die d. h. die bekannte, schon erwähnte; vgl. V. 281 fg. und 785 fg. — 978 eines nahtes nie, noch in keiner einzigen Nacht; vgl. Germania 7, 439. — 983 von, wegen. — 984 segenen, bekreuzen (signare). — 987 geschepfen, erschaffen. — ie, jemals. — 988 bewîsen mit acc. und gen., jemand etwas weisen. 992 sîn twelen, sein Zögern, Warten. — 993 dieser That Iwein’s gedenkt auch Wolfram im Parzival XII, 29. —
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38 II. ABENTEUER, s. 46 dô kom ein siusen unde ein dôz und ein selch weter dar nâch, daz in des dúhte, daz im ze gâch mit dem giezen waere gewesen: wan er entriut nimê genesen. dô daz weter ende nam, dô hôrter, daz geriten quam des selben waldes herre. der gruozte in harte verre als vîent sînen vîent sol: ouch verstuont sich her Iwein wol, daz er sich weren solde, ob er niht dulden wolde beide laster unde leit. ir ietweder was gereit ûf des anderen schaden: sî hete beide überladen grôz ernest unde zorn. si nâmen diu ors mitten sporn. sus was in zuo ein ander ger: ir ietweder sîn sper durch des andern schilt stach úf den lip, daz ez zebrach wol ze hundert stücken. dô muosen si beide zücken diu swert von den siten. hie huop sich ein strîten, daz got mit êren möhte sehen, und solde ein kampf vor im geschehen. über die schilte gienc diu nôt, die ir ietweder vür bôt, die wîle daz die werten: 1000 1005 1010 1015 1920 995 S. 47 1025 994 daz siusen, das Sausen. — der dôz, das Tosen. — 998 denn er glaubte, er werde nicht länger leben, er sei nun verloren. Vgl. zu 415. — 1002 der rief ihm schon aus weiter Ferne entgegen, forderte ihn schon von Ferne zum Kampfe heraus. — 1007 beide—unde, sowol — als auch. — 1008 ir iet- weder, ein jeder von ihnen. — gereit, bereit, bedacht. — 1012 mitten = mit den; sie giengen ihren Rossen mit den Sporen zu Leibe, trieben sie mit den Sporen an. — 1013 ger adj., begierig; zuo, nach, gegen. — 1017 wol, fast. — 1018 zücken, heraus-, emporziehen (mit Gewalt, in Eile). — 1021 das Gott unbeschadet seiner Würde hätte vor sich geschehen lassen können, d. h. das in seiner Art vollkommen, herrlich, vorzüglich war. — 1022 und, vgl. zu 912. — 1023 die Schilde traf die Noth, die Schilde hatten am meisten zu leiden. — 1024 vür bieten, vor sich halten. — 1025 die wîle daz, dieweil, solange als. — wern, währen, dauern, halten. —
38 II. ABENTEUER, s. 46 dô kom ein siusen unde ein dôz und ein selch weter dar nâch, daz in des dúhte, daz im ze gâch mit dem giezen waere gewesen: wan er entriut nimê genesen. dô daz weter ende nam, dô hôrter, daz geriten quam des selben waldes herre. der gruozte in harte verre als vîent sînen vîent sol: ouch verstuont sich her Iwein wol, daz er sich weren solde, ob er niht dulden wolde beide laster unde leit. ir ietweder was gereit ûf des anderen schaden: sî hete beide überladen grôz ernest unde zorn. si nâmen diu ors mitten sporn. sus was in zuo ein ander ger: ir ietweder sîn sper durch des andern schilt stach úf den lip, daz ez zebrach wol ze hundert stücken. dô muosen si beide zücken diu swert von den siten. hie huop sich ein strîten, daz got mit êren möhte sehen, und solde ein kampf vor im geschehen. über die schilte gienc diu nôt, die ir ietweder vür bôt, die wîle daz die werten: 1000 1005 1010 1015 1920 995 S. 47 1025 994 daz siusen, das Sausen. — der dôz, das Tosen. — 998 denn er glaubte, er werde nicht länger leben, er sei nun verloren. Vgl. zu 415. — 1002 der rief ihm schon aus weiter Ferne entgegen, forderte ihn schon von Ferne zum Kampfe heraus. — 1007 beide—unde, sowol — als auch. — 1008 ir iet- weder, ein jeder von ihnen. — gereit, bereit, bedacht. — 1012 mitten = mit den; sie giengen ihren Rossen mit den Sporen zu Leibe, trieben sie mit den Sporen an. — 1013 ger adj., begierig; zuo, nach, gegen. — 1017 wol, fast. — 1018 zücken, heraus-, emporziehen (mit Gewalt, in Eile). — 1021 das Gott unbeschadet seiner Würde hätte vor sich geschehen lassen können, d. h. das in seiner Art vollkommen, herrlich, vorzüglich war. — 1022 und, vgl. zu 912. — 1023 die Schilde traf die Noth, die Schilde hatten am meisten zu leiden. — 1024 vür bieten, vor sich halten. — 1025 die wîle daz, dieweil, solange als. — wern, währen, dauern, halten. —
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IWEIN’S SIEG ÜBER ASKALON. 39 sî wurden ab mit den swerten zehouwen schiere alsô gar, daz si ir bêde wurden bar. S. 48 Ich machte des strîtes harte vil mit worten, wan daz ich enwil, als ich iu bescheide. si wâren dâ beide, unde ouch niemen bî in mê, der mir der rede gestê. spræeche ich, sît ez niemen sach, wie dirre sluoc, wie jener stach, ir einer wart dâ erslagen: dern mohte niht dâ von gesagen: der áber den sige dâ gewan, der was ein sô hövesch man, er hete ungerne geseit sô vil von sîner manheit, dâ von ich wol gemâzen mege die mâze ir stiche unde ir slege. wan ein dinc ich iu wol sage, daz ir deweder was ein zage: wan dá ergienc wéhselslege gnuoc, unz daz der gast dem wirte sluoc durch den helm einen slac zetal unz dâ daz leben lac. Und alser der tôtwunden rehte het enpfunden, dô twanc in des tôdes leit mêre dan sîn zageheit, daz er kêrte und gap die vluht. her Iwein jagte in âne zuht engegen sîner burc dan. 1035 1040 1045 1050 1055 1030 1027 alsô gar, so ganz und gar, so vollständig. — 1028 daß) sie beide der- selben ledig wurden. 1029 ich könnte den Kampf sehr weit ausdehnen, sehr vergrößsern, ausführiich beschreiben. — 1031 als, wie. — 1034 der mir jetzt in dem, was ich etwa sagte, beistimmen würde. — 1035 sît, da nun (quoniam). — 1043 dà von, dafs davon, danach. — gemâzen, «bestimmt angeben». B. — 1044 die mâze, das Verhältniss, die Gröffe, die Beschaffenheit. — 1046 de- weder, keiner von beiden. — 1047 wehselslege (gen. pl.), wechselseitige, gegenseitige Schläge. — 1050 zetal, thalwärts, nieder. 1051 tôtwunde swf., tödtliche Wunde. — 1056 ane zuht, ohne Rücksicht, ohne alle Umstände. —
IWEIN’S SIEG ÜBER ASKALON. 39 sî wurden ab mit den swerten zehouwen schiere alsô gar, daz si ir bêde wurden bar. S. 48 Ich machte des strîtes harte vil mit worten, wan daz ich enwil, als ich iu bescheide. si wâren dâ beide, unde ouch niemen bî in mê, der mir der rede gestê. spræeche ich, sît ez niemen sach, wie dirre sluoc, wie jener stach, ir einer wart dâ erslagen: dern mohte niht dâ von gesagen: der áber den sige dâ gewan, der was ein sô hövesch man, er hete ungerne geseit sô vil von sîner manheit, dâ von ich wol gemâzen mege die mâze ir stiche unde ir slege. wan ein dinc ich iu wol sage, daz ir deweder was ein zage: wan dá ergienc wéhselslege gnuoc, unz daz der gast dem wirte sluoc durch den helm einen slac zetal unz dâ daz leben lac. Und alser der tôtwunden rehte het enpfunden, dô twanc in des tôdes leit mêre dan sîn zageheit, daz er kêrte und gap die vluht. her Iwein jagte in âne zuht engegen sîner burc dan. 1035 1040 1045 1050 1055 1030 1027 alsô gar, so ganz und gar, so vollständig. — 1028 daß) sie beide der- selben ledig wurden. 1029 ich könnte den Kampf sehr weit ausdehnen, sehr vergrößsern, ausführiich beschreiben. — 1031 als, wie. — 1034 der mir jetzt in dem, was ich etwa sagte, beistimmen würde. — 1035 sît, da nun (quoniam). — 1043 dà von, dafs davon, danach. — gemâzen, «bestimmt angeben». B. — 1044 die mâze, das Verhältniss, die Gröffe, die Beschaffenheit. — 1046 de- weder, keiner von beiden. — 1047 wehselslege (gen. pl.), wechselseitige, gegenseitige Schläge. — 1050 zetal, thalwärts, nieder. 1051 tôtwunde swf., tödtliche Wunde. — 1056 ane zuht, ohne Rücksicht, ohne alle Umstände. —
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40 II. ABENTEUER, ez hete der halptôte man ze vliehenne einen gereiten muot: ouch was sîn ros alsô guot, daz er vil nâch was komen hin. do gedâht her Iwein, ob er in niht erslüege od vienge, daz ez im danne ergienge als im her Keil gehiez, der niemens ungespottet liez: und waz im sîn arbeit töhte, so er mit niemen enmöhte erziugen dise geschiht (wan dâne was der liute niht), sô spræche er im an sîn êre. des begunder im vil sêre ze slage mite gâhen, unz sî die burc sâhen. 1060 1065 1070 1075 S. 49 Nu was diu burcstrâze zwein mannen niht ze mâze: sus vuoren si in der enge beide durch gedrenge unz an daz palas. dâ was vor gehangen ein slegetor: dâ muose man hin durch varn unde sich vil wol bewarn vor der selben slegetür, daz man den lîp dâ iht verlür. sweder ros od man getrat iender ûz der rehten stat, daz ruorte die vallen und den haft, der dâ alle dise kraft und daz sware slegetor 1080 1085 1059 gereiter muot, williger Sinn, Bereitwilligkeit. — 1061 vil nâch, bei- nahe. — 1066 vgl. Erec 4844. — 1069 erziugen, durch Zeugniss erhärten, bezeugen. — 1070 der liute niht = hominum nihil, kein Mensch. — 1072 vil sêre, sehr angestrengt, sehr hastig, vgl. Germania 30, 268. — 1073 auf dem Fuſse nacheilen: slac = huofslac, Hufspur; ze slage nach Wackernagel: sodaſs die Hufschläge beider gleichschnell rennenden Pferde immer zu gleicher Zeit erklangen; vgl. Krone 16145 u. Anm. zu Ortnit 458, 2. 1076 einem niht ze mâze sîn, für einen nicht gehörig weit oder breit ge- nug sein. — 1077 varn, reiten. — 1080 slegetor neutr., Fallthor. — 1084 das iht, daſs nicht (ne forte). — 1085 sweder, wer von beiden, wenn einer von beiden. — 1086 iender, irgend. — ûz der rehten stat getreten, aus dem rich- tigen Geleise kommen, daneben treten. — 1087 daz = daz ez. — rüeren, be- rühren. — der haft, «die Vorrichtung zum Festhalten", der Halter; falle und heftelin auch im Tristan 16991 fg. — 1088 kraft fem., die Wucht. —
40 II. ABENTEUER, ez hete der halptôte man ze vliehenne einen gereiten muot: ouch was sîn ros alsô guot, daz er vil nâch was komen hin. do gedâht her Iwein, ob er in niht erslüege od vienge, daz ez im danne ergienge als im her Keil gehiez, der niemens ungespottet liez: und waz im sîn arbeit töhte, so er mit niemen enmöhte erziugen dise geschiht (wan dâne was der liute niht), sô spræche er im an sîn êre. des begunder im vil sêre ze slage mite gâhen, unz sî die burc sâhen. 1060 1065 1070 1075 S. 49 Nu was diu burcstrâze zwein mannen niht ze mâze: sus vuoren si in der enge beide durch gedrenge unz an daz palas. dâ was vor gehangen ein slegetor: dâ muose man hin durch varn unde sich vil wol bewarn vor der selben slegetür, daz man den lîp dâ iht verlür. sweder ros od man getrat iender ûz der rehten stat, daz ruorte die vallen und den haft, der dâ alle dise kraft und daz sware slegetor 1080 1085 1059 gereiter muot, williger Sinn, Bereitwilligkeit. — 1061 vil nâch, bei- nahe. — 1066 vgl. Erec 4844. — 1069 erziugen, durch Zeugniss erhärten, bezeugen. — 1070 der liute niht = hominum nihil, kein Mensch. — 1072 vil sêre, sehr angestrengt, sehr hastig, vgl. Germania 30, 268. — 1073 auf dem Fuſse nacheilen: slac = huofslac, Hufspur; ze slage nach Wackernagel: sodaſs die Hufschläge beider gleichschnell rennenden Pferde immer zu gleicher Zeit erklangen; vgl. Krone 16145 u. Anm. zu Ortnit 458, 2. 1076 einem niht ze mâze sîn, für einen nicht gehörig weit oder breit ge- nug sein. — 1077 varn, reiten. — 1080 slegetor neutr., Fallthor. — 1084 das iht, daſs nicht (ne forte). — 1085 sweder, wer von beiden, wenn einer von beiden. — 1086 iender, irgend. — ûz der rehten stat getreten, aus dem rich- tigen Geleise kommen, daneben treten. — 1087 daz = daz ez. — rüeren, be- rühren. — der haft, «die Vorrichtung zum Festhalten", der Halter; falle und heftelin auch im Tristan 16991 fg. — 1088 kraft fem., die Wucht. —
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IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 41 von nidere uf habte enbor, sô nám ez einen val alsô gâhes her zetal, daz im niemen entran. sus was beliben manec man. 1090 1095 s. 50 Dâ reit der wirt vor im in. der het die kunst und den sin, daz im dâ von niht arges war: wander meistert ez dar. ez was swære unde sneit sô sêre, daz ez niht enmeit, ezn schriete îsen unde bein. nune kunde sich der herre Iwein niht gehüeten dâ vor unde valte daz tor und sluoc zen selben stunden dem wirte eine wunden unde genas als ich iu sage. er hete sich nâch dem slage hin vür geneiget unde ergeben: alsus beleip im daz leben, dô daz tor her nider sleif, deiz im den lîp niht begreif. ez sluoc, als ich vernomen habe, daz ros ze mittem satel abe und schriet die swertscheide und die sporn beide - hinder der versenen dan: er genás als eia sælec man.— 1100 1105 1110 1115 Dô im daz ros tôt gelac, done mohter, als er ê pflac, 1120 1090 von nidere ûf haben, über der Erde in der Schwebe halten. — 1092 gâhes adv., eilig, mit einem Mal. — 1094 belîben stv., liegen bleiben, todt bleiben. 1097 werren, hinderlich, im Wege sein. — 1098 er meistert ez dar, «er hatte diese Einrichtung dahin machen lassen . B. — 1100—1 ez enmeit niht ezn schriete, es unterliess nicht zu schneiden (non abstinuit quin secaret); meit præt. von mîden; schriete conj. præet. von schrôten. — 1104 valte præt. von vellen, zum Fallen bringen. — 1105 zen selben stunden, in demselben Augenblick. — 1107 genesen, mit dem Leben davon kommen. — als ich iu sage, wie ich euch sagen werde d. h. auf folgende Weise. — 1108 nâch dem slage, um einen Schlag zu geben. — 1109 hin vür, nach vorn, vorwärts. — sich hin vür ergeben, sich nach vorn strecken, vorlegen. — 1111 nider slîfen, niedergleiten. — 1112 begrifen, erfassen. — 1114 ze mittem satel, mitten im Sattel. — 1117 versene swf., Ferse. — 1118 er hatte von Glück zu sagen, daſ er davon kam.
IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 41 von nidere uf habte enbor, sô nám ez einen val alsô gâhes her zetal, daz im niemen entran. sus was beliben manec man. 1090 1095 s. 50 Dâ reit der wirt vor im in. der het die kunst und den sin, daz im dâ von niht arges war: wander meistert ez dar. ez was swære unde sneit sô sêre, daz ez niht enmeit, ezn schriete îsen unde bein. nune kunde sich der herre Iwein niht gehüeten dâ vor unde valte daz tor und sluoc zen selben stunden dem wirte eine wunden unde genas als ich iu sage. er hete sich nâch dem slage hin vür geneiget unde ergeben: alsus beleip im daz leben, dô daz tor her nider sleif, deiz im den lîp niht begreif. ez sluoc, als ich vernomen habe, daz ros ze mittem satel abe und schriet die swertscheide und die sporn beide - hinder der versenen dan: er genás als eia sælec man.— 1100 1105 1110 1115 Dô im daz ros tôt gelac, done mohter, als er ê pflac, 1120 1090 von nidere ûf haben, über der Erde in der Schwebe halten. — 1092 gâhes adv., eilig, mit einem Mal. — 1094 belîben stv., liegen bleiben, todt bleiben. 1097 werren, hinderlich, im Wege sein. — 1098 er meistert ez dar, «er hatte diese Einrichtung dahin machen lassen . B. — 1100—1 ez enmeit niht ezn schriete, es unterliess nicht zu schneiden (non abstinuit quin secaret); meit præt. von mîden; schriete conj. præet. von schrôten. — 1104 valte præt. von vellen, zum Fallen bringen. — 1105 zen selben stunden, in demselben Augenblick. — 1107 genesen, mit dem Leben davon kommen. — als ich iu sage, wie ich euch sagen werde d. h. auf folgende Weise. — 1108 nâch dem slage, um einen Schlag zu geben. — 1109 hin vür, nach vorn, vorwärts. — sich hin vür ergeben, sich nach vorn strecken, vorlegen. — 1111 nider slîfen, niedergleiten. — 1112 begrifen, erfassen. — 1114 ze mittem satel, mitten im Sattel. — 1117 versene swf., Ferse. — 1118 er hatte von Glück zu sagen, daſ er davon kam.
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42 II. ABENTEUER, níht vürbáz gejagen: ouch het er den wirt erslagen. der vlôch noch den ende vor durch ein ander slegetor und liez daz hinder im nider: done mohte der gast vür noch wider. sus was mîn her Iwein zwischen den porten zwein beslozzen unde gevangen. swie sêre im missegangen an der vancnüsse wære, doch was sîn meistiu swære daz er im vor dan alsô lebendec entran. 1125 1130 1135 s. 51 Ich wil iu von dem hûse sagen, dâ er inne was beslagen. ez was, als er sît selbe jach, daz er sô schoenez nie gesach weder vordes noch sît, hôch vest unde wît, gemâlet gar von golde. swer drinne wesen solde âne vorhtlîche swære, den dûhte ez vröudebære. dô suochter wider unde vür und envant vénster noch tür, dâ er ûz möhte. nu gedâhter waz im töhte. dô er mit selhen sorgen ranc, dô wart bî im des was niht lanc ein türlîn ûf getân: dâ sach er zuo im úz gân eine riterlîche magt, enhete sî sich niht verclagt. 1140 1145 1150 1123 den ende (adverbialer Accusativ), die übrige Strecke bis zum Hof- raum; vollends. — 1130 im ist missegangen an der vancnüsse, ihm ist es übel ergangen in Hinsicht auf seine Gefangenschaft. 1136 beslahen, einschließsen, fangen. — 1137 sît, nachher, späterhin. — 1137—38 ez was, daz er u. s. w., es war von der Art daß er. — 1141 von, mit. — 1142 wer darin hätte sein können, gewesen sein würde. — 1143 ohne dafs er sich von Furcht beschwert fühlte. — 1144 vröudebœre, Freude her- vorbringend, erfreulich. — 1145 wider unde vür, rückwärts und vorwärts, hin und her. — 1152 dâ—ûz, daraus, aus demselben (türlîn, kleine Thür, Seitenthür). — 1153—54 eine Jungfrau, die stattlich, schön (riterlîch) zu
42 II. ABENTEUER, níht vürbáz gejagen: ouch het er den wirt erslagen. der vlôch noch den ende vor durch ein ander slegetor und liez daz hinder im nider: done mohte der gast vür noch wider. sus was mîn her Iwein zwischen den porten zwein beslozzen unde gevangen. swie sêre im missegangen an der vancnüsse wære, doch was sîn meistiu swære daz er im vor dan alsô lebendec entran. 1125 1130 1135 s. 51 Ich wil iu von dem hûse sagen, dâ er inne was beslagen. ez was, als er sît selbe jach, daz er sô schoenez nie gesach weder vordes noch sît, hôch vest unde wît, gemâlet gar von golde. swer drinne wesen solde âne vorhtlîche swære, den dûhte ez vröudebære. dô suochter wider unde vür und envant vénster noch tür, dâ er ûz möhte. nu gedâhter waz im töhte. dô er mit selhen sorgen ranc, dô wart bî im des was niht lanc ein türlîn ûf getân: dâ sach er zuo im úz gân eine riterlîche magt, enhete sî sich niht verclagt. 1140 1145 1150 1123 den ende (adverbialer Accusativ), die übrige Strecke bis zum Hof- raum; vollends. — 1130 im ist missegangen an der vancnüsse, ihm ist es übel ergangen in Hinsicht auf seine Gefangenschaft. 1136 beslahen, einschließsen, fangen. — 1137 sît, nachher, späterhin. — 1137—38 ez was, daz er u. s. w., es war von der Art daß er. — 1141 von, mit. — 1142 wer darin hätte sein können, gewesen sein würde. — 1143 ohne dafs er sich von Furcht beschwert fühlte. — 1144 vröudebœre, Freude her- vorbringend, erfreulich. — 1145 wider unde vür, rückwärts und vorwärts, hin und her. — 1152 dâ—ûz, daraus, aus demselben (türlîn, kleine Thür, Seitenthür). — 1153—54 eine Jungfrau, die stattlich, schön (riterlîch) zu
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IWEIN'S SIEG ÜBER ASKALON. 43 1155 s. 52 Diu sprach zem êrsten niht mê wan «ouwê, riter, ouwê! daz ir her komen sît, daz ist iuwer jungeste zît. ir habt mînen herren erslagen. man mac sô jæmerlîchez clagen an mîner lieben vrouwen und an dem gesinde schouwen, und sô grimmeclîchen zorn, daz ir den lîp hânt verlorn. daz si iuch nû niht hânt erslagen, daz vristet niuwan daz clagen, daz ob mînem herren ist: sî sláhent iuch áber an dirre vrist.» 1160 1165 [Er sprach] «Sone sol ich doch niht den lîp alsus verliesen als ein wîp: michn vindet niemen âne wer.» si sprach: «got sî der iuch ner: ern beschírme iuch éine, ír sit tôt. doch gehábte sích ze grôzer nôt nie man baz danne ir tuot : ir sît benamen wol gemuot. des sol man iuch geniezen lân. swie leide ir mir habt getân, ichn bin iu doch niht gehaz und sage iu mêre umbe waz 1170 1175 1180 Mîn vrouwe het mich gesant ze Britanje in daz lant. da gesprách ich den künec von ir: nennen gewesen wäre, wenn sie sich nicht durch Klagen entstellt hätte; oder: eine schöne Jungfrau, nur dafs sie von Jammer entstellt war. 1155 zem ersten, im Anfange, anfangs. — 1158 daz ist euer letztes, euer Tod. — 1164 daßs ihr das Leben verloren habt, d. h. dafs ihr so gut wie verloren seid, daſ ihr gewißs sterben müsst; vgl. zu V. 243. — 1166 den Aufschub (die Verzögerung) bewirkt nur das Wehklagen. — 1167 ob mînem herren, über der Leiche meines Herrn, aus Theilnahme für oder um meinen Herrn. — 1168 an dirre vrist vgl. zu 2518. 1170 alsus, so ohne weiteres. — 1172 got sî der iuch ner, Gott wolle euer Beschützer sein. — 1173 wofern nicht er allein (er—eine) euch be- schirmt, so u. s. w. — 1174 sich gehaben, sich zusammennehmen, sich fassen. — ze, in, bei, während. — 1177 das soll man euch zu Gute, zu Statten kommen lassen (darob soll man euch loben). — 1179 gehaz, feind, böse. — 1180 mêre, weiter, ferner, näher. — umbe waz, weshalb. 1183 von ir, in ihrem Auftrage. —
IWEIN'S SIEG ÜBER ASKALON. 43 1155 s. 52 Diu sprach zem êrsten niht mê wan «ouwê, riter, ouwê! daz ir her komen sît, daz ist iuwer jungeste zît. ir habt mînen herren erslagen. man mac sô jæmerlîchez clagen an mîner lieben vrouwen und an dem gesinde schouwen, und sô grimmeclîchen zorn, daz ir den lîp hânt verlorn. daz si iuch nû niht hânt erslagen, daz vristet niuwan daz clagen, daz ob mînem herren ist: sî sláhent iuch áber an dirre vrist.» 1160 1165 [Er sprach] «Sone sol ich doch niht den lîp alsus verliesen als ein wîp: michn vindet niemen âne wer.» si sprach: «got sî der iuch ner: ern beschírme iuch éine, ír sit tôt. doch gehábte sích ze grôzer nôt nie man baz danne ir tuot : ir sît benamen wol gemuot. des sol man iuch geniezen lân. swie leide ir mir habt getân, ichn bin iu doch niht gehaz und sage iu mêre umbe waz 1170 1175 1180 Mîn vrouwe het mich gesant ze Britanje in daz lant. da gesprách ich den künec von ir: nennen gewesen wäre, wenn sie sich nicht durch Klagen entstellt hätte; oder: eine schöne Jungfrau, nur dafs sie von Jammer entstellt war. 1155 zem ersten, im Anfange, anfangs. — 1158 daz ist euer letztes, euer Tod. — 1164 daßs ihr das Leben verloren habt, d. h. dafs ihr so gut wie verloren seid, daſ ihr gewißs sterben müsst; vgl. zu V. 243. — 1166 den Aufschub (die Verzögerung) bewirkt nur das Wehklagen. — 1167 ob mînem herren, über der Leiche meines Herrn, aus Theilnahme für oder um meinen Herrn. — 1168 an dirre vrist vgl. zu 2518. 1170 alsus, so ohne weiteres. — 1172 got sî der iuch ner, Gott wolle euer Beschützer sein. — 1173 wofern nicht er allein (er—eine) euch be- schirmt, so u. s. w. — 1174 sich gehaben, sich zusammennehmen, sich fassen. — ze, in, bei, während. — 1177 das soll man euch zu Gute, zu Statten kommen lassen (darob soll man euch loben). — 1179 gehaz, feind, böse. — 1180 mêre, weiter, ferner, näher. — umbe waz, weshalb. 1183 von ir, in ihrem Auftrage. —
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44 II. ABENTEUER, S. 53 herre, des geloubet mir, ich schiet alsô von dan, daz mir dâ nie dehein man ein wort zuo gesprach. ich weiz doch wol daz ez geschach von mîner unhövescheit. alsô het ich uf geleit, ichn wære ir gruozes niht sô wert, als man dâ ze hove gert: ich weiz wol, des engalt ich. herrè, dô grúoztet ír mich, und ouch dâ niemen mêre. do erbutet ir mir die êre, der ich iu hie lônen sol. herre, ich erkenne iuch wol: iwer vater was, deist mir erkant, der künec Vrîên genant. ir sult vor schaden sicher sîn: her Iwein, nemet ditz vingerlîn. ez ist úmben stein alsô gewant: swer in hât in blôzer hant, den mac niemen, al die vrist und er in blôzer hant ist, gesehen noch gevinden. sam daz holz under der rinden, alsame sît ir verborgen: irn durfet niht mê sorgen.» 1190 1195 1200 1205 1185 1210 Alsus gap siz im hin nû stuont ein bette dâ bî in: 1189 unhövescheit, das unhöfische Wesen, das unbeholfene Benehmen. — 1190 ich hatte mir es schon von vornherein so gedacht; ich war schon mit dem Gedanken dort hingekommen; ûf legen, bestimmen, sich vor- nehmen, beschließen. — 1191—93 ich ware «des Grufses der Ritter nicht so werth, wie derjenige sein muſs, den man an Artus' Hofe des Grußses werth achtet : das musste ich — das weifs ich wohl — entgelten; nicht an den Rittern, an mir nur lag die Schuld». B. Statt niht sô-wert in V. 1191 haben die ältesten Handschriften niht sô wol wert; vielleicht war borwert (=schwerlich, kaum werth) das ursprüngliche, von den Abschreibern um- schriebene Wort; vgl. borsêre, bortiure im Erec und borguot im 1. Büchl. 462. Vgl. über diesen Vers Paul Beitr. I, 365. — 1196 ir erbutet, ihr er- botet. — 1197 lônen mit gen., wofür belohnen. — 1199 deist mir erkant, das ist mir bekannt, das weißs ich. — 1202 vingerlîn, Fingerring. — 1203 es ver- hält sich mit dem Stein (in dem Ringe) so; der Stein hat solche Kraft. — 1205—6 al die vrist und, dieweil, so lange als. — 1207 gesehen, zu Gesicht bekommen. — gevinden, ausfindig machen. — 1209 alsame, gerade so, ebenso. — 1210 irn durfet niht, ihr braucht nicht. 1212 bette, eine Vorrichtung die ebenso wohl zum Liegen als zum Sitzen bestimmt war, ein Lager. —
44 II. ABENTEUER, S. 53 herre, des geloubet mir, ich schiet alsô von dan, daz mir dâ nie dehein man ein wort zuo gesprach. ich weiz doch wol daz ez geschach von mîner unhövescheit. alsô het ich uf geleit, ichn wære ir gruozes niht sô wert, als man dâ ze hove gert: ich weiz wol, des engalt ich. herrè, dô grúoztet ír mich, und ouch dâ niemen mêre. do erbutet ir mir die êre, der ich iu hie lônen sol. herre, ich erkenne iuch wol: iwer vater was, deist mir erkant, der künec Vrîên genant. ir sult vor schaden sicher sîn: her Iwein, nemet ditz vingerlîn. ez ist úmben stein alsô gewant: swer in hât in blôzer hant, den mac niemen, al die vrist und er in blôzer hant ist, gesehen noch gevinden. sam daz holz under der rinden, alsame sît ir verborgen: irn durfet niht mê sorgen.» 1190 1195 1200 1205 1185 1210 Alsus gap siz im hin nû stuont ein bette dâ bî in: 1189 unhövescheit, das unhöfische Wesen, das unbeholfene Benehmen. — 1190 ich hatte mir es schon von vornherein so gedacht; ich war schon mit dem Gedanken dort hingekommen; ûf legen, bestimmen, sich vor- nehmen, beschließen. — 1191—93 ich ware «des Grufses der Ritter nicht so werth, wie derjenige sein muſs, den man an Artus' Hofe des Grußses werth achtet : das musste ich — das weifs ich wohl — entgelten; nicht an den Rittern, an mir nur lag die Schuld». B. Statt niht sô-wert in V. 1191 haben die ältesten Handschriften niht sô wol wert; vielleicht war borwert (=schwerlich, kaum werth) das ursprüngliche, von den Abschreibern um- schriebene Wort; vgl. borsêre, bortiure im Erec und borguot im 1. Büchl. 462. Vgl. über diesen Vers Paul Beitr. I, 365. — 1196 ir erbutet, ihr er- botet. — 1197 lônen mit gen., wofür belohnen. — 1199 deist mir erkant, das ist mir bekannt, das weißs ich. — 1202 vingerlîn, Fingerring. — 1203 es ver- hält sich mit dem Stein (in dem Ringe) so; der Stein hat solche Kraft. — 1205—6 al die vrist und, dieweil, so lange als. — 1207 gesehen, zu Gesicht bekommen. — gevinden, ausfindig machen. — 1209 alsame, gerade so, ebenso. — 1210 irn durfet niht, ihr braucht nicht. 1212 bette, eine Vorrichtung die ebenso wohl zum Liegen als zum Sitzen bestimmt war, ein Lager. —
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IWEIN'S SIEG ÜBER ASKALON. 45 S. 54 daz was berihtet alsô wol als ein bette beste sol, daz nie künec bezzer gwan: dâ hiez sî in sitzen an. und dô er was gesezzen, sî sprach : «welt ir iht ezzen ?" er sprach: «gerne, der mirz gît. sî gienc und was in kurzer zît her wider komen unde truoc guoter gâchspîse gnuoc: des sagter ir gnâde unde danc. dô er gaz unde getranc, dô huop daz gesinde grôzen schal ze bêden porten über al, als si imz niht wolden vertragen, der in den herren hete erslagen. Si sprach: «her Iwein, hoeret ir ? sî suochent iuch. nû volget mir, und enkúmt niht ab dem bette. iu stêt ditz dinc ze wette niuwan umbe daz leben. den stein den ich iu hân gegeben, den besliezt in iuwer hant. des si mîn sêle iuwer pfant, daz iu niht arges geschiht, wand iuch fürnamens nieman siht. nu wâ míte möht iu wesen baz?" dan dazs iu alle sint gehaz, und ir sî seht bi iu stân 1220 1225 1230 1235 1215 1240 1213 berihten, zurechte machen, in den Stand setzen. — 1216 sitzen an ez, sich daraufsetzen. — 1219 der mirz git, wenn mirs jemand gibt. — 1222 gàchspise fem., Speise die schnell beschafft werden kann ; vgl. Kindheit Jesu ed. Feifalik 708: dô truoc diu hůsvrouwe dar — — obez unde bráten und swaz si guotes mohte, daz ze gâher spîse tohte u. J. Grimm Kl. Schr. 4, 390. — 1224 dô er gaz, als er gegessen hatte. — 1226 ze bêden porten, an beiden Pforten, Thoren. — 1227 ez im niht vertragen, es ihm nicht un- geahndet hingehen lassen. 1232—33 diese Sache hier kann von euch gebüßst, gesühnt werden nur mit dem Leben, d. h. ihr müsst euer Leben dafür einsetzen; nach dem mhd. Wörterbuch 3, 775b ces steht nichts Geringeres auf dem Spiele als das Leben»; vgl. Erec 9109. — 1235 den stein in die hant besliezen, den Ring mit dem Stein fest in der Hand verwahren. — 1236 meine Seele soll euch dafür haften. — 1238 fürnamens adv., durchaus, ganz und gar. — 1239 womit könnte euch mehr gedient sein ? was könnte euch wohl besser schützen? —
IWEIN'S SIEG ÜBER ASKALON. 45 S. 54 daz was berihtet alsô wol als ein bette beste sol, daz nie künec bezzer gwan: dâ hiez sî in sitzen an. und dô er was gesezzen, sî sprach : «welt ir iht ezzen ?" er sprach: «gerne, der mirz gît. sî gienc und was in kurzer zît her wider komen unde truoc guoter gâchspîse gnuoc: des sagter ir gnâde unde danc. dô er gaz unde getranc, dô huop daz gesinde grôzen schal ze bêden porten über al, als si imz niht wolden vertragen, der in den herren hete erslagen. Si sprach: «her Iwein, hoeret ir ? sî suochent iuch. nû volget mir, und enkúmt niht ab dem bette. iu stêt ditz dinc ze wette niuwan umbe daz leben. den stein den ich iu hân gegeben, den besliezt in iuwer hant. des si mîn sêle iuwer pfant, daz iu niht arges geschiht, wand iuch fürnamens nieman siht. nu wâ míte möht iu wesen baz?" dan dazs iu alle sint gehaz, und ir sî seht bi iu stân 1220 1225 1230 1235 1215 1240 1213 berihten, zurechte machen, in den Stand setzen. — 1216 sitzen an ez, sich daraufsetzen. — 1219 der mirz git, wenn mirs jemand gibt. — 1222 gàchspise fem., Speise die schnell beschafft werden kann ; vgl. Kindheit Jesu ed. Feifalik 708: dô truoc diu hůsvrouwe dar — — obez unde bráten und swaz si guotes mohte, daz ze gâher spîse tohte u. J. Grimm Kl. Schr. 4, 390. — 1224 dô er gaz, als er gegessen hatte. — 1226 ze bêden porten, an beiden Pforten, Thoren. — 1227 ez im niht vertragen, es ihm nicht un- geahndet hingehen lassen. 1232—33 diese Sache hier kann von euch gebüßst, gesühnt werden nur mit dem Leben, d. h. ihr müsst euer Leben dafür einsetzen; nach dem mhd. Wörterbuch 3, 775b ces steht nichts Geringeres auf dem Spiele als das Leben»; vgl. Erec 9109. — 1235 den stein in die hant besliezen, den Ring mit dem Stein fest in der Hand verwahren. — 1236 meine Seele soll euch dafür haften. — 1238 fürnamens adv., durchaus, ganz und gar. — 1239 womit könnte euch mehr gedient sein ? was könnte euch wohl besser schützen? —
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46 II. ABENTEUER, S. 55 unde drônde umbe iuch gân, und sî doch sô erblindent, daz si iuwer niene vindent, und sît doch rehte under in. ouch tragent sî in vür iuch hin, sîne liebe gesellen, als si in begraben wellen, mînen herren, ûf der bàre. sô beginnent si iuch zwâre in manegen enden suochen: desn durft ab ir niht ruochen. tuont alsus und sît genesen! ichn tar niht langer bî iu wesen. und vunden sî mich hinne, daz koeme uns zungewinne.» 1245 1250 1255 Sus hete sî urloup genomen. die liute die dâ wâren komen zuo dem vordern bürgetor, die vúnden dâ vor daz ros halbez abe geslagen. wer mohte in das widersagen, wan si wólten daz gewis hân, und wurde de porte ûf getân, daz si in drinne vunden? in vil kurzen stunden brâchen si beide porte dan, und envúnden doch dâ nieman wan daz hâlbe ors innerhalp der tür von mitteme statele hin vür. 1260 1265 1270 1242 drônde, drohend. — 1243 und — doch, obgleich. — 1246—48 über das Ineinandergreifen dieser Sätze vgl. zu V. 116 fg. — 1248 als si — wellen, "dann wann sie Anstalt machen werden". B. — 1251 in manegen enden, nach vielen Richtungen hin, hie und da; vgl. zu Erec 3000. — 1252 darum braucht ihr euch aber nicht zu kümmern. — 1253 und sît genesen, und ihr seid gerettet; ihr werdet unverletzt bleiben (Grimm, Gramm. 4, 158); gehabt euch wohl! — 1256 ungewin masc., Schaden. 1259 zuo dem vordern bürgetor, zu dem vordern d. h. hier dem äußsern Burgthore ; man muſs hier annehmen, daſs die Burgbewohner auf einem andern Wege aus der Burg gegangen und dann sich auf die nach dem Haupteingange führende Straße begeben haben; außsen am Thore finden sie die hintere Hälfte des Rosses und des Sattels. — 1262—64 «wer möchte ihnen darin widersprechen, wenn sie dessen gewiss zu sein glaubten (wolten), dafs, falls (und, vgl. 1358) man die Pforte öffne, sie ihn drinnen finden würden?» Ad. Baier in der Germania 21, 409. — 1267 dan brechen, wegreißsen, wegräumen. — 1270 von der Mitte des Sattels nach vorn hin gerechnet (so viel als zur vordern Hälfte gehörte).
46 II. ABENTEUER, S. 55 unde drônde umbe iuch gân, und sî doch sô erblindent, daz si iuwer niene vindent, und sît doch rehte under in. ouch tragent sî in vür iuch hin, sîne liebe gesellen, als si in begraben wellen, mînen herren, ûf der bàre. sô beginnent si iuch zwâre in manegen enden suochen: desn durft ab ir niht ruochen. tuont alsus und sît genesen! ichn tar niht langer bî iu wesen. und vunden sî mich hinne, daz koeme uns zungewinne.» 1245 1250 1255 Sus hete sî urloup genomen. die liute die dâ wâren komen zuo dem vordern bürgetor, die vúnden dâ vor daz ros halbez abe geslagen. wer mohte in das widersagen, wan si wólten daz gewis hân, und wurde de porte ûf getân, daz si in drinne vunden? in vil kurzen stunden brâchen si beide porte dan, und envúnden doch dâ nieman wan daz hâlbe ors innerhalp der tür von mitteme statele hin vür. 1260 1265 1270 1242 drônde, drohend. — 1243 und — doch, obgleich. — 1246—48 über das Ineinandergreifen dieser Sätze vgl. zu V. 116 fg. — 1248 als si — wellen, "dann wann sie Anstalt machen werden". B. — 1251 in manegen enden, nach vielen Richtungen hin, hie und da; vgl. zu Erec 3000. — 1252 darum braucht ihr euch aber nicht zu kümmern. — 1253 und sît genesen, und ihr seid gerettet; ihr werdet unverletzt bleiben (Grimm, Gramm. 4, 158); gehabt euch wohl! — 1256 ungewin masc., Schaden. 1259 zuo dem vordern bürgetor, zu dem vordern d. h. hier dem äußsern Burgthore ; man muſs hier annehmen, daſs die Burgbewohner auf einem andern Wege aus der Burg gegangen und dann sich auf die nach dem Haupteingange führende Straße begeben haben; außsen am Thore finden sie die hintere Hälfte des Rosses und des Sattels. — 1262—64 «wer möchte ihnen darin widersprechen, wenn sie dessen gewiss zu sein glaubten (wolten), dafs, falls (und, vgl. 1358) man die Pforte öffne, sie ihn drinnen finden würden?» Ad. Baier in der Germania 21, 409. — 1267 dan brechen, wegreißsen, wegräumen. — 1270 von der Mitte des Sattels nach vorn hin gerechnet (so viel als zur vordern Hälfte gehörte).
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IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 47 S. 56 Do begunden sî vor zorne toben und got noch den tiuvel loben. si sprâchen: «warst der man komen, ode wer hât uns benomen diu ougen und die sinne? er ist benamen hinne: wir sîn mit gesehnden ougen blint. ez sehent wol al die hinne sint : ezn waer dan cleine als ein mûs, unz daz beslozzen wæer ditz hûs, sone möht niht lebendes drůz komen: wie ist uns dirre man benomen? swie lange er sich doch vriste mit sînem zouberliste, wir vinden in noch hiute. suochent, guote liute, in winkeln und under benken. erne mac des niht entwenken erne müeze her vür.» si verstuonden im die tür. 1275 1280 1285 1290 Ein dinc was ungewärlich: si giengen slahende umbe sich mit swerten sam die blinden. solden si in immer vinden, daz heten si ouch dô getân. daz bette wart des niht erlân sîne ersuochtenz under im gar. bî sîner genist nim ich war, unz der man niht veige enist, sô nert in ein vil cleiner list. 1295 1300 1272 got noch den tiuvel loben ist sprichwörtliche Redensart: auf Gott und alle Welt schelten. — 1273 warst =war ist, wohin ist. — 1277 = Eraclius ed. Graef 4541. — 1280 uns daz, so lange als. — 1283 wie lange er sich auch hinhalten, bewahren mag. — 1284 zouberlist masc., Zauber- kunst. — 1288 entwenken, ausweichen. — 1290 die tûr verstàn, den Ausgang zur Thür verhindern dadurch, daßs man sich in dieselbe stellt; verlegen, versperren. 1291 ungewärlîch, von der Art, dafs man sich nicht dagegen wahren kann; nicht zu verhüten, gefährlich; vgl. zu Erec 2715. — 1294 immer, jemals. — 1294—95 wäre es je Bestimmung gewesen, dafs sie ihn fanden, so würden sie ihn auch jetzt gefunden haben. — 1297 ersuochen, durch- suchen. — 1298 genist fem., Genesung, Rettung, Befreiung, Erlösung. — bi, an. — 1299 unz, so lange als. — veige, dem Tode verfallen, vom Schick- sal zum Tode bestimmt. — 1300 nern, erretten: so bedarf es nur einer ganz geringen Kunst zu seiner Errettung. Vgl. das alte Sprichwort: ez sterbent wan (nur) die veigen.
IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 47 S. 56 Do begunden sî vor zorne toben und got noch den tiuvel loben. si sprâchen: «warst der man komen, ode wer hât uns benomen diu ougen und die sinne? er ist benamen hinne: wir sîn mit gesehnden ougen blint. ez sehent wol al die hinne sint : ezn waer dan cleine als ein mûs, unz daz beslozzen wæer ditz hûs, sone möht niht lebendes drůz komen: wie ist uns dirre man benomen? swie lange er sich doch vriste mit sînem zouberliste, wir vinden in noch hiute. suochent, guote liute, in winkeln und under benken. erne mac des niht entwenken erne müeze her vür.» si verstuonden im die tür. 1275 1280 1285 1290 Ein dinc was ungewärlich: si giengen slahende umbe sich mit swerten sam die blinden. solden si in immer vinden, daz heten si ouch dô getân. daz bette wart des niht erlân sîne ersuochtenz under im gar. bî sîner genist nim ich war, unz der man niht veige enist, sô nert in ein vil cleiner list. 1295 1300 1272 got noch den tiuvel loben ist sprichwörtliche Redensart: auf Gott und alle Welt schelten. — 1273 warst =war ist, wohin ist. — 1277 = Eraclius ed. Graef 4541. — 1280 uns daz, so lange als. — 1283 wie lange er sich auch hinhalten, bewahren mag. — 1284 zouberlist masc., Zauber- kunst. — 1288 entwenken, ausweichen. — 1290 die tûr verstàn, den Ausgang zur Thür verhindern dadurch, daßs man sich in dieselbe stellt; verlegen, versperren. 1291 ungewärlîch, von der Art, dafs man sich nicht dagegen wahren kann; nicht zu verhüten, gefährlich; vgl. zu Erec 2715. — 1294 immer, jemals. — 1294—95 wäre es je Bestimmung gewesen, dafs sie ihn fanden, so würden sie ihn auch jetzt gefunden haben. — 1297 ersuochen, durch- suchen. — 1298 genist fem., Genesung, Rettung, Befreiung, Erlösung. — bi, an. — 1299 unz, so lange als. — veige, dem Tode verfallen, vom Schick- sal zum Tode bestimmt. — 1300 nern, erretten: so bedarf es nur einer ganz geringen Kunst zu seiner Errettung. Vgl. das alte Sprichwort: ez sterbent wan (nur) die veigen.
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48 II. ABENTEUER, S. 57 Dô er in disen sorgen saz, nů widervuor im allez daz daz im sîn vriunt diu guote magt vordes hâte gesagt. er sach zuo im gebâret tragen den wirt den er hete erslagen. und nâch der bâre gienc ein wîp, daz er nie wibes lip alsô schonen gesach. von jâmer si úz brach ir hâr und diu cleider. wan ezn dorft nie wîbe leider ze dirre werlde geschehen: wand si muose tôten sehen ein den liebesten man den ie wîp ze liebe gewan. 1305 1310 1315 Ezn möhte nimmer dehein wîp gelegen an ir selber lîp von clage selhe swære, der niht ernest wære. ez erzéicten ir gebærde ir herzen beswarde an dem lîbe und an der stimme. von ir jâmers grimme sô viel si dicke in unmaht: der liehte tac wart ir ein naht. sô sî wider uf gesach und weder gehôrte noch ensprach, sone sparten ir hende daz hâr noch daz gebende. 1320 1325 1330 S. 58 Swâ ir der lîp blôzer schein, da ersach sî her Iwein: 1303 vriunt = vriundinne, cfr. Mhd. Wb. III, 412a (Paul 1. 1. 366). — 1304 vordes, zuvor. — 1305 bâren, auf die Todtenbahre legen. — 1310 von, aus, infolge von. — ûz brechen, ausraufen, raufen, zerreißen. — 1313 ze dirre werlde, auf, in dieser Welt. — 1314 einen tôten (acc. sing.) sehen, einen getödtet sehen, vgl. 1309. — 1315 ein der liebeste, der allerliebste. — 1316 daz liep, der Geliebte. 1317 Ez möhte, es hätte gekonnt. — 1318 sich selbst auferlegen. — 1319 eine solche Last von Leiden, ein so schweres Leid. — 1320 der niht were, wenn ihr nicht gewesen wäre. — 1321 erzeigen, erkennen lassen. — 1324 grimme fem., Heftigkeit, Stärke. — von, durch, wegen. — 1325 unmaht, Ohnmacht. — 1326 =Wigal. 127, 35. — 1330 gebende neutr., Haarband, Kopfbinde. 1331 Swâ, wo nur, wo auch. — blôzer ist flectierter Nominativ, bloſs, entblösst. —
48 II. ABENTEUER, S. 57 Dô er in disen sorgen saz, nů widervuor im allez daz daz im sîn vriunt diu guote magt vordes hâte gesagt. er sach zuo im gebâret tragen den wirt den er hete erslagen. und nâch der bâre gienc ein wîp, daz er nie wibes lip alsô schonen gesach. von jâmer si úz brach ir hâr und diu cleider. wan ezn dorft nie wîbe leider ze dirre werlde geschehen: wand si muose tôten sehen ein den liebesten man den ie wîp ze liebe gewan. 1305 1310 1315 Ezn möhte nimmer dehein wîp gelegen an ir selber lîp von clage selhe swære, der niht ernest wære. ez erzéicten ir gebærde ir herzen beswarde an dem lîbe und an der stimme. von ir jâmers grimme sô viel si dicke in unmaht: der liehte tac wart ir ein naht. sô sî wider uf gesach und weder gehôrte noch ensprach, sone sparten ir hende daz hâr noch daz gebende. 1320 1325 1330 S. 58 Swâ ir der lîp blôzer schein, da ersach sî her Iwein: 1303 vriunt = vriundinne, cfr. Mhd. Wb. III, 412a (Paul 1. 1. 366). — 1304 vordes, zuvor. — 1305 bâren, auf die Todtenbahre legen. — 1310 von, aus, infolge von. — ûz brechen, ausraufen, raufen, zerreißen. — 1313 ze dirre werlde, auf, in dieser Welt. — 1314 einen tôten (acc. sing.) sehen, einen getödtet sehen, vgl. 1309. — 1315 ein der liebeste, der allerliebste. — 1316 daz liep, der Geliebte. 1317 Ez möhte, es hätte gekonnt. — 1318 sich selbst auferlegen. — 1319 eine solche Last von Leiden, ein so schweres Leid. — 1320 der niht were, wenn ihr nicht gewesen wäre. — 1321 erzeigen, erkennen lassen. — 1324 grimme fem., Heftigkeit, Stärke. — von, durch, wegen. — 1325 unmaht, Ohnmacht. — 1326 =Wigal. 127, 35. — 1330 gebende neutr., Haarband, Kopfbinde. 1331 Swâ, wo nur, wo auch. — blôzer ist flectierter Nominativ, bloſs, entblösst. —
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IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 49 und da was ir hâr unde ir lîch sô gar dem wunsche gelîch, daz im ir minne verkêrte die sinne, daz er sîn selbes gar vergaz und daz vil kúme versaz, sô si sich roufte unde sluoc. vil ungerne er ir daz vertruoc: sô wolder dar gâhen und ir die hende vâhen, daz sî sich iht slüege mê. im tete der kumber alsô wê an dem schoenen wîbe, daz erz an sînem libe gerner hate vertragen. sîn heil begunder gote clagen, daz ir ie dehein ungemach von sînen schulden geschach. sô nâhen gienc im ir nôt, in dûhte des, daz sîn tôt unclägelîcher wære, dan ob si ein vinger swære. 1335 1340 1345 1350 s. 59 Nû ist uns ein dinc geseit vil dicke vür die wârheit, swer den andern habe erslagen, und wurder zuo im getragen, swie lange er dâ vor wære wunt, er begunde bluoten an der stunt. nû seht, alsô begunden im bluoten sîne wunden, 1355 1360 1333 lûch fem., das Aufsere, die Gestalt, das Aussehen. — 1334 dem wunsche gelich, der Vollkommenheit gleich, vollendet oder ausnehmend schön. Uber wunsch vgl. C. Schmuhl, Beitr. zur Würdigung des Stiles Hs. v. Aue S. 26. — 1337 sîn selbes vergezzen, sich selber vergessen. — 1338 ez vil kûme versitzen, nur mit Mühe ruhig dabei sitzen bleiben; nur mit Mühe sich enthalten, überwinden. — 1341 « sô bezeichnet hier, wie öfter, den Anfang des Gegensatzes, vielmehr, im Gegentheil‘". B. — dar gâhen, darauf los-, hinzueilen. — 1346—47 dafs er es lieber selbst ertragen hätte. — 1348 sin heil, sein Schicksal, Loofs; unglücklicher Zufall. — 1350 von sânen schulden, durch sein Verschulden, seinetwegen. — 1352 in dûhte des daz, ihn däuchte dals, er hielt dafür, daß. — 1353 unclägelich, nicht be- klagenswerth, leicht zu verschmerzen. — 1354 swern stv., schmerzen; mich swirt, mir thut weh. 1359 er, nämlich der Erschlagene. — 1360 vgl. Nibelungenlied ed. Bartsch 1044: vil dicke ez noch geschiht, Swâ man den mortmeilen (den mit Mord befleckten) bî dem tôten siht, Sô bluotent im die wunden und die An- merk. daselbst. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 4
IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 49 und da was ir hâr unde ir lîch sô gar dem wunsche gelîch, daz im ir minne verkêrte die sinne, daz er sîn selbes gar vergaz und daz vil kúme versaz, sô si sich roufte unde sluoc. vil ungerne er ir daz vertruoc: sô wolder dar gâhen und ir die hende vâhen, daz sî sich iht slüege mê. im tete der kumber alsô wê an dem schoenen wîbe, daz erz an sînem libe gerner hate vertragen. sîn heil begunder gote clagen, daz ir ie dehein ungemach von sînen schulden geschach. sô nâhen gienc im ir nôt, in dûhte des, daz sîn tôt unclägelîcher wære, dan ob si ein vinger swære. 1335 1340 1345 1350 s. 59 Nû ist uns ein dinc geseit vil dicke vür die wârheit, swer den andern habe erslagen, und wurder zuo im getragen, swie lange er dâ vor wære wunt, er begunde bluoten an der stunt. nû seht, alsô begunden im bluoten sîne wunden, 1355 1360 1333 lûch fem., das Aufsere, die Gestalt, das Aussehen. — 1334 dem wunsche gelich, der Vollkommenheit gleich, vollendet oder ausnehmend schön. Uber wunsch vgl. C. Schmuhl, Beitr. zur Würdigung des Stiles Hs. v. Aue S. 26. — 1337 sîn selbes vergezzen, sich selber vergessen. — 1338 ez vil kûme versitzen, nur mit Mühe ruhig dabei sitzen bleiben; nur mit Mühe sich enthalten, überwinden. — 1341 « sô bezeichnet hier, wie öfter, den Anfang des Gegensatzes, vielmehr, im Gegentheil‘". B. — dar gâhen, darauf los-, hinzueilen. — 1346—47 dafs er es lieber selbst ertragen hätte. — 1348 sin heil, sein Schicksal, Loofs; unglücklicher Zufall. — 1350 von sânen schulden, durch sein Verschulden, seinetwegen. — 1352 in dûhte des daz, ihn däuchte dals, er hielt dafür, daß. — 1353 unclägelich, nicht be- klagenswerth, leicht zu verschmerzen. — 1354 swern stv., schmerzen; mich swirt, mir thut weh. 1359 er, nämlich der Erschlagene. — 1360 vgl. Nibelungenlied ed. Bartsch 1044: vil dicke ez noch geschiht, Swâ man den mortmeilen (den mit Mord befleckten) bî dem tôten siht, Sô bluotent im die wunden und die An- merk. daselbst. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 4
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50 II. ABENTEUER, dô man in in daz palas truoc: wan er was bî im der in sluoc. dô daz diu vrouwe rehte ersach, si ruofte sêre unde sprach: «er ist zwâre hinne und hât uns der sinne mit sînem zouber âne getân.» die ê daz suochen heten lân, die begúnden suochen anderstunt. daz bette wart vil dicke wunt, und durch den kulter, der dâ lac, gienc manec stich unde slac: ouch muoser dicke wenken. in winkeln und under benken suochten si in mitten swerten, wande sî sîns tôdes gerten alsam der wolf der schâfe tuot: vor zorne tobet in der muot. 1365 1370 1375 1380 S. 60 Ze gote huop diu vrouwe ir zorn. si sprach: «herre, ich hân verlorn vil wunderlîche mînen man: dâ bistû eine schuldec an. dû hæte an in geleit die kraft und ouch die manheit, daz im von gehiuren dingen niht mohte misselingen. ez ist niuwan alsô komen: der im den lîp hât genomen, daz ist ein unsihtiger geist. got herre, wie wol dû weist, swer ez anders wære niuwan ein zouberære, 1385 1390 1369 einen der sinne ane tuon, einen der Sinne ledig machen, ihm die Be- sinnung nehmen. — 1370 lân part. von lâzen, unterlassen. — 1373 kulter (lat. culcitra, altfr. coultre) masc., Matratze, Steppdecke. — 1375 wenken, zur Seite weichen, ausweichen. — 1377 mitten = mit den. — 1379 tuot im Sinne und an der Stelle von gert, daher mit dem Genetiv. 1381 die Frau «fing an mit Gott zu hadern". — 1384 eine, allein. — 1385 dû hœte, du hattest. — 1386 an einen die kraft legen, einen mit der Kraft versehen, ausrüsten. — 1387 von gehiuren dingen, durch Dinge, die geheuer sind, an denen nichts Unheimliches ist, bei denen es natürlich zugeht; sobald es nur mit rechten Dingen zugieng; vgl. zu 1. Büchl. 1353. — 1389 es kann nicht anders als so gekommen sein, es ist nur die eine Möglichkeit vorhanden. — 1390 der, der welcher. — 1391 unsihtic, unsicht- bar. — 1393—94 wenn es jemand anders gewesen wäre als ein Zauberer. —
50 II. ABENTEUER, dô man in in daz palas truoc: wan er was bî im der in sluoc. dô daz diu vrouwe rehte ersach, si ruofte sêre unde sprach: «er ist zwâre hinne und hât uns der sinne mit sînem zouber âne getân.» die ê daz suochen heten lân, die begúnden suochen anderstunt. daz bette wart vil dicke wunt, und durch den kulter, der dâ lac, gienc manec stich unde slac: ouch muoser dicke wenken. in winkeln und under benken suochten si in mitten swerten, wande sî sîns tôdes gerten alsam der wolf der schâfe tuot: vor zorne tobet in der muot. 1365 1370 1375 1380 S. 60 Ze gote huop diu vrouwe ir zorn. si sprach: «herre, ich hân verlorn vil wunderlîche mînen man: dâ bistû eine schuldec an. dû hæte an in geleit die kraft und ouch die manheit, daz im von gehiuren dingen niht mohte misselingen. ez ist niuwan alsô komen: der im den lîp hât genomen, daz ist ein unsihtiger geist. got herre, wie wol dû weist, swer ez anders wære niuwan ein zouberære, 1385 1390 1369 einen der sinne ane tuon, einen der Sinne ledig machen, ihm die Be- sinnung nehmen. — 1370 lân part. von lâzen, unterlassen. — 1373 kulter (lat. culcitra, altfr. coultre) masc., Matratze, Steppdecke. — 1375 wenken, zur Seite weichen, ausweichen. — 1377 mitten = mit den. — 1379 tuot im Sinne und an der Stelle von gert, daher mit dem Genetiv. 1381 die Frau «fing an mit Gott zu hadern". — 1384 eine, allein. — 1385 dû hœte, du hattest. — 1386 an einen die kraft legen, einen mit der Kraft versehen, ausrüsten. — 1387 von gehiuren dingen, durch Dinge, die geheuer sind, an denen nichts Unheimliches ist, bei denen es natürlich zugeht; sobald es nur mit rechten Dingen zugieng; vgl. zu 1. Büchl. 1353. — 1389 es kann nicht anders als so gekommen sein, es ist nur die eine Möglichkeit vorhanden. — 1390 der, der welcher. — 1391 unsihtic, unsicht- bar. — 1393—94 wenn es jemand anders gewesen wäre als ein Zauberer. —
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IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 51 des heter sich vil wol erwert. im was ouch dirre tôt beschert. diz hoeret er und ist uns bî. nu kieset ouch wie küene er sî: sît er mînen herren hât erslagen, wê wie mac er dar an verzagen, ern lâz sich ouch ein wîp sehen?" wan waz möht im von der geschehen?" 1395 1400 S. 61 Dô sî gesuochten genuoc und in sîn stein des übertruoc, daz im niht arges geschach, wand in dâ nieman ensach, do gelac daz suochen under in. ir tôten truogen sî hin ze münster, dâ manz ambet tête mit almúosen unde mit gebete. dar nâch truogen si in ze grabe. von ir grôzen ungehabe wart dâ ein jæemerlîcher schal. diu juncvrouwe sich dô stal von dem gesinde dan und gruozte den verborgen man und trôste in als ein hövesch magt. ouch enwás her Iwein niht verzagt: im hete diu minne einen muot gegeben, als si vil manegem tuot, daz er den tôt niht entsaz. doch hal er die maget daz, daz er sîner vîendinne truoc sô grôze minne. 1405 1410 1415 1420 1395 sich eines erwern, einen von sich abwehren, sich gegen einen be- haupten. — 1396 beschert, vom Schicksal bestimmt. — 1400 wê, ach ; hier Ausruf der Verwunderung und des Hohnes (vgl. Berthold v. Regensburg 96, 29; Kindheit Jesu 70, 77; Turnier v. Nantheiz 138; Reinfrid 668). — verzagen hat hier, weil es in der Frage steht, ganz so wie wenn es mit einer Negation verbunden ist, den Conjunctiv mit ne in dem abhängigen Satze nach sich: Anstand nehmen, sich scheuen etwas zu thun; ebenso construierte sich mich betrâget niht in V. 520. 1403 Dô sî gesuochten, als sie gesucht hatten. — 1404 übertragen mit acc. und gen., einen über etwas hinwegheben, vor etwas bewahren. — 1407 geligen, unterbleiben, aufhören. — 1409 münster neutr., Kloster- oder Stiftskirche. — ambet neutr., das gottesdienstliche Amt, die Messe. — 1412 ungehabe fem., das Außsersichsein, die Aufregung, das Klagen. — 1417 hövesch, edelgesinnt, wohlgezogen, feingesittet. — 1420 tuot hier im Sinne von gît, gibt; vgl. zu 1379. — 1421 entsitzen mit acc., sich davor entsetzen. — 1422 hal præt. von heln, verhehlen. 4*
IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 51 des heter sich vil wol erwert. im was ouch dirre tôt beschert. diz hoeret er und ist uns bî. nu kieset ouch wie küene er sî: sît er mînen herren hât erslagen, wê wie mac er dar an verzagen, ern lâz sich ouch ein wîp sehen?" wan waz möht im von der geschehen?" 1395 1400 S. 61 Dô sî gesuochten genuoc und in sîn stein des übertruoc, daz im niht arges geschach, wand in dâ nieman ensach, do gelac daz suochen under in. ir tôten truogen sî hin ze münster, dâ manz ambet tête mit almúosen unde mit gebete. dar nâch truogen si in ze grabe. von ir grôzen ungehabe wart dâ ein jæemerlîcher schal. diu juncvrouwe sich dô stal von dem gesinde dan und gruozte den verborgen man und trôste in als ein hövesch magt. ouch enwás her Iwein niht verzagt: im hete diu minne einen muot gegeben, als si vil manegem tuot, daz er den tôt niht entsaz. doch hal er die maget daz, daz er sîner vîendinne truoc sô grôze minne. 1405 1410 1415 1420 1395 sich eines erwern, einen von sich abwehren, sich gegen einen be- haupten. — 1396 beschert, vom Schicksal bestimmt. — 1400 wê, ach ; hier Ausruf der Verwunderung und des Hohnes (vgl. Berthold v. Regensburg 96, 29; Kindheit Jesu 70, 77; Turnier v. Nantheiz 138; Reinfrid 668). — verzagen hat hier, weil es in der Frage steht, ganz so wie wenn es mit einer Negation verbunden ist, den Conjunctiv mit ne in dem abhängigen Satze nach sich: Anstand nehmen, sich scheuen etwas zu thun; ebenso construierte sich mich betrâget niht in V. 520. 1403 Dô sî gesuochten, als sie gesucht hatten. — 1404 übertragen mit acc. und gen., einen über etwas hinwegheben, vor etwas bewahren. — 1407 geligen, unterbleiben, aufhören. — 1409 münster neutr., Kloster- oder Stiftskirche. — ambet neutr., das gottesdienstliche Amt, die Messe. — 1412 ungehabe fem., das Außsersichsein, die Aufregung, das Klagen. — 1417 hövesch, edelgesinnt, wohlgezogen, feingesittet. — 1420 tuot hier im Sinne von gît, gibt; vgl. zu 1379. — 1421 entsitzen mit acc., sich davor entsetzen. — 1422 hal præt. von heln, verhehlen. 4*
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52 II. ABENTEUER, Er gedâhte: «wie gesihe ich sî?" nû was im sô nâhen bî diu stat dâ man in leite, daz er sam gereite hôrte alle ir swære sam er under in wære. mit listen sprach er alsô: «ouwê, ditz volc ist starke unvrô: mir gêt ze herzen ir clage nâher danne ich iemen sage. möht ez mit vuoge geschehen, sô wolt ich harte gerne sehen ir gebérde und ir ungehabe, die ich dâ hoere bî dem grabe.» 1430 1435 1425 S. 62 Die rede meinder niender sô: wan ern gâbe drumbe niht ein strô, ob sî mit glîchem valle dâ zehant alle lagen ûf der bâren, die dâ gesinde wâren, âne die vrouwen eine. ouch enwás diu nôt niht cleine, daz er sî hôrte und niht ensach. nu buozte si im daz ungemach, wande sî nâch sîner bete ein venster ob im uf tete, und liez si in wol beschouwen. nû saher die vrouwen von jâmer lîden michel nôt. sî sprach: «geselle, an dir ist tôt der aller tiureste man, der riters namen ie gewan, 1440 1445 1450 1455 1425 wie gesihe ich sî, wie mache ich es (fange ich es an), daßs ich sie sehe; gleiche Bedeutung hat das Präfix ge- in den Zeitwörtern, welche in V. 1207 vorkommen. — 1427 in, nämlich den Todten. — legen, zu Grabe legen, beisetzen. — 1428—30 sam—sam, ebenso — als wenn. — gereite adv., leicht, bequem. — 1432 unvrô, traurig. — 1435 mit vuoge, mit Fug, mit Schicklichkeit, auf schickliche Weise. — 1436 ich wolde—sehen, ich würde sehen. — 1437 ir, nämlich die Leute. 1439 niender, keineswegs. — 1440 niht ein strô, auch nicht einen Strohhalm d. h. nicht das Geringste (ein sprichwörtlicher Ausdruck). — 1444 die hier zu dem Gefolge des Fürsten, zum Hofe gehörten. — 1445 aus- genommen die Herrin allein. — 1448 si bezieht sich auf Lunete. — daz un- gemach büezen, der Unbehaglichkeit abhelfen; das Hinderniss beseitigen. —
52 II. ABENTEUER, Er gedâhte: «wie gesihe ich sî?" nû was im sô nâhen bî diu stat dâ man in leite, daz er sam gereite hôrte alle ir swære sam er under in wære. mit listen sprach er alsô: «ouwê, ditz volc ist starke unvrô: mir gêt ze herzen ir clage nâher danne ich iemen sage. möht ez mit vuoge geschehen, sô wolt ich harte gerne sehen ir gebérde und ir ungehabe, die ich dâ hoere bî dem grabe.» 1430 1435 1425 S. 62 Die rede meinder niender sô: wan ern gâbe drumbe niht ein strô, ob sî mit glîchem valle dâ zehant alle lagen ûf der bâren, die dâ gesinde wâren, âne die vrouwen eine. ouch enwás diu nôt niht cleine, daz er sî hôrte und niht ensach. nu buozte si im daz ungemach, wande sî nâch sîner bete ein venster ob im uf tete, und liez si in wol beschouwen. nû saher die vrouwen von jâmer lîden michel nôt. sî sprach: «geselle, an dir ist tôt der aller tiureste man, der riters namen ie gewan, 1440 1445 1450 1455 1425 wie gesihe ich sî, wie mache ich es (fange ich es an), daßs ich sie sehe; gleiche Bedeutung hat das Präfix ge- in den Zeitwörtern, welche in V. 1207 vorkommen. — 1427 in, nämlich den Todten. — legen, zu Grabe legen, beisetzen. — 1428—30 sam—sam, ebenso — als wenn. — gereite adv., leicht, bequem. — 1432 unvrô, traurig. — 1435 mit vuoge, mit Fug, mit Schicklichkeit, auf schickliche Weise. — 1436 ich wolde—sehen, ich würde sehen. — 1437 ir, nämlich die Leute. 1439 niender, keineswegs. — 1440 niht ein strô, auch nicht einen Strohhalm d. h. nicht das Geringste (ein sprichwörtlicher Ausdruck). — 1444 die hier zu dem Gefolge des Fürsten, zum Hofe gehörten. — 1445 aus- genommen die Herrin allein. — 1448 si bezieht sich auf Lunete. — daz un- gemach büezen, der Unbehaglichkeit abhelfen; das Hinderniss beseitigen. —
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IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 53 S. 63 von manheit und von milte. ezn gereit nie mit schilte kein riter alsô volkomen. ouwê wie bistů mir benomen! ichn weiz war umbe ode wie. der tôt möhte an mir wol hie büezen swaz er ie getete, und gewerte mich einer bete, daz er mich lieze varn mit dir. waz sol ich, swenne ich dîn enbir? waz sol mir guot unde lîp? waz sol ich unsæligez wîp? ouwê daz ich ie wart geborn! ouwê wie hân ich dich verlorn, ouwê, trûtgeselle ! got versperre dir die helle und gebe dir durch sîne kraft der engel genôzschaft: wan dû waer ie der beste.» ir jâmer was sô veste, daz si sich roufte und zebrach. dô daz her Iwein gesach, dô lief er gegen der tür, als er vil gerne hin vür zuo ir wolte gâhen und ir die hende vâhen. 1460 1465 1470 1475 1480 Dô daz diu juncvrouwe ersach, sî zôch in wider unde sprach: “saget, wâ wolt ir hin, ode wâ habt ir den sin genomen der iu ditz geriet? 1485 1457 was Mannhaftigkeit und was Freigebigkeit betrifft. — 1458 gereit, ritt. — 1462—63 der Tod hätte wohl können (oder sollen) an mir das wieder gut machen, was er gethan. — 1464 ist parenthetisch zu fassen: und er würde mir damit einen Wunsch erfüllt haben; anders fafst die Stelle Tobler in der Germ. 13, 99. — 1465 daz, dadurch dafs. — varn, sterben. — 1466 ich enbir dîn, ich entbehre dich, habe dich nicht mehr. — 1471 trûtgeselle, trauter, lieber Freund. — 1474 genôzschaft, Gemeinschaft. — 1476 veste, stark. — 1477 sich zebrechen, sich zerreissen. — 1479 gegen, nach. — 1480 als, als wenn. — hin vür, hinaus. 1484 wider ziehen, zurückziehen (vielleicht stand hier hinder = rück- wärts, zurück, im Gegensatz zu hin vür in V. 1480; die Handschriften schwanken zwischen wider und nider). — 1485 wolt ir (præterit.), wolltet ihr. — 1486—87 oder woher habt ihr den Sinn, der euch dieses eingab ? —
IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 53 S. 63 von manheit und von milte. ezn gereit nie mit schilte kein riter alsô volkomen. ouwê wie bistů mir benomen! ichn weiz war umbe ode wie. der tôt möhte an mir wol hie büezen swaz er ie getete, und gewerte mich einer bete, daz er mich lieze varn mit dir. waz sol ich, swenne ich dîn enbir? waz sol mir guot unde lîp? waz sol ich unsæligez wîp? ouwê daz ich ie wart geborn! ouwê wie hân ich dich verlorn, ouwê, trûtgeselle ! got versperre dir die helle und gebe dir durch sîne kraft der engel genôzschaft: wan dû waer ie der beste.» ir jâmer was sô veste, daz si sich roufte und zebrach. dô daz her Iwein gesach, dô lief er gegen der tür, als er vil gerne hin vür zuo ir wolte gâhen und ir die hende vâhen. 1460 1465 1470 1475 1480 Dô daz diu juncvrouwe ersach, sî zôch in wider unde sprach: “saget, wâ wolt ir hin, ode wâ habt ir den sin genomen der iu ditz geriet? 1485 1457 was Mannhaftigkeit und was Freigebigkeit betrifft. — 1458 gereit, ritt. — 1462—63 der Tod hätte wohl können (oder sollen) an mir das wieder gut machen, was er gethan. — 1464 ist parenthetisch zu fassen: und er würde mir damit einen Wunsch erfüllt haben; anders fafst die Stelle Tobler in der Germ. 13, 99. — 1465 daz, dadurch dafs. — varn, sterben. — 1466 ich enbir dîn, ich entbehre dich, habe dich nicht mehr. — 1471 trûtgeselle, trauter, lieber Freund. — 1474 genôzschaft, Gemeinschaft. — 1476 veste, stark. — 1477 sich zebrechen, sich zerreissen. — 1479 gegen, nach. — 1480 als, als wenn. — hin vür, hinaus. 1484 wider ziehen, zurückziehen (vielleicht stand hier hinder = rück- wärts, zurück, im Gegensatz zu hin vür in V. 1480; die Handschriften schwanken zwischen wider und nider). — 1485 wolt ir (præterit.), wolltet ihr. — 1486—87 oder woher habt ihr den Sinn, der euch dieses eingab ? —
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54 II. ABENTEUER, S. 64 nu ist vor der tür ein michel diet: diu ist iu starke erbolgen. irn wellent mir volgen, sô habt ir den lîp verlorn.» alsus erwande in ir zorn. sî sprach: «wes was iu gedâht? war iwer gedanc volbrâht, sone hetent ir niht wol gevarn. ichn trûwe iu den lip niht bewarn, ezn sî dan iuwer wille. durch got sitzent stille. er ist ein vil wîser man der tumben gedank verdenken kan mit wîslîcher tât: swes sin aber sô stât, daz er an allen dingen wil volbringen mit den werken sînen muot, daz enist niht halbez guot. gedenkt ir keiner tumpheit, der muot sî gar hin geleit: habt aber ir keinen wîsen muot, den volvüeret, daz ist guot. herre, ich muoz iuch eine lân und vil drâte wider gân hin zuo dem gesinde. ich vürhte, man bevinde, daz ich zuo iu gegangen bin. vermissent sî mîn under in, sô verdenkent si mich sâ.» hin gienc si unde liez in dâ. 1495 1500 1505 1510 1515 1490 Swie im sîne sinne von der kraft der minne 1520 1488 ein michel diet, eine grofse Volksmenge. — 1489 erbolgen part. von erbelgen (aufschwellen), aufgebracht, erzürnt. — 1490 irn wellent, wofern ihr nicht wollt. — 1492 erwenden, zur Umkehr bewegen, davon abbringen. — 1493 wes was iu gedâht, wo dachtet ihr hin. — 1495 so wäre es euch übel ergangen. — 1498 durch got, um Gotteswillen! — 1500 tumben gedank verdenken mit w. t., thörichtem Sinnen «durch vernünftiges Handeln ein Ende machen» (B); verdenken, sich etwas aus dem Sinne schlagen ; etwas anders bedeutet es V. 1517. — 1506 das ist nicht zur Hälfte, nicht im Ge- ringsten gut. — 1507 habt ihr irgend eine Thorheit vor ; kein =irgend ein, ebenso in 1509. — 1508 den Gedanken lasst ganz bei Seite. — 1512 drâte adv., schnell. — 1516 vermissen, mit gen., einen vermissen, nicht wahrnehmen. — 1517 einen verdenken, auf einen Verdacht werfen, Ubles von ihm denken.
54 II. ABENTEUER, S. 64 nu ist vor der tür ein michel diet: diu ist iu starke erbolgen. irn wellent mir volgen, sô habt ir den lîp verlorn.» alsus erwande in ir zorn. sî sprach: «wes was iu gedâht? war iwer gedanc volbrâht, sone hetent ir niht wol gevarn. ichn trûwe iu den lip niht bewarn, ezn sî dan iuwer wille. durch got sitzent stille. er ist ein vil wîser man der tumben gedank verdenken kan mit wîslîcher tât: swes sin aber sô stât, daz er an allen dingen wil volbringen mit den werken sînen muot, daz enist niht halbez guot. gedenkt ir keiner tumpheit, der muot sî gar hin geleit: habt aber ir keinen wîsen muot, den volvüeret, daz ist guot. herre, ich muoz iuch eine lân und vil drâte wider gân hin zuo dem gesinde. ich vürhte, man bevinde, daz ich zuo iu gegangen bin. vermissent sî mîn under in, sô verdenkent si mich sâ.» hin gienc si unde liez in dâ. 1495 1500 1505 1510 1515 1490 Swie im sîne sinne von der kraft der minne 1520 1488 ein michel diet, eine grofse Volksmenge. — 1489 erbolgen part. von erbelgen (aufschwellen), aufgebracht, erzürnt. — 1490 irn wellent, wofern ihr nicht wollt. — 1492 erwenden, zur Umkehr bewegen, davon abbringen. — 1493 wes was iu gedâht, wo dachtet ihr hin. — 1495 so wäre es euch übel ergangen. — 1498 durch got, um Gotteswillen! — 1500 tumben gedank verdenken mit w. t., thörichtem Sinnen «durch vernünftiges Handeln ein Ende machen» (B); verdenken, sich etwas aus dem Sinne schlagen ; etwas anders bedeutet es V. 1517. — 1506 das ist nicht zur Hälfte, nicht im Ge- ringsten gut. — 1507 habt ihr irgend eine Thorheit vor ; kein =irgend ein, ebenso in 1509. — 1508 den Gedanken lasst ganz bei Seite. — 1512 drâte adv., schnell. — 1516 vermissen, mit gen., einen vermissen, nicht wahrnehmen. — 1517 einen verdenken, auf einen Verdacht werfen, Ubles von ihm denken.
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IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 55 S. 65 vil sêre waren überladen, doch gedâhter an einen schaden, daz er niht überwunde den spot den er vunde, sô er sînen gelingen mit dehéinen schînlîchen dingen ze hove erziugen möhte, waz im danne töhte elliu sin arbeit. er vorhte eine schalkheit: er weste wol daz Keiî in niemer gelieze vrî vor spotte und vor leide. dise sorgen beide die tâten im gelîche wê. vil schiere wart des einen mê: vrou Minne nam die obern hant, daz sî in vienc unde bant. si bestuont in mit überkraft, und twanc in des ir meisterschaft, daz er herzeminne truoc siner vîendinne, diu im zem tôde was gehaz. ouch wart diu vrouwe an im baz gerochen danne ir waere kunt: wan er was toetlîchen wunt. die wunden sluoc der Minnen hant. ez ist umb ir wunden alsô gewant, si wellent daz sî langer swer dan diu von swerte ode von sper: wan swer von wâfen wirt wunt, der wirt schiere gesunt, 1525 1530 1535 1540 1545 1550 1523 daz, gesetzt daſs, ob. — überwunde (conj. praet. wie vunde), über- winden würde. — 1525 gelinge swm., der Erfolg. — 1526 mit schînlichen dingen, auf handgreifliche Weise, augenscheinlich. — 1527 erciugen, durch Zeugniss erhärten, beweisen. — 1532—33 einen vrî lâzen ror spotte und vor leide, einen unbespöttelt und ungekränkt lassen. — 1534 dise sorgen beide bezieht sich auf die Minne, welche Iwein bekümmerte, und auf die Furcht vor Keii's Schadenfreude (schalkheit). — 1536 sehr bald nahm das eine (von den beiden Dingen, die ihn bekümmerten) zu, vergröfserte sich; vgl. 6223. — 1537 die obern hant nemen, die Oberhand gewinnen. — 1539 einen bestân, ihm zu Leibe gehen, ihn angreifen. — überkraft, Ubermacht. — 1540 meisterschaft, Uberlegenheit. — twanc in des, zwang ihn dazu. — 1542 minne tragen einem, Liebe hegen gegen einen. — 1543 zem tôde, bis in den Tod. — 1549 st wellent, man meint, glaubt. — langer swern, länger schmerzen (schwären), vgl. 1354. —
IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 55 S. 65 vil sêre waren überladen, doch gedâhter an einen schaden, daz er niht überwunde den spot den er vunde, sô er sînen gelingen mit dehéinen schînlîchen dingen ze hove erziugen möhte, waz im danne töhte elliu sin arbeit. er vorhte eine schalkheit: er weste wol daz Keiî in niemer gelieze vrî vor spotte und vor leide. dise sorgen beide die tâten im gelîche wê. vil schiere wart des einen mê: vrou Minne nam die obern hant, daz sî in vienc unde bant. si bestuont in mit überkraft, und twanc in des ir meisterschaft, daz er herzeminne truoc siner vîendinne, diu im zem tôde was gehaz. ouch wart diu vrouwe an im baz gerochen danne ir waere kunt: wan er was toetlîchen wunt. die wunden sluoc der Minnen hant. ez ist umb ir wunden alsô gewant, si wellent daz sî langer swer dan diu von swerte ode von sper: wan swer von wâfen wirt wunt, der wirt schiere gesunt, 1525 1530 1535 1540 1545 1550 1523 daz, gesetzt daſs, ob. — überwunde (conj. praet. wie vunde), über- winden würde. — 1525 gelinge swm., der Erfolg. — 1526 mit schînlichen dingen, auf handgreifliche Weise, augenscheinlich. — 1527 erciugen, durch Zeugniss erhärten, beweisen. — 1532—33 einen vrî lâzen ror spotte und vor leide, einen unbespöttelt und ungekränkt lassen. — 1534 dise sorgen beide bezieht sich auf die Minne, welche Iwein bekümmerte, und auf die Furcht vor Keii's Schadenfreude (schalkheit). — 1536 sehr bald nahm das eine (von den beiden Dingen, die ihn bekümmerten) zu, vergröfserte sich; vgl. 6223. — 1537 die obern hant nemen, die Oberhand gewinnen. — 1539 einen bestân, ihm zu Leibe gehen, ihn angreifen. — überkraft, Ubermacht. — 1540 meisterschaft, Uberlegenheit. — twanc in des, zwang ihn dazu. — 1542 minne tragen einem, Liebe hegen gegen einen. — 1543 zem tôde, bis in den Tod. — 1549 st wellent, man meint, glaubt. — langer swern, länger schmerzen (schwären), vgl. 1354. —
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56 II. ABENTEUER, ist er sim arzâte bî), und wellent daz disiu wunde sî bî ir arzâte der tôt unde ein wahsendiu nôt. 1555 É hâte sich Minne nâch swachem gewinne geteilt an manege arme stat, da ir nieman enbat: von danne nam si sich nû gar unde kêrte sich dar mit aller ir kraft, ze diu daz ir meisterschaft dâ deste merre wære. ein dinc ist clagebære: sît Minne kraft hât sô vil, daz si gewaltet swem si wil und alle künege die nû sint noch lihter twinget danne ein kint, sô ist si einer swachen art, daz si ie sô diemüete wart, daz sî iht boeses ruochet und sô swache stat suochet, diu ir von rehte wære smæhe unde unmære. si ist mit ir süeze vil ofte under vüeze der Schanden gevallen, 1560 1565 1570 1575 S. 66 1553 einem bî sîn, in eines Nähe sein, einen bei der Hand haben. — 1554—55 man meint, dafs die Liebeswunde, gerade wenn die Person, welche allein sie heilen kann, in der Nähe ist, tödtlich sei. 1557—92 enthalten nach Benecke eine versteckte Wehklage des Dich- ters über Leiden, die er selbst von der Minne zu erdulden hatte; A. Baier in der Germania 21, 404 glaubt dagegen, V. 1557—84 enthielten eine An- spielung auf Erec und Gregor. — 1558 mit nur geringem Gewinne; sehr zu ihrem Nachtheil. — 1559 sich teilen, sich preisgeben, sich begeben. — 1561 sich von dannen nemen, sich von dort wegwenden. — 1562 dar, dort- hin d. h. zu Iwein. — 1564 ze diu daz, zu dem Behufe daſs. — 1566 clage- bœre, beklagenswerth. — 1567 sît, da doch, während. — 1568 gewalten mit dat., einem gewachsen sein, es mit ihm aufnehmen, sich mit ihm messen ; vgl. W. Grimm zu Graf Rudolf, S. 24—25. — 1571 so hat sie doch wieder eine unedle Art. — 1572 diemüete, herablassend, niedrig gesinnt. — 1573 dafs sie sich diesem oder jenem Niedrigen, Gemeinen zuwendet. — 1574 swache stat, niedrige Stätte, Behausung. — 1575 von rehte, nach Gebühr; wie sich's gebührte. — wœre, sein sollte. — 1576 ez ist mir smœhe unde unmœre, es ist meiner Würde und meiner Neigung zuwider. — 1578—79 under vüeze der Schanden vallen, in die Gewalt, in den Dienst von Frau Schande gerathen. —
56 II. ABENTEUER, ist er sim arzâte bî), und wellent daz disiu wunde sî bî ir arzâte der tôt unde ein wahsendiu nôt. 1555 É hâte sich Minne nâch swachem gewinne geteilt an manege arme stat, da ir nieman enbat: von danne nam si sich nû gar unde kêrte sich dar mit aller ir kraft, ze diu daz ir meisterschaft dâ deste merre wære. ein dinc ist clagebære: sît Minne kraft hât sô vil, daz si gewaltet swem si wil und alle künege die nû sint noch lihter twinget danne ein kint, sô ist si einer swachen art, daz si ie sô diemüete wart, daz sî iht boeses ruochet und sô swache stat suochet, diu ir von rehte wære smæhe unde unmære. si ist mit ir süeze vil ofte under vüeze der Schanden gevallen, 1560 1565 1570 1575 S. 66 1553 einem bî sîn, in eines Nähe sein, einen bei der Hand haben. — 1554—55 man meint, dafs die Liebeswunde, gerade wenn die Person, welche allein sie heilen kann, in der Nähe ist, tödtlich sei. 1557—92 enthalten nach Benecke eine versteckte Wehklage des Dich- ters über Leiden, die er selbst von der Minne zu erdulden hatte; A. Baier in der Germania 21, 404 glaubt dagegen, V. 1557—84 enthielten eine An- spielung auf Erec und Gregor. — 1558 mit nur geringem Gewinne; sehr zu ihrem Nachtheil. — 1559 sich teilen, sich preisgeben, sich begeben. — 1561 sich von dannen nemen, sich von dort wegwenden. — 1562 dar, dort- hin d. h. zu Iwein. — 1564 ze diu daz, zu dem Behufe daſs. — 1566 clage- bœre, beklagenswerth. — 1567 sît, da doch, während. — 1568 gewalten mit dat., einem gewachsen sein, es mit ihm aufnehmen, sich mit ihm messen ; vgl. W. Grimm zu Graf Rudolf, S. 24—25. — 1571 so hat sie doch wieder eine unedle Art. — 1572 diemüete, herablassend, niedrig gesinnt. — 1573 dafs sie sich diesem oder jenem Niedrigen, Gemeinen zuwendet. — 1574 swache stat, niedrige Stätte, Behausung. — 1575 von rehte, nach Gebühr; wie sich's gebührte. — wœre, sein sollte. — 1576 ez ist mir smœhe unde unmœre, es ist meiner Würde und meiner Neigung zuwider. — 1578—79 under vüeze der Schanden vallen, in die Gewalt, in den Dienst von Frau Schande gerathen. —
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IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 57 1580 S. 67 als der zuo der gallen sîn süezez honec giuzet und der balsem vliuzet in die áschen von des mannes hant: wan daz wurde wol allez baz bewant. doch enhât si hie niht missetân. wir sulen sî des geniezen lân: si hât erwelt nu einen wirt, deiswâr von dem sî niemer wirt geswachet noch gunêret. si ist rehte zuo gekêret: si belibet hie mit êren: sus solde si zuo kêren. 1585 1590 S. 68 Dô man den wirt begruop, dô schiet sich diu riuwigiu diet. leien unde pfaffen die vuoren ir dinc schaffen: diu vrouwe beleib mit ungehabe al eine bî dem grabe. dô si her Iwein eine ersach unde ir meinlich ungemach, ir starkez ungemüete unde ir stæte güete, ir wiplîche triuwe und ir senlîche riuwe, dó minnete er sî deste mê, unde im wart nâch ir sô wê, daz diu Minne nie gewan groezern gewalt an keinem man. 1595 1600 1605 1580 als der, wie der welcher, wie wenn jemand. — Das Folgende bis V. 1583 enthält zwei sprichwörtliche Gleichnisse : so wenig wie der Honig zur Galle oder der theure Balsam zur Asche sich schickt, so wenig schickt sich die edle Minne zur Schande. — 1584 «denn das alles (die Liebe, der Honig und der Balsam) könnte viel besser als auf diese Weise angewendet oder verwendet werden.» Pfeiffer. — 1585 missetuon, übel, verkehrt, un- edel handeln. — 1586 des geniezen, vgl. zu V. 210. — 1589 swachen, herab- würdigen. — 1590 sie ist gut eingekehrt; sie hat den rechten Mann ge- funden. 1594 riuwic, betrübt, trauernd. — diet fem., Volk, Menge. — 1596 die begaben sich (wieder) an ihre gewöhnliche Beschäftigung. — 1599 folg. ist der Sinn: «als Iwein sah, dafs die Frau, trotzdem sie allein war, doch ebenso klagte wie vor den Leuten und dadurch ihre Treue und die Auf- richtigkeit ihres Schmerzes erkannte.» Paul. — 1600 meinlich adj., machtig, gewaltig (=magenlich von magan, magen, die Macht). — 1601 ungemüete neutr., Verstimmung, Aufregung. — 1604 senlich adj., schmerzlich, kummer- voll. — riuwe fem., Trauer. — 1605 deste (= des diu) mé, desto mehr, um so viel mehr.
IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 57 1580 S. 67 als der zuo der gallen sîn süezez honec giuzet und der balsem vliuzet in die áschen von des mannes hant: wan daz wurde wol allez baz bewant. doch enhât si hie niht missetân. wir sulen sî des geniezen lân: si hât erwelt nu einen wirt, deiswâr von dem sî niemer wirt geswachet noch gunêret. si ist rehte zuo gekêret: si belibet hie mit êren: sus solde si zuo kêren. 1585 1590 S. 68 Dô man den wirt begruop, dô schiet sich diu riuwigiu diet. leien unde pfaffen die vuoren ir dinc schaffen: diu vrouwe beleib mit ungehabe al eine bî dem grabe. dô si her Iwein eine ersach unde ir meinlich ungemach, ir starkez ungemüete unde ir stæte güete, ir wiplîche triuwe und ir senlîche riuwe, dó minnete er sî deste mê, unde im wart nâch ir sô wê, daz diu Minne nie gewan groezern gewalt an keinem man. 1595 1600 1605 1580 als der, wie der welcher, wie wenn jemand. — Das Folgende bis V. 1583 enthält zwei sprichwörtliche Gleichnisse : so wenig wie der Honig zur Galle oder der theure Balsam zur Asche sich schickt, so wenig schickt sich die edle Minne zur Schande. — 1584 «denn das alles (die Liebe, der Honig und der Balsam) könnte viel besser als auf diese Weise angewendet oder verwendet werden.» Pfeiffer. — 1585 missetuon, übel, verkehrt, un- edel handeln. — 1586 des geniezen, vgl. zu V. 210. — 1589 swachen, herab- würdigen. — 1590 sie ist gut eingekehrt; sie hat den rechten Mann ge- funden. 1594 riuwic, betrübt, trauernd. — diet fem., Volk, Menge. — 1596 die begaben sich (wieder) an ihre gewöhnliche Beschäftigung. — 1599 folg. ist der Sinn: «als Iwein sah, dafs die Frau, trotzdem sie allein war, doch ebenso klagte wie vor den Leuten und dadurch ihre Treue und die Auf- richtigkeit ihres Schmerzes erkannte.» Paul. — 1600 meinlich adj., machtig, gewaltig (=magenlich von magan, magen, die Macht). — 1601 ungemüete neutr., Verstimmung, Aufregung. — 1604 senlich adj., schmerzlich, kummer- voll. — riuwe fem., Trauer. — 1605 deste (= des diu) mé, desto mehr, um so viel mehr.
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58 II. ABENTEUER, Er gedâhte in sînem muote: «jâ herre got der guote, wer gît mir sô starke sinne, daz ich die sô sêre minne, diu mir zem tôde ist gehaz?" od wie möhte sich gevüegen daz, daz si mir gnæedec würde nâch alsô swærer bürde mîner niuwen schulde? ich weiz wol daz ich ir hulde niemer gewinnen kan: nû sluoc ich doch ir man. 1610 1615 1620 S. 69 Ich bin ouch ze sêre verzagt, daz ich mir selbe hân versagt. nû weiz ich doch ein dinc wol, des ich mich wol troesten sol: und wirt mîn vrou Minne rehte ir meisterinne als sî mîn worden ist, ich wane sî in kurzer vrist ein unbillîche sache wol billich gemache. ezn ist nie sô unmügelich, bestêt si si alsô mich unde geræt ir her ze mir, swie gar ich nu ir hulde enbir, und het ich ir leides mê getân, sî müese ir zorn allen lân und mich in ir herze legen. vrou Minne muoz si mir bewegen: ichn trûwe mit mîner vrümekeit 1625 1630 1635 1610 jâ hier Ausdruck der Betheuerung: fürwahr. V. 1609—10 finden sich auch im Eractius ed. Græf 3041—42. — got der guote sagte man ehe- mals im Vocativ neben guoter got. — 1617 miner niuwen schulde, der Schuld "die ich so neuerdings mir aufgeladen habe." B. 1621 ouch, andertheils, dagegen. — 1622 dafs ich mir selbst alle Hoff- nung, allen Erfolg abgesprochen habe (wie in V. 1618—19 geschieht). — Die Verse 1621—36 hat fast wörtlich wiedergegeben Heinzelein v. Kon- stanz in der Minne Lehre 1145 —60. — 1625 min vrou ist hier formelhaft, höfischer Ausdruck wie madame. — 1626 eines meisterinne werden, über einen Herr werden, einen unter ihre Gewalt bekommen. — 1629 ein un- billîche sache billich machen, das, was unvereinbar ist, vereinigen; was un- gleich ist ausgleichen. — 1632 bestân, vgl. zu 1539. — 1635 leides mê, noch mehr Leid. — 1636 müese conj. præt., müsste. — 1638 mir bewegen, mir zu- wenden, mir geneigt machen. — 1639 für das den Vers überladende trûwe vermuthet Lachmann triut, ich getraute. — vrümekeit, Geschicklichkeit, Geschick, Leistungsfähigkeit. —
58 II. ABENTEUER, Er gedâhte in sînem muote: «jâ herre got der guote, wer gît mir sô starke sinne, daz ich die sô sêre minne, diu mir zem tôde ist gehaz?" od wie möhte sich gevüegen daz, daz si mir gnæedec würde nâch alsô swærer bürde mîner niuwen schulde? ich weiz wol daz ich ir hulde niemer gewinnen kan: nû sluoc ich doch ir man. 1610 1615 1620 S. 69 Ich bin ouch ze sêre verzagt, daz ich mir selbe hân versagt. nû weiz ich doch ein dinc wol, des ich mich wol troesten sol: und wirt mîn vrou Minne rehte ir meisterinne als sî mîn worden ist, ich wane sî in kurzer vrist ein unbillîche sache wol billich gemache. ezn ist nie sô unmügelich, bestêt si si alsô mich unde geræt ir her ze mir, swie gar ich nu ir hulde enbir, und het ich ir leides mê getân, sî müese ir zorn allen lân und mich in ir herze legen. vrou Minne muoz si mir bewegen: ichn trûwe mit mîner vrümekeit 1625 1630 1635 1610 jâ hier Ausdruck der Betheuerung: fürwahr. V. 1609—10 finden sich auch im Eractius ed. Græf 3041—42. — got der guote sagte man ehe- mals im Vocativ neben guoter got. — 1617 miner niuwen schulde, der Schuld "die ich so neuerdings mir aufgeladen habe." B. 1621 ouch, andertheils, dagegen. — 1622 dafs ich mir selbst alle Hoff- nung, allen Erfolg abgesprochen habe (wie in V. 1618—19 geschieht). — Die Verse 1621—36 hat fast wörtlich wiedergegeben Heinzelein v. Kon- stanz in der Minne Lehre 1145 —60. — 1625 min vrou ist hier formelhaft, höfischer Ausdruck wie madame. — 1626 eines meisterinne werden, über einen Herr werden, einen unter ihre Gewalt bekommen. — 1629 ein un- billîche sache billich machen, das, was unvereinbar ist, vereinigen; was un- gleich ist ausgleichen. — 1632 bestân, vgl. zu 1539. — 1635 leides mê, noch mehr Leid. — 1636 müese conj. præt., müsste. — 1638 mir bewegen, mir zu- wenden, mir geneigt machen. — 1639 für das den Vers überladende trûwe vermuthet Lachmann triut, ich getraute. — vrümekeit, Geschicklichkeit, Geschick, Leistungsfähigkeit. —
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IWEIN’S SIEG ÜBER ASKALON. 59 ir nimmer benemen ir leit. weste si ouch welch nôt mich twanc uf ir herren tôt, sô wurdes deste bezzer rât, und weste swie mîn muot stât, daz ich ir ze wandel wil geben mich selben unde mîn leben. 1640 1645 Sit nû Minne unde ir rât sich mîn underwunden hât, sô hât sî michel reht dâ zuo, daz sî der zweier einez tuo, daz si ir râte her ze mir ode mir den muot beneme von ir: wand ich bin anders verlorn. daz ich ze vriunde hân erkorn mine tôtviendinne, daz ist niht von mînem sinne: ez hât ir gebot getân: dâ von sol sî mich niht lân als unbescheidenliche under wegen. ouwî wan wolde si nû pflegen gebærde nâch ir güete! vröude und guot gemüete daz zæme miner vrouwen baz dan daz si ir selber ist gehaz. Die marter und die arbeit, s. 70 die sî an sich selben leit, die sold ich billîcher enpfân. ouwê waz hât ir getân ir antlütze unde ir schœeniu lîch, 1650 1655 1660 1665 1643 so würde dem Dinge um so eher abgeholfen, so machte sich die Sache viel besser. — 1644 wie min muot stàt, wie ich im Herzen gesinnt bin. — 1645 ze wandel, als Schadenersatz, zur Buſse. 1648 sich eines underwinden, sich bemächtigen. — 1649 reht, rechtliche Verpflichtung, Pflicht. — 1652 oder daf’ sie meinen Sinn, meine Neigung von ihr abwende. — 1656 das kommt nicht aus meinem Sinne, rührt nicht von mir selber her. Vielleicht hiels es: daz enist von m. s., vgl. 4067 und zu Gregor 2184. — 1658 dâ von, deshalb. — 1659 unbescheidenlîche, auf eine so unverständige, einsilbige Weise «daßs sie nur den Iwein mit Liebe ent- zündet anstatt das auch der Laudine oder keinem von beiden zu thun"; so verstehen die Stelle Benecke und Paul. — 1660 ouwi wan, ach wenn doch! — 1661 gebarde pflegen, sich geberden. — nâch ir güete, in ihrer gütigen, hingebenden Weise. — 1662 quot gemüete, wohlwollende, freund- liche Stimmung. — 1663 daz zœme, das geziemte sich, stünde an. 1669 lich fem. bedeutet hier nach Benecke: «die natürliche Farbe der Haut.» —
IWEIN’S SIEG ÜBER ASKALON. 59 ir nimmer benemen ir leit. weste si ouch welch nôt mich twanc uf ir herren tôt, sô wurdes deste bezzer rât, und weste swie mîn muot stât, daz ich ir ze wandel wil geben mich selben unde mîn leben. 1640 1645 Sit nû Minne unde ir rât sich mîn underwunden hât, sô hât sî michel reht dâ zuo, daz sî der zweier einez tuo, daz si ir râte her ze mir ode mir den muot beneme von ir: wand ich bin anders verlorn. daz ich ze vriunde hân erkorn mine tôtviendinne, daz ist niht von mînem sinne: ez hât ir gebot getân: dâ von sol sî mich niht lân als unbescheidenliche under wegen. ouwî wan wolde si nû pflegen gebærde nâch ir güete! vröude und guot gemüete daz zæme miner vrouwen baz dan daz si ir selber ist gehaz. Die marter und die arbeit, s. 70 die sî an sich selben leit, die sold ich billîcher enpfân. ouwê waz hât ir getân ir antlütze unde ir schœeniu lîch, 1650 1655 1660 1665 1643 so würde dem Dinge um so eher abgeholfen, so machte sich die Sache viel besser. — 1644 wie min muot stàt, wie ich im Herzen gesinnt bin. — 1645 ze wandel, als Schadenersatz, zur Buſse. 1648 sich eines underwinden, sich bemächtigen. — 1649 reht, rechtliche Verpflichtung, Pflicht. — 1652 oder daf’ sie meinen Sinn, meine Neigung von ihr abwende. — 1656 das kommt nicht aus meinem Sinne, rührt nicht von mir selber her. Vielleicht hiels es: daz enist von m. s., vgl. 4067 und zu Gregor 2184. — 1658 dâ von, deshalb. — 1659 unbescheidenlîche, auf eine so unverständige, einsilbige Weise «daßs sie nur den Iwein mit Liebe ent- zündet anstatt das auch der Laudine oder keinem von beiden zu thun"; so verstehen die Stelle Benecke und Paul. — 1660 ouwi wan, ach wenn doch! — 1661 gebarde pflegen, sich geberden. — nâch ir güete, in ihrer gütigen, hingebenden Weise. — 1662 quot gemüete, wohlwollende, freund- liche Stimmung. — 1663 daz zœme, das geziemte sich, stünde an. 1669 lich fem. bedeutet hier nach Benecke: «die natürliche Farbe der Haut.» —
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60 II. ABENTEUER, IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 1670 der ich nie niht sach gelîch? ichn weiz waz sî zwâre an ir goltvarwen hâre und an ir selber richet, daz sî den lip zebrichet. dâ ist sî selbe unschuldec an: ouwê jâ sluoc ich den man. disiu zuht unt dirre gerich gienge billîcher über mich: ouch tæt sî got erkennen daz mir an mîn selbes libe baz. 1675 1680 Ouwê, dâ diu guote in selhem unmuote ist sô rehte wünneclich, nû wem wæere si gelich, enhete sî dehein leit? zwâre got der hât geleit sîne kunst und sîne kraft, sînen vlîz und sîne meisterschaft an disen loblichen lip: ez ist ein engel und niht ein wîp.» 1685 1690 1670 der ist Dativ, auf lîch bezogen: die alles übertraf, was ich je gesehen habe. — 1671 zware ist mit ichn weiz zu verbinden: ich weißs in der That nicht. — 1673 richet von rechen, rächen. — 1675 dâ—an, daran. — 1677 zuht fem., Züchtigung, Strafe. — gerich masc., Rache, Strafe. — 1678 über einen gan, einem zu Theil werden, widerfahren. — 1679 tœete hier: ließe. — einem etwaz erkennen, « es ihm ertheilen, zuerkennen ». B. 1681 ouwê hier Ausruf der Verwunderung. — dâ, wenn=mhd. sît; über diese seltene Bedeutung vgl. Paul Beitr. I, 368, wo auf Tristan 21—22 und Iwein 56 verwiesen ist; vgl. noch Herbort Trojan. 6693 u. 6695. In dieser von Paul l. l. angenommenen Fassung entsprechen die Verse 1681 —85 der franz. Quelle Chrest. 1490 : don ne fust ce mervoille fine a esgarder, s'ele fust liee, quant ele est or si bele irice; auch geht auf sie zurück die Nachahmung Wirnts im Wigalois 67, 7 — 10: Dô (Kölner Hs. daz) si in grôzer swœre was sô rehte sûberlich, Owé, wem was sî gelich E sî daz leit gewünne! — 1685 wenn sie kein Leid hätte? — 1687 sîne kunst und sîne kraft legen an, all seine Kunst und Kraft verwenden auf.
60 II. ABENTEUER, IWEIN'S SIEG UBER ASKALON. 1670 der ich nie niht sach gelîch? ichn weiz waz sî zwâre an ir goltvarwen hâre und an ir selber richet, daz sî den lip zebrichet. dâ ist sî selbe unschuldec an: ouwê jâ sluoc ich den man. disiu zuht unt dirre gerich gienge billîcher über mich: ouch tæt sî got erkennen daz mir an mîn selbes libe baz. 1675 1680 Ouwê, dâ diu guote in selhem unmuote ist sô rehte wünneclich, nû wem wæere si gelich, enhete sî dehein leit? zwâre got der hât geleit sîne kunst und sîne kraft, sînen vlîz und sîne meisterschaft an disen loblichen lip: ez ist ein engel und niht ein wîp.» 1685 1690 1670 der ist Dativ, auf lîch bezogen: die alles übertraf, was ich je gesehen habe. — 1671 zware ist mit ichn weiz zu verbinden: ich weißs in der That nicht. — 1673 richet von rechen, rächen. — 1675 dâ—an, daran. — 1677 zuht fem., Züchtigung, Strafe. — gerich masc., Rache, Strafe. — 1678 über einen gan, einem zu Theil werden, widerfahren. — 1679 tœete hier: ließe. — einem etwaz erkennen, « es ihm ertheilen, zuerkennen ». B. 1681 ouwê hier Ausruf der Verwunderung. — dâ, wenn=mhd. sît; über diese seltene Bedeutung vgl. Paul Beitr. I, 368, wo auf Tristan 21—22 und Iwein 56 verwiesen ist; vgl. noch Herbort Trojan. 6693 u. 6695. In dieser von Paul l. l. angenommenen Fassung entsprechen die Verse 1681 —85 der franz. Quelle Chrest. 1490 : don ne fust ce mervoille fine a esgarder, s'ele fust liee, quant ele est or si bele irice; auch geht auf sie zurück die Nachahmung Wirnts im Wigalois 67, 7 — 10: Dô (Kölner Hs. daz) si in grôzer swœre was sô rehte sûberlich, Owé, wem was sî gelich E sî daz leit gewünne! — 1685 wenn sie kein Leid hätte? — 1687 sîne kunst und sîne kraft legen an, all seine Kunst und Kraft verwenden auf.
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III. ABENTEUER, LUNETENS RATH U. LAUDINENS BEKEHRUNG. 61 III. ABENTEUER, LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. Nach längerem Harren erhält Iwein mit Hülfe Lunetens einen be- quemern Aufenthalt. Sie hat bald die Neigung des Ritters erspäht und sucht ihn zum Herrn des Landes zu machen. Zunächst räth sie daher Laudinen, deren Vertraute sie ist, sich nicht zu sehr ihrem Schmerze hin- zugeben, sondern daran zu denken, dafs sie einen tapfern Ritter brauche, der den Brunnen und das Land zu vertheidigen wisse; schon sei Artus mit seiner Schar im Anzuge, sie habe darum Eile nöthig ; unter ihrem Gefolge sei ohnehin niemand, auf dessen Tapferkeit sie bauen könne. Laudine ist nach einigem Zögern bereit, einen solchen Ritter zu wählen, wenn er nicht begehre ihr Mann zu werden. Als ihr aber Lunete vor- stellt, dafs unter dieser Bedingung sich niemand dazu finden werde, und auf den Ritter hindeutet, der ihren Mann erschlagen und darum wohl noch für tapferer zu halten sei als jener, geräth Laudine in Zorn und weist Luneten von sich. Bald aber besinnt sie sich eines Bessern; sie schenkt ihrer Rathgeberin wieder ihr Vertrauen und entschliefst sich, den Ritter, der ihren Gatten ja nur aus Nothwehr erschlagen, zu nehmen. Sie weißs nicht, dass Iwein in der Burg sich versteckt hält, darum bittet sie ihre Freundin, ihn durch einen Eilboten herbeizuholen; auch beschickt sie auf ihren Rath die Angesehensten des Landes, um von ihnen die Zu- stimmung zu ihrer Wahl zu erlangen. Am andern Tage schon wird Iwein durch Luneten bei ihr eingeführt. Die Liebe macht es Laudinen leicht, Iwein die Hand zu reichen. Darauf zeigen sich beide den versammelten Freunden und feiern, nachdem sie deren Billigung erhalten, ihre Ver- mählung. (Vgl. im Parzival V, 880 fg. und IX, 94 fg.) s. 71 Her Iwein saz verborgen in vröuden unde in sorgen. im schuof daz venster guot gemach, des er genôz daz er sî sach: dâ wider vorhter den tôt. sus heter wünne unde nôt. er saz dâ und sach sî an unz an die wîle daz sî dan wider durch daz palas gie. ouwi wie kûme er daz verlie, dô er si vür sich gên sach, 1695 1700 1694 des er genôz daz, von dem er den Vortheil hatte, daſs. — 1695 dà wider, dagegen, anderseits. — 1698 unz an die wîle daz, so lange bis. — 1699 wider dan gie, wieder weggieng. — 1700 ach wie schwer wurde es ihm davon abzulassen! — 1701 vür sich, an sich vorüber. —
III. ABENTEUER, LUNETENS RATH U. LAUDINENS BEKEHRUNG. 61 III. ABENTEUER, LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. Nach längerem Harren erhält Iwein mit Hülfe Lunetens einen be- quemern Aufenthalt. Sie hat bald die Neigung des Ritters erspäht und sucht ihn zum Herrn des Landes zu machen. Zunächst räth sie daher Laudinen, deren Vertraute sie ist, sich nicht zu sehr ihrem Schmerze hin- zugeben, sondern daran zu denken, dafs sie einen tapfern Ritter brauche, der den Brunnen und das Land zu vertheidigen wisse; schon sei Artus mit seiner Schar im Anzuge, sie habe darum Eile nöthig ; unter ihrem Gefolge sei ohnehin niemand, auf dessen Tapferkeit sie bauen könne. Laudine ist nach einigem Zögern bereit, einen solchen Ritter zu wählen, wenn er nicht begehre ihr Mann zu werden. Als ihr aber Lunete vor- stellt, dafs unter dieser Bedingung sich niemand dazu finden werde, und auf den Ritter hindeutet, der ihren Mann erschlagen und darum wohl noch für tapferer zu halten sei als jener, geräth Laudine in Zorn und weist Luneten von sich. Bald aber besinnt sie sich eines Bessern; sie schenkt ihrer Rathgeberin wieder ihr Vertrauen und entschliefst sich, den Ritter, der ihren Gatten ja nur aus Nothwehr erschlagen, zu nehmen. Sie weißs nicht, dass Iwein in der Burg sich versteckt hält, darum bittet sie ihre Freundin, ihn durch einen Eilboten herbeizuholen; auch beschickt sie auf ihren Rath die Angesehensten des Landes, um von ihnen die Zu- stimmung zu ihrer Wahl zu erlangen. Am andern Tage schon wird Iwein durch Luneten bei ihr eingeführt. Die Liebe macht es Laudinen leicht, Iwein die Hand zu reichen. Darauf zeigen sich beide den versammelten Freunden und feiern, nachdem sie deren Billigung erhalten, ihre Ver- mählung. (Vgl. im Parzival V, 880 fg. und IX, 94 fg.) s. 71 Her Iwein saz verborgen in vröuden unde in sorgen. im schuof daz venster guot gemach, des er genôz daz er sî sach: dâ wider vorhter den tôt. sus heter wünne unde nôt. er saz dâ und sach sî an unz an die wîle daz sî dan wider durch daz palas gie. ouwi wie kûme er daz verlie, dô er si vür sich gên sach, 1695 1700 1694 des er genôz daz, von dem er den Vortheil hatte, daſs. — 1695 dà wider, dagegen, anderseits. — 1698 unz an die wîle daz, so lange bis. — 1699 wider dan gie, wieder weggieng. — 1700 ach wie schwer wurde es ihm davon abzulassen! — 1701 vür sich, an sich vorüber. —
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62 III. ABENTEUER, daz er niht wider sî sprach ! dô muose erz doch durch vorhte lân. die porte wurden zuo getân, dâ si durch was gegangen: unde er was alsô gevangen, daz im aber diu ûzvart anderstunt versperret wart. 1705 Daz was im alsô mære: wan ob ietweder porte wære ledeclîchen ûf getân, und wæerer dâ zuo ledec lân aller sîner schulde, alsô daz er mit hulde vüere swar in dûhte guot, sone stuont doch anders niht sîn muot niuwan ze belibenne dâ. waer er gewesen anderswâ, so wolde er doch wider dar. sîn herze stuont niender anderswar niuwan da er si weste: diu stat was im diu beste. 1710 1715 1720 s. 72 Sus was mîn her Iwein mít disen noeten zwein sêré bedwungen. swie wol im was gelungen, sô wæere er doch gunêret, waer er ze hove gekêret âne geziuc sîner geschiht: wan man geloupt im es niht. dô begunde in dô an strîten ze den ándéren sîten 1725 1730 1702 wider einen sprechen, einen anreden. — 1703 durch vorhte, aus Furcht. — 1707 aber, wiederum. 1709 alsô mœere, ebenso lieb, «ebenso wichtig d. i. einerlei". B. — 1710 ietweder porte, jedes der beiden Thore, «jedwede Pforte». B. — 1711 ledeclîchen adv., frei; völlig, ganz und gar. — 1712 ledec lâzen, loslassen, befreien; lân ist Partic. — 1714 mit hulde, mit Genehmigung, Zustimmung; ohne Anstofs. — 1715 swar in dûhte guot, wohin es ihm beliebte. — 1716 sein Herz war dennoch auf nichts anderes gerichtet als (niuwan), war fest entschlossen zu bleiben. — 1719 dar, dahin (wo er jetzt sich befand). — 1725 bedwungen, bedrängt. — 1729 âne geziuc, ohne Zeugniss, Beweis. — 1731—32 auf der andern Seite (von der andern Seite her) dagegen focht ihn nun an, beunruhigte ihn der Gedanke; vgl. Troj. Krieg 21318. —
62 III. ABENTEUER, daz er niht wider sî sprach ! dô muose erz doch durch vorhte lân. die porte wurden zuo getân, dâ si durch was gegangen: unde er was alsô gevangen, daz im aber diu ûzvart anderstunt versperret wart. 1705 Daz was im alsô mære: wan ob ietweder porte wære ledeclîchen ûf getân, und wæerer dâ zuo ledec lân aller sîner schulde, alsô daz er mit hulde vüere swar in dûhte guot, sone stuont doch anders niht sîn muot niuwan ze belibenne dâ. waer er gewesen anderswâ, so wolde er doch wider dar. sîn herze stuont niender anderswar niuwan da er si weste: diu stat was im diu beste. 1710 1715 1720 s. 72 Sus was mîn her Iwein mít disen noeten zwein sêré bedwungen. swie wol im was gelungen, sô wæere er doch gunêret, waer er ze hove gekêret âne geziuc sîner geschiht: wan man geloupt im es niht. dô begunde in dô an strîten ze den ándéren sîten 1725 1730 1702 wider einen sprechen, einen anreden. — 1703 durch vorhte, aus Furcht. — 1707 aber, wiederum. 1709 alsô mœere, ebenso lieb, «ebenso wichtig d. i. einerlei". B. — 1710 ietweder porte, jedes der beiden Thore, «jedwede Pforte». B. — 1711 ledeclîchen adv., frei; völlig, ganz und gar. — 1712 ledec lâzen, loslassen, befreien; lân ist Partic. — 1714 mit hulde, mit Genehmigung, Zustimmung; ohne Anstofs. — 1715 swar in dûhte guot, wohin es ihm beliebte. — 1716 sein Herz war dennoch auf nichts anderes gerichtet als (niuwan), war fest entschlossen zu bleiben. — 1719 dar, dahin (wo er jetzt sich befand). — 1725 bedwungen, bedrängt. — 1729 âne geziuc, ohne Zeugniss, Beweis. — 1731—32 auf der andern Seite (von der andern Seite her) dagegen focht ihn nun an, beunruhigte ihn der Gedanke; vgl. Troj. Krieg 21318. —
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LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 63 daz im gar unmære elliu diu êre wære, diu im anders möhte geschehen, ern müese sîne vrouwen sehen, von der er was gevangen. schiere kom gegangen diu guote maget diu sîn pflac. sî sprach : sich wæne ir swæren tac und übele zît hinne tragt.» er sprach: «daz si iu widersagt: wan ichn gwan liebern tac nie.» «liebern tac? sagt, herre, wie mac sich daz gevüegen? wan die iuch gerne slüegen, die seht ir hie umbe iuch gân: mac ein man danne hân guoten tac und senfte zit, der ûf den lîp gevangen lît, ern waere danne des tôdes vrô? » er sprach: «mîn muot stêt niender sô, daz ich gerne wære tôt, und vrou mich doch in mîner nôt und habe daz hiute getân und hân ouch noch ze vröuden wân.» 1735 1740 1745 1750 1755 S. 73 Dô ez ir halbez wart gesagt, do erkande wol diu wise magt, daz er ir vrouwen meinde, als si im sît bescheinde. sî sprach: «ir mugt wol wesen vrô: 1760 dô—dô, hierauf dagegen ; hierauf aber; durch das eine dieser dô wird der Gegensatz des neuen Gedankens zu dem vorhergehenden ausgedrückt. — 1733 unmere, gleichgültig. — 1736 ern müese, wenn er nicht könnte, sollte. — 1744—41 swaren tac und übele zît ist eine übliche Umschreibung für «Leid und Ungemach"; vgl. zu Gregor 2811 (2. Büchl. 414); über übel zît vgl. Erec 3426; Herbort Troj. Krieg 6003, 7912, 8595, 9399, 19112, 12810; Teufels Netz 4424. — hinne = hie inne. — 1742 daz sî iu widersagt, darin muss ich euch widersprechen. — 1743 liebern tac, größsere Annehmlichkeit ; vgl. zu 1740. — 1745 wie mac sich daz gerüegen, «wie reimt sich das zu- sammen» (B.), wie ist das möglich ? — 1750 ûf den lip gevangen ligen, sich in lebensgefährlicher Gefangenschaft befinden; vgl. 1. Büchlein 1884. — 1751 es wäre denn dafs er sich auf den Tod freute, ihn wünschte. — 1736 wân se fröuden, Hoffnung auf Freuden. 1757—58 sie hatte erst die Hälfte seiner Rede vernommen, als das kluge Mädchen schon erkannte u. s. w. — 1760 bescheinen, zu erkennen geben (= schin tuon), merken lassen. — sît, hernach, darnach. — 1761 ir nugt wol wesen vrô, ihr habt allerdings (wol, im folgenden Verse = leicht,
LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 63 daz im gar unmære elliu diu êre wære, diu im anders möhte geschehen, ern müese sîne vrouwen sehen, von der er was gevangen. schiere kom gegangen diu guote maget diu sîn pflac. sî sprach : sich wæne ir swæren tac und übele zît hinne tragt.» er sprach: «daz si iu widersagt: wan ichn gwan liebern tac nie.» «liebern tac? sagt, herre, wie mac sich daz gevüegen? wan die iuch gerne slüegen, die seht ir hie umbe iuch gân: mac ein man danne hân guoten tac und senfte zit, der ûf den lîp gevangen lît, ern waere danne des tôdes vrô? » er sprach: «mîn muot stêt niender sô, daz ich gerne wære tôt, und vrou mich doch in mîner nôt und habe daz hiute getân und hân ouch noch ze vröuden wân.» 1735 1740 1745 1750 1755 S. 73 Dô ez ir halbez wart gesagt, do erkande wol diu wise magt, daz er ir vrouwen meinde, als si im sît bescheinde. sî sprach: «ir mugt wol wesen vrô: 1760 dô—dô, hierauf dagegen ; hierauf aber; durch das eine dieser dô wird der Gegensatz des neuen Gedankens zu dem vorhergehenden ausgedrückt. — 1733 unmere, gleichgültig. — 1736 ern müese, wenn er nicht könnte, sollte. — 1744—41 swaren tac und übele zît ist eine übliche Umschreibung für «Leid und Ungemach"; vgl. zu Gregor 2811 (2. Büchl. 414); über übel zît vgl. Erec 3426; Herbort Troj. Krieg 6003, 7912, 8595, 9399, 19112, 12810; Teufels Netz 4424. — hinne = hie inne. — 1742 daz sî iu widersagt, darin muss ich euch widersprechen. — 1743 liebern tac, größsere Annehmlichkeit ; vgl. zu 1740. — 1745 wie mac sich daz gerüegen, «wie reimt sich das zu- sammen» (B.), wie ist das möglich ? — 1750 ûf den lip gevangen ligen, sich in lebensgefährlicher Gefangenschaft befinden; vgl. 1. Büchlein 1884. — 1751 es wäre denn dafs er sich auf den Tod freute, ihn wünschte. — 1736 wân se fröuden, Hoffnung auf Freuden. 1757—58 sie hatte erst die Hälfte seiner Rede vernommen, als das kluge Mädchen schon erkannte u. s. w. — 1760 bescheinen, zu erkennen geben (= schin tuon), merken lassen. — sît, hernach, darnach. — 1761 ir nugt wol wesen vrô, ihr habt allerdings (wol, im folgenden Verse = leicht,
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64 III. ABENTEUER, s. 74 wan ich gevüegez wol alsô mit etlîchem dinge, daz ich iuch hinnen bringe noch oder vruo verholne.» er sprach: «vüer ich verstolne ze vüezen von hinnen, des müese ich wol gewinnen laster unde unêre: swenn ich von hinnen kêre, daz bevindet al diz lant.» sî sprach, und nam in bî der hant : «deiswar ichn heize iuch niender varn und wil iu gerne bewarn den lip sô ich beste kan. mîn her Iwein, nû gêt dan dâ iwer gewarheit bezzer sî!» und vuorte in nâhen dâ bî dâ im allez guot geschach. sî schuof im allen den gemach des im zem lîbe nôt was. sî pflac sîn daz er wol genas. Dô er guot gemach gewan, dô gienc sî von im dan und tete daz durch allez guot: vil starke ranc dar nâch ir muot, daz er herre wurde dâ. zuo ir vrouwen gienc sî sâ: der was sî heimlich genuoc, sô daz sî gar mit ir truoc swaz sî tougens weste, ir diu néheste und diu beste. ir râtes unde ir lêre 1765 1770 1775 1780 1785 1790 möglicherweise) Ursache froh zu sein. — 1763 durch dieses oder jenes Mittel. — 1764 hinnen, von hier weg. — 1765 noch, heute noch. — vruo, morgen früh. — 1767 ze vüezen, zu Fußs. — 1768 wol, mit Recht. — 1771 das muſs so offen geschehen, dafs es das ganze Land erfänrt. — 1775 sô ich beste kan, so gut als ich kann. — 1776 gêt dan, geht weg von hier. — 1777 dâ, dahin wo. — gewarheit, Sicherheit, Schutz. — 1780 schaffen stv., ver- schaffen. — der gemach, die Bequemlichkeit, Pflege. — 1781 zem lîbe, zum Leben. 1785 durch allez guot, in keiner andern als in guter Absicht, durchaus nur in guter Absicht. — 1789 mit der war sie sehr vertraut. — 1790 s' geht auf Lunete; das sî im folgenden Vers auf Laudine. — sî truoc gar mit ir, sie theilte vollständig mit ihr. — 1791 daz tougen, das Geheimniss. —
64 III. ABENTEUER, s. 74 wan ich gevüegez wol alsô mit etlîchem dinge, daz ich iuch hinnen bringe noch oder vruo verholne.» er sprach: «vüer ich verstolne ze vüezen von hinnen, des müese ich wol gewinnen laster unde unêre: swenn ich von hinnen kêre, daz bevindet al diz lant.» sî sprach, und nam in bî der hant : «deiswar ichn heize iuch niender varn und wil iu gerne bewarn den lip sô ich beste kan. mîn her Iwein, nû gêt dan dâ iwer gewarheit bezzer sî!» und vuorte in nâhen dâ bî dâ im allez guot geschach. sî schuof im allen den gemach des im zem lîbe nôt was. sî pflac sîn daz er wol genas. Dô er guot gemach gewan, dô gienc sî von im dan und tete daz durch allez guot: vil starke ranc dar nâch ir muot, daz er herre wurde dâ. zuo ir vrouwen gienc sî sâ: der was sî heimlich genuoc, sô daz sî gar mit ir truoc swaz sî tougens weste, ir diu néheste und diu beste. ir râtes unde ir lêre 1765 1770 1775 1780 1785 1790 möglicherweise) Ursache froh zu sein. — 1763 durch dieses oder jenes Mittel. — 1764 hinnen, von hier weg. — 1765 noch, heute noch. — vruo, morgen früh. — 1767 ze vüezen, zu Fußs. — 1768 wol, mit Recht. — 1771 das muſs so offen geschehen, dafs es das ganze Land erfänrt. — 1775 sô ich beste kan, so gut als ich kann. — 1776 gêt dan, geht weg von hier. — 1777 dâ, dahin wo. — gewarheit, Sicherheit, Schutz. — 1780 schaffen stv., ver- schaffen. — der gemach, die Bequemlichkeit, Pflege. — 1781 zem lîbe, zum Leben. 1785 durch allez guot, in keiner andern als in guter Absicht, durchaus nur in guter Absicht. — 1789 mit der war sie sehr vertraut. — 1790 s' geht auf Lunete; das sî im folgenden Vers auf Laudine. — sî truoc gar mit ir, sie theilte vollständig mit ihr. — 1791 daz tougen, das Geheimniss. —
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LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 65 der volget sî mêre dan aller ir vrouwen. si sprach: «nû sol man schouwen alrêrst iuwer vrümekeit dar an, daz ir iuwer leit rehte und redelîche tragt. ez ist wiplich daz ir clagt, und muget ouch ze vil clagen. uns ist ein vrumer herre erslagen: nû mac iuch got wol stiuren mit einem alsô tiuren.» 1795 1800 1805 s. 75 « Meinstuz sô?" «vrouwe, jâ.» « wâ wære der ? » «eteswâ." «du tobest, ode ez ist dîn spot. und kêrte unser herre got allen sînen vlîz dar an, ern gemáchte niemer tiurern man. dâ von sol sich mîn senediu nôt, ob got wil, unz an mînen tôt nimmer volenden: den tôt sol mir got senden, daz ich nâch mînem herren var. dû verliusest mich gar, ob dû iemer man gelobest neben im : wan dû tobest.» 1810 1815 Dô sprach aber diu magt: «iu sî doch ein dinc gesagt, daz man iedoch bedenken sol, ir vervâhetz übel ode wol. ezn ist iu niender sô gewant, irn wellet den brunnen und daz lant 1820 1794 volgen mit gen., einer Sache folgen, darauf hören. — 1797 alrêrst, erst, erst recht. - vrümekeit, Tugend, Vortrefflichkeit. — 1799 redeliche adv., vernünftig, mit Verstand. — 1801 und—ouch hier adversativ: aber auch, aber doch. — 1803 stiuren, unterstützen, helfen, beschenken. — 1804 alsô tiure, ebenso viel werth, ebenso gut. 1806 eteswâ, irgendwo, hier oder da. — 1811 min senediu (statt senendiu) nôt, die Pein, welche mir mein Härmen, mein schmerzliches Verlangen, mein Trauern (senen) verursacht. — 1813 sich volenden, aufhören. — 1815 nách einem varn, einem nachfolgen. — 1816 einen gar verliesen, sich ganz um seine Gunst bringen, seine Huld einbüßsen. — 1817 iemer man, jemals, je wieder einen Mann. — 1818 neben im geloben, ihm gleichstellen, ebenso hoch wie ihn schätzen. — 1822 ihr mögt es wohl oder übel aufnehmen. — 1823 es steht mit euch keineswegs so (wie ihr meint). — 1824 irn wellet, HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl.
LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 65 der volget sî mêre dan aller ir vrouwen. si sprach: «nû sol man schouwen alrêrst iuwer vrümekeit dar an, daz ir iuwer leit rehte und redelîche tragt. ez ist wiplich daz ir clagt, und muget ouch ze vil clagen. uns ist ein vrumer herre erslagen: nû mac iuch got wol stiuren mit einem alsô tiuren.» 1795 1800 1805 s. 75 « Meinstuz sô?" «vrouwe, jâ.» « wâ wære der ? » «eteswâ." «du tobest, ode ez ist dîn spot. und kêrte unser herre got allen sînen vlîz dar an, ern gemáchte niemer tiurern man. dâ von sol sich mîn senediu nôt, ob got wil, unz an mînen tôt nimmer volenden: den tôt sol mir got senden, daz ich nâch mînem herren var. dû verliusest mich gar, ob dû iemer man gelobest neben im : wan dû tobest.» 1810 1815 Dô sprach aber diu magt: «iu sî doch ein dinc gesagt, daz man iedoch bedenken sol, ir vervâhetz übel ode wol. ezn ist iu niender sô gewant, irn wellet den brunnen und daz lant 1820 1794 volgen mit gen., einer Sache folgen, darauf hören. — 1797 alrêrst, erst, erst recht. - vrümekeit, Tugend, Vortrefflichkeit. — 1799 redeliche adv., vernünftig, mit Verstand. — 1801 und—ouch hier adversativ: aber auch, aber doch. — 1803 stiuren, unterstützen, helfen, beschenken. — 1804 alsô tiure, ebenso viel werth, ebenso gut. 1806 eteswâ, irgendwo, hier oder da. — 1811 min senediu (statt senendiu) nôt, die Pein, welche mir mein Härmen, mein schmerzliches Verlangen, mein Trauern (senen) verursacht. — 1813 sich volenden, aufhören. — 1815 nách einem varn, einem nachfolgen. — 1816 einen gar verliesen, sich ganz um seine Gunst bringen, seine Huld einbüßsen. — 1817 iemer man, jemals, je wieder einen Mann. — 1818 neben im geloben, ihm gleichstellen, ebenso hoch wie ihn schätzen. — 1822 ihr mögt es wohl oder übel aufnehmen. — 1823 es steht mit euch keineswegs so (wie ihr meint). — 1824 irn wellet, HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl.
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66 III. ABENTEUER, und iuwer êre verliesen, sô müezt ir etswen kiesen der iu in vriste unde bewar. manec vrum riter kumt noch dar, der iuch des brunnen behert, enist dâ niemen der in wert. 1825 1830 S. 76 Und ein dinc ist iu unkunt. ez wart ein bote an dirre stunt mînem herren gesant: dô er in dô tôten vant und iuch in selher swære, do versweic er iuch daz mæere und bat ab mich iu daz sagen, daz nâch diesen zwelf tagen unde in vil kurzem zil der künec Artûs komen wil zuo dem brunnén mit her. enist dan niemen der in wer, so ist iuwer êre verlorn. habt ab ir ze wer erkorn von iwerm gesinde deheinen man, dâ sît ir gar betrogen an. und ware ir aller vrümekeit an ir éinén geleit, dazn wær noch niht ein vrum man. swelher sich daz nimet an, daz er der beste sî von in, dern getár niemer dâ hin dem brunnen komen ze wer. sô bringet der künec Artus ein her, die sint zen besten úz erkorn 1835 1840 1845 1850 1855 wofern ihr nicht wollt. — 1826 etswer, irgend jemand, dieser oder jener. — 1827 in d. h. den brunnen. — vristen, halten. — 1829 behern, berauben. — 1830 wern, vertheidigen. 1832 an dirre stunt, in dieser Stunde, soeben. — 1836 verswîgen mit doppeltem Acc., einem etwas verschweigen. — daz mœre, die Botschaft, die Nachricht. — 1839 in vil kurzem zil, in ganz kurzer Frist. — 1841 mit her, mit Heeresmacht. — 1847—48 und wäre die Tüchtigkeit aller eurer Leute auf éinen von ihnen gelegt; wäre die Tapferkeit, die eure Leute zusammen besitzen, in éinem vereinigt. — 1850 swelher (= sô welher), wenn irgend wer, jeder welcher. — sich daz an nemen, sich das herausnehmen, sich das anmaßen, sich das zutrauen. — 1852 ich getar, ich getraue mich, ich wage. — 1853 ze wer, zur Vertheidigung, zu Hilfe. — 1854 sô, «da- gegen, von der andern Seite.» B. — 1855 die ist dem Sinne nach auf das vorhergehende her (Schar von Rittern) bezogen. — een besten ûz
66 III. ABENTEUER, und iuwer êre verliesen, sô müezt ir etswen kiesen der iu in vriste unde bewar. manec vrum riter kumt noch dar, der iuch des brunnen behert, enist dâ niemen der in wert. 1825 1830 S. 76 Und ein dinc ist iu unkunt. ez wart ein bote an dirre stunt mînem herren gesant: dô er in dô tôten vant und iuch in selher swære, do versweic er iuch daz mæere und bat ab mich iu daz sagen, daz nâch diesen zwelf tagen unde in vil kurzem zil der künec Artûs komen wil zuo dem brunnén mit her. enist dan niemen der in wer, so ist iuwer êre verlorn. habt ab ir ze wer erkorn von iwerm gesinde deheinen man, dâ sît ir gar betrogen an. und ware ir aller vrümekeit an ir éinén geleit, dazn wær noch niht ein vrum man. swelher sich daz nimet an, daz er der beste sî von in, dern getár niemer dâ hin dem brunnen komen ze wer. sô bringet der künec Artus ein her, die sint zen besten úz erkorn 1835 1840 1845 1850 1855 wofern ihr nicht wollt. — 1826 etswer, irgend jemand, dieser oder jener. — 1827 in d. h. den brunnen. — vristen, halten. — 1829 behern, berauben. — 1830 wern, vertheidigen. 1832 an dirre stunt, in dieser Stunde, soeben. — 1836 verswîgen mit doppeltem Acc., einem etwas verschweigen. — daz mœre, die Botschaft, die Nachricht. — 1839 in vil kurzem zil, in ganz kurzer Frist. — 1841 mit her, mit Heeresmacht. — 1847—48 und wäre die Tüchtigkeit aller eurer Leute auf éinen von ihnen gelegt; wäre die Tapferkeit, die eure Leute zusammen besitzen, in éinem vereinigt. — 1850 swelher (= sô welher), wenn irgend wer, jeder welcher. — sich daz an nemen, sich das herausnehmen, sich das anmaßen, sich das zutrauen. — 1852 ich getar, ich getraue mich, ich wage. — 1853 ze wer, zur Vertheidigung, zu Hilfe. — 1854 sô, «da- gegen, von der andern Seite.» B. — 1855 die ist dem Sinne nach auf das vorhergehende her (Schar von Rittern) bezogen. — een besten ûz
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LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 67 die ie wurden geborn. vrouwe, durch daz sît gemant, welt ir den brunnen und daz lant niht verliesen âne strît, sô warnet iuch der wer enzît und lât iuwern swæren muot. ichn râtez iu niuwan durch guot.» 1860 S. 77 Swie sî ir die wârheit ze rehte hete underseit und sî sich des wol verstuont, doch tete sî sam diu wip tuont: si widerredent durch ir muot daz sî doch ofte dunket guot. daz sî sô dicke brechent diu dinc diu si versprechent, da schiltet si vil maneger mite: sô dunketz mich ein guot site. er missetuot, der daz seit, ez mache ir unstætekeit: ich weiz baz wâ von ez geschiht, daz man si alsó dicke siht in wankelm gemüete: ez kumet von ir güete. man mac sus übel gemüete wol bekêren ze güete unde niht von güete bringen ze übelem gemüete. diu wandelunge diu ist guot : ir dehéin ouch anders niht entuot. 1865 1870 1875 1880 erkorn, für die besten geschätzt; unter den besten ausgesucht. — 1857 sit gemant, lasst euch mahnen. — durch daz, deshalb. — 1859 áne strît, ohne daſs darum gekämpft wird; ohne Schwertstreich, leichten Kaufs. — 1860 sich der wer warnen, sich zur Abwehr rüsten, auf die Vertheidigung denken. — enzît, bei Zeiten. — 1862 niuwan durch guot, nur in guter Absicht. 1863 Swie, wie auch, utcunque; obwohl. — 1864 undersagen, gesprächs- weise sagen, mittheilen. — 1867 widerreden, dagegen reden, nicht zugeben. — durch ir muot, aus Eigensinn; vgl. zu Gregor 3638. — 1869 brechen, nicht halten. — 1870 das was sie vorher verreden, nicht zu thun erklärt haben. — 1871 das macht ihnen gar mancher zum Vorwurf. — 1872 só vgl. Anm. zu 1371 und 1854. — 1873 er missetuot hier = er missesaget, falsch urtheilen, irren. — 1874 unstœtekeit, Unbeständigkeit. — 1877 wankel adj., schwankend ; w. gemüete, Wankelmuth, schwankende Haltung. — 1881 unde niht, aber nicht. — 1883 wandelunge, Umwandlung. — 1884 auch ist keine unter ihnen, die anders handelte. —
LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 67 die ie wurden geborn. vrouwe, durch daz sît gemant, welt ir den brunnen und daz lant niht verliesen âne strît, sô warnet iuch der wer enzît und lât iuwern swæren muot. ichn râtez iu niuwan durch guot.» 1860 S. 77 Swie sî ir die wârheit ze rehte hete underseit und sî sich des wol verstuont, doch tete sî sam diu wip tuont: si widerredent durch ir muot daz sî doch ofte dunket guot. daz sî sô dicke brechent diu dinc diu si versprechent, da schiltet si vil maneger mite: sô dunketz mich ein guot site. er missetuot, der daz seit, ez mache ir unstætekeit: ich weiz baz wâ von ez geschiht, daz man si alsó dicke siht in wankelm gemüete: ez kumet von ir güete. man mac sus übel gemüete wol bekêren ze güete unde niht von güete bringen ze übelem gemüete. diu wandelunge diu ist guot : ir dehéin ouch anders niht entuot. 1865 1870 1875 1880 erkorn, für die besten geschätzt; unter den besten ausgesucht. — 1857 sit gemant, lasst euch mahnen. — durch daz, deshalb. — 1859 áne strît, ohne daſs darum gekämpft wird; ohne Schwertstreich, leichten Kaufs. — 1860 sich der wer warnen, sich zur Abwehr rüsten, auf die Vertheidigung denken. — enzît, bei Zeiten. — 1862 niuwan durch guot, nur in guter Absicht. 1863 Swie, wie auch, utcunque; obwohl. — 1864 undersagen, gesprächs- weise sagen, mittheilen. — 1867 widerreden, dagegen reden, nicht zugeben. — durch ir muot, aus Eigensinn; vgl. zu Gregor 3638. — 1869 brechen, nicht halten. — 1870 das was sie vorher verreden, nicht zu thun erklärt haben. — 1871 das macht ihnen gar mancher zum Vorwurf. — 1872 só vgl. Anm. zu 1371 und 1854. — 1873 er missetuot hier = er missesaget, falsch urtheilen, irren. — 1874 unstœtekeit, Unbeständigkeit. — 1877 wankel adj., schwankend ; w. gemüete, Wankelmuth, schwankende Haltung. — 1881 unde niht, aber nicht. — 1883 wandelunge, Umwandlung. — 1884 auch ist keine unter ihnen, die anders handelte. —
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68 III. ABENTEUER, S. 78 swer in danne unstæte giht, des volgære enbin ich niht: ich wil in niuwan guotes jehen. allez guot müez in geschehen. Diu vrouwe jæmerlîchen sprach: «nû clage ich gote mîn ungemach, daz ich nû niht ersterben mac. daz ich iemer deheinen tac nâch mînem herren leben sol, dâ mite enist mir doch niht wol. und möht ich umben tôt min leben âne houbetsünde gegeben, des wurd ich schiere gewert, od ichn vúnde mezzer noch swert. ob ich des niht gerâten kan ichn müeze mit einem andern man mînes herren wandel hân, sone wilz diu werlt sô niht verstân, als ez doch gote ist erkant: der weiz wol, ob mîn lant mit mir bevridet wære, daz ichs benamen enbære. nu rât mir, liebe, waz ich tuo, hoeret dehein rât dâ zuo. sît ich ân einen vrumen man min lant niht bevriden kan, so gewinne ich gerne einen, und anders deheinen, den ich só vrumen erkande, daz er mînem lande 1.890 1895 1900 1905 1910 1885 1885 unstate fem. = unstatekeit. — einem jehen eines d., einem etwas nach- reden, vorwerfen. — 1886 volgare masc., der welcher beistimmt: dem stimme ich nicht bei. — 1888 müez, möge. 1889 jœemerlîchen adv., leidvoll, jammernd. — 1892 iemer deheinen tac, auch nur noch einen Tag, noch einen Tag länger. — 1896 houbetsünde, großse Sünde. — 1897 der (nämlich der Tod) würde mir sogleich gewährt. werden, den würde ich bald haben können. — 1898 od ichn vunde, es wäre denn daf ich nicht fände; vgl. zu Erec 1269. — 1899 gerâten eines d., eines Dinges entrathen, entbehren. — ob, wenn, ebenso in V. 1904. — 1901 wandel masc., Umtausch, Ersatz; sînes herren wandel hân mit einem andern man, seinen Herrn vertauschen mit, ersetzen durch einen andern Mann. — 1903 gote ist erkant, Gott ist bekannt, Gott weißs. — 1905 be- vriden, schützen, sichern. — 1906 dafs ich unter allen Umständen (oder: sicherlich) darauf verzichten, es aufgeben müsste. — 1908 « wenn sich etwas dazu rathen lässt». B. — 1912 und sonst keinen weiter, aber keinen andern, aber nur einen solchen. — 1913 den ich für so tapfer erkennen würde. —
68 III. ABENTEUER, S. 78 swer in danne unstæte giht, des volgære enbin ich niht: ich wil in niuwan guotes jehen. allez guot müez in geschehen. Diu vrouwe jæmerlîchen sprach: «nû clage ich gote mîn ungemach, daz ich nû niht ersterben mac. daz ich iemer deheinen tac nâch mînem herren leben sol, dâ mite enist mir doch niht wol. und möht ich umben tôt min leben âne houbetsünde gegeben, des wurd ich schiere gewert, od ichn vúnde mezzer noch swert. ob ich des niht gerâten kan ichn müeze mit einem andern man mînes herren wandel hân, sone wilz diu werlt sô niht verstân, als ez doch gote ist erkant: der weiz wol, ob mîn lant mit mir bevridet wære, daz ichs benamen enbære. nu rât mir, liebe, waz ich tuo, hoeret dehein rât dâ zuo. sît ich ân einen vrumen man min lant niht bevriden kan, so gewinne ich gerne einen, und anders deheinen, den ich só vrumen erkande, daz er mînem lande 1.890 1895 1900 1905 1910 1885 1885 unstate fem. = unstatekeit. — einem jehen eines d., einem etwas nach- reden, vorwerfen. — 1886 volgare masc., der welcher beistimmt: dem stimme ich nicht bei. — 1888 müez, möge. 1889 jœemerlîchen adv., leidvoll, jammernd. — 1892 iemer deheinen tac, auch nur noch einen Tag, noch einen Tag länger. — 1896 houbetsünde, großse Sünde. — 1897 der (nämlich der Tod) würde mir sogleich gewährt. werden, den würde ich bald haben können. — 1898 od ichn vunde, es wäre denn daf ich nicht fände; vgl. zu Erec 1269. — 1899 gerâten eines d., eines Dinges entrathen, entbehren. — ob, wenn, ebenso in V. 1904. — 1901 wandel masc., Umtausch, Ersatz; sînes herren wandel hân mit einem andern man, seinen Herrn vertauschen mit, ersetzen durch einen andern Mann. — 1903 gote ist erkant, Gott ist bekannt, Gott weißs. — 1905 be- vriden, schützen, sichern. — 1906 dafs ich unter allen Umständen (oder: sicherlich) darauf verzichten, es aufgeben müsste. — 1908 « wenn sich etwas dazu rathen lässt». B. — 1912 und sonst keinen weiter, aber keinen andern, aber nur einen solchen. — 1913 den ich für so tapfer erkennen würde. —
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LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 69 guoten vride bære und doch mîn man niht wære.» 1915 S. 79 Si sprach: «daz si iu widerseit. wer wær der sich sô grôz arbeit iemer genæeme durch iuch an, erne wære danne iuwer man ? ir sprechet als ein wip. gebt ir im guot unde lîp, ir mugt ez dannoch heizen guot, obe erz willeclîchen tuot. nû habent ir schoene unde jugent, geburt rîcheit unde tugent und mugt ein alsô biderben man wol gewinnen, ób es iu got gan. nûne weint niht mère und gedénkt an iuwer êre: zwâre, vrouwe, des ist nôt, mîn herre ist vür sich einen tôt: waent ir, daz elliu vrümekeit mit im ze grabe si geleit?" zwâre des enist niht, wan man noch hundert riter siht, die alle tiurre sint dan er ze swerte ze schilte und ze sper.» 1920 1925 1930 1935 «Dû hâst zwâre misseseit!» “vrouwe, ich hân die wârheit.» «der zeige mir doch einen!» «liezet ir iuwer weinen, deiswâr ich vunde in harte wol." ichn weiz waz ich dir tuon sol: wan ez dúnket mich unmügelich. 1940 1945 1915 vride bern, Schutz gewähren. 1919 sich die arbeit an nemen, sich der Mühe unterziehen. — 1921 «ihr kennt die Männer nicht, beurtheilt sie nach euch o. B. — 1923 ihr habt selbst dann noch von Glück zu sagen; könnt es dann noch ein Glück nennen. — 1925 schœne fem., Schönheit. — 1927 ein alsô biderben, einen ebenso guten, braven (als der verstorbene war). — 1928 gan, gönnt, von gunnen. — 1932 vür sich einen, für sich allein, ohne daſ mit ihm zugleich die Tapferkeit ausgestorben wäre. — 1937 tiurre (Comparativ), theurer, besser. — 1938 ze, in Hinsicht auf, was anbelangt. 1939 missesagen, falsch, nicht wahr reden. — 1940 ich hân = ich hân geseit; vgl. zu Erec 3879 u. 5945. — 1941 der — einen, von diesen (tapfern Männern) — einen. — 1943 harte wol, sehr leicht, bald. — 1944 waz ich dir tuon sol, was ich dir erwidern, wie ich mich gegen dich verhalten soll. —
LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 69 guoten vride bære und doch mîn man niht wære.» 1915 S. 79 Si sprach: «daz si iu widerseit. wer wær der sich sô grôz arbeit iemer genæeme durch iuch an, erne wære danne iuwer man ? ir sprechet als ein wip. gebt ir im guot unde lîp, ir mugt ez dannoch heizen guot, obe erz willeclîchen tuot. nû habent ir schoene unde jugent, geburt rîcheit unde tugent und mugt ein alsô biderben man wol gewinnen, ób es iu got gan. nûne weint niht mère und gedénkt an iuwer êre: zwâre, vrouwe, des ist nôt, mîn herre ist vür sich einen tôt: waent ir, daz elliu vrümekeit mit im ze grabe si geleit?" zwâre des enist niht, wan man noch hundert riter siht, die alle tiurre sint dan er ze swerte ze schilte und ze sper.» 1920 1925 1930 1935 «Dû hâst zwâre misseseit!» “vrouwe, ich hân die wârheit.» «der zeige mir doch einen!» «liezet ir iuwer weinen, deiswâr ich vunde in harte wol." ichn weiz waz ich dir tuon sol: wan ez dúnket mich unmügelich. 1940 1945 1915 vride bern, Schutz gewähren. 1919 sich die arbeit an nemen, sich der Mühe unterziehen. — 1921 «ihr kennt die Männer nicht, beurtheilt sie nach euch o. B. — 1923 ihr habt selbst dann noch von Glück zu sagen; könnt es dann noch ein Glück nennen. — 1925 schœne fem., Schönheit. — 1927 ein alsô biderben, einen ebenso guten, braven (als der verstorbene war). — 1928 gan, gönnt, von gunnen. — 1932 vür sich einen, für sich allein, ohne daſ mit ihm zugleich die Tapferkeit ausgestorben wäre. — 1937 tiurre (Comparativ), theurer, besser. — 1938 ze, in Hinsicht auf, was anbelangt. 1939 missesagen, falsch, nicht wahr reden. — 1940 ich hân = ich hân geseit; vgl. zu Erec 3879 u. 5945. — 1941 der — einen, von diesen (tapfern Männern) — einen. — 1943 harte wol, sehr leicht, bald. — 1944 waz ich dir tuon sol, was ich dir erwidern, wie ich mich gegen dich verhalten soll. —
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70 III. ABENTEUER, sich, got der gebezzer dich, ob dů mir nú liegest und mich gerne triegest.» S. 80 «Vrouwe, hân ich iu gelogen, sô bin ich selbe betrogen. nû bin ich ie mit iu gewesen und sol ouch noch mit iu genesen: verriete ich iuch, waz wurde mîn? nu müezt ir min rihtære sîn: nu erteilet mir (ir sît ein wîp), swâ zwêne vehtent umbe den lip, weder tiurre si der dâ gesiget ode der dâ sigelôs geliget.» «der da gesigt, sô wan ich.» «vrouwe, ezn ist niht wænlich: wan ez ist gar diu wârheit. als ich iu nû hân geseit, rehte alsô hât ein man gesiget mînem herren an. daz wil ich wol mit iu gehaben: wan ir hânt in begraben. ich geziuges nû genuoc, der in dâ jagte unde sluoc, der ist der tiurer gewesen: mîn herre ist tôt, und er genesen.» 1955 1960 1965 1950 1970 Daz was ir ein herzeleit, daz si deheiner vrümekeit 1946 sich imper. von sehen. — 1948 gerne, möglicherweise, etwa. 1951 ie, früher immer. — 1952 ouch noch, auch ferner noch. — 1953 waz wurde mîn, «was sollte aus mir werden?" B., oder: was hätte ich davon ? die Redensart ist nicht selten; vgl. Frommann zu Herbort 9644 ; Genesis 57, 38; Servatius 3526; Hohes Lied ed. J. Haupt 11, 19; Pfaffenleben 49; Stricker XII, 11; sonst bedeutet werden mit dem Genetiv: einem zu Theil werden, unter eine Menge gerathen, zu etwas gerechnet werden; vgl. Haupt's Zeitschr. 8, 296, 756; Mystiker I, 353, 27; 355, 38. — 1855 erteilen, urtheilen, entscheiden. — wîp steht hier vielleicht im Gegensatze zu maget, daher könnte ir sît ein wîp soviel heißen als: ihr seid gegen mich gehalten ein Weib, seid erfahrener und urtheilsfähiger. — 1957 weder, welcher von beiden. — 1960 wœnlich, auf blofer Vermuthung beruhend. — 1963 rehte alsô, gerade so. — 1965 darin getraue ich mir (ich wil wol) euch gegen- über (mit iu eigentlich : im Streite mit euch) Recht zu behalten (gehaben). — 1967 ich kann hinreichende Zeugnisse, Beweise darüber bringen. 1972—73 daſs sie jemand einen Vorzug beimaß vor ihrem Ehegemahl;
70 III. ABENTEUER, sich, got der gebezzer dich, ob dů mir nú liegest und mich gerne triegest.» S. 80 «Vrouwe, hân ich iu gelogen, sô bin ich selbe betrogen. nû bin ich ie mit iu gewesen und sol ouch noch mit iu genesen: verriete ich iuch, waz wurde mîn? nu müezt ir min rihtære sîn: nu erteilet mir (ir sît ein wîp), swâ zwêne vehtent umbe den lip, weder tiurre si der dâ gesiget ode der dâ sigelôs geliget.» «der da gesigt, sô wan ich.» «vrouwe, ezn ist niht wænlich: wan ez ist gar diu wârheit. als ich iu nû hân geseit, rehte alsô hât ein man gesiget mînem herren an. daz wil ich wol mit iu gehaben: wan ir hânt in begraben. ich geziuges nû genuoc, der in dâ jagte unde sluoc, der ist der tiurer gewesen: mîn herre ist tôt, und er genesen.» 1955 1960 1965 1950 1970 Daz was ir ein herzeleit, daz si deheiner vrümekeit 1946 sich imper. von sehen. — 1948 gerne, möglicherweise, etwa. 1951 ie, früher immer. — 1952 ouch noch, auch ferner noch. — 1953 waz wurde mîn, «was sollte aus mir werden?" B., oder: was hätte ich davon ? die Redensart ist nicht selten; vgl. Frommann zu Herbort 9644 ; Genesis 57, 38; Servatius 3526; Hohes Lied ed. J. Haupt 11, 19; Pfaffenleben 49; Stricker XII, 11; sonst bedeutet werden mit dem Genetiv: einem zu Theil werden, unter eine Menge gerathen, zu etwas gerechnet werden; vgl. Haupt's Zeitschr. 8, 296, 756; Mystiker I, 353, 27; 355, 38. — 1855 erteilen, urtheilen, entscheiden. — wîp steht hier vielleicht im Gegensatze zu maget, daher könnte ir sît ein wîp soviel heißen als: ihr seid gegen mich gehalten ein Weib, seid erfahrener und urtheilsfähiger. — 1957 weder, welcher von beiden. — 1960 wœnlich, auf blofer Vermuthung beruhend. — 1963 rehte alsô, gerade so. — 1965 darin getraue ich mir (ich wil wol) euch gegen- über (mit iu eigentlich : im Streite mit euch) Recht zu behalten (gehaben). — 1967 ich kann hinreichende Zeugnisse, Beweise darüber bringen. 1972—73 daſs sie jemand einen Vorzug beimaß vor ihrem Ehegemahl;
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LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 71 s. S1 iemen vür ir herren jach. mit unsiten si ir susprach und hiez si enwec strîchen: sine woltes nemelîchen nimmer mêré gesehen. si sprach: «mir mac wol geschehen von minen triuwen arbeit und doch nimmer dehein herzeleit, wan ich sî gerne liden wil. zwâre ich bin gerner vil durch mîne triuwe vertriben dan mit untriwen beliben. vrowe, nu gên ich von iu hin, und sô ich hin vertriben bin, sô nemt durch got in iuwern muot waz iu sî nütze unde guot. daz ich iu gerâten hân, daz hân ich gar durch guot getân: und got vüege iu heil und êre, gesehe ich iuch nimmer mêre.» Sus stuont si ûf und gienc dan zuo dem verborgen man. dem brâhtes boesiu mære, daz ir vrouwe ware unbekêriges muotes: sine kunde sî deheines guotes mit nihte überwinden: sine möhte dâ niht vinden niuwan zorn unde drô. des wart der herre unvrô. 1980 1985 1990 1995 1975 2000 Diu maget und her Iwein begunden ahten under in zwein, iemen ist Dativ; vgl. zu 1855. — 1974 mit unsiten, in aufgebrauchtem, un- freundlichem Tone. — 1975 enwec, hinweg. — strîchen stv., eilen, sich scheren. — 1976 nemelichen adv., ausdrücklich; durchaus. — 1979 von mînen triuwen, von meiner treuen Anhänglichkeit, Ergebenheit. — arbeit, «Mühe und Noth.» B. — 1880 und doch, aber doch. — 1982 gerner vil, viel lieber. — 1987 in sînen muot nemen, zu Herzen nehmen, beherzigen, in Erwägung ziehen. 1997 uubekéric, unbeweglich, unbeugsam, hart. — 1998 kunde, könnte. — 1999 überwinden einen eines d., einen zu etwas vermögen. 20 (ahten, überlegen, es füt gut halten. — under in zwein, beide mit einander.
LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 71 s. S1 iemen vür ir herren jach. mit unsiten si ir susprach und hiez si enwec strîchen: sine woltes nemelîchen nimmer mêré gesehen. si sprach: «mir mac wol geschehen von minen triuwen arbeit und doch nimmer dehein herzeleit, wan ich sî gerne liden wil. zwâre ich bin gerner vil durch mîne triuwe vertriben dan mit untriwen beliben. vrowe, nu gên ich von iu hin, und sô ich hin vertriben bin, sô nemt durch got in iuwern muot waz iu sî nütze unde guot. daz ich iu gerâten hân, daz hân ich gar durch guot getân: und got vüege iu heil und êre, gesehe ich iuch nimmer mêre.» Sus stuont si ûf und gienc dan zuo dem verborgen man. dem brâhtes boesiu mære, daz ir vrouwe ware unbekêriges muotes: sine kunde sî deheines guotes mit nihte überwinden: sine möhte dâ niht vinden niuwan zorn unde drô. des wart der herre unvrô. 1980 1985 1990 1995 1975 2000 Diu maget und her Iwein begunden ahten under in zwein, iemen ist Dativ; vgl. zu 1855. — 1974 mit unsiten, in aufgebrauchtem, un- freundlichem Tone. — 1975 enwec, hinweg. — strîchen stv., eilen, sich scheren. — 1976 nemelichen adv., ausdrücklich; durchaus. — 1979 von mînen triuwen, von meiner treuen Anhänglichkeit, Ergebenheit. — arbeit, «Mühe und Noth.» B. — 1880 und doch, aber doch. — 1982 gerner vil, viel lieber. — 1987 in sînen muot nemen, zu Herzen nehmen, beherzigen, in Erwägung ziehen. 1997 uubekéric, unbeweglich, unbeugsam, hart. — 1998 kunde, könnte. — 1999 überwinden einen eines d., einen zu etwas vermögen. 20 (ahten, überlegen, es füt gut halten. — under in zwein, beide mit einander.
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72 III. ABENTEUER, S. 82 daz siz noch versuochten baz, ob sich ir vrouwen haz bekêrte mit güete ze senfterem gemüete. 2005 S. 83 Dô diu vrouwe ir magt vertreip und si eine beleip, do begunde si sêre riuwen, daz si ir grôzen triuwen wider sî sô sêre engalt, wand si ir vluochet und si schalt. si gedâhte: «waz hân ich getân! ich solte si geniezen lân, daz si mir wol gedienet hât. ich weiz wol daz si mir den rât niuwan durch alle triuwe tete. swâ ich gevolget ir bete, daz enwart mir nie leit, und hât mir ouch nu wâr geseit. ich erkénn nu lange wol ir muot: si ist getriuwe unde guot. ich hân si übele lâzen. ich möhte wol verwâzen mîne zornige site: wan dâ gewinnet niemen mite niuwan schande unde schaden. ich solte si her wider laden: daz kome mir vil lîhte baz. ich was ir âne schult gehaz. min herre was biderbe gnuoc : aber jener der in dâ sluoc, der muose tiurre sîn dan er: erne het in anders her niht mit gewalt gejagt. si hât mir dar an wâr gesagt. 2015 2020 2025 2030 2035 2010 2012—13 daſs sie (=Lunete) für ihre treue Ergebenheit gegen sie (= Laudine) so sehr büßen, leiden muſste. — 2019 niuwan durch alle triuwe, durchaus nur aus Liebe, Anhänglichkeit. — 2021 das hatte ich niemals zu bereuen. — 2025 ich habe übel gehandelt, dals ich sie entlassen habe. — 2026 verwâzen stv., verwünschen, verfluchen. — 2027 zornige site (pl.), zorniges Wesen, Reizbarkeit, Aufgebrachtheit. — 2030 her wider laden, wieder her�, zurückrufen lassen. — 2031 das wäre mir vielleicht dienlicher, kame mir mehr zu Statten.
72 III. ABENTEUER, S. 82 daz siz noch versuochten baz, ob sich ir vrouwen haz bekêrte mit güete ze senfterem gemüete. 2005 S. 83 Dô diu vrouwe ir magt vertreip und si eine beleip, do begunde si sêre riuwen, daz si ir grôzen triuwen wider sî sô sêre engalt, wand si ir vluochet und si schalt. si gedâhte: «waz hân ich getân! ich solte si geniezen lân, daz si mir wol gedienet hât. ich weiz wol daz si mir den rât niuwan durch alle triuwe tete. swâ ich gevolget ir bete, daz enwart mir nie leit, und hât mir ouch nu wâr geseit. ich erkénn nu lange wol ir muot: si ist getriuwe unde guot. ich hân si übele lâzen. ich möhte wol verwâzen mîne zornige site: wan dâ gewinnet niemen mite niuwan schande unde schaden. ich solte si her wider laden: daz kome mir vil lîhte baz. ich was ir âne schult gehaz. min herre was biderbe gnuoc : aber jener der in dâ sluoc, der muose tiurre sîn dan er: erne het in anders her niht mit gewalt gejagt. si hât mir dar an wâr gesagt. 2015 2020 2025 2030 2035 2010 2012—13 daſs sie (=Lunete) für ihre treue Ergebenheit gegen sie (= Laudine) so sehr büßen, leiden muſste. — 2019 niuwan durch alle triuwe, durchaus nur aus Liebe, Anhänglichkeit. — 2021 das hatte ich niemals zu bereuen. — 2025 ich habe übel gehandelt, dals ich sie entlassen habe. — 2026 verwâzen stv., verwünschen, verfluchen. — 2027 zornige site (pl.), zorniges Wesen, Reizbarkeit, Aufgebrachtheit. — 2030 her wider laden, wieder her�, zurückrufen lassen. — 2031 das wäre mir vielleicht dienlicher, kame mir mehr zu Statten.
Strana 73
LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 73 Swer er ist der in sluoc, wider den hân ich schulde genuoc, daz ich im vîent si: ouch stêt unschulde dâ bî, der ez ze rehte wil verstân: er hât ez werende getân. min herre wolt in hân erslagen: het er im daz durch mich vertragen und het in lâzen genesen, sô wæere ich im ze liep gewesen: wan sô warer selbe tôt. daz er in sluoc, des gie im nôt. » 2040 2045 2050 Sus brâht siz in ir gemüete ze suone und ze güete, und machte in unschuldic wider si. dô was gereit dâ bî diu gewaltige Minne, ein rehtiu süenæerinne under manne und under wîbe. si gedâhte : «mit mînem libe mac ich den brunnen niht erwern: mich muoz ein biderbe man nern, ode ich bin benamen verlorn. weizgot ich lâze mînen zorn, 2055 2060 2040 gegen den habe ich Ursache, Grund genug. — 2042 doch lässt sich daneben seine Unschuld nicht leugnen. — 2043 der, wenn jemand, wenn man. — ze rehte vgl. zu V. 248. — 2044 werende, sich wehrend, aus Nothwehr. — 2048 ze liep, allzu lieb : so wäre ihm die Rücksicht auf mich zum Nachtheil gewesen. — 2050 des gie im nôt, dazu trieb ihn die Noth, das musste er thun. 2052 ez ze suone bringen, eine Aussöhnung zu Stande bringen. —2053 ist nach Lachmann verderbt; er hat dafür gesetzt: und machte im unschult wider sî, erließs, vergab ihm die Schuld, die er ihr gegenüber hatte; im mhd. Wörterbuche 2b, 186b, 18 wird vorgeschlagen und machte in unschult (= unschuldic) wider sî. Das letztere würde der Uberlieferung am nächsten kommen, wenn das Adjectiv unschult für die Zeit Hartmann’s sich nach- weisen liefse. Vielleicht haben die alten Abschreiber an dem Zeitworte unschuldigen (= von der Schuld reinigen) Anstofs genommen, sodafs es ur- sprünglich hiefs und unschuldigte in wider sî; vgl. darüber außser den Stellen im mhd. Wörterbuche noch Diemer im Wörterbuche zu Genesis und Exodus, S. 246, Pfeiffer's Altdeutsches Ubungsbuch 177, 36 -37, Vilmar, Die zwei Recensionen der Weltchronik Rudolf’s, S. 25. Oder vielmehr man hat zu lesen : und (sc. brâhte in) ze unschulden wider sî, d. h. bewirkte daſs er ihr gegenüber unschuldig erschien; vgl. Warnung 3544 mant den schephœre, Daz er iuwer sünden swœere Mit antlâze geringe Und iuch ze unschulden bringe, dazu die Redensart einen ze unschulden sagen = absol- vere in der Rabenschlacht 1132. — 2054 gereit, bereit, zur Hand. — 2056 süenœerinne, Sühnerin, Sühnestifterin. — 2059 erwern, behaupten, ver- theidigen. — 2060 nern, erretten, helfen. —
LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 73 Swer er ist der in sluoc, wider den hân ich schulde genuoc, daz ich im vîent si: ouch stêt unschulde dâ bî, der ez ze rehte wil verstân: er hât ez werende getân. min herre wolt in hân erslagen: het er im daz durch mich vertragen und het in lâzen genesen, sô wæere ich im ze liep gewesen: wan sô warer selbe tôt. daz er in sluoc, des gie im nôt. » 2040 2045 2050 Sus brâht siz in ir gemüete ze suone und ze güete, und machte in unschuldic wider si. dô was gereit dâ bî diu gewaltige Minne, ein rehtiu süenæerinne under manne und under wîbe. si gedâhte : «mit mînem libe mac ich den brunnen niht erwern: mich muoz ein biderbe man nern, ode ich bin benamen verlorn. weizgot ich lâze mînen zorn, 2055 2060 2040 gegen den habe ich Ursache, Grund genug. — 2042 doch lässt sich daneben seine Unschuld nicht leugnen. — 2043 der, wenn jemand, wenn man. — ze rehte vgl. zu V. 248. — 2044 werende, sich wehrend, aus Nothwehr. — 2048 ze liep, allzu lieb : so wäre ihm die Rücksicht auf mich zum Nachtheil gewesen. — 2050 des gie im nôt, dazu trieb ihn die Noth, das musste er thun. 2052 ez ze suone bringen, eine Aussöhnung zu Stande bringen. —2053 ist nach Lachmann verderbt; er hat dafür gesetzt: und machte im unschult wider sî, erließs, vergab ihm die Schuld, die er ihr gegenüber hatte; im mhd. Wörterbuche 2b, 186b, 18 wird vorgeschlagen und machte in unschult (= unschuldic) wider sî. Das letztere würde der Uberlieferung am nächsten kommen, wenn das Adjectiv unschult für die Zeit Hartmann’s sich nach- weisen liefse. Vielleicht haben die alten Abschreiber an dem Zeitworte unschuldigen (= von der Schuld reinigen) Anstofs genommen, sodafs es ur- sprünglich hiefs und unschuldigte in wider sî; vgl. darüber außser den Stellen im mhd. Wörterbuche noch Diemer im Wörterbuche zu Genesis und Exodus, S. 246, Pfeiffer's Altdeutsches Ubungsbuch 177, 36 -37, Vilmar, Die zwei Recensionen der Weltchronik Rudolf’s, S. 25. Oder vielmehr man hat zu lesen : und (sc. brâhte in) ze unschulden wider sî, d. h. bewirkte daſs er ihr gegenüber unschuldig erschien; vgl. Warnung 3544 mant den schephœre, Daz er iuwer sünden swœere Mit antlâze geringe Und iuch ze unschulden bringe, dazu die Redensart einen ze unschulden sagen = absol- vere in der Rabenschlacht 1132. — 2054 gereit, bereit, zur Hand. — 2056 süenœerinne, Sühnerin, Sühnestifterin. — 2059 erwern, behaupten, ver- theidigen. — 2060 nern, erretten, helfen. —
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74 III. ABENTEUER, S. 84 ob ez sich gevügen kan, und engér niuwan des selben man, der mir den wirt erslagen hât. ob ez anders umbe in stât alsô rehte und alsô wol, daz ich im mîn gunnen sol, sô muoz er mich mit triuwen ergetzen mîner riuwen und muoz mich deste baz hân, daz er mir leide hât getân.» 2065 2070 Daz sî ir magt ie leit gesprach, daz was ir alsô ungemach, daz siz vil sêre clagte. morgen, dô ez tagte, dô kom si wider gegangen und wart baz enpfangen danne si verlâzen wære. ir benam diu vrouwe ir swære mit guotem antpfange. sine saz bî ir niht lange, unz sî si vrâgen began. sî sprach: «durch got, wer ist der man, den dû mir gester lobtest (ich wæne dû niht tobtest: wan ez entohte deheinem zagen), der mînen herren hât erslagen? hât er die geburt und die jugent und dâ zuo ander die tugent, daz er mir ze herren zimt, s. 85 und swenn ez diu werlt vernimt, 2075 2080 2085 2090 2064 ich enger niuwan, ich begehre nach nichts als. — 2065 der wirt,, der Hausherr, Ehegemahl. — 2066—67 wenn es sonst mit ihm so gut steht. — 2068 gunnen mit dat. und gen., einem etwas gönnen, willig gewähren, gern überlassen. — 2070 einen ergetzen sîner riuwen, einen seine Schmer- zen, seine Trauer vergessen lassen, ihn dafür entschädigen. — 2071 deste baz hân, um so besser halten, behandeln. — 2072 daz, dafür daſs. 2073 einem leit gesprechen, einem durch Worte Leid zufügen. — 2075 ez clagen, es beklagen. — 2077 sí= Lunete. — 2079 verlâzen, entlassen. — 2081 antpfanc, der Empfang, die Aufnahme. — 2085 gester, gestern. — 2086 dû niht tobtest, «du urtheiltest richtig», B.; toben hier soviel als: falsch urtheilen. — 2090 ander die: zu dieser seltenen Wortstellung vgl. Erec 9916 und ander die massenîe (nach der Hs., von Haupt geändert in u. d'ander m.); Germania 17, 342, 5 und andire die furstin; 350, 25 unt andire die apostoli; Ordensbuch der Brüder vom d. K. ed. Schönhuth S. 5 andere die hôhe herren; schon in Willirams H. Liede 75, 15—16 an- deren then populum u. andere thie mœnia; 31, 13 ander daz lued ; geläufiger ist ander iemen, ander zwén, ander mîn. — 2092 swenne, sobald als. —
74 III. ABENTEUER, S. 84 ob ez sich gevügen kan, und engér niuwan des selben man, der mir den wirt erslagen hât. ob ez anders umbe in stât alsô rehte und alsô wol, daz ich im mîn gunnen sol, sô muoz er mich mit triuwen ergetzen mîner riuwen und muoz mich deste baz hân, daz er mir leide hât getân.» 2065 2070 Daz sî ir magt ie leit gesprach, daz was ir alsô ungemach, daz siz vil sêre clagte. morgen, dô ez tagte, dô kom si wider gegangen und wart baz enpfangen danne si verlâzen wære. ir benam diu vrouwe ir swære mit guotem antpfange. sine saz bî ir niht lange, unz sî si vrâgen began. sî sprach: «durch got, wer ist der man, den dû mir gester lobtest (ich wæne dû niht tobtest: wan ez entohte deheinem zagen), der mînen herren hât erslagen? hât er die geburt und die jugent und dâ zuo ander die tugent, daz er mir ze herren zimt, s. 85 und swenn ez diu werlt vernimt, 2075 2080 2085 2090 2064 ich enger niuwan, ich begehre nach nichts als. — 2065 der wirt,, der Hausherr, Ehegemahl. — 2066—67 wenn es sonst mit ihm so gut steht. — 2068 gunnen mit dat. und gen., einem etwas gönnen, willig gewähren, gern überlassen. — 2070 einen ergetzen sîner riuwen, einen seine Schmer- zen, seine Trauer vergessen lassen, ihn dafür entschädigen. — 2071 deste baz hân, um so besser halten, behandeln. — 2072 daz, dafür daſs. 2073 einem leit gesprechen, einem durch Worte Leid zufügen. — 2075 ez clagen, es beklagen. — 2077 sí= Lunete. — 2079 verlâzen, entlassen. — 2081 antpfanc, der Empfang, die Aufnahme. — 2085 gester, gestern. — 2086 dû niht tobtest, «du urtheiltest richtig», B.; toben hier soviel als: falsch urtheilen. — 2090 ander die: zu dieser seltenen Wortstellung vgl. Erec 9916 und ander die massenîe (nach der Hs., von Haupt geändert in u. d'ander m.); Germania 17, 342, 5 und andire die furstin; 350, 25 unt andire die apostoli; Ordensbuch der Brüder vom d. K. ed. Schönhuth S. 5 andere die hôhe herren; schon in Willirams H. Liede 75, 15—16 an- deren then populum u. andere thie mœnia; 31, 13 ander daz lued ; geläufiger ist ander iemen, ander zwén, ander mîn. — 2092 swenne, sobald als. —
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LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 75 daz sî mirz niht gewîzen kan, ob ich genomen habe den man, der mînen herren hât erslagen, kanstů mir daz von im gesagen, daz mir mîn laster ist verleit mit ander sîner vrümekeit, und rætestû mirz danne, ich nim in zeinem manne.» 2095 2100 Si sprach: «ez dunket mich guot nnd gan iu wol daz ir den muot sô schône hât verkêret. ir sît mit im geêret und endurft iuchs niemer geschamen.» sî sprach: «nû sage mir sînen namen!" «er heizet her Iwein.» zehant gehullen sî in ein. si sprach: «jâ ist mir kunt sîn name nû vor maneger stunt: er ist sún, des künec Vrîênes. entriuwen ich verstênes mich nû alrêrst ein teil: und wirt er mir, sô hân ich heil. Weistů aber, geselle, rehte ob er mich welle?" «er wolte wæere ez nû geschehen." «sage, wénne mag ich in gesehen ?» 2105 2110 2115 2093 gewizen stv., zum Vorwurf machen. — 2097 verlegen, einer Sache ihr Gewicht, ihren Werth, ihre Geltung, ihre Bedeutung nehmen, indem man Anderes oder Besseres ihr gegenübersetzt; sie beseitigen, verdrängen; vgl Pfeiffer's Altdeutsche Beispiele, XXX, 31 et ist ouch klagebare, Daz sô manegje frümekeit Mit bœser fuore (Lebensweise, Gewohnheit) wirt ver- leit: Ulrich v. d. Türlin ed. Casparson 6a überkraft wolte ir tât verlegen; Eike's v. Repgow Zeitbuch 441, 9 he vorlegede dat recht = legem illam abrogavit; 460, 12 dar worden twé sibbe vorleget = duos gradus consanguini- tatis relaxavit. — 2098 ander ist unflectierter Dativ, nach alter Weise hier vor das Pronomen gesetzt ; das Wort steht in diesem Zusammenhange scheinbar pleonastisch und lässt sich im Nhd. etwa so wiedergeben : ander- seits (dafür, statt dessen) durch seine Bravheit. — 3106—7=Chrestiens 1815 «comant a non?» «mes sire Iweins.» — 2103 den muot verkêren, den Sinn ändern, sich eines Bessern besinnen. — 2108 in ein gehellen stv., einhellig sein, übereinstimmen. — 2110 vor maneger stunt, vor langer Zeit, schon längst. — 2111 künec zwischen Ar- tikel u. Namen gewöhnlich unflektiert, vgl. Fr. Pfeiffer Germania 2, 82. — 2112—13 meiner Treu! ich begreife es jetzt erst ein wenig; oder es in verstênes als Masculinum gefasst mit Beziehung auf Iwein — ich besinne mich nun erst etwas auf ihn. 2117 er möchte, es wäre schon geschehen. — 2118 wenne, wann. —
LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 75 daz sî mirz niht gewîzen kan, ob ich genomen habe den man, der mînen herren hât erslagen, kanstů mir daz von im gesagen, daz mir mîn laster ist verleit mit ander sîner vrümekeit, und rætestû mirz danne, ich nim in zeinem manne.» 2095 2100 Si sprach: «ez dunket mich guot nnd gan iu wol daz ir den muot sô schône hât verkêret. ir sît mit im geêret und endurft iuchs niemer geschamen.» sî sprach: «nû sage mir sînen namen!" «er heizet her Iwein.» zehant gehullen sî in ein. si sprach: «jâ ist mir kunt sîn name nû vor maneger stunt: er ist sún, des künec Vrîênes. entriuwen ich verstênes mich nû alrêrst ein teil: und wirt er mir, sô hân ich heil. Weistů aber, geselle, rehte ob er mich welle?" «er wolte wæere ez nû geschehen." «sage, wénne mag ich in gesehen ?» 2105 2110 2115 2093 gewizen stv., zum Vorwurf machen. — 2097 verlegen, einer Sache ihr Gewicht, ihren Werth, ihre Geltung, ihre Bedeutung nehmen, indem man Anderes oder Besseres ihr gegenübersetzt; sie beseitigen, verdrängen; vgl Pfeiffer's Altdeutsche Beispiele, XXX, 31 et ist ouch klagebare, Daz sô manegje frümekeit Mit bœser fuore (Lebensweise, Gewohnheit) wirt ver- leit: Ulrich v. d. Türlin ed. Casparson 6a überkraft wolte ir tât verlegen; Eike's v. Repgow Zeitbuch 441, 9 he vorlegede dat recht = legem illam abrogavit; 460, 12 dar worden twé sibbe vorleget = duos gradus consanguini- tatis relaxavit. — 2098 ander ist unflectierter Dativ, nach alter Weise hier vor das Pronomen gesetzt ; das Wort steht in diesem Zusammenhange scheinbar pleonastisch und lässt sich im Nhd. etwa so wiedergeben : ander- seits (dafür, statt dessen) durch seine Bravheit. — 3106—7=Chrestiens 1815 «comant a non?» «mes sire Iweins.» — 2103 den muot verkêren, den Sinn ändern, sich eines Bessern besinnen. — 2108 in ein gehellen stv., einhellig sein, übereinstimmen. — 2110 vor maneger stunt, vor langer Zeit, schon längst. — 2111 künec zwischen Ar- tikel u. Namen gewöhnlich unflektiert, vgl. Fr. Pfeiffer Germania 2, 82. — 2112—13 meiner Treu! ich begreife es jetzt erst ein wenig; oder es in verstênes als Masculinum gefasst mit Beziehung auf Iwein — ich besinne mich nun erst etwas auf ihn. 2117 er möchte, es wäre schon geschehen. — 2118 wenne, wann. —
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76 III. ABENTEUER, «vrouwe, in disen vier tagen." «ouwê, durch got waz wil dû sagen? dû machest mir den tac ze lanc. nim daz in dînen gedanc, daz ichn noch od morne gesehe. » «wie welt ir, vrowe, daz daz geschehe ? ich entroeste iuch niht dar an: sô snel ist dehein man noch niht âne gevidere, daz hin und her widere möht komen in sô kurzer vrist. ir wizzet wol wie verre ez ist.» «sô volge minem râte. mîn garzûn loufet drâte: im endet ie ze vuoz ein tac daz einer in zwein gerîten mac: ouch hilfet im der mânschîn: er lâze die naht ein tac sîn. ouch sint die tage unmâzen lanc. sag im, er hât sîn iemer danc, und daz ez im lange vrumt, ob er morgen wider kumt. heiz in rüeren diu bein, und mache vier tage ze zwein. er lâze im nu wesen gâch, unde ruowe dar nâch swie lange sô er welle. nû liebe imz, trûtgeselle.» 2125 2130 2135 2140 S. 86 2120 2145 S. 87 Si sprâch: «vrowe, daz si getân. ouch sult ir ein dinc niht lân: 2122 denke, sinne darüber nach. — 2123 noch wie in V. 1765. — 2123 morne, contrahiert aus morgene, findet sich vorzugsweise bei md. Schriftstellern, ist aber auch oberdeutschen durchaus nicht ungeläufig neben morgen, wie die Reime auf dorne, zorne, verlorne zeigen bei Ulrich Trist. 524, 9; Flore 4727, 6535; Sommer zu Flore 3322; Mhd. Wörterb. IIa, 219. — 2125 einen an etw. trœsten, (ihm sichere Hoffnung darauf geben.» B. — 2126—27 só snel ist — niht âne gevidere, daz = «nichts Ungefiedertes ist so schnell, dals es.» Lachmann. — 2128 daz= daz ez. — 2132 garzůn, Knappe, Page. — 2133—34 ein Tag reicht für ihn hin um so viel zu Fuß’ zurückzulegen, als einer sonst in zwei Tagen mit Reiten erreichen kann. — 2135 der mâne- schîn, der Mondschein. — 2136 ein tac kann als prädikativer Nominativ gefasst werden wie man sagte: lât mich der schuldige sîn; vgl. zu 2945 u. Weigand D. Wörterb. s. v. lassen. — 2137 unmâzen adv. (eigentlich dat. pl. = mit Unmaßen), überaus sehr. — 2138 er hât sîn iemer danc, es wird ihm nie vergessen. — 2139 lange, auf lange Zeit. — 2141 diu bein rüeren, die Beine in Bewegung setzen, eilen. — 2143 vgl. zu 958. — 2145 so lange als er wolle. — 2146 ez einem lieben, es einem angenehm (liep) machen; einen wozu überreden, wofür einzunehmen suchen.
76 III. ABENTEUER, «vrouwe, in disen vier tagen." «ouwê, durch got waz wil dû sagen? dû machest mir den tac ze lanc. nim daz in dînen gedanc, daz ichn noch od morne gesehe. » «wie welt ir, vrowe, daz daz geschehe ? ich entroeste iuch niht dar an: sô snel ist dehein man noch niht âne gevidere, daz hin und her widere möht komen in sô kurzer vrist. ir wizzet wol wie verre ez ist.» «sô volge minem râte. mîn garzûn loufet drâte: im endet ie ze vuoz ein tac daz einer in zwein gerîten mac: ouch hilfet im der mânschîn: er lâze die naht ein tac sîn. ouch sint die tage unmâzen lanc. sag im, er hât sîn iemer danc, und daz ez im lange vrumt, ob er morgen wider kumt. heiz in rüeren diu bein, und mache vier tage ze zwein. er lâze im nu wesen gâch, unde ruowe dar nâch swie lange sô er welle. nû liebe imz, trûtgeselle.» 2125 2130 2135 2140 S. 86 2120 2145 S. 87 Si sprâch: «vrowe, daz si getân. ouch sult ir ein dinc niht lân: 2122 denke, sinne darüber nach. — 2123 noch wie in V. 1765. — 2123 morne, contrahiert aus morgene, findet sich vorzugsweise bei md. Schriftstellern, ist aber auch oberdeutschen durchaus nicht ungeläufig neben morgen, wie die Reime auf dorne, zorne, verlorne zeigen bei Ulrich Trist. 524, 9; Flore 4727, 6535; Sommer zu Flore 3322; Mhd. Wörterb. IIa, 219. — 2125 einen an etw. trœsten, (ihm sichere Hoffnung darauf geben.» B. — 2126—27 só snel ist — niht âne gevidere, daz = «nichts Ungefiedertes ist so schnell, dals es.» Lachmann. — 2128 daz= daz ez. — 2132 garzůn, Knappe, Page. — 2133—34 ein Tag reicht für ihn hin um so viel zu Fuß’ zurückzulegen, als einer sonst in zwei Tagen mit Reiten erreichen kann. — 2135 der mâne- schîn, der Mondschein. — 2136 ein tac kann als prädikativer Nominativ gefasst werden wie man sagte: lât mich der schuldige sîn; vgl. zu 2945 u. Weigand D. Wörterb. s. v. lassen. — 2137 unmâzen adv. (eigentlich dat. pl. = mit Unmaßen), überaus sehr. — 2138 er hât sîn iemer danc, es wird ihm nie vergessen. — 2139 lange, auf lange Zeit. — 2141 diu bein rüeren, die Beine in Bewegung setzen, eilen. — 2143 vgl. zu 958. — 2145 so lange als er wolle. — 2146 ez einem lieben, es einem angenehm (liep) machen; einen wozu überreden, wofür einzunehmen suchen.
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LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 77 S. 88 besendet iuwer liute morgen unde hiute. ir næmet übele einen man, dâne waere ir rât an. swer volget guotem râte, dem misselinget spâte. swaz der man eine tuot, und enwirt ez dar nâch niht guot, sô hât er in zwei wîs verlorn: er duldet schaden und vriunde zorn.» si sprach: «trûtgeselle, ouwê, ich vürhte deiz mir niht wol ergê: ezn ist lihte niht ir rât.» «vrouwe mîn, die rede lât, irn habet niender selhen helt, ern lâze iuch nemen swen ir welt, ê er iu den brunnen bewar. diu rede ist ûz ir wege gar. ouwî sî sint des vil vrô, daz si der lantwer alsô über werden müezen: si bietent sich zuo iuwern vüezen, swenne si iuwer rede vernement, und bitent iuch daz ir in nement.» sî sprach: «nu sende den garzûn hin! die wîle wil ouch ich nâch in minen boten senden, daz wir die rede verenden." Si het in schiere besant: wan er was dâ zehant. der garzûn tete als si im beschiet, er hal sich als sî im geriet, 2155 2160 2165 2170 2175 2150 2180 2151 ir nomet übele, es wäre nicht wohl gethan, wenn ihr nähmet. — 2152 wozu sie nicht ihren Rath, ihre Zustimmung gegeben hätten. — 2154 spâte adv. (zu dem Adjectiv spæte), nicht leicht. — 2155 eine, allein, für sich allein, auf eigene Faust. — 2157 in zwei wîs, in zweierlei Hin- sicht (vgl. in drie wîs Martina 17, 48, in drie wîse Mystiker I, 280, 8). — 2158 vriunde bezeichnet hier die Verwandten und Vasallen wie im Armen Heinrich 1397 u. 1467 (vgl. 1474); oben V. 2149 hiefs es liute. — 2166 « so etwas (diu rede) liegt ganz aus ihrem Wege, fällt ihnen gar nicht ein ». B.; liegt gar nicht in ihrem Sinne. —2167 ouwí, ach! ha! — 2168 lantwer fem., Landesvertheidigung. — 2169 über werden eines d., einer Sache über- hoben werden. — müezen, sollen, dürfen, können. — 2176 verenden, zu Ende bringen. — 2178 zehant, zur Stelle, gegenwärtig, vgl. meine Bemerkung zu Erec 1308 und danach Haupt zu Erec 590 (2. Ausg.). —
LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 77 S. 88 besendet iuwer liute morgen unde hiute. ir næmet übele einen man, dâne waere ir rât an. swer volget guotem râte, dem misselinget spâte. swaz der man eine tuot, und enwirt ez dar nâch niht guot, sô hât er in zwei wîs verlorn: er duldet schaden und vriunde zorn.» si sprach: «trûtgeselle, ouwê, ich vürhte deiz mir niht wol ergê: ezn ist lihte niht ir rât.» «vrouwe mîn, die rede lât, irn habet niender selhen helt, ern lâze iuch nemen swen ir welt, ê er iu den brunnen bewar. diu rede ist ûz ir wege gar. ouwî sî sint des vil vrô, daz si der lantwer alsô über werden müezen: si bietent sich zuo iuwern vüezen, swenne si iuwer rede vernement, und bitent iuch daz ir in nement.» sî sprach: «nu sende den garzûn hin! die wîle wil ouch ich nâch in minen boten senden, daz wir die rede verenden." Si het in schiere besant: wan er was dâ zehant. der garzûn tete als si im beschiet, er hal sich als sî im geriet, 2155 2160 2165 2170 2175 2150 2180 2151 ir nomet übele, es wäre nicht wohl gethan, wenn ihr nähmet. — 2152 wozu sie nicht ihren Rath, ihre Zustimmung gegeben hätten. — 2154 spâte adv. (zu dem Adjectiv spæte), nicht leicht. — 2155 eine, allein, für sich allein, auf eigene Faust. — 2157 in zwei wîs, in zweierlei Hin- sicht (vgl. in drie wîs Martina 17, 48, in drie wîse Mystiker I, 280, 8). — 2158 vriunde bezeichnet hier die Verwandten und Vasallen wie im Armen Heinrich 1397 u. 1467 (vgl. 1474); oben V. 2149 hiefs es liute. — 2166 « so etwas (diu rede) liegt ganz aus ihrem Wege, fällt ihnen gar nicht ein ». B.; liegt gar nicht in ihrem Sinne. —2167 ouwí, ach! ha! — 2168 lantwer fem., Landesvertheidigung. — 2169 über werden eines d., einer Sache über- hoben werden. — müezen, sollen, dürfen, können. — 2176 verenden, zu Ende bringen. — 2178 zehant, zur Stelle, gegenwärtig, vgl. meine Bemerkung zu Erec 1308 und danach Haupt zu Erec 590 (2. Ausg.). —
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78 III. ABENTEUER, S. 89 wander was gemachet unde gereit zaller guote kündekeit, er kunde ir helfen liegen und âne schalkheit triegen. dô sich diu vrouwe des versach (daz doch dâ niender geschach), daz der garzûn ware under wegen, do begunde diu magt des riters pflegen als ir got iemer lône. si bât in harte schône. ouch was dâ gereit wol drier hande cleit, grâ, härmîn unde bunt: wan des was der wirt zaller stunt gewarnet als ein hövesch man, der wol des libes pflegen kan und ders ouch guote state hât: dô welte si im die besten wât unde leite in die an. des andern abents gie sî dan dâ si ir vrouwen eine vant unde machte si zehant von vröuden bleich unde rôt. si sprach: "gebent mirz botenbrôt: iuwer garzûn ist komen.» «waz mære hâstů vernomen?" «guotiu mære.» «sage doch, wie? «dâ ist ouch mîn her Iwein hie.» »wie mohter komen alsô vruo?" « dâ treip in diu liebe derzuo,» «sage durch got, wer weiz ez doch?» «vrouwe, ezn weiz niemen noch, 2185 2190 2195 2200 2 2205 2210 2 2182 kündekeit fem., Klughelt, List. — 2185 sich eines d. versehen, etwas zuversichtlich glauben, hoffen, erwarten, annehmen ; in der Meinung, dem Glauben sein. — 2189 so, dafs man ihr wünschen muſs, Gott möge es ihr ewig lohnen; vgl. 296. — 2190 bât (bâte, batte) = badete. — 2192 drier hande cleit, drei Arten, Sorten Kleider; dreierlei Gewand. — 2193 grâ, Grauwerk; härmin, Hermelin ; bunt, Buntwerk (schwarz- und weißsgefleckter Pelz); vgl. über grâ unde bunt zu den Nibel. 59, 4; Kudrun 156, 2. — 2195 des ge- warnet sîn, damit versehen sein. — 2197 state fem., Möglichkeit, Gelegen- heit; Mittel (= facultas) : und der auch dazu die geeigneten Mittel hat. — 2198 welte, wählte, von weln. — die besten wât ist Acc. sing.; wât fem. = Gewand, Kleidungsstück. — 2201 dâ, dahin wo. — 2204 botenbrôt neutr., Geschenk für Uberbringung guter Botschaft (panis missi im Ruodlieb 177, 16). — 2206 mœere ist Gen. pl., von waz abhängig. — 2208 ouch: nicht blofs gute Nachricht, auch Iwein selbst ist angekommen. — 2210 dâ, vgl. zu 490. —
78 III. ABENTEUER, S. 89 wander was gemachet unde gereit zaller guote kündekeit, er kunde ir helfen liegen und âne schalkheit triegen. dô sich diu vrouwe des versach (daz doch dâ niender geschach), daz der garzûn ware under wegen, do begunde diu magt des riters pflegen als ir got iemer lône. si bât in harte schône. ouch was dâ gereit wol drier hande cleit, grâ, härmîn unde bunt: wan des was der wirt zaller stunt gewarnet als ein hövesch man, der wol des libes pflegen kan und ders ouch guote state hât: dô welte si im die besten wât unde leite in die an. des andern abents gie sî dan dâ si ir vrouwen eine vant unde machte si zehant von vröuden bleich unde rôt. si sprach: "gebent mirz botenbrôt: iuwer garzûn ist komen.» «waz mære hâstů vernomen?" «guotiu mære.» «sage doch, wie? «dâ ist ouch mîn her Iwein hie.» »wie mohter komen alsô vruo?" « dâ treip in diu liebe derzuo,» «sage durch got, wer weiz ez doch?» «vrouwe, ezn weiz niemen noch, 2185 2190 2195 2200 2 2205 2210 2 2182 kündekeit fem., Klughelt, List. — 2185 sich eines d. versehen, etwas zuversichtlich glauben, hoffen, erwarten, annehmen ; in der Meinung, dem Glauben sein. — 2189 so, dafs man ihr wünschen muſs, Gott möge es ihr ewig lohnen; vgl. 296. — 2190 bât (bâte, batte) = badete. — 2192 drier hande cleit, drei Arten, Sorten Kleider; dreierlei Gewand. — 2193 grâ, Grauwerk; härmin, Hermelin ; bunt, Buntwerk (schwarz- und weißsgefleckter Pelz); vgl. über grâ unde bunt zu den Nibel. 59, 4; Kudrun 156, 2. — 2195 des ge- warnet sîn, damit versehen sein. — 2197 state fem., Möglichkeit, Gelegen- heit; Mittel (= facultas) : und der auch dazu die geeigneten Mittel hat. — 2198 welte, wählte, von weln. — die besten wât ist Acc. sing.; wât fem. = Gewand, Kleidungsstück. — 2201 dâ, dahin wo. — 2204 botenbrôt neutr., Geschenk für Uberbringung guter Botschaft (panis missi im Ruodlieb 177, 16). — 2206 mœere ist Gen. pl., von waz abhängig. — 2208 ouch: nicht blofs gute Nachricht, auch Iwein selbst ist angekommen. — 2210 dâ, vgl. zu 490. —
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LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 79 niuwan der garzûn unde wir.» «wan vüerstun danne her ze mir? nû genc enwec, ich beites hie.» dô diu maget nâch im gie, do gebârte si gelîche, durch ir gemelîche, als si mit boesem mære zuo im gesendet ware. si hienc daz houbet unde sprach trûreclîche, dô si in sach: 2215 2220 2 S. 90 «Ichn weiz waz ich tuon sol. mîn vrouwe weiz iuch hinne wol : ir ist ûf mich vaste zorn, ich hân ir hulde verlorn, daz ich iuch hie behalten hân, und enwil mich doch des niht erlân sîne welle iuch gesehen.» «è des niht ensüle geschehen, ich lâze mir ê nemen den lip.» «wie möhte iu den genemen ein wip?" «si hât doch volkes ein her.» «ir geneset wol âne wer: ich hân des ir sicherheit, daz iu deheiner slahte leit nû von ir mac geschehen. sî wil iuch niuwan eine sehen. ir müezet ir gevangen wesen: anders lât si iuch wol genesen.» er sprach: «si vil sælec wîp! ich wil gerne daz min lip 2225 2230 2235 22 2240 2214 wan, warum nicht. — 2215 genc enwec, geh hinweg. — es in beites ist Gen. masc.= ich erwarte ihn. — 2217 si gebarte gelîche als, sie gebärdete sich als ob. — 2218 gemelîche fem., Lustigkeit, Ausgelassenheit, schalk- haftes Wesen (Vocabularius opt. S. 34b jocus, gemellîch’= Altd. Blätter II, 199). 2224 meine Herrin weiss recht gut, gewißs, dafs ihr hier innen seid. — 2225 sie ist auf mich stark erzürnt. — 2230 —31 ehe das nicht geschehen soll, will ich mir lieber mein Leben nehmen lassen; d. h. «ich wollte eher mein Leben verlieren als sie nicht sehen» B. — 2233 volkes ein her, Leute in Menge. — 2235 sicherheit, die feierliche Zusage, das gegebene Wort: dafür bürgt mir ihr Wort, sie hat mir das feierlich zugesagt. — 2236 stahte fem., Art. — 2141 si vil sœlic wip! ist formelhafter Ausdruck des Lobes, der freudigen Bewunderung : das vortreffliche Weib! welch ein herrliches Weib! über das dem Substantiv vorgesetzte Pronomen (er, si) vgl. Pfeiffer zu Walther 25, 3.
LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 79 niuwan der garzûn unde wir.» «wan vüerstun danne her ze mir? nû genc enwec, ich beites hie.» dô diu maget nâch im gie, do gebârte si gelîche, durch ir gemelîche, als si mit boesem mære zuo im gesendet ware. si hienc daz houbet unde sprach trûreclîche, dô si in sach: 2215 2220 2 S. 90 «Ichn weiz waz ich tuon sol. mîn vrouwe weiz iuch hinne wol : ir ist ûf mich vaste zorn, ich hân ir hulde verlorn, daz ich iuch hie behalten hân, und enwil mich doch des niht erlân sîne welle iuch gesehen.» «è des niht ensüle geschehen, ich lâze mir ê nemen den lip.» «wie möhte iu den genemen ein wip?" «si hât doch volkes ein her.» «ir geneset wol âne wer: ich hân des ir sicherheit, daz iu deheiner slahte leit nû von ir mac geschehen. sî wil iuch niuwan eine sehen. ir müezet ir gevangen wesen: anders lât si iuch wol genesen.» er sprach: «si vil sælec wîp! ich wil gerne daz min lip 2225 2230 2235 22 2240 2214 wan, warum nicht. — 2215 genc enwec, geh hinweg. — es in beites ist Gen. masc.= ich erwarte ihn. — 2217 si gebarte gelîche als, sie gebärdete sich als ob. — 2218 gemelîche fem., Lustigkeit, Ausgelassenheit, schalk- haftes Wesen (Vocabularius opt. S. 34b jocus, gemellîch’= Altd. Blätter II, 199). 2224 meine Herrin weiss recht gut, gewißs, dafs ihr hier innen seid. — 2225 sie ist auf mich stark erzürnt. — 2230 —31 ehe das nicht geschehen soll, will ich mir lieber mein Leben nehmen lassen; d. h. «ich wollte eher mein Leben verlieren als sie nicht sehen» B. — 2233 volkes ein her, Leute in Menge. — 2235 sicherheit, die feierliche Zusage, das gegebene Wort: dafür bürgt mir ihr Wort, sie hat mir das feierlich zugesagt. — 2236 stahte fem., Art. — 2141 si vil sœlic wip! ist formelhafter Ausdruck des Lobes, der freudigen Bewunderung : das vortreffliche Weib! welch ein herrliches Weib! über das dem Substantiv vorgesetzte Pronomen (er, si) vgl. Pfeiffer zu Walther 25, 3.
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80 III. ABENTEUER, immer ir gevangen si und daz herze dâ bî.» Sus stuont er ûf und gie dan mit vröuden als ein sælec man und wart doch undâre enpfangen: dô er kom gegangen, weder si ensprach noch enneic. dô si alsô stille sweic, daz begunde im starke swaren, unde enweste wie gebâren, wan er saz verre hin dan und sach si bliuclîchen an. 2250 2245 s. 91 Do si beidiu swigen, dô sprach diu magt: 2255 “her Iwein, wie sît ir sô verzagt ? lebt ir ode habt ir munt? ir sprâchet doch in kurzer stunt: wenne wurdent ir ein stumbe? saget durch got, war umbe vlieht ir ein sô schone wîp? got gehazze iemer sînen lîp, der âne danc deheinen man, der selbe wol gesprechen kan, ze schonem wibe ziehe, der sî sô sêre vliehe. ir möhtent sitzen nâher baz: ich geheize iu wol daz, 2260 2265 2247 undâre adv., unpassend, ungehörig, abstoßfend, unfreundlich. (Das Adjectivum dár =« passend, tüchtig, gehörig» hat Hildebrand zu Weiske's Sachsenspiegel, S. 34, aus mnd. und md. Quellen nachgewiesen; vgl. dœrlich in der Germania 12, 94 und dœren, dœre in der Germania 17, 47 und Lexers HWört. I, 411.) — 2249 noch enneic, noch verneigte sich (neic præt. von nîgen); vgl. Eraclius ed. Graf 4152 daz er ensprach noch enneic. — 2251 swâren einem, einem schwer, drückend sein oder werden. ihn bekümmern. — 2252 zu enweste (wusste nicht) ist das Subject er aus dem vorhergehenden Satze dem Sinne nach zu ergänzen. — wie gebaren, wie er sich benehmen sollte. — 2253 verre hin dan, weit davon, weit von ihr entfernt. — 2254 bliuclîchen adv., verschämt, schüchtern, verlegen. 2258 in kurzer stunt, vor Kurzem. — 2259 wenne, wann. — ein stumbe, ein Stummer. — 2260 saget durch got, ums Himmelswillen sprecht; ich beschwöre euch sagt mir. — 2262 got gehazze in, Gott hasse, verfolge, verbanne, verdamme ihn ; ein üblicher Fluch z. B. im Eraclius 655, 1117 u. 1347; vgl. 1. Büchl. 884 und Anm. zu Erec 93. — 2263 dne danc, ver- gebens, erfolglos. — 2267 ihr könntet euch etwas näher setzen, näher heranrücken. — 2268 ich kann euch mit Sicherheit so viel vorhersagen; vgl. über geheizen zum Erec 8688, 8693; auch 994 ist wohl hierher zu ziehen. —
80 III. ABENTEUER, immer ir gevangen si und daz herze dâ bî.» Sus stuont er ûf und gie dan mit vröuden als ein sælec man und wart doch undâre enpfangen: dô er kom gegangen, weder si ensprach noch enneic. dô si alsô stille sweic, daz begunde im starke swaren, unde enweste wie gebâren, wan er saz verre hin dan und sach si bliuclîchen an. 2250 2245 s. 91 Do si beidiu swigen, dô sprach diu magt: 2255 “her Iwein, wie sît ir sô verzagt ? lebt ir ode habt ir munt? ir sprâchet doch in kurzer stunt: wenne wurdent ir ein stumbe? saget durch got, war umbe vlieht ir ein sô schone wîp? got gehazze iemer sînen lîp, der âne danc deheinen man, der selbe wol gesprechen kan, ze schonem wibe ziehe, der sî sô sêre vliehe. ir möhtent sitzen nâher baz: ich geheize iu wol daz, 2260 2265 2247 undâre adv., unpassend, ungehörig, abstoßfend, unfreundlich. (Das Adjectivum dár =« passend, tüchtig, gehörig» hat Hildebrand zu Weiske's Sachsenspiegel, S. 34, aus mnd. und md. Quellen nachgewiesen; vgl. dœrlich in der Germania 12, 94 und dœren, dœre in der Germania 17, 47 und Lexers HWört. I, 411.) — 2249 noch enneic, noch verneigte sich (neic præt. von nîgen); vgl. Eraclius ed. Graf 4152 daz er ensprach noch enneic. — 2251 swâren einem, einem schwer, drückend sein oder werden. ihn bekümmern. — 2252 zu enweste (wusste nicht) ist das Subject er aus dem vorhergehenden Satze dem Sinne nach zu ergänzen. — wie gebaren, wie er sich benehmen sollte. — 2253 verre hin dan, weit davon, weit von ihr entfernt. — 2254 bliuclîchen adv., verschämt, schüchtern, verlegen. 2258 in kurzer stunt, vor Kurzem. — 2259 wenne, wann. — ein stumbe, ein Stummer. — 2260 saget durch got, ums Himmelswillen sprecht; ich beschwöre euch sagt mir. — 2262 got gehazze in, Gott hasse, verfolge, verbanne, verdamme ihn ; ein üblicher Fluch z. B. im Eraclius 655, 1117 u. 1347; vgl. 1. Büchl. 884 und Anm. zu Erec 93. — 2263 dne danc, ver- gebens, erfolglos. — 2267 ihr könntet euch etwas näher setzen, näher heranrücken. — 2268 ich kann euch mit Sicherheit so viel vorhersagen; vgl. über geheizen zum Erec 8688, 8693; auch 994 ist wohl hierher zu ziehen. —
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LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 81 mîn vrouwe bizet iuwer niht. swem von den andern geschiht sô leide als ir ir habt getân, und sol man des genâde hân, dâ zuo hoeret bezzer lôn. ir habt den künec Ascalôn, ir vil lieben man, erslager. wer solt iu des genâde sagen? ir hât vil grôze schulde: nû suochet ouch ir hulde. nû bite wir sî beide, daz si ir leide geruoche vergezzen." done wart niht mê gesezzen: er bôt sich drâte ûf ir vuoz und suochte ir hulde unde ir gruoz als ein schuldiger man. er sprach: «ichn mac noch enkan iu gebieten mêre wandels noch êre, wan rihtet selbe über mich: swie ir welt, alsô wil ich.» 2275 2280 2285 2270 2290 S. 92 «Welt ir allez daz ich wil ?" «jâ, michn dunkets niht ze vil.» «sô nim ich iu lihte den lîp.» «swie ir gebietet, sælec wip.» «nu was hulfe danne rede lanc ? sît ir iuch âne getwanc 2295 . — — — 2269 bieet iuwer niht, beißst euch nicht; der Genetiv inwer von niht regiert. — 2270 swem, wenn einem. — 2272 eines genâde hân, mit einem Gnade haben, ihm seine Gunst, Verzeihung angedeihen lassen. Sinn von 2270—73: wenn einer von dem andern solche Kränkung erfährt wie sie sie von euch erfahren hat, so muſs man, um seine Gunst zu erlangen, ihm mehr bieten (ihm freundlicher entgegenkommen). — 2274 Ascalôn = Esclados bei Chr. von Troies = Salados bei Ritson im englischen Iwaine. — 2282 niht mé, nicht länger. — 2283 sich ûf ir vuoz bieten, sich ihr zu Füssen legen; vgl. Germania 17, 123. — 2284 und flehte, dafs sie ihm Herz und Blick wieder zuwenden möchte. — 2286 ich mac drückt mehr die äußerliche, ich kan die geistige Befähigung aus; beide zusammen formelhaft gebraucht, um den Begriff des Könnens mit Nachdruck hervorzuheben: «ich kann nicht und ich weißs nicht». B. — 2288 mêre wandels, mehr oder größern Schaden- ersatz; mêre ist substantivisch gefasst, daher mit dem Genetiv. 2293 lîhte adv., leicht möglich, möglicherweise. — 2295 nun wozu noch langes Reden; hulfe ist Præt. conj. von helfen. — 2296 getwanc masc., der Zwang. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 6
LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 81 mîn vrouwe bizet iuwer niht. swem von den andern geschiht sô leide als ir ir habt getân, und sol man des genâde hân, dâ zuo hoeret bezzer lôn. ir habt den künec Ascalôn, ir vil lieben man, erslager. wer solt iu des genâde sagen? ir hât vil grôze schulde: nû suochet ouch ir hulde. nû bite wir sî beide, daz si ir leide geruoche vergezzen." done wart niht mê gesezzen: er bôt sich drâte ûf ir vuoz und suochte ir hulde unde ir gruoz als ein schuldiger man. er sprach: «ichn mac noch enkan iu gebieten mêre wandels noch êre, wan rihtet selbe über mich: swie ir welt, alsô wil ich.» 2275 2280 2285 2270 2290 S. 92 «Welt ir allez daz ich wil ?" «jâ, michn dunkets niht ze vil.» «sô nim ich iu lihte den lîp.» «swie ir gebietet, sælec wip.» «nu was hulfe danne rede lanc ? sît ir iuch âne getwanc 2295 . — — — 2269 bieet iuwer niht, beißst euch nicht; der Genetiv inwer von niht regiert. — 2270 swem, wenn einem. — 2272 eines genâde hân, mit einem Gnade haben, ihm seine Gunst, Verzeihung angedeihen lassen. Sinn von 2270—73: wenn einer von dem andern solche Kränkung erfährt wie sie sie von euch erfahren hat, so muſs man, um seine Gunst zu erlangen, ihm mehr bieten (ihm freundlicher entgegenkommen). — 2274 Ascalôn = Esclados bei Chr. von Troies = Salados bei Ritson im englischen Iwaine. — 2282 niht mé, nicht länger. — 2283 sich ûf ir vuoz bieten, sich ihr zu Füssen legen; vgl. Germania 17, 123. — 2284 und flehte, dafs sie ihm Herz und Blick wieder zuwenden möchte. — 2286 ich mac drückt mehr die äußerliche, ich kan die geistige Befähigung aus; beide zusammen formelhaft gebraucht, um den Begriff des Könnens mit Nachdruck hervorzuheben: «ich kann nicht und ich weißs nicht». B. — 2288 mêre wandels, mehr oder größern Schaden- ersatz; mêre ist substantivisch gefasst, daher mit dem Genetiv. 2293 lîhte adv., leicht möglich, möglicherweise. — 2295 nun wozu noch langes Reden; hulfe ist Præt. conj. von helfen. — 2296 getwanc masc., der Zwang. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 6
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82 III. ABENTEUER, s. 93 in mine gewalt hât ergeben, næeme ich iu danne daz leben, daz wære harte unwîplich. her Iwein, niene verdenket mich, daz ichz von unstæte tuo, daz ich iuwer alsus vruo genâde gevangen hân. ir hât mir selch leit getân, stüende mír mîn ahte und mîn guot als ez andern vrouwen tuot, daz ich iuwer enwolde sô jâhes noch ensolde genâde gevâhen. nu muoz ich leider gâhen: wandez ist mir sô gewant, ich mac verliesen wol mîn lant hiute ode morgen. daz muoz ich ê besorgen mit einem manne der ez wer: der ist niender in mînem her, sît mir der künec ist erslagen: des muoz ich in vil kurzen tagen mir einen herren kiesen ode daz lant verliesen. Nune bite ich iuch niht vürbaz sagen, sît ir mînen herren hânt erslagen, sô sît ir wol ein sô vrum man; ob mir iuwer got gan, sô bin ich wol mit iu bewart vor aller vremder hôchvart. und geloubet mir ein mæere: 2300 2305 2310 2315 2320 2325 2300 niene verdenket mich, denkt nicht nachtheilig von mir : beurtheilt mich nicht so ungünstig, als ob ich’s aus Unbeständigkeit (Leichtsinn) thäte, dafs u. s. w. — 2303 eines genâde vâhen, einem verzeihen, ihn gnädig er- hören, gegen ihn gnädig werden; vgl. Kinzel zu Alexander 3857. — 2305 wäre ich in Bezug auf meine Lage (ahte) und mein Besitzthum so gestellt wie andere Frauen, d. h. bedürfte ich nicht eines männlichen Schutzes. — 2308 yahes (adverbialer Genetiv), eilig, hastig. — 2312 ich mac wol, ich kann leicht. — 2314 daz lant besorgen, für das Land sorgen, es bedenken. — 2316 her neutr., Volk. 2321 Nun verlange ich nicht von euch, daſs ihr mir erst noch sagt, wer und was für ein Mann ihr seid ; dafs ihr ein tüchtiger Mann seid wie ich ihn brauche, habt ihr bewiesen, denn ihr habt meinen Gemahl über- wunden; sagen fasse man im Gegensatz zu sît ir in V. 2323 — 2324 wenn Gott nichts dagegen hat, daß ich euch nehme. — 2326 hôchvart, Ubermuth, Gewalt. — 2327 ein mœre, ein Wort; «was ich euch sagen will". B. —
82 III. ABENTEUER, s. 93 in mine gewalt hât ergeben, næeme ich iu danne daz leben, daz wære harte unwîplich. her Iwein, niene verdenket mich, daz ichz von unstæte tuo, daz ich iuwer alsus vruo genâde gevangen hân. ir hât mir selch leit getân, stüende mír mîn ahte und mîn guot als ez andern vrouwen tuot, daz ich iuwer enwolde sô jâhes noch ensolde genâde gevâhen. nu muoz ich leider gâhen: wandez ist mir sô gewant, ich mac verliesen wol mîn lant hiute ode morgen. daz muoz ich ê besorgen mit einem manne der ez wer: der ist niender in mînem her, sît mir der künec ist erslagen: des muoz ich in vil kurzen tagen mir einen herren kiesen ode daz lant verliesen. Nune bite ich iuch niht vürbaz sagen, sît ir mînen herren hânt erslagen, sô sît ir wol ein sô vrum man; ob mir iuwer got gan, sô bin ich wol mit iu bewart vor aller vremder hôchvart. und geloubet mir ein mæere: 2300 2305 2310 2315 2320 2325 2300 niene verdenket mich, denkt nicht nachtheilig von mir : beurtheilt mich nicht so ungünstig, als ob ich’s aus Unbeständigkeit (Leichtsinn) thäte, dafs u. s. w. — 2303 eines genâde vâhen, einem verzeihen, ihn gnädig er- hören, gegen ihn gnädig werden; vgl. Kinzel zu Alexander 3857. — 2305 wäre ich in Bezug auf meine Lage (ahte) und mein Besitzthum so gestellt wie andere Frauen, d. h. bedürfte ich nicht eines männlichen Schutzes. — 2308 yahes (adverbialer Genetiv), eilig, hastig. — 2312 ich mac wol, ich kann leicht. — 2314 daz lant besorgen, für das Land sorgen, es bedenken. — 2316 her neutr., Volk. 2321 Nun verlange ich nicht von euch, daſs ihr mir erst noch sagt, wer und was für ein Mann ihr seid ; dafs ihr ein tüchtiger Mann seid wie ich ihn brauche, habt ihr bewiesen, denn ihr habt meinen Gemahl über- wunden; sagen fasse man im Gegensatz zu sît ir in V. 2323 — 2324 wenn Gott nichts dagegen hat, daß ich euch nehme. — 2326 hôchvart, Ubermuth, Gewalt. — 2327 ein mœre, ein Wort; «was ich euch sagen will". B. —
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LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 83 ê ich iwer enbære, ich bræeche ê der wîbe site : swie selten wip mannes bite, ich bâte iuwer ê. ichn noetlîche iu niht mê: ich wil iuch gerne : welt ir mich?" «spræch ich nu, vrouwe, nein ich, sô ware ich ein unsælec man. der liebste tac den ich ie gwan, der ist mir hiute widervarn. got ruoche mir daz heil bewarn, daz wir gesellen müezen sîn.» dô sprach diu künegîn: 2330 2335 2340 S. 94 « Ouwî, mîn her Iwein, wer hât under uns zwein gevüeget dise minne? es wundert mîne sinne, wer iu geriete disen wân, sô leide als ir mir hât getân, daz ich immer wurde iuwer wip.» «mir rietz niuwan mîn selbes lip.» «wer rietz dem libe durch got?» «daz tete des herzen gebot.» «nû aber dem herzen wer?" «dem rieten aber diu ougen her. » 2345 2350 2323 eines enbern, seine Absichten auf einen aufgeben. — 2329 brechen den site, die Sitte verletzen, wider die Sitte handeln. — 2330 biten mit dem Genetiv, um etwas bitten, anhalten; vgl. zum 2. Büchl. 752 und Gregor 708. — 2332 einem nœetlîchen ist ein sonst nicht weiter belegter und darum schwieriger Ausdruck. Es kann hier bedeuten: 1) einem lästig fallen, ihm aufdringlich werden ; aber auch 2) sich einem gegenüber hochfahrend und abstofsend benehmen, sich vor ihm in eitler Weise zieren und spröde thun (man denke dabei an das undare empfangen in V. 2247 fg.); in letzterer Beziehung erscheint natlich im Sinne von übermüthig, hochfahrend, eitel, eingebildet (darum lästig, unausstehlich), namentlich im Wälschen Gast bei Thomasin von Zerkläre 1446, 5059, 9769; sodann sagt Berthold von Regensburg (1, 54, 1; 114, 38; 118, 11; 320, 8; 337, 27; 397, 1; 414, 25; II, 68, 18; 119, 16 u. 18; 120, 6) ez notlich oder ze notlichen machen mit etew., und zwar gleichbedeutend mit hôchvart triben (vgl. 54, 1 mit 54, 9; 414, 27 sîn ge- verte noetlich machen) und im Gegensatze zu démüetic wesen; und in GAbent. III, 124, 503 et gar natlich machen = sich zieren und streuben; vgl. Keller Erzähl. 446, 2; Clara Hätzlerin S. 68 (89, 38). — 2334 nein ich ist formel- hafte Ellipse (ebenso die Bejahung jâ ich) bei Antworten, hier so viel wie nein ich enwil oder nein ich entuon. — 2337 widervarn, begegnen, zu Theil werden. — 2339 dafs wir können, dürfen Lebensgefährten, ein Paar sein. 2345 wer euch diese Hoffnung eingegeben, euch auf diesen Gedanken gebracht haben mag. — 2346 trotzdem dafs ihr mir so weh gethan habt. — 2347 immer, je, jemals. — 2348 fg. vgl. 1. Büchl. 581 fg. und in Betreff der Gegenüberstellung von lip und herce die Vorbemerkung dazu, S. 45. — 6*
LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 83 ê ich iwer enbære, ich bræeche ê der wîbe site : swie selten wip mannes bite, ich bâte iuwer ê. ichn noetlîche iu niht mê: ich wil iuch gerne : welt ir mich?" «spræch ich nu, vrouwe, nein ich, sô ware ich ein unsælec man. der liebste tac den ich ie gwan, der ist mir hiute widervarn. got ruoche mir daz heil bewarn, daz wir gesellen müezen sîn.» dô sprach diu künegîn: 2330 2335 2340 S. 94 « Ouwî, mîn her Iwein, wer hât under uns zwein gevüeget dise minne? es wundert mîne sinne, wer iu geriete disen wân, sô leide als ir mir hât getân, daz ich immer wurde iuwer wip.» «mir rietz niuwan mîn selbes lip.» «wer rietz dem libe durch got?» «daz tete des herzen gebot.» «nû aber dem herzen wer?" «dem rieten aber diu ougen her. » 2345 2350 2323 eines enbern, seine Absichten auf einen aufgeben. — 2329 brechen den site, die Sitte verletzen, wider die Sitte handeln. — 2330 biten mit dem Genetiv, um etwas bitten, anhalten; vgl. zum 2. Büchl. 752 und Gregor 708. — 2332 einem nœetlîchen ist ein sonst nicht weiter belegter und darum schwieriger Ausdruck. Es kann hier bedeuten: 1) einem lästig fallen, ihm aufdringlich werden ; aber auch 2) sich einem gegenüber hochfahrend und abstofsend benehmen, sich vor ihm in eitler Weise zieren und spröde thun (man denke dabei an das undare empfangen in V. 2247 fg.); in letzterer Beziehung erscheint natlich im Sinne von übermüthig, hochfahrend, eitel, eingebildet (darum lästig, unausstehlich), namentlich im Wälschen Gast bei Thomasin von Zerkläre 1446, 5059, 9769; sodann sagt Berthold von Regensburg (1, 54, 1; 114, 38; 118, 11; 320, 8; 337, 27; 397, 1; 414, 25; II, 68, 18; 119, 16 u. 18; 120, 6) ez notlich oder ze notlichen machen mit etew., und zwar gleichbedeutend mit hôchvart triben (vgl. 54, 1 mit 54, 9; 414, 27 sîn ge- verte noetlich machen) und im Gegensatze zu démüetic wesen; und in GAbent. III, 124, 503 et gar natlich machen = sich zieren und streuben; vgl. Keller Erzähl. 446, 2; Clara Hätzlerin S. 68 (89, 38). — 2334 nein ich ist formel- hafte Ellipse (ebenso die Bejahung jâ ich) bei Antworten, hier so viel wie nein ich enwil oder nein ich entuon. — 2337 widervarn, begegnen, zu Theil werden. — 2339 dafs wir können, dürfen Lebensgefährten, ein Paar sein. 2345 wer euch diese Hoffnung eingegeben, euch auf diesen Gedanken gebracht haben mag. — 2346 trotzdem dafs ihr mir so weh gethan habt. — 2347 immer, je, jemals. — 2348 fg. vgl. 1. Büchl. 581 fg. und in Betreff der Gegenüberstellung von lip und herce die Vorbemerkung dazu, S. 45. — 6*
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84 III. ABENTEUER, "wer riet ez den ougen dô?" «ein rât, des mugt ir wesen vrô, iuwer schone und anders niht.» «sit unser ietwederz giht, ez sî des anderen vrô», sprach diu küneginne dô, «wer ist der uns des wende, wirn geben der rede ein ende? dazn vüeget sich niht under uns drin: nû gên wir zuo den liuten hin. ich habe gester besant die besten über mîn lant: vor den suln wirz niht stillen. ich hân in mînes willen ein teil dar umbe kunt getân. die suln wir an der rede hân: zwâre ez vüeget sich deste baz.» nů tâten sî ouch daz. 2355 2360 2365 2370 S. 95 Dô sî sich ze handen viengen unde in daz palas giengen, und sî hern Iwein gesâhen, benamen sî des jâhen, si gesæhen nie sô schoenen man. dâne lugen si niht an. ouch enwárt nie riter anderswâ baz enpfangen dan er dâ. si besâhen in als ein wunder und sprâchen alle besunder: «wer brâhte disen riter her ? ob got wil, ez ist der den mîn vrouwe nemen sol.» in behágte nie riter alsô wol. 2375 2380 2359 nach der Frage wer ist der uns des wende (im Sinne von nieman uns des enwendet wie im Erec 4964) hier der abhängige Satz mit ne: wer hin- dert uns daran, dafs u. s. w. — 2360 der rede ein ende geben, die Sache zur Ausführung bringen, sie wahr machen. — 2362 nû gén wir, nun wollen wir, lasst uns gehen; ebenso nû bite wir 2279. — liute, vgl. darüber zu 2158. — 2364 über mîn lant, in meinem ganzen Lande; über hier wie das lat. per. — 2365 ez stillen, es verheimlichen. — 2368 die sollen, werden wir mit hinzuziehen; an der rede, bei der Sache. — 2369 vielleicht diu baz statt deste baz mit Lachmann. 2371 vgl. zu 79. — 2376 in der Beziehung logen sie nicht (lugen præt. von liegen), darin hatten sie vollkommen Recht. — 2380 alle besunder, jeder von ihnen, alle einer wie der andere, alle ohne Ausnahme. — 2382 ob got wil, will's Gott.
84 III. ABENTEUER, "wer riet ez den ougen dô?" «ein rât, des mugt ir wesen vrô, iuwer schone und anders niht.» «sit unser ietwederz giht, ez sî des anderen vrô», sprach diu küneginne dô, «wer ist der uns des wende, wirn geben der rede ein ende? dazn vüeget sich niht under uns drin: nû gên wir zuo den liuten hin. ich habe gester besant die besten über mîn lant: vor den suln wirz niht stillen. ich hân in mînes willen ein teil dar umbe kunt getân. die suln wir an der rede hân: zwâre ez vüeget sich deste baz.» nů tâten sî ouch daz. 2355 2360 2365 2370 S. 95 Dô sî sich ze handen viengen unde in daz palas giengen, und sî hern Iwein gesâhen, benamen sî des jâhen, si gesæhen nie sô schoenen man. dâne lugen si niht an. ouch enwárt nie riter anderswâ baz enpfangen dan er dâ. si besâhen in als ein wunder und sprâchen alle besunder: «wer brâhte disen riter her ? ob got wil, ez ist der den mîn vrouwe nemen sol.» in behágte nie riter alsô wol. 2375 2380 2359 nach der Frage wer ist der uns des wende (im Sinne von nieman uns des enwendet wie im Erec 4964) hier der abhängige Satz mit ne: wer hin- dert uns daran, dafs u. s. w. — 2360 der rede ein ende geben, die Sache zur Ausführung bringen, sie wahr machen. — 2362 nû gén wir, nun wollen wir, lasst uns gehen; ebenso nû bite wir 2279. — liute, vgl. darüber zu 2158. — 2364 über mîn lant, in meinem ganzen Lande; über hier wie das lat. per. — 2365 ez stillen, es verheimlichen. — 2368 die sollen, werden wir mit hinzuziehen; an der rede, bei der Sache. — 2369 vielleicht diu baz statt deste baz mit Lachmann. 2371 vgl. zu 79. — 2376 in der Beziehung logen sie nicht (lugen præt. von liegen), darin hatten sie vollkommen Recht. — 2380 alle besunder, jeder von ihnen, alle einer wie der andere, alle ohne Ausnahme. — 2382 ob got wil, will's Gott.
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LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 85 Alsus vuorten si in durch die liute enmitten hin, und gesâzen beide an einer stat. diu vrouwe ir truhsæezen bat, daz er ir rede tæte und sî des alle bæte, daz sî ez liezen âne zorn: si het ir disen man erkorn. si sprâchen, ez waer âne ir haz und in geviele nie dehein dinc baz. ein ros daz willeclîchen gât, swer daz mit sporn ouch bestât, sô gêt ez deste baz ein teil. sî mohten ir willen unde ir heil ir lîhte gerâten. ich wæn si rehte tâten: wan dûhte ez si alle missetân, si wolde in doch genomen hân. 2390 2395 2400 2385 S. 96 Dô der trúhsâze getete siner vrouwen rede nâch ir bete, und dô si ouch hôrten sagen, ez koeme in vierzehen tagen der künec Artûs dar mit her: vund er den brunnen âne wer, sô wære er benamen verlorn: wan er hete der vart gesworn; und als in rehte wart geseit 2405 2410 2387 und setzten sich beide zusammen. — 2388 truhsœze swm., der Truchseß, der Oberste unter den Hofbeamten; eigentlich der, welcher die Speisen (truht) aufsetzt, dapifer. — 2389 ir rede tuon, ihr Anliegen vortragen. — 2392 ir, sich, sibi. — 2393 ez wœere âne ir haz, sie hätten nichts dagegen. — 2396 mit sporn bestân einen, mit den Sporen nehmen, spornen. — ouch, auſserdem noch. - 2397 ein teil, ein gut Stück Weges; gewissermaßen. V. 2395—97 enthalten eine sprichwörtliche Redensart, vgl. Chrestien 2146 li chevax, qui pas ne va lant, s'esforce, quant an l'es- perone. — 2398—99 das was sie selbst wünschten und was zu ihrem eigenen Besten war, das ihr zu rathen, fiel ihnen wohl nicht schwer: die Worte sind nebst dem vorhergehenden Sprichwort als Scherz (schimpf) zu nehmen. 2403—4 ir rede getete, ihre Sache vorgebracht hatte. — 2406 der Aus- druck in vierzehen tagen ist hier im Allgemeinen zu nehmen und als Wiederholung von V. 900 anzusehen; denn genau genommen betrug die Zeit bis zu der erwarteten Ankunft des Königs Artus nicht mehr so viel Tage; Lachmann hat daher, aber gegen die Handschriften geändert: inner zehen tagen; "bei Chrestien nach Holland 2085 einçois que la semaine past. » — 2410 swern mit dem Genetiv, etwas eidlich geloben. —
LUNETENS RATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 85 Alsus vuorten si in durch die liute enmitten hin, und gesâzen beide an einer stat. diu vrouwe ir truhsæezen bat, daz er ir rede tæte und sî des alle bæte, daz sî ez liezen âne zorn: si het ir disen man erkorn. si sprâchen, ez waer âne ir haz und in geviele nie dehein dinc baz. ein ros daz willeclîchen gât, swer daz mit sporn ouch bestât, sô gêt ez deste baz ein teil. sî mohten ir willen unde ir heil ir lîhte gerâten. ich wæn si rehte tâten: wan dûhte ez si alle missetân, si wolde in doch genomen hân. 2390 2395 2400 2385 S. 96 Dô der trúhsâze getete siner vrouwen rede nâch ir bete, und dô si ouch hôrten sagen, ez koeme in vierzehen tagen der künec Artûs dar mit her: vund er den brunnen âne wer, sô wære er benamen verlorn: wan er hete der vart gesworn; und als in rehte wart geseit 2405 2410 2387 und setzten sich beide zusammen. — 2388 truhsœze swm., der Truchseß, der Oberste unter den Hofbeamten; eigentlich der, welcher die Speisen (truht) aufsetzt, dapifer. — 2389 ir rede tuon, ihr Anliegen vortragen. — 2392 ir, sich, sibi. — 2393 ez wœere âne ir haz, sie hätten nichts dagegen. — 2396 mit sporn bestân einen, mit den Sporen nehmen, spornen. — ouch, auſserdem noch. - 2397 ein teil, ein gut Stück Weges; gewissermaßen. V. 2395—97 enthalten eine sprichwörtliche Redensart, vgl. Chrestien 2146 li chevax, qui pas ne va lant, s'esforce, quant an l'es- perone. — 2398—99 das was sie selbst wünschten und was zu ihrem eigenen Besten war, das ihr zu rathen, fiel ihnen wohl nicht schwer: die Worte sind nebst dem vorhergehenden Sprichwort als Scherz (schimpf) zu nehmen. 2403—4 ir rede getete, ihre Sache vorgebracht hatte. — 2406 der Aus- druck in vierzehen tagen ist hier im Allgemeinen zu nehmen und als Wiederholung von V. 900 anzusehen; denn genau genommen betrug die Zeit bis zu der erwarteten Ankunft des Königs Artus nicht mehr so viel Tage; Lachmann hat daher, aber gegen die Handschriften geändert: inner zehen tagen; "bei Chrestien nach Holland 2085 einçois que la semaine past. » — 2410 swern mit dem Genetiv, etwas eidlich geloben. —
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86 III. ABENTEUER, LUNETENS RATH U. LAUDINENS BEKEHRUNG. des ríters geburt únd sîn vrümekeit zuo der schoene die sî sâhen, von rehte sî des jâhen, ez ware vrume und êre. waz sol der rede mêre ? wan ez was michel vuoge. dâ wâren pfaffen gnuoge : die tâten in die ê zehant. sî gâben im vrouwen unde lant. 2415 2420 Vrou Laudîne hiez sîn wîp. sî kunde im leben unde lîp wol gelieben mit ir tugent. dâ was geburt unde jugent, schoene unde richeit. an swen got hât geleit triuwe und andern guoten sin, volle tugent, als an in, und den eins guten wîbes wert, diu niuwan sînes willen gert, suln diu mit liebe lange leben, den hât er vröuden vil gegeben. daz was allez wænlich dâ. 2425 2430 S. 97 Hie huop sich diu brûtlouft sâ. des tôten ist vergezzen: der lebende hât besezzen beidiu sîn êre und sîn lant. 2435 2413 zuo, neben, außser. — 2415 es brächte ihnen Nutzen und Ehre (daß sie Iwein zu ihrem Herrn erhielten). — 2416 wozu soll man noch weiter reden; wozu bedarf es noch längerer Rede. — 2417 fuoge fem., Füglich- keit, Schicklichkeit; es konnte sich ja nicht besser fügen, es war ein glückliches Zusammentreffen: vgl. Armer Heinrich 1521. — 2419 einem die ê tuon, ihn trauen. 2423 gelieben, angenehm (liep) machen = lieben in V. 45 u. 2146. — tugent, hier allgemein: Vortrefflichkeit; worin diese bestanden habe, wird in den beiden folgenden Versen gesagt. — 2424 dâ was, bei ihr war, sie besaßs. — geburt, edle Abstammung, hoher Stand. — 2425 rîcheit, Reich- thum, Wohlhabenheit. — 2429 wern, gewähren, bescheren. — 2431 din neutr. pl., auf den und diu im Vorhergehenden bezogen. — mit liebe, ohne Leid, glücklich. — 2433 wœenlich, der Vermuthung (dem wâne) nach möglich, nach menschlicher Berechnung wahrscheinlich, dem Anscheine nach zutreffend; vgl. Erec 5979. 2434 brûtlouft fem., Hochzeit. — 2436 besitzen stv., in Besitz nehmen. Vgl. Warnung 39 diu habe diu ist besezzen, des friundes ist vergezzen. — 2437 beidiu—und, sowohl— als auch. — êre fem. bezeichnet vorzugsweise die fürstliche Macht, die Gewalt des Gebieters, die Herrschaft (vis regia. imperium, corona; vgl. Armer Heinrich 158; Genesis u. Exodus 13, 22;
86 III. ABENTEUER, LUNETENS RATH U. LAUDINENS BEKEHRUNG. des ríters geburt únd sîn vrümekeit zuo der schoene die sî sâhen, von rehte sî des jâhen, ez ware vrume und êre. waz sol der rede mêre ? wan ez was michel vuoge. dâ wâren pfaffen gnuoge : die tâten in die ê zehant. sî gâben im vrouwen unde lant. 2415 2420 Vrou Laudîne hiez sîn wîp. sî kunde im leben unde lîp wol gelieben mit ir tugent. dâ was geburt unde jugent, schoene unde richeit. an swen got hât geleit triuwe und andern guoten sin, volle tugent, als an in, und den eins guten wîbes wert, diu niuwan sînes willen gert, suln diu mit liebe lange leben, den hât er vröuden vil gegeben. daz was allez wænlich dâ. 2425 2430 S. 97 Hie huop sich diu brûtlouft sâ. des tôten ist vergezzen: der lebende hât besezzen beidiu sîn êre und sîn lant. 2435 2413 zuo, neben, außser. — 2415 es brächte ihnen Nutzen und Ehre (daß sie Iwein zu ihrem Herrn erhielten). — 2416 wozu soll man noch weiter reden; wozu bedarf es noch längerer Rede. — 2417 fuoge fem., Füglich- keit, Schicklichkeit; es konnte sich ja nicht besser fügen, es war ein glückliches Zusammentreffen: vgl. Armer Heinrich 1521. — 2419 einem die ê tuon, ihn trauen. 2423 gelieben, angenehm (liep) machen = lieben in V. 45 u. 2146. — tugent, hier allgemein: Vortrefflichkeit; worin diese bestanden habe, wird in den beiden folgenden Versen gesagt. — 2424 dâ was, bei ihr war, sie besaßs. — geburt, edle Abstammung, hoher Stand. — 2425 rîcheit, Reich- thum, Wohlhabenheit. — 2429 wern, gewähren, bescheren. — 2431 din neutr. pl., auf den und diu im Vorhergehenden bezogen. — mit liebe, ohne Leid, glücklich. — 2433 wœenlich, der Vermuthung (dem wâne) nach möglich, nach menschlicher Berechnung wahrscheinlich, dem Anscheine nach zutreffend; vgl. Erec 5979. 2434 brûtlouft fem., Hochzeit. — 2436 besitzen stv., in Besitz nehmen. Vgl. Warnung 39 diu habe diu ist besezzen, des friundes ist vergezzen. — 2437 beidiu—und, sowohl— als auch. — êre fem. bezeichnet vorzugsweise die fürstliche Macht, die Gewalt des Gebieters, die Herrschaft (vis regia. imperium, corona; vgl. Armer Heinrich 158; Genesis u. Exodus 13, 22;
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IV. ABENTEUER, KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 87 daz was vil wol zuo im bewant. ezn wart vordes noch sit volleclîcher hôchzît in dem lande nie mêre. dâ was wünne und êre, vröude und michel riterschaft und alles des diu überkraft des man zem lîbe gerte. ir riterschaft diu werte unze in daz lant vuor der künec Artûs, als er swuor, zuo dem brunnen mit her. dô bedorfter guoter wer: im entóhte ze herren niht ein zage. ezn kom dar nie in einem tage sô manec guot riter alsô dô. 2440 2445 2450 IV. ABENTEUER, KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. Iwein’s Hochzeit ist kaum zu Ende, als der König Artus mit seinem Gefolge erscheint, um gleichfalls das Abenteuer an dem Brunnen zu ver- suchen. Keii spöttelt, noch ehe es dazu kommt, über Iwein, daſs er sei- nem Freunde Kalogreant mehr versprochen habe, als er zu leisten im Stande gewesen, und erklärt, er werde nun selbst versuchen Kalogreant zu rächen. Sobald daher Artus das Becken ergriffen und damit das Wasser auf den Stein gegossen hat, drängt er sich, mit des Königs Ge- nehmigung, allen vor, um mit dem unbekannten Ritter die erste Lanze zu brechen. Iwein eilt gleich darauf herbei und sticht den großspreche- rischen Truchseßs vom Pferde. Alsdann gibt er sich dem Könige zu er- kennen und geleitet nach dieser freudigen Uberraschung ihn und das Gefolge auf seine Burg. Laudine freut sich ihres Gemahls, der sein Land so tapfer zu schirmen gewusst. Sie geräth aber bald in grofse Betrübniss, Kindheit Jesu 90, 30; 91, 3; Thomasin 10504; Herbort Troj. 17503; König Ortnit in v. d. Hagen's Heldenbuch 54; Rabenschlacht 37; 284; Gries- haber, Vaterländisches, S. 285 u. 286; Meister Godefr. Hagen's Reimchronik 3667; Jänicke zu Ortnit 38, 3). — 2438 zuo einem bewant sîn, jemandes Hän- den anvertraut, übertragen sein (alicuius fidei commissum esse).— 2440 vollec- lich, völlig, vollkommen, reichhaltig. — 2441 nie mêre, niemals wieder, noch nie. — 2442 êre, Herrlichkeit, Entfaltung von Glanz und Macht; Pracht. — 2343 riterschaft, ritterliches Treiben, Turnier. — 2444 diu über- kraft, die Ubermenge, Uberfluß, Unzahl. — 2445 zem lîbe, zum Leben, zum Lebensbedarf. — 2450 er, d. h. der Brunnen.
IV. ABENTEUER, KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 87 daz was vil wol zuo im bewant. ezn wart vordes noch sit volleclîcher hôchzît in dem lande nie mêre. dâ was wünne und êre, vröude und michel riterschaft und alles des diu überkraft des man zem lîbe gerte. ir riterschaft diu werte unze in daz lant vuor der künec Artûs, als er swuor, zuo dem brunnen mit her. dô bedorfter guoter wer: im entóhte ze herren niht ein zage. ezn kom dar nie in einem tage sô manec guot riter alsô dô. 2440 2445 2450 IV. ABENTEUER, KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. Iwein’s Hochzeit ist kaum zu Ende, als der König Artus mit seinem Gefolge erscheint, um gleichfalls das Abenteuer an dem Brunnen zu ver- suchen. Keii spöttelt, noch ehe es dazu kommt, über Iwein, daſs er sei- nem Freunde Kalogreant mehr versprochen habe, als er zu leisten im Stande gewesen, und erklärt, er werde nun selbst versuchen Kalogreant zu rächen. Sobald daher Artus das Becken ergriffen und damit das Wasser auf den Stein gegossen hat, drängt er sich, mit des Königs Ge- nehmigung, allen vor, um mit dem unbekannten Ritter die erste Lanze zu brechen. Iwein eilt gleich darauf herbei und sticht den großspreche- rischen Truchseßs vom Pferde. Alsdann gibt er sich dem Könige zu er- kennen und geleitet nach dieser freudigen Uberraschung ihn und das Gefolge auf seine Burg. Laudine freut sich ihres Gemahls, der sein Land so tapfer zu schirmen gewusst. Sie geräth aber bald in grofse Betrübniss, Kindheit Jesu 90, 30; 91, 3; Thomasin 10504; Herbort Troj. 17503; König Ortnit in v. d. Hagen's Heldenbuch 54; Rabenschlacht 37; 284; Gries- haber, Vaterländisches, S. 285 u. 286; Meister Godefr. Hagen's Reimchronik 3667; Jänicke zu Ortnit 38, 3). — 2438 zuo einem bewant sîn, jemandes Hän- den anvertraut, übertragen sein (alicuius fidei commissum esse).— 2440 vollec- lich, völlig, vollkommen, reichhaltig. — 2441 nie mêre, niemals wieder, noch nie. — 2442 êre, Herrlichkeit, Entfaltung von Glanz und Macht; Pracht. — 2343 riterschaft, ritterliches Treiben, Turnier. — 2444 diu über- kraft, die Ubermenge, Uberfluß, Unzahl. — 2445 zem lîbe, zum Leben, zum Lebensbedarf. — 2450 er, d. h. der Brunnen.
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88. IV. ABENTEUER, als Iwein, von seinem Freunde Gawein ermahnt, daß er über den ehe- lichen Pflichten die des Ritters nicht vergessen möge, sich entschlieft, auf einige Zeit seine Gattin wieder zu verlassen. Nur ungern gibt sie ihm Erlaubniss dazu und bedingt sich aus, daßs er binnen Jahresfrist wieder zurückkehre. Darauf ziehen Artus und seine Ritter wieder von dannen, mit ihnen Iwein, nachdem er von seiner Gattin noch mit einem schützenden Ringe versehen worden ist. S. 98 Nû was der herre Keii vrô, daz er ze spottenne vant. er sprach: «her Kâlogrêant, wa ist iuwer neve her Iwein ? ez schînet noch als ez dô schein und ich wæne ez immer schîne : sîn rede was nâch wine, dô er iuch hie mit worten rach. ouwê wie er sluoc und wie er stach ! waer im ein trinken noch getragen, er hete zwelf risen erslagen. sîner manheit der ist vil. deiswâr ob er iuch rechen wil, sô sûmet er sich. der iuch dâ richet, daz bin ich. ich muoz et aber die nôt bestân, als ich vil dicke hân getân dâ ich vür mînen vriunt stuont. ichn weiz war umbe si ez tuont, ode waz si an in selben rechent, die alsô vil gesprechent von ir selber getât, 2460 2465 2470 2455 2475 2458 ez schînet, es zeigt sich, man ersieht, man merkt: es zeigt sich heute wie damals. — 2460 seine Rede geschah infolge des Weingenusses oder weil er Wein getrunken hatte; vgl. V. 816 fg.; Keii meint: dar trunken houbet lîhte tuot, des nüehter man gewan nie muot (Wolfram Willeh. 117, 19). — 2461 rach præt. von rechen, rächen. — 2462—64 mit diesen Worten verhöhnt Keii Iwein’s Außerung in V. 806 fg. — 2463 ein trinken einem tragen, einen Trunk vorsetzen, einem etwas zu trinken bringen; solcher Trunk pflegte gewöhnlich nach dem Essen, am Abend aufgetragen zu werden und war meist das Zeichen, daßs die Tafel aufge- hoben, die Gäste verabschiedet werden sollten. — 2467 sich sûmen, säumen, lange warten lassen. — 2469 aber, wieder; et aber, aso wie immer so auch jetzt wieder". — 2471 da wo ich für einen Freund von mir einzustehen, zu kämpfen hatte. — 2473 oder «was sie sich zu Leide gethan haben, daßs sie sich selber so schaden durch ihre Ruhmredigkeit». Mhd. Wörterbuch. — 2475 getât fem., die That, das Thun. —
88. IV. ABENTEUER, als Iwein, von seinem Freunde Gawein ermahnt, daß er über den ehe- lichen Pflichten die des Ritters nicht vergessen möge, sich entschlieft, auf einige Zeit seine Gattin wieder zu verlassen. Nur ungern gibt sie ihm Erlaubniss dazu und bedingt sich aus, daßs er binnen Jahresfrist wieder zurückkehre. Darauf ziehen Artus und seine Ritter wieder von dannen, mit ihnen Iwein, nachdem er von seiner Gattin noch mit einem schützenden Ringe versehen worden ist. S. 98 Nû was der herre Keii vrô, daz er ze spottenne vant. er sprach: «her Kâlogrêant, wa ist iuwer neve her Iwein ? ez schînet noch als ez dô schein und ich wæne ez immer schîne : sîn rede was nâch wine, dô er iuch hie mit worten rach. ouwê wie er sluoc und wie er stach ! waer im ein trinken noch getragen, er hete zwelf risen erslagen. sîner manheit der ist vil. deiswâr ob er iuch rechen wil, sô sûmet er sich. der iuch dâ richet, daz bin ich. ich muoz et aber die nôt bestân, als ich vil dicke hân getân dâ ich vür mînen vriunt stuont. ichn weiz war umbe si ez tuont, ode waz si an in selben rechent, die alsô vil gesprechent von ir selber getât, 2460 2465 2470 2455 2475 2458 ez schînet, es zeigt sich, man ersieht, man merkt: es zeigt sich heute wie damals. — 2460 seine Rede geschah infolge des Weingenusses oder weil er Wein getrunken hatte; vgl. V. 816 fg.; Keii meint: dar trunken houbet lîhte tuot, des nüehter man gewan nie muot (Wolfram Willeh. 117, 19). — 2461 rach præt. von rechen, rächen. — 2462—64 mit diesen Worten verhöhnt Keii Iwein’s Außerung in V. 806 fg. — 2463 ein trinken einem tragen, einen Trunk vorsetzen, einem etwas zu trinken bringen; solcher Trunk pflegte gewöhnlich nach dem Essen, am Abend aufgetragen zu werden und war meist das Zeichen, daßs die Tafel aufge- hoben, die Gäste verabschiedet werden sollten. — 2467 sich sûmen, säumen, lange warten lassen. — 2469 aber, wieder; et aber, aso wie immer so auch jetzt wieder". — 2471 da wo ich für einen Freund von mir einzustehen, zu kämpfen hatte. — 2473 oder «was sie sich zu Leide gethan haben, daßs sie sich selber so schaden durch ihre Ruhmredigkeit». Mhd. Wörterbuch. — 2475 getât fem., die That, das Thun. —
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KEH'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 89 sô ins nieman gestât. ez ist ze vehtenne guot dâ nieman den widerslac tuot. nû ist er uns entwichen im selben lasterlichen. er vorhte, wære er her komen, wander sichz het an genomen, er müese die nôt vor bestân. ich hetes in doch vil wol erlân. 2480 2485 S. 99 Ez swachet manec boese man den biderben swâ er iemer kan: ern begêt deheine vrümekeit und ist im gar ein herzeleit, swem dehein êre geschiht. nû seht, des entuon ich niht, wan ich eim ieglîchen man sîner êren wol gan: ich prise in swâ er rehte tuot und verswîge sîn laster: daz ist guot. ez ist reht daz mir gelinge: wan ezn sprichet von dem dinge niemen minre danne ich. iedoch sô vürdert er sich, swâ sich der boese selbe lobt; wand niemen vür in gerne tobt, der sîne bósheit prîse. her Iwein ist niht wîse : er möhte swigen als ich.» diu rede duhte si gemellich, 2490 2495 2500 2476 einem eines d. gestân, einem worin beitreten, beistimmen: ohne daſs ihnen jemand beistimmt. — 2478 da wo niemand wieder schlägt; ein sprichwörtlicher Ausdruck. — 2479 hier bezieht sich Keii auf V. 945. — 2480 sich selber zur Schmach. — 2481 her, d. h. an den Brunnen. — 2482 ez sich an nemen, sich etwas vornehmen. — 2483 diu nôt, hier so viel wie Kampf, âventiure (in diesem Sinne öfter in epischen Gedichten ver- wendet; vgl. Nibelungen ed. Bartsch 1935, 4; 2074, 2; Germania 4, 19, 376; Karlmeinet 50, 44). — vor, vorher. 2485 swachen, herabsetzen, herabwürdigen. — bœese, im Gegensatz zu biderbe (tüchtig, brav, trefflich), hier: schlecht, gering, unbedeutend. — 2487 €er thut nichts wodurch er sich als einen tüchtigen Mann zeigten. B. — 2489 wenn jemand sich Ruhm erwirbt, sich auszeichnet. — 2497 minre, minder, weniger. — 2498 sich vürdern, sich fördern. — sô, damit. — er ist auf das folgende bœese man bezogen. — 2503 er möhte, er hätte können sollen. — 2504 gemellich, spasshaft, lustig, ausgelassen. —
KEH'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 89 sô ins nieman gestât. ez ist ze vehtenne guot dâ nieman den widerslac tuot. nû ist er uns entwichen im selben lasterlichen. er vorhte, wære er her komen, wander sichz het an genomen, er müese die nôt vor bestân. ich hetes in doch vil wol erlân. 2480 2485 S. 99 Ez swachet manec boese man den biderben swâ er iemer kan: ern begêt deheine vrümekeit und ist im gar ein herzeleit, swem dehein êre geschiht. nû seht, des entuon ich niht, wan ich eim ieglîchen man sîner êren wol gan: ich prise in swâ er rehte tuot und verswîge sîn laster: daz ist guot. ez ist reht daz mir gelinge: wan ezn sprichet von dem dinge niemen minre danne ich. iedoch sô vürdert er sich, swâ sich der boese selbe lobt; wand niemen vür in gerne tobt, der sîne bósheit prîse. her Iwein ist niht wîse : er möhte swigen als ich.» diu rede duhte si gemellich, 2490 2495 2500 2476 einem eines d. gestân, einem worin beitreten, beistimmen: ohne daſs ihnen jemand beistimmt. — 2478 da wo niemand wieder schlägt; ein sprichwörtlicher Ausdruck. — 2479 hier bezieht sich Keii auf V. 945. — 2480 sich selber zur Schmach. — 2481 her, d. h. an den Brunnen. — 2482 ez sich an nemen, sich etwas vornehmen. — 2483 diu nôt, hier so viel wie Kampf, âventiure (in diesem Sinne öfter in epischen Gedichten ver- wendet; vgl. Nibelungen ed. Bartsch 1935, 4; 2074, 2; Germania 4, 19, 376; Karlmeinet 50, 44). — vor, vorher. 2485 swachen, herabsetzen, herabwürdigen. — bœese, im Gegensatz zu biderbe (tüchtig, brav, trefflich), hier: schlecht, gering, unbedeutend. — 2487 €er thut nichts wodurch er sich als einen tüchtigen Mann zeigten. B. — 2489 wenn jemand sich Ruhm erwirbt, sich auszeichnet. — 2497 minre, minder, weniger. — 2498 sich vürdern, sich fördern. — sô, damit. — er ist auf das folgende bœese man bezogen. — 2503 er möhte, er hätte können sollen. — 2504 gemellich, spasshaft, lustig, ausgelassen. —
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90 IV. ABENTEUER, daz er sich dûhte alsô guot: wan alsô schalclîchen muot gewan nie ritter dehein. dô sprach mîn her Gâwein: 2505 s. 100 « Wie nu, mîn her Keiî? nû sprechent ir doch, ir sît vri valscher rede: wie schînet daz? ir zeigt doch iezuo grôzen haz disem guoten knehte. nu tuot ir im unrehte. ern gedâhte iuwer nie wan wol, als ein riter des andern sol: und daz er nû niht komen ist, daz hât im lîhte an dirre vrist ein selch unmuoze benomen, daz er niht mohte komen. durch got ir sult die rede lân!» her Keii sprach: «daz si getân! ich wânde ich rette rehte dran. alsô gerne mac ein man übele tuon alsô wol: sît daz ez niemen reden sol, ichne gewehen es niemer mêre. nu, daz sîn iuwer êre.» 2510 2515 2520 2525 2506 schalclîcher muot, schlechter, boshafter schadenfroher Sinn. 2511 valsche rede, böse Nachrede, Verdächtigung, Verleumdung. — 2512 iezuo, jetzt. — 2513 kneht, hier allgemein: Mann, Ritter; vgl. zum Erec 699, 1501, 7479. — 2518 an dirre vrist, in dieser Zeit, diesem Augen- blick. — 2519 unmuoze fem., das Beschäftigtsein, die Arbeit, Thätigkeit. — 2521 =Eraclius 2084 ir sult durch got die rede làn. — 2524 gerne adv., leicht möglich; alsô gerne, ebenso leicht, ébenso gut, ebenso wohl. — mac, kann. — 2527 gewehenen swv. mit gen. der Sache, etwas erwähnen. — 2528 der Sinn dieser Stelle ist schwierig und lässt sich nur ungefähr aus dem Zusammenhange und aus der Vergleichung mit andern Stellen er- schließsen. Wenn man von der zu V. 2437 angegebenen Bedeutung des Wortes êre (im Plural hier: die Hoheitsrechte, die Vorrechte oder die Befugnisse dessen, der über etwas zu gebieten hat) ausgehen darf, so er- gibt sich für unsere Stelle folgender, dem Zusammenhange zugleich ent- sprechender Sinn: ihr sollt darüber zu gebieten haben, es mag von euch allein abhängen, es soll ganz auf euch ankommen; ahnlich unserm: Sie haben zu befehlen! Keii drückt damit seine Fügsamkeit und Ehrerbie- tung gegen Gawein aus, der, wie wir aus dem Erec 1616 (vgl. die Anmerk. daselbst) wissen, von allen Rittern das gröfste Ansehen an Artus' Hofe genoss. Vielleicht wurden die betreffenden Worte, als Höflichkeitsformel, mit einer höfischen Geberde, einem ehrerbietigen Verneigen des Sprechen- den, begleitet. In demselben Sinne fasse ich die Stelle bei Reinmar dem Alten (MSFr. 199, 35): ich sprich im niht mêre, wan daz er mich siht daz sint sîn êre, d. h. dafs er mich sieht, steht in seiner Gewalt allein, nicht bei mir; ferner im Parzival V, 1294: nu erlaz mich suone gein disem wîbe
90 IV. ABENTEUER, daz er sich dûhte alsô guot: wan alsô schalclîchen muot gewan nie ritter dehein. dô sprach mîn her Gâwein: 2505 s. 100 « Wie nu, mîn her Keiî? nû sprechent ir doch, ir sît vri valscher rede: wie schînet daz? ir zeigt doch iezuo grôzen haz disem guoten knehte. nu tuot ir im unrehte. ern gedâhte iuwer nie wan wol, als ein riter des andern sol: und daz er nû niht komen ist, daz hât im lîhte an dirre vrist ein selch unmuoze benomen, daz er niht mohte komen. durch got ir sult die rede lân!» her Keii sprach: «daz si getân! ich wânde ich rette rehte dran. alsô gerne mac ein man übele tuon alsô wol: sît daz ez niemen reden sol, ichne gewehen es niemer mêre. nu, daz sîn iuwer êre.» 2510 2515 2520 2525 2506 schalclîcher muot, schlechter, boshafter schadenfroher Sinn. 2511 valsche rede, böse Nachrede, Verdächtigung, Verleumdung. — 2512 iezuo, jetzt. — 2513 kneht, hier allgemein: Mann, Ritter; vgl. zum Erec 699, 1501, 7479. — 2518 an dirre vrist, in dieser Zeit, diesem Augen- blick. — 2519 unmuoze fem., das Beschäftigtsein, die Arbeit, Thätigkeit. — 2521 =Eraclius 2084 ir sult durch got die rede làn. — 2524 gerne adv., leicht möglich; alsô gerne, ebenso leicht, ébenso gut, ebenso wohl. — mac, kann. — 2527 gewehenen swv. mit gen. der Sache, etwas erwähnen. — 2528 der Sinn dieser Stelle ist schwierig und lässt sich nur ungefähr aus dem Zusammenhange und aus der Vergleichung mit andern Stellen er- schließsen. Wenn man von der zu V. 2437 angegebenen Bedeutung des Wortes êre (im Plural hier: die Hoheitsrechte, die Vorrechte oder die Befugnisse dessen, der über etwas zu gebieten hat) ausgehen darf, so er- gibt sich für unsere Stelle folgender, dem Zusammenhange zugleich ent- sprechender Sinn: ihr sollt darüber zu gebieten haben, es mag von euch allein abhängen, es soll ganz auf euch ankommen; ahnlich unserm: Sie haben zu befehlen! Keii drückt damit seine Fügsamkeit und Ehrerbie- tung gegen Gawein aus, der, wie wir aus dem Erec 1616 (vgl. die Anmerk. daselbst) wissen, von allen Rittern das gröfste Ansehen an Artus' Hofe genoss. Vielleicht wurden die betreffenden Worte, als Höflichkeitsformel, mit einer höfischen Geberde, einem ehrerbietigen Verneigen des Sprechen- den, begleitet. In demselben Sinne fasse ich die Stelle bei Reinmar dem Alten (MSFr. 199, 35): ich sprich im niht mêre, wan daz er mich siht daz sint sîn êre, d. h. dafs er mich sieht, steht in seiner Gewalt allein, nicht bei mir; ferner im Parzival V, 1294: nu erlaz mich suone gein disem wîbe
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KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 91 Der künec Artûs nam in die hant daz becke daz er dâ hangend vant und schuof ez vol des brunnen und wolde rehte erkunnen, ob daz selbe mæere wâr ode gelogen wære, durch daz er was komen dar, unde begôz den stein gar. dô wart daz weter alsô grôz, daz alle die dâ verdrôz die dar komen wâren: und daz sî genâren, des heten si verzwivelt nâch. dô wart hern Iweine gâch gewâfent von der veste; wander sâ wol weste, ern beschirmte sînen brunnen, er wurde im an gewunnen. ouch habte her Keii alsô gewâfent dâ bî. der hete der êrsten tjost gegert: der hete ouch in der künec gewert. 2535 2540 2545 2530 s. 101 2550 Nu kom her Iwein balde dort uz jenem walde und gebiut mîme lîbe anders swaz dîn êre sîn, d. h. und befiehl mir übrigens, was du sonst zu gebieten haben magst; endlich in einem Beispiele des Strickers (Altdeutsche Walder 3, 218) sagt der Frosch zu der im Schwim- men unerfahrenen Schnecke: pflig dînes amptes alsam é, und underwint dich nimmer mé sus unkunder lére; daz sint din selbes êre, d. h. da (näm- lich wenn du in deinem Bereiche, deiner Sphäre bleibst) kannst du schal- ten und walten, da hast du allein zu gebieten, da bist du zu Hause. Vgl. auch Benecke Beitr. I, 244, wo es in einem Liede Ulrich's von Winter- stetten heifst: volge er mîner lêre — sô tuot er wol — und sint sîn êre, und Germania 25, 202a keiser, daz ne sin neine êre dîne, daz du samenes sus mengen wisen man wider einen tummen. 2531 schuof, schöpfte, von schaffen stv., das aber nur im Præteritum diese Bedeutung aufweist, während für die Gegenwart und das Particip die Formen von schepfen swv. gebraucht werden. — 2532 erkunnen swv., kennen lernen, erfahren. — 2535 durch daz, um dessentwillen. — 2538 mich verdriuzet, ich fühle mich unbehaglich; vgl. Gregor 794. — 2540 genaren, genasen, mit dem Leben davonkamen, præt. von genesen. — 2541 nâch adv., beinahe, fast. — 2542—43 Iwein eilte bewaffnet von der Burg; vgl. Erec 6151; den Jüngling von Konrad v. Haslau 283. — 2544 sâ wol weste, sofort genau wusste. — 2545 ern beschirmte, wenn er nicht beschirmte. — 2546 einem etewaz an gewinnen, abgewinnen, entreißen. — 2547 er habte dâ bi, er hielt in der Nähe, hatte sich nicht weit davon aufgestellt. — ouch, von der andern Seite. — 2548 alsô, ebenso, gleichfalls. — 2549 tjost fem., Speerstoß, ritterlicher Zweikampf mit der Lanze (= altfr. jouste, mlat. justa).
KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 91 Der künec Artûs nam in die hant daz becke daz er dâ hangend vant und schuof ez vol des brunnen und wolde rehte erkunnen, ob daz selbe mæere wâr ode gelogen wære, durch daz er was komen dar, unde begôz den stein gar. dô wart daz weter alsô grôz, daz alle die dâ verdrôz die dar komen wâren: und daz sî genâren, des heten si verzwivelt nâch. dô wart hern Iweine gâch gewâfent von der veste; wander sâ wol weste, ern beschirmte sînen brunnen, er wurde im an gewunnen. ouch habte her Keii alsô gewâfent dâ bî. der hete der êrsten tjost gegert: der hete ouch in der künec gewert. 2535 2540 2545 2530 s. 101 2550 Nu kom her Iwein balde dort uz jenem walde und gebiut mîme lîbe anders swaz dîn êre sîn, d. h. und befiehl mir übrigens, was du sonst zu gebieten haben magst; endlich in einem Beispiele des Strickers (Altdeutsche Walder 3, 218) sagt der Frosch zu der im Schwim- men unerfahrenen Schnecke: pflig dînes amptes alsam é, und underwint dich nimmer mé sus unkunder lére; daz sint din selbes êre, d. h. da (näm- lich wenn du in deinem Bereiche, deiner Sphäre bleibst) kannst du schal- ten und walten, da hast du allein zu gebieten, da bist du zu Hause. Vgl. auch Benecke Beitr. I, 244, wo es in einem Liede Ulrich's von Winter- stetten heifst: volge er mîner lêre — sô tuot er wol — und sint sîn êre, und Germania 25, 202a keiser, daz ne sin neine êre dîne, daz du samenes sus mengen wisen man wider einen tummen. 2531 schuof, schöpfte, von schaffen stv., das aber nur im Præteritum diese Bedeutung aufweist, während für die Gegenwart und das Particip die Formen von schepfen swv. gebraucht werden. — 2532 erkunnen swv., kennen lernen, erfahren. — 2535 durch daz, um dessentwillen. — 2538 mich verdriuzet, ich fühle mich unbehaglich; vgl. Gregor 794. — 2540 genaren, genasen, mit dem Leben davonkamen, præt. von genesen. — 2541 nâch adv., beinahe, fast. — 2542—43 Iwein eilte bewaffnet von der Burg; vgl. Erec 6151; den Jüngling von Konrad v. Haslau 283. — 2544 sâ wol weste, sofort genau wusste. — 2545 ern beschirmte, wenn er nicht beschirmte. — 2546 einem etewaz an gewinnen, abgewinnen, entreißen. — 2547 er habte dâ bi, er hielt in der Nähe, hatte sich nicht weit davon aufgestellt. — ouch, von der andern Seite. — 2548 alsô, ebenso, gleichfalls. — 2549 tjost fem., Speerstoß, ritterlicher Zweikampf mit der Lanze (= altfr. jouste, mlat. justa).
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92 IV. ABENTEUER, ze velde gewalopieret, in engel wîs gezieret. in enírte ros noch der muot: wan diu wâren beidiu guot. sînem herzen liebe geschach, dô er jenen halden sach, der allez guot verkêrte, dô in got sô gêrte, daz er im solte gelten sîn ungevüegez schelten und sînen tägelîchen spot. dés lóbet er got. ouch sag ich iu ein mære : swie schalchaft Keif wære, er was iedoch vil unervorht. enhet in sîn zunge niht verworht, sone gewan der hof nie tiurern helt. daz mugent ir kiesen, ob ir welt, bî sînem ampte des er pflac: sîn het anders niht einen tac geruochet der künec Artus ze truhsazen in sinem hůs. Nû wâren si under in beiden s. 102 des willen ungescheiden: 2555 2560 2565 2570 2 2575 2553 ze velde, in das Freie. — walopieren, galopieren. — 2554 in engel wîs, nach Art der Engel, d. h. glänzend, feierlich, festlich, ohne dass dabei an eine bestimmte Farbe gedacht würde; vgl. Mai und Beaflor 115: daz waren hôhe künege rîch, als die engel gezieret; überhaupt wird der glän- zende ritterliche Schmuck öfter mit der engels (oder engelischen) wât ver- glichen; vgl. darüber W. Grimm, Über Freidank, S. 30; Jüng. Titurel 4550 u. 5415; ursprünglich wurde darunter die paradiesische Bekleidung der ersten Menschen vor dem Sündenfall (Genesis u. Exodus von Diemer 19, 14; von Keller's Erzählungen 13, 36; 15, 11; 17, 9; 20, 3), sowie derer, die in den Himmel aufgenommen werden (Fundgruben 2, 19, 197; Herman Damen in MS. v. d. Hagen 3, 163b, 165b) und das Messgewand des Priesters verstanden (Freidank 15, 12 und anderwärts). — 2555 irren, hindern, stören. — 2557 liebe ist Adverb; mir geschiht liebe, ich werde angenehm berührt, freudig überrascht, erfreut. — 2559 verkêren, etwas in sein Gegentheil ver- wandeln, verdrehen, übel deuten. —2561 einem etewaz gelten, wiederbezahlen, vergelten. — 2567 unervorht, unerschrocken. — 2568 verwürken verb. anom., zu Grunde richten, ins Unglück bringen. — 2572—74 ihn hätte sonst Artus (d. h. wenn Keii nicht ein so tiuwer helt gewesen wäre) auch nicht éinen Tag lang als Truchsefs in seinem Hause behalten; vielleicht hiefs es ursprünglich: sîn hete anders einen tac — geruochet niht der künec Artůs; vgl. über einen tac niht = ne diem quidem, Germania 7, 439. 2575 under in beiden, untereinander, beiderseitig. — 2576 in Bezug auf ihr Verlangen, ihr Trachten nicht unterschieden; von gleicher Kampf- begier erfüllt; vgl. 6520 u. Anm. zum 2. Büchl. 196. —
92 IV. ABENTEUER, ze velde gewalopieret, in engel wîs gezieret. in enírte ros noch der muot: wan diu wâren beidiu guot. sînem herzen liebe geschach, dô er jenen halden sach, der allez guot verkêrte, dô in got sô gêrte, daz er im solte gelten sîn ungevüegez schelten und sînen tägelîchen spot. dés lóbet er got. ouch sag ich iu ein mære : swie schalchaft Keif wære, er was iedoch vil unervorht. enhet in sîn zunge niht verworht, sone gewan der hof nie tiurern helt. daz mugent ir kiesen, ob ir welt, bî sînem ampte des er pflac: sîn het anders niht einen tac geruochet der künec Artus ze truhsazen in sinem hůs. Nû wâren si under in beiden s. 102 des willen ungescheiden: 2555 2560 2565 2570 2 2575 2553 ze velde, in das Freie. — walopieren, galopieren. — 2554 in engel wîs, nach Art der Engel, d. h. glänzend, feierlich, festlich, ohne dass dabei an eine bestimmte Farbe gedacht würde; vgl. Mai und Beaflor 115: daz waren hôhe künege rîch, als die engel gezieret; überhaupt wird der glän- zende ritterliche Schmuck öfter mit der engels (oder engelischen) wât ver- glichen; vgl. darüber W. Grimm, Über Freidank, S. 30; Jüng. Titurel 4550 u. 5415; ursprünglich wurde darunter die paradiesische Bekleidung der ersten Menschen vor dem Sündenfall (Genesis u. Exodus von Diemer 19, 14; von Keller's Erzählungen 13, 36; 15, 11; 17, 9; 20, 3), sowie derer, die in den Himmel aufgenommen werden (Fundgruben 2, 19, 197; Herman Damen in MS. v. d. Hagen 3, 163b, 165b) und das Messgewand des Priesters verstanden (Freidank 15, 12 und anderwärts). — 2555 irren, hindern, stören. — 2557 liebe ist Adverb; mir geschiht liebe, ich werde angenehm berührt, freudig überrascht, erfreut. — 2559 verkêren, etwas in sein Gegentheil ver- wandeln, verdrehen, übel deuten. —2561 einem etewaz gelten, wiederbezahlen, vergelten. — 2567 unervorht, unerschrocken. — 2568 verwürken verb. anom., zu Grunde richten, ins Unglück bringen. — 2572—74 ihn hätte sonst Artus (d. h. wenn Keii nicht ein so tiuwer helt gewesen wäre) auch nicht éinen Tag lang als Truchsefs in seinem Hause behalten; vielleicht hiefs es ursprünglich: sîn hete anders einen tac — geruochet niht der künec Artůs; vgl. über einen tac niht = ne diem quidem, Germania 7, 439. 2575 under in beiden, untereinander, beiderseitig. — 2576 in Bezug auf ihr Verlangen, ihr Trachten nicht unterschieden; von gleicher Kampf- begier erfüllt; vgl. 6520 u. Anm. zum 2. Büchl. 196. —
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KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 93 ir ietweder gedâhte sêre ûf des andern êre : ir gelinge was ab mislîch. diu tjost wart guot unde rîch, unde der herre Keiî, swie boese ir wænet daz er sî, er zestách sîn sper unz an die hant. dâ mite wart ouch er gesant ûz dem satele als ein sac, daz ern weste wâ er lac. dochn wolter im niht mêre tuon dehein unêre, wan daz er schimpflîchen sprach, dô er in vor im ligen sach: «war umbe ligt ir dâ durch got? nû wârn si doch ie iuwer spot, den âne ir schulde misselanc. vielet ir sunder iuwern danc ? michn triege danne mîn wân, ir habt ez gerne getân: ezn mohte iu anders niht geschehen. ir woltet niuwan gerne sehen, welch vallen wære. ez ist doch lasterbære.» 2580 2585 2590 2595 2600 s. 103 Er nam daz ors, dô erz gewan, und vuortez vür den künec dan. er sprach: «ditz ros hân ich genomen: herre, heizet eteswen komen von iuwerm gesinde, der sichs underwinde. ich enger niht iuwer habe, ichn gewinnes iu anders abe.» des genâdet er im verre. 2605 2577 er gedâhte ûf, er hatte es abgesehen auf. — 2579 mislîch, verschieden- artig, ungleich. — 2580 rîch, herrlich, prächtig; vgl. Erec 6912 u. Eraclius 4772. — 2583 «er zersplitterte es bis an die Hand». B. — 2584 senden, werfen. — 2589 schimpflichen adv., spottend, scherzend. — 2591 durch got, vgl. zu 1499; Ausruf der Beschwörung, der Verwunderung. — 2594 sunder iuwern danc, ohne euern Willen. — 2595 wenn ich mich nicht täusche, irre; nisi opinio me fallit. — 2596 gerne, absichtlich, mit Fleiss. — 2599 «was fallen sei". B.; welch (ahd. hwelich), wie beschaffen. — 2600 lasterbare, schimpflich, unehrenhaft. 2608 woferne ich sie nicht auf andere Weise euch abgewinnen kann. — 2609 genaden, danken. —
KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 93 ir ietweder gedâhte sêre ûf des andern êre : ir gelinge was ab mislîch. diu tjost wart guot unde rîch, unde der herre Keiî, swie boese ir wænet daz er sî, er zestách sîn sper unz an die hant. dâ mite wart ouch er gesant ûz dem satele als ein sac, daz ern weste wâ er lac. dochn wolter im niht mêre tuon dehein unêre, wan daz er schimpflîchen sprach, dô er in vor im ligen sach: «war umbe ligt ir dâ durch got? nû wârn si doch ie iuwer spot, den âne ir schulde misselanc. vielet ir sunder iuwern danc ? michn triege danne mîn wân, ir habt ez gerne getân: ezn mohte iu anders niht geschehen. ir woltet niuwan gerne sehen, welch vallen wære. ez ist doch lasterbære.» 2580 2585 2590 2595 2600 s. 103 Er nam daz ors, dô erz gewan, und vuortez vür den künec dan. er sprach: «ditz ros hân ich genomen: herre, heizet eteswen komen von iuwerm gesinde, der sichs underwinde. ich enger niht iuwer habe, ichn gewinnes iu anders abe.» des genâdet er im verre. 2605 2577 er gedâhte ûf, er hatte es abgesehen auf. — 2579 mislîch, verschieden- artig, ungleich. — 2580 rîch, herrlich, prächtig; vgl. Erec 6912 u. Eraclius 4772. — 2583 «er zersplitterte es bis an die Hand». B. — 2584 senden, werfen. — 2589 schimpflichen adv., spottend, scherzend. — 2591 durch got, vgl. zu 1499; Ausruf der Beschwörung, der Verwunderung. — 2594 sunder iuwern danc, ohne euern Willen. — 2595 wenn ich mich nicht täusche, irre; nisi opinio me fallit. — 2596 gerne, absichtlich, mit Fleiss. — 2599 «was fallen sei". B.; welch (ahd. hwelich), wie beschaffen. — 2600 lasterbare, schimpflich, unehrenhaft. 2608 woferne ich sie nicht auf andere Weise euch abgewinnen kann. — 2609 genaden, danken. —
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94 IV. ABENTEUER, er sprach: «wer sît ir, herre ?" «ich bin ez Iwein.» «nû durch got.» «herre, ich bin ez sunder spot.» Nû saget er im mære, wie er worden wære herre dâ ze lande. sîner êren und Keiï schande vröuten sî sich alle dô: dochn was dâ niemen alsô vrô alsô mîn her Gâwein: wan ez was ie under in zwein ein gesélleschaft âne haz, und stuont vil verre deste baz ir ietwéders wort. noch lac der herre Keiî dort gar ze spotte in allen: wander was gevallen ûf den lip vil sêre. und ware ein selch unêre an einem biderben man gesehen, der im vil manegiu was geschehen, der sich lasters kunde schamen, dér hâté benamen die liute gevlohen iemer mê. ez tete im an dem libe wê, ez was im anders sam ein bast: wandez hete der schanden last sînen rücke überladen. ez enkunde im niht geschaden an sînen vröuden alsô, daz er iender unvrô 2615 2629 2625 2630 2635 2610 S. 104 2640 — 2611 ez dient hier nach mittelhochdeutscher Weise dazu, das persönliche Prädicat voraus anzudeuten; bleibt im Nhd. unübersetzt; vgl. 3016, 3509. — 2612 sunder spot, ohne Scherz, in allem Ernste. 2613 einem mœere sagen, berichten, erzählen. — 2621 geselleschaft, freund- schaftliches Verhältnifs, Freundschaft. — 2622 vil verre deste baz, um so viel besser. — 2623 wort, der Ruf, in dem jemand steht. — 2628—31 über die Hartmann eigenthümliche Weise, zwei zusammengehörige Sätze oder Satztheile von zwei ebenso eng zusammengehörigen sich gegenseitig aus- einander reissen zu lassen vgl. R. Faust in Steinmeyer's Ztschr. 24, 4. — 2630 der ist Genetiv des Relativs, auf unêre bezogen, von manegiu ab- hängig; das der (= qui) im folgenden Verse bezieht sich auf biderben man zurůck. — 2635 sam ein bast, wie Bast, d. h. wie gar nichts ; bast häufig in diesem Sinne gebraucht. — 2636—37 er war so schon mit Schande über- laden, daß er die eben erlittene Beschimpfung nicht weiter beachtete. —
94 IV. ABENTEUER, er sprach: «wer sît ir, herre ?" «ich bin ez Iwein.» «nû durch got.» «herre, ich bin ez sunder spot.» Nû saget er im mære, wie er worden wære herre dâ ze lande. sîner êren und Keiï schande vröuten sî sich alle dô: dochn was dâ niemen alsô vrô alsô mîn her Gâwein: wan ez was ie under in zwein ein gesélleschaft âne haz, und stuont vil verre deste baz ir ietwéders wort. noch lac der herre Keiî dort gar ze spotte in allen: wander was gevallen ûf den lip vil sêre. und ware ein selch unêre an einem biderben man gesehen, der im vil manegiu was geschehen, der sich lasters kunde schamen, dér hâté benamen die liute gevlohen iemer mê. ez tete im an dem libe wê, ez was im anders sam ein bast: wandez hete der schanden last sînen rücke überladen. ez enkunde im niht geschaden an sînen vröuden alsô, daz er iender unvrô 2615 2629 2625 2630 2635 2610 S. 104 2640 — 2611 ez dient hier nach mittelhochdeutscher Weise dazu, das persönliche Prädicat voraus anzudeuten; bleibt im Nhd. unübersetzt; vgl. 3016, 3509. — 2612 sunder spot, ohne Scherz, in allem Ernste. 2613 einem mœere sagen, berichten, erzählen. — 2621 geselleschaft, freund- schaftliches Verhältnifs, Freundschaft. — 2622 vil verre deste baz, um so viel besser. — 2623 wort, der Ruf, in dem jemand steht. — 2628—31 über die Hartmann eigenthümliche Weise, zwei zusammengehörige Sätze oder Satztheile von zwei ebenso eng zusammengehörigen sich gegenseitig aus- einander reissen zu lassen vgl. R. Faust in Steinmeyer's Ztschr. 24, 4. — 2630 der ist Genetiv des Relativs, auf unêre bezogen, von manegiu ab- hängig; das der (= qui) im folgenden Verse bezieht sich auf biderben man zurůck. — 2635 sam ein bast, wie Bast, d. h. wie gar nichts ; bast häufig in diesem Sinne gebraucht. — 2636—37 er war so schon mit Schande über- laden, daß er die eben erlittene Beschimpfung nicht weiter beachtete. —
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KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 95 gegen éinem hâre wurde dervon: wan er was lasters wol gewon. Sus hete der strit ende mit sîner missewende. und mit lásterlîchem schalle. die andern muosen alle hern Iwein wol gunnen sînes landes und des brunnen und aller sîner êren: sine möhtens im gemêren, in was anders niht gedâht. sus het erz umbe si alle brâht. 2645 2650 Nû reit der künec Artůs durch sîne bete mit im ze hûs. dane irte unstate noch der muot, dane wurde handelunge guot; daz er âne sîn lant nie bezzer kurzwîle vant: wan dem was et niht gelîch, unde ist ouch unmügelîch daz im ûf der erde iemer iht gelîches werde. 2655 2660 s. 105 Diu künegin was des gastes vrô. ze hern Iweine sprach sî dô: «geselle unde herre, ich gnâde dir vil verre unsers werden gastes. zwâre dů hâst es iemer lôn wider mich.» 2665 2641 gegen einem hâre, um ein Haar, im Geringsten. 2644 missewende fem., das Umschlagen vom Bessern zum Schlechtern, das Misslingen, die Entehrung, Beschimpfung. — 2645 lasterlîcher schal, lantes Hohngelächter, höhnender Jubelschall. — 2650—51 nur darauf wie sie ihm dieselben (Ehren) mehren könnten, auf anderes waren sie nicht bedacht. — 2652 ez umbe einen bringen, sich um einen verdient machen (und dadurch seine Zuneigung, sein Herz gewinnen); vgl. Deutsches Wörterbuch 2, 386 u. 1119. 2655 unstate fem., ungünstige Lage, Unvermögen, Bedürftigkeit, Mangel : weder Mangel noch guter Wille verhinderten hier, dafs die Bewirthung eine gute war. — 2657 âne, aufser. 2666 vil verre genâden mit Genetiv: recht sehr danken wegen einer Sache. — 2668—69 wider mich, mir gegenüber, was mich betrifft, von mei- ner Seite : glaube mir, du hast dafür ewig Dank von mir zu beanspruchen;
KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 95 gegen éinem hâre wurde dervon: wan er was lasters wol gewon. Sus hete der strit ende mit sîner missewende. und mit lásterlîchem schalle. die andern muosen alle hern Iwein wol gunnen sînes landes und des brunnen und aller sîner êren: sine möhtens im gemêren, in was anders niht gedâht. sus het erz umbe si alle brâht. 2645 2650 Nû reit der künec Artůs durch sîne bete mit im ze hûs. dane irte unstate noch der muot, dane wurde handelunge guot; daz er âne sîn lant nie bezzer kurzwîle vant: wan dem was et niht gelîch, unde ist ouch unmügelîch daz im ûf der erde iemer iht gelîches werde. 2655 2660 s. 105 Diu künegin was des gastes vrô. ze hern Iweine sprach sî dô: «geselle unde herre, ich gnâde dir vil verre unsers werden gastes. zwâre dů hâst es iemer lôn wider mich.» 2665 2641 gegen einem hâre, um ein Haar, im Geringsten. 2644 missewende fem., das Umschlagen vom Bessern zum Schlechtern, das Misslingen, die Entehrung, Beschimpfung. — 2645 lasterlîcher schal, lantes Hohngelächter, höhnender Jubelschall. — 2650—51 nur darauf wie sie ihm dieselben (Ehren) mehren könnten, auf anderes waren sie nicht bedacht. — 2652 ez umbe einen bringen, sich um einen verdient machen (und dadurch seine Zuneigung, sein Herz gewinnen); vgl. Deutsches Wörterbuch 2, 386 u. 1119. 2655 unstate fem., ungünstige Lage, Unvermögen, Bedürftigkeit, Mangel : weder Mangel noch guter Wille verhinderten hier, dafs die Bewirthung eine gute war. — 2657 âne, aufser. 2666 vil verre genâden mit Genetiv: recht sehr danken wegen einer Sache. — 2668—69 wider mich, mir gegenüber, was mich betrifft, von mei- ner Seite : glaube mir, du hast dafür ewig Dank von mir zu beanspruchen;
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96 IV. ABENTEUER, von schulden vröute sî sich: wan si was unz an die zît niuwan nâch wâne wol gehît : nu enwas dehein wân dar an. alrêst liebet ir der man. dô ir diu êre geschach, daz si der künec durch in gesach, dô hete sî daz rehte ersehen, daz ir wol was geschehen, und hete ouch den brunnen mit manheit gewunnen und werte ouch den als ein helt. si gedâhte: «ich hân wol gewelt.» 2675 2680 2670 Der gast wirt schiere gewar, enist er niht ein tôre gar, wie in der wirt meinet; wander im bescheinet an etelicher swære, ist er im unmære: und geherberget ein man dâ ims der wirt wol gan, dem gezimet deste baz sîn schimpf unde sîn maz. ouch enwirt diu wirtschaft nimmer guot âne willigen muot. nů vant der künec Artůs werc und willen dâ ze hûs. 2685 2690 2695 s. 106 Unde mîn her Gâwein, an dem niht des enschein, ern ware hövesch unde guot, der erzeicte getriuwen muot hern Iwein sînem gesellen; 2700 ich werde dir meinerseitt ewig dafür dankbar sein. — 2670 von schulden, mit Recht: sie hatte alle Ursache sich zu freuen. — 2672 gehît partic. von gehîen oder gehîwen, verheirathen, vermählen. — nâch wâne, nach un- sicherm Vermuthen, auf gut Glück, aufs Gerathewohl. — 2673 dehein wân. kein bloßses Wähnen, kein Zweifel. — 2674 lieben, lieb, werth sein. 2685 wie sein Wirth gegen ihn gesinnt, geneigt ist. — 2686—88 weil er es ihn merken lässt an diesem und jenem Leid (das er ihm vorerzählt), wenn er ihm nicht genehm ist. — 2691 gezemen, geeignet sein; wohl an- stehen. — 2692 Benecke: «was für die Unterhaltung und Aufheiterung des Gastes sowohl als für seine Bewirthung von dem Wirthe geschieht". — maz neutr., Speise. — 2693 wirtschaft, Beköstigung, Mahlzeit. — 2696 werc und wille, That und guter Wille; köstliche Bewirthung und wohlwollende Gesinnung von Seiten des Wirths. 2698—99 der nie anders erschien als höfisch und gut. —
96 IV. ABENTEUER, von schulden vröute sî sich: wan si was unz an die zît niuwan nâch wâne wol gehît : nu enwas dehein wân dar an. alrêst liebet ir der man. dô ir diu êre geschach, daz si der künec durch in gesach, dô hete sî daz rehte ersehen, daz ir wol was geschehen, und hete ouch den brunnen mit manheit gewunnen und werte ouch den als ein helt. si gedâhte: «ich hân wol gewelt.» 2675 2680 2670 Der gast wirt schiere gewar, enist er niht ein tôre gar, wie in der wirt meinet; wander im bescheinet an etelicher swære, ist er im unmære: und geherberget ein man dâ ims der wirt wol gan, dem gezimet deste baz sîn schimpf unde sîn maz. ouch enwirt diu wirtschaft nimmer guot âne willigen muot. nů vant der künec Artůs werc und willen dâ ze hûs. 2685 2690 2695 s. 106 Unde mîn her Gâwein, an dem niht des enschein, ern ware hövesch unde guot, der erzeicte getriuwen muot hern Iwein sînem gesellen; 2700 ich werde dir meinerseitt ewig dafür dankbar sein. — 2670 von schulden, mit Recht: sie hatte alle Ursache sich zu freuen. — 2672 gehît partic. von gehîen oder gehîwen, verheirathen, vermählen. — nâch wâne, nach un- sicherm Vermuthen, auf gut Glück, aufs Gerathewohl. — 2673 dehein wân. kein bloßses Wähnen, kein Zweifel. — 2674 lieben, lieb, werth sein. 2685 wie sein Wirth gegen ihn gesinnt, geneigt ist. — 2686—88 weil er es ihn merken lässt an diesem und jenem Leid (das er ihm vorerzählt), wenn er ihm nicht genehm ist. — 2691 gezemen, geeignet sein; wohl an- stehen. — 2692 Benecke: «was für die Unterhaltung und Aufheiterung des Gastes sowohl als für seine Bewirthung von dem Wirthe geschieht". — maz neutr., Speise. — 2693 wirtschaft, Beköstigung, Mahlzeit. — 2696 werc und wille, That und guter Wille; köstliche Bewirthung und wohlwollende Gesinnung von Seiten des Wirths. 2698—99 der nie anders erschien als höfisch und gut. —
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KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 97 als ouch die wîsen wellen, ezn habe deheiniu groezer kraft danne unsippiu geselleschaft, gerâte si ze guote; und sint si in ir muote getriuwe under in beiden, sô sich gebruoder scheiden. sus was ez under in zwein: der wirt und her Gâwein wâren ein ander liep genuoc, sô daz ir ietweder truoc des andern liep unde leit. hie erzeigte sîne hövescheit her Gâwein der bescheiden man, unde sage iu war an. Diu maget hiez Lûnete, diu sô bescheidenlîchen tete, daz si von grôzer herte hern Iweinen nerte mit ir vil guoten witzen. zuo der gienc er sitzen und gnâdet ir vil sêre, daz si sô manige êre hern Iwéine sînem gesellen bôt: wan daz er mislîcher nôt âne kumber genas und dâ ze lande herre was, daz ergienc von ir schulden. 2705 2710 2715 2720 2725 s. 107 2702 und das ist auch die Meinung verständiger, erfahrener Leute. — 2703 bei deheinin erganze aus dem folgenden geselleschaft: keine Verbindung, Freundschaft, kein geselliges Band ; vgl. Paul Mhd. Gramm. 219. — 2704 un- sippe, nicht blutsverwandt. Vgl. Freidank 95, 16 gemachet friunt ze noten stat, da lihte ein màc den andern lat und einige andere Sprichwörter, in denen Freundschatt über Verwandtschaft gesetzt wird, bei Zingerle, Die deutschen Sprichwörter im Mittelalter, S. 40 u. Haupt, Zeitschr. 15, 467 und Heinrich von Beringen 6080 ich waen, dac quote geselleschaft hab über alle sippe kraft. —2705 wenn sie wol geräth, etwas Gutes daraus wird. — 2706 sî dem Sinne nach bezogen auf den in geselleschaft liegenden Begriff: die gesellen. — 2708 sô, während. — 2714 hövescheit, das feine Zartgefühl, die höfliche Rücksichtnahme, das zarte Mitgefühl; theilnehmende Höf- lichkeit, Freundlichkeit; vgl. 2744 und Erec 3460. — 2715 bescheiden, ver- ständig, taktvoll (eigentlich = der da weißs was sich gebührt). 2718 bescheidenlîchen adv., verständig, rücksichtsvoll. — 2719 herte fem., Noth. — 2721 witze im Plural: Verstand, Sinn, Art und Weise. — 2726 mis- lich verschiedentlich, manigfach. — 2727 genesen mit gen.: von etwas ge- rettet, befreit werden, aus etwas unversehrt hervorgehen. — 2729 ergân, geschehen, bewirkt werden. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl.
KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 97 als ouch die wîsen wellen, ezn habe deheiniu groezer kraft danne unsippiu geselleschaft, gerâte si ze guote; und sint si in ir muote getriuwe under in beiden, sô sich gebruoder scheiden. sus was ez under in zwein: der wirt und her Gâwein wâren ein ander liep genuoc, sô daz ir ietweder truoc des andern liep unde leit. hie erzeigte sîne hövescheit her Gâwein der bescheiden man, unde sage iu war an. Diu maget hiez Lûnete, diu sô bescheidenlîchen tete, daz si von grôzer herte hern Iweinen nerte mit ir vil guoten witzen. zuo der gienc er sitzen und gnâdet ir vil sêre, daz si sô manige êre hern Iwéine sînem gesellen bôt: wan daz er mislîcher nôt âne kumber genas und dâ ze lande herre was, daz ergienc von ir schulden. 2705 2710 2715 2720 2725 s. 107 2702 und das ist auch die Meinung verständiger, erfahrener Leute. — 2703 bei deheinin erganze aus dem folgenden geselleschaft: keine Verbindung, Freundschaft, kein geselliges Band ; vgl. Paul Mhd. Gramm. 219. — 2704 un- sippe, nicht blutsverwandt. Vgl. Freidank 95, 16 gemachet friunt ze noten stat, da lihte ein màc den andern lat und einige andere Sprichwörter, in denen Freundschatt über Verwandtschaft gesetzt wird, bei Zingerle, Die deutschen Sprichwörter im Mittelalter, S. 40 u. Haupt, Zeitschr. 15, 467 und Heinrich von Beringen 6080 ich waen, dac quote geselleschaft hab über alle sippe kraft. —2705 wenn sie wol geräth, etwas Gutes daraus wird. — 2706 sî dem Sinne nach bezogen auf den in geselleschaft liegenden Begriff: die gesellen. — 2708 sô, während. — 2714 hövescheit, das feine Zartgefühl, die höfliche Rücksichtnahme, das zarte Mitgefühl; theilnehmende Höf- lichkeit, Freundlichkeit; vgl. 2744 und Erec 3460. — 2715 bescheiden, ver- ständig, taktvoll (eigentlich = der da weißs was sich gebührt). 2718 bescheidenlîchen adv., verständig, rücksichtsvoll. — 2719 herte fem., Noth. — 2721 witze im Plural: Verstand, Sinn, Art und Weise. — 2726 mis- lich verschiedentlich, manigfach. — 2727 genesen mit gen.: von etwas ge- rettet, befreit werden, aus etwas unversehrt hervorgehen. — 2729 ergân, geschehen, bewirkt werden. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl.
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98 IV. ABENTEUER, 2730 des gnâdet er ir hulden. wan zwâre ez ist guot, swer gerne vrümeclîchen tuot, daz mans im genâde sage, daz er dar an iht verzage (wan dâ hoert doch arbeit zuo) ; und swer ouch dankes missetuo, daz man dem erbolgen sî: der ziuhet sich ouch lihte derbi. 2735 s. 108 Her Gâwein sprach: “vrou Lúnete, iuwer rât und iuwer bete hât mir liebes viel getân an dem bésten vriunde den ich hân. er hât mirz allez wol geseit, wie im iuwer hövescheit dise êre hât gevüeget, der in durch reht genüeget. er hât von iu ein schone wip, ein rîchez lant unde den lip und swes ein man zer werlte gert. war ich sô biderbe und sô wert, daz min gêret wære ein wîp, ichn hân niht liebers danne den lip: den gæbe ich iu ze lône umbe mîns gesellen krône, die er von iuwern schulden treit.» hie wart mit stæter sicherheit ein gesélleschaft under in zwein. vrou Laudîne und her Iwein die buten in ir hûse dem künige Artůse 274.5) 2750 2755 2740 2760 2732 gerne, mit Willen. — vrümeclîchen tuon, brav, gut handeln. — 2734 daz—iht, daſ nicht etwa, ne forte, ebenso 2785 u. 2788. — verzagen. «Muth und Lust verlieren". — 2736 dankes (Genetiv), mit Absicht, vor- sätzlich. — 2737 erbelgen stv., vgl. zu 1589. — 2738 sich derbi ziehen, sich bilden oder richten darnach; vgl. Docen Misc. II, 215; Eilhart Trist. 35, 212; Demantin 5823; Mone, Altd. Schausp. 101, 60 dà ceiet ûch edelen ritter bî; Gerhard v. Minden 14, 36; 16, 64; vgl. zu Iwein 7367. 2740 bete fem., Bitte, Anrathen, Fürsprache. — 2746 «mit der er wahr- haftig alle Ursache hat zufrieden zu sein". B. — 2449 €er werlte, auf der Welt, auf Erden. — 2751 eines gêret sîn, durch einen geehrt, beglückt sein. — 2756 mit stater sicherheit, mit fester Unverbrüchlichkeit, unver- brüchlich fest; indem man sich gegenseitig die Versicherung gab, daí der Bund state d. h. fest, ewig sein sollte. — 2759 buten præt. plur. von bieten (ich bôt).
98 IV. ABENTEUER, 2730 des gnâdet er ir hulden. wan zwâre ez ist guot, swer gerne vrümeclîchen tuot, daz mans im genâde sage, daz er dar an iht verzage (wan dâ hoert doch arbeit zuo) ; und swer ouch dankes missetuo, daz man dem erbolgen sî: der ziuhet sich ouch lihte derbi. 2735 s. 108 Her Gâwein sprach: “vrou Lúnete, iuwer rât und iuwer bete hât mir liebes viel getân an dem bésten vriunde den ich hân. er hât mirz allez wol geseit, wie im iuwer hövescheit dise êre hât gevüeget, der in durch reht genüeget. er hât von iu ein schone wip, ein rîchez lant unde den lip und swes ein man zer werlte gert. war ich sô biderbe und sô wert, daz min gêret wære ein wîp, ichn hân niht liebers danne den lip: den gæbe ich iu ze lône umbe mîns gesellen krône, die er von iuwern schulden treit.» hie wart mit stæter sicherheit ein gesélleschaft under in zwein. vrou Laudîne und her Iwein die buten in ir hûse dem künige Artůse 274.5) 2750 2755 2740 2760 2732 gerne, mit Willen. — vrümeclîchen tuon, brav, gut handeln. — 2734 daz—iht, daſ nicht etwa, ne forte, ebenso 2785 u. 2788. — verzagen. «Muth und Lust verlieren". — 2736 dankes (Genetiv), mit Absicht, vor- sätzlich. — 2737 erbelgen stv., vgl. zu 1589. — 2738 sich derbi ziehen, sich bilden oder richten darnach; vgl. Docen Misc. II, 215; Eilhart Trist. 35, 212; Demantin 5823; Mone, Altd. Schausp. 101, 60 dà ceiet ûch edelen ritter bî; Gerhard v. Minden 14, 36; 16, 64; vgl. zu Iwein 7367. 2740 bete fem., Bitte, Anrathen, Fürsprache. — 2746 «mit der er wahr- haftig alle Ursache hat zufrieden zu sein". B. — 2449 €er werlte, auf der Welt, auf Erden. — 2751 eines gêret sîn, durch einen geehrt, beglückt sein. — 2756 mit stater sicherheit, mit fester Unverbrüchlichkeit, unver- brüchlich fest; indem man sich gegenseitig die Versicherung gab, daí der Bund state d. h. fest, ewig sein sollte. — 2759 buten præt. plur. von bieten (ich bôt).
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KEII S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 99 selh êre diu in allen muose wol gevallen. Dô sî dâ siben naht gebiten, dô was ouch zît daz si riten. dôs urloup nemen wolden, die dâ riten solden, her Gâwein der getriuwe man vuorte hern Iweinen dan von den liuten sunder. er sprach : «ezn ist niht wunder umb einen sæeligen man, der dar nâch gewerben kan und dem vrümekeit ist beschert, ob dem vil êren widervert. doch ringet dar nâch allen tac manec man sô er meiste mac, dem doch dehein êre geschiht: dern hât der sælden niht. nû ist iuwer arbeit sæleclichen an geleit: in hât erworben iuwer hant ein schone wip unde ein lant. sit iu nu wol geschehen si, sô bewaret daz dâ bî, daz iuch iht gehone iuwers wibes schœne. 2765 2770 2775 2780 2785 S. 109 Geselle, behüetet daz enzit, daz ir iht in ir schulden sît, die des werdent gezigen, daz si sich durch ir wip verligen. kêrt ez niht al an gemach, 2790 2763 gebiten præt. von gebîten stv., gewartet, sich aufgehalten hatten. — 2769 sunder adv., beiseit. — 2770 e€n ist niht wunder, es ist kein Wun- der, nicht zu verwundern. — 2771 umb, in Betreff. — 2772 der danach, d. h. nach Erwerbung von êre, seine Thätigkeit zu richten versteht. — 2775 allen tac, alle Zeit, fortwährend. — 2776 sô er meiste mac, so sehr als er nur kann. — 2778 sclde pl., glückliche Erfolge, Glück. — 2780 mit gutem Erfolg, segensreich angewandt. — 2784 ez bewaren, sich davor hüten. — 2785 gehonen einen, einem Schande, Schaden an seiner Ehre bringen. 2788 dafs ihr nicht die Schuld derjenigen aufladet, nicht etwa zu denen gehört. — 2789 zîhen stv., zeihen, beschuldigen. — 2790 sich verligen, durch langes Liegen, durch allzu viel Gemächlichkeit in Trägheit versinken, sich dadurch verderben. — 2791 gebt euch nicht ganz und gar der Ge- mächlichkeit, der Thatenlosigkeit hin. —
KEII S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 99 selh êre diu in allen muose wol gevallen. Dô sî dâ siben naht gebiten, dô was ouch zît daz si riten. dôs urloup nemen wolden, die dâ riten solden, her Gâwein der getriuwe man vuorte hern Iweinen dan von den liuten sunder. er sprach : «ezn ist niht wunder umb einen sæeligen man, der dar nâch gewerben kan und dem vrümekeit ist beschert, ob dem vil êren widervert. doch ringet dar nâch allen tac manec man sô er meiste mac, dem doch dehein êre geschiht: dern hât der sælden niht. nû ist iuwer arbeit sæleclichen an geleit: in hât erworben iuwer hant ein schone wip unde ein lant. sit iu nu wol geschehen si, sô bewaret daz dâ bî, daz iuch iht gehone iuwers wibes schœne. 2765 2770 2775 2780 2785 S. 109 Geselle, behüetet daz enzit, daz ir iht in ir schulden sît, die des werdent gezigen, daz si sich durch ir wip verligen. kêrt ez niht al an gemach, 2790 2763 gebiten præt. von gebîten stv., gewartet, sich aufgehalten hatten. — 2769 sunder adv., beiseit. — 2770 e€n ist niht wunder, es ist kein Wun- der, nicht zu verwundern. — 2771 umb, in Betreff. — 2772 der danach, d. h. nach Erwerbung von êre, seine Thätigkeit zu richten versteht. — 2775 allen tac, alle Zeit, fortwährend. — 2776 sô er meiste mac, so sehr als er nur kann. — 2778 sclde pl., glückliche Erfolge, Glück. — 2780 mit gutem Erfolg, segensreich angewandt. — 2784 ez bewaren, sich davor hüten. — 2785 gehonen einen, einem Schande, Schaden an seiner Ehre bringen. 2788 dafs ihr nicht die Schuld derjenigen aufladet, nicht etwa zu denen gehört. — 2789 zîhen stv., zeihen, beschuldigen. — 2790 sich verligen, durch langes Liegen, durch allzu viel Gemächlichkeit in Trägheit versinken, sich dadurch verderben. — 2791 gebt euch nicht ganz und gar der Ge- mächlichkeit, der Thatenlosigkeit hin. —
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100 IV. ABENTEUER, als hern Erecke geschach, der sich ouch alsô manegen tac durch vrowen Eniten verlac. wan daz er sich erholte sît als ein riter solte, sô ware vervarn sîn êre. der minnete ze sêre. 2795 Ir hât des iuch genüegen sol: dar under lêre ich iuch wol iuwer êre bewarn. ir sult mit uns von hinnen varn: wir suln turnieren als ê. mir tuot anders iemer wê, daz ich iuwer künde hân, sol iuwer riterschaft zergân. 2800 2805 s. 110 Maneger beschirmet sich dâ mite: er giht ez sî des hûses site, ist er êlîche gehît, daz er danne vür die zît sül weder riten noch geben: er giht er sül dem hûse leben. er geloubet sich der beider, vröuden unde cleider, die nâch riterlîchen siten sint gestalt und gesniten: und swaz er warmes an geleit, daz giht er ez si wirtes cleit. er treit den lip swâre, 2810 2815 2792 vgl. darüber Erec 2965 fg. (und Gregor 1509 fg.). — 2795—96 hätte er sich später nicht wieder aus seiner trägen Ruhe aufgerafft, sowie es sich für einen Ritter gebührte. — 2797 vervarn sîn, hin, verloren sein. 2799 ihr habt soviel, daſs ihr damit zufrieden sein könnt. — 2800 dar under, dabei. — 2805 eines künde hân, mit einem bekannt sein, eines Be- kanntschaft gemacht haben. — 2806 wenn eure ritterliche Thätigkeit all- mählich schwinden, aufhören soll. 2807 sich beschirmen, sich vertheidigen, sich entschuldigen, vor- schützen. — 2809 gehît, vgl. zu 2672. — 2810 vür die zît, über diese Zeit hinaus, von der Zeit an. — 2811 rîten stv., zum Turnier oder in den Kampf, in den Krieg ziehen; geben hier = milte (Freigebigkeit) üben. — 2813 sich gelouben mit gen., sich entschlagen, entäufsern, darauf verzich- ten. — 2815 nâch riterlichen siten, auf ritterliche Weise. — 2818 wirtes kleit, Hauskleid. — 2819 den lip swàre tragen, «kümmerlich lebeno, ge- drückt einhergehen; vgl. das Nibelungenlied 724, 2: wie treit et alsô hôbe vrou Kriemhilt den lîp? und Der Minne Lehre von Heinzelein 563: er sol sich ftœteclîchen tragen. —
100 IV. ABENTEUER, als hern Erecke geschach, der sich ouch alsô manegen tac durch vrowen Eniten verlac. wan daz er sich erholte sît als ein riter solte, sô ware vervarn sîn êre. der minnete ze sêre. 2795 Ir hât des iuch genüegen sol: dar under lêre ich iuch wol iuwer êre bewarn. ir sult mit uns von hinnen varn: wir suln turnieren als ê. mir tuot anders iemer wê, daz ich iuwer künde hân, sol iuwer riterschaft zergân. 2800 2805 s. 110 Maneger beschirmet sich dâ mite: er giht ez sî des hûses site, ist er êlîche gehît, daz er danne vür die zît sül weder riten noch geben: er giht er sül dem hûse leben. er geloubet sich der beider, vröuden unde cleider, die nâch riterlîchen siten sint gestalt und gesniten: und swaz er warmes an geleit, daz giht er ez si wirtes cleit. er treit den lip swâre, 2810 2815 2792 vgl. darüber Erec 2965 fg. (und Gregor 1509 fg.). — 2795—96 hätte er sich später nicht wieder aus seiner trägen Ruhe aufgerafft, sowie es sich für einen Ritter gebührte. — 2797 vervarn sîn, hin, verloren sein. 2799 ihr habt soviel, daſs ihr damit zufrieden sein könnt. — 2800 dar under, dabei. — 2805 eines künde hân, mit einem bekannt sein, eines Be- kanntschaft gemacht haben. — 2806 wenn eure ritterliche Thätigkeit all- mählich schwinden, aufhören soll. 2807 sich beschirmen, sich vertheidigen, sich entschuldigen, vor- schützen. — 2809 gehît, vgl. zu 2672. — 2810 vür die zît, über diese Zeit hinaus, von der Zeit an. — 2811 rîten stv., zum Turnier oder in den Kampf, in den Krieg ziehen; geben hier = milte (Freigebigkeit) üben. — 2813 sich gelouben mit gen., sich entschlagen, entäufsern, darauf verzich- ten. — 2815 nâch riterlichen siten, auf ritterliche Weise. — 2818 wirtes kleit, Hauskleid. — 2819 den lip swàre tragen, «kümmerlich lebeno, ge- drückt einhergehen; vgl. das Nibelungenlied 724, 2: wie treit et alsô hôbe vrou Kriemhilt den lîp? und Der Minne Lehre von Heinzelein 563: er sol sich ftœteclîchen tragen. —
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KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 101 2820 mit strûbendem hâre, barschenkel unde barvuoz. und daz ist ie der ander gruoz den er sînem gaste git: er sprichet: «sît der zît daz ich êrste hûs gewau (daz geloubet mir lützel ieman) sone wart ich nie zwâre des über ze halbem jâre, îchn müese koufen daz korn. hiure bin ich gar verlorn (mich müet daz ichz iu muoz clagen): mir hât der schûr erslagen den besten bû den ich hân. ich vürhte ich müeze daz hůs lân. etswie ernerte ich den lip, wan daz ich sorge umbe mîn wip : diene weiz ich war ich tuo. dâ hoeret grôz kumber zuo, swer daz hûs haben sol: jane mac niemen wizzen wol waz ez muoz kosten. ich ware wol enbrosten der werlt an andern dingen, möht ich dem hûse geringen.» 2825 2830 2835 2840 Sus beginnet er trûren unde clagen unde sînem gaste sagen 2845 2820 strûben, rauh emporstehen, struppig sein. — 2821 barschenkel adj., mit bloßen Schenkeln, barbeinig (vgl. Purgoldt's Rechtsbuch 9, 40; Magda- lena fol. 41b burschenkel gie er ane hosen; Deut. Wörterb. I, 1140). — 2828 eines d. über werden, überhoben werden. — nie ze halbeme jare, nicht auf ein halbes Jahr. — 2830 hiure (aus hiû jarâ) adv., in diesem Jahre, heuer. — 2831 müejen, beschweren, ärgern, leid thun. — 2832 der schûr, das Hagelwetter. — 2833 bû stm., das bebaute Feld; die Feldfrucht. — 2835 etswie, irgendwie, auf diese oder jene Weise, so oder so; einigermaßsen. — 283s kumber, Mühe. — 2839 swer, wenn jemand. — haben, halten, führen — 2842 enbrosten sin mit dat. (von enbresten; entgehen, sich entledigen), von der schuldigen Verpflichtung Andern gegenüber befreit sein, sich der von Andern gemachten Ansprüche entledigt, seiner Pflicht Genüge ge- leistet haben, frei vor jemand sein; sich von jemand nicht mehr behelligt oder beschwert fühlen; ursprünglich ein der alten Rechtssprache eigener Ausdruck—-der Anklage entgangen, freigesprochen sein; vgl. Schwaben- spiegel ed. Wackernagel 89, 10; 283, 5; 416, 45 ; Berthold von Regensburg 255, 34; 456, 26; Nürnberger Poliz. ed. Baader, S. 16, 17, 32. — 2844 einem geringen stv., einem im Kampfe gewachsen sein, über ihn Herr werden; hier: "den häuslichen Ausgaben gewachsen sein, nicht unter ihnen er- liegen". B.; vgl. Hugo von Trimberg im Renner 19381: und swenn dat îs kumt mit getwangen und im der biber niht mac geringen.
KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 101 2820 mit strûbendem hâre, barschenkel unde barvuoz. und daz ist ie der ander gruoz den er sînem gaste git: er sprichet: «sît der zît daz ich êrste hûs gewau (daz geloubet mir lützel ieman) sone wart ich nie zwâre des über ze halbem jâre, îchn müese koufen daz korn. hiure bin ich gar verlorn (mich müet daz ichz iu muoz clagen): mir hât der schûr erslagen den besten bû den ich hân. ich vürhte ich müeze daz hůs lân. etswie ernerte ich den lip, wan daz ich sorge umbe mîn wip : diene weiz ich war ich tuo. dâ hoeret grôz kumber zuo, swer daz hûs haben sol: jane mac niemen wizzen wol waz ez muoz kosten. ich ware wol enbrosten der werlt an andern dingen, möht ich dem hûse geringen.» 2825 2830 2835 2840 Sus beginnet er trûren unde clagen unde sînem gaste sagen 2845 2820 strûben, rauh emporstehen, struppig sein. — 2821 barschenkel adj., mit bloßen Schenkeln, barbeinig (vgl. Purgoldt's Rechtsbuch 9, 40; Magda- lena fol. 41b burschenkel gie er ane hosen; Deut. Wörterb. I, 1140). — 2828 eines d. über werden, überhoben werden. — nie ze halbeme jare, nicht auf ein halbes Jahr. — 2830 hiure (aus hiû jarâ) adv., in diesem Jahre, heuer. — 2831 müejen, beschweren, ärgern, leid thun. — 2832 der schûr, das Hagelwetter. — 2833 bû stm., das bebaute Feld; die Feldfrucht. — 2835 etswie, irgendwie, auf diese oder jene Weise, so oder so; einigermaßsen. — 283s kumber, Mühe. — 2839 swer, wenn jemand. — haben, halten, führen — 2842 enbrosten sin mit dat. (von enbresten; entgehen, sich entledigen), von der schuldigen Verpflichtung Andern gegenüber befreit sein, sich der von Andern gemachten Ansprüche entledigt, seiner Pflicht Genüge ge- leistet haben, frei vor jemand sein; sich von jemand nicht mehr behelligt oder beschwert fühlen; ursprünglich ein der alten Rechtssprache eigener Ausdruck—-der Anklage entgangen, freigesprochen sein; vgl. Schwaben- spiegel ed. Wackernagel 89, 10; 283, 5; 416, 45 ; Berthold von Regensburg 255, 34; 456, 26; Nürnberger Poliz. ed. Baader, S. 16, 17, 32. — 2844 einem geringen stv., einem im Kampfe gewachsen sein, über ihn Herr werden; hier: "den häuslichen Ausgaben gewachsen sein, nicht unter ihnen er- liegen". B.; vgl. Hugo von Trimberg im Renner 19381: und swenn dat îs kumt mit getwangen und im der biber niht mac geringen.
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102 IV. ABENTEUER, s. 111 sô manec armez mære, daz im lieber wære. warer nie komen dar. der wirt hât wâr, und doch niht gar. daz hůs muoz kosten harte vil: der êre ze rehte haben wil, der muoz déste ofter heime sîn: sô tuo ouch under wîlen schîn, ob er noch riters muot habe, unde entuo sich des niht abe, ern sî der riterschefte bi, diu im ze suochenne si. 2850 2855 Ich rede als ich erkennen kan. nû durch wen möhte ein vrumer man gerner wirden sînen lip danne durch sîn biderbez wip?" hât er sich êren verzigen und wil sich bî ir verligen unde giht des danne, gelich einem boesen manne, daz erz ir ze liebe tuo, dâne geziehe sich niemer zuo: wan ir ist von herzen leit sin unwirde und sîn verlegenheit. swie rehte liep er ir sî, si müet, ist er ir ze ofte bî. 2860 2865 2870 2847 armes mœre, «Klage über Armuth», klägliche Geschichte ; Gott- fried's Trist. 1392 daz vil arme wort cowé!» — 2850 wâr hân, Recht haben. — 2852 ere hier im Sinne von milte, hûsére = «freigebiger Verwaltung des Hauswesens, gastfreundlicher Bewirthungr, auf die der Ritter halten soll im Gegensatz zu der ère, die er sich aufserhalb seines Hauses, mit der hervart und im Turnier zu erwerben hat; vgl. Reinmar von Zweter in MSH. 2, 199: swer ouch turnieren minnet alsô sêre, Daz er dâ bi vergizzet der hûsére, Dern hât der mâze niht behalten; vgl. auch oben zu V. 2811. — ist 2854 doch soll er auch bisweilen zeigen. Das pronominelle Subject er hier, wie öfter in der alten Sprache, gespart und aus dem Nebensatze zu ergänzen. — 2856 sich des abe tuon, das aufgeben, sich dessen entledigen. — 2857 bî sîn, beiwohnen, pflegen, üben. — 2858 diu, wenn sie, wenn solche. 2859 erkennen, urtheilen. —2861 wirden swv., werth machen, mit Ehre ver- sehen. — 2863 sich verzîhen eines d., sich lossagen von, verzichten auf etwas. — 2866 bœse, gemein, niedrig, unedel, unritterlich, feige, im Gegensatz zu biderbe und vrum. — 2868 sich ziehen ze bedeutet in der Rechtssprache «Anspruch worauf machen», vgl. mhd. Wörterb. III, 925b, 46. Ahnlich ist wohl auch zu fassen Iw. 7309. Darnach werden wir hier übersetzen können: dafs er ihr damit einen Gefallen thue, darauf mache er keinen Anspruch, das lasse er sich nicht einfallen. (So Paul Beitr. I, 350.) Auch hier ist er ausgelassen nach der bei 2854 vermerkten Gewohnheit. — 2870 verlegenheit, "schimpfliche Unthätigkeito. B. —
102 IV. ABENTEUER, s. 111 sô manec armez mære, daz im lieber wære. warer nie komen dar. der wirt hât wâr, und doch niht gar. daz hůs muoz kosten harte vil: der êre ze rehte haben wil, der muoz déste ofter heime sîn: sô tuo ouch under wîlen schîn, ob er noch riters muot habe, unde entuo sich des niht abe, ern sî der riterschefte bi, diu im ze suochenne si. 2850 2855 Ich rede als ich erkennen kan. nû durch wen möhte ein vrumer man gerner wirden sînen lip danne durch sîn biderbez wip?" hât er sich êren verzigen und wil sich bî ir verligen unde giht des danne, gelich einem boesen manne, daz erz ir ze liebe tuo, dâne geziehe sich niemer zuo: wan ir ist von herzen leit sin unwirde und sîn verlegenheit. swie rehte liep er ir sî, si müet, ist er ir ze ofte bî. 2860 2865 2870 2847 armes mœre, «Klage über Armuth», klägliche Geschichte ; Gott- fried's Trist. 1392 daz vil arme wort cowé!» — 2850 wâr hân, Recht haben. — 2852 ere hier im Sinne von milte, hûsére = «freigebiger Verwaltung des Hauswesens, gastfreundlicher Bewirthungr, auf die der Ritter halten soll im Gegensatz zu der ère, die er sich aufserhalb seines Hauses, mit der hervart und im Turnier zu erwerben hat; vgl. Reinmar von Zweter in MSH. 2, 199: swer ouch turnieren minnet alsô sêre, Daz er dâ bi vergizzet der hûsére, Dern hât der mâze niht behalten; vgl. auch oben zu V. 2811. — ist 2854 doch soll er auch bisweilen zeigen. Das pronominelle Subject er hier, wie öfter in der alten Sprache, gespart und aus dem Nebensatze zu ergänzen. — 2856 sich des abe tuon, das aufgeben, sich dessen entledigen. — 2857 bî sîn, beiwohnen, pflegen, üben. — 2858 diu, wenn sie, wenn solche. 2859 erkennen, urtheilen. —2861 wirden swv., werth machen, mit Ehre ver- sehen. — 2863 sich verzîhen eines d., sich lossagen von, verzichten auf etwas. — 2866 bœse, gemein, niedrig, unedel, unritterlich, feige, im Gegensatz zu biderbe und vrum. — 2868 sich ziehen ze bedeutet in der Rechtssprache «Anspruch worauf machen», vgl. mhd. Wörterb. III, 925b, 46. Ahnlich ist wohl auch zu fassen Iw. 7309. Darnach werden wir hier übersetzen können: dafs er ihr damit einen Gefallen thue, darauf mache er keinen Anspruch, das lasse er sich nicht einfallen. (So Paul Beitr. I, 350.) Auch hier ist er ausgelassen nach der bei 2854 vermerkten Gewohnheit. — 2870 verlegenheit, "schimpfliche Unthätigkeito. B. —
Strana 103
KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 103 s. 112 manegiu ziuhet sich daz an, durch die vorhte des man, daz sis niht verdrieze: swaz ab ers genieze, ob er sich bî ir verlît, daz habe er eine âne nit. 2875 Iu hât verdienet iuwer hant eine künegin unde ein rîchez lant: sult ir nû dâ verderben bî, sô wæne ich daz noch rîcher sî âne huobe ein werder man. her Iwein, dâ gedenket an und vart mit uns von hinnen und gewinnet mit minnen der küneginne ein urloup abe, zeinem tage der vuoge habe, und bevélhet ir liut unde lant. ein wip die man hât erkant in alsô stætem muote, diun darf niht mêre huote wan ir selber êren. man sol die huote kêren an irriu wip und an kint, diu sô einvaltec sint daz si eins alten wîbes rât gebringen mac ze missetât. 2885 2890 2895 2880 Ir hât alsô gelebt unz her, daz ichs an in niht wandel ger, nâch êren als ein guot kneht: 2900 2873 sich da: an tichen, sich das Ansehen, den Schein geben. — 2874 vorhte des man, Furcht vor dem Mann. — 2878 daz habe er eine, das mag er allein für sich behalten, will ich ihm nicht missgönnen; vgl. zu 854; der Aus- druck ist ironisch. — ane nît, ameinetwegen , ich bin es zufrieden". B. 2883 huobe fem., die Hufe; hier allgemein für: Grundbesitz, Land. — 2886 mit minnen (pl. von minne), mit Güte; auf gütliche, freundliche Art. — 2888 an einem Tage der sich dazu eignet. — 2889 liut unde lant ist ein formelhafter, allitterierender Ausdruck : das ganze Land. — 2890—91 einen erkennen in statem muote, treue, feste Gesinnung an einem wahrnehmen. — 2892 huote fem., Aufsicht. — 2892—93 Sinn: die braucht nicht erst unter Aufsicht gestellt zu werden, die ist durch ihre eigenen Tugenden, durch ihre persönliche Würde hinreichend geschützt. — 2894 kêren an, anwen- den bei. — 2895 irre adj., nicht sicher, unzuverlässig, untreu (Gegentheil von stœte). — 2898. gebringen stv., verleiten (=bringen). 2900 wandel, Anderung (der Lebensweise); Vertauschung des bisheri- gen Lebens mit einem andern; Paul 1. 1. vergleicht Parz. 56, 27 des engerte ur keinen wandel niht. — 2901 nach éren, in, mit Ehren (sodaſ) es zur Ehre
KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 103 s. 112 manegiu ziuhet sich daz an, durch die vorhte des man, daz sis niht verdrieze: swaz ab ers genieze, ob er sich bî ir verlît, daz habe er eine âne nit. 2875 Iu hât verdienet iuwer hant eine künegin unde ein rîchez lant: sult ir nû dâ verderben bî, sô wæne ich daz noch rîcher sî âne huobe ein werder man. her Iwein, dâ gedenket an und vart mit uns von hinnen und gewinnet mit minnen der küneginne ein urloup abe, zeinem tage der vuoge habe, und bevélhet ir liut unde lant. ein wip die man hât erkant in alsô stætem muote, diun darf niht mêre huote wan ir selber êren. man sol die huote kêren an irriu wip und an kint, diu sô einvaltec sint daz si eins alten wîbes rât gebringen mac ze missetât. 2885 2890 2895 2880 Ir hât alsô gelebt unz her, daz ichs an in niht wandel ger, nâch êren als ein guot kneht: 2900 2873 sich da: an tichen, sich das Ansehen, den Schein geben. — 2874 vorhte des man, Furcht vor dem Mann. — 2878 daz habe er eine, das mag er allein für sich behalten, will ich ihm nicht missgönnen; vgl. zu 854; der Aus- druck ist ironisch. — ane nît, ameinetwegen , ich bin es zufrieden". B. 2883 huobe fem., die Hufe; hier allgemein für: Grundbesitz, Land. — 2886 mit minnen (pl. von minne), mit Güte; auf gütliche, freundliche Art. — 2888 an einem Tage der sich dazu eignet. — 2889 liut unde lant ist ein formelhafter, allitterierender Ausdruck : das ganze Land. — 2890—91 einen erkennen in statem muote, treue, feste Gesinnung an einem wahrnehmen. — 2892 huote fem., Aufsicht. — 2892—93 Sinn: die braucht nicht erst unter Aufsicht gestellt zu werden, die ist durch ihre eigenen Tugenden, durch ihre persönliche Würde hinreichend geschützt. — 2894 kêren an, anwen- den bei. — 2895 irre adj., nicht sicher, unzuverlässig, untreu (Gegentheil von stœte). — 2898. gebringen stv., verleiten (=bringen). 2900 wandel, Anderung (der Lebensweise); Vertauschung des bisheri- gen Lebens mit einem andern; Paul 1. 1. vergleicht Parz. 56, 27 des engerte ur keinen wandel niht. — 2901 nach éren, in, mit Ehren (sodaſ) es zur Ehre
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104 IV. ABENTEUER, s. 113 nû hât ir des êrste reht daz sich iuwer êre breite unde mêre. irte iuch etswenne daz guot michel harter danne der muot, nû mugt ir mit dem guote volziehen dem muote. nu sit biderbe und wol gemuot: sô wirt diu riterschaft noch guot in mangem lande von uns zwein. des volget mir, her Iwein.» 2905 2910 Nû versuochte er zehant an die vrouwen, daz er vant: wan dô sîn bete was getân, done hete si des deheinen wân, daz er si ihtes bæte wan daz sî gerne tæte. daz gewéren róu si dâ ze stat, dô er si urloubes bat, daz er turnieren müese varn. si sprach: «daz sôlde ich ê bewarn :" done mohte sis niht wider komen. sus wart dâ urloup genomen zeinem ganzen jâre. ouch swuor sî des, zwâre, unde belibe er iht vürbaz, ez wære iemer ir haz. 2915 2920 2925 gereicht). - guot kneht ist im Mittelalter gleichsam ein Ehrentitel für den Ritter, mit Beziehung auf sein männliches und ritterliches Wesen ; vgl. zum Erec 16. — 2902 nun erst (nachdem ihr eine künegiu unde ein lant euch erworben habt) habt ihr dazu den Beruf, die Verpflichtung; nun sud ihr erst dazu verpflichtet. — 2905 mich irret etewaz, mich hin- dert etwas, mir geht etwas ab oder fehlt es an etwas. — etswenne, früher zuweilen, hier im Gegensatz zu nû. Vgl. des Stricker's Daniel fol. 27a irt in etwan daz guot. — 2906 michel harter, viel stärker, viel melr (multo validius). — der muot, der Wille. — 2908 volziehen mit dat., mit einem voll- ständig Schritt halten, ihm völlig nachkommen, volle Genüge leisten; Erec 2264. — 2909 wol gemuot, gut gesinnt, besonnen, verständig. 2913 verswochen an einen, sich mit einem Gesuch an einen wenden, einen mit einer Bitte, einem Anliegen angehen. — 2914 daz er vant, sodaſs er die Einwilligung erhielt, oder: und zwar mit Erfolg, ohne eine Fehl- bitte zu thun. — 2917—18 dafs er sie etwas anderes bitten würde als das sie gerne u. s. w. — 2919 da2 geweren, das Gewähren. — rou præt. von riuwen, gereuen. — ze stat, auf der Stelle, sogleich (illico). — 2921 müese, könnte, dürfte; vgl. zu 2169. — 2922 bewarn, sorgen, dass etwas nicht geschieht: das hätte ich vorher verhüten sollen ; in volksthümlicher Rede jetzt: das hätte ich vorher wissen sollen. — 2923 es wider komen, von etwas zurück- kommen, es ändern, wieder gut machen. — 2927 unde hier hypothetischen Satz einleitend, vgl. Paul Mhd. Gram. 334, 2. — vürbaz, länger. —
104 IV. ABENTEUER, s. 113 nû hât ir des êrste reht daz sich iuwer êre breite unde mêre. irte iuch etswenne daz guot michel harter danne der muot, nû mugt ir mit dem guote volziehen dem muote. nu sit biderbe und wol gemuot: sô wirt diu riterschaft noch guot in mangem lande von uns zwein. des volget mir, her Iwein.» 2905 2910 Nû versuochte er zehant an die vrouwen, daz er vant: wan dô sîn bete was getân, done hete si des deheinen wân, daz er si ihtes bæte wan daz sî gerne tæte. daz gewéren róu si dâ ze stat, dô er si urloubes bat, daz er turnieren müese varn. si sprach: «daz sôlde ich ê bewarn :" done mohte sis niht wider komen. sus wart dâ urloup genomen zeinem ganzen jâre. ouch swuor sî des, zwâre, unde belibe er iht vürbaz, ez wære iemer ir haz. 2915 2920 2925 gereicht). - guot kneht ist im Mittelalter gleichsam ein Ehrentitel für den Ritter, mit Beziehung auf sein männliches und ritterliches Wesen ; vgl. zum Erec 16. — 2902 nun erst (nachdem ihr eine künegiu unde ein lant euch erworben habt) habt ihr dazu den Beruf, die Verpflichtung; nun sud ihr erst dazu verpflichtet. — 2905 mich irret etewaz, mich hin- dert etwas, mir geht etwas ab oder fehlt es an etwas. — etswenne, früher zuweilen, hier im Gegensatz zu nû. Vgl. des Stricker's Daniel fol. 27a irt in etwan daz guot. — 2906 michel harter, viel stärker, viel melr (multo validius). — der muot, der Wille. — 2908 volziehen mit dat., mit einem voll- ständig Schritt halten, ihm völlig nachkommen, volle Genüge leisten; Erec 2264. — 2909 wol gemuot, gut gesinnt, besonnen, verständig. 2913 verswochen an einen, sich mit einem Gesuch an einen wenden, einen mit einer Bitte, einem Anliegen angehen. — 2914 daz er vant, sodaſs er die Einwilligung erhielt, oder: und zwar mit Erfolg, ohne eine Fehl- bitte zu thun. — 2917—18 dafs er sie etwas anderes bitten würde als das sie gerne u. s. w. — 2919 da2 geweren, das Gewähren. — rou præt. von riuwen, gereuen. — ze stat, auf der Stelle, sogleich (illico). — 2921 müese, könnte, dürfte; vgl. zu 2169. — 2922 bewarn, sorgen, dass etwas nicht geschieht: das hätte ich vorher verhüten sollen ; in volksthümlicher Rede jetzt: das hätte ich vorher wissen sollen. — 2923 es wider komen, von etwas zurück- kommen, es ändern, wieder gut machen. — 2927 unde hier hypothetischen Satz einleitend, vgl. Paul Mhd. Gram. 334, 2. — vürbaz, länger. —
Strana 105
KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 105 S. 114 ouch swuor er, des in diu liebe twanc, in dûhte daz eine jâr ze lanc, unde ern sûmde sich niht mê, er koeme wider, möhte er ê, esn latzte in êhaftiu nôt, siechtuom vancnüsse ode der tôt. Si sprach: « iu ist daz wol erkant, daz unser êre und unser lant vil gar uf der wâge lit, irn kumt uns wider enzît, daz ez uns wol geschaden mac. hiute ist der alte tac nâch den sunewenden: dâ sol daz jârzil enden. sô kumt benamen ode ê: ode ichn warte iwer niht mê. und lât ditz vingerlin ein geziuc der rede sin. ichn wart nie manne sô holt, dem ich ditz selbe golt wolde lihen ode geben. er muoz wol deste baz leben der ez treit und an siht. her Iwein, nune verliesetz niht. sînes steines kraft ist guot: er gît gelücke und senften muot: er ist sælec der in treit.» nû was der künec Artûs gereit: 2935 2940 2945 2950 2930 2955 2930 dûhte ist Conjunctiv, ebenso sümde im folgenden Verse. — 2931 níht me, nicht länger. — 2933 latete præt. von letzen, aufhalten, hindern (vgl. nhd. las und der letzte). — éhaft, nach dem Gesetz zulässig, rechtsgültig; chuftiu not war ein Ausdruck der alten Gerichtssprache; man begriff darunter das gesetzliche Hinderniss zum Erscheinen vor Gericht. — 2934 sirchtuom stm. oder stn., Krankheit. — vancnüsse stf., Gefangenschaft. 2937 uf der wâge ligen, auf der «Kippen liegen, in Gefahr schweben. — 2941 sunewende fem., meist nur im Plural wie hier: Sonnenwende im Sommer, Solstitium. — 2942 jarzil stn., Jahresfrist. (Auch diu jarzal, wie in der alten Gießener Handschrift steht, kann hier gelesen werden; in der Bedeutung von Jahr steht diefs z. B. in der Martina 249, 88; 264, 21 und für: festgesetzte Frist in den Beispielen bei Haltaus, Glossarium Germ. 1007—8.) — 2943 benamen, pünktlich. — 2946 ein geziuc der rede, eine Bezeugung, Bestätigung des getroffenen Abkommens; vgl. zu 2136. — 2948 golt stn., der aus Gold gefertigte Ring. — 2949 lihen stv., leihen. — 2954 senfter muot, gelassene, ruhige, auch heitere Gemüthsstimmung. Der Glaube an die Wunderkraft verschiedener Steine im Mittelalter allgemein; vgl. z. B. Parzival XVI, 151 fg. und O. Jänicke zum Biterolf 7047. — 2956 gereit, hier: reisefertig. —
KEII'S SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNG. 105 S. 114 ouch swuor er, des in diu liebe twanc, in dûhte daz eine jâr ze lanc, unde ern sûmde sich niht mê, er koeme wider, möhte er ê, esn latzte in êhaftiu nôt, siechtuom vancnüsse ode der tôt. Si sprach: « iu ist daz wol erkant, daz unser êre und unser lant vil gar uf der wâge lit, irn kumt uns wider enzît, daz ez uns wol geschaden mac. hiute ist der alte tac nâch den sunewenden: dâ sol daz jârzil enden. sô kumt benamen ode ê: ode ichn warte iwer niht mê. und lât ditz vingerlin ein geziuc der rede sin. ichn wart nie manne sô holt, dem ich ditz selbe golt wolde lihen ode geben. er muoz wol deste baz leben der ez treit und an siht. her Iwein, nune verliesetz niht. sînes steines kraft ist guot: er gît gelücke und senften muot: er ist sælec der in treit.» nû was der künec Artûs gereit: 2935 2940 2945 2950 2930 2955 2930 dûhte ist Conjunctiv, ebenso sümde im folgenden Verse. — 2931 níht me, nicht länger. — 2933 latete præt. von letzen, aufhalten, hindern (vgl. nhd. las und der letzte). — éhaft, nach dem Gesetz zulässig, rechtsgültig; chuftiu not war ein Ausdruck der alten Gerichtssprache; man begriff darunter das gesetzliche Hinderniss zum Erscheinen vor Gericht. — 2934 sirchtuom stm. oder stn., Krankheit. — vancnüsse stf., Gefangenschaft. 2937 uf der wâge ligen, auf der «Kippen liegen, in Gefahr schweben. — 2941 sunewende fem., meist nur im Plural wie hier: Sonnenwende im Sommer, Solstitium. — 2942 jarzil stn., Jahresfrist. (Auch diu jarzal, wie in der alten Gießener Handschrift steht, kann hier gelesen werden; in der Bedeutung von Jahr steht diefs z. B. in der Martina 249, 88; 264, 21 und für: festgesetzte Frist in den Beispielen bei Haltaus, Glossarium Germ. 1007—8.) — 2943 benamen, pünktlich. — 2946 ein geziuc der rede, eine Bezeugung, Bestätigung des getroffenen Abkommens; vgl. zu 2136. — 2948 golt stn., der aus Gold gefertigte Ring. — 2949 lihen stv., leihen. — 2954 senfter muot, gelassene, ruhige, auch heitere Gemüthsstimmung. Der Glaube an die Wunderkraft verschiedener Steine im Mittelalter allgemein; vgl. z. B. Parzival XVI, 151 fg. und O. Jänicke zum Biterolf 7047. — 2956 gereit, hier: reisefertig. —
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106 V. ABENTEUER, s. 115 der schiet mit urloube dan. nû reit diu vrouwe mit ir man wol drî mîle ode mê. daz scheiden tete ir herzen wê, als wol an ir gebarden schein. daz senen bedahte her Iwein als er dô beste kunde: mit lachendem munde truobten im diu ougen. der rede ist unlougen, ern hete geweinet benamen, wan daz er sich muose schamen. ze lande vuor der künec Artûs, diu vrouwe widere ze hûs. 2960 2965 2970 V. ABENTEUER, IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. An der Seite seines treuen Gesellen Gawein zeichnet sich Iwein in verschiedenen Turnieren aus. Ohne dafs er es merkt, ist darüber die Frist verstrichen, die ihm seine Gattin bis zur Rückkehr bestimmt hatte. Zu spät nimmt er seine Versäumniss wahr. Er geräth darüber in tiefe Schwer- muth ; diese steigert sich bis zum Wahnsinn, als Lunete im Auftrage ihrer Herrin vor Karidol erscheint, ihn, den gefeiertsten aller Ritter, der Ver- rätherei bezichtigt und ihm gleich darauf zum Zeichen, daß ihn ihre Herrin nun verschmähe, den kostbaren Ring wieder abnimmt. Als ein wahnsinniger Thor schleicht er sich darauf fort von seinen Genossen in den einsamen Wald; dort irrt er längere Zeit ohne Kleider umher, sich nothdürftig von dem erlegten Wild ernährend. Sein Aussehen wird nach und nach so entstellt, dafs er kaum wieder zu erkennen ist. Eines Tages wird er, als er schlafend daliegt, von einer vornehmen Dame und ihren beiden Dienerinnen bemerkt; an einem Wundenmale erkennen dieselben, dafs er der vermisste Iwein sein müsse; sie nehmen sich seiner an, in der 2962 das senen bedecken, die Wehmuth, den Schmerz (den der Abschied verursachte) verbergen, unterdrücken. — 2963 « so gut er konnte». B. — 2964—65 indem er den Mund zum Lächeln zwang, giengen ihm die Augen über; vgl. 1. Büchl. 372 und Freidank 32, 15: das herze weinet manege stunt, sô doch lachen muoz der munt. — 2965 truobten præt. von truoben, sich trüben. — 2966 die Sache lässt sich nicht wegleugnen, sich nicht in Ab- rede stellen. — 2966—68 vgl. mit 1. Büchl. 374—376. — ern hete: die Nega- tion in dem von unlougen abhängigen Satze nach der Regel, vgl. zu 1. Büchl. 547, Iwein 4129; ebenso nach einem negativen zwîveln, vgl. zu Iwein 918; Paul Mhd. Grammat. 339. — 2969 ze lande varn, (wieder) in seine Heimat reisen.
106 V. ABENTEUER, s. 115 der schiet mit urloube dan. nû reit diu vrouwe mit ir man wol drî mîle ode mê. daz scheiden tete ir herzen wê, als wol an ir gebarden schein. daz senen bedahte her Iwein als er dô beste kunde: mit lachendem munde truobten im diu ougen. der rede ist unlougen, ern hete geweinet benamen, wan daz er sich muose schamen. ze lande vuor der künec Artûs, diu vrouwe widere ze hûs. 2960 2965 2970 V. ABENTEUER, IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. An der Seite seines treuen Gesellen Gawein zeichnet sich Iwein in verschiedenen Turnieren aus. Ohne dafs er es merkt, ist darüber die Frist verstrichen, die ihm seine Gattin bis zur Rückkehr bestimmt hatte. Zu spät nimmt er seine Versäumniss wahr. Er geräth darüber in tiefe Schwer- muth ; diese steigert sich bis zum Wahnsinn, als Lunete im Auftrage ihrer Herrin vor Karidol erscheint, ihn, den gefeiertsten aller Ritter, der Ver- rätherei bezichtigt und ihm gleich darauf zum Zeichen, daß ihn ihre Herrin nun verschmähe, den kostbaren Ring wieder abnimmt. Als ein wahnsinniger Thor schleicht er sich darauf fort von seinen Genossen in den einsamen Wald; dort irrt er längere Zeit ohne Kleider umher, sich nothdürftig von dem erlegten Wild ernährend. Sein Aussehen wird nach und nach so entstellt, dafs er kaum wieder zu erkennen ist. Eines Tages wird er, als er schlafend daliegt, von einer vornehmen Dame und ihren beiden Dienerinnen bemerkt; an einem Wundenmale erkennen dieselben, dafs er der vermisste Iwein sein müsse; sie nehmen sich seiner an, in der 2962 das senen bedecken, die Wehmuth, den Schmerz (den der Abschied verursachte) verbergen, unterdrücken. — 2963 « so gut er konnte». B. — 2964—65 indem er den Mund zum Lächeln zwang, giengen ihm die Augen über; vgl. 1. Büchl. 372 und Freidank 32, 15: das herze weinet manege stunt, sô doch lachen muoz der munt. — 2965 truobten præt. von truoben, sich trüben. — 2966 die Sache lässt sich nicht wegleugnen, sich nicht in Ab- rede stellen. — 2966—68 vgl. mit 1. Büchl. 374—376. — ern hete: die Nega- tion in dem von unlougen abhängigen Satze nach der Regel, vgl. zu 1. Büchl. 547, Iwein 4129; ebenso nach einem negativen zwîveln, vgl. zu Iwein 918; Paul Mhd. Grammat. 339. — 2969 ze lande varn, (wieder) in seine Heimat reisen.
Strana 107
IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 107 Hoffnung, an ihm einst einen schützenden Ritter zu finden; durch Be- streichung mit einem wunderthätigen Pflaster wird er wieder zur Besin- nung gebracht und, nachdem er mit den nöthigen Kleidern versehen, auf die Burg jener Frau geleitet, wo er sich bald wieder völlig erholt. s. 116 Dô vrâgte mich vrou Minne des ich von mînem sínne niht geantwurten kan. sî sprach: «sage ane, Hartman, gihestů, daz der künec Artûs hern Iweinen vuorte ze hûs und liez sin wip wider varn?" done kunde ich mich niht baz bewarn, wan ich sagt irz vür die wârheit: wandez was mir vür wâr geseit. si sprach, und sach mich twerhes an : «dune hâst niht war, Hartman.» «vrouwe, ich hân.» «entriuwen nein !» der strit was lanc under uns zwein, unz si mich brâhte ûf die vart, daz ich ir nâch jehende wart. er vuorte daz wip unde den man, und volget im dewederz dan; als ich iu nů bescheide. si wehselten beide der herzen under in zwein, diu vrouwe und her Iwein: im volgte ir herze und sin lîp, und beleip sîn herze und das wîp. 2975 2980 2985. 2990 Dô sprach ich: «vrou Minne, nu bedunket mine sinne 2995 2972 von minem sinne, nach meinem Verstande (von meinem Stand- punkt aus). — 2973 geantwurten, genügende Antwort, Auskunft geben. — 2978 da konnte ich mir nicht anders helfen. — 2979 ich sagte ez vür die warheit, ich erklärte es für wahr. — 2981 twerhes adverbialer Genetiv, seitwärts den Kopf nach jemand drehend, von der Seite (daraus stammt das nhd. «in die Queren); oft hat es in dieser Verbindung den Sinn von : zurechtweisend, grollend, verachtend. — 2983 entriuwen nein, wahrhaftig nein; vgl. entriuwen niht im Erec 3374. — 2985 ûf die vart, daz, dahin oder soweit, daſs; ebenso Erec 1361. Armer Heinrich 339. — 2986 einem nâch jehen, beistimmen, folgen. — 2987 er sowie im im folgenden Verse bezieht sich auf Artus. — 2988 und, während, und doch, und gleichwohl. — deweder, keiner von beiden. Die Erklärung für diese und die vorher- gehende Zeile ist in V. 2993—94 gegeben. — 2990—91 sie vertauschten beide untereinander ihre Herzen.
IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 107 Hoffnung, an ihm einst einen schützenden Ritter zu finden; durch Be- streichung mit einem wunderthätigen Pflaster wird er wieder zur Besin- nung gebracht und, nachdem er mit den nöthigen Kleidern versehen, auf die Burg jener Frau geleitet, wo er sich bald wieder völlig erholt. s. 116 Dô vrâgte mich vrou Minne des ich von mînem sínne niht geantwurten kan. sî sprach: «sage ane, Hartman, gihestů, daz der künec Artûs hern Iweinen vuorte ze hûs und liez sin wip wider varn?" done kunde ich mich niht baz bewarn, wan ich sagt irz vür die wârheit: wandez was mir vür wâr geseit. si sprach, und sach mich twerhes an : «dune hâst niht war, Hartman.» «vrouwe, ich hân.» «entriuwen nein !» der strit was lanc under uns zwein, unz si mich brâhte ûf die vart, daz ich ir nâch jehende wart. er vuorte daz wip unde den man, und volget im dewederz dan; als ich iu nů bescheide. si wehselten beide der herzen under in zwein, diu vrouwe und her Iwein: im volgte ir herze und sin lîp, und beleip sîn herze und das wîp. 2975 2980 2985. 2990 Dô sprach ich: «vrou Minne, nu bedunket mine sinne 2995 2972 von minem sinne, nach meinem Verstande (von meinem Stand- punkt aus). — 2973 geantwurten, genügende Antwort, Auskunft geben. — 2978 da konnte ich mir nicht anders helfen. — 2979 ich sagte ez vür die warheit, ich erklärte es für wahr. — 2981 twerhes adverbialer Genetiv, seitwärts den Kopf nach jemand drehend, von der Seite (daraus stammt das nhd. «in die Queren); oft hat es in dieser Verbindung den Sinn von : zurechtweisend, grollend, verachtend. — 2983 entriuwen nein, wahrhaftig nein; vgl. entriuwen niht im Erec 3374. — 2985 ûf die vart, daz, dahin oder soweit, daſs; ebenso Erec 1361. Armer Heinrich 339. — 2986 einem nâch jehen, beistimmen, folgen. — 2987 er sowie im im folgenden Verse bezieht sich auf Artus. — 2988 und, während, und doch, und gleichwohl. — deweder, keiner von beiden. Die Erklärung für diese und die vorher- gehende Zeile ist in V. 2993—94 gegeben. — 2990—91 sie vertauschten beide untereinander ihre Herzen.
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108 V. ABENTEUER, daz min her Iwein si verlorn. sit er sin herze hât verkorn: wan daz gáp im ellen unde kraft. waz touc er nû ze riterschaft? er muoz verzagen als ein wîp, sit wibes herze hât sîn lip und si mannes herze hât : sô üebet si manlîche tât und solde wol turnieren varn und er dâ heime daz hûs bewarn. mir ist zwâre starke leit, daz sich ir beider gewonheit mit wehsel sô verkêret hât : wan nune wirt ir dewederes rât.» 3000 3005 3010 s. 117 Dô zêch mich vrou Minne, ich wæere kranker sinne. si sprach: «tuo zuo dînen munt! dir ist diu beste vuore unkunt. dichn gerúorte nie mîn meisterschaft: ich bin ez Minne und gibe die kraft, daz ofte man unde wip habent herzelôsen lip und hânt ir kraft doch deste baz." done getórst ich vrâgen vürbaz: wan swâ wîp unde man âne herze leben kan, daz wunder daz gesach ich nie: doch ergienc ez nâch ir rede hie. ichn weiz ir zweier wehsels niht : wan als diu âventiure giht, sô was her Iwein âne strît ein degen vordes und baz sit. 3015 3020 3025 2998 verkiesen, aufser Acht lassen, aufgeben. — 2999 ellen stn., Muth, Mannheit. — 3005 wol, von Rechts wegen, billig, eigentlich. — 3009 mit wehsel, durch Umtauschung. — 3010 vgl. zu 944. 3011 zêch præet. von sîhen, zeihen, beschuldigen. — 3012 er ist kranker zinne, ist schwach von (nicht recht bei) Sinnen: vgl. 2. Büchl. 212. — 3014 vuore stf., die Art und Weise wie man vert, Lebensart. — 3015 mich gerüeret etewas, mich rührt, ich empfinde etwas. — 3016 ez deutet hier wie in V. 2611 das Prädikatsnomen im Voraus an; im Nhd. ist es in die- sem Falle aufgegeben. — 3020 ich getorste, ich getraute mich. — 3021 swa, eigentlich: wo nur immer, hier (neben gesach in V. 3023, vgl. das häufige seht wâ) im Nhd. = wie nur immer. — 3027 ane strît, unstreitig, ohne Zweifel. — 3028 degen stm., tapferer Mann, Held. — vordes, vor dieser Zeit. — bas sit. mehr noch nach dieser Zeit.
108 V. ABENTEUER, daz min her Iwein si verlorn. sit er sin herze hât verkorn: wan daz gáp im ellen unde kraft. waz touc er nû ze riterschaft? er muoz verzagen als ein wîp, sit wibes herze hât sîn lip und si mannes herze hât : sô üebet si manlîche tât und solde wol turnieren varn und er dâ heime daz hûs bewarn. mir ist zwâre starke leit, daz sich ir beider gewonheit mit wehsel sô verkêret hât : wan nune wirt ir dewederes rât.» 3000 3005 3010 s. 117 Dô zêch mich vrou Minne, ich wæere kranker sinne. si sprach: «tuo zuo dînen munt! dir ist diu beste vuore unkunt. dichn gerúorte nie mîn meisterschaft: ich bin ez Minne und gibe die kraft, daz ofte man unde wip habent herzelôsen lip und hânt ir kraft doch deste baz." done getórst ich vrâgen vürbaz: wan swâ wîp unde man âne herze leben kan, daz wunder daz gesach ich nie: doch ergienc ez nâch ir rede hie. ichn weiz ir zweier wehsels niht : wan als diu âventiure giht, sô was her Iwein âne strît ein degen vordes und baz sit. 3015 3020 3025 2998 verkiesen, aufser Acht lassen, aufgeben. — 2999 ellen stn., Muth, Mannheit. — 3005 wol, von Rechts wegen, billig, eigentlich. — 3009 mit wehsel, durch Umtauschung. — 3010 vgl. zu 944. 3011 zêch præet. von sîhen, zeihen, beschuldigen. — 3012 er ist kranker zinne, ist schwach von (nicht recht bei) Sinnen: vgl. 2. Büchl. 212. — 3014 vuore stf., die Art und Weise wie man vert, Lebensart. — 3015 mich gerüeret etewas, mich rührt, ich empfinde etwas. — 3016 ez deutet hier wie in V. 2611 das Prädikatsnomen im Voraus an; im Nhd. ist es in die- sem Falle aufgegeben. — 3020 ich getorste, ich getraute mich. — 3021 swa, eigentlich: wo nur immer, hier (neben gesach in V. 3023, vgl. das häufige seht wâ) im Nhd. = wie nur immer. — 3027 ane strît, unstreitig, ohne Zweifel. — 3028 degen stm., tapferer Mann, Held. — vordes, vor dieser Zeit. — bas sit. mehr noch nach dieser Zeit.
Strana 109
IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 109 s. 118 Her Gâwein sîn geselle der wart sîn ungevelle. durch nôt bescheide ich iu wâ von: wan diu werlt ist des ungewon, swer vrumen gesellen kiese, daz er dar an verliese. zwâre geschach ez ê nie, ez geschach doch im, und sage iu wie. Her Gâwein was der höfschste man der riters namen ie gewan: engalt er sîn, daz was im leit; wan er al sin arbeit im ze dienéste kêrte, wie er im sînen pris gemêrte. swâ sî turnierens pflâgen, des si niht verlâgen, dâ muoste selch riterschaft geschehen die got mit êren möhte sehen: dâ vürdert er in allen wîs und alsô gar, daz im der pris aller oftest beleip ; unz er der tage ze vil vertreip. im gienc diu zît mit vröuden hin. man sagt, daz mîn her Gâwein in mit guoter handelunge behabte unde betwunge, daz er der jârzal vergaz und daz gelübede versaz, unz daz ander jâr an gevienc und vaste in den ougent gienc. 3035 3040 3045 3050 3055 3030 — 3030 ungevelle stn., Unglück. — 3031 durch not, wider (meinen) Willen, ungern. — 3032 denn unter Menschen ist das unerhört. — 3034 dar an verliesen, damit, dadurch Verlust, Schaden haben. 3038 engalt er sîn, «litt Iwein durch ihn (Gawein) Schaden". B. — 3044 verligen stv., versäumen. — 3047 vürdern swv., fördern. — allen wis adverbialer Accusativ, auf alle Weise, in jeder Hinsicht. — 3050 se vil der tage vertriben, zu viel Zeit vergehen, verstreichen lassen. — 3054 behaben, behalten (bei sich). — betwunge præt. conj. von betwingen. — 3055 jarzal, vgl. zu 2942. — 3056 das gelübede versitzen, das Gelübde (durch Sitzen- bleiben) versäumen. — 3057 Die Handschriften weichen hier sehr von- einander ab, so dafs es fraglich ist, ob die nach Paul in den Text gesetzte Lesart richtig ist; vielleicht hiefs es: unz ez an ein ander jar gevienc (wie 674 und ez ze wetere gevienc); über an etewaz vahen, gevahen = anfangen, beginnen vgl. mhd. Wörterbuch 3, 202b, 19; auch im Lanzelet 830 hiefs es wohl: dô muosten si an ein ander: van. — 3058 ougest, der August; ouwest ist die in md. Quellen übliche Form, vgl. Paul 1. 1. 342.
IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 109 s. 118 Her Gâwein sîn geselle der wart sîn ungevelle. durch nôt bescheide ich iu wâ von: wan diu werlt ist des ungewon, swer vrumen gesellen kiese, daz er dar an verliese. zwâre geschach ez ê nie, ez geschach doch im, und sage iu wie. Her Gâwein was der höfschste man der riters namen ie gewan: engalt er sîn, daz was im leit; wan er al sin arbeit im ze dienéste kêrte, wie er im sînen pris gemêrte. swâ sî turnierens pflâgen, des si niht verlâgen, dâ muoste selch riterschaft geschehen die got mit êren möhte sehen: dâ vürdert er in allen wîs und alsô gar, daz im der pris aller oftest beleip ; unz er der tage ze vil vertreip. im gienc diu zît mit vröuden hin. man sagt, daz mîn her Gâwein in mit guoter handelunge behabte unde betwunge, daz er der jârzal vergaz und daz gelübede versaz, unz daz ander jâr an gevienc und vaste in den ougent gienc. 3035 3040 3045 3050 3055 3030 — 3030 ungevelle stn., Unglück. — 3031 durch not, wider (meinen) Willen, ungern. — 3032 denn unter Menschen ist das unerhört. — 3034 dar an verliesen, damit, dadurch Verlust, Schaden haben. 3038 engalt er sîn, «litt Iwein durch ihn (Gawein) Schaden". B. — 3044 verligen stv., versäumen. — 3047 vürdern swv., fördern. — allen wis adverbialer Accusativ, auf alle Weise, in jeder Hinsicht. — 3050 se vil der tage vertriben, zu viel Zeit vergehen, verstreichen lassen. — 3054 behaben, behalten (bei sich). — betwunge præt. conj. von betwingen. — 3055 jarzal, vgl. zu 2942. — 3056 das gelübede versitzen, das Gelübde (durch Sitzen- bleiben) versäumen. — 3057 Die Handschriften weichen hier sehr von- einander ab, so dafs es fraglich ist, ob die nach Paul in den Text gesetzte Lesart richtig ist; vielleicht hiefs es: unz ez an ein ander jar gevienc (wie 674 und ez ze wetere gevienc); über an etewaz vahen, gevahen = anfangen, beginnen vgl. mhd. Wörterbuch 3, 202b, 19; auch im Lanzelet 830 hiefs es wohl: dô muosten si an ein ander: van. — 3058 ougest, der August; ouwest ist die in md. Quellen übliche Form, vgl. Paul 1. 1. 342.
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110 V. ABENTEUER, S. 119 Nu wâren si beide mit vröuden sunder leide von einem turneie komen und het her Iwein genomen den prîs ze beiden sîten. nů was mit hôchzîten ir herre der künec Artûs ze Karidôl in sînem hůs. dô sluogens ûf ir gezelt vür die burc an daz velt. dâ lâgen si durch ir gemach, unz si der künec dâ gesach und die besten alle mit vrolîchem schalle: wand im was komen mare, wie in gelungen ware: er sagte in gnâde unde danc, daz in sô ofte wol gelanc. Swer gerne vrümeclichen tuot, der dem genâdet, daz ist guot: in gezimt der arbeit deste baz. swâ man mit worten hie gesaz, diu rede was von in zwein. nů kom mîn her Iwein in einen seneden gedanc: er gedâhte, daz twelen wære ze lanc, daz er von sînem wîbe tete: ir gebot unde ir bete diu heter übergangen. sin herze wart bevangen mit senlîcher triuwe: in begréif ein selch riuwe 3065 3070 3075 3080 3085 3060 3090 3063 ce beiden sîten, «Freundes und Feindes Mund priesen ihn. Die zu einem Turnier versammelten Ritter wurden in zwei Haufen getheilt, welche sich gleich zwei feindlichen Heeren gegenüberstanden". B. — 3064 mit hôcheîten wesen, ein grofses Fest vorhaben, halten, feiern. — 3067 gezelt stn., Zelt. 3077—78 derselbe Gedanke, nur die Sätze anders geordnet, schon in 2731—33; vgl. Erec 7009—10: swelch man tœrlîche tuot, wirt ims gelônet, das ist guot. — der, wenn man. — daz ist quot, das ist recht. — 3079 mich gezimt eines d., mir behagt, gefällt etwas. — 3080 wo man sich hier nur zur Unterhaltung niedergelassen hatte. — 3083 er kom in einen seneden gedane, «er versank in ein schmerzliches Sinnen ". B. — 3084 daz twelen, das Verweilen. — 3085 von, fern von. — 3086 vgl. zu 238.
110 V. ABENTEUER, S. 119 Nu wâren si beide mit vröuden sunder leide von einem turneie komen und het her Iwein genomen den prîs ze beiden sîten. nů was mit hôchzîten ir herre der künec Artûs ze Karidôl in sînem hůs. dô sluogens ûf ir gezelt vür die burc an daz velt. dâ lâgen si durch ir gemach, unz si der künec dâ gesach und die besten alle mit vrolîchem schalle: wand im was komen mare, wie in gelungen ware: er sagte in gnâde unde danc, daz in sô ofte wol gelanc. Swer gerne vrümeclichen tuot, der dem genâdet, daz ist guot: in gezimt der arbeit deste baz. swâ man mit worten hie gesaz, diu rede was von in zwein. nů kom mîn her Iwein in einen seneden gedanc: er gedâhte, daz twelen wære ze lanc, daz er von sînem wîbe tete: ir gebot unde ir bete diu heter übergangen. sin herze wart bevangen mit senlîcher triuwe: in begréif ein selch riuwe 3065 3070 3075 3080 3085 3060 3090 3063 ce beiden sîten, «Freundes und Feindes Mund priesen ihn. Die zu einem Turnier versammelten Ritter wurden in zwei Haufen getheilt, welche sich gleich zwei feindlichen Heeren gegenüberstanden". B. — 3064 mit hôcheîten wesen, ein grofses Fest vorhaben, halten, feiern. — 3067 gezelt stn., Zelt. 3077—78 derselbe Gedanke, nur die Sätze anders geordnet, schon in 2731—33; vgl. Erec 7009—10: swelch man tœrlîche tuot, wirt ims gelônet, das ist guot. — der, wenn man. — daz ist quot, das ist recht. — 3079 mich gezimt eines d., mir behagt, gefällt etwas. — 3080 wo man sich hier nur zur Unterhaltung niedergelassen hatte. — 3083 er kom in einen seneden gedane, «er versank in ein schmerzliches Sinnen ". B. — 3084 daz twelen, das Verweilen. — 3085 von, fern von. — 3086 vgl. zu 238.
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IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 111 daz er sin selbes vergaz und allez swigende saz. s. 120 Er überhôrte und übersach swaz man dâ tete unde sprach, als er ein tôre ware. ouch nâhten im boesiu mæere. im wîssagte sin muot, als er mir selbem ofte tuot: ich siufte, sô ich vrô bin, minen künftigen ungewin: sus nâhte im sin leit. nu seht wâ dort her reit sins wibes bote, vrou Lûnete, von der râte und von der bete daz von êrste was komen, daz si in hete genomen. si gâhte über jenez velt und erbeizte vür diu gezelt. als schiere si den künec sach, dó kom si vür in unde sprach: 3095 3100 3105 3110 « Künec Artûs, mich hât gesant mîn vrouwe her in iuwer lant: unde daz gebôt sî mir, daz ich iuch gruozte von ir, und iwer gesellen über al ; wan einen: der ist üz der zal: der sol iu sin unmæere als ein verrâtære. daz ist hie der herre Iwein, der niender in den siten schein, dô ich in von êrste sach, 3115 3120 3092 allez adverbialer Accusativ, immer, fortwahrend. 3093 überhwren, überhören, das Gehörte nicht beachten. — 3095 als, als ob. — 3097 sein Herz weissagte ihm, hatte eine Vorahnung, ein Vor- gefühl. — 3099 siuften mit acc., etwas beseufzen. Das Seufzen als Vor- ahnung eines nahenden Unglücks gefasst auch in der Rabenschlacht 183. — 3104 von der rate, durch deren Rath. — 3105 von êrste. zuerst, ursprüng- lich. — 3108 erbeizen swv., eigentlich: weiden lassen, dann wie hier: vom Pferde steigen. — 3109 als schiere, sobald als. 3115 über al, alle miteinander, alle zusammen; vgl. 1226. — 3116 wan einen, éinen ausgenommen. — der ist ûz der zal, der ist nicht mitgezählt, ist ausgeschlossen. — 3118 verratœre. Verräther. — 3120 der nicht im Ge- ringsten von der Art zu sein schien; dem man durchaus nicht so etwas ansah. — 3121 von érste, zum ersten Male. —
IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 111 daz er sin selbes vergaz und allez swigende saz. s. 120 Er überhôrte und übersach swaz man dâ tete unde sprach, als er ein tôre ware. ouch nâhten im boesiu mæere. im wîssagte sin muot, als er mir selbem ofte tuot: ich siufte, sô ich vrô bin, minen künftigen ungewin: sus nâhte im sin leit. nu seht wâ dort her reit sins wibes bote, vrou Lûnete, von der râte und von der bete daz von êrste was komen, daz si in hete genomen. si gâhte über jenez velt und erbeizte vür diu gezelt. als schiere si den künec sach, dó kom si vür in unde sprach: 3095 3100 3105 3110 « Künec Artûs, mich hât gesant mîn vrouwe her in iuwer lant: unde daz gebôt sî mir, daz ich iuch gruozte von ir, und iwer gesellen über al ; wan einen: der ist üz der zal: der sol iu sin unmæere als ein verrâtære. daz ist hie der herre Iwein, der niender in den siten schein, dô ich in von êrste sach, 3115 3120 3092 allez adverbialer Accusativ, immer, fortwahrend. 3093 überhwren, überhören, das Gehörte nicht beachten. — 3095 als, als ob. — 3097 sein Herz weissagte ihm, hatte eine Vorahnung, ein Vor- gefühl. — 3099 siuften mit acc., etwas beseufzen. Das Seufzen als Vor- ahnung eines nahenden Unglücks gefasst auch in der Rabenschlacht 183. — 3104 von der rate, durch deren Rath. — 3105 von êrste. zuerst, ursprüng- lich. — 3108 erbeizen swv., eigentlich: weiden lassen, dann wie hier: vom Pferde steigen. — 3109 als schiere, sobald als. 3115 über al, alle miteinander, alle zusammen; vgl. 1226. — 3116 wan einen, éinen ausgenommen. — der ist ûz der zal, der ist nicht mitgezählt, ist ausgeschlossen. — 3118 verratœre. Verräther. — 3120 der nicht im Ge- ringsten von der Art zu sein schien; dem man durchaus nicht so etwas ansah. — 3121 von érste, zum ersten Male. —
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112 V. ABENTEUER, s. 121 daz untriuwe ode ungemach ieman von im geschæhe dem er triwen verjæhe. sîniu wort diu sint guot: von den scheidet sich der muot. ez schînet wol, wizze Krist, daz mîn vrouwe ein wip ist und daz si sich gerechen niene mac. und vorhte er den widerslac, sô het er sis vil wol erlân daz er ir lasters hât getân. in dûhte des schaden niht genuoc, daz er ir den man sluoc, erne tæte ir leides mêre unde benæeme ir lîp und êre. Her Iwein, sît mîn vrouwe ir jugent, ir schone, ir rîcheit unde ir tugent wider iuch niht geniezen kan, wan gedâhtet ir doch dar an, waz ich iu gedienet hân, und het sî mîn genozzen lân! ze welhen staten ich iu quam, dô ich iuch von dem tôde nam! ez wære um iuch ergangen, het ichz niht undervangen. daz ichz ie undervienc, 3125 3130 3135 3140 3145 3124 verjehen stv. mit dat. und gen., einem etwas zusagen, versprechen. — 3126 sich scheiden, verschieden sein. — 3127 ee schînet wol, es zeigt sich, man sieht es deutlich ; derselbe Vers 815. — 3129 gerechen stv., rächen. — 3130 widerslac, Vergeltung, Rache, Strafe; vgl. zu 2478. — 3132 daz ist hier = was; davon abhängig der Genetiv lasters. — 3135 erne tœte, ohne daß er thäte; im Nhd. mit loser Anknüpfung des Gedankens: sondern er that. 3139 si kan ir tugent wider iuch niht geniezen, sie kann von ihrer Tu- gend euch gegenüber keinen Vortheil ziehen, kann damit bei euch nichts ausrichten, dafür keine Anerkennung finden von eurer Seite ; vgl. Greger 2775. — 3140 wan, warum nicht, wie 2214; oder wan—doch als Bezeichnung des Wunsches: wenn doch; vgl. Paul Mhd. Gyamm. 286. — 3142 und hättet meine euch geleisteten Dienste ihr zu Guté kommen lassen; ihr hättet doch um meinetwillen sie schonen sollen. genozzen hat hier activen Sinn : einer der genossen, Vortheil von etwas hat. Man denke sich die Redens- art lât mich sîn genoezen verkürzt aus lât mich sîn genoczen hàn; nach lâzen werden die dem Participium beigesellten Hilfsverba in der alten Sprache oft weggelassen; vgl. die Anmerkung zu den Liedern 2, 8. — 3143 wie sehr ich euch zu Statten, wie gelegen euch meine Hilfe kam. — 3145 e: ist umbe mich ergangen, es ist um mich geschehen, ich bin verloren. — 3146 undervahen stv., aufhalten, verhindern.
112 V. ABENTEUER, s. 121 daz untriuwe ode ungemach ieman von im geschæhe dem er triwen verjæhe. sîniu wort diu sint guot: von den scheidet sich der muot. ez schînet wol, wizze Krist, daz mîn vrouwe ein wip ist und daz si sich gerechen niene mac. und vorhte er den widerslac, sô het er sis vil wol erlân daz er ir lasters hât getân. in dûhte des schaden niht genuoc, daz er ir den man sluoc, erne tæte ir leides mêre unde benæeme ir lîp und êre. Her Iwein, sît mîn vrouwe ir jugent, ir schone, ir rîcheit unde ir tugent wider iuch niht geniezen kan, wan gedâhtet ir doch dar an, waz ich iu gedienet hân, und het sî mîn genozzen lân! ze welhen staten ich iu quam, dô ich iuch von dem tôde nam! ez wære um iuch ergangen, het ichz niht undervangen. daz ichz ie undervienc, 3125 3130 3135 3140 3145 3124 verjehen stv. mit dat. und gen., einem etwas zusagen, versprechen. — 3126 sich scheiden, verschieden sein. — 3127 ee schînet wol, es zeigt sich, man sieht es deutlich ; derselbe Vers 815. — 3129 gerechen stv., rächen. — 3130 widerslac, Vergeltung, Rache, Strafe; vgl. zu 2478. — 3132 daz ist hier = was; davon abhängig der Genetiv lasters. — 3135 erne tœte, ohne daß er thäte; im Nhd. mit loser Anknüpfung des Gedankens: sondern er that. 3139 si kan ir tugent wider iuch niht geniezen, sie kann von ihrer Tu- gend euch gegenüber keinen Vortheil ziehen, kann damit bei euch nichts ausrichten, dafür keine Anerkennung finden von eurer Seite ; vgl. Greger 2775. — 3140 wan, warum nicht, wie 2214; oder wan—doch als Bezeichnung des Wunsches: wenn doch; vgl. Paul Mhd. Gyamm. 286. — 3142 und hättet meine euch geleisteten Dienste ihr zu Guté kommen lassen; ihr hättet doch um meinetwillen sie schonen sollen. genozzen hat hier activen Sinn : einer der genossen, Vortheil von etwas hat. Man denke sich die Redens- art lât mich sîn genoezen verkürzt aus lât mich sîn genoczen hàn; nach lâzen werden die dem Participium beigesellten Hilfsverba in der alten Sprache oft weggelassen; vgl. die Anmerkung zu den Liedern 2, 8. — 3143 wie sehr ich euch zu Statten, wie gelegen euch meine Hilfe kam. — 3145 e: ist umbe mich ergangen, es ist um mich geschehen, ich bin verloren. — 3146 undervahen stv., aufhalten, verhindern.
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IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 113 s. 122 daz iuwer ende niht ergienc, des wil ich iemer riuwec sîn: wan diu schulde ist elliu mîn; wan daz ichz durch triuwe tete. ez vuocte min rât und mîn bete, daz sî leit und ungemach verkôs der ir von iu geschach: wand ich het ir ze vil geseit von iuwer vrümekeit; unz daz sî iu mit vrîer hant gap ir lîp unde ir lant, daz ir daz soltet bewarn. nû hânt ir sô mit ir gevarn, daz sich ein wip wider die man niemer ze wol behüeten kan. zwâre uns was mit iu ze gâch. dâ stüende bezzer lôn nâch danne uns von iu geschiht: ouch gehiezt irs uns dô niht. 3150 3155 3160 3165 Mîner vrouwen wirt wol rât, wan daz ez lasterlîchen stât zwâre unde ist unbillîch: si ist in ze edel und ze rîch, daz ir si kebsen soldet, ob ir erkennen woldet, waz riters triuwe ware. nû ist iu triuwe unmæere. doch sulent ir in allen deste wirs gevallen, 3170 3175 — — 3149 das will ich immer bereuen, darum will ich immer Leid tragen. — 3151 wan daz, nur dass, indessen, wiewohl. — durch triuwe, aus Mitgefühl. — 3152 vuocte priet. von vüegen, zu Wege bringen, bewerkstelligen. — 3154 verkiesen, unberücksichtigt, fahren lassen. — der: «das Relativum, wenn es sich auf mehrere Substantiva bezieht , pflegt nach dem letzten construiert zu werden, und ungemach gebraucht Hartmann als Maskulinum." Paul 1. 1. 373. — 3157 mit vrier hant, aus freier Hand. — 3160 mit einem varn, verfahren mit einem, umgehen, ihn behandeln. — 3164 dafür hätte man bessern Lohn erwarten können. — 3166 auch liefst ihr uns damals nicht so etwas vermuthen. 3167 min wirt rât, mir wird noch Abhilfe zu Theil, wird schon ge- holfen werden. — 3168 wan das wie V. 3151. — 3171 kebsen swv., zum Kebsweibe machen, wie ein Kebsweib, nicht wie eine rechtmässige Ge- mahlin behandeln, namentlich: das Weib verstofsen, widerrechtlich ver- lassen, ihr untreu werden, vgl. Joh. Rothe Chronik 89 u. 679; Konrad's Trojanerkrieg 8745; in demselben Sinne steht öfter verkebsen; daher re- pudium mit kebesunge, vorkebesunge übersetzt in Des Matthias von Beheim Evangelienbuch ed. R. Bechstein, S. 271 u. 316; so erklärte das Wort schon Mone, Altteutsche Schausp., S. 205. — 3176 deste wirs, (nun) um so HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 8
IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 113 s. 122 daz iuwer ende niht ergienc, des wil ich iemer riuwec sîn: wan diu schulde ist elliu mîn; wan daz ichz durch triuwe tete. ez vuocte min rât und mîn bete, daz sî leit und ungemach verkôs der ir von iu geschach: wand ich het ir ze vil geseit von iuwer vrümekeit; unz daz sî iu mit vrîer hant gap ir lîp unde ir lant, daz ir daz soltet bewarn. nû hânt ir sô mit ir gevarn, daz sich ein wip wider die man niemer ze wol behüeten kan. zwâre uns was mit iu ze gâch. dâ stüende bezzer lôn nâch danne uns von iu geschiht: ouch gehiezt irs uns dô niht. 3150 3155 3160 3165 Mîner vrouwen wirt wol rât, wan daz ez lasterlîchen stât zwâre unde ist unbillîch: si ist in ze edel und ze rîch, daz ir si kebsen soldet, ob ir erkennen woldet, waz riters triuwe ware. nû ist iu triuwe unmæere. doch sulent ir in allen deste wirs gevallen, 3170 3175 — — 3149 das will ich immer bereuen, darum will ich immer Leid tragen. — 3151 wan daz, nur dass, indessen, wiewohl. — durch triuwe, aus Mitgefühl. — 3152 vuocte priet. von vüegen, zu Wege bringen, bewerkstelligen. — 3154 verkiesen, unberücksichtigt, fahren lassen. — der: «das Relativum, wenn es sich auf mehrere Substantiva bezieht , pflegt nach dem letzten construiert zu werden, und ungemach gebraucht Hartmann als Maskulinum." Paul 1. 1. 373. — 3157 mit vrier hant, aus freier Hand. — 3160 mit einem varn, verfahren mit einem, umgehen, ihn behandeln. — 3164 dafür hätte man bessern Lohn erwarten können. — 3166 auch liefst ihr uns damals nicht so etwas vermuthen. 3167 min wirt rât, mir wird noch Abhilfe zu Theil, wird schon ge- holfen werden. — 3168 wan das wie V. 3151. — 3171 kebsen swv., zum Kebsweibe machen, wie ein Kebsweib, nicht wie eine rechtmässige Ge- mahlin behandeln, namentlich: das Weib verstofsen, widerrechtlich ver- lassen, ihr untreu werden, vgl. Joh. Rothe Chronik 89 u. 679; Konrad's Trojanerkrieg 8745; in demselben Sinne steht öfter verkebsen; daher re- pudium mit kebesunge, vorkebesunge übersetzt in Des Matthias von Beheim Evangelienbuch ed. R. Bechstein, S. 271 u. 316; so erklärte das Wort schon Mone, Altteutsche Schausp., S. 205. — 3176 deste wirs, (nun) um so HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 8
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114 V. ABENTEUER, die triuwe und êre minnent und sich des versinnent, daz nimmer ein wol vrumer man âne triuwe werden kan. 3180 Nû tuon ich disen herren kunt, s. 123 daz sî iuch haben vür dise stunt vür einen triuwelôsen man (da ir wurdet, dâ was ich an ensament meineide und triuwelôs beide); und mac sích der künec iemer schamen, hât er iuch mêre in riters namen, sô liep im triuwe und êre ist. ouch sulent ir für diese vrist mîner vrouwen entwesen: si wil ouch âne iuch genesen. und sendet ir wider ir vingerlin: daz ensol niht langer sin an einer ungetriuwen hant: sî hât mich her dernâch gesant.» von herzeleide geschach im daz, daz er verdulte unde versaz, daz siz im ab der hant gewan. sî neic dem künege und schiet von dan. 3185 3190 3195 3200 Daz smæhen daz vrou Lúnete dem herren Iweine tete, daz gæhe wider kêren, der slac sîner êren, daz si sô von im schiet, daz si in entrôste noch enriet, 3205 schlechter als weniger. — 3177 die ist auf in allen bezogen. — 3178 sich des versinnen, sich darauf besinnen, das bedenken. — 3179 wol vrum, wirk- lich, wahrhaft gut ; vgl. Erec 9908 und meine Anmerkung. 3182 haben, halten. — vür dise stunt, von dieser Zeit an; vgl. aufier 2810 u. 3190 noch Lieder 4a, 11; Gregor 1252. 1561. 2011; Armer Heinrich 259. 586. 955. — 3184—86 azugleich mit euch wurde auch ich meineidig sowohl als treulos.» B. — 3188 einen in riters namen haben, einem Ritter- ehre erweisen, einen wie einen Ritter behandeln. — 3191 entwesen eines, ohne einen sein, nicht mehr mit ihm vereinigt sein. — 3198 verdulden swv., geschehen lassen. — versitzen stv., unbemerkt lassen, nicht gewahr werden. 3201 Daz smœhen, die Schmähung, Beschimpfung, Entehrung; zu dot smœhen daz s' tete vgl. 3085 daz twelen das er tete. — 3203 gœhe adj., hastig, eilig. — wider kêren, umkehren, heimkehren. — 3204 slac stm.. Vernichtung. — 3206 zu enriet ist aus dem vorhergehenden in der Dativ im zu ergänzen: ohne ihm Trost oder Rath zu ertheilen, oder: sodaſ sie ihn ohne Trost und ohne Rath liefs. —
114 V. ABENTEUER, die triuwe und êre minnent und sich des versinnent, daz nimmer ein wol vrumer man âne triuwe werden kan. 3180 Nû tuon ich disen herren kunt, s. 123 daz sî iuch haben vür dise stunt vür einen triuwelôsen man (da ir wurdet, dâ was ich an ensament meineide und triuwelôs beide); und mac sích der künec iemer schamen, hât er iuch mêre in riters namen, sô liep im triuwe und êre ist. ouch sulent ir für diese vrist mîner vrouwen entwesen: si wil ouch âne iuch genesen. und sendet ir wider ir vingerlin: daz ensol niht langer sin an einer ungetriuwen hant: sî hât mich her dernâch gesant.» von herzeleide geschach im daz, daz er verdulte unde versaz, daz siz im ab der hant gewan. sî neic dem künege und schiet von dan. 3185 3190 3195 3200 Daz smæhen daz vrou Lúnete dem herren Iweine tete, daz gæhe wider kêren, der slac sîner êren, daz si sô von im schiet, daz si in entrôste noch enriet, 3205 schlechter als weniger. — 3177 die ist auf in allen bezogen. — 3178 sich des versinnen, sich darauf besinnen, das bedenken. — 3179 wol vrum, wirk- lich, wahrhaft gut ; vgl. Erec 9908 und meine Anmerkung. 3182 haben, halten. — vür dise stunt, von dieser Zeit an; vgl. aufier 2810 u. 3190 noch Lieder 4a, 11; Gregor 1252. 1561. 2011; Armer Heinrich 259. 586. 955. — 3184—86 azugleich mit euch wurde auch ich meineidig sowohl als treulos.» B. — 3188 einen in riters namen haben, einem Ritter- ehre erweisen, einen wie einen Ritter behandeln. — 3191 entwesen eines, ohne einen sein, nicht mehr mit ihm vereinigt sein. — 3198 verdulden swv., geschehen lassen. — versitzen stv., unbemerkt lassen, nicht gewahr werden. 3201 Daz smœhen, die Schmähung, Beschimpfung, Entehrung; zu dot smœhen daz s' tete vgl. 3085 daz twelen das er tete. — 3203 gœhe adj., hastig, eilig. — wider kêren, umkehren, heimkehren. — 3204 slac stm.. Vernichtung. — 3206 zu enriet ist aus dem vorhergehenden in der Dativ im zu ergänzen: ohne ihm Trost oder Rath zu ertheilen, oder: sodaſ sie ihn ohne Trost und ohne Rath liefs. —
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IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 115 S. 124 daz smælîche ungemach, daz si im an die triuwe sprach, diu versûmde riuwe und sîn grôziu triuwe sines stæten muotes, diu verlust des guotes, der jâmer nâch dem wibe, die benâmen sînem libe vil gar die vröude unde den sin nâch einem dinge jâmert in, daz er ware estewâ, daz man noch wîp enweste wâ und nimer gehôrte mære, war er komen wære. 3210 3215 3220 Er verlôs sîn selbes hulde: wan ern mohte die schulde ûf niemen anders gesagen: in het sîn selbes swert erslagen. ern hazte weder man noch wip, niuwan sîn selbes lîp. er stal sich swigende dan (daz ersach dâ nieman), unz daz er kom vür diu gezelt ûz ir gesihte an daz velt. dô wart sin riuwe alsô grôz, daz im in daz hirne schôz ein zorn unde ein tobesuht, er brach sîn site und sine zuht und zarte abe sîn gewant, daz er wart blôz sam ein hant. 3225 3230 3235 3208 vgl. zu 112. — 3209 die verspätete, zu spät erwachte Reue. — 3213 jâmer stm., das schmerzliche Verlangen, die Sehnsucht. — 3216 mich jâmert nâch. ich verlange sehnsüchtig nach. 3221 Er fiel bei sich selbst in Ungnade, zerfiel mit sich selber; vgl. wis dir selben holt im Gregor 1278; Ulrich v. Liechtenst. 103, 8 ob ichz mit bôsheit hân versolt (verschuldet), ich wirde mir selben nimer holt ; Oswald von Wolkenstein 116, 2, 10 waz hilft mich silber oder golt, Seit ich mir selber selden holt Mag werden wol von herzen. — 3223 die schulde uf einen gesagen. die Schuld einem beimessen, auf einen schieben. — 3224 derselbe Ausdruck in den Liedern 2, 36. — 3225—26 nach Pfeiffer in der Germania 3, 338, dem noch unbekannt war, dafs diese Lesart durch Chrestiens be- stätigt wird, denn dort heisst es V. 2790 ne het tant rien com lui meisme; vgl. Paul Beitr. I, 374. — 3229 vür diu gezell, hinaus vor die Zelte, aus den Zelten hinaus. — 3230 ûz ir gesihte (gesiht stf.), aus ihren Augen. — 3232 daz hirne, das Gehirn. — 3233 tobesuht stf., Wahnsinn, Raserei. — 3234 sîn site u. sîne zuht brechen, aus seinem gewohnten Anstand heraus- treten ; sich über alle Sitte und allen Anstand hinwegsetzen; vgl. Armer Heinrich 1294. — 3235 zarte præt. von zerren swv. — 3236 blôz sam ein 8 *
IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 115 S. 124 daz smælîche ungemach, daz si im an die triuwe sprach, diu versûmde riuwe und sîn grôziu triuwe sines stæten muotes, diu verlust des guotes, der jâmer nâch dem wibe, die benâmen sînem libe vil gar die vröude unde den sin nâch einem dinge jâmert in, daz er ware estewâ, daz man noch wîp enweste wâ und nimer gehôrte mære, war er komen wære. 3210 3215 3220 Er verlôs sîn selbes hulde: wan ern mohte die schulde ûf niemen anders gesagen: in het sîn selbes swert erslagen. ern hazte weder man noch wip, niuwan sîn selbes lîp. er stal sich swigende dan (daz ersach dâ nieman), unz daz er kom vür diu gezelt ûz ir gesihte an daz velt. dô wart sin riuwe alsô grôz, daz im in daz hirne schôz ein zorn unde ein tobesuht, er brach sîn site und sine zuht und zarte abe sîn gewant, daz er wart blôz sam ein hant. 3225 3230 3235 3208 vgl. zu 112. — 3209 die verspätete, zu spät erwachte Reue. — 3213 jâmer stm., das schmerzliche Verlangen, die Sehnsucht. — 3216 mich jâmert nâch. ich verlange sehnsüchtig nach. 3221 Er fiel bei sich selbst in Ungnade, zerfiel mit sich selber; vgl. wis dir selben holt im Gregor 1278; Ulrich v. Liechtenst. 103, 8 ob ichz mit bôsheit hân versolt (verschuldet), ich wirde mir selben nimer holt ; Oswald von Wolkenstein 116, 2, 10 waz hilft mich silber oder golt, Seit ich mir selber selden holt Mag werden wol von herzen. — 3223 die schulde uf einen gesagen. die Schuld einem beimessen, auf einen schieben. — 3224 derselbe Ausdruck in den Liedern 2, 36. — 3225—26 nach Pfeiffer in der Germania 3, 338, dem noch unbekannt war, dafs diese Lesart durch Chrestiens be- stätigt wird, denn dort heisst es V. 2790 ne het tant rien com lui meisme; vgl. Paul Beitr. I, 374. — 3229 vür diu gezell, hinaus vor die Zelte, aus den Zelten hinaus. — 3230 ûz ir gesihte (gesiht stf.), aus ihren Augen. — 3232 daz hirne, das Gehirn. — 3233 tobesuht stf., Wahnsinn, Raserei. — 3234 sîn site u. sîne zuht brechen, aus seinem gewohnten Anstand heraus- treten ; sich über alle Sitte und allen Anstand hinwegsetzen; vgl. Armer Heinrich 1294. — 3235 zarte præt. von zerren swv. — 3236 blôz sam ein 8 *
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116 V. ABENTEUER, sus lief er über gevilde nacket nâch der wilde. s. 125 Dô diu juncvrouwe gereit, nû was dem künege starke leit hern Iweines swære, und vrâgte wâ er wære (er wolde in getroestet hân) unde bat nâch im gân. und als in nieman envant, nû was daz vil unbewant swaz man im dâ gerief, wande er gegen walde lief. er was ein degen bewæret, ein helt unervæeret: swie manhaft er doch ware und swie unwandelbære an libe unde an sinne, doch meisterte vrou Minne, daz im ein krankez wîp verkêrte sinne unde lip. der ie ein rehter adamas riterlîcher tngende was, der lief nû harte balde ein tôre in dem walde. 3245 3250 3255 3240 3260 Nû gap im got der guote, der in ûz sîner huote dannoch niht volleclîche enlíez, daz im ein garzûn widerstiez, der einen guoten bogen truoc: 3265 hant; über diese Redensart vgl. die Anmerkung zu Erec 651. 3239 sî gereit, sie war weggeritten, præt. von gerîten. — 3240 nû hier correlativ = da; ebenso beginnt der auf einen Vordersatz mit dô folgende Nachsatz in V. 1302. 3284 u. 3468. — 3246 unbewant, erfolglos, vergeblich. — 3247 einem geruofen, einen rufen. — 3249 bewoeren swv., bewähren, er- proben. — 3250 unervœret, unerschrocken. — 3252 unwandelbare, makellos, untadelhaft. — 3254 meistern swv., bewerkstelligen, fügen, verhängen; als Intransitivum ist aber das Wort unüblich; daher vielleicht meistert in zu lesen, wie zwei Handschriften es haben, nach Bechstein in der Germania 26, 391. — 3255 kranc, schwach. — 3257 der, er der, qui. — adamas stm., Diamant, Edelstein; Bild der Festigkeit und Beständigkeit. — 3260 ein tôre, als ein Wahnsinniger und Verrückter; andere Beispiele, in denen ein Subst. als prädikatives Attribut erscheint, bei Paul Mhd. Gramm. 203, Anmerkung 3. 3261 got gap im, Gott erwies ihm die Gnade. — 3263 dannoch niht, auch da (oder jetzt) noch nicht. — 3264 mir widerstœezet einer, mir be- gegnet einer, ich stofse auf ihn. — 3265 boge swm., Bogen. —
116 V. ABENTEUER, sus lief er über gevilde nacket nâch der wilde. s. 125 Dô diu juncvrouwe gereit, nû was dem künege starke leit hern Iweines swære, und vrâgte wâ er wære (er wolde in getroestet hân) unde bat nâch im gân. und als in nieman envant, nû was daz vil unbewant swaz man im dâ gerief, wande er gegen walde lief. er was ein degen bewæret, ein helt unervæeret: swie manhaft er doch ware und swie unwandelbære an libe unde an sinne, doch meisterte vrou Minne, daz im ein krankez wîp verkêrte sinne unde lip. der ie ein rehter adamas riterlîcher tngende was, der lief nû harte balde ein tôre in dem walde. 3245 3250 3255 3240 3260 Nû gap im got der guote, der in ûz sîner huote dannoch niht volleclîche enlíez, daz im ein garzûn widerstiez, der einen guoten bogen truoc: 3265 hant; über diese Redensart vgl. die Anmerkung zu Erec 651. 3239 sî gereit, sie war weggeritten, præt. von gerîten. — 3240 nû hier correlativ = da; ebenso beginnt der auf einen Vordersatz mit dô folgende Nachsatz in V. 1302. 3284 u. 3468. — 3246 unbewant, erfolglos, vergeblich. — 3247 einem geruofen, einen rufen. — 3249 bewoeren swv., bewähren, er- proben. — 3250 unervœret, unerschrocken. — 3252 unwandelbare, makellos, untadelhaft. — 3254 meistern swv., bewerkstelligen, fügen, verhängen; als Intransitivum ist aber das Wort unüblich; daher vielleicht meistert in zu lesen, wie zwei Handschriften es haben, nach Bechstein in der Germania 26, 391. — 3255 kranc, schwach. — 3257 der, er der, qui. — adamas stm., Diamant, Edelstein; Bild der Festigkeit und Beständigkeit. — 3260 ein tôre, als ein Wahnsinniger und Verrückter; andere Beispiele, in denen ein Subst. als prädikatives Attribut erscheint, bei Paul Mhd. Gramm. 203, Anmerkung 3. 3261 got gap im, Gott erwies ihm die Gnade. — 3263 dannoch niht, auch da (oder jetzt) noch nicht. — 3264 mir widerstœezet einer, mir be- gegnet einer, ich stofse auf ihn. — 3265 boge swm., Bogen. —
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IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 117 S. 126 den nam er im und strâlen gnuoc. als in der hunger bestuont, sô teter sam die tôren tuont: in ist niht mêre witze kunt niuwan diu eine umbe den munt. er schôz prislîchen wol: ouch gienc der walt wildes vol: swâ daz gestuont an sîn zil, des schôz er úz der mâze vil. ouch muose erz selbe ergâhen, âne bracken vâhen. sone heter kezzel noch smalz, weder pfeffer noch salz: sin salse was diu hungernôt, diuz im briet unde sôt, daz ez ein süeziu spîse was, und wol vor hunger genas. 3270 3275 3280 Dô er des alles vil gepflac, nû lief er umbe einen mitten tac an ein niuwe geriute. dane vant er niht mê liute niuwan einigen man: der selbe sach im daz wol an, daz er niht rehtes sinnes was. der vlôch in, daz er genas, 3285 3290 3266 strâle fem., Pfeil. — 3267 bestân, überkommen. — 3269—70 sie haben für nichts weiter Sinn als für das eine was den Mund angeht ; vgl. den- selben Gedanken im 2. Büchl. 208—211. — witze stf., das Wissen, der Verstand. — 3271 prîslîchen wol, preislich gut, sehr gut, meisterhaft. — 3272 der Wald war voll von Wild, das darin umherlief; ähnlich: diu buremůr saz volle riter Gregor 1940; Haupt zu Erec 2038 und Paul Mhd. Gramm. 204. — 3273 an eines zil gestân, sich einem in den Schußs stellen, einem auf Schußweite nahe kommen. — 3274 ûz der màze vil, über die Maſsen viel. — 3275 ergâhen swv., ereilen, erhaschen. — 3276 bracke swm., Spürhund. — 3277 kezzel stm., Kessel. — 3279 salse swf., gesalzene Brühe (mlat. salsa, franz. sauce). — 3280 briet præt. von brâten; sôt præt. von sieden, sieden, kochen. — 3282 das Subject er, hier nach mhd. Weise ge- spart, ist aus im in V. 3280 und sin in V. 3279 zu ergänzen; vgl. darüber Paul Mhd. Gramm. 378. 3283 gepdac, gepflegt, getrieben hatte. — 3285 das niuwe geriute, neu- gereudetes Land, Neubruch, novale; vgl. Gregor 2630; Armer Heinrich 259. — 3287 außser einen einzigen (einigen) Menschen. (Der Artikel ein vor einec = ahd. einac, unicus, öfter gespart; so im Armen Heinrich 893; Spe- culum Ecclesiæ 113, Z. 14; Warnung 2072; Berthold 21, 18; 22, 24 und 25; 61, 1; 80, 11; 91, 9; 301, 23; 302, 16; Pass. K. 276, 59; 549, 8; 654, 88 (?); Germania v. d. Hagen’s 7, 268, Z. 16; Ebernand 743 (nach der Handschrift); Sibenschläfer 541; Leyser Predigten 3, 5; Rabenschlacht 268; Gest. 108, Z. 14; Heinrich Wittenweiler 20c, 30) ; Wackernagel —Toischer zu A. Hein- rich 883. —
IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 117 S. 126 den nam er im und strâlen gnuoc. als in der hunger bestuont, sô teter sam die tôren tuont: in ist niht mêre witze kunt niuwan diu eine umbe den munt. er schôz prislîchen wol: ouch gienc der walt wildes vol: swâ daz gestuont an sîn zil, des schôz er úz der mâze vil. ouch muose erz selbe ergâhen, âne bracken vâhen. sone heter kezzel noch smalz, weder pfeffer noch salz: sin salse was diu hungernôt, diuz im briet unde sôt, daz ez ein süeziu spîse was, und wol vor hunger genas. 3270 3275 3280 Dô er des alles vil gepflac, nû lief er umbe einen mitten tac an ein niuwe geriute. dane vant er niht mê liute niuwan einigen man: der selbe sach im daz wol an, daz er niht rehtes sinnes was. der vlôch in, daz er genas, 3285 3290 3266 strâle fem., Pfeil. — 3267 bestân, überkommen. — 3269—70 sie haben für nichts weiter Sinn als für das eine was den Mund angeht ; vgl. den- selben Gedanken im 2. Büchl. 208—211. — witze stf., das Wissen, der Verstand. — 3271 prîslîchen wol, preislich gut, sehr gut, meisterhaft. — 3272 der Wald war voll von Wild, das darin umherlief; ähnlich: diu buremůr saz volle riter Gregor 1940; Haupt zu Erec 2038 und Paul Mhd. Gramm. 204. — 3273 an eines zil gestân, sich einem in den Schußs stellen, einem auf Schußweite nahe kommen. — 3274 ûz der màze vil, über die Maſsen viel. — 3275 ergâhen swv., ereilen, erhaschen. — 3276 bracke swm., Spürhund. — 3277 kezzel stm., Kessel. — 3279 salse swf., gesalzene Brühe (mlat. salsa, franz. sauce). — 3280 briet præt. von brâten; sôt præt. von sieden, sieden, kochen. — 3282 das Subject er, hier nach mhd. Weise ge- spart, ist aus im in V. 3280 und sin in V. 3279 zu ergänzen; vgl. darüber Paul Mhd. Gramm. 378. 3283 gepdac, gepflegt, getrieben hatte. — 3285 das niuwe geriute, neu- gereudetes Land, Neubruch, novale; vgl. Gregor 2630; Armer Heinrich 259. — 3287 außser einen einzigen (einigen) Menschen. (Der Artikel ein vor einec = ahd. einac, unicus, öfter gespart; so im Armen Heinrich 893; Spe- culum Ecclesiæ 113, Z. 14; Warnung 2072; Berthold 21, 18; 22, 24 und 25; 61, 1; 80, 11; 91, 9; 301, 23; 302, 16; Pass. K. 276, 59; 549, 8; 654, 88 (?); Germania v. d. Hagen’s 7, 268, Z. 16; Ebernand 743 (nach der Handschrift); Sibenschläfer 541; Leyser Predigten 3, 5; Rabenschlacht 268; Gest. 108, Z. 14; Heinrich Wittenweiler 20c, 30) ; Wackernagel —Toischer zu A. Hein- rich 883. —
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118 V. ABENTEUER, s. 127 dâ bî in sîn hiuselîn. dane wânder doch niht sicher sîn und verrigelt im vaste die tür: dâ stuont im der tôre vür. der tôre duhtin alze grôz: er gedâhte: «tuot er einen stôz, diu tür vert ûz dem angen, und ist umbe mich ergangen. ich arme wie genise ich ?" ze jungest dô verdâhter sich: «ich wil im mînes brôtes geben, sô lât er mich vil lîhte leben.» Hie gienc ein venster durch die want: dâ durch rahter die hant und leit im ûf ein bret ein brôt: daz suozt im diu hungers nôt; wand er dâ vor, daz got wol weiz, sô jæemerlîches nie enbeiz. waz welt ir daz der tôre tuo?" er az daz brôt und tranc dâ zuo eines wazzers daz er vant in einem eimber an der want, unde rûmte ez im ouch sâ. der einsidel sach im nâ und vlêget got vil sère, daz er in iemer mêre erlieze selher geste; wand er vil lützel weste, wie ez umbe in was gewant. nu erzeicte der tôre zehant, daz der tôre und diu kint vil lîhte ze wenenne sint. 3295 3300 3305 3310 3315 3320 3297 ange swm., "die Hülse, in welcher der Zapfen einer Thür sich be- wegt». B.; die Thürangel. — 3299 ich arme, ich Armer. — genise præs. von genesen. — 3300 ze jungest, zuletzt. — sich verdenken, sich besinnen. 3303 Hie, nun; vgl. 3872 und Pfeiffer’s Germania 3, 413, 9. — 3304 rahte præt. von recken, recken, strecken. — 3306 suocte præt. von süezen, süſs machen, würzen. — 3308 enbizen mit gen., (als Imbifs) genießsen. — jâmer- liches nämlich brôtes. — 3309 wellen hat hier denselben Sinn wie 1263 und 1554. — 3312 eimber stm., Eimer. — 3313 ez cinem rûmen, einem Platz machen, sich von ihm zurückziehen; ez bezeichnet hier ein ganz un- bestimmtes Objekt, vgl. über diese u. ähnliche Wendungen Paul Mhd. Gramm. 220. — 3314 na = nách, wie 964. — 3315 vlegen swv., flehen, bitten. — 3317 erlâzen einen eines, verschonen einen mit etwas. — 3318 er weste vil lützel, er wusste sehr wenig, d. h. gar nicht. — 3322 wenenne flectierter Infinitiv von wenen swv., gewöhnen. —
118 V. ABENTEUER, s. 127 dâ bî in sîn hiuselîn. dane wânder doch niht sicher sîn und verrigelt im vaste die tür: dâ stuont im der tôre vür. der tôre duhtin alze grôz: er gedâhte: «tuot er einen stôz, diu tür vert ûz dem angen, und ist umbe mich ergangen. ich arme wie genise ich ?" ze jungest dô verdâhter sich: «ich wil im mînes brôtes geben, sô lât er mich vil lîhte leben.» Hie gienc ein venster durch die want: dâ durch rahter die hant und leit im ûf ein bret ein brôt: daz suozt im diu hungers nôt; wand er dâ vor, daz got wol weiz, sô jæemerlîches nie enbeiz. waz welt ir daz der tôre tuo?" er az daz brôt und tranc dâ zuo eines wazzers daz er vant in einem eimber an der want, unde rûmte ez im ouch sâ. der einsidel sach im nâ und vlêget got vil sère, daz er in iemer mêre erlieze selher geste; wand er vil lützel weste, wie ez umbe in was gewant. nu erzeicte der tôre zehant, daz der tôre und diu kint vil lîhte ze wenenne sint. 3295 3300 3305 3310 3315 3320 3297 ange swm., "die Hülse, in welcher der Zapfen einer Thür sich be- wegt». B.; die Thürangel. — 3299 ich arme, ich Armer. — genise præs. von genesen. — 3300 ze jungest, zuletzt. — sich verdenken, sich besinnen. 3303 Hie, nun; vgl. 3872 und Pfeiffer’s Germania 3, 413, 9. — 3304 rahte præt. von recken, recken, strecken. — 3306 suocte præt. von süezen, süſs machen, würzen. — 3308 enbizen mit gen., (als Imbifs) genießsen. — jâmer- liches nämlich brôtes. — 3309 wellen hat hier denselben Sinn wie 1263 und 1554. — 3312 eimber stm., Eimer. — 3313 ez cinem rûmen, einem Platz machen, sich von ihm zurückziehen; ez bezeichnet hier ein ganz un- bestimmtes Objekt, vgl. über diese u. ähnliche Wendungen Paul Mhd. Gramm. 220. — 3314 na = nách, wie 964. — 3315 vlegen swv., flehen, bitten. — 3317 erlâzen einen eines, verschonen einen mit etwas. — 3318 er weste vil lützel, er wusste sehr wenig, d. h. gar nicht. — 3322 wenenne flectierter Infinitiv von wenen swv., gewöhnen. —
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IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 119 s. 128 er was dâ zuo gnuoc wîse, daz er nâch dirre spîse dar wider kom in zwein tagen und brâhte ein tier ûf im getragen und warf ime daz an die tür, daz machte daz er im her vür deste willeclîcher bôt sin wazzer unde sin brôt: erne vorht in dô niht mê und was im bezzer danne ê, und vant ie ditz dâ gereit. ouch galt er im die arbeit mit sînem wiltpræete. daz wart mit ungeræte gegerwet bi dem viure. im was der pfeffer tiure, daz salz unde der ezzich. ze jungest wenet er sich, daz er die hiute veile truoc unde koufte in beiden gnuoc des in zem libe was nôt, salz unde bezzer brôt. 3325 3330 3335 3340 3345 Sus twelte der unwîse ze walde mit der spîse, unz daz der edele tóre wart gelich eim môre an allem sîme libe. ob im von guotem wîbe ie dehein guot geschach, ob er ie hundert sper zebrach, gesluoc er viur ûz helme ie, 3350 3324 nàch der spîse, um die Speise zu holen. — 3325 dar wider kom, wie- der dorthin kam. — 3326 tier stn., Thier (weidmännischer Ausdruck), Reh. — ûf in, auf sich, seiner Schulter. — 3332 einem bezzer sîn, für einen mehr besorgt, gegen ihn gütiger, ihm behilflicher sein; vgl. Herbort Troj. Krieg 15553. — 3333 ditz nämlich daz wazzer unde daz brot; Subject ist Iwein, vgl. zu 3282. — 3335 wiltprete stn., zum Braten bestimmtes Wild, Wildfleisch. — 3336 ungerate stn., Mangel an nöthigem Vorrath oder ge- höriger Zuthat ; daher mit ungerate, cohne die gehörige Zuthat". B.; ohne alle Zubehör. — 3337 gerwen swv., gar machen, zubereiten. — 3338 tiure, kostspielig, schwer, d. h. nicht zu haben, nicht vorhanden. — 3341 veile tragen, zum Verkauf, zu Markte tragen. 3345 tweln swv.. bleiben, verweilen. — 3346 mit der spîse, bei solcher Nahrung. — 3347 der edele tôre, vgl. die Anm. zu Erec 431. — 3348 mor stm., Mohr. — 3350 quot, hier: von hohem Stande, vornehm, edel; dagegen das substantivische guot in der folgenden Zeile = Gutes wie im Nhd. — 3353 geslahen stv., schlagen. —
IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 119 s. 128 er was dâ zuo gnuoc wîse, daz er nâch dirre spîse dar wider kom in zwein tagen und brâhte ein tier ûf im getragen und warf ime daz an die tür, daz machte daz er im her vür deste willeclîcher bôt sin wazzer unde sin brôt: erne vorht in dô niht mê und was im bezzer danne ê, und vant ie ditz dâ gereit. ouch galt er im die arbeit mit sînem wiltpræete. daz wart mit ungeræte gegerwet bi dem viure. im was der pfeffer tiure, daz salz unde der ezzich. ze jungest wenet er sich, daz er die hiute veile truoc unde koufte in beiden gnuoc des in zem libe was nôt, salz unde bezzer brôt. 3325 3330 3335 3340 3345 Sus twelte der unwîse ze walde mit der spîse, unz daz der edele tóre wart gelich eim môre an allem sîme libe. ob im von guotem wîbe ie dehein guot geschach, ob er ie hundert sper zebrach, gesluoc er viur ûz helme ie, 3350 3324 nàch der spîse, um die Speise zu holen. — 3325 dar wider kom, wie- der dorthin kam. — 3326 tier stn., Thier (weidmännischer Ausdruck), Reh. — ûf in, auf sich, seiner Schulter. — 3332 einem bezzer sîn, für einen mehr besorgt, gegen ihn gütiger, ihm behilflicher sein; vgl. Herbort Troj. Krieg 15553. — 3333 ditz nämlich daz wazzer unde daz brot; Subject ist Iwein, vgl. zu 3282. — 3335 wiltprete stn., zum Braten bestimmtes Wild, Wildfleisch. — 3336 ungerate stn., Mangel an nöthigem Vorrath oder ge- höriger Zuthat ; daher mit ungerate, cohne die gehörige Zuthat". B.; ohne alle Zubehör. — 3337 gerwen swv., gar machen, zubereiten. — 3338 tiure, kostspielig, schwer, d. h. nicht zu haben, nicht vorhanden. — 3341 veile tragen, zum Verkauf, zu Markte tragen. 3345 tweln swv.. bleiben, verweilen. — 3346 mit der spîse, bei solcher Nahrung. — 3347 der edele tôre, vgl. die Anm. zu Erec 431. — 3348 mor stm., Mohr. — 3350 quot, hier: von hohem Stande, vornehm, edel; dagegen das substantivische guot in der folgenden Zeile = Gutes wie im Nhd. — 3353 geslahen stv., schlagen. —
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120 V. ABENTEUER, s. 129 ob er mit manheit ie begie deheinen loblîchen pris, wart er ie hövesch unde wis, wart er ie edel undel rîch, dem ist er nû vil ungelîch. 3355 Er lief nû nacket beider, der sinne unde der cleider, unz daz in zeinen stunden slâfende vunden drîe vrouwen dâ er lac, wol umb einen mitten tac, nâhen ze guoter mâze bî der lantstrâze, diu in ze rîten geschach. und alsô schiere do in ersach diu eine vrouwe von den drin, dô kêrte si über in und sach in vlizeclichen an. nû jach des ein ieglich man, wie er verloren ware: daz was ein gengez mare in allem dem lande: und daz sî in erkande, daz was des schult; und doch niht gar. 3365 3370 3375 3360 3354 prîs began, Preis erwerben. — 3358 davon ist nichts mehr an ihm zu sehen. 3361 seinen stunden, einstmals. Man achte auf die kunstvoll ineinander verschlungenen Sätze in Z. 3361—67 und vergl. dazu die Anm. zu 119. Der Relativsatz — dâ er lac — ist dem Begriffe, auf den er sich zurück- bezieht — dem nahen ze guoter màze bi der lantstrâze —, gleichsam voraus- geeilt; davon noch mehrere Beispiele in der Anm. zum Armen Heinrich 1493. — 3365 ze guoter mâze nâhen, ziemlich nahe, nicht allzuweit. — 3367 mir geschiht ze mit Inf., vgl. zu 330. — 3370 da wandte sie sich zu ihm hernieder. — 3372—73. An der von Lachmann aufgenommenen Les- art hat Paul Beitr. I, 374 (ihm folgend Bechstein in der Germ. 25, 387) Anstofs genommen, weil er den Nachweis vermisst, dafs jehen einfach cer- zählen, berichten» bedeuten und einen indirekten Fragesatz nach sich haben könne. Warum sollte aber jehen, das in seiner Bedeutung dem sagen oft so nahe rückt, nicht auch wie letzteres construiert werden kön- nen? man vergl. z. B. Parz. 153, 29 ich sagte als du mir jœhe, wiez àne danc geschœle. Sodann aber Nibel. 391, 2 ed. Bartsch: ir sult mir danne jehen, welhe ir nemen woldet, hetet irs gewalt; Livländ. Reimchronik 5168 nách grûze er im der botschaft jach, wie iz um die heiden wêre gestalt; ebenso steht nach dem der Bedeutung nach verwandten verjehen die in- direkte Frage in Parz. 554, 30; Nibel. ed. B. 391, 2; 1178, 2. Aufmerk- sameres Lesen und Beobachten wird, so glaube ich, noch mehr Beispiele zu Tage fördern. — 3374 genge adj., gangbar, geläufig, verbreitet. — morc neutr., Rede. — 3377 das was des schult, das war dadurch veranlasst; da- von war dies die Ursache. —
120 V. ABENTEUER, s. 129 ob er mit manheit ie begie deheinen loblîchen pris, wart er ie hövesch unde wis, wart er ie edel undel rîch, dem ist er nû vil ungelîch. 3355 Er lief nû nacket beider, der sinne unde der cleider, unz daz in zeinen stunden slâfende vunden drîe vrouwen dâ er lac, wol umb einen mitten tac, nâhen ze guoter mâze bî der lantstrâze, diu in ze rîten geschach. und alsô schiere do in ersach diu eine vrouwe von den drin, dô kêrte si über in und sach in vlizeclichen an. nû jach des ein ieglich man, wie er verloren ware: daz was ein gengez mare in allem dem lande: und daz sî in erkande, daz was des schult; und doch niht gar. 3365 3370 3375 3360 3354 prîs began, Preis erwerben. — 3358 davon ist nichts mehr an ihm zu sehen. 3361 seinen stunden, einstmals. Man achte auf die kunstvoll ineinander verschlungenen Sätze in Z. 3361—67 und vergl. dazu die Anm. zu 119. Der Relativsatz — dâ er lac — ist dem Begriffe, auf den er sich zurück- bezieht — dem nahen ze guoter màze bi der lantstrâze —, gleichsam voraus- geeilt; davon noch mehrere Beispiele in der Anm. zum Armen Heinrich 1493. — 3365 ze guoter mâze nâhen, ziemlich nahe, nicht allzuweit. — 3367 mir geschiht ze mit Inf., vgl. zu 330. — 3370 da wandte sie sich zu ihm hernieder. — 3372—73. An der von Lachmann aufgenommenen Les- art hat Paul Beitr. I, 374 (ihm folgend Bechstein in der Germ. 25, 387) Anstofs genommen, weil er den Nachweis vermisst, dafs jehen einfach cer- zählen, berichten» bedeuten und einen indirekten Fragesatz nach sich haben könne. Warum sollte aber jehen, das in seiner Bedeutung dem sagen oft so nahe rückt, nicht auch wie letzteres construiert werden kön- nen? man vergl. z. B. Parz. 153, 29 ich sagte als du mir jœhe, wiez àne danc geschœle. Sodann aber Nibel. 391, 2 ed. Bartsch: ir sult mir danne jehen, welhe ir nemen woldet, hetet irs gewalt; Livländ. Reimchronik 5168 nách grûze er im der botschaft jach, wie iz um die heiden wêre gestalt; ebenso steht nach dem der Bedeutung nach verwandten verjehen die in- direkte Frage in Parz. 554, 30; Nibel. ed. B. 391, 2; 1178, 2. Aufmerk- sameres Lesen und Beobachten wird, so glaube ich, noch mehr Beispiele zu Tage fördern. — 3374 genge adj., gangbar, geläufig, verbreitet. — morc neutr., Rede. — 3377 das was des schult, das war dadurch veranlasst; da- von war dies die Ursache. —
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IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 121 sî nam an im war einer der wunden, diu ze manegen stunden an im was wol erkant, unde nande in zehant. 3380 S. 130 Si sprach her wider zuo den zwein: «vrouwe, lebt her Iwein, sô lît er âne zwîvel hie, oder ichn gesach in nie.» ir höfscheit unde ir güete beswârten ir gemüete, daz si von grôzer riuwe und durch ir reine triuwe vil sêre weinen began, daz eim alsô vrumen man diu swachheit solte geschehen, daz er in den schanden wart gesehen. Ez was diu eine von den drin der zweier vrouwe under in: nů sprach si zuo ir vrouwen: «vrouwe, ir mugt wol schouwen, daz er den sin hât verlorn. von bezzern zühten wart geborn nie ritter dehein danne min her Iwein, den ich sô swache sihe leben. im ist benamen vergeben, ode ez ist von minne komen daz im der sin ist benomen. und weiz daz als mînen tót, 3385 3390 3395 3400 3405 3380 ze manegen stunden, vielmal. 3386 oder, vgl. Anm. zu 1898. — 3387 höfscheit fem., fein- und zart- fühlender Sinn, Zartgefühl; vgl. 2714 u. Erec 3460. — 3388 beswaren, be- kümmern, mit Betrübnifs erfüllen. — 3389 von, aus. — 3390 triuwe, Theil- nahme, Mitgefühl. — 3393 swacheit, Erniedrigung. — 3394 in den schanden, in so schimpflicher Lage. 3396 vrouwe, Herrin, Gebieterin. — 3399 sin, Verstand. — 3400 von be- zeichnet hier die « Eigenschaft". — zuht fem., feine Sitte. — 3401 dehein hier substantivisch und in unflektierter Form, weil ein Genetiv (ritter) vorausgeht, vgl. 1884 und Paul Mld. Gramm. 227, 7. — 3403 swache adv., niedrig, unwürdig. — 3404 einem vergeben, einem etwas beibringen (das ihm das Leben oder die Besinnung benimmt). — 3407 ich weiß das so gewiss wie meinen Tod; vgl. 4095; Lassberg's Liedersaal II, 165, 10; Lanzelet 5881. Sowie an den zwei Stellen des Iwein ist das ich nach und gespart, ohne dafs es aus einem obliquen Casus des vorhergehenden
IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 121 sî nam an im war einer der wunden, diu ze manegen stunden an im was wol erkant, unde nande in zehant. 3380 S. 130 Si sprach her wider zuo den zwein: «vrouwe, lebt her Iwein, sô lît er âne zwîvel hie, oder ichn gesach in nie.» ir höfscheit unde ir güete beswârten ir gemüete, daz si von grôzer riuwe und durch ir reine triuwe vil sêre weinen began, daz eim alsô vrumen man diu swachheit solte geschehen, daz er in den schanden wart gesehen. Ez was diu eine von den drin der zweier vrouwe under in: nů sprach si zuo ir vrouwen: «vrouwe, ir mugt wol schouwen, daz er den sin hât verlorn. von bezzern zühten wart geborn nie ritter dehein danne min her Iwein, den ich sô swache sihe leben. im ist benamen vergeben, ode ez ist von minne komen daz im der sin ist benomen. und weiz daz als mînen tót, 3385 3390 3395 3400 3405 3380 ze manegen stunden, vielmal. 3386 oder, vgl. Anm. zu 1898. — 3387 höfscheit fem., fein- und zart- fühlender Sinn, Zartgefühl; vgl. 2714 u. Erec 3460. — 3388 beswaren, be- kümmern, mit Betrübnifs erfüllen. — 3389 von, aus. — 3390 triuwe, Theil- nahme, Mitgefühl. — 3393 swacheit, Erniedrigung. — 3394 in den schanden, in so schimpflicher Lage. 3396 vrouwe, Herrin, Gebieterin. — 3399 sin, Verstand. — 3400 von be- zeichnet hier die « Eigenschaft". — zuht fem., feine Sitte. — 3401 dehein hier substantivisch und in unflektierter Form, weil ein Genetiv (ritter) vorausgeht, vgl. 1884 und Paul Mld. Gramm. 227, 7. — 3403 swache adv., niedrig, unwürdig. — 3404 einem vergeben, einem etwas beibringen (das ihm das Leben oder die Besinnung benimmt). — 3407 ich weiß das so gewiss wie meinen Tod; vgl. 4095; Lassberg's Liedersaal II, 165, 10; Lanzelet 5881. Sowie an den zwei Stellen des Iwein ist das ich nach und gespart, ohne dafs es aus einem obliquen Casus des vorhergehenden
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122 V. ABENTEUER, s. 131 vrouwe, daz alle iuwer nôt, die iu durch sînen übermuot der grâve Aliers nû lange tuot und noch ze tuonne willen hât, der wirt iu buoz unde rât, ob er von uns wirt gesunt. mir ist sîn manheit wol kunt: wirt er des libes gereit, er hât in schiere hin geleit: und sult ir ouch vor im genesen, daz muoz mit sîner helte wesen.» Diu vrouwe was des trôstes vrô. sî sprach: «und ist der suht alsô, daz si von dem hirne gât, der getuon ich im vil guoten rât, wand ich noch einer salben hân, die dâ Feimorgân machte mit ir selber hant. dâ ist ez umbe sô gewant, daz niemen hirnsühte lite, wurd er bestrichen dâ mite, erne wurde dâ zestunt wol varende unde gesunt.» sus wurden sî ze râte 3410 3415 3420 3425 3430 Satzes sich ergänzen lässt, noch in folgenden formelhaften Ausdrücken: und sage iu Erec 2362; Iwein 2716; Volmars Steinbuch 294 u. 489; und sage dir Stricker's Karl 4612; Amis 591 u. 599; u. bite iuch Erec 2529; u. bite dich 5829; u. wil in Volmars St. 419 u. 521 u. 639; u. wil dich Lassb. Lieders. II, 350, 48; u. spriche Berthold I, 72, 37; vgl. Lambel zu Volmar 419; Stejskal zu Hadamar 1; Paul Mhd. Gr. 196. — 3408 alle iuwer nôt ist in die Construction des folgenden Relativsatzes (Attraction) hineingezogen und mit die in denselben Casus getreten, gerade so wie im Gregor 463, im Armen Heinrich 1035 ; vgl. J. Grimm's Kleinere Schriften III, 327 ; man erwartete streng genommen, in Hinblick auf V. 3412, den Genetiv: aller iuwer nôt. — 3412 buoz, Befreiung von einem Ubel, Abhilfe: dagegen wird euch noch Rath und Abhilfe zu Theil werden. — 3415 des libes gereit werden, körperlich frei, rüstig werden; genesen. — 3416 hin legen, niederwerfen, besiegen. Das umschriebene Præt. Indicat. (hât— geleit) im abhängigen Satz nach vorausgegangenem Präsens erhält den Sinn eines futurischen Präsens, vgl. Grimm, Gramm. 4, 158. 3420 und ist der suht alsô, steht es mit der Krankheit so. — 3421 gát. ausgeht, entspringt. — 3422 dagegen will ich ihm sehr leicht Abhilfe ver- schaffen, dagegen weiss ich ein recht gutes Mittel; vgl. Erec 974. — 3423 einer salben partitiver Gen., etwas von einer Salbe. — 3424 Uber die Zauberin Feimorgan (auch Famurgan, franz. Fée Morgain), die Stief- schwester des Königs Artus, vgl. zu Erec 5155; Jüng. Titurel 4376, 4. — 3427 lite præet. conj. (= doleret) von lîden. — 3429 erne wurde, ohne daf. er würde oder der nicht würde; vgl. Paul Mhd. Gramm. 338. — 3430 wol varende, sich wohlbefindend (vgl. das nhd. Wohlfart); vgl. Erec 263 und Gregor 1492. — 3431 ce rate werden, sich berathen, sich vornehmen. —
122 V. ABENTEUER, s. 131 vrouwe, daz alle iuwer nôt, die iu durch sînen übermuot der grâve Aliers nû lange tuot und noch ze tuonne willen hât, der wirt iu buoz unde rât, ob er von uns wirt gesunt. mir ist sîn manheit wol kunt: wirt er des libes gereit, er hât in schiere hin geleit: und sult ir ouch vor im genesen, daz muoz mit sîner helte wesen.» Diu vrouwe was des trôstes vrô. sî sprach: «und ist der suht alsô, daz si von dem hirne gât, der getuon ich im vil guoten rât, wand ich noch einer salben hân, die dâ Feimorgân machte mit ir selber hant. dâ ist ez umbe sô gewant, daz niemen hirnsühte lite, wurd er bestrichen dâ mite, erne wurde dâ zestunt wol varende unde gesunt.» sus wurden sî ze râte 3410 3415 3420 3425 3430 Satzes sich ergänzen lässt, noch in folgenden formelhaften Ausdrücken: und sage iu Erec 2362; Iwein 2716; Volmars Steinbuch 294 u. 489; und sage dir Stricker's Karl 4612; Amis 591 u. 599; u. bite iuch Erec 2529; u. bite dich 5829; u. wil in Volmars St. 419 u. 521 u. 639; u. wil dich Lassb. Lieders. II, 350, 48; u. spriche Berthold I, 72, 37; vgl. Lambel zu Volmar 419; Stejskal zu Hadamar 1; Paul Mhd. Gr. 196. — 3408 alle iuwer nôt ist in die Construction des folgenden Relativsatzes (Attraction) hineingezogen und mit die in denselben Casus getreten, gerade so wie im Gregor 463, im Armen Heinrich 1035 ; vgl. J. Grimm's Kleinere Schriften III, 327 ; man erwartete streng genommen, in Hinblick auf V. 3412, den Genetiv: aller iuwer nôt. — 3412 buoz, Befreiung von einem Ubel, Abhilfe: dagegen wird euch noch Rath und Abhilfe zu Theil werden. — 3415 des libes gereit werden, körperlich frei, rüstig werden; genesen. — 3416 hin legen, niederwerfen, besiegen. Das umschriebene Præt. Indicat. (hât— geleit) im abhängigen Satz nach vorausgegangenem Präsens erhält den Sinn eines futurischen Präsens, vgl. Grimm, Gramm. 4, 158. 3420 und ist der suht alsô, steht es mit der Krankheit so. — 3421 gát. ausgeht, entspringt. — 3422 dagegen will ich ihm sehr leicht Abhilfe ver- schaffen, dagegen weiss ich ein recht gutes Mittel; vgl. Erec 974. — 3423 einer salben partitiver Gen., etwas von einer Salbe. — 3424 Uber die Zauberin Feimorgan (auch Famurgan, franz. Fée Morgain), die Stief- schwester des Königs Artus, vgl. zu Erec 5155; Jüng. Titurel 4376, 4. — 3427 lite præet. conj. (= doleret) von lîden. — 3429 erne wurde, ohne daf. er würde oder der nicht würde; vgl. Paul Mhd. Gramm. 338. — 3430 wol varende, sich wohlbefindend (vgl. das nhd. Wohlfart); vgl. Erec 263 und Gregor 1492. — 3431 ce rate werden, sich berathen, sich vornehmen. —
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IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 123 s. 132 und riten alsô drâte nâch der salben alle drî, wand ir hûs was dâ bî, vil küme in einer mîle. nu wart der selben wile diu juncvrouwe wider gesant, diu in noch slâfende vant. Diu vrouwe gebôt ir an daz leben, dô si ir hâte gegeben die bühsen mit der salben, daz si in allenthalben niht bestriche dâ mite. wan dâ er die nôt lite, dâ hiez si si strichen an: so entwiche diu suht dan, unde er ware zehant genesen. dâ mite es gnuoc möhte wesen, daz hiez sî an in strîchen, und daz si ir nämelîchen bræehte wider daz ander teil: daz waere maneges mannes heil. ouch sante sî bi ir dan vrischiu kleider, seit von gran und cleine lînwât, zwei schuohe und hosen von sei. 3435 3440 3445 3450 3455 Nû reit si alsô balde, daz sî in in dem walde dannoch slâfende vant, 3432 also drate = alsô drâte als si ze râte wurden, alsbald, gleich darnach. — 3436 der selben wîle, in derselben Stunde noch. 34:9 an das leben, mit der Drohung, dafs es ihr an das Leben gehen würde, falls sie dem Befehle nicht nachkäme; unter Androhung des Todes. — 3443 niht] man erwartete iht in dem abhängigen Satze, vgl. Germania 7, 447; so nach gebieten und verbieten (das iht, daz iemer) Erec 3099. 3962; Parzival I11, 49; IX, 607; Böhmer's Urkunden der R. Frank- furt, S. 539 u. 569; aber auch im Parzival XIV, 534 stelit so auffallender Weise niht statt iht. — 3448 soviel als hinreichend wäre. — 3450 näme- lichen adv., vgl. zu 1976. — 3453 bi ir, durch sie, mit ihr. — 3454 seit von gran und cleine linwât «ist Apposition von kleider und bezeichnet den Stoff, aus welchem diese kleider zwei gemacht waren, der Rock aus seit von gran, das Hemde aus feiner Leinwand". Ben. — seit stm., ein Wollen- stoff (franz. sayette, lat. sagetum). — gran (gran) stf., scharlachrother Färbestoff, Scharlachfarbe («Scharlachbeere"); vgl. Diu Crône von H. v. d. Türlin 507 manec lachen von gran (:bran); im Lat. bei Ducange panni grana, vestes de grana, im Franz. graine. — 3455 kleine, fein. — linwät stf., Leinwand. — 3456 sei (franz. saie, lat. saga, sagum), ein Wollenstoff. Hildebrand im D. Wörterb. V, 850 s. v. kirsei. —
IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 123 s. 132 und riten alsô drâte nâch der salben alle drî, wand ir hûs was dâ bî, vil küme in einer mîle. nu wart der selben wile diu juncvrouwe wider gesant, diu in noch slâfende vant. Diu vrouwe gebôt ir an daz leben, dô si ir hâte gegeben die bühsen mit der salben, daz si in allenthalben niht bestriche dâ mite. wan dâ er die nôt lite, dâ hiez si si strichen an: so entwiche diu suht dan, unde er ware zehant genesen. dâ mite es gnuoc möhte wesen, daz hiez sî an in strîchen, und daz si ir nämelîchen bræehte wider daz ander teil: daz waere maneges mannes heil. ouch sante sî bi ir dan vrischiu kleider, seit von gran und cleine lînwât, zwei schuohe und hosen von sei. 3435 3440 3445 3450 3455 Nû reit si alsô balde, daz sî in in dem walde dannoch slâfende vant, 3432 also drate = alsô drâte als si ze râte wurden, alsbald, gleich darnach. — 3436 der selben wîle, in derselben Stunde noch. 34:9 an das leben, mit der Drohung, dafs es ihr an das Leben gehen würde, falls sie dem Befehle nicht nachkäme; unter Androhung des Todes. — 3443 niht] man erwartete iht in dem abhängigen Satze, vgl. Germania 7, 447; so nach gebieten und verbieten (das iht, daz iemer) Erec 3099. 3962; Parzival I11, 49; IX, 607; Böhmer's Urkunden der R. Frank- furt, S. 539 u. 569; aber auch im Parzival XIV, 534 stelit so auffallender Weise niht statt iht. — 3448 soviel als hinreichend wäre. — 3450 näme- lichen adv., vgl. zu 1976. — 3453 bi ir, durch sie, mit ihr. — 3454 seit von gran und cleine linwât «ist Apposition von kleider und bezeichnet den Stoff, aus welchem diese kleider zwei gemacht waren, der Rock aus seit von gran, das Hemde aus feiner Leinwand". Ben. — seit stm., ein Wollen- stoff (franz. sayette, lat. sagetum). — gran (gran) stf., scharlachrother Färbestoff, Scharlachfarbe («Scharlachbeere"); vgl. Diu Crône von H. v. d. Türlin 507 manec lachen von gran (:bran); im Lat. bei Ducange panni grana, vestes de grana, im Franz. graine. — 3455 kleine, fein. — linwät stf., Leinwand. — 3456 sei (franz. saie, lat. saga, sagum), ein Wollenstoff. Hildebrand im D. Wörterb. V, 850 s. v. kirsei. —
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124 V. ABENTEUER, und zôch ein pfert an der hant, daz vil harte sanfte truoc (ouch was der zoum rîche genuoc, daz gereite guot von golde), daz er rîten solde, ob ir daz got bescherte, daz si in ernerte. 3460 3465 S. 133 Dô si in ligen sach als ê, nune twelte si niht mê, sî hafte zeinem aste diu pfert beidiu vaste und sleich alsô lise dar, daz er ir niht wart gewar, unz sî in allenthalben bestreich, dar zuo si vil stille sweich. mit der vil edelen salben bestreich si in allenthalben über houpt und über vüeze. ir wille was sô süeze, daz sî daz alsô lange treip, unz in der bühsen niht beleip. des wære doch alles unnôt, dâ zuo und man irz verbôt; wan daz si im den willen truoc, esn dûhte si dannoch niht genuoc, und waere ir sehsstunt mê gewesen: sô gerne sach si in genesen. 3470 3475 3480 3485 Und dô siz gar an in gestreich, vil drâte sî von im entweich, wand sî daz wol erkande, daz schemelîchiu schande 3490 3460 =3602. — 3462 rîche, kostbar, prächtig. — 3463 gereite, vgl. zu 953. 3469 hafte præt. von heften. — 3473—74 sind von Benecke und Lach- mann für unecht erklärt, obwohl sie sich in allen Handschriften finden ; vgl. dagegen Paul Beitr. I, 375; Bechstein in der Germania 26, 388; Nerger ebenda 27, 350 fg. — 3478 süeze, freundlich, liebevoll, wohlmeinend. — 3481—84 das wäre freilich alles nicht nothig gewesen (oder dazu wäre allerdings keine Veranlassung gewesen), abgesehen davon, dafs man es ihr verboten hatte ; indessen sie war für ihn so eingenommen, dafs es ihr auch jetzt noch nicht genug däuchte u. s. w. Uber dâ zuo unde, zudem daſs, auſserdem daſs, vgl. die Anm. zum 1. Büchl. 660 und Paul Mhd. Gr. 342, Anm. 2. — 3485 ir d. i. der Salbe. — sehsstunt, sechsmal. 3487 gestreich, gestrichen hatte. — 3490 schemelîchiu schande, schämens- werthe Blöfse, Blofstellung (der Scham). —
124 V. ABENTEUER, und zôch ein pfert an der hant, daz vil harte sanfte truoc (ouch was der zoum rîche genuoc, daz gereite guot von golde), daz er rîten solde, ob ir daz got bescherte, daz si in ernerte. 3460 3465 S. 133 Dô si in ligen sach als ê, nune twelte si niht mê, sî hafte zeinem aste diu pfert beidiu vaste und sleich alsô lise dar, daz er ir niht wart gewar, unz sî in allenthalben bestreich, dar zuo si vil stille sweich. mit der vil edelen salben bestreich si in allenthalben über houpt und über vüeze. ir wille was sô süeze, daz sî daz alsô lange treip, unz in der bühsen niht beleip. des wære doch alles unnôt, dâ zuo und man irz verbôt; wan daz si im den willen truoc, esn dûhte si dannoch niht genuoc, und waere ir sehsstunt mê gewesen: sô gerne sach si in genesen. 3470 3475 3480 3485 Und dô siz gar an in gestreich, vil drâte sî von im entweich, wand sî daz wol erkande, daz schemelîchiu schande 3490 3460 =3602. — 3462 rîche, kostbar, prächtig. — 3463 gereite, vgl. zu 953. 3469 hafte præt. von heften. — 3473—74 sind von Benecke und Lach- mann für unecht erklärt, obwohl sie sich in allen Handschriften finden ; vgl. dagegen Paul Beitr. I, 375; Bechstein in der Germania 26, 388; Nerger ebenda 27, 350 fg. — 3478 süeze, freundlich, liebevoll, wohlmeinend. — 3481—84 das wäre freilich alles nicht nothig gewesen (oder dazu wäre allerdings keine Veranlassung gewesen), abgesehen davon, dafs man es ihr verboten hatte ; indessen sie war für ihn so eingenommen, dafs es ihr auch jetzt noch nicht genug däuchte u. s. w. Uber dâ zuo unde, zudem daſs, auſserdem daſs, vgl. die Anm. zum 1. Büchl. 660 und Paul Mhd. Gr. 342, Anm. 2. — 3485 ir d. i. der Salbe. — sehsstunt, sechsmal. 3487 gestreich, gestrichen hatte. — 3490 schemelîchiu schande, schämens- werthe Blöfse, Blofstellung (der Scham). —
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IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 125 s. 134 dem vrumen manne wê tuot, und barc sich durch ir höfschen muot, daz sî in sach und er si niht. sî gedâhte: «ob daz geschiht, daz er kumt ze sinnen, und wird er danne innen, daz ich in nacket hân gesehen, sô ist mir übele geschehen: wan des schamt er sich sô sêre, daz er mich nimmer mêre willeclîchen an gesiht.» alsus enoucte si sich niht, unz in diu salbe gar ergienc, und er ze sinnen gevienc. Dô er sich ûf gerihte und sich selben ane blihte und sich sô griulîchen sach, wider sich selben er dô sprach: «bistuz Iwein ode wer? hân ich geslâfen unze her ? wâfen, herre, wâfen, sold ich dan immer slâfen! wan mir hât mîn troum gegeben ein vil harte rîchez leben. 3495 3500 3505. 3510 Ouwî waz ich êren pflac die wîle ich slâfende lac! mir hât getroumet michel tugent: ich hete geburt unde jugent, ich was schone unde rîch und disem libe vil unglîch: ich was hövesch unde wîs und hân vil manegen herten prîs 3515 3520 3502 alsus, in dieser Hinsicht; aus dieser Rücksicht. — sich ougen, sich sehen lassen. — 3503 ergân, durchdringen. — 3504 ze sinnen gevâhen, sei- ner Sinne mächtig werden, zur Besinnung kommen. 3506 blihte præet. von blicken. — 3507 griulich adj., schrecklich (gräu- lich). — 3508 wider, zu. — 3509 über die Vorwegnahme des Prädikates durch ez in bistuz vgl. zu 2611 und Paul Mhd. Gramm. 327. — 3510 unze her, bisher. — 3511 wâfen, ein Hilfs- und Weheruf: Hilfe! ach Gott! — 3512 solde, könnte, möchte. 3517 ich habe von großer Herrlichkeit, von viel vortrefflichen Dingen geträumt; vgl. Troj. Krieg 1407: mich dunket daz mir troume daz fremde unbilde, daz ich spür; Jüng. Titurel 4203: dir mohte hie wol troumen der anebôz; Martina 136, 4. — 3522 herte, hart, schwer. —
IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 125 s. 134 dem vrumen manne wê tuot, und barc sich durch ir höfschen muot, daz sî in sach und er si niht. sî gedâhte: «ob daz geschiht, daz er kumt ze sinnen, und wird er danne innen, daz ich in nacket hân gesehen, sô ist mir übele geschehen: wan des schamt er sich sô sêre, daz er mich nimmer mêre willeclîchen an gesiht.» alsus enoucte si sich niht, unz in diu salbe gar ergienc, und er ze sinnen gevienc. Dô er sich ûf gerihte und sich selben ane blihte und sich sô griulîchen sach, wider sich selben er dô sprach: «bistuz Iwein ode wer? hân ich geslâfen unze her ? wâfen, herre, wâfen, sold ich dan immer slâfen! wan mir hât mîn troum gegeben ein vil harte rîchez leben. 3495 3500 3505. 3510 Ouwî waz ich êren pflac die wîle ich slâfende lac! mir hât getroumet michel tugent: ich hete geburt unde jugent, ich was schone unde rîch und disem libe vil unglîch: ich was hövesch unde wîs und hân vil manegen herten prîs 3515 3520 3502 alsus, in dieser Hinsicht; aus dieser Rücksicht. — sich ougen, sich sehen lassen. — 3503 ergân, durchdringen. — 3504 ze sinnen gevâhen, sei- ner Sinne mächtig werden, zur Besinnung kommen. 3506 blihte præet. von blicken. — 3507 griulich adj., schrecklich (gräu- lich). — 3508 wider, zu. — 3509 über die Vorwegnahme des Prädikates durch ez in bistuz vgl. zu 2611 und Paul Mhd. Gramm. 327. — 3510 unze her, bisher. — 3511 wâfen, ein Hilfs- und Weheruf: Hilfe! ach Gott! — 3512 solde, könnte, möchte. 3517 ich habe von großer Herrlichkeit, von viel vortrefflichen Dingen geträumt; vgl. Troj. Krieg 1407: mich dunket daz mir troume daz fremde unbilde, daz ich spür; Jüng. Titurel 4203: dir mohte hie wol troumen der anebôz; Martina 136, 4. — 3522 herte, hart, schwer. —
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126 V. ABENTEUER, s. 135 ze riterschefte bejagt, hât mir mîn troum niht missesagt. ich bejágte swes ich gerte mit sper und mit swerte: mir ervaht mîn eines hant eine vrowen unde ein rîchez lant; wan daz ich ir doch pflac, sô mir nû troumte, unmanegen tac, unz mich der künec Artůs von ir vuorte ze hûs. min gesélle was der Gâwein, als mir in mînem troume schein. sî gap mir urloup ein jâr (dazn ist allez niht wâr): do beleip ich langer âne nôt, unz si mír ir hulde widerbôt: der was ich ungerne âne. in allem disem wâne sô bin ich erwachet. mich hete mîn troum gemachet zeinem richen herren. nu waz möhte mir gewerren, waer ich in disen êren tôt ? er hât mich geffet âne nôt. swer sich an troume kêret, der ist wol gunêret. 3525 3530 3535 3540 3545 s. 136 Troum, wie wunderlich dû bist! dû machest rîche in kurzer vrist einen alsô swachen man, der nie nâch êren muot gewan: swenner danne erwachet, sô hâstů in gemachet zeinem tôren als ich. zware doch versihe ich mich, swie rûch ich ein gebure sî, 3550 3555 3523 ze, in, mit. — bejagen, erwerben. — 3529 nur daſs ich freilich sie genoſs. — 3530 unmanec, nicht viel, kurz. — 3538 widerbieten, stv., aui- kündigen. — 3539 ane wesen mit gen., los, frei sein von etwas; es ver- lieren. — 3544 «was hätte ich länger für Noth». B. — 3546 effen, zum Affen, zum Narren machen. — ane nôt, «unnöthigerweise», umsonst. 3552 dem es nie einfiel nach Ehren zu streben. — 3557 gebûre, Bauer. Uber die Stellung des Artikels ein zwischen Adjectiv und Substantiv vgl. Erec 3957 und 6027 und die Anmerkung dazu; Paul Gramm. 189. —
126 V. ABENTEUER, s. 135 ze riterschefte bejagt, hât mir mîn troum niht missesagt. ich bejágte swes ich gerte mit sper und mit swerte: mir ervaht mîn eines hant eine vrowen unde ein rîchez lant; wan daz ich ir doch pflac, sô mir nû troumte, unmanegen tac, unz mich der künec Artůs von ir vuorte ze hûs. min gesélle was der Gâwein, als mir in mînem troume schein. sî gap mir urloup ein jâr (dazn ist allez niht wâr): do beleip ich langer âne nôt, unz si mír ir hulde widerbôt: der was ich ungerne âne. in allem disem wâne sô bin ich erwachet. mich hete mîn troum gemachet zeinem richen herren. nu waz möhte mir gewerren, waer ich in disen êren tôt ? er hât mich geffet âne nôt. swer sich an troume kêret, der ist wol gunêret. 3525 3530 3535 3540 3545 s. 136 Troum, wie wunderlich dû bist! dû machest rîche in kurzer vrist einen alsô swachen man, der nie nâch êren muot gewan: swenner danne erwachet, sô hâstů in gemachet zeinem tôren als ich. zware doch versihe ich mich, swie rûch ich ein gebure sî, 3550 3555 3523 ze, in, mit. — bejagen, erwerben. — 3529 nur daſs ich freilich sie genoſs. — 3530 unmanec, nicht viel, kurz. — 3538 widerbieten, stv., aui- kündigen. — 3539 ane wesen mit gen., los, frei sein von etwas; es ver- lieren. — 3544 «was hätte ich länger für Noth». B. — 3546 effen, zum Affen, zum Narren machen. — ane nôt, «unnöthigerweise», umsonst. 3552 dem es nie einfiel nach Ehren zu streben. — 3557 gebûre, Bauer. Uber die Stellung des Artikels ein zwischen Adjectiv und Substantiv vgl. Erec 3957 und 6027 und die Anmerkung dazu; Paul Gramm. 189. —
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IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 127 wæere ich riterschefte bî, war ich gewâfent unde geriten, ich kunde nâch riterlîchen siten alsô wol gebâren als die ie riter wâren.» 3560 s. 137 Alsus was er sin selbes gast, daz im des sinnes gebrast: und ob er ie riter wart und alle sîn umbevart die het er in dem mare, als ez im getroumet wære. er sprach: «mich hât gelêret min troum: des bin ich gêret. mac ich ze harnasche komen. der troum hât mir mîn reht benomen : swie gar ich ein gebûre bin, ez turnieret al mîn sin. mîn herze ist mînem libe unglîch: min lîp ist arm, min herze rich. ist mir getroumet mîn leben ? ode wer hât mich her gegeben sô rehte ungetânen? ich möhte mich wol ânen riterlîches muotes : libes unde guotes der gebristet mir beider.» als er diu vrischen cleider einhalp bî im ligen sach, des wundert in, unde sprach: «ditz sint cleider, der ich genuoc in mînem troume dicke truoc. 3565 3570 3575 3580 3585 3559 geriten, beritten. — 3560 nâch r. siten, auf ritterliche Weise. — 3561 ge- baren, sich benchmen. 3563 sîn selbes gast wesen, sich selbst fremd geworden sein, nichts mehr von sich wissen. — 3564 mir gebristet (von gebresten stv.) eines d., mir fehlt etwas, ist abhanden gekommen. — 3566 umbevart fem., das Um- herwandern, -streichen. — 3567 die hete er in dem mœre als, von der sprach er so, die sah er so an, als ob. — 3569 mich hât gelêret, mich hat klug gemacht, mir hat die Augen geöffnet. — 3572 mîn reht, mein Stand: der Traum hat mich meinem Stande entfremdet, hat mich aus meiner Lebensstellung gebracht. — 3574 mein Sinn ist mit Turnieren beschäftigt ; vgl. Gregor 1412: sô turnierte ie min gedanc. — 3578 her geben, her ver- setzen; erscheinen lassen; vgl. Erec 1774. — 3579 ungetân, vgl. 934. — 3580 sich ânen eines, sich einer Sache entäußsern, auf sie verzichten. — 3585 einhalp adv., auf der einen Seite, zur Seite. —
IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 127 wæere ich riterschefte bî, war ich gewâfent unde geriten, ich kunde nâch riterlîchen siten alsô wol gebâren als die ie riter wâren.» 3560 s. 137 Alsus was er sin selbes gast, daz im des sinnes gebrast: und ob er ie riter wart und alle sîn umbevart die het er in dem mare, als ez im getroumet wære. er sprach: «mich hât gelêret min troum: des bin ich gêret. mac ich ze harnasche komen. der troum hât mir mîn reht benomen : swie gar ich ein gebûre bin, ez turnieret al mîn sin. mîn herze ist mînem libe unglîch: min lîp ist arm, min herze rich. ist mir getroumet mîn leben ? ode wer hât mich her gegeben sô rehte ungetânen? ich möhte mich wol ânen riterlîches muotes : libes unde guotes der gebristet mir beider.» als er diu vrischen cleider einhalp bî im ligen sach, des wundert in, unde sprach: «ditz sint cleider, der ich genuoc in mînem troume dicke truoc. 3565 3570 3575 3580 3585 3559 geriten, beritten. — 3560 nâch r. siten, auf ritterliche Weise. — 3561 ge- baren, sich benchmen. 3563 sîn selbes gast wesen, sich selbst fremd geworden sein, nichts mehr von sich wissen. — 3564 mir gebristet (von gebresten stv.) eines d., mir fehlt etwas, ist abhanden gekommen. — 3566 umbevart fem., das Um- herwandern, -streichen. — 3567 die hete er in dem mœre als, von der sprach er so, die sah er so an, als ob. — 3569 mich hât gelêret, mich hat klug gemacht, mir hat die Augen geöffnet. — 3572 mîn reht, mein Stand: der Traum hat mich meinem Stande entfremdet, hat mich aus meiner Lebensstellung gebracht. — 3574 mein Sinn ist mit Turnieren beschäftigt ; vgl. Gregor 1412: sô turnierte ie min gedanc. — 3578 her geben, her ver- setzen; erscheinen lassen; vgl. Erec 1774. — 3579 ungetân, vgl. 934. — 3580 sich ânen eines, sich einer Sache entäußsern, auf sie verzichten. — 3585 einhalp adv., auf der einen Seite, zur Seite. —
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128 V. ABENTEUER, ichn sihe hie niemen des si sîn: ich bedarf ir wol: nu sîn ouch mîn. waz ob disiu sam tuont? sît daz mir ê sô wol stuont in mînem troume rîch gewant.» alsus cleiter sich zehant. als er bedahte die swarzen lich, dô wart er einem riter gelîch. 3590 3595 s. 138 Nu ersach diu juncvrouwe daz, daz er unlasterlîchen saz: sî saz in guoter kündekeit ûf ir pferit unde reit, als sî dâ vür ware gesant, und vuorte ein pferit an der hant. weder si ensach dar noch ensprach. dô er sî vür sich rîten sach, dô warer ûf gesprungen, wan daz er was betwungen mit selher siecheite, daz er sô wol gereite niht ûf mohte gestân, als er gerne hete getân, unde rief ir hin nâch. dô tete si als ir wære gâch und niht umb sîn geverte kunt, unz er ir rief anderstunt. dô kêrte si sâ unde antwurt im dâ. sî sprach: “wer ruofet mir? wer?» er sprach: «vrouwe, kêret her!» sî sprach: "herre, daz si.» sî reit dar unde habt im bî. 3600 3605 3610 3615 3620 3590 nû sîn ouch mîn, nun sollen sie auch mir gehören, will ich sie auch als mein Eigenthum ansehen; das Fürwort hier gespart wie in V. 2854. 3333. — 3591 waz ob = lat. quid si, wie wenn, ob vielleicht. — sam tuont (hier das folgende wol stuont voraus andeutend) = same wol stuonden. — 3595 die swarzen lîch, den schwarzen Leib. 3598 unlasterlîchen adv., nicht der Ehre und dem Anstand zuwider (nicht nackend). — 3599 guot, gehörig, geschickt, wohl angebracht; oder = arglos, gutartig, wohlgemeint? vgl. 2182, wo es mit: erlaubt übersetzt werden kann. — 3601 als wäre sie abgeschickt hier vorbeizureiten. — 3604 vür sich, an sich vorbei, weiter. — 3606 betwingen stv., hemmen, niederdrücken. — 3607 siecheit fem., Krankheit, Hinfälligkeit, Schwäche. — 3608—10 sô wol gereite — als, so wohl bereit oder so leicht— als. — 3613 geverte neutr., Fahrt, Reise ; Art und Weise wie einer vert, Lebensverhält- nisse, Lage. — 3620 vgl. zu 2547.
128 V. ABENTEUER, ichn sihe hie niemen des si sîn: ich bedarf ir wol: nu sîn ouch mîn. waz ob disiu sam tuont? sît daz mir ê sô wol stuont in mînem troume rîch gewant.» alsus cleiter sich zehant. als er bedahte die swarzen lich, dô wart er einem riter gelîch. 3590 3595 s. 138 Nu ersach diu juncvrouwe daz, daz er unlasterlîchen saz: sî saz in guoter kündekeit ûf ir pferit unde reit, als sî dâ vür ware gesant, und vuorte ein pferit an der hant. weder si ensach dar noch ensprach. dô er sî vür sich rîten sach, dô warer ûf gesprungen, wan daz er was betwungen mit selher siecheite, daz er sô wol gereite niht ûf mohte gestân, als er gerne hete getân, unde rief ir hin nâch. dô tete si als ir wære gâch und niht umb sîn geverte kunt, unz er ir rief anderstunt. dô kêrte si sâ unde antwurt im dâ. sî sprach: “wer ruofet mir? wer?» er sprach: «vrouwe, kêret her!» sî sprach: "herre, daz si.» sî reit dar unde habt im bî. 3600 3605 3610 3615 3620 3590 nû sîn ouch mîn, nun sollen sie auch mir gehören, will ich sie auch als mein Eigenthum ansehen; das Fürwort hier gespart wie in V. 2854. 3333. — 3591 waz ob = lat. quid si, wie wenn, ob vielleicht. — sam tuont (hier das folgende wol stuont voraus andeutend) = same wol stuonden. — 3595 die swarzen lîch, den schwarzen Leib. 3598 unlasterlîchen adv., nicht der Ehre und dem Anstand zuwider (nicht nackend). — 3599 guot, gehörig, geschickt, wohl angebracht; oder = arglos, gutartig, wohlgemeint? vgl. 2182, wo es mit: erlaubt übersetzt werden kann. — 3601 als wäre sie abgeschickt hier vorbeizureiten. — 3604 vür sich, an sich vorbei, weiter. — 3606 betwingen stv., hemmen, niederdrücken. — 3607 siecheit fem., Krankheit, Hinfälligkeit, Schwäche. — 3608—10 sô wol gereite — als, so wohl bereit oder so leicht— als. — 3613 geverte neutr., Fahrt, Reise ; Art und Weise wie einer vert, Lebensverhält- nisse, Lage. — 3620 vgl. zu 2547.
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IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 129 si sprach: «gebietet über mich! swaz ir gebietet, daz tuon ich», und vrâget in der mære, wie er dar komen wære. S. 139 Dô sprach her Iwein als ez ouch wol an im schein: «dâ hân ich mich hie vunden des libes ungesunden. ichn kan iu des gesagen niht, welch wunders geschiht mich dâ her hât getragen: wan daz kan ich iu wol gesagen, daz ich hie ungerne bin. nû vüeret mich mit iu hin: sô handelt ir mich harte wol, und gedienez immer als ich sol.» si sprach: «riter, daz si getân. ich wil mîn reise durch iuch lân : mich het mîn vrouwe gesant. diu ist ouch vrouwe über ditz lant: zuo der vüere ich iuch mit mir. ich râte iu wol, daz ir geruowet nâch iuwer arbeit.» sus saz er ûf unde reit. 3630 3635 3640 3625 Nû vuorte si in mit ir dan zuo ir vrouwen, diu nie man alsô gerne gesach. man schuof im guoten gemach von cleidern, von spîse und von bade, unz daz im aller sîn schade harte lützel an schein. hie het her Iwein sîne nôt überwunden unde guoten wirt vunden. 3650 3645 3626 wie man es ihm auch deutlich ansah. — 2627 über dâ vgl. die Anm. zu 490 ; wie hier zu Anfang der Rede auch bei Berthold II, 165, 4; 223, 37. — 3628 ungesunden ist Adjectiv, hier prädicativ stehend und flectiert wie in V. 5915. 928 u. s. w. — 3630 welche wunderbare Veranlassung. — 3665 handeln, behandeln. — 3636 ez gedienen, es durch Dienst erwidern, zu vergelten suchen. — 3642 ich râte iu wol, ich gebe euch den guten, freundlichen Rath. 3646 diu nie man alsô gerne gesach, die noch nie einen Mann so gerne gesehen hatte wie diesen. — 3649 von, von Seiten, mit, in Bezug auf. HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 9
IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 129 si sprach: «gebietet über mich! swaz ir gebietet, daz tuon ich», und vrâget in der mære, wie er dar komen wære. S. 139 Dô sprach her Iwein als ez ouch wol an im schein: «dâ hân ich mich hie vunden des libes ungesunden. ichn kan iu des gesagen niht, welch wunders geschiht mich dâ her hât getragen: wan daz kan ich iu wol gesagen, daz ich hie ungerne bin. nû vüeret mich mit iu hin: sô handelt ir mich harte wol, und gedienez immer als ich sol.» si sprach: «riter, daz si getân. ich wil mîn reise durch iuch lân : mich het mîn vrouwe gesant. diu ist ouch vrouwe über ditz lant: zuo der vüere ich iuch mit mir. ich râte iu wol, daz ir geruowet nâch iuwer arbeit.» sus saz er ûf unde reit. 3630 3635 3640 3625 Nû vuorte si in mit ir dan zuo ir vrouwen, diu nie man alsô gerne gesach. man schuof im guoten gemach von cleidern, von spîse und von bade, unz daz im aller sîn schade harte lützel an schein. hie het her Iwein sîne nôt überwunden unde guoten wirt vunden. 3650 3645 3626 wie man es ihm auch deutlich ansah. — 2627 über dâ vgl. die Anm. zu 490 ; wie hier zu Anfang der Rede auch bei Berthold II, 165, 4; 223, 37. — 3628 ungesunden ist Adjectiv, hier prädicativ stehend und flectiert wie in V. 5915. 928 u. s. w. — 3630 welche wunderbare Veranlassung. — 3665 handeln, behandeln. — 3636 ez gedienen, es durch Dienst erwidern, zu vergelten suchen. — 3642 ich râte iu wol, ich gebe euch den guten, freundlichen Rath. 3646 diu nie man alsô gerne gesach, die noch nie einen Mann so gerne gesehen hatte wie diesen. — 3649 von, von Seiten, mit, in Bezug auf. HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 9
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130 V. ABENTEUER, IWEIN'S WAHNSINN U. S. GENESUNG. 3655 s. 140 Diu vrouwe ouch des niht vergaz, sîne wolte wizzen daz, wâ ir salbe wære. mit eime lügemare berette sich diu wise magt. si sprach: «vrouwe, iu sî geclagt, wie mir zer bühsen ist geschehen. ez hât der riter wol gesehen, wie nâch ich ertrunken was. ez was wunder daz ich genas. ich kom in michel arbeit, dâ ich über daz wazzer reit die hôhen brücke hie bî. daz dez ros unsælec si! daz struchte vaste an diu knie, alsô daz ich den zoum verlie und der bühsen vergaz und selbe kúme gesaz. do enpfiel si mir in den wâc zetal, und wizzet, daz mich nie dehein val alsô sêre gemuote. waz hilfet elliu huote? wan daz man niht behalten sol, daz verliuset sich wol.» 3660 3665 3670 3675 Swie vil gevüege ware ditz guote lügemare, doch zurnte si ein teil. si sprach: «heil und unheil diu sint uns nû geschehen: der mac ich beider nû wol jehen. 3680 3655—66 die Gebieterin vergaßs auch nicht, darnach zu fragen. — 3658 lügemare stn., lügenhafte Erzählung, erlogene Geschichte; vgl. Kaiserchronik 11751; Martina 150, 28. — 3659 sich bereden ist ein Ausdruck aus der Rechtssprache: sich vertheidigen, sich herausreden, entschuldigen. — wîse, klug. — 3661 zer, mit der, in Hinsicht der. — 3663 nach adv.. beinahe. — 3664 ez was wunder vgl. mit Erec 6075. — 3665 michel arbeit. groſse Noth. — 3666 dâ, da wo. — 3668 verdammt, verwünscht sei das Ross! — 3669 strûchen, straucheln, stürzen: das fiel gewaltig auf die Knie, vgl. Nibel. 1500, 3; Schmeller's Hadamar, S. 195 (120). — 3670 verlâzen, loslassen. — 3672 gesitzen stv., sitzen bleiben, sich im Sattel halten. — 3673 in den wâc (= das wogende Wasser) zetal, in den Fluss hinab. — 3675 gemüejen einen, einem Noth, Verdrußs machen. — 3676 huote fem., Vorsicht. — 3678 das geht sicher, gewiss verloren. 3679 gevüege adj., fügsam, geschickt, wohl angelegt. — 3684 «das wieder- holte nû drückt den Arger aus, wie dieser zweite überflüssige Satz». Lach- mann. —
130 V. ABENTEUER, IWEIN'S WAHNSINN U. S. GENESUNG. 3655 s. 140 Diu vrouwe ouch des niht vergaz, sîne wolte wizzen daz, wâ ir salbe wære. mit eime lügemare berette sich diu wise magt. si sprach: «vrouwe, iu sî geclagt, wie mir zer bühsen ist geschehen. ez hât der riter wol gesehen, wie nâch ich ertrunken was. ez was wunder daz ich genas. ich kom in michel arbeit, dâ ich über daz wazzer reit die hôhen brücke hie bî. daz dez ros unsælec si! daz struchte vaste an diu knie, alsô daz ich den zoum verlie und der bühsen vergaz und selbe kúme gesaz. do enpfiel si mir in den wâc zetal, und wizzet, daz mich nie dehein val alsô sêre gemuote. waz hilfet elliu huote? wan daz man niht behalten sol, daz verliuset sich wol.» 3660 3665 3670 3675 Swie vil gevüege ware ditz guote lügemare, doch zurnte si ein teil. si sprach: «heil und unheil diu sint uns nû geschehen: der mac ich beider nû wol jehen. 3680 3655—66 die Gebieterin vergaßs auch nicht, darnach zu fragen. — 3658 lügemare stn., lügenhafte Erzählung, erlogene Geschichte; vgl. Kaiserchronik 11751; Martina 150, 28. — 3659 sich bereden ist ein Ausdruck aus der Rechtssprache: sich vertheidigen, sich herausreden, entschuldigen. — wîse, klug. — 3661 zer, mit der, in Hinsicht der. — 3663 nach adv.. beinahe. — 3664 ez was wunder vgl. mit Erec 6075. — 3665 michel arbeit. groſse Noth. — 3666 dâ, da wo. — 3668 verdammt, verwünscht sei das Ross! — 3669 strûchen, straucheln, stürzen: das fiel gewaltig auf die Knie, vgl. Nibel. 1500, 3; Schmeller's Hadamar, S. 195 (120). — 3670 verlâzen, loslassen. — 3672 gesitzen stv., sitzen bleiben, sich im Sattel halten. — 3673 in den wâc (= das wogende Wasser) zetal, in den Fluss hinab. — 3675 gemüejen einen, einem Noth, Verdrußs machen. — 3676 huote fem., Vorsicht. — 3678 das geht sicher, gewiss verloren. 3679 gevüege adj., fügsam, geschickt, wohl angelegt. — 3684 «das wieder- holte nû drückt den Arger aus, wie dieser zweite überflüssige Satz». Lach- mann. —
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VI. ABENTEUER, DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIERS. 131 3685 s. 141 den schaden suln wir verklagen, des vrumen gote gnâde sagen. ich hân in kurzen stunden einen riter vunden und mîn guote salben vlorn. der schade sî durch den vrumen verkorn. niemen habe seneden muot umb ein verlornez guot des man niht wider müge hân.» hie mite was der zorn ergân. 3690 Sus twelte min her Iwein hie, unz in diu wilde varwe verlie, und wart als ê ein schone man. vil schiere man im dô gewan den besten harnasch den man vant und daz schénest ros über al daz lant. sus wart bereitet der gast, daz im nihtes gebrast. 3695 3700 VI. ABENTEUER, DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIERS UND DIE BEFREIUNG DES LÖWEN. Die Burg der Frau von Narison, auf der Iwein seine Genesung wieder erhalten hatte, ward vom Grafen Aliers hart bedrängt. Iwein leiht, so- bald er sich wieder kräftig fühlt, den Belagerten seinen Beistand. Graf Aliers wird zurückgeschlagen und muſs endlich als Gefangener auf die Burg wandern. Liebe und Dankbarkeit suchen hier Iwein länger zu fesseln. Allein er windet sich los und zieht seine Strafse weiter. Hier trifft er bald einen Löwen im Kampfe mit einem Drachen. Nach einigem Besinnen eilt er dem ersteren zu Hilfe und erschlägt den letzteren. Der Löwe beweist durch allerlei Gebärden ihm seine Dankbarkeit dafür und bleibt fortan sein unzertrennlicher Gefährte; vierzehn Tage lang, während Iwein unter- wegs ist, versieht er ihn mit Wildpret. 3685 verklagen, zu beklagen aufhören, verschmerzen. — 3686 vrume swm., der Vortheil, Nutzen. — 3689 vlorne:verlorn. — 3690 der Verlust mag um des Gewinnes willen vergessen sein; vgl. zu 2998. — 3693 des (gen. von niht abhängig) man, wenn man dasselbe. — 3694 was ergan (=ergangen), war zu Ende, vorbei. 3696 diu wilde varwe, das wilde, unmenschliche, verwilderte Aussehen, €der schwarze Teinto. — 3697 schœne, hell und klar, weifs, fein aussehend. 9*
VI. ABENTEUER, DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIERS. 131 3685 s. 141 den schaden suln wir verklagen, des vrumen gote gnâde sagen. ich hân in kurzen stunden einen riter vunden und mîn guote salben vlorn. der schade sî durch den vrumen verkorn. niemen habe seneden muot umb ein verlornez guot des man niht wider müge hân.» hie mite was der zorn ergân. 3690 Sus twelte min her Iwein hie, unz in diu wilde varwe verlie, und wart als ê ein schone man. vil schiere man im dô gewan den besten harnasch den man vant und daz schénest ros über al daz lant. sus wart bereitet der gast, daz im nihtes gebrast. 3695 3700 VI. ABENTEUER, DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIERS UND DIE BEFREIUNG DES LÖWEN. Die Burg der Frau von Narison, auf der Iwein seine Genesung wieder erhalten hatte, ward vom Grafen Aliers hart bedrängt. Iwein leiht, so- bald er sich wieder kräftig fühlt, den Belagerten seinen Beistand. Graf Aliers wird zurückgeschlagen und muſs endlich als Gefangener auf die Burg wandern. Liebe und Dankbarkeit suchen hier Iwein länger zu fesseln. Allein er windet sich los und zieht seine Strafse weiter. Hier trifft er bald einen Löwen im Kampfe mit einem Drachen. Nach einigem Besinnen eilt er dem ersteren zu Hilfe und erschlägt den letzteren. Der Löwe beweist durch allerlei Gebärden ihm seine Dankbarkeit dafür und bleibt fortan sein unzertrennlicher Gefährte; vierzehn Tage lang, während Iwein unter- wegs ist, versieht er ihn mit Wildpret. 3685 verklagen, zu beklagen aufhören, verschmerzen. — 3686 vrume swm., der Vortheil, Nutzen. — 3689 vlorne:verlorn. — 3690 der Verlust mag um des Gewinnes willen vergessen sein; vgl. zu 2998. — 3693 des (gen. von niht abhängig) man, wenn man dasselbe. — 3694 was ergan (=ergangen), war zu Ende, vorbei. 3696 diu wilde varwe, das wilde, unmenschliche, verwilderte Aussehen, €der schwarze Teinto. — 3697 schœne, hell und klar, weifs, fein aussehend. 9*
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132 VI. ABENTEUER, s. 142 Dar nâch eines tages vruo dô sâhen si dort rîten zuo den grâven Aliers mit her: ouch satzten sich ze wer die riter von dem lande unde ir sarjande unde mîn her Iwein, der zaller vorderste schein si wâren ê vaste in getân, und heten joch die wer verlân, und alsô gar überriten, daz sî von vrevellîchen siten vil nâch wâren komen: nû wart der muot von in genomen, dô si den gast sâhen zuo den vîenden gâhen und sô manlîche gebâren. die ê verzaget wâren, die sâhen nû alle ûf in und geviengen manlîchen sin. 3705 3710 3715 3720 Dô liez er sîne vrouwen ab der were schouwen, daz ofte kumet diu vrist, daz selch guot behalten ist daz man dem biderben manne tuot. sîne rou dehein daz guot, daz sî an in hete geleit: wande sîn eines manheit 3725 3730 3704 dort d. h. auf der Burg der Frau von Narison (V. 3302), wo Iwein jetzt weilte. — zuo rîten, herbeiziehen, heranrücken. — 3707 die Ritter des Landes, was im Gregor 2016 die lantherren heißsen, die ein- heimischen Vasallen. — 3708 sarjant masc., der Diener des Ritters (franz. sergeant), Knappe, Fußsknecht. — 3711 vaste in tuon, in die Burg enge einschließen, einsperren, sodaß niemand heraus kann. — 3712 wer fem., hier: Vertheidigungswerke, die Mauern mit den Thürmen der Burg. — joch, auch, sogar. — 3713 überrîten stv., überziehen (mit überlegenem Kriegsheer), bedrängen. Zu dem Particip überriten ist wàren aus 3711 zu ergänzen. — 3714 von vrevellîchen siten komen, von kühnem Auftreten ab- kommen, allen Widerstand aufgeben. — 3716 der muot, diese Stimmung (gemeint ist die Muthlosigkeit, die Verzweiflung am Widerstande). — 3722 und fassten Muth. 3723 sîne vrouwen ist Singular: die Herrin der Burg, Wirthin. — 3726—27 scheint ein sprichwörtlicher Ausdruck; vgl. Freidank 56, 13. — behalten, wohl aufgehoben, wohl angewandt, unverloren. — 3728 rou præt. von riuwen, gereuen. — Der Artikel daz nach dehein wie in V. 375. — 3730 sîn eines manheit, er allein mit seiner Tapferkeit. —
132 VI. ABENTEUER, s. 142 Dar nâch eines tages vruo dô sâhen si dort rîten zuo den grâven Aliers mit her: ouch satzten sich ze wer die riter von dem lande unde ir sarjande unde mîn her Iwein, der zaller vorderste schein si wâren ê vaste in getân, und heten joch die wer verlân, und alsô gar überriten, daz sî von vrevellîchen siten vil nâch wâren komen: nû wart der muot von in genomen, dô si den gast sâhen zuo den vîenden gâhen und sô manlîche gebâren. die ê verzaget wâren, die sâhen nû alle ûf in und geviengen manlîchen sin. 3705 3710 3715 3720 Dô liez er sîne vrouwen ab der were schouwen, daz ofte kumet diu vrist, daz selch guot behalten ist daz man dem biderben manne tuot. sîne rou dehein daz guot, daz sî an in hete geleit: wande sîn eines manheit 3725 3730 3704 dort d. h. auf der Burg der Frau von Narison (V. 3302), wo Iwein jetzt weilte. — zuo rîten, herbeiziehen, heranrücken. — 3707 die Ritter des Landes, was im Gregor 2016 die lantherren heißsen, die ein- heimischen Vasallen. — 3708 sarjant masc., der Diener des Ritters (franz. sergeant), Knappe, Fußsknecht. — 3711 vaste in tuon, in die Burg enge einschließen, einsperren, sodaß niemand heraus kann. — 3712 wer fem., hier: Vertheidigungswerke, die Mauern mit den Thürmen der Burg. — joch, auch, sogar. — 3713 überrîten stv., überziehen (mit überlegenem Kriegsheer), bedrängen. Zu dem Particip überriten ist wàren aus 3711 zu ergänzen. — 3714 von vrevellîchen siten komen, von kühnem Auftreten ab- kommen, allen Widerstand aufgeben. — 3716 der muot, diese Stimmung (gemeint ist die Muthlosigkeit, die Verzweiflung am Widerstande). — 3722 und fassten Muth. 3723 sîne vrouwen ist Singular: die Herrin der Burg, Wirthin. — 3726—27 scheint ein sprichwörtlicher Ausdruck; vgl. Freidank 56, 13. — behalten, wohl aufgehoben, wohl angewandt, unverloren. — 3728 rou præt. von riuwen, gereuen. — Der Artikel daz nach dehein wie in V. 375. — 3730 sîn eines manheit, er allein mit seiner Tapferkeit. —
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DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIERS. 133 s. 143 diu tete si unstetelichen an einen vurt entwichen. dâ erkoverten si sich. hie slac, dâ stich. nû wer möhte diu sper elliu bereiten her, diu mîn her Iwein dâ brach ? er sluoc unde stach, und die sîne alle, daz jene mit maneges valle muosen unstetelichen von dem vurte entwîchen und in den sic lâzen. die der vluht vergâzen, die wurden âne zagen alle meisteil erslagen und die andern gevangen. hie was der strit ergangen nâch hern Iweines êren. si begunden an in kêren dén lop únde dén pris, er wære hövesch bíderbe unde wîs, unde in möhte niht gewerren, heten si in zeinem herren ode einen im gelîchen. sî wunschten vlîzeclîchen, daz sî des beidiu zæeme, daz in ir vrouwe næme. 3735 3740 3745 3750 3755 Sus wart dem grâven Aliere genendeclîchen schiere gevangen unde erslagen sîn her. dannoch entwelte er ze wer 3760 3731 unstetelîchen adv., auf eine ungelegene Art, unter ungünstigen Um- ständen, in hilfloser Lage, übel zugerichtet (=mit unstaten). — tuon mit inf., machen dafs u. s. w. — 3732 vurt masc., die Stelle wo ein Flußs fahr- bar (von varn) ist, die Furt. — 3733 sich erkoveren, sich erholen, sich wieder sammeln. — 3734 dieselbe malende Kürze des Ausdrucks auch bei Wolfram im Willeh. 19, 3; 439, 22; 441, 24. — 3736 her bereiten swv., her- oder aufzählen; Wolfram's Willeh. 16, 15. — 3745 âne zagen, ohne Zögern, cohne langes Bedenken". B. — 3746 meisteil adv. acc., meistentheils. — 3749 auf eine für Iwein ehrenvolle Weise, zu Iwein's Ruhm, Gunsten. — 3750 an in kéren den lop, ihm dieses Lob ertheilen. — 3752 = Chrestiens 3186 li cortois li preuz, li buens; vgl. Paul Beitr. I, 329. — 3757 daßs sie beide (er und sie, daher beidiu neutr. pl.) es für angenehm, für gut hielten. 3760 genendeclîchen adv., kühnlich, gewaltig. — 3762 entweln, weilen, bleiben; ze wer entw., Stand halten im Kampfe. —
DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIERS. 133 s. 143 diu tete si unstetelichen an einen vurt entwichen. dâ erkoverten si sich. hie slac, dâ stich. nû wer möhte diu sper elliu bereiten her, diu mîn her Iwein dâ brach ? er sluoc unde stach, und die sîne alle, daz jene mit maneges valle muosen unstetelichen von dem vurte entwîchen und in den sic lâzen. die der vluht vergâzen, die wurden âne zagen alle meisteil erslagen und die andern gevangen. hie was der strit ergangen nâch hern Iweines êren. si begunden an in kêren dén lop únde dén pris, er wære hövesch bíderbe unde wîs, unde in möhte niht gewerren, heten si in zeinem herren ode einen im gelîchen. sî wunschten vlîzeclîchen, daz sî des beidiu zæeme, daz in ir vrouwe næme. 3735 3740 3745 3750 3755 Sus wart dem grâven Aliere genendeclîchen schiere gevangen unde erslagen sîn her. dannoch entwelte er ze wer 3760 3731 unstetelîchen adv., auf eine ungelegene Art, unter ungünstigen Um- ständen, in hilfloser Lage, übel zugerichtet (=mit unstaten). — tuon mit inf., machen dafs u. s. w. — 3732 vurt masc., die Stelle wo ein Flußs fahr- bar (von varn) ist, die Furt. — 3733 sich erkoveren, sich erholen, sich wieder sammeln. — 3734 dieselbe malende Kürze des Ausdrucks auch bei Wolfram im Willeh. 19, 3; 439, 22; 441, 24. — 3736 her bereiten swv., her- oder aufzählen; Wolfram's Willeh. 16, 15. — 3745 âne zagen, ohne Zögern, cohne langes Bedenken". B. — 3746 meisteil adv. acc., meistentheils. — 3749 auf eine für Iwein ehrenvolle Weise, zu Iwein's Ruhm, Gunsten. — 3750 an in kéren den lop, ihm dieses Lob ertheilen. — 3752 = Chrestiens 3186 li cortois li preuz, li buens; vgl. Paul Beitr. I, 329. — 3757 daßs sie beide (er und sie, daher beidiu neutr. pl.) es für angenehm, für gut hielten. 3760 genendeclîchen adv., kühnlich, gewaltig. — 3762 entweln, weilen, bleiben; ze wer entw., Stand halten im Kampfe. —
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134 VI. ABENTEUER, s. 144 mit einer lützelen kraft und tete selhe riterschaft, die nieman gevelschen möhte. dô daz niht langer entohte, dô muoser ouch entwîchen und vlôch doch werlîchen gein einer sîner veste, die er dâ nâhen weste. dâ er zuo dem hûse vlôch, dâ was der burcberc sô hôch, beidiu sô stechel und sô lanc, daz in sunder sînen danc her Iwéin ergâhte an dem tor: dâ vienc er in vor und nam des sîne sicherheit, daz er gevangen wider reit in der vrouwen gewalt, diu sîn dâ vor sô dicke engalt und ir verwüestet hete ir lant. er satzte ir gisel unde pfant, daz er al sîn schulde buozte unz ûf ir hulde. 3765 3770 3775 3780 Ezn wart nie riter mêre erboten groezer êre dan mînem hern Iweine geschach, dô man in zuo rîten sach und sînen gevangen man eneben im vuorte dan. dô in diu græevinne enpfie unde engegen im gie mit allen ir vrouwen, 3790 3785 3763 lützel adj., klein, gering. — kraft, Menge, Schaar. — 3765 ge- velschen, schelten, tadeln. — 3766 als das nicht länger mehr anging. — 3768 werlîchen adv., auf streitbare Weise, sich wehrend, kämpfend. — 3771 dâ, da wo. — hûs, hier vorzugsweise die herrschaftliche Wohnung, die Burg; vgl. zu Erec 222. — 3772 der burcherc, der Berg auf dem die Burg lag. — 3773 stechel adj., steil, abschüssig. — 3774 über danc vgl. zu 2594. — 3777 und nahm ihn in Pflicht, verpflichtete ihn dazu, empfieng von ihm die feierliche Versicherung darüber. — 3781 neuhochdeutsch hier das Relativ wiederholt: und deren Land er verwüstet hatte. Persön- liches Pronomen statt des relativen in der blossen Fortsetzung von Relativ- sätzen hier wie im A. Heinr. 274, vgl. Tobler in der Germania, 17, 293—294 u. Paul Mhd. Gramm. 345. — 3782 gîsel masc., Geisel. — 3784 unz ûf ir hulde, bis er ihre Huld wieder erlangt hätte; vgl. zu Gregor 2409. 3785 nie riter mêre, noch nie oder nie wieder einem Ritter, wie V. 355. — 3790 eneben ime, neben sich. —
134 VI. ABENTEUER, s. 144 mit einer lützelen kraft und tete selhe riterschaft, die nieman gevelschen möhte. dô daz niht langer entohte, dô muoser ouch entwîchen und vlôch doch werlîchen gein einer sîner veste, die er dâ nâhen weste. dâ er zuo dem hûse vlôch, dâ was der burcberc sô hôch, beidiu sô stechel und sô lanc, daz in sunder sînen danc her Iwéin ergâhte an dem tor: dâ vienc er in vor und nam des sîne sicherheit, daz er gevangen wider reit in der vrouwen gewalt, diu sîn dâ vor sô dicke engalt und ir verwüestet hete ir lant. er satzte ir gisel unde pfant, daz er al sîn schulde buozte unz ûf ir hulde. 3765 3770 3775 3780 Ezn wart nie riter mêre erboten groezer êre dan mînem hern Iweine geschach, dô man in zuo rîten sach und sînen gevangen man eneben im vuorte dan. dô in diu græevinne enpfie unde engegen im gie mit allen ir vrouwen, 3790 3785 3763 lützel adj., klein, gering. — kraft, Menge, Schaar. — 3765 ge- velschen, schelten, tadeln. — 3766 als das nicht länger mehr anging. — 3768 werlîchen adv., auf streitbare Weise, sich wehrend, kämpfend. — 3771 dâ, da wo. — hûs, hier vorzugsweise die herrschaftliche Wohnung, die Burg; vgl. zu Erec 222. — 3772 der burcherc, der Berg auf dem die Burg lag. — 3773 stechel adj., steil, abschüssig. — 3774 über danc vgl. zu 2594. — 3777 und nahm ihn in Pflicht, verpflichtete ihn dazu, empfieng von ihm die feierliche Versicherung darüber. — 3781 neuhochdeutsch hier das Relativ wiederholt: und deren Land er verwüstet hatte. Persön- liches Pronomen statt des relativen in der blossen Fortsetzung von Relativ- sätzen hier wie im A. Heinr. 274, vgl. Tobler in der Germania, 17, 293—294 u. Paul Mhd. Gramm. 345. — 3782 gîsel masc., Geisel. — 3784 unz ûf ir hulde, bis er ihre Huld wieder erlangt hätte; vgl. zu Gregor 2409. 3785 nie riter mêre, noch nie oder nie wieder einem Ritter, wie V. 355. — 3790 eneben ime, neben sich. —
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DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIERS. 135 s. 145 dô mohte man schouwen vil vriuntliche blicke. si besach in dicke und dicke: und wolter lônes hân gegert, des wære er dâ gewert: sîne versagt im lip noch guot. sone stuont ab niender sîn muot: ern wolde deheinen andern lôn. dô diu vrowe von Nârison ir nôt überwant von sîner gehülfigen hant, do begunder urloubes gern. desn wolte sî in niht gewern: wan an in stuont al ir muot. sî dûhte des, er wære guot ze herren ir lande: und endûhtez sî niht schande, sî hete geworben umbe in. mich entriege mîn sin, swie ez deheiniu tuo, dâ hoeret groezer wîsheit zuo, daz si umbe den wurbe von dem si niht verdurbe, dan sî sich den lieze erwerben von dem sî müese verderben. 3800 3805 3810 3815 3795 Si bat in mit gebærden gnuoc; daz er doch harte ringe truoc. beide gebarde unde bete die man im durch belîben tete, daz was verlorn arbeit: wan er nam urloup unde reit 3820 3796 dicke und dicke, wiederholt, einmal über das andere. — 3799 ver- sagt conj. præet., würde versagt haben. — 3800 das fiel ihm aber gar nicht ein. — 3804 durch seine hilfreiche Hand. — 3807 an in (acc.) stuont ir muot, auf ihn war ihr Herz gerichtet, nach ihm verlangte sie im Herzen ; vgl. 906, 5904; dagegen an im (dat.) stuont ir muot würde heißsen: auf ihm beruhte, von ihm hieng ab, ihr vertraute ihr Herz. — 3312 vgl. zu 2595. — 3813 obwohl es keine thun wird. Damit wird im Voraus das in 3815—16 Gesagte beschränkt. — 3815—16 wenn sie (daz, angenommen dafs) um den geworben hätte, von dem sie nur Gutes erfahren hätte. — 3818 ist mit Bezug auf Graf Aliers gesagt. 3820 ez harte ringe tragen, es sehr gering achten, ganz gleichgültig aufnehmen, sich darum äusserst wenig kümmern, vgl. Heinr. v. d. Türlin 27146. — 3822 durch belîben, des Bleibens halber, damit er bleiben sollte. — 3823 verlorn arbeit, verlorne, vergebliche Mühe.
DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIERS. 135 s. 145 dô mohte man schouwen vil vriuntliche blicke. si besach in dicke und dicke: und wolter lônes hân gegert, des wære er dâ gewert: sîne versagt im lip noch guot. sone stuont ab niender sîn muot: ern wolde deheinen andern lôn. dô diu vrowe von Nârison ir nôt überwant von sîner gehülfigen hant, do begunder urloubes gern. desn wolte sî in niht gewern: wan an in stuont al ir muot. sî dûhte des, er wære guot ze herren ir lande: und endûhtez sî niht schande, sî hete geworben umbe in. mich entriege mîn sin, swie ez deheiniu tuo, dâ hoeret groezer wîsheit zuo, daz si umbe den wurbe von dem si niht verdurbe, dan sî sich den lieze erwerben von dem sî müese verderben. 3800 3805 3810 3815 3795 Si bat in mit gebærden gnuoc; daz er doch harte ringe truoc. beide gebarde unde bete die man im durch belîben tete, daz was verlorn arbeit: wan er nam urloup unde reit 3820 3796 dicke und dicke, wiederholt, einmal über das andere. — 3799 ver- sagt conj. præet., würde versagt haben. — 3800 das fiel ihm aber gar nicht ein. — 3804 durch seine hilfreiche Hand. — 3807 an in (acc.) stuont ir muot, auf ihn war ihr Herz gerichtet, nach ihm verlangte sie im Herzen ; vgl. 906, 5904; dagegen an im (dat.) stuont ir muot würde heißsen: auf ihm beruhte, von ihm hieng ab, ihr vertraute ihr Herz. — 3312 vgl. zu 2595. — 3813 obwohl es keine thun wird. Damit wird im Voraus das in 3815—16 Gesagte beschränkt. — 3815—16 wenn sie (daz, angenommen dafs) um den geworben hätte, von dem sie nur Gutes erfahren hätte. — 3818 ist mit Bezug auf Graf Aliers gesagt. 3820 ez harte ringe tragen, es sehr gering achten, ganz gleichgültig aufnehmen, sich darum äusserst wenig kümmern, vgl. Heinr. v. d. Türlin 27146. — 3822 durch belîben, des Bleibens halber, damit er bleiben sollte. — 3823 verlorn arbeit, verlorne, vergebliche Mühe.
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136 VI. ABENTEUER, unde suochte dâ zehant den nahsten wec, den er vant, und volget einer strâze. 3825 Lûte âne mâze hôrter eine stimme clägelich und doch grimme. nune weste min her Iwein, von wederm si ware under den zwein, von wurme ode von tiere : er bevant ez aber schiere. wan diu sélbe stimme wist in durch michel waltgevelle hin dâ er an einer bloeze sach, wâ ein grimmer kampf geschach, dâ mit unverzagten siten ein wurm unde ein lewe striten. Der wurm was stare unde grôz: daz viur im úz dem munde schôz. im half diu hitze unde der stanc, daz er den lewen des betwanc, daz er al lûte schrê. hern Iwein tete der zwivel wê, wederm er helfen solde, und bedâhte sich daz er wolde helfen dem edelen tiere. doch vorhter des, swie schiere des wurmes tôt ergienge, daz in daz niht vervienge, der leu bestüende in zehant. wan alsô ist ez gewant, als ez ouch under den liuten stât: so man áller beste gedienet hât 3835 3840 3845 3850 s. 146 3830 3855 3828 unmäsig, ungewöhnlich laut. — 3832 von wederm, von welchem von beiden. — 3833 wurm masc., Drache. — 3836 waltgevelle stn., « eine Strecke im Walde, die durch umgestürzte Bäume unwegsam geworden ist». B.; Baumgerölle, Gewirre; Waldschlucht (in diesem Sinne im Erec 7875, 7879). — 3837 blœze fem., freie, offene Stelle im Walde, Blöße. — 3838 wâ hat hier, zumal nach sehen, nicht locale (wo), sondern modaie (wie) Bedeutung. — 3839 mit unverzagten siten, mit Unverzagtheit, mit Muth. 3845 al lûte adv., ganz laut. — 3852 mich vervâhet dat niht, mir hilft, nützt das nichts. — 3854 denn es verhält sich so; es pflegt folgender- maſen zu gehen. — 3856 só, wenn, sobald. —
136 VI. ABENTEUER, unde suochte dâ zehant den nahsten wec, den er vant, und volget einer strâze. 3825 Lûte âne mâze hôrter eine stimme clägelich und doch grimme. nune weste min her Iwein, von wederm si ware under den zwein, von wurme ode von tiere : er bevant ez aber schiere. wan diu sélbe stimme wist in durch michel waltgevelle hin dâ er an einer bloeze sach, wâ ein grimmer kampf geschach, dâ mit unverzagten siten ein wurm unde ein lewe striten. Der wurm was stare unde grôz: daz viur im úz dem munde schôz. im half diu hitze unde der stanc, daz er den lewen des betwanc, daz er al lûte schrê. hern Iwein tete der zwivel wê, wederm er helfen solde, und bedâhte sich daz er wolde helfen dem edelen tiere. doch vorhter des, swie schiere des wurmes tôt ergienge, daz in daz niht vervienge, der leu bestüende in zehant. wan alsô ist ez gewant, als ez ouch under den liuten stât: so man áller beste gedienet hât 3835 3840 3845 3850 s. 146 3830 3855 3828 unmäsig, ungewöhnlich laut. — 3832 von wederm, von welchem von beiden. — 3833 wurm masc., Drache. — 3836 waltgevelle stn., « eine Strecke im Walde, die durch umgestürzte Bäume unwegsam geworden ist». B.; Baumgerölle, Gewirre; Waldschlucht (in diesem Sinne im Erec 7875, 7879). — 3837 blœze fem., freie, offene Stelle im Walde, Blöße. — 3838 wâ hat hier, zumal nach sehen, nicht locale (wo), sondern modaie (wie) Bedeutung. — 3839 mit unverzagten siten, mit Unverzagtheit, mit Muth. 3845 al lûte adv., ganz laut. — 3852 mich vervâhet dat niht, mir hilft, nützt das nichts. — 3854 denn es verhält sich so; es pflegt folgender- maſen zu gehen. — 3856 só, wenn, sobald. —
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DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIERS. 137 dem ungewissen manne, sô hüete sich danne, daz ern iht beswîche. dem was ditz wol geliche. doch wâgte erz als ein vrumer man, er erbéizte und lief den wurm an und sluoc in harte schiere tôt und half dem lewen ûz der nôt. Dannoch do er den wurm ersluoc, dô het er zwivel genuoc, daz in der lewe wolde bestân: daz wart im anders kunt getân. sich bôt der lewe an sînen vuoz und zeict im unsprechénden gruoz mit gebârde und mit stimme. hie liez er sîne grimme und erzéicte im sîne minne als er von sînem sinne aller beste mohte und einem tiere tohte. er antwurt sich in sîne pflege, als er in sît alle wege mit sînem dienest êrte, und volgt im swar er kêrte und gestuont im ze aller siner nôt, unz si beide schiet der tôt. 3860 3865 3870 3875 3880 s. 147 Der lewe und sîn herre die vuoren unverre, 3857 ungewis, unzuverlässig. — 3858 das Subject ergänzt sich hier aus V. 3856. — 3859 einen beswîchen stv., hintergehen, betrügen. — 3860 dem ganz ähnlich war dieser Fall ; ganz ebenso war es hier. — 3861 wâgte erz] die Handschriften weichen hier bedeutend von einander ab und schwan- ken zwischen dahter, tet er und waget erz; vielleicht hat hier genande er (= fasste er Muth) gestanden, ein Ausdruck, den die Schreiber öfters ver- worfen haben. 3866 zwivel masc., Besorgniss. — 3868 davon widerfuhr, geschah ihm das Gegentheil ; ez wirt mir kunt im Sinne von: es wird mir zu Theil, widerfährt mir, auch im Erec 778; Kindheit Jesu 77, 11; Pfeiffer's Alt- deutsche Beispiele XL, 26: do wurden mir dîn minne kunt und gewan ditze kindelîn; mhd. Wörterbuch I, 812. — 3870 unsprechende, sprachlos, stumm ; im Hohen Liede ed. J. Haupt 7, 1: der munt des unsprekintin stummin. — 3874—75 so gut als er in seiner Art (von sînem sinne, mit seinem Ver- stande, nach seinem Vermögen) nur konnte. — 3877 pflege fem., Leitung, Gewalt. — 3878 als, wie, so wie. — sît alle wege, fortan immer. — 3881 einem gestan, beistehen.
DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIERS. 137 dem ungewissen manne, sô hüete sich danne, daz ern iht beswîche. dem was ditz wol geliche. doch wâgte erz als ein vrumer man, er erbéizte und lief den wurm an und sluoc in harte schiere tôt und half dem lewen ûz der nôt. Dannoch do er den wurm ersluoc, dô het er zwivel genuoc, daz in der lewe wolde bestân: daz wart im anders kunt getân. sich bôt der lewe an sînen vuoz und zeict im unsprechénden gruoz mit gebârde und mit stimme. hie liez er sîne grimme und erzéicte im sîne minne als er von sînem sinne aller beste mohte und einem tiere tohte. er antwurt sich in sîne pflege, als er in sît alle wege mit sînem dienest êrte, und volgt im swar er kêrte und gestuont im ze aller siner nôt, unz si beide schiet der tôt. 3860 3865 3870 3875 3880 s. 147 Der lewe und sîn herre die vuoren unverre, 3857 ungewis, unzuverlässig. — 3858 das Subject ergänzt sich hier aus V. 3856. — 3859 einen beswîchen stv., hintergehen, betrügen. — 3860 dem ganz ähnlich war dieser Fall ; ganz ebenso war es hier. — 3861 wâgte erz] die Handschriften weichen hier bedeutend von einander ab und schwan- ken zwischen dahter, tet er und waget erz; vielleicht hat hier genande er (= fasste er Muth) gestanden, ein Ausdruck, den die Schreiber öfters ver- worfen haben. 3866 zwivel masc., Besorgniss. — 3868 davon widerfuhr, geschah ihm das Gegentheil ; ez wirt mir kunt im Sinne von: es wird mir zu Theil, widerfährt mir, auch im Erec 778; Kindheit Jesu 77, 11; Pfeiffer's Alt- deutsche Beispiele XL, 26: do wurden mir dîn minne kunt und gewan ditze kindelîn; mhd. Wörterbuch I, 812. — 3870 unsprechende, sprachlos, stumm ; im Hohen Liede ed. J. Haupt 7, 1: der munt des unsprekintin stummin. — 3874—75 so gut als er in seiner Art (von sînem sinne, mit seinem Ver- stande, nach seinem Vermögen) nur konnte. — 3877 pflege fem., Leitung, Gewalt. — 3878 als, wie, so wie. — sît alle wege, fortan immer. — 3881 einem gestan, beistehen.
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138 VI. ABENTEUER, DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIERS. 3885 unz er ein tier ersmahte. nû twanc in des sîn ahte, beidiu der hunger und sîn art, dô er des tieres innen wart, daz er daz gerne wolde jagen. dazn kunder im anders niht gesagen, wan er stuont und sach in an und zeicte mit dem munde dan: dâ mite teterz im kunt. nû gruoztern als ein suochhunt und volgt im von der strâze wol eines wurfes mâze, dâ er ein rêch stênde vant, unde vienc ouch daz zehant und souc im ûz daz warme bluot: dazn wære sîm herren doch niht guot. nû schinte erz dâ erz weste veizt und aller beste, und nam des einen brâten dan. nû gienc ouch diu naht an. er schurft ein viur und briet daz und az ditz ungesalzen maz âne brôt und âne wîn : ezn mohte et dô niht wæher sîn. 3890 3895 3900 3905 s. 148 3885 ersmecken swv., erwittern. — 3886 sîn alte stf., «sein Zustand, seine Lage". B. — 3891 niht anders wan, auf keine andere Weise als dafs. — 3892 dan =dannen, von da weg, fort. — 3894 grüezen hatte in der Weid- mannssprache eine doppelte Bedeutung (gleichwie das später üblich ge- wordene ansprechen, z. B. in Kaiser Maximilian’s Jagdbuch, herausgegeben von Karajan, S. 64, 70, 72 u. s. w.); man sagte 1) der jeger grüezet den hunt = er spricht ihn an, treibt ihn an, hetzt ihn; 2) der hunt grüezet = er schlägt an, bellt das Wild oder den Jäger an (vgl. Hadamar v. Laber 52, 74, 337 u. 513). Hund und Jäger waren in alter Zeit gesellen; sie "be- grüfsten" sich daher beide. — Nach Chrestiens 3432 fg. ist mit Benecke und Paul (Beitr. 331) das er in gruoztern auf Iwein zu beziehen, der auch noch im folgenden Verse das Subject bleibt. — ein = einen. — suochhunt, Spürhund. — 3896 ziemlich einen Steinwurf weit. — 3897 sténde] das Wort stân scheint hier auch absichtlich gewählt; in der Jägersprache brauch- ten es schon die Alten vom Standorte des Wildes (vgl. unser «Wildstand" und «Standthier"), so im Parzival 50, 6; 281—28; Barlaam 132, 6; Zeitschr. für D. Phil. 13, 368, Z. 1.; in dem Eisenachischen Rechtsbuch bei Ortloff, S. 731; Pfeiffer's Altdeutsche Beispiele XXIX, 1; Weist. 2, 729, Z. 26; Lohengrin 3388 rehter beize stant. — 3899 vuoc von sûgen stv., saugen. — 3900 das wäre, wenn es darin geblieben, für seinen Herrn doch nicht gut gewesen. — 3901 schinte præet. von schinden, welches schon sehr früh neben der starken Form auch eine schwache zeigt; vgl. Diemer's Genesis und Exodus 59, 35; Lohengrin 2700. — 3902 veizt adj., feist. — 3905 schürfen swv., anschlagen. — 3906 maz neutr., Speise. — 3908 wwhe adj., fein, köst- lich, delicat. —
138 VI. ABENTEUER, DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIERS. 3885 unz er ein tier ersmahte. nû twanc in des sîn ahte, beidiu der hunger und sîn art, dô er des tieres innen wart, daz er daz gerne wolde jagen. dazn kunder im anders niht gesagen, wan er stuont und sach in an und zeicte mit dem munde dan: dâ mite teterz im kunt. nû gruoztern als ein suochhunt und volgt im von der strâze wol eines wurfes mâze, dâ er ein rêch stênde vant, unde vienc ouch daz zehant und souc im ûz daz warme bluot: dazn wære sîm herren doch niht guot. nû schinte erz dâ erz weste veizt und aller beste, und nam des einen brâten dan. nû gienc ouch diu naht an. er schurft ein viur und briet daz und az ditz ungesalzen maz âne brôt und âne wîn : ezn mohte et dô niht wæher sîn. 3890 3895 3900 3905 s. 148 3885 ersmecken swv., erwittern. — 3886 sîn alte stf., «sein Zustand, seine Lage". B. — 3891 niht anders wan, auf keine andere Weise als dafs. — 3892 dan =dannen, von da weg, fort. — 3894 grüezen hatte in der Weid- mannssprache eine doppelte Bedeutung (gleichwie das später üblich ge- wordene ansprechen, z. B. in Kaiser Maximilian’s Jagdbuch, herausgegeben von Karajan, S. 64, 70, 72 u. s. w.); man sagte 1) der jeger grüezet den hunt = er spricht ihn an, treibt ihn an, hetzt ihn; 2) der hunt grüezet = er schlägt an, bellt das Wild oder den Jäger an (vgl. Hadamar v. Laber 52, 74, 337 u. 513). Hund und Jäger waren in alter Zeit gesellen; sie "be- grüfsten" sich daher beide. — Nach Chrestiens 3432 fg. ist mit Benecke und Paul (Beitr. 331) das er in gruoztern auf Iwein zu beziehen, der auch noch im folgenden Verse das Subject bleibt. — ein = einen. — suochhunt, Spürhund. — 3896 ziemlich einen Steinwurf weit. — 3897 sténde] das Wort stân scheint hier auch absichtlich gewählt; in der Jägersprache brauch- ten es schon die Alten vom Standorte des Wildes (vgl. unser «Wildstand" und «Standthier"), so im Parzival 50, 6; 281—28; Barlaam 132, 6; Zeitschr. für D. Phil. 13, 368, Z. 1.; in dem Eisenachischen Rechtsbuch bei Ortloff, S. 731; Pfeiffer's Altdeutsche Beispiele XXIX, 1; Weist. 2, 729, Z. 26; Lohengrin 3388 rehter beize stant. — 3899 vuoc von sûgen stv., saugen. — 3900 das wäre, wenn es darin geblieben, für seinen Herrn doch nicht gut gewesen. — 3901 schinte præet. von schinden, welches schon sehr früh neben der starken Form auch eine schwache zeigt; vgl. Diemer's Genesis und Exodus 59, 35; Lohengrin 2700. — 3902 veizt adj., feist. — 3905 schürfen swv., anschlagen. — 3906 maz neutr., Speise. — 3908 wwhe adj., fein, köst- lich, delicat. —
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VII. ABENTEUER, LUNETENS HAFT. 139 daz im dâ überiges schein, daz az der lewe unz an diu bein. 3910 Her Iwein legte sich unde slief: der lewe wachet unde lief umbe sîn ros unde umbe in. er hete die tugent und den sin, daz er sîn huote alle zît, beidiu dô unde sît. daz was ir beider arbeit, daz er nâch âventiure reit rehte vierzehen tage, und daz mit selhem bejage der wilde lewe disem man sine spîse gewan. 3915 3920 s. 149 VII. ABENTEUER, LUNETENS HAFT. Der Zufall führte Iwein wieder in seiner Frauen Land, und zwar gerade wieder an den Brunnen, wo die Linde mit der Kapelle stund. Ihr Anblick erinnert ihn an den Verlust des schönen Weibes und seiner Herr- schaft und erfüllt sein Herz mit so tiefem Weh, dafs er ohnmächtig vom Rosse sinkt und sich dabei mit dem Schwerte verwundet. Der treue Löwe will sich auch in das Schwert stürzen, als er seinen Herrn bluten sieht ; Iwein hält ihn aber davon zurück und ergeht sich dann in bitteren Klagen uber seine unglückliche Lage, in die er durch seine eigene Schuld gerathen sei. Sein Jammern erregt bald die Aufmerksamkeit einer in der nahen Kapelle gefangen sitzenden Dame, und es entspinnt sich zwischen dieser und ihm eine längere Unterredung. Sie erzählt ihm unter Thränen, wie sie fälschlich des Verraths bezichtigt worden sei. Auf ihr Anstiften habe ihre Gebieterin vor Jahr und Tag einen Mann genommen und sei von diesem bald wieder verlassen worden. Darum sei sie jetzt in Haft und solle morgen sterben, wenn sich niemand finde, der für sie kämpfen wolle. Auf Beistand sei jedoch nicht zu rechnen, denn es gelte einen Kampf, in dem einer gegen drei kämpfen müsse; sie kenne nur zwei Ritter, die solches vermöchten, und diese seien leider von ihr nicht zu 3909 überiges gen. von daz abhängig, was er von überflüssigen Stücken vorfand; was ihm überflüssig, nicht beachtenswerth erschien. — 3910 unz an diu bein, bis auf die Knochen. 3915 huote præt. von hüeten swv., welches Hartmann so wie hier öfter mit dem Gen. construiert hat. — 3920 bejac mase., Fang, Beute, Erwerb.
VII. ABENTEUER, LUNETENS HAFT. 139 daz im dâ überiges schein, daz az der lewe unz an diu bein. 3910 Her Iwein legte sich unde slief: der lewe wachet unde lief umbe sîn ros unde umbe in. er hete die tugent und den sin, daz er sîn huote alle zît, beidiu dô unde sît. daz was ir beider arbeit, daz er nâch âventiure reit rehte vierzehen tage, und daz mit selhem bejage der wilde lewe disem man sine spîse gewan. 3915 3920 s. 149 VII. ABENTEUER, LUNETENS HAFT. Der Zufall führte Iwein wieder in seiner Frauen Land, und zwar gerade wieder an den Brunnen, wo die Linde mit der Kapelle stund. Ihr Anblick erinnert ihn an den Verlust des schönen Weibes und seiner Herr- schaft und erfüllt sein Herz mit so tiefem Weh, dafs er ohnmächtig vom Rosse sinkt und sich dabei mit dem Schwerte verwundet. Der treue Löwe will sich auch in das Schwert stürzen, als er seinen Herrn bluten sieht ; Iwein hält ihn aber davon zurück und ergeht sich dann in bitteren Klagen uber seine unglückliche Lage, in die er durch seine eigene Schuld gerathen sei. Sein Jammern erregt bald die Aufmerksamkeit einer in der nahen Kapelle gefangen sitzenden Dame, und es entspinnt sich zwischen dieser und ihm eine längere Unterredung. Sie erzählt ihm unter Thränen, wie sie fälschlich des Verraths bezichtigt worden sei. Auf ihr Anstiften habe ihre Gebieterin vor Jahr und Tag einen Mann genommen und sei von diesem bald wieder verlassen worden. Darum sei sie jetzt in Haft und solle morgen sterben, wenn sich niemand finde, der für sie kämpfen wolle. Auf Beistand sei jedoch nicht zu rechnen, denn es gelte einen Kampf, in dem einer gegen drei kämpfen müsse; sie kenne nur zwei Ritter, die solches vermöchten, und diese seien leider von ihr nicht zu 3909 überiges gen. von daz abhängig, was er von überflüssigen Stücken vorfand; was ihm überflüssig, nicht beachtenswerth erschien. — 3910 unz an diu bein, bis auf die Knochen. 3915 huote præt. von hüeten swv., welches Hartmann so wie hier öfter mit dem Gen. construiert hat. — 3920 bejac mase., Fang, Beute, Erwerb.
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140 VII. ABENTEUER, finden gewesen. Auf Iwein’s Befragen muſs sie nun ausführlicher be- richten. Der Truchsefs und seine zwei Brüder seien es besonders, die sie aus Neid des Verrathes beschuldigt und ihr so lange zugesetzt hätten, bis sie im Zorne sich vermessen habe, sie wolle einen Ritter stellen, der es mit den drei kühnsten des Hofes allein aufnehmen und ihre Unschuld beweisen werde. Sechs Wochen habe sie Frist gehabt, um Gawein oder Iwein, die sie zu ihren Kempen erwählt, herbeizuholen; sie seien aber leider nicht daheim gewesen. Iwein gewinnt nun die Uberzeugung, dafs die Gefangene niemand anders als Lunete ist, und gibt sich ihr zu er- kennen mit dem Versprechen, dafs er des andern Tags für sie kämpfen wolle. Lunete weint vor Freuden, dass sie nun ihren Herrn wiedergefunden hat. Inzwischen erfährt Iwein von ihr, dass Gawein Artus’ Hof verlassen habe, um die geraubte Gemahlin des Königs zu suchen. Darauf verab- schiedet er sich von Luneten, um sich für den bevorstehenden Kampf zu rüsten. s. 150 Dô truoc in diu geschiht (wand ern versach sich es niht) vil rehte an sîner vrouwen lant, dâ er den selben brunnen vant, von dem im was geschehen, als ich iu hân verjehen, grôz heil und michel ungemach. als er die linden drobe sach, und dô im dâ zuo vor erschein diu kapelle unde der stein, dô wart sîn herze des ermant, wie er sîn êre und sîn lant hete verlorn und sîn wîp. des wart sô riuwec sîn lîp, von jâmer wart im alsô wê, daz er vil nâch als ê von sînen sînnen was komen, unde im wart dâ benomen des herzen kraft alsô gar, daz er zer erde tôtvar von dem orse nider seic. 3925 3930 3935 3940 3923 vgl. zu 3630 — 31. — 3925 vil rehte adv., gerades Weges, gerade. — 3928 verjehen stv., ausdrücklich sagen. — 3930 drobe = dar obe, darüber. — 3931 da zuo, noch dazu, außerdem. — einem vor erschînen, einem sichtbar werden, einem erscheinen. — 3933 des ermanen, daran erinnern. — 3936 sîn lîp, eine im Mittelalter übliche Umschreibung für: er (seine Person). — 3941 des herzen kraft ist der sin, diu witze, welche im Herzen ihren. Sitz haben; vgl. 1. Büchl. 1413 und die Vorbemerkung dazu, S. 45. — 3942 tôt- var, wie der Tod aussehend, todblafs. — 3943 sîgen stv., sinken, fallen. —
140 VII. ABENTEUER, finden gewesen. Auf Iwein’s Befragen muſs sie nun ausführlicher be- richten. Der Truchsefs und seine zwei Brüder seien es besonders, die sie aus Neid des Verrathes beschuldigt und ihr so lange zugesetzt hätten, bis sie im Zorne sich vermessen habe, sie wolle einen Ritter stellen, der es mit den drei kühnsten des Hofes allein aufnehmen und ihre Unschuld beweisen werde. Sechs Wochen habe sie Frist gehabt, um Gawein oder Iwein, die sie zu ihren Kempen erwählt, herbeizuholen; sie seien aber leider nicht daheim gewesen. Iwein gewinnt nun die Uberzeugung, dafs die Gefangene niemand anders als Lunete ist, und gibt sich ihr zu er- kennen mit dem Versprechen, dafs er des andern Tags für sie kämpfen wolle. Lunete weint vor Freuden, dass sie nun ihren Herrn wiedergefunden hat. Inzwischen erfährt Iwein von ihr, dass Gawein Artus’ Hof verlassen habe, um die geraubte Gemahlin des Königs zu suchen. Darauf verab- schiedet er sich von Luneten, um sich für den bevorstehenden Kampf zu rüsten. s. 150 Dô truoc in diu geschiht (wand ern versach sich es niht) vil rehte an sîner vrouwen lant, dâ er den selben brunnen vant, von dem im was geschehen, als ich iu hân verjehen, grôz heil und michel ungemach. als er die linden drobe sach, und dô im dâ zuo vor erschein diu kapelle unde der stein, dô wart sîn herze des ermant, wie er sîn êre und sîn lant hete verlorn und sîn wîp. des wart sô riuwec sîn lîp, von jâmer wart im alsô wê, daz er vil nâch als ê von sînen sînnen was komen, unde im wart dâ benomen des herzen kraft alsô gar, daz er zer erde tôtvar von dem orse nider seic. 3925 3930 3935 3940 3923 vgl. zu 3630 — 31. — 3925 vil rehte adv., gerades Weges, gerade. — 3928 verjehen stv., ausdrücklich sagen. — 3930 drobe = dar obe, darüber. — 3931 da zuo, noch dazu, außerdem. — einem vor erschînen, einem sichtbar werden, einem erscheinen. — 3933 des ermanen, daran erinnern. — 3936 sîn lîp, eine im Mittelalter übliche Umschreibung für: er (seine Person). — 3941 des herzen kraft ist der sin, diu witze, welche im Herzen ihren. Sitz haben; vgl. 1. Büchl. 1413 und die Vorbemerkung dazu, S. 45. — 3942 tôt- var, wie der Tod aussehend, todblafs. — 3943 sîgen stv., sinken, fallen. —
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LUNETENS HAFT. 141 und als er vol sich geneic, daz swert im úz der scheide schôz: des güete was alsô grôz, deiz im durch den halsperc brach und eine grôze wunden stach, daz er vil sère bluote. des wart in unmuote der lewe, er wânde er wære tôt, und was im nâch dem tôde nôt. 3945 3950 s. 151 Er rihte daz swert an einen strûch und wolte sich stechen durch den bûch, wan daz der herre Iwein dannoch lebendic vor im schein. er rihte sich ûf unde saz unde erwante dem lewen daz, daz er sich niht ze tôde stach. her Iwein clagte unde sprach : «unsælec man, wie verstů nû! der unsæeligest bistû der ie zer werlde wart geborn. nů wie hâstů verlorn dîner vrouwen hulde! jane war diu selbe schulde zer werlte niemens wan dîn, ezn müese sîn ende sîn. 3955 3960 3965 Er ist noch baz ein sælec man der nie dehein êre gewan, 3970 3944 genîgen stv., sich neigen, ins Neigen kommen; das Wort wird in der guten alten Zeit sonst nur intransitiv gebraucht, kann daher eigentlich nie reflexiv stehen wie hier; daher vermuthete Benecke vollîche neic für vol sich geneic, und Lachmann setzte vür sich geneic (vorwärts sich neigte) in den Text. Wenn eine Verderbniss vorliegt, möchte ich lesen: und als er volle geseic = und als er vollständig ins Sinken gekommen war; der rührende Reim könnte dann den Schreibern Veranlassung zum Andern ge- wesen sein. Indessen auch Thomasin von Zircl. 10133 sagte: swenne sich cin hôher muot niget ; und es wird damit wahrscheinlich, dafs dieser Sprach- fehler ziemlich allgemein war. — 3947 deiz= daz ez. — halsperc stm., die den Hals (und den Oberkörper) bergende Rüstung, das Panzerhemde. — 3950 in unmuote (dat.) werden, in Misstimmung, Verzweiflung, Aufregung gerathen. — 3952 mir ist nôt nâch, ich trage Verlangen nach etwas. 3953 strůch masc., Strauch. — 3955—56 hätte nicht Iwein in diesem Augenblicke gezeigt, dafs er noch lebe. — 3958 erwenden mit dat. und acc., einem etwas entwinden, ihn von etwas abbringen. — 3966 — 68 wahrlich niemand in der Welt (kein Mensch) aufser dir würde solche Schuld ge- tragen haben, ohne dafs es sein Letztes gewesen wäre. 3969—84 Ahnliche Gedanken, wie hier Iwein in den Mund gelegt wer- den, finden sich in den Liedern Nr. 14 und im 2. Büchl. 121—136, 146—156; vgl. Gregor 2544 fg. — 3969 derjenige ist noch glücklicher, ist noch besser
LUNETENS HAFT. 141 und als er vol sich geneic, daz swert im úz der scheide schôz: des güete was alsô grôz, deiz im durch den halsperc brach und eine grôze wunden stach, daz er vil sère bluote. des wart in unmuote der lewe, er wânde er wære tôt, und was im nâch dem tôde nôt. 3945 3950 s. 151 Er rihte daz swert an einen strûch und wolte sich stechen durch den bûch, wan daz der herre Iwein dannoch lebendic vor im schein. er rihte sich ûf unde saz unde erwante dem lewen daz, daz er sich niht ze tôde stach. her Iwein clagte unde sprach : «unsælec man, wie verstů nû! der unsæeligest bistû der ie zer werlde wart geborn. nů wie hâstů verlorn dîner vrouwen hulde! jane war diu selbe schulde zer werlte niemens wan dîn, ezn müese sîn ende sîn. 3955 3960 3965 Er ist noch baz ein sælec man der nie dehein êre gewan, 3970 3944 genîgen stv., sich neigen, ins Neigen kommen; das Wort wird in der guten alten Zeit sonst nur intransitiv gebraucht, kann daher eigentlich nie reflexiv stehen wie hier; daher vermuthete Benecke vollîche neic für vol sich geneic, und Lachmann setzte vür sich geneic (vorwärts sich neigte) in den Text. Wenn eine Verderbniss vorliegt, möchte ich lesen: und als er volle geseic = und als er vollständig ins Sinken gekommen war; der rührende Reim könnte dann den Schreibern Veranlassung zum Andern ge- wesen sein. Indessen auch Thomasin von Zircl. 10133 sagte: swenne sich cin hôher muot niget ; und es wird damit wahrscheinlich, dafs dieser Sprach- fehler ziemlich allgemein war. — 3947 deiz= daz ez. — halsperc stm., die den Hals (und den Oberkörper) bergende Rüstung, das Panzerhemde. — 3950 in unmuote (dat.) werden, in Misstimmung, Verzweiflung, Aufregung gerathen. — 3952 mir ist nôt nâch, ich trage Verlangen nach etwas. 3953 strůch masc., Strauch. — 3955—56 hätte nicht Iwein in diesem Augenblicke gezeigt, dafs er noch lebe. — 3958 erwenden mit dat. und acc., einem etwas entwinden, ihn von etwas abbringen. — 3966 — 68 wahrlich niemand in der Welt (kein Mensch) aufser dir würde solche Schuld ge- tragen haben, ohne dafs es sein Letztes gewesen wäre. 3969—84 Ahnliche Gedanken, wie hier Iwein in den Mund gelegt wer- den, finden sich in den Liedern Nr. 14 und im 2. Büchl. 121—136, 146—156; vgl. Gregor 2544 fg. — 3969 derjenige ist noch glücklicher, ist noch besser
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142 VII. ABENTEUER, dan der êre gewinnet und sich sô niht versinnet, daz er si behalten künne. ère unde wünne, der het ich beider alsô vil, daz ichz gote clagen wil, daz ich ir ie sô vil gewan, ichn solte stæte sîn dar an. waer mir niht geschehen heil und liebes ein vil michel teil, sone weste ich waz ez ware: âne senede swære sô lebte ich vrilîche als ê: nû tuot mir daz senen wê, daz mir daz solte geschehen, daz ich muoz an sehen schaden unde schande in mîner vrouwen lande. ditz ist ir êre und ir lant: daz stuont ê in mîner hant, daz mir des wunsches niht gebrast : s. 152 des bin ich alles worden gast. 3975 3980 3985 3990 Ich mac wol clagen mîn scboene wîp : war umbe spar ich den lîp ? min lip wære des wol wert, daz mich mîn selbes swert zehant hie an im ræche unde ez durch in stæche. sit ich mirz selbe hân getân, ich solt es ouch selbe buoze enpfân 3995 4000 daran. — 3972 und nicht so verständig ist. — 3978 ohne daſs ich mich darin halten konnte; ohne daſ es mir vergönnt war sie zu behalten. — 3983 vrîlîche adv., frei. — 3984 senen, Betrübniss. — 3989 ist die von den besseren Hss. gewährte Lesart (vgl. Paul 1. 1. 380); Lachmann hielt ère für «einen alten Fehler» u. nahm dafür erbe in den Text, welches hier 3 Hss. bieten. Allein êre u. lant oder lant u. êre finden sich noch öfter formelhaft beisammen, zumal im Iwein 1825, 2936, 2437; im Gregor 65 jà gevellet dir nû mîn lant u. michel ére; im Graf Rudolf [5] 9 do bevalch der kunic hêre sîn lant und michel êre; in Dietrich’s Flucht 2313 iuwer lant u. iuwer êre; in der Rabenschlacht 511 sîn êre und sîne marke; vgl. Janicke zum Ortnit 38, 3 und über die Bedeutung von êre meine Bemerkung zu Iwein 2437. — 3991 dafs es mir an nichts Wünschenswerthem fehlte. — 3992 gast werden eines d., einer Sache fremd werden, sie verlieren. 3993 Ich mac wol, ich habe wohl Ursache. — 4000 buoze fem., Genug- thuung, Entschädigung ; Lohn, Strafe. —
142 VII. ABENTEUER, dan der êre gewinnet und sich sô niht versinnet, daz er si behalten künne. ère unde wünne, der het ich beider alsô vil, daz ichz gote clagen wil, daz ich ir ie sô vil gewan, ichn solte stæte sîn dar an. waer mir niht geschehen heil und liebes ein vil michel teil, sone weste ich waz ez ware: âne senede swære sô lebte ich vrilîche als ê: nû tuot mir daz senen wê, daz mir daz solte geschehen, daz ich muoz an sehen schaden unde schande in mîner vrouwen lande. ditz ist ir êre und ir lant: daz stuont ê in mîner hant, daz mir des wunsches niht gebrast : s. 152 des bin ich alles worden gast. 3975 3980 3985 3990 Ich mac wol clagen mîn scboene wîp : war umbe spar ich den lîp ? min lip wære des wol wert, daz mich mîn selbes swert zehant hie an im ræche unde ez durch in stæche. sit ich mirz selbe hân getân, ich solt es ouch selbe buoze enpfân 3995 4000 daran. — 3972 und nicht so verständig ist. — 3978 ohne daſs ich mich darin halten konnte; ohne daſ es mir vergönnt war sie zu behalten. — 3983 vrîlîche adv., frei. — 3984 senen, Betrübniss. — 3989 ist die von den besseren Hss. gewährte Lesart (vgl. Paul 1. 1. 380); Lachmann hielt ère für «einen alten Fehler» u. nahm dafür erbe in den Text, welches hier 3 Hss. bieten. Allein êre u. lant oder lant u. êre finden sich noch öfter formelhaft beisammen, zumal im Iwein 1825, 2936, 2437; im Gregor 65 jà gevellet dir nû mîn lant u. michel ére; im Graf Rudolf [5] 9 do bevalch der kunic hêre sîn lant und michel êre; in Dietrich’s Flucht 2313 iuwer lant u. iuwer êre; in der Rabenschlacht 511 sîn êre und sîne marke; vgl. Janicke zum Ortnit 38, 3 und über die Bedeutung von êre meine Bemerkung zu Iwein 2437. — 3991 dafs es mir an nichts Wünschenswerthem fehlte. — 3992 gast werden eines d., einer Sache fremd werden, sie verlieren. 3993 Ich mac wol, ich habe wohl Ursache. — 4000 buoze fem., Genug- thuung, Entschädigung ; Lohn, Strafe. —
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LUNETENS HAFT. 143 S. 153 (nu git mir doch des bilde dirre lewe wilde, daz er von herzeleide sich wolde erstechen umbe mich, daz rehtiu triuwe nâhen gât); sît mir mîn selbes missetât mîner vrouwen hulde, unde dehein ir schulde, ân aller slahte nôt verlôs, und weinen vür daz lachen kôs.» Dô disiu grôze clage geschach, daz gehôrte unde sach ein juncvrouwe, diu leit von vorhten groezer arbeit danne ie dehein wîp, wand sî gevangen uf den lip in der kapellen lac. und dô er dirre clage pflac, dô sach sî hin vür durch eine schrunden an der tür. sî sprach: «wer claget dâ? wer?" «wer vrâget des?" sprach aber er. Si sprach: «herre, daz hie clagt, das ist ein alsô armiu magt, daz dehein sache von manegem ungemache alsô armiu möhte leben.» er sprach: "wer möhte iu geben só grôzen kumber als ich hân?" 4005 4010 4015 4020 4025 4001 bilde, neutr., Vorbild, Beispiel. — 4003 daz, weil, indem. — von, aus. — 4005 nahen gàn heifst sonst bei Hartmann gewöhnlich: zu Herzen gehen, wehe thun, Schmerz verursachen, gefährlich sein ; das kann es hier nicht bedeuten. Nach dem Zusammenhange müfste es vielmehr den Sinn haben: wahre Treue geht tief, geht ans Leben, schont das Leben nicht. Oder sollte es statt triuwe vielmehr riuwe heiſsen? man vgl. Erec 3141: waz möhte sich gelichen sô nâhen génder riuwe, die si von ir triuwe durch ir mannes liebe leit? ferner 8078; 1. Büchl. 55; 2. 419, 471; Lieder 17, 9 u. s. w. — 4006—9 da mich ja meine eigene Missethat, nicht meiner Herrin Schuld, um ihre Huld gebracht hat. — 4010 zu kôs ist das Subject ich aus dem vorhergehenden Satze zu ergänzen. 4014 von vorhten (pl.), von oder vor Angst. — arbeit, Pein. — 4016 vgl. die Anm. zu 1750 und V. 4039—43. — 4019 hin vür, hervor, hinaus. — 4020 schrunde swf., Rißs, Spalte. 4025—27 diese Zeilen entsprechen der französischen Quelle. 3566: la plus dolante riens qui vive.
LUNETENS HAFT. 143 S. 153 (nu git mir doch des bilde dirre lewe wilde, daz er von herzeleide sich wolde erstechen umbe mich, daz rehtiu triuwe nâhen gât); sît mir mîn selbes missetât mîner vrouwen hulde, unde dehein ir schulde, ân aller slahte nôt verlôs, und weinen vür daz lachen kôs.» Dô disiu grôze clage geschach, daz gehôrte unde sach ein juncvrouwe, diu leit von vorhten groezer arbeit danne ie dehein wîp, wand sî gevangen uf den lip in der kapellen lac. und dô er dirre clage pflac, dô sach sî hin vür durch eine schrunden an der tür. sî sprach: «wer claget dâ? wer?" «wer vrâget des?" sprach aber er. Si sprach: «herre, daz hie clagt, das ist ein alsô armiu magt, daz dehein sache von manegem ungemache alsô armiu möhte leben.» er sprach: "wer möhte iu geben só grôzen kumber als ich hân?" 4005 4010 4015 4020 4025 4001 bilde, neutr., Vorbild, Beispiel. — 4003 daz, weil, indem. — von, aus. — 4005 nahen gàn heifst sonst bei Hartmann gewöhnlich: zu Herzen gehen, wehe thun, Schmerz verursachen, gefährlich sein ; das kann es hier nicht bedeuten. Nach dem Zusammenhange müfste es vielmehr den Sinn haben: wahre Treue geht tief, geht ans Leben, schont das Leben nicht. Oder sollte es statt triuwe vielmehr riuwe heiſsen? man vgl. Erec 3141: waz möhte sich gelichen sô nâhen génder riuwe, die si von ir triuwe durch ir mannes liebe leit? ferner 8078; 1. Büchl. 55; 2. 419, 471; Lieder 17, 9 u. s. w. — 4006—9 da mich ja meine eigene Missethat, nicht meiner Herrin Schuld, um ihre Huld gebracht hat. — 4010 zu kôs ist das Subject ich aus dem vorhergehenden Satze zu ergänzen. 4014 von vorhten (pl.), von oder vor Angst. — arbeit, Pein. — 4016 vgl. die Anm. zu 1750 und V. 4039—43. — 4019 hin vür, hervor, hinaus. — 4020 schrunde swf., Rißs, Spalte. 4025—27 diese Zeilen entsprechen der französischen Quelle. 3566: la plus dolante riens qui vive.
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144 VII. ABENTEUER, 4030 s. 154 ir mugt wol iuwer clage lân: wan der vervluochte daz bin ich.» si sprach: «daz ist unmügelich, daz iuwer kumber müge sin des endes iender sam der mîn. ich sihe wol, daz ir stêt unde rîtet unde gêt swar iuch iuwer wille treit: sô ist mir daz vür geleit, ich bin alsô gevangen, verbrant ode erhangen wirde ich morgen an dem tage. nieman ist der mich übertrage, mirne werde der lîp benomen.» er sprach: «vrowe, wie ist daz komen?" Si sprach: «hab ich deheine schulde, got welle daz ich sîne hulde niemer gewinne. vür eine verrâtæerinne bin ich dâ her in geleit: daz lantvolc hât uf mich geseit eine schûlde sô swære, und ob ich schuldec wære, sô ware ich grôzer zühte wert. ez nam in dem jâre vert diss landes vrouwe einen man: dâ missegienc ir leider an: die schulde legent si ûf mich. nu herre got, waz moht ich, daz ir an im missegie? zwâre, geriet ich irz ie, daz tet ich durch ir êre. 4035 4040 4045 4050 4055 4060 4034 des endes sîn, von solcher Ausdehnung sein, so weit gehen. — 4038 mir ist vür geleit, mir ist vorgelegt, mir steht bevor, ich habe zu erwarten. — 4062 einen übertragen, einen über etwas hinwegheben, vor etwas bewahren, einem beistehen. 4048 als eine Verrätherin. — 4049 dâ her in geleit, hier herein gefangen gesetzt, in dieses Gefängniss gethan. — 4050 lantvole, die Einwohner des Landes. — ûf einen eine schulde sagen, eine Schuld einem beimessen, eines Verbrechens einen zeihen. — 4052 und ob, gesetzt dass. — 4053 zuht, Strafe. — 4054 vert adv., im vorigen Jahre; in dem jâre vert, dieses Jahr zuvor. — 4055 diss = disse, dises, vgl. zu Erec 9620 und zu Gregor 1776. — 4058 wa: moht ich, «was konnte ich dazu". B. — 4060—61 wenn ich ihr dazu rieth, so that ich es wahrhaftig nur um ihrer Ehre willen. —
144 VII. ABENTEUER, 4030 s. 154 ir mugt wol iuwer clage lân: wan der vervluochte daz bin ich.» si sprach: «daz ist unmügelich, daz iuwer kumber müge sin des endes iender sam der mîn. ich sihe wol, daz ir stêt unde rîtet unde gêt swar iuch iuwer wille treit: sô ist mir daz vür geleit, ich bin alsô gevangen, verbrant ode erhangen wirde ich morgen an dem tage. nieman ist der mich übertrage, mirne werde der lîp benomen.» er sprach: «vrowe, wie ist daz komen?" Si sprach: «hab ich deheine schulde, got welle daz ich sîne hulde niemer gewinne. vür eine verrâtæerinne bin ich dâ her in geleit: daz lantvolc hât uf mich geseit eine schûlde sô swære, und ob ich schuldec wære, sô ware ich grôzer zühte wert. ez nam in dem jâre vert diss landes vrouwe einen man: dâ missegienc ir leider an: die schulde legent si ûf mich. nu herre got, waz moht ich, daz ir an im missegie? zwâre, geriet ich irz ie, daz tet ich durch ir êre. 4035 4040 4045 4050 4055 4060 4034 des endes sîn, von solcher Ausdehnung sein, so weit gehen. — 4038 mir ist vür geleit, mir ist vorgelegt, mir steht bevor, ich habe zu erwarten. — 4062 einen übertragen, einen über etwas hinwegheben, vor etwas bewahren, einem beistehen. 4048 als eine Verrätherin. — 4049 dâ her in geleit, hier herein gefangen gesetzt, in dieses Gefängniss gethan. — 4050 lantvole, die Einwohner des Landes. — ûf einen eine schulde sagen, eine Schuld einem beimessen, eines Verbrechens einen zeihen. — 4052 und ob, gesetzt dass. — 4053 zuht, Strafe. — 4054 vert adv., im vorigen Jahre; in dem jâre vert, dieses Jahr zuvor. — 4055 diss = disse, dises, vgl. zu Erec 9620 und zu Gregor 1776. — 4058 wa: moht ich, «was konnte ich dazu". B. — 4060—61 wenn ich ihr dazu rieth, so that ich es wahrhaftig nur um ihrer Ehre willen. —
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LUNETENS HAFT. 145 ouch wundert mich iemer mêre, daz ein alsô vrumer man sô starke missetuon kan: wander was benamen der beste den ich dô lebende weste. ouch istz niht von den schulden sîn: ez ist vón den únsâlden mîn. alsus ring ich mit sorgen. sî beitent mir unz morgen: sô nement si mir ouch den lip. wan ich bin leider ein wîp, daz ich mich mit kampfe iht wer: so enist ouch niemen der mich ner.» 4065 4070 4075 8. 155 Er sprach: «sô lâze ich iu den strît, daz ir angesthafter sît dan ich, sît ez sô umbe iuch stât, daz ez iu an den lîp gât, ob ir iuch niht mugt erwern.» si sprach: «wer möhte mich ernern ? der joch den willen hæte, daz erz gerne tæte, wer hete dannoch die kraft, erne dúlte dirre meisterschaft? wan ez sint dri starke man, die mich alle sprechent an. ich weiz ir zwêne, und ouch niht mê, an den sô volleclichen stê diu tugent und diu manheit, die sich sô starke arbeit durch mich armen næemen an. 4080 4085 4090 4067 auch ist es nicht durch seine Schuld geschehen. — 4068 unsalde stf., Unglück, Unheil. — 4070 einem beiten, einem Frist geben. — 4073 dac ilt, kann hier, wo der abhängige Satz keine Absicht ausdrücken soll, nicht im Sinne von «daſs nicht» stehen; man wird die Stelle im Nhd. etwa so wiedergeben können: denn ich bin leider zu schwach, für den Fall dafs ich ctwa den Kampf aufnehmen wollte. 4075 ich tâze in den strit, ich streite, rechte nicht mit euch; ich gebe euch Recht. — 4076 angesthaft adj., in Bedrängniss, Gefahr, Noth befind- lich; bedrängt. — 4084 so dafs er nicht (ohne daf’ er) die Uberlegenheit von jenen sich gefallen lassen müsste; dirre ist gen. pl.= dieser, jener. und bezieht sich auf die im Folgenden genannten drî man. — 4086 an sprechen einen, einen anklagen, als Kläger gegen ihn auftreten. — 4088 bei denen in so vollem Masse anzutreffen, zu finden wäre; über den Conjunctiv vgl. Paul Mhd. Gramm. 365. — 4091 sich starke arbeit an nemen, sich großer Mühe unterziehen, starken Kampf auf sich nehmen. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 10
LUNETENS HAFT. 145 ouch wundert mich iemer mêre, daz ein alsô vrumer man sô starke missetuon kan: wander was benamen der beste den ich dô lebende weste. ouch istz niht von den schulden sîn: ez ist vón den únsâlden mîn. alsus ring ich mit sorgen. sî beitent mir unz morgen: sô nement si mir ouch den lip. wan ich bin leider ein wîp, daz ich mich mit kampfe iht wer: so enist ouch niemen der mich ner.» 4065 4070 4075 8. 155 Er sprach: «sô lâze ich iu den strît, daz ir angesthafter sît dan ich, sît ez sô umbe iuch stât, daz ez iu an den lîp gât, ob ir iuch niht mugt erwern.» si sprach: «wer möhte mich ernern ? der joch den willen hæte, daz erz gerne tæte, wer hete dannoch die kraft, erne dúlte dirre meisterschaft? wan ez sint dri starke man, die mich alle sprechent an. ich weiz ir zwêne, und ouch niht mê, an den sô volleclichen stê diu tugent und diu manheit, die sich sô starke arbeit durch mich armen næemen an. 4080 4085 4090 4067 auch ist es nicht durch seine Schuld geschehen. — 4068 unsalde stf., Unglück, Unheil. — 4070 einem beiten, einem Frist geben. — 4073 dac ilt, kann hier, wo der abhängige Satz keine Absicht ausdrücken soll, nicht im Sinne von «daſs nicht» stehen; man wird die Stelle im Nhd. etwa so wiedergeben können: denn ich bin leider zu schwach, für den Fall dafs ich ctwa den Kampf aufnehmen wollte. 4075 ich tâze in den strit, ich streite, rechte nicht mit euch; ich gebe euch Recht. — 4076 angesthaft adj., in Bedrängniss, Gefahr, Noth befind- lich; bedrängt. — 4084 so dafs er nicht (ohne daf’ er) die Uberlegenheit von jenen sich gefallen lassen müsste; dirre ist gen. pl.= dieser, jener. und bezieht sich auf die im Folgenden genannten drî man. — 4086 an sprechen einen, einen anklagen, als Kläger gegen ihn auftreten. — 4088 bei denen in so vollem Masse anzutreffen, zu finden wäre; über den Conjunctiv vgl. Paul Mhd. Gramm. 365. — 4091 sich starke arbeit an nemen, sich großer Mühe unterziehen, starken Kampf auf sich nehmen. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 10
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146 VII. ABENTEUER, s. 156 daz sint ouch zwêne selhe man, ir ietwéder slüege âne wer disses volkes ein her ; und weiz ez ouch als mînen tôt, west ir ietweder mîne nôt, er kome und væhte vür mich. der dewedern mac ich ze disen zîten niht hân, und muoz mir an den lîp gân: ouch getrûwe ichs niemen wan den zwein.» dô sprach der herre Iwein: 4095 4100 «Nû nennet mir die drî man, die iuch mit kampfe sprechent an: und nennet mir danne mê die zwêne, umbe diez sô stê, daz ir ietweder sô vrum si, daz er éine væhte wider drî.» Si sprach: «ich nennes iu alle wol, die drî, der gewalt ich dol: der ein ist truhsæeze hie, und sîne bruoder, die mir ie wâren nîdec unde gehaz, wand mich mîn vrouwe hâte baz danne si mir des gunden, und habent si des überwunden, daz si nú wol übersiht, swaz mir leides geschiht. dô mîn vrouwe ir man nam, der ir nâch wâne wol gezam und sî dar nâch niht wol enlie, dô begâben si mich nie mit tägelicher arbeit, sine zigen mich der valscheit 4105 4110 4115 4120 s. 157 4093 âne wer, ohne Widerstand, ohne dafs man es wehren könnte, mit leichter Mühe. — 4095 vgl. mit 3407. — 4100 und es mußs mir an das Leben gehen. — 4101 getrûwen einem eines d., einem etwas zutrauen. — 4105 me, weiter. 4113 nîdec, neidisch, eifersüchtig. — 4115 sî gunden, sie gönnten. — 4116 und sie haben meine Gebieterin dazu bewogen, vermocht. — 4121 läzen. verlassen; en- in enlie ist Negation und mit niht zu verbinden; niht wol läzen = übele lasen in V. 2025. — 4122 cinen begeben, von einem ablassen. si begáben mich nie sine zigen mich, sie hörten nicht auf mich zu zeihen; vgl. Paul Mhd. Gramm. 339 (S. 134). — 4124 zigen præt. pl. von zîhen stv., zeihen. —
146 VII. ABENTEUER, s. 156 daz sint ouch zwêne selhe man, ir ietwéder slüege âne wer disses volkes ein her ; und weiz ez ouch als mînen tôt, west ir ietweder mîne nôt, er kome und væhte vür mich. der dewedern mac ich ze disen zîten niht hân, und muoz mir an den lîp gân: ouch getrûwe ichs niemen wan den zwein.» dô sprach der herre Iwein: 4095 4100 «Nû nennet mir die drî man, die iuch mit kampfe sprechent an: und nennet mir danne mê die zwêne, umbe diez sô stê, daz ir ietweder sô vrum si, daz er éine væhte wider drî.» Si sprach: «ich nennes iu alle wol, die drî, der gewalt ich dol: der ein ist truhsæeze hie, und sîne bruoder, die mir ie wâren nîdec unde gehaz, wand mich mîn vrouwe hâte baz danne si mir des gunden, und habent si des überwunden, daz si nú wol übersiht, swaz mir leides geschiht. dô mîn vrouwe ir man nam, der ir nâch wâne wol gezam und sî dar nâch niht wol enlie, dô begâben si mich nie mit tägelicher arbeit, sine zigen mich der valscheit 4105 4110 4115 4120 s. 157 4093 âne wer, ohne Widerstand, ohne dafs man es wehren könnte, mit leichter Mühe. — 4095 vgl. mit 3407. — 4100 und es mußs mir an das Leben gehen. — 4101 getrûwen einem eines d., einem etwas zutrauen. — 4105 me, weiter. 4113 nîdec, neidisch, eifersüchtig. — 4115 sî gunden, sie gönnten. — 4116 und sie haben meine Gebieterin dazu bewogen, vermocht. — 4121 läzen. verlassen; en- in enlie ist Negation und mit niht zu verbinden; niht wol läzen = übele lasen in V. 2025. — 4122 cinen begeben, von einem ablassen. si begáben mich nie sine zigen mich, sie hörten nicht auf mich zu zeihen; vgl. Paul Mhd. Gramm. 339 (S. 134). — 4124 zigen præt. pl. von zîhen stv., zeihen. —
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LUNETENS HAFT. 147 4125 daz ez schüefe niuwan mîn list daz ir sus missegangen ist. und swaz ouch mir dâ von geschiht, sône lougen ich des niht, ezn vuocte min rât und mîn bete. daz siz ie umb in getete; wand ich mich wol umb in versach, geschæhez als ez doch geschach, sî hetes vrume und êre. nu velschent si mich sêre, ich habe sî verrâten. wand si mir dô tâten michel unreht unde gewalt, dô wart mîn leit vil manecvalt, unde ich arme verlorne vergâhte mich mit zorne. wan daz ist gar der sælden slac, swer sîme zorne niene mac getwingen, ern überspreche sich. leider alsô tet ich mich. 4130 4135 4140 s. 158 Ich hân mich selben verlorn. ich sprach durch mînen zorn, swelhe dri die tiursten man sich von dem hove næemen an, daz siz beretten wider mich, einen riter vunde ich, der mit in allen drin strite, ob man mir vierzec tage bite. der rede giengen si dô nâch: 4145 4150 4126 vgl. mit 2130, 4056, 4059. — 4129 über die Negation in diesem Satze vgl. die Anmerkung zu 2967. — 4130 «daſs sie ihn zum Manne nahm". B.; vgl. zu Gregor 3635. — 4131 sich wol umbe cinen versehen, sicher von einem erwarten, mit Gewissheit bei einem darauf rechnen. — 4133 si hete es vrume, dals sie Gewinn davon hätte. — 4134 velschen, für falsch, treulos erklären; schelten, verleumden. — 4140 sich vergâhen, sich übereilen. — 4141 slac, hier bildlich: Verderben, Vernichtung, Zerstörung; vgl. zu den Liedern 8, 14. — 4143 getwingen stv. hier mit Dativ: einem gewachsen sein, Gewalt anthun, beherrschen; ebenso in der Kaiserchronik 12150: ob dů dînem muote woltes getwingen und Wilh. Grimm zu Graf Rudolf, S. 24—25. — sich übersprechen, sich im Sprechen übereilen, zu viel sprechen. — 4144 tet ich mich = übersprach ich mich. 4145 verliesen stv., umbringen, verderben. — 4147—48 und wenn drei der vorzüglichsten Ritter des Hofes sich herbeiließsen. — 4148 sich an nemen, unternehmen, sich herbeilassen. — 4149 ez bereden wider einen, es durch Kampf erhärten, beweisen einem gegenüber. — 4152 bîten stv., Frist gewähren. — 4153 der rede nâch gân, auf das Anerbieten , den Vorschlag 10 *
LUNETENS HAFT. 147 4125 daz ez schüefe niuwan mîn list daz ir sus missegangen ist. und swaz ouch mir dâ von geschiht, sône lougen ich des niht, ezn vuocte min rât und mîn bete. daz siz ie umb in getete; wand ich mich wol umb in versach, geschæhez als ez doch geschach, sî hetes vrume und êre. nu velschent si mich sêre, ich habe sî verrâten. wand si mir dô tâten michel unreht unde gewalt, dô wart mîn leit vil manecvalt, unde ich arme verlorne vergâhte mich mit zorne. wan daz ist gar der sælden slac, swer sîme zorne niene mac getwingen, ern überspreche sich. leider alsô tet ich mich. 4130 4135 4140 s. 158 Ich hân mich selben verlorn. ich sprach durch mînen zorn, swelhe dri die tiursten man sich von dem hove næemen an, daz siz beretten wider mich, einen riter vunde ich, der mit in allen drin strite, ob man mir vierzec tage bite. der rede giengen si dô nâch: 4145 4150 4126 vgl. mit 2130, 4056, 4059. — 4129 über die Negation in diesem Satze vgl. die Anmerkung zu 2967. — 4130 «daſs sie ihn zum Manne nahm". B.; vgl. zu Gregor 3635. — 4131 sich wol umbe cinen versehen, sicher von einem erwarten, mit Gewissheit bei einem darauf rechnen. — 4133 si hete es vrume, dals sie Gewinn davon hätte. — 4134 velschen, für falsch, treulos erklären; schelten, verleumden. — 4140 sich vergâhen, sich übereilen. — 4141 slac, hier bildlich: Verderben, Vernichtung, Zerstörung; vgl. zu den Liedern 8, 14. — 4143 getwingen stv. hier mit Dativ: einem gewachsen sein, Gewalt anthun, beherrschen; ebenso in der Kaiserchronik 12150: ob dů dînem muote woltes getwingen und Wilh. Grimm zu Graf Rudolf, S. 24—25. — sich übersprechen, sich im Sprechen übereilen, zu viel sprechen. — 4144 tet ich mich = übersprach ich mich. 4145 verliesen stv., umbringen, verderben. — 4147—48 und wenn drei der vorzüglichsten Ritter des Hofes sich herbeiließsen. — 4148 sich an nemen, unternehmen, sich herbeilassen. — 4149 ez bereden wider einen, es durch Kampf erhärten, beweisen einem gegenüber. — 4152 bîten stv., Frist gewähren. — 4153 der rede nâch gân, auf das Anerbieten , den Vorschlag 10 *
Strana 148
148 VII. ABENTEUER, wand mir was ein teil ze gâch: man liez mich ir niht wandel hân, und enwart ouch des niht erlân, ichn schüefe in rehte sicherheit, daz ich der rede wære gereit als ich dâ hete gesprochen, daz ich in sehs wochen mich mit kampfe lôste. die zwêne der ich mich trôste, die reit ich suochen in diu lant, daz ich ir dewedern vant. dô suochte ich den künec Artůs und envánt dâ nieman ze hůs, der sich ez wolde nemen an: sus schiet ich âne kempfen dan. des wart ich sô ze spotte hie, daz ez mir an mîn herze gie. sus wurfen si mich dâ her in, als ich des beitende bin, daz sich mîn lîp sol enden: wan die mirz hulfen wenden, die sint mir nû vil ungereit. mir hulfe ûz dirre arbeit sweder ez weste von in zwein, her Gâwein oder her Iwein.» 4160 4165 4170 4175 4155 s. 159 «Welhen Iwein méinet ir?» sprach er. si sprach: «herre, daz ist der, durch den ich lide disiu bant. sin vater ist genant der künec Vriên. der kumber, dâ ich inne stên, 4180 eingehen ; sich an jemandes Rede halten; iln beim Worte nehmen; vgl. Seifried Helbling 4, 668. — 4154 ein teil hier im ironischen Sinne wie 758 Anm. — 4155 der rede wandel han, das Wort, den Vorschlag, den Ver- trag, die Wette ändern, rückgängig machen, zurücknehmen. — 4161 sich lœsen, sich von der Wette, der Verpflichtung losmachen, das Versprochene erfüllen. — 4163 über den Infinitiv nach rîten vgl. Gregor 2290; Mhd. Wörterb. IIa, 732а; Liechtenstein 19, 14; Athis S. 111, 93; Paul Mhd. Gramm. 298. — 4164 sodaſs ich keinen von beiden, ohne daſ ich einen von beiden fand. — 4168 kempfe swm., Kämpfer, Zweikämpfer; wie hier vorzugsweise der, welcher sich für einen andern dem gerichtlichen Zwei- kampfe unterzielt. — 4172 als, wie. — 4174 hulfen, helfen würden oder könnten. — 4175 ungereit, unbereit, unzugänglich, nicht zur Hand. 4183 Vrîên] «dafs der echte Name des Vaters von Iwein Urien war, leidet keinen Zweifel ; aber in Deutschland scheint der Irrthum allgemein
148 VII. ABENTEUER, wand mir was ein teil ze gâch: man liez mich ir niht wandel hân, und enwart ouch des niht erlân, ichn schüefe in rehte sicherheit, daz ich der rede wære gereit als ich dâ hete gesprochen, daz ich in sehs wochen mich mit kampfe lôste. die zwêne der ich mich trôste, die reit ich suochen in diu lant, daz ich ir dewedern vant. dô suochte ich den künec Artůs und envánt dâ nieman ze hůs, der sich ez wolde nemen an: sus schiet ich âne kempfen dan. des wart ich sô ze spotte hie, daz ez mir an mîn herze gie. sus wurfen si mich dâ her in, als ich des beitende bin, daz sich mîn lîp sol enden: wan die mirz hulfen wenden, die sint mir nû vil ungereit. mir hulfe ûz dirre arbeit sweder ez weste von in zwein, her Gâwein oder her Iwein.» 4160 4165 4170 4175 4155 s. 159 «Welhen Iwein méinet ir?» sprach er. si sprach: «herre, daz ist der, durch den ich lide disiu bant. sin vater ist genant der künec Vriên. der kumber, dâ ich inne stên, 4180 eingehen ; sich an jemandes Rede halten; iln beim Worte nehmen; vgl. Seifried Helbling 4, 668. — 4154 ein teil hier im ironischen Sinne wie 758 Anm. — 4155 der rede wandel han, das Wort, den Vorschlag, den Ver- trag, die Wette ändern, rückgängig machen, zurücknehmen. — 4161 sich lœsen, sich von der Wette, der Verpflichtung losmachen, das Versprochene erfüllen. — 4163 über den Infinitiv nach rîten vgl. Gregor 2290; Mhd. Wörterb. IIa, 732а; Liechtenstein 19, 14; Athis S. 111, 93; Paul Mhd. Gramm. 298. — 4164 sodaſs ich keinen von beiden, ohne daſ ich einen von beiden fand. — 4168 kempfe swm., Kämpfer, Zweikämpfer; wie hier vorzugsweise der, welcher sich für einen andern dem gerichtlichen Zwei- kampfe unterzielt. — 4172 als, wie. — 4174 hulfen, helfen würden oder könnten. — 4175 ungereit, unbereit, unzugänglich, nicht zur Hand. 4183 Vrîên] «dafs der echte Name des Vaters von Iwein Urien war, leidet keinen Zweifel ; aber in Deutschland scheint der Irrthum allgemein
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LUNETENS HAFT. 149 4185 8. 160 der ist von sinen schulden. mir was ze sînen hulden alze liep und alze gâch, und ranc starke dar nâch, daz er herre wurde hie, leider als ez ouch ergie. er behágte mir ze gâhes wol: wan swer den man erkennen sol, da gehoret langer wîle zuo. ich geloubte im leider alze vruo: ich wânde er kunde lônen baz. mîn rât vuocte im daz, daz sichs mîn vrouwe underwant und gap im lip unde lant. nů hât er uns beswichen im selben schedelichen. ez ist sîn unsælekeit: wan des swüer ich wol einen eit. mîn vrouwe ist ein sô edel wip, daz er niemer sînen lip bestaetet úf der erde ze hôherem werde: si ist sô schone und sô rîch, warre si sînem lîbe gelich, sô vrout er sich daz siz getete.» dô sprach er: «heizet ir Lûnete?" 4190 4195 4200 4205 4210 zu sein, das n für r zu nehmen.» B. — 4186—87 ich war allzu voreilig darauf bedacht, mir ihn (als meinen künftigen Herrn) geneigt zu machen; über liep se vgl. noch Diemer, Deutsche Gedichte 200, 1; Berthold 140, 4. — 4191 se gàhes, zu schnell. — 4192 swer, wenn man. — 4193 langer wile, längere Zeit. — 4194 einem gelouben, «sich nachgiebig, freundlich gegen jemand beweisen.» Diese seltene, bisher in den Wörterb. nicht vermerkte Bedeutung hat hier zuerst nachgewiesen Paul Beitr. I, 326 ; später haben andere Nachweise davon gegeben Hildebrand D. W. IV, 12, 2873 und Lucæ in Steinmeyer's Zeitschr. 30, 366 fg. — 4197 es in sichs ist hier viel- leicht persönlich: seiner; ebenso kann es in V. 4139 gefafst werden; vgl. 2105, 2112, 2215, Erec 5814; nach Paul bezieht es sich auf den folgenden Satz und gap im. — 4200 schedelichen adv., zum Schaden. — 4202=Eraclius 3279. — 1205 bestaten swv., befestigen (verloben, vermählen); wenn es nicht bestaten heißsen muss, was in der Mehrzahl der Handschriften steht und sonst weit häufiger ist in dem Sinne von : anbringen (verheirathen =lat. collocare) ; über das Schwanken zwischen bestaten und bestaten vgl. die Anm. zu Gregor 2820 u. 3429. Der Sinn von V. 4204—7 ist nach Benecke folgender: «dafs er sich nie mit einer vornehmeren Frau vermählen kann.» — 4208—9 nach Lachmann: «höher kann er sich nicht anbringen; wäre sie ihm aber auch nur gleich an Adel, so müsste er sich freuen. eine so schöne und reiche Gemahlin erlangt zu haben." Uber da: si- getrte, dali sie ihn nahm, vgl. zu 4130.
LUNETENS HAFT. 149 4185 8. 160 der ist von sinen schulden. mir was ze sînen hulden alze liep und alze gâch, und ranc starke dar nâch, daz er herre wurde hie, leider als ez ouch ergie. er behágte mir ze gâhes wol: wan swer den man erkennen sol, da gehoret langer wîle zuo. ich geloubte im leider alze vruo: ich wânde er kunde lônen baz. mîn rât vuocte im daz, daz sichs mîn vrouwe underwant und gap im lip unde lant. nů hât er uns beswichen im selben schedelichen. ez ist sîn unsælekeit: wan des swüer ich wol einen eit. mîn vrouwe ist ein sô edel wip, daz er niemer sînen lip bestaetet úf der erde ze hôherem werde: si ist sô schone und sô rîch, warre si sînem lîbe gelich, sô vrout er sich daz siz getete.» dô sprach er: «heizet ir Lûnete?" 4190 4195 4200 4205 4210 zu sein, das n für r zu nehmen.» B. — 4186—87 ich war allzu voreilig darauf bedacht, mir ihn (als meinen künftigen Herrn) geneigt zu machen; über liep se vgl. noch Diemer, Deutsche Gedichte 200, 1; Berthold 140, 4. — 4191 se gàhes, zu schnell. — 4192 swer, wenn man. — 4193 langer wile, längere Zeit. — 4194 einem gelouben, «sich nachgiebig, freundlich gegen jemand beweisen.» Diese seltene, bisher in den Wörterb. nicht vermerkte Bedeutung hat hier zuerst nachgewiesen Paul Beitr. I, 326 ; später haben andere Nachweise davon gegeben Hildebrand D. W. IV, 12, 2873 und Lucæ in Steinmeyer's Zeitschr. 30, 366 fg. — 4197 es in sichs ist hier viel- leicht persönlich: seiner; ebenso kann es in V. 4139 gefafst werden; vgl. 2105, 2112, 2215, Erec 5814; nach Paul bezieht es sich auf den folgenden Satz und gap im. — 4200 schedelichen adv., zum Schaden. — 4202=Eraclius 3279. — 1205 bestaten swv., befestigen (verloben, vermählen); wenn es nicht bestaten heißsen muss, was in der Mehrzahl der Handschriften steht und sonst weit häufiger ist in dem Sinne von : anbringen (verheirathen =lat. collocare) ; über das Schwanken zwischen bestaten und bestaten vgl. die Anm. zu Gregor 2820 u. 3429. Der Sinn von V. 4204—7 ist nach Benecke folgender: «dafs er sich nie mit einer vornehmeren Frau vermählen kann.» — 4208—9 nach Lachmann: «höher kann er sich nicht anbringen; wäre sie ihm aber auch nur gleich an Adel, so müsste er sich freuen. eine so schöne und reiche Gemahlin erlangt zu haben." Uber da: si- getrte, dali sie ihn nahm, vgl. zu 4130.
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150 VII. ABENTEUER, s. 161 Si sprach: «herre, jà ich.» er sprach: «sô erkennet mich: ich binz Iwein der arme. daz ez got erbarme, daz ich ie wart geborn ! nû wie hân ich verlorn mîner vrouwen hulde! sît daz diu selbe schulde niemens ist wan mîn, der schade sol ouch mîn eines sin: ichn weiz wem ich si mêre gebe. jane müet mich niht wan daz ich lebe : ouch sol ich schiere tôt ligen. zwâre ich trûwe wol gesigen an den ritern allen drin, die iuch geworfen hânt her in: und swenne ich iuch erlôst hân, so sol ich mich selben slân. min vrowe muoz den kampf sehen: wander sol vor ir geschehen. ichn weiz waz ich nû mêre tuo, wan daz ich ir morgen vruo über mich selben rihte unde ze ir angesihte durch ir willen lige tôt : wand ez muoz doch min senediu nôt mit dem tôde ein ende hân. ditz sol álléz ergân, daz sî niht wizze wer ich si, unz ich erstirbe und die drî, an den ich iuch rechen sol: sô weiz mîn vrouwe danne wol, sô si bevindet wer ich bin, daz ich lîp unde den sin vor leide verlorn hân. diu râche sol vor ir ergân. ouch ist réht daz ich iu lône 4215 4220 4225 4230 4235 4240 4245 4220 den Schaden will ich auch allein tragen. — 4221 ich weiss nicht, wem ich sie (die Schuld) weiter beimessen soll. — 4233 einem rihten über sich selben, einem zu seinem Rechte verhelfen oder Genugthuung ver- schaffen (= einem reht erbiten im Specul. Eccles. 93) gegen sich selbst, an sich selber; vgl. die Anm. zu Gregor 449; mhd. Wörterbuch 2a, 632. — 4234 ze ir angesihte, vor ihren Augen. — 4239 daz si niht wizzen, ohne daſ sie wissen. — 4247 scheint nicht richtig überliefert; die Handschriften
150 VII. ABENTEUER, s. 161 Si sprach: «herre, jà ich.» er sprach: «sô erkennet mich: ich binz Iwein der arme. daz ez got erbarme, daz ich ie wart geborn ! nû wie hân ich verlorn mîner vrouwen hulde! sît daz diu selbe schulde niemens ist wan mîn, der schade sol ouch mîn eines sin: ichn weiz wem ich si mêre gebe. jane müet mich niht wan daz ich lebe : ouch sol ich schiere tôt ligen. zwâre ich trûwe wol gesigen an den ritern allen drin, die iuch geworfen hânt her in: und swenne ich iuch erlôst hân, so sol ich mich selben slân. min vrowe muoz den kampf sehen: wander sol vor ir geschehen. ichn weiz waz ich nû mêre tuo, wan daz ich ir morgen vruo über mich selben rihte unde ze ir angesihte durch ir willen lige tôt : wand ez muoz doch min senediu nôt mit dem tôde ein ende hân. ditz sol álléz ergân, daz sî niht wizze wer ich si, unz ich erstirbe und die drî, an den ich iuch rechen sol: sô weiz mîn vrouwe danne wol, sô si bevindet wer ich bin, daz ich lîp unde den sin vor leide verlorn hân. diu râche sol vor ir ergân. ouch ist réht daz ich iu lône 4215 4220 4225 4230 4235 4240 4245 4220 den Schaden will ich auch allein tragen. — 4221 ich weiss nicht, wem ich sie (die Schuld) weiter beimessen soll. — 4233 einem rihten über sich selben, einem zu seinem Rechte verhelfen oder Genugthuung ver- schaffen (= einem reht erbiten im Specul. Eccles. 93) gegen sich selbst, an sich selber; vgl. die Anm. zu Gregor 449; mhd. Wörterbuch 2a, 632. — 4234 ze ir angesihte, vor ihren Augen. — 4239 daz si niht wizzen, ohne daſ sie wissen. — 4247 scheint nicht richtig überliefert; die Handschriften
Strana 151
LUNETENS HAFT. 151 der êrbæren krône, die ich von iuwern schulden truoc. ich hete êren genuoc: waz half mich daz ich golt vant ? ez ist et vil unbewant ze dem tôren des goldes vunt: er wirfet ez doch hin zestunt. swie ich zúo mir selben habe getân, ir sult iedoch gewis hân, ichn lâze iuch niht under wegen. wan dô ich tôt ware gelegen, dô hulfet ir mir von sorgen: alsô tuon ich iu morgen.» 4250 4255 s. 162 4260 Nû entwâfent er sîn houbet: nû wart ez im geloubet, daz erz her Iwein ware. geringet wart ir sware: von vröuden si weinte und sprach als siz ouch meinte: «mirne mác nû niht gewerren, sît daz ich mînen herren lebende gesehen hân. ez was mîn angest und mîn wân, daz ir wæret erslagen. ichn hôrte dâ ze hove sagen von iu dehein daz mæere, daz iuwer iht wære.» 4265 4270 Er sprach: «mîn vrou Lûnete, wâ was der noch ie tete des alle vrouwen ruochten die sînen dienest suochten, 4275 -chwanken zwlechen ez ist, das ist, ouch ist reht, vielleicht hießs es ur- sprünglich: eht daz ich in lône; so steht eht (et) daz= wenn nur, dummodo im Tristan 14216; Thomasin 5535. — 4248 êrbare, Ehre bringend. — 4252—53 Goldes Fund ist ja doch (nun einmal) unnütz in den Händen eines Tho- ren; vgl. Lambel, Erz. u. Schwänke 119, 545; über unbewant vgl. 2438, 3246. — 4256 gewis hân, vgl. zu 1263. — 4257 under wegen lân, unberück- sichtigt, im Stiche lassen. — 4258 damals wo ich hätte umkommen müssen (wenn ihr mir nicht geholfen hättet). 4264 geringen oder ringen swv., gering, leicht machen. — 4272 dâ ze hove heißt ganz allgemein und ohne bestimmte Beziehung: am Hofe; gemeint ist aber wohl Artus' Hof. — 4273 der Artikel nach dehein wie in V. 3728. — 4274 daßs ihr existiertet, lebtet. 4276 noch ie, bisher immer. —
LUNETENS HAFT. 151 der êrbæren krône, die ich von iuwern schulden truoc. ich hete êren genuoc: waz half mich daz ich golt vant ? ez ist et vil unbewant ze dem tôren des goldes vunt: er wirfet ez doch hin zestunt. swie ich zúo mir selben habe getân, ir sult iedoch gewis hân, ichn lâze iuch niht under wegen. wan dô ich tôt ware gelegen, dô hulfet ir mir von sorgen: alsô tuon ich iu morgen.» 4250 4255 s. 162 4260 Nû entwâfent er sîn houbet: nû wart ez im geloubet, daz erz her Iwein ware. geringet wart ir sware: von vröuden si weinte und sprach als siz ouch meinte: «mirne mác nû niht gewerren, sît daz ich mînen herren lebende gesehen hân. ez was mîn angest und mîn wân, daz ir wæret erslagen. ichn hôrte dâ ze hove sagen von iu dehein daz mæere, daz iuwer iht wære.» 4265 4270 Er sprach: «mîn vrou Lûnete, wâ was der noch ie tete des alle vrouwen ruochten die sînen dienest suochten, 4275 -chwanken zwlechen ez ist, das ist, ouch ist reht, vielleicht hießs es ur- sprünglich: eht daz ich in lône; so steht eht (et) daz= wenn nur, dummodo im Tristan 14216; Thomasin 5535. — 4248 êrbare, Ehre bringend. — 4252—53 Goldes Fund ist ja doch (nun einmal) unnütz in den Händen eines Tho- ren; vgl. Lambel, Erz. u. Schwänke 119, 545; über unbewant vgl. 2438, 3246. — 4256 gewis hân, vgl. zu 1263. — 4257 under wegen lân, unberück- sichtigt, im Stiche lassen. — 4258 damals wo ich hätte umkommen müssen (wenn ihr mir nicht geholfen hättet). 4264 geringen oder ringen swv., gering, leicht machen. — 4272 dâ ze hove heißt ganz allgemein und ohne bestimmte Beziehung: am Hofe; gemeint ist aber wohl Artus' Hof. — 4273 der Artikel nach dehein wie in V. 3728. — 4274 daßs ihr existiertet, lebtet. 4276 noch ie, bisher immer. —
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152 VII. ABENTEUER, s. 163 min lieber friunt der Gâwein, der ie nâch vrouwen willen schein. ie ranc und noch tuot? het ir im gesaget iuwern muot, er hete iuch alles des gewert, des ir an in hetet gegert.» si sprach: «het ich den vunden, sô het ich überwunden mîne sorgen zehant. daz ich sîn dâ niene vant, daz was wunderlîche komen. in was diu künegin genomen. daz hete ein riter getân: den wolten si alle gelastert hân, und was in den selben tagen, dô ich dar kom durch clagen her Gâwein nâch gestrichen. ich liez dâ wærlichen umb die vrouwen grôz clagen unde ouch umbe sîn nâch jagen. si vorhten, daz si daz wip verlürn und dâ zuo er den lîp; wand er niht wider wolte komen, ern ervüere wie si wære genomen.» 4285 4290 4295 4300 4280 Nu was im daz mære durch sînen gesellen sware. er sprach: «nû müeze in got bewarn! vrouwe, ich muoz von hinnen varn und mich bereiten dar zuo. und wartet min morgen vruo: ich kume ze guoter kampfzît. und alsô hövesch sô ir sît, sone saget niemen wer ich si. deiswar ich slahe si alle drî, 4305 4310 4280 den man stets nach dem Wohlgefallen der Frauen sich richten sah. — 4281 ie ranc, (der) von je danach rang. — 4284 gern an einen eines d., von einem etwas wünschen. — 4292 einen lastern, einen an seiner Ehre kränken ihm die Ehre nehmen, seiner Ehre zu Leibe gehen. — 4294 durch clagen. um zu klagen, als Klägerin Abhilfe zu begehren; im V. 4297 aber = das Jammern, Trauern. — 4296 ich liez dâ, ich lieſ da zurück, fand bei mei- nem Weggange vor. — 4302 ern ervüere, ohne dafs er (bevor er nicht) er- fahren hätte. 4304 swœre, schmerzlich. — 4309 ze guoter kampfzît, zur rechten, ge- hörigen Kampfzeit.
152 VII. ABENTEUER, s. 163 min lieber friunt der Gâwein, der ie nâch vrouwen willen schein. ie ranc und noch tuot? het ir im gesaget iuwern muot, er hete iuch alles des gewert, des ir an in hetet gegert.» si sprach: «het ich den vunden, sô het ich überwunden mîne sorgen zehant. daz ich sîn dâ niene vant, daz was wunderlîche komen. in was diu künegin genomen. daz hete ein riter getân: den wolten si alle gelastert hân, und was in den selben tagen, dô ich dar kom durch clagen her Gâwein nâch gestrichen. ich liez dâ wærlichen umb die vrouwen grôz clagen unde ouch umbe sîn nâch jagen. si vorhten, daz si daz wip verlürn und dâ zuo er den lîp; wand er niht wider wolte komen, ern ervüere wie si wære genomen.» 4285 4290 4295 4300 4280 Nu was im daz mære durch sînen gesellen sware. er sprach: «nû müeze in got bewarn! vrouwe, ich muoz von hinnen varn und mich bereiten dar zuo. und wartet min morgen vruo: ich kume ze guoter kampfzît. und alsô hövesch sô ir sît, sone saget niemen wer ich si. deiswar ich slahe si alle drî, 4305 4310 4280 den man stets nach dem Wohlgefallen der Frauen sich richten sah. — 4281 ie ranc, (der) von je danach rang. — 4284 gern an einen eines d., von einem etwas wünschen. — 4292 einen lastern, einen an seiner Ehre kränken ihm die Ehre nehmen, seiner Ehre zu Leibe gehen. — 4294 durch clagen. um zu klagen, als Klägerin Abhilfe zu begehren; im V. 4297 aber = das Jammern, Trauern. — 4296 ich liez dâ, ich lieſ da zurück, fand bei mei- nem Weggange vor. — 4302 ern ervüere, ohne dafs er (bevor er nicht) er- fahren hätte. 4304 swœre, schmerzlich. — 4309 ze guoter kampfzît, zur rechten, ge- hörigen Kampfzeit.
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LUNETENS HAFT. 153 s. 164 ich hilfe iu von dirre nôt, ode ich gelige durch iuch tôt.» Si sprach: «lieber herre, sô stüende iuch al ze verre ze wâgen ein als vordern lip umbe ein alsus armez wip. mir wære der rede gar ze vil: und wizzet daz ich immer wil den willen vür diu werc hân: ir sult der rede sîn erlân. iwer leben ist nützer dan daz mîn. und möhte ez ein wâge sîn, sô getorste ich sin biten: ditz ist gár wider den siten, daz éiner kempfe dri man. diu liute habent sich joch dar an, daz zwêne sîn eines her: sô wære ditz gar âne wer. verlürt ir durch mich den lip, sone wart nie kein armez wip sô unsælec als ich, dannoch slüegen sî ouch mich. so ist bezzer mîn verderben danne ob wir beidiu sterben.» 4315 4320 4325 4330 4335 Er sprach: «diu rede sol bezzer wesen: wan wir sulen beidiu genesen. zwâre ich wil iuch trœesten wol, 4316 es stât mich verre, es kommt mir theuer zu stehen. — 4317 vorder adj., vorzüglich, werthvoll. — 4319 das wäre für mich zu viel Rücksicht. — 4321 vür diu werc, für die That. — hân, halten, ansehen. — 4322 diu rede, Sache, causa. — 4324 wâge stf., die Wage, hier: der gleiche Kampf, bei dem sich gleiche Kräfte gegenüberstehen, im Gegensatz zu dem un- gleichen (wie V. 4327, 4329). — 4325 sin (= des lebens) biten, darum bitten. 4326 dielt ist ganz gegen alle Sitte, allen Gebrauch. — 4327 kempfen — mit acc., mit einem einen Zweikampf halten (Karl d. Gr. vom Stricker 11818; Schreiber's Urkundenbuch von Freiburg, S. 77, 82, 84; Mühlhäuser Stadtrecht ed. Lambert, S. 165; Saalfeldische Statuten bei Walch, I, 15 u. 16). — 4328 si habent sich dar an. halten sich daran, sind der Ansicht. — 4329 enthält ein oft wiederkehrendes Sprichwort: zwei sind einem gegen- über ein Heer, d. h. ihm allemal überlegen; vgl. 5350, 6636. — 4330 dem- nach könnte hier von gar keiner Vertheidigung die Rede sein, wäre hier Gegenwehr unmöglich. — 4331 verlürt conj. præt. von verliesen. 4337 diu rede sol bezzer wesen, die Sache, um die es sich hier handelt, wird eine bessere sein ; die Sache wird einen bessern Ausgang haben ; das Resultat soll besser lauten. —
LUNETENS HAFT. 153 s. 164 ich hilfe iu von dirre nôt, ode ich gelige durch iuch tôt.» Si sprach: «lieber herre, sô stüende iuch al ze verre ze wâgen ein als vordern lip umbe ein alsus armez wip. mir wære der rede gar ze vil: und wizzet daz ich immer wil den willen vür diu werc hân: ir sult der rede sîn erlân. iwer leben ist nützer dan daz mîn. und möhte ez ein wâge sîn, sô getorste ich sin biten: ditz ist gár wider den siten, daz éiner kempfe dri man. diu liute habent sich joch dar an, daz zwêne sîn eines her: sô wære ditz gar âne wer. verlürt ir durch mich den lip, sone wart nie kein armez wip sô unsælec als ich, dannoch slüegen sî ouch mich. so ist bezzer mîn verderben danne ob wir beidiu sterben.» 4315 4320 4325 4330 4335 Er sprach: «diu rede sol bezzer wesen: wan wir sulen beidiu genesen. zwâre ich wil iuch trœesten wol, 4316 es stât mich verre, es kommt mir theuer zu stehen. — 4317 vorder adj., vorzüglich, werthvoll. — 4319 das wäre für mich zu viel Rücksicht. — 4321 vür diu werc, für die That. — hân, halten, ansehen. — 4322 diu rede, Sache, causa. — 4324 wâge stf., die Wage, hier: der gleiche Kampf, bei dem sich gleiche Kräfte gegenüberstehen, im Gegensatz zu dem un- gleichen (wie V. 4327, 4329). — 4325 sin (= des lebens) biten, darum bitten. 4326 dielt ist ganz gegen alle Sitte, allen Gebrauch. — 4327 kempfen — mit acc., mit einem einen Zweikampf halten (Karl d. Gr. vom Stricker 11818; Schreiber's Urkundenbuch von Freiburg, S. 77, 82, 84; Mühlhäuser Stadtrecht ed. Lambert, S. 165; Saalfeldische Statuten bei Walch, I, 15 u. 16). — 4328 si habent sich dar an. halten sich daran, sind der Ansicht. — 4329 enthält ein oft wiederkehrendes Sprichwort: zwei sind einem gegen- über ein Heer, d. h. ihm allemal überlegen; vgl. 5350, 6636. — 4330 dem- nach könnte hier von gar keiner Vertheidigung die Rede sein, wäre hier Gegenwehr unmöglich. — 4331 verlürt conj. præt. von verliesen. 4337 diu rede sol bezzer wesen, die Sache, um die es sich hier handelt, wird eine bessere sein ; die Sache wird einen bessern Ausgang haben ; das Resultat soll besser lauten. —
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154 VIII. ABENTEUER, wan ichz ouch bewarn sol. ir hât sô vil durch mich getân: ob ich deheine triuwe hân, sone sol ich daz niht gerne sehen, daz iu kein schade mac geschehen dâ ichz kan erwenden. diu rede sol sich enden: sî müezen iuch lâzen vrî, ode ich erslahe si alle dri.» nû was ir durch ir vrümekeit ir êre unde ir vrume leit. si waere gerne genesen, möhte ez alsô sin gewesen daz er den lip niht verlür. sit ab er mit vrîer kür den kampf wolde bestân, sô lie siz sîn und muosez lân. 4345 4350 4355 s. 165 4340 VIII. ABENTEUER, DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. Nachdem Iwein sich von Luneten verabschiedet hat, findet er freund- liche Aufnahme in einer wohlbefestigten Burg. Die Bewohner derselben befinden sich in verzweifelter Lage. Ein Riese Namens Harpin hat sie belagert, die Felder umher verwüstet, dem Burgherrn sechs seiner Söhne abgefangen und zwei davon sogar getödtet, weil dieser sich weigert ihm seine Tochter zu geben. Den kommenden Tag will derselbe Riese wieder erscheinen und vor den Augen des Vaters die übrigen Söhne umbringen, falls ihm nicht gewillfahrt werde. Als Iwein diefs hört, fragt er seinen Wirth, warum er nicht bei Artus Hilfe gesucht habe. Jener erwidert ihm, dafs er zwar dort gewesen sei, aber den König in großer Trauer, und den Ritter, den er gesucht, nicht anwesend gefunden habe. Ein fremder Ritter sei dort eines Tages vor der Tafelrunde erschienen und habe sich an den König um Gewährung einer Bitte gewandt; sobald er unbedingte Zusage erhalten, habe er sich 4340 bewarn swv., «verhüten, nämlich dafs wir beide sterben». Paul. — 4342 triuwe hier: das Gefühl der Verpflichtung, der Schuldigkeit, der Dankbarkeit. — 4345 da wo (sobald) ich es verhindern kann. — 4346 sich enden, sich entscheiden. — 4349 vrümekeit, braver, hochherziger Sinn, Edelmuth. — 4350 es that ihr leid, dafs auf ihre Ehre und ihren Vortheil Bedacht genommen wurde. — 4352 vorausgesetzt es hätte unter der Be- dingung geschehen können. — 4354 mit vrier kür, unter freier Wahl, aus freiem Entschlusse.
154 VIII. ABENTEUER, wan ichz ouch bewarn sol. ir hât sô vil durch mich getân: ob ich deheine triuwe hân, sone sol ich daz niht gerne sehen, daz iu kein schade mac geschehen dâ ichz kan erwenden. diu rede sol sich enden: sî müezen iuch lâzen vrî, ode ich erslahe si alle dri.» nû was ir durch ir vrümekeit ir êre unde ir vrume leit. si waere gerne genesen, möhte ez alsô sin gewesen daz er den lip niht verlür. sit ab er mit vrîer kür den kampf wolde bestân, sô lie siz sîn und muosez lân. 4345 4350 4355 s. 165 4340 VIII. ABENTEUER, DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. Nachdem Iwein sich von Luneten verabschiedet hat, findet er freund- liche Aufnahme in einer wohlbefestigten Burg. Die Bewohner derselben befinden sich in verzweifelter Lage. Ein Riese Namens Harpin hat sie belagert, die Felder umher verwüstet, dem Burgherrn sechs seiner Söhne abgefangen und zwei davon sogar getödtet, weil dieser sich weigert ihm seine Tochter zu geben. Den kommenden Tag will derselbe Riese wieder erscheinen und vor den Augen des Vaters die übrigen Söhne umbringen, falls ihm nicht gewillfahrt werde. Als Iwein diefs hört, fragt er seinen Wirth, warum er nicht bei Artus Hilfe gesucht habe. Jener erwidert ihm, dafs er zwar dort gewesen sei, aber den König in großer Trauer, und den Ritter, den er gesucht, nicht anwesend gefunden habe. Ein fremder Ritter sei dort eines Tages vor der Tafelrunde erschienen und habe sich an den König um Gewährung einer Bitte gewandt; sobald er unbedingte Zusage erhalten, habe er sich 4340 bewarn swv., «verhüten, nämlich dafs wir beide sterben». Paul. — 4342 triuwe hier: das Gefühl der Verpflichtung, der Schuldigkeit, der Dankbarkeit. — 4345 da wo (sobald) ich es verhindern kann. — 4346 sich enden, sich entscheiden. — 4349 vrümekeit, braver, hochherziger Sinn, Edelmuth. — 4350 es that ihr leid, dafs auf ihre Ehre und ihren Vortheil Bedacht genommen wurde. — 4352 vorausgesetzt es hätte unter der Be- dingung geschehen können. — 4354 mit vrier kür, unter freier Wahl, aus freiem Entschlusse.
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DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 155 die Königin erbeten und sei mit dieser davongeritten, in der Erwartung, dafs man ihm nachreiten und um dieselbe mit ihm kämpfen werde. Dar- aut seien die damals anwesenden Tafelrunder, der Truchsefs voran, einer nach dem andern ihm nachgeeilt, aber durch die Bank von ihm besiegt worden. Gawein, zu der Zeit zufällig abwesend, habe erst am andern Tage ihm nachreiten können. Das sei der Grund, weshalb er (der Wirth Iwein’s) von der Tafelrunde keine Hilfe habe erhalten können, selbst von Gawein nicht, obwohl derselbe sein Schwager sei. Sowohl aus Mitleid als auch aus Rücksicht für seinen Freund Gawein, den Bruder seiner Wirthin, fühlt sich Iwein bewogen zu erklären, dafs er am andern Tage gegen den Riesen kämpfen wolle, wenn es noch vor Mittag geschehen könne, sodafs ihm Zeit bleibe, auch der gefangenen Lunete den versprochenen Beistand zu bringen. Am andern Morgen rustet er sich und harrt lange vergeblich auf den Riesen; schon fürchtet er, dafs er entweder den Kampf gegen ihn aufgeben oder Luneten im Stiche lassen müsse; ganz spät erst erscheint der Feind, die gemiss- handelten Gefangenen mit sich führend, vor der Burg. Iwein hat wenig Zeit. Eilig zieht er ihm daher entgegen und erlegt ihn nach schwerem Kampfe mit Hilfe seines Löwen. Hierauf zieht er, ohne sich die ihm dargebotene Ruhe zu gönnen, eilig weiter, um Luneten zu helfen. S. 166 Nû entwelt er dâ niht mê (sin lewe volget im als ê) und reit unz er ein hûs sach. dâ was guot riters gemach. diu burc was harte veste, in allen wis diu beste vür stürme und vür mangen: den berc hete bevangen ein burcmur hôch unde dic. doch sach vil leiden anblic. der dâ wirt was genant: im was diu vorburc verbrant unz an die burcmûre gar. nu kom min her Iwein dar, als in der wec lêrte. do er ze dem hûse kêrte, dô wart diu brüke nider lân, unde sach gegen im gân 4360 4365 4370 4357 entwelte, vgl. zu 3762. — 4362 in allen wis, in jeder Hinsicht. 4363 sturm masc., «gewaltsames Andringen». B. — mange swf., eine Wurf- maschine mit der man Steine warf: Steinschleuder (griech. páyravov). — 4364 bevahen stv., umfangen, einfassen. — 4367 wirt, Burgherr. — 4368 vor- burc fem., der aufferhalb der Burgmauer befindliche Stadttheil. — 4371 wie — ihn der Weg führte.
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 155 die Königin erbeten und sei mit dieser davongeritten, in der Erwartung, dafs man ihm nachreiten und um dieselbe mit ihm kämpfen werde. Dar- aut seien die damals anwesenden Tafelrunder, der Truchsefs voran, einer nach dem andern ihm nachgeeilt, aber durch die Bank von ihm besiegt worden. Gawein, zu der Zeit zufällig abwesend, habe erst am andern Tage ihm nachreiten können. Das sei der Grund, weshalb er (der Wirth Iwein’s) von der Tafelrunde keine Hilfe habe erhalten können, selbst von Gawein nicht, obwohl derselbe sein Schwager sei. Sowohl aus Mitleid als auch aus Rücksicht für seinen Freund Gawein, den Bruder seiner Wirthin, fühlt sich Iwein bewogen zu erklären, dafs er am andern Tage gegen den Riesen kämpfen wolle, wenn es noch vor Mittag geschehen könne, sodafs ihm Zeit bleibe, auch der gefangenen Lunete den versprochenen Beistand zu bringen. Am andern Morgen rustet er sich und harrt lange vergeblich auf den Riesen; schon fürchtet er, dafs er entweder den Kampf gegen ihn aufgeben oder Luneten im Stiche lassen müsse; ganz spät erst erscheint der Feind, die gemiss- handelten Gefangenen mit sich führend, vor der Burg. Iwein hat wenig Zeit. Eilig zieht er ihm daher entgegen und erlegt ihn nach schwerem Kampfe mit Hilfe seines Löwen. Hierauf zieht er, ohne sich die ihm dargebotene Ruhe zu gönnen, eilig weiter, um Luneten zu helfen. S. 166 Nû entwelt er dâ niht mê (sin lewe volget im als ê) und reit unz er ein hûs sach. dâ was guot riters gemach. diu burc was harte veste, in allen wis diu beste vür stürme und vür mangen: den berc hete bevangen ein burcmur hôch unde dic. doch sach vil leiden anblic. der dâ wirt was genant: im was diu vorburc verbrant unz an die burcmûre gar. nu kom min her Iwein dar, als in der wec lêrte. do er ze dem hûse kêrte, dô wart diu brüke nider lân, unde sach gegen im gân 4360 4365 4370 4357 entwelte, vgl. zu 3762. — 4362 in allen wis, in jeder Hinsicht. 4363 sturm masc., «gewaltsames Andringen». B. — mange swf., eine Wurf- maschine mit der man Steine warf: Steinschleuder (griech. páyravov). — 4364 bevahen stv., umfangen, einfassen. — 4367 wirt, Burgherr. — 4368 vor- burc fem., der aufferhalb der Burgmauer befindliche Stadttheil. — 4371 wie — ihn der Weg führte.
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156 VIII. ABENTEUER, 4375 sehs knappen wætlîche: si zæmen wol dem rîche von aller ir getât an ir libe und an ir wât. von den wárt er wol enpfangen. viel schiere kom gegangen der wirt als ein bescheiden man: der gruozte in unde vuorte in dan ûf daz hûs an guot gemach, da er riter unde vrouwen sach eine sûberlîche schar. dô nam er ir beider war, ir gebæerde unde ir muotes: dône vander niht wan guotes. 4380 43385 S. 167 Swer ie kumber erleit, den erbármt des mannes arbeit michels harter dan den man, der nie deheine nôt gewan. der wirt het selbe vil gestriten und ofte ûf den lip geriten, und geloupte dem gaste deste baz; wander allez bî im saz, unz daz er entwâfent wart. der wille was dâ ungespart von manne und von wibe, er wart sînem libe ze dienste gekêret und über state geêret. sî wurden vil vaste ze liebe dem gaste alle wider ir willen vrô: 4390 4395 4400 4405 4375 watlich adj., schön von Aussehen. — 4376 sie hätten dem Kaiser wohl angestanden, ihm Ehre gemacht ; er hätte sich ihrer nicht zu schämen brauchen. — daz rîche, die königliche oder kaiserliche Gewalt; vgl. J. Grimm, Kl. Schriften I, 336. — 4377 von, rücksichtlich, in Bezug auf. — getät fem. Beschaffenheit, Ansehen, Haltung. — 4381 bescheiden adj., verständig, ge- bildet (= hövesch). — 4385 sûberlîch adj., fein, hübsch. 4391 michels harter, weit mehr. — 4394 ûf den lip rîten, in einen Kampf um Leben und Tod ziehen; sich lebensgefährlichem Kampfe unterziehen; vgl. Wigalois 18, 26. — 4395 einem gelouben , «sich nachgiebig, freundlich gegen jemand erweisen", vgl. die Bemerkung zu 4194. — 4396 alle: adv. acc., die ganze Zeit. — 4398 wille, Bereitwilligkeit (Zuvorkommenheit). — ungespart, nicht vorenthalten. — 4400 er d. i. der wille ward seiner Person als Diener zugewiesen, ihm zu dienen angewiesen. — 4402 über state, über Vermögen, mehr als die gegenwärtige Lage erlaubte. Als Subject hat man aus dem Vorhergehenden sîn lip zu ergänzen. —
156 VIII. ABENTEUER, 4375 sehs knappen wætlîche: si zæmen wol dem rîche von aller ir getât an ir libe und an ir wât. von den wárt er wol enpfangen. viel schiere kom gegangen der wirt als ein bescheiden man: der gruozte in unde vuorte in dan ûf daz hûs an guot gemach, da er riter unde vrouwen sach eine sûberlîche schar. dô nam er ir beider war, ir gebæerde unde ir muotes: dône vander niht wan guotes. 4380 43385 S. 167 Swer ie kumber erleit, den erbármt des mannes arbeit michels harter dan den man, der nie deheine nôt gewan. der wirt het selbe vil gestriten und ofte ûf den lip geriten, und geloupte dem gaste deste baz; wander allez bî im saz, unz daz er entwâfent wart. der wille was dâ ungespart von manne und von wibe, er wart sînem libe ze dienste gekêret und über state geêret. sî wurden vil vaste ze liebe dem gaste alle wider ir willen vrô: 4390 4395 4400 4405 4375 watlich adj., schön von Aussehen. — 4376 sie hätten dem Kaiser wohl angestanden, ihm Ehre gemacht ; er hätte sich ihrer nicht zu schämen brauchen. — daz rîche, die königliche oder kaiserliche Gewalt; vgl. J. Grimm, Kl. Schriften I, 336. — 4377 von, rücksichtlich, in Bezug auf. — getät fem. Beschaffenheit, Ansehen, Haltung. — 4381 bescheiden adj., verständig, ge- bildet (= hövesch). — 4385 sûberlîch adj., fein, hübsch. 4391 michels harter, weit mehr. — 4394 ûf den lip rîten, in einen Kampf um Leben und Tod ziehen; sich lebensgefährlichem Kampfe unterziehen; vgl. Wigalois 18, 26. — 4395 einem gelouben , «sich nachgiebig, freundlich gegen jemand erweisen", vgl. die Bemerkung zu 4194. — 4396 alle: adv. acc., die ganze Zeit. — 4398 wille, Bereitwilligkeit (Zuvorkommenheit). — ungespart, nicht vorenthalten. — 4400 er d. i. der wille ward seiner Person als Diener zugewiesen, ihm zu dienen angewiesen. — 4402 über state, über Vermögen, mehr als die gegenwärtige Lage erlaubte. Als Subject hat man aus dem Vorhergehenden sîn lip zu ergänzen. —
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DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFÜHRUNG. 157 wand ir hérze meinde ez niender sô. in hete ein tegelich herzeleit vil gar ir vröude hin geleit; dâ er niht umbe enweste, er als ander geste. 4410 8. 168 Ouch enhét ir vröude unde ir schimpf deheiner slahte gelimpf. diu trügevröude ist ein niht, diu sô mit listen geschiht, sô der munt lachet und daz herze krachet vor leide und vor sorgen. ouch ist ez unverborgen, ezn kiese listvröude ein man der sich iht versînnen kan, und welch vröude niht des herzen ist. ouch half si unlange ir list: diu vorhte und die sorgen, die ûf den tac morgen heten wip unde man, die gesigten ir vröuden an. daz trûren behapte den strît und verkêrte dô in kurzer zît, daz iu daz niemen kan gesagen, in ein weinen und in ein clagen die vröude der man dâ phlach. als daz her Iwein ersach, dô vrâgter den wirt mære, waz im geschehen ware. 4415 4420 4425 4430 Er sprach : «sagt mir, herre, durch got waz iu werre, 4435 4408 einem die vröude hinlegen, die Freude niederdrücken, benehmen. — 4410 er sowohl als andere Gäste. 4411 schimpf masc., Scherz, Heiterkeit. — 4412 gelimpf masc., Ange- messenheit, rechtes Benehmen, Manier; vgl. dieselben Verse im 1. Büchl. 341—342. — 4413 trügevröude fem., erheuchelte Freude, Scheinfreude. — ein niht, ein Nichts (res inanis vana); nichtig, vergeblich. — 4414 mit listen, auf erkünstelte, verstellte Weise. — 4418—21 lauten wörtlich gefasst: auch lásst es sich nicht so verbergen (auch ist es unmöglich), dafs jemand, wenn er die nöthige Einsicht besitzt, nicht wahrnehmen (beurtheilen) sollte die Scheinfreude und ob eine Freude aus dem Herzen komme oder nicht. — 4427 den strît behaben, die Oberhand behalten. — 4431 der man dà phlach, vgl. über den auffallenden Reim die Bemerkung zu 3473. — 4433 einen mœre (gen. pl.) vragen, einen um Auskunft ersuchen.
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFÜHRUNG. 157 wand ir hérze meinde ez niender sô. in hete ein tegelich herzeleit vil gar ir vröude hin geleit; dâ er niht umbe enweste, er als ander geste. 4410 8. 168 Ouch enhét ir vröude unde ir schimpf deheiner slahte gelimpf. diu trügevröude ist ein niht, diu sô mit listen geschiht, sô der munt lachet und daz herze krachet vor leide und vor sorgen. ouch ist ez unverborgen, ezn kiese listvröude ein man der sich iht versînnen kan, und welch vröude niht des herzen ist. ouch half si unlange ir list: diu vorhte und die sorgen, die ûf den tac morgen heten wip unde man, die gesigten ir vröuden an. daz trûren behapte den strît und verkêrte dô in kurzer zît, daz iu daz niemen kan gesagen, in ein weinen und in ein clagen die vröude der man dâ phlach. als daz her Iwein ersach, dô vrâgter den wirt mære, waz im geschehen ware. 4415 4420 4425 4430 Er sprach : «sagt mir, herre, durch got waz iu werre, 4435 4408 einem die vröude hinlegen, die Freude niederdrücken, benehmen. — 4410 er sowohl als andere Gäste. 4411 schimpf masc., Scherz, Heiterkeit. — 4412 gelimpf masc., Ange- messenheit, rechtes Benehmen, Manier; vgl. dieselben Verse im 1. Büchl. 341—342. — 4413 trügevröude fem., erheuchelte Freude, Scheinfreude. — ein niht, ein Nichts (res inanis vana); nichtig, vergeblich. — 4414 mit listen, auf erkünstelte, verstellte Weise. — 4418—21 lauten wörtlich gefasst: auch lásst es sich nicht so verbergen (auch ist es unmöglich), dafs jemand, wenn er die nöthige Einsicht besitzt, nicht wahrnehmen (beurtheilen) sollte die Scheinfreude und ob eine Freude aus dem Herzen komme oder nicht. — 4427 den strît behaben, die Oberhand behalten. — 4431 der man dà phlach, vgl. über den auffallenden Reim die Bemerkung zu 3473. — 4433 einen mœre (gen. pl.) vragen, einen um Auskunft ersuchen.
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158 VIII. ABENTEUER, s. 169 und waz dirre wehsel diute : daz ir und iuwer liute só niuweliche wâret vrô, wie hât sich daz verkêret sô? dô sprach des hûses herre : « waz uns arges werre, der mare endurfet ir niht gern. iedoch enwelt irs niht enbern, sô sage ich iu unser arbeit, so beswart ez iuch: daz ist mir leit. ez ist iuch nützer verswigen, und vröut iuch mitten sæligen. ich bin der Unsalden kint: mit den die unsælec sint muoz ich leider sîn unvrô: wan ez geziuhet mir alsô.» Dô bat der gast unz an die stunt, daz im der wirt tete kunt alle sîne swære. er sprach: «mir ist unmære der lip immer mêre : wand ich alte ân êre, mir ware bezzer der tôt. ich lîde laster unde nôt von einem sô gewanten man, daz ich mich gerechen niene kan. mir hât gemachet ein rise mîne huobe zeiner wise und hât mich âne getân “ 4440 4445 4450 4455 4460 4465 4437 diuten swv., bedeuten. — 4439 sô niuweliche, soeben erst. — 1443 darüber braucht ihr keine Auskunft zu verlangen. — 4445 Lachmann hat sô gestrichen, um dem Versmaßse zu helfen; vielleicht ist zu lesen ich ensage iu unser arbeit mit engerem Anschluß an den vorhergehenden Vers: wenn ihr darauf besteht, daf ich euch von unserer Mühe erzähle. — 4447 es ist besser, es bleibt euch verschwiegen; verswîgen stv. hat den doppelten Accusativ bei sich. — 4448 mitten=mit den; vgl. Brief Pauli an die Römer 12, 15. — 4449 der Unsœlden kint, ein Kind des Unheils, des ungünstigen Geschicks, d. h. ihm verfallen, dazu geboren; vgl. der Un- sœlden kneht im 2. Büchl. 626; Deutsches Wörterbuch 5, 724. — 4452 e2 geziuhet mir alsô, es fügt sich für mich so, es ist einmal so meine Be- stimmung. 4453 unz an die stunt das, so lange bis dass. — 4458 alten, alt werden. — 4461 sô gewant, so beschaffen, ein solcher, vgl. zu Gregor 1141. — 4464 der Riese hat mein Feld zu einer Wiese gemacht, d. h. «auf meinen Feldern wächst Gras, weil ich sie nicht bestellen kann". B. — 4465 einen eines d. ane tuon, einen einer Sache berauben. —
158 VIII. ABENTEUER, s. 169 und waz dirre wehsel diute : daz ir und iuwer liute só niuweliche wâret vrô, wie hât sich daz verkêret sô? dô sprach des hûses herre : « waz uns arges werre, der mare endurfet ir niht gern. iedoch enwelt irs niht enbern, sô sage ich iu unser arbeit, so beswart ez iuch: daz ist mir leit. ez ist iuch nützer verswigen, und vröut iuch mitten sæligen. ich bin der Unsalden kint: mit den die unsælec sint muoz ich leider sîn unvrô: wan ez geziuhet mir alsô.» Dô bat der gast unz an die stunt, daz im der wirt tete kunt alle sîne swære. er sprach: «mir ist unmære der lip immer mêre : wand ich alte ân êre, mir ware bezzer der tôt. ich lîde laster unde nôt von einem sô gewanten man, daz ich mich gerechen niene kan. mir hât gemachet ein rise mîne huobe zeiner wise und hât mich âne getân “ 4440 4445 4450 4455 4460 4465 4437 diuten swv., bedeuten. — 4439 sô niuweliche, soeben erst. — 1443 darüber braucht ihr keine Auskunft zu verlangen. — 4445 Lachmann hat sô gestrichen, um dem Versmaßse zu helfen; vielleicht ist zu lesen ich ensage iu unser arbeit mit engerem Anschluß an den vorhergehenden Vers: wenn ihr darauf besteht, daf ich euch von unserer Mühe erzähle. — 4447 es ist besser, es bleibt euch verschwiegen; verswîgen stv. hat den doppelten Accusativ bei sich. — 4448 mitten=mit den; vgl. Brief Pauli an die Römer 12, 15. — 4449 der Unsœlden kint, ein Kind des Unheils, des ungünstigen Geschicks, d. h. ihm verfallen, dazu geboren; vgl. der Un- sœlden kneht im 2. Büchl. 626; Deutsches Wörterbuch 5, 724. — 4452 e2 geziuhet mir alsô, es fügt sich für mich so, es ist einmal so meine Be- stimmung. 4453 unz an die stunt das, so lange bis dass. — 4458 alten, alt werden. — 4461 sô gewant, so beschaffen, ein solcher, vgl. zu Gregor 1141. — 4464 der Riese hat mein Feld zu einer Wiese gemacht, d. h. «auf meinen Feldern wächst Gras, weil ich sie nicht bestellen kann". B. — 4465 einen eines d. ane tuon, einen einer Sache berauben. —
Strana 159
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 159 S. 170 alles des ich solde hân, unz an die burc eine; und sage iu doch wie cleine alle mîne schulde sint. ich hân ein tohter, ein kint: daz ist ein harte schoeniu magt: daz ich im die hân versagt, dar umbe wüestet er mich. zwâre ê verliuse ich daz guot und wâge den lip, ê si immer werde sîn wîp. Dâ zuo sô hân ich sehs kint, die alle ritter sint: die hât er gar gevangen und hât ir zwêne erhangen daz ichz ane muose sehen. wem möhte leider geschehen? er hât ir noch viere: die verliuse ich aber schiere. wan die selben vüeret er vür die burc morgen her: die wil er vor mir toeten und mich dâ mite noeten, daz ich im ir swester gebe. got enwélle niht daz ichz gelebe und sende mir hînaht den tôt. er giht (daz ist mîn meistiu nôt), swenn er mir si an beherte, mit selhem ungeverte, sô welle er ir ze wîbe haben rât, und den bósten garzûn den er hât 4470 4475 4480 4485 4490 4495 1473 einen wüesten, jemandes Eigenthum oder Land verwüsten; eine von den vielen Redensarten, die eine wechselseitige Vertretung des Besitzers und des Besitzes enthalten, vgl. Hildebrand in der Germania 17, 378; Gregror 2629. 4481—82 vgl. mit den bekannten Versen in den Nibelungen 13, 3—4. — 4484 aber, abermals, wiederum. — 4490 Gott verhüte, daßs ich’s erlebe. — 4491 hînaht, in dieser (der kommenden) Nacht. — 4493 einem etewaz an be- herten, mit Gewalt einem etwas abgewinnen, aberzwingen, abnöthigen. — 4494 bildet einen Zwischengedanken, der sich dem Zusammenhange nach an er giht (V. 4492) als Ergänzung anreiht und im Nhd. etwa so sich wiedergeben lässt: so weit geht seine Unmenschlichkeit ; über Hartmann’s Eigenthümlichkeit die Sätze ineinander zu flechten vgl. die Anm. zu 119. — ungeverte neutr., die üble Art und Weise, in der jemand vert; das un- menschliche, rohe Auftreten. — 4495 eines rât haben, etwas entbehren, darauf verzichten, es verschmähen. — 4496 bœse, gemein, niedrig. —
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 159 S. 170 alles des ich solde hân, unz an die burc eine; und sage iu doch wie cleine alle mîne schulde sint. ich hân ein tohter, ein kint: daz ist ein harte schoeniu magt: daz ich im die hân versagt, dar umbe wüestet er mich. zwâre ê verliuse ich daz guot und wâge den lip, ê si immer werde sîn wîp. Dâ zuo sô hân ich sehs kint, die alle ritter sint: die hât er gar gevangen und hât ir zwêne erhangen daz ichz ane muose sehen. wem möhte leider geschehen? er hât ir noch viere: die verliuse ich aber schiere. wan die selben vüeret er vür die burc morgen her: die wil er vor mir toeten und mich dâ mite noeten, daz ich im ir swester gebe. got enwélle niht daz ichz gelebe und sende mir hînaht den tôt. er giht (daz ist mîn meistiu nôt), swenn er mir si an beherte, mit selhem ungeverte, sô welle er ir ze wîbe haben rât, und den bósten garzûn den er hât 4470 4475 4480 4485 4490 4495 1473 einen wüesten, jemandes Eigenthum oder Land verwüsten; eine von den vielen Redensarten, die eine wechselseitige Vertretung des Besitzers und des Besitzes enthalten, vgl. Hildebrand in der Germania 17, 378; Gregror 2629. 4481—82 vgl. mit den bekannten Versen in den Nibelungen 13, 3—4. — 4484 aber, abermals, wiederum. — 4490 Gott verhüte, daßs ich’s erlebe. — 4491 hînaht, in dieser (der kommenden) Nacht. — 4493 einem etewaz an be- herten, mit Gewalt einem etwas abgewinnen, aberzwingen, abnöthigen. — 4494 bildet einen Zwischengedanken, der sich dem Zusammenhange nach an er giht (V. 4492) als Ergänzung anreiht und im Nhd. etwa so sich wiedergeben lässt: so weit geht seine Unmenschlichkeit ; über Hartmann’s Eigenthümlichkeit die Sätze ineinander zu flechten vgl. die Anm. zu 119. — ungeverte neutr., die üble Art und Weise, in der jemand vert; das un- menschliche, rohe Auftreten. — 4495 eines rât haben, etwas entbehren, darauf verzichten, es verschmähen. — 4496 bœse, gemein, niedrig. —
Strana 160
160 VIII. ABENTEUER, s. 171 dem welle er si geben. mac mir danne mîn leben niht wol unmære sîn ? der rise heizet Harpîn. hab ich den lasterlîchen spot verdienet iender umbe got, wold er daz rihten über mich unde lieze den gerich über mîn unschuldigen kint, diu biderbe unde guot sint!» Dô der gast sîn ungemach beidiu gehórte unde gesach, daz begúnde im an sîn herze gân. er sprach: «wie habt ir daz verlân, irn suochtet helfe unde rât dâ er iu ze suochen stât, in des künec Arsûses lande? ir habet dise schande âne nôt sô lange erliten. ir soltet dar sîn geriten: er hât gesellen, under den het ir vunden eteswen, der iuch des risen belôste.» er sprach: «der mir ze trôste dâ wære der beste und koeme, ob erz weste, und hete ich in dâ vunden, dern ist ze disen stunden niht dâ ze lande. der künec treit ouch die schande, der er vil gerne enbære. welt ir ein vremde mæere hoeren, daz wil ich iu sagen. 4500 4505 4510 4515 4520 4525 4497 = Chrestiens 3864 as plus vix garçons .... la liverra por lor depors.- 4498—99 muſs mir dann nicht mein Leben recht zuwider sein? — ez mac sîn bedeutet hier: es ist Grund, Ursache vorhanden, dafs es so ist. — 4502 ez umbe got verdienen, Gottes wegen, von Gott verdienen. — 4503 so bitte ich, er wolle (eigentlich: utinam velit) die Strafe dafür über mich verhängen. — 4504 gerich stm., die Rache; den g. über einen lâzen, die Rache, die Strafe über einen nicht ergehen lassen. 4510—11 wie habt ihr daz verlân irn suochtet, warum habt ihr's unter- lassen zu suchen. — 4512 zu er vermerkt Paul: ein auf mehrere Substan- tive sich beziehendes Pron. pflegt nach dem letzten construiert zu wer- den. — 4519 belôste conj. præt. (= befreit haben würde) von belœsen. — 4523 und hier den hypothetischen Satz einleitend: wenn, gesetzt. —
160 VIII. ABENTEUER, s. 171 dem welle er si geben. mac mir danne mîn leben niht wol unmære sîn ? der rise heizet Harpîn. hab ich den lasterlîchen spot verdienet iender umbe got, wold er daz rihten über mich unde lieze den gerich über mîn unschuldigen kint, diu biderbe unde guot sint!» Dô der gast sîn ungemach beidiu gehórte unde gesach, daz begúnde im an sîn herze gân. er sprach: «wie habt ir daz verlân, irn suochtet helfe unde rât dâ er iu ze suochen stât, in des künec Arsûses lande? ir habet dise schande âne nôt sô lange erliten. ir soltet dar sîn geriten: er hât gesellen, under den het ir vunden eteswen, der iuch des risen belôste.» er sprach: «der mir ze trôste dâ wære der beste und koeme, ob erz weste, und hete ich in dâ vunden, dern ist ze disen stunden niht dâ ze lande. der künec treit ouch die schande, der er vil gerne enbære. welt ir ein vremde mæere hoeren, daz wil ich iu sagen. 4500 4505 4510 4515 4520 4525 4497 = Chrestiens 3864 as plus vix garçons .... la liverra por lor depors.- 4498—99 muſs mir dann nicht mein Leben recht zuwider sein? — ez mac sîn bedeutet hier: es ist Grund, Ursache vorhanden, dafs es so ist. — 4502 ez umbe got verdienen, Gottes wegen, von Gott verdienen. — 4503 so bitte ich, er wolle (eigentlich: utinam velit) die Strafe dafür über mich verhängen. — 4504 gerich stm., die Rache; den g. über einen lâzen, die Rache, die Strafe über einen nicht ergehen lassen. 4510—11 wie habt ihr daz verlân irn suochtet, warum habt ihr's unter- lassen zu suchen. — 4512 zu er vermerkt Paul: ein auf mehrere Substan- tive sich beziehendes Pron. pflegt nach dem letzten construiert zu wer- den. — 4519 belôste conj. præt. (= befreit haben würde) von belœsen. — 4523 und hier den hypothetischen Satz einleitend: wenn, gesetzt. —
Strana 161
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 161 4530 s. 172 ez kom in disen selben tagen ein riter geriten dar und nam des vil rehte war, daz er zer selben stunde die von der tafelrunde umbe den künec sitzen sach. er erbeizte vür in unde sprach: «ich bin ûf gnâde her komen. herre, ich hân von iu vernomen die milte und die vrümekeit, ich gedinge, mir si unverseit ein gâbe der ich von iu ger: nâch der bin ich komen her.» dó sprach der künec Artůs: «swes ir gebietet hie ze hûs, des sît ir alles gewert, ist daz ir beteliches gert.» Er sprach: «daz sult ir an mich lân. als ich von iu vernomen hân, sô müese iu daz missezemen, woldet ir iht uz nemen. swaz ez nu si des ich bite, dâ êret mich mite und lât die bete her ze mir, wand ich ir anders gar enbir.» 4535 4540 4545 4550 Daz widerredte der künec Artûs. alsus schiet er ůz sînem hůs vil harte zornlîche dan. er sprach: «ez ist vil manec man an disem künige betrogen: 4555 4531 dar d. i. an des Königs Artus' Hof. — 4534 tavelrunde fem., die Rund- tafel des Königs Artus (franz. table ronde); vgl. zu Erec 1615. — 4537 ûf quâde, um eine Gnade zu erbitten. — 4539 milte fem., Freigebigkeit. — 4540 gedingen swv., hoffen, worauf rechnen. — unverseit, unversagt, un- verweigert. — 4542 nach der, um derentwillen. — 4544 swes ir gebietet, was ihr nur befehlt, zu haben begehrt; über den Genetivus swes vgl. was Paul Mhd. Gramm. 344 über die Attraktion vermerkt hat. — 4546 betelîch adj., was zu bitten sich geziemt, gewährt werden kann. 4547 e2 an einen làn, es einem überlassen, anheimstellen. — 4548 so- viel, soweit ich euch kenne. — 4549 missezemen stv., übel anstehen. — 1550 iht î2 nemen, etwas als Ausnahme hinstellen, einen Vorbehalt machen. — 4553 ec her ze mir lan, es meinem Ermessen, meiner Wahl überlassen, mir frei stellen. 4555 widerreden wie 1867. — 4559 an einem betrogen sîn, in Bezug auf jemand falsch berichtet sein, sich uber ihn täuschen. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 11
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 161 4530 s. 172 ez kom in disen selben tagen ein riter geriten dar und nam des vil rehte war, daz er zer selben stunde die von der tafelrunde umbe den künec sitzen sach. er erbeizte vür in unde sprach: «ich bin ûf gnâde her komen. herre, ich hân von iu vernomen die milte und die vrümekeit, ich gedinge, mir si unverseit ein gâbe der ich von iu ger: nâch der bin ich komen her.» dó sprach der künec Artůs: «swes ir gebietet hie ze hûs, des sît ir alles gewert, ist daz ir beteliches gert.» Er sprach: «daz sult ir an mich lân. als ich von iu vernomen hân, sô müese iu daz missezemen, woldet ir iht uz nemen. swaz ez nu si des ich bite, dâ êret mich mite und lât die bete her ze mir, wand ich ir anders gar enbir.» 4535 4540 4545 4550 Daz widerredte der künec Artûs. alsus schiet er ůz sînem hůs vil harte zornlîche dan. er sprach: «ez ist vil manec man an disem künige betrogen: 4555 4531 dar d. i. an des Königs Artus' Hof. — 4534 tavelrunde fem., die Rund- tafel des Königs Artus (franz. table ronde); vgl. zu Erec 1615. — 4537 ûf quâde, um eine Gnade zu erbitten. — 4539 milte fem., Freigebigkeit. — 4540 gedingen swv., hoffen, worauf rechnen. — unverseit, unversagt, un- verweigert. — 4542 nach der, um derentwillen. — 4544 swes ir gebietet, was ihr nur befehlt, zu haben begehrt; über den Genetivus swes vgl. was Paul Mhd. Gramm. 344 über die Attraktion vermerkt hat. — 4546 betelîch adj., was zu bitten sich geziemt, gewährt werden kann. 4547 e2 an einen làn, es einem überlassen, anheimstellen. — 4548 so- viel, soweit ich euch kenne. — 4549 missezemen stv., übel anstehen. — 1550 iht î2 nemen, etwas als Ausnahme hinstellen, einen Vorbehalt machen. — 4553 ec her ze mir lan, es meinem Ermessen, meiner Wahl überlassen, mir frei stellen. 4555 widerreden wie 1867. — 4559 an einem betrogen sîn, in Bezug auf jemand falsch berichtet sein, sich uber ihn täuschen. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 11
Strana 162
162 VIII. ABENTEUER, s. 173 diu werlt hât vil von im gelogen. man sagt von sîner miltekeit, ezn wurde riter nie verseit swes er in ie gebæte. sîn êre si unstæte, dem er wol gevalle.» ditz bâgen hôrten alle die von der tavelrunde. si sprâchen mit éinem munde: «herre, ir habet missetân, welt ir den riter alsus lân. wem habt ir ouch iht verseit? lât ez an sîne hövescheit. er gelichet sich wol einem man der beteliche biten kan. scheidet er von hinnen mit selhen unminnen, ern gespríchet nimmer mêre dehein iuwer êre.» 4565 4570 4575 4560 Der künec sich bedâhte und schuof, daz man in brâhte, unde gelobete im des stæte, ze leistenne swes er bæte. ouchn bedórfte er mêre sicherheit: wan sin wort daz was ein eit. dô bat er als ein vrävel man, daz er müese vüeren dan sin wip die küneginne. daz hete die sinne dem künege vil nâch benomen. er sprach: «wie bin ich überkomen ! die disen rât tâten, die hânt mich verrâten.» 4580 4585 4590 4564 eine mildere (höfische) Form des Fluches für: ehrlos sei der.— 4565 einem wol gevallen, hier in dem Sinne: von einem gelobt werden. — 4566 bâgen stv. und swv., zanken, schelten. — 4568 mit éinem munde, ein- stimmig = Wigalois 18, 26. — 4576 unminne, Ubelwollen, Unfreundlichkeit ; hier pl., unfreundliche Gesinnungen. — 4578 eines êre gesprechen, jemandes in Ehren gedenken, ein Wort der Anerkennung von einem außsern, ihn loben; vgl. zum 1. Büchl. 572 (J. Tit. 3288, 1). 4580 schaffen stv., bewirken, befehlen. — 4581 stœte stf., Bestandig- keit, Treue; vgl. Erec 9496. — 4585 vrävel adj., unerschrocken, kühn. — 4586 müezen, hier: durfen, können. — 4590 überkomen, überwinden, über- listen.
162 VIII. ABENTEUER, s. 173 diu werlt hât vil von im gelogen. man sagt von sîner miltekeit, ezn wurde riter nie verseit swes er in ie gebæte. sîn êre si unstæte, dem er wol gevalle.» ditz bâgen hôrten alle die von der tavelrunde. si sprâchen mit éinem munde: «herre, ir habet missetân, welt ir den riter alsus lân. wem habt ir ouch iht verseit? lât ez an sîne hövescheit. er gelichet sich wol einem man der beteliche biten kan. scheidet er von hinnen mit selhen unminnen, ern gespríchet nimmer mêre dehein iuwer êre.» 4565 4570 4575 4560 Der künec sich bedâhte und schuof, daz man in brâhte, unde gelobete im des stæte, ze leistenne swes er bæte. ouchn bedórfte er mêre sicherheit: wan sin wort daz was ein eit. dô bat er als ein vrävel man, daz er müese vüeren dan sin wip die küneginne. daz hete die sinne dem künege vil nâch benomen. er sprach: «wie bin ich überkomen ! die disen rât tâten, die hânt mich verrâten.» 4580 4585 4590 4564 eine mildere (höfische) Form des Fluches für: ehrlos sei der.— 4565 einem wol gevallen, hier in dem Sinne: von einem gelobt werden. — 4566 bâgen stv. und swv., zanken, schelten. — 4568 mit éinem munde, ein- stimmig = Wigalois 18, 26. — 4576 unminne, Ubelwollen, Unfreundlichkeit ; hier pl., unfreundliche Gesinnungen. — 4578 eines êre gesprechen, jemandes in Ehren gedenken, ein Wort der Anerkennung von einem außsern, ihn loben; vgl. zum 1. Büchl. 572 (J. Tit. 3288, 1). 4580 schaffen stv., bewirken, befehlen. — 4581 stœte stf., Bestandig- keit, Treue; vgl. Erec 9496. — 4585 vrävel adj., unerschrocken, kühn. — 4586 müezen, hier: durfen, können. — 4590 überkomen, überwinden, über- listen.
Strana 163
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 163 s. 174 Dô in der riter zürnen sach, dô trôster in unde sprach: “herre, habent guote site, wand ich ir anders niht enbite niuwan mit dem gedinge, ob ich si hinnen bringe; ir hât der besten ein her: ob ich si in allen erwer, die mir durch si ritent nâch. ouch ensól mir niht wesen gâch, niuwan als alle mîne tage ; und wizzet wol, swer mich jage, daz ich sîn wol erbîte und nimmer gerîte deste drâter umbe ein hâr.» nû muose der künec lâzen wár daz er gelopte wider in: er vuorte die küneginne hin. 4595 4600 4605 4610 Unde dô si schiet von dan. dô sach si jæmerlichen an alle, die dâ wâren, und begunde gebâren als ein wip diu sêre sorget umbe ir êre, unde mante si als si kunde mit gebærde und mit munde, daz man si ledeget enzît. der hof enwart vor des noch sît sô harte nie beswæret: doch wâren si unerværet die si dâ vüeren sâhen. dâ wart michel gâhen: ez rief dirre unde der: «harnasch unde ros her !» 4615 4620 4625 4595 guote site haben, sich ruhig und still verhalten, gelassenes Be- nehmen zeigen. — 4597 dac gedinge, die Bedingung, Voraussetzung; hier- nach ob im folgenden Verse = dafs. — 4600 erwern mit dat. und acc., gegen einen etwas behaupten durch den Kampf. — 4603 nur so wie ich’s bisher immer gewohnt war. — 4605 sîn erbîten stv., ihn erwarten. 4619 ledegen, befreien. — 4622 unervœret wie 3250. — 4625 dirre unde der, dieser und jener; vgl. Mhd. Wörterb. I, 314b. — 4626—28 vgl. Wiga- lois 16, 28—30. — 11
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 163 s. 174 Dô in der riter zürnen sach, dô trôster in unde sprach: “herre, habent guote site, wand ich ir anders niht enbite niuwan mit dem gedinge, ob ich si hinnen bringe; ir hât der besten ein her: ob ich si in allen erwer, die mir durch si ritent nâch. ouch ensól mir niht wesen gâch, niuwan als alle mîne tage ; und wizzet wol, swer mich jage, daz ich sîn wol erbîte und nimmer gerîte deste drâter umbe ein hâr.» nû muose der künec lâzen wár daz er gelopte wider in: er vuorte die küneginne hin. 4595 4600 4605 4610 Unde dô si schiet von dan. dô sach si jæmerlichen an alle, die dâ wâren, und begunde gebâren als ein wip diu sêre sorget umbe ir êre, unde mante si als si kunde mit gebærde und mit munde, daz man si ledeget enzît. der hof enwart vor des noch sît sô harte nie beswæret: doch wâren si unerværet die si dâ vüeren sâhen. dâ wart michel gâhen: ez rief dirre unde der: «harnasch unde ros her !» 4615 4620 4625 4595 guote site haben, sich ruhig und still verhalten, gelassenes Be- nehmen zeigen. — 4597 dac gedinge, die Bedingung, Voraussetzung; hier- nach ob im folgenden Verse = dafs. — 4600 erwern mit dat. und acc., gegen einen etwas behaupten durch den Kampf. — 4603 nur so wie ich’s bisher immer gewohnt war. — 4605 sîn erbîten stv., ihn erwarten. 4619 ledegen, befreien. — 4622 unervœret wie 3250. — 4625 dirre unde der, dieser und jener; vgl. Mhd. Wörterb. I, 314b. — 4626—28 vgl. Wiga- lois 16, 28—30. — 11
Strana 164
164 VIII. ABENTEUER, s. 175 und swer ie gereit wart, der jagte nâch ûf die vart. Si sprâchen: «es wirt guot rât, sît erz uns sô geteilet hât: er vüeret sî unverre, ezn si daz unser herre mit im wider uns si.» dò sprach der herre Keii: «in beschirmt der tiuvel noch got, der uns disen grôzen spot an mîner vrouwen hât getân, ezn müeze im an sîn êre gân. ich bin truhsæeze hie ze hûs, unde ez hât der künec Artûs verschuldet umb mich harte wol, daz ich gerne ledegen sol mîne vrouwen sîn wîp. zwâre ez gêt im an den lip: ern vüert sî sunder mînen danc nimmer eines ackers lanc. weizgot, wester mich hie, ern waere her ze hove nie uf sus getâne rede komen: ich sol si im schiere hân benomen. Iu solte versmâhen daz gemeine nâch gâhen waz sol dirre ungevüege schal, daz dirre hof über al durch einen man wil riten? ich getrüwe im wol gestriten : 4630 4635 4640 4645 4650 4655 4628 vart, Fährte, Weg. 4630 ez einem teilen, einem etwas in Theile sondern, zwischen denen er wählen soll ; einem eine Wahl, eine Bedingung stellen (mit Beziehung auf 4596 fg.); vgl. über einem ein spil teilen die Anmerk. zu 4873; zu den Liedern 9, 8; 1. Büchl. 1905; Gregor 1860. — 4641 verschulden swv., ver- dienen. — 4646 acker masc., hier als Längenmaßs gefasst, ebenso 5325; schon bei Heinrich von Veldecke 8955; Bartsch zu Berthold's Crane 4396 ; Demantin 9174; Buch von guter Speise no. 14: siede die wirz gein eime acker lanc hin und wider; Bechstein zu Liechtenstein 210, 1 (699, 5). — 4649 ûf sus getâne rede, solcher Sache willen, in solcher Absicht 4651 mir versmâhet es, es dünkt mir smœhe, d. h. verächtlich, ent- ehrend. — 4654 über al, sammt und sonders, keiner ausgenommen. — 4656 einem gestrîten stv., einem im Streite Stand halten, es mit ihm auf- nehmen. —
164 VIII. ABENTEUER, s. 175 und swer ie gereit wart, der jagte nâch ûf die vart. Si sprâchen: «es wirt guot rât, sît erz uns sô geteilet hât: er vüeret sî unverre, ezn si daz unser herre mit im wider uns si.» dò sprach der herre Keii: «in beschirmt der tiuvel noch got, der uns disen grôzen spot an mîner vrouwen hât getân, ezn müeze im an sîn êre gân. ich bin truhsæeze hie ze hûs, unde ez hât der künec Artûs verschuldet umb mich harte wol, daz ich gerne ledegen sol mîne vrouwen sîn wîp. zwâre ez gêt im an den lip: ern vüert sî sunder mînen danc nimmer eines ackers lanc. weizgot, wester mich hie, ern waere her ze hove nie uf sus getâne rede komen: ich sol si im schiere hân benomen. Iu solte versmâhen daz gemeine nâch gâhen waz sol dirre ungevüege schal, daz dirre hof über al durch einen man wil riten? ich getrüwe im wol gestriten : 4630 4635 4640 4645 4650 4655 4628 vart, Fährte, Weg. 4630 ez einem teilen, einem etwas in Theile sondern, zwischen denen er wählen soll ; einem eine Wahl, eine Bedingung stellen (mit Beziehung auf 4596 fg.); vgl. über einem ein spil teilen die Anmerk. zu 4873; zu den Liedern 9, 8; 1. Büchl. 1905; Gregor 1860. — 4641 verschulden swv., ver- dienen. — 4646 acker masc., hier als Längenmaßs gefasst, ebenso 5325; schon bei Heinrich von Veldecke 8955; Bartsch zu Berthold's Crane 4396 ; Demantin 9174; Buch von guter Speise no. 14: siede die wirz gein eime acker lanc hin und wider; Bechstein zu Liechtenstein 210, 1 (699, 5). — 4649 ûf sus getâne rede, solcher Sache willen, in solcher Absicht 4651 mir versmâhet es, es dünkt mir smœhe, d. h. verächtlich, ent- ehrend. — 4654 über al, sammt und sonders, keiner ausgenommen. — 4656 einem gestrîten stv., einem im Streite Stand halten, es mit ihm auf- nehmen. —
Strana 165
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 165 8. 176 ich eine bin im ein her. ern gesétzt sich nimmer ze wer, swenn er siht, daz ich ez bin: unde waz hulfez in? ir mugt wol alle hie bestân, sît ich michz an genomen hân: ich erlâze iuch aller arbeit.» hie mite was ouch er bereit und was der êrste an in: ouch geriet der êrste ungewin ze sînen unêren, als er den gast bat kêren. 4660 4665 Daz was in einem walde. ouch kêrter alsô balde: mit grôzen kreften stach er in enbor ûz dem satele hin, daz im ein ast den helm gevienc und bi der gurgelen gehienc. und wan daz in sîn geverte der übele tiuvel nerte, sô wair er dâ benamen tôt : doch leit er hangende nôt. er wart doch leider ledec sît: doch hienc er dâ unz an die zit, daz er vor in allen leit laster unde arbeit. 4670 4675 4680 Der næhste was Kâlogrêant, der in dâ hangende vant niht anders wan als einen diep: dern lôste in niht, ez was im liep der gâhte ouch an den gast: vil lützel doch des gebrast, 4685 4661 hie bestän hier bleiben. — 4665 und war der erste, der sich an ihn machte ; Erec 2470, 2665; Wolfram's Willeh. 335, 18; 341, 5; Wigalois 16, 30; Eraclius 1551; Ebernand 3664—65. 4670 auch machte der fremde Ritter sofort gegen Keii Kehrt. — 4673 gevàhen stv., zu fassen bekommen. — 4674 gurgele, gurgel swf. und stf., Gurgel, Kehle. — gehienc. blieb hängen; Steinmeyer's Zeitschr. 20 174 dô Absalon gehie bi dem hâre an einem aste. — 4675 wan das in nerte, hätte ihn nicht gerettet (nisi quod eum servavit). — geverte swm., der Gefährte, Geselle. — 4677 benamen, entschieden, bestimmt. — 4678—80 man beachte das dreimalige doch, welches nach Lachmann hier «das höhnende Wieder- holen zweier einander Widersprechenden nachahmt". 4688 doch fehlte nicht viel. —
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 165 8. 176 ich eine bin im ein her. ern gesétzt sich nimmer ze wer, swenn er siht, daz ich ez bin: unde waz hulfez in? ir mugt wol alle hie bestân, sît ich michz an genomen hân: ich erlâze iuch aller arbeit.» hie mite was ouch er bereit und was der êrste an in: ouch geriet der êrste ungewin ze sînen unêren, als er den gast bat kêren. 4660 4665 Daz was in einem walde. ouch kêrter alsô balde: mit grôzen kreften stach er in enbor ûz dem satele hin, daz im ein ast den helm gevienc und bi der gurgelen gehienc. und wan daz in sîn geverte der übele tiuvel nerte, sô wair er dâ benamen tôt : doch leit er hangende nôt. er wart doch leider ledec sît: doch hienc er dâ unz an die zit, daz er vor in allen leit laster unde arbeit. 4670 4675 4680 Der næhste was Kâlogrêant, der in dâ hangende vant niht anders wan als einen diep: dern lôste in niht, ez was im liep der gâhte ouch an den gast: vil lützel doch des gebrast, 4685 4661 hie bestän hier bleiben. — 4665 und war der erste, der sich an ihn machte ; Erec 2470, 2665; Wolfram's Willeh. 335, 18; 341, 5; Wigalois 16, 30; Eraclius 1551; Ebernand 3664—65. 4670 auch machte der fremde Ritter sofort gegen Keii Kehrt. — 4673 gevàhen stv., zu fassen bekommen. — 4674 gurgele, gurgel swf. und stf., Gurgel, Kehle. — gehienc. blieb hängen; Steinmeyer's Zeitschr. 20 174 dô Absalon gehie bi dem hâre an einem aste. — 4675 wan das in nerte, hätte ihn nicht gerettet (nisi quod eum servavit). — geverte swm., der Gefährte, Geselle. — 4677 benamen, entschieden, bestimmt. — 4678—80 man beachte das dreimalige doch, welches nach Lachmann hier «das höhnende Wieder- holen zweier einander Widersprechenden nachahmt". 4688 doch fehlte nicht viel. —
Strana 166
166 VIII. ABENTEUER, s. 177 daz im niht same geschach, wande ern ouch dernider stach. die in sît hangen sâhen, den benam daz gâhen der unwille und sîn schalcheit, daz männeclich vür reit. In erréit ûf einem gevilde Dodines der wilde unde brach ûf im sîn sper: dâ mite wart ouch er gesetzet ûf daz gras als lanc sô daz sper was. Segremors erreit in dô: dem geschach rehte alsô. dar nâch erreit in Hênete, dem er alsam tete. Plîopléherîn und Millemargot die wurden beide ir selber spot mit selhem ungevelle und Idêrs ir geselle. 4695 4700 4705 4690 Daz ich si alle nenne, die ich dâ erkenne, daz ist alsô guot vermiten: wan alle die im nâch riten die ströut er nâch ein ander. nieman envander der die vrouwen lôste. ir ware komen ze trôste mîn herre Gâwein, der ie in riters êren schein: 4710 4715 4692 den benam bedeutet hier nach dem Zusammenhange (mit Bezug auf 4686) den benam den muot in ze lœsene: die hinderte, die liefs nicht dazu (d. h. ihn loszumachen) kommen ihr Eilen. — 4694 sodafs Mann für Mann, jeder (männeclîch) vorüberritt; vgl. die Anm. zu 63 und zu Erec 2140 und Lexer's HWörterb. 2034. 4695 erriten stv., reitend einholen. — 4696 vgl. Erec 1636. — 4700 sper stn., hier als Längenmass gefasst (wie schaft, sperschaft) : er flog so weit als die Länge des Speeres betrug ; vgl. Erec 6920: Erecken er dâ nider stach hinderz ors an daz gras als lanc als der schaft was, und 2802; über sper in diesem Sinne vgl. noch Oswald 1806 : alse hôch als drin sper ; C. Schmidt, Die Gottesfreunde u. s. w.: ein stein, mé den eines langen speres hôch und breit; Laßsberg's LS. 2, 518, 525: er rait wol dryer sper lanck. — 4701 = Wigal. 17, 3; vgl. Erec 1664. — 4705 vgl. Erec 1650. — 4707 das ungevelle, der unglückliche Fall, die Niederlage. 4713 ströuwen swv., streuen, niederstrecken. — 4718 vgl. Wigalois 18. 18. —
166 VIII. ABENTEUER, s. 177 daz im niht same geschach, wande ern ouch dernider stach. die in sît hangen sâhen, den benam daz gâhen der unwille und sîn schalcheit, daz männeclich vür reit. In erréit ûf einem gevilde Dodines der wilde unde brach ûf im sîn sper: dâ mite wart ouch er gesetzet ûf daz gras als lanc sô daz sper was. Segremors erreit in dô: dem geschach rehte alsô. dar nâch erreit in Hênete, dem er alsam tete. Plîopléherîn und Millemargot die wurden beide ir selber spot mit selhem ungevelle und Idêrs ir geselle. 4695 4700 4705 4690 Daz ich si alle nenne, die ich dâ erkenne, daz ist alsô guot vermiten: wan alle die im nâch riten die ströut er nâch ein ander. nieman envander der die vrouwen lôste. ir ware komen ze trôste mîn herre Gâwein, der ie in riters êren schein: 4710 4715 4692 den benam bedeutet hier nach dem Zusammenhange (mit Bezug auf 4686) den benam den muot in ze lœsene: die hinderte, die liefs nicht dazu (d. h. ihn loszumachen) kommen ihr Eilen. — 4694 sodafs Mann für Mann, jeder (männeclîch) vorüberritt; vgl. die Anm. zu 63 und zu Erec 2140 und Lexer's HWörterb. 2034. 4695 erriten stv., reitend einholen. — 4696 vgl. Erec 1636. — 4700 sper stn., hier als Längenmass gefasst (wie schaft, sperschaft) : er flog so weit als die Länge des Speeres betrug ; vgl. Erec 6920: Erecken er dâ nider stach hinderz ors an daz gras als lanc als der schaft was, und 2802; über sper in diesem Sinne vgl. noch Oswald 1806 : alse hôch als drin sper ; C. Schmidt, Die Gottesfreunde u. s. w.: ein stein, mé den eines langen speres hôch und breit; Laßsberg's LS. 2, 518, 525: er rait wol dryer sper lanck. — 4701 = Wigal. 17, 3; vgl. Erec 1664. — 4705 vgl. Erec 1650. — 4707 das ungevelle, der unglückliche Fall, die Niederlage. 4713 ströuwen swv., streuen, niederstrecken. — 4718 vgl. Wigalois 18. 18. —
Strana 167
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 167 S. 178 done was er leider niender dâ. ér kóm aber sâ morgen an dem næhsten tage, unde durch des küneges clage sô ist er nâch gestrichen und wil im nämelichen wider gewinnen sîn wîp ode verliesen den lîp. 4720 4725 Ich suocht in in den selben tagen, als ich ez gote wil clagen, daz ich sîn dâ niht envant. ez ist im sô umb mich gewant, daz er mir müese gestân ze mînem kumber den ich hân: mîn wip ist sin swester. ich kom alrêst gester: und sît ich sîn âne komen bin, so ist aller min trôst dâ hin. enmuoz ich niht wol sorgen ? wan nu verliuse ich morgen alle mîn êre.» Nû erbarmt ditz sêre den riter der des lewen pflac. er sprach: «ich sol umbe mitten tac morgen komen an eine stat, dar mich ein vrouwe komen bat, diu mir vil gedienet hât, und der ez an den lîp gât, enkume ich dar niht enzit. ob ir des gewis sit, daz uns der rise kumt sô vruo, swenne ich mîn reht getuo, daz ich im an gesige, 4730 4735 4740 4745 s. 179 4750 4724 nämrlichen, vgl. zu 1976. 4729 daz niht, ohne daſs. — 4730 die verwandtschaftliche Beziehung zwischen uns beiden ist der Art. — 4731 müese, als mac (Verwandter) rechtlich verpflichtet wäre. — gestân, beistehen. — 4732 ze, bei. — 4734 al- rest adv. aus aller èrest verkürzt, nun erst, eben erst. — 4735 sîn âne, ohne ihn (eigentlich seiner beraubt, denn ane ist Adjectiv; vgl. des âne in den Liedern 14, 8; sîn âne im Gregor 2546 und Pfeiffer's Altd. Beisp. XXIX, 33). 4747 enzît = in cit, bei Zeiten. — 4750 sîn reht getuon, hier: seiner Verpflichtung als Ritter sich unterziehen. — 4750—55 Der Dichter liebt
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 167 S. 178 done was er leider niender dâ. ér kóm aber sâ morgen an dem næhsten tage, unde durch des küneges clage sô ist er nâch gestrichen und wil im nämelichen wider gewinnen sîn wîp ode verliesen den lîp. 4720 4725 Ich suocht in in den selben tagen, als ich ez gote wil clagen, daz ich sîn dâ niht envant. ez ist im sô umb mich gewant, daz er mir müese gestân ze mînem kumber den ich hân: mîn wip ist sin swester. ich kom alrêst gester: und sît ich sîn âne komen bin, so ist aller min trôst dâ hin. enmuoz ich niht wol sorgen ? wan nu verliuse ich morgen alle mîn êre.» Nû erbarmt ditz sêre den riter der des lewen pflac. er sprach: «ich sol umbe mitten tac morgen komen an eine stat, dar mich ein vrouwe komen bat, diu mir vil gedienet hât, und der ez an den lîp gât, enkume ich dar niht enzit. ob ir des gewis sit, daz uns der rise kumt sô vruo, swenne ich mîn reht getuo, daz ich im an gesige, 4730 4735 4740 4745 s. 179 4750 4724 nämrlichen, vgl. zu 1976. 4729 daz niht, ohne daſs. — 4730 die verwandtschaftliche Beziehung zwischen uns beiden ist der Art. — 4731 müese, als mac (Verwandter) rechtlich verpflichtet wäre. — gestân, beistehen. — 4732 ze, bei. — 4734 al- rest adv. aus aller èrest verkürzt, nun erst, eben erst. — 4735 sîn âne, ohne ihn (eigentlich seiner beraubt, denn ane ist Adjectiv; vgl. des âne in den Liedern 14, 8; sîn âne im Gregor 2546 und Pfeiffer's Altd. Beisp. XXIX, 33). 4747 enzît = in cit, bei Zeiten. — 4750 sîn reht getuon, hier: seiner Verpflichtung als Ritter sich unterziehen. — 4750—55 Der Dichter liebt
Strana 168
168 VIII. ABENTEUER, ob ich vor im niht tôt gelige, daz ich umbe mitten tac dannoch hin komen mac dar ich mich gelobet hân, sô wil ich in durch iuch bestân und durch iuwer edel wip: wan mir ist mîn selbes lip niht lieber danne ir bruoder ist.» nu kom gegangen an der vrist des wirtes tohter und sîn wîp. nu gesach er nie kindes lîp schoner dan diu selbe magt, enhete si sich niht verclagt. nu enpfiengen si in beide wol, als man lieben gast sol. 4155 4760 4765 S. 180 Dô sprach der wirt: “mich dunket guot, daz ir vil dienesthaften muot traget iuwerm gaste. er hât sich alsô vaste unser swære an genomen, wir suln si mit im überkomen, geruochet sin unser trehten. er spricht, er welle vehten: dô ich im mine clage tete, do gelobter mir âne bete, er welle durch uns tôt ligen ode dem risen an gesigen, dem ich sô vil vertragen muoz. nû gnâdet im ûf sînen vuoz: 4770 4775 4780 es, Zwischensätze, namentlich relative, des Nachdrucks halber ihrem Hauptsatze voranzustellen; vgl. besonders die Anmerkung zum Armen Heinrich 1493. Dasselbe ist hier und V. 4796 fg. der Fall. Man übersetze sodaſs ich noch um Mittag, sobald ich meiner Ritterpflicht mich ent- ledigend ihn besiegt und mein Leben vor ihm behalten habe, dorthin ge- langen kann, wohin ich zu kommen gelobt habe. — 4760 an der vrist, in diesem Augenblick. — 4764 sich verklagen, sich infolge Klagens entstellen; sich abhärmen, abweinen; derselbe V. 1154. 4768—69 einem dienesthaften muot tragen, dienstwillig, aufmerksam sein gegen einen; ihm mit Aufmerksamkeit entgegenkommen. — 4770 alsô vaste. so sehr, so entschlossen. — 4772 überkomen, vgl. zu 4590. — 4773 trehten (trehtîn, truhtin) masc., Herr, Gott. — 4775—76 sind, weil es hießs dafs sie in der ältesten Handschrift fehlten und weil sie mit Rücksicht auf ihren Inhalt entbehrlich schienen, von Lachmann gestrichen worden. — 4779 e2 einem vertragen, es einem hingehen lassen, nachsehen. — 4780 nun «fallt ihm zu Fuſse und danket ihm". B. —
168 VIII. ABENTEUER, ob ich vor im niht tôt gelige, daz ich umbe mitten tac dannoch hin komen mac dar ich mich gelobet hân, sô wil ich in durch iuch bestân und durch iuwer edel wip: wan mir ist mîn selbes lip niht lieber danne ir bruoder ist.» nu kom gegangen an der vrist des wirtes tohter und sîn wîp. nu gesach er nie kindes lîp schoner dan diu selbe magt, enhete si sich niht verclagt. nu enpfiengen si in beide wol, als man lieben gast sol. 4155 4760 4765 S. 180 Dô sprach der wirt: “mich dunket guot, daz ir vil dienesthaften muot traget iuwerm gaste. er hât sich alsô vaste unser swære an genomen, wir suln si mit im überkomen, geruochet sin unser trehten. er spricht, er welle vehten: dô ich im mine clage tete, do gelobter mir âne bete, er welle durch uns tôt ligen ode dem risen an gesigen, dem ich sô vil vertragen muoz. nû gnâdet im ûf sînen vuoz: 4770 4775 4780 es, Zwischensätze, namentlich relative, des Nachdrucks halber ihrem Hauptsatze voranzustellen; vgl. besonders die Anmerkung zum Armen Heinrich 1493. Dasselbe ist hier und V. 4796 fg. der Fall. Man übersetze sodaſs ich noch um Mittag, sobald ich meiner Ritterpflicht mich ent- ledigend ihn besiegt und mein Leben vor ihm behalten habe, dorthin ge- langen kann, wohin ich zu kommen gelobt habe. — 4760 an der vrist, in diesem Augenblick. — 4764 sich verklagen, sich infolge Klagens entstellen; sich abhärmen, abweinen; derselbe V. 1154. 4768—69 einem dienesthaften muot tragen, dienstwillig, aufmerksam sein gegen einen; ihm mit Aufmerksamkeit entgegenkommen. — 4770 alsô vaste. so sehr, so entschlossen. — 4772 überkomen, vgl. zu 4590. — 4773 trehten (trehtîn, truhtin) masc., Herr, Gott. — 4775—76 sind, weil es hießs dafs sie in der ältesten Handschrift fehlten und weil sie mit Rücksicht auf ihren Inhalt entbehrlich schienen, von Lachmann gestrichen worden. — 4779 e2 einem vertragen, es einem hingehen lassen, nachsehen. — 4780 nun «fallt ihm zu Fuſse und danket ihm". B. —
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DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 169 daz ist mîn bete und mîn gebot. » her Iwein sprach : «nu enwelle got daz mir diu unzuht geschehe, daz ich ze mînen vüezen sehe diu mîns hern Gâweins swester ist. jâ wære des, wizze Krist, dem künige Artûs ze vil. ich sol unde wil gedienen immer mêre, daz si der grôzen êre mich armen man erlâze: mich gnüeget rehter mâze. 4785 4700 Ich sage iu wie ich in bestê. als ich iu gelobte ê, kumt er uns vruo ze selher zit, swenne sich endet der strit, daz ich umbe mitten tac ir ze helfe komen mac der ichz ê gelobet hân, sô wil ich in durch iuch bestân, durch mîner vrouwen hulde und durch iwer unschulde.» 4795 4800 s. 181 Des trôstes wurden si vrô unde machten im dô beide vröude unde spil. und sine duhte niht ze vil deheiner der êren, die si mohten kêren im ze sinen hulden: si dûhte ez wæere von schulden. sî prîsten sêre sînen muot: er dûhtes biderbe unde guot. und allen wîs ein hövesch man. 4805 4810 4781 vgl. 238. — 4783 daſs ich mich so ungesittet, so unschicklich betrage. — 4788—89 ich werde und will mich immer dafür verpflichtet halten, da- für erkenntlich oder ergeben zeigen. — 4792 mich genüeget mit gen., mir genügt etwas, ich bin zufrieden damit. 4794 als, sowie. — 4796—98 sind wie 4750—55 aufzufassen: daß ich gegen Mittag, sobald der Kampf zu Ende ist, ihr zu Hilfe kommen kann. — 4801—2 besagen dasselbe wie 4756—57. — mîner vrouwen, d. i. Gawein's Schwester. 4805 spil neutr., Vergnügung, Zeitvertreib, Unterhaltung. — 4806—7 und sie verdrofs, von ihnen wurde gespart keine Ehrenbezeigung. —
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 169 daz ist mîn bete und mîn gebot. » her Iwein sprach : «nu enwelle got daz mir diu unzuht geschehe, daz ich ze mînen vüezen sehe diu mîns hern Gâweins swester ist. jâ wære des, wizze Krist, dem künige Artûs ze vil. ich sol unde wil gedienen immer mêre, daz si der grôzen êre mich armen man erlâze: mich gnüeget rehter mâze. 4785 4700 Ich sage iu wie ich in bestê. als ich iu gelobte ê, kumt er uns vruo ze selher zit, swenne sich endet der strit, daz ich umbe mitten tac ir ze helfe komen mac der ichz ê gelobet hân, sô wil ich in durch iuch bestân, durch mîner vrouwen hulde und durch iwer unschulde.» 4795 4800 s. 181 Des trôstes wurden si vrô unde machten im dô beide vröude unde spil. und sine duhte niht ze vil deheiner der êren, die si mohten kêren im ze sinen hulden: si dûhte ez wæere von schulden. sî prîsten sêre sînen muot: er dûhtes biderbe unde guot. und allen wîs ein hövesch man. 4805 4810 4781 vgl. 238. — 4783 daſs ich mich so ungesittet, so unschicklich betrage. — 4788—89 ich werde und will mich immer dafür verpflichtet halten, da- für erkenntlich oder ergeben zeigen. — 4792 mich genüeget mit gen., mir genügt etwas, ich bin zufrieden damit. 4794 als, sowie. — 4796—98 sind wie 4750—55 aufzufassen: daß ich gegen Mittag, sobald der Kampf zu Ende ist, ihr zu Hilfe kommen kann. — 4801—2 besagen dasselbe wie 4756—57. — mîner vrouwen, d. i. Gawein's Schwester. 4805 spil neutr., Vergnügung, Zeitvertreib, Unterhaltung. — 4806—7 und sie verdrofs, von ihnen wurde gespart keine Ehrenbezeigung. —
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170 VIII. ABENTEUER, daz kurn sî dar an, daz der lewe bî im lac und anders sites niene pflae niuwan als ein ander schâf. guot spîse und dar nâch senfter slâf diu wâren im bereit hie, und erwáchte dô der tac ûf gie und hôrte eine messe vruo unde bereite sich derzuo, als er kempfen wolde den der dâ kumen solde. 1815 4820 4825 s. 182 Als er dô niemen komen sach, daz was im leit, unde sprach: «herre, nû war ich iu gereit : iu ist der lîp unverseit: wâ ist der dâ komen sol?" mîn tweln enkumet mir niht wol: ich sûme mich vil sêre. ez gêt an al mîn êre, swaz ich nů nie gebîte: ez ist zît daz ich rîte.» diu drô tet in wê, und wurden trûrec als ê. 4830 4835 Vil müelich was in ein dinc : sîne westen welch gerinc in aller beste êrte, der im den muot bekêrte. wan der wirt bôt im sin guot : er sprach: «sone stât niht mîn muot, daz ich ûf guotes miete den lîp iht veile biete», 4840 4814 s.kurn præt. von kiesen. — 4817 ein (der) ander findet sich öfter wie hier scheinbar pleonastisch, um die Ebenbildlichkeit der verglichenen Sache oder Person hervorzuheben; vgl. Pass. K. 257, 85: er lac dà als ein ander bloch; 597, 21: der lichname lac dâ alsam ein ander rone; 99, 13: die pfert bewarn als ein ander kneht ; einen ähnlichen Gebrauch besprechen die Anmerkungen zu Iwein 687 u. 8142; vgl. Germania 17, 124; Zeitschr. für deutsche Philologie 4, 110. 4830 mein Warten passt mir nicht, ist mir recht ungelegen. — 4833 ge- bîten stv., warten, verweilen. 4837 müelich adj., beschwerlich, sorglich. — 4838 gerinc masc., An- strengung, Bestrebung. — 4840 einem den muot bekêren, eines Sinn ändern, einen auf andere Gedanken bringen. — 4843 miete fem., Lohn; ûf guotes miete, um Gewinn von Gut. —
170 VIII. ABENTEUER, daz kurn sî dar an, daz der lewe bî im lac und anders sites niene pflae niuwan als ein ander schâf. guot spîse und dar nâch senfter slâf diu wâren im bereit hie, und erwáchte dô der tac ûf gie und hôrte eine messe vruo unde bereite sich derzuo, als er kempfen wolde den der dâ kumen solde. 1815 4820 4825 s. 182 Als er dô niemen komen sach, daz was im leit, unde sprach: «herre, nû war ich iu gereit : iu ist der lîp unverseit: wâ ist der dâ komen sol?" mîn tweln enkumet mir niht wol: ich sûme mich vil sêre. ez gêt an al mîn êre, swaz ich nů nie gebîte: ez ist zît daz ich rîte.» diu drô tet in wê, und wurden trûrec als ê. 4830 4835 Vil müelich was in ein dinc : sîne westen welch gerinc in aller beste êrte, der im den muot bekêrte. wan der wirt bôt im sin guot : er sprach: «sone stât niht mîn muot, daz ich ûf guotes miete den lîp iht veile biete», 4840 4814 s.kurn præt. von kiesen. — 4817 ein (der) ander findet sich öfter wie hier scheinbar pleonastisch, um die Ebenbildlichkeit der verglichenen Sache oder Person hervorzuheben; vgl. Pass. K. 257, 85: er lac dà als ein ander bloch; 597, 21: der lichname lac dâ alsam ein ander rone; 99, 13: die pfert bewarn als ein ander kneht ; einen ähnlichen Gebrauch besprechen die Anmerkungen zu Iwein 687 u. 8142; vgl. Germania 17, 124; Zeitschr. für deutsche Philologie 4, 110. 4830 mein Warten passt mir nicht, ist mir recht ungelegen. — 4833 ge- bîten stv., warten, verweilen. 4837 müelich adj., beschwerlich, sorglich. — 4838 gerinc masc., An- strengung, Bestrebung. — 4840 einem den muot bekêren, eines Sinn ändern, einen auf andere Gedanken bringen. — 4843 miete fem., Lohn; ûf guotes miete, um Gewinn von Gut. —
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DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 171 4845 und widersaget imz dô gar. des wurden si harte riuwevar, der wirt und das gesinde, diu vrouwe mit ir kinde. ez wart vil dicke von in zwein sin bester vriunt her Gâwein án dér bete genant unde er bî im gemant; und manten in sô verre, daz got unser herre im salde und êre bære, der erbarmherze wære: erbarmet er sich über sî, dâ stüende gotes lôn bî. 4850 4855 s. 183 Daz beweget im den muot: wan er was biderbe unde guot. man sagt, daz in betwunge diu tiure manunge, dô er ir dürfte rehte ervant, und im sô ofte wart genant got unde her Gâwein: wan swederm er under den zwein groezern unwillen truoc, dem diente er gerne genuoc. 4860 4865 Des wart sin muot zwîvelhaft. er gedâhte: «ich darf wol meisterschaft, sol ich daz wagest ersehen. mir ist ze spilne geschehen ein gâch geteiltez spil: 4870 4845 ec im widersagen, es ihm ab- oder ausschlagen. — 4846 riuwevar adj., betrübt aussehend, leichenblafs. — 4852 und er ward bei, um Gawein’s willen beschworen. — 4853 sô verre, so hoch und theuer, so dringend. — 4855 im, demjenigen. — beren stv., bringen, verleihen, gedeihen lassen. — 4856 erbarmherze adj., barmherzig; vgl. Erec 9786. 4862 das dringende Bitten und Mahnen; man sagte : einen tiure (hoch und theuer) manen. — 4863 dürfte stf., bedürftige, hilflose Lage. — er- vinden stv., gewahr, inne werden. — 4866—68 ces würde schwer zu sagen sein, ob Iwein seinen Gott oder seinen Gawein lieber hatte; aber soviel ist wahr, auch dem, dem er vielleicht den minnern willen truoc, diente er gerne genuoc.» B. — 4868 dem that er bereitwillig Alles zu Liebe; für den scheute er gewöhnlich kein Opfer. 4870 ich darf wol meisterschaft, ich habe gewiss viel Kunst nothig; es ist keine Kleinigkeit. — 4871 daz wgest , das Wahrscheinlichste, das Beste (unter den zu wählenden Gegenständen). — 4872—73 Sinn: mir ist die Aufgabe zugefallen, eine verhängnissvolle Wahl zu treffen (mich in
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 171 4845 und widersaget imz dô gar. des wurden si harte riuwevar, der wirt und das gesinde, diu vrouwe mit ir kinde. ez wart vil dicke von in zwein sin bester vriunt her Gâwein án dér bete genant unde er bî im gemant; und manten in sô verre, daz got unser herre im salde und êre bære, der erbarmherze wære: erbarmet er sich über sî, dâ stüende gotes lôn bî. 4850 4855 s. 183 Daz beweget im den muot: wan er was biderbe unde guot. man sagt, daz in betwunge diu tiure manunge, dô er ir dürfte rehte ervant, und im sô ofte wart genant got unde her Gâwein: wan swederm er under den zwein groezern unwillen truoc, dem diente er gerne genuoc. 4860 4865 Des wart sin muot zwîvelhaft. er gedâhte: «ich darf wol meisterschaft, sol ich daz wagest ersehen. mir ist ze spilne geschehen ein gâch geteiltez spil: 4870 4845 ec im widersagen, es ihm ab- oder ausschlagen. — 4846 riuwevar adj., betrübt aussehend, leichenblafs. — 4852 und er ward bei, um Gawein’s willen beschworen. — 4853 sô verre, so hoch und theuer, so dringend. — 4855 im, demjenigen. — beren stv., bringen, verleihen, gedeihen lassen. — 4856 erbarmherze adj., barmherzig; vgl. Erec 9786. 4862 das dringende Bitten und Mahnen; man sagte : einen tiure (hoch und theuer) manen. — 4863 dürfte stf., bedürftige, hilflose Lage. — er- vinden stv., gewahr, inne werden. — 4866—68 ces würde schwer zu sagen sein, ob Iwein seinen Gott oder seinen Gawein lieber hatte; aber soviel ist wahr, auch dem, dem er vielleicht den minnern willen truoc, diente er gerne genuoc.» B. — 4868 dem that er bereitwillig Alles zu Liebe; für den scheute er gewöhnlich kein Opfer. 4870 ich darf wol meisterschaft, ich habe gewiss viel Kunst nothig; es ist keine Kleinigkeit. — 4871 daz wgest , das Wahrscheinlichste, das Beste (unter den zu wählenden Gegenständen). — 4872—73 Sinn: mir ist die Aufgabe zugefallen, eine verhängnissvolle Wahl zu treffen (mich in
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172 VIII. ABENTEUER. ezn giltet lützel noch vil, niuwan al mîn êre. ich bedarf wol guoter lêre. ich weiz wol, swederz ich kiuse, daz ich an dem verliuse. möht ich ir beider gepflegen, ode beidiu lâzen under wegen, ode doch daz eine, sô waer min angest cleine : sus enwéiz ich mîn deheinen rât, ich bin, als ez mir nu stât, gunêret, ob ich rîte, und geschendet, ob ich bîte. nune mag ichs beidiu niht bestân und getar doch ir dewederz lân. nû gebe mir got guoten rât, der mich unz her geleitet hât, daz ich mich beidenthalp bewar, sô daz ich rehte gevar. 4880 4885 4890 4875 s. 184 Ichn wil benamen die niht lân, der ich mich ê geheizen hân und diu ir angest unde ir leit niuwan von mînen schulden treit: wan lieze ich die danne, 4895 einer unvorhergesehenen Wahl zu entscheiden); einem ein spil teilen, einem Aufgaben, Bedingungen, Alternativen stellen, zwischen denen er zu wäh- len, sich zu entscheiden hat: gach geteilt heifst das spil, insofern es ur- plötzlich, wider Erwarten schnell, unversehens, gleichsam vom blinden Ungefähr verhängt ist, daher schlimm, verhängnissvoll; dasselbe bedeutet gâch in der Zusammensetzung gàchschepfen (= die Schicksalsgöttinnen, in- sofern sie unversehens, nach einem blinden Zufall Tod und andere Wider- wärtigkeiten verhängen, vgl. Germania 1. 238), ferner in gœher tôt oder gätôt, gasterbe, gahe: ende. — 4874—75 wörtlich: es handelt sich weder um wenig noch um viel, sondern um all meine Ehre, d. h. es steht nichts anderes (nichts geringeres) als all meine Ehre auf dem Spiel; häufiger ist die gleichbedeutende Redensart: e: giltet minre noch mêre wan u. s. w., vgl. die Anm. zum Erec 841 und zum Armen Heinrich 741; Iwein 6315 u. 7711. Sonst findet sich weder wenig noch vil oder weder umbe wénig noch umbe vil als Umschreibung für: ganz und gar nichts, um gar nichts, bei Zeibig, Urkundenbuch des Stiftes Klosterneuburg, 1, 355, 358, 364; und die Redensart mit lüttel oder mit vil in Schreiber's Urkundenbuch, I, 327, 329, 330. — 4877—78 vgl. Erec 3157—58. — 4879 ir beider gepflegen, beides (d. h. sowol hier für meinen Wirth als dort für die gefangene Lunete kämpfen) besorgen, thun. — 4880 under wegen lâzen, ungethan lassen, unterlassen. — 4883 sus, so aber, in diesem Falle dagegen. — 4884 als cc mir nû stât, so wie es jetzt mit mir steht, wie jetzt meine Lage ist. — 4891 beidenthalp adv., auf oder nach beiden Seiten. — 4892 rehte gevarn. auf dem rechten Wege bleiben. 4894 sich einem geheizen, sich (d. h. seine Hilfe) einem versprechen. — 4897 danne, alsdann, darnach, d. h. nachdem ich ihr meine Hilfe ver-
172 VIII. ABENTEUER. ezn giltet lützel noch vil, niuwan al mîn êre. ich bedarf wol guoter lêre. ich weiz wol, swederz ich kiuse, daz ich an dem verliuse. möht ich ir beider gepflegen, ode beidiu lâzen under wegen, ode doch daz eine, sô waer min angest cleine : sus enwéiz ich mîn deheinen rât, ich bin, als ez mir nu stât, gunêret, ob ich rîte, und geschendet, ob ich bîte. nune mag ichs beidiu niht bestân und getar doch ir dewederz lân. nû gebe mir got guoten rât, der mich unz her geleitet hât, daz ich mich beidenthalp bewar, sô daz ich rehte gevar. 4880 4885 4890 4875 s. 184 Ichn wil benamen die niht lân, der ich mich ê geheizen hân und diu ir angest unde ir leit niuwan von mînen schulden treit: wan lieze ich die danne, 4895 einer unvorhergesehenen Wahl zu entscheiden); einem ein spil teilen, einem Aufgaben, Bedingungen, Alternativen stellen, zwischen denen er zu wäh- len, sich zu entscheiden hat: gach geteilt heifst das spil, insofern es ur- plötzlich, wider Erwarten schnell, unversehens, gleichsam vom blinden Ungefähr verhängt ist, daher schlimm, verhängnissvoll; dasselbe bedeutet gâch in der Zusammensetzung gàchschepfen (= die Schicksalsgöttinnen, in- sofern sie unversehens, nach einem blinden Zufall Tod und andere Wider- wärtigkeiten verhängen, vgl. Germania 1. 238), ferner in gœher tôt oder gätôt, gasterbe, gahe: ende. — 4874—75 wörtlich: es handelt sich weder um wenig noch um viel, sondern um all meine Ehre, d. h. es steht nichts anderes (nichts geringeres) als all meine Ehre auf dem Spiel; häufiger ist die gleichbedeutende Redensart: e: giltet minre noch mêre wan u. s. w., vgl. die Anm. zum Erec 841 und zum Armen Heinrich 741; Iwein 6315 u. 7711. Sonst findet sich weder wenig noch vil oder weder umbe wénig noch umbe vil als Umschreibung für: ganz und gar nichts, um gar nichts, bei Zeibig, Urkundenbuch des Stiftes Klosterneuburg, 1, 355, 358, 364; und die Redensart mit lüttel oder mit vil in Schreiber's Urkundenbuch, I, 327, 329, 330. — 4877—78 vgl. Erec 3157—58. — 4879 ir beider gepflegen, beides (d. h. sowol hier für meinen Wirth als dort für die gefangene Lunete kämpfen) besorgen, thun. — 4880 under wegen lâzen, ungethan lassen, unterlassen. — 4883 sus, so aber, in diesem Falle dagegen. — 4884 als cc mir nû stât, so wie es jetzt mit mir steht, wie jetzt meine Lage ist. — 4891 beidenthalp adv., auf oder nach beiden Seiten. — 4892 rehte gevarn. auf dem rechten Wege bleiben. 4894 sich einem geheizen, sich (d. h. seine Hilfe) einem versprechen. — 4897 danne, alsdann, darnach, d. h. nachdem ich ihr meine Hilfe ver-
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DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 173 s. 185 wie zæme daz guotem manne? doch wæere diu eine magt dâ wider schiere verclagt, wider dem schaden der hie geschiht, gieng ez mir an die triuwe niht. sô ware ouch dirre wirt wol wert, der ouch mîner helfe gert, und hern Gâweins swester unde ir kint, diu mir ze herzen gênde sint durch sich selben und durch in, dem ich des wol schuldec bin, daz ich im niht des abe gê, daz im ze dieneste gestê. muoz ich sî under wegen lân, sô habent si des immer wân, daz ich des libes sî ein zage.» Nû schiet den zwivel und die clage der grôze rise des si dâ biten: der kom dort zuo in geriten und vuorte sîne gevangen. an den het er begangen grôze unhövescheit. in wâren aller hande cleit ze den ziten vremde, niuwan diu boesten hemde diu ie küchenkneht getruoc. si treip ein getwerc, daz sî sluoc mit sîner geiselruoten, daz sî über al bluoten. 4905 4910 4915 4920 4900 4925 Die herren riten ungeschuoch: ir hemde was ein sactuoch, -— sprochen (4894). — 4900 dà wider, dagegen, in Vergleich dazu. — ver- klagen, verschmerzen. — 4902 stürde nicht auf dem Spiel, geriethe nicht in Gefahr mein Wort (meine Ehre). — 4907 durch in, d. h. um Gawein’s willen. — 4909 einem eines d. abe gàn, einem etwas verweigern. — 4910 wo- mit ihm gedient werden könne oder solle. — 4913 dafs ich mich scheue mein Leben zu wagen; derselbe Vers im 2. Büchl. 486. 4914 den zwîvel scheiden, dem Zweifel, der Besorgniss, der Gefahr ein Ende machen. — clage fem., Noth. — 4915 des sî dà biten, auf den sie warteten. — 4921 mir ist vremde, ich habe nicht (wie mir ist tiure). — 4924 getwerc oder twerc stn. (stm. nur in md. und nd. Denkmälern, vgl. Haupt's Zeitschrift XI, 496, 141; 494, 63; 495, 113; Eilhart ed. Liechten- stein S. 19 (50 u. 61) u. Einl. S. LXXXV; Demantin 7245; Altd. Blätter I, 258, 229), der Zwerg. — 4925 geiselruote swf., Peitsche. 4927 ungeschuoch adj., unbeschuht. —
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 173 s. 185 wie zæme daz guotem manne? doch wæere diu eine magt dâ wider schiere verclagt, wider dem schaden der hie geschiht, gieng ez mir an die triuwe niht. sô ware ouch dirre wirt wol wert, der ouch mîner helfe gert, und hern Gâweins swester unde ir kint, diu mir ze herzen gênde sint durch sich selben und durch in, dem ich des wol schuldec bin, daz ich im niht des abe gê, daz im ze dieneste gestê. muoz ich sî under wegen lân, sô habent si des immer wân, daz ich des libes sî ein zage.» Nû schiet den zwivel und die clage der grôze rise des si dâ biten: der kom dort zuo in geriten und vuorte sîne gevangen. an den het er begangen grôze unhövescheit. in wâren aller hande cleit ze den ziten vremde, niuwan diu boesten hemde diu ie küchenkneht getruoc. si treip ein getwerc, daz sî sluoc mit sîner geiselruoten, daz sî über al bluoten. 4905 4910 4915 4920 4900 4925 Die herren riten ungeschuoch: ir hemde was ein sactuoch, -— sprochen (4894). — 4900 dà wider, dagegen, in Vergleich dazu. — ver- klagen, verschmerzen. — 4902 stürde nicht auf dem Spiel, geriethe nicht in Gefahr mein Wort (meine Ehre). — 4907 durch in, d. h. um Gawein’s willen. — 4909 einem eines d. abe gàn, einem etwas verweigern. — 4910 wo- mit ihm gedient werden könne oder solle. — 4913 dafs ich mich scheue mein Leben zu wagen; derselbe Vers im 2. Büchl. 486. 4914 den zwîvel scheiden, dem Zweifel, der Besorgniss, der Gefahr ein Ende machen. — clage fem., Noth. — 4915 des sî dà biten, auf den sie warteten. — 4921 mir ist vremde, ich habe nicht (wie mir ist tiure). — 4924 getwerc oder twerc stn. (stm. nur in md. und nd. Denkmälern, vgl. Haupt's Zeitschrift XI, 496, 141; 494, 63; 495, 113; Eilhart ed. Liechten- stein S. 19 (50 u. 61) u. Einl. S. LXXXV; Demantin 7245; Altd. Blätter I, 258, 229), der Zwerg. — 4925 geiselruote swf., Peitsche. 4927 ungeschuoch adj., unbeschuht. —
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174 VIII. ABENTEUER, s. 186 gezerret, swarz unde grôz: die edelen riter wâren blôz an beinen joch an armen. den gast begunde erbarmen diu grôze nôt die sî liten. ir pfert wâren, diu sî riten, tôtmager unde kranc : ir ietwéderz strûchte unde hanc. die vüeze wâren in unden zesamene gebunden und die hende vaste ze rücke mit baste. den gurren, die sî truogen hin, den wârn die zagele under in zesamene gevlohten, daz si niene mohten ein ander entwichen. dô si sô jæmerlîchen ir edel vater rîten sach, daz im sin herze niene brach von jâmer, des wundert mich: wande ez was wol jæemerlich. 4935 4940 4945 4930 4950 Sus vuorte ers vür daz bürgetor: dâ hôrten si in ruofen vor, er hienge si alle viere, ob man sî niht vil schiere mit ir swester lôste. dô sprach der sî dâ trôste, der riter der des lewen pflac: «zwâre, herre, ob ich mac, ich ledige unser gesellen. got sol disen vellen: er ist ein unbescheiden man. mich sterket vaste dar an 4955 4960 4929 «zerrissen , schmutzig und grob» (B.); vgl. Erec 324 und Genesis (Fundgr. II) 21, 4. — 4935 tôtmager adj., bis zum Sterben mager, mager wie der Tod; vgl. Anm. zum 2. Büchl. 20. — 4936 ietweder (aus ie-deweder) eigentlich = ein jeder von zweien, hier =jeder von den vieren. — strûchen swv., straucheln, stolpern. — hanc præt. von hinken stv., welches jetzt nur noch in Dialekten als stark flectiertes Zeitwort fortlebt. — 4940 ze rücke, auf dem Rücken. — 4941 gurre swf., schlechte Stute, schlechtes Pferd. — 4942 zagel stm., Schwanz. — under in, untereinander. 4960 Gott wird diesen zu Falle bringen. — 4961 unbescheiden adj., un- verständig, rücksichtslos, ungebildet. —
174 VIII. ABENTEUER, s. 186 gezerret, swarz unde grôz: die edelen riter wâren blôz an beinen joch an armen. den gast begunde erbarmen diu grôze nôt die sî liten. ir pfert wâren, diu sî riten, tôtmager unde kranc : ir ietwéderz strûchte unde hanc. die vüeze wâren in unden zesamene gebunden und die hende vaste ze rücke mit baste. den gurren, die sî truogen hin, den wârn die zagele under in zesamene gevlohten, daz si niene mohten ein ander entwichen. dô si sô jæmerlîchen ir edel vater rîten sach, daz im sin herze niene brach von jâmer, des wundert mich: wande ez was wol jæemerlich. 4935 4940 4945 4930 4950 Sus vuorte ers vür daz bürgetor: dâ hôrten si in ruofen vor, er hienge si alle viere, ob man sî niht vil schiere mit ir swester lôste. dô sprach der sî dâ trôste, der riter der des lewen pflac: «zwâre, herre, ob ich mac, ich ledige unser gesellen. got sol disen vellen: er ist ein unbescheiden man. mich sterket vaste dar an 4955 4960 4929 «zerrissen , schmutzig und grob» (B.); vgl. Erec 324 und Genesis (Fundgr. II) 21, 4. — 4935 tôtmager adj., bis zum Sterben mager, mager wie der Tod; vgl. Anm. zum 2. Büchl. 20. — 4936 ietweder (aus ie-deweder) eigentlich = ein jeder von zweien, hier =jeder von den vieren. — strûchen swv., straucheln, stolpern. — hanc præt. von hinken stv., welches jetzt nur noch in Dialekten als stark flectiertes Zeitwort fortlebt. — 4940 ze rücke, auf dem Rücken. — 4941 gurre swf., schlechte Stute, schlechtes Pferd. — 4942 zagel stm., Schwanz. — under in, untereinander. 4960 Gott wird diesen zu Falle bringen. — 4961 unbescheiden adj., un- verständig, rücksichtslos, ungebildet. —
Strana 175
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 175 s. 187 iwer reht und sîn hôchvart, daz diu ie sô grôz wart. ern kan sich lasters niht geschamen, daz er si ir geburt unde ir namen niht kan geniezen lân, swaz si im joch hæten getân. ichn sol deheinen riter schelten: iedoch muoz er engelten sîner ungewizzenheit. zwârè, mac ich, ez wirt im leit.» Er hete in kurzen stunden den helm ûf gebunden und was vil schiere gereit: daz lêrte in diu gewonheit. sîn ros sach er bi im stân, er hiez die brücke nider lân. er sprach: «ditz sol sich scheiden unser eime ode uns beiden nâch schaden und nâch schanden. ich getrûwes mînen handen, daz ich sîne drô genidere. zwâre er muoz iu widere iuwer süne gesunde geben, od er benimt ouch mir daz leben: swederz der sol geschehen, daz hât man schiere gesehen.» sus was im an den risen gâch: sîn lewe volgt im allez nâch. 4965 4970 4975 4980 4985 4990 Dô in der rise komen sach, daz was sin spot, unde sprach: «ouwê, ir vil tumber man, waz nemet ir iuch an, daz ir als ungerne lebt 4995 4966 — 67 dafs er ihnen ihren Adel und ihren Namen nicht zu Gute kom- men lafst; daß er sie ihres Adels halber nicht schont. — 4971 ungewizzen- heit fem., Unverständigkeit, unziemliches Benehmen. 4973 in kurzen stunden, in wenigen Augenblicken. — 4979—81 sich scheiden einem nâch schaden, auf eine nachtheilige Weise für einen sich enden oder entscheiden. — 4982 einem eines d. getrûwen, einem etwas zu- trauen. — 4983 sîne drô genideren, seine Drohungen niederdrücken oder zunichte machen. — 4985 gesunt adj., unversehrt, lebendig. — 4988 das wird, soll man bald sehen; über Verwendung des Perf. statt des Fut. exact. vgl. Paul Mhd. Grammat. 278, 2. 4994 warum lasst ihr euch das weis machen, geht ihr darauf ein. —
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 175 s. 187 iwer reht und sîn hôchvart, daz diu ie sô grôz wart. ern kan sich lasters niht geschamen, daz er si ir geburt unde ir namen niht kan geniezen lân, swaz si im joch hæten getân. ichn sol deheinen riter schelten: iedoch muoz er engelten sîner ungewizzenheit. zwârè, mac ich, ez wirt im leit.» Er hete in kurzen stunden den helm ûf gebunden und was vil schiere gereit: daz lêrte in diu gewonheit. sîn ros sach er bi im stân, er hiez die brücke nider lân. er sprach: «ditz sol sich scheiden unser eime ode uns beiden nâch schaden und nâch schanden. ich getrûwes mînen handen, daz ich sîne drô genidere. zwâre er muoz iu widere iuwer süne gesunde geben, od er benimt ouch mir daz leben: swederz der sol geschehen, daz hât man schiere gesehen.» sus was im an den risen gâch: sîn lewe volgt im allez nâch. 4965 4970 4975 4980 4985 4990 Dô in der rise komen sach, daz was sin spot, unde sprach: «ouwê, ir vil tumber man, waz nemet ir iuch an, daz ir als ungerne lebt 4995 4966 — 67 dafs er ihnen ihren Adel und ihren Namen nicht zu Gute kom- men lafst; daß er sie ihres Adels halber nicht schont. — 4971 ungewizzen- heit fem., Unverständigkeit, unziemliches Benehmen. 4973 in kurzen stunden, in wenigen Augenblicken. — 4979—81 sich scheiden einem nâch schaden, auf eine nachtheilige Weise für einen sich enden oder entscheiden. — 4982 einem eines d. getrûwen, einem etwas zu- trauen. — 4983 sîne drô genideren, seine Drohungen niederdrücken oder zunichte machen. — 4985 gesunt adj., unversehrt, lebendig. — 4988 das wird, soll man bald sehen; über Verwendung des Perf. statt des Fut. exact. vgl. Paul Mhd. Grammat. 278, 2. 4994 warum lasst ihr euch das weis machen, geht ihr darauf ein. —
Strana 176
176 VIII. ABENTEUER, und sus nâch dem tôde strebt? daz ist ein unwîser rât: und swer iu daz gerâten hât, dem ist iuwer leben leit, und wil sich mit der wârheit vil wol an iu gerochen hân, swaz ir im leides habt getân, und hât sich ouch gerochen wol, wand ich daz schiere schaffen sol, daz ir im niemer mè getuot weder übel noch guot.» 5000 5005 Des antwurt im her Iwein sô : «riter, waz touc disiu drô? lât boese rede und tuot diu werc : ode ich entsitze ein getwerc harter dan iuwern grôzen lip. lât schelten ungezogeniu wîp: dien mugen niht gevehten. und wil sîn unser trehten nâch rehtem gerihte pflegen, sô sît ir schiere gelegen.» 5010 5015 s. 188 Nû hâte dem risen geseit sîn sterke und sîn manheit waz im gewæefen töhte und wer im geschaden möhte: in dûhte er hete wâfens gnuoc an einer stangen die er truoc. nû vröute sich her Iwein, daz er als ungewâfent schein. under den arm sluoc er mit guotem willen daz sper und nam daz ors mitten sporn und het in ûf die brust erkorn 5020 5025 5000 mit der wàrheit, fürwahr, wahrhaftig. — er wil, er meint. 5009 bœese rede, "Drohungen, hinter denen nichts isto. B.; leere, nich- tige Reden. — 5010 entsitzen mit acc., sich vor etwas entsetzen, es fürch- ten. — 5011 harter comp. adv., stärker, mehr. — 5015 sin nâch rehtem gerihte pflegen, es nach rechtem Gericht ergehen oder Gerechtigkeit walten lassen. 5019 wozu ihm Waffen nütze wären. — 5025 under den arm sluoc er das sper, «so dafs er es mit der sperschibe (einer Scheibe am Griffe des Speeres) gegen seine Brust ansetzte". B. — 5026 mit guotem willen, unver- drossen. — 5028 einen úf die brust erkiesen, es auf seine Brust absehen, ihm nach der Brust zielen. —
176 VIII. ABENTEUER, und sus nâch dem tôde strebt? daz ist ein unwîser rât: und swer iu daz gerâten hât, dem ist iuwer leben leit, und wil sich mit der wârheit vil wol an iu gerochen hân, swaz ir im leides habt getân, und hât sich ouch gerochen wol, wand ich daz schiere schaffen sol, daz ir im niemer mè getuot weder übel noch guot.» 5000 5005 Des antwurt im her Iwein sô : «riter, waz touc disiu drô? lât boese rede und tuot diu werc : ode ich entsitze ein getwerc harter dan iuwern grôzen lip. lât schelten ungezogeniu wîp: dien mugen niht gevehten. und wil sîn unser trehten nâch rehtem gerihte pflegen, sô sît ir schiere gelegen.» 5010 5015 s. 188 Nû hâte dem risen geseit sîn sterke und sîn manheit waz im gewæefen töhte und wer im geschaden möhte: in dûhte er hete wâfens gnuoc an einer stangen die er truoc. nû vröute sich her Iwein, daz er als ungewâfent schein. under den arm sluoc er mit guotem willen daz sper und nam daz ors mitten sporn und het in ûf die brust erkorn 5020 5025 5000 mit der wàrheit, fürwahr, wahrhaftig. — er wil, er meint. 5009 bœese rede, "Drohungen, hinter denen nichts isto. B.; leere, nich- tige Reden. — 5010 entsitzen mit acc., sich vor etwas entsetzen, es fürch- ten. — 5011 harter comp. adv., stärker, mehr. — 5015 sin nâch rehtem gerihte pflegen, es nach rechtem Gericht ergehen oder Gerechtigkeit walten lassen. 5019 wozu ihm Waffen nütze wären. — 5025 under den arm sluoc er das sper, «so dafs er es mit der sperschibe (einer Scheibe am Griffe des Speeres) gegen seine Brust ansetzte". B. — 5026 mit guotem willen, unver- drossen. — 5028 einen úf die brust erkiesen, es auf seine Brust absehen, ihm nach der Brust zielen. —
Strana 177
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 177 S. 189 und stach im einen selhen stich, daz daz sperisen sich lôste von dem schafte und im in dem lîbe hafte. ouch sluoc ím der rise einen slac, daz ich daz wol sagen mac, het in daz ors niht vür getragen, daz er im hæte geslagen noch einen slac als er dô sluoc, es war ze dem tôde genuoc: dô truoc in daz ors dan, unz daz er daz swert gewan. 5030 5035 5040 Sâ kêrter wider uf in, unde gestiurte in des sîn sin, sîn kraft und sîn manheit, dô er wider uf in reit, daz er im eine wunden sluoc. dô in daz ros vür truoc, do sluoc ím der rise einen slac, daz er dâ gar gestrahter lac vor uf dem rosse vür tôt. do ersach der lewe sîne nôt und lief den ungevüegen man vil unsitelîchen an und zarte im cleit unde brât als lanc sô der rücke gât von den ahseln her habe, unze daz der michel knabe als ein ohse erluote und wante die ruote, die er dâ ze wer truoc. 5045 5050 5055 5030 sperîsen stn., die eiserne Spitze am Speer; so in den Statuten des Deutschen Ordens, c. 24; in J. Rothe's Chronik, S. 242; vgl. Lexer II, 1082 und Parzival II, 16. Die Handschriften gehen an dieser Stelle weit auseinander, und zwar nach Lachmann: ysen (ysne d, iserne A) sper AEd, sperisen Db, ysich B, vsin a; vielleicht hießs es blofs îsen, das wenigstens dem Zusammenhange genügt. — 5035 vür tragen einen, einen weiter fort, d. h. aus dem Bereich des Gegners tragen; dasselbe bedeutet dan tragen in V. 5039. — 5038 so würde der (Schlag) hingereicht haben ihn zu tödten; so würde er daran genug gehabt haben. 5042 einen des gestiuren, einen dahin leiten, dazu verhelfen. — 5048 ge- strahter flectiertes Particip, als Apposition zu er, von strecken swv., niederstrecken, niederbeugen. — 5049 vor, vorn. — vür tôt, wie todt. — 5052 unsitelichen adv., ungestüm, heftig, wüthend. — 5053 brât stn., das Fleisch. — 5057 erlüejen swv., aufbrüllen, zu brüllen beginnen. — 5058 wante — d. h. wandte; richtete (gegen den Löwen, — ruote, die Stange. 12 HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl.
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 177 S. 189 und stach im einen selhen stich, daz daz sperisen sich lôste von dem schafte und im in dem lîbe hafte. ouch sluoc ím der rise einen slac, daz ich daz wol sagen mac, het in daz ors niht vür getragen, daz er im hæte geslagen noch einen slac als er dô sluoc, es war ze dem tôde genuoc: dô truoc in daz ors dan, unz daz er daz swert gewan. 5030 5035 5040 Sâ kêrter wider uf in, unde gestiurte in des sîn sin, sîn kraft und sîn manheit, dô er wider uf in reit, daz er im eine wunden sluoc. dô in daz ros vür truoc, do sluoc ím der rise einen slac, daz er dâ gar gestrahter lac vor uf dem rosse vür tôt. do ersach der lewe sîne nôt und lief den ungevüegen man vil unsitelîchen an und zarte im cleit unde brât als lanc sô der rücke gât von den ahseln her habe, unze daz der michel knabe als ein ohse erluote und wante die ruote, die er dâ ze wer truoc. 5045 5050 5055 5030 sperîsen stn., die eiserne Spitze am Speer; so in den Statuten des Deutschen Ordens, c. 24; in J. Rothe's Chronik, S. 242; vgl. Lexer II, 1082 und Parzival II, 16. Die Handschriften gehen an dieser Stelle weit auseinander, und zwar nach Lachmann: ysen (ysne d, iserne A) sper AEd, sperisen Db, ysich B, vsin a; vielleicht hießs es blofs îsen, das wenigstens dem Zusammenhange genügt. — 5035 vür tragen einen, einen weiter fort, d. h. aus dem Bereich des Gegners tragen; dasselbe bedeutet dan tragen in V. 5039. — 5038 so würde der (Schlag) hingereicht haben ihn zu tödten; so würde er daran genug gehabt haben. 5042 einen des gestiuren, einen dahin leiten, dazu verhelfen. — 5048 ge- strahter flectiertes Particip, als Apposition zu er, von strecken swv., niederstrecken, niederbeugen. — 5049 vor, vorn. — vür tôt, wie todt. — 5052 unsitelichen adv., ungestüm, heftig, wüthend. — 5053 brât stn., das Fleisch. — 5057 erlüejen swv., aufbrüllen, zu brüllen beginnen. — 5058 wante — d. h. wandte; richtete (gegen den Löwen, — ruote, die Stange. 12 HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl.
Strana 178
178 VIII. ABENTEUER, 5060 s. 190 und dô er nâch dem lewen sluoc, do entweich im der lewe dan, und entraf den lewen noch den man. im wart ze dem slage sô gâch, daz er sich neicte dernâch und ouch vil nâch dernider lac: ê er erzüge den andern slac, dô hete sich her Iwein mit vil grôzen wunden zwein an im vil wol errochen und daz swert durch in gestochen dâ daz herze lît. dô was verendet der strît, und viel von der sware als ez ein boum wære. 5065 5070 Von des risen valle vröuten sie sich alle, den wol dar an was geschehen. si heten heiles gesehen den riter der des lewen pflac: wand si lebten vür den tac ân angest unde âne nôt, dô der rise gelac tôt: des genâdéten si im genuoc, dem herren Iwein der in sluoc. ouch gerte er urloubes sâ: wande ern hete sich dâ niht ze sûmen mêre, ob er sîn êre an ir bestæten wolde, der er dâ komen solde ze helfe umbe mitten tac, diu dâ durch in gevangen lac. der wirt begunde in starke biten 5080 5085 5090 5075 5065 dernider adv., abgeschwächt aus darnider. — 5066 erciehen stv., in die Höhe ziehen; den andern slac erziehen, zum zweiten Schlage aus- holen. — 5069 sich errechen, sich vollständig rächen. — 5072: vgl. War- natsch zum Mantel Heinrich's von dem Türlin 363. 5075 Von , infolge von , wegen; 5075—76 nachgesprochen vom Dichter des Eraclius 3975—76. — 5077 die damit, dadurch glücklich geworden waren. — 5078 heiles adverbialer Genetiv, zum Heil, zu ihrem Glück. — 5080 vür den tac, über den Tag hinaus, von dem Tage an, fernerhin. — bestaten, «stœte sein lassen»; von dieser seltenen, im mhd. Wörterb. nicht vermerkten Bedeutung bringt noch andere Beispiele Paul Beitr. 1, 345. —
178 VIII. ABENTEUER, 5060 s. 190 und dô er nâch dem lewen sluoc, do entweich im der lewe dan, und entraf den lewen noch den man. im wart ze dem slage sô gâch, daz er sich neicte dernâch und ouch vil nâch dernider lac: ê er erzüge den andern slac, dô hete sich her Iwein mit vil grôzen wunden zwein an im vil wol errochen und daz swert durch in gestochen dâ daz herze lît. dô was verendet der strît, und viel von der sware als ez ein boum wære. 5065 5070 Von des risen valle vröuten sie sich alle, den wol dar an was geschehen. si heten heiles gesehen den riter der des lewen pflac: wand si lebten vür den tac ân angest unde âne nôt, dô der rise gelac tôt: des genâdéten si im genuoc, dem herren Iwein der in sluoc. ouch gerte er urloubes sâ: wande ern hete sich dâ niht ze sûmen mêre, ob er sîn êre an ir bestæten wolde, der er dâ komen solde ze helfe umbe mitten tac, diu dâ durch in gevangen lac. der wirt begunde in starke biten 5080 5085 5090 5075 5065 dernider adv., abgeschwächt aus darnider. — 5066 erciehen stv., in die Höhe ziehen; den andern slac erziehen, zum zweiten Schlage aus- holen. — 5069 sich errechen, sich vollständig rächen. — 5072: vgl. War- natsch zum Mantel Heinrich's von dem Türlin 363. 5075 Von , infolge von , wegen; 5075—76 nachgesprochen vom Dichter des Eraclius 3975—76. — 5077 die damit, dadurch glücklich geworden waren. — 5078 heiles adverbialer Genetiv, zum Heil, zu ihrem Glück. — 5080 vür den tac, über den Tag hinaus, von dem Tage an, fernerhin. — bestaten, «stœte sein lassen»; von dieser seltenen, im mhd. Wörterb. nicht vermerkten Bedeutung bringt noch andere Beispiele Paul Beitr. 1, 345. —
Strana 179
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 179 (daz war alsô guot vermiten), daz er dâ rouwen wolde: ern mohte noch ensolde. 5095 Dô antwurt er und sin wip beide guot unde lîp vil gar in sîne gewalt. daz gnâden wart vil manecvalt. daz er dâ hôrte von in zwein. dô sprach mîn her Iwein: «welt ir mich des geniezen lân, ob ich in iht gedienet hân, sô tuot ein dinc des ich bite: dâ ist mir wol gelônet mite. den herren Gâwein minne ich: ich weiz wol, alsô tuot er mich : ist unser minne âne kraft, sone wart nie guot geselleschaft. den ernst sol ich im niuwen swâ ich mac entriuwen. herre, zuo dem rîtent ir unde grüezent in von mir, und vüerent mit iu iuwer kint, diu dâ hie erledeget sint, und daz ir swester mit in var, und vüert ouch daz getwerc dar, des herre hie lît erslagen, und sult im des gnâde sagen swes ich iu gedienet hân : wan daz hân ich durch in getân. vrâger iuch wie ich si genant, sô tuot im daz erkant, 5100 5105 5110 5115 5120 s. 191 5094 das wäre ebenso gut gewesen, wenn es unterlassen worden ware; vollständig ausgedrückt müfste dieser Satz lauten: daz were alsò guot cermiten alsô getàn. Nach guot, liep, nütze und ähnlichen steht im Mhd. gern das Particip statt des Infinitivs (vgl. optimum factu, facile dictu); vgl. V. 4447, 4711 und Paul Mhd. Grammat. 293. — 5096 «er konnte es nicht und durfte es nicht». B. 5097 antwürten, übergeben. — 5110 vgl. mit 2621. — 5109—10 ist es mit unserer Liebe nichts, so hat es überhaupt nie eine echte Freundschaft gegeben, d. h. zwischen uns beiden besteht die innigste Freundschaft. — 5111 diese ernstlich gemeinte, aufrichtige, innige Liebe (den ernst) werde ich von neuem ihm beweisen; niuwen swv., neu machen, erneuern. — 5124 ez einem erkant tuon, es einen wissen lassen; Erec 2520, 3612; Gre- gor 3318. 12
DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFUHRUNG. 179 (daz war alsô guot vermiten), daz er dâ rouwen wolde: ern mohte noch ensolde. 5095 Dô antwurt er und sin wip beide guot unde lîp vil gar in sîne gewalt. daz gnâden wart vil manecvalt. daz er dâ hôrte von in zwein. dô sprach mîn her Iwein: «welt ir mich des geniezen lân, ob ich in iht gedienet hân, sô tuot ein dinc des ich bite: dâ ist mir wol gelônet mite. den herren Gâwein minne ich: ich weiz wol, alsô tuot er mich : ist unser minne âne kraft, sone wart nie guot geselleschaft. den ernst sol ich im niuwen swâ ich mac entriuwen. herre, zuo dem rîtent ir unde grüezent in von mir, und vüerent mit iu iuwer kint, diu dâ hie erledeget sint, und daz ir swester mit in var, und vüert ouch daz getwerc dar, des herre hie lît erslagen, und sult im des gnâde sagen swes ich iu gedienet hân : wan daz hân ich durch in getân. vrâger iuch wie ich si genant, sô tuot im daz erkant, 5100 5105 5110 5115 5120 s. 191 5094 das wäre ebenso gut gewesen, wenn es unterlassen worden ware; vollständig ausgedrückt müfste dieser Satz lauten: daz were alsò guot cermiten alsô getàn. Nach guot, liep, nütze und ähnlichen steht im Mhd. gern das Particip statt des Infinitivs (vgl. optimum factu, facile dictu); vgl. V. 4447, 4711 und Paul Mhd. Grammat. 293. — 5096 «er konnte es nicht und durfte es nicht». B. 5097 antwürten, übergeben. — 5110 vgl. mit 2621. — 5109—10 ist es mit unserer Liebe nichts, so hat es überhaupt nie eine echte Freundschaft gegeben, d. h. zwischen uns beiden besteht die innigste Freundschaft. — 5111 diese ernstlich gemeinte, aufrichtige, innige Liebe (den ernst) werde ich von neuem ihm beweisen; niuwen swv., neu machen, erneuern. — 5124 ez einem erkant tuon, es einen wissen lassen; Erec 2520, 3612; Gre- gor 3318. 12
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180 IX. ABENTEUER, s. 192 daz ein lewe mit mir si: dâ erkennet er mich bi. Daz gelobte der herre und bat in des vil verre, swenn er ze dem brunnen gestrite, daz er dar wider rite : er schüefe im guoten gemach. mîn her Iwein dô sprach : «mîn riten daz ist mislich. ich kume iu gerne, lânt si mich mit ten ich dâ strîten sol: ich getruwe aber in des wol, mugen si mirz ane erstriten, sine lânt mich niender riten.» dô bat dâ man unde wip, daz got sin êre und sînen lip vriste unde behuote: mit lîbe und mit guote stüenden si im ze gebote. alsus bevalch er si gote. 5130 5135 5140 5125 IX. ABENTEUER, LUNETENS BEFREIUNG. Ehe noch Iwein zur Kapelle gelangen konnte, wurde Lunete aus ihrem Gewahrsam gezogen und sollte den Flammen übergeben werden. Mit gebundenen Händen, nur mit einem Hemde bekleidet, erwartet sie, an aller Rettung verzweifelnd, den Tod. Da erscheint endlich ihr Kämpfer und begehrt, daß man entweder Luneten freilasse oder mit ihm kampfe. Seine drei Gegner, der Truchsefs und seine Brüder, wählen das letztere. aber nur unter der Bedingung, dafs er den Löwen von seiner Seite ent- ferne. Nachdem dieses geschehen, beginnt der Kampf. Der Truchse!: stürzt bald, von Iwein's Lanze getroffen, besinnungslos zu Boden, sodat dieser eine Zeit lang sich nur gegen zwei zu welren hat. Als sich der 5129 ze, bei, an. — gestrite conj. plusquamperf.: gestritten hätte. — 5133 mislich adj., zweifelhaft, ungewiss : «mein Reiten kann vielleicht statt- finden, vielleicht auch nicht.» B.— 5137 e: einem an erstrîten, es im Streit (Kampf) einem abgewinnen, aberzwingen. — 5138 niender ist hier aus der localen in die modale Bedeutung (wie öfter) übergetreten: auf keine Weise, unter keiner Bedingung, durchaus nicht. — 5141 vriste = vristete ; ebenso ist behuote das Præt. von behüeten.
180 IX. ABENTEUER, s. 192 daz ein lewe mit mir si: dâ erkennet er mich bi. Daz gelobte der herre und bat in des vil verre, swenn er ze dem brunnen gestrite, daz er dar wider rite : er schüefe im guoten gemach. mîn her Iwein dô sprach : «mîn riten daz ist mislich. ich kume iu gerne, lânt si mich mit ten ich dâ strîten sol: ich getruwe aber in des wol, mugen si mirz ane erstriten, sine lânt mich niender riten.» dô bat dâ man unde wip, daz got sin êre und sînen lip vriste unde behuote: mit lîbe und mit guote stüenden si im ze gebote. alsus bevalch er si gote. 5130 5135 5140 5125 IX. ABENTEUER, LUNETENS BEFREIUNG. Ehe noch Iwein zur Kapelle gelangen konnte, wurde Lunete aus ihrem Gewahrsam gezogen und sollte den Flammen übergeben werden. Mit gebundenen Händen, nur mit einem Hemde bekleidet, erwartet sie, an aller Rettung verzweifelnd, den Tod. Da erscheint endlich ihr Kämpfer und begehrt, daß man entweder Luneten freilasse oder mit ihm kampfe. Seine drei Gegner, der Truchsefs und seine Brüder, wählen das letztere. aber nur unter der Bedingung, dafs er den Löwen von seiner Seite ent- ferne. Nachdem dieses geschehen, beginnt der Kampf. Der Truchse!: stürzt bald, von Iwein's Lanze getroffen, besinnungslos zu Boden, sodat dieser eine Zeit lang sich nur gegen zwei zu welren hat. Als sich der 5129 ze, bei, an. — gestrite conj. plusquamperf.: gestritten hätte. — 5133 mislich adj., zweifelhaft, ungewiss : «mein Reiten kann vielleicht statt- finden, vielleicht auch nicht.» B.— 5137 e: einem an erstrîten, es im Streit (Kampf) einem abgewinnen, aberzwingen. — 5138 niender ist hier aus der localen in die modale Bedeutung (wie öfter) übergetreten: auf keine Weise, unter keiner Bedingung, durchaus nicht. — 5141 vriste = vristete ; ebenso ist behuote das Præt. von behüeten.
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LUNETENS BEFREIUNG. 181 Gefallene erholt und an dem Kampfe wieder betheiligen will, dringt der Lowe aus seinem Gewahrsam hervor und zerreifst ihn. Mit seiner Hilfe bewaltigt lwein auch die beiden übrigen Gegner. Diese müssen nach alter Sitte , weil im gerichtlichen Zweikampfe besiegt, nun an Lunetens Statt den Feuertod erdulden. Laudine bittet darauf den Sieger, ohne dafs sie ihn wieder erkennt, bei ihr zu bleiben, bis seine und seines Gefährten Wunden wieder heil geworden. Er schlägt es ihr aber ab und verweigert ihr ebenso jegliche Auskunft über seine Person; er gibt sich ihr nur für ien « Ritter mit dem Löwen» aus, nach dem möge sie sich erkundigen. Damit zieht er von dannen und gelangt, nachdem er noch den wunden Lowen zu sich aufs Pferd genommen, im höchsten Grade erschöpft zu einer Burg, wo er freundlich empfangen und bewirthet wird. Dort ver- weilt er vierzehn Tage, bis er und sein treuer Begleiter sich wieder er- holt haben. s. 193 Im warn die wege wol kunt, und was ouch deste kurzer stunt zúo der kápéllen komen. dô was diu juncfrouwe genomen her úz dâ si gevangen lac (wand ez was wol umbe mitten tac), und wârn ir in den stunden die hende gebunden, ir cleider von ir getân und niuwan ir hemde an verlân. und diu hurt was bereit, und daz viur dar under geleit, unde stuont vrou Lûnete ûf ir knien an ir gebete und bat got der sêle pflegen, wan si hete sich des libes bewegen. Dô si sich missetrôste, daz si nů niemen lôste, dô kom ir helfare, und was im vil sware ir laster unde ir arbeit, die si von sînen schulden leit. 5150 5155 5160 5145 5165 5146 deste kurzer stunt, in um so kürzerer Zeit, um so schneller. — 5155 diu hurt stf., ein Flechtwerk aus Weiden oder Reisich, die Hürde (Horde), besonders der Rost, auf dem Verbrecher verbrannt wurden; vgl. zu 5437. — 5160 sich bewegen (stv.) eines d., einer Sache sich entschlagen, sie aufgeben. 5161 sich missetresten swv., sich schlechtem Troste hingeben; in Ver- zweiflung sein; vgl. Heinrich von Veldecke 2647: end missetrôste sich des. da: u. s. W. —
LUNETENS BEFREIUNG. 181 Gefallene erholt und an dem Kampfe wieder betheiligen will, dringt der Lowe aus seinem Gewahrsam hervor und zerreifst ihn. Mit seiner Hilfe bewaltigt lwein auch die beiden übrigen Gegner. Diese müssen nach alter Sitte , weil im gerichtlichen Zweikampfe besiegt, nun an Lunetens Statt den Feuertod erdulden. Laudine bittet darauf den Sieger, ohne dafs sie ihn wieder erkennt, bei ihr zu bleiben, bis seine und seines Gefährten Wunden wieder heil geworden. Er schlägt es ihr aber ab und verweigert ihr ebenso jegliche Auskunft über seine Person; er gibt sich ihr nur für ien « Ritter mit dem Löwen» aus, nach dem möge sie sich erkundigen. Damit zieht er von dannen und gelangt, nachdem er noch den wunden Lowen zu sich aufs Pferd genommen, im höchsten Grade erschöpft zu einer Burg, wo er freundlich empfangen und bewirthet wird. Dort ver- weilt er vierzehn Tage, bis er und sein treuer Begleiter sich wieder er- holt haben. s. 193 Im warn die wege wol kunt, und was ouch deste kurzer stunt zúo der kápéllen komen. dô was diu juncfrouwe genomen her úz dâ si gevangen lac (wand ez was wol umbe mitten tac), und wârn ir in den stunden die hende gebunden, ir cleider von ir getân und niuwan ir hemde an verlân. und diu hurt was bereit, und daz viur dar under geleit, unde stuont vrou Lûnete ûf ir knien an ir gebete und bat got der sêle pflegen, wan si hete sich des libes bewegen. Dô si sich missetrôste, daz si nů niemen lôste, dô kom ir helfare, und was im vil sware ir laster unde ir arbeit, die si von sînen schulden leit. 5150 5155 5160 5145 5165 5146 deste kurzer stunt, in um so kürzerer Zeit, um so schneller. — 5155 diu hurt stf., ein Flechtwerk aus Weiden oder Reisich, die Hürde (Horde), besonders der Rost, auf dem Verbrecher verbrannt wurden; vgl. zu 5437. — 5160 sich bewegen (stv.) eines d., einer Sache sich entschlagen, sie aufgeben. 5161 sich missetresten swv., sich schlechtem Troste hingeben; in Ver- zweiflung sein; vgl. Heinrich von Veldecke 2647: end missetrôste sich des. da: u. s. W. —
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182 IX. ABENTEUER, ouch hete mîn her Iwein grôzen trôst ze den zwein, daz got und ir unschulde den gewalt niene dulde, daz im iht missegienge, und daz in ouch vervienge der lewe sîn geverte, daz er die magt ernerte. 5170 5175 s. 194 Nu gâhte er sêre mitten sporn: wand si ware verlorn, waer er iht langer gewesen. er rief und sprach: «lât genesen, übeliu diet, dise magt. swaz man hie über si clagt, des wil ich in ir schulden stân: und sol si dâ zuo kempfen hân, sô wil ich vehten vür si.» sô daz gehôrten dise dri, daz versmâhet in vaste: doch entwichen si dem gaste und machten im wec dar. nû nam er umbe sich war und suochtes mitten ougen, die sin herze tougen zallen ziten an sach unde ir ouch ze vrouwen jach. schierè sach er sî sitzen, und was von sinen witzen vil nâch komen als ê: wand sî sagent, ez tuo wê, swer sînem herzenliebe si alsô gastlichen bi. 5180 5185 5196 5195 Nu begunder umbe schouwen und sach vil juncvrouwen, 5200 5167 ouch, andererseits, dagegen. — 5172 einen vervahen stv., einem zu Statten kommen, helfen. 5181 dafür will ich ihre Schuld auf mich nehmen, will ich haften. — 5185 über mir versmahet e: vgl. zu 4651. — 5187 einem wec machen, Platz machen; bei Chrestiens 4335 si li font voie. — 5188 umbe sich war nemen. sich umschauen. — 5190 tougen adv., heimlich. — 5192 und die er auch für seine Gebieterin erklarte. — 5194 von sînen witzen (pl. von witze fem.) komen. von Sinnen kommen, seinen Verstand verlieren. — 5195 als é, wie früher. — 5198 gastlîchen adv., in der Weise eines gastes, d. h. eines Fremden.
182 IX. ABENTEUER, ouch hete mîn her Iwein grôzen trôst ze den zwein, daz got und ir unschulde den gewalt niene dulde, daz im iht missegienge, und daz in ouch vervienge der lewe sîn geverte, daz er die magt ernerte. 5170 5175 s. 194 Nu gâhte er sêre mitten sporn: wand si ware verlorn, waer er iht langer gewesen. er rief und sprach: «lât genesen, übeliu diet, dise magt. swaz man hie über si clagt, des wil ich in ir schulden stân: und sol si dâ zuo kempfen hân, sô wil ich vehten vür si.» sô daz gehôrten dise dri, daz versmâhet in vaste: doch entwichen si dem gaste und machten im wec dar. nû nam er umbe sich war und suochtes mitten ougen, die sin herze tougen zallen ziten an sach unde ir ouch ze vrouwen jach. schierè sach er sî sitzen, und was von sinen witzen vil nâch komen als ê: wand sî sagent, ez tuo wê, swer sînem herzenliebe si alsô gastlichen bi. 5180 5185 5196 5195 Nu begunder umbe schouwen und sach vil juncvrouwen, 5200 5167 ouch, andererseits, dagegen. — 5172 einen vervahen stv., einem zu Statten kommen, helfen. 5181 dafür will ich ihre Schuld auf mich nehmen, will ich haften. — 5185 über mir versmahet e: vgl. zu 4651. — 5187 einem wec machen, Platz machen; bei Chrestiens 4335 si li font voie. — 5188 umbe sich war nemen. sich umschauen. — 5190 tougen adv., heimlich. — 5192 und die er auch für seine Gebieterin erklarte. — 5194 von sînen witzen (pl. von witze fem.) komen. von Sinnen kommen, seinen Verstand verlieren. — 5195 als é, wie früher. — 5198 gastlîchen adv., in der Weise eines gastes, d. h. eines Fremden.
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LUNETENS BEFREIUNG. 183 die ir gesindes waren : die hôrter gebâren harte clägelîchen. si bâten got den rîchen, si sprâchen: «got herre, wir biten dich vil verre, daz dû uns rechest an dem, der uns unser gespilen nem. wir heten ir vrume und êre : nune habe wir niemen mêre, der dâ ze kemenâten umb uns getürre râten, daz uns mîn vrouwe iht guotes tuo, als beide spâte unde vruo diu vil getriuwe Lûnete unser liebiu gespile tete.» 5205 5210 5215 s. 195 Ditz machet im sînen muot ze vehten stare unde guot, und reit dar dâ er sî sach. er hiez sî ûf stên unde sprach: «vrouwe, zeiget mir die, die iuch dâ kumbernt, sint sî hie: und heizet iuch drâte ledec lân, ode si müezen von mir hân den strît den ich geleisten mac!» und sîn leu, der sîn dâ pflac, der gesach vil schiere sînen haz unde gestuont hin nâher baz. 5220 5225 Nû was diu reine guote magt von vorhten alsô gar verzagt, daz si vil kůme úf gesach: do gevienc si kraft unde sprach: 5230 5204 rîche, mächtig, gewaltig. — 5208 gespile swm. u. fem., Gespiel, Gespielin; die von Lachmann hier und V. 5216 seiner Metrik zu Liebe in den Text aufgenommene Form spile ist der Uberlieferung gegenüber so wenig haltbar als das anderwärts von ihm gewählte selle selleschaft für geselle geselleschaft (dazu verte = geverte mit der Anmerkung Lachmann’s zu 4675); doch vgl. über spile Germania 9, 369 und Martina 201, 33; spele bei Ebernand 3027 u. Piderit Weihnachtsspiel 712. — 5210 vgl. mit Armer Heinrich 721. — 5211 kemenâte swf., hier das Frauengemach; vgl. zu V. 81. — 5212 getürre præt. conj. zu getar, ich getraue mich. 5222 kumbern swv., belästigen, beschwerlich fallen, bedrängen. — 5225 geleisten, hier bei mac im Sinne von leisten. — 5228 gestân, sich stellen, treten.
LUNETENS BEFREIUNG. 183 die ir gesindes waren : die hôrter gebâren harte clägelîchen. si bâten got den rîchen, si sprâchen: «got herre, wir biten dich vil verre, daz dû uns rechest an dem, der uns unser gespilen nem. wir heten ir vrume und êre : nune habe wir niemen mêre, der dâ ze kemenâten umb uns getürre râten, daz uns mîn vrouwe iht guotes tuo, als beide spâte unde vruo diu vil getriuwe Lûnete unser liebiu gespile tete.» 5205 5210 5215 s. 195 Ditz machet im sînen muot ze vehten stare unde guot, und reit dar dâ er sî sach. er hiez sî ûf stên unde sprach: «vrouwe, zeiget mir die, die iuch dâ kumbernt, sint sî hie: und heizet iuch drâte ledec lân, ode si müezen von mir hân den strît den ich geleisten mac!» und sîn leu, der sîn dâ pflac, der gesach vil schiere sînen haz unde gestuont hin nâher baz. 5220 5225 Nû was diu reine guote magt von vorhten alsô gar verzagt, daz si vil kůme úf gesach: do gevienc si kraft unde sprach: 5230 5204 rîche, mächtig, gewaltig. — 5208 gespile swm. u. fem., Gespiel, Gespielin; die von Lachmann hier und V. 5216 seiner Metrik zu Liebe in den Text aufgenommene Form spile ist der Uberlieferung gegenüber so wenig haltbar als das anderwärts von ihm gewählte selle selleschaft für geselle geselleschaft (dazu verte = geverte mit der Anmerkung Lachmann’s zu 4675); doch vgl. über spile Germania 9, 369 und Martina 201, 33; spele bei Ebernand 3027 u. Piderit Weihnachtsspiel 712. — 5210 vgl. mit Armer Heinrich 721. — 5211 kemenâte swf., hier das Frauengemach; vgl. zu V. 81. — 5212 getürre præt. conj. zu getar, ich getraue mich. 5222 kumbern swv., belästigen, beschwerlich fallen, bedrängen. — 5225 geleisten, hier bei mac im Sinne von leisten. — 5228 gestân, sich stellen, treten.
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184 IX. ABENTEUER, «herre, daz vergelt iu got! der weiz wol, daz ich disen spot und dise schande dulde ân alle mîne schulde; und bite des unsern herren, daz si iu müezen werren niuwan als ich schuldec sî», und zeicte si im alle drî. 5235 5240 S. 196 Dô sprach der truhsæze: « er ist gnuoc tumpræeze, der her kumt sterben durch dich. nu ist ez gnuoc billich, swer selbe des tôdes ger, daz mans ouch den gewer, und der ouch danne vehte sô gar wider dem rehte. wan ez hât allez ditz lant ir untriuwe wol erkant, wie si ir vrouwen verriet, daz si von ir êren schiet. zwâre, herre, ich râte iu daz, daz ir iuch bedenket baz. ich erban iu des vil sêre, daz wir iu iuwer ère müezen nemen untten lip umb ein sô ungetriuwez wîp. nú seht daz unser dri sint: und wæret ir niht ein kint, ir möhtet wol die rede lân, diu iu an den lip muoz gân.» 5245 5250 5255 5260 Dô sprach der riter mittem leun: «ir muget mir harte vil gedreun: 5238 werren stv., hinderlich, entgegen sein. — 5239 niuwan als, nur insoweit als. 5242 tumprœze adj., unüberlegt hitzig; dummdreist, tollkuhn; vgl. Meier Helmbrecht 106: dem tumben rœzen knehte. — 5252 con sînen eren scheiden, um seine Ehre kommen. — 5255 erbunnen verb. anom., nicht gönnen, nicht wünschen: ich wünsche euch das durchaus nicht, sehe oder thue das gar nicht gern. — 5261 fg. diu rede, diu an den lîp muor gân, der betreffende Zweikampf, der Handel, der euch das Leben kosten muſs. 5264 gedreun = gedrewen, gedröuwen, drohen. —
184 IX. ABENTEUER, «herre, daz vergelt iu got! der weiz wol, daz ich disen spot und dise schande dulde ân alle mîne schulde; und bite des unsern herren, daz si iu müezen werren niuwan als ich schuldec sî», und zeicte si im alle drî. 5235 5240 S. 196 Dô sprach der truhsæze: « er ist gnuoc tumpræeze, der her kumt sterben durch dich. nu ist ez gnuoc billich, swer selbe des tôdes ger, daz mans ouch den gewer, und der ouch danne vehte sô gar wider dem rehte. wan ez hât allez ditz lant ir untriuwe wol erkant, wie si ir vrouwen verriet, daz si von ir êren schiet. zwâre, herre, ich râte iu daz, daz ir iuch bedenket baz. ich erban iu des vil sêre, daz wir iu iuwer ère müezen nemen untten lip umb ein sô ungetriuwez wîp. nú seht daz unser dri sint: und wæret ir niht ein kint, ir möhtet wol die rede lân, diu iu an den lip muoz gân.» 5245 5250 5255 5260 Dô sprach der riter mittem leun: «ir muget mir harte vil gedreun: 5238 werren stv., hinderlich, entgegen sein. — 5239 niuwan als, nur insoweit als. 5242 tumprœze adj., unüberlegt hitzig; dummdreist, tollkuhn; vgl. Meier Helmbrecht 106: dem tumben rœzen knehte. — 5252 con sînen eren scheiden, um seine Ehre kommen. — 5255 erbunnen verb. anom., nicht gönnen, nicht wünschen: ich wünsche euch das durchaus nicht, sehe oder thue das gar nicht gern. — 5261 fg. diu rede, diu an den lîp muor gân, der betreffende Zweikampf, der Handel, der euch das Leben kosten muſs. 5264 gedreun = gedrewen, gedröuwen, drohen. —
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LUNETENS BEFREIUNG. 185 5265 §. 197 ir müezet mich bestân ode die juncvrouwen lân. mir hât diu unschuldige magt bî dem eide gesagt, daz si wider ir vrouwen si aller untriuwen vrî, und daz si ir nie getæte deheine misseræte. waz von diu, sint iuwer dri?" waent ir daz ich eine si? got gestuont der wârheit ie: mit den beiden bin ich hie. ich weiz wol, si gestênt mir : sus bin ich selbe dritte als ir. dar an lît, wane ich, groezer kraft danne an iwer geselleschaft.» 5270 5275 5280 Dô sprach der truhsæeze: «swes ich mich vermæze wider unsern herre got, des gevieng ich schaden unde spot. herre, ze dem drôt in mir: ich getrûwe im helfe baz dan ir. ich sihe iuch einen geverten hân, den sult ir hôher heizen gân, iuwern lewen der hie stât: der andern wirdet guot rât. hien vihtet niemen mit iu zwein.» dô sprach mîn her Iwein: der leu vert mit mir alle zit: ichn vüere in durch deheinen strit, ichn tribe in ouch von mir niht : werent iuch sîn, tuot er iu iht.» 5285 5290 5295 5272 misseràt masc., falscher, böser Rath. — 5273 waz von diu, was kann daraus entstehen; was weiter; was kümmert mich das; Erec 3984. — 5275 gestàn mit dat., auf eines Seite treten. — 5276 mit den beiden, «mit Gott und der gerechten Sache (der warheit)». B. — 5278 so bin ich mit den beiden andern (= selbe dritte) ebenso viel als ihr. 5282 sich vermezzen mit gen., sich wozu anheischig machen, etwas vornehmen, herausnehmen. — 5285 ze dem, mit dem; vgl. Herbort's Troj. Krieg 13133; Wolfram Willeh. 221, 28. — 5288 hoher gän, weiter zurück- gehen; ebenso hôher stân in V. 5303; «das Ferne erscheint auf einer ebenen Fläche immer höher". B. — 5296 werent iuch sin, wehrt euch gegen ihn , erwehrt euch seiner.
LUNETENS BEFREIUNG. 185 5265 §. 197 ir müezet mich bestân ode die juncvrouwen lân. mir hât diu unschuldige magt bî dem eide gesagt, daz si wider ir vrouwen si aller untriuwen vrî, und daz si ir nie getæte deheine misseræte. waz von diu, sint iuwer dri?" waent ir daz ich eine si? got gestuont der wârheit ie: mit den beiden bin ich hie. ich weiz wol, si gestênt mir : sus bin ich selbe dritte als ir. dar an lît, wane ich, groezer kraft danne an iwer geselleschaft.» 5270 5275 5280 Dô sprach der truhsæeze: «swes ich mich vermæze wider unsern herre got, des gevieng ich schaden unde spot. herre, ze dem drôt in mir: ich getrûwe im helfe baz dan ir. ich sihe iuch einen geverten hân, den sult ir hôher heizen gân, iuwern lewen der hie stât: der andern wirdet guot rât. hien vihtet niemen mit iu zwein.» dô sprach mîn her Iwein: der leu vert mit mir alle zit: ichn vüere in durch deheinen strit, ichn tribe in ouch von mir niht : werent iuch sîn, tuot er iu iht.» 5285 5290 5295 5272 misseràt masc., falscher, böser Rath. — 5273 waz von diu, was kann daraus entstehen; was weiter; was kümmert mich das; Erec 3984. — 5275 gestàn mit dat., auf eines Seite treten. — 5276 mit den beiden, «mit Gott und der gerechten Sache (der warheit)». B. — 5278 so bin ich mit den beiden andern (= selbe dritte) ebenso viel als ihr. 5282 sich vermezzen mit gen., sich wozu anheischig machen, etwas vornehmen, herausnehmen. — 5285 ze dem, mit dem; vgl. Herbort's Troj. Krieg 13133; Wolfram Willeh. 221, 28. — 5288 hoher gän, weiter zurück- gehen; ebenso hôher stân in V. 5303; «das Ferne erscheint auf einer ebenen Fläche immer höher". B. — 5296 werent iuch sin, wehrt euch gegen ihn , erwehrt euch seiner.
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186 IX. ABENTEUER, S. 198 Dô riefen si alle under in, ern tæte sînen lewen hin, mit im envæhte niemen dâ, unde zwâre er müese ouch sâ die juncvrouwen brinnen sehen. er sprach: desn sol niht geschehen.» sus muose der lewe hôher stàn : dennoch enmohte er des niht lân ern sæhe über den rücke dan sînen herren wider an. Sus sint diu wort hin geleit, und wurden ze strîte gereit. si wâren alle viere ze orse komen schiere uud liezen von ein ander gân, daz si ir puneiz möhten hân, und triben alle drî dan wider uf den einen man, swaz diu ors mohten gevarn. dar under muose er sich bewarn dar nâch als ein wîser man, der sîne riterschaft wol kan und sîne kraft mit listen ze rehten staten vristen. Si brâchen ûf im alle ir sper: daz sîn behielt aber er unde warf daz ors von in unde leisierte hin 5300 5305 5310 5315 5320 5297 under in, untereinander, miteinander. — 5298 ern tate hin, thate er nicht bei Seite, wenn er nicht wegthäte. — 5301 brinnen stv., brennen. — 5305 über den rücke dan, über den Rücken hinweg (sich mit dem Kopfe nach ihm umdrehend). 5307 diu wort hin legen, die Worte bei Seite thun, das Reden sein lassen. — 5311 in der Redensart von ein ander gân lâzen wird das Object ros verschwiegen: die Rosse beiderseitig umwenden, beidereits einen An- lauf nehmen. — 5312 puneiz stm. und neutr., das stofsende Losrennen, der Lanzenstofs, der Sperstich; altfranz. pugneis, poigneis, vom Lat. pungere. (Dieser und der vorhergehende Vers auch im Wigalois 93, 18—19.) — 5313 trîben ûf einen, auf einen losrennen; auch hier ors als Object zu er- gänzen. — 5315 gevarn, hier soviel wie: laufen, rennen. — 5320 ze rehten staten, für passende Gelegenheiten, für den rechten Moment. — vristen, aufsparen. 5323 daz ors von einem werfen, mit dem Rosse vor einem umwenden (um einen größern Anlauf gegen ihn zu nehmen). — 5324 leisieren (franz. laisser, lat. laxare), das Ross mit verhängtem Zügel laufen lassen, mit verhängtem Zügel reiten. —
186 IX. ABENTEUER, S. 198 Dô riefen si alle under in, ern tæte sînen lewen hin, mit im envæhte niemen dâ, unde zwâre er müese ouch sâ die juncvrouwen brinnen sehen. er sprach: desn sol niht geschehen.» sus muose der lewe hôher stàn : dennoch enmohte er des niht lân ern sæhe über den rücke dan sînen herren wider an. Sus sint diu wort hin geleit, und wurden ze strîte gereit. si wâren alle viere ze orse komen schiere uud liezen von ein ander gân, daz si ir puneiz möhten hân, und triben alle drî dan wider uf den einen man, swaz diu ors mohten gevarn. dar under muose er sich bewarn dar nâch als ein wîser man, der sîne riterschaft wol kan und sîne kraft mit listen ze rehten staten vristen. Si brâchen ûf im alle ir sper: daz sîn behielt aber er unde warf daz ors von in unde leisierte hin 5300 5305 5310 5315 5320 5297 under in, untereinander, miteinander. — 5298 ern tate hin, thate er nicht bei Seite, wenn er nicht wegthäte. — 5301 brinnen stv., brennen. — 5305 über den rücke dan, über den Rücken hinweg (sich mit dem Kopfe nach ihm umdrehend). 5307 diu wort hin legen, die Worte bei Seite thun, das Reden sein lassen. — 5311 in der Redensart von ein ander gân lâzen wird das Object ros verschwiegen: die Rosse beiderseitig umwenden, beidereits einen An- lauf nehmen. — 5312 puneiz stm. und neutr., das stofsende Losrennen, der Lanzenstofs, der Sperstich; altfranz. pugneis, poigneis, vom Lat. pungere. (Dieser und der vorhergehende Vers auch im Wigalois 93, 18—19.) — 5313 trîben ûf einen, auf einen losrennen; auch hier ors als Object zu er- gänzen. — 5315 gevarn, hier soviel wie: laufen, rennen. — 5320 ze rehten staten, für passende Gelegenheiten, für den rechten Moment. — vristen, aufsparen. 5323 daz ors von einem werfen, mit dem Rosse vor einem umwenden (um einen größern Anlauf gegen ihn zu nehmen). — 5324 leisieren (franz. laisser, lat. laxare), das Ross mit verhängtem Zügel laufen lassen, mit verhängtem Zügel reiten. —
Strana 187
LUNETENS BEFREIUNG. 187 5325 s. 199 von in eines ackers lanc, und tete schiere den wanc und limte vaste sîn sper vor ûf sine brust her, als in diu gewonheit lêrte. und dô er zuo in kêrte. dô muote im mittem swerte der truhsæeze, als er gerte, vor sînen bruodern zwein. dô nam ern under daz kinnebein, rehte vliegende stach er in enbor über den satel hin, daz er ûf dem sande gelac unde alles des verpflac, des im ze schaden mohte komen. der trost was den zwein benomen: wand er lac lange âne sin. nû riten wider uf in die zwêne, die noch werten, und pflâgens mitten swerten als guote riter solten. daz wart in wol vergolten, wande ie sin einer slac vaste wider ir zwein wac. er bedórfte wol kraft unde wer: wan zwéne sint eines her. 5330 5335 5340 5345 5350 Die juncfroun bâten alle got daz er sîn gnâde und sin gebot in ze helfe kêrte und ir kempfen êrte, daz er in ze trôste 5355 5326 wanc masc., das Umwenden , die Umkehr; den w. tuon, «denselben Weg zurücksprengen. — lîmen swv., leimen, hier: fest anlehnen; vgl. zu Erec 9077. — 5331 muoten swv., feindlich begegnen; entgegenrennen; ein Kunstausdruck der alten Ritter, wahrscheinlich aus den Niederlanden entlehnt, = mnl. moeten; in Bruder Hansens Marienliedern 1845 wird obviaverunt sibi übersetzt mit mûten sich und 2068 heifst es: doe dir de wechter mueten in der jassen; vgl. diu muote im Erec 776. — 5334 kinnebein stn.. Kinnbein, Kinnbacken, Kinn. — 5338 verpflegen, mit dem gen., etwas zu pflegen aufhören, es aufgeben, davon ablassen. — 5339 des für daz; der Genetiv durch Attractien des vorhergehenden Satzes bewirkt. — im = Iwein. — 5343 weren, währen, bleiben, bei Kräften sein. — 5344 es mit den swerten pflegen, mit Schwerthieben dienen, aufwarten. — 5347—48 denn ein einziger Hieb von ihm wog immer zwei von jenen auf; wider einem wegen, gegen einen das Gleichgewicht halten. — 5350 vgl. mit 4329.
LUNETENS BEFREIUNG. 187 5325 s. 199 von in eines ackers lanc, und tete schiere den wanc und limte vaste sîn sper vor ûf sine brust her, als in diu gewonheit lêrte. und dô er zuo in kêrte. dô muote im mittem swerte der truhsæeze, als er gerte, vor sînen bruodern zwein. dô nam ern under daz kinnebein, rehte vliegende stach er in enbor über den satel hin, daz er ûf dem sande gelac unde alles des verpflac, des im ze schaden mohte komen. der trost was den zwein benomen: wand er lac lange âne sin. nû riten wider uf in die zwêne, die noch werten, und pflâgens mitten swerten als guote riter solten. daz wart in wol vergolten, wande ie sin einer slac vaste wider ir zwein wac. er bedórfte wol kraft unde wer: wan zwéne sint eines her. 5330 5335 5340 5345 5350 Die juncfroun bâten alle got daz er sîn gnâde und sin gebot in ze helfe kêrte und ir kempfen êrte, daz er in ze trôste 5355 5326 wanc masc., das Umwenden , die Umkehr; den w. tuon, «denselben Weg zurücksprengen. — lîmen swv., leimen, hier: fest anlehnen; vgl. zu Erec 9077. — 5331 muoten swv., feindlich begegnen; entgegenrennen; ein Kunstausdruck der alten Ritter, wahrscheinlich aus den Niederlanden entlehnt, = mnl. moeten; in Bruder Hansens Marienliedern 1845 wird obviaverunt sibi übersetzt mit mûten sich und 2068 heifst es: doe dir de wechter mueten in der jassen; vgl. diu muote im Erec 776. — 5334 kinnebein stn.. Kinnbein, Kinnbacken, Kinn. — 5338 verpflegen, mit dem gen., etwas zu pflegen aufhören, es aufgeben, davon ablassen. — 5339 des für daz; der Genetiv durch Attractien des vorhergehenden Satzes bewirkt. — im = Iwein. — 5343 weren, währen, bleiben, bei Kräften sein. — 5344 es mit den swerten pflegen, mit Schwerthieben dienen, aufwarten. — 5347—48 denn ein einziger Hieb von ihm wog immer zwei von jenen auf; wider einem wegen, gegen einen das Gleichgewicht halten. — 5350 vgl. mit 4329.
Strana 188
188 IX. ABENTEUER, S. 200 ir gespiln erlôste. nu ist got sô gnæedec und sô guot und sô reine gemuot, daz er niemer kunde sô manegem süezen munde betelîchiu dinc versagen. ouch enwâren sî niht zagen, die dâ mit im vâhten, wande si in brâhten in vil angestlîche nôt. unde zwâre âne den tôt bekumberten si in sêre: dochn mohten si im dehein êre vürnamens an gewinnen. nů kom ze sînen sinnen der truhsæze widere und enlac niht mê dâ nidere: er bürte schilt unde swert und gienc ze den bruodern wert. 5300 5365 5370 Dô dûhte den leun, er hete zit sich ze hebenne an den strît, und lief ouch sâ den gênden man vil unbarmeclîchen an und zarte im daz îsen. man sach die ringe rîsen, sam si wæeren von strô. sus entworhte er in dô, wand er im gar zevuorte swaz er sîn geruorte. vor im gewan vrou Lûnete vride von des lewen bete. 5380 5385 5375 5358 reine adv., lauter, edel. — 5359 kund", könnte. — 1361 uber betelîch vgl. zu 4546; betelîchiu dinc etwa: bescheidene. billige Wünsche. — 5366 âne den tôt, abgesehen davon, dals sie ihm das Leben nicht nehmen konnten; vgl. Erec 5425, 8438. — 5369 vürnamens, vgl. zu 1238. — 5373 búrn swv., in die Höhe heben oder halten, erheben, anfheben. — 5374 wert adv., hinwärts ; ze — wert, nach — zu, nach —hin. 5375 er hete zît, für ihn ware die Zeit, der Augenblick, der entschei- dende Moment gekommen ; es wäre für ihn die höchste Zeit; er dürfte nicht länger warten; vgl. J. Grimm's Sendschreiben über Reinh. Fuchs, S. 59. — 5378 unbarmeclîchen adv., ohne Erbarmen. — 5379 vgl. Paul Beitr. I, 329 und 387. — 5380 rinc masc., der Panzerring. — rîsen stv., nieder- fallen. — 5382 entwürken v. an., zerarbeiten, zunichte machen. — 5383 ze- vüeren, zerreißsen, zerstören. — 5386 cride stm., Schutz, Sicherheit. — con des lewen bete, durch Bitte, Verwendung, Einspruch, Vermittelung des Löwen. —
188 IX. ABENTEUER, S. 200 ir gespiln erlôste. nu ist got sô gnæedec und sô guot und sô reine gemuot, daz er niemer kunde sô manegem süezen munde betelîchiu dinc versagen. ouch enwâren sî niht zagen, die dâ mit im vâhten, wande si in brâhten in vil angestlîche nôt. unde zwâre âne den tôt bekumberten si in sêre: dochn mohten si im dehein êre vürnamens an gewinnen. nů kom ze sînen sinnen der truhsæze widere und enlac niht mê dâ nidere: er bürte schilt unde swert und gienc ze den bruodern wert. 5300 5365 5370 Dô dûhte den leun, er hete zit sich ze hebenne an den strît, und lief ouch sâ den gênden man vil unbarmeclîchen an und zarte im daz îsen. man sach die ringe rîsen, sam si wæeren von strô. sus entworhte er in dô, wand er im gar zevuorte swaz er sîn geruorte. vor im gewan vrou Lûnete vride von des lewen bete. 5380 5385 5375 5358 reine adv., lauter, edel. — 5359 kund", könnte. — 1361 uber betelîch vgl. zu 4546; betelîchiu dinc etwa: bescheidene. billige Wünsche. — 5366 âne den tôt, abgesehen davon, dals sie ihm das Leben nicht nehmen konnten; vgl. Erec 5425, 8438. — 5369 vürnamens, vgl. zu 1238. — 5373 búrn swv., in die Höhe heben oder halten, erheben, anfheben. — 5374 wert adv., hinwärts ; ze — wert, nach — zu, nach —hin. 5375 er hete zît, für ihn ware die Zeit, der Augenblick, der entschei- dende Moment gekommen ; es wäre für ihn die höchste Zeit; er dürfte nicht länger warten; vgl. J. Grimm's Sendschreiben über Reinh. Fuchs, S. 59. — 5378 unbarmeclîchen adv., ohne Erbarmen. — 5379 vgl. Paul Beitr. I, 329 und 387. — 5380 rinc masc., der Panzerring. — rîsen stv., nieder- fallen. — 5382 entwürken v. an., zerarbeiten, zunichte machen. — 5383 ze- vüeren, zerreißsen, zerstören. — 5386 cride stm., Schutz, Sicherheit. — con des lewen bete, durch Bitte, Verwendung, Einspruch, Vermittelung des Löwen. —
Strana 189
LUNETENS BEFREIUNG. 189 diu bete was niuwan der tôt : des vrout si sich, des gienc ir nôt. Hie lac der truhsæze: nu wart der lewe ræeze ze sînen kampfgenôzen, die manegen slac grôzen heten enpfangen unde gegeben. werten si nu wol daz leben,. daz was in guot vür den tôt: wand si bestuont nû michel nôt. nu wâren zwêne wider zwein: wande ezn mohte her Iwein den lewen niht vertriben: dô liez erz ouch belîben. er hete siner helfe wol enborn, und liez ez ouch âne grôzen zorn, daz er in sine helfe spranc: ern sagtes im danc noch undanc. si vâhten si bêdenthalben an. hie der lewe, dort der man. Ouch ensparten si lip noch den muot: solten si dâ von sîn behuot, si wâren werhaft genuoc: unde ir ietweder sluoc dem lewen eine wunden. dô er der hete enpfunden, dô wart er ræezer vil dan e. ouch tete hern Iweine wê, daz er den lewen wunden sach. daz beschéinter wol : wande er brach sine senfte gebærde; S. 202 von des leun beswarde 5395 5400 5405 5410 5415 5390 8. 201 5388 des gienc ir not, « dazu hatte sie Ursache»; vgl. Anm. zu 2050. 5390 rœze adj,, wild, heftig, hitzig, wüthend. — 5391 ze, nach, gegen; ähnlichen Sinn hat die Präposition nach gâch. — 5394 dac leben wern, sein Leben zu vertheidigen, zu schützen suchen; um sein Leben kämpfen. — 1401 enborn von enbern stv.: er hatte auf seine Hilfe gar nicht gerechnet; ces lag ihm nichts daran, dals er ihm zu Hilfe kam». B. (Lachmann ver- muthet sîn für sîner helfe.) — 5403 in sîne helfe, ihm zu Hilfe. — 5404 weder dankte er ihm dafür, noch war er ungehalten darüber; es war ihm einerlei. — 5405 bedenthalben adv., von, auf beiden Seiten. 5408 hätten sie damit sich behüten können. — 5409 werhaft, kampf- gerüstet, kampfbereit, tapfer. — 5415 wunden ist hier flectierter Adjectiv. — 5416—17 sîne s. gebarde brechen, sein mildes Auftreten ändern. —
LUNETENS BEFREIUNG. 189 diu bete was niuwan der tôt : des vrout si sich, des gienc ir nôt. Hie lac der truhsæze: nu wart der lewe ræeze ze sînen kampfgenôzen, die manegen slac grôzen heten enpfangen unde gegeben. werten si nu wol daz leben,. daz was in guot vür den tôt: wand si bestuont nû michel nôt. nu wâren zwêne wider zwein: wande ezn mohte her Iwein den lewen niht vertriben: dô liez erz ouch belîben. er hete siner helfe wol enborn, und liez ez ouch âne grôzen zorn, daz er in sine helfe spranc: ern sagtes im danc noch undanc. si vâhten si bêdenthalben an. hie der lewe, dort der man. Ouch ensparten si lip noch den muot: solten si dâ von sîn behuot, si wâren werhaft genuoc: unde ir ietweder sluoc dem lewen eine wunden. dô er der hete enpfunden, dô wart er ræezer vil dan e. ouch tete hern Iweine wê, daz er den lewen wunden sach. daz beschéinter wol : wande er brach sine senfte gebærde; S. 202 von des leun beswarde 5395 5400 5405 5410 5415 5390 8. 201 5388 des gienc ir not, « dazu hatte sie Ursache»; vgl. Anm. zu 2050. 5390 rœze adj,, wild, heftig, hitzig, wüthend. — 5391 ze, nach, gegen; ähnlichen Sinn hat die Präposition nach gâch. — 5394 dac leben wern, sein Leben zu vertheidigen, zu schützen suchen; um sein Leben kämpfen. — 1401 enborn von enbern stv.: er hatte auf seine Hilfe gar nicht gerechnet; ces lag ihm nichts daran, dals er ihm zu Hilfe kam». B. (Lachmann ver- muthet sîn für sîner helfe.) — 5403 in sîne helfe, ihm zu Hilfe. — 5404 weder dankte er ihm dafür, noch war er ungehalten darüber; es war ihm einerlei. — 5405 bedenthalben adv., von, auf beiden Seiten. 5408 hätten sie damit sich behüten können. — 5409 werhaft, kampf- gerüstet, kampfbereit, tapfer. — 5415 wunden ist hier flectierter Adjectiv. — 5416—17 sîne s. gebarde brechen, sein mildes Auftreten ändern. —
Strana 190
190 IX. ABENTEUER, gewan er zornes alsô vil, daz er sî brâhte uf daz zil, daz si gar verlurn ir kraft und gehabten vor im zagehaft. 5420 Sus wâren si überwunden, iedoch mit vier wunden, die si im hâten geslagen. dochn hôrte in dâ niemen clagen deheinen der im geschach, niuwan des lewen ungemach. 5425 Nû was ze den zîten site, daz der schuldegære lite den selben tôt, den der man solte liden, den er an mit kampfe vor gerihte sprach, ob ez alsô geschach, daz er mit kampfe unschuldec wart. dazn wart ouch hie niht gespart : si wurden ûf den rôst geleit. vroun Lûneten wâren gereit die juncvrouwen alle, mit manegem vuozvalle genâdeten si im sêre unde buten im al die êre, der er von in geruochte und vürbaz danne er suochte. 5430 5435 5440 S. 203 Vrou Lünete was vil vrô. wand ez gezôch sich also: si gewan ir vrouwen hulde und hete âne schulde erliten kumber unde nôt des ergátzte si si unz an ir tôt. 5445 5450 5420 ûf das zil das, soweit, dahin daſs. — 5422 gehaben, halten, sich be- finden, stehen. — 5427 deheinen, nämlich ungemach, wie aus der folgenden Zeile zu verstehen ist. 5430 der schuldegare, der Beschuldiger, Kläger. — 5433 einen an sprechen, als Kläger gegen einen auftreten, einen anklagen, herausfordern; mit kampfe, indem man die Anklage durch einen Zweikampf zu beweisen sich erbietet. — 5435 dals durch den Zweikampf seine Unschuld erwiesen ward. — 5437 rôst masc., der Rost, der Scheiterhaufen; dasselbe bedentete diu hurt in V. 5155. — 5444 vürbaz danne, weit mehr noch als. 5446 denn es fügte sich für sie so. — 5450 ergatzte prat. von ergetzen swv., vgl. zu 2070.
190 IX. ABENTEUER, gewan er zornes alsô vil, daz er sî brâhte uf daz zil, daz si gar verlurn ir kraft und gehabten vor im zagehaft. 5420 Sus wâren si überwunden, iedoch mit vier wunden, die si im hâten geslagen. dochn hôrte in dâ niemen clagen deheinen der im geschach, niuwan des lewen ungemach. 5425 Nû was ze den zîten site, daz der schuldegære lite den selben tôt, den der man solte liden, den er an mit kampfe vor gerihte sprach, ob ez alsô geschach, daz er mit kampfe unschuldec wart. dazn wart ouch hie niht gespart : si wurden ûf den rôst geleit. vroun Lûneten wâren gereit die juncvrouwen alle, mit manegem vuozvalle genâdeten si im sêre unde buten im al die êre, der er von in geruochte und vürbaz danne er suochte. 5430 5435 5440 S. 203 Vrou Lünete was vil vrô. wand ez gezôch sich also: si gewan ir vrouwen hulde und hete âne schulde erliten kumber unde nôt des ergátzte si si unz an ir tôt. 5445 5450 5420 ûf das zil das, soweit, dahin daſs. — 5422 gehaben, halten, sich be- finden, stehen. — 5427 deheinen, nämlich ungemach, wie aus der folgenden Zeile zu verstehen ist. 5430 der schuldegare, der Beschuldiger, Kläger. — 5433 einen an sprechen, als Kläger gegen einen auftreten, einen anklagen, herausfordern; mit kampfe, indem man die Anklage durch einen Zweikampf zu beweisen sich erbietet. — 5435 dals durch den Zweikampf seine Unschuld erwiesen ward. — 5437 rôst masc., der Rost, der Scheiterhaufen; dasselbe bedentete diu hurt in V. 5155. — 5444 vürbaz danne, weit mehr noch als. 5446 denn es fügte sich für sie so. — 5450 ergatzte prat. von ergetzen swv., vgl. zu 2070.
Strana 191
LUNETENS BEFREIUNG. 191 S. 204 Noch erkánde in dâ wîp noch man, und schiet alsô lihte von dan; niuwan eine vrou Lûnete, diu daz durch sîn gebot tete, daz si in nieman ennante. daz in diu niht erkante, diu doch sîn herze bî ir truoc, daz was wunders genuoc. doch bat sî in vil verre, sî sprach: «lieber herre, durch got belibet hie mit mir: wande ich weiz wol daz ir und iuwer leu sît starke wunt: lât mich iuch machen gesunt.» Sus sprach der namelôse dô: «ichn gewinne gemach nochn wirde vrô niemer mê unz ûf den tac, daz ich wider gehaben mac miner vrouwen hulde: der mangel ich âne schulde.» si sprach: «wie selten ich daz wip, beide ir muot und ir lip, immer geprîse (wand si enist niht wîse), diu einem alsô vrumen man, als in noch hie schînet an, ir hulde iemer widerseit, ob sî niht gróz herzeleit ûf in ze sprechenne hât!» er sprach: «niemer werde mîn rât, ir wille enwæere ie mîn gebot: und gebiete ir unser herre got 5455 5460 5465 5470 5475 5480 3452 also, «demgemäßs, weil ihn niemand kannten, als Unerkannter.— lihte adv., ohne Schwierigkeit. — 5453 nur allein Lunete, d. h. die kannte ihn. — 5455 en- in ennante ist Negation = ne. 5466 nochn wirde vro, noch werde ich froh. — 5470 mangelen, er- mangeln, entbehren. — 5471 wie selten immer, hier in dem Sinne von: wie wenig jemals: nimmermehr. — 5473 geprisen =prîsen, preisen. — 5476 wie ihr bisjetzt euch hier gezeigt habt. — 5477 iemer, jemals. — widersagen, ver- sagen, verweigern. — 5479 etewaz sprechen úf einen, einem etwas vor- werfen, schuld geben; sich wegen einer Sache über einen beklagen. — 5480— 81 mir werde nimmer geholfen, wenn ich ihrem Willen nicht jeder- zeit unterworfen war ; ich will immer unerlöst bleiben, wenn ich nicht stets ihr treu ergeben gewesen bin. —
LUNETENS BEFREIUNG. 191 S. 204 Noch erkánde in dâ wîp noch man, und schiet alsô lihte von dan; niuwan eine vrou Lûnete, diu daz durch sîn gebot tete, daz si in nieman ennante. daz in diu niht erkante, diu doch sîn herze bî ir truoc, daz was wunders genuoc. doch bat sî in vil verre, sî sprach: «lieber herre, durch got belibet hie mit mir: wande ich weiz wol daz ir und iuwer leu sît starke wunt: lât mich iuch machen gesunt.» Sus sprach der namelôse dô: «ichn gewinne gemach nochn wirde vrô niemer mê unz ûf den tac, daz ich wider gehaben mac miner vrouwen hulde: der mangel ich âne schulde.» si sprach: «wie selten ich daz wip, beide ir muot und ir lip, immer geprîse (wand si enist niht wîse), diu einem alsô vrumen man, als in noch hie schînet an, ir hulde iemer widerseit, ob sî niht gróz herzeleit ûf in ze sprechenne hât!» er sprach: «niemer werde mîn rât, ir wille enwæere ie mîn gebot: und gebiete ir unser herre got 5455 5460 5465 5470 5475 5480 3452 also, «demgemäßs, weil ihn niemand kannten, als Unerkannter.— lihte adv., ohne Schwierigkeit. — 5453 nur allein Lunete, d. h. die kannte ihn. — 5455 en- in ennante ist Negation = ne. 5466 nochn wirde vro, noch werde ich froh. — 5470 mangelen, er- mangeln, entbehren. — 5471 wie selten immer, hier in dem Sinne von: wie wenig jemals: nimmermehr. — 5473 geprisen =prîsen, preisen. — 5476 wie ihr bisjetzt euch hier gezeigt habt. — 5477 iemer, jemals. — widersagen, ver- sagen, verweigern. — 5479 etewaz sprechen úf einen, einem etwas vor- werfen, schuld geben; sich wegen einer Sache über einen beklagen. — 5480— 81 mir werde nimmer geholfen, wenn ich ihrem Willen nicht jeder- zeit unterworfen war ; ich will immer unerlöst bleiben, wenn ich nicht stets ihr treu ergeben gewesen bin. —
Strana 192
192 IX. ABENTEUER, S. 205 daz si mich bedenke enzit. den kumber der mir nâhen lit, den sage ich niemen, wizze Krist, wan dem er doch gewizzen ist, swie nâ er mînem herzen gê. sî sprach: «ist er dan iemen mê gewizzen wan iu zwein?" «jâ, vrowe», sprach her Iwein. Si sprach: «wan nennet ir si doch?" er sprach : «vrouwe, nein ich noch: ich muoz ir hulde ê haben baz.» si sprach: «nu saget mir doch daz, wie sît ir selbe genant?" er sprach : «ich wil sîn erkant bî mînem leun der mit mir vert. mirn werde ir gnâde baz beschert. sô wil ich mich iemer schamen mînes lébennes und mîns rehten namen: ich wil mich niemer gevreun. ich heize der riter mittem leun: und swer iu vür dise tage iht von einem riter sage, des geverte ein lewe si, dâ erkennet mich bi.» Diu vrouwe sprach: «wie mac daz komen daz ich von iu niht hân vernomen und daz ich iuch nie mê gesach? der riter mit dem leun dô sprach: «daz iu von mir niht ist geseit, daz machet mîn unwerdekeit. ich möhte mittem muote mit libe und mit guote 5490 5495 5500 5505 5510 5485 5486 mir ist gewizzen, mir ist bewusst, bekannt, ich kenne es. Unter den versteht Benecke eine Hinweisung auf Lunete, Lachmann dagegen sagt « nur Iwein und Laudine wissen um seinen Kummer, denn Lunetens Mit- wissenschaft zu Hilfe zu ziehen, verschmäht Iwein jetzt. » — 5490 jà, vrowe; vgl. Chrestiens 4598 oil, voir, dame. 5491 wan nennet ir si doch, warum nennt ihr sie denn nicht? so nennt sie doch! — 5492 nein ich noch, jetzt (nenne ich sie) noch nicht. — 5497 hí, an. — 5498 mirn werde beschert, es sei denn daf mir (wenn mir nicht) beschert, zu Theil werde. 5509 nie mê, noch nie. — 5511 niht, nichts. — 5512 unwerdekeit fem., Mangel an Ansehen bei der Welt, Unbedeutendheit, Ruhmlosigkeit. — 5513 ich möhte, ich hätte können. —
192 IX. ABENTEUER, S. 205 daz si mich bedenke enzit. den kumber der mir nâhen lit, den sage ich niemen, wizze Krist, wan dem er doch gewizzen ist, swie nâ er mînem herzen gê. sî sprach: «ist er dan iemen mê gewizzen wan iu zwein?" «jâ, vrowe», sprach her Iwein. Si sprach: «wan nennet ir si doch?" er sprach : «vrouwe, nein ich noch: ich muoz ir hulde ê haben baz.» si sprach: «nu saget mir doch daz, wie sît ir selbe genant?" er sprach : «ich wil sîn erkant bî mînem leun der mit mir vert. mirn werde ir gnâde baz beschert. sô wil ich mich iemer schamen mînes lébennes und mîns rehten namen: ich wil mich niemer gevreun. ich heize der riter mittem leun: und swer iu vür dise tage iht von einem riter sage, des geverte ein lewe si, dâ erkennet mich bi.» Diu vrouwe sprach: «wie mac daz komen daz ich von iu niht hân vernomen und daz ich iuch nie mê gesach? der riter mit dem leun dô sprach: «daz iu von mir niht ist geseit, daz machet mîn unwerdekeit. ich möhte mittem muote mit libe und mit guote 5490 5495 5500 5505 5510 5485 5486 mir ist gewizzen, mir ist bewusst, bekannt, ich kenne es. Unter den versteht Benecke eine Hinweisung auf Lunete, Lachmann dagegen sagt « nur Iwein und Laudine wissen um seinen Kummer, denn Lunetens Mit- wissenschaft zu Hilfe zu ziehen, verschmäht Iwein jetzt. » — 5490 jà, vrowe; vgl. Chrestiens 4598 oil, voir, dame. 5491 wan nennet ir si doch, warum nennt ihr sie denn nicht? so nennt sie doch! — 5492 nein ich noch, jetzt (nenne ich sie) noch nicht. — 5497 hí, an. — 5498 mirn werde beschert, es sei denn daf mir (wenn mir nicht) beschert, zu Theil werde. 5509 nie mê, noch nie. — 5511 niht, nichts. — 5512 unwerdekeit fem., Mangel an Ansehen bei der Welt, Unbedeutendheit, Ruhmlosigkeit. — 5513 ich möhte, ich hätte können. —
Strana 193
LUNETENS BEFREIUNG. 193 gevrumet hân diu mære, daz ich erkander wære. wit min gelücke alsô guot sô mîn herze unt der muot, ich weiz wol, sô gedien ich daz, daz ir mich erkennet baz.» 5515 5520 Si sprach: «irn sît danne ein boeser man danne ich an iu gesehen hân, sô sît ir aller êren wert: und des ich ê hân gegert, des bæt ich aber, hulfe ez iht. mich dunkt, ichn überwinde niht daz laster und die schande, swer iuch ûz mînem lande alsô wunden siht varn.» er sprach : “got müeze iuch bewarn und gebe iu sælde und êre : ichn belîbe hie niht mêre.» 5525 5530 S. 206 Diu vrouwe aber dô sprach: «sît ir versprechet mîn gemach, so ergib ich iuch in gotes segen: der kan iuwer baz gepflegen und ruoche iu durch sîne güete iuwer swærez ungemüete vil schiere verkêren ze vröuden unde ze êren.» 5535 5540 Von dannen schiet er trûrec dô und sprach wider sich selben sô. «vrowe, wie lützel dû weist, daz dû den slüzzel selbe treist!" 5515 diu mare gevrumen, den Ruf, das Ansehen sich verschaffen, erwerben. — 5519 ez gedienen, es verdienen, erwerben, erlangen. 5521 irn sît danne, ihr müsstet denn sein, oder: falls ihr nicht seid. — bœser, geringer, weniger edel. — 5524 hier bezieht sich Laudine auf das in V. 5459—64 Gesagte. — 5525 hulfe ez iht, wenn es etwas helfen würde oder könnte. — 5528 swer. wenn jemand, wenn man. — 5529 alsô wunden ist Apposition zu iuch: so als einen Verwundeten. 5534 versprechen, ausschlagen, verschmähen. — mîn gemach, die Pflege, die Bequemlichkeit, die ich euch angeboten habe. — 5535 so befehle ich euch unter — wünsche euch — Gottes Segen. — 5539 ungemüete neutr., Verstimmung, Betrübniss, Kummer. HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 13
LUNETENS BEFREIUNG. 193 gevrumet hân diu mære, daz ich erkander wære. wit min gelücke alsô guot sô mîn herze unt der muot, ich weiz wol, sô gedien ich daz, daz ir mich erkennet baz.» 5515 5520 Si sprach: «irn sît danne ein boeser man danne ich an iu gesehen hân, sô sît ir aller êren wert: und des ich ê hân gegert, des bæt ich aber, hulfe ez iht. mich dunkt, ichn überwinde niht daz laster und die schande, swer iuch ûz mînem lande alsô wunden siht varn.» er sprach : “got müeze iuch bewarn und gebe iu sælde und êre : ichn belîbe hie niht mêre.» 5525 5530 S. 206 Diu vrouwe aber dô sprach: «sît ir versprechet mîn gemach, so ergib ich iuch in gotes segen: der kan iuwer baz gepflegen und ruoche iu durch sîne güete iuwer swærez ungemüete vil schiere verkêren ze vröuden unde ze êren.» 5535 5540 Von dannen schiet er trûrec dô und sprach wider sich selben sô. «vrowe, wie lützel dû weist, daz dû den slüzzel selbe treist!" 5515 diu mare gevrumen, den Ruf, das Ansehen sich verschaffen, erwerben. — 5519 ez gedienen, es verdienen, erwerben, erlangen. 5521 irn sît danne, ihr müsstet denn sein, oder: falls ihr nicht seid. — bœser, geringer, weniger edel. — 5524 hier bezieht sich Laudine auf das in V. 5459—64 Gesagte. — 5525 hulfe ez iht, wenn es etwas helfen würde oder könnte. — 5528 swer. wenn jemand, wenn man. — 5529 alsô wunden ist Apposition zu iuch: so als einen Verwundeten. 5534 versprechen, ausschlagen, verschmähen. — mîn gemach, die Pflege, die Bequemlichkeit, die ich euch angeboten habe. — 5535 so befehle ich euch unter — wünsche euch — Gottes Segen. — 5539 ungemüete neutr., Verstimmung, Betrübniss, Kummer. HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 13
Strana 194
194 IX. ABENTEUER, dû bist daz sloz unde der schrin, dâ êre unt diu vröude min inne beslozzen lit.» nu heter rîtennes zit: im envolget von dan weder wip noch man, niuwan éine vróu Lûnete, diu im geselleschaft tete einen guoten wec hin. dâ gelobte si wider in, daz si sît allez wâr liez: mit ir triuwen si im gehiez, daz si sin wol gedæhte und ez ze rede bræhte umbe sîne swære. so getriuwe und sô gewære was diu guote Lûnete, daz siz willeclîchen tete. 5550 5555 5560 5545 S. 207 Des gnâdet er ir tûsentstunt. nû was der leu sô starke wunt, daz er michel arbeit ûf dem wege mit im erleit. dô er niht mêre mohte gân, dô muoser von dem rosse stân und las zesamne mit der hant mies und swaz er lindes vant : daz legter allez under in in sînen schilt und huop in hin uf daz ros vür sich. daz leben was gnuoc kumberlich. 5565 5570 Sus leit er arbeit genuoc, unz daz in der wec truoc 5575 5545 schrîn masc., der Schrein (Schrank, Behälter). — 5548 vgl. dazu die Anmerkung zu 5375. — 5553 eine gute Strecke Wegs, ein ziemlich Stück Weg. — 5555 was sie nachher auch treulich hielt. — 5558 ez ze rede bringen kann heißsen: es in Erwähnung bringen, die Rede oder die Aufmerksamkeit darauf lenken, vgl. Eraclius 4612 (Lanzelet 758) ; oder, und das scheint hier der Zusammenhang zu fordern: es zu dem verab- redeten, beabsichtigten Ziel, zum Austrag bringen. — 5560 gewœre adj., wahrhaftig, zuverlässig. 5563 tusentstunt, tausendmal. — 5568 con dem rosse stàn, absteigen. — 5570 mies stn., Moos. — und swaz er lindes vant, und was er Weiches (oder: von weichen Dingen) fand.
194 IX. ABENTEUER, dû bist daz sloz unde der schrin, dâ êre unt diu vröude min inne beslozzen lit.» nu heter rîtennes zit: im envolget von dan weder wip noch man, niuwan éine vróu Lûnete, diu im geselleschaft tete einen guoten wec hin. dâ gelobte si wider in, daz si sît allez wâr liez: mit ir triuwen si im gehiez, daz si sin wol gedæhte und ez ze rede bræhte umbe sîne swære. so getriuwe und sô gewære was diu guote Lûnete, daz siz willeclîchen tete. 5550 5555 5560 5545 S. 207 Des gnâdet er ir tûsentstunt. nû was der leu sô starke wunt, daz er michel arbeit ûf dem wege mit im erleit. dô er niht mêre mohte gân, dô muoser von dem rosse stân und las zesamne mit der hant mies und swaz er lindes vant : daz legter allez under in in sînen schilt und huop in hin uf daz ros vür sich. daz leben was gnuoc kumberlich. 5565 5570 Sus leit er arbeit genuoc, unz daz in der wec truoc 5575 5545 schrîn masc., der Schrein (Schrank, Behälter). — 5548 vgl. dazu die Anmerkung zu 5375. — 5553 eine gute Strecke Wegs, ein ziemlich Stück Weg. — 5555 was sie nachher auch treulich hielt. — 5558 ez ze rede bringen kann heißsen: es in Erwähnung bringen, die Rede oder die Aufmerksamkeit darauf lenken, vgl. Eraclius 4612 (Lanzelet 758) ; oder, und das scheint hier der Zusammenhang zu fordern: es zu dem verab- redeten, beabsichtigten Ziel, zum Austrag bringen. — 5560 gewœre adj., wahrhaftig, zuverlässig. 5563 tusentstunt, tausendmal. — 5568 con dem rosse stàn, absteigen. — 5570 mies stn., Moos. — und swaz er lindes vant, und was er Weiches (oder: von weichen Dingen) fand.
Strana 195
LUNETENS BEFREIUNG. 195 dà er eine burc sach. dar kêrter durch sîn gemach und vant beslozzen daz tor und einen knappen dâ vor. der erkánte wol sîns herren muot: sin herre was biderbe unde guot, daz wart wol an dem knappen schin: er hiez in willekomen sîn ze guoter handelunge ouch wan ich in betwunge diu vil wegemüediu nôt, daz er nam daz man im bôt. man mac den gast lihte vil geladen der belîben wil. 5580 5585 5590 S. 208 Im wart daz tor ûf getân: dô sach er gegen im gân riter unde knehte, die in nâch sînem rehte enpfiengen unde gruozten und im vil gerne buozten kumber unde sine nôt, als in ir herre gebôt, der selbe gegen im gienc unde in vroelîche enpfienc unde schuof im selch gemach, daz er wol an den werken sach, daz sîn wille und sîn muot was reine unde guot. 5595 5600 Im wart vil harte drâte ein heimlich kemenâte ze sîner sunder gereit, 5605 5587 wegemüede adj., müde von der Reise; diu w. not, die Müdigkeit von der Reise. — 5589 lihte vil. sehr leicht. — 5590 geladen, einladen, zum Bleiben nöthigen. 5594 nàch sînem rehte, seinem Stande gemass. — 5596 über büezen vgl. zu 1448. — 5603—4r Wigalois 23, 14—15. Uber die bei Hartmann auch sonst vorkommende Stellung u. Beziehung der Adjectiven reine unde guot zu den voraufgestellten Substantiven vgl. Faust in Steinm. Zeitsch. 24, 16. 5607 se sîner sunder, zu seinem besondern, eigenen Gebrauch, für seine eigene Bequemlichkeit, zu seiner Verfügung; sunder stf. = ahd. sun- tara, Besonderheit. — gereit hat hier noch participiale Kraft=gereitet von reiten oder gereiten swv.— zurechtmachen. — 13 *
LUNETENS BEFREIUNG. 195 dà er eine burc sach. dar kêrter durch sîn gemach und vant beslozzen daz tor und einen knappen dâ vor. der erkánte wol sîns herren muot: sin herre was biderbe unde guot, daz wart wol an dem knappen schin: er hiez in willekomen sîn ze guoter handelunge ouch wan ich in betwunge diu vil wegemüediu nôt, daz er nam daz man im bôt. man mac den gast lihte vil geladen der belîben wil. 5580 5585 5590 S. 208 Im wart daz tor ûf getân: dô sach er gegen im gân riter unde knehte, die in nâch sînem rehte enpfiengen unde gruozten und im vil gerne buozten kumber unde sine nôt, als in ir herre gebôt, der selbe gegen im gienc unde in vroelîche enpfienc unde schuof im selch gemach, daz er wol an den werken sach, daz sîn wille und sîn muot was reine unde guot. 5595 5600 Im wart vil harte drâte ein heimlich kemenâte ze sîner sunder gereit, 5605 5587 wegemüede adj., müde von der Reise; diu w. not, die Müdigkeit von der Reise. — 5589 lihte vil. sehr leicht. — 5590 geladen, einladen, zum Bleiben nöthigen. 5594 nàch sînem rehte, seinem Stande gemass. — 5596 über büezen vgl. zu 1448. — 5603—4r Wigalois 23, 14—15. Uber die bei Hartmann auch sonst vorkommende Stellung u. Beziehung der Adjectiven reine unde guot zu den voraufgestellten Substantiven vgl. Faust in Steinm. Zeitsch. 24, 16. 5607 se sîner sunder, zu seinem besondern, eigenen Gebrauch, für seine eigene Bequemlichkeit, zu seiner Verfügung; sunder stf. = ahd. sun- tara, Besonderheit. — gereit hat hier noch participiale Kraft=gereitet von reiten oder gereiten swv.— zurechtmachen. — 13 *
Strana 196
196 X. ABENTEUER, sîn leu dar in zuo im geleit. dar inne entwâfent man in, und sante der wirt hin nâch zwein sînen kinden, daz niemen mohte vinden schoener juncvrouwen zwô: den bevalch er in dô, daz si im sîne wunden salbeten unde bunden. ouch wonte in ir gemüete ze schoener kunst diu güete, daz si in schiere ernerten unde sînen geverten. hie twelt er vierzehen naht, unz daz er sînes libes maht wol widere gewan, ê daz er schiede von dan. 5610 5615 5620 X. ABENTEUER, DIE TOCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. Inzwischen ist unter den Töchtern des Grafen vom Schwarzen Dorne ein Streit um das väterliche Erbe ausgebrochen. Die altere sucht der jüngern ihren Antheil vorzuenthalten. Die letztere dringt auf Entschei- dung durch Zweikampf und erklärt, sich von Artus’ Hofe einen Kämpfer zu holen. Allein die ältere kömmt ihr zuvor und gewinnt dort den besten Ritter, Gawein, zu ihrem Streiter. Für die jüngere Schwester war nun vor der Hand kein Helfer mehr da; sie beschliefst daher, den unbekannten Ritter mit dem Löwen aufzusuchen, von dem sie unterdessen viel Rühm- liches gehört hat; nach alter Kampfessitte sind ihr dazu vierzig Tage Zeit belassen. Nach langem vergeblichen Suchen muſs sie jedoch, den Beschwerden der Reise nachgebend, bei einem Verwandten einkehren und da verweilen. Derselbe sendet an ihrer Statt seine Tochter aus, den Ritter mit dem Löwen zu suchen. Diese führt ein glücklicher Zufall auf die Burg, wo jener den Riesen erschlug; von dem Wirthe wird ihr der Weg gezeigt , den er bei seinem Abschiede eingeschlagen; denselben verfolgt sie am andern Morgen und gelangt auf dieser Spur an den Brunnen, wo jener den Truchsefs und seine Brüder erschlagen hatte. Von dort wird sie durch Luneten weiter geleitet und erreicht endlich die Burg, auf der 5616 binden stv., verbinden. — 5618 ze, bei, neben, außjer; sonst wird in diesem Sinne meist zuo verwandt.
196 X. ABENTEUER, sîn leu dar in zuo im geleit. dar inne entwâfent man in, und sante der wirt hin nâch zwein sînen kinden, daz niemen mohte vinden schoener juncvrouwen zwô: den bevalch er in dô, daz si im sîne wunden salbeten unde bunden. ouch wonte in ir gemüete ze schoener kunst diu güete, daz si in schiere ernerten unde sînen geverten. hie twelt er vierzehen naht, unz daz er sînes libes maht wol widere gewan, ê daz er schiede von dan. 5610 5615 5620 X. ABENTEUER, DIE TOCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. Inzwischen ist unter den Töchtern des Grafen vom Schwarzen Dorne ein Streit um das väterliche Erbe ausgebrochen. Die altere sucht der jüngern ihren Antheil vorzuenthalten. Die letztere dringt auf Entschei- dung durch Zweikampf und erklärt, sich von Artus’ Hofe einen Kämpfer zu holen. Allein die ältere kömmt ihr zuvor und gewinnt dort den besten Ritter, Gawein, zu ihrem Streiter. Für die jüngere Schwester war nun vor der Hand kein Helfer mehr da; sie beschliefst daher, den unbekannten Ritter mit dem Löwen aufzusuchen, von dem sie unterdessen viel Rühm- liches gehört hat; nach alter Kampfessitte sind ihr dazu vierzig Tage Zeit belassen. Nach langem vergeblichen Suchen muſs sie jedoch, den Beschwerden der Reise nachgebend, bei einem Verwandten einkehren und da verweilen. Derselbe sendet an ihrer Statt seine Tochter aus, den Ritter mit dem Löwen zu suchen. Diese führt ein glücklicher Zufall auf die Burg, wo jener den Riesen erschlug; von dem Wirthe wird ihr der Weg gezeigt , den er bei seinem Abschiede eingeschlagen; denselben verfolgt sie am andern Morgen und gelangt auf dieser Spur an den Brunnen, wo jener den Truchsefs und seine Brüder erschlagen hatte. Von dort wird sie durch Luneten weiter geleitet und erreicht endlich die Burg, auf der 5616 binden stv., verbinden. — 5618 ze, bei, neben, außjer; sonst wird in diesem Sinne meist zuo verwandt.
Strana 197
DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 197 er zuletzt geweilt und für sich und seinen Löwen Heilung gefunden hatte. Da er erst kurz vor ihrem Eintreffen von hier weggeritten, so gelingt es ihr, ihn noch einzuholen und auch die Zusage von ihm zu erhalten, daſs er den Zweikampf übernehmen wolle. 5625 S. 209 Do begunde der tôt in den tagen einen grâven beclagen und mit gewalte twingen ze nôtigen dingen, den von dem Swarzen dorne. des was er der verlorne: wand er muos im ze suone geben sînen gesunt und daz leben, der dannoch lebende hie zwô schoene juncvrouwen lie. 5630 5635 Nu wolde diu alte die jungen mit gewalte von dem erbe scheiden, daz dienen solte in beiden; dâ zuo diu junger sprach: «swester, disen ungemach den sol dir got verbieten. ich wânde mich genieten groezers liebes mit dir. swester, dû bist mir ze ungnaediges muotes. wil dû mich mînes guotes und mîner êren behern, des wil ich mich mit kampfe wern. ichn vihte niht, ich bin ein wîp : daz als unwerhaft ist mîn lîp, dâne hâstû niht an: deiswâr ich vinde wol den man, 5640 5645 5650 5626 beclagen einen, als Kläger gegen einen auftreten, ihn verklagen; hier etwa: sein Recht an einem geltend machen. — 5628 nôtec adj., noth- voll, hilflos, bedrängt ; ze nôtigen dingen, in bedrängte Lage, Bedrängniss. — 5631 ze suone, zu Sühne, zum Ausgleich, zur Befriedigung. — 5632 gesunt stm., Gesundheit. 5635 din alte, die ältere der beiden Schwestern. — 5642 sich genieten mit gen., sich einer Sache erfreuen, sie genießen. — 5643 daz liep, das Angenehme, die Freude, der Genufs. — 5647 behern swv., berauben. — 5650 unwerhaft, nicht fähig zur Selbstvertheidigung. — 5651 davon hast du keinen Gewinn. —
DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 197 er zuletzt geweilt und für sich und seinen Löwen Heilung gefunden hatte. Da er erst kurz vor ihrem Eintreffen von hier weggeritten, so gelingt es ihr, ihn noch einzuholen und auch die Zusage von ihm zu erhalten, daſs er den Zweikampf übernehmen wolle. 5625 S. 209 Do begunde der tôt in den tagen einen grâven beclagen und mit gewalte twingen ze nôtigen dingen, den von dem Swarzen dorne. des was er der verlorne: wand er muos im ze suone geben sînen gesunt und daz leben, der dannoch lebende hie zwô schoene juncvrouwen lie. 5630 5635 Nu wolde diu alte die jungen mit gewalte von dem erbe scheiden, daz dienen solte in beiden; dâ zuo diu junger sprach: «swester, disen ungemach den sol dir got verbieten. ich wânde mich genieten groezers liebes mit dir. swester, dû bist mir ze ungnaediges muotes. wil dû mich mînes guotes und mîner êren behern, des wil ich mich mit kampfe wern. ichn vihte niht, ich bin ein wîp : daz als unwerhaft ist mîn lîp, dâne hâstû niht an: deiswâr ich vinde wol den man, 5640 5645 5650 5626 beclagen einen, als Kläger gegen einen auftreten, ihn verklagen; hier etwa: sein Recht an einem geltend machen. — 5628 nôtec adj., noth- voll, hilflos, bedrängt ; ze nôtigen dingen, in bedrängte Lage, Bedrängniss. — 5631 ze suone, zu Sühne, zum Ausgleich, zur Befriedigung. — 5632 gesunt stm., Gesundheit. 5635 din alte, die ältere der beiden Schwestern. — 5642 sich genieten mit gen., sich einer Sache erfreuen, sie genießen. — 5643 daz liep, das Angenehme, die Freude, der Genufs. — 5647 behern swv., berauben. — 5650 unwerhaft, nicht fähig zur Selbstvertheidigung. — 5651 davon hast du keinen Gewinn. —
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198 X. ABENTEUER, s. 210 der mir durch sîne hövescheit die gnâde niemer widerseit, ern bescherme mich vor dir. swester, dû muost mir mîn erbeteil lân oder einen kempfen hân. ich suoche den künec Artûs und vinde ouch kempfen dâ ze hûs, der mich vor dîner hôchvart durch sîn selbes tugent bewart.» Ditz gemárhte diu unguote und ahte in ir muote waz si dar umbe tæte : und durch ir karge ræte sô sweic si derzuo und kom ze hove vor ir sô vruo, daz ir mîn her Gâwein wart. diu junge greif die nâchvart: daz machet ir kintheit, daz si ir ir willen hete geseit. dô diu junge kom hin nâ, dô vant sî die alten dâ. Diu was ir kempfen harte vro : doch gelóbte ez her Gâwein sô daz si ez niemen solte sagen. nû was in den selben tagen diu küneginne wider komen, die Meljaganz hete genomen mit michelre manheit. ouch was in niuwelîche geseit 5660 5665 5670 5675 5655 5680 5655 den von niemer widerseit (= nicht abschlägt oder versagt) abhängigen Satz mit der Negation suche man im Nhd. in einen Infinitivsatz umzu- wandeln. — 5660 vielleicht ist einen oder den statt kempfen zu schreiben ? vgl. 6033 —34. 5663 gemarhte præet. von gemerken, sich etwas merken. — 5664 ahten, überlegen. — in ir muote, bei sich (apud animum snum). — 5666 kars. listig, hinterlistig; durch ir karge rœte, «hinterlistig wie sie war», aus Hinterlist. — 5668 vgl. mit 1. Büchl. 501—510. — 5670 die nâchvart grifen, das Nachlaufen wählen, hinterher kommen. — 5671 kintheit fem., Uner- fahrenheit. 5675 die war sehr froh über ihren Kämpfer (Stellvertreter, Beistand). 5676 er gelobte ez sô daz, er hatte es zugesagt mit der Bedingung dafs. — 5679 die Königin Ginower war (nach Wolfram im Parzival VIII, 1478) vom Ritter Lanzilot befreit worden. — 5682 ninweliche adv., jüngst, vor kurzem.
198 X. ABENTEUER, s. 210 der mir durch sîne hövescheit die gnâde niemer widerseit, ern bescherme mich vor dir. swester, dû muost mir mîn erbeteil lân oder einen kempfen hân. ich suoche den künec Artûs und vinde ouch kempfen dâ ze hûs, der mich vor dîner hôchvart durch sîn selbes tugent bewart.» Ditz gemárhte diu unguote und ahte in ir muote waz si dar umbe tæte : und durch ir karge ræte sô sweic si derzuo und kom ze hove vor ir sô vruo, daz ir mîn her Gâwein wart. diu junge greif die nâchvart: daz machet ir kintheit, daz si ir ir willen hete geseit. dô diu junge kom hin nâ, dô vant sî die alten dâ. Diu was ir kempfen harte vro : doch gelóbte ez her Gâwein sô daz si ez niemen solte sagen. nû was in den selben tagen diu küneginne wider komen, die Meljaganz hete genomen mit michelre manheit. ouch was in niuwelîche geseit 5660 5665 5670 5675 5655 5680 5655 den von niemer widerseit (= nicht abschlägt oder versagt) abhängigen Satz mit der Negation suche man im Nhd. in einen Infinitivsatz umzu- wandeln. — 5660 vielleicht ist einen oder den statt kempfen zu schreiben ? vgl. 6033 —34. 5663 gemarhte præet. von gemerken, sich etwas merken. — 5664 ahten, überlegen. — in ir muote, bei sich (apud animum snum). — 5666 kars. listig, hinterlistig; durch ir karge rœte, «hinterlistig wie sie war», aus Hinterlist. — 5668 vgl. mit 1. Büchl. 501—510. — 5670 die nâchvart grifen, das Nachlaufen wählen, hinterher kommen. — 5671 kintheit fem., Uner- fahrenheit. 5675 die war sehr froh über ihren Kämpfer (Stellvertreter, Beistand). 5676 er gelobte ez sô daz, er hatte es zugesagt mit der Bedingung dafs. — 5679 die Königin Ginower war (nach Wolfram im Parzival VIII, 1478) vom Ritter Lanzilot befreit worden. — 5682 ninweliche adv., jüngst, vor kurzem.
Strana 199
DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 199 von dem risen mære, wie er erslagen wære, den der riter mittem lewen sluoc. des genâdet im genuoc mit worten und mit muote her Gâwein der guote, wand erz durch sînen willen tete. ouch was des riters bete, daz manz in wizzen solte lân: daz hete sîn niftel getân: und dô siz im gesagte, wie tiure er clagte, daz er sîn niht erkande! wand er sich niht ennande. er erkande in bi dem mæere und enweste doch wer er wære. Dô ze hove kom diu magt, als ich iu hân gesagt, und einen kempfen suochte, des niemen sî beruochte, dô clagte si harte sêre ir guot unde ir êre: wan an dem ir trôst lac, der sprach: «vrouwe, ich enmac iu ze staten niht gestân, wand ich grôz unmuoze hân von anderen dingen: diu muoz ich volbringen. wæret ir mir ê komen, ê ich mich hete an genomen ander hande arbeit, iu war mîn helfe gereit.» 5690 5695 5700 5705 5710 s. 211 5685 s. 212 Dô si dâ kempfen niene vant, dô kom si zehant vür den künec Artůs. 5715 5690 des riters, nämlich Iwein’s. — 5692 niftel fem., Nichte, hier Schwester- tochter. — 5694 tiure adv., hoch und theuer, sehr. 5702 beruochen mit acc. und gen., einen mit etwas bedenken, versehen. — 5705 an dem, derjenige an dem. — 5707 einem ze staten gestan, einem behilflich sein, Beistand gewähren. — 5708 unmuoze fem., Beschäftigung, Arbeit, Mühe.
DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 199 von dem risen mære, wie er erslagen wære, den der riter mittem lewen sluoc. des genâdet im genuoc mit worten und mit muote her Gâwein der guote, wand erz durch sînen willen tete. ouch was des riters bete, daz manz in wizzen solte lân: daz hete sîn niftel getân: und dô siz im gesagte, wie tiure er clagte, daz er sîn niht erkande! wand er sich niht ennande. er erkande in bi dem mæere und enweste doch wer er wære. Dô ze hove kom diu magt, als ich iu hân gesagt, und einen kempfen suochte, des niemen sî beruochte, dô clagte si harte sêre ir guot unde ir êre: wan an dem ir trôst lac, der sprach: «vrouwe, ich enmac iu ze staten niht gestân, wand ich grôz unmuoze hân von anderen dingen: diu muoz ich volbringen. wæret ir mir ê komen, ê ich mich hete an genomen ander hande arbeit, iu war mîn helfe gereit.» 5690 5695 5700 5705 5710 s. 211 5685 s. 212 Dô si dâ kempfen niene vant, dô kom si zehant vür den künec Artůs. 5715 5690 des riters, nämlich Iwein’s. — 5692 niftel fem., Nichte, hier Schwester- tochter. — 5694 tiure adv., hoch und theuer, sehr. 5702 beruochen mit acc. und gen., einen mit etwas bedenken, versehen. — 5705 an dem, derjenige an dem. — 5707 einem ze staten gestan, einem behilflich sein, Beistand gewähren. — 5708 unmuoze fem., Beschäftigung, Arbeit, Mühe.
Strana 200
200 X. ABENTEUER, si sprach: «sît ich hie ze hûs niht kempfen mac gewinnen, dochn wold ich niht von hinnen, ichn næme urloup von iu. ouch ensol ich von diu mîn rehtez erbe niemer lân, daz ich hie niemen vunden hân. mir ist sô grôziu manheit von dem ritter geseit, der den lewen mit im hât: vind ich den, sô wirt mîn rât. tuot mîn swester wider mich gnâde, daz ist billich: sô mac sî mit minnen vil wol von mir gewinnen swaz sî des mînen ruochet, swâ siz ze rehte suochet: nimt si mir dar über iht, dazn lâze ich âne clage niht.» 5720 5725 5730 5735 s. 213 Dô diu alter weste, daz sî der aller beste von dem hove wolte wern, do begunde sî vil tiure swern, sine teilte ir niemer niht mite. dô sprach der künec: «sô ist hie site, swer üf den anderen clage, daz er im wol vierzehen tage kampfes muoz bîten.» si sprach, wolt iemen strîten, daz er dâ zehant strite, wand sis niht langer enbite. dô daz den künec niht dûhte guot, dô bekêrte si ir muot: wand sî was des ân angest gar, daz si iemen bræehte dar 5740 5745 5750 5722 von diu (instrument. neutr.), darum, deshalb. — 5731 mit minnen. auf gütliche Weise, in Güte (in diesem Sinne als Gegensatz gefasst von ze oder nach rehte). — 5733 daz mîn, mein Eigenthum. — 5735 dar über, dawider. 5744 « cfr. Chrestiens 4795 au moins jusqu' a XIIII jorz». Paul. — 5745 einem kampfes bîten, einem Frist, Zeit zum Kampfe lassen; ebenso zu fassen ist der Conj. præt. bite in V. 5748. — 5750 sînen muot bekéren, seinen Sinn ändern, sich bedeuten lassen. —
200 X. ABENTEUER, si sprach: «sît ich hie ze hûs niht kempfen mac gewinnen, dochn wold ich niht von hinnen, ichn næme urloup von iu. ouch ensol ich von diu mîn rehtez erbe niemer lân, daz ich hie niemen vunden hân. mir ist sô grôziu manheit von dem ritter geseit, der den lewen mit im hât: vind ich den, sô wirt mîn rât. tuot mîn swester wider mich gnâde, daz ist billich: sô mac sî mit minnen vil wol von mir gewinnen swaz sî des mînen ruochet, swâ siz ze rehte suochet: nimt si mir dar über iht, dazn lâze ich âne clage niht.» 5720 5725 5730 5735 s. 213 Dô diu alter weste, daz sî der aller beste von dem hove wolte wern, do begunde sî vil tiure swern, sine teilte ir niemer niht mite. dô sprach der künec: «sô ist hie site, swer üf den anderen clage, daz er im wol vierzehen tage kampfes muoz bîten.» si sprach, wolt iemen strîten, daz er dâ zehant strite, wand sis niht langer enbite. dô daz den künec niht dûhte guot, dô bekêrte si ir muot: wand sî was des ân angest gar, daz si iemen bræehte dar 5740 5745 5750 5722 von diu (instrument. neutr.), darum, deshalb. — 5731 mit minnen. auf gütliche Weise, in Güte (in diesem Sinne als Gegensatz gefasst von ze oder nach rehte). — 5733 daz mîn, mein Eigenthum. — 5735 dar über, dawider. 5744 « cfr. Chrestiens 4795 au moins jusqu' a XIIII jorz». Paul. — 5745 einem kampfes bîten, einem Frist, Zeit zum Kampfe lassen; ebenso zu fassen ist der Conj. præt. bite in V. 5748. — 5750 sînen muot bekéren, seinen Sinn ändern, sich bedeuten lassen. —
Strana 201
DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 201 der ir kempfen überstrite, ob si ir noch ein jâr bite. nû wart der kampf gesprochen über sehs wochen: daz geschuof der künec Artûs. nů nam si urloup dâ ze hůs und bat ir got ruochen und vuor ir kempfen suochen. Sus reit sî verre durch diu lant, daz si dewederez envant, den man noch diu mæere, wâ er ze vinden waere, und muote si ir irrevart, daz sî dâ von siech wart. 5755 5760 5765 S. 214 Sus kom si nâch vrâge zeinem ir mâge und begunde im ir geverte sagen, ir kumber und ir siecheit clagen. dô er ir arbeit ersach, er behabte si dâ durch ir gemach unde sante, als sî in bat, sin selbes tohter an ir stat, diu vür sî suochende reit und gewan es michel arbeit. 5770 5775 Sus reit si allen einen tac, daz sî geverten niene pflac, unz daz ez an die naht gienc. einen wec si dô gevienc: der truoc si in einen walt. diu naht wart vinster unde kalt, 5780 5753 überstriten stv., im Streit übertreffen. — 5755 sprechen stv., hier: fest- setzen, ansetzen, bestimmen. — 5757 geschaffen stv., bewirken, durchsetzen, befehlen. — 5759 sie bat Gott, sich ihrer anzunehmen. 5765 muote præt. von müejen swv., beschweren, bekümmern, verdriessen. — irrevart, diu, das vergebliche Herumreiten. 5767 nach vrâge, Fragens halber, um zu fragen; vgl. Weltchronik Budolf’s von Ems (in Pfeiffer’s Quellenmaterial) S. 59b, 86 nâch vrâge er herteclîche sprach Mit einem diutare Waz ir geverte ware. — 5769 geverte neutr., Zweck der Reise, das Anliegen. — 5771 über arbeit vgl. zu 1979. — 5776 und erlitt davon viel Mühsal. 5777 allen einen tac, einen ganzen Tag lang. — 5778 ohne daſs sie einen Begleiter hatte. — 5780 gevahen stv., einschlagen. —
DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 201 der ir kempfen überstrite, ob si ir noch ein jâr bite. nû wart der kampf gesprochen über sehs wochen: daz geschuof der künec Artûs. nů nam si urloup dâ ze hůs und bat ir got ruochen und vuor ir kempfen suochen. Sus reit sî verre durch diu lant, daz si dewederez envant, den man noch diu mæere, wâ er ze vinden waere, und muote si ir irrevart, daz sî dâ von siech wart. 5755 5760 5765 S. 214 Sus kom si nâch vrâge zeinem ir mâge und begunde im ir geverte sagen, ir kumber und ir siecheit clagen. dô er ir arbeit ersach, er behabte si dâ durch ir gemach unde sante, als sî in bat, sin selbes tohter an ir stat, diu vür sî suochende reit und gewan es michel arbeit. 5770 5775 Sus reit si allen einen tac, daz sî geverten niene pflac, unz daz ez an die naht gienc. einen wec si dô gevienc: der truoc si in einen walt. diu naht wart vinster unde kalt, 5780 5753 überstriten stv., im Streit übertreffen. — 5755 sprechen stv., hier: fest- setzen, ansetzen, bestimmen. — 5757 geschaffen stv., bewirken, durchsetzen, befehlen. — 5759 sie bat Gott, sich ihrer anzunehmen. 5765 muote præt. von müejen swv., beschweren, bekümmern, verdriessen. — irrevart, diu, das vergebliche Herumreiten. 5767 nach vrâge, Fragens halber, um zu fragen; vgl. Weltchronik Budolf’s von Ems (in Pfeiffer’s Quellenmaterial) S. 59b, 86 nâch vrâge er herteclîche sprach Mit einem diutare Waz ir geverte ware. — 5769 geverte neutr., Zweck der Reise, das Anliegen. — 5771 über arbeit vgl. zu 1979. — 5776 und erlitt davon viel Mühsal. 5777 allen einen tac, einen ganzen Tag lang. — 5778 ohne daſs sie einen Begleiter hatte. — 5780 gevahen stv., einschlagen. —
Strana 202
202 X. ABENTEUER, ez kom ein regen unde ein wint, ich wil geswîgen umbe ein kint daz ê nie kumber gewan: ez waere ein wol gemuot man erværet von der arbeit. selhes kumbers den sî leit, des was ir lip sô ungewon, daz si verzagte dâ von. der wec wart vinster unde tief, daz si got ane rief, daz er ir nôt bedæhte und si zen liuten bræhte. 5785 5790 5795 s. 215 Und dô si wânde sin verlorn, dô hôrte si ein horn blâsen von verre : des gestiurte si unser herre, daz sî des endes kêrte dar nâch als si lêrte von dem horne der schal. hin wîste si ein tal des endes dâ diu burc lac. der wahter, der der were pflac, der ersách si vil drâte. ein gast der alsô spâte und alsô müeder kumt geriten, den mac man lîhte des erbiten, ob er niht grôze unmuoze hât, daz er des nahtes dâ bestât. sus beleíp si ouch mit kurzer bete. dô man ir ze gemache tete 5800 5805 5810 5784 ich wil geswigen umbe ein kint, ich will nicht reden (ich will absehen, abgesehen) davon, daſs es ein Kind nur war; vgl. Herbort Troj. Krieg 13469, 15061; Jüng. Titurel 1948, 4: ander riter geswigen, anderer Ritter nicht zu gedenken. — 5786 wol gemuot, beherzt. — 5787 ervœeren, außser Fassung bringen, in Schrecken setzen. — 5791 tief, hier vom Weg = tief gehend, tief gelegen, vielleicht mit Benecke=morastig? für letzteres scheint zu sprechen Teufels Netz 12387: das wetter was tüff und nast, so- wie Konrad Stolle's Chron. fol. 168 dô hûb es an zu regen — — und wart alsô tîf und dreckecht u. Christherre — Weltchronik bei Bartsch Germa- nistische Studien II, 179 (59) daz künecrîche unfertich ist, tief unde na:; cfr. Lexer II, 1432. (Statt wec wart möchte ich walt was vermuthen; vgl. Livländische Reimchronik 11767 der walt was vinster unde tief). 5798 des gestiurte si, dazu, dabei leitete sie. — 5807 müeder ist hier die flectierte Form des appositionell stehenden Adjectivs; vgl. Erec 144 : da: er alsô junger reit. — 5811 mit kurzer bete, ohne langes Bitten, ohne sich erst lange bitten zu lassen. —
202 X. ABENTEUER, ez kom ein regen unde ein wint, ich wil geswîgen umbe ein kint daz ê nie kumber gewan: ez waere ein wol gemuot man erværet von der arbeit. selhes kumbers den sî leit, des was ir lip sô ungewon, daz si verzagte dâ von. der wec wart vinster unde tief, daz si got ane rief, daz er ir nôt bedæhte und si zen liuten bræhte. 5785 5790 5795 s. 215 Und dô si wânde sin verlorn, dô hôrte si ein horn blâsen von verre : des gestiurte si unser herre, daz sî des endes kêrte dar nâch als si lêrte von dem horne der schal. hin wîste si ein tal des endes dâ diu burc lac. der wahter, der der were pflac, der ersách si vil drâte. ein gast der alsô spâte und alsô müeder kumt geriten, den mac man lîhte des erbiten, ob er niht grôze unmuoze hât, daz er des nahtes dâ bestât. sus beleíp si ouch mit kurzer bete. dô man ir ze gemache tete 5800 5805 5810 5784 ich wil geswigen umbe ein kint, ich will nicht reden (ich will absehen, abgesehen) davon, daſs es ein Kind nur war; vgl. Herbort Troj. Krieg 13469, 15061; Jüng. Titurel 1948, 4: ander riter geswigen, anderer Ritter nicht zu gedenken. — 5786 wol gemuot, beherzt. — 5787 ervœeren, außser Fassung bringen, in Schrecken setzen. — 5791 tief, hier vom Weg = tief gehend, tief gelegen, vielleicht mit Benecke=morastig? für letzteres scheint zu sprechen Teufels Netz 12387: das wetter was tüff und nast, so- wie Konrad Stolle's Chron. fol. 168 dô hûb es an zu regen — — und wart alsô tîf und dreckecht u. Christherre — Weltchronik bei Bartsch Germa- nistische Studien II, 179 (59) daz künecrîche unfertich ist, tief unde na:; cfr. Lexer II, 1432. (Statt wec wart möchte ich walt was vermuthen; vgl. Livländische Reimchronik 11767 der walt was vinster unde tief). 5798 des gestiurte si, dazu, dabei leitete sie. — 5807 müeder ist hier die flectierte Form des appositionell stehenden Adjectivs; vgl. Erec 144 : da: er alsô junger reit. — 5811 mit kurzer bete, ohne langes Bitten, ohne sich erst lange bitten zu lassen. —
Strana 203
DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 203 swaz man guotes mohte, daz ir ze nemenne tohte, und nâch ezzenne wart, den wirt wundert umbe ir vart, und vrâgte si mære, waz ir gewerp ware. 5815 Diu juncvrouwe dô sprach : "ich suoche den ich nie gesach und des ich niht erkenne. ichn weiz wie ich in iu nenne: wandern wart mir nie genant. ern ist mir anders niht erkant wan daz er einen lewen hât. nune hân ich sîn deheinen rât: man sagt von ihm die manheit, und sol ich mîn arbeit iemer überwinden, só muoz ich in vinden." 5820 5825 5830 S. 216 Der wirt sprach: «ir sit unbetrogen: ern hât iu niht von im gelogen der iu tugent von im seit, wande mich sin manheit von grôzem kumber lôste. got sante in mir ze trôste. wie gerne ich dem stige iemer mêre nîge, der in her ze mir truoc! wand er mir einen risen sluoc. der hâte mir min lant gar verwüestet unde verbrant und sluoc mir zwei miniu kint, und vieriu, diu noch lebende sint, diu hete er mir gevangen und wolde si hân erhangen. ich was niuwan sîn spot. 5835 5840 5845 5815 und als die Zeit nach dem Essen gekommen, die Essenszeit vorbei war. — 5818 gewerp stm., Geschäft, Auftrag, Anliegen. 5826 nun weißs ich mir in Bezug auf ihn keinen Rath ; weißs nicht, wie ich ihn finden soll. — 5827 sagen, rühmen; vgl. zu Erec 2811. 5831 ir sît unbetrogen, ihr seid nicht falsch berichtet. — 5838 nigen ist nach Benecke hier «Ausdruck eines frommen Segenswunsches": sich seg- nend, dankend vor einem verneigen; segnen, danken; vgl. 6013.
DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 203 swaz man guotes mohte, daz ir ze nemenne tohte, und nâch ezzenne wart, den wirt wundert umbe ir vart, und vrâgte si mære, waz ir gewerp ware. 5815 Diu juncvrouwe dô sprach : "ich suoche den ich nie gesach und des ich niht erkenne. ichn weiz wie ich in iu nenne: wandern wart mir nie genant. ern ist mir anders niht erkant wan daz er einen lewen hât. nune hân ich sîn deheinen rât: man sagt von ihm die manheit, und sol ich mîn arbeit iemer überwinden, só muoz ich in vinden." 5820 5825 5830 S. 216 Der wirt sprach: «ir sit unbetrogen: ern hât iu niht von im gelogen der iu tugent von im seit, wande mich sin manheit von grôzem kumber lôste. got sante in mir ze trôste. wie gerne ich dem stige iemer mêre nîge, der in her ze mir truoc! wand er mir einen risen sluoc. der hâte mir min lant gar verwüestet unde verbrant und sluoc mir zwei miniu kint, und vieriu, diu noch lebende sint, diu hete er mir gevangen und wolde si hân erhangen. ich was niuwan sîn spot. 5835 5840 5845 5815 und als die Zeit nach dem Essen gekommen, die Essenszeit vorbei war. — 5818 gewerp stm., Geschäft, Auftrag, Anliegen. 5826 nun weißs ich mir in Bezug auf ihn keinen Rath ; weißs nicht, wie ich ihn finden soll. — 5827 sagen, rühmen; vgl. zu Erec 2811. 5831 ir sît unbetrogen, ihr seid nicht falsch berichtet. — 5838 nigen ist nach Benecke hier «Ausdruck eines frommen Segenswunsches": sich seg- nend, dankend vor einem verneigen; segnen, danken; vgl. 6013.
Strana 204
204 X. ABENTEUER, s. 217 dô sante mir in got, daz er mich an ime rach. er sluoc in, daz ichz an sach, hie vor mîn selbes bürgetor: dâ lît noch sîn gebeine vor. er schuof mir michel êre : got pflege sîn swar er kêre.» Der mare vröute sich diu magt. si sprach: «lieber herre, sagt, dô er hie von iu ledec wart, wizzet ir war dô sîn vart wurde? des bewiset mich.» er sprach : «vrouwe, nein ich zwâre, und ist mir daz nů leit. aber üf den wec, den er dâ reit, dar wîse ich iuch morgen vruo. nu waz ob iu got dâ zuo selbe sînen rât gît?» nû was ouch slâfennes zit. 5850 5855 5860 5865 Morgen, dô ez was ertagt, dô bereite sich diu magt nâch im úf die strâze, rehte nâch der mâze als ir der wec gezeiget wart, und was ouch ûf der rehten vart, diu si zuo dem brunnen truoc, dâ er den truhsæezen sluoc und sîne bruoder überwant. liute die sî dâ vant, die sagten ir daz und rieten ir vürbaz, wolte sî wizzen mære war er gekêret wære, daz kunde ir lihte diu gesagen 5870 5875 5880 5877 von einem ledec werden, von einem loskommen, sich von einem trennen. — 5864 nů waz ob, vgl. zu 3591. 5867 ertagen, Tag werden. — 5868—69 sî bereite sich nâch im ûf die strâze, sie machte sich fertig, um ihm nachzureisen; ahnlich sagte der Dichter im Erec 9848: einen after wege bereiten. — 5877—78 «die sagten ihr das (nämlich dafs er den Truchsessen u. seine beiden Brüder besiegt hätte) und gaben ihr ferner Rath»; darauf sollte nach strenger Logik fol- gen "wie sie erfahren könnte, wohin er sich gewendet hätten, statt dessen wird mit einem leichten Anakoluth fortgefahren. So Paul Beitr. I, 388. —
204 X. ABENTEUER, s. 217 dô sante mir in got, daz er mich an ime rach. er sluoc in, daz ichz an sach, hie vor mîn selbes bürgetor: dâ lît noch sîn gebeine vor. er schuof mir michel êre : got pflege sîn swar er kêre.» Der mare vröute sich diu magt. si sprach: «lieber herre, sagt, dô er hie von iu ledec wart, wizzet ir war dô sîn vart wurde? des bewiset mich.» er sprach : «vrouwe, nein ich zwâre, und ist mir daz nů leit. aber üf den wec, den er dâ reit, dar wîse ich iuch morgen vruo. nu waz ob iu got dâ zuo selbe sînen rât gît?» nû was ouch slâfennes zit. 5850 5855 5860 5865 Morgen, dô ez was ertagt, dô bereite sich diu magt nâch im úf die strâze, rehte nâch der mâze als ir der wec gezeiget wart, und was ouch ûf der rehten vart, diu si zuo dem brunnen truoc, dâ er den truhsæezen sluoc und sîne bruoder überwant. liute die sî dâ vant, die sagten ir daz und rieten ir vürbaz, wolte sî wizzen mære war er gekêret wære, daz kunde ir lihte diu gesagen 5870 5875 5880 5877 von einem ledec werden, von einem loskommen, sich von einem trennen. — 5864 nů waz ob, vgl. zu 3591. 5867 ertagen, Tag werden. — 5868—69 sî bereite sich nâch im ûf die strâze, sie machte sich fertig, um ihm nachzureisen; ahnlich sagte der Dichter im Erec 9848: einen after wege bereiten. — 5877—78 «die sagten ihr das (nämlich dafs er den Truchsessen u. seine beiden Brüder besiegt hätte) und gaben ihr ferner Rath»; darauf sollte nach strenger Logik fol- gen "wie sie erfahren könnte, wohin er sich gewendet hätten, statt dessen wird mit einem leichten Anakoluth fortgefahren. So Paul Beitr. I, 388. —
Strana 205
DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 205 s. 218 durch die er si het erslagen. sî sprach: «nû sagt mir wer diu si.» sî sprâchen: «si ist hie nâhen bî, ein juncvrouwe, heizet Lûnete: diu stêt an ir gebete in der kappeln hie bi: dar ritet unde vrâget si. swes iu diu niht gesagen kan, des bewiset iuch hie nieman.» 5885 5890 Dô si si vrâgende wart, ob si iht weste sine vart, dô hiez ir vrou Lûnete, diu gerne höveschlîchen tete, ir pfert gewinnen. sî sprach: «ich wil von hinnen mit iu riten an die stat, dar er mich mit im rîten bat, dô er hie vür mich gestreit unde ûz disem lande reit.) Alsus bewiste sî si dar und sprach: «vrowe, nû nemet war, an dirre stat liez ich in: war aber stüende sin sin, des enwolter mir niht sagen. wan ein dinc wil ich gote clagen: er und sin lewe waren wunt sô sêre, daz er ze der stunt mohte gevarn unverre. daz in unser herre vor dem tôde bewar! es ist an sînem libe gar swaz ein riter haben sol. zwâre ich gan iu beiden wol, 5895 5900 5905 5910 5886 sie befindet sich, ist begriffen in (ist beschaftigt mit) ihrem Gebete, hält ihre Andacht. 5891 vragende werden (wie nâch jehende werden 2986) ist eine bei mhd. Dichtern übliche Umschreibung für vrâgen; sie dient nach J. Grimm zur Abwechselung der Rede, zur günstigen Erweiterung des Verses und zur feineren Färbung des Ausdruckes ; aus ihr ist die jetzt übliche Verbindung von werden mit dem Infinitiv entstanden zur Bezeichnung des Futurums; vgl. meine Abhandlung in dem Progr. des Zeitzer Gymnasiums v. J. 1882, S. 11 fg. — 5899 dô er gestreit, nachdem er gekämpft hatte. 5901 bewîsen swv., weisen.
DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 205 s. 218 durch die er si het erslagen. sî sprach: «nû sagt mir wer diu si.» sî sprâchen: «si ist hie nâhen bî, ein juncvrouwe, heizet Lûnete: diu stêt an ir gebete in der kappeln hie bi: dar ritet unde vrâget si. swes iu diu niht gesagen kan, des bewiset iuch hie nieman.» 5885 5890 Dô si si vrâgende wart, ob si iht weste sine vart, dô hiez ir vrou Lûnete, diu gerne höveschlîchen tete, ir pfert gewinnen. sî sprach: «ich wil von hinnen mit iu riten an die stat, dar er mich mit im rîten bat, dô er hie vür mich gestreit unde ûz disem lande reit.) Alsus bewiste sî si dar und sprach: «vrowe, nû nemet war, an dirre stat liez ich in: war aber stüende sin sin, des enwolter mir niht sagen. wan ein dinc wil ich gote clagen: er und sin lewe waren wunt sô sêre, daz er ze der stunt mohte gevarn unverre. daz in unser herre vor dem tôde bewar! es ist an sînem libe gar swaz ein riter haben sol. zwâre ich gan iu beiden wol, 5895 5900 5905 5910 5886 sie befindet sich, ist begriffen in (ist beschaftigt mit) ihrem Gebete, hält ihre Andacht. 5891 vragende werden (wie nâch jehende werden 2986) ist eine bei mhd. Dichtern übliche Umschreibung für vrâgen; sie dient nach J. Grimm zur Abwechselung der Rede, zur günstigen Erweiterung des Verses und zur feineren Färbung des Ausdruckes ; aus ihr ist die jetzt übliche Verbindung von werden mit dem Infinitiv entstanden zur Bezeichnung des Futurums; vgl. meine Abhandlung in dem Progr. des Zeitzer Gymnasiums v. J. 1882, S. 11 fg. — 5899 dô er gestreit, nachdem er gekämpft hatte. 5901 bewîsen swv., weisen.
Strana 206
206 X. ABENTEUER, 5915 S. 220 daz ir in gesunden vindet, wand ir danne überwindet mit im alle iuwer nôt. weizgot, vrouwe, ich wære tôt, waer er mir niht ze helfe komen: alsus werde iu benomen alliu iuwer sware. swaz ich guoter mæere von iu vernime, der vröu ich mich.» hie mite schieden si sich. diu dâ suochte, der was gâch : der rehten strâze reit sî nâch, unz si die burc ane sach, dâ im vil michel gemach ûffe geschehen was, wan er dâ lac unz er genas. Nû reit sî gegen dem bürgetor. dâ mohte si wol vor von ritern und von vrouwen ein selch gesinde schouwen daz wol den wirt êrte; zuo dem si drâte kêrte und vrâgte si mære, ob in iht kunt wære umb in den sî dâ suochte. der wirt dô des geruochte, daz er engegen ir gienc und si vrœelîche enpfienc, und bôt sî die herberge an. sî sprach: «ich suoche einen man, unz ich den niht vunden hân, sô muoz ich gnâde und ruowe làn : nâch dem wart mir gezeiget her.» «wie ist des nam?» sprach aber er. Si sprach: «ich bin nâch im gesant, und wart mir anders niht genant, wan daz ein lewe mit im ist.» 5920 5925 5930 5935 5940 5945 s. 219 5950 5935 einen eren hier: einem Ehre machen, zur Ehre gereichen. 5943 einen an bieten; der Accusativ ist hier durchaus dem alten Sprach- gebrauche gemaſ (= an einen bieten). — 5946 gnàde fem., hier: Ruhe, Gemach.
206 X. ABENTEUER, 5915 S. 220 daz ir in gesunden vindet, wand ir danne überwindet mit im alle iuwer nôt. weizgot, vrouwe, ich wære tôt, waer er mir niht ze helfe komen: alsus werde iu benomen alliu iuwer sware. swaz ich guoter mæere von iu vernime, der vröu ich mich.» hie mite schieden si sich. diu dâ suochte, der was gâch : der rehten strâze reit sî nâch, unz si die burc ane sach, dâ im vil michel gemach ûffe geschehen was, wan er dâ lac unz er genas. Nû reit sî gegen dem bürgetor. dâ mohte si wol vor von ritern und von vrouwen ein selch gesinde schouwen daz wol den wirt êrte; zuo dem si drâte kêrte und vrâgte si mære, ob in iht kunt wære umb in den sî dâ suochte. der wirt dô des geruochte, daz er engegen ir gienc und si vrœelîche enpfienc, und bôt sî die herberge an. sî sprach: «ich suoche einen man, unz ich den niht vunden hân, sô muoz ich gnâde und ruowe làn : nâch dem wart mir gezeiget her.» «wie ist des nam?» sprach aber er. Si sprach: «ich bin nâch im gesant, und wart mir anders niht genant, wan daz ein lewe mit im ist.» 5920 5925 5930 5935 5940 5945 s. 219 5950 5935 einen eren hier: einem Ehre machen, zur Ehre gereichen. 5943 einen an bieten; der Accusativ ist hier durchaus dem alten Sprach- gebrauche gemaſ (= an einen bieten). — 5946 gnàde fem., hier: Ruhe, Gemach.
Strana 207
DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 207 er sprach: «der hât an dirre vrist von uns hie urloup genomen. ichn kunde in nie des überkomen, daz er hie langer wolde wesen. er und sîn leu sint wol genesen. sî lâgen hie beide sêre wunt: nû varent si vrô und wol gesunt. welt ir in schiere errîten, sone sult ir niht bîten. setzet iuch rehte ûf sîne slâ: und gerâtet ir im rehte nâ, sô habt ir in vil schiere erriten.» done wart ouch dâ niht mê gebiten: sine mohte zeltens niht gehaben, si begunde schiuften unde draben, unz daz sî in ane sach. sô liebe als ir dar an geschach, als liebe müeze uns noch geschehen, daz wir uns alse liebe gesehen. 5955 5960 5965 5970 s. 221 Si gedâhte in ir muote: «richer got der guote, wie sol ez mir nú ergân, sît ich den man vunden hân? nu hân ich michel arbeit an ditz suochen geleit: ich gedâhte ê niuwan dar an, ob ich vunde disen man, wie sælec ich danne wære, unde daz ich mîne sware gar hete überwunden. nu hân ich in vunden: alrêrst gêt mir angest zuo, wie er wider mich getuo. 5975 5980 5954 überkomen einen eines d., einen wozu überreden, bewegen, ver- mögen. — 5961 slà (aus slage entstanden) stf., die vom Hufschlag zurück- gelassene Spur, die Wegespur. — 5962 wenn ihr im Nacheilen den rechten Weg trefft. — 6963 errîten stv., einholen. Vgl. Albrecht von Kemenaten im Eckenliede 64: gerätent ir im rehte nâch, ir hânt in schiere erriten. — 5965 zelten swv., im Pass oder Schritt gehen: sie konnte den Passgang nicht einhalten. — 5966 schiuften swv., galopieren. — draben swv., Trab reiten. — 5968 liebe adv., angenehm, erwünscht, gerne. — 5970 sich gesehen, cinander zu sehen bekommen. 5972 du allmächtiger, gütiger Gott! — 5984 wider einen getuon, sich gegen einen benehmen.
DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 207 er sprach: «der hât an dirre vrist von uns hie urloup genomen. ichn kunde in nie des überkomen, daz er hie langer wolde wesen. er und sîn leu sint wol genesen. sî lâgen hie beide sêre wunt: nû varent si vrô und wol gesunt. welt ir in schiere errîten, sone sult ir niht bîten. setzet iuch rehte ûf sîne slâ: und gerâtet ir im rehte nâ, sô habt ir in vil schiere erriten.» done wart ouch dâ niht mê gebiten: sine mohte zeltens niht gehaben, si begunde schiuften unde draben, unz daz sî in ane sach. sô liebe als ir dar an geschach, als liebe müeze uns noch geschehen, daz wir uns alse liebe gesehen. 5955 5960 5965 5970 s. 221 Si gedâhte in ir muote: «richer got der guote, wie sol ez mir nú ergân, sît ich den man vunden hân? nu hân ich michel arbeit an ditz suochen geleit: ich gedâhte ê niuwan dar an, ob ich vunde disen man, wie sælec ich danne wære, unde daz ich mîne sware gar hete überwunden. nu hân ich in vunden: alrêrst gêt mir angest zuo, wie er wider mich getuo. 5975 5980 5954 überkomen einen eines d., einen wozu überreden, bewegen, ver- mögen. — 5961 slà (aus slage entstanden) stf., die vom Hufschlag zurück- gelassene Spur, die Wegespur. — 5962 wenn ihr im Nacheilen den rechten Weg trefft. — 6963 errîten stv., einholen. Vgl. Albrecht von Kemenaten im Eckenliede 64: gerätent ir im rehte nâch, ir hânt in schiere erriten. — 5965 zelten swv., im Pass oder Schritt gehen: sie konnte den Passgang nicht einhalten. — 5966 schiuften swv., galopieren. — draben swv., Trab reiten. — 5968 liebe adv., angenehm, erwünscht, gerne. — 5970 sich gesehen, cinander zu sehen bekommen. 5972 du allmächtiger, gütiger Gott! — 5984 wider einen getuon, sich gegen einen benehmen.
Strana 208
208 X. ABENTEUER, ob er mir helfe widerseit, was touc dan mîn arbeit? Disen ségen tete si vür sich: «herre got, nû lêre mich die rede der ich genieze, daz in min iht verdrieze und daz er mich iht entwer. ob mir verliuset des ich ger mîn ungelücke ode sîn zorn, sô hân ich mîn vinden vlorn got gebe mir sælde unde sin. zehant reit si neben in. 5390 5995 5985 S. 222 Si sprach: «got grüeze iuch, herre. ich hân iuch harte verre uf gnâde gesuochet: got gebe daz irs geruochet.» er sprach: «ichn habe gnâden niht: swem mines dienstes nôt geschiht und swer guoter des gert, dern wirt es niemer entwert. wand er ir daz wol an sach, daz si nâch im ungemach ûf der verte hete erliten, do begunde er ir heiles biten. er sprach: «vrouwe, mir ist leit al iuwer arbeit: und swâ ich die erwenden kan, dâne wirret iu niht an.» 6000 6005 6010 Dô neic si im unde gote und bôt sich ime ze gebote 5990 in verdriucet mîn, er hat Missfallen an mir, ich missbehage ihm. daz iht, daß nicht. — 5991 einen entwern, einem nicht gewähren, sein Gesuch abschlagen. — 5992 einem etewaz verliesen, einen um etwas bringen. — 5994 ich hân vlorn = verlorn, es ist mir vergeblich. 5999 ûf gnâde, um von euch Gnade zu erlangen. — 6002 mir geschiht des nôt, ich komme in die Lage, das nötbig zu haben. — 6003 guoter ist als Apposition zu swer zu fassen : und wenn einer, der ein braver Mensch ist, darnach verlangt; vgl. Germania 17, 124; Paul Mhd. Gramm. 203. — 6006 nâch im, um seinetwillen. — 6008 einem heiles biten, einem «alles Gute wünschen». — 6012 «da habt ihr nichts Hemmendes, Hinderndes zu befürchten; da kommt Alles euerm Wunsche entgegen". B. 6013 über nîgen vgl. zu 5838. —
208 X. ABENTEUER, ob er mir helfe widerseit, was touc dan mîn arbeit? Disen ségen tete si vür sich: «herre got, nû lêre mich die rede der ich genieze, daz in min iht verdrieze und daz er mich iht entwer. ob mir verliuset des ich ger mîn ungelücke ode sîn zorn, sô hân ich mîn vinden vlorn got gebe mir sælde unde sin. zehant reit si neben in. 5390 5995 5985 S. 222 Si sprach: «got grüeze iuch, herre. ich hân iuch harte verre uf gnâde gesuochet: got gebe daz irs geruochet.» er sprach: «ichn habe gnâden niht: swem mines dienstes nôt geschiht und swer guoter des gert, dern wirt es niemer entwert. wand er ir daz wol an sach, daz si nâch im ungemach ûf der verte hete erliten, do begunde er ir heiles biten. er sprach: «vrouwe, mir ist leit al iuwer arbeit: und swâ ich die erwenden kan, dâne wirret iu niht an.» 6000 6005 6010 Dô neic si im unde gote und bôt sich ime ze gebote 5990 in verdriucet mîn, er hat Missfallen an mir, ich missbehage ihm. daz iht, daß nicht. — 5991 einen entwern, einem nicht gewähren, sein Gesuch abschlagen. — 5992 einem etewaz verliesen, einen um etwas bringen. — 5994 ich hân vlorn = verlorn, es ist mir vergeblich. 5999 ûf gnâde, um von euch Gnade zu erlangen. — 6002 mir geschiht des nôt, ich komme in die Lage, das nötbig zu haben. — 6003 guoter ist als Apposition zu swer zu fassen : und wenn einer, der ein braver Mensch ist, darnach verlangt; vgl. Germania 17, 124; Paul Mhd. Gramm. 203. — 6006 nâch im, um seinetwillen. — 6008 einem heiles biten, einem «alles Gute wünschen». — 6012 «da habt ihr nichts Hemmendes, Hinderndes zu befürchten; da kommt Alles euerm Wunsche entgegen". B. 6013 über nîgen vgl. zu 5838. —
Strana 209
DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 209 6015 S. 223 und gnâdet im vil verre. sî sprach: «lieber herre, diu bete enist niht umbe mich: si ist verre werder danne ich diu mich nâch iu gesendet hât. und sage iu wie ez umbe si stât. si lîdet von gewalte nôt. ir vater ist niulîche tôt, und wil si ir swester enterben und dâ von verderben, daz sî ein lützel alter ist. des hât si kûme gewunnen vrist: über séhstehalbe wochen sô ist ein kampf gesprochen zwischen in beiden: sô wil si si scheiden von ir erbeteile, ezn stê dan an ir heile, daz si den kempfen bringe dar, der sî gewaltes bewar. nû hât si des gewiset diu werlt diu iuch prîset, daz si iuch ze trôste hât erkorn; unde enhât daz niht verlorn durch hôchvart noch durch trâcheit, daz si niht selbe nâch iu reit: si was uf den wec komen: êhaftiu nôt hât irz benomen, wan sî leider ûf der vart von der reise siech wart, unde ist alsô under wegen mit mînem vater belegen. der sante mich her an ir stat: nû bit ich iuch als sî mich bat. 6020 6025 6030 6035 6040 6045 6017 umbe mich, für mich, in meinem Interesse. — 6022 niulîche adv., jüngst. — 6024 verderben swv., zu Grunde richten. — dâ von, darum, des- halb. — 6027 über, von heute über, binnen, nach; vgl. 5756. — 6035 wîsen mit acc. und gen., einen auf etwas hinweisen, aufmerksam machen. — 6037 = Eraclius 155. — 6038 verliesen stv., unterlassen, verabsaumen (wenn es nicht verborn statt verlorn heißsen mußs, wie einige Handschriften lesen). — 6042 éhaft, vgl. zu 2933. — 6046 «bei meinem Vater liegen geblieben". B.; dieselbe Bedeutung hat mit in V. 5461, 5727. Vgl. Anmerkung zu Erec 1417. HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 14
DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 209 6015 S. 223 und gnâdet im vil verre. sî sprach: «lieber herre, diu bete enist niht umbe mich: si ist verre werder danne ich diu mich nâch iu gesendet hât. und sage iu wie ez umbe si stât. si lîdet von gewalte nôt. ir vater ist niulîche tôt, und wil si ir swester enterben und dâ von verderben, daz sî ein lützel alter ist. des hât si kûme gewunnen vrist: über séhstehalbe wochen sô ist ein kampf gesprochen zwischen in beiden: sô wil si si scheiden von ir erbeteile, ezn stê dan an ir heile, daz si den kempfen bringe dar, der sî gewaltes bewar. nû hât si des gewiset diu werlt diu iuch prîset, daz si iuch ze trôste hât erkorn; unde enhât daz niht verlorn durch hôchvart noch durch trâcheit, daz si niht selbe nâch iu reit: si was uf den wec komen: êhaftiu nôt hât irz benomen, wan sî leider ûf der vart von der reise siech wart, unde ist alsô under wegen mit mînem vater belegen. der sante mich her an ir stat: nû bit ich iuch als sî mich bat. 6020 6025 6030 6035 6040 6045 6017 umbe mich, für mich, in meinem Interesse. — 6022 niulîche adv., jüngst. — 6024 verderben swv., zu Grunde richten. — dâ von, darum, des- halb. — 6027 über, von heute über, binnen, nach; vgl. 5756. — 6035 wîsen mit acc. und gen., einen auf etwas hinweisen, aufmerksam machen. — 6037 = Eraclius 155. — 6038 verliesen stv., unterlassen, verabsaumen (wenn es nicht verborn statt verlorn heißsen mußs, wie einige Handschriften lesen). — 6042 éhaft, vgl. zu 2933. — 6046 «bei meinem Vater liegen geblieben". B.; dieselbe Bedeutung hat mit in V. 5461, 5727. Vgl. Anmerkung zu Erec 1417. HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 14
Strana 210
210 X. ABENTEUER, D. TÖCHTER D. GRAFEN V. SCHW. DORN. S. 224 Si hiez mich iuch, herre, manen harte verre. sît daz iuch got sô gèret hât, daz alsô gar ze prise stât vür manegen riter iuwer lip, sô êret got und diu wîp: sô sit ir hövesch unde wîs. nû geruochet iuwern pris an iu beiden mêren, den iuwern an den êren und den ir an dem guote. swes iu nu si ze muote, des bewîset mich bi gote.» er sprach: «dane hât sich der bote niht versûmet umbe ein hâr. der alte spruch der ist wâr: swer guoten boten sendet, sînen vrumen er endet. ich kiuse bî dem boten wol, wie man die vrouwen weren sol. ich tuon vil gerne swes sî gert, sô verre mich der lip gewert. nu rîtet vür und wîset mich: swar ir mich wîset, dar var ich.» 6055 6060 60655 6070 6050 Sus wart der bote enpfangen, und was vil gar zergangen ir zwîvellichiu swære. vil manec wehselmære sagten si ûf der heide: sus vertriben sî beide mit niuwen maeren den tac. nu sâhen si wâ vor in lac ein burc úf der strâze, 6075 6080 6052 se prise stân, im Preise stehen, hochgeschätzt sein. — 6053 vür, über, mehr als. — 6059 ir ist Genetiv: den ir, den ihren, ihrigen. — 6060 wie ihr nun darüber denken mögt; wozu ihr euch immer entschließsen mögt. — 6063 sich versûmen an etew., sich verspäten; etwas vergeblich, ohne Er- folg thun. — 6066 sînen vrumen enden, seinen Vortheil (Zweck) erreichen, ausrichten, durchsetzen; vgl. Purgoldt's Rechtsbuch bei Ortloff II, 292: er (sc. der bote) hadt der stadt redlîchen nuczs undt fromen geant. — 6068 weren, gewähren. — 6070 sô verre, sofern, soweit als. 6075 das Leid, das ihr der Zweifel voraussagte ; die Pein ihrer Un- gewissheit. — 6076 wehselmare stn., Zwiegespräch, Unterhaltung. — 6079 niu- wet mœre, Neuigkeit; unterhaltende Erzählung. —
210 X. ABENTEUER, D. TÖCHTER D. GRAFEN V. SCHW. DORN. S. 224 Si hiez mich iuch, herre, manen harte verre. sît daz iuch got sô gèret hât, daz alsô gar ze prise stât vür manegen riter iuwer lip, sô êret got und diu wîp: sô sit ir hövesch unde wîs. nû geruochet iuwern pris an iu beiden mêren, den iuwern an den êren und den ir an dem guote. swes iu nu si ze muote, des bewîset mich bi gote.» er sprach: «dane hât sich der bote niht versûmet umbe ein hâr. der alte spruch der ist wâr: swer guoten boten sendet, sînen vrumen er endet. ich kiuse bî dem boten wol, wie man die vrouwen weren sol. ich tuon vil gerne swes sî gert, sô verre mich der lip gewert. nu rîtet vür und wîset mich: swar ir mich wîset, dar var ich.» 6055 6060 60655 6070 6050 Sus wart der bote enpfangen, und was vil gar zergangen ir zwîvellichiu swære. vil manec wehselmære sagten si ûf der heide: sus vertriben sî beide mit niuwen maeren den tac. nu sâhen si wâ vor in lac ein burc úf der strâze, 6075 6080 6052 se prise stân, im Preise stehen, hochgeschätzt sein. — 6053 vür, über, mehr als. — 6059 ir ist Genetiv: den ir, den ihren, ihrigen. — 6060 wie ihr nun darüber denken mögt; wozu ihr euch immer entschließsen mögt. — 6063 sich versûmen an etew., sich verspäten; etwas vergeblich, ohne Er- folg thun. — 6066 sînen vrumen enden, seinen Vortheil (Zweck) erreichen, ausrichten, durchsetzen; vgl. Purgoldt's Rechtsbuch bei Ortloff II, 292: er (sc. der bote) hadt der stadt redlîchen nuczs undt fromen geant. — 6068 weren, gewähren. — 6070 sô verre, sofern, soweit als. 6075 das Leid, das ihr der Zweifel voraussagte ; die Pein ihrer Un- gewissheit. — 6076 wehselmare stn., Zwiegespräch, Unterhaltung. — 6079 niu- wet mœre, Neuigkeit; unterhaltende Erzählung. —
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XI. ABENTEUER, IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 211 den liuten wol ze mâze die herbergen solden, als ouch sie gerne wolden. XI. ABENTEUER, IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. Iwein gelangt in Gesellschaft des Fräuleins, das ihn um Beistand er- eucht hat, am Abend zu einer Burg, wo er zu herbergen gedenkt. In dem Flecken darunter warnt man ihn davor; aber die einbrechende Nacht lässt ihm keine andere Wahl. Innerhalb des Burgthores findet er ein grofses Arbeitshaus, in welchem an dreihundert ärmlich gekleidete Frauen sich mit allerhand weiblichen Arbeiten abmühen. Da er von dem barschen und unhöflichen Pförtner keine Auskunft über sie erhalten kann, so geht er selber zu ihnen hinein und erfährt von ihnen, dafs sie edeln Herkom- mens seien und vom Jungfernwerth stammen; ihr Herr sei auch einst in seinen jungen Jahren hier eingekehrt und in dem Abenteuer gegen die zwei Riesen, mit denen jeder Gast kämpfen müsse, unterlegen; er habe sein Leben damit erkauft, dafs er sich eidlich verpflichtet, alljährlich dreißsig Jungfrauen herzusenden; diese müssten nun hier mit Arbeiten für geringen Lohn ihr Leben fristen. Darauf sucht Iwein nach den übrigen Bewohnern der Burg und findet endlich in einem herrlichen Parke den Wirth nebst seiner Gemahlin und zu ihren Füßsen ihre von Schönheit strahlende Tochter. Sie empfangen ihn auf das ehrenvollste und lassen ihm und seiner Begleitung alle mögliche Pflege angedeihen. Am andern Morgen eröffnet der Wirth seinem erstaunten Gaste, dafs er einen Kampf gegen zwei Riesen bestehen müsse; siege er, so falle ihm seine Tochter und ein reiches Land zu Lohn. Iwein dankt für diese Gaben, zu grofsem Unwillen seines Wirthes. Darauf waffnet er sich und hat bald die mit schweren Kolben versehenen Riesen vor sich. Diese bestehen darauf, dafs er zuvor seinen Löwen einsperren lasse. Alsdann beginnt der ungleiche Kampf. Da Iwein trotz seiner Tapferkeit in grofsem Nachtheil gegen sie ist, sucht sich sein gefangener Gefährte der Haft zu entledigen und eilt ihm zu Hilfe. Der eine der beiden Riesen fällt, tapfer kämpfend; der andere muss sich gefangen geben. Mit diesem Siege sind nun auch die dreihundert gefangenen Geiseln frei geworden und werden von Iwein nach siebentägiger Pflege den Ihrigen wieder zugestellt. Diu burc stuont besunder, und ein márkét dar under: 6085 6082 einem ze mâce, entsprechend, bequem, gelegen für einen. 6085 besunder stan, abgesondert, vereinzelt, für sich allein liegen. — 6086 market stm., Marktflecken; vgl. Erec 3486 u. 222: ein market underm hûse lac, dâ kom er geriten in. — 14 *
XI. ABENTEUER, IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 211 den liuten wol ze mâze die herbergen solden, als ouch sie gerne wolden. XI. ABENTEUER, IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. Iwein gelangt in Gesellschaft des Fräuleins, das ihn um Beistand er- eucht hat, am Abend zu einer Burg, wo er zu herbergen gedenkt. In dem Flecken darunter warnt man ihn davor; aber die einbrechende Nacht lässt ihm keine andere Wahl. Innerhalb des Burgthores findet er ein grofses Arbeitshaus, in welchem an dreihundert ärmlich gekleidete Frauen sich mit allerhand weiblichen Arbeiten abmühen. Da er von dem barschen und unhöflichen Pförtner keine Auskunft über sie erhalten kann, so geht er selber zu ihnen hinein und erfährt von ihnen, dafs sie edeln Herkom- mens seien und vom Jungfernwerth stammen; ihr Herr sei auch einst in seinen jungen Jahren hier eingekehrt und in dem Abenteuer gegen die zwei Riesen, mit denen jeder Gast kämpfen müsse, unterlegen; er habe sein Leben damit erkauft, dafs er sich eidlich verpflichtet, alljährlich dreißsig Jungfrauen herzusenden; diese müssten nun hier mit Arbeiten für geringen Lohn ihr Leben fristen. Darauf sucht Iwein nach den übrigen Bewohnern der Burg und findet endlich in einem herrlichen Parke den Wirth nebst seiner Gemahlin und zu ihren Füßsen ihre von Schönheit strahlende Tochter. Sie empfangen ihn auf das ehrenvollste und lassen ihm und seiner Begleitung alle mögliche Pflege angedeihen. Am andern Morgen eröffnet der Wirth seinem erstaunten Gaste, dafs er einen Kampf gegen zwei Riesen bestehen müsse; siege er, so falle ihm seine Tochter und ein reiches Land zu Lohn. Iwein dankt für diese Gaben, zu grofsem Unwillen seines Wirthes. Darauf waffnet er sich und hat bald die mit schweren Kolben versehenen Riesen vor sich. Diese bestehen darauf, dafs er zuvor seinen Löwen einsperren lasse. Alsdann beginnt der ungleiche Kampf. Da Iwein trotz seiner Tapferkeit in grofsem Nachtheil gegen sie ist, sucht sich sein gefangener Gefährte der Haft zu entledigen und eilt ihm zu Hilfe. Der eine der beiden Riesen fällt, tapfer kämpfend; der andere muss sich gefangen geben. Mit diesem Siege sind nun auch die dreihundert gefangenen Geiseln frei geworden und werden von Iwein nach siebentägiger Pflege den Ihrigen wieder zugestellt. Diu burc stuont besunder, und ein márkét dar under: 6085 6082 einem ze mâce, entsprechend, bequem, gelegen für einen. 6085 besunder stan, abgesondert, vereinzelt, für sich allein liegen. — 6086 market stm., Marktflecken; vgl. Erec 3486 u. 222: ein market underm hûse lac, dâ kom er geriten in. — 14 *
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212 XI. ABENTEUER, s. 225 dâ kômen si in geriten. nu enpfiengen si mit unsiten alle die in den strâzen stuonden unde sâzen. si möhten wol erschricken von ir twerhen blicken. si kêrten in den rücke zuo, sî sprâchen: «ir kumt her ze vruo: man het iuwer hie wol rât. und westet ir wiez hie stât, ir waret vür gekêret. ir werdet hie lützel gêrêt. wem sît ir hie willekomen, ode waz hât ir iuch an genomen mit iuwer reise dâ her ? nû wer ist hie der iuwer ger? ir wæret anderswâ baz. iuch hât rehte der gotes haz dâ her gesendet beide zallem iuwerm leide. ir sît uns unwillekomen.» dô si daz hâten vernomen, dô sprach der riter mittem lewen: «waz diutet ditz schelten unde drewen, ode war an verschult ich daz? verdiente ich ie iuwern haz, daz ist unwizzende geschehen, unde wil iu des bejehen bi der rehten wârheit: ichn kom nie her durch iuwer leit: mac ich, ich scheide hinnen mit iuwer aller minnen. 6090 6095 6100 6105 6110 6115 6088 mit unsiten, auf unfreundliche Weise; vgl. 1974. — 6091 si möhten, sie hätten können. — 6092 twerch adj., nicht gerade, seitwärts gerichtet; hier soviel wie: falsch, unfreundlich (vgl. torvus, dweher in den Sumerlaten 19, 22 und bei Diefenbach, Glossarium 590a). — 6095 eines rât hân, jemand entbehren, missen können; vgl. zu 4495. — 6097 vür gekéret, «weiter ge- ritten ». B. — 6104 für haz brauchen wir jetzt in diesem Zusammenhange : Zorn. — 6106 in jeder Hinsicht (durchaus) zu euerm Leid; zu euerni gröfsten Schaden; vgl. die Anm. zum 1. Büchl. 204 und Iwein 8153. — 6110 drewen stn., das Drohen. — Zu war diutet (bedeutet) ditz schellen vgl. Gregor 214: waz diutet ditz ringen. — 6113 unwizzende adv., ohne Wissen. — 6114 bejehen stv., bekennen; vgl, Armer Heinrich 1126, Erec 3864, 6291. — 6118 mit euer aller Zustimmung; minne hier im Plural= Gewogenheit, freundliches Gedenken, Zuneigung, Zustimmung; vgl. Ruo- lant 81, 13: mit dînen minnen; Sachsenspiegel, 1, 85, 2: mit sînen minnen; Godefrit Hagen's Reimchronik 2769 : dat spreche ich, hêre, mit urren minnen. —
212 XI. ABENTEUER, s. 225 dâ kômen si in geriten. nu enpfiengen si mit unsiten alle die in den strâzen stuonden unde sâzen. si möhten wol erschricken von ir twerhen blicken. si kêrten in den rücke zuo, sî sprâchen: «ir kumt her ze vruo: man het iuwer hie wol rât. und westet ir wiez hie stât, ir waret vür gekêret. ir werdet hie lützel gêrêt. wem sît ir hie willekomen, ode waz hât ir iuch an genomen mit iuwer reise dâ her ? nû wer ist hie der iuwer ger? ir wæret anderswâ baz. iuch hât rehte der gotes haz dâ her gesendet beide zallem iuwerm leide. ir sît uns unwillekomen.» dô si daz hâten vernomen, dô sprach der riter mittem lewen: «waz diutet ditz schelten unde drewen, ode war an verschult ich daz? verdiente ich ie iuwern haz, daz ist unwizzende geschehen, unde wil iu des bejehen bi der rehten wârheit: ichn kom nie her durch iuwer leit: mac ich, ich scheide hinnen mit iuwer aller minnen. 6090 6095 6100 6105 6110 6115 6088 mit unsiten, auf unfreundliche Weise; vgl. 1974. — 6091 si möhten, sie hätten können. — 6092 twerch adj., nicht gerade, seitwärts gerichtet; hier soviel wie: falsch, unfreundlich (vgl. torvus, dweher in den Sumerlaten 19, 22 und bei Diefenbach, Glossarium 590a). — 6095 eines rât hân, jemand entbehren, missen können; vgl. zu 4495. — 6097 vür gekéret, «weiter ge- ritten ». B. — 6104 für haz brauchen wir jetzt in diesem Zusammenhange : Zorn. — 6106 in jeder Hinsicht (durchaus) zu euerm Leid; zu euerni gröfsten Schaden; vgl. die Anm. zum 1. Büchl. 204 und Iwein 8153. — 6110 drewen stn., das Drohen. — Zu war diutet (bedeutet) ditz schellen vgl. Gregor 214: waz diutet ditz ringen. — 6113 unwizzende adv., ohne Wissen. — 6114 bejehen stv., bekennen; vgl, Armer Heinrich 1126, Erec 3864, 6291. — 6118 mit euer aller Zustimmung; minne hier im Plural= Gewogenheit, freundliches Gedenken, Zuneigung, Zustimmung; vgl. Ruo- lant 81, 13: mit dînen minnen; Sachsenspiegel, 1, 85, 2: mit sînen minnen; Godefrit Hagen's Reimchronik 2769 : dat spreche ich, hêre, mit urren minnen. —
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IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 213 aller liute beste, enpfâhet ir iuwer geste alle sament alse mich, daz ist untroestlich einem her komen man der iuwer niht gerâten kan.» 6120 6125 Nu gehôrte ein vrouwe disen zorn: diu was ûz der stat geborn; vür die sîn strâze rehte gienc, als er den burewec gevienc. diu wincte im von verre. si sprach: «lieber herre, die rede die man hie tuot, die tuot man niuwan durch guot. nune zürnet niht sô sêre. sî riuwet iuwer êre und ditz riterlîche wip. ir müezet vliesen den lip (daz enkunnet ir niemer bewarn), welt ir ûf die burc varn. jane redent siz durch deheinen haz, wan dazs iu des gunden baz, daz ir dise bure mitet unde noch vürbaz ritet. wand uns ist ein gebot gegeben über guot und über leben, daz sich hie vor wip noch man neme deheinen gast an uzerhalp dem bürgetor: hien herberget niemen vor. got sol iuch dervor bewarn : 6130 6135 6140 6145 s. 226 6122 untraestlich adj., niederschlagend. — 6123 ein her komen man, ein ein- gewanderter, nicht im Orte geborener Mann, im Gegensatze zu ûz der stat geborn in V. 6126; ebenso im Freiberger Stadtrecht ed. Schott, S. 269; Sumerl. 41, 47: advena, herchomener; Graff’s Interlin. Ps. 148, 19: ein her- cumener ich bin in der erden =incola ego sum in terra». — 6124 gerâten mit gen., entrathen, entbehren. 6125 zorn hier: der Wortwechsel, der Streit. — 6127 vür die, an dieser vorbei. — 6128 als er den Weg nach der Burg einschlug; (burcwec auch im Erec 6721, Ritter von Stauffenberg 203; vgl. Berthold 171, 1 fg.) — 6134 «es betrübt sie, dafs ihr sollt überwunden werden". B. — 6137 be- warn, verhüten. — 6141 mitet præt. conj. von miden. — 6144 « bei Verlust des Vermögens und des Lebens". — 6145 hie vor, d. i. vor (außerhalb) der Burg. — wip noch man formelhaft: niemand (wer es auch sein mag).
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 213 aller liute beste, enpfâhet ir iuwer geste alle sament alse mich, daz ist untroestlich einem her komen man der iuwer niht gerâten kan.» 6120 6125 Nu gehôrte ein vrouwe disen zorn: diu was ûz der stat geborn; vür die sîn strâze rehte gienc, als er den burewec gevienc. diu wincte im von verre. si sprach: «lieber herre, die rede die man hie tuot, die tuot man niuwan durch guot. nune zürnet niht sô sêre. sî riuwet iuwer êre und ditz riterlîche wip. ir müezet vliesen den lip (daz enkunnet ir niemer bewarn), welt ir ûf die burc varn. jane redent siz durch deheinen haz, wan dazs iu des gunden baz, daz ir dise bure mitet unde noch vürbaz ritet. wand uns ist ein gebot gegeben über guot und über leben, daz sich hie vor wip noch man neme deheinen gast an uzerhalp dem bürgetor: hien herberget niemen vor. got sol iuch dervor bewarn : 6130 6135 6140 6145 s. 226 6122 untraestlich adj., niederschlagend. — 6123 ein her komen man, ein ein- gewanderter, nicht im Orte geborener Mann, im Gegensatze zu ûz der stat geborn in V. 6126; ebenso im Freiberger Stadtrecht ed. Schott, S. 269; Sumerl. 41, 47: advena, herchomener; Graff’s Interlin. Ps. 148, 19: ein her- cumener ich bin in der erden =incola ego sum in terra». — 6124 gerâten mit gen., entrathen, entbehren. 6125 zorn hier: der Wortwechsel, der Streit. — 6127 vür die, an dieser vorbei. — 6128 als er den Weg nach der Burg einschlug; (burcwec auch im Erec 6721, Ritter von Stauffenberg 203; vgl. Berthold 171, 1 fg.) — 6134 «es betrübt sie, dafs ihr sollt überwunden werden". B. — 6137 be- warn, verhüten. — 6141 mitet præt. conj. von miden. — 6144 « bei Verlust des Vermögens und des Lebens". — 6145 hie vor, d. i. vor (außerhalb) der Burg. — wip noch man formelhaft: niemand (wer es auch sein mag).
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214 XI. ABENTEUER, S. 227 ich weiz wol, sult ir volvarn, daz ez iu an den lîp gât. erwindet noch, daz ist min rât, unde rîtet vürbaz.» er sprach: «mich hulfe lihte daz, volget ich iuwerm râte : nů ist ez aber ze spáte. war möht ich nû geriten? ich muoz des tages hie biten.» 6155 6150 Si sprach: «mües ich iuch danne sehen, leider des niht mac geschehen. her wider uz kêren nâch iuwern êren, só helfe mir got, des vröut ich mich. alsus reit er vür sich, unz in der torwarte ersach. der wincte im dar unde sprach: “ wol her, riter, wol her ! wand ich iuch des zwâre gewer, daz man iuch hie vil gerne siht: ezn hilfet iuch aber niht.» 6160 616.) 6170 Nâch disem antpfange sûmt ern unlange, ern tæte im uf die porte. mit manegem drôworte enpfie in der portenære : daz was im unmære. er sach in schalclîchen an 6175 6150 volvarn stv., bis zum Ziele vordringen, es durchsetzen; in demselben Sinne volrîten im Erec 8049 u. 8053. — 6152 erwinden stv., sich zurück- wenden, ablassen, abstehen. — noch, vgl. zu Erec 6410. — 6158 des tage. bîten, auf den Anbruch des Tages warten. 6159 mües ich, könnte, dürfte ich. — 6162 so das ihr Sieger bleibt; ohne daſs ihr überwunden werdet. — 6163 só helfe mir got, so wahr mir Gott helfe! wahrhaftig! vgl. Armer Heinrich 1327. — 6166 einem dor winken, einem zu sich winken. — 6167 wol her! kommt her! nur herein ! wol häufig gebraucht beim Zurufen, z. B. wol dan! wol hin! wol ûf! vgi. Grammatik IV, 135. — 6168 ich gewer iuch des cwâre, ich stehe euch dafur ein, ich versichere euch; vgl. Passional H. 42, 62: des wil ich ûch vur war weren und Passional K. 588, 72: mit rehter wârheit ich gewer dich; — häufiger sagte man in diesem Sinne: ich bin des iuwer wer oder gewer. 6172—73 ohne ihn lange warten zu lassen öffnete er ihm das Thor. — 6177 schalelichen adv., boshaft, schadenfroh. —
214 XI. ABENTEUER, S. 227 ich weiz wol, sult ir volvarn, daz ez iu an den lîp gât. erwindet noch, daz ist min rât, unde rîtet vürbaz.» er sprach: «mich hulfe lihte daz, volget ich iuwerm râte : nů ist ez aber ze spáte. war möht ich nû geriten? ich muoz des tages hie biten.» 6155 6150 Si sprach: «mües ich iuch danne sehen, leider des niht mac geschehen. her wider uz kêren nâch iuwern êren, só helfe mir got, des vröut ich mich. alsus reit er vür sich, unz in der torwarte ersach. der wincte im dar unde sprach: “ wol her, riter, wol her ! wand ich iuch des zwâre gewer, daz man iuch hie vil gerne siht: ezn hilfet iuch aber niht.» 6160 616.) 6170 Nâch disem antpfange sûmt ern unlange, ern tæte im uf die porte. mit manegem drôworte enpfie in der portenære : daz was im unmære. er sach in schalclîchen an 6175 6150 volvarn stv., bis zum Ziele vordringen, es durchsetzen; in demselben Sinne volrîten im Erec 8049 u. 8053. — 6152 erwinden stv., sich zurück- wenden, ablassen, abstehen. — noch, vgl. zu Erec 6410. — 6158 des tage. bîten, auf den Anbruch des Tages warten. 6159 mües ich, könnte, dürfte ich. — 6162 so das ihr Sieger bleibt; ohne daſs ihr überwunden werdet. — 6163 só helfe mir got, so wahr mir Gott helfe! wahrhaftig! vgl. Armer Heinrich 1327. — 6166 einem dor winken, einem zu sich winken. — 6167 wol her! kommt her! nur herein ! wol häufig gebraucht beim Zurufen, z. B. wol dan! wol hin! wol ûf! vgi. Grammatik IV, 135. — 6168 ich gewer iuch des cwâre, ich stehe euch dafur ein, ich versichere euch; vgl. Passional H. 42, 62: des wil ich ûch vur war weren und Passional K. 588, 72: mit rehter wârheit ich gewer dich; — häufiger sagte man in diesem Sinne: ich bin des iuwer wer oder gewer. 6172—73 ohne ihn lange warten zu lassen öffnete er ihm das Thor. — 6177 schalelichen adv., boshaft, schadenfroh. —
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IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 215 S. 228 als ein ungetriuwer man: er sprach: «ich hân daz wol bedâht, daz ich iuch hân her in brâht: ahtet sélbe umbe die ûzvart.» nâch im wart daz tor bespart. Ern ruochte waz er im sprach, dô er deheine vreise sach weder in der burc noch dervor. nu sach er inrehalp dem tor ein witez wercgadem stân: daz was gestalt unde getân als armer liute gemach; dar in er durch ein venster sach würken wol driu hundert wip. den wâren cleider unt der lip vil armeclîche gestalt: irn was iedoch deheiniu alt die armen heten ouch den sin, daz gnuoge worhten under in swaz iemen würken solde von sîden und von golde. gnuoge worhten an der rame: der were was aber âne schame. und die des niene kunden, die lâsen, dise wunden, disiu blou, disiu dahs, 6180 6185 6190 6195 6200 6178 ungetriuwe, unredlich, falsch (niederträchtig). — 6179 ich han da: woi bedâht kann verschieden gedeutet werden, entweder : ich habe das nicht ohne Absicht gethan, habe meine guten Gründe dabei gehabt; oder: ich habe klug gehandelt, es war von mir klug ausgedacht. — 6181 umbe etcw. ahten, sich um etwas kümmern, auf etwas bedacht sein; nun seht ihr selber zu, wie ihr wieder herauskommt. — 6182 besperren swv., versperren, verriegeln. 6183 einem sprechen ebenso wie in V. 857: sprechen was man von einem denkt; von einem oder über einen sich äufsern. — 6184 vreise stf., vgl. zu 673. — 6187 wercgadem stn., Arbeitshaus, Arbeitszimmer (Werk- stätte, Fabrik, werchůs; vgl. Krone 7080, 10361; Gesammtabenteuer III, 139, 63; Förstemann, Neue Mittheilungen II, 323; III, 2, 49 und 50). — 6191 würken, wirken, præt. worhte V. 6199 unregelm. swv., arbeiten, sich beschäftigen (namentlich öfter im Sinne von Sticken, Weben u. dgl.). — 6193 armectîche adv., ärmlich, armselig. — gestalt ist Partic. von stellen swv. — 6195 sin hier: Kunst, Geschicklichkeit, Fertigkeit, list; vgl. Erec 7646, 5243, 5179, 5227 u. s. w. — 6198 sîde swf., Seide. — 6199 ram, rame fem., der Rahmen zum Sticken, Nähen, Bortenwirken. — 6200 àne schame wesen, nicht schmachvoll, nicht schimpflich (ohne Tadel, ohne Makel) sein; Wigalois 244, 33: ir geverte das was âne scham. — 6202 lesen stv., das Garn, die Fäden ordnen (sortieren). — winden stv., das Garn auf die Winde bringen, aufwinden. — 6203 bliuwen stv., bleuen, schlagen, hier vorzugsweise: den gerösteten und gedörrten Flachs bleuen mittelst des
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 215 S. 228 als ein ungetriuwer man: er sprach: «ich hân daz wol bedâht, daz ich iuch hân her in brâht: ahtet sélbe umbe die ûzvart.» nâch im wart daz tor bespart. Ern ruochte waz er im sprach, dô er deheine vreise sach weder in der burc noch dervor. nu sach er inrehalp dem tor ein witez wercgadem stân: daz was gestalt unde getân als armer liute gemach; dar in er durch ein venster sach würken wol driu hundert wip. den wâren cleider unt der lip vil armeclîche gestalt: irn was iedoch deheiniu alt die armen heten ouch den sin, daz gnuoge worhten under in swaz iemen würken solde von sîden und von golde. gnuoge worhten an der rame: der were was aber âne schame. und die des niene kunden, die lâsen, dise wunden, disiu blou, disiu dahs, 6180 6185 6190 6195 6200 6178 ungetriuwe, unredlich, falsch (niederträchtig). — 6179 ich han da: woi bedâht kann verschieden gedeutet werden, entweder : ich habe das nicht ohne Absicht gethan, habe meine guten Gründe dabei gehabt; oder: ich habe klug gehandelt, es war von mir klug ausgedacht. — 6181 umbe etcw. ahten, sich um etwas kümmern, auf etwas bedacht sein; nun seht ihr selber zu, wie ihr wieder herauskommt. — 6182 besperren swv., versperren, verriegeln. 6183 einem sprechen ebenso wie in V. 857: sprechen was man von einem denkt; von einem oder über einen sich äufsern. — 6184 vreise stf., vgl. zu 673. — 6187 wercgadem stn., Arbeitshaus, Arbeitszimmer (Werk- stätte, Fabrik, werchůs; vgl. Krone 7080, 10361; Gesammtabenteuer III, 139, 63; Förstemann, Neue Mittheilungen II, 323; III, 2, 49 und 50). — 6191 würken, wirken, præt. worhte V. 6199 unregelm. swv., arbeiten, sich beschäftigen (namentlich öfter im Sinne von Sticken, Weben u. dgl.). — 6193 armectîche adv., ärmlich, armselig. — gestalt ist Partic. von stellen swv. — 6195 sin hier: Kunst, Geschicklichkeit, Fertigkeit, list; vgl. Erec 7646, 5243, 5179, 5227 u. s. w. — 6198 sîde swf., Seide. — 6199 ram, rame fem., der Rahmen zum Sticken, Nähen, Bortenwirken. — 6200 àne schame wesen, nicht schmachvoll, nicht schimpflich (ohne Tadel, ohne Makel) sein; Wigalois 244, 33: ir geverte das was âne scham. — 6202 lesen stv., das Garn, die Fäden ordnen (sortieren). — winden stv., das Garn auf die Winde bringen, aufwinden. — 6203 bliuwen stv., bleuen, schlagen, hier vorzugsweise: den gerösteten und gedörrten Flachs bleuen mittelst des
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216 XI. ABENTEUER, S. 229 disiu hachelte vlahs, dise spunnen, dise nâten; und wâren doch unberâten: in galt ir arbeit niht mê wan daz in zallen zîten wê von hunger und von durste was, und daz in kûme genas der lip der in doch nâch gesweich. sî wâren mager unde bleich, si liten grôzen unrât an dem lîbe und an der wât. ez was bi ir viure under wîlen tiure daz vleisch zuo den vischen. sî muose verwischen wirtschaft und êre : sî rungen mit sêre. 6205 6210 6215 6220 Ouch wurden sî sin gewar. wâren si ê riuwevar, ir leides wart nu michel mê. in tete diu schame alsô wê, daz in die arme enpfielen, wan in die trehene vielen von den ougen uf die wât. daz ir grôzen unrât iemen vremder hete gesehen, dâ was in leide an geschehen. in viel daz houbet zetal, unde vergâzen über al des werkes in den henden. 6225 6230 hölzernen Bleuels (Martina 15, 78 u. 81; Walch's vermischte Beiträge 6, 25). — dehsen stv., den Flachs schwingen (mittelst des dehsîsen oder dehs- schît). — 6204 hachelen swv., Flachs hecheln. — 6205 spunnen præt. von spin- nen. — najen, (nœhen, nan) swv., nähen. — 6206 unberaten, vom Nöthigsten entblöfst, der Noth oder dem Mangel preisgegeben. — 6207 gelten stv., ein- bringen, eintragen. — 6211 geswîchen stv. mit dat., einem abtrünnig werden, verloren gehen, hinschwinden. — 6213 unrât masc., Noth, Mangel (inopia).— 6215 viur stn. hier soviel wie: Herd (Sumerlaten 44, 16 = ignis, focus); vgl. Erec 379—380 und die Anmerkung. — 6216 under wilen, unter Stunden, bisweilen. — 6217 Fleischspeise und Fisch werden infolge der kirchlichen Auffassung im Mittelalter immer als gesonderte Dinge aufgeführi. — 6218 etewae verwischet mich, «huscht bei mir vorbei, d. h. entgeht mir.» B.; vgl. auch Reinfried 6368. — 6219 wirtschaft fem., Schmaus, Gelage. — êre, Ansehen, Herrlichkeit. — 6220 sêr stn., Wehe, Leid, Noth. — 6223 michel, vgl. zu 2906. 6226 trahen stm., die Thräne. — 6232 über al, vgl. die Anm. zu 3115. —
216 XI. ABENTEUER, S. 229 disiu hachelte vlahs, dise spunnen, dise nâten; und wâren doch unberâten: in galt ir arbeit niht mê wan daz in zallen zîten wê von hunger und von durste was, und daz in kûme genas der lip der in doch nâch gesweich. sî wâren mager unde bleich, si liten grôzen unrât an dem lîbe und an der wât. ez was bi ir viure under wîlen tiure daz vleisch zuo den vischen. sî muose verwischen wirtschaft und êre : sî rungen mit sêre. 6205 6210 6215 6220 Ouch wurden sî sin gewar. wâren si ê riuwevar, ir leides wart nu michel mê. in tete diu schame alsô wê, daz in die arme enpfielen, wan in die trehene vielen von den ougen uf die wât. daz ir grôzen unrât iemen vremder hete gesehen, dâ was in leide an geschehen. in viel daz houbet zetal, unde vergâzen über al des werkes in den henden. 6225 6230 hölzernen Bleuels (Martina 15, 78 u. 81; Walch's vermischte Beiträge 6, 25). — dehsen stv., den Flachs schwingen (mittelst des dehsîsen oder dehs- schît). — 6204 hachelen swv., Flachs hecheln. — 6205 spunnen præt. von spin- nen. — najen, (nœhen, nan) swv., nähen. — 6206 unberaten, vom Nöthigsten entblöfst, der Noth oder dem Mangel preisgegeben. — 6207 gelten stv., ein- bringen, eintragen. — 6211 geswîchen stv. mit dat., einem abtrünnig werden, verloren gehen, hinschwinden. — 6213 unrât masc., Noth, Mangel (inopia).— 6215 viur stn. hier soviel wie: Herd (Sumerlaten 44, 16 = ignis, focus); vgl. Erec 379—380 und die Anmerkung. — 6216 under wilen, unter Stunden, bisweilen. — 6217 Fleischspeise und Fisch werden infolge der kirchlichen Auffassung im Mittelalter immer als gesonderte Dinge aufgeführi. — 6218 etewae verwischet mich, «huscht bei mir vorbei, d. h. entgeht mir.» B.; vgl. auch Reinfried 6368. — 6219 wirtschaft fem., Schmaus, Gelage. — êre, Ansehen, Herrlichkeit. — 6220 sêr stn., Wehe, Leid, Noth. — 6223 michel, vgl. zu 2906. 6226 trahen stm., die Thräne. — 6232 über al, vgl. die Anm. zu 3115. —
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IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 217 S. 230 von den ellenden wolt er den portenære gerne vrâgen mære, wand er dâ niemen anders sach: der schalc dô schalclîchen sprach, dô er engegen dem tor gienc: der schalc in schalclîche enpfienc : er sprach ûz schalkes munde so er schalclîchest kunde: «her gast, ir woldet vür daz tor. niht: dâ ist ein nagel vor. ez ist iu anders undersehen: iu sol hie iuwer reht geschehen, ê iu diu porte werde enspart. man muoz iuch ziuwer ûzvart anders beleiten: man sol iuch hie bereiten maneger unêren : man sol iuch hie lêren dise hovezuht baz. wie gar iuwer got vergaz, daz ich iuch brâhte her in! ir scheidet mit unêren hin.» 6240 6245 6250 6235 6255 Dô sprach der riter mittem lewen: «ir mugt mir harte vil gedrewen: 6234 von, wegen, in Betreff. — 6238 schale masc., ursprünglich der Knecht oder Diener, dann wie hier: der Mensch von boshafter, schadenfroher Gesinnung. Durch das Spielen mit dem Worte schalc, das er in verschie- denen Ableitungen rasch nacheinander sich wiederholen lässt (6238—42), sucht der ritterliche Dichter seinen Unwillen kund zu geben über die Unehrenhaftigkeit und Falschheit seines Thorwarts; ein gleiches Ver- fahren hat er angewandt, um den unstaten gesellen zu schelten in den Liedern 11, 23—24: sô des vil gâhelôsen gœhez heil zergât, daz er an der vil gahelôsen gâhes funden hât. — 6244 niht, «nicht so, daraus wird nichts». B. (Vgl. J. Haupt, das Hohe Lied 118, 27; Walther von Rheinau 149, 28.) — nagel, eine Art Riegel, Vorstecker, vgl. Krone 12982 ein türnagel der halber ûz dem slozze hienc. — 6245 undersehen stv., etwas genau ansehen, recht überlegen; Vorkehrung treffen; ebenso in den Gesammtabenteuern 2, 34, 356. — 6246 iuwer reht, das was euch nach der hier geltenden Sitte gebührt, was ihr zu erwarten befugt seid, «Schande und schmählicher Tod». — 6247 ensperren = entsperren swv., aufthun. — 6249 beleiten swv., geleiten, einem das Geleite geben. — 6250 einen bereiten mit gen., einen mit etwas ausrüsten, ihn etwas kennen lehren. — 6253 dise hovezuht, die Sitte, den Gebrauch, der an diesem Hofe herrscht; Hofmanier. — 6254 wie waret ihr von Gott so ganz vergessen, verlassen! 6258 ir mugt mir «ist nicht Anrede an den portenœre, sondern bezieht sich auf das von diesem vorher gebrauchte man." B. — gedrewen = dreun, drohen. —
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 217 S. 230 von den ellenden wolt er den portenære gerne vrâgen mære, wand er dâ niemen anders sach: der schalc dô schalclîchen sprach, dô er engegen dem tor gienc: der schalc in schalclîche enpfienc : er sprach ûz schalkes munde so er schalclîchest kunde: «her gast, ir woldet vür daz tor. niht: dâ ist ein nagel vor. ez ist iu anders undersehen: iu sol hie iuwer reht geschehen, ê iu diu porte werde enspart. man muoz iuch ziuwer ûzvart anders beleiten: man sol iuch hie bereiten maneger unêren : man sol iuch hie lêren dise hovezuht baz. wie gar iuwer got vergaz, daz ich iuch brâhte her in! ir scheidet mit unêren hin.» 6240 6245 6250 6235 6255 Dô sprach der riter mittem lewen: «ir mugt mir harte vil gedrewen: 6234 von, wegen, in Betreff. — 6238 schale masc., ursprünglich der Knecht oder Diener, dann wie hier: der Mensch von boshafter, schadenfroher Gesinnung. Durch das Spielen mit dem Worte schalc, das er in verschie- denen Ableitungen rasch nacheinander sich wiederholen lässt (6238—42), sucht der ritterliche Dichter seinen Unwillen kund zu geben über die Unehrenhaftigkeit und Falschheit seines Thorwarts; ein gleiches Ver- fahren hat er angewandt, um den unstaten gesellen zu schelten in den Liedern 11, 23—24: sô des vil gâhelôsen gœhez heil zergât, daz er an der vil gahelôsen gâhes funden hât. — 6244 niht, «nicht so, daraus wird nichts». B. (Vgl. J. Haupt, das Hohe Lied 118, 27; Walther von Rheinau 149, 28.) — nagel, eine Art Riegel, Vorstecker, vgl. Krone 12982 ein türnagel der halber ûz dem slozze hienc. — 6245 undersehen stv., etwas genau ansehen, recht überlegen; Vorkehrung treffen; ebenso in den Gesammtabenteuern 2, 34, 356. — 6246 iuwer reht, das was euch nach der hier geltenden Sitte gebührt, was ihr zu erwarten befugt seid, «Schande und schmählicher Tod». — 6247 ensperren = entsperren swv., aufthun. — 6249 beleiten swv., geleiten, einem das Geleite geben. — 6250 einen bereiten mit gen., einen mit etwas ausrüsten, ihn etwas kennen lehren. — 6253 dise hovezuht, die Sitte, den Gebrauch, der an diesem Hofe herrscht; Hofmanier. — 6254 wie waret ihr von Gott so ganz vergessen, verlassen! 6258 ir mugt mir «ist nicht Anrede an den portenœre, sondern bezieht sich auf das von diesem vorher gebrauchte man." B. — gedrewen = dreun, drohen. —
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218 XI. ABENTEUER, S. 231 michn bestê groezer nôt, zwâre, sô gelige ich niemer tôt. wan besliustů vaste din tor? zwâre, wære ich dâ vor, ich wolde doch her wider in. daz ich zuo dir gegangen bin, daz ist durch vrâgen getân. vriunt, dû solt mich wizzen lân, wie stêtz umb disiu armiu wip? in sint die sîten und der lîp gestalt vil wol diu gelîch, waren si vrô unde rich, si waren harte wol getân.» der vrâge hiez er sich erlân, er sprach: «ich sage iu ein bast. wænet ir, her gast, daz mich niht betrâge iuwer müezegen vrâge? ir verlieset michel arbeit.» der riter sprach: «daz ist mir leit und gienc lachende dan, als der sich mittem boesen man mit worten niht beheften wil : er hete sin rede vür ein spil. 6265 6270 6275 6280 6260 Er ersuochte want unde want, unz er die hûstüre vant, unde gienc zuo in dar in. swie gar von armuot ir sin waere beswæeret, doch wâren si unerværet, 6285 6259 michn beste, es wäre denn, dals mir (oder: wenn mir nicht) entgegeu- träte. — 6267 über armin wip, wofür bei Lachmann armwîp in den Text gesetzt ist, vgl. die Bemerkung Paul's Beitr. 1, 390. — 6268 die siten pl, nach Benecke: «der Unfang des Leibes über den Hüften"; es nähert sich dem alten lanke (Gregor 1430) und unserem heutigen « Taille»; vgl. zu Erec 1433. (Oder sollte es nicht vielmehr die site heißen nach A D? vgl. 6917 und A. Faust über die dichotomische Responsion bei Hartmann in Steinmeyer's Zeits. 24, 13—14. — 6269 die gelich, darüber vgl. zu 753. — 6273 ein bast ist formelhafter Ausdruck für: nichts; vgl. 2635. — 6275 micl betrâget, mich verdriesst. — 6281 sich beheften mit einem, sich mit einem einlassen oder abgeben. — 6282 spil stm., Scherz = schimpf. 6283 ersuochen swv., durch- oder untersuchen. — want u. want, Wand für Wand, eine Wand nach der andern. — 6288 unervœret, nicht auffer Fassung gebracht; hier mit einem abhängigen Satze und Negation sie
218 XI. ABENTEUER, S. 231 michn bestê groezer nôt, zwâre, sô gelige ich niemer tôt. wan besliustů vaste din tor? zwâre, wære ich dâ vor, ich wolde doch her wider in. daz ich zuo dir gegangen bin, daz ist durch vrâgen getân. vriunt, dû solt mich wizzen lân, wie stêtz umb disiu armiu wip? in sint die sîten und der lîp gestalt vil wol diu gelîch, waren si vrô unde rich, si waren harte wol getân.» der vrâge hiez er sich erlân, er sprach: «ich sage iu ein bast. wænet ir, her gast, daz mich niht betrâge iuwer müezegen vrâge? ir verlieset michel arbeit.» der riter sprach: «daz ist mir leit und gienc lachende dan, als der sich mittem boesen man mit worten niht beheften wil : er hete sin rede vür ein spil. 6265 6270 6275 6280 6260 Er ersuochte want unde want, unz er die hûstüre vant, unde gienc zuo in dar in. swie gar von armuot ir sin waere beswæeret, doch wâren si unerværet, 6285 6259 michn beste, es wäre denn, dals mir (oder: wenn mir nicht) entgegeu- träte. — 6267 über armin wip, wofür bei Lachmann armwîp in den Text gesetzt ist, vgl. die Bemerkung Paul's Beitr. 1, 390. — 6268 die siten pl, nach Benecke: «der Unfang des Leibes über den Hüften"; es nähert sich dem alten lanke (Gregor 1430) und unserem heutigen « Taille»; vgl. zu Erec 1433. (Oder sollte es nicht vielmehr die site heißen nach A D? vgl. 6917 und A. Faust über die dichotomische Responsion bei Hartmann in Steinmeyer's Zeits. 24, 13—14. — 6269 die gelich, darüber vgl. zu 753. — 6273 ein bast ist formelhafter Ausdruck für: nichts; vgl. 2635. — 6275 micl betrâget, mich verdriesst. — 6281 sich beheften mit einem, sich mit einem einlassen oder abgeben. — 6282 spil stm., Scherz = schimpf. 6283 ersuochen swv., durch- oder untersuchen. — want u. want, Wand für Wand, eine Wand nach der andern. — 6288 unervœret, nicht auffer Fassung gebracht; hier mit einem abhängigen Satze und Negation sie
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IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 219 im enwurde al umbe genigen, und liezen ir werc ligen die wîle er bî in saz: ir zuht von art gebôt in daz. ouch nam er war, daz lützel hie überiger rede ergie, der doch gerne vil geschiht dâ man vil wibe ensamt siht : wan da wonte mit armüete bescheiden wille und güete. si wurden dicke schamerôt, dô er in sînen dienest bôt, diu ougen trüebe unde naz, die wîle er under in saz. 6290 6295 6300 s. 232 Ouch muot in sêre ir arbeit. er sprach : «enwærez iu niht leit, sô het ich gerne vrâge iwer ahte unde der mâge. ist iuch disiu armuot an geborn, sô hân ich mînen wân verlorn. ich sihe wol daz iu we tuot diu schame der selben armuot: und versihe michs da von: swer ir von kinde ist gewon, dern schamt sich ir sô sêre niht als man hie an iu gesiht. nune sagt mir minre noch mê wan rehte wiez dar umbe stê. weder hât iu ditz leben geburt ode unheil gegeben?" 6305 6310 6315 Ditz was der einer antwurt: «unser leben und unser geburt 6320 ließen sich durch nichts davon abbringen, sich allseitig vor ihm zu ver- neigen; vgl. Paul Mhd. Gramm. 339. - 6292 ir zult von art, «die ihrer Herkunft gemäßse feine Lebensart». B. — 6295 gerne adv., gewöhnlich, meistentheils. 6303—4 = Erec 3514—15. — 6305 vrâge hân eines d., nach etwas fragen, sich erkundigen. — 6306 ahte fem., der Stand, die Art der Lebensverhält- nisse, Lebensstellung. — 6308 so ist meine Vermuthung vergeblich, falsch gewesen; so habe ich falsch vermuthet. — 6311 und ich vermuthe es dar- aus. — 6315 über minre noch mé wan vgl. die Anm. zu 4874. — 6317 weder leitet hier die disjunctive Frage ein und bleibt im Nhd. unübersetzt. 6319 Folgendes antwortete eine von ihnen. —
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 219 im enwurde al umbe genigen, und liezen ir werc ligen die wîle er bî in saz: ir zuht von art gebôt in daz. ouch nam er war, daz lützel hie überiger rede ergie, der doch gerne vil geschiht dâ man vil wibe ensamt siht : wan da wonte mit armüete bescheiden wille und güete. si wurden dicke schamerôt, dô er in sînen dienest bôt, diu ougen trüebe unde naz, die wîle er under in saz. 6290 6295 6300 s. 232 Ouch muot in sêre ir arbeit. er sprach : «enwærez iu niht leit, sô het ich gerne vrâge iwer ahte unde der mâge. ist iuch disiu armuot an geborn, sô hân ich mînen wân verlorn. ich sihe wol daz iu we tuot diu schame der selben armuot: und versihe michs da von: swer ir von kinde ist gewon, dern schamt sich ir sô sêre niht als man hie an iu gesiht. nune sagt mir minre noch mê wan rehte wiez dar umbe stê. weder hât iu ditz leben geburt ode unheil gegeben?" 6305 6310 6315 Ditz was der einer antwurt: «unser leben und unser geburt 6320 ließen sich durch nichts davon abbringen, sich allseitig vor ihm zu ver- neigen; vgl. Paul Mhd. Gramm. 339. - 6292 ir zult von art, «die ihrer Herkunft gemäßse feine Lebensart». B. — 6295 gerne adv., gewöhnlich, meistentheils. 6303—4 = Erec 3514—15. — 6305 vrâge hân eines d., nach etwas fragen, sich erkundigen. — 6306 ahte fem., der Stand, die Art der Lebensverhält- nisse, Lebensstellung. — 6308 so ist meine Vermuthung vergeblich, falsch gewesen; so habe ich falsch vermuthet. — 6311 und ich vermuthe es dar- aus. — 6315 über minre noch mé wan vgl. die Anm. zu 4874. — 6317 weder leitet hier die disjunctive Frage ein und bleibt im Nhd. unübersetzt. 6319 Folgendes antwortete eine von ihnen. —
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220 XI. ABENTEUER, S. 233 diu suln wir in vil gerne sagen, gote und guoten liuten clagen, wie uns grôz êre ist benomen und sin in disen kumber komen. herre, ez ist unser lant der Juncvrouwen wert genant und lît von hinnen verre. des selben landes herre gewan den muot, daz er reit niuwan von sîner kintheit suochen âventiure: und von des weges stiure leider uns sô kom er rehte alsam ouch ir dâ her, und geschach im als ouch iu geschiht. wan dâne ist widerrede niht, irn müezet morgen vehten mit zwein des tiuvels knehten. die sint alsô manhaft, und hetet ir sehs manne kraft, daz ware ein wint wider in. got eine mac in helfen hin, ob er imz enblanden wil: wand im ist nihtes ze vil : ezn kan ouch âne in niht geschehen. wir müezen morgen an iu sehen den jâmer unz an dise vrist an manegem hie geschehen ist. 6325 6330 6335 ) 6340 6345 Sus kom mîn herre her geriten und solte mit in hân gestriten. 6350 6326 wert stm., erhöhter Grund in Flüssen oder Seen, der Werder, das Eiland (= Wörth, vgl. Kaiserswerth, Donauwörth); mit juncfrouwen wert übersetzte der Dichter das bei Christian von Troyes stehende ille as pa- celles. — 6330 von sîner kintheit, infolge seiner jugendlichen Unerfahren- heit. — 6332 stiure stf., Leitung; von des weges st., weil ihn gerade der Weg so führte. — 6333 leider uns, mehr als betrübend für uns; schlimm genug für uns (Gesammtabenteuer, II, 367, 212; Meleranz 7667). — 6336 denn hier gibt’s keine Widerrede; das ist ausgemacht, gewiss ; über die Nega- tion ne in dem abhängigen Satze vgl. die Anmerk. zu 2966—68. — 6338 des tiuvels knehte : bei Christian von Troyes fix de deables; vgl. Hildebrand im Deutschen Wörterbuch 5, 1393. — 6341 das wäre gar nichts gegen sie. — 6342 hin adv., von hier weg, fort; so noch einem hin oder hine helfen in Otte mit dem Barte 635 und in Kindheit Jesu 75, 25. — 6543 ez in en- blanden (stv.), es sich Mühe kosten lassen, sich anstrengen; ein Ubriges thun. — 6347 den jâmer steht hier für den jâmer der, vgl. die Anmerkung zum Armen Heinrich 440 und Tobler in der Germania 17, 271.
220 XI. ABENTEUER, S. 233 diu suln wir in vil gerne sagen, gote und guoten liuten clagen, wie uns grôz êre ist benomen und sin in disen kumber komen. herre, ez ist unser lant der Juncvrouwen wert genant und lît von hinnen verre. des selben landes herre gewan den muot, daz er reit niuwan von sîner kintheit suochen âventiure: und von des weges stiure leider uns sô kom er rehte alsam ouch ir dâ her, und geschach im als ouch iu geschiht. wan dâne ist widerrede niht, irn müezet morgen vehten mit zwein des tiuvels knehten. die sint alsô manhaft, und hetet ir sehs manne kraft, daz ware ein wint wider in. got eine mac in helfen hin, ob er imz enblanden wil: wand im ist nihtes ze vil : ezn kan ouch âne in niht geschehen. wir müezen morgen an iu sehen den jâmer unz an dise vrist an manegem hie geschehen ist. 6325 6330 6335 ) 6340 6345 Sus kom mîn herre her geriten und solte mit in hân gestriten. 6350 6326 wert stm., erhöhter Grund in Flüssen oder Seen, der Werder, das Eiland (= Wörth, vgl. Kaiserswerth, Donauwörth); mit juncfrouwen wert übersetzte der Dichter das bei Christian von Troyes stehende ille as pa- celles. — 6330 von sîner kintheit, infolge seiner jugendlichen Unerfahren- heit. — 6332 stiure stf., Leitung; von des weges st., weil ihn gerade der Weg so führte. — 6333 leider uns, mehr als betrübend für uns; schlimm genug für uns (Gesammtabenteuer, II, 367, 212; Meleranz 7667). — 6336 denn hier gibt’s keine Widerrede; das ist ausgemacht, gewiss ; über die Nega- tion ne in dem abhängigen Satze vgl. die Anmerk. zu 2966—68. — 6338 des tiuvels knehte : bei Christian von Troyes fix de deables; vgl. Hildebrand im Deutschen Wörterbuch 5, 1393. — 6341 das wäre gar nichts gegen sie. — 6342 hin adv., von hier weg, fort; so noch einem hin oder hine helfen in Otte mit dem Barte 635 und in Kindheit Jesu 75, 25. — 6543 ez in en- blanden (stv.), es sich Mühe kosten lassen, sich anstrengen; ein Ubriges thun. — 6347 den jâmer steht hier für den jâmer der, vgl. die Anmerkung zum Armen Heinrich 440 und Tobler in der Germania 17, 271.
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IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 2 221 S. 234 sîn wille unde sîn muot was gereit unde guot: done was sin alter vür wâr niuwan ahtzehen jâr, und was des libes alsô kranc, daz er des siges âne danc und ungestriten muose jehen, und wær dâ tôter gesehen. wan daz er sich von disen unsæligen risen lôste als ich in wil sagen. si heten in anders erslagen, wan daz er in über den eit gap gisel unde sicherheit, daz er in zinste sîn leben. er muoz in elliu jâr geben drizec mägde dâ her, die wile si lebent und er. und gesigete aber dehein man iemer disen beiden an, sô wæren wir aber erlôst. diu rede ist leider âne trôst: wan zuo aller ir kraft sô sint si ze manhaft, daz in iemer dehein man den sige müge behaben an. Wir sin die selben zinsgeben und hân ein kumberlichez leben. wir leiten riuweclîche jugent: wan si sint ân alle tugent den wir dâ sîn undertân: sine kunnen uns niht geniezen lân aller unser arbeit. swaz uns vür wirt geleit, 6355 6360 6365 6370 6375 6380 6351—52 = Wigalois 23, 14— 15. — 6356 âne danc, wider Willen; «zu seinem Leidwesen". — 6357 des siges jehen, (dem Gegner) den Sieg zu- gestehen, sich unterwerfen. — 6363 über den eit, ausser dem Eide, den er den Riesen schwören mußste. — 6365 sîn leben zinsen, für sein Leben Zins geben. — 6369 aber, hier: jedoch, gleichwohl; dagegen = wieder in V. 6371. — 6373 zuo, neben, aufser. — 6375 daz, als dafs. — 6376 einem den sige an behaben, den Sieg über einen erringen. 6377 zinsgebe swm., Zinsgeber, Zinszahler. — 6379 leiten swv., führen, hinbringen, leben. — rinweclîch adj., traurig, jammervoll. — 6380 tugent. hier: edeles Gefühl, Mitgefübl. —
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 2 221 S. 234 sîn wille unde sîn muot was gereit unde guot: done was sin alter vür wâr niuwan ahtzehen jâr, und was des libes alsô kranc, daz er des siges âne danc und ungestriten muose jehen, und wær dâ tôter gesehen. wan daz er sich von disen unsæligen risen lôste als ich in wil sagen. si heten in anders erslagen, wan daz er in über den eit gap gisel unde sicherheit, daz er in zinste sîn leben. er muoz in elliu jâr geben drizec mägde dâ her, die wile si lebent und er. und gesigete aber dehein man iemer disen beiden an, sô wæren wir aber erlôst. diu rede ist leider âne trôst: wan zuo aller ir kraft sô sint si ze manhaft, daz in iemer dehein man den sige müge behaben an. Wir sin die selben zinsgeben und hân ein kumberlichez leben. wir leiten riuweclîche jugent: wan si sint ân alle tugent den wir dâ sîn undertân: sine kunnen uns niht geniezen lân aller unser arbeit. swaz uns vür wirt geleit, 6355 6360 6365 6370 6375 6380 6351—52 = Wigalois 23, 14— 15. — 6356 âne danc, wider Willen; «zu seinem Leidwesen". — 6357 des siges jehen, (dem Gegner) den Sieg zu- gestehen, sich unterwerfen. — 6363 über den eit, ausser dem Eide, den er den Riesen schwören mußste. — 6365 sîn leben zinsen, für sein Leben Zins geben. — 6369 aber, hier: jedoch, gleichwohl; dagegen = wieder in V. 6371. — 6373 zuo, neben, aufser. — 6375 daz, als dafs. — 6376 einem den sige an behaben, den Sieg über einen erringen. 6377 zinsgebe swm., Zinsgeber, Zinszahler. — 6379 leiten swv., führen, hinbringen, leben. — rinweclîch adj., traurig, jammervoll. — 6380 tugent. hier: edeles Gefühl, Mitgefübl. —
Strana 222
222 XI. ABENTEUER, 6385. S. 235 daz müeze wir allez lîden. von golde und von siden würken wir die besten wât die iemen in der werlte hât: nû was hilfet uns daz? wirne leben niht deste baz. wir müezenz starke enblanden den armen unde den handen, ê wir sô vil erwerben, daz wir niht hungers sterben. man lônet uns als ich iu sage: nû sprechet, wer von dem bejage rîche wesen kunde. man gît uns von dem pfunde niuwan vier pfenninge. der lôn ist alze ringe vür spîse und vür cleider: des sîn wir ouch der beider vil rehte dürftiginne. von unserm gewinne sô sint sî worden rîche, und wir leben jæmerlîche.» 6390 6395 6400 6405 Nu erbarmet in ir ungemach. er siufte sêre unde sprach: «nû si got der süeze, der iu vrouwen büeze iuwer unwerdez leben und ruoche iu sælde und êre geben. mir ist iuwer kumber leit: und wizzet mit der wârheit, sô sêre erbarmet ir mich, ich benæme iun gerne, möht ich. ich wil gên, unz ich vinde 6410 6415 6390 niht deste baz, darum nicht besser. — 6398—99 von dem pfunde niuwan vier pfenninge, bei Christian von Troyes quatre deniers de la livre. Das pfunt bezeichnet hier ein gewisses Geldmaßs ; vgl. Schmeller 1, 318 : «nach der altern karoling. Münz-Einrichtung hielt ein Pfund Silber 240 Pfen- ninge». — 6403 dürftiginne fem., bedürftige Person, die von der Barm- herzigkeit Anderer lebt. 6409—11 der liebe (barmherzige) Gott wolle euch Frauen aus euerer unwürdigen Lage helfen; über nû sî got der büeze vgl. 1172. — Das Attri- but süeze ehemals häufig von Gott und Christus gebraucht, jetzt in dieser Verwendung außer Gebrauch. — 6416 iun = iu in d. h. den kumber. —
222 XI. ABENTEUER, 6385. S. 235 daz müeze wir allez lîden. von golde und von siden würken wir die besten wât die iemen in der werlte hât: nû was hilfet uns daz? wirne leben niht deste baz. wir müezenz starke enblanden den armen unde den handen, ê wir sô vil erwerben, daz wir niht hungers sterben. man lônet uns als ich iu sage: nû sprechet, wer von dem bejage rîche wesen kunde. man gît uns von dem pfunde niuwan vier pfenninge. der lôn ist alze ringe vür spîse und vür cleider: des sîn wir ouch der beider vil rehte dürftiginne. von unserm gewinne sô sint sî worden rîche, und wir leben jæmerlîche.» 6390 6395 6400 6405 Nu erbarmet in ir ungemach. er siufte sêre unde sprach: «nû si got der süeze, der iu vrouwen büeze iuwer unwerdez leben und ruoche iu sælde und êre geben. mir ist iuwer kumber leit: und wizzet mit der wârheit, sô sêre erbarmet ir mich, ich benæme iun gerne, möht ich. ich wil gên, unz ich vinde 6410 6415 6390 niht deste baz, darum nicht besser. — 6398—99 von dem pfunde niuwan vier pfenninge, bei Christian von Troyes quatre deniers de la livre. Das pfunt bezeichnet hier ein gewisses Geldmaßs ; vgl. Schmeller 1, 318 : «nach der altern karoling. Münz-Einrichtung hielt ein Pfund Silber 240 Pfen- ninge». — 6403 dürftiginne fem., bedürftige Person, die von der Barm- herzigkeit Anderer lebt. 6409—11 der liebe (barmherzige) Gott wolle euch Frauen aus euerer unwürdigen Lage helfen; über nû sî got der büeze vgl. 1172. — Das Attri- but süeze ehemals häufig von Gott und Christus gebraucht, jetzt in dieser Verwendung außer Gebrauch. — 6416 iun = iu in d. h. den kumber. —
Strana 223
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 223 s. 236 des hûses ingesinde, wie daz gebâre wider mich. diu rede ist nie sô angestlich, und wil mir got gnadec wesen, sô trûwe ich harte wol genesen.» sus bat er ir got pflegen: ouch gâben si im vil manegen segen. 6420 6425 Sus begunder suochende gân und sach ein schoene palas stân: dar ûf gienc er schouwen mit sîner juncvrouwen und envant dar ûffe wip noch man. nû volget er eim wanke dan, der in einen wec leite über daz palas breite: wan dô het erz ersuochet gar. nu nam er einer stiege war: diu selbe stiege wist in in einen boumgarten hin : der was sô breit und sô wît, daz er vor des noch sît deheinen schoenern nie gesach. dar in hete sich durch gemach ein altherre geleit: dem was ein bette gereit, des ware gewesen vrô diu gotinne Junô, dô si in ir besten werde was. diu schone bluot, daz reine gras, 6430 6435 6440 6445 6418 ingesinde neutr., Dienerschaft, Hausgenossenschaft. — 6420 rede. vgl. zu 564 u. 601. 6426 palas stn. und stm., das Hauptgebäude der Burg, meist « eine einzeln stehende grofse Halle» (= lat. palatium); dasselbe auch hûs ge- nannt, vgl. 1079 mit 1135, oder kemenâte, vgl. Erec 8201 mit 8206. — 6430 wanc masc., der Seiten- (oder Rück-)weg : nun folgte er einem von da abgehenden Seitenwege. — 6432 breite hier flectiertes Adjectiv, welches, wenn nachgesetzt wie hier, sonst gewöhnlich unflectiert bleibt: ausge- dehnt, geraumig. — über, über—hinaus. — 6433 denn nun hatte er das Haus vollständig durchsucht, durchforscht. — 6434 stiege stf., schmale Treppe; eine solche auch an dem im Erec 8199 fg. beschriebenen palas angebracht. — 6441 altherre masc., alter Herr, Greis. — 6443—45 vgl. man mit Erec 7657—61. — 6445 wert stn. u. masc. (bei Hartmann das Geschlecht nicht ersichtlich ; daher die Angabe in den Anmerk. zu Erec 2254, Gregor 3250, Armer Heinrich 113 zu berichtigen), die Geltung, das Ansehen, der Glanz. — 6446 bluot stf., Blüte. —
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 223 s. 236 des hûses ingesinde, wie daz gebâre wider mich. diu rede ist nie sô angestlich, und wil mir got gnadec wesen, sô trûwe ich harte wol genesen.» sus bat er ir got pflegen: ouch gâben si im vil manegen segen. 6420 6425 Sus begunder suochende gân und sach ein schoene palas stân: dar ûf gienc er schouwen mit sîner juncvrouwen und envant dar ûffe wip noch man. nû volget er eim wanke dan, der in einen wec leite über daz palas breite: wan dô het erz ersuochet gar. nu nam er einer stiege war: diu selbe stiege wist in in einen boumgarten hin : der was sô breit und sô wît, daz er vor des noch sît deheinen schoenern nie gesach. dar in hete sich durch gemach ein altherre geleit: dem was ein bette gereit, des ware gewesen vrô diu gotinne Junô, dô si in ir besten werde was. diu schone bluot, daz reine gras, 6430 6435 6440 6445 6418 ingesinde neutr., Dienerschaft, Hausgenossenschaft. — 6420 rede. vgl. zu 564 u. 601. 6426 palas stn. und stm., das Hauptgebäude der Burg, meist « eine einzeln stehende grofse Halle» (= lat. palatium); dasselbe auch hûs ge- nannt, vgl. 1079 mit 1135, oder kemenâte, vgl. Erec 8201 mit 8206. — 6430 wanc masc., der Seiten- (oder Rück-)weg : nun folgte er einem von da abgehenden Seitenwege. — 6432 breite hier flectiertes Adjectiv, welches, wenn nachgesetzt wie hier, sonst gewöhnlich unflectiert bleibt: ausge- dehnt, geraumig. — über, über—hinaus. — 6433 denn nun hatte er das Haus vollständig durchsucht, durchforscht. — 6434 stiege stf., schmale Treppe; eine solche auch an dem im Erec 8199 fg. beschriebenen palas angebracht. — 6441 altherre masc., alter Herr, Greis. — 6443—45 vgl. man mit Erec 7657—61. — 6445 wert stn. u. masc. (bei Hartmann das Geschlecht nicht ersichtlich ; daher die Angabe in den Anmerk. zu Erec 2254, Gregor 3250, Armer Heinrich 113 zu berichtigen), die Geltung, das Ansehen, der Glanz. — 6446 bluot stf., Blüte. —
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224 XI. ABENTEUER, s. 237 die bâren im vil süezen smac. der herre hêrlîche lac. Er hete einen schoenen alten lîp: und ich wâne wol, si was sin wip, ein vrouwe diu dâ vor ím saz. sine mohten beidiu niht baz nach sô alten jâren getân sîn noch gebâren. und vor in beiden saz ein magt, diu vil wol, ist mir gesagt, wälhisch lesen kunde: diu kurzte in die stunde. ouch mohte si ein lachen vil lihte an in gemachen: ez dûhtę si guot swaz si las, wand si ir beider tohter was. ez ist reht, daz man si krone, diu zuht unde schoene, hôhe geburt unde jugent, richeit und kiusche tugent, güete und wise rede hât. ditz was an ir, und gar der rât des der wunsch an wibe gert. ir lesen was et dâ vil wert. 6455 6460 6465 6450 6470 Dô si den gast ersâhen, do begúnden sî gâhen, diu vrouwe unde der herre, engegen im gnuoc verre unde enpfiengen in alsô wol als ein wirt den gast sol, 6475 6447 smac stm., Geruch. — beren stv., hervorbringen, von sich geben. 6457 wälhisch, romanisch; bei Christian von Troyes heißt es von dem Mädchen: et lisoit une pucele devant lui en un romanz ne sai de cui. — 6459—60 ein lachen an einem gemachen, ein wohlgefälliges Lächeln einem abgewinnen. — 6463 kronen swv., krönen, preisen. — 6466 lautet in der Giessener Handschrift: gewizzen (= Verständigkeit, Einsicht in das, was sich schickt) unde ganze tugent, ebenso wie hei Wirnt im Wigalois 30, 10 ; 40, 9. — 6467 güete, « Herzensgüte, Humanität». — wîse rede, die Gabe klug und verständig zu reden; Gewandtheit im Sprechen. — 6468 der rât, der Vorrath, das Material; die zu einem Dinge nothwendigen Stücke; die erforderlichen Eigenschaften. — 6469 der wunsch, die höchste voll- kommenste Vorstellung von etwas, die Idee. — 6470 et = es konnte nicht anders sein, es musste; Benecke: «das könnt ihr mir glauben". 6474 gnuoc verre, gehörig weit. —
224 XI. ABENTEUER, s. 237 die bâren im vil süezen smac. der herre hêrlîche lac. Er hete einen schoenen alten lîp: und ich wâne wol, si was sin wip, ein vrouwe diu dâ vor ím saz. sine mohten beidiu niht baz nach sô alten jâren getân sîn noch gebâren. und vor in beiden saz ein magt, diu vil wol, ist mir gesagt, wälhisch lesen kunde: diu kurzte in die stunde. ouch mohte si ein lachen vil lihte an in gemachen: ez dûhtę si guot swaz si las, wand si ir beider tohter was. ez ist reht, daz man si krone, diu zuht unde schoene, hôhe geburt unde jugent, richeit und kiusche tugent, güete und wise rede hât. ditz was an ir, und gar der rât des der wunsch an wibe gert. ir lesen was et dâ vil wert. 6455 6460 6465 6450 6470 Dô si den gast ersâhen, do begúnden sî gâhen, diu vrouwe unde der herre, engegen im gnuoc verre unde enpfiengen in alsô wol als ein wirt den gast sol, 6475 6447 smac stm., Geruch. — beren stv., hervorbringen, von sich geben. 6457 wälhisch, romanisch; bei Christian von Troyes heißt es von dem Mädchen: et lisoit une pucele devant lui en un romanz ne sai de cui. — 6459—60 ein lachen an einem gemachen, ein wohlgefälliges Lächeln einem abgewinnen. — 6463 kronen swv., krönen, preisen. — 6466 lautet in der Giessener Handschrift: gewizzen (= Verständigkeit, Einsicht in das, was sich schickt) unde ganze tugent, ebenso wie hei Wirnt im Wigalois 30, 10 ; 40, 9. — 6467 güete, « Herzensgüte, Humanität». — wîse rede, die Gabe klug und verständig zu reden; Gewandtheit im Sprechen. — 6468 der rât, der Vorrath, das Material; die zu einem Dinge nothwendigen Stücke; die erforderlichen Eigenschaften. — 6469 der wunsch, die höchste voll- kommenste Vorstellung von etwas, die Idee. — 6470 et = es konnte nicht anders sein, es musste; Benecke: «das könnt ihr mir glauben". 6474 gnuoc verre, gehörig weit. —
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IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 225 s. 238 der im willekomen ist. dar nâch het in in kurzer vrist entwâfent diu junge. sô guoter handelunge was gnuoc eim ellenden man. dar nâch gap si im an wize linwât reine, geridieret cleine. und ein samîtes mantellin: dar under was härmin, als ez ob hemde wol stât. des rockes het er wol rât, wand ez ein warmer abent was. an daz schoneste gras, daz si ín dem boumgarten vant, dar vuorte sî in bi der hant, und sâzen zuo ein ander. 6480 6485 6490 Alrêrst dô bevander, daz bi ir wünneclîcher jugent wonte güete und michel tugent. si sprach, daz man an kinde niemer wane vinde süezer wort noch rehter site : si mohte nâch betwingen mite eines engels gedanc, daz er vil lihte einen wanc durch si von himele tæte; 6495 6500 6484 ridieren swy., fälteln, franz. rider. — cleine adv., fein. — 6485 samît stm., der Sammet. — mantellin stn., kurzer Mantel. — 6493 (si) sâzen, sie setzten sich. 6494 Alrêrst, nun erst. — 6497 si sprach, daz, «ihr Gespräch, das sie gegen Iwein führte, war solcher Art». Lachmann. — 6498 wœne = wane ich. Die Uberlieferung ist in diesem u. dem vorhergehenden Verse ge- stört. Das in den Text gesetzte ist nur eine Vermuthung Lachmann’s. Vielleicht hiefs es: er sprach, dat man an kinden niemer möhte vinden; oder: daz man an kinde vunde noch vinden kunde. — 6500 si mohte nách, sie hätte beinahe, fast gekonnt. — mite adv., damit; so noch im Erec 6568 und Anm., im Barlaam 30, 4, öfter in des Teufels Netz, z. B. 11059. — 6501 der gedanc bezeichnete ehemals nicht nur den einzelnen Gedanken, sondern auch, so wie hier, die Gesammtheit aller Gedanken, den Sinn, das Herz, sodaſs es sich den Ausdrücken gemüete, muot näherte; so noch in V. 2122. — 6502 einen wanc von einem tuon, eine Schwenkung machen, von einem abfallen, ihm abtrünnig oder untreu werden; vgl. über wanc die Anmerk. zu den Liedern I, 8, 3; zum 1. Büchl. 877. — Uber die ganze Ausdrucksweise in V. 6500—3 vgl. 2. Büchl. 696 und Walther von der Vogelweide Nr. 134, 12; nach Wackernagel nachgeahmt von Ottokar von Horneck 166a (= Steinmeyer’s Zts. 30, 202). — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 15
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 225 s. 238 der im willekomen ist. dar nâch het in in kurzer vrist entwâfent diu junge. sô guoter handelunge was gnuoc eim ellenden man. dar nâch gap si im an wize linwât reine, geridieret cleine. und ein samîtes mantellin: dar under was härmin, als ez ob hemde wol stât. des rockes het er wol rât, wand ez ein warmer abent was. an daz schoneste gras, daz si ín dem boumgarten vant, dar vuorte sî in bi der hant, und sâzen zuo ein ander. 6480 6485 6490 Alrêrst dô bevander, daz bi ir wünneclîcher jugent wonte güete und michel tugent. si sprach, daz man an kinde niemer wane vinde süezer wort noch rehter site : si mohte nâch betwingen mite eines engels gedanc, daz er vil lihte einen wanc durch si von himele tæte; 6495 6500 6484 ridieren swy., fälteln, franz. rider. — cleine adv., fein. — 6485 samît stm., der Sammet. — mantellin stn., kurzer Mantel. — 6493 (si) sâzen, sie setzten sich. 6494 Alrêrst, nun erst. — 6497 si sprach, daz, «ihr Gespräch, das sie gegen Iwein führte, war solcher Art». Lachmann. — 6498 wœne = wane ich. Die Uberlieferung ist in diesem u. dem vorhergehenden Verse ge- stört. Das in den Text gesetzte ist nur eine Vermuthung Lachmann’s. Vielleicht hiefs es: er sprach, dat man an kinden niemer möhte vinden; oder: daz man an kinde vunde noch vinden kunde. — 6500 si mohte nách, sie hätte beinahe, fast gekonnt. — mite adv., damit; so noch im Erec 6568 und Anm., im Barlaam 30, 4, öfter in des Teufels Netz, z. B. 11059. — 6501 der gedanc bezeichnete ehemals nicht nur den einzelnen Gedanken, sondern auch, so wie hier, die Gesammtheit aller Gedanken, den Sinn, das Herz, sodaſs es sich den Ausdrücken gemüete, muot näherte; so noch in V. 2122. — 6502 einen wanc von einem tuon, eine Schwenkung machen, von einem abfallen, ihm abtrünnig oder untreu werden; vgl. über wanc die Anmerk. zu den Liedern I, 8, 3; zum 1. Büchl. 877. — Uber die ganze Ausdrucksweise in V. 6500—3 vgl. 2. Büchl. 696 und Walther von der Vogelweide Nr. 134, 12; nach Wackernagel nachgeahmt von Ottokar von Horneck 166a (= Steinmeyer’s Zts. 30, 202). — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 15
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226 XI. ABENTEUER, S. 239 wande si sin selbes stæte ein selhen minnen slac sluoc, die er in sînem herzen truoc, möht die ûz sînem gemüete deheines wibes güete iemer benomen hân, daz hete ouch si benamen getân. ond hete er si nie gesehen, sô wære im vil baz geschehen: wande im tete daz scheiden wê. ern erkunte sît noch ê âne sin selbes wîp nie süezer rede noch schoenern lip. 6505 6510 6515 Dô sich die viere gesunderten só schiere, dô mohten si under in beiden gelîche sîn gescheiden des muotes am der jâre. ich versíhe mich wol zwâre, ir herze waren mislich. diu zwei jungen senten sich vil tougen in ir sinne nâch redelîcher minne unde vröuten sich ir jugent und redten von des sumers tugent und wie si beidiu wolten, ob si leben solten, guoter vröude walten. dô redten aber die alten, si waren beidiu samt alt, und der winter wurde lihte kalt: sô solten si sich behüeten s. 240 mit růhen vuhshüeten 6520 6525 6530 6535 6504 state stf., Treue. — 6505 minnen slac, « Liebeswunde». — 6506 die ist nicht auf das vorhergehende state zu beziehen, sondern die er in sinem herzen truoc= die Freundin seines Herzens als Object zum folgenden Satze zu fassen. — 6514 erkunnen swv., kennen lernen. 6518 sich gesunderten, sich voneinander gesondert hatten. — 6520 ge- lîche adv., gleichmäfsig, in der einen wie in der andern Hinsicht, nämlich : der Gesinnung wie den Jahren nach. — 6522 ich versihe mich, ich ver- muthe, glaube gewiß zu sein. — 6526 redelich adj., verständig, gehörig, gebührend, geziemend. — 6528 tugent stf., Vortrefflichkeit. — 6531 walten eines dinges, ein Ding in der Gewalt, im Besitz haben, darin leben. — 6533 beidiu samt, beide miteinander. — 6536 rûch adj., rauh, reich behaart
226 XI. ABENTEUER, S. 239 wande si sin selbes stæte ein selhen minnen slac sluoc, die er in sînem herzen truoc, möht die ûz sînem gemüete deheines wibes güete iemer benomen hân, daz hete ouch si benamen getân. ond hete er si nie gesehen, sô wære im vil baz geschehen: wande im tete daz scheiden wê. ern erkunte sît noch ê âne sin selbes wîp nie süezer rede noch schoenern lip. 6505 6510 6515 Dô sich die viere gesunderten só schiere, dô mohten si under in beiden gelîche sîn gescheiden des muotes am der jâre. ich versíhe mich wol zwâre, ir herze waren mislich. diu zwei jungen senten sich vil tougen in ir sinne nâch redelîcher minne unde vröuten sich ir jugent und redten von des sumers tugent und wie si beidiu wolten, ob si leben solten, guoter vröude walten. dô redten aber die alten, si waren beidiu samt alt, und der winter wurde lihte kalt: sô solten si sich behüeten s. 240 mit růhen vuhshüeten 6520 6525 6530 6535 6504 state stf., Treue. — 6505 minnen slac, « Liebeswunde». — 6506 die ist nicht auf das vorhergehende state zu beziehen, sondern die er in sinem herzen truoc= die Freundin seines Herzens als Object zum folgenden Satze zu fassen. — 6514 erkunnen swv., kennen lernen. 6518 sich gesunderten, sich voneinander gesondert hatten. — 6520 ge- lîche adv., gleichmäfsig, in der einen wie in der andern Hinsicht, nämlich : der Gesinnung wie den Jahren nach. — 6522 ich versihe mich, ich ver- muthe, glaube gewiß zu sein. — 6526 redelich adj., verständig, gehörig, gebührend, geziemend. — 6528 tugent stf., Vortrefflichkeit. — 6531 walten eines dinges, ein Ding in der Gewalt, im Besitz haben, darin leben. — 6533 beidiu samt, beide miteinander. — 6536 rûch adj., rauh, reich behaart
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IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 2 227 vor dem houbetvroste. sus schuofen si ir koste ze gevüere und ze gemache: si ahten ir sache nâch dem hûsrâte. nû was ez ouch alsô spâte, daz in ein bote seite, daz ezzen ware bereite. Nû giengen si ouch ezzen, und enwart des niht vergezzen, sine büten dem gaste volleclîchen vaste alsô grôz êre, daz ez nie wirt mêre sinem gaste baz erbôt. des was er wert und was im nôt. Dâ was mit volleclîcher kraft wirde unde wirtschaft. dar under gedâhter iedoch: cez vert allez wol noch: nu vürhte ich aber vil sêre, daz ich dise grôz êre vil tiure gelten müeze (der antfanc ist ze süeze), als mir der arge schalc gehiez, der mich in die burc liez, des wirtes portenære, unde ouch nâch dem mære als mir die vrouwen hânt gesagt. gehabe dich wol, wis unverzagt! dir geschiht daz dir geschehen sol, und anders niht, daz weiz ich wol.» 6540 6545 6550 6555 6560 6565 S. 241 (vgl. Rauchwerk = Pelzwerk). — vuhshuot masc., Hut aus Fuchspelz. — 6537 houbetorost stm., Erkältung im Kopfe. — 6538 schaffen stv., bestimmen, ordnen. — koste stf. (auch koste swm. und kost stm.), die Ausgabe, der Auf- wand, Unterhalt. — 6539 gevüere stn., der Nutzen, die Bequemlichkeit. — 6540 ahten, berechnen, anschlagen. — 6541 nach dem häuslichen Bedarf; oder: mit Rücksicht auf die Vorräthe des Hauses. 6547 Der von niht vergezzen abhängige Satz läft sich nhd. durch den Infinitiv wiedergeben mit Weglassung der Negation. — 6550 nie wirt mêre, noch nie ein Wirth. 6553—54 Da war auf das reichlichste vorhanden gute Aufwartung (Be- dienung) wie Essen und Trinken. — 6556 bisjetzt geht alles gut. — 6561 als, «nach dem, verglichen mit dem was.» B. 15 *
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 2 227 vor dem houbetvroste. sus schuofen si ir koste ze gevüere und ze gemache: si ahten ir sache nâch dem hûsrâte. nû was ez ouch alsô spâte, daz in ein bote seite, daz ezzen ware bereite. Nû giengen si ouch ezzen, und enwart des niht vergezzen, sine büten dem gaste volleclîchen vaste alsô grôz êre, daz ez nie wirt mêre sinem gaste baz erbôt. des was er wert und was im nôt. Dâ was mit volleclîcher kraft wirde unde wirtschaft. dar under gedâhter iedoch: cez vert allez wol noch: nu vürhte ich aber vil sêre, daz ich dise grôz êre vil tiure gelten müeze (der antfanc ist ze süeze), als mir der arge schalc gehiez, der mich in die burc liez, des wirtes portenære, unde ouch nâch dem mære als mir die vrouwen hânt gesagt. gehabe dich wol, wis unverzagt! dir geschiht daz dir geschehen sol, und anders niht, daz weiz ich wol.» 6540 6545 6550 6555 6560 6565 S. 241 (vgl. Rauchwerk = Pelzwerk). — vuhshuot masc., Hut aus Fuchspelz. — 6537 houbetorost stm., Erkältung im Kopfe. — 6538 schaffen stv., bestimmen, ordnen. — koste stf. (auch koste swm. und kost stm.), die Ausgabe, der Auf- wand, Unterhalt. — 6539 gevüere stn., der Nutzen, die Bequemlichkeit. — 6540 ahten, berechnen, anschlagen. — 6541 nach dem häuslichen Bedarf; oder: mit Rücksicht auf die Vorräthe des Hauses. 6547 Der von niht vergezzen abhängige Satz läft sich nhd. durch den Infinitiv wiedergeben mit Weglassung der Negation. — 6550 nie wirt mêre, noch nie ein Wirth. 6553—54 Da war auf das reichlichste vorhanden gute Aufwartung (Be- dienung) wie Essen und Trinken. — 6556 bisjetzt geht alles gut. — 6561 als, «nach dem, verglichen mit dem was.» B. 15 *
Strana 228
6 228 XI. ABENTEUER, Dô si wol gâzen unde unlange sâzen, dô bette man in, den gesellen allen drin, durch ir gemach besunder. swer daz nû vür ein wunder im selbem gesagt, daz im ein unsippiu magt nahtes alsó nâhen lac, mit der er anders niht enpflac, dern weiz niht, daz ein biderbe man sich alles des enthalten kan, des er sich enthalten wil. weizgot dern ist aber niht vil. diu naht diu gienc mit senften hin. got der müeze vüegen in des morgens bezzer mæere danne er getroestet wære. 6575 6580 6585 6570 s. 242 Morgen, dó ez tac wart unde er sîne êrste vart dem heiligen geiste mit einer messe leiste, dô wolter urloup hân genomen. dô sprach der wirt: «die her sint komen und riter wâren als ir, die habent alle sament mir geleistet mîne gewonheit; daz in nâch grôzer arbeit aller dickest ergie. zwêne risen die sint hie: desn ist dehein mîn gast erlân, 6590 6595 6569 gâzen, gegessen hatten, mit dem Essen fertig waren. — 6571 einem betten, einem das Lager zurecht machen. — 6572 d. h. Iwein, dem Mäd- chen und dem Löwen. — 6573 besunder adv., besonders, für sich (von den Hausgenossen gesondert). — 6574—-75 wenn nun jemand zu sich selber sagt, das sei wunderbar. Es ist zweifelhaft, ob gesagt, das nur in einer späten Hs. steht, richtig ist; andererseits ist im selbem sagt für vier Hebungen wohl zu kurz. — 6576 unsippe adj., nicht blutsverwandt. — 6583 mit senften (plur. von senfte stf.), in sanfter Ruhe. — 6585 bezzer mare, bessere Erfahrungen, Erlebnisse. — 6586 als ihm in Aussicht gestellt war. 6589—90 Hierzu vgl. die Anmerkung zu Erec 662—666. — 6595 mîne gewonheit, was ich zu fördern gewohnt bin, was hier bei mir Sitte ist; gewonheit nähert sich hier der Bedeutung von reht. — 6596—97 was sie in den allermeisten Fällen unter schweren Mühen geleistet haben; nâch grôzer arbeit ist ein adverbialer Ausdruck = mit grofser Noth, unter schweren Mühen, wie in V. 7882. —
6 228 XI. ABENTEUER, Dô si wol gâzen unde unlange sâzen, dô bette man in, den gesellen allen drin, durch ir gemach besunder. swer daz nû vür ein wunder im selbem gesagt, daz im ein unsippiu magt nahtes alsó nâhen lac, mit der er anders niht enpflac, dern weiz niht, daz ein biderbe man sich alles des enthalten kan, des er sich enthalten wil. weizgot dern ist aber niht vil. diu naht diu gienc mit senften hin. got der müeze vüegen in des morgens bezzer mæere danne er getroestet wære. 6575 6580 6585 6570 s. 242 Morgen, dó ez tac wart unde er sîne êrste vart dem heiligen geiste mit einer messe leiste, dô wolter urloup hân genomen. dô sprach der wirt: «die her sint komen und riter wâren als ir, die habent alle sament mir geleistet mîne gewonheit; daz in nâch grôzer arbeit aller dickest ergie. zwêne risen die sint hie: desn ist dehein mîn gast erlân, 6590 6595 6569 gâzen, gegessen hatten, mit dem Essen fertig waren. — 6571 einem betten, einem das Lager zurecht machen. — 6572 d. h. Iwein, dem Mäd- chen und dem Löwen. — 6573 besunder adv., besonders, für sich (von den Hausgenossen gesondert). — 6574—-75 wenn nun jemand zu sich selber sagt, das sei wunderbar. Es ist zweifelhaft, ob gesagt, das nur in einer späten Hs. steht, richtig ist; andererseits ist im selbem sagt für vier Hebungen wohl zu kurz. — 6576 unsippe adj., nicht blutsverwandt. — 6583 mit senften (plur. von senfte stf.), in sanfter Ruhe. — 6585 bezzer mare, bessere Erfahrungen, Erlebnisse. — 6586 als ihm in Aussicht gestellt war. 6589—90 Hierzu vgl. die Anmerkung zu Erec 662—666. — 6595 mîne gewonheit, was ich zu fördern gewohnt bin, was hier bei mir Sitte ist; gewonheit nähert sich hier der Bedeutung von reht. — 6596—97 was sie in den allermeisten Fällen unter schweren Mühen geleistet haben; nâch grôzer arbeit ist ein adverbialer Ausdruck = mit grofser Noth, unter schweren Mühen, wie in V. 7882. —
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IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 229 6600 S. 243 erne müese si bestân; daz si noch niemen überwant! und ist iedoch alsô gewant: wære dehein sô sælec man der in beiden gesigte an, dem müese ich mîne tohter geben. und solte der mich überleben, der gewünne michel êre (ichn hân niht kindes mêre) und wurde im allez ditz lant. ouch ist ez leider sô gewant: unz si niht überwunden sint, sône mac ich mîn kint deheinem manne gegeben. wâget, riter, daz leben. nû ist iu lîhte guotes nôt: werdet riche, od liget tôt ! waz ob iu sol gevallen der pris vor in allen? ja gelinget einem ofte an zwein.» Des antwurte im her Iwein diu gelîche als er ware verzagt: «iuwer tohter ist ein schoniu magt unde ist edel unde rîch: sone bin ich niender dem gelîch, daz ich ir möhte gezemen. ein vrowe sol einen herren nemen: ouch vind ich ein wip wol, swenne ich wip nemen sol, dâ mir mîn mâze an geschiht. ichn ger iuwer tohter niht. ouch enwil ich niemer mînen lip gewâgen umbe dehein wip sô gar ûz der mâze, 6605 6610 6615 6620 6625 6630 6601 nach Benecke: ich begreife nicht, daß sie noch niemand über- wand ! — 6617 über waz ob vgl. zu 3591. — gefallen stv., zufallen, zu Theil werden. — 6619 sonst habent sich diu liute daran. daz zwêne sîn eines her, vgl. 4329. 6621 diu (Instrumentalis von daz) gelîche als, dem gleich, gerade so als wenn. — 6626 vrowe hier: Herrin. — 6629 in Bezug auf welche meinem Stande entsprochen wird, welche meinen Verhältnissen entspricht, mir angemessen ist. — 6633 ûz der maze, über das Maſs, in so außergewöhn- licher Weise.
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 229 6600 S. 243 erne müese si bestân; daz si noch niemen überwant! und ist iedoch alsô gewant: wære dehein sô sælec man der in beiden gesigte an, dem müese ich mîne tohter geben. und solte der mich überleben, der gewünne michel êre (ichn hân niht kindes mêre) und wurde im allez ditz lant. ouch ist ez leider sô gewant: unz si niht überwunden sint, sône mac ich mîn kint deheinem manne gegeben. wâget, riter, daz leben. nû ist iu lîhte guotes nôt: werdet riche, od liget tôt ! waz ob iu sol gevallen der pris vor in allen? ja gelinget einem ofte an zwein.» Des antwurte im her Iwein diu gelîche als er ware verzagt: «iuwer tohter ist ein schoniu magt unde ist edel unde rîch: sone bin ich niender dem gelîch, daz ich ir möhte gezemen. ein vrowe sol einen herren nemen: ouch vind ich ein wip wol, swenne ich wip nemen sol, dâ mir mîn mâze an geschiht. ichn ger iuwer tohter niht. ouch enwil ich niemer mînen lip gewâgen umbe dehein wip sô gar ûz der mâze, 6605 6610 6615 6620 6625 6630 6601 nach Benecke: ich begreife nicht, daß sie noch niemand über- wand ! — 6617 über waz ob vgl. zu 3591. — gefallen stv., zufallen, zu Theil werden. — 6619 sonst habent sich diu liute daran. daz zwêne sîn eines her, vgl. 4329. 6621 diu (Instrumentalis von daz) gelîche als, dem gleich, gerade so als wenn. — 6626 vrowe hier: Herrin. — 6629 in Bezug auf welche meinem Stande entsprochen wird, welche meinen Verhältnissen entspricht, mir angemessen ist. — 6633 ûz der maze, über das Maſs, in so außergewöhn- licher Weise.
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230 XI. ABENTEUER, daz ich mich slahen lâze sô lasterlîche âne wer : wan zwêne sint eines her. sold ich joch éinén bestân, dâ müese ich angest zuo hân.» 6635 Dô sprach der wirt: «ir sit verzagt. daz ir mir iuwer krancheit sagt, ich weiz wol wâ von daz geschiht, irn wert iuch miner tohter niht niuwan durch iwern verzagten muot. nu vehtent: daz ist alsô guot: wan ezn sî daz iuch diu wer ner, sô slahent sî iuch âne wer.» 6640 6645 S. 244 Dô sprach der gast: «ditz ist ein nôt, herre, daz man iuwer brôt mit dem libe zinsen sol. nů kumet mir daz also wol, daz ich enzît strîte, sô daz ich iemer bite, sit mir ze strîtenne geschiht.» nůne súmter sich niht, ern wâfente sich zehant, und nâch dem rosse wart gesant. daz was die naht sô wol bewart, daz ez nie bî im enwart gekunrieret alsô schóne. daz ims doch got niht lône der daz sô vlizeclichen tete! wand ez was âne des gastes bete. der dinge verkêret sich vil, 6650 6655 6660 6634 slahen stv., todt schlagen. — 6635 àne wer, ohne mich vertheidigen, es wehren zu können; vgl. 4330. 6640 krancheit, Schwachheit. — 6642 sich eines d. wern, sich wogegen sträuben, es verschmähen. — 6644 alsô guot sc. als daz ir niht vehtet (Benecke), das ist ebenso gut; das läuft auf Eins hinaus; vgl. Erec 4687, 5054; Iwein 4711 da: wer alsô quot vermiten sc. als getán; Anm. zn 5094. 6649 cinsen, hier bildlich: bezahlen. — 6650—52 ec kumet mir alsô wel da: — sô daz, es kommt mir ebenso gut zu Statten wenn — als wenn; es bleibt sich für mich gleich ob — oder ob; ich habe weder so noch so Vortheil davon. — 6654—55 er säumte nun nicht, sich sogleich zu waffnen. — 6657 bewarn, besorgen. — 6659 kunrieren swv., pflegen, besorgen; alt- franz. concrèer, concroier. — 6662 ane des gastes bete, nicht auf den Wunsch des Gastes, nicht aus Gefälligkeit gegen ihn. — 6663 der dinge vil, manches in der Welt. — sich verkêren, in das Gegentheil umschlagen, einen anderu Ausgang nehmen. —
230 XI. ABENTEUER, daz ich mich slahen lâze sô lasterlîche âne wer : wan zwêne sint eines her. sold ich joch éinén bestân, dâ müese ich angest zuo hân.» 6635 Dô sprach der wirt: «ir sit verzagt. daz ir mir iuwer krancheit sagt, ich weiz wol wâ von daz geschiht, irn wert iuch miner tohter niht niuwan durch iwern verzagten muot. nu vehtent: daz ist alsô guot: wan ezn sî daz iuch diu wer ner, sô slahent sî iuch âne wer.» 6640 6645 S. 244 Dô sprach der gast: «ditz ist ein nôt, herre, daz man iuwer brôt mit dem libe zinsen sol. nů kumet mir daz also wol, daz ich enzît strîte, sô daz ich iemer bite, sit mir ze strîtenne geschiht.» nůne súmter sich niht, ern wâfente sich zehant, und nâch dem rosse wart gesant. daz was die naht sô wol bewart, daz ez nie bî im enwart gekunrieret alsô schóne. daz ims doch got niht lône der daz sô vlizeclichen tete! wand ez was âne des gastes bete. der dinge verkêret sich vil, 6650 6655 6660 6634 slahen stv., todt schlagen. — 6635 àne wer, ohne mich vertheidigen, es wehren zu können; vgl. 4330. 6640 krancheit, Schwachheit. — 6642 sich eines d. wern, sich wogegen sträuben, es verschmähen. — 6644 alsô guot sc. als daz ir niht vehtet (Benecke), das ist ebenso gut; das läuft auf Eins hinaus; vgl. Erec 4687, 5054; Iwein 4711 da: wer alsô quot vermiten sc. als getán; Anm. zn 5094. 6649 cinsen, hier bildlich: bezahlen. — 6650—52 ec kumet mir alsô wel da: — sô daz, es kommt mir ebenso gut zu Statten wenn — als wenn; es bleibt sich für mich gleich ob — oder ob; ich habe weder so noch so Vortheil davon. — 6654—55 er säumte nun nicht, sich sogleich zu waffnen. — 6657 bewarn, besorgen. — 6659 kunrieren swv., pflegen, besorgen; alt- franz. concrèer, concroier. — 6662 ane des gastes bete, nicht auf den Wunsch des Gastes, nicht aus Gefälligkeit gegen ihn. — 6663 der dinge vil, manches in der Welt. — sich verkêren, in das Gegentheil umschlagen, einen anderu Ausgang nehmen. —
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IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 231 daz einer dem andern schaden wil, und daz er im vil gar gevrumt. swelch dienest sô ze staten kumt, daz erm liep unde guot sô wider sinen willen tuot, des lôn wirt von rehte kranc. ern darf im nimer gesagen danc umbe sînes rosses gemach, wand ez im uf den wân geschach, daz ez in dâ solte bestân: und ist daz sî betrouc ir wán, zwâre, dazn wirt mir niemer leit. 6665 6670 6675 S. 245 Nû was der gast wol bereit: ouch kômen die risen mit wer, si mohten ervehten wol ein her. si wâren gewâfent sêre, só daz an in niht mêre blôzes wan daz houbet schein, und die arme und diu bein. die kolben die si truogen, swelhes éndes si die sluogen, dane mohte niht vor bestân, und heten ouch grôzen mort getân. 6680 6685 Unde als sî den grózen lewen mit sînen wîten kewen bi sînem herren sâhen stân und mit sînen langen clân die erde kratzen vaste, dô spráchen si ze dem gaste: 6690 6665 gevrumen einem, einen fördern, sich ihm nützlich erweisen. — 6669 kranc, schwach, gering, klein. — 6670 für im nimer vermuthete Lachmann nie- man. — 6672 ûf den wân, in der Hoffnung, Voraussetzung. — 6673 einem bestan, einem verbleiben. 6677 mit wer gerüstet, schlagfertig. — 6678 ervehten stv., niederkämpfen, bezwingen, debellare; vgl. in diesem Sinne Ruolant 258, 28; Hohes Lied ed. J. Haupt 50, 4. — 6684 swelhes endes, nach welcher Richtung, nach welchem Punkte hin, wohin. — 6686 als Subject ist wohl kolben aus dem Vorhergehenden zu ergänzen : und hatten auch manchen Todtschlag voll- bracht. Für und ouch liefse sich vermuthen sine. 6688 kewe (kiuwe, köuwe) sw. u. stf., Kiefer, Kinnbacken, Rachen; der Reim lewen: kewen noch im Lanzelet 1954; in der Krone 10557, 12760; bei Walther von Rheinau 72, 50; in des Pleier’s Meleranz 10062 und in dessen Garel vom blühenden Thal (Germania 3, 31; sowie 7, 107) ; kewen: cêwen beim Marner I, 50 ed. Strauch. — 6690 clô sw. u. stf., Klaue. —
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 231 daz einer dem andern schaden wil, und daz er im vil gar gevrumt. swelch dienest sô ze staten kumt, daz erm liep unde guot sô wider sinen willen tuot, des lôn wirt von rehte kranc. ern darf im nimer gesagen danc umbe sînes rosses gemach, wand ez im uf den wân geschach, daz ez in dâ solte bestân: und ist daz sî betrouc ir wán, zwâre, dazn wirt mir niemer leit. 6665 6670 6675 S. 245 Nû was der gast wol bereit: ouch kômen die risen mit wer, si mohten ervehten wol ein her. si wâren gewâfent sêre, só daz an in niht mêre blôzes wan daz houbet schein, und die arme und diu bein. die kolben die si truogen, swelhes éndes si die sluogen, dane mohte niht vor bestân, und heten ouch grôzen mort getân. 6680 6685 Unde als sî den grózen lewen mit sînen wîten kewen bi sînem herren sâhen stân und mit sînen langen clân die erde kratzen vaste, dô spráchen si ze dem gaste: 6690 6665 gevrumen einem, einen fördern, sich ihm nützlich erweisen. — 6669 kranc, schwach, gering, klein. — 6670 für im nimer vermuthete Lachmann nie- man. — 6672 ûf den wân, in der Hoffnung, Voraussetzung. — 6673 einem bestan, einem verbleiben. 6677 mit wer gerüstet, schlagfertig. — 6678 ervehten stv., niederkämpfen, bezwingen, debellare; vgl. in diesem Sinne Ruolant 258, 28; Hohes Lied ed. J. Haupt 50, 4. — 6684 swelhes endes, nach welcher Richtung, nach welchem Punkte hin, wohin. — 6686 als Subject ist wohl kolben aus dem Vorhergehenden zu ergänzen : und hatten auch manchen Todtschlag voll- bracht. Für und ouch liefse sich vermuthen sine. 6688 kewe (kiuwe, köuwe) sw. u. stf., Kiefer, Kinnbacken, Rachen; der Reim lewen: kewen noch im Lanzelet 1954; in der Krone 10557, 12760; bei Walther von Rheinau 72, 50; in des Pleier’s Meleranz 10062 und in dessen Garel vom blühenden Thal (Germania 3, 31; sowie 7, 107) ; kewen: cêwen beim Marner I, 50 ed. Strauch. — 6690 clô sw. u. stf., Klaue. —
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232 XI. ABENTEUER, S. 246 "herre, waz wil der lewe ? uns dunket, daz er uns drewe mit sînem zornigen site. jane vihtet iu hie niemen mite der lewe enwerde in getân. solte er uns mit iu bestân, sô waren zwêne wider zwein.» dô sprach her Iwein : «Mîn lewe vert mit mir durch daz jàr: ich enheize in vür wâr niemer von mir gân und sihe in gerne bi mir stân. ichn vüere in durch deheinen strit: sît ab ir mir erbolgen sît, von swem iu leide mac geschehen, daz wil ich harte gerne sehen, von manne ode von tiere.» do bewâgen si sich schiere, sine gevæhten niemer wider in, ern tæte sînen lewen hin. dô muoser sînen lewen lân. der wart dâ in ein gadem getân, dâ er wol durch die want sach den strit der in dem hove geschach. Die zwêne ungevüegen man die huoben in den strit an. got müeze des gastes pflegen: der strit was ungewegen: ern bestúont nie sô grôze nôt. den schilt den er vür bôt, der was im schiere zeslagen. ern mohte niht an getragen daz im wol geschermen möhte 6700 6705 6710 6715 6720 6695 6725 6697 in tuon, einsperren. 6701 durch daz jar, das ganze Jahr hindurch, wie in V. 580. — 6710 sich bewegen stv., sich entschliefsen, beschließen. — 6714 gadem stn., Kammer, Verschlag, oft wie hier zur ebenen Erde. 6718 einen (so nach BD) den strît an heben = den Kampf gegen einen erheben, mit den Kampf gegen ihn beginnen; vgl. einen an strîten, an vehten, einen etewaz an bieten. — 6720 ungewegen partic. adj., nicht gleich abgewogen, ungleich. — 6724 an getragen stv., in Angriff nehmen, unter- nehmen, aussinnen. — 6725 geschermen (geschirmen) swv., als Schirm, Schutz dienen. —
232 XI. ABENTEUER, S. 246 "herre, waz wil der lewe ? uns dunket, daz er uns drewe mit sînem zornigen site. jane vihtet iu hie niemen mite der lewe enwerde in getân. solte er uns mit iu bestân, sô waren zwêne wider zwein.» dô sprach her Iwein : «Mîn lewe vert mit mir durch daz jàr: ich enheize in vür wâr niemer von mir gân und sihe in gerne bi mir stân. ichn vüere in durch deheinen strit: sît ab ir mir erbolgen sît, von swem iu leide mac geschehen, daz wil ich harte gerne sehen, von manne ode von tiere.» do bewâgen si sich schiere, sine gevæhten niemer wider in, ern tæte sînen lewen hin. dô muoser sînen lewen lân. der wart dâ in ein gadem getân, dâ er wol durch die want sach den strit der in dem hove geschach. Die zwêne ungevüegen man die huoben in den strit an. got müeze des gastes pflegen: der strit was ungewegen: ern bestúont nie sô grôze nôt. den schilt den er vür bôt, der was im schiere zeslagen. ern mohte niht an getragen daz im wol geschermen möhte 6700 6705 6710 6715 6720 6695 6725 6697 in tuon, einsperren. 6701 durch daz jar, das ganze Jahr hindurch, wie in V. 580. — 6710 sich bewegen stv., sich entschliefsen, beschließen. — 6714 gadem stn., Kammer, Verschlag, oft wie hier zur ebenen Erde. 6718 einen (so nach BD) den strît an heben = den Kampf gegen einen erheben, mit den Kampf gegen ihn beginnen; vgl. einen an strîten, an vehten, einen etewaz an bieten. — 6720 ungewegen partic. adj., nicht gleich abgewogen, ungleich. — 6724 an getragen stv., in Angriff nehmen, unter- nehmen, aussinnen. — 6725 geschermen (geschirmen) swv., als Schirm, Schutz dienen. —
Strana 233
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 233 s. 247 unde vür die kolben töhte. man sach den helm rîsen und ander sîn îsen als ez von strô ware geworht. den edeln riter unervorht vriste sîn manheit und sîn sin, daz er sô lange vor in unerslagen werte: ouch galt er mittem swerte under wîlen einen slac, der vil wol ze staten lac. 6730 6735 Dô dise slege herte der lewe sîn geverte beide gehôrte unde gesach, dô muote in sîn ungemach. dône vant er loch noch tür, dâ er koeme hin vür, und suochte al umbe unz er vant bî der erde an der want eine vüle swelle. der getriuwe hergeselle der kratzet unde beiz dan holz und erde, unz er gewan ein vil gerûme ûzvart, diu vil harte drâte wart ir einem ze leide. got velle sî beide! 6740 6745 6750 Sînes herren arbeit, die er ie durch in geleit, der lôn er im dâ. er begunde sîne scharpfen clâ in sînen rücke heften 6755 6727 fg. vgl. mit 5380—81. — 6733 wern swv., ausdauern, aushalten, bleiben. — 6734 einem einen slac gelten, einen Hieb gleichsam als Zahlung reichen, versetzen. — 6736 ze staten ligen, vortheilhaft, günstig sitzen; vgl. Pleier’s Meleranz 6055 under wilen sô sluoc er Dem kunic einen solhen slac Der vil wol ze staten lac. 6743 al umbe, rings umher, überall herum. — 6745 swelle fem., Grund- balken, Schwelle. — 6746 hergeselle, Kriegsgesell, Kampfgenoßs. — 6747 dan bizen, weg-, fortschaffen durch Beissen. — 6749 gerûme adj., geraum, ge- räumig. — ûzvart fem., Ausgang, Ausweg. — 6752 vgl. mit 4960. 6754 er, d. i. der Herr. — geleit præt. von gelîden, leiden. —
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 233 s. 247 unde vür die kolben töhte. man sach den helm rîsen und ander sîn îsen als ez von strô ware geworht. den edeln riter unervorht vriste sîn manheit und sîn sin, daz er sô lange vor in unerslagen werte: ouch galt er mittem swerte under wîlen einen slac, der vil wol ze staten lac. 6730 6735 Dô dise slege herte der lewe sîn geverte beide gehôrte unde gesach, dô muote in sîn ungemach. dône vant er loch noch tür, dâ er koeme hin vür, und suochte al umbe unz er vant bî der erde an der want eine vüle swelle. der getriuwe hergeselle der kratzet unde beiz dan holz und erde, unz er gewan ein vil gerûme ûzvart, diu vil harte drâte wart ir einem ze leide. got velle sî beide! 6740 6745 6750 Sînes herren arbeit, die er ie durch in geleit, der lôn er im dâ. er begunde sîne scharpfen clâ in sînen rücke heften 6755 6727 fg. vgl. mit 5380—81. — 6733 wern swv., ausdauern, aushalten, bleiben. — 6734 einem einen slac gelten, einen Hieb gleichsam als Zahlung reichen, versetzen. — 6736 ze staten ligen, vortheilhaft, günstig sitzen; vgl. Pleier’s Meleranz 6055 under wilen sô sluoc er Dem kunic einen solhen slac Der vil wol ze staten lac. 6743 al umbe, rings umher, überall herum. — 6745 swelle fem., Grund- balken, Schwelle. — 6746 hergeselle, Kriegsgesell, Kampfgenoßs. — 6747 dan bizen, weg-, fortschaffen durch Beissen. — 6749 gerûme adj., geraum, ge- räumig. — ûzvart fem., Ausgang, Ausweg. — 6752 vgl. mit 4960. 6754 er, d. i. der Herr. — geleit præt. von gelîden, leiden. —
Strana 234
234 XI. ABENTEUER, S. 248 und warf in mit kreften rückelingen under sich. über den gienc der gerich, wand er in beiz unde brach swâ er in blôzen sach, unz er nâch helfe schrê. done twelte sîn geselle niht mè, wan er geloupte sich des man und lief drâte den lewen an und wolte in gerne hân erslagen, hetez im sîn herre vertragen. 6760 6765 Sit er in ê erlôste, kom er im nů ze trôste, zwâre, des het er michel reht. als schiere so im des tiuvels kneht sînen rücke kêrte, daz in got sô gêrte, dô sluoc er in kurzen stunden. im vil manege wunden: in die arme und in diu bein und swâ er ungewâfent schein, dâ gab er im vil manegen slac. wan jener, der dâ nider lac, dern moht im niht ze staten komen: wand im hete der lewe benomen sô gar die kraft unde den sin, daz er vür tôt lac vor in. 6770 6775 6780 S. 249 Dô vâhten si in an. hie der lewe, dort der man, und heten in vil schiere erslagen, und doch unglîch einem zagen: wand er gap in manegen herten streich, sît daz im diu helfe entweich. der ander lebte dannoch : der muose sich iedoch 6785 6790 6759 rückelingen adv., rücklings. — 6760 den traf die Rache, die Strafe. — 6761 brechen stv., zerreißen. — 6765 sich eines gelouben, sich eines ent- schlagen, von ihm abwenden; vgl. 2813. 6771 des hete er michel reht, das war seine Schuldigkeit; vgl. zu 1649 — 6778 und da wo er ungewaffnet erschien. — 6781 se staten, zu Hilfe.
234 XI. ABENTEUER, S. 248 und warf in mit kreften rückelingen under sich. über den gienc der gerich, wand er in beiz unde brach swâ er in blôzen sach, unz er nâch helfe schrê. done twelte sîn geselle niht mè, wan er geloupte sich des man und lief drâte den lewen an und wolte in gerne hân erslagen, hetez im sîn herre vertragen. 6760 6765 Sit er in ê erlôste, kom er im nů ze trôste, zwâre, des het er michel reht. als schiere so im des tiuvels kneht sînen rücke kêrte, daz in got sô gêrte, dô sluoc er in kurzen stunden. im vil manege wunden: in die arme und in diu bein und swâ er ungewâfent schein, dâ gab er im vil manegen slac. wan jener, der dâ nider lac, dern moht im niht ze staten komen: wand im hete der lewe benomen sô gar die kraft unde den sin, daz er vür tôt lac vor in. 6770 6775 6780 S. 249 Dô vâhten si in an. hie der lewe, dort der man, und heten in vil schiere erslagen, und doch unglîch einem zagen: wand er gap in manegen herten streich, sît daz im diu helfe entweich. der ander lebte dannoch : der muose sich iedoch 6785 6790 6759 rückelingen adv., rücklings. — 6760 den traf die Rache, die Strafe. — 6761 brechen stv., zerreißen. — 6765 sich eines gelouben, sich eines ent- schlagen, von ihm abwenden; vgl. 2813. 6771 des hete er michel reht, das war seine Schuldigkeit; vgl. zu 1649 — 6778 und da wo er ungewaffnet erschien. — 6781 se staten, zu Hilfe.
Strana 235
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 235 gar in sîn genâde geben: dô liez er in durch got leben. daz sich des portenæeres drô unde sîn spot alsô ze vröuden hât gekêret, des si got iemer gêret. 6795 S. 250 Dô er den sige dâ gewan, dô bôt in der wirt an sîne tohter und sîn lant. er sprach: «wære iu daz erkant, wie gar mîne sinne eins andern wibes minne in ir gewalt gewunnen hât, sô hetent ir des gerne rât, daz ich iemer wurde ir man, wand ich niemer werden kan stæte deheinem wibe, wan ir einer libe durch die mîn herze vröude enbirt.» «ir müezet sî nemen", sprach der wirt, «ode ir sît gevangen! und ware iu wol ergangen, daz ich ir iu sô willec bin. hetet ir sælde unde sin, sô bætet ir mich des ich iuch bite.» er sprach: «jâ wærent ir dâ mite beswichen, daz wil ich iu sagen, wande ich nû in disen tagen einen kampf muoz bestân, den ich alsô genomen hân, daz in der künec Artûs muoz sehen: er sol in sînem hove geschehen. wurde si danne min wip unde verlür ich danne den lîp, sô wurde sî gunêret.» 6805 6810 6815 6820 6825 6800 6793 sich einem in sîne genâde geben, sich einem auf Gnade unter- werfen. 6806—7 so würdet ihr gern darauf verzichten, dafs ich einmal ihr Mann würde. — 6809 stœte, zugethan, treu. — 6810 lip, hier umschreibend wie unser jetziges : Person ; ir einer lîbe = ihr allein. — 6819 beswîchen stv., betrügen. — 6822 einen kampf nemen, einen Zweikampf annehmen, ein- gehen; ebenso einen turnei nemen im Erec 2225, 2230; die just nemen 2417. —
IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 235 gar in sîn genâde geben: dô liez er in durch got leben. daz sich des portenæeres drô unde sîn spot alsô ze vröuden hât gekêret, des si got iemer gêret. 6795 S. 250 Dô er den sige dâ gewan, dô bôt in der wirt an sîne tohter und sîn lant. er sprach: «wære iu daz erkant, wie gar mîne sinne eins andern wibes minne in ir gewalt gewunnen hât, sô hetent ir des gerne rât, daz ich iemer wurde ir man, wand ich niemer werden kan stæte deheinem wibe, wan ir einer libe durch die mîn herze vröude enbirt.» «ir müezet sî nemen", sprach der wirt, «ode ir sît gevangen! und ware iu wol ergangen, daz ich ir iu sô willec bin. hetet ir sælde unde sin, sô bætet ir mich des ich iuch bite.» er sprach: «jâ wærent ir dâ mite beswichen, daz wil ich iu sagen, wande ich nû in disen tagen einen kampf muoz bestân, den ich alsô genomen hân, daz in der künec Artûs muoz sehen: er sol in sînem hove geschehen. wurde si danne min wip unde verlür ich danne den lîp, sô wurde sî gunêret.» 6805 6810 6815 6820 6825 6800 6793 sich einem in sîne genâde geben, sich einem auf Gnade unter- werfen. 6806—7 so würdet ihr gern darauf verzichten, dafs ich einmal ihr Mann würde. — 6809 stœte, zugethan, treu. — 6810 lip, hier umschreibend wie unser jetziges : Person ; ir einer lîbe = ihr allein. — 6819 beswîchen stv., betrügen. — 6822 einen kampf nemen, einen Zweikampf annehmen, ein- gehen; ebenso einen turnei nemen im Erec 2225, 2230; die just nemen 2417. —
Strana 236
236 XI. ABENTEUER, IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. der wirt sprach : “swar ir kèret, daz ist mir gar unmære, und muoz mir wesen swære daz ichs iuch ie an gebôt, wand ich iuch ir unz an mînen tôt immer gar erlâzen sol.» der gast vertruoc den zorn wol. 6830 6835 S. 251 Er sprach : «lieber herre, nù man ich iuch vil verre, bedenket iuwer hêrschaft, daz iwer gelübde habe kraft. sît ich hie gesiget hân, sô sult ir iwer gevangen lân alle ledec durch mich.» der wirt sprach : «daz ist billich» und liez si ûz den banden sâ und behâbte den gast bî im dâ unz an den sibenden tac, daz man ir dô vil schône pflac und si vil rîche cleite unde pfert bereite, diu si wol mohten riten. in den sô kurzen zîten gewunnen si wider den lîp und wurden diu schonesten wip diu er ie mê gesach. daz schuof in daz kurze gemach. 6840 6845 6850 Dô reit er mit in von dan und brâhte si als ein hövesch man vil rehte an ir gewarheit. und dô er wider von in reit, vil tiure sî got bâten, als si von rehte tâten, umbe ir herren und umbe ir trôst, der sî dâ hete erlôst 6855 6860 6833 einen eines erlâzen, einen mit etwas verschonen, nicht behelligen. 6837 hêrschaft, Herrenwürde, hoher Stand. — 6838 bezieht sich auf 6369 fg. — kraft, Geltung. — 6851 den lip si wider gewunnen, sie erholten sich wieder. 6857 gewarheit fem., Sicherheit, sicherer Ort. —
236 XI. ABENTEUER, IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. der wirt sprach : “swar ir kèret, daz ist mir gar unmære, und muoz mir wesen swære daz ichs iuch ie an gebôt, wand ich iuch ir unz an mînen tôt immer gar erlâzen sol.» der gast vertruoc den zorn wol. 6830 6835 S. 251 Er sprach : «lieber herre, nù man ich iuch vil verre, bedenket iuwer hêrschaft, daz iwer gelübde habe kraft. sît ich hie gesiget hân, sô sult ir iwer gevangen lân alle ledec durch mich.» der wirt sprach : «daz ist billich» und liez si ûz den banden sâ und behâbte den gast bî im dâ unz an den sibenden tac, daz man ir dô vil schône pflac und si vil rîche cleite unde pfert bereite, diu si wol mohten riten. in den sô kurzen zîten gewunnen si wider den lîp und wurden diu schonesten wip diu er ie mê gesach. daz schuof in daz kurze gemach. 6840 6845 6850 Dô reit er mit in von dan und brâhte si als ein hövesch man vil rehte an ir gewarheit. und dô er wider von in reit, vil tiure sî got bâten, als si von rehte tâten, umbe ir herren und umbe ir trôst, der sî dâ hete erlôst 6855 6860 6833 einen eines erlâzen, einen mit etwas verschonen, nicht behelligen. 6837 hêrschaft, Herrenwürde, hoher Stand. — 6838 bezieht sich auf 6369 fg. — kraft, Geltung. — 6851 den lip si wider gewunnen, sie erholten sich wieder. 6857 gewarheit fem., Sicherheit, sicherer Ort. —
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XII. ABENTEUER, ZWEIKAMPF ZW. IWEIN UND GAWEIN. 237 von michelem sêre, daz er im sælde und êre und rehtes alters ein leben und sin rîche müese geben. 6865 XII. ABENTEUER, ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. Iwein reist nun mit seiner Begleiterin nach dem Orte, wo die Grafen- tochter weilt, für welche er zu kämpfen versprochen hat, und begibt sich dann mit jener nach der Stätte des Zweikampfes, wo bereits die Schwester seiner Dame mit Gawein angekommen ist. Die Gegner erkennen einander nicht, werden auch von Artus und den Zuschauern nicht er- kannt. Beide sind einander innig befreundet und treten gleichwohl jetzt, vou tödtlichem Hasse erfüllt, auf Leben und Tod gegeneinander in die Schranken. Um die besten aller Ritter in diesem Kampfe nicht verbluten zu lassen, versucht Artus eine Versöhnung zwischen den beiden Schwe- stern; allein die ältere will nicht nachgeben. Somit beginnt der Kampf, so kräftig und so kunstgerecht, wie noch keiner gesehen, und währt un- unterbrochen vom Morgen bis nach Mittag. Da erst müssen beide vor Müdigkeit eine Pause eintreten lassen. Bald aber erheben sie sich von Neuem und dringen noch feindlicher als bisher aufeinander ein. Man ist allgemein besorgt um ihr Leben ; Artus versucht es daher noch ein- mal, die ältere der Grafentöchter zur Nachgiebigkeit zu stimmen, findet aber auch jetzt noch kein Gehör und will von nun an keinen Vermitte- langsversuch mehr machen, selbst als die jüngere Schwester aus Mitleid fur die edeln Kämpfer sich erbietet, auf ihren Erbantheil lieber zu ver- zichten. Da endlich bricht die Nacht an und scheidet die auf den Tod ermudeten Helden. Sie sind nun beide froh, daßs ihre Arbeit vor der Hand zu Ende ist, und begehren einer des andern Namen zu wissen. Als diess gescheben, fallen sie sich beide vor freudigem Erstaunen in die Arme. Jeder will nun von dem andern besiegt sein, keiner sich über den andern den Sieg beimessen. Diesem freundlichen Wettstreit macht Artus ein Eude, indem er die beiden Schwestern vor seinen Richterstuhl ladet und nach kurzem Verhör, in dem sich die ältere durch die an sie gerichtete Frage fangen lässt, zu Gunsten der jüngern entscheidet. Die nächste Zeit verbringt Iwein, der sich nun auch als der von allen bewunderte «Ritter mit dem Löwen» ausgewiesen hat, in Gemeinschaft mit Gawein an Artus’ Hof, bis seine Wunden wieder geheilt sind. Nû wer moht im gedrewen, dô er gesunden sinen lewen von dem strîte brâhte? dar er dâ vor gedâhte, 6870 686: dos sêr, die Noth, das Leiden.
XII. ABENTEUER, ZWEIKAMPF ZW. IWEIN UND GAWEIN. 237 von michelem sêre, daz er im sælde und êre und rehtes alters ein leben und sin rîche müese geben. 6865 XII. ABENTEUER, ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. Iwein reist nun mit seiner Begleiterin nach dem Orte, wo die Grafen- tochter weilt, für welche er zu kämpfen versprochen hat, und begibt sich dann mit jener nach der Stätte des Zweikampfes, wo bereits die Schwester seiner Dame mit Gawein angekommen ist. Die Gegner erkennen einander nicht, werden auch von Artus und den Zuschauern nicht er- kannt. Beide sind einander innig befreundet und treten gleichwohl jetzt, vou tödtlichem Hasse erfüllt, auf Leben und Tod gegeneinander in die Schranken. Um die besten aller Ritter in diesem Kampfe nicht verbluten zu lassen, versucht Artus eine Versöhnung zwischen den beiden Schwe- stern; allein die ältere will nicht nachgeben. Somit beginnt der Kampf, so kräftig und so kunstgerecht, wie noch keiner gesehen, und währt un- unterbrochen vom Morgen bis nach Mittag. Da erst müssen beide vor Müdigkeit eine Pause eintreten lassen. Bald aber erheben sie sich von Neuem und dringen noch feindlicher als bisher aufeinander ein. Man ist allgemein besorgt um ihr Leben ; Artus versucht es daher noch ein- mal, die ältere der Grafentöchter zur Nachgiebigkeit zu stimmen, findet aber auch jetzt noch kein Gehör und will von nun an keinen Vermitte- langsversuch mehr machen, selbst als die jüngere Schwester aus Mitleid fur die edeln Kämpfer sich erbietet, auf ihren Erbantheil lieber zu ver- zichten. Da endlich bricht die Nacht an und scheidet die auf den Tod ermudeten Helden. Sie sind nun beide froh, daßs ihre Arbeit vor der Hand zu Ende ist, und begehren einer des andern Namen zu wissen. Als diess gescheben, fallen sie sich beide vor freudigem Erstaunen in die Arme. Jeder will nun von dem andern besiegt sein, keiner sich über den andern den Sieg beimessen. Diesem freundlichen Wettstreit macht Artus ein Eude, indem er die beiden Schwestern vor seinen Richterstuhl ladet und nach kurzem Verhör, in dem sich die ältere durch die an sie gerichtete Frage fangen lässt, zu Gunsten der jüngern entscheidet. Die nächste Zeit verbringt Iwein, der sich nun auch als der von allen bewunderte «Ritter mit dem Löwen» ausgewiesen hat, in Gemeinschaft mit Gawein an Artus’ Hof, bis seine Wunden wieder geheilt sind. Nû wer moht im gedrewen, dô er gesunden sinen lewen von dem strîte brâhte? dar er dâ vor gedâhte, 6870 686: dos sêr, die Noth, das Leiden.
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238 XII. ABENTEUER, dar kêrter nû zehant, dâ er die juncvrouwen vant, die ir niftel siech liez, der er den kampf vür sî gehiez. diu wîste in die vil rehten wege, s. 252 und vundens in ir vater pflege. Nune twelten sî niht langer dâ: wan in wás diu kampfzît alsô nâ, daz in der tage zuo ir vart weder gebrast noch über wart, und kômen ze rehten zîten. ir swester, ir widerstrîten, vunden si an der kampfstat. her Gâwein, der sîch helen bat, der hete sich selben sô verholn und hete sich vor enwec gestoln, und hôrten in des alle jehen, ern möhte den kampf niht gesehen vor ander unmüezekeit. alsus hete er sich entseit und hete sich wider gestoln dar mit vremden wâfen alsô var, daz in dâ niemen âne diu magt erkande: der het erz gesagt. Nů saz dâ der künec Artůs unde von sîme hûs sîn massenîe gar, die gerne wolden nemen war, wie dâ wurde gestriten. nů kom ouch dort zuo geriten 6875 6880 6885 6890 6895 6900 6872 die juncvrouwen, d. i. die jüngere Tochter des verstorbenen Grafen vom schwarzen Dorn, welche nach V. 5767—76 wegen Erkrankung unter- wegs bei Verwandten eingekehrt war. — 6873 ir niftel ist hier Nominativ und bezeichnet die Vater- oder Mutter-Schwestertochter. 6880 mir wirt eines d. über, ich habe etwas übrig, zu viel (das Gegen- theil zu mir gebristet eines d.); vgl. zu Armer Heinrich 67. — 6882 wider- strîte swf., Gegnerin ; auch swm. wie im Jüngern Titurel 4693, 4701, meister Widerstrîte 2900 u. 2905. — 6885 sich verheln stv., sich verhehlen, ver- bergen, unkenntlich machen, verleugnen. — 6889 unmüezekeit fem., der Mangel an Mufse, das Beschäftigtsein, die Arbeit. — 6890 sich entsagen, sich losmachen, entschuldigen; absagen. — 6892 wâfen, hier : Wappen. — var adj., farb ; alsô var, in solchen Farben. — 6893 âne = ausgenommen, außser. 6897 massenîe stf. (lat. mansio, mlat. mansionada, altfranz. maisne), Hausgenossenschaft, Gefolge, Hofstaat; vgl. gesinde.
238 XII. ABENTEUER, dar kêrter nû zehant, dâ er die juncvrouwen vant, die ir niftel siech liez, der er den kampf vür sî gehiez. diu wîste in die vil rehten wege, s. 252 und vundens in ir vater pflege. Nune twelten sî niht langer dâ: wan in wás diu kampfzît alsô nâ, daz in der tage zuo ir vart weder gebrast noch über wart, und kômen ze rehten zîten. ir swester, ir widerstrîten, vunden si an der kampfstat. her Gâwein, der sîch helen bat, der hete sich selben sô verholn und hete sich vor enwec gestoln, und hôrten in des alle jehen, ern möhte den kampf niht gesehen vor ander unmüezekeit. alsus hete er sich entseit und hete sich wider gestoln dar mit vremden wâfen alsô var, daz in dâ niemen âne diu magt erkande: der het erz gesagt. Nů saz dâ der künec Artůs unde von sîme hûs sîn massenîe gar, die gerne wolden nemen war, wie dâ wurde gestriten. nů kom ouch dort zuo geriten 6875 6880 6885 6890 6895 6900 6872 die juncvrouwen, d. i. die jüngere Tochter des verstorbenen Grafen vom schwarzen Dorn, welche nach V. 5767—76 wegen Erkrankung unter- wegs bei Verwandten eingekehrt war. — 6873 ir niftel ist hier Nominativ und bezeichnet die Vater- oder Mutter-Schwestertochter. 6880 mir wirt eines d. über, ich habe etwas übrig, zu viel (das Gegen- theil zu mir gebristet eines d.); vgl. zu Armer Heinrich 67. — 6882 wider- strîte swf., Gegnerin ; auch swm. wie im Jüngern Titurel 4693, 4701, meister Widerstrîte 2900 u. 2905. — 6885 sich verheln stv., sich verhehlen, ver- bergen, unkenntlich machen, verleugnen. — 6889 unmüezekeit fem., der Mangel an Mufse, das Beschäftigtsein, die Arbeit. — 6890 sich entsagen, sich losmachen, entschuldigen; absagen. — 6892 wâfen, hier : Wappen. — var adj., farb ; alsô var, in solchen Farben. — 6893 âne = ausgenommen, außser. 6897 massenîe stf. (lat. mansio, mlat. mansionada, altfranz. maisne), Hausgenossenschaft, Gefolge, Hofstaat; vgl. gesinde.
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ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 239 S. 253 diu juncvrouwe und her Iwein. der lewe envuor niht mit in zwein (den hete er under wegen lân: ern wolte in niht zem kampfe hân), und enwás ouch dâ nieman erkant, wie der riter ware genant. 6905 Nû riten si beide in einen rinc. ez dûhte sî alle sament ein dinc vil harte clagebære, ob es niht rât ware, ir einer enwurde dâ erslagen: den müese man wol iemer clagen; wand si nie gesâhen, des sî alle jâhen, zwêne ritter gestalt sô gar in Wunsches gewalt an dem libe und an den siten; und begunden den künec biten, daz er die altern bæte, daz siz durch got tæte unde der jungern teilte mite. des verzêch si im mit selhem site, daz er die bete muose lân. si wolte daz gewis hân, ir kempfe wurde sigehaft, wande si wol sin kraft erkande und sich des trôste, daz er si gar erlôste. 6910 6915 6920 6925 Dô der künec Artûs ersach, daz niemen an die suone sprach, 6930 6907 rinc stm., der Kreis, ringförmig abgesteckte Kampfplatz. — 6909 clagebere, beklagenswerth. — 6910—11 ob sich dem nicht abhelfen liele ohne dafs einer von beiden erschlagen würde. — 6912 clagen, be- klagen. — 6915 gestalt, part. von stellen, gebildet, beschaffen. — 6916 in des Wunsches gewalt =«in der gewalt des Wunsches, sodafs der Wunsch d. h. die wunderthätige Kraft oder die höchste Zauberkunst nicht im Stande wäre, etwas Vollkommeneres hervorzubringen"; (so Benecke) also: auf das allervollkommenste; vgl. die Anmerkung im Erec 8336 und die Anm. zu 8277 und zu Gregor 1098 über wunschkint. — 6922 verzihen stv. mit dat. und gen., einem etwas versagen, abschlagen; vgl. Naumann in Steinmeyer's Zts. 22, 34. — mit selhem site, in solchem Tone, solcher Weise. — 6924 sie glaubte darüber Gewissheit zu haben. 6930 an die suone sprechen, die Sühne (Aussöhnung) beanspruchen, darauf antragen. —
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 239 S. 253 diu juncvrouwe und her Iwein. der lewe envuor niht mit in zwein (den hete er under wegen lân: ern wolte in niht zem kampfe hân), und enwás ouch dâ nieman erkant, wie der riter ware genant. 6905 Nû riten si beide in einen rinc. ez dûhte sî alle sament ein dinc vil harte clagebære, ob es niht rât ware, ir einer enwurde dâ erslagen: den müese man wol iemer clagen; wand si nie gesâhen, des sî alle jâhen, zwêne ritter gestalt sô gar in Wunsches gewalt an dem libe und an den siten; und begunden den künec biten, daz er die altern bæte, daz siz durch got tæte unde der jungern teilte mite. des verzêch si im mit selhem site, daz er die bete muose lân. si wolte daz gewis hân, ir kempfe wurde sigehaft, wande si wol sin kraft erkande und sich des trôste, daz er si gar erlôste. 6910 6915 6920 6925 Dô der künec Artûs ersach, daz niemen an die suone sprach, 6930 6907 rinc stm., der Kreis, ringförmig abgesteckte Kampfplatz. — 6909 clagebere, beklagenswerth. — 6910—11 ob sich dem nicht abhelfen liele ohne dafs einer von beiden erschlagen würde. — 6912 clagen, be- klagen. — 6915 gestalt, part. von stellen, gebildet, beschaffen. — 6916 in des Wunsches gewalt =«in der gewalt des Wunsches, sodafs der Wunsch d. h. die wunderthätige Kraft oder die höchste Zauberkunst nicht im Stande wäre, etwas Vollkommeneres hervorzubringen"; (so Benecke) also: auf das allervollkommenste; vgl. die Anmerkung im Erec 8336 und die Anm. zu 8277 und zu Gregor 1098 über wunschkint. — 6922 verzihen stv. mit dat. und gen., einem etwas versagen, abschlagen; vgl. Naumann in Steinmeyer's Zts. 22, 34. — mit selhem site, in solchem Tone, solcher Weise. — 6924 sie glaubte darüber Gewissheit zu haben. 6930 an die suone sprechen, die Sühne (Aussöhnung) beanspruchen, darauf antragen. —
Strana 240
240 XII. ABENTEUER, S. 254 dô hiez er rûmen den rinc. nů was ez doch ein starkez dinc ze sehenne ein vehten von zwein sô guoten knehten (wandezn tuot dem biderben mán niht wol, 6935 der des andern tôt sehen sol), daz doch dem einen waege was, ob joch der ander genas. S. 255 Machte ich nů ditz vehten von disen guoten knehten mit worten vil spæhe, waz töhte diu wæhe? wand iu ist ê sô vil geseit von ietweders manheit, daz ich iu lihte mac gesagen, daz si niender zwein zagen des tages gelîch gebârten und daz als ê bewârten, daz diu werlt nie gewan zwêne strîtiger man nâch werltlichem lône. des truogen si ouch die krône riterlicher êren, die ietwéder wolde mêren mit dem andern an dem tage, daz ich ez gote tiure clage, daz die besten gesellen ein ander kempfen wellen die iender lebten bî der zit. sweder nû hie tôt gelît von des andéren hant, und im dâ nâch wirt erkant, 6945 6950 6955 6960 6940 6931 den rinc rûmen, den Kampfplatz frei machen, verlassen. — 6932 ein starkez dinc, etwas Schweres, Unbequemes, Unerträgliches, eine Härte. Vgl. Warnung 2151. — 6937 daz bezieht sich auf den Hauptgedanken des Vorhergehenden: den tödtlichen Ausgang. — waege adj. nach Benecke: mit wâge, d. h. mit Ubergewicht versehen, dann wie hier: der Wahr- scheinlichkeit nach überwiegend, bevorstehend , zu erwarten. 6941 spœhe adj., fein, künstlich, geschickt, zierlich; ez mit worten vil spœhe machen, recht künstlich und fein darstellen, zierlich ausmalen. — 6942 wœhe stf., Zierlichkeit, künstliche Ausführung, kunstvolle Verherr- lichung. — 6948 bewarten præt. von bewœeren, bewähren. — als ê, so wie früher. — 6950—51 strîtic nach etew., um etwas eifrig streitend, nach etwas eifrig strebend, streitlustig. — 4958 über kempfen sieh zu 4327. —
240 XII. ABENTEUER, S. 254 dô hiez er rûmen den rinc. nů was ez doch ein starkez dinc ze sehenne ein vehten von zwein sô guoten knehten (wandezn tuot dem biderben mán niht wol, 6935 der des andern tôt sehen sol), daz doch dem einen waege was, ob joch der ander genas. S. 255 Machte ich nů ditz vehten von disen guoten knehten mit worten vil spæhe, waz töhte diu wæhe? wand iu ist ê sô vil geseit von ietweders manheit, daz ich iu lihte mac gesagen, daz si niender zwein zagen des tages gelîch gebârten und daz als ê bewârten, daz diu werlt nie gewan zwêne strîtiger man nâch werltlichem lône. des truogen si ouch die krône riterlicher êren, die ietwéder wolde mêren mit dem andern an dem tage, daz ich ez gote tiure clage, daz die besten gesellen ein ander kempfen wellen die iender lebten bî der zit. sweder nû hie tôt gelît von des andéren hant, und im dâ nâch wirt erkant, 6945 6950 6955 6960 6940 6931 den rinc rûmen, den Kampfplatz frei machen, verlassen. — 6932 ein starkez dinc, etwas Schweres, Unbequemes, Unerträgliches, eine Härte. Vgl. Warnung 2151. — 6937 daz bezieht sich auf den Hauptgedanken des Vorhergehenden: den tödtlichen Ausgang. — waege adj. nach Benecke: mit wâge, d. h. mit Ubergewicht versehen, dann wie hier: der Wahr- scheinlichkeit nach überwiegend, bevorstehend , zu erwarten. 6941 spœhe adj., fein, künstlich, geschickt, zierlich; ez mit worten vil spœhe machen, recht künstlich und fein darstellen, zierlich ausmalen. — 6942 wœhe stf., Zierlichkeit, künstliche Ausführung, kunstvolle Verherr- lichung. — 6948 bewarten præt. von bewœeren, bewähren. — als ê, so wie früher. — 6950—51 strîtic nach etew., um etwas eifrig streitend, nach etwas eifrig strebend, streitlustig. — 4958 über kempfen sieh zu 4327. —
Strana 241
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 241 wén ér hât erslagen, daz wirt sîn êwigez clagen. möhten sî nu beide gesigen ode beide sigelôs geligen ode abe unverwâzen den strît beide lâzen, sô si sich erkennent beide, dáz wâre in vür die leide daz liebest und daz beste. jane wâren si niht geste des willen sam der ougen. ir ietwederm was tougen, daz in kempfen solde ein man, der liebest den er ie gewan. 6965 6970 6975 s. 256 Sit daz der kampf wesen sol, sô zimet in daz beiden wol, daz sî enzît strîten. wes mugen sî iemer bîten? dâ was diu state unde der muot. ouch wâren diu ros alsô guot, daz si daz niht ensúmde. ir ietweder rûmde dem andern sînen puneiz von im vaste unz an den kreiz: der was wol rosseloufes wît. ze rosse huop sich der strît. 6980 6985 Si mohten wol strîten, wand sis ze den zîten 6990 6967 unverwâzen, nicht verflucht, nicht geschmäht, ohne dem Verderben geweiht, ohne an der Ehre gekränkt zu sein (vgl. Erec 878—79); vgl. v. d. Hagen's MS. I, 81a, 6; Ernst v. Kirchberg 636: einen unverwâzen làn. — 6969 leide fem., Leid, Schmerz. — 6972—73 niht geste des willen sam der ougen, nicht in ihrem Herzen einander so fremd wie in ihren Augen. — 6974 tougen adj., verborgen. 6980 wozu sollten sie überhaupt noch warten? die Bedeutung von iemer in diesem Zusammenhange ist noch nicht festgestellt; vgl. Mhd. Wörterbuch 2a, 148b, 22 fg. — 6981 state stf., die gute Gelegenheit, der rechte Zeitpunkt, der rechte Ort. — 6984—85 ich rûme dir den puneiz von mir unz an den kreiz, ich lasse dir Raum, um von mir aus bis zur Ein- fassung des Kampfplatzes den Anlauf zum Lanzenrennen (zum Speerstofs, puneiz) zu nehmen; ähnlich in V. 5311—12. — 6986 vaste unz an, bis dicht oder hart an, bis in die Nähe von (vgl. Mhd. Wörterbuch 3, 274b, 1 und alveste an= ganz nahe oder dicht an: in dem Urkundenbuch des Klosters Arnsburg, S. 482, 517, 570, 583 u. s. w.). — 6987 rosselouf stm., Rosslauf, ein Längenmaßs, von dem 16 auf eine französische Meile gehen; nach andern beträgt es 125 Schritt. HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 16
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 241 wén ér hât erslagen, daz wirt sîn êwigez clagen. möhten sî nu beide gesigen ode beide sigelôs geligen ode abe unverwâzen den strît beide lâzen, sô si sich erkennent beide, dáz wâre in vür die leide daz liebest und daz beste. jane wâren si niht geste des willen sam der ougen. ir ietwederm was tougen, daz in kempfen solde ein man, der liebest den er ie gewan. 6965 6970 6975 s. 256 Sit daz der kampf wesen sol, sô zimet in daz beiden wol, daz sî enzît strîten. wes mugen sî iemer bîten? dâ was diu state unde der muot. ouch wâren diu ros alsô guot, daz si daz niht ensúmde. ir ietweder rûmde dem andern sînen puneiz von im vaste unz an den kreiz: der was wol rosseloufes wît. ze rosse huop sich der strît. 6980 6985 Si mohten wol strîten, wand sis ze den zîten 6990 6967 unverwâzen, nicht verflucht, nicht geschmäht, ohne dem Verderben geweiht, ohne an der Ehre gekränkt zu sein (vgl. Erec 878—79); vgl. v. d. Hagen's MS. I, 81a, 6; Ernst v. Kirchberg 636: einen unverwâzen làn. — 6969 leide fem., Leid, Schmerz. — 6972—73 niht geste des willen sam der ougen, nicht in ihrem Herzen einander so fremd wie in ihren Augen. — 6974 tougen adj., verborgen. 6980 wozu sollten sie überhaupt noch warten? die Bedeutung von iemer in diesem Zusammenhange ist noch nicht festgestellt; vgl. Mhd. Wörterbuch 2a, 148b, 22 fg. — 6981 state stf., die gute Gelegenheit, der rechte Zeitpunkt, der rechte Ort. — 6984—85 ich rûme dir den puneiz von mir unz an den kreiz, ich lasse dir Raum, um von mir aus bis zur Ein- fassung des Kampfplatzes den Anlauf zum Lanzenrennen (zum Speerstofs, puneiz) zu nehmen; ähnlich in V. 5311—12. — 6986 vaste unz an, bis dicht oder hart an, bis in die Nähe von (vgl. Mhd. Wörterbuch 3, 274b, 1 und alveste an= ganz nahe oder dicht an: in dem Urkundenbuch des Klosters Arnsburg, S. 482, 517, 570, 583 u. s. w.). — 6987 rosselouf stm., Rosslauf, ein Längenmaßs, von dem 16 auf eine französische Meile gehen; nach andern beträgt es 125 Schritt. HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 16
Strana 242
242 XII. ABENTEUER, s. 257 niht êrste begunden. wie wol si strîten kunden ze rosse und ze vuoze! ez was ir unmuoze von kinde gewesen ie: daz erzeigten si wol hie. ouch si iu daz vür wâr geseit: ez lêret diu gewonheit einen zagehaften man, daz er getar unde kan baz vehten danne ein küener degen, der es niht hât gepflegen. dô was hie kunst unde kraft: si möhten von riterschaft schuole gehabet hân. zwâre man muose in lân von riterschefte den strit, swaz riter lebte bi der zit. nune sûmden siz niht mêre: diu ros wurden sêre mit den sporn genomen. man sach si dort zesamme komen und vientlîche gebâren, die doch gesellen wâren. 6995 7000 7005 7010 Ez dunket die andern unde mich vil lihte unmügelich, daz iemer minne unde haz alsô besitzen ein vaz, daz minne bi hazze belibe in einem vazze. ob minne unde baz nie mê besâzen ein vaz, 7015 7020 6991 niht êrste, nicht zum ersten Male. — 6994 unmuoze stf., fort- währende, unablässige Beschäftigung. — 7003 dô leitet hier zugleich einen Gegensatz gegen das Vorhergehende ein: dagegen, indessen. — 7004—5 sie hätten über ritterliche Kunst förmlich Schule halten, Unterricht ertheilen können; möhte mit dem inf. præet. = plusquamperf. conj. wie 135, 5513. 6507, 7446; Erec 1395, 2276 u. s. w. — 7007 von, in Bezug auf, was betrifft. — einem den strît lân, einem unbestritten den Vorrang lassen. 7017 iemer, jemals. — 7018 vaz stn., Gefäßs, hier bildlich: das Um- schließfende, der enge Raum, die Behausung, die Stätte, der Leib, das Herz; zu dem Wortspiel mit haz und vaz vgl. Erec 1492 fg.; ebenso mit quot und muot Gregor 4038, Iwein 1879 fg. und 2905 fg. — besitzen, be- wohnen, einnehmen. — 7022 nie mê, früher oder sonst noch nie, noch niemals. —
242 XII. ABENTEUER, s. 257 niht êrste begunden. wie wol si strîten kunden ze rosse und ze vuoze! ez was ir unmuoze von kinde gewesen ie: daz erzeigten si wol hie. ouch si iu daz vür wâr geseit: ez lêret diu gewonheit einen zagehaften man, daz er getar unde kan baz vehten danne ein küener degen, der es niht hât gepflegen. dô was hie kunst unde kraft: si möhten von riterschaft schuole gehabet hân. zwâre man muose in lân von riterschefte den strit, swaz riter lebte bi der zit. nune sûmden siz niht mêre: diu ros wurden sêre mit den sporn genomen. man sach si dort zesamme komen und vientlîche gebâren, die doch gesellen wâren. 6995 7000 7005 7010 Ez dunket die andern unde mich vil lihte unmügelich, daz iemer minne unde haz alsô besitzen ein vaz, daz minne bi hazze belibe in einem vazze. ob minne unde baz nie mê besâzen ein vaz, 7015 7020 6991 niht êrste, nicht zum ersten Male. — 6994 unmuoze stf., fort- währende, unablässige Beschäftigung. — 7003 dô leitet hier zugleich einen Gegensatz gegen das Vorhergehende ein: dagegen, indessen. — 7004—5 sie hätten über ritterliche Kunst förmlich Schule halten, Unterricht ertheilen können; möhte mit dem inf. præet. = plusquamperf. conj. wie 135, 5513. 6507, 7446; Erec 1395, 2276 u. s. w. — 7007 von, in Bezug auf, was betrifft. — einem den strît lân, einem unbestritten den Vorrang lassen. 7017 iemer, jemals. — 7018 vaz stn., Gefäßs, hier bildlich: das Um- schließfende, der enge Raum, die Behausung, die Stätte, der Leib, das Herz; zu dem Wortspiel mit haz und vaz vgl. Erec 1492 fg.; ebenso mit quot und muot Gregor 4038, Iwein 1879 fg. und 2905 fg. — besitzen, be- wohnen, einnehmen. — 7022 nie mê, früher oder sonst noch nie, noch niemals. —
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ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 243 doch wonte in diesem vazze minne bi hazze, alsô daz minne noch haz gerůmden gâhes daz vaz. 7025 s. 258 « Ich wæne, vriunt Hartman, dû missedenkest dar an. war umbe sprichestů daz, daz beide minne unde haz ensamt bûwen ein vaz? wan bedenkestů dich baz? ez ist minne und hazze zenge in einem vazze. wan swâ der haz wirt inne ernestlicher minne, dâ růmet der haz vroun Minnen daz vaz: swâ abe gehûset der haz, dâ wirt diu minne laz.» 7030 7035 7040 Nû wil ich iu bescheiden daz, wie herzeminne und bitter haz ein vil engez vaz besaz. ir herze was ein gnuoc engez vaz: dâ wont ensamt inne haz unde minne. sî hât aber underslagen ein want, als ich iu wil sagen, 7045 7026 gerûmen, verstärktes râmen, verlassen, aufgeben. 7028 missedenken, falsch (arg) denken, sich irren. — 7031 bûwen, bauen, hier : bewohnen, einnehmen. — 7039 gehûsen swv., hausen, seine Wohnung nehmen, sich niederlassen. — 7040 laz adj., lässig, matt; vgl. 128. 7044 Die in den vorhergehenden Versen (7037—44, 7017—32) auftretende Anhäufung des Reims hatte nach W. Grimm (Zur Geschichte des Reims, S. 102) seit Heinrich von Veldeke bei mehreren höfischen Dichtern Ein- gang gefunden und galt wohl für eine besondere Zierde der Rede. In epischen Gedichten mag sie theilweise dazu gedient haben, den Gang der Erzählung auf Augenblicke zu unterbrechen und den Hörer zu einer kurzen Betrachtung zu gewinnen. Dafs Hartmann besonders Wohlgefallen an diesem Spiele fand, zeigt der häufige Gebrauch, den er von demselben gemacht hat; vgl. zum Erec 5857; 2. Büchl. 821—826; Gregor 437—452; Iwein 1879—84, 2905—10. Ein verwandtes Spiel war der grammatische Reim oder «die Abwandlung eines Wortes durch verschiedene Formen der Flexion und Ableitung", wovon gleich unten V. 7151—64 sich ein sprechendes Beispiel findet und worüber noch die Anmerk. zum 1. Büchl. 1706 nachzusehen ist. — 7047 underslahen stv., voneinander absperren, trennen. — 7048 want stf., hier: Scheidewand. — 16 *)
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 243 doch wonte in diesem vazze minne bi hazze, alsô daz minne noch haz gerůmden gâhes daz vaz. 7025 s. 258 « Ich wæne, vriunt Hartman, dû missedenkest dar an. war umbe sprichestů daz, daz beide minne unde haz ensamt bûwen ein vaz? wan bedenkestů dich baz? ez ist minne und hazze zenge in einem vazze. wan swâ der haz wirt inne ernestlicher minne, dâ růmet der haz vroun Minnen daz vaz: swâ abe gehûset der haz, dâ wirt diu minne laz.» 7030 7035 7040 Nû wil ich iu bescheiden daz, wie herzeminne und bitter haz ein vil engez vaz besaz. ir herze was ein gnuoc engez vaz: dâ wont ensamt inne haz unde minne. sî hât aber underslagen ein want, als ich iu wil sagen, 7045 7026 gerûmen, verstärktes râmen, verlassen, aufgeben. 7028 missedenken, falsch (arg) denken, sich irren. — 7031 bûwen, bauen, hier : bewohnen, einnehmen. — 7039 gehûsen swv., hausen, seine Wohnung nehmen, sich niederlassen. — 7040 laz adj., lässig, matt; vgl. 128. 7044 Die in den vorhergehenden Versen (7037—44, 7017—32) auftretende Anhäufung des Reims hatte nach W. Grimm (Zur Geschichte des Reims, S. 102) seit Heinrich von Veldeke bei mehreren höfischen Dichtern Ein- gang gefunden und galt wohl für eine besondere Zierde der Rede. In epischen Gedichten mag sie theilweise dazu gedient haben, den Gang der Erzählung auf Augenblicke zu unterbrechen und den Hörer zu einer kurzen Betrachtung zu gewinnen. Dafs Hartmann besonders Wohlgefallen an diesem Spiele fand, zeigt der häufige Gebrauch, den er von demselben gemacht hat; vgl. zum Erec 5857; 2. Büchl. 821—826; Gregor 437—452; Iwein 1879—84, 2905—10. Ein verwandtes Spiel war der grammatische Reim oder «die Abwandlung eines Wortes durch verschiedene Formen der Flexion und Ableitung", wovon gleich unten V. 7151—64 sich ein sprechendes Beispiel findet und worüber noch die Anmerk. zum 1. Büchl. 1706 nachzusehen ist. — 7047 underslahen stv., voneinander absperren, trennen. — 7048 want stf., hier: Scheidewand. — 16 *)
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244 XII. ABENTEUER, daz haz der minne niene weiz. si tæte im anders alsô heiz, daz nâch schanden der haz müese růmen daz vaz; und rûmet ez ouch vroun Minnen, wirt er ir bî im innen. 7050 S. 259 Diu unkünde was diu want diu ir herze underbant: daz sî gevriunt von herzen sint und mit gesehnden ougen blint. si wil daz ein geselle den anderen velle: und swenner in überwindet und er dâ nâch bevindet, wen er hât überwunden, sone mac er von den stunden niemer mêre werden vrô. der Wunsch vluochet im alsô : im gebrist des leides niht, swenn im daz liebest geschiht. wan sweder den sige kôs, der wart mit sige sigelôs. in hât unsælec getân aller sîner sælden wân: er hazzet daz er minnet, und vliuset so er gewinnet. 7060 7065 7070 7055 7049 der Genetiv der minne abhängig von niene = niht ne. — 7050 einem alsô heiz tuon, einem solche Hitze, Noth und Angst machen; vgl. Erec 4497; Lanzelet 4383; Flore 4208; Konrad Troj. Krieg 3971, 10709, 20988 (31945, 32154); Partonopier 8501, 3337; Georg 3383; Jans Enenkel im Fürsten- buch, S. 103; ähnliche Verbindungen pflegte machen einzugehen, vgl. zu Erec 9308. — 7051 nâch schanden, «auf eine schimpfliche Weise». B. — 7054 bi im, bei sich. 7055 unkünde stf., die Unbekanntschaft, das Nichtwissen. — 7056 un- derbinden stv., dazwischentretend trennen. — 7057 gevriunt, gegenseitig befreundet. — V. 7057—58 geben hier den Text nach Lachmann’s Ver- muthung, welcher die in allen Handschriften nach und noch stehenden Worte machet si weggelassen hat. Paul wendet mit Recht dagegen ein, dafs gevriunt von hersen und mit geselnden ougen blint nicht als Gegensätze gelten können, dals vielmehr gevriunt von herzen nach strenger Logik die Form des Nebensatzes tragen sollte. Vielleicht ist mit engerem Anschlufs an die Uberlieferung in D zu schreiben: die die (oder dâ) gevriunt von herzen sint Machet si mit gesehenden ougen blint. — 7066 das Höchste und Beste (das höchste Glück, der schönste Genufs) flucht ihm, d. h. wendet ihm den Rücken, wird ihm nicht zu Theil; vgl. die Anm. zum 2. Büchl. 113 und Carl Schmuhl, Beiträge zur Würdigung des Stiles Hartmann’s v. A., S. 25 fg. (=Progr. der Latein. Hauptschule zu Halle 1881). — 7070 vgl. mit 2. Büchl. 111.
244 XII. ABENTEUER, daz haz der minne niene weiz. si tæte im anders alsô heiz, daz nâch schanden der haz müese růmen daz vaz; und rûmet ez ouch vroun Minnen, wirt er ir bî im innen. 7050 S. 259 Diu unkünde was diu want diu ir herze underbant: daz sî gevriunt von herzen sint und mit gesehnden ougen blint. si wil daz ein geselle den anderen velle: und swenner in überwindet und er dâ nâch bevindet, wen er hât überwunden, sone mac er von den stunden niemer mêre werden vrô. der Wunsch vluochet im alsô : im gebrist des leides niht, swenn im daz liebest geschiht. wan sweder den sige kôs, der wart mit sige sigelôs. in hât unsælec getân aller sîner sælden wân: er hazzet daz er minnet, und vliuset so er gewinnet. 7060 7065 7070 7055 7049 der Genetiv der minne abhängig von niene = niht ne. — 7050 einem alsô heiz tuon, einem solche Hitze, Noth und Angst machen; vgl. Erec 4497; Lanzelet 4383; Flore 4208; Konrad Troj. Krieg 3971, 10709, 20988 (31945, 32154); Partonopier 8501, 3337; Georg 3383; Jans Enenkel im Fürsten- buch, S. 103; ähnliche Verbindungen pflegte machen einzugehen, vgl. zu Erec 9308. — 7051 nâch schanden, «auf eine schimpfliche Weise». B. — 7054 bi im, bei sich. 7055 unkünde stf., die Unbekanntschaft, das Nichtwissen. — 7056 un- derbinden stv., dazwischentretend trennen. — 7057 gevriunt, gegenseitig befreundet. — V. 7057—58 geben hier den Text nach Lachmann’s Ver- muthung, welcher die in allen Handschriften nach und noch stehenden Worte machet si weggelassen hat. Paul wendet mit Recht dagegen ein, dafs gevriunt von hersen und mit geselnden ougen blint nicht als Gegensätze gelten können, dals vielmehr gevriunt von herzen nach strenger Logik die Form des Nebensatzes tragen sollte. Vielleicht ist mit engerem Anschlufs an die Uberlieferung in D zu schreiben: die die (oder dâ) gevriunt von herzen sint Machet si mit gesehenden ougen blint. — 7066 das Höchste und Beste (das höchste Glück, der schönste Genufs) flucht ihm, d. h. wendet ihm den Rücken, wird ihm nicht zu Theil; vgl. die Anm. zum 2. Büchl. 113 und Carl Schmuhl, Beiträge zur Würdigung des Stiles Hartmann’s v. A., S. 25 fg. (=Progr. der Latein. Hauptschule zu Halle 1881). — 7070 vgl. mit 2. Büchl. 111.
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ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 245 S. 260 Ir ros diu liefen drâte. ze vruo noch ze spâte sô neicten sî diu sper und sluogens ûf die brust her, daz si niene wancten. sine bürten noch ensancten weder ze nider noch ze hô, niuwan ze rehter mâze alsô, als ez wesen solde und ir ietweder wolde sînen kampfgesellen ûf den sâmen vellen; daz ietweders stich geriet dâ schilt unde helm schiet: wan dâ râmet er des man der den man vellen kan. Daz wart dâ wol erzeiget: wandez was geneiget ir ietweder alsô sêre, daz er dâ vor nie mêre sô nâhen kom dem valle, ern viele ouch mit mit alle. daz ir ietweder gesaz, 7080 7085 7090 7095 7075 7077 diu sper neigen war ein technischer Ausdruck: die Speere zum Stofse vorhalten, vorstrecken, als Zeichen des beginnenden Kampfes. — 7078 dat sper ûf die brust slahen, vorn auf die Brust setzen, gegen die Brust ansetzen. — 7080 über bürn vgl. 5373. — sancten præt. mit Rück- umlaut von senken. Wie hier in V. 7080—81 finden sich die Worte noch chiastisch gestellt in V. 3093—94, 6746—48, 7204— 5. vgl. A. Faust in Stein- meyer's Zts. 24, 14. — 7086 sâme swm. ist in diesem Zusammenhange dich- terischer Ausdruck für Boden im Allgemeinen, für welche Bedeutung man auszugehen pflegt von dem Begriff Saat oder Saatfeld, Gras, wie es in oberdeutschen Mundarten sich hin und wieder findet. In gleichem Sinne wird im J. Titurel 3043, 4. 3046, 4. 3059 4 bluome gebraucht für die sonst üblichen Ausdrücke griez oder sant, den Boden, auf dem ein Tur- nier, ein Kampf vor sich geht (arena). — 7087 ietweder hier in demselben Sinne wie 4936. — geraten stv., treffen. — 7088 da wo Schild und Helm sich trennten, voneinander abstanden (sich berührten). Als Punkte, nach denen der Ritter bei der tjost zielen soll, werden im Winsbeken 21, 6 folgende zwei genannt: ze nageln vieren if den schilt (vgl. zu Erec 2794, 9089 und Gregor 1448 ) dâ sol din sper gewinnen haft od dâ der helm ge- stricket (festgeschnürt) ist: diu zwei sint reltiu riters mâl und úf der tjost der beste list. — 7089 eines râmen swv., nach einem zielen, einen aufs Korn nehmen. 7092 geneiget sîn, in das Sinken oder Fallen gerathen sein; hier: durch den Stofs bei der Tjost hintenüber geneigt oder gedrückt sein; vgl. Mhd. Wörterbuch 2a, 352a, 40. — 7096 daſs er nicht (oder: ohne daſs er) vollständig (= mit alle, ganz und gar) gefallen wäre. — 7097 gesitzen stv., sitzen bleiben, nicht fallen. —
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 245 S. 260 Ir ros diu liefen drâte. ze vruo noch ze spâte sô neicten sî diu sper und sluogens ûf die brust her, daz si niene wancten. sine bürten noch ensancten weder ze nider noch ze hô, niuwan ze rehter mâze alsô, als ez wesen solde und ir ietweder wolde sînen kampfgesellen ûf den sâmen vellen; daz ietweders stich geriet dâ schilt unde helm schiet: wan dâ râmet er des man der den man vellen kan. Daz wart dâ wol erzeiget: wandez was geneiget ir ietweder alsô sêre, daz er dâ vor nie mêre sô nâhen kom dem valle, ern viele ouch mit mit alle. daz ir ietweder gesaz, 7080 7085 7090 7095 7075 7077 diu sper neigen war ein technischer Ausdruck: die Speere zum Stofse vorhalten, vorstrecken, als Zeichen des beginnenden Kampfes. — 7078 dat sper ûf die brust slahen, vorn auf die Brust setzen, gegen die Brust ansetzen. — 7080 über bürn vgl. 5373. — sancten præt. mit Rück- umlaut von senken. Wie hier in V. 7080—81 finden sich die Worte noch chiastisch gestellt in V. 3093—94, 6746—48, 7204— 5. vgl. A. Faust in Stein- meyer's Zts. 24, 14. — 7086 sâme swm. ist in diesem Zusammenhange dich- terischer Ausdruck für Boden im Allgemeinen, für welche Bedeutung man auszugehen pflegt von dem Begriff Saat oder Saatfeld, Gras, wie es in oberdeutschen Mundarten sich hin und wieder findet. In gleichem Sinne wird im J. Titurel 3043, 4. 3046, 4. 3059 4 bluome gebraucht für die sonst üblichen Ausdrücke griez oder sant, den Boden, auf dem ein Tur- nier, ein Kampf vor sich geht (arena). — 7087 ietweder hier in demselben Sinne wie 4936. — geraten stv., treffen. — 7088 da wo Schild und Helm sich trennten, voneinander abstanden (sich berührten). Als Punkte, nach denen der Ritter bei der tjost zielen soll, werden im Winsbeken 21, 6 folgende zwei genannt: ze nageln vieren if den schilt (vgl. zu Erec 2794, 9089 und Gregor 1448 ) dâ sol din sper gewinnen haft od dâ der helm ge- stricket (festgeschnürt) ist: diu zwei sint reltiu riters mâl und úf der tjost der beste list. — 7089 eines râmen swv., nach einem zielen, einen aufs Korn nehmen. 7092 geneiget sîn, in das Sinken oder Fallen gerathen sein; hier: durch den Stofs bei der Tjost hintenüber geneigt oder gedrückt sein; vgl. Mhd. Wörterbuch 2a, 352a, 40. — 7096 daſs er nicht (oder: ohne daſs er) vollständig (= mit alle, ganz und gar) gefallen wäre. — 7097 gesitzen stv., sitzen bleiben, nicht fallen. —
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246 XII. ABENTEUER, daz enmeinde niht wan daz, daz diu sper niht ganz beliben: wand si kômen dar getriben mit alsô manlîcher kraft, daz ir ietweders schaft wol ze hundert stücken brach, und daz manneclich jach, ern gesæhe schoener tjost nie. ez lief krogierende hie behender garzûne genuoc, der ieglîcher truoc driu sper ode zwei. man hôrte niht wan ein geschrei: «wâ nu sper? wâ nu sper?" ditz ist hin, ein anderz her !» 7100 7105 7110 s. 261 Dâ wart vil gestochen und gar diu sper zebrochen, diu si dâ haben mohten. heten si dô gevohten ze rosse mitten swerten, des sî niene gerten, daz ware der armen rosse tôt: von diu was in beiden nôt, daz si die dörperheit vermiten und daz si ze vuoze striten. in heten diu ros niht getân: si liezenz an den lip gân. 7115 7120 Ich sage iu waz sî tâten, dô si zesamne trâten, die zwêne kampfwîsen. si sparten daz îsen dâ mit ir lip was bewart: 7125 7098 « davon war die Ursache einzig und allein die». B. — 7100 dar ge- triben, herangejagt, herangesprengt; vgl. die Anm. zu 5313. — 7104 man- neclîch, hier wie in 4694. — 7106 krogieren (krojieren) swv., das Feldgeschrei, den Schlachtruf erheben, laut ruten. — 7111 wâ nû, eigentlich: wo sind nun! dann gewöhnlich blofser Ausruf: wohlan! auf! vgl. zu Erec 5832. 7120 mir ist nôt, ich habe dringende Veranlassung, das Bedürfniss, dringendes Verlangen. — 7121 dörperheit stf., die Weise und das Benehmen eines dörpers (Dorfbewohners, Bauern), Ungeschliffenheit, Rohheit. — 7124 sie boten ihren Leib (ihre Person, ihr Leben) zum Kampfe dar, setzten sich ihren Leib zum Ziel; vgl. Paul Mhd. Gr. 220. 7127 kampfwîse swm., der Kampfkundige. —
246 XII. ABENTEUER, daz enmeinde niht wan daz, daz diu sper niht ganz beliben: wand si kômen dar getriben mit alsô manlîcher kraft, daz ir ietweders schaft wol ze hundert stücken brach, und daz manneclich jach, ern gesæhe schoener tjost nie. ez lief krogierende hie behender garzûne genuoc, der ieglîcher truoc driu sper ode zwei. man hôrte niht wan ein geschrei: «wâ nu sper? wâ nu sper?" ditz ist hin, ein anderz her !» 7100 7105 7110 s. 261 Dâ wart vil gestochen und gar diu sper zebrochen, diu si dâ haben mohten. heten si dô gevohten ze rosse mitten swerten, des sî niene gerten, daz ware der armen rosse tôt: von diu was in beiden nôt, daz si die dörperheit vermiten und daz si ze vuoze striten. in heten diu ros niht getân: si liezenz an den lip gân. 7115 7120 Ich sage iu waz sî tâten, dô si zesamne trâten, die zwêne kampfwîsen. si sparten daz îsen dâ mit ir lip was bewart: 7125 7098 « davon war die Ursache einzig und allein die». B. — 7100 dar ge- triben, herangejagt, herangesprengt; vgl. die Anm. zu 5313. — 7104 man- neclîch, hier wie in 4694. — 7106 krogieren (krojieren) swv., das Feldgeschrei, den Schlachtruf erheben, laut ruten. — 7111 wâ nû, eigentlich: wo sind nun! dann gewöhnlich blofser Ausruf: wohlan! auf! vgl. zu Erec 5832. 7120 mir ist nôt, ich habe dringende Veranlassung, das Bedürfniss, dringendes Verlangen. — 7121 dörperheit stf., die Weise und das Benehmen eines dörpers (Dorfbewohners, Bauern), Ungeschliffenheit, Rohheit. — 7124 sie boten ihren Leib (ihre Person, ihr Leben) zum Kampfe dar, setzten sich ihren Leib zum Ziel; vgl. Paul Mhd. Gr. 220. 7127 kampfwîse swm., der Kampfkundige. —
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ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 247 7130 diu swert wurden niht gespart. sî wâren der schilte ein ander harte milte: den schilten wâren si gehaz. ir ietweder bedâhte daz: «waz touc mir mîn arbeit? unz er den schilt vor im treit, sô ist er ein sicher man.» die schilte hiuwen sî dan. sine geruochten des nie, daz si niderhalp der knie deheiner slege tæten war, dâ si der schilte wâren bar. si entlihen kreftiger slege mê dan ich gesagen mege, âne bürgen und âne pfant, und wart vergolten dâ zehant. 7135 7140 7145 s. 262 Swer gerne giltet, daz ist guot: wan hât er borgennes muot, sô mac er wol borgen. daz muosen sî besorgen, swer borget und niht gulte, daz er des lihte engulte. borgten si âne gelten, des vorhten si engelten; wand er sîn ofte engiltet swer borc niene giltet. sî hetens dâ engolten, dane wurde borc vergolten; dâ von ir ietweder galt 7150 7155 7132 milte adj. mit gen., freigebig mit oder in Bezug auf etwas, es nicht schonend oder sparend. — 7136 unz, vgl. zu 1299. — 7138 hiuwen præt. von houwen, hauen; dan houwen =weg, herunterhauen= von der hant houwen in V. 7221. — 7140 niderhalp adv. mit gen., unterwärts, unter- halb. — 7141 war tuon eines d., sein Augenmerk auf etwas richten, auf etwas Acht haben, bedacht sein; vgl. Erec 8268, 8292; 1. Büchl. 1226; Gregor 1976. — 7143 entlihen stv., ausleihen, auf Borg geben, hier bild- lich: Schwerthiebe austheilen; vgl. 7191 und die Bemerkungen zu Erec §63—865. — 7146 vergelten, hier: die Schläge zurückzahlen, erwidern. 7147 gelten, das Dargeliehene zurückzahlen. — 7148 borgen swv., auf Borg nehmen. — 7149 wol, getrost, immerhin. — 7151 borgen und niht gelten hier wieder bildlich: Schwertschläge empfangen und nicht erwidern. — Uber den «grammatischen Reim» in V. 7151—7160 vgl. die Anmerkung zu 7044. — 7152 engelten mit gen., wofür büssen, wovon Schaden haben.— 7158 falls nicht das Entnommene zurückgezahlt worden wäre. — 7159 dà von, daher, deshalb. —
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 247 7130 diu swert wurden niht gespart. sî wâren der schilte ein ander harte milte: den schilten wâren si gehaz. ir ietweder bedâhte daz: «waz touc mir mîn arbeit? unz er den schilt vor im treit, sô ist er ein sicher man.» die schilte hiuwen sî dan. sine geruochten des nie, daz si niderhalp der knie deheiner slege tæten war, dâ si der schilte wâren bar. si entlihen kreftiger slege mê dan ich gesagen mege, âne bürgen und âne pfant, und wart vergolten dâ zehant. 7135 7140 7145 s. 262 Swer gerne giltet, daz ist guot: wan hât er borgennes muot, sô mac er wol borgen. daz muosen sî besorgen, swer borget und niht gulte, daz er des lihte engulte. borgten si âne gelten, des vorhten si engelten; wand er sîn ofte engiltet swer borc niene giltet. sî hetens dâ engolten, dane wurde borc vergolten; dâ von ir ietweder galt 7150 7155 7132 milte adj. mit gen., freigebig mit oder in Bezug auf etwas, es nicht schonend oder sparend. — 7136 unz, vgl. zu 1299. — 7138 hiuwen præt. von houwen, hauen; dan houwen =weg, herunterhauen= von der hant houwen in V. 7221. — 7140 niderhalp adv. mit gen., unterwärts, unter- halb. — 7141 war tuon eines d., sein Augenmerk auf etwas richten, auf etwas Acht haben, bedacht sein; vgl. Erec 8268, 8292; 1. Büchl. 1226; Gregor 1976. — 7143 entlihen stv., ausleihen, auf Borg geben, hier bild- lich: Schwerthiebe austheilen; vgl. 7191 und die Bemerkungen zu Erec §63—865. — 7146 vergelten, hier: die Schläge zurückzahlen, erwidern. 7147 gelten, das Dargeliehene zurückzahlen. — 7148 borgen swv., auf Borg nehmen. — 7149 wol, getrost, immerhin. — 7151 borgen und niht gelten hier wieder bildlich: Schwertschläge empfangen und nicht erwidern. — Uber den «grammatischen Reim» in V. 7151—7160 vgl. die Anmerkung zu 7044. — 7152 engelten mit gen., wofür büssen, wovon Schaden haben.— 7158 falls nicht das Entnommene zurückgezahlt worden wäre. — 7159 dà von, daher, deshalb. —
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248 XII. ABENTEUER, 7160 daz ers an lobe niht engalt. sî muosen vaste gelten vür des tôdes schelten und vür die scheltære boeser geltære. si entlihen bêde ûz voller hant, und wart nâch gelte niht gesant : wand sî heten uf daz velt beide brâht ir übergelt unde vergulten an der stat mê und ê dan man si bat. 7165 7170 S. 263 Verlegeniu müezekeit ist gote und der werlte leit: dane lât sich ouch niemen an niuwan ein verlegen man. swer gerne lebt nâch êren, der sol vil starke kêren alle sîne sinne nâch eteslichem gwinne, dâ mit er sich wol bejage und ouch vertribe die tage. alsus heten si getân: ir leben was niht verlân an deheine müezekeit. 7175 7180 7162 um nicht vom Tode wegen ihrer Schuld sich mahnen zu lassen (falls sie im Bezahlen, d. i. im Erwidern der Schwerthiebe, säumig waren). Dem entsprechend wird der Tod noch in einem Gedichte des 17. Jahrh. der unmild Schiltbürger (d. h. schilt— die — bürger) genannt, weil er als Gläubiger an den Menschen, den Schuldner, seine Ansprüche ge- richtlich geltend macht durch schelten, seine Forderungen unbarmherzig eintreibt; vgl. R. Köhler in der Germania 25, 360 und E. Henrici in Steinmeyer’s Zts. 25, 127. vür hier im Sinne von: wider, gegen, ebenso in der folgenden Zeile. — Andere wegen ihrer Vergehen, wegen ihrer nicht eingehaltenen Verpflichtungen öffentlich zu rügen und zu tadeln (schelten) war im Mittelalter gemeiniglich Sache der Fahrenden oder Spielleute ; sie heißsen nach dieser Seite auch vorzugsweise die scheltœre. — 7163—64 und um nicht denen preisgegeben zu sein, welche schlechte Bezahler öffentlich zu rügen pflegen. — 7166 das Geld zum Bezahlen brauchte nicht erst her- beigeholt zu werden. — 7168 übergelt stm. u. stn., Zahlung die den Betrag der Schuld übersteigt. — 7170 biten, fordern, mahnen. 7171 verlegen partic. præt. = was sich verlegen hal, durch langes Liegen entwerthet, verdorben, verkommen, schimpflich; im Ahd. farlegan, adulter. contaminatus, seynis bei Graff, II, 88; vgl. verlegeniu wat in MSFr. 243, 46; verlegene àventiure in v. d. Hagen's MS. IV, 93, 63; vorlegin smac in den Scriptores rer. Pruss. II, 205; unvorlegen mist in dem Eisenacher Rechtsb. bei Ortloff, I, 729; verlegen wîn Weist. V, 502; Gramm. 4, 70. — 7172 leit adj., unliebsam, widerwärtig. — 7173 sich da an lazen, sich darauf verlassen. dem hingeben. — 7175 nach êren, vgl. zu 7051. — 7179—80 «mit welchem er sich auf eine löbliche Weise beschäftige und sein Leben hinbringen. B. — 7182 verlan an etew., einer Sache ergeben. —
248 XII. ABENTEUER, 7160 daz ers an lobe niht engalt. sî muosen vaste gelten vür des tôdes schelten und vür die scheltære boeser geltære. si entlihen bêde ûz voller hant, und wart nâch gelte niht gesant : wand sî heten uf daz velt beide brâht ir übergelt unde vergulten an der stat mê und ê dan man si bat. 7165 7170 S. 263 Verlegeniu müezekeit ist gote und der werlte leit: dane lât sich ouch niemen an niuwan ein verlegen man. swer gerne lebt nâch êren, der sol vil starke kêren alle sîne sinne nâch eteslichem gwinne, dâ mit er sich wol bejage und ouch vertribe die tage. alsus heten si getân: ir leben was niht verlân an deheine müezekeit. 7175 7180 7162 um nicht vom Tode wegen ihrer Schuld sich mahnen zu lassen (falls sie im Bezahlen, d. i. im Erwidern der Schwerthiebe, säumig waren). Dem entsprechend wird der Tod noch in einem Gedichte des 17. Jahrh. der unmild Schiltbürger (d. h. schilt— die — bürger) genannt, weil er als Gläubiger an den Menschen, den Schuldner, seine Ansprüche ge- richtlich geltend macht durch schelten, seine Forderungen unbarmherzig eintreibt; vgl. R. Köhler in der Germania 25, 360 und E. Henrici in Steinmeyer’s Zts. 25, 127. vür hier im Sinne von: wider, gegen, ebenso in der folgenden Zeile. — Andere wegen ihrer Vergehen, wegen ihrer nicht eingehaltenen Verpflichtungen öffentlich zu rügen und zu tadeln (schelten) war im Mittelalter gemeiniglich Sache der Fahrenden oder Spielleute ; sie heißsen nach dieser Seite auch vorzugsweise die scheltœre. — 7163—64 und um nicht denen preisgegeben zu sein, welche schlechte Bezahler öffentlich zu rügen pflegen. — 7166 das Geld zum Bezahlen brauchte nicht erst her- beigeholt zu werden. — 7168 übergelt stm. u. stn., Zahlung die den Betrag der Schuld übersteigt. — 7170 biten, fordern, mahnen. 7171 verlegen partic. præt. = was sich verlegen hal, durch langes Liegen entwerthet, verdorben, verkommen, schimpflich; im Ahd. farlegan, adulter. contaminatus, seynis bei Graff, II, 88; vgl. verlegeniu wat in MSFr. 243, 46; verlegene àventiure in v. d. Hagen's MS. IV, 93, 63; vorlegin smac in den Scriptores rer. Pruss. II, 205; unvorlegen mist in dem Eisenacher Rechtsb. bei Ortloff, I, 729; verlegen wîn Weist. V, 502; Gramm. 4, 70. — 7172 leit adj., unliebsam, widerwärtig. — 7173 sich da an lazen, sich darauf verlassen. dem hingeben. — 7175 nach êren, vgl. zu 7051. — 7179—80 «mit welchem er sich auf eine löbliche Weise beschäftige und sein Leben hinbringen. B. — 7182 verlan an etew., einer Sache ergeben. —
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ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 249 in was beiden vil leit, swenne ir tage giengen hin, daz sî deheinen gewin an ir koufe vunden, des si sich underwunden. 7185 Si wâren swêne mære karge wehselære und entlíhen ûz ir varende guot ûf einen seltsænen muot. si nâmen wuocher dar an sam zwêne werbende man: si pflâgen zir gewinne harte vremder sinne. dehein koufman hete ir site, ern verdurbe dâ mite: dâ wurden si riche abe. si entlíhen niemen ir habe, in enware leit, galt er in. nû sehent ir wie selch gewin iemen gerichen mege. da entlihen si stiche unde slege beide mit swerten und mit spern: desn moht si nieman gewern vol unz an daz halbe teil: des wuohs ir êre unde ir heil. 7195 7200 7205 7190 S. 264 Ouch was ir wehsel sô gereit, daz er nie wart verseit manne noch wîbe, sine wehselten mit dem lîbe arbeit umb êre. 7210 7187 kouf stm., Handel. 7189 mare, bekannt, berühmt, geachtet. — 7190 karc, klug. — wehse- lere stm., der Geldwechsler, Geldausleiher; der Geldgeschäfte macht. — 7191 das varende guot, die bewegliche Habe; die Waare. — 7192 in einer seltsamen Absicht; zu einem sonderbaren Zwecke (vgl. 7200—1). — 7193 wuocher stm., Gewinn, Profit, Zinsen (Procent). — 7194 werbender man, Handels- oder Geschäftsmann. — 7196 vrende adj., seltsam, wunder- lich. — sin, Art und Weise, Methode, Weg. — 7201 ohne dafs es ihnen unlieb gewesen wäre, wenn er es ihnen wieder bezahlte. — 7202 schent ir ist Imperativ: sehet. — 7203 gerichen swv., reich machen. — 7204—5 vgl. die Anm. zu 7080. — 7206 einen eines d. gewern, einen für etwas bezahlen, ihm Zahlung leisten. 7209 der wehsel, das Wechselgeschäft, der Tauschhandel, nämlich das enttihen und gelten, hier bildlich für: das wechselseitige Austheilen der Schwertstreiche, das Kämpfen oder der Zweikampf. — gereit, gleich zur Hand, dienstbereit, zugänglich. — 7212—13 arbeit umbe êre wehseln, Mühe
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 249 in was beiden vil leit, swenne ir tage giengen hin, daz sî deheinen gewin an ir koufe vunden, des si sich underwunden. 7185 Si wâren swêne mære karge wehselære und entlíhen ûz ir varende guot ûf einen seltsænen muot. si nâmen wuocher dar an sam zwêne werbende man: si pflâgen zir gewinne harte vremder sinne. dehein koufman hete ir site, ern verdurbe dâ mite: dâ wurden si riche abe. si entlíhen niemen ir habe, in enware leit, galt er in. nû sehent ir wie selch gewin iemen gerichen mege. da entlihen si stiche unde slege beide mit swerten und mit spern: desn moht si nieman gewern vol unz an daz halbe teil: des wuohs ir êre unde ir heil. 7195 7200 7205 7190 S. 264 Ouch was ir wehsel sô gereit, daz er nie wart verseit manne noch wîbe, sine wehselten mit dem lîbe arbeit umb êre. 7210 7187 kouf stm., Handel. 7189 mare, bekannt, berühmt, geachtet. — 7190 karc, klug. — wehse- lere stm., der Geldwechsler, Geldausleiher; der Geldgeschäfte macht. — 7191 das varende guot, die bewegliche Habe; die Waare. — 7192 in einer seltsamen Absicht; zu einem sonderbaren Zwecke (vgl. 7200—1). — 7193 wuocher stm., Gewinn, Profit, Zinsen (Procent). — 7194 werbender man, Handels- oder Geschäftsmann. — 7196 vrende adj., seltsam, wunder- lich. — sin, Art und Weise, Methode, Weg. — 7201 ohne dafs es ihnen unlieb gewesen wäre, wenn er es ihnen wieder bezahlte. — 7202 schent ir ist Imperativ: sehet. — 7203 gerichen swv., reich machen. — 7204—5 vgl. die Anm. zu 7080. — 7206 einen eines d. gewern, einen für etwas bezahlen, ihm Zahlung leisten. 7209 der wehsel, das Wechselgeschäft, der Tauschhandel, nämlich das enttihen und gelten, hier bildlich für: das wechselseitige Austheilen der Schwertstreiche, das Kämpfen oder der Zweikampf. — gereit, gleich zur Hand, dienstbereit, zugänglich. — 7212—13 arbeit umbe êre wehseln, Mühe
Strana 250
250 XII. ABENTEUER, sine heten nie mêre in alsô kurzen stunden sô vollen gelt vunden: si entlihen nie einen slac wan dâ der gelt selb ander lac. die schilte wurden dar gegeben ze nôtpfande vür daz leben: die hiuwens drâte von der hant. done heten si dehein ander pfant niuwan daz isen alsô bar: daz verpfanten si dar. ouch enwart der lip des niht erlân, ern müese dâ ze pfande stân: den verzinsten si sâ. die helme wurden eteswâ vil sère verschrôten, daz die meilen rôten von bluote begunden, wande si vil wunden in kurzer stunt enpfiengen, die niht ze verhe giengen. Sich huop wider morgen s. 265 mit meinlîchen sorgen dirre angestlîcher strît 7220 7225 7230 7235 7215 und Arbeit einwechseln oder eintauschen gegen Ruhm und Ehre ; sich Mühen unterzielien, um Ehre zu erwerben. — Um dem überladenen Verse aufzuhelfen, hat Lachmann der libe vermuthet statt mit dem libe. — 7214 nie mêre, noch nie wieder. — 7216 gelt stm., Bezahlung (Vergeltung), Gewinn, Erlös. — 7218 außser wo die Bezahlung (die Erwiderung, der Gegenhieb) zu zweit stattfand; außser wo zugleich jedesmal der Gegenhieb erfolgte. — 7220 nôtpfant stn., das aus Noth gegebene Pfand (im Gegensatz zu dem freiwillig versetzten, dem gebepfant). — 7223 daz îsen, die eiserne Rüstung. — alsô bar, so bloſs, so ungeschützt vom Schilde wie sie war. — 7224 dar verpfenden, als Pfand darreichen. — 7226 der lîp stât ze pfande, der Leib ist verpfändet, daran gesetzt. — 7227 den lîp verzinsten sî sâ, «für den ver- pfändeten Leib zahlten sie ohne zu säumen (sâ) die dem Pfandinhaber zukommenden Zinsen, und da jeder von beiden Pfandinhaber war, zahl- ten sie die Zinsen gegenseitig, durch Hiebe und Wunden.» W. Müller im Mhd. Wörterbuch 3, 900; verzinsen = als Zins hingeben, preisgeben. — 7228 eteswâ, hier und da. — 7229 verschrôten stv., verschneiden, verhauen. — 7230 meile swf., Panzerring, franz. maille ; (als stf. erscheint das Wort bei Heinrich von dem Türlin: mit dicker wizer meile [:vinteile]; und 18390: die wîzen meile [:bateile]; ebenso rôte meile bei dem Pleier in der Ger- mania 3, 38). — rôten swv., roth werden. — 7234 daz verch (gen. verhes), der Sitz des Lebens, das Leben (anima); ze verhe gan, ans Leben gehen, lebensgefährlich, tödtlich sein. 7235 wider præp., gegen. — 7236 über meinlich adj. vgl. zu 1600 (vgl. magenlîch in der Erlösung 2398; einem meinlîche dröwen bei Ernst v. Kirch- berg 610). —
250 XII. ABENTEUER, sine heten nie mêre in alsô kurzen stunden sô vollen gelt vunden: si entlihen nie einen slac wan dâ der gelt selb ander lac. die schilte wurden dar gegeben ze nôtpfande vür daz leben: die hiuwens drâte von der hant. done heten si dehein ander pfant niuwan daz isen alsô bar: daz verpfanten si dar. ouch enwart der lip des niht erlân, ern müese dâ ze pfande stân: den verzinsten si sâ. die helme wurden eteswâ vil sère verschrôten, daz die meilen rôten von bluote begunden, wande si vil wunden in kurzer stunt enpfiengen, die niht ze verhe giengen. Sich huop wider morgen s. 265 mit meinlîchen sorgen dirre angestlîcher strît 7220 7225 7230 7235 7215 und Arbeit einwechseln oder eintauschen gegen Ruhm und Ehre ; sich Mühen unterzielien, um Ehre zu erwerben. — Um dem überladenen Verse aufzuhelfen, hat Lachmann der libe vermuthet statt mit dem libe. — 7214 nie mêre, noch nie wieder. — 7216 gelt stm., Bezahlung (Vergeltung), Gewinn, Erlös. — 7218 außser wo die Bezahlung (die Erwiderung, der Gegenhieb) zu zweit stattfand; außser wo zugleich jedesmal der Gegenhieb erfolgte. — 7220 nôtpfant stn., das aus Noth gegebene Pfand (im Gegensatz zu dem freiwillig versetzten, dem gebepfant). — 7223 daz îsen, die eiserne Rüstung. — alsô bar, so bloſs, so ungeschützt vom Schilde wie sie war. — 7224 dar verpfenden, als Pfand darreichen. — 7226 der lîp stât ze pfande, der Leib ist verpfändet, daran gesetzt. — 7227 den lîp verzinsten sî sâ, «für den ver- pfändeten Leib zahlten sie ohne zu säumen (sâ) die dem Pfandinhaber zukommenden Zinsen, und da jeder von beiden Pfandinhaber war, zahl- ten sie die Zinsen gegenseitig, durch Hiebe und Wunden.» W. Müller im Mhd. Wörterbuch 3, 900; verzinsen = als Zins hingeben, preisgeben. — 7228 eteswâ, hier und da. — 7229 verschrôten stv., verschneiden, verhauen. — 7230 meile swf., Panzerring, franz. maille ; (als stf. erscheint das Wort bei Heinrich von dem Türlin: mit dicker wizer meile [:vinteile]; und 18390: die wîzen meile [:bateile]; ebenso rôte meile bei dem Pleier in der Ger- mania 3, 38). — rôten swv., roth werden. — 7234 daz verch (gen. verhes), der Sitz des Lebens, das Leben (anima); ze verhe gan, ans Leben gehen, lebensgefährlich, tödtlich sein. 7235 wider præp., gegen. — 7236 über meinlich adj. vgl. zu 1600 (vgl. magenlîch in der Erlösung 2398; einem meinlîche dröwen bei Ernst v. Kirch- berg 610). —
Strana 251
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 251 und werte harte lange zît unz wol nâch mittem tage, daz von ir deweders slage dehein schade mohte komen. in hete diu müede benomen sô gar den lîp und die kraft, daz sî des dûhte, ir riterschaft diu wære gar ân êre, und envâhten niht mêre. ez wart dâ von in beiden ein vil gemüetlich scheiden, und satzten sich ze ruowe hie, unz si diu müede verlie. 7240 7245 7250 S. 266 Diu ruowe wart vil unlanc, unz ietweder ûf spranc und liefen aber ein ander an. si wâren zwêne vrische man beide des willen unde der kraft. ezn wac ir erriu riterschaft engegen dirre niht ein strô, der si begunden aber dô. ir slege wâren kreftec ê, nû kreftiger, und wart ir mê. ouch sach disen kampf an manec kampfwîse man: ir deheines ouge was vür wâr weder sô wîse noch sô clâr, heter genomen ûf sînen eit ze sagenne die wârheit, weder ez des tages ie gewunnen hete bezzer hie alsô grôz als umbe ein hâr, 7255 7260 7265 7242 diu müede, die Müdigkeit. — 7248 gemüetlich adj., dem muot ent- sprechend, angenehm, willkommen; vgl. Höfer's Auswahl, S. 232: sie sin eintrechticlîche, gemûtliche und willicliche zû uns gegangen, wo es sich der Bedeutung von muotwilliclîche = freiwillig nähert. Bei Hartmann hat der Ausdruck keine sichere Gewähr; es wird hier das Achte unterdrückt sein. 7251 vgl. Erec 2636. — 7254 vrisch adj., ungeschwächt. — 7255 des wilten, dem Willen nach. — 7256—57 es wog (war werth) ihr früherer (erster) Kampf gegen diesen nicht einen Strohhalm; er war mit diesem kaum oder gar nicht zu vergleichen. — 7265 ez ûf sînen eit nemen, eidlich versichern, versprechen. — 7267—68 ez gewinnen, im Vortheil, überlegen sein : wer von beiden an diesem Tage auch nur um ein Haar dem andern überlegen gewesen wäre. Vgl. Gramm. 4, 333 fg. Erec 945: und gewan ez eine wîle sô sêre mit der île; ferner 921 fg.: daz witzige unde tumbe mit nikte erkiesen kunden, weder ez ze den stunden cines ougen wager hœte. —
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 251 und werte harte lange zît unz wol nâch mittem tage, daz von ir deweders slage dehein schade mohte komen. in hete diu müede benomen sô gar den lîp und die kraft, daz sî des dûhte, ir riterschaft diu wære gar ân êre, und envâhten niht mêre. ez wart dâ von in beiden ein vil gemüetlich scheiden, und satzten sich ze ruowe hie, unz si diu müede verlie. 7240 7245 7250 S. 266 Diu ruowe wart vil unlanc, unz ietweder ûf spranc und liefen aber ein ander an. si wâren zwêne vrische man beide des willen unde der kraft. ezn wac ir erriu riterschaft engegen dirre niht ein strô, der si begunden aber dô. ir slege wâren kreftec ê, nû kreftiger, und wart ir mê. ouch sach disen kampf an manec kampfwîse man: ir deheines ouge was vür wâr weder sô wîse noch sô clâr, heter genomen ûf sînen eit ze sagenne die wârheit, weder ez des tages ie gewunnen hete bezzer hie alsô grôz als umbe ein hâr, 7255 7260 7265 7242 diu müede, die Müdigkeit. — 7248 gemüetlich adj., dem muot ent- sprechend, angenehm, willkommen; vgl. Höfer's Auswahl, S. 232: sie sin eintrechticlîche, gemûtliche und willicliche zû uns gegangen, wo es sich der Bedeutung von muotwilliclîche = freiwillig nähert. Bei Hartmann hat der Ausdruck keine sichere Gewähr; es wird hier das Achte unterdrückt sein. 7251 vgl. Erec 2636. — 7254 vrisch adj., ungeschwächt. — 7255 des wilten, dem Willen nach. — 7256—57 es wog (war werth) ihr früherer (erster) Kampf gegen diesen nicht einen Strohhalm; er war mit diesem kaum oder gar nicht zu vergleichen. — 7265 ez ûf sînen eit nemen, eidlich versichern, versprechen. — 7267—68 ez gewinnen, im Vortheil, überlegen sein : wer von beiden an diesem Tage auch nur um ein Haar dem andern überlegen gewesen wäre. Vgl. Gramm. 4, 333 fg. Erec 945: und gewan ez eine wîle sô sêre mit der île; ferner 921 fg.: daz witzige unde tumbe mit nikte erkiesen kunden, weder ez ze den stunden cines ougen wager hœte. —
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252 XII. ABENTEUER, 7270 S. 267 desne möhter vür wâr ir dewederm gejehen: ezn wart nie glîcher kampf gesehen. Nû sorget man unde wîp umb ir êre und umb ir lîp: und möhten siz in beiden nâch êren hân gescheiden, daz heten si gerne getân. und begunden rede drumbe hân. wand wer möhte daz verclagen, sweder ir dâ wurde erslagen od gekrénket an den êren? der künec begunde kêren bete unde sinne, ob er deheine minne vunde an der altern magt, diu sô gar hete versagt der jungern ir erbe. diu bete was unbederbe; si versagte im sô mit unsiten, daz er sis niht mê wolte biten. Dô aber diu junger ersach der guoten riter ungemach, daz truobte si in ir sinnen: und dô sî mit minnen nieman gescheiden mohte, dô tete si als ir tohte. diu edele und die schone, diu gewizzen, diu unhoene, diu süeze, diu guote, diu suoze gemuote, 7275 7280 7285 7290 7295 7300 7271 dewederm gejehen, keinem von beiden zugestehen, von keinem es sagen. 7276 ez scheiden, eine Entscheidung treffen, den Streit beilegen; der Ausdruck ist wie ez gewinnen in V. 7268, ez rümen, ez enblanden u. dgl. zu beurtheilen; ez bezieht sich in diesen nicht auf ein vorhergenanntes Sub- stantivum, sondern weist auf etwas allgemein Bekanntes hin, vgl. Paul Mhd. Gr. 220. — 7278 rede dar umbe han, die Sache besprechen, in Er- wägung ziehen. — 7279 verclagen, verschmerzen. — 7280 sweder, wenn der eine von beiden. — 7282 — 83 bete unde sinne kêren, Bitten und Verstand dazu verwenden. — 7288 unbederbe adj., unnütz. 7293 trüeben swv., betrüben. — 7294 uber mit minnen vgl. zu 2886. — 7298 gewizzen part. von wizzen, hier mit activem Sinne: verständig, wis- send was sich schickt; rücksichtsvoll, taktvoll (synonym bescheiden). — unhœne adj., nicht hochfahrend ; herablassend, zuvorkommend. — 7300 subze gemuot, freundlich gesinnt. —
252 XII. ABENTEUER, 7270 S. 267 desne möhter vür wâr ir dewederm gejehen: ezn wart nie glîcher kampf gesehen. Nû sorget man unde wîp umb ir êre und umb ir lîp: und möhten siz in beiden nâch êren hân gescheiden, daz heten si gerne getân. und begunden rede drumbe hân. wand wer möhte daz verclagen, sweder ir dâ wurde erslagen od gekrénket an den êren? der künec begunde kêren bete unde sinne, ob er deheine minne vunde an der altern magt, diu sô gar hete versagt der jungern ir erbe. diu bete was unbederbe; si versagte im sô mit unsiten, daz er sis niht mê wolte biten. Dô aber diu junger ersach der guoten riter ungemach, daz truobte si in ir sinnen: und dô sî mit minnen nieman gescheiden mohte, dô tete si als ir tohte. diu edele und die schone, diu gewizzen, diu unhoene, diu süeze, diu guote, diu suoze gemuote, 7275 7280 7285 7290 7295 7300 7271 dewederm gejehen, keinem von beiden zugestehen, von keinem es sagen. 7276 ez scheiden, eine Entscheidung treffen, den Streit beilegen; der Ausdruck ist wie ez gewinnen in V. 7268, ez rümen, ez enblanden u. dgl. zu beurtheilen; ez bezieht sich in diesen nicht auf ein vorhergenanntes Sub- stantivum, sondern weist auf etwas allgemein Bekanntes hin, vgl. Paul Mhd. Gr. 220. — 7278 rede dar umbe han, die Sache besprechen, in Er- wägung ziehen. — 7279 verclagen, verschmerzen. — 7280 sweder, wenn der eine von beiden. — 7282 — 83 bete unde sinne kêren, Bitten und Verstand dazu verwenden. — 7288 unbederbe adj., unnütz. 7293 trüeben swv., betrüben. — 7294 uber mit minnen vgl. zu 2886. — 7298 gewizzen part. von wizzen, hier mit activem Sinne: verständig, wis- send was sich schickt; rücksichtsvoll, taktvoll (synonym bescheiden). — unhœne adj., nicht hochfahrend ; herablassend, zuvorkommend. — 7300 subze gemuot, freundlich gesinnt. —
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ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 253 S. 268 diu niuwan süezes kunde, mit rôtsüezem munde lachte si die swester an. sî sprach: «ê ein sus gêret man den tôt in mînem namen kür ode sîn êre verlür, mîn lip und unser beider lant waere bezzer verbrant. ziuch dich mit guotem heile ze mînem erbeteile. dir si verlâzen âne nît beide lant unde strît. deiswar sît ichs niht haben sol, ichn gan es niemen alsô wol. heiz den kampf lâzen sîn: ir leben ist nützer danne daz mîn. ich bin noch baz ein armez wip danne ir deweder den lip durch mich hie sül verliesen. ich wil uf dich verkiesen.» Ir willen dâ nieman ensach wan der ir guotes drumbe jach. den künec si alle bâten unde begunden râten, daz erz durch got tæte unde die altern bæte, daz si der jungeren doch daz dritte teil od minre noch ir erbeteiles wolde geben: ez gienge den ritern an daz leben, ir einem ode in beiden, sine wurden gescheiden. daz hete si lihte getân, wold es der künec gevolget hân. 7305 7310 7315 7320 7325 7330 7301 die nichts als Liebes wusste; über den Genetiv nach niuwan (= niht wan) vgl. Erec 307 und die Anmerkung. — 7305 den tôt kiesen, den Tod finden. — 7309 sich ziehen zuo einem d., ein Ding in Besitz nehmen, es sich aneignen; vgl. zu 2868. — mit guotem heile, mit glücklichem Erfolge; un- ter Gottes Segen; ebenso 833. — 7311 verlâzen stv., überlassen; einem den strît verlâzen = den strît einem lâzen in V. 118 und 4075; vgl. daselbst die Anmerkung. — 7317 noch baz, noch eher, noch lieber. — 7320 ûf einen verkiesen, einem zu Gunsten Verzicht leisten, einem vergeben. 7322 ader sie nicht wegen ihres guten Herzens gelobt hätte ». B. — 7332 wenn sie nicht geschieden würden. — 7333 lihte adv., wahrscheinlich. — 7334 es volgen, einer S. beistimmen, nachgeben, sich dadurch bewegen lassen.—
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 253 S. 268 diu niuwan süezes kunde, mit rôtsüezem munde lachte si die swester an. sî sprach: «ê ein sus gêret man den tôt in mînem namen kür ode sîn êre verlür, mîn lip und unser beider lant waere bezzer verbrant. ziuch dich mit guotem heile ze mînem erbeteile. dir si verlâzen âne nît beide lant unde strît. deiswar sît ichs niht haben sol, ichn gan es niemen alsô wol. heiz den kampf lâzen sîn: ir leben ist nützer danne daz mîn. ich bin noch baz ein armez wip danne ir deweder den lip durch mich hie sül verliesen. ich wil uf dich verkiesen.» Ir willen dâ nieman ensach wan der ir guotes drumbe jach. den künec si alle bâten unde begunden râten, daz erz durch got tæte unde die altern bæte, daz si der jungeren doch daz dritte teil od minre noch ir erbeteiles wolde geben: ez gienge den ritern an daz leben, ir einem ode in beiden, sine wurden gescheiden. daz hete si lihte getân, wold es der künec gevolget hân. 7305 7310 7315 7320 7325 7330 7301 die nichts als Liebes wusste; über den Genetiv nach niuwan (= niht wan) vgl. Erec 307 und die Anmerkung. — 7305 den tôt kiesen, den Tod finden. — 7309 sich ziehen zuo einem d., ein Ding in Besitz nehmen, es sich aneignen; vgl. zu 2868. — mit guotem heile, mit glücklichem Erfolge; un- ter Gottes Segen; ebenso 833. — 7311 verlâzen stv., überlassen; einem den strît verlâzen = den strît einem lâzen in V. 118 und 4075; vgl. daselbst die Anmerkung. — 7317 noch baz, noch eher, noch lieber. — 7320 ûf einen verkiesen, einem zu Gunsten Verzicht leisten, einem vergeben. 7322 ader sie nicht wegen ihres guten Herzens gelobt hätte ». B. — 7332 wenn sie nicht geschieden würden. — 7333 lihte adv., wahrscheinlich. — 7334 es volgen, einer S. beistimmen, nachgeben, sich dadurch bewegen lassen.—
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254 XII. ABENTEUER, done wolte ers niht volgen: er was só sêre erbolgen der altern durch ir herten muot: in dûhte diu junger alsô guot, daz er si nôte verstiez, wand si sich vil gar verliez ze sînem hoverehte. dise guoten knehte die heten dem langen tage mit manegem riterlichen slage nâch êren ende gegeben, und stuont noch uf der wâge ir leben, unz daz diu naht ane gienc s. 269 und ez diu vinster undervienc. 7340 7345 7335 Sus schiet sî beide diu naht, und daz ir ietweders maht wol dem andern was kunt, daz sî beide dâ zestunt an ein ander genuocte. und sît ez sich wol gevuocte, daz siz mit êren mohten lân, sô liezen siz wol understân unz an den anderen tac. sî tâten als er ie pflac der ie rehten muot gewan: swie leide dem biderben man von dem andern geschiht, kumt ez von muotwillen niht, ob er den willen trüege, daz er in gerne slüege, 7350 7355 7360 7339 nôte adv., nothgedrungen, ungern. — einen verstôzen, entweder im Sinne von: einem sein Erbteil entziehen (wie im Erec 403 einen des erbes verstózen) oder allgemein: einen zurückweisen, ihm seine Bitte abschlagen. — 7341 daz hovereht, das bei Hofe geltende Recht; hier vorzugsweise die an Artus’ Hofe geltenden Bestimmungen in Betreff des Zweikampfes, vgl. 5742 —45 und Rothe, Einl. zu Reinmar v. Zweter S. 78—79. — 7345 dem tage nâch êren ende geben, den Tag ehrenvoll beschliefsen. — 7346 ûf der wâge stân, in Gefahr schweben. — 7348 undervâhen stv., hindernd dazwischentreten. 7352—53 dafs vor der Hand einer an dem andern genug hatte, sich beide von einander befriedigt fühlten. — 7354 gevuocte præt. von gevüegen. — 7356 understan v. an., für eine gewisse Zeit stille sein; bewenden, unter- bleiben; so noch bei Ulrich von Gutenberg 71, 17 (MSFr.) und in Gott- fried's Tristan 6814 ed. Bechstein. — 7358 ie hier= immer, in der Bedeu- tung verschieden von ie im folgenden Verse, wo es jemals bedeutet. — 7359 rehter muot, rechter, redlicher, biederer Sinn (im Gegensatz zu val- scher muot). — 3621 von muotwillen, aus eigenem Antriebe und mit Absicht; hier: aus feindlicher Absicht. —
254 XII. ABENTEUER, done wolte ers niht volgen: er was só sêre erbolgen der altern durch ir herten muot: in dûhte diu junger alsô guot, daz er si nôte verstiez, wand si sich vil gar verliez ze sînem hoverehte. dise guoten knehte die heten dem langen tage mit manegem riterlichen slage nâch êren ende gegeben, und stuont noch uf der wâge ir leben, unz daz diu naht ane gienc s. 269 und ez diu vinster undervienc. 7340 7345 7335 Sus schiet sî beide diu naht, und daz ir ietweders maht wol dem andern was kunt, daz sî beide dâ zestunt an ein ander genuocte. und sît ez sich wol gevuocte, daz siz mit êren mohten lân, sô liezen siz wol understân unz an den anderen tac. sî tâten als er ie pflac der ie rehten muot gewan: swie leide dem biderben man von dem andern geschiht, kumt ez von muotwillen niht, ob er den willen trüege, daz er in gerne slüege, 7350 7355 7360 7339 nôte adv., nothgedrungen, ungern. — einen verstôzen, entweder im Sinne von: einem sein Erbteil entziehen (wie im Erec 403 einen des erbes verstózen) oder allgemein: einen zurückweisen, ihm seine Bitte abschlagen. — 7341 daz hovereht, das bei Hofe geltende Recht; hier vorzugsweise die an Artus’ Hofe geltenden Bestimmungen in Betreff des Zweikampfes, vgl. 5742 —45 und Rothe, Einl. zu Reinmar v. Zweter S. 78—79. — 7345 dem tage nâch êren ende geben, den Tag ehrenvoll beschliefsen. — 7346 ûf der wâge stân, in Gefahr schweben. — 7348 undervâhen stv., hindernd dazwischentreten. 7352—53 dafs vor der Hand einer an dem andern genug hatte, sich beide von einander befriedigt fühlten. — 7354 gevuocte præt. von gevüegen. — 7356 understan v. an., für eine gewisse Zeit stille sein; bewenden, unter- bleiben; so noch bei Ulrich von Gutenberg 71, 17 (MSFr.) und in Gott- fried's Tristan 6814 ed. Bechstein. — 7358 ie hier= immer, in der Bedeu- tung verschieden von ie im folgenden Verse, wo es jemals bedeutet. — 7359 rehter muot, rechter, redlicher, biederer Sinn (im Gegensatz zu val- scher muot). — 3621 von muotwillen, aus eigenem Antriebe und mit Absicht; hier: aus feindlicher Absicht. —
Strana 255
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 255 sone ist er im doch niht gehaz, unde behaget im baz danne dâ bî ein boese man, des er nie schaden gewan. 7365 s. 270 Daz wart wol schîn an in zwein. sich verkunte min her Iwein wider sînen kampfgenôz, wandez vür eine gâbe grôz ir ietweder haben wolde, ob er wizzen solde, wer der ander wære. siniu wehselmare begunder wider in hân. er sprach: «wir haben et verlân unser häzlichez spil: ich mac nů sprechen swaz ich wil. Ich minnet ie von mîner maht den liehten tac vür die naht: dâ lac vil mîner vröuden an, und vröut noch wip unde man. der tac ist vroelich unde clâr, diu naht trüebe unde swar, wand siî diu herze trüebet. 7375 7380 7385 7370 7367 dà bî, in Vergleich damit; diesen Sinn hat der Ausdruck auch im Erec 1776 u. 8393, wo die Anmerkungen nachzusehen sind; ferner in der Kaiserchronik 11418: dô was der sîn genanne swerzir bî dem manne; im Parzival XVI, 782: glîch antlitze u. glîchez vel Anfortas bî sîner swester truoc ; von dem übelen Weibe 248 bî mir alle die nu leben immer sint gebezzert; im Sinne von: darnach, nach dem Vorbilde, ad exemplum im Flore 4632: daz ir machent dâ bî einen turn; Mitteld. Schachb. 216, 32 die kleinen rich- ten sich do bî als ob iz ein vorbilde sî; Alemannia VI. 280, 3 fg. (die Maſse) sol man phähten bî den geschirren; bei Mone, Altt. Schausp. 101, 60 dâ zîet ûch, edelen ritter, bi und ebenso in der Elisabeth ed. Rieger 4 und 11 (Anm. zu Iwein 2738); und in der mitteldeutschen Evangelienübersetzung (Haupt’s Zeitschrift 9, 292): warumme wandern nicht dîne junger bî der lâre der alden = Marcus 7, 5: iuxta traditionem seniorum; vgl. Graff 3, 11. 7370—71 sich verkünden wider einen, sich kund geben, zu erkennen geben einem gegenüber, mit einem bekannt zu machen suchen. Lach- mann’s Schreibung verkunde, von verkunnen, ist gegen alle Handschriften; auf das in Ba überlieferte verkunte weisen auch die Lesarten der übrigen Hsss. hin; die Stelle scheint zu beruhen auf Chrestiens 6216 meis eincois que del champ s'an voisent, se seront bien antracointie; vgl. Paul 1. 1. 396. Die Beispiele, welche Lexer III, 150 von verkünden beigebracht hat, scheinen allerdings nicht über das 14. Jahrh. zurückzugehen. — 7372 wan deiz, «ausser dafs es». L. — 7373 haben, halten, ansehen. — 7376—77 wehsel- mœere wider einen hân, Zwiegespräche mit einem unterhalten. — 7379 häz- lich adj., feindselig, erbittert. 7381 von mîner maht, wegen, in Anbetracht meiner Kraft die mir der Tag gab, vgl. 7410, 7445. — 7384 zu vröut ist tac als Subject zu denken. — 7386 swar adj. (ahd. swâr), Nebenform zu swœre (ahd. swárt). —
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 255 sone ist er im doch niht gehaz, unde behaget im baz danne dâ bî ein boese man, des er nie schaden gewan. 7365 s. 270 Daz wart wol schîn an in zwein. sich verkunte min her Iwein wider sînen kampfgenôz, wandez vür eine gâbe grôz ir ietweder haben wolde, ob er wizzen solde, wer der ander wære. siniu wehselmare begunder wider in hân. er sprach: «wir haben et verlân unser häzlichez spil: ich mac nů sprechen swaz ich wil. Ich minnet ie von mîner maht den liehten tac vür die naht: dâ lac vil mîner vröuden an, und vröut noch wip unde man. der tac ist vroelich unde clâr, diu naht trüebe unde swar, wand siî diu herze trüebet. 7375 7380 7385 7370 7367 dà bî, in Vergleich damit; diesen Sinn hat der Ausdruck auch im Erec 1776 u. 8393, wo die Anmerkungen nachzusehen sind; ferner in der Kaiserchronik 11418: dô was der sîn genanne swerzir bî dem manne; im Parzival XVI, 782: glîch antlitze u. glîchez vel Anfortas bî sîner swester truoc ; von dem übelen Weibe 248 bî mir alle die nu leben immer sint gebezzert; im Sinne von: darnach, nach dem Vorbilde, ad exemplum im Flore 4632: daz ir machent dâ bî einen turn; Mitteld. Schachb. 216, 32 die kleinen rich- ten sich do bî als ob iz ein vorbilde sî; Alemannia VI. 280, 3 fg. (die Maſse) sol man phähten bî den geschirren; bei Mone, Altt. Schausp. 101, 60 dâ zîet ûch, edelen ritter, bi und ebenso in der Elisabeth ed. Rieger 4 und 11 (Anm. zu Iwein 2738); und in der mitteldeutschen Evangelienübersetzung (Haupt’s Zeitschrift 9, 292): warumme wandern nicht dîne junger bî der lâre der alden = Marcus 7, 5: iuxta traditionem seniorum; vgl. Graff 3, 11. 7370—71 sich verkünden wider einen, sich kund geben, zu erkennen geben einem gegenüber, mit einem bekannt zu machen suchen. Lach- mann’s Schreibung verkunde, von verkunnen, ist gegen alle Handschriften; auf das in Ba überlieferte verkunte weisen auch die Lesarten der übrigen Hsss. hin; die Stelle scheint zu beruhen auf Chrestiens 6216 meis eincois que del champ s'an voisent, se seront bien antracointie; vgl. Paul 1. 1. 396. Die Beispiele, welche Lexer III, 150 von verkünden beigebracht hat, scheinen allerdings nicht über das 14. Jahrh. zurückzugehen. — 7372 wan deiz, «ausser dafs es». L. — 7373 haben, halten, ansehen. — 7376—77 wehsel- mœere wider einen hân, Zwiegespräche mit einem unterhalten. — 7379 häz- lich adj., feindselig, erbittert. 7381 von mîner maht, wegen, in Anbetracht meiner Kraft die mir der Tag gab, vgl. 7410, 7445. — 7384 zu vröut ist tac als Subject zu denken. — 7386 swar adj. (ahd. swâr), Nebenform zu swœre (ahd. swárt). —
Strana 256
256 XII. ABENTEUER, sô der tac üebet manheit unde wâfen, sô wil diu naht slâfen. ich minnet unz an dise vrist den tac vür allez daz der ist: deiswâr, edel riter guot, nû habet ir den selben muot vil gar an mir verkêret. der tac si gunêret: ich hazze in iemer mêre, wand er mir al mîn êre víl nách hete benomen. diu naht si gote willekomen: sol ich mit êren alten, daz hât si mir behalten. 7390 7395 7400 s. 271 Nû seht, ob ich von dem tage niht grôzen kumber unde clage wol von schulden haben mege. und warer langer drîer slege, die heten iu den sige gegeben und mir benomen daz leben: des erlât mich disiu liebiu naht. diu ruowe gît mir niuwe maht, dâ nâch gêt aber ein swære tac, daz ich danne aber vehten mac. nů muoz ich aber sorgen ûf den tac morgen. got enwelle michs erlân, sô muoz ich aber bestân den aller tiuresten man, des ich ie künde gewan. dâ hoeret weizgot sorge zuo: got si der sîne gnâde tuo. 7405 7410 7415 7420 7388 üeben swv., pflegen; mit etwas beschäftigt sein oder zu thun haben. 7392 daz der ist, was da ist; daz der = daz dar (dar). — 7397 iemer mere. fortan immer. — 7400 «für die Nacht sei Gott gelobt". B. — 7402 dafür hat sie allein Sorge getragen; das danke ich ihrer Fürsorge. — behalten. bewahren, sorgen dafs etwas nicht verloren gehe. 7406 und wenn er nur so viel länger dauerte als zu drei Hieben Zeit gehört. — 7411 gén, folgen. Diese Zeile fasse man als parenthetischen Satz, sodaſs 7412 sich an 7410 anschliefst. — 7415 falls mir's Gort nicht ersparen will. — 7420 Gott möge mir Gnade erweisen, mir beistehen! vgl. zu 1172, 6409. —
256 XII. ABENTEUER, sô der tac üebet manheit unde wâfen, sô wil diu naht slâfen. ich minnet unz an dise vrist den tac vür allez daz der ist: deiswâr, edel riter guot, nû habet ir den selben muot vil gar an mir verkêret. der tac si gunêret: ich hazze in iemer mêre, wand er mir al mîn êre víl nách hete benomen. diu naht si gote willekomen: sol ich mit êren alten, daz hât si mir behalten. 7390 7395 7400 s. 271 Nû seht, ob ich von dem tage niht grôzen kumber unde clage wol von schulden haben mege. und warer langer drîer slege, die heten iu den sige gegeben und mir benomen daz leben: des erlât mich disiu liebiu naht. diu ruowe gît mir niuwe maht, dâ nâch gêt aber ein swære tac, daz ich danne aber vehten mac. nů muoz ich aber sorgen ûf den tac morgen. got enwelle michs erlân, sô muoz ich aber bestân den aller tiuresten man, des ich ie künde gewan. dâ hoeret weizgot sorge zuo: got si der sîne gnâde tuo. 7405 7410 7415 7420 7388 üeben swv., pflegen; mit etwas beschäftigt sein oder zu thun haben. 7392 daz der ist, was da ist; daz der = daz dar (dar). — 7397 iemer mere. fortan immer. — 7400 «für die Nacht sei Gott gelobt". B. — 7402 dafür hat sie allein Sorge getragen; das danke ich ihrer Fürsorge. — behalten. bewahren, sorgen dafs etwas nicht verloren gehe. 7406 und wenn er nur so viel länger dauerte als zu drei Hieben Zeit gehört. — 7411 gén, folgen. Diese Zeile fasse man als parenthetischen Satz, sodaſs 7412 sich an 7410 anschliefst. — 7415 falls mir's Gort nicht ersparen will. — 7420 Gott möge mir Gnade erweisen, mir beistehen! vgl. zu 1172, 6409. —
Strana 257
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 257 den ich dâ meine, daz sît ir. got der bewar mir mînen lip und mîn êre: ichn vorhte mir nie sô sêre. s. 272 Und wizzet, daz ich nie gewan ze tuonne mit deheinem man den ich sô gerne erkande. ihr möhtent âne schande mir wol sagen iuwern namen.» “ichn wil mich wider iuch niht schamen", sprach mîn her Gâwein. “wir gehellen beide in ein. herre, ir habent mir des verdigen (?): unde hetent ir geswigen, die rede die ir habent getân, die wold ich gesprochen hân. 7430 7435 7425 Daz ir dâ minnet, daz minn ich: des ir dâ sorget, des sorg ich. ez ist hiute hin ein tac, den ich wol immer hazzen mac: wand er hât mir die nôt getân, der ich ie was erlân. mir benám deiswâr nie mêre ein man alsô sêre mîne werlîche maht: und möhtet ir vor der naht ze zwein slegen hân gesehen, sô müese ich iu des siges jehen. ich hân der naht vil kúme erbiten. 7440 7445 7430 wider iuch, gegen, vor euch. — 7432 gehellen stv., überein-, zu- sammenstimmen. — in ein, überein, zusammen. — 7433 einem eines d. ver- dihen stv., einem in einer Sache zuvorkommen ; so nach den Handschriften ADed; es ist jedoch noch sehr fraglich, ob nicht die Lesart von Bb : in habent mich des furdigen vorzuziehen ist (vgl. die Anmerk. zu 914); für- dihen würde sich dann gleichen den Zusammensetzungen vürstân (Mhd. Wörterbuch 2b, 589) vürtreten (Lanzelet 5241), fürnames, und ver-statt vür- könnte auf mitteldeutschem Einflusse beruhen; mit dem Accusativ und in der Bedeutung von übertreffen, überwinden finde ich verdîhen noch in den Bruchstücken aus Heinrich Hesler's Offenbarung bei K. Roth, Dichtungen des deutschen Mittelalters, S.9: der sigenunftige strît, der die werlt uber- siget und den tûvel verdiget, ist unser geloube. 7445 werlich adj., wehrhaft, streitbar. — 7447 ze zwein slegen sehen. nur so viel Zeit sehen als zu zwei Hieben gehört. « Iwein hatte (7406) von dreyen gesprochen; der hövesche Gawein spricht von zweyen". B. — 7449 eines d. kůme erbîten stv., mit ängstlicher Spannung, mit Schmerzen etwas erwarten. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 17
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 257 den ich dâ meine, daz sît ir. got der bewar mir mînen lip und mîn êre: ichn vorhte mir nie sô sêre. s. 272 Und wizzet, daz ich nie gewan ze tuonne mit deheinem man den ich sô gerne erkande. ihr möhtent âne schande mir wol sagen iuwern namen.» “ichn wil mich wider iuch niht schamen", sprach mîn her Gâwein. “wir gehellen beide in ein. herre, ir habent mir des verdigen (?): unde hetent ir geswigen, die rede die ir habent getân, die wold ich gesprochen hân. 7430 7435 7425 Daz ir dâ minnet, daz minn ich: des ir dâ sorget, des sorg ich. ez ist hiute hin ein tac, den ich wol immer hazzen mac: wand er hât mir die nôt getân, der ich ie was erlân. mir benám deiswâr nie mêre ein man alsô sêre mîne werlîche maht: und möhtet ir vor der naht ze zwein slegen hân gesehen, sô müese ich iu des siges jehen. ich hân der naht vil kúme erbiten. 7440 7445 7430 wider iuch, gegen, vor euch. — 7432 gehellen stv., überein-, zu- sammenstimmen. — in ein, überein, zusammen. — 7433 einem eines d. ver- dihen stv., einem in einer Sache zuvorkommen ; so nach den Handschriften ADed; es ist jedoch noch sehr fraglich, ob nicht die Lesart von Bb : in habent mich des furdigen vorzuziehen ist (vgl. die Anmerk. zu 914); für- dihen würde sich dann gleichen den Zusammensetzungen vürstân (Mhd. Wörterbuch 2b, 589) vürtreten (Lanzelet 5241), fürnames, und ver-statt vür- könnte auf mitteldeutschem Einflusse beruhen; mit dem Accusativ und in der Bedeutung von übertreffen, überwinden finde ich verdîhen noch in den Bruchstücken aus Heinrich Hesler's Offenbarung bei K. Roth, Dichtungen des deutschen Mittelalters, S.9: der sigenunftige strît, der die werlt uber- siget und den tûvel verdiget, ist unser geloube. 7445 werlich adj., wehrhaft, streitbar. — 7447 ze zwein slegen sehen. nur so viel Zeit sehen als zu zwei Hieben gehört. « Iwein hatte (7406) von dreyen gesprochen; der hövesche Gawein spricht von zweyen". B. — 7449 eines d. kůme erbîten stv., mit ängstlicher Spannung, mit Schmerzen etwas erwarten. — HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 17
Strana 258
258 XII. ABENTEUER, 7450 swaz ich noch hân gestriten, so gewan ich nie sô grôze nôt. ich vürhte laster ode den tôt von iu gewinnen morgen. wir sîn in glîchen sorgen. und si iu daz vür wâr geseit, daz ich durch iuwer vrümekeit iu aller der êren gan, der ich niht sêre engelten kan. 7455 S. 273 Mîn herze ist leides überladen, daz ich ûf iuweren schaden immer sol gedenken. swa ez mich niht süle krenken, da geschê iu allez des ir gert. des sît ir weizgot wol wert. ich wolde daz ez wære alsô, daz dise juncvrouwen zwô heten swaz si dûhte guot, und daz wir dienesthaften muot under ein ander müesen tragen. ich wil iu mînen namen sagen. 7460 7465 7470 Ich bin genant Gâwein.» «Gâwein?» «jâ.» «wie wol daz schein diesen unsenften tac! manegen vientlichen slac hân ich von iu enpfangen. iwer haz ist ergangen über iuwern gwissen dienstman. unde ichn zwivel niht dar an, swaz ir mir leides hânt getân, des enware ich alles erlân, het ich mich enzît genant. 7475 7480 7456—58 ich wünsche euch um euerer Ritterlichkeit willen von Herzen alle die Ehre, von der ich selbst möglicherweise (insofern ich davon) keinen groſjen Nachtheil habe. 7462 wo nur vorauszusetzen ist, dafs es mich nicht benachtheiligen, mich an meiner Ehre nicht schmälern (krenken swv.) werde. — 7468 vgl. mit 4768 und Anmerkung. 7480 über die Negation — des enware (so nach A und den Prager Bruchstücken in der Germania 6, 362) — in dem von niht zwîveln abhängigen Satze vgl. 916 fg. und die Anmerkung zu 2966 u. 6337. —
258 XII. ABENTEUER, 7450 swaz ich noch hân gestriten, so gewan ich nie sô grôze nôt. ich vürhte laster ode den tôt von iu gewinnen morgen. wir sîn in glîchen sorgen. und si iu daz vür wâr geseit, daz ich durch iuwer vrümekeit iu aller der êren gan, der ich niht sêre engelten kan. 7455 S. 273 Mîn herze ist leides überladen, daz ich ûf iuweren schaden immer sol gedenken. swa ez mich niht süle krenken, da geschê iu allez des ir gert. des sît ir weizgot wol wert. ich wolde daz ez wære alsô, daz dise juncvrouwen zwô heten swaz si dûhte guot, und daz wir dienesthaften muot under ein ander müesen tragen. ich wil iu mînen namen sagen. 7460 7465 7470 Ich bin genant Gâwein.» «Gâwein?» «jâ.» «wie wol daz schein diesen unsenften tac! manegen vientlichen slac hân ich von iu enpfangen. iwer haz ist ergangen über iuwern gwissen dienstman. unde ichn zwivel niht dar an, swaz ir mir leides hânt getân, des enware ich alles erlân, het ich mich enzît genant. 7475 7480 7456—58 ich wünsche euch um euerer Ritterlichkeit willen von Herzen alle die Ehre, von der ich selbst möglicherweise (insofern ich davon) keinen groſjen Nachtheil habe. 7462 wo nur vorauszusetzen ist, dafs es mich nicht benachtheiligen, mich an meiner Ehre nicht schmälern (krenken swv.) werde. — 7468 vgl. mit 4768 und Anmerkung. 7480 über die Negation — des enware (so nach A und den Prager Bruchstücken in der Germania 6, 362) — in dem von niht zwîveln abhängigen Satze vgl. 916 fg. und die Anmerkung zu 2966 u. 6337. —
Strana 259
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 259 s. 274 wir waren wîlen baz erkant. herre, ich bin ez Iwein.» dô wonte under in zwein liebe bî leide. sî vröuten sich beide, daz si zesamne wâren komen: daz ir dewedere hete genomen des andern dehein arbeit, daz was ir beider herzeleit. Beide trûren unde haz růmten gâhes daz vaz, und richsent dar inne vröude unde minne. daz erzeicten si wol under in: diu swert wurfen si hin und liefen ein ander an. ezn gelébte nie dehein man deheinen lieberen tac, und enweiz joch niht ob iemen mac alsô lieben geleben, als in dâ got hete gegeben. sî underkusten tûsentstunt ougen wangen unde munt. Dô der künec die minne und diu küneginne von in zwein gesâhen und vriundes umbevâhen, des wundert si sère, und entwelten niht mêre, si begunden dar gâhen, 7485 7490 7495 7500 7505 7510 7482 wâlen adverbialer Dativ, ehemals. — erkant, bekannt: wir kannten ehedem einander besser. — 7483 über ez vgl. zu 2611. — 7485 liebe fem., Freude. — 7488 daz ist hier hypothetisch zu fassen und dem Sinne nach an die Bedeutung von ob anstreifend ; darum hat auch das folgende dehein hier affirmativen Sinn. — dewedere, der eine oder der andere. — 7489 eines arheit nemen, durch einen in Noth gerathen, von einem Noth leiden. 7493 richsent=richsente von richsenen swv., herrschen, walten; vgl. über diese Nebenform von rîchesen (schon im Althochdeutschen rîchisôn neben rîchsenôn) Erec 8203 u. 1858; Jüng. Titurel 4653, 3; Ruolandes Liet 31, 5; Altd. Predd. aus St. Paul 9, 27 rîchsenôt. — 7500 joch, auch. — 7503 underküssen swv., gegenseitig küssen, altfranz. entre -baissier; die mit under zusammengesetzten Verba reciproca kommen mit dem 12. Jahrhun- dert in der deutschen Hofsprache auf und scheinen dem Französischen nachgebildet; vgl. Wackernagel, Altfranzösische Lieder und Leiche 198. 17*
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 259 s. 274 wir waren wîlen baz erkant. herre, ich bin ez Iwein.» dô wonte under in zwein liebe bî leide. sî vröuten sich beide, daz si zesamne wâren komen: daz ir dewedere hete genomen des andern dehein arbeit, daz was ir beider herzeleit. Beide trûren unde haz růmten gâhes daz vaz, und richsent dar inne vröude unde minne. daz erzeicten si wol under in: diu swert wurfen si hin und liefen ein ander an. ezn gelébte nie dehein man deheinen lieberen tac, und enweiz joch niht ob iemen mac alsô lieben geleben, als in dâ got hete gegeben. sî underkusten tûsentstunt ougen wangen unde munt. Dô der künec die minne und diu küneginne von in zwein gesâhen und vriundes umbevâhen, des wundert si sère, und entwelten niht mêre, si begunden dar gâhen, 7485 7490 7495 7500 7505 7510 7482 wâlen adverbialer Dativ, ehemals. — erkant, bekannt: wir kannten ehedem einander besser. — 7483 über ez vgl. zu 2611. — 7485 liebe fem., Freude. — 7488 daz ist hier hypothetisch zu fassen und dem Sinne nach an die Bedeutung von ob anstreifend ; darum hat auch das folgende dehein hier affirmativen Sinn. — dewedere, der eine oder der andere. — 7489 eines arheit nemen, durch einen in Noth gerathen, von einem Noth leiden. 7493 richsent=richsente von richsenen swv., herrschen, walten; vgl. über diese Nebenform von rîchesen (schon im Althochdeutschen rîchisôn neben rîchsenôn) Erec 8203 u. 1858; Jüng. Titurel 4653, 3; Ruolandes Liet 31, 5; Altd. Predd. aus St. Paul 9, 27 rîchsenôt. — 7500 joch, auch. — 7503 underküssen swv., gegenseitig küssen, altfranz. entre -baissier; die mit under zusammengesetzten Verba reciproca kommen mit dem 12. Jahrhun- dert in der deutschen Hofsprache auf und scheinen dem Französischen nachgebildet; vgl. Wackernagel, Altfranzösische Lieder und Leiche 198. 17*
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260 XII. ABENTEUER, wand si si gerne sâhen sô vriuntlîche gebâren. und wer si beide wâren, dazn was dâ nieman erkant, wan als man ez sît bevant. ouch heten die helme unt tiu naht ir gesiune bedaht, unttes kampfes grimme verwandelt ir stimme, daz si dâ wâren unerkant, enheten si sich niht genant. 7515 7520 s. 275 « Ei», sprach mîn her Iwein, «der tac der dâ hiute schein, daz swert daz den slac truoc den ich hiute ûf iuch sluoc, diu müezen gunêret sîn. her Gâwein, lieber herre min, waz mac ich sprechen mêre, wan daz ich iuch êre als iuwer riter und iuwer kneht? daz ist mîn wille und mîn reht. ir hânt mich ofte gêret und ze guote gekêret mîn dinc sô volleclichen, daz man mir in den richen mêre guotes hât gejehen danne es âne iuch ware geschehen. ob ich dâ wider möhte iuch gêren als ez töhte, des wolde ich iemer wesen vró: nune mac ich anders wan alsô, daz ich iuwer Iwein iemer schîne, unde ie schein, niuwan hiute disen tac, den ich wol iemer heizen mac die gallen in dem jâre: 7525 7530 7535 7540 7545 7518 gesiune stn., Gesicht, Aussehen. — 7519 und des Kampfes Heftigkeit. — 7523 Ei (wofür die Handschriften BDa do, die übrigen Her, Er, Es lesen) ist eine Vermuthung von Benecke und Lachmann und bezeichnet hier einen Ausruf des Argers oder Unmuths. — 7525 tragen stv., führen. — 7529 vgl. 778 und 2. Büchl. 821. — 7532 reht neutr., Plicht, Schuldigkeit. — — 7544 unde, wie. — 7547 soviel als: den bittersten Tag im Jahre.
260 XII. ABENTEUER, wand si si gerne sâhen sô vriuntlîche gebâren. und wer si beide wâren, dazn was dâ nieman erkant, wan als man ez sît bevant. ouch heten die helme unt tiu naht ir gesiune bedaht, unttes kampfes grimme verwandelt ir stimme, daz si dâ wâren unerkant, enheten si sich niht genant. 7515 7520 s. 275 « Ei», sprach mîn her Iwein, «der tac der dâ hiute schein, daz swert daz den slac truoc den ich hiute ûf iuch sluoc, diu müezen gunêret sîn. her Gâwein, lieber herre min, waz mac ich sprechen mêre, wan daz ich iuch êre als iuwer riter und iuwer kneht? daz ist mîn wille und mîn reht. ir hânt mich ofte gêret und ze guote gekêret mîn dinc sô volleclichen, daz man mir in den richen mêre guotes hât gejehen danne es âne iuch ware geschehen. ob ich dâ wider möhte iuch gêren als ez töhte, des wolde ich iemer wesen vró: nune mac ich anders wan alsô, daz ich iuwer Iwein iemer schîne, unde ie schein, niuwan hiute disen tac, den ich wol iemer heizen mac die gallen in dem jâre: 7525 7530 7535 7540 7545 7518 gesiune stn., Gesicht, Aussehen. — 7519 und des Kampfes Heftigkeit. — 7523 Ei (wofür die Handschriften BDa do, die übrigen Her, Er, Es lesen) ist eine Vermuthung von Benecke und Lachmann und bezeichnet hier einen Ausruf des Argers oder Unmuths. — 7525 tragen stv., führen. — 7529 vgl. 778 und 2. Büchl. 821. — 7532 reht neutr., Plicht, Schuldigkeit. — — 7544 unde, wie. — 7547 soviel als: den bittersten Tag im Jahre.
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ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 261 S. 276 wand ezn wart zewâre weder min hant noch mîn swert nie der unmâzen wert, daz si iu ie geslüegen slac. ich verwâze swert untten tac: sô sol mîn ungewizzen hant ir geltes selbe sîn ein pfant, daz si iu daz ze wandel gebe, daz si iu diene unz ich lebe. her Gâwein, doch enmöhtent in niht baz gerochen sîn an mir: wand si hât mich gunêret und iuwern prîs gemêret. si hât sich selben sô erwert, daz iu der sige ist beschert. ich sícher in iwer gebot: wan daz weiz unser herre got, daz ich sigelôs bin. ich scheide iwer gevangen hin.» 7550 7555 7560 7565 «Herre und lieber geselle, nein», sprach min her Gâwein. «daz sich dehein mîn êre mit iuwerm laster mêre ! des prîses hân ich gerne rât, des mîn vriunt laster hât. waz töhte, ob ich mich selben trüge ? 7570 7550 er ist der unmàzen wert, werth daßs man ihm solche Unschicklichkeit, Ungezogenheit beilegt; wert hat hier in der Umschreibung ziemlich die- selbe Function und dieselbe Bedeutung, welche sonst die Bildungssilbe -lich (auch -bare) in den Adjectiven hat (vgl. unmœreclich, unhovebœre) ; so heißst's im Ruolandsliede 222, 3: er scol von rehte imer munich sîn, swer hi nicht slêt daz swert, derne wart nie mannes wert; vgl. auch 2. Büchl. 1479 und den Ausdruck gotes wert und in der Erlösung 6287 forhte wert. — 7552 verwâzen wie in V. 2026. — 7553 sô, dagegen, andererseits; vgl. zu Erec 6653; Lieder 11, 12; 2. Büchl. 666. — ungewizcen, unverständig. — 7554 (meine Hand wird nun) für ihre Schuld (gelt, eigentlich die zu leistende Zahlung) auch selber haften, einstehen, aufkommen, büßsen. — 7555 wandel, hier in demselben Sinne wie in V. 1645 u. 2288. — 7557 doch, wirklich, gewiss, unstreitig, sicherlich, glaubt mir, seid versichert, freilich, doch wohl eigentlich, nun einmal; vgl. zu 8011. — 7561 sich erwern, «sich ver- theidigen", vgl. 415. — 7562 der von Lachmann vermisste Reim auf sige findet sich im MSFr. 71, 20 (:gelige). — 7563 sichern in eines gebot, sich in Jemandes Gewalt ergeben, sich ihm unterwerfen; eigentlich als Uber- wundener seinem Besieger Treue und Unterwerfung geloben; vgl. Athis und Prophilias, S. 92 (11): und sichirt ime an sîne hant; vgl. den Ausdruck an oder in eines hant loben. — 7566 iwer gevangen, als euer Gefangener. 7569—70 dafs nicht etwa meine Ehre durch deine Schande (oder : auf deine Kosten) Zuwachs erhalte! — 7573 trüge conj. præt. von triegen. —
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 261 S. 276 wand ezn wart zewâre weder min hant noch mîn swert nie der unmâzen wert, daz si iu ie geslüegen slac. ich verwâze swert untten tac: sô sol mîn ungewizzen hant ir geltes selbe sîn ein pfant, daz si iu daz ze wandel gebe, daz si iu diene unz ich lebe. her Gâwein, doch enmöhtent in niht baz gerochen sîn an mir: wand si hât mich gunêret und iuwern prîs gemêret. si hât sich selben sô erwert, daz iu der sige ist beschert. ich sícher in iwer gebot: wan daz weiz unser herre got, daz ich sigelôs bin. ich scheide iwer gevangen hin.» 7550 7555 7560 7565 «Herre und lieber geselle, nein», sprach min her Gâwein. «daz sich dehein mîn êre mit iuwerm laster mêre ! des prîses hân ich gerne rât, des mîn vriunt laster hât. waz töhte, ob ich mich selben trüge ? 7570 7550 er ist der unmàzen wert, werth daßs man ihm solche Unschicklichkeit, Ungezogenheit beilegt; wert hat hier in der Umschreibung ziemlich die- selbe Function und dieselbe Bedeutung, welche sonst die Bildungssilbe -lich (auch -bare) in den Adjectiven hat (vgl. unmœreclich, unhovebœre) ; so heißst's im Ruolandsliede 222, 3: er scol von rehte imer munich sîn, swer hi nicht slêt daz swert, derne wart nie mannes wert; vgl. auch 2. Büchl. 1479 und den Ausdruck gotes wert und in der Erlösung 6287 forhte wert. — 7552 verwâzen wie in V. 2026. — 7553 sô, dagegen, andererseits; vgl. zu Erec 6653; Lieder 11, 12; 2. Büchl. 666. — ungewizcen, unverständig. — 7554 (meine Hand wird nun) für ihre Schuld (gelt, eigentlich die zu leistende Zahlung) auch selber haften, einstehen, aufkommen, büßsen. — 7555 wandel, hier in demselben Sinne wie in V. 1645 u. 2288. — 7557 doch, wirklich, gewiss, unstreitig, sicherlich, glaubt mir, seid versichert, freilich, doch wohl eigentlich, nun einmal; vgl. zu 8011. — 7561 sich erwern, «sich ver- theidigen", vgl. 415. — 7562 der von Lachmann vermisste Reim auf sige findet sich im MSFr. 71, 20 (:gelige). — 7563 sichern in eines gebot, sich in Jemandes Gewalt ergeben, sich ihm unterwerfen; eigentlich als Uber- wundener seinem Besieger Treue und Unterwerfung geloben; vgl. Athis und Prophilias, S. 92 (11): und sichirt ime an sîne hant; vgl. den Ausdruck an oder in eines hant loben. — 7566 iwer gevangen, als euer Gefangener. 7569—70 dafs nicht etwa meine Ehre durch deine Schande (oder : auf deine Kosten) Zuwachs erhalte! — 7573 trüge conj. præt. von triegen. —
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262 XII. ABENTEUER, swaz êren ich mich ane züge, sô habent si alle wol gesehen, waz under uns ist geschehen. ich sicher unde ergibe mich: der sigelôse der bin ich. » 7575 s. 277 Her Iwein antwurt aber dô : «ir wænet lîhte, daz alsô disiu sicherheit geschehe, daz ich ir iu ze liebe jehe. wæret ir mir der vremdest man der ie ze Riuzen hûs gewan, ê ir mich sô bestüendent mê, zwâre ich sichert iu ê. von rehte sicher ich von diu.» «nein, herre geselle, ich sicher iu» ! sprach mîn her Gâwein. sus werte under in zwein âne lôsen lange zit dirre vriuntlicher strit, unz daz der künec unt tiu diet beide vrâgte unde riet, waz under disen liuten diu minne möhte diuten dem hazze alsó nâhen, den si ê dâ sâhen; des man im schiere verjach. sîn neve her Gâwein sprach: 7585 7590 7595 7580 7600 « Herre, wir sulnz iu gerne sagen, daz ir uns iht habent vür zagen, ode daz des iemen wân habe, daz wir mit dirre vuoge iht abe 7574 was ich auch von Ehren mir anrechnen, beilegen würde; vgl. zu 2873. 7584 ze Riuzen, bei den Russen (nach den Handschriften BD ze Kriechen) : sprichwörtliche Bezeichnung für etwas Weitentferntes und Wild- fremdes; vgl. Pfeiffer zu Walther, S. 180; Lachmann zu Walther, S. 195 (4. Ausg.); in eben diesem Sinne steht ze Kriechen im 2. Büchl. 47. — 7587 von diu, vgl. zu 5722. — 7591 lôsen swv., heucheln, schmeicheln. — 7597 in so unmittelbarer Nähe des Hasses, so plötzlich auf den Hafs folgend. 7602 daz iht, damit nicht etwa; ebenso da: iemen in der folgenden Zeile: daßs nicht etwa jemand. — 7604 vuoge fem., «Füglichkeit, passende Manier, Gelegenheit.» — dac iht, hier soviel wie: als ob etwa. —
262 XII. ABENTEUER, swaz êren ich mich ane züge, sô habent si alle wol gesehen, waz under uns ist geschehen. ich sicher unde ergibe mich: der sigelôse der bin ich. » 7575 s. 277 Her Iwein antwurt aber dô : «ir wænet lîhte, daz alsô disiu sicherheit geschehe, daz ich ir iu ze liebe jehe. wæret ir mir der vremdest man der ie ze Riuzen hûs gewan, ê ir mich sô bestüendent mê, zwâre ich sichert iu ê. von rehte sicher ich von diu.» «nein, herre geselle, ich sicher iu» ! sprach mîn her Gâwein. sus werte under in zwein âne lôsen lange zit dirre vriuntlicher strit, unz daz der künec unt tiu diet beide vrâgte unde riet, waz under disen liuten diu minne möhte diuten dem hazze alsó nâhen, den si ê dâ sâhen; des man im schiere verjach. sîn neve her Gâwein sprach: 7585 7590 7595 7580 7600 « Herre, wir sulnz iu gerne sagen, daz ir uns iht habent vür zagen, ode daz des iemen wân habe, daz wir mit dirre vuoge iht abe 7574 was ich auch von Ehren mir anrechnen, beilegen würde; vgl. zu 2873. 7584 ze Riuzen, bei den Russen (nach den Handschriften BD ze Kriechen) : sprichwörtliche Bezeichnung für etwas Weitentferntes und Wild- fremdes; vgl. Pfeiffer zu Walther, S. 180; Lachmann zu Walther, S. 195 (4. Ausg.); in eben diesem Sinne steht ze Kriechen im 2. Büchl. 47. — 7587 von diu, vgl. zu 5722. — 7591 lôsen swv., heucheln, schmeicheln. — 7597 in so unmittelbarer Nähe des Hasses, so plötzlich auf den Hafs folgend. 7602 daz iht, damit nicht etwa; ebenso da: iemen in der folgenden Zeile: daßs nicht etwa jemand. — 7604 vuoge fem., «Füglichkeit, passende Manier, Gelegenheit.» — dac iht, hier soviel wie: als ob etwa. —
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ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 263 7605 S. 278 des strites komen wellen. wir wâren ê gesellen: daz was uns leider unkunt hiute unz an dise stunt: nune wont niht hazzes bi uns zwein. ich iuwer neve Gâwein hân gestriten wider in, dem ich dienesthafter bin danne in der werlte ieman, unz er mich vrâgen began, wie ich ware genant. dô im mîn name wart erkant, dô nanter sich sâ, und rûmte vientschaft dâ, und gehellen iemer mêre in ein. ez ist mîn geselle Iwein. 7610 7615 7620 Und gelóubet mir daz ich iu sage: het erz gehabt an dem tage, mich hete brâht in arbeit min unreht und sîn vrümekeit. diu juncvrowe hât rehtes niht, vür die man mich hie vehten siht: ir swester ist mit rehte hie. sô half ouch got dem rehten ie: des ware ich tôt von sîner hant, het ez diu naht niht erwant. sît mir geviel daz unheil, sô ist mir lieber ein teil nâch grôzem ungevelle, daz mich mîn geselle habe überwunden danne erslagen.» die rede begunde her Iwein clagen 7625 7630 7635 7605 des strîtes abe komen, vom Kampfe loskommen, frei werden. — 7618 rûmen, weichen; vientschaft ist Nominativ. — 7619 zu gehellen ist wir aus dem Zusammenhange zu ergänzen. 7622 ez an dem tage hân, die Zeit (hinlängliche Tageszeit) dazu haben, vgl. über diese Ausdrucksweise die Anmerkung zu Erec 4521; Herbort Troj. 15053 swer ez an der rede hât; Gottfried's Tristan 9486: ez an dem libe noch an der krefte hân; Heinrich von dem Türlin 5870: ez an dem herzen hân, den Muth dazu besitzen; Heinrich Wittenweiler im Ring 90, 12: dô moht ers nit an herzen haben; Fastnachtsspiele 1423 er hat es wol an leibe und an gut. — 7628 der rehte, der Gerechte; der, welcher gerechte Sache hat; — die Zeile enthält einen sprichwörtlichen Ausdruck, vgl. Mhd. Wörterb. 2a, 612b, 47 und Stricker's Daniel, Fol. 93b : nû half doch got dem rehten ie. — 7663 bei dem grossen Missgeschick, das mir widerfahren ist. —
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 263 7605 S. 278 des strites komen wellen. wir wâren ê gesellen: daz was uns leider unkunt hiute unz an dise stunt: nune wont niht hazzes bi uns zwein. ich iuwer neve Gâwein hân gestriten wider in, dem ich dienesthafter bin danne in der werlte ieman, unz er mich vrâgen began, wie ich ware genant. dô im mîn name wart erkant, dô nanter sich sâ, und rûmte vientschaft dâ, und gehellen iemer mêre in ein. ez ist mîn geselle Iwein. 7610 7615 7620 Und gelóubet mir daz ich iu sage: het erz gehabt an dem tage, mich hete brâht in arbeit min unreht und sîn vrümekeit. diu juncvrowe hât rehtes niht, vür die man mich hie vehten siht: ir swester ist mit rehte hie. sô half ouch got dem rehten ie: des ware ich tôt von sîner hant, het ez diu naht niht erwant. sît mir geviel daz unheil, sô ist mir lieber ein teil nâch grôzem ungevelle, daz mich mîn geselle habe überwunden danne erslagen.» die rede begunde her Iwein clagen 7625 7630 7635 7605 des strîtes abe komen, vom Kampfe loskommen, frei werden. — 7618 rûmen, weichen; vientschaft ist Nominativ. — 7619 zu gehellen ist wir aus dem Zusammenhange zu ergänzen. 7622 ez an dem tage hân, die Zeit (hinlängliche Tageszeit) dazu haben, vgl. über diese Ausdrucksweise die Anmerkung zu Erec 4521; Herbort Troj. 15053 swer ez an der rede hât; Gottfried's Tristan 9486: ez an dem libe noch an der krefte hân; Heinrich von dem Türlin 5870: ez an dem herzen hân, den Muth dazu besitzen; Heinrich Wittenweiler im Ring 90, 12: dô moht ers nit an herzen haben; Fastnachtsspiele 1423 er hat es wol an leibe und an gut. — 7628 der rehte, der Gerechte; der, welcher gerechte Sache hat; — die Zeile enthält einen sprichwörtlichen Ausdruck, vgl. Mhd. Wörterb. 2a, 612b, 47 und Stricker's Daniel, Fol. 93b : nû half doch got dem rehten ie. — 7663 bei dem grossen Missgeschick, das mir widerfahren ist. —
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264 XII. ABENTEUER, und wart von leide schamerôt, daz er im der êren bôt ein lützel mêre danne gnuoc. daz êren er im niht vertruoc: wan rette er wol, sô rette er baz. hie was zorn âne haz. 7640 S. 279 Der rede vil dâ geschach, daz man ir ietwedern sach des andern prîs mêren mit sin selbes êren. des vröute der künec sich. er sprach: «ir müezent ane mich disen strît lâzen beide, durch daz ich iu bescheide des iuch wol genüeget und sich ouch mir vüeget.» 7645 7650 Diu rede wart im bevolhen gar. die juncvrouwen lâter dar. er sprach: «wâ ist nn diu magt, diu ir swester hât versagt niuwan durch ir übermuot ir erbeteil unt taz guot, daz in ir vater beiden lie?" dó sprach sî gâhes: «ich bin hie.» dô si sich alsus versprach und unrehtes selbe jach, des wart Artûs der künic vrô: ze geziuge zôch er si alle dô. er sprach: vrouwe, ir hât verjehen. 7655 7660 7665 7640 das eren, das Erweisen von Ehre, Rühmen, Höherstellen. — 7641 er— er, jener — er. — 7642 corn stm., heftiger Streit, Eifer, Wetteifer. 7648 ane mich lazen, mir überlassen. 7653 die Sache wurde ihm ganz anheimgestellt, überlassen. — 7654 lat. =-ladete; vgl. lâten: tâten bei Heinrich von dem Türlin 481; heim gelät: grát im 1. Büchl. 1765 und Spec. Ecclesiæ 104, Z. 25; dar laden, vor sich laden. — 7658 «liegendes und bewegliches Vermögen; vgl. Armer Hein- rich 247". B.; ähnlich steht erbe (erib) als Grundeigenthum dem hort gegenüber in den Gesta Romanorum, S. 16, sowie dem varenden guot, S. 52, Z. 2 von unten. — 7661 sich versprechen, sich zum Schaden sprechen. — 7662 man hat aus dem vorhergehenden Accusativ sich für diesen Satz den Dativ ir zu ergänzen: und da sie sich (ir) selbst des Unrechtes, der Ungerechtigkeit bezichtigte. — 7664 einen ze geziuge ziehen, einen zur Be- zeugung (der geziuc) heranziehen, zum Zeugen nehmen. — 7665 verjehen stv, sklar und bündig erklären", bekennen. —
264 XII. ABENTEUER, und wart von leide schamerôt, daz er im der êren bôt ein lützel mêre danne gnuoc. daz êren er im niht vertruoc: wan rette er wol, sô rette er baz. hie was zorn âne haz. 7640 S. 279 Der rede vil dâ geschach, daz man ir ietwedern sach des andern prîs mêren mit sin selbes êren. des vröute der künec sich. er sprach: «ir müezent ane mich disen strît lâzen beide, durch daz ich iu bescheide des iuch wol genüeget und sich ouch mir vüeget.» 7645 7650 Diu rede wart im bevolhen gar. die juncvrouwen lâter dar. er sprach: «wâ ist nn diu magt, diu ir swester hât versagt niuwan durch ir übermuot ir erbeteil unt taz guot, daz in ir vater beiden lie?" dó sprach sî gâhes: «ich bin hie.» dô si sich alsus versprach und unrehtes selbe jach, des wart Artûs der künic vrô: ze geziuge zôch er si alle dô. er sprach: vrouwe, ir hât verjehen. 7655 7660 7665 7640 das eren, das Erweisen von Ehre, Rühmen, Höherstellen. — 7641 er— er, jener — er. — 7642 corn stm., heftiger Streit, Eifer, Wetteifer. 7648 ane mich lazen, mir überlassen. 7653 die Sache wurde ihm ganz anheimgestellt, überlassen. — 7654 lat. =-ladete; vgl. lâten: tâten bei Heinrich von dem Türlin 481; heim gelät: grát im 1. Büchl. 1765 und Spec. Ecclesiæ 104, Z. 25; dar laden, vor sich laden. — 7658 «liegendes und bewegliches Vermögen; vgl. Armer Hein- rich 247". B.; ähnlich steht erbe (erib) als Grundeigenthum dem hort gegenüber in den Gesta Romanorum, S. 16, sowie dem varenden guot, S. 52, Z. 2 von unten. — 7661 sich versprechen, sich zum Schaden sprechen. — 7662 man hat aus dem vorhergehenden Accusativ sich für diesen Satz den Dativ ir zu ergänzen: und da sie sich (ir) selbst des Unrechtes, der Ungerechtigkeit bezichtigte. — 7664 einen ze geziuge ziehen, einen zur Be- zeugung (der geziuc) heranziehen, zum Zeugen nehmen. — 7665 verjehen stv, sklar und bündig erklären", bekennen. —
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ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 265 daz ist vor sô vil diet geschehen, daz irs niht wider muget komen: und daz ir ir habt genomen, daz müezet ir ir wider geben, welt ir nâch gerihte leben.» 7670 S. 280 «Nein, herre", sprach sî, "durch got. ez stêt uf iuwer gebot beide guot unde lip. jâ gesprichet lihte ein wip des si niht sprechen solde. swer daz rechen wolde, daz wir wîp gesprechen, der müese vil gerechen. wir wip bedurfen alle tage, daz man uns tumbe rede vertrage, wand si under wilen ist herte und doch ân argen list, geværlich und doch âne haz : wan wirne kunnen leider baz. swie ich mit worten habe gevarn, sô sult ir iuwer reht bewarn, daz ir mir niht gewalt tuot.» er sprach: «ich lâze iu iuwer guot, und iuwer swester habe daz ir. der strit ist lâzen her ze mir: ouch hât sich diu guote mit einvaltigem muote sô gar her ze mir verlân: diu muoz ir teil ze rehte hân. gehellen wir zwêne in ein (ez giht mîn neve Gâwein, daz er den sige verlorn habe), sô kument ir des strites abe 7675 7680 7685 7690 7695 7tin7 uber es wider komen vgl. zu 2923. — 7670 nách gerilte leben, dem ge- richtlichen Urtheilsspruche nachleben, nachkommen. 7672 es steht euch zu Gebot, zur Verfügung. — 7683 gevarlîch adj., was andere zu fangen oder ihnen zu schaden (veren swv.) trachtet, ver- fänglich, hinterlistig. — 7685 mit etew. varn, mit etwas verfahren, handeln, umgehen. — 7687 daz niht, ohne daß; dagegen daz iht (welches in B Da steht) würde: daßs nicht, damit nicht bedeuten, und tuot müsste dann Con- junctiv sein. — 7690 die Entscheidung des Processes ist mir überlassen; vgl. zu 4553. — 1692 einvaltic adj., einfältig, arglos. — 7693 sich ze einem vertazen, sich auf einen verlassen, vertrauensvoll einem überlassen. — 7695 wir zwêne, nämlich ich und dein kempfe Gawein. — 7698 des strîtes aie kumen, hier: den Streit, den Handel verlieren.
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 265 daz ist vor sô vil diet geschehen, daz irs niht wider muget komen: und daz ir ir habt genomen, daz müezet ir ir wider geben, welt ir nâch gerihte leben.» 7670 S. 280 «Nein, herre", sprach sî, "durch got. ez stêt uf iuwer gebot beide guot unde lip. jâ gesprichet lihte ein wip des si niht sprechen solde. swer daz rechen wolde, daz wir wîp gesprechen, der müese vil gerechen. wir wip bedurfen alle tage, daz man uns tumbe rede vertrage, wand si under wilen ist herte und doch ân argen list, geværlich und doch âne haz : wan wirne kunnen leider baz. swie ich mit worten habe gevarn, sô sult ir iuwer reht bewarn, daz ir mir niht gewalt tuot.» er sprach: «ich lâze iu iuwer guot, und iuwer swester habe daz ir. der strit ist lâzen her ze mir: ouch hât sich diu guote mit einvaltigem muote sô gar her ze mir verlân: diu muoz ir teil ze rehte hân. gehellen wir zwêne in ein (ez giht mîn neve Gâwein, daz er den sige verlorn habe), sô kument ir des strites abe 7675 7680 7685 7690 7695 7tin7 uber es wider komen vgl. zu 2923. — 7670 nách gerilte leben, dem ge- richtlichen Urtheilsspruche nachleben, nachkommen. 7672 es steht euch zu Gebot, zur Verfügung. — 7683 gevarlîch adj., was andere zu fangen oder ihnen zu schaden (veren swv.) trachtet, ver- fänglich, hinterlistig. — 7685 mit etew. varn, mit etwas verfahren, handeln, umgehen. — 7687 daz niht, ohne daß; dagegen daz iht (welches in B Da steht) würde: daßs nicht, damit nicht bedeuten, und tuot müsste dann Con- junctiv sein. — 7690 die Entscheidung des Processes ist mir überlassen; vgl. zu 4553. — 1692 einvaltic adj., einfältig, arglos. — 7693 sich ze einem vertazen, sich auf einen verlassen, vertrauensvoll einem überlassen. — 7695 wir zwêne, nämlich ich und dein kempfe Gawein. — 7698 des strîtes aie kumen, hier: den Streit, den Handel verlieren.
Strana 266
266 XII. ABENTEUER, s. 281 mit schanden unde ân êre. sus ist ez iemer mêre iuwer pris und iuwer heil : lât ir mit minnen ir teil.» Ditz redter, wander weste ir herze alsô veste an hertem gemüete, durch reht noch durch güete enhete siz nimmer getân. si muose gewalt od vorhte hân : nu gewan si vorhte von der drô. «nû tuot dermite», sprach sî dô, «weder minre noch mê wan daz iu rehte stê. beide ich wil und muoz si wern, sit daz irs niht welt enbern. ich teile ir liute unde lant: des sît ir bürge unde pfant.» 7700 7705 7710 7715 Dô sprach der künec: «daz si getân." wandez an in was verlân, sô wart ez wol verendet, verbürget unde verpfendet, daz si ir erbeteil enpfienc. der künec sprach, dô ditz ergienc: «neve Gâwein, entwâfen dich: so entwâfen ouch her Iwein sich: wan iu ist beiden ruowe nót.» dô tâten si daz er gebôt. 7720 7725 Nû was der leu úz komen, als ir è habent vernomen, dâ er dâ in versperret wart, 7700 sus, «sonst, andernfalls, wenn ihr es nicht zu einer rechtlichen Ent- scheidung kommen lasst» (Paul). — 7702 mit minnen. vgl. zu 5731. 7711—12 vgl. darüber die Bemerkung zu 4874—75. — e: stat mir rehte, es schickt sich für mich, steht mir wohl an von Rechts wegen; oder es gilt mir für Recht? — 7713 wern, vgl. zu 6068. 7718 an einen verlâzen, einem überlassen, übergeben, anheimstellen. — 7720 verbürgen swv., durch Bürgschaft sichern. — verpfenden swv., durch ein Pfand sichern. 7728—29 da wo er, wie ihr vorhin gehört habt (vgl. 6902—4), einge- sperrt war; "das erste dû ist mit ûz und in zu verbinden, das zweite ist das bei Relativen wie der, da gewöhnliche". B.; vgl. 7392. —
266 XII. ABENTEUER, s. 281 mit schanden unde ân êre. sus ist ez iemer mêre iuwer pris und iuwer heil : lât ir mit minnen ir teil.» Ditz redter, wander weste ir herze alsô veste an hertem gemüete, durch reht noch durch güete enhete siz nimmer getân. si muose gewalt od vorhte hân : nu gewan si vorhte von der drô. «nû tuot dermite», sprach sî dô, «weder minre noch mê wan daz iu rehte stê. beide ich wil und muoz si wern, sit daz irs niht welt enbern. ich teile ir liute unde lant: des sît ir bürge unde pfant.» 7700 7705 7710 7715 Dô sprach der künec: «daz si getân." wandez an in was verlân, sô wart ez wol verendet, verbürget unde verpfendet, daz si ir erbeteil enpfienc. der künec sprach, dô ditz ergienc: «neve Gâwein, entwâfen dich: so entwâfen ouch her Iwein sich: wan iu ist beiden ruowe nót.» dô tâten si daz er gebôt. 7720 7725 Nû was der leu úz komen, als ir è habent vernomen, dâ er dâ in versperret wart, 7700 sus, «sonst, andernfalls, wenn ihr es nicht zu einer rechtlichen Ent- scheidung kommen lasst» (Paul). — 7702 mit minnen. vgl. zu 5731. 7711—12 vgl. darüber die Bemerkung zu 4874—75. — e: stat mir rehte, es schickt sich für mich, steht mir wohl an von Rechts wegen; oder es gilt mir für Recht? — 7713 wern, vgl. zu 6068. 7718 an einen verlâzen, einem überlassen, übergeben, anheimstellen. — 7720 verbürgen swv., durch Bürgschaft sichern. — verpfenden swv., durch ein Pfand sichern. 7728—29 da wo er, wie ihr vorhin gehört habt (vgl. 6902—4), einge- sperrt war; "das erste dû ist mit ûz und in zu verbinden, das zweite ist das bei Relativen wie der, da gewöhnliche". B.; vgl. 7392. —
Strana 267
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 267 7730 S. 282 und jagte uf sînes herren vart, unz si in zuo in sâhen dort über velt gâhen. do bestuont dâ niemen mêre: si vorhten in sô sère. dâ vlôch man unde wip durch behalten den lip, unz daz her Iwein sprach: «ern tuot iu dehein ungemach: er ist min vriunt und suochet mich.» dô verstuonden si alrèrst sich, daz ez der degen mare mittem lewen waere, von dem si wunder hôrten sagen und der den risen het erslagen. « Geselle», sprach her Gâwein dô, «ich mac wol iemer sîn unvrô, daz ich iu sus gedanket hân des ir mir guotes hânt getân. den risen sluogent ir durch mich: des ruomte mîn niftel sich: wand ir enbutet mirz bi ir. ez het durch mich, seit si mir, der riter mittem lewen getân: irn woltet si niht wizzen lân, wie ir warent genant. dô neic ich umbe in elliu lant, ichn weste war ode wem, wan ich meinte ez hin ze dem, der durch mich bestuont die nôt: unde esn letze mich der tôt, ich gediene ez iemer als ich sol. ich erkénne iuch bî dem lewen wol.» sus lief der lewe zuo im her : 7735 7740 7745 7750 7755 7760 7733 bestän, stehen bleiben, Stand halten. — 7736 um sich zu retten. 7747 sus d. h. so wie ich es gethan habe, so wenig. — 7748 des — guotes steht hier für da:—guotes, vgl. dat—lasters in V. 3132; der Genetiv des ist durch Attraction des vorhergehenden Satzes bewirkt wie in V. 5339. — 7750 sich des rüemen, damit grofs thun, prahlen; «darüber jubelno. B. — 7751 e2 einem enbieten bi einem, es einem melden lassen durch einen. — 7756 da verneigte ich mich (dankend und segnend) rings (umbe) nach allen Gegenden hin ; vgl. zu 5838. — 7760 esn letze mich, wofern mich nicht daran hindert; vgl. zu 2933. — 7761 vgl. 3636. —
ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 267 7730 S. 282 und jagte uf sînes herren vart, unz si in zuo in sâhen dort über velt gâhen. do bestuont dâ niemen mêre: si vorhten in sô sère. dâ vlôch man unde wip durch behalten den lip, unz daz her Iwein sprach: «ern tuot iu dehein ungemach: er ist min vriunt und suochet mich.» dô verstuonden si alrèrst sich, daz ez der degen mare mittem lewen waere, von dem si wunder hôrten sagen und der den risen het erslagen. « Geselle», sprach her Gâwein dô, «ich mac wol iemer sîn unvrô, daz ich iu sus gedanket hân des ir mir guotes hânt getân. den risen sluogent ir durch mich: des ruomte mîn niftel sich: wand ir enbutet mirz bi ir. ez het durch mich, seit si mir, der riter mittem lewen getân: irn woltet si niht wizzen lân, wie ir warent genant. dô neic ich umbe in elliu lant, ichn weste war ode wem, wan ich meinte ez hin ze dem, der durch mich bestuont die nôt: unde esn letze mich der tôt, ich gediene ez iemer als ich sol. ich erkénne iuch bî dem lewen wol.» sus lief der lewe zuo im her : 7735 7740 7745 7750 7755 7760 7733 bestän, stehen bleiben, Stand halten. — 7736 um sich zu retten. 7747 sus d. h. so wie ich es gethan habe, so wenig. — 7748 des — guotes steht hier für da:—guotes, vgl. dat—lasters in V. 3132; der Genetiv des ist durch Attraction des vorhergehenden Satzes bewirkt wie in V. 5339. — 7750 sich des rüemen, damit grofs thun, prahlen; «darüber jubelno. B. — 7751 e2 einem enbieten bi einem, es einem melden lassen durch einen. — 7756 da verneigte ich mich (dankend und segnend) rings (umbe) nach allen Gegenden hin ; vgl. zu 5838. — 7760 esn letze mich, wofern mich nicht daran hindert; vgl. zu 2933. — 7761 vgl. 3636. —
Strana 268
268 XII. ABENTEUER, ZWEIKAMPF ZW. IWEIN UND GAWEIN. s. 283 sînem herren zeict er vröude unde vriuntschaft mit aller der kraft, als ein stumbez tier dem man vriuntschaft erzeigen kan. 7765 Zehant wart in beiden ein ruowe bescheiden, dâ in genâde unde gemach zuo ir wunden geschach. arzâte gewan her Gâwein, im selben unde in zwein, ze heilenne ir wunden. ouch pflac ir zallen stunden diu künegin untter künec Artůs. des biuten si daz siechhûs víl únlange stunt, ê daz si wâren gesunt. 7770 7775 7780 7766 kraft, Ausdruck. 7771 gnade, hier: Ruhe, wie 5946. — 7774 efür sich und für sie beide ; denn an den Löwen ist nicht zu denken". B. Auffallend bleibt diese Aus- drucksweise, und man könnte versucht sein hern Iwein für in zwein zu vermuthen. — 7778 daz siechhûs bůwen, im Krankenhause wohnen, darin zubringen = krank darniederliegen; vgl. biute: geriute in A. Heinrich 268.
268 XII. ABENTEUER, ZWEIKAMPF ZW. IWEIN UND GAWEIN. s. 283 sînem herren zeict er vröude unde vriuntschaft mit aller der kraft, als ein stumbez tier dem man vriuntschaft erzeigen kan. 7765 Zehant wart in beiden ein ruowe bescheiden, dâ in genâde unde gemach zuo ir wunden geschach. arzâte gewan her Gâwein, im selben unde in zwein, ze heilenne ir wunden. ouch pflac ir zallen stunden diu künegin untter künec Artůs. des biuten si daz siechhûs víl únlange stunt, ê daz si wâren gesunt. 7770 7775 7780 7766 kraft, Ausdruck. 7771 gnade, hier: Ruhe, wie 5946. — 7774 efür sich und für sie beide ; denn an den Löwen ist nicht zu denken". B. Auffallend bleibt diese Aus- drucksweise, und man könnte versucht sein hern Iwein für in zwein zu vermuthen. — 7778 daz siechhûs bůwen, im Krankenhause wohnen, darin zubringen = krank darniederliegen; vgl. biute: geriute in A. Heinrich 268.
Strana 269
XIII. ABENTEUER, DIE VERSÖHNUNG. 269 XIII. ABENTEUER, DIE VERSÖHNUNG. Kaum ist Iwein von seinen Wunden geheilt, so treibt ihn die Sehn- sucht wieder vom Hofe weg nach dem Lande, wo seine Gemahlin wohnt. Dort naht er sich zunächst dem bekannten Brunnen und verursacht durch denselben wieder ein solches Unwetter rings umher, daſs Alles darüber in Bestürzung und Zorn geräth. Laudine begehrt in dieser Noth von Lu- neten Rath. Diese weist sie auf den Ritter mit dem Löwen hin, der sie vor kurzem vom Feuertode erlöst habe; der allein sei auch der rechte Mann, der ihre Herrin vor fernern Anfechtungen schützen werde; er sei aber nur dadurch zu gewinnen, dafs sie sich eidlich verpflichte, ihn mit seiner Gemahlin wieder auszusöhnen. Ohne zu ahnen, wer jene ist, schwört Laudine der listigen Lunete den verlangten Eid. Darauf eilt diese nach dem Brunnen und verkündigt dem dort weilenden Iwein, daſs sie ihm die Huld ihrer Herrin wieder gewonnen habe. Freudig folgt ihr nun derselbe in die Burg und gibt sich dort Laudinen zu erkennen; diese ist anfangs überrascht und schilt über Lunetens List; bald aber findet zwischen beiden Gatten eine aufrichtige Versöhnung statt. S. 284 Dô hern Iweine wart gegeben kraft unde gesundez leben, noch wâren im die sinne von sîner vrouwen minne sô manegen wîs ze verhe wunt, in duhte, ob in ze kurzer stunt sin vrouwe niht enlôste mit ir selber trôste, sô müeser schiere sîn tôt. in twanc diu minnende nôt ûf disen gæhen gedanc: 7785 7790 7781—82 lauteten möglicherweise so: Dô hern Iweine wart sîn leben, kraft unde gesunt gegeben; denn die Handschrift A hat sin gesunt, B da- gegen gesunt statt des im Texte stehenden gesundez — 7785 manegen wîs ist adverbialer Accusativ : auf manigfache Weise, wie allen wîs in V. 3047; vgl. Kindheit Jesu 89, 63: sô manegen wis. — ze verhe wunt, aufs tiefste oder tief verwundet; vgl. zu 7234. — 7786 ze kurzer stunt, bald. — 7790 diu minnende nôt (ebenso in Wigalois 35, 1), «die Noth des Liebens, der Liebe, die von der Liebe erregte Noth oder wie es ein kälteres Compositum ausdrücken würde: die Liebesnoth". J. Grimm's Gram- matik 4, 68. —
XIII. ABENTEUER, DIE VERSÖHNUNG. 269 XIII. ABENTEUER, DIE VERSÖHNUNG. Kaum ist Iwein von seinen Wunden geheilt, so treibt ihn die Sehn- sucht wieder vom Hofe weg nach dem Lande, wo seine Gemahlin wohnt. Dort naht er sich zunächst dem bekannten Brunnen und verursacht durch denselben wieder ein solches Unwetter rings umher, daſs Alles darüber in Bestürzung und Zorn geräth. Laudine begehrt in dieser Noth von Lu- neten Rath. Diese weist sie auf den Ritter mit dem Löwen hin, der sie vor kurzem vom Feuertode erlöst habe; der allein sei auch der rechte Mann, der ihre Herrin vor fernern Anfechtungen schützen werde; er sei aber nur dadurch zu gewinnen, dafs sie sich eidlich verpflichte, ihn mit seiner Gemahlin wieder auszusöhnen. Ohne zu ahnen, wer jene ist, schwört Laudine der listigen Lunete den verlangten Eid. Darauf eilt diese nach dem Brunnen und verkündigt dem dort weilenden Iwein, daſs sie ihm die Huld ihrer Herrin wieder gewonnen habe. Freudig folgt ihr nun derselbe in die Burg und gibt sich dort Laudinen zu erkennen; diese ist anfangs überrascht und schilt über Lunetens List; bald aber findet zwischen beiden Gatten eine aufrichtige Versöhnung statt. S. 284 Dô hern Iweine wart gegeben kraft unde gesundez leben, noch wâren im die sinne von sîner vrouwen minne sô manegen wîs ze verhe wunt, in duhte, ob in ze kurzer stunt sin vrouwe niht enlôste mit ir selber trôste, sô müeser schiere sîn tôt. in twanc diu minnende nôt ûf disen gæhen gedanc: 7785 7790 7781—82 lauteten möglicherweise so: Dô hern Iweine wart sîn leben, kraft unde gesunt gegeben; denn die Handschrift A hat sin gesunt, B da- gegen gesunt statt des im Texte stehenden gesundez — 7785 manegen wîs ist adverbialer Accusativ : auf manigfache Weise, wie allen wîs in V. 3047; vgl. Kindheit Jesu 89, 63: sô manegen wis. — ze verhe wunt, aufs tiefste oder tief verwundet; vgl. zu 7234. — 7786 ze kurzer stunt, bald. — 7790 diu minnende nôt (ebenso in Wigalois 35, 1), «die Noth des Liebens, der Liebe, die von der Liebe erregte Noth oder wie es ein kälteres Compositum ausdrücken würde: die Liebesnoth". J. Grimm's Gram- matik 4, 68. —
Strana 270
270 XIII. ABENTEUER, «ich tribez kurz ode lanc, sone weiz ich wie ich ir minne iemer gewinne, wan daz ich zuo dem brunnen var und gieze dar und aber dar. gewinne ich kumber dâ von, sô bin ich kumbers wol gewon und lide in gerner kurzer tage danne ich iemer kumber trage. doch lîd ich kumber immer mê, irn getuo der kumber ouch sô wê, daz ich noch ir minne mit gewalt gewinne.» 7795 7800 7805 s. 285 Mit sînem lewen stal er sich dar, daz es niemen wart gewar dâ ze hove noch anderswâ, und machte kumbers weter dâ. daz wart als ungehiure, daz in dem gemiure niemen triute genesen. «vervluochet müezer iemer wesen", sprach dâ wîp unde man, «der ie von êrste began bûwen hie ze lande. ditz leit und dise schande tuot uns ein man, swenne er wil. boeser stete der ist vil: iedoch ist ditz diu boeste stat dar ûf ie hûs wart gesat.» 7810 7815 7820 7792 mag ich nun kurze Zeit oder lange so zubringen; ich mag es an- fangen wie ich will ; vgl. Katharinen Marter 847 ez sté kurz oder lanc, dû můst im — — entwîchen; Rulmann Merswin, das Buch von den neun Felsen, S. 7: mache es kure mache es lanc, sô mach es doch nüt anders sîn, du muest es duon. — 7799 kurzer tage, kurze Zeit lang. — 7800 danne, als dafs. — 7801—4 doch « dauert die Noth, die auf mir lastet, unvermindert fort, wenn nicht jenes schreckliche Ungewitter auch der Königin so wehe thut, daſs sie dadurch gezwungen wird, mich wieder zu ihrem Gemahl und Beschützer anzunehmen». B. 7808 kumbers weter, schweres Unwetter, ein Ungewitter; in der ent- sprechenden Stelle V. 640 steht dafür swarz weter; aber dort wird wol wâzwetter das echte gewesen sein; über wâz=Sturm vgl. Müllenhoff und Scherer, Denkmäler XXXII, 20 und die Anmerk. S. 350 sowie das Mhd. Wörterbuch 3, 610b, 3. — 7810 dat gemiure, Mauerwerk, Gebäude.
270 XIII. ABENTEUER, «ich tribez kurz ode lanc, sone weiz ich wie ich ir minne iemer gewinne, wan daz ich zuo dem brunnen var und gieze dar und aber dar. gewinne ich kumber dâ von, sô bin ich kumbers wol gewon und lide in gerner kurzer tage danne ich iemer kumber trage. doch lîd ich kumber immer mê, irn getuo der kumber ouch sô wê, daz ich noch ir minne mit gewalt gewinne.» 7795 7800 7805 s. 285 Mit sînem lewen stal er sich dar, daz es niemen wart gewar dâ ze hove noch anderswâ, und machte kumbers weter dâ. daz wart als ungehiure, daz in dem gemiure niemen triute genesen. «vervluochet müezer iemer wesen", sprach dâ wîp unde man, «der ie von êrste began bûwen hie ze lande. ditz leit und dise schande tuot uns ein man, swenne er wil. boeser stete der ist vil: iedoch ist ditz diu boeste stat dar ûf ie hûs wart gesat.» 7810 7815 7820 7792 mag ich nun kurze Zeit oder lange so zubringen; ich mag es an- fangen wie ich will ; vgl. Katharinen Marter 847 ez sté kurz oder lanc, dû můst im — — entwîchen; Rulmann Merswin, das Buch von den neun Felsen, S. 7: mache es kure mache es lanc, sô mach es doch nüt anders sîn, du muest es duon. — 7799 kurzer tage, kurze Zeit lang. — 7800 danne, als dafs. — 7801—4 doch « dauert die Noth, die auf mir lastet, unvermindert fort, wenn nicht jenes schreckliche Ungewitter auch der Königin so wehe thut, daſs sie dadurch gezwungen wird, mich wieder zu ihrem Gemahl und Beschützer anzunehmen». B. 7808 kumbers weter, schweres Unwetter, ein Ungewitter; in der ent- sprechenden Stelle V. 640 steht dafür swarz weter; aber dort wird wol wâzwetter das echte gewesen sein; über wâz=Sturm vgl. Müllenhoff und Scherer, Denkmäler XXXII, 20 und die Anmerk. S. 350 sowie das Mhd. Wörterbuch 3, 610b, 3. — 7810 dat gemiure, Mauerwerk, Gebäude.
Strana 271
DIE VERSÖHNUNG. 271 Daz waltgevelle wart sô grôz, untter sûs untter dôz werte mittem schalle, daz er die liute alle gar verzwivelen tete. dô sprach vrou Lůnete: «vrouwe, kumt vil drâte der dinge ze râte, wâ ir den man vindet mit dem ir überwindet disen schaden und ditz leit. der ist iu weizgot ungereit, man ensuoche in danne verre. irn möhtet schande merre niemer gewinnen, swenner nû scheidet hinnen alles strîtes erlân, der iu ditz laster hât getân. ditz geschiht iu aber morgen: irn wellet besorgen dise selben sache, man enlât iuch mit gemache niemer mêre geleben.» «mahtu mir nu rât gegeben?" sprach diu vrouwe zuo der magt. «nû sî dir mîn nôt geclagt, wan du mînes dinges weist alsô vil sô iemen meist. » 7825 7830 7835 7840 7845 Si sprach: «vrouwe, ir habt den rât, s. 286 der iu baz ze staten stât. ich bin ein wip : næem ich mich an re râtenne als ein wîser man, sô wære ich tumber danne ein kint. 7850 7821 Das waltgevelle, das Umstürzen der Bäume im Walde. — 7822 sûs stm., das Sausen. — 7828 eines dinges ze rate komen, über etwas zu einem bestimmten Entschlusss kommen; einer Sache abzuhelfen suchen, mit ihr aufs Reine kommen; Kaiserchronik 4347 : in deme sénâte quàmen die herren des ze ràte: üblicher ist: eines d. ze râte werden. — 7839 aber, wieder. — 7847—48 da du über meine Verhältnisse besser als sonst jemand unter- richtet bist. 7849 rât ist hier nicht abstrakt, sondern collektiv zu verstehen: die Leute welche zu raten wissen; ebenso 7857. — 7850 der iu se staten stât, der euch Hilfe gewährt, über den ihr verfügen könnt. — 7851 sich an nemen mit dem Infinitiv: sich vornehmen, wollen, wagen. —
DIE VERSÖHNUNG. 271 Daz waltgevelle wart sô grôz, untter sûs untter dôz werte mittem schalle, daz er die liute alle gar verzwivelen tete. dô sprach vrou Lůnete: «vrouwe, kumt vil drâte der dinge ze râte, wâ ir den man vindet mit dem ir überwindet disen schaden und ditz leit. der ist iu weizgot ungereit, man ensuoche in danne verre. irn möhtet schande merre niemer gewinnen, swenner nû scheidet hinnen alles strîtes erlân, der iu ditz laster hât getân. ditz geschiht iu aber morgen: irn wellet besorgen dise selben sache, man enlât iuch mit gemache niemer mêre geleben.» «mahtu mir nu rât gegeben?" sprach diu vrouwe zuo der magt. «nû sî dir mîn nôt geclagt, wan du mînes dinges weist alsô vil sô iemen meist. » 7825 7830 7835 7840 7845 Si sprach: «vrouwe, ir habt den rât, s. 286 der iu baz ze staten stât. ich bin ein wip : næem ich mich an re râtenne als ein wîser man, sô wære ich tumber danne ein kint. 7850 7821 Das waltgevelle, das Umstürzen der Bäume im Walde. — 7822 sûs stm., das Sausen. — 7828 eines dinges ze rate komen, über etwas zu einem bestimmten Entschlusss kommen; einer Sache abzuhelfen suchen, mit ihr aufs Reine kommen; Kaiserchronik 4347 : in deme sénâte quàmen die herren des ze ràte: üblicher ist: eines d. ze râte werden. — 7839 aber, wieder. — 7847—48 da du über meine Verhältnisse besser als sonst jemand unter- richtet bist. 7849 rât ist hier nicht abstrakt, sondern collektiv zu verstehen: die Leute welche zu raten wissen; ebenso 7857. — 7850 der iu se staten stât, der euch Hilfe gewährt, über den ihr verfügen könnt. — 7851 sich an nemen mit dem Infinitiv: sich vornehmen, wollen, wagen. —
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272 XIII. ABENTEUER, ich lîde, mit andern die hie sint, daz mir ze lidenne geschiht, unz man noch dirre tage siht wen iuwer rât vinde von iuwerem gesinde, der dise bürde an sich neme und der uns ze schirme zeme. ez mac wol sin daz ez geschiht: iedoch verwæene ich mich es niht.» 7855 7860 S. 287 Si sprach: «dú solt die rede lân: ichn han gedingen noch wân daz ich in iemer vinde in mînem gesinde: und rât dar nâch daz beste.» si sprach: «der danne weste den riter der den risen sluoc und der mich lasters übertruoc, daz er mich von dem rôste hie vor iu lôste, der iu den selben suochte, ob er ze komen geruochte, sone ware ez niender baz bewant. doch ist mir ein dinc wol erkant : ezn hulfe niemannes l’st, unz im sin vrouwe ungnæedec ist, daz er vüere durch in, weder her ode hin, ern tæte im danne sicherheit, daz er nâch rehter arbeit mit allen sînen dingen 7865 7870 7875 7885 7854 ich lîde hier im Gegensatze zu ir habt den rât (7849) und soviel als ich muß mir gefallen lassen was ihr beschliefst. — mit andern : dafür hat Lachmann, um den Vers zu glätten, unt t' andern vermuthet. — 7855.- Eraclius 2143. — 7856 dirre tage ist Genetiv = in diesen Tagen. — 7857 über rât vgl. das zu 7849 bemerkte und Mhd. Wörterb. IIa, 568b, 44 fg. — 7858 von, aus, unter. — 7862 ich verwœne mich des, ich halte das für wahr- scheinlich. 7868 der danne, wenn jemand; ebenso der in V. 7873. — 7875 nir- gends wäre das (nämlich das suochen) besser angebracht ; nirgends wäre auf einen bessern Erfolg zu rechnen; das wäre wohl der beste Weg. — 7880 «welches von beiden es sei, her oder hin". B. — 7882 nâch rehter arbeit, sodaß er sich ordentlich (ehrlich, redlich) bemühte; mit red- licher Anstrengung; in gehörig angestrengter Weise; vgl. über nâch, welches hier die Art und Weise ausdrückt und von Hartmann öfter zur Umschreibung adverbialer Bestimmungen gebraucht wird, 4981, 7051; Erec 4170, 4899. —
272 XIII. ABENTEUER, ich lîde, mit andern die hie sint, daz mir ze lidenne geschiht, unz man noch dirre tage siht wen iuwer rât vinde von iuwerem gesinde, der dise bürde an sich neme und der uns ze schirme zeme. ez mac wol sin daz ez geschiht: iedoch verwæene ich mich es niht.» 7855 7860 S. 287 Si sprach: «dú solt die rede lân: ichn han gedingen noch wân daz ich in iemer vinde in mînem gesinde: und rât dar nâch daz beste.» si sprach: «der danne weste den riter der den risen sluoc und der mich lasters übertruoc, daz er mich von dem rôste hie vor iu lôste, der iu den selben suochte, ob er ze komen geruochte, sone ware ez niender baz bewant. doch ist mir ein dinc wol erkant : ezn hulfe niemannes l’st, unz im sin vrouwe ungnæedec ist, daz er vüere durch in, weder her ode hin, ern tæte im danne sicherheit, daz er nâch rehter arbeit mit allen sînen dingen 7865 7870 7875 7885 7854 ich lîde hier im Gegensatze zu ir habt den rât (7849) und soviel als ich muß mir gefallen lassen was ihr beschliefst. — mit andern : dafür hat Lachmann, um den Vers zu glätten, unt t' andern vermuthet. — 7855.- Eraclius 2143. — 7856 dirre tage ist Genetiv = in diesen Tagen. — 7857 über rât vgl. das zu 7849 bemerkte und Mhd. Wörterb. IIa, 568b, 44 fg. — 7858 von, aus, unter. — 7862 ich verwœne mich des, ich halte das für wahr- scheinlich. 7868 der danne, wenn jemand; ebenso der in V. 7873. — 7875 nir- gends wäre das (nämlich das suochen) besser angebracht ; nirgends wäre auf einen bessern Erfolg zu rechnen; das wäre wohl der beste Weg. — 7880 «welches von beiden es sei, her oder hin". B. — 7882 nâch rehter arbeit, sodaß er sich ordentlich (ehrlich, redlich) bemühte; mit red- licher Anstrengung; in gehörig angestrengter Weise; vgl. über nâch, welches hier die Art und Weise ausdrückt und von Hartmann öfter zur Umschreibung adverbialer Bestimmungen gebraucht wird, 4981, 7051; Erec 4170, 4899. —
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DIE VERSÖHNUNG. 273 S. 288 dâ nâch hulfe ringen, ob er durch in iht tæte, daz er wider hæte siner vrouven minne.» diu vrouwe sprach: «die sinne, der mir unser herre gan, die kêre ich alle dar an, beide lip unde guot, daz ich im ir zornmuot vertribe, ob ich iemer mac. des enpfâch mînen hantslac.» Dô sprach aber vrou Lûnete: «ir sit süeze und iuwer bete. welch guot wîp waere von den siten, die ir ze vlize woldet biten, diu iht versagen kunde einem álsô süezen munde? ob es iu âne valschen list ernest wirt oder ist, sô muoz er wol ir hulde hân. ichn mac iuch des niht erlân, irn gehéizet imz mit eide, ê daz ich von iu scheide.» Des eides was si vil gereit. vrou Lûnete gap den eit, und wart vil gar ûz genomen daz im ze staten mohte komen nâch dem sî dâ solde varn. si sprach: «vrouwe, ich muoz bewarn mit selhen witzen den eit, daz mich deheiner valscheit 7890 7895 7900 7905 7910 7885 7892 cornmuot, m., zorniger Sinn; vgl. Schiller- Lübben, Mnd. Wörterb. s. v. tornemot. 7898 ze vlîze, mit Fleifs, ernstlich, dringend. — 7901 valscher list, trüge- rische, unredliche List. — 7903 so wird er unfehlbar sich ihre Huld er- werben. 7908 den eit geben, die Eidesformel vorsagen, vorlegen, bestimmen. — 7909 ûz nemen, hervorheben. — 7910 das was für ihn von Wichtigkeit schien, ihm nämlich zur Aussöhnung mit seiner Gemahlin verhelfen konnte. — 7912 bewarn swv., schützend mit etwas versehen, verwahren (verklausulieren). — 7913 mit selhen witzen (plur.), mit solcher Klugheit, Uberlegung (Bedacht, Vorsicht); vgl. zu 2721. — 7914 valscheit steht nicht ganz sicher; A hat dafür arbeit, a dagegen schlachtkeit; vielleicht war archeit oder schalcheit der vom Dichter hier gesetzte Ausdruck. — da: iemen, damit niemand, ne quis. HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 18
DIE VERSÖHNUNG. 273 S. 288 dâ nâch hulfe ringen, ob er durch in iht tæte, daz er wider hæte siner vrouven minne.» diu vrouwe sprach: «die sinne, der mir unser herre gan, die kêre ich alle dar an, beide lip unde guot, daz ich im ir zornmuot vertribe, ob ich iemer mac. des enpfâch mînen hantslac.» Dô sprach aber vrou Lûnete: «ir sit süeze und iuwer bete. welch guot wîp waere von den siten, die ir ze vlize woldet biten, diu iht versagen kunde einem álsô süezen munde? ob es iu âne valschen list ernest wirt oder ist, sô muoz er wol ir hulde hân. ichn mac iuch des niht erlân, irn gehéizet imz mit eide, ê daz ich von iu scheide.» Des eides was si vil gereit. vrou Lûnete gap den eit, und wart vil gar ûz genomen daz im ze staten mohte komen nâch dem sî dâ solde varn. si sprach: «vrouwe, ich muoz bewarn mit selhen witzen den eit, daz mich deheiner valscheit 7890 7895 7900 7905 7910 7885 7892 cornmuot, m., zorniger Sinn; vgl. Schiller- Lübben, Mnd. Wörterb. s. v. tornemot. 7898 ze vlîze, mit Fleifs, ernstlich, dringend. — 7901 valscher list, trüge- rische, unredliche List. — 7903 so wird er unfehlbar sich ihre Huld er- werben. 7908 den eit geben, die Eidesformel vorsagen, vorlegen, bestimmen. — 7909 ûz nemen, hervorheben. — 7910 das was für ihn von Wichtigkeit schien, ihm nämlich zur Aussöhnung mit seiner Gemahlin verhelfen konnte. — 7912 bewarn swv., schützend mit etwas versehen, verwahren (verklausulieren). — 7913 mit selhen witzen (plur.), mit solcher Klugheit, Uberlegung (Bedacht, Vorsicht); vgl. zu 2721. — 7914 valscheit steht nicht ganz sicher; A hat dafür arbeit, a dagegen schlachtkeit; vielleicht war archeit oder schalcheit der vom Dichter hier gesetzte Ausdruck. — da: iemen, damit niemand, ne quis. HARTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. 18
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274 XIII. ABENTEUER, 7915 iemen zihe dar an. er ist ein harte stæter man nâch dem ich dâ rîten sol, und bedarf dâ stæter rede wol. welt ir nâch im senden, diu wort mit werken enden der ich zem eide niht enbir, sô sprechet, vrouwe, nâch mir.» die vinger wurden ûf geleit: alsus gap sî den eit: 7920 7925 «Ob der riter her kumt und mir ze mîner nôt gevrumt, mit tem der leu varend ist, daz ich ân allen argen list mîne maht und minen sin dar an kêrende bin, daz ich im wider gewinne sîner vrouwen minne: ich bite mir got helfen sô, daz ich iemer werde vrô, und dise guote heiligen.» done was dâ niht verswigen des er bedurfen solde s. 289 den sî bringen wolde. 7930 7935 7916 ein harte state man, ein Mann von sehr festem Charakter, beharr- licher Gesinnung, der sich nicht leicht umstimmen oder zu etwas bewegen lässt. — 7918 stœte rede, ein Wort das unverfänglich, keiner Deutelung oder Verdrehung fähig ist, ein festes und sicheres, zuverlässiges. — 7920 mit werken enden, wirklich ausführen. — 7923 die vinger úf legen, nämlich auf das Reliquienkästchen mit den Gebeinen des oder der Heiligen ; daher heift es in V. 7935 dise guote heiligen; vgl. zu Erec 3899. 7925—35. Uber die Form des in diesen Zeilen enthaltenen Schwures vgl. man die Bemerkung zum 1. Büchl. 1423—42. — 7926 und mir in meiner Noth sich nützlich erweist. — 7928 daz leitet hier (wie in den zu dem 1. Büchl. 1439 aufgeführten Eiden) den Gegenstand des Schwörens ein. abhängig entweder von einem dem Sinne nach zu ergänzenden ich swere. ez ist war, oder von den Worten des Schlusses: ich bite mir got helfen sô —— und dise guote heiligen, welche eigentlich nur eine weiter gefasste Umschreibung des gewöhnlichen ich swere enthalten. — 7933 und 7935 sind zusammen (wie in Gottfried's Tristan 15711 fg.) und mit dem davon ab- hängigen V. 7934 so zu fassen: Gott stehe mir bei und diese guten Heiligen und verhüte, falls ich nicht wahr gesprochen habe, dafs ich jemals selig (iemer vrô) werde; vgl. darüber die Auseinandersetzung in der Anmerk. zum 1. Büchl. 1423 fg. und zum Iwein 8117. Der Ausdruck daz ich iemer werde vrô ist formelhaft und erscheint auch im 1. Büchl. 1424 ; vgl. Mone, Schausp. des Mittelalters I, 106, 95 daz du nimmer werdes vró (dafs du ewig verdammt seist!), wie antwortes du eime vorsten sô? — 7937 was der- jenige haben müsste.
274 XIII. ABENTEUER, 7915 iemen zihe dar an. er ist ein harte stæter man nâch dem ich dâ rîten sol, und bedarf dâ stæter rede wol. welt ir nâch im senden, diu wort mit werken enden der ich zem eide niht enbir, sô sprechet, vrouwe, nâch mir.» die vinger wurden ûf geleit: alsus gap sî den eit: 7920 7925 «Ob der riter her kumt und mir ze mîner nôt gevrumt, mit tem der leu varend ist, daz ich ân allen argen list mîne maht und minen sin dar an kêrende bin, daz ich im wider gewinne sîner vrouwen minne: ich bite mir got helfen sô, daz ich iemer werde vrô, und dise guote heiligen.» done was dâ niht verswigen des er bedurfen solde s. 289 den sî bringen wolde. 7930 7935 7916 ein harte state man, ein Mann von sehr festem Charakter, beharr- licher Gesinnung, der sich nicht leicht umstimmen oder zu etwas bewegen lässt. — 7918 stœte rede, ein Wort das unverfänglich, keiner Deutelung oder Verdrehung fähig ist, ein festes und sicheres, zuverlässiges. — 7920 mit werken enden, wirklich ausführen. — 7923 die vinger úf legen, nämlich auf das Reliquienkästchen mit den Gebeinen des oder der Heiligen ; daher heift es in V. 7935 dise guote heiligen; vgl. zu Erec 3899. 7925—35. Uber die Form des in diesen Zeilen enthaltenen Schwures vgl. man die Bemerkung zum 1. Büchl. 1423—42. — 7926 und mir in meiner Noth sich nützlich erweist. — 7928 daz leitet hier (wie in den zu dem 1. Büchl. 1439 aufgeführten Eiden) den Gegenstand des Schwörens ein. abhängig entweder von einem dem Sinne nach zu ergänzenden ich swere. ez ist war, oder von den Worten des Schlusses: ich bite mir got helfen sô —— und dise guote heiligen, welche eigentlich nur eine weiter gefasste Umschreibung des gewöhnlichen ich swere enthalten. — 7933 und 7935 sind zusammen (wie in Gottfried's Tristan 15711 fg.) und mit dem davon ab- hängigen V. 7934 so zu fassen: Gott stehe mir bei und diese guten Heiligen und verhüte, falls ich nicht wahr gesprochen habe, dafs ich jemals selig (iemer vrô) werde; vgl. darüber die Auseinandersetzung in der Anmerk. zum 1. Büchl. 1423 fg. und zum Iwein 8117. Der Ausdruck daz ich iemer werde vrô ist formelhaft und erscheint auch im 1. Büchl. 1424 ; vgl. Mone, Schausp. des Mittelalters I, 106, 95 daz du nimmer werdes vró (dafs du ewig verdammt seist!), wie antwortes du eime vorsten sô? — 7937 was der- jenige haben müsste.
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DIE VERSÖHNUNG. 275 sich underwant vrou Lûnete der reise die sî gerne tete 7940 Hin reit diu guote mit vrœelichem muote; und was ir dô ze der stunt lützel dar umbe kunt, dô si der vart begunde, wâ si in vunde; und wart ir kurzlîche kunt ir vil sæliger vunt, wan si in bî dem brunnen vant. er was ir bî dem lewen erkant: ouch erkánte si ir herre, dô er si sach von verre. 7945 7950 S. 290 Mit guotem willen gruozter si. si sprach: «daz ich iuch alsó bi vunden hân, des lob ich got.» «juncvrouwe, ist ez iuwer spot? ode hât ir mich gesuochet?» «jâ, herre, ob irs geruochet.» «waz ist daz ir gebietet?" «dâ habt ir iuch genietet, ein teil von iuwern schulden und von ir unhulden, von der iu diente ditz lant und diu mich ûz hât gesant, einer langen arbeit: sine welle brechen den ir eit, diu mich dâ ûz sendet, sô hân ich ouch volendet 7955 7960 7965 7944—49 über die Reimverbindung in diesen Versen vgl. man die Be- merkung zu V. 7044 fg. — 7947 kurzliche adv., nach kurzer Zeit, bald. 7953 mit guotem willen, herzlich; vgl. zu V. 5026. — 7954 alsô bi, so in der Nähe, vgl. zu 538; Tristan 12733 er sî verre oder bî; die Beispiele bei Haupt zum Erec 1060, S. 347; Mhd. Wörterb. I, 112a, 33 fg. — 7960 (und 7965) sich genieten einer langen arbeit, sich eifrig einer langen Mühe unter- ziehen, eine mühselige Arbeit auszustehen haben. — 7962 unhulde stf., die Ungunst, das Ubelwollen. — 7963 durch welche (auf das vorhergehende ir bezogen) euch die Herrschaft über dieses Land zu Theil ward. — 7966 sine welle brechen, wenn sie nicht etwa brechen will. — den ir eit, ihren Eid; ebenso steht noch der Artikel nach alter Weise vor dem Pro- nomen im Erec 6036 den mînen lîp, 7117; im 1. Büchl. 516; im Gregor 973; 978. 2040; vgl. auch Lieder I, 13, 7; Erec 354 und Iwein 6851 (den ir lîp?); sonst findet sich z. B. nâ den ir siten in der Klage ed. Lachmann 1765, 18 *
DIE VERSÖHNUNG. 275 sich underwant vrou Lûnete der reise die sî gerne tete 7940 Hin reit diu guote mit vrœelichem muote; und was ir dô ze der stunt lützel dar umbe kunt, dô si der vart begunde, wâ si in vunde; und wart ir kurzlîche kunt ir vil sæliger vunt, wan si in bî dem brunnen vant. er was ir bî dem lewen erkant: ouch erkánte si ir herre, dô er si sach von verre. 7945 7950 S. 290 Mit guotem willen gruozter si. si sprach: «daz ich iuch alsó bi vunden hân, des lob ich got.» «juncvrouwe, ist ez iuwer spot? ode hât ir mich gesuochet?» «jâ, herre, ob irs geruochet.» «waz ist daz ir gebietet?" «dâ habt ir iuch genietet, ein teil von iuwern schulden und von ir unhulden, von der iu diente ditz lant und diu mich ûz hât gesant, einer langen arbeit: sine welle brechen den ir eit, diu mich dâ ûz sendet, sô hân ich ouch volendet 7955 7960 7965 7944—49 über die Reimverbindung in diesen Versen vgl. man die Be- merkung zu V. 7044 fg. — 7947 kurzliche adv., nach kurzer Zeit, bald. 7953 mit guotem willen, herzlich; vgl. zu V. 5026. — 7954 alsô bi, so in der Nähe, vgl. zu 538; Tristan 12733 er sî verre oder bî; die Beispiele bei Haupt zum Erec 1060, S. 347; Mhd. Wörterb. I, 112a, 33 fg. — 7960 (und 7965) sich genieten einer langen arbeit, sich eifrig einer langen Mühe unter- ziehen, eine mühselige Arbeit auszustehen haben. — 7962 unhulde stf., die Ungunst, das Ubelwollen. — 7963 durch welche (auf das vorhergehende ir bezogen) euch die Herrschaft über dieses Land zu Theil ward. — 7966 sine welle brechen, wenn sie nicht etwa brechen will. — den ir eit, ihren Eid; ebenso steht noch der Artikel nach alter Weise vor dem Pro- nomen im Erec 6036 den mînen lîp, 7117; im 1. Büchl. 516; im Gregor 973; 978. 2040; vgl. auch Lieder I, 13, 7; Erec 354 und Iwein 6851 (den ir lîp?); sonst findet sich z. B. nâ den ir siten in der Klage ed. Lachmann 1765, 18 *
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276 XIII. ABENTEUER, die rede alsô verre, daz ir aber mîn herre werden sult in kurzer vrist, alse si min vrouwe ist.» Hie was grôz vröude von in zwein. doch wart min her Iwein vordes nie alsô vrô. von grôzen vröuden kuste er dô sîner juncvrouwen munt hende und ougen tûsenstunt. er sprach : «ir habt bescheinet vil wol wie ir mich meinet. ich vürhte sère, und ist min clage, daz mir des guotes ode der tage ode beider zerinne, ê ich die grôzen minne ze rehte umb iuch verschulden müge, als ez dem dieneste tüge, den ir mir nû habt getân.» sî sprach: «die angest mugt ir lân: ir gewinnet tage und daz guot, het ich gedienet den muot, daz mir gnâde wurde schîn und swem ir gnæedec woltet sîn. ichn hân niht baz wider iuch getân, irn welletz danne baz enpfân, dan der des andern guot entnimt, s. 291 und swenn ez ze geltenne gezimt, 7975 7980 7985 7990 7970 7995 in das ire lant im Ruolandes liet 35, 11; mit den ir wàfen 152, 28; 151, 26; 159, 7 und 12; 201, 11; Altdeutsche Blätter I. 236, 734. — 7969 diu rede, die Sache. 7980 einen meinen, einem zugethan sein, ihn lieben. — 7981 und ist min klage ist parenthetischer Zwischensatz, dem Sinne nach so viel wie: zu meinem Bedauern, leider. — 7983 mir cerinnet eines dinges, mir geht etwas aus, gebricht es. — 7985 e: se rehte umbe einen verschulden, es einem nach Gebühr wieder vergelten; vgl. Erec 4990 und Pickel zu K. Dangkrotzheim 384. — Neben müge (wie im 2. Büchl. 512) bedient sich der Dichter für den Conjunctivus von ich mac im Reim auch der Form mege, vgl. Iwein 7223, 7405. — 7986 sowie es dem Dienste entspräche; tüge ist Conj. præes. von tügen (ich touc). — 7990—91 sodafs mir. falls ich dieses Wohlwollen verdient hätte, euere Gnade zu Theil werden würde. — 7994 ir müsstet es denn höher aufnehmen, anschlagen, mehr daraus machen wollen. — 7995 dan der, als der, welcher. — entnemen stv., aut Borg nehmen, borgen. — 7996 und sobald die Zeit zur Bezahlung gekommen ist. Zu diesem und dem vorhergehenden Verse vergleicht Paul aus Chrest. 6694 com celi qui autrui avoir anprumte et puis si le repaie. —
276 XIII. ABENTEUER, die rede alsô verre, daz ir aber mîn herre werden sult in kurzer vrist, alse si min vrouwe ist.» Hie was grôz vröude von in zwein. doch wart min her Iwein vordes nie alsô vrô. von grôzen vröuden kuste er dô sîner juncvrouwen munt hende und ougen tûsenstunt. er sprach : «ir habt bescheinet vil wol wie ir mich meinet. ich vürhte sère, und ist min clage, daz mir des guotes ode der tage ode beider zerinne, ê ich die grôzen minne ze rehte umb iuch verschulden müge, als ez dem dieneste tüge, den ir mir nû habt getân.» sî sprach: «die angest mugt ir lân: ir gewinnet tage und daz guot, het ich gedienet den muot, daz mir gnâde wurde schîn und swem ir gnæedec woltet sîn. ichn hân niht baz wider iuch getân, irn welletz danne baz enpfân, dan der des andern guot entnimt, s. 291 und swenn ez ze geltenne gezimt, 7975 7980 7985 7990 7970 7995 in das ire lant im Ruolandes liet 35, 11; mit den ir wàfen 152, 28; 151, 26; 159, 7 und 12; 201, 11; Altdeutsche Blätter I. 236, 734. — 7969 diu rede, die Sache. 7980 einen meinen, einem zugethan sein, ihn lieben. — 7981 und ist min klage ist parenthetischer Zwischensatz, dem Sinne nach so viel wie: zu meinem Bedauern, leider. — 7983 mir cerinnet eines dinges, mir geht etwas aus, gebricht es. — 7985 e: se rehte umbe einen verschulden, es einem nach Gebühr wieder vergelten; vgl. Erec 4990 und Pickel zu K. Dangkrotzheim 384. — Neben müge (wie im 2. Büchl. 512) bedient sich der Dichter für den Conjunctivus von ich mac im Reim auch der Form mege, vgl. Iwein 7223, 7405. — 7986 sowie es dem Dienste entspräche; tüge ist Conj. præes. von tügen (ich touc). — 7990—91 sodafs mir. falls ich dieses Wohlwollen verdient hätte, euere Gnade zu Theil werden würde. — 7994 ir müsstet es denn höher aufnehmen, anschlagen, mehr daraus machen wollen. — 7995 dan der, als der, welcher. — entnemen stv., aut Borg nehmen, borgen. — 7996 und sobald die Zeit zur Bezahlung gekommen ist. Zu diesem und dem vorhergehenden Verse vergleicht Paul aus Chrest. 6694 com celi qui autrui avoir anprumte et puis si le repaie. —
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DIE VERSÖHNUNG. 277 daz er im geltes ist gereit. ir entlihet mir michel arbeit, dô ich wære verbrant, ob irz niht hætet erwant. vür mînen lîp was iuwer leben ûf die wâge gegeben: dô gâbet ir mir disen lip. ez verdienten niemer tûsent wip die gnâde die ir mir habt getân.» er sprach: «die rede sult ir lân. ir habt vaste überzalt: mir ist vergolten tûsentvalt swaz ich ie durch iuch getete. nû saget mir, vrouwe Lûnete, weiz si doch, daz ich ez bin?" si sprach: «daz wæere der ungewin. sine weiz von iu, geloubet mirz, zer werlde mêre, wan daz irz der riter mittem lewen sît. si bevindetz noch ze guoter zit.» Dó rîten si ze hûse dan, und in bekom dâ wip noch man. daz envuocte ouch anders niht niuwan ein wunderlich geschiht, daz si dâ niemen rîten sach, unz si begriffen ir gemach. dô gienc vrou Lûnete dâ si an ir gebete 8000 8005 8010 8015 8020 7998 entlihet, plur. præt. (entlêch) von entlîhen, zu unterscheiden vom plur. præs. entlihet. — 8007 vaste überzaln, weit (bedeutend) mehr zahlen als man schuldig ist; überbieten; vgl. Hadamar v. Laber 261, 7 die zal überzelen; Tucher's Baumeisterbuch 243, 3; Renner 4519. — 8011 doch, wirklich, eigentlich, wohl, wie in V. 2211; vgl. die verschiedenen Deutungen dieses oft schwer wiederzugebenden Wortes zu 7557. — 8012 daz ware der un- gewin, "gerade dadurch wäre das, was wir erreichen wollen, verloren".— 8014 ser werlde, in der Welt, überhaupt, durchaus; der Ausdruck dient oft nur wie hier (wo er der Verneinung beigegeben ist) zur Verallgemei- nerung oder Verstärkung einzelner Begriffe, wie das auch die Hartmanni- schen Zusammensetzungen werltsache, werlttôre, werltwîse, werltzage zeigen, sowie das mittel- und niederdeutsche iewerlde oder iewerle (mnl. iewers) =jemals, und das alemannische iewelten= immer; ebenso verwendet die Sprache den synonymen Ausdruck alter. 8017 ze hûse dan, von hier weg nach der Burg oder dem Schloß. — 8018 bekomen, einem in den Weg kommen, entgegenkommen. — 8020 ein wunderlich geschiht stf., eine wunderbare Schickung, Fügung, Zufall. — 8022 sîn gemach begrifen, seine Wohnung erreichen, zu Hause anlangen; vgl. Passional H. 28, 80 : sin nahtsedel begrîfen. — 8024 dâ, dorthin wo. —
DIE VERSÖHNUNG. 277 daz er im geltes ist gereit. ir entlihet mir michel arbeit, dô ich wære verbrant, ob irz niht hætet erwant. vür mînen lîp was iuwer leben ûf die wâge gegeben: dô gâbet ir mir disen lip. ez verdienten niemer tûsent wip die gnâde die ir mir habt getân.» er sprach: «die rede sult ir lân. ir habt vaste überzalt: mir ist vergolten tûsentvalt swaz ich ie durch iuch getete. nû saget mir, vrouwe Lûnete, weiz si doch, daz ich ez bin?" si sprach: «daz wæere der ungewin. sine weiz von iu, geloubet mirz, zer werlde mêre, wan daz irz der riter mittem lewen sît. si bevindetz noch ze guoter zit.» Dó rîten si ze hûse dan, und in bekom dâ wip noch man. daz envuocte ouch anders niht niuwan ein wunderlich geschiht, daz si dâ niemen rîten sach, unz si begriffen ir gemach. dô gienc vrou Lûnete dâ si an ir gebete 8000 8005 8010 8015 8020 7998 entlihet, plur. præt. (entlêch) von entlîhen, zu unterscheiden vom plur. præs. entlihet. — 8007 vaste überzaln, weit (bedeutend) mehr zahlen als man schuldig ist; überbieten; vgl. Hadamar v. Laber 261, 7 die zal überzelen; Tucher's Baumeisterbuch 243, 3; Renner 4519. — 8011 doch, wirklich, eigentlich, wohl, wie in V. 2211; vgl. die verschiedenen Deutungen dieses oft schwer wiederzugebenden Wortes zu 7557. — 8012 daz ware der un- gewin, "gerade dadurch wäre das, was wir erreichen wollen, verloren".— 8014 ser werlde, in der Welt, überhaupt, durchaus; der Ausdruck dient oft nur wie hier (wo er der Verneinung beigegeben ist) zur Verallgemei- nerung oder Verstärkung einzelner Begriffe, wie das auch die Hartmanni- schen Zusammensetzungen werltsache, werlttôre, werltwîse, werltzage zeigen, sowie das mittel- und niederdeutsche iewerlde oder iewerle (mnl. iewers) =jemals, und das alemannische iewelten= immer; ebenso verwendet die Sprache den synonymen Ausdruck alter. 8017 ze hûse dan, von hier weg nach der Burg oder dem Schloß. — 8018 bekomen, einem in den Weg kommen, entgegenkommen. — 8020 ein wunderlich geschiht stf., eine wunderbare Schickung, Fügung, Zufall. — 8022 sîn gemach begrifen, seine Wohnung erreichen, zu Hause anlangen; vgl. Passional H. 28, 80 : sin nahtsedel begrîfen. — 8024 dâ, dorthin wo. —
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278 XIII. ABENTEUER, ir vrouwen alters eine vant, unde saget ir zehant, daz er komen wære. done hete si dehein maere alsô gerne vernomen. si sprach: «nů si er willekomen. ich wil in harte gerne sehen, swie daz mit vuoge mac geschehen. gene hin zuo im unde ervar, wil er her, od sol ich dar, daz si: wan ich bedarf sîn. er gienge nâch mir, bedorfter mîn.» Vil schiere brâht in vrou Lûnete. er vuor swie in diu varen tete, gewâfent daz im nihtes gebrast. si enpfie den wirt vür einen gast. und bi dem êrsten gruoze viel er ir ze vuoze und enhete doch deheine bete. dô sprach vrou Lunete: »vrouwe, heizet in ûf stân: und alse ich im geheizen hân, sô sult ir loesen den eit. ich sage iu mitter wârheit, daz diu helfe untter rât niuwan an iu einer stât.» Si sprach: «nů bewîse mich: durch sînen willen tuon ich swaz ich mac unde sol.» sî sprach: «vrouwe, ir redent wol. nune hulfe im niemen baz. sîn vrouwe, diu im ist gehaz, 8030 8035 8040 8045 8050 8025 S. 292 8055 8025 alters eine, von der Welt abgesondert, d. h. ganz allein; alter stn., hier im Sinne von werlt, sœculum, Menschheit; vgl. zu 8014 und Schmeller, I, 52. 8038 varn hier allgemein : kommen, auftreten, erscheinen. — tete, hiefs. — 8040 wirt, Hausherr, Gemahl. — gast. Fremdling. — 8039 = Erec 8997. — 8043 und brachte gleichwohl kein Bittgesuch, kein Anliegen vor. — 8047 den eit losen, das eidliche Versprechen erfüllen; eigentlich bedeutete bier lœsen so viel als: einlösen, bezahlen, und wurde von phant gebraucht; vgl. sine triuwe, wort, wärheit losen bei Thomasin 2112—22. — 8048 mitter warheit (und so 8060), vgl. zu V. 5000. — 8049—50 vgl. mit 7849. 8051 bewîsen swv., anweisen. — 8055 vremde stf., das Fremdsein, die Entfremdung, Unvertrautheit (Abgeneigtheit, Uneinigkeit). —
278 XIII. ABENTEUER, ir vrouwen alters eine vant, unde saget ir zehant, daz er komen wære. done hete si dehein maere alsô gerne vernomen. si sprach: «nů si er willekomen. ich wil in harte gerne sehen, swie daz mit vuoge mac geschehen. gene hin zuo im unde ervar, wil er her, od sol ich dar, daz si: wan ich bedarf sîn. er gienge nâch mir, bedorfter mîn.» Vil schiere brâht in vrou Lûnete. er vuor swie in diu varen tete, gewâfent daz im nihtes gebrast. si enpfie den wirt vür einen gast. und bi dem êrsten gruoze viel er ir ze vuoze und enhete doch deheine bete. dô sprach vrou Lunete: »vrouwe, heizet in ûf stân: und alse ich im geheizen hân, sô sult ir loesen den eit. ich sage iu mitter wârheit, daz diu helfe untter rât niuwan an iu einer stât.» Si sprach: «nů bewîse mich: durch sînen willen tuon ich swaz ich mac unde sol.» sî sprach: «vrouwe, ir redent wol. nune hulfe im niemen baz. sîn vrouwe, diu im ist gehaz, 8030 8035 8040 8045 8050 8025 S. 292 8055 8025 alters eine, von der Welt abgesondert, d. h. ganz allein; alter stn., hier im Sinne von werlt, sœculum, Menschheit; vgl. zu 8014 und Schmeller, I, 52. 8038 varn hier allgemein : kommen, auftreten, erscheinen. — tete, hiefs. — 8040 wirt, Hausherr, Gemahl. — gast. Fremdling. — 8039 = Erec 8997. — 8043 und brachte gleichwohl kein Bittgesuch, kein Anliegen vor. — 8047 den eit losen, das eidliche Versprechen erfüllen; eigentlich bedeutete bier lœsen so viel als: einlösen, bezahlen, und wurde von phant gebraucht; vgl. sine triuwe, wort, wärheit losen bei Thomasin 2112—22. — 8048 mitter warheit (und so 8060), vgl. zu V. 5000. — 8049—50 vgl. mit 7849. 8051 bewîsen swv., anweisen. — 8055 vremde stf., das Fremdsein, die Entfremdung, Unvertrautheit (Abgeneigtheit, Uneinigkeit). —
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DIE VERSÖHNUNG. 279 S. 293 gebietent ir, diu lât ir zorn: gebietent ir, er ist verlorn, und möht in daz wol wesen leit. irn habt mitter wârheit keinen bézzern vriunt dan er ist. ez wolde unser herre Krist, und wîste mich ûf die vart, daz er sô gâhes vunden wart, daz diu vremde von iu zwein wurde gesamenet in ein. sone sol iuch dan kein ander nôt gescheiden nimmer âne der tôt. nu behaltet iuwer wârheit unde losent den eit. vergebent im sîne missetât, wand er kein ander vrouwen hât noch gewinnet noch gewan. ditz ist her Iwein iuwer man.» 8060 8065 8070 8075 Diu rede duhte si wunderlich, und trat vil gâhes hinder sich. sî sprach: «hastů mir wâr geseit, sô hát mich dîn karkeit wunderlichen hin gegeben. sol ich dem vürdermâle leben, der uf mich dehein ahte enhât? deiswâr des het ich gerne rât. mir getéte daz weter nie sô wê, ichn wolte ez lîden iemer ê 8080 8065— 66 damit die Entfremdung von euch beiden sich entfernte und sich in Einigkeit verwandelte; in ein gesamenen, zu einer Einheit zusam- menthun, vereinigen. — 8069 wârheit, hier soviel als: Wort, triuwe, fides; vgl. über die Bedeutung besonders Haupt zu Engelhardt 115; ebenso im Tristan 13226 sô enwelt ir niht behalten iuwer warheit? = die trinwe behalten in Hartm. Liedern 9, 23; den eit b. im Gregor 2395; sîn sicherheit b. Wigal. 2156; vgl. auch die wârheit lasen— das gegebene Wort einlösen, im Tristan 9821 und bei Thomasin 2117. In A lautet der Text abweichend: nû haltet (und so auch E u. a) iwer gewarheit d. h. sicherheit wie in V. 7881; Lach- mann schrieb gewârheit, das sich aber im Mhd. nicht nachweisen lässt ; die Stellen, in denen man nach dem Mhd. Wörterb. II1, 522b gewârheit lesen zu können meinte, führen nach Sinn und Zusammenhang auf das bekannte gewarheit, uber das die Anmerkung zu 8116 nachzusehen ist; ubrigens habe ich den Ausdruck die warheit holden bisjetzt nur im Nd. gefunden, vgl. Schiller-Lübben V, 604b, 34. 8076 hinder sich, hinterwärts, zurück. — 8078 karkeit stf., Hinterlist. — 8079 hin geben, preisgeben, verrathen. — 8080 vürdermâle adv., von jetzt ab weiter, fernerhin; vgl. zum 1. Büchl. 1025 und zu Erec 4265. —
DIE VERSÖHNUNG. 279 S. 293 gebietent ir, diu lât ir zorn: gebietent ir, er ist verlorn, und möht in daz wol wesen leit. irn habt mitter wârheit keinen bézzern vriunt dan er ist. ez wolde unser herre Krist, und wîste mich ûf die vart, daz er sô gâhes vunden wart, daz diu vremde von iu zwein wurde gesamenet in ein. sone sol iuch dan kein ander nôt gescheiden nimmer âne der tôt. nu behaltet iuwer wârheit unde losent den eit. vergebent im sîne missetât, wand er kein ander vrouwen hât noch gewinnet noch gewan. ditz ist her Iwein iuwer man.» 8060 8065 8070 8075 Diu rede duhte si wunderlich, und trat vil gâhes hinder sich. sî sprach: «hastů mir wâr geseit, sô hát mich dîn karkeit wunderlichen hin gegeben. sol ich dem vürdermâle leben, der uf mich dehein ahte enhât? deiswâr des het ich gerne rât. mir getéte daz weter nie sô wê, ichn wolte ez lîden iemer ê 8080 8065— 66 damit die Entfremdung von euch beiden sich entfernte und sich in Einigkeit verwandelte; in ein gesamenen, zu einer Einheit zusam- menthun, vereinigen. — 8069 wârheit, hier soviel als: Wort, triuwe, fides; vgl. über die Bedeutung besonders Haupt zu Engelhardt 115; ebenso im Tristan 13226 sô enwelt ir niht behalten iuwer warheit? = die trinwe behalten in Hartm. Liedern 9, 23; den eit b. im Gregor 2395; sîn sicherheit b. Wigal. 2156; vgl. auch die wârheit lasen— das gegebene Wort einlösen, im Tristan 9821 und bei Thomasin 2117. In A lautet der Text abweichend: nû haltet (und so auch E u. a) iwer gewarheit d. h. sicherheit wie in V. 7881; Lach- mann schrieb gewârheit, das sich aber im Mhd. nicht nachweisen lässt ; die Stellen, in denen man nach dem Mhd. Wörterb. II1, 522b gewârheit lesen zu können meinte, führen nach Sinn und Zusammenhang auf das bekannte gewarheit, uber das die Anmerkung zu 8116 nachzusehen ist; ubrigens habe ich den Ausdruck die warheit holden bisjetzt nur im Nd. gefunden, vgl. Schiller-Lübben V, 604b, 34. 8076 hinder sich, hinterwärts, zurück. — 8078 karkeit stf., Hinterlist. — 8079 hin geben, preisgeben, verrathen. — 8080 vürdermâle adv., von jetzt ab weiter, fernerhin; vgl. zum 1. Büchl. 1025 und zu Erec 4265. —
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9 280 XIII. ABENTEUER, s. 294 danne ich ze langer stunde mînes libes gunde deheinem sô gemuoten man, der nie kein ahte uf mich gewan; und sage dir mitter wârheit, entwunge michs niht der eit, sô ware ez unergangen. der eit hât mich gevangen: der zorn ist mînhalp dâ hin. gedienen müeze ich noch umb in, daz er mich lieber welle hân danne er mich noch habe getân.» 8090 8095 8085 Der herre lwein vrolichen sprach, dô er gehôrte unde gesach, daz im sin rede ze heile sluoc, und der kumber, den er truoc, daz der ein ende solde hân: «vrouwe, ich han missetân: zwâre daz riuwet mich. ouch ist daz gewonlich, daz man dem schuldigen man, swie swâre er schulde ie gewan, nâch riuwen sünde vergebe. und daz er in der buoze lebe, daz erz niemer mê getuo. nune hoeret anders niht dâ zuo: wan kum ich nû ze hulden, 8 100 810. 8110 8085 danne, als daſs. — 8086 gunde, vgl. zu V. 2068. — 8090 zwänge mich nicht der Eid dazu. — 8091 unergangen, nicht erfolgt, nicht geschehen. — 8093 mînhalp, meinerseits. — 8094 «möge ich mir in der Folge noch das Verdienst bei ihm erwerben, dafs er". B. — 8096 tuon hier stellvertretend für das vorhergehende liep hân. 8099 slahen stv., hier: eine Wendung nehmen (umschlagen), sich wen- den; ze heile slahen, eine glückliche Wendung nehmen. — 8106 das Ad- verbium sware ist dem Sinne nach schwerlich richtig und steht nur in A. die übrigen Handschriften auf’er D (welche grôz für swâre bietet) lesen : swie sware schulde er u. s. w. Ich vermuthe daher: swie swoere ein schulde er ie gewan, vgl. meine Bemerkungen zu Iwein 3557, zu Erec 3957 und C027; Zarncke-Müller I, 419, 23 fg., Bartsch zu Berthold's Crane 2608. Hoffmann zu Floris ende Blancefl. 2189; Gottfried von Neifen 12, 12 wie schœne ein wîp; 12, 14 wie liep ein liep; Marienlieder ed. W. Grimm 104. 9 wie menlîche ein herze Jûdith drůch; 10, 21 ei wie schône ein paradîs bis dû, Maria; Ebernand 3378 wie tûr ein schatz ez wére; J. Rothe, Rittersp. 886 wie menlich her ein vürste was; Nicol. v. Basel 269 er seite wie quol ein frowe ez wêre; Trist. 917 sô nâhe gênde ein swœre; Pass. K. 368, 4 er wart brâht in alsô rîche ein andâlt ; Walther ed. Lachm. 111, 12 selpvar ein wip. — 8108 in der buoze, in solcher Buſse. —
9 280 XIII. ABENTEUER, s. 294 danne ich ze langer stunde mînes libes gunde deheinem sô gemuoten man, der nie kein ahte uf mich gewan; und sage dir mitter wârheit, entwunge michs niht der eit, sô ware ez unergangen. der eit hât mich gevangen: der zorn ist mînhalp dâ hin. gedienen müeze ich noch umb in, daz er mich lieber welle hân danne er mich noch habe getân.» 8090 8095 8085 Der herre lwein vrolichen sprach, dô er gehôrte unde gesach, daz im sin rede ze heile sluoc, und der kumber, den er truoc, daz der ein ende solde hân: «vrouwe, ich han missetân: zwâre daz riuwet mich. ouch ist daz gewonlich, daz man dem schuldigen man, swie swâre er schulde ie gewan, nâch riuwen sünde vergebe. und daz er in der buoze lebe, daz erz niemer mê getuo. nune hoeret anders niht dâ zuo: wan kum ich nû ze hulden, 8 100 810. 8110 8085 danne, als daſs. — 8086 gunde, vgl. zu V. 2068. — 8090 zwänge mich nicht der Eid dazu. — 8091 unergangen, nicht erfolgt, nicht geschehen. — 8093 mînhalp, meinerseits. — 8094 «möge ich mir in der Folge noch das Verdienst bei ihm erwerben, dafs er". B. — 8096 tuon hier stellvertretend für das vorhergehende liep hân. 8099 slahen stv., hier: eine Wendung nehmen (umschlagen), sich wen- den; ze heile slahen, eine glückliche Wendung nehmen. — 8106 das Ad- verbium sware ist dem Sinne nach schwerlich richtig und steht nur in A. die übrigen Handschriften auf’er D (welche grôz für swâre bietet) lesen : swie sware schulde er u. s. w. Ich vermuthe daher: swie swoere ein schulde er ie gewan, vgl. meine Bemerkungen zu Iwein 3557, zu Erec 3957 und C027; Zarncke-Müller I, 419, 23 fg., Bartsch zu Berthold's Crane 2608. Hoffmann zu Floris ende Blancefl. 2189; Gottfried von Neifen 12, 12 wie schœne ein wîp; 12, 14 wie liep ein liep; Marienlieder ed. W. Grimm 104. 9 wie menlîche ein herze Jûdith drůch; 10, 21 ei wie schône ein paradîs bis dû, Maria; Ebernand 3378 wie tûr ein schatz ez wére; J. Rothe, Rittersp. 886 wie menlich her ein vürste was; Nicol. v. Basel 269 er seite wie quol ein frowe ez wêre; Trist. 917 sô nâhe gênde ein swœre; Pass. K. 368, 4 er wart brâht in alsô rîche ein andâlt ; Walther ed. Lachm. 111, 12 selpvar ein wip. — 8108 in der buoze, in solcher Buſse. —
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DIE VERSÖHNUNG. 281 S. 295 sîne wirt von mînen schulden niemer mêre verlorn.» si sprach: «ich hân es gesworn, ez wær mir liep ode leit, daz ichs mit gewarheit iht wider komen kunde.» er sprach: «ditz ist diu stunde, die ich wol iemer heizen mac mîner vröuden ôstertac.» 8115 8120 Dô sprach diu künegîn: “her Iwein, lieber herre mîn, nû begêt genâde an mir. von mînen schulden habet ir grôzen kumber erliten: 8125 8112 sine wirt hier der Singular, während das Wort hulden, auf welches sich si zurückbezieht, im Plural steht; so noch in den Liedern II, 1, 68; Erec 4799, 8628; Gregor 138 (ausser den von Lachmann zu dieser Stelle des Iwein angezogenen Beispielen vgl. noch zu Neidhart von Reuenthal 87, 10; zum Guten Gerhard 1551 und 4895) ; etwas ähnlicher Art ist die zu Iwein 458 berührte Freiheit der Rede. — 8116 gewarheit, die Sicher- heit ; mit g., wenn ich meine Sicherheit behaupten wollte, ohne meine Sicherheit aufzugeben; wohl mit Bezug auf V. 7933—35. Mit g. ist ein ziemlich häufiger Ausdruck und findet sich aufser den im Mhd. Wörterb. III, 505b, 27 fg. vermerkten Stellen noch bei Heinr. v. Mölk Priesterleben 337; im Lanzelet 4986 u. 7310; Flore 4164; Wälscher Gast 3763 u. 11425. In der Kindheit Jesu 83, 63—64 steht eine ähnlich lautende, wahrschein- lich Hartmann nachgesprochene Stelle: nû lie er sî beliben, er kunde ir niht vertrîben, mit sîner gewarheit, ez ware im liep oder leit; vgl. auch Wigalois 59, 10 des muosen si ir sicherheit, ez waere in liep ode leit, behal- ten als man in gebot. — 8116 —17 da2— iht erhält imabhängigen Satze mit Conjunctiv nach dem Zeitwort swern, in unserer neuhochdeutschen Auf- fassung, einen negativen Sinn: dafs nicht; so steht es nach swern in den Nibelungen ed. Bartsch 2368: jâ hân ich des geworn, daz ich den hort iht seige ; Gottfried's Tristan 10729 nach den bessern Handschriften ; Heinze- lein von Konstanz in der Minne Lehre 533: daz er geswüere wol, daz iender (dafs nirgends) waere sin gelîch; Wolfdietrich in v. d. Hagen's Heldenbuch, I, 124, 404: die künege habent gesworn, daz si daz velt iht rûmen. Um diesen Gebrauch mit der in der Germania 7, 446—447 auf- gestellten Regel in Einklang zu bringen, hat man ich swere hier in einem prägnanten Sinne zu nehmen: ich schwöre und erkläre mich damit für gehindert oder gebunden, oder ich schwöre und will mich durch nichts davon abbringen lassen; für die Auffassung spricht ganz deutlich eine Stelle im Pfaffenleben (Altdeutsche Blätter, I, 229) 474: ich wil bi sînen hulden swern, mir enmac nieman daz erwern, si haben ez ze hazze oder ze nide, daz ich e2 immer verswîge, ich'n sage von got swaz ich chan. Oder aber ich swere hatte den Sinn von "ich will verdammt, vernichtet sein", wie das Volk heute noch seinen Schwur fafst, und das darauf folgende dat iht, das iender, das immer bedeutete alsdann: falls (wofern, wenn) etwa, falls irgendwie, falls jemals; dazu vergleiche man meine Bemer- kungen zu dem im ersten Büchlein Hartmann’s stehenden Eide V. 1421 fg., ferner Helbling I, 364 ich lob iuz ûf disen eit, sô der tiufel mîne toufe in sînen kragen soufe, ob (= daz) ich iu immer iht behabe; ebenso die Schlußs- worte des Eides, den der Schultheißs von Halle a/S. im Jahre 1450 leistete, bei Dreyhaupt, Beschreibung des Saal-Kreyses, II, 471: das schwere ich zu halten — —, das (falls) ich das breche, so ubergehe mich das ewige reich
DIE VERSÖHNUNG. 281 S. 295 sîne wirt von mînen schulden niemer mêre verlorn.» si sprach: «ich hân es gesworn, ez wær mir liep ode leit, daz ichs mit gewarheit iht wider komen kunde.» er sprach: «ditz ist diu stunde, die ich wol iemer heizen mac mîner vröuden ôstertac.» 8115 8120 Dô sprach diu künegîn: “her Iwein, lieber herre mîn, nû begêt genâde an mir. von mînen schulden habet ir grôzen kumber erliten: 8125 8112 sine wirt hier der Singular, während das Wort hulden, auf welches sich si zurückbezieht, im Plural steht; so noch in den Liedern II, 1, 68; Erec 4799, 8628; Gregor 138 (ausser den von Lachmann zu dieser Stelle des Iwein angezogenen Beispielen vgl. noch zu Neidhart von Reuenthal 87, 10; zum Guten Gerhard 1551 und 4895) ; etwas ähnlicher Art ist die zu Iwein 458 berührte Freiheit der Rede. — 8116 gewarheit, die Sicher- heit ; mit g., wenn ich meine Sicherheit behaupten wollte, ohne meine Sicherheit aufzugeben; wohl mit Bezug auf V. 7933—35. Mit g. ist ein ziemlich häufiger Ausdruck und findet sich aufser den im Mhd. Wörterb. III, 505b, 27 fg. vermerkten Stellen noch bei Heinr. v. Mölk Priesterleben 337; im Lanzelet 4986 u. 7310; Flore 4164; Wälscher Gast 3763 u. 11425. In der Kindheit Jesu 83, 63—64 steht eine ähnlich lautende, wahrschein- lich Hartmann nachgesprochene Stelle: nû lie er sî beliben, er kunde ir niht vertrîben, mit sîner gewarheit, ez ware im liep oder leit; vgl. auch Wigalois 59, 10 des muosen si ir sicherheit, ez waere in liep ode leit, behal- ten als man in gebot. — 8116 —17 da2— iht erhält imabhängigen Satze mit Conjunctiv nach dem Zeitwort swern, in unserer neuhochdeutschen Auf- fassung, einen negativen Sinn: dafs nicht; so steht es nach swern in den Nibelungen ed. Bartsch 2368: jâ hân ich des geworn, daz ich den hort iht seige ; Gottfried's Tristan 10729 nach den bessern Handschriften ; Heinze- lein von Konstanz in der Minne Lehre 533: daz er geswüere wol, daz iender (dafs nirgends) waere sin gelîch; Wolfdietrich in v. d. Hagen's Heldenbuch, I, 124, 404: die künege habent gesworn, daz si daz velt iht rûmen. Um diesen Gebrauch mit der in der Germania 7, 446—447 auf- gestellten Regel in Einklang zu bringen, hat man ich swere hier in einem prägnanten Sinne zu nehmen: ich schwöre und erkläre mich damit für gehindert oder gebunden, oder ich schwöre und will mich durch nichts davon abbringen lassen; für die Auffassung spricht ganz deutlich eine Stelle im Pfaffenleben (Altdeutsche Blätter, I, 229) 474: ich wil bi sînen hulden swern, mir enmac nieman daz erwern, si haben ez ze hazze oder ze nide, daz ich e2 immer verswîge, ich'n sage von got swaz ich chan. Oder aber ich swere hatte den Sinn von "ich will verdammt, vernichtet sein", wie das Volk heute noch seinen Schwur fafst, und das darauf folgende dat iht, das iender, das immer bedeutete alsdann: falls (wofern, wenn) etwa, falls irgendwie, falls jemals; dazu vergleiche man meine Bemer- kungen zu dem im ersten Büchlein Hartmann’s stehenden Eide V. 1421 fg., ferner Helbling I, 364 ich lob iuz ûf disen eit, sô der tiufel mîne toufe in sînen kragen soufe, ob (= daz) ich iu immer iht behabe; ebenso die Schlußs- worte des Eides, den der Schultheißs von Halle a/S. im Jahre 1450 leistete, bei Dreyhaupt, Beschreibung des Saal-Kreyses, II, 471: das schwere ich zu halten — —, das (falls) ich das breche, so ubergehe mich das ewige reich
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282 XIII. ABENTEUER, nû wil ich iuch durch got biten, daz ir ruochet mir vergeben, wand er mich, unz ich hân daz leben, iemer mêre riuwen muoz.» hie viel sî an sînen vuoz und manet in vil verre. «stêt ûf», sprach der herre. «irn habt deheine schulde: wan ich het iuwer hulde niuwan durch mînen muot verlorn.» sus wart versüenet der zorn. 8130 8135 S. 296 Hie sach vrou Lůnete die suone diu ir sanfte tete. swâ man unde wip habent guot unde lip, schone sinne unde jugent, ân ander untugent, werdent diu gesellen die kunnen unde wellen ein ander behalten, lât diu got alten, diu gewinnent manege süeze zit. daz was hie allez wænlich sît. hie was vrou Lûnete mite nâch ir dienesthaftem site. diu hete mit ir sinne ir beider unminne 8140 8145 8150 und ewige gericht unsers herrn Jesu Christi, und müsse sein von Judas theil, und über mich müsse gehen das werltliche urthel, so über einen falschen rich- ter gesetzt ist. Ubrigens steht auch nach dem sinnverwandten geheizen (oder mit triuwen geheizen) im Ruolandes Liet 113, 10 und 182, 12 und nach den in der Anmerk. zum 1. Büchlein 1423 (2. Aufl.) vermerkten Verben daz iht in negativem Sinne; ferner nach geloben in A. v. Keller's Fastnachtssp. S. 1299 so will ich aber dir verjehen und bei der alten trew gelüben — — das ich dich ymer mer geloßs. (Uber die nach swern und verwandten Aus- drücken vorkommende Construktion gedenke ich nächstens in der Ger- mania von Bartsch noch ausführlichere Nachweise zu bringen.) — wider komen mit gen., von einer Sache ab- oder zurückkommen, sie rückgängig machen. — 8128 er nämlich: der kumber. — 8131 vgl. mit 4853. — 8135 durch mînen muot, aus eigensinniger Neigung, aus Muthwillen; vgl. zu Gregor 3638. — 8136 versüenen swv., zur Sühne, Versöhnung bringen. 8138 diu ir sanfte tete, «die ihrem Herzen wohl thato. B. — 8142 ohne sonst irgendwelche Untugend; ohne nach der andern Seite Untugend zu besitzen; ander hier scheinbar abundierend wie das griechische žikos, vgl. zu 2088 und Pfeiffer in der Germania 5, 39—40. — 8148 wanlich, vgl. zu 2433. — 8149 hie was mite, hierbei war mit thätig, wirkte mit. — 8152 un- minne, Zwietracht, Feindschaft. —
282 XIII. ABENTEUER, nû wil ich iuch durch got biten, daz ir ruochet mir vergeben, wand er mich, unz ich hân daz leben, iemer mêre riuwen muoz.» hie viel sî an sînen vuoz und manet in vil verre. «stêt ûf», sprach der herre. «irn habt deheine schulde: wan ich het iuwer hulde niuwan durch mînen muot verlorn.» sus wart versüenet der zorn. 8130 8135 S. 296 Hie sach vrou Lůnete die suone diu ir sanfte tete. swâ man unde wip habent guot unde lip, schone sinne unde jugent, ân ander untugent, werdent diu gesellen die kunnen unde wellen ein ander behalten, lât diu got alten, diu gewinnent manege süeze zit. daz was hie allez wænlich sît. hie was vrou Lûnete mite nâch ir dienesthaftem site. diu hete mit ir sinne ir beider unminne 8140 8145 8150 und ewige gericht unsers herrn Jesu Christi, und müsse sein von Judas theil, und über mich müsse gehen das werltliche urthel, so über einen falschen rich- ter gesetzt ist. Ubrigens steht auch nach dem sinnverwandten geheizen (oder mit triuwen geheizen) im Ruolandes Liet 113, 10 und 182, 12 und nach den in der Anmerk. zum 1. Büchlein 1423 (2. Aufl.) vermerkten Verben daz iht in negativem Sinne; ferner nach geloben in A. v. Keller's Fastnachtssp. S. 1299 so will ich aber dir verjehen und bei der alten trew gelüben — — das ich dich ymer mer geloßs. (Uber die nach swern und verwandten Aus- drücken vorkommende Construktion gedenke ich nächstens in der Ger- mania von Bartsch noch ausführlichere Nachweise zu bringen.) — wider komen mit gen., von einer Sache ab- oder zurückkommen, sie rückgängig machen. — 8128 er nämlich: der kumber. — 8131 vgl. mit 4853. — 8135 durch mînen muot, aus eigensinniger Neigung, aus Muthwillen; vgl. zu Gregor 3638. — 8136 versüenen swv., zur Sühne, Versöhnung bringen. 8138 diu ir sanfte tete, «die ihrem Herzen wohl thato. B. — 8142 ohne sonst irgendwelche Untugend; ohne nach der andern Seite Untugend zu besitzen; ander hier scheinbar abundierend wie das griechische žikos, vgl. zu 2088 und Pfeiffer in der Germania 5, 39—40. — 8148 wanlich, vgl. zu 2433. — 8149 hie was mite, hierbei war mit thätig, wirkte mit. — 8152 un- minne, Zwietracht, Feindschaft. —
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DIE VERSÖHNUNG. 283 brâht zallem guote, als si in ir muote lange hâte gegert. ir dienest was wol lônes wert: ouch wæene ich daz sis alsô gnôz, daz si des kumbers niht verdrôz. Ez waz guot leben wænlich hie: ichn weiz ab waz ode wie in sît geschæhe beiden. ezn wart mir niht bescheiden von dem ich die rede habe: durch daz enkan ouch ich dar abe iu niht gesagen mêre, wan got gébe uns sælde und êre. 8155 8160 8165 8153 zallem guote bringen, in ein durchaus gutes Einvernehmen bringen oder verwandeln; vgl. 1. Büchlein 204 und Iwein 2051. — 8163 von dem, von demjenigen von welchem; vgl. Erec 7487. 8166 Benecke macht auf den «schönen Gegenschein» aufmerksam, «den dieses sulde unde êre auf das sœlde unde êre im Anfange des Gedichtes zurückwirft». Der überladene Vers veranlasste Lachmann in der vorher- gehenden Zeile mit A zu schreiben: iu gesagen niuwet mêre, sodaß dann beide Verse mit vier Hebungen als klingende gelesen werden konnten. Allein niumet, das sich nur in A findet, ist verdächtig und scheint hier der Mundart des Schreibers anzugehören. Vielleicht steckt in wan der Fehler. Nach ne-mé, niht—mêre, anders niht finde ich nämlich vor directer Rede wan einige male gespart ; so im 1. Büchl. 305—306, im Iwein 593—594, im Erec 6282—86; vgl. dazu den von Gliers in MSH. I, 103b, 13 und Germania v. d. Hagen's X, 177, Zeile 12; vgl. auch Paul Beitr. I, 401 über diese Stelle.
DIE VERSÖHNUNG. 283 brâht zallem guote, als si in ir muote lange hâte gegert. ir dienest was wol lônes wert: ouch wæene ich daz sis alsô gnôz, daz si des kumbers niht verdrôz. Ez waz guot leben wænlich hie: ichn weiz ab waz ode wie in sît geschæhe beiden. ezn wart mir niht bescheiden von dem ich die rede habe: durch daz enkan ouch ich dar abe iu niht gesagen mêre, wan got gébe uns sælde und êre. 8155 8160 8165 8153 zallem guote bringen, in ein durchaus gutes Einvernehmen bringen oder verwandeln; vgl. 1. Büchlein 204 und Iwein 2051. — 8163 von dem, von demjenigen von welchem; vgl. Erec 7487. 8166 Benecke macht auf den «schönen Gegenschein» aufmerksam, «den dieses sulde unde êre auf das sœlde unde êre im Anfange des Gedichtes zurückwirft». Der überladene Vers veranlasste Lachmann in der vorher- gehenden Zeile mit A zu schreiben: iu gesagen niuwet mêre, sodaß dann beide Verse mit vier Hebungen als klingende gelesen werden konnten. Allein niumet, das sich nur in A findet, ist verdächtig und scheint hier der Mundart des Schreibers anzugehören. Vielleicht steckt in wan der Fehler. Nach ne-mé, niht—mêre, anders niht finde ich nämlich vor directer Rede wan einige male gespart ; so im 1. Büchl. 305—306, im Iwein 593—594, im Erec 6282—86; vgl. dazu den von Gliers in MSH. I, 103b, 13 und Germania v. d. Hagen's X, 177, Zeile 12; vgl. auch Paul Beitr. I, 401 über diese Stelle.
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WORTREGISTER. ab prœp., von. ab = aber 5037. 8160. aber 1599. 4484. et a. 2469. und a. 6369. acker masc. 4646. adamas masc. 3257. ahte fem. 2305. 3886. 6306. ahten swv. 2004. 5664. 6540. umbe etew. 6181. al 753. durch allez guot 1785. durch a. triuwe 2019. allen einen tac 5777. zallem iwerm leide 6106. über al 3115. 4654. 6232. mit alle 7096. al lůte 3845. allenthalben adv. 648. allertägelich 754. allez adv. 3092. 4396. almitten adv. 419. alrèrst adv. 1797. 6494. alrêst 4734. als conj. 488. 790. 1248. 2189. 3878. 4172. 4410. 6561. als wenn 662. 754. 2219. 3095. 3601. a. schiere 3109. als er — kunde 2963. als — als 295. alsame 755 1209. alsô 1927. 2548. a. bar 7823. a. dráte 3432. a. gar 1027. a. wol — sô daz 6650. a. guot 6644. alsus 543. 1170. 3502. alt adj. 5635. alten swv. 4458. alters eine 8025. altherre masc. 6441. ambet neutr. 489. 1409. an prœp. an daz leben gebieten 3430. der êrste an in 4665. dâ — an 1675. ander adj. 687. pleonastisch 2028. 4817. 8142. anders adv. 123. 192. 426. 919. anderstunt adc. 354. 1360. anderswar 1720. áne adj. u. adv. sin âne 4735. à. tuon 1369. 4465. à. wesen 3539. âne prœp. 558. 1445. 2657. 5366. 6892. ânen swv. sich 3580. ange masc. 3297. angesiht fem. ze ir a. 4234. angesthaft adj. 4076. antpfanc masc. 2081. antwürten swv. 5097. c. gen. 343. arbeit fem. 71. 968. 1979. 3665. 4014. 4091. es a. gewinnen 5776. es a. nemen 7489. arm adj. a. mare 2847. ich arme 3299. armeliche adj. 6193. armwip neutr. Anmerk. zu 6267 art fem. zuht von a. 6292. arzât masc. 1555. asche fem. 1583. àventiure fem. 527 fg. baden swv. báte 2190. bâgen stv. 4566. balsem masc. 1582. baneken sw. den lip 66. bant neutr. 505. bar adj. 1028. bâren swr. 1305. barschenkel adj. 2821.
WORTREGISTER. ab prœp., von. ab = aber 5037. 8160. aber 1599. 4484. et a. 2469. und a. 6369. acker masc. 4646. adamas masc. 3257. ahte fem. 2305. 3886. 6306. ahten swv. 2004. 5664. 6540. umbe etew. 6181. al 753. durch allez guot 1785. durch a. triuwe 2019. allen einen tac 5777. zallem iwerm leide 6106. über al 3115. 4654. 6232. mit alle 7096. al lůte 3845. allenthalben adv. 648. allertägelich 754. allez adv. 3092. 4396. almitten adv. 419. alrèrst adv. 1797. 6494. alrêst 4734. als conj. 488. 790. 1248. 2189. 3878. 4172. 4410. 6561. als wenn 662. 754. 2219. 3095. 3601. a. schiere 3109. als er — kunde 2963. als — als 295. alsame 755 1209. alsô 1927. 2548. a. bar 7823. a. dráte 3432. a. gar 1027. a. wol — sô daz 6650. a. guot 6644. alsus 543. 1170. 3502. alt adj. 5635. alten swv. 4458. alters eine 8025. altherre masc. 6441. ambet neutr. 489. 1409. an prœp. an daz leben gebieten 3430. der êrste an in 4665. dâ — an 1675. ander adj. 687. pleonastisch 2028. 4817. 8142. anders adv. 123. 192. 426. 919. anderstunt adc. 354. 1360. anderswar 1720. áne adj. u. adv. sin âne 4735. à. tuon 1369. 4465. à. wesen 3539. âne prœp. 558. 1445. 2657. 5366. 6892. ânen swv. sich 3580. ange masc. 3297. angesiht fem. ze ir a. 4234. angesthaft adj. 4076. antpfanc masc. 2081. antwürten swv. 5097. c. gen. 343. arbeit fem. 71. 968. 1979. 3665. 4014. 4091. es a. gewinnen 5776. es a. nemen 7489. arm adj. a. mare 2847. ich arme 3299. armeliche adj. 6193. armwip neutr. Anmerk. zu 6267 art fem. zuht von a. 6292. arzât masc. 1555. asche fem. 1583. àventiure fem. 527 fg. baden swv. báte 2190. bâgen stv. 4566. balsem masc. 1582. baneken sw. den lip 66. bant neutr. 505. bar adj. 1028. bâren swr. 1305. barschenkel adj. 2821.
Strana 285
BAST — BLUOT 285 bast masc. 2835. 6273. baz 678. 683. 1239. 3928. 7317. becke neutr. 593. bedecken swv. daz senen 2962. be- daht 681. bedenken v. an. ez wol 6179. bédeuthalp 543. 4591. bédenthalben 5405. bedunken z. an. 121. bedwingen s/v.— betwingen. began v. an. pris 3354. vrümekeit 2481. begeben ste. 4121. sich 667, begrifen stv. 294. 1112. sin gemach 8022. behaben swo. 3054 an b. 6373. behalten stv. 3726. 1402. S069. beheften swe. sich mit 6281. behern swo. 1829. 5647. beherten swe. ez einem an 4493. behiieten swe. behuote 5141. behuot 54U8. | beide adj. beidiu 551. 932. unde 1007. 2437. Leiten sir. 4070. bejac »nasc. 3920. 6396. bejagen swo. 3523. sich 7179. bekéren swe. 1880. 4840. muot b. 5750. beklagen sus. 5626. bekomen e. an. 6018. belegen xw?. beleit 138. beleiten xiro. 6247. beliben sto. 176. 1094. hbelœsen swv. 4519. benamen «dr. 154. 896. 2942. 4677. benemen s/7. 853. 913. 1652. 1692. bereden swv. sich 3659. bereiten wo. her bh. 3736. ez wider einen 4149. sich nach im if die stráze 2868. c. gen. 6250, berihten sw. 1213. bern sto. vride 1915. salde, ćre 4855. smac 6447. beruochen sue. 5702. beruofen swo. n. stv. (11. Lescheiden ad). 2115. 4381. 6295. bescheidenlichen adv. 2118. bescheinen xe, 1760. 2686. beschern swv. 1396. 54985. beschirmen xsiev. 2545. 2807. besitzen sv. 686. 2136. 7018. beslahen stv. 1136. besorgen swv. 2314. besperren xirce. 6182. noch b. den strit 4427. beide — bestán r. an. 1539. 1632. 3267. 7733. einem 6673. einen mit 209. 2396. bestaeten suv. 4205. 5089. bestaten swe. Anmerk. zu 4205. besunder adv. 2380. 6085. 6573. beswæren swv. 3388. beswichen sto. 3859. 6819. bete fem. 2740. 5386. 8043. gebot 238. 3086. 4781. betelich adj. 4546. 5361. betrágen suv. 520. 6275. betriegen ste. an einem betrogen siu 4559. betten swo. einem 6571. betwingen ste. 1725. 3606. betwunge 3054. bevahen stv. 454. 4364. bevelhen stv. bevalch 383. bevinden stv, 1771. bevriden swo. 1905. dbewæren swo. 3249. bewärten 6948. bewarn swe. 911. 2922. 2978. 1340. 6657. 7912. ez bew. 2784. bewegen stv. sich eines 5160. 6710. bewegen su'v. 1638. bewenden swv. 24. 1584 baz bewant 1815. zu einem 2438. bewisen si 2. 988. 5901. S051. bezzer adj. 3332. bi adv. 341. 538. 1553. bi sin 2857. bi prep. 1298. 3453. 4852. 5197. 6844. dä bi 7367. bibenen, biben swz. 509. biderbe adj. 1927. biegen stv. üz gebogen 464. bieten stv. buten 2759. sin unschulde 731. sich 395. 2283. einen an 5943. vür 1024. bilde nmeutr. 425. 4001. billich adj. 1629. binden stv. den helm af b. 4974, — 5616. biten stv. c. jen. 2330. 6008. biten stv. 912. 4152. 6980. si biten 4915. des tages (158. einem Kampfes 5745. bitter adj. 156. bizen stv. 2269. blie masc. 649. blicken sirve. blihte 5506. bliuclichen adv. 2254. bliuwen sto. blou 6203. bleze jen. 3831. blóz adj. 1331. 6762. bluot /em. 6446. b. unde âne b. 6662. alsó bí 7954. einem heiles dan b. 6749. sam cin hant 3256,
BAST — BLUOT 285 bast masc. 2835. 6273. baz 678. 683. 1239. 3928. 7317. becke neutr. 593. bedecken swv. daz senen 2962. be- daht 681. bedenken v. an. ez wol 6179. bédeuthalp 543. 4591. bédenthalben 5405. bedunken z. an. 121. bedwingen s/v.— betwingen. began v. an. pris 3354. vrümekeit 2481. begeben ste. 4121. sich 667, begrifen stv. 294. 1112. sin gemach 8022. behaben swo. 3054 an b. 6373. behalten stv. 3726. 1402. S069. beheften swe. sich mit 6281. behern swo. 1829. 5647. beherten swe. ez einem an 4493. behiieten swe. behuote 5141. behuot 54U8. | beide adj. beidiu 551. 932. unde 1007. 2437. Leiten sir. 4070. bejac »nasc. 3920. 6396. bejagen swo. 3523. sich 7179. bekéren swe. 1880. 4840. muot b. 5750. beklagen sus. 5626. bekomen e. an. 6018. belegen xw?. beleit 138. beleiten xiro. 6247. beliben sto. 176. 1094. hbelœsen swv. 4519. benamen «dr. 154. 896. 2942. 4677. benemen s/7. 853. 913. 1652. 1692. bereden swv. sich 3659. bereiten wo. her bh. 3736. ez wider einen 4149. sich nach im if die stráze 2868. c. gen. 6250, berihten sw. 1213. bern sto. vride 1915. salde, ćre 4855. smac 6447. beruochen sue. 5702. beruofen swo. n. stv. (11. Lescheiden ad). 2115. 4381. 6295. bescheidenlichen adv. 2118. bescheinen xe, 1760. 2686. beschern swv. 1396. 54985. beschirmen xsiev. 2545. 2807. besitzen sv. 686. 2136. 7018. beslahen stv. 1136. besorgen swv. 2314. besperren xirce. 6182. noch b. den strit 4427. beide — bestán r. an. 1539. 1632. 3267. 7733. einem 6673. einen mit 209. 2396. bestaeten suv. 4205. 5089. bestaten swe. Anmerk. zu 4205. besunder adv. 2380. 6085. 6573. beswæren swv. 3388. beswichen sto. 3859. 6819. bete fem. 2740. 5386. 8043. gebot 238. 3086. 4781. betelich adj. 4546. 5361. betrágen suv. 520. 6275. betriegen ste. an einem betrogen siu 4559. betten swo. einem 6571. betwingen ste. 1725. 3606. betwunge 3054. bevahen stv. 454. 4364. bevelhen stv. bevalch 383. bevinden stv, 1771. bevriden swo. 1905. dbewæren swo. 3249. bewärten 6948. bewarn swe. 911. 2922. 2978. 1340. 6657. 7912. ez bew. 2784. bewegen stv. sich eines 5160. 6710. bewegen su'v. 1638. bewenden swv. 24. 1584 baz bewant 1815. zu einem 2438. bewisen si 2. 988. 5901. S051. bezzer adj. 3332. bi adv. 341. 538. 1553. bi sin 2857. bi prep. 1298. 3453. 4852. 5197. 6844. dä bi 7367. bibenen, biben swz. 509. biderbe adj. 1927. biegen stv. üz gebogen 464. bieten stv. buten 2759. sin unschulde 731. sich 395. 2283. einen an 5943. vür 1024. bilde nmeutr. 425. 4001. billich adj. 1629. binden stv. den helm af b. 4974, — 5616. biten stv. c. jen. 2330. 6008. biten stv. 912. 4152. 6980. si biten 4915. des tages (158. einem Kampfes 5745. bitter adj. 156. bizen stv. 2269. blie masc. 649. blicken sirve. blihte 5506. bliuclichen adv. 2254. bliuwen sto. blou 6203. bleze jen. 3831. blóz adj. 1331. 6762. bluot /em. 6446. b. unde âne b. 6662. alsó bí 7954. einem heiles dan b. 6749. sam cin hant 3256,
Strana 286
286 bluoten swe. 1360. beese adj. 38. 2135. 2866. 4496. 5009. 5521. boge masc. 3265. bore ?nasc. 7158. borgen sıcv. 7145. botenbrót neutr. 2204. brá fem. 445. bracke masc. 3276. braht masc. 682. brät neutr. 5032. braten stv. briet 3280. brechen ste. 1869. 6761. die zuht 180. site 2329. 3234. gebzrde 5416. dan br. 1267. üz 1310. breit adj. 6432. bringen sív. ez br.ze 2052. ez umbe einen 2652. brinnen ste. 5301. brunne masc. 553. brütlouft fen. 2444. bü masc. 2833. biiezen swo. 144S. 1463. 6410. ber 5596. bunt, Buntwerk 2193. buoz 3412. buoze jem. 4000. ze b. stan 721. burcbere musc. 3772. burcmir fem. 4365. bürgetor neutr. 1259. biirn swo. 5373. 7080. büwen swv. daz siechhüs 7778. kum- da 56. 1681. 1777. 2201. 2471. 7728. 8024; ín der Antwort 490. 2210. 3627. dagen swo. 188. einem 257. dan 1263. 1699. 1776. 3892. dane mase. d. sagen 5404. sin d. han 2138. âne d. 2263. 6356. sun- der d. 2594. 3774. dankes 2736. danne 4897. nach Comparativen 531. 853. —als daj 7800. dannen. von d. 1561. dannoch 3263. dar 1341. 1562. daz, gesetzt daß 55. 1523. Anm. zu 3815 und 8117. daz niht 182. 4239. 4729. 7488. 7687. so daß 573. 709. 1138. dahin daß 7Tu9. dafür daß 2972. weil 4003. im Ausruf 6601. beim Schwur 7928. Vgl. unter iht. degen musc. 3028. dehein, kein 375. 4025. ein 1972. dehsen str. 6203. 1834. 2394. 3401. BLUOTEN — DURCH deist — daz ist 243. deiswar 38. 2466. deiz — daz ez 1087. 2160. 3911. der-dar. daz der 7392. der, Artikel. ein der liebeste 1315. Stellung 3128. 4147. 4913. Vor pron. poss. 1966. der, demonstrativ und relativ vv. 850. 1219. 1320. 1320. 2043. 285x. 3078. 3693. als der 1580. den jámer 6347. von dem R163. dér=—daz er 504. 2088. 2501 (? vgl. Paul S. 358). dernider «dv.==dar nider 5065. des 12. deste 247. 1605. 2629. 3176. 639u. deweder pron. 1046. 2988. 4164. 7271. dewedere 7488. dez— daz 1836. dicke adv». 650. dicke u. d. 5790. deste dicker 2853. aller dickest 6597 (vgl. Paul S. 343). diemüete adj. 1572. dienesthaft adj. 4768. 7468. diet fem. 1488. 1594. 5179. diezen stv. 209. | dine neutr. 408. min d. 7847. sin d. 1596. mit etelichem d. 1763. von gehiuren dingen 1387. mit schin- lichen d. 1526. ze nótigen d. 552-. der dinge vil 6663. 6932. diser, gen. disse, diss 4055. yen. p!. dirre 4084. diu Znstrum. zu der 153. von diu 5722. 7587. waz von diu 5273. ze diu daz 1564. vil diu baz 4395. diu geliche als 6621. diuten swv. 4437. 6110. dó 1183. 7003. dô dô 1731. doch 3529. 5491. 7557. 8011. dreimal gesetzt nacheinander 4678—80. und d. 1243. 1754. dórperheit fem. 7121. dóz masc. 258. 994. draben swo. 5966. dräte adv. 1512. alsó dr. 3432. drewen — drowen. dri, dat. drin 923. dró fem. 4983. 7709. drobe udv.=dar obe 3930. drouwen swv. Ze einem 5285. drônde 1242. drewen 6110. dunken ». an. 1715. vil d. 845. mich dûhte des 1352. comj. dühte 2530. durch prep. 83. 187. 280. 1703. 7736. d. got 1498. 2591. d. guot 152.
286 bluoten swe. 1360. beese adj. 38. 2135. 2866. 4496. 5009. 5521. boge masc. 3265. bore ?nasc. 7158. borgen sıcv. 7145. botenbrót neutr. 2204. brá fem. 445. bracke masc. 3276. braht masc. 682. brät neutr. 5032. braten stv. briet 3280. brechen ste. 1869. 6761. die zuht 180. site 2329. 3234. gebzrde 5416. dan br. 1267. üz 1310. breit adj. 6432. bringen sív. ez br.ze 2052. ez umbe einen 2652. brinnen ste. 5301. brunne masc. 553. brütlouft fen. 2444. bü masc. 2833. biiezen swo. 144S. 1463. 6410. ber 5596. bunt, Buntwerk 2193. buoz 3412. buoze jem. 4000. ze b. stan 721. burcbere musc. 3772. burcmir fem. 4365. bürgetor neutr. 1259. biirn swo. 5373. 7080. büwen swv. daz siechhüs 7778. kum- da 56. 1681. 1777. 2201. 2471. 7728. 8024; ín der Antwort 490. 2210. 3627. dagen swo. 188. einem 257. dan 1263. 1699. 1776. 3892. dane mase. d. sagen 5404. sin d. han 2138. âne d. 2263. 6356. sun- der d. 2594. 3774. dankes 2736. danne 4897. nach Comparativen 531. 853. —als daj 7800. dannen. von d. 1561. dannoch 3263. dar 1341. 1562. daz, gesetzt daß 55. 1523. Anm. zu 3815 und 8117. daz niht 182. 4239. 4729. 7488. 7687. so daß 573. 709. 1138. dahin daß 7Tu9. dafür daß 2972. weil 4003. im Ausruf 6601. beim Schwur 7928. Vgl. unter iht. degen musc. 3028. dehein, kein 375. 4025. ein 1972. dehsen str. 6203. 1834. 2394. 3401. BLUOTEN — DURCH deist — daz ist 243. deiswar 38. 2466. deiz — daz ez 1087. 2160. 3911. der-dar. daz der 7392. der, Artikel. ein der liebeste 1315. Stellung 3128. 4147. 4913. Vor pron. poss. 1966. der, demonstrativ und relativ vv. 850. 1219. 1320. 1320. 2043. 285x. 3078. 3693. als der 1580. den jámer 6347. von dem R163. dér=—daz er 504. 2088. 2501 (? vgl. Paul S. 358). dernider «dv.==dar nider 5065. des 12. deste 247. 1605. 2629. 3176. 639u. deweder pron. 1046. 2988. 4164. 7271. dewedere 7488. dez— daz 1836. dicke adv». 650. dicke u. d. 5790. deste dicker 2853. aller dickest 6597 (vgl. Paul S. 343). diemüete adj. 1572. dienesthaft adj. 4768. 7468. diet fem. 1488. 1594. 5179. diezen stv. 209. | dine neutr. 408. min d. 7847. sin d. 1596. mit etelichem d. 1763. von gehiuren dingen 1387. mit schin- lichen d. 1526. ze nótigen d. 552-. der dinge vil 6663. 6932. diser, gen. disse, diss 4055. yen. p!. dirre 4084. diu Znstrum. zu der 153. von diu 5722. 7587. waz von diu 5273. ze diu daz 1564. vil diu baz 4395. diu geliche als 6621. diuten swv. 4437. 6110. dó 1183. 7003. dô dô 1731. doch 3529. 5491. 7557. 8011. dreimal gesetzt nacheinander 4678—80. und d. 1243. 1754. dórperheit fem. 7121. dóz masc. 258. 994. draben swo. 5966. dräte adv. 1512. alsó dr. 3432. drewen — drowen. dri, dat. drin 923. dró fem. 4983. 7709. drobe udv.=dar obe 3930. drouwen swv. Ze einem 5285. drônde 1242. drewen 6110. dunken ». an. 1715. vil d. 845. mich dûhte des 1352. comj. dühte 2530. durch prep. 83. 187. 280. 1703. 7736. d. got 1498. 2591. d. guot 152.
Strana 287
DÜRFEN — ERVZEREN d. nót 3031. d. beliben 2822. d. clagen 4294. d. daz 1857. 2535. d. daz jàr 6701. dürfen v. an. 552. 1210. 1252. 4443. 4RTO c. gen. dürfte /em. 4863.. dürftiginne fem. 6403. e adv. 5195. edel adj. 3347. 3475. effen swe. 3546. ćhaft adj. 2933. 6042. eimber masc. 3312. ein, Artikel: ein gras 334. in ein 2108. in pl. 33. 3361. Stellung 8106. eine, vllein 1384. 2185. 3731. 4467. in einen 703. in eime 131. einec 3287. einhalp ade. 33545. eislich adj. 408. eit masc. 7908. s047. eiter neutr. 156. ellen neutr. 2999. en= ne. enbern stv. 1466. 1906. 2328. .enborn 5401. enbieten sto. 7751. enbizen sfr. 3308. enbeiz 62. enblanden str. 6343. 6391. enbresten sfc. enbrosten sin 2842. ende »4asc. u. neutr. den ende 1122. ein e. geben 2360. 7345. des endes 600. 924. 4034. &welhes endes 6684. in manegen enden 1251. enden sirve. mit werken 7920. vrumen 6066. sich 4346. eneben adv. 3790. 5996. engel masc. 2554. engelten sto. 213. 229. 940. 1193. 3039. | 7152. enpfàhen v. an. 1641. ensperren sv'v. 6247. entlihen sto. 7143. entnemen str. 7995. entrinwen adv. 493. 2112. 2983. entsagen siwe. sich 6890. entsitzen sv. 1421. 5010. entweln swo. 3762. 4357. entwenken swrz. 1288. sntwern swo. 5991. entwesen stv. 3191. entwürken v. an. 5382. enwec 1975. sinen baz e. 7994. e. nein enwiht 4413. enzit adv. 1860. 4747. 6651. er 15. ez (Deut. Wórtb. III, 1116. 2611. 3016. 3509. 7483. 7276. es männlich 1906. 2215. 4197. êrbære adj. 116. 4248. erbarmherze adj. 4856. erbeizen swo. 3108. erbelgen stv. 2737. erbeteil neutr. 7658. erbieten sie. ir erbutet 1196. erbiten stv. 288. 4605. 7449. erbunnen ». an. 5255. ère fem. 603. 789. 2437. 2442. 6219. —hüsére 2852. pl. 4564. mit éren 1021. daz sin din êre 2528. 3989. éren swe. 3935. eines geéret 2751. als Substant. 7640. ergâhen swv. 3275. ergân v. an. 943. 2729. 3503. 3694. 6597. umbe einen 3145. ergeben s/v. in gotes segen 5535. sich hin vür 1109. ergetzen swo. 2070. erhellen stv. 301. erholn swv. sich 2795. erkennen swv. 501. 2859. 2890. Kant 114. 232. 7482. mir ist er- kant 1199. 1903. erkant tuon 5124. doppelter Acc. 1913. dat. u. acc. 1679. bemerken 3381. erkiesen s/v. zen besten 1855. ûf die brust 5026. erkovern swo. sich 3733. erkunnen swo. 2532. 6514. erlazen stv. 226. acc. u. gen. 142. 3317. 6833. erliiejen swo. 5057. ermanen swo. 3933. ernern swo. 2835. ernest masc. 1320. 5111. errechen stv. 5069. erriten stv. 4693. 5963. erschinen stv. einem vor 3931. erslahen stp. 3224. crsmecken swo. 3885. erbolgen 1489. ergatzte 5450. er- erest adj. zem ersten 1155. von érste 3121. érste ade. 2902. niht é. 6991. von é. 3105. ersterben swo. 718. erstrichen ste. 969. erstriten sf». ez einem an 5137. erguochen sie. 1291. 6283. 6433. ertagen sw?. 5861. erteilen swo. 1955. ervaeren suz. 5787.
DÜRFEN — ERVZEREN d. nót 3031. d. beliben 2822. d. clagen 4294. d. daz 1857. 2535. d. daz jàr 6701. dürfen v. an. 552. 1210. 1252. 4443. 4RTO c. gen. dürfte /em. 4863.. dürftiginne fem. 6403. e adv. 5195. edel adj. 3347. 3475. effen swe. 3546. ćhaft adj. 2933. 6042. eimber masc. 3312. ein, Artikel: ein gras 334. in ein 2108. in pl. 33. 3361. Stellung 8106. eine, vllein 1384. 2185. 3731. 4467. in einen 703. in eime 131. einec 3287. einhalp ade. 33545. eislich adj. 408. eit masc. 7908. s047. eiter neutr. 156. ellen neutr. 2999. en= ne. enbern stv. 1466. 1906. 2328. .enborn 5401. enbieten sto. 7751. enbizen sfr. 3308. enbeiz 62. enblanden str. 6343. 6391. enbresten sfc. enbrosten sin 2842. ende »4asc. u. neutr. den ende 1122. ein e. geben 2360. 7345. des endes 600. 924. 4034. &welhes endes 6684. in manegen enden 1251. enden sirve. mit werken 7920. vrumen 6066. sich 4346. eneben adv. 3790. 5996. engel masc. 2554. engelten sto. 213. 229. 940. 1193. 3039. | 7152. enpfàhen v. an. 1641. ensperren sv'v. 6247. entlihen sto. 7143. entnemen str. 7995. entrinwen adv. 493. 2112. 2983. entsagen siwe. sich 6890. entsitzen sv. 1421. 5010. entweln swo. 3762. 4357. entwenken swrz. 1288. sntwern swo. 5991. entwesen stv. 3191. entwürken v. an. 5382. enwec 1975. sinen baz e. 7994. e. nein enwiht 4413. enzit adv. 1860. 4747. 6651. er 15. ez (Deut. Wórtb. III, 1116. 2611. 3016. 3509. 7483. 7276. es männlich 1906. 2215. 4197. êrbære adj. 116. 4248. erbarmherze adj. 4856. erbeizen swo. 3108. erbelgen stv. 2737. erbeteil neutr. 7658. erbieten sie. ir erbutet 1196. erbiten stv. 288. 4605. 7449. erbunnen ». an. 5255. ère fem. 603. 789. 2437. 2442. 6219. —hüsére 2852. pl. 4564. mit éren 1021. daz sin din êre 2528. 3989. éren swe. 3935. eines geéret 2751. als Substant. 7640. ergâhen swv. 3275. ergân v. an. 943. 2729. 3503. 3694. 6597. umbe einen 3145. ergeben s/v. in gotes segen 5535. sich hin vür 1109. ergetzen swo. 2070. erhellen stv. 301. erholn swv. sich 2795. erkennen swv. 501. 2859. 2890. Kant 114. 232. 7482. mir ist er- kant 1199. 1903. erkant tuon 5124. doppelter Acc. 1913. dat. u. acc. 1679. bemerken 3381. erkiesen s/v. zen besten 1855. ûf die brust 5026. erkovern swo. sich 3733. erkunnen swo. 2532. 6514. erlazen stv. 226. acc. u. gen. 142. 3317. 6833. erliiejen swo. 5057. ermanen swo. 3933. ernern swo. 2835. ernest masc. 1320. 5111. errechen stv. 5069. erriten stv. 4693. 5963. erschinen stv. einem vor 3931. erslahen stp. 3224. crsmecken swo. 3885. erbolgen 1489. ergatzte 5450. er- erest adj. zem ersten 1155. von érste 3121. érste ade. 2902. niht é. 6991. von é. 3105. ersterben swo. 718. erstrichen ste. 969. erstriten sf». ez einem an 5137. erguochen sie. 1291. 6283. 6433. ertagen sw?. 5861. erteilen swo. 1955. ervaeren suz. 5787.
Strana 288
288 ervehten s/v. 6618. ervinden stv. 4863. erwachsen sto. 233. erweln sicv. 1587. erwenden si. 241. 1492. 3955. 4945. erwern swo. 19. 2059. dat. v. ace. 4600. sich e. 415. 1395. 7561. erwinden sfv. 6152. erzeigen swv. 1321. 7495. erziehen ste. 5065. erziugen sv. 1069. 1527. es gen. masc. 2215. 2191. et 2469. 4252. 6410. eteslich, etelich adj. 2687. eteswä 1806. 7225. eteswenne 2905. eteswer 1826. eteswie 2835. ezzen stv. als Substant. 816. 8515. val. er. nach ezzen gach adj. adv. 827. 953. 2143. 2542. 4187. g. geteilt 4873. gáchspise jem. 1222. gadem neutr. 6714. gæhe adj. 3203. gahen swe. 1341. gähes ade. 1092. 2308. galle fem. 7547. galm masc. 610. gân, gên # «x. 3212. 3421. 7411. gene 2215. über einen 1678. an den lip 4100. 5261. an die triuwe 4902. in etew. 2058. nách g. 4153. abe g. wit dat. u. gen. 4909. uf g. 643. von einander ©. làzen 5311. ganz adj. 340. garzün masc. 2132. gast masc. 3565. 3992. 6272. «040. gastlichen adr. 519s. gáàzen, vgl. gezzen. geantwürten si. 2973. gebzerde jem. 1661. gebáren sicv. 2211. 2952. 3501. geben stv. 368. 2811. den eit 7908. die schult 4221. sich einem 6793. her 3578. hin 8079. hin widere 618. tebende neutr. 1330. gebieten ste. 4544. 3439. gebîten stv. 4833. gebiten 2763. gebot neutr. 394. Vgl. bete. gebresten sło. 3564. 3991. 4638. 8039. ze g. 4191. an daz leben ERVEHTEN — GEMUETE. gebringen sto. 2898, gebüre masc. 432. 3557. geburt /em. 2424. 4966. gedagen sive. 182. gedane masv. 3083. 650* gedenken v.'an. mit gen. 911. 1493. 1507. g. 2577. gedienen suv. 4536. 5519. 79491. 6094. gedinge neutr. 4597. gedingen «wo. 4740. gedrenge neutr. 268. gedrewen, gedreéun sire, 5264. 6258. gehaben swv. 41%, 5422. sich 1174. ez mit cinem 1965. geháhen ste. 4614. gehaz adj. 1179. 4113. gehazzen swo. 2262. geheizen stv. 2268. 3166. sich einem 4894. gehellen ste. in ein 2108. 7432. gehiure adj. 1387. gehiwen, gebien sz. 2672. 2509. gehanen sio. 2785. gehiasen swe. 7039. geiselruote jem. 4923. geladen siev. 5590. gelegen sev. 1315. geleisten xirv. 5225. geleit von legen; 2) ron weliden. geléret, vyl. léren. gelich adj. 1670. dem wunsche g. 1334. diu gel. 753. 6269. geliche ade. 6560. gel. als 2217. gelichen, glichen sv. 876. geliden sto. geleit 6754. gelieben sw. angenchm machen 2423. geligen sto. 671. 1407. gelimph masc. 4412. gelinge masc. 1525. geloben sv. 1818. gelouben sic?. c. dat. 4194. 4395. sich 2813. sich eines 6705. gelpf adj. 625. gelt masc. 7216. geltære masc. 7164. gelten ste. 620. 2561, 6207. 67:34. 7147 gelübede neutr. 3056. gemach max«c. u. neutr. 16. 250. 1750. gemachen sw 2. 6460. gemazen sio. 1043. gemellich adj. 2504. gemelliche fem. 221s. gemeren swo. 2650. gemerken suv. gemarhte 566). gemiure neutr. 7810. gemiejen suv. 3675. gemiete neutr. 1662. 2011.
288 ervehten s/v. 6618. ervinden stv. 4863. erwachsen sto. 233. erweln sicv. 1587. erwenden si. 241. 1492. 3955. 4945. erwern swo. 19. 2059. dat. v. ace. 4600. sich e. 415. 1395. 7561. erwinden sfv. 6152. erzeigen swv. 1321. 7495. erziehen ste. 5065. erziugen sv. 1069. 1527. es gen. masc. 2215. 2191. et 2469. 4252. 6410. eteslich, etelich adj. 2687. eteswä 1806. 7225. eteswenne 2905. eteswer 1826. eteswie 2835. ezzen stv. als Substant. 816. 8515. val. er. nach ezzen gach adj. adv. 827. 953. 2143. 2542. 4187. g. geteilt 4873. gáchspise jem. 1222. gadem neutr. 6714. gæhe adj. 3203. gahen swe. 1341. gähes ade. 1092. 2308. galle fem. 7547. galm masc. 610. gân, gên # «x. 3212. 3421. 7411. gene 2215. über einen 1678. an den lip 4100. 5261. an die triuwe 4902. in etew. 2058. nách g. 4153. abe g. wit dat. u. gen. 4909. uf g. 643. von einander ©. làzen 5311. ganz adj. 340. garzün masc. 2132. gast masc. 3565. 3992. 6272. «040. gastlichen adr. 519s. gáàzen, vgl. gezzen. geantwürten si. 2973. gebzerde jem. 1661. gebáren sicv. 2211. 2952. 3501. geben stv. 368. 2811. den eit 7908. die schult 4221. sich einem 6793. her 3578. hin 8079. hin widere 618. tebende neutr. 1330. gebieten ste. 4544. 3439. gebîten stv. 4833. gebiten 2763. gebot neutr. 394. Vgl. bete. gebresten sło. 3564. 3991. 4638. 8039. ze g. 4191. an daz leben ERVEHTEN — GEMUETE. gebringen sto. 2898, gebüre masc. 432. 3557. geburt /em. 2424. 4966. gedagen sive. 182. gedane masv. 3083. 650* gedenken v.'an. mit gen. 911. 1493. 1507. g. 2577. gedienen suv. 4536. 5519. 79491. 6094. gedinge neutr. 4597. gedingen «wo. 4740. gedrenge neutr. 268. gedrewen, gedreéun sire, 5264. 6258. gehaben swv. 41%, 5422. sich 1174. ez mit cinem 1965. geháhen ste. 4614. gehaz adj. 1179. 4113. gehazzen swo. 2262. geheizen stv. 2268. 3166. sich einem 4894. gehellen ste. in ein 2108. 7432. gehiure adj. 1387. gehiwen, gebien sz. 2672. 2509. gehanen sio. 2785. gehiasen swe. 7039. geiselruote jem. 4923. geladen siev. 5590. gelegen sev. 1315. geleisten xirv. 5225. geleit von legen; 2) ron weliden. geléret, vyl. léren. gelich adj. 1670. dem wunsche g. 1334. diu gel. 753. 6269. geliche ade. 6560. gel. als 2217. gelichen, glichen sv. 876. geliden sto. geleit 6754. gelieben sw. angenchm machen 2423. geligen sto. 671. 1407. gelimph masc. 4412. gelinge masc. 1525. geloben sv. 1818. gelouben sic?. c. dat. 4194. 4395. sich 2813. sich eines 6705. gelpf adj. 625. gelt masc. 7216. geltære masc. 7164. gelten ste. 620. 2561, 6207. 67:34. 7147 gelübede neutr. 3056. gemach max«c. u. neutr. 16. 250. 1750. gemachen sw 2. 6460. gemazen sio. 1043. gemellich adj. 2504. gemelliche fem. 221s. gemeren swo. 2650. gemerken suv. gemarhte 566). gemiure neutr. 7810. gemiejen suv. 3675. gemiete neutr. 1662. 2011.
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GEMUOT — GEVERTE gemuot adj. wol g. 2909. 5786. suoze g. 7300. gemuotli.h adj. 7248. genàde "em. 177 gen. sagen 388. gen. cines hán 2272. f gen. 4537. 5999. — Ruhe 5946. 7771. genád.'ós adj. T8.. genaden swo. 20€ . 4810. genendeclicher adv. 3760. gene :n str. ich genise 3299. genAren 2546. 53. 1104. 1253. c. gen. 2727. genge adj. 3374. genideren sive. 4893. genieten swo. sich 5642. 7960. geriezen ste. 210. 100. 940. 1177. 1694. 3199. 4697. genígeu sto. 3944. genist fem. 1299. genózschaft fem. 1474. gentiegen swe. 2746. 2799. 4792. 7353. genuoc 791. 5038. 6474. genflegen stv. 3283. 4879. geprisen sww. 5473. ger adj. g. zuo 1013. gerâten stv. 2345.-2399. 7087. ger. ze 2705. im nâ 5962. c. gen. 1899. gerechen sto. 3129. gereit adj. 1008. 1059. 2054. 2956. 5607. 7209. c. gen. 3415. gereite adv. 1428. só ger. — 80 3608. gereite neutr. 953. 3463. gerich masc. 1677. 4504. 6760. gerichen swv. 7203. gerihte neutr. 5015. 7670. gerine masc. 4838. geringen «tv, 2844. geringen swo. 4264. geriten stv. 1458. 2134. 3239. geriten 3559. geriute neutr. 401. niuwez 3285. gern swv, 4443. an einen 4284. gerne adv. 1948. 2524. 2596. 2732. 6295. gerner 247. 1347. gerner vil 1982. gerteren swv. 3015. gerüme adj. 6149. gerümen swv. 7020. geruochen swv. 378. 522. 765. 2573. geruofen swv. 3247. gerwen swv. 3337. gesagen swv. die schult g. 3223. geschaffen sto. 5757. geschehen sf/v. mir geschiht diu zuht, unzuht, ére, vrumekeit 130. 813. 2489. 4183. mir geachiht c. inf. 330. 3367. 4872. HARTMANN VON AUF. III. im ûf den vuoz 5. Aufl. 289 gescheiden str. 347. dan gescheiden 397. geschelten str. 211. geschepfen 987. geschermen swe. 6725. geschiht fem. 3630. gesehen ste, 573. sich 5970. geselle masc. 2339. gesellekeit fem. 886. geselleschaft fem. 83. 2621. gesigen swo. einem an 535. gesiht /em. 3230. gesinde neutr. 1444. gesiune neutr. 5718. gesizen sto. 86. 773. 2381. 308U. 1097. af ges. 708. geslahen str. 3353. gespile masc. 5208. gesprechen stv. leit einem eines êre 4578. gestalt von stellen. gestán v. an. 3273. 5228. einem 4731. 4910. 5275. 1034. 2476. gester adv. 2085. gestiuren swv. 5042. 5798. gestriten ste. 4656. 5129. 5899. gestrichen sf». 3487. gesundern sio. sich 6518. gesunt masc. 5632. gesunt adj. 4985. gesuochen swe. 1403. geswichen sfr. 6211. geswigen str. 5784. getát fem. 2475. 4377. getragen stv. an getr. 6724. getreten stv. 1086. getrœsten swv. er getrôste 420. getrüwen swv. 4101. 4982. getuon stv. 347. 4209. eines rede 2404. 3422. sin reht 4750. wider einen 5984. getürren v. a». getar1852. getürre 5212. getorste 3020. getwanc masc. 2296. getwerc neutr. 4924. getwingen stv. 4143. geveerlich adj. 7683. gevahen stv. 274. 674. 3722. 4673. einen wec 5780. an etew. Anu. zu 3057. ze sinnen 3504. gevallen stv. 6617. c. dat. 4565. gevarn str. 4892. 5315. gevehten ste. 6711. gevelschen swe. 3765. geverte masc. 4675. 933. 1207. 1425. 3672. 2013. 3881. einem der rede 19
GEMUOT — GEVERTE gemuot adj. wol g. 2909. 5786. suoze g. 7300. gemuotli.h adj. 7248. genàde "em. 177 gen. sagen 388. gen. cines hán 2272. f gen. 4537. 5999. — Ruhe 5946. 7771. genád.'ós adj. T8.. genaden swo. 20€ . 4810. genendeclicher adv. 3760. gene :n str. ich genise 3299. genAren 2546. 53. 1104. 1253. c. gen. 2727. genge adj. 3374. genideren sive. 4893. genieten swo. sich 5642. 7960. geriezen ste. 210. 100. 940. 1177. 1694. 3199. 4697. genígeu sto. 3944. genist fem. 1299. genózschaft fem. 1474. gentiegen swe. 2746. 2799. 4792. 7353. genuoc 791. 5038. 6474. genflegen stv. 3283. 4879. geprisen sww. 5473. ger adj. g. zuo 1013. gerâten stv. 2345.-2399. 7087. ger. ze 2705. im nâ 5962. c. gen. 1899. gerechen sto. 3129. gereit adj. 1008. 1059. 2054. 2956. 5607. 7209. c. gen. 3415. gereite adv. 1428. só ger. — 80 3608. gereite neutr. 953. 3463. gerich masc. 1677. 4504. 6760. gerichen swv. 7203. gerihte neutr. 5015. 7670. gerine masc. 4838. geringen «tv, 2844. geringen swo. 4264. geriten stv. 1458. 2134. 3239. geriten 3559. geriute neutr. 401. niuwez 3285. gern swv, 4443. an einen 4284. gerne adv. 1948. 2524. 2596. 2732. 6295. gerner 247. 1347. gerner vil 1982. gerteren swv. 3015. gerüme adj. 6149. gerümen swv. 7020. geruochen swv. 378. 522. 765. 2573. geruofen swv. 3247. gerwen swv. 3337. gesagen swv. die schult g. 3223. geschaffen sto. 5757. geschehen sf/v. mir geschiht diu zuht, unzuht, ére, vrumekeit 130. 813. 2489. 4183. mir geachiht c. inf. 330. 3367. 4872. HARTMANN VON AUF. III. im ûf den vuoz 5. Aufl. 289 gescheiden str. 347. dan gescheiden 397. geschelten str. 211. geschepfen 987. geschermen swe. 6725. geschiht fem. 3630. gesehen ste, 573. sich 5970. geselle masc. 2339. gesellekeit fem. 886. geselleschaft fem. 83. 2621. gesigen swo. einem an 535. gesiht /em. 3230. gesinde neutr. 1444. gesiune neutr. 5718. gesizen sto. 86. 773. 2381. 308U. 1097. af ges. 708. geslahen str. 3353. gespile masc. 5208. gesprechen stv. leit einem eines êre 4578. gestalt von stellen. gestán v. an. 3273. 5228. einem 4731. 4910. 5275. 1034. 2476. gester adv. 2085. gestiuren swv. 5042. 5798. gestriten ste. 4656. 5129. 5899. gestrichen sf». 3487. gesundern sio. sich 6518. gesunt masc. 5632. gesunt adj. 4985. gesuochen swe. 1403. geswichen sfr. 6211. geswigen str. 5784. getát fem. 2475. 4377. getragen stv. an getr. 6724. getreten stv. 1086. getrœsten swv. er getrôste 420. getrüwen swv. 4101. 4982. getuon stv. 347. 4209. eines rede 2404. 3422. sin reht 4750. wider einen 5984. getürren v. a». getar1852. getürre 5212. getorste 3020. getwanc masc. 2296. getwerc neutr. 4924. getwingen stv. 4143. geveerlich adj. 7683. gevahen stv. 274. 674. 3722. 4673. einen wec 5780. an etew. Anu. zu 3057. ze sinnen 3504. gevallen stv. 6617. c. dat. 4565. gevarn str. 4892. 5315. gevehten ste. 6711. gevelschen swe. 3765. geverte masc. 4675. 933. 1207. 1425. 3672. 2013. 3881. einem der rede 19
Strana 290
290 geverte neutr. 695. 3613. 5769. 1 gevidere neutr. 2126. gevilde neutr. 216. gevinden sto. 1207. gevolgen swo. c. gen. 1794. gevristen swv. 948. gevriunt adj. 7057. gevróun suv. 611. gevrumen swv. 5515. 6665. 7926. gevüege adj. 3679. gevüegen swe. sich 1745. 1354. gevüere neutr. 6539. | gewafen neutr. 5019. . gewære adj. 5560. ! gewalt masc. 123. in des wunsches gew. 6916. gewalten swe. 1568. gewarheit fem. 1111. 8116. ' gewehenen swo. 2527. | gewerben sty. 2772. | 6857. mit gew. gewern sut. 1897. C. ace. u. gen. 918, 6168. 7206. gewerp masc. 5S18. gewerren stv. 224. 3544. | gewis adj. 4. gewis han 1265. 4256. 6924. gewizen stv. 2093. gewizzen adj., siehe wizzen. gewonheit jem. 6595. ! gezan adj. 455. | gezelt neutr. 3067. gezemen siv. mich gezimt des 64. 3079. mir gezimt 2691. geziehen stv. ez gezôch mir alsô 4452. 5446. geziue neutr. 1129. 2946. geziugen swv. 1967. geziirnen swu'vo. 864. gezzen stv. gaz 1224. gàzen 369. vol g. 6569. gisel masc. 3782. golt neutr. 2945. got masc. g. der guote 1610. durch. gra neutr. 2193. gran Jem. 445. 3454. gras neutr. ein gras 334. grimme f2m. 1324. 1519. grinen str. 577. griulich adj. 3501. gróz adj. 431. griiezen swo. 1002. 3894. gliete fem. 1. nach ir g. 1661. 6467. | gewinnen str. lip 6851. ez gew. | 7268. es arbeit 5776. einem an | 2546. | Vgl. GEVERTE — HER giietlichen ado. 341. 367. günnen «s. an. 938. gunden 4115. 8086. 2068. 2324. guot adj. 5. 1987. gen. gan dat. u. 4309. 5553. 3078. 3350. 3599, g. gemüete 1662. g. wec. g. wille 5026. 1953. g. site 4595. mit g. site 245. c. partic. 5094. durch guot 1562. alsô guot 6644. gurgele fem. 4614. gurre Jem. 4941. gürten se. c. dat. wi. haben, hàn o. an. 2071. 4321. dw hate 1385. niht an hb. 5651. ez dà vür h. 122. ez im eine h. $54. 2878. ez an dem tage h. 7627. vertretend 1940. haben swe. daz hüs 2839, dä bí 2547. üf h.1090. ez dà vür 5187. 7073. sich dar an 4398. im bi h. 3620. hacheln swe. 6204. haft masc. 1087. halp adj. niht halbez 1506. halsperc asc. 3947. handeln swe. 3635. handelunge fem. 389. hant fem. diu ober h. 1537. mit vrfer h. 3157. ze handen 19. 2371. hande gen. pl. 2192. hande— Art 405. bár neutr. niht ein h. 579. eime h. 2641. hármin 2193. harnasch 957. harte ade. 426. h. verre 1002. h. gar 6833. 5011. michel harter 4591, haz asc. ane h. 338. 2:95. gotes h. 6104. hazlich adj. 1319. heben sto. 824. den strit 871. den strit einem an 6718. sînen zorn 1381. heften swo. hafte 3469. heil neutr. 1348. heiles 5078. guot h 596. 1309. heimlich adj. 1759. Leiz adj. einem h. tuon 7050. helfen s!v. 2295. 1933. sí hulfen 4174. sÓó helfe mir got 6165. heln ste. hal 1422. ber neutr. 677. 23106. gegen 3699. 4626. h. wol 920. 1947. harter ein h. 2233.
290 geverte neutr. 695. 3613. 5769. 1 gevidere neutr. 2126. gevilde neutr. 216. gevinden sto. 1207. gevolgen swo. c. gen. 1794. gevristen swv. 948. gevriunt adj. 7057. gevróun suv. 611. gevrumen swv. 5515. 6665. 7926. gevüege adj. 3679. gevüegen swe. sich 1745. 1354. gevüere neutr. 6539. | gewafen neutr. 5019. . gewære adj. 5560. ! gewalt masc. 123. in des wunsches gew. 6916. gewalten swe. 1568. gewarheit fem. 1111. 8116. ' gewehenen swo. 2527. | gewerben sty. 2772. | 6857. mit gew. gewern sut. 1897. C. ace. u. gen. 918, 6168. 7206. gewerp masc. 5S18. gewerren stv. 224. 3544. | gewis adj. 4. gewis han 1265. 4256. 6924. gewizen stv. 2093. gewizzen adj., siehe wizzen. gewonheit jem. 6595. ! gezan adj. 455. | gezelt neutr. 3067. gezemen siv. mich gezimt des 64. 3079. mir gezimt 2691. geziehen stv. ez gezôch mir alsô 4452. 5446. geziue neutr. 1129. 2946. geziugen swv. 1967. geziirnen swu'vo. 864. gezzen stv. gaz 1224. gàzen 369. vol g. 6569. gisel masc. 3782. golt neutr. 2945. got masc. g. der guote 1610. durch. gra neutr. 2193. gran Jem. 445. 3454. gras neutr. ein gras 334. grimme f2m. 1324. 1519. grinen str. 577. griulich adj. 3501. gróz adj. 431. griiezen swo. 1002. 3894. gliete fem. 1. nach ir g. 1661. 6467. | gewinnen str. lip 6851. ez gew. | 7268. es arbeit 5776. einem an | 2546. | Vgl. GEVERTE — HER giietlichen ado. 341. 367. günnen «s. an. 938. gunden 4115. 8086. 2068. 2324. guot adj. 5. 1987. gen. gan dat. u. 4309. 5553. 3078. 3350. 3599, g. gemüete 1662. g. wec. g. wille 5026. 1953. g. site 4595. mit g. site 245. c. partic. 5094. durch guot 1562. alsô guot 6644. gurgele fem. 4614. gurre Jem. 4941. gürten se. c. dat. wi. haben, hàn o. an. 2071. 4321. dw hate 1385. niht an hb. 5651. ez dà vür h. 122. ez im eine h. $54. 2878. ez an dem tage h. 7627. vertretend 1940. haben swe. daz hüs 2839, dä bí 2547. üf h.1090. ez dà vür 5187. 7073. sich dar an 4398. im bi h. 3620. hacheln swe. 6204. haft masc. 1087. halp adj. niht halbez 1506. halsperc asc. 3947. handeln swe. 3635. handelunge fem. 389. hant fem. diu ober h. 1537. mit vrfer h. 3157. ze handen 19. 2371. hande gen. pl. 2192. hande— Art 405. bár neutr. niht ein h. 579. eime h. 2641. hármin 2193. harnasch 957. harte ade. 426. h. verre 1002. h. gar 6833. 5011. michel harter 4591, haz asc. ane h. 338. 2:95. gotes h. 6104. hazlich adj. 1319. heben sto. 824. den strit 871. den strit einem an 6718. sînen zorn 1381. heften swo. hafte 3469. heil neutr. 1348. heiles 5078. guot h 596. 1309. heimlich adj. 1759. Leiz adj. einem h. tuon 7050. helfen s!v. 2295. 1933. sí hulfen 4174. sÓó helfe mir got 6165. heln ste. hal 1422. ber neutr. 677. 23106. gegen 3699. 4626. h. wol 920. 1947. harter ein h. 2233.
Strana 291
HERGESELLE — KNEHT h. eines wesen 4329. 5350. mit h. 1841. hergeselle masc. 6746. berre, her masc. min her 915. herschaft fem. 6837. herte adj. 696. 3522. herte jem. 2719. herze neutr. 3941. hie 3303. hin 6342. hin dan 2253. hinaht ado. 4491. hinder prep. h. sich 8076. hinken stv. hanc 4936. hinnen adv. 1764. von h. 4306. hirne neutr. 3232. hiure adv. 2830. i hóchvart fem. 2321. hóchzit fem. 35. hof masc. ze hove 4272. hohe adv. hoher gAn 5288. hornüz masc. 209 (oder vielmehr hor- nuz? vgl. duz: hornuz in der Krone 1490). | houbetsünde /em. 1896. houbetvrost masc. 6537. houwen str. dan b. 7158. hovereht neutr. 7341. i hoveroht adj. 464. hovesch adj. 1417. hovescheit jem. (88. 2114. 3381. hovezuht jem. 6253. hiieten swe. huote 3915. hulde fem. sin selbes h. 3221. mit ! h. 221. 1714. , humbel masc. 206. huobe ferm. 2883. 4464. huote fem. 2899. 3676. hurt fem. 5155. hůs neutr. 3771. hůsrát asc. 6541. hút Jem hiute 460. ie 1951. 4060. 7358. ie móre 4062. noch ie 4276. jemals 609. 987. ieman, iemen. daz iemen 7603. iemer 5477. 7017. iemer man 1817. i. dehein 1892. i. mé 7801. iender ad». 659. 1086. ietweder 1008. 1710. 4936. 7087. iezuo 2512. iht 175. 491. daz iht— dag etwa | 4073. — daj nicht etwa (ne forte, ne qua) 1084. 2734. 2788. 3443. 3859. 7603. 8117 (nach swern). immer 1294. 2347. 291 in adv. hin in, hinein 98. ingesinde neutr. 6418. inne. dá—inne 157. irre adj. 2893. irren sue. 2555. 2905. irrevart fem. 5765. isen neutr. 7223. isengewant neutr. 965. hinne 1741. jach von jehen. jemerlichen ade. 1889. járzal fem. 3055. jarzil neutr. 2942. jehen stv. 14. jach 374. einem nich jeken 2986. c. gen. 4431. 5192. des siges 6357. c. gen. u. dat. 1885. 1972. 7322. mit abh. Satze 7271. jamer masc. 3213. jamern swo. nach etew. 3216. joch conj. 161. 3712. june adj. jungeste zit 1158. ze juugest 3300. kampfgeselle asc. T0853. kampfwise masc. 7127. kare adj. 5666. 7190. karkeit fem. S018. kebsen swo. 3171. kein adj. 1507. kemenáte fem. 81. 5211. kempfe masc. 4168. kempfen swv. 4327. kéren swv. 4670. 7282. zuo k. 1590. wider k. 3203. vür k. 6097. über einen 3370. ez an einen 2791. 2894. 3150. ketene fein. 591. kewe j'em. 6688. kezzel masc. 3211. kiesen ste. 614. kurn 4814. kinnebein neutr. 461. 5334. kint neutr. der Unsselden k. 4449. — Madchen 316. 4470. kintheit fem. 5671. 6330. klà fem. 6690. klage fem. 4914. klagebære adj. 1566. 6909. klagen swo. 4294. 6912. ez kl. 2075. kleine adj. 3455. kleine adv. 6484. kneht masc. 2513. 2901. 6338. den tot 7305. si des tiuvels 19*
HERGESELLE — KNEHT h. eines wesen 4329. 5350. mit h. 1841. hergeselle masc. 6746. berre, her masc. min her 915. herschaft fem. 6837. herte adj. 696. 3522. herte jem. 2719. herze neutr. 3941. hie 3303. hin 6342. hin dan 2253. hinaht ado. 4491. hinder prep. h. sich 8076. hinken stv. hanc 4936. hinnen adv. 1764. von h. 4306. hirne neutr. 3232. hiure adv. 2830. i hóchvart fem. 2321. hóchzit fem. 35. hof masc. ze hove 4272. hohe adv. hoher gAn 5288. hornüz masc. 209 (oder vielmehr hor- nuz? vgl. duz: hornuz in der Krone 1490). | houbetsünde /em. 1896. houbetvrost masc. 6537. houwen str. dan b. 7158. hovereht neutr. 7341. i hoveroht adj. 464. hovesch adj. 1417. hovescheit jem. (88. 2114. 3381. hovezuht jem. 6253. hiieten swe. huote 3915. hulde fem. sin selbes h. 3221. mit ! h. 221. 1714. , humbel masc. 206. huobe ferm. 2883. 4464. huote fem. 2899. 3676. hurt fem. 5155. hůs neutr. 3771. hůsrát asc. 6541. hút Jem hiute 460. ie 1951. 4060. 7358. ie móre 4062. noch ie 4276. jemals 609. 987. ieman, iemen. daz iemen 7603. iemer 5477. 7017. iemer man 1817. i. dehein 1892. i. mé 7801. iender ad». 659. 1086. ietweder 1008. 1710. 4936. 7087. iezuo 2512. iht 175. 491. daz iht— dag etwa | 4073. — daj nicht etwa (ne forte, ne qua) 1084. 2734. 2788. 3443. 3859. 7603. 8117 (nach swern). immer 1294. 2347. 291 in adv. hin in, hinein 98. ingesinde neutr. 6418. inne. dá—inne 157. irre adj. 2893. irren sue. 2555. 2905. irrevart fem. 5765. isen neutr. 7223. isengewant neutr. 965. hinne 1741. jach von jehen. jemerlichen ade. 1889. járzal fem. 3055. jarzil neutr. 2942. jehen stv. 14. jach 374. einem nich jeken 2986. c. gen. 4431. 5192. des siges 6357. c. gen. u. dat. 1885. 1972. 7322. mit abh. Satze 7271. jamer masc. 3213. jamern swo. nach etew. 3216. joch conj. 161. 3712. june adj. jungeste zit 1158. ze juugest 3300. kampfgeselle asc. T0853. kampfwise masc. 7127. kare adj. 5666. 7190. karkeit fem. S018. kebsen swo. 3171. kein adj. 1507. kemenáte fem. 81. 5211. kempfe masc. 4168. kempfen swv. 4327. kéren swv. 4670. 7282. zuo k. 1590. wider k. 3203. vür k. 6097. über einen 3370. ez an einen 2791. 2894. 3150. ketene fein. 591. kewe j'em. 6688. kezzel masc. 3211. kiesen ste. 614. kurn 4814. kinnebein neutr. 461. 5334. kint neutr. der Unsselden k. 4449. — Madchen 316. 4470. kintheit fem. 5671. 6330. klà fem. 6690. klage fem. 4914. klagebære adj. 1566. 6909. klagen swo. 4294. 6912. ez kl. 2075. kleine adj. 3455. kleine adv. 6484. kneht masc. 2513. 2901. 6338. den tot 7305. si des tiuvels 19*
Strana 292
292 alsó k. 1389. von einem baz, wol k. komen *. am. witzen k. 5194. 2031. 6650. es wider 2923. 7667. es abe 7705. 7968. einen strites vůr 914. koste fem. 6538. kouf masc. 7187. krachen sw. 4416. kraft fem. 166. 365. 1088. 5763. 6553. 6838. 7766. krane adj. 2012. 3255. 6669. krancheit fem. 6640. krenken swv. 7462. kroenen swo. 6463. krogieren swo. 7106. küchenkneht 4923. kulter masc. 1373. kumber masc. 2838. kumbern sw. 5222. küme adv. 645. 7449. alsó k. 973. vil k. 1338. wie k. 1700. künde fem. eines k. hàn 2805. kündekeit fem. 2182. künnen v». an. kunde 1998. 5359. ver- stehen S61. künneschaft fem. 803. Kunrieren sw». 6659. kunt adj. einem k. werden 3868. kůr fem. mit vrier k. 4354. kurz adj. k. bete 5811. k. oder lanc 1192. kurzliche ado. 7941. k. weter 7808. lachen meutr. 6459. laden swo. her wider 2030 l&te 1654. lanc adj. des was niht 1. 1150. com- parat. langer 322. c. gen. 7406. lange adv. 2139. langer 1549. lant neutr. ze lande varn 2969. lantvole neutr. 4050. lantwer fem. 2168. laster neutr. 693. eines l. hàn 796. lasterbære adj. 26600. lasterlich adj. 2645. lasterlichen ad». 2480. lastern swv. 4292. laz adj. 7040. làzen. lân sfv. 628. 1370. 4121. 4296. tuon u. 1. 510. ane haz 338. wär 5555. genozzen 3142. ez gan 1. 7124. ez an einen 4547. ez her ze einem 4553. von ein ander gan 1. 5311. sich dá an 1. 7173. ledeclichen ade. 1711. KOMEN — MARE ledegen swe. 4619. ledic adj. 1712. 1. werden 3857. legen swo. geleit 33. — begraben 1427 hin 874. 1508. 3416. 4408. 5307. vür 4038. Gf 1190. die vinger af 7923. in 4049. an einen 1385. 1687. 1848. an 1. 2199. leide adv. 403. leider 6333. leide fem. 6969. leisieren sw». 5324. leisten xwv. 6590. leit adj. 2021. 7172. leiten sev. 6379. lére fem. 4. leren swe. 3569. 4371. lesen str. 6202. letzen swe. 7760. latzte 2933. lich fem. 1333. 1669. 3595. liden stv. lite 3427. liebe adv. 2557. 5968. liebe fem. 187. 907. 7485. 2431. lieben swr., lieb sein 45. 2614. lieben swe., lieb machen 2146. liegen sto. si lugen 2376. liep adj. 1. ze 4187. liep neutr. 1316. lihte adv. 347. 2293. 5452. 7333. limen swo. 5327. linde adj. 5570. linwát fem. 3455. lip masc. 45. 176. 3145. geléret 21. mit liebe l. gewinnen 6851. üf den l. vgl. unter váhen u. riten. umschreibend 1318. 3936. 6810. list masc. 7901. mit listen 4414. listvrôude fem. 4419. liut meutr. 2149. 2362. 2386. 2889. 4438. loben swr., gern sehen 492. versprr- chen 382. lóchern swe. 585. 1. unde lant lesen swo. den eit 8047. 8070. sich 1. 4161. lón masc. es lón han 2669. 3801. lónen swo. dat. u. gen. 1197. losen swo. 7591. ligemeere neutr. 3658. lützel adj. 3763. machen swe. 1029. maht fem. 7381. mere adj. 7189. alsó m. 1709. mere newtr. 56. 185. 227. 1836. 2327. 3374. 5515. 6585. armez 28347. niu-
292 alsó k. 1389. von einem baz, wol k. komen *. am. witzen k. 5194. 2031. 6650. es wider 2923. 7667. es abe 7705. 7968. einen strites vůr 914. koste fem. 6538. kouf masc. 7187. krachen sw. 4416. kraft fem. 166. 365. 1088. 5763. 6553. 6838. 7766. krane adj. 2012. 3255. 6669. krancheit fem. 6640. krenken swv. 7462. kroenen swo. 6463. krogieren swo. 7106. küchenkneht 4923. kulter masc. 1373. kumber masc. 2838. kumbern sw. 5222. küme adv. 645. 7449. alsó k. 973. vil k. 1338. wie k. 1700. künde fem. eines k. hàn 2805. kündekeit fem. 2182. künnen v». an. kunde 1998. 5359. ver- stehen S61. künneschaft fem. 803. Kunrieren sw». 6659. kunt adj. einem k. werden 3868. kůr fem. mit vrier k. 4354. kurz adj. k. bete 5811. k. oder lanc 1192. kurzliche ado. 7941. k. weter 7808. lachen meutr. 6459. laden swo. her wider 2030 l&te 1654. lanc adj. des was niht 1. 1150. com- parat. langer 322. c. gen. 7406. lange adv. 2139. langer 1549. lant neutr. ze lande varn 2969. lantvole neutr. 4050. lantwer fem. 2168. laster neutr. 693. eines l. hàn 796. lasterbære adj. 26600. lasterlich adj. 2645. lasterlichen ad». 2480. lastern swv. 4292. laz adj. 7040. làzen. lân sfv. 628. 1370. 4121. 4296. tuon u. 1. 510. ane haz 338. wär 5555. genozzen 3142. ez gan 1. 7124. ez an einen 4547. ez her ze einem 4553. von ein ander gan 1. 5311. sich dá an 1. 7173. ledeclichen ade. 1711. KOMEN — MARE ledegen swe. 4619. ledic adj. 1712. 1. werden 3857. legen swo. geleit 33. — begraben 1427 hin 874. 1508. 3416. 4408. 5307. vür 4038. Gf 1190. die vinger af 7923. in 4049. an einen 1385. 1687. 1848. an 1. 2199. leide adv. 403. leider 6333. leide fem. 6969. leisieren sw». 5324. leisten xwv. 6590. leit adj. 2021. 7172. leiten sev. 6379. lére fem. 4. leren swe. 3569. 4371. lesen str. 6202. letzen swe. 7760. latzte 2933. lich fem. 1333. 1669. 3595. liden stv. lite 3427. liebe adv. 2557. 5968. liebe fem. 187. 907. 7485. 2431. lieben swr., lieb sein 45. 2614. lieben swe., lieb machen 2146. liegen sto. si lugen 2376. liep adj. 1. ze 4187. liep neutr. 1316. lihte adv. 347. 2293. 5452. 7333. limen swo. 5327. linde adj. 5570. linwát fem. 3455. lip masc. 45. 176. 3145. geléret 21. mit liebe l. gewinnen 6851. üf den l. vgl. unter váhen u. riten. umschreibend 1318. 3936. 6810. list masc. 7901. mit listen 4414. listvrôude fem. 4419. liut meutr. 2149. 2362. 2386. 2889. 4438. loben swr., gern sehen 492. versprr- chen 382. lóchern swe. 585. 1. unde lant lesen swo. den eit 8047. 8070. sich 1. 4161. lón masc. es lón han 2669. 3801. lónen swo. dat. u. gen. 1197. losen swo. 7591. ligemeere neutr. 3658. lützel adj. 3763. machen swe. 1029. maht fem. 7381. mere adj. 7189. alsó m. 1709. mere newtr. 56. 185. 227. 1836. 2327. 3374. 5515. 6585. armez 28347. niu-
Strana 293
MAGET — NÄCH wez 6079. m. sagen 482. 2613. in dem m. als 3567. maget, magt fem. 1153. man »nasc. 536. 456, 501. m. 6145. máne masc. 2135. manecvalt adj. 124. manen swo. einen bi einem 4852. sit gemant 1857. mange Jem. 4363. mangelen swo. 5470. manheit fem. 3731. mánuneclich, jederman 63. 4694. 7104. mánschin masc. 2135. mantellin neutr. 6485. market masc. 6086. marmelin adj. 584. massenie fem. 6897. maz neutr. 2692. 3906. maze fem. 1044. es im eine m. nemen 831. wurfes m. 3896. min m. 6629. ane m. 3828. uz der m.3274. úz der m. 6633. einem ze m. 6082. einem 4e m. wesen 1076. ze guoter m. 3365. mé-—mére 83. 4105. c. gen. 1655. niht mé 2282. 2931. nie mó 3286. 5509. 1029. minre noch mé 0315. 7711. meile fe». 7230. meineide adj. 3185. meinen swo. 2685. 7098. 7980. ineinlich adj. 1600. 7236. meisteil ado. 3746. meisterinne fem. 1625. meistern swv. 1098. 3254. meisterschaft fem. 165, 1540. 4084. 4870. miére, vgl. mé. 1180. c. gen. 2288. iemer m. 7397. nie m. 355. 374. 2441. 3785. 6550. 7214. merken swo. ez einem 191. merre adj. 133. michel adj. 249. 428. 1488. 3605. 6711. michel adv. m. harter 2906. 4391. miden stv, meit 1100. mies neutr. 5570. miete fem. 4843. mieten suv. 246. milte adj. c. gen. 7132. milte fem. 4539. miltekeit fem. 4561. mín neutr. 5733. mínhalp 8093. winne fem. 1542. 7284, mit minnen 2886. 5131. 7294. vrou Minne 1537. wip noch 293 minnen swn. die minnende nót 1190. minre adv. 2497. 7711. mislich adj. 616. 2599. 5133. missedenken v. an. 7028. missegán e. an. 1130. 4126. misserât masc. 5272. missesagen swv. 1939. 3524. missetrœsten swo. sich 5161. missetuon ». an. 1585. 1873. missewende fem. 2644. missezemen ste. 4549. mit prep. 3346. 6046. da mite 3448. mite adv. m. wesen 8149.— dà mite 6500. mitte adj. 399. 1114. 1270. mitten— mit den 1012. 1377. 4448. 5189. môre masc. 3348. mort masc. 6686. müede fem. 1242. miejen swo. 749. 2851. müelich adj. 4837. müezen ». an. (24. 2169. 4586. müeze 838. 1888. muose 352. müese 16306. 1736. 2921. 4731. 6159. mügen o. an. 1761. ez mac 4498. mac noch kan 2286. mohte 1902. 4058. 5096. 6500. mühte 626. 1317. 5513. 6091. móhtent 2263. wol m. 3993. münster neutr. 1409. munt masc. mit lachendem m. 29641. mit éinem m. 4568. muot masc. 6. 368. 475. 160. 2900. 3716. m. gewinnen 3552. durch ir m. 1867. 8135. in ir muote 5664. in sinen m. nemen 1987. nách ir m. 498. im ist ze m. 6060. muoten swv. 5331. muotwille masc. 7369. muoze fem. 289. mûüzerhabech masc. 284. m. noch me 6315. muote 5765. nà ade. 964. 3314. nách ade. 2541. 3663. 6300. 1061. nách prep. 3324. 4542. 6006. 6541. 1882. nách čren 2901. 3749. 6162. 7175. 7345. n. gewinne 1558. n. gewonheit 34. n. güete 1661. n. lobe 7. n.rehte 305. n. schaden 4981. n. schanden 7051. n. schul- den 183. n. vrâge 5767. vil n.
MAGET — NÄCH wez 6079. m. sagen 482. 2613. in dem m. als 3567. maget, magt fem. 1153. man »nasc. 536. 456, 501. m. 6145. máne masc. 2135. manecvalt adj. 124. manen swo. einen bi einem 4852. sit gemant 1857. mange Jem. 4363. mangelen swo. 5470. manheit fem. 3731. mánuneclich, jederman 63. 4694. 7104. mánschin masc. 2135. mantellin neutr. 6485. market masc. 6086. marmelin adj. 584. massenie fem. 6897. maz neutr. 2692. 3906. maze fem. 1044. es im eine m. nemen 831. wurfes m. 3896. min m. 6629. ane m. 3828. uz der m.3274. úz der m. 6633. einem ze m. 6082. einem 4e m. wesen 1076. ze guoter m. 3365. mé-—mére 83. 4105. c. gen. 1655. niht mé 2282. 2931. nie mó 3286. 5509. 1029. minre noch mé 0315. 7711. meile fe». 7230. meineide adj. 3185. meinen swo. 2685. 7098. 7980. ineinlich adj. 1600. 7236. meisteil ado. 3746. meisterinne fem. 1625. meistern swv. 1098. 3254. meisterschaft fem. 165, 1540. 4084. 4870. miére, vgl. mé. 1180. c. gen. 2288. iemer m. 7397. nie m. 355. 374. 2441. 3785. 6550. 7214. merken swo. ez einem 191. merre adj. 133. michel adj. 249. 428. 1488. 3605. 6711. michel adv. m. harter 2906. 4391. miden stv, meit 1100. mies neutr. 5570. miete fem. 4843. mieten suv. 246. milte adj. c. gen. 7132. milte fem. 4539. miltekeit fem. 4561. mín neutr. 5733. mínhalp 8093. winne fem. 1542. 7284, mit minnen 2886. 5131. 7294. vrou Minne 1537. wip noch 293 minnen swn. die minnende nót 1190. minre adv. 2497. 7711. mislich adj. 616. 2599. 5133. missedenken v. an. 7028. missegán e. an. 1130. 4126. misserât masc. 5272. missesagen swv. 1939. 3524. missetrœsten swo. sich 5161. missetuon ». an. 1585. 1873. missewende fem. 2644. missezemen ste. 4549. mit prep. 3346. 6046. da mite 3448. mite adv. m. wesen 8149.— dà mite 6500. mitte adj. 399. 1114. 1270. mitten— mit den 1012. 1377. 4448. 5189. môre masc. 3348. mort masc. 6686. müede fem. 1242. miejen swo. 749. 2851. müelich adj. 4837. müezen ». an. (24. 2169. 4586. müeze 838. 1888. muose 352. müese 16306. 1736. 2921. 4731. 6159. mügen o. an. 1761. ez mac 4498. mac noch kan 2286. mohte 1902. 4058. 5096. 6500. mühte 626. 1317. 5513. 6091. móhtent 2263. wol m. 3993. münster neutr. 1409. munt masc. mit lachendem m. 29641. mit éinem m. 4568. muot masc. 6. 368. 475. 160. 2900. 3716. m. gewinnen 3552. durch ir m. 1867. 8135. in ir muote 5664. in sinen m. nemen 1987. nách ir m. 498. im ist ze m. 6060. muoten swv. 5331. muotwille masc. 7369. muoze fem. 289. mûüzerhabech masc. 284. m. noch me 6315. muote 5765. nà ade. 964. 3314. nách ade. 2541. 3663. 6300. 1061. nách prep. 3324. 4542. 6006. 6541. 1882. nách čren 2901. 3749. 6162. 7175. 7345. n. gewinne 1558. n. gewonheit 34. n. güete 1661. n. lobe 7. n.rehte 305. n. schaden 4981. n. schanden 7051. n. schul- den 183. n. vrâge 5767. vil n.
Strana 294
294 NACHVART — REDELICH nôtpfant neutr. 7220. nů 288. 3240. 3684. nütze adj. nützer 4447. náchvart fem. 5670. najen swr. náte 6205. náhe adv. nâher 2267. náhen adv. 474. 538. n. gán 4005. naht. eines nahtes 978. name masc. 3188. nämelichen = nemelichen. ne (en-) 153. 250. 292. 580. 1173. 2608. 3135. 3429. 3978. 4302. 6259. 7415. nach ich enlougen 4129, ist zwîvel dehein 916, niht zwiveln 7480. neben prœp. 1818. neigen swv. 7092. diu sper n. 7077. nein. n. ich 2334. 5492. nemelichen adv. 1976. 3450. 4724. nemen str. in den muot 1987. einen kampf 6822. úf sinen eit 7265. úz n. 4550. 7909. im n. 63. sich ez an 126. 909. 1850. 1919. 4148. sich an 4994. 7851. sich von dan- nen 1561. nern swr. 416. 1172. 2060. sich 736. nidec adj. 4113. nidere adv. 617. von n. ùf 1090. niderhalp adv. 7140. nie. eines nahtes nie 978. n. ze halbem járe 2828. niender adv. 448. 1439. 5138. zwêne n. 615. niene 180. c. gen. 7049. niftel fem. 5692. 6873. nigen stv. neic 107. 2249. 5838. 6013. 7756. niht c. gen. 1070. einen tac niht 2572. nichts 554. ein n. 4413. nein 6244. nimê adv. 998. niugerne adj. 769. niuwan 105. 1862. 2064. 3287. 4603. n. als 5239. n. eine 5453. c. gen. 7301. niuwe adj. 467. 1617. n. mare 6079. niuweliche adv. 4439. 5682. niulîche 6022. niuwen xwv. 5111. noch 1765. ouch noch 1952. n. ode morne 2123. noch ie 4276. — 6152. noetlichen swv. 2332. nôt fem. 1023. 1811. 2483. n. nách etew. 3952. des gie im n. 2050. 5388. mir geschiht des n. 6002. mir ist n. 7120. ane n. 3546. durch n. 3031. nôte adv. 7339. nôtec adj. 5628. ob conj. 1899. 4598. waz ob 3591. und ob 4052. ob prwp. 581. 1167 ober adj. diu o. hant 1537. oder, ode, od, zu Anfang des Satzes 1898. 3386. ort neutr. 624. ouch conj. 511. 1621. 2042. 2208. 2396. 2547. 5167. danne ouch 787. ougen swv. sich 3502. ougenweide fem. 404. ougest masc. 3058. ouwê 1681. ouwi interj. o. wan 1660. — 1700. 2167. palas neutr. 6426. pfant neutr. 1236. 7554. ze pf. stén 7226. pfert neutr. 965. pfingesten pl. 33. pflegen str. 494. 935. 3529. 5015. 5344. 5778. phlach: ersach 4431. pfunt neutr. 6398. porte fem. 1226. prîsen swv. 534. prislichen adv. 3271. puneiz masc. 5312. ræze adj. 5390. ragen swv. 433. rame, ram fem. 6199. râmen swv. 398. 7089. rât masc. r. hân eines 4495. 5826. 6095. 6806. r. tuon 3422. des wirt r. 944. 1543. min wirt r. 3167. 5480. des ze râte komen 7828. r. wesen 6910. ir habt den r. 7849. Vorrath 6448. rechen stv. 2461. richt, richet 806. 858. 1673. rechenen swv. ze künneschaft 803. rede fem. 564. 601. 2166. 2368. 4155. 4319. 4322. 4337. 5261. 7966. sîn r. tuon 2389. 2403. r. hán dar umbe 7278. ez ze r. bringen 5558. redelich adj. 6526.
294 NACHVART — REDELICH nôtpfant neutr. 7220. nů 288. 3240. 3684. nütze adj. nützer 4447. náchvart fem. 5670. najen swr. náte 6205. náhe adv. nâher 2267. náhen adv. 474. 538. n. gán 4005. naht. eines nahtes 978. name masc. 3188. nämelichen = nemelichen. ne (en-) 153. 250. 292. 580. 1173. 2608. 3135. 3429. 3978. 4302. 6259. 7415. nach ich enlougen 4129, ist zwîvel dehein 916, niht zwiveln 7480. neben prœp. 1818. neigen swv. 7092. diu sper n. 7077. nein. n. ich 2334. 5492. nemelichen adv. 1976. 3450. 4724. nemen str. in den muot 1987. einen kampf 6822. úf sinen eit 7265. úz n. 4550. 7909. im n. 63. sich ez an 126. 909. 1850. 1919. 4148. sich an 4994. 7851. sich von dan- nen 1561. nern swr. 416. 1172. 2060. sich 736. nidec adj. 4113. nidere adv. 617. von n. ùf 1090. niderhalp adv. 7140. nie. eines nahtes nie 978. n. ze halbem járe 2828. niender adv. 448. 1439. 5138. zwêne n. 615. niene 180. c. gen. 7049. niftel fem. 5692. 6873. nigen stv. neic 107. 2249. 5838. 6013. 7756. niht c. gen. 1070. einen tac niht 2572. nichts 554. ein n. 4413. nein 6244. nimê adv. 998. niugerne adj. 769. niuwan 105. 1862. 2064. 3287. 4603. n. als 5239. n. eine 5453. c. gen. 7301. niuwe adj. 467. 1617. n. mare 6079. niuweliche adv. 4439. 5682. niulîche 6022. niuwen xwv. 5111. noch 1765. ouch noch 1952. n. ode morne 2123. noch ie 4276. — 6152. noetlichen swv. 2332. nôt fem. 1023. 1811. 2483. n. nách etew. 3952. des gie im n. 2050. 5388. mir geschiht des n. 6002. mir ist n. 7120. ane n. 3546. durch n. 3031. nôte adv. 7339. nôtec adj. 5628. ob conj. 1899. 4598. waz ob 3591. und ob 4052. ob prwp. 581. 1167 ober adj. diu o. hant 1537. oder, ode, od, zu Anfang des Satzes 1898. 3386. ort neutr. 624. ouch conj. 511. 1621. 2042. 2208. 2396. 2547. 5167. danne ouch 787. ougen swv. sich 3502. ougenweide fem. 404. ougest masc. 3058. ouwê 1681. ouwi interj. o. wan 1660. — 1700. 2167. palas neutr. 6426. pfant neutr. 1236. 7554. ze pf. stén 7226. pfert neutr. 965. pfingesten pl. 33. pflegen str. 494. 935. 3529. 5015. 5344. 5778. phlach: ersach 4431. pfunt neutr. 6398. porte fem. 1226. prîsen swv. 534. prislichen adv. 3271. puneiz masc. 5312. ræze adj. 5390. ragen swv. 433. rame, ram fem. 6199. râmen swv. 398. 7089. rât masc. r. hân eines 4495. 5826. 6095. 6806. r. tuon 3422. des wirt r. 944. 1543. min wirt r. 3167. 5480. des ze râte komen 7828. r. wesen 6910. ir habt den r. 7849. Vorrath 6448. rechen stv. 2461. richt, richet 806. 858. 1673. rechenen swv. ze künneschaft 803. rede fem. 564. 601. 2166. 2368. 4155. 4319. 4322. 4337. 5261. 7966. sîn r. tuon 2389. 2403. r. hán dar umbe 7278. ez ze r. bringen 5558. redelich adj. 6526.
Strana 295
REDELICHE — SEGENEN 295 redeliche ade. 1799. reht neutr. 565. 1649. 3572. 1532. iuwer r. 6246. des r. han 6771. im sin r. tuon 556. sin r. getuon 4750. nach rehte 305. nâch sime r. 5594. von r. 1576. ze r. 248. 2043. veht adj. 7559. 7628. rehte adve. 901. 1963. 4892. vil r. 3925. reine adv. 5358. recken xicz. rahte 3304. viche neutr. 4316. pl. 47. riche adj. 34. 2580. 3462. 5204. r. got 5912. richeit Jem. 2125. richsenen swe. 7495. rilieren swe. 6484. vihten swo. c. dat. 4253. rine asc. 5380. 6907. 6951. ringe ado. 3820. ringen ste. 4281. risen ste. 3380. 6727. riten ste. 787. 2811. 41653. uf den lip 4394. vür r. 4694. zuo r. 3104. riterlich «dj. 387. 1155. 2815. riterschaft fem. 91%. 2445. 2806. riuwe fem. 1604. riuweclich adj. 6319. riuwen ste, rou 415. 2919. riuwèvar adj. 4846. riuwie adj. 1594. 5149. ros neutr. 965. 5100. rosselouf masc. 6987. rôst masc. 5431. róten swe. 7250. rńch adj. 267. rücke masc. r. dan 5305. rückelingen adv. 6759. rivemen swe. 7750 ( Haupt zu Erec 2892). rüeren sırs. 1087. diu bein 2141. rümen swe. 7618. den rine 6931. sich des r. 7750. einem den puneiz 6984. ez einem 3315. runze fen. 458. ruochen swo. 182. 31223. 1252. 1573. 5759. ruozvar adj. 433. rühen 928. 65306. ze r. 4940. über den за 82. 2544. sache fei. 4025. salde fem. 3. pl. 211s. sælec adj. 1118. 2241. 3969. szleclichen «dte. 2730. sagen swv. 227. 5827. ûf einen 4050. eine schulde salse fem. 3219. sam 3591. sam—sam 1425. same /nasc. 7086. samenen $i». in ein 8066. sament ado. 884. beidiu s. 6533. samit „asc. 6485. samnunge fem. 305. sanfte adr. 546. 8138. sarjant /nasc. 3708. schaffen ste, 1780. 4580. 6558. sin dinc 1596. brunnen 2531. schal asc. 2645. schalc masc. 6958. schalcheit fem. 845. 1320. Schalelieh adj. 2506. schalclichen ade. 6177. sehame fem. 18. ane sch. 6200. schande /e». 3490. vrou Sch. 1579. pl. 5394. nách sch. 7051. Scharlach neutr. 326. schedelichen adv. 4200. scheiden stv. von éren 5252. den zwivel 4914. ez sch. 7276. sich 3126. 4979. scheltære »(asc. 1163. Schelten ste. 1871. 7162. schemelich са). 3490. schiere ade. 4988. ze sch. 324. als sch. só 917. 3109. schimpf »4asc. 819. 2692. 4411. schimpflichen adve. 9589. sehin adj. sch. {поп 2854. 1991. schinden swo. er schinte 3901. schinen str. 248. 3127. 3626. 3956. 4280. 5778. doppelter Nom. 1331. einem an sch. 5476. schinlich adj. 1597. schirmen, schermen suv. c. daf. et gen. 512. schiuften swe. 5966. scheene fem. 1925. gchouwen swe. 794. schrin masc. 5545. schroten stv. er schriete 1101. schrunde fei. 4020. schuldegære азс. 5430. schult fem. 3377. schulde 2040. die schulde 3223. von sinen, minen sch. 1350. 4067. in eines sch. stán 5181. schuole fes. 7005. sehür «asc. 2832. schiirfen sio. 3905. schüten s»v. abe sch. 719. segenen wire. 984. des tódes sch. werden
REDELICHE — SEGENEN 295 redeliche ade. 1799. reht neutr. 565. 1649. 3572. 1532. iuwer r. 6246. des r. han 6771. im sin r. tuon 556. sin r. getuon 4750. nach rehte 305. nâch sime r. 5594. von r. 1576. ze r. 248. 2043. veht adj. 7559. 7628. rehte adve. 901. 1963. 4892. vil r. 3925. reine adv. 5358. recken xicz. rahte 3304. viche neutr. 4316. pl. 47. riche adj. 34. 2580. 3462. 5204. r. got 5912. richeit Jem. 2125. richsenen swe. 7495. rilieren swe. 6484. vihten swo. c. dat. 4253. rine asc. 5380. 6907. 6951. ringe ado. 3820. ringen ste. 4281. risen ste. 3380. 6727. riten ste. 787. 2811. 41653. uf den lip 4394. vür r. 4694. zuo r. 3104. riterlich «dj. 387. 1155. 2815. riterschaft fem. 91%. 2445. 2806. riuwe fem. 1604. riuweclich adj. 6319. riuwen ste, rou 415. 2919. riuwèvar adj. 4846. riuwie adj. 1594. 5149. ros neutr. 965. 5100. rosselouf masc. 6987. rôst masc. 5431. róten swe. 7250. rńch adj. 267. rücke masc. r. dan 5305. rückelingen adv. 6759. rivemen swe. 7750 ( Haupt zu Erec 2892). rüeren sırs. 1087. diu bein 2141. rümen swe. 7618. den rine 6931. sich des r. 7750. einem den puneiz 6984. ez einem 3315. runze fen. 458. ruochen swo. 182. 31223. 1252. 1573. 5759. ruozvar adj. 433. rühen 928. 65306. ze r. 4940. über den за 82. 2544. sache fei. 4025. salde fem. 3. pl. 211s. sælec adj. 1118. 2241. 3969. szleclichen «dte. 2730. sagen swv. 227. 5827. ûf einen 4050. eine schulde salse fem. 3219. sam 3591. sam—sam 1425. same /nasc. 7086. samenen $i». in ein 8066. sament ado. 884. beidiu s. 6533. samit „asc. 6485. samnunge fem. 305. sanfte adr. 546. 8138. sarjant /nasc. 3708. schaffen ste, 1780. 4580. 6558. sin dinc 1596. brunnen 2531. schal asc. 2645. schalc masc. 6958. schalcheit fem. 845. 1320. Schalelieh adj. 2506. schalclichen ade. 6177. sehame fem. 18. ane sch. 6200. schande /e». 3490. vrou Sch. 1579. pl. 5394. nách sch. 7051. Scharlach neutr. 326. schedelichen adv. 4200. scheiden stv. von éren 5252. den zwivel 4914. ez sch. 7276. sich 3126. 4979. scheltære »(asc. 1163. Schelten ste. 1871. 7162. schemelich са). 3490. schiere ade. 4988. ze sch. 324. als sch. só 917. 3109. schimpf »4asc. 819. 2692. 4411. schimpflichen adve. 9589. sehin adj. sch. {поп 2854. 1991. schinden swo. er schinte 3901. schinen str. 248. 3127. 3626. 3956. 4280. 5778. doppelter Nom. 1331. einem an sch. 5476. schinlich adj. 1597. schirmen, schermen suv. c. daf. et gen. 512. schiuften swe. 5966. scheene fem. 1925. gchouwen swe. 794. schrin masc. 5545. schroten stv. er schriete 1101. schrunde fei. 4020. schuldegære азс. 5430. schult fem. 3377. schulde 2040. die schulde 3223. von sinen, minen sch. 1350. 4067. in eines sch. stán 5181. schuole fes. 7005. sehür «asc. 2832. schiirfen sio. 3905. schüten s»v. abe sch. 719. segenen wire. 984. des tódes sch. werden
Strana 296
296 sehen stv. mit doppeltem ' Acc. 1514. sich 529. 959. sehsstunt 3485. sehste adj. 92. sel 3456. seit masc. 3454. selp, selbe. s. dritte 5278. selb ander 1218. selten ade, immer 5471. selteæne adj. 465. 7192. senden sw. úz dem satele 2594. nách gelte 7166. senede von senen. senen swv. senede—senende 71. 1811. 3083. senfte adj. 2954. senfte je. im pl. 6583. senken swe. 7080. senlich adj. 1604. ser neutr. 6220. 6863. sére ade. vil s. 1072. sicherheit fei. 2235. 2156. 3777. sichern sw»v. 7563. side Jem. 6198. siecheit fem. 3607. siechtuom asc. 2934. Sieden sfr. ez sót 3280. sigelós adj. 7070. sigen stv. 1943. sin masc. 530. 1656. 3399. 7196. sin oder wesen v. an. mit gen. 3590. 4220. mit etew. 3064. got si, der 1172. 7420. ez was, daz 1137. sit conj. adv. 36. 132. 1035. 1137. 1760. baz s. 3028. site masc. 2027. nach riterlichen s. 2815. 3560. guote s. 4326 (vgl. guot). vrevelliche s. 3714. in den s. 3190. wider den s. 4326. mit selhem s. 6922. site fem. pl. 6268 (?). 3063. sitzen ste. gesezzen sin 135. sich setzen 889. 1216. 6493. siuften swo. 3099. siusen swo. 994. slà fem. 5961. 6195. ze beiden s. slac masc. der óren 3204. minnen 6505. der selden 4141. nich dem sl. 1108. ze slage 1073. slahen stv. 534. 4228. 6634. under d. arm 5025. ze heile 8099. slahte fem. 22306. slegetor neutr. 1080. slegetiir fem. 1083. slifen sto. er sleif 1111. SEHEN — STRÖUWEN sloz neutr. 505. smac masc. 6447. smæhe adj. 1576. smsehen swo. 3201. smâreides masc. 623. sò, so. Só ich beste kan 1775. so er meiste mac 2776. sö leide als 2346. só verre 6070. wenn, wahrend 823. 2708. 3856. damit 2198. du- gegen 1341. 1854. 7573. só helfe mir got 6163. sorge fem. 1534. spæhe adj. 6941. spate adv. 2104. sper neutr. 4(00. 5025. neigen 7077. uf die brust slaben 1078. sperisen neutr. 5030. spil neutr. 4805. 6282. Spinnen stv. si spunnen 6205. spor masc. mit den sp. nemen 1012. sprechen sir. 5755. an die suone 6930. uf einen 5479. wider einen 65. 734. 1702. einem GIS). einem an etew. 112. 167. 3208. einen an spr. 4086. 5443. springen str. in sine helfe 5403. stæte adj. 6809. 1016. 1918. state Jem. 4581. 6504. stan v. «an. von dem rosse 5568. —- 2305. 4884. — 40858. ze buoze 721. 7e prise 6052. ze staten 7850. ze wette 1252, dar 906. einen 4316. starc adj. 6932. stat feu. ze st. 2919. state fem. 2197. 6981. iber st. 4402. ze rehten staten 3320. ze staten komen 3143. 6781. ze st. ligen 6736. ze st. gestán 5707. 7850. stechel adj. 3113. stellen swo. gestalt 6193. 6915. stic masc. 266. stiege fem. 6454. stillen swo. ez st. 2305. stiure fem. 6332. stiuren seo. 1803. stráfen swv. 171. strale fem. 3266. strecken swv. gestraht Huds. strichen stv. 1975. strit masc. 381. den str. heben $Ti. behaben 4427. einem den str. lán 118. 4075. 1007. 1690. âne str. 1859. 3027. stritec adj. 6950. striten stv. an str. 1731. str. nách 7. strô neutr. niht ein str. 1440. 7257, strôuwen suwv. 4713.
296 sehen stv. mit doppeltem ' Acc. 1514. sich 529. 959. sehsstunt 3485. sehste adj. 92. sel 3456. seit masc. 3454. selp, selbe. s. dritte 5278. selb ander 1218. selten ade, immer 5471. selteæne adj. 465. 7192. senden sw. úz dem satele 2594. nách gelte 7166. senede von senen. senen swv. senede—senende 71. 1811. 3083. senfte adj. 2954. senfte je. im pl. 6583. senken swe. 7080. senlich adj. 1604. ser neutr. 6220. 6863. sére ade. vil s. 1072. sicherheit fei. 2235. 2156. 3777. sichern sw»v. 7563. side Jem. 6198. siecheit fem. 3607. siechtuom asc. 2934. Sieden sfr. ez sót 3280. sigelós adj. 7070. sigen stv. 1943. sin masc. 530. 1656. 3399. 7196. sin oder wesen v. an. mit gen. 3590. 4220. mit etew. 3064. got si, der 1172. 7420. ez was, daz 1137. sit conj. adv. 36. 132. 1035. 1137. 1760. baz s. 3028. site masc. 2027. nach riterlichen s. 2815. 3560. guote s. 4326 (vgl. guot). vrevelliche s. 3714. in den s. 3190. wider den s. 4326. mit selhem s. 6922. site fem. pl. 6268 (?). 3063. sitzen ste. gesezzen sin 135. sich setzen 889. 1216. 6493. siuften swo. 3099. siusen swo. 994. slà fem. 5961. 6195. ze beiden s. slac masc. der óren 3204. minnen 6505. der selden 4141. nich dem sl. 1108. ze slage 1073. slahen stv. 534. 4228. 6634. under d. arm 5025. ze heile 8099. slahte fem. 22306. slegetor neutr. 1080. slegetiir fem. 1083. slifen sto. er sleif 1111. SEHEN — STRÖUWEN sloz neutr. 505. smac masc. 6447. smæhe adj. 1576. smsehen swo. 3201. smâreides masc. 623. sò, so. Só ich beste kan 1775. so er meiste mac 2776. sö leide als 2346. só verre 6070. wenn, wahrend 823. 2708. 3856. damit 2198. du- gegen 1341. 1854. 7573. só helfe mir got 6163. sorge fem. 1534. spæhe adj. 6941. spate adv. 2104. sper neutr. 4(00. 5025. neigen 7077. uf die brust slaben 1078. sperisen neutr. 5030. spil neutr. 4805. 6282. Spinnen stv. si spunnen 6205. spor masc. mit den sp. nemen 1012. sprechen sir. 5755. an die suone 6930. uf einen 5479. wider einen 65. 734. 1702. einem GIS). einem an etew. 112. 167. 3208. einen an spr. 4086. 5443. springen str. in sine helfe 5403. stæte adj. 6809. 1016. 1918. state Jem. 4581. 6504. stan v. «an. von dem rosse 5568. —- 2305. 4884. — 40858. ze buoze 721. 7e prise 6052. ze staten 7850. ze wette 1252, dar 906. einen 4316. starc adj. 6932. stat feu. ze st. 2919. state fem. 2197. 6981. iber st. 4402. ze rehten staten 3320. ze staten komen 3143. 6781. ze st. ligen 6736. ze st. gestán 5707. 7850. stechel adj. 3113. stellen swo. gestalt 6193. 6915. stic masc. 266. stiege fem. 6454. stillen swo. ez st. 2305. stiure fem. 6332. stiuren seo. 1803. stráfen swv. 171. strale fem. 3266. strecken swv. gestraht Huds. strichen stv. 1975. strit masc. 381. den str. heben $Ti. behaben 4427. einem den str. lán 118. 4075. 1007. 1690. âne str. 1859. 3027. stritec adj. 6950. striten stv. an str. 1731. str. nách 7. strô neutr. niht ein str. 1440. 7257, strôuwen suwv. 4713.
Strana 297
STRÜBEN — TRÓWEN straben swo. 2620. etrüch asc. 3953. struchen swo. 3669. 4936. stunde /em. 23. in niuwen stunden 467. in kurzen st. 4973. zen st. 1105. zeinen st. 3361. ze manegen st. 33580. stunt fem. an dirre st. 1882. in, ze kurzer st, 2258. 7786. deste kurzer st. 5146. vür dise st. 3182. vgl. anderstunt. sehsstunt. sturm vase. 4363. süberlich adj. 4385. stenærinne fem. 2056. sueze adj. 3478. 6409. siiezen swo. er suozte 3306. eügen swo. er souc 3899. suln e. an. 204. ich sol 923. 4223. 4788. sile 2230. solde 325. 386. 910. 1142. 1294. 3512. 5096. sûmen suwv. 6172. sich 2467. 6654. sunder fei. 5607. sunewende /em. 2911. suochen swo. 2284. suochhunt »4asc. 3894. suone fem. 2052. 3631. sus 178. 4883. 7700. 7747. süs mase. 7802. swá 208. 1331. 3021. 3080. swach adj. 39. 1558. 1570. 1574. swache «dv. 3403. swachen swe. 1589. 2185. swachheit jem. 3393. swære adj. 404. 4304. swære feu. 94. 1143. 2687. swar ade. 1715. swâr adj. T386. swâre ade, S29. 2815. swaren sico. 2951. swarte fem. 435. sweben swo. 157. sweder 1085. 7280. swelh, swelher pron. 1850. swelle /em. 6745. swenne conj. 23. 627. 2092. swer pron. 196. 1393. 2270. 2839. 4192. 5528. swern ste. (swir, swar, gesworn) 1354. 1549. swern sft. (swer, swuor, gesworn). mit gen. 2410. daz ibt %m abhan- gigen Satze 8117. swert neutr. 3224. swie conj. 133. 185. 1803. 2145. swigen ste. sweich: bestreich 3414. 291 tae masc: Swerer t. 1740. lieber t. 1743. allen t. 2775. kurzer tage 1199. dirre tage 1856. vür den t. 5080. tal neutr. ze tal 1030. tavelrunde jem. 4534. teil neutr. u. masc. ein t. 158. 2113. ze teile einem geben 834. teilen sw». ein spil4873. ez einem 4630. sich 1559. tief adj. 5791. tier neutr. 3326. tiure adj. 1804. 3338. 4802. tiurre 1937. tiure adv. 5694. 6956. tiuvel masc. 1272. tjost fem. 2549. tjostieren swo. 79. toben swo. niht t. 2086. tobesuht fem. 3233. tohte, tóhte vox tügen. tóre masc. 3260. der edele t. 3347. tót masc. 4095. zem tóde 1543. tótmager adj. 4935. tótriuweszere masc. 610. tótvar adj. 3942. tötwunde fem. 1051. tougen ade. 5190. 6974. tougen neutr. 1791. tragen s£v. muot 4768. unwillen 4867. den slac 7525. ez ringe 3820. den lip swáre 2819. minne einem 1542. mit einem 1790. vür 5033. trahen asc. 6226. trehten masc. 4773. treit von tragen. triben stv. Gf einen 5313. triben komen 7100. triegen sto. 69?. triige 7573. trinken sto. 2463. triute von tri wen 998. 7811. triuwe sem. 2012. 3390. 4342. durch tr. 3151. von minen tr. 1979. vgl. entrinwen. triuwelós adj. 712. 3186. trœsten swo. 6586. einen cines d. 146. einen an etew. 2125. truoc von triegen. troumen swo. 829. 3517. trüebe adj. 6301. trüebe fem. 638. triieben swo. 7293. trügevróude fei. 4413. truhszze masc. 2388. trütgeselle masc. 1471. trüwen swo. triute 415. 998. 7811. mit dat. u. gen. 4101. comp. dar ge-
STRÜBEN — TRÓWEN straben swo. 2620. etrüch asc. 3953. struchen swo. 3669. 4936. stunde /em. 23. in niuwen stunden 467. in kurzen st. 4973. zen st. 1105. zeinen st. 3361. ze manegen st. 33580. stunt fem. an dirre st. 1882. in, ze kurzer st, 2258. 7786. deste kurzer st. 5146. vür dise st. 3182. vgl. anderstunt. sehsstunt. sturm vase. 4363. süberlich adj. 4385. stenærinne fem. 2056. sueze adj. 3478. 6409. siiezen swo. er suozte 3306. eügen swo. er souc 3899. suln e. an. 204. ich sol 923. 4223. 4788. sile 2230. solde 325. 386. 910. 1142. 1294. 3512. 5096. sûmen suwv. 6172. sich 2467. 6654. sunder fei. 5607. sunewende /em. 2911. suochen swo. 2284. suochhunt »4asc. 3894. suone fem. 2052. 3631. sus 178. 4883. 7700. 7747. süs mase. 7802. swá 208. 1331. 3021. 3080. swach adj. 39. 1558. 1570. 1574. swache «dv. 3403. swachen swe. 1589. 2185. swachheit jem. 3393. swære adj. 404. 4304. swære feu. 94. 1143. 2687. swar ade. 1715. swâr adj. T386. swâre ade, S29. 2815. swaren sico. 2951. swarte fem. 435. sweben swo. 157. sweder 1085. 7280. swelh, swelher pron. 1850. swelle /em. 6745. swenne conj. 23. 627. 2092. swer pron. 196. 1393. 2270. 2839. 4192. 5528. swern ste. (swir, swar, gesworn) 1354. 1549. swern sft. (swer, swuor, gesworn). mit gen. 2410. daz ibt %m abhan- gigen Satze 8117. swert neutr. 3224. swie conj. 133. 185. 1803. 2145. swigen ste. sweich: bestreich 3414. 291 tae masc: Swerer t. 1740. lieber t. 1743. allen t. 2775. kurzer tage 1199. dirre tage 1856. vür den t. 5080. tal neutr. ze tal 1030. tavelrunde jem. 4534. teil neutr. u. masc. ein t. 158. 2113. ze teile einem geben 834. teilen sw». ein spil4873. ez einem 4630. sich 1559. tief adj. 5791. tier neutr. 3326. tiure adj. 1804. 3338. 4802. tiurre 1937. tiure adv. 5694. 6956. tiuvel masc. 1272. tjost fem. 2549. tjostieren swo. 79. toben swo. niht t. 2086. tobesuht fem. 3233. tohte, tóhte vox tügen. tóre masc. 3260. der edele t. 3347. tót masc. 4095. zem tóde 1543. tótmager adj. 4935. tótriuweszere masc. 610. tótvar adj. 3942. tötwunde fem. 1051. tougen ade. 5190. 6974. tougen neutr. 1791. tragen s£v. muot 4768. unwillen 4867. den slac 7525. ez ringe 3820. den lip swáre 2819. minne einem 1542. mit einem 1790. vür 5033. trahen asc. 6226. trehten masc. 4773. treit von tragen. triben stv. Gf einen 5313. triben komen 7100. triegen sto. 69?. triige 7573. trinken sto. 2463. triute von tri wen 998. 7811. triuwe sem. 2012. 3390. 4342. durch tr. 3151. von minen tr. 1979. vgl. entrinwen. triuwelós adj. 712. 3186. trœsten swo. 6586. einen cines d. 146. einen an etew. 2125. truoc von triegen. troumen swo. 829. 3517. trüebe adj. 6301. trüebe fem. 638. triieben swo. 7293. trügevróude fei. 4413. truhszze masc. 2388. trütgeselle masc. 1471. trüwen swo. triute 415. 998. 7811. mit dat. u. gen. 4101. comp. dar ge-
Strana 298
298 tügen v. an. tüge 7986. tohte 738. 2087. tóhte 503. 5019. tugent fei. 2423. 6580. 6528. tumpræze adj. 5242. tuon ». an. tuon u. lâzen 510. lin t. 529S. in t. 3711. 6697. einem t. 1944. einem die é 2419. einem heiz 1050. sich des abe 2856. ez umbe einen 4130. deist getân 243. 523. sus getân 4649. mit infin. 1679. 3731. 8038. vnrtretend 216. 347. 1:179. 1420. 3591. 8096. turnieren swe. 3574. tůsent 649. tweln swe. 992. 3034. 3545. 3468. 4830. twerch adj. 6082. twerhes adv. 2981. twingen sto. acc. u. gen. 154. übele ad». 2125. 2151. über adv, es über sin 221. ü. wer- den 2169. 2828. 6880. über præp. 554. 2364. 6027. 6363. 6432. ü. al 3115. 4654. dar über 5735. ubergelt masc. 7168. übergülden swv. 360. überhoeren sce. 3093. überic adj. 3909. überkomen z. an. 4590. 4712. 5951. überkraft fei. 1539. 2444. itberladen stv. 2637. überriten stv. 3713. übersprechen sév. 4145. überstriten str. 8753. übertragen stv. 1404. 4042. überwinden sr. hit acc. u. gen. 4116. überwunde 1523. iiberzaln swv. SUW. iieben swo. 7388. üf adv. 1090. ûf præp. 3326. ûf den lip 1750. umbe adv. al umbe 6743. umbe prep. 2771. 4502. 5188. 6017. nmbe waz 1180. umbevart fem. 3566. unangestlichen ad». 691. unbarmeclichen ade. 5378. unbederbe adj. 7218. unbekéric adj. 1987. unberáten 6368. unbescheiden adj. 1859. 4961 unbescheidenliche adv. 1659. unbetragen 5831. unbewant 3216. 4252. TÜGEN — UNHULDE unbillich adj. 1629. undanc masc. danc noch u. sagen 5404. undáre «dv. 2241. unde conj. adversativ 348. 1801. 2052. 3812. u. niht 1881. u. aber 507. 6369. u. doch (iedoch) 478. 1754. 19980. Aypothetisch 555. 912. 1022. 1264. 2927. 4523. 5878. die vrist u. 1205. da zuo u. 3489. unde ez 1652. want unde want ersuochen 6283. under prep. under in 75. 2004. 2575. 4942. 5297. dar u. 2800. underbinden sfr. 7056. underkiissen swe. 7505. undersagen sv. 862. 1364. undersehen sv. 6245. underslahen ste. 7047. understán ve. an. 1356. underváhen str. 3146. 7548. underwinden str. sich eines 1645. unére fein. 558. uneren swo. 196. 4348. unergangen 8091. unerslagen 6733. unerværet 325U. 4622. 6288. unervorht 2567. ungehabe fem. 1412. ungehiure adj. 526. ungemach adj. 651. 856. ungemach mase. 5640. ungemüete neutr. 1601. 5538. ungenâde fem. 646. ungeræte neutr, 35.6. ungereit adj. 4175. 15:2. ungescheiden 2576. ungeschuoch adj. 4927. ungespart 4598. ungespottet 1066. ungestriten 6357. ungesunt adj. 3623. ungetan 934. 3579. ungetriuwe adf. 6178. ungevelle neutr. 3030. 4707. 7633. ungeverte neutr. 272. 4494. ungevuoge fem. 860. ungewürlich adj. 1291. ungewegen 6720. ungewin masc. 1256. S012. ungewis adj. 3857. ungewizzen adj. 7553. ungewizzenheit fem. 859. 4971. ungewon adj. 3032. unhcene adj. 3032. unhóvescheit fe. 1189. unhulde fem. 7962.
298 tügen v. an. tüge 7986. tohte 738. 2087. tóhte 503. 5019. tugent fei. 2423. 6580. 6528. tumpræze adj. 5242. tuon ». an. tuon u. lâzen 510. lin t. 529S. in t. 3711. 6697. einem t. 1944. einem die é 2419. einem heiz 1050. sich des abe 2856. ez umbe einen 4130. deist getân 243. 523. sus getân 4649. mit infin. 1679. 3731. 8038. vnrtretend 216. 347. 1:179. 1420. 3591. 8096. turnieren swe. 3574. tůsent 649. tweln swe. 992. 3034. 3545. 3468. 4830. twerch adj. 6082. twerhes adv. 2981. twingen sto. acc. u. gen. 154. übele ad». 2125. 2151. über adv, es über sin 221. ü. wer- den 2169. 2828. 6880. über præp. 554. 2364. 6027. 6363. 6432. ü. al 3115. 4654. dar über 5735. ubergelt masc. 7168. übergülden swv. 360. überhoeren sce. 3093. überic adj. 3909. überkomen z. an. 4590. 4712. 5951. überkraft fei. 1539. 2444. itberladen stv. 2637. überriten stv. 3713. übersprechen sév. 4145. überstriten str. 8753. übertragen stv. 1404. 4042. überwinden sr. hit acc. u. gen. 4116. überwunde 1523. iiberzaln swv. SUW. iieben swo. 7388. üf adv. 1090. ûf præp. 3326. ûf den lip 1750. umbe adv. al umbe 6743. umbe prep. 2771. 4502. 5188. 6017. nmbe waz 1180. umbevart fem. 3566. unangestlichen ad». 691. unbarmeclichen ade. 5378. unbederbe adj. 7218. unbekéric adj. 1987. unberáten 6368. unbescheiden adj. 1859. 4961 unbescheidenliche adv. 1659. unbetragen 5831. unbewant 3216. 4252. TÜGEN — UNHULDE unbillich adj. 1629. undanc masc. danc noch u. sagen 5404. undáre «dv. 2241. unde conj. adversativ 348. 1801. 2052. 3812. u. niht 1881. u. aber 507. 6369. u. doch (iedoch) 478. 1754. 19980. Aypothetisch 555. 912. 1022. 1264. 2927. 4523. 5878. die vrist u. 1205. da zuo u. 3489. unde ez 1652. want unde want ersuochen 6283. under prep. under in 75. 2004. 2575. 4942. 5297. dar u. 2800. underbinden sfr. 7056. underkiissen swe. 7505. undersagen sv. 862. 1364. undersehen sv. 6245. underslahen ste. 7047. understán ve. an. 1356. underváhen str. 3146. 7548. underwinden str. sich eines 1645. unére fein. 558. uneren swo. 196. 4348. unergangen 8091. unerslagen 6733. unerværet 325U. 4622. 6288. unervorht 2567. ungehabe fem. 1412. ungehiure adj. 526. ungemach adj. 651. 856. ungemach mase. 5640. ungemüete neutr. 1601. 5538. ungenâde fem. 646. ungeræte neutr, 35.6. ungereit adj. 4175. 15:2. ungescheiden 2576. ungeschuoch adj. 4927. ungespart 4598. ungespottet 1066. ungestriten 6357. ungesunt adj. 3623. ungetan 934. 3579. ungetriuwe adf. 6178. ungevelle neutr. 3030. 4707. 7633. ungeverte neutr. 272. 4494. ungevuoge fem. 860. ungewürlich adj. 1291. ungewegen 6720. ungewin masc. 1256. S012. ungewis adj. 3857. ungewizzen adj. 7553. ungewizzenheit fem. 859. 4971. ungewon adj. 3032. unhcene adj. 3032. unhóvescheit fe. 1189. unhulde fem. 7962.
Strana 299
UNKLAGELICH — VERLIESEN unklágclich adj. 1353. unkünde fem. 7055. unlanc adj. 303. 992. 7251. unlasterlichen ade. 3598. unlougen, mit ne iin Nachsatze 2966. unmære adj. 1576. 1755. unmaht fen. 1325. unmanec adj. 3530. unmanheit sen. 632. unmazen ade. 2137. unminne fem. 4576. unmüezekeit fen. 6889. unmuot asc. 3950. uumuoze fem. 2519. 5T08. 6994. unnôt 3481. unrát masc. 6213. unsælde rem. 4065. unsælec «dj. 3668. unschulde fem. 731. 2042. 2053 (?). 4802. unschuldic adj. 5455. unsihtic adj. 1391. unsippe adj. 2704. 6576. unsite masc. mit unsiten 6088. unsitelichen adv. 5052. unsprechende 3870. unstæte adj. 4564. unstæte fem. 1885. unstetekeit fen. 1874. unstate jem. 2603. unstetelichen ade. 3751. 3741. unverborgen 4418. unverseit 4540. unverwázen 6967. unverzagt 3839. unvró adj. 1432. unwandelbzre adj. 3252. unwerdekeit fen. 5512. unwerhaft adj. 5650. unwert adj. 170. uuwille masc. 4867. unwizzende adv. 6113. unze, unz 782. 873. 1299. 7136. daz 1280. u. an 3910. 4453. u. úf 784. u. her 3510. unzuht fem. 168. 4783. ür masc. 431. ürrint neutr. 411. úz prep. tz der zal 3116. 1152. úzvart fem. 6749. Unsælde 4449. 1974. pa = dâ—ûz vâhen stv. 79. eines genâde v. 2303. sich ze handen 2371. üf den lip gevangen 1750. 4016. N o o vallen sfr. 104. valsch adj. 199. v. rede 2511. v. list 7901. valscheit fem. 7914 (?). vancnüsse fem, 1150. 2934. var adj. 6892. varn stv. 600. 1077. 1463. 1495. 8038. mit einem v. 3160. mit worten 1685. nách einem 1315. wol 3430. 6556. varndez guot 7191. vart fei. 4628. uf die v., daz 2985. vaste adv. 434. 3058. 3711. 4770. v. an 6986. vaz neutr. 7018. veige adj. 1299. veile adj. adv. 3341. veizt adf. 3909. vellen swe. 4960. 6752. velschen sw. 4134. velt neutr. 915. ze velde 955. verbern ste. 633. verbiirgen swo. 1120. verch neutr. 7234. 1185. verdagen sive. 162. 797. 861. 951. verdenken «z. an. 1500. 1517. 2300. sich 330U. verderben s?». 6024. verdienen sw”. ez umbe einen 4502. verdihen sfv. 7433 (7). verdriezen ste. 470. 2538. 5990. verdulden sze. 3198. verenden swv. 2176. vergâhen swe. sich 4140. vergeben stv. 3404. vergelten ste. 7146. vergezzen sto. niht v. 6547. 1337. 3655. 6254. verheln ste. sich v. 6855. verjehen str. 3124. 3928. 1605. verkéren swv. 2559. den muot 2105 sich 6663. verkiesen sto. 2998. 3154. 3690. f einen 7370. verklagen swo. 3685. 4900. 7279. 1154. 4764. verkiinden swe. sich v. 7370. verkunnen swo. 768. verlazen ste. 1700. 2079. 3670. 4510. 7311. an einen 7182. 7715. sich v. ze 7693. verlegen swr. 2097. verlegenheit fe». 2870. verliesen str. 255. 4009. 4145. 6038. den schin 613. den wan 6308S. einen 1816. sich 3678. dar an 3034. ez einem 5992. verlürt 4331. ver- lorn 3823. valte 1104. sin v. sich
UNKLAGELICH — VERLIESEN unklágclich adj. 1353. unkünde fem. 7055. unlanc adj. 303. 992. 7251. unlasterlichen ade. 3598. unlougen, mit ne iin Nachsatze 2966. unmære adj. 1576. 1755. unmaht fen. 1325. unmanec adj. 3530. unmanheit sen. 632. unmazen ade. 2137. unminne fem. 4576. unmüezekeit fen. 6889. unmuot asc. 3950. uumuoze fem. 2519. 5T08. 6994. unnôt 3481. unrát masc. 6213. unsælde rem. 4065. unsælec «dj. 3668. unschulde fem. 731. 2042. 2053 (?). 4802. unschuldic adj. 5455. unsihtic adj. 1391. unsippe adj. 2704. 6576. unsite masc. mit unsiten 6088. unsitelichen adv. 5052. unsprechende 3870. unstæte adj. 4564. unstæte fem. 1885. unstetekeit fen. 1874. unstate jem. 2603. unstetelichen ade. 3751. 3741. unverborgen 4418. unverseit 4540. unverwázen 6967. unverzagt 3839. unvró adj. 1432. unwandelbzre adj. 3252. unwerdekeit fen. 5512. unwerhaft adj. 5650. unwert adj. 170. uuwille masc. 4867. unwizzende adv. 6113. unze, unz 782. 873. 1299. 7136. daz 1280. u. an 3910. 4453. u. úf 784. u. her 3510. unzuht fem. 168. 4783. ür masc. 431. ürrint neutr. 411. úz prep. tz der zal 3116. 1152. úzvart fem. 6749. Unsælde 4449. 1974. pa = dâ—ûz vâhen stv. 79. eines genâde v. 2303. sich ze handen 2371. üf den lip gevangen 1750. 4016. N o o vallen sfr. 104. valsch adj. 199. v. rede 2511. v. list 7901. valscheit fem. 7914 (?). vancnüsse fem, 1150. 2934. var adj. 6892. varn stv. 600. 1077. 1463. 1495. 8038. mit einem v. 3160. mit worten 1685. nách einem 1315. wol 3430. 6556. varndez guot 7191. vart fei. 4628. uf die v., daz 2985. vaste adv. 434. 3058. 3711. 4770. v. an 6986. vaz neutr. 7018. veige adj. 1299. veile adj. adv. 3341. veizt adf. 3909. vellen swe. 4960. 6752. velschen sw. 4134. velt neutr. 915. ze velde 955. verbern ste. 633. verbiirgen swo. 1120. verch neutr. 7234. 1185. verdagen sive. 162. 797. 861. 951. verdenken «z. an. 1500. 1517. 2300. sich 330U. verderben s?». 6024. verdienen sw”. ez umbe einen 4502. verdihen sfv. 7433 (7). verdriezen ste. 470. 2538. 5990. verdulden sze. 3198. verenden swv. 2176. vergâhen swe. sich 4140. vergeben stv. 3404. vergelten ste. 7146. vergezzen sto. niht v. 6547. 1337. 3655. 6254. verheln ste. sich v. 6855. verjehen str. 3124. 3928. 1605. verkéren swv. 2559. den muot 2105 sich 6663. verkiesen sto. 2998. 3154. 3690. f einen 7370. verklagen swo. 3685. 4900. 7279. 1154. 4764. verkiinden swe. sich v. 7370. verkunnen swo. 768. verlazen ste. 1700. 2079. 3670. 4510. 7311. an einen 7182. 7715. sich v. ze 7693. verlegen swr. 2097. verlegenheit fe». 2870. verliesen str. 255. 4009. 4145. 6038. den schin 613. den wan 6308S. einen 1816. sich 3678. dar an 3034. ez einem 5992. verlürt 4331. ver- lorn 3823. valte 1104. sin v. sich
Strana 300
300 verligen siv. 3044. sich 2790. legen 7171. vermezzen siv. sich eines 5282. vermiden stv. 380. vermiesen swo. 441. vermissen swo. mit gen. 1516. verpfenden swo. 7720. dar 7224. verpflegen stv. 5335. verratere mnasc. 3118. verráterinne fem. 4048. ver- verre ado. 683. vil v. 2629. só v. 6070. v. baz 887. aller verrest 711. v. genáden 2666. v. manen 4853. 8131. v. stán 4316. versagen swo. mit dat. 1622. 1656. verschrôten stv. 7229. verschulden su'v.4641. ez umbe einen 1985. versehen stv. sich 480. 2185. 6522. sich es 6311. sich umbe einen 4131. versene fem. 1117. versinnen swo. 3178. versitzen s/v. 1338. ‚lübede 3056. versmáhen swo. 4651. 5185. versprechen sto. 5534. sich 7661. verstán v. an. einem die tür 1290. sich 332. verstózen sto. 361. 1339. versiienen swo. 8136. versůmen swe. 3209. sich v. an 6063. versuochen swo. 2913. verswigen sto. init doppelten Acc. 1836. 4447. vert adv. 4054. vertragen stv. 159. 873. 4119. vertriben stv. tage v. 3050. verváhen sfv. ez übel, wol 1822. 2852. 5179. vervarn ste. 2797. verwænen swv. sich des 7862. verwalken sto. 435. verwdzen sto. 2026. 7552. verwischen swo. 6218. verwürken v. an. 2568. verzagen swo. 1400. 2734. verzihen stv. 74S. 6922. v. 2863. verzinsen suv. veste adj. 1476. vier 821. vil. lützel noch vil niuwan lihte vil 5589. vinden ste. mit dopp. Acc. 998. 2914. rat einem 7857. 3799. sich 3972. 3198. daz ge- 1227. 1347. sich eines den lip 7227. VERLIGEN — VRUME vinger masc. 7923. vingerlin newtr. 1202. visch masc. 6217. viur neutr. 6213. vlegen swo. 3315. vliesen — verliesen. vliz masc. ze vl. 7898. vlizen ste. sich des vl. 851. vl. ûf 61. vlorn- verlorn. vluochen swv. 7066. volenden sio. sich 1813. volgære masc. 1886. volgen swo. 3895. es v. 7334. volleclich adj. 2440. volsagen swo. 187. volvarn stv. 896. 6150. volziehen stv. 2908. von prep. 1141. 1183. 1310. 1350. 1656. 2972. 3400. 3649. 4003. 4014. 4377. 5075. 5386. fern von 3085. durch 3104. aus 2301. .9389. 7916. dà von 1043. 1658. vor ado. 9483. 4620. 5049. vor præp. vor maneger stunt 2110. vorbure fem. 4368. vorder adj. 4317. vordes ade. 36. 1304. 3028. 4620. vorhte fem. v. des 2874. von vorhten 4014. vorhtlich adj. 1443. vráge fem. vr. eines hàn 6305. nách vr. 5765. vrävel, vrevel adj. 4585. vrävelich, vrevellich adj. 3714. vreise j'em. 673. 6184. vremde adj. 4921. 7196. vremde jem. 8063. vri adj. vor etew. 1532. vride asc. 1915. 5386. vriliche ad». 3983. vrisch adj. 7254. vrist fem. 322. 1905. an dixre vr. 1168. 2518, an der vr. 4760. vristen swe. 654. 1166. 1827. 5320. vriste 5151. sich 1283. vriunt masc. 2158. vriunt fem. 1303. vró adj. mit gen. 1751. vrou fem. 3396. 3723. 2224. vróude fen. 63. vrôudebære adj. 1144. vróuwen swe. 7384. vrume masc. 2415. 3686. 4133. die vinger üf legen sich 1324. 3674. min vr. 1625. es vr. hàn Ssinen vr. enden 6006.
300 verligen siv. 3044. sich 2790. legen 7171. vermezzen siv. sich eines 5282. vermiden stv. 380. vermiesen swo. 441. vermissen swo. mit gen. 1516. verpfenden swo. 7720. dar 7224. verpflegen stv. 5335. verratere mnasc. 3118. verráterinne fem. 4048. ver- verre ado. 683. vil v. 2629. só v. 6070. v. baz 887. aller verrest 711. v. genáden 2666. v. manen 4853. 8131. v. stán 4316. versagen swo. mit dat. 1622. 1656. verschrôten stv. 7229. verschulden su'v.4641. ez umbe einen 1985. versehen stv. sich 480. 2185. 6522. sich es 6311. sich umbe einen 4131. versene fem. 1117. versinnen swo. 3178. versitzen s/v. 1338. ‚lübede 3056. versmáhen swo. 4651. 5185. versprechen sto. 5534. sich 7661. verstán v. an. einem die tür 1290. sich 332. verstózen sto. 361. 1339. versiienen swo. 8136. versůmen swe. 3209. sich v. an 6063. versuochen swo. 2913. verswigen sto. init doppelten Acc. 1836. 4447. vert adv. 4054. vertragen stv. 159. 873. 4119. vertriben stv. tage v. 3050. verváhen sfv. ez übel, wol 1822. 2852. 5179. vervarn ste. 2797. verwænen swv. sich des 7862. verwalken sto. 435. verwdzen sto. 2026. 7552. verwischen swo. 6218. verwürken v. an. 2568. verzagen swo. 1400. 2734. verzihen stv. 74S. 6922. v. 2863. verzinsen suv. veste adj. 1476. vier 821. vil. lützel noch vil niuwan lihte vil 5589. vinden ste. mit dopp. Acc. 998. 2914. rat einem 7857. 3799. sich 3972. 3198. daz ge- 1227. 1347. sich eines den lip 7227. VERLIGEN — VRUME vinger masc. 7923. vingerlin newtr. 1202. visch masc. 6217. viur neutr. 6213. vlegen swo. 3315. vliesen — verliesen. vliz masc. ze vl. 7898. vlizen ste. sich des vl. 851. vl. ûf 61. vlorn- verlorn. vluochen swv. 7066. volenden sio. sich 1813. volgære masc. 1886. volgen swo. 3895. es v. 7334. volleclich adj. 2440. volsagen swo. 187. volvarn stv. 896. 6150. volziehen stv. 2908. von prep. 1141. 1183. 1310. 1350. 1656. 2972. 3400. 3649. 4003. 4014. 4377. 5075. 5386. fern von 3085. durch 3104. aus 2301. .9389. 7916. dà von 1043. 1658. vor ado. 9483. 4620. 5049. vor præp. vor maneger stunt 2110. vorbure fem. 4368. vorder adj. 4317. vordes ade. 36. 1304. 3028. 4620. vorhte fem. v. des 2874. von vorhten 4014. vorhtlich adj. 1443. vráge fem. vr. eines hàn 6305. nách vr. 5765. vrävel, vrevel adj. 4585. vrävelich, vrevellich adj. 3714. vreise j'em. 673. 6184. vremde adj. 4921. 7196. vremde jem. 8063. vri adj. vor etew. 1532. vride asc. 1915. 5386. vriliche ad». 3983. vrisch adj. 7254. vrist fem. 322. 1905. an dixre vr. 1168. 2518, an der vr. 4760. vristen swe. 654. 1166. 1827. 5320. vriste 5151. sich 1283. vriunt masc. 2158. vriunt fem. 1303. vró adj. mit gen. 1751. vrou fem. 3396. 3723. 2224. vróude fen. 63. vrôudebære adj. 1144. vróuwen swe. 7384. vrume masc. 2415. 3686. 4133. die vinger üf legen sich 1324. 3674. min vr. 1625. es vr. hàn Ssinen vr. enden 6006.
Strana 301
VRUMEKEIT — WERHAFT vrumekeit fem. 56. 1639. 1797. 2487. 4349. vrumeclichen adz. 2732. 3077. vrumen swo, 578. vruo 1765. viegen swv. v. 7652. vuhshuot masc. 6536. vuoge fem. 863. 1435. 2417. 2888. 1604. vuore fein. 3014. vuoz masc. under v. vallen 1578. ze vüezen 1761. vür adv. 3601. 6097. hin v. 1109. 1270. 4019. wider unde vür 1145. vir prep. 689. 918. 3229. 6053. wir sich 1701. 3604. viir die zit, den tac, dise stunt 2810. 3182. 5080. viirbaz adv. 2927. 5444. vürdermále ado. 8080. vürdern swv. 3047. sich 2498. vürdihen sév. (?) 7433. vürnamens ado. 1238. 5369. vurt masc. 3132. ez vuocte 25152. sich wi 694. 3838. wa nh 7111. wác masc. 3613. wage adj. 4871. 6937. wæhe adj. 3908. wæhe fem. 6942. wænenswv. wæne 6498. wände 502. w. daz iemen 3588. wænlich adj. 1960. 2433. 8148. wætlich adj. 4373. wafen neutr. 6892. Interjection 3511. wâfenrieme masc. 320. wage fem. 539. 2937. 4324. 7346. wâgen siwv. 3861 (?). wahsen stv. zuo w. 462. wälhisch adj. 6457. walopieren swo. 2553. walten sto. 6531. waltgevelle neutr. 3836. 1821. waltman masc. 598. walttóre masc. 440. wan=wenn nicht, aufer, nur 195. 416. 670. wan elnen 3116. niht anders wan 3891. wan daz 201. 654. 3151. 3168. 4675. 7372. wan--quidni, utinam 1660. 2914. 3140. 5491. wáàn masc. 692. 2345. 2673. 6308. w. ze 1756. nách w. 968. 2672. f den w. 6672. wanc masc. 5326. 6502. wandel masc. 1901. 2288. 2900. 7555. w. hán 4153. ze w. 1645. 301 wandelbzre adj. 199. wandelunge fem. 1883. wankel adj. 1811. wanne fen. 443. want fem. 91. 6283. 7048. w&a&r--wohin 731. 127%. war fem. 311. w. nemen umbe sich 5188. w. tuon 7141. war adj. w. hàn 868. wárheit fem. 12. 477. 601. w. sagen 2979. 8048. 8060. 8169. warnen swe. 2195. 1860. wat fem. 2198. waz neutr. zu wer 349. waz von diu 5273. w. ob 3591. 5864. 6617. umbe w. 1180. wâzweter neutr. (?) 640. wé interj. 1400. wec masc. w. machen 5187. alle wege 3878. ûz ir wege sín 2166. under w. lân 4257. 4880. weder adj. adv. 1957. 3832. utrum 6317. 7880. weder — ode 475. wegemiiede adj. 5587. wegen str. wider einem 5348. en- gegen einem 7256. wehsel masc. 3009. 7206. wehselære masc. 7190. wehselmære neutr. 6076, 7376. wehseln swv. 7212. m. gen. 2990. wehsełslac masc. 1047. welh pron. 9599. wellen v. an. got enwelle 4490. wolte, wolde 1436. 2117.4503. wolt=woltet 1485. glauben, meinen 213. 1263. 2702. 3309. 5000. weln swe. wdhlen 2198. wenden swe. mit acc. u. gen. 2359. 80 gewant sin 1548. 1823. 3854. 4461. 4730. umbe einen 190. 1203. wenen swv. 3322. wenken swv. 13735. wenne conj. 2113. 2259. wer fem. 1860. 3712. vür die mit der w. 5000. Sich w. eines d. ze w. 1853. âne w. 4093. 4330. 6635. mit w. 6677. werben sév. 7194. were aeutr. 58. 760. 4321. w. unde wille 2696. wercgadem neutr. 6187. werden sto. ich wirde 537. mit gen. 1593. ze rate 3431. mit partic. pras. 5891. werfen stv. daz ors von einem 5323. werhaft adj. 5409.
VRUMEKEIT — WERHAFT vrumekeit fem. 56. 1639. 1797. 2487. 4349. vrumeclichen adz. 2732. 3077. vrumen swo, 578. vruo 1765. viegen swv. v. 7652. vuhshuot masc. 6536. vuoge fem. 863. 1435. 2417. 2888. 1604. vuore fein. 3014. vuoz masc. under v. vallen 1578. ze vüezen 1761. vür adv. 3601. 6097. hin v. 1109. 1270. 4019. wider unde vür 1145. vir prep. 689. 918. 3229. 6053. wir sich 1701. 3604. viir die zit, den tac, dise stunt 2810. 3182. 5080. viirbaz adv. 2927. 5444. vürdermále ado. 8080. vürdern swv. 3047. sich 2498. vürdihen sév. (?) 7433. vürnamens ado. 1238. 5369. vurt masc. 3132. ez vuocte 25152. sich wi 694. 3838. wa nh 7111. wác masc. 3613. wage adj. 4871. 6937. wæhe adj. 3908. wæhe fem. 6942. wænenswv. wæne 6498. wände 502. w. daz iemen 3588. wænlich adj. 1960. 2433. 8148. wætlich adj. 4373. wafen neutr. 6892. Interjection 3511. wâfenrieme masc. 320. wage fem. 539. 2937. 4324. 7346. wâgen siwv. 3861 (?). wahsen stv. zuo w. 462. wälhisch adj. 6457. walopieren swo. 2553. walten sto. 6531. waltgevelle neutr. 3836. 1821. waltman masc. 598. walttóre masc. 440. wan=wenn nicht, aufer, nur 195. 416. 670. wan elnen 3116. niht anders wan 3891. wan daz 201. 654. 3151. 3168. 4675. 7372. wan--quidni, utinam 1660. 2914. 3140. 5491. wáàn masc. 692. 2345. 2673. 6308. w. ze 1756. nách w. 968. 2672. f den w. 6672. wanc masc. 5326. 6502. wandel masc. 1901. 2288. 2900. 7555. w. hán 4153. ze w. 1645. 301 wandelbzre adj. 199. wandelunge fem. 1883. wankel adj. 1811. wanne fen. 443. want fem. 91. 6283. 7048. w&a&r--wohin 731. 127%. war fem. 311. w. nemen umbe sich 5188. w. tuon 7141. war adj. w. hàn 868. wárheit fem. 12. 477. 601. w. sagen 2979. 8048. 8060. 8169. warnen swe. 2195. 1860. wat fem. 2198. waz neutr. zu wer 349. waz von diu 5273. w. ob 3591. 5864. 6617. umbe w. 1180. wâzweter neutr. (?) 640. wé interj. 1400. wec masc. w. machen 5187. alle wege 3878. ûz ir wege sín 2166. under w. lân 4257. 4880. weder adj. adv. 1957. 3832. utrum 6317. 7880. weder — ode 475. wegemiiede adj. 5587. wegen str. wider einem 5348. en- gegen einem 7256. wehsel masc. 3009. 7206. wehselære masc. 7190. wehselmære neutr. 6076, 7376. wehseln swv. 7212. m. gen. 2990. wehsełslac masc. 1047. welh pron. 9599. wellen v. an. got enwelle 4490. wolte, wolde 1436. 2117.4503. wolt=woltet 1485. glauben, meinen 213. 1263. 2702. 3309. 5000. weln swe. wdhlen 2198. wenden swe. mit acc. u. gen. 2359. 80 gewant sin 1548. 1823. 3854. 4461. 4730. umbe einen 190. 1203. wenen swv. 3322. wenken swv. 13735. wenne conj. 2113. 2259. wer fem. 1860. 3712. vür die mit der w. 5000. Sich w. eines d. ze w. 1853. âne w. 4093. 4330. 6635. mit w. 6677. werben sév. 7194. were aeutr. 58. 760. 4321. w. unde wille 2696. wercgadem neutr. 6187. werden sto. ich wirde 537. mit gen. 1593. ze rate 3431. mit partic. pras. 5891. werfen stv. daz ors von einem 5323. werhaft adj. 5409.
Strana 302
302 werlich adj. (445. werlichen adv. 3168. werlt fem. 1313. 8014. zer w. 2449, wern swo., vertheidigen 1830. werende 2044. sich eines 5296. 6642. daz leben 5394. wern swv., gewähren 2429. 6068. мега swo., währen, dauern 1024. 5343, 6733. werren sfv. 1097. 4442. 5938. 6012. wert adj. 1550. wert masc. oder neutr. 39. 6445. wert adv. 5314. wert masc., Filand 6126. wesen st¢.=—sin. weter neutr, 640. 614. wette neutr. 1232. wider adv. w. riten 379. w. unde vür 1145. wider prep. 152. 134. 1702. 2669. 3139. 3508. 4326. 1430. dà w. 1695. 4900. widerbieten ste. 3538. widerrede fem. 6336. widerreden swe. 1867. 4555. widersagen suo. 713. 1262. 1742. 4845. 5477. widerslac masc. 2478. 3130. widerstdzen stv. 3264. widerstrite fem. 6882. widervarn sto. 2334. wilde fem. 275. wile fem. die w. daz 1025. 1698. langer w. 4193. der w. 636. der selben w. 2436. under wilen 2854. 6216. wilen 7482. wille masc. 4398. willec adj. 368. willekomen 7400. wiltpræte neutr. 3335. winden ste. 6202. winken swo. einem dar 6166. winster adj. 599. wint masc. 6341. wip neutr. 1921. 1955. 7851. wirde jem. 6554. wirden sw?. 2861. wirs adv. 786. deste w. 3176. wirt masc. 2065. 4367. 8040. wirtes kleit 2818. wirtschaft fen. 366. 2693. 6219. wise fem., Wiese. aeiner w. machen 4464. wise adj. 1758. 2762. 3659. 6467. wise fem. wis masc. allen wis 3047. in allen w. 4362. manegen wis 7785. in zwei wis 2157. WERLICH — ZIHEN wisen swo. 359. mit acc. u. gen. 6057. wisent masc. 411. wissagen swo. 3097. wite fem. 454. witze fem. 3269. pl. 2121. 5194. mit selhen witzen 4913. wizzen ste, weste 7757. 3318. ge- wizzen 7298. mir ist gewizzen 5456. wizze Krist 815. wol adv. 1017. 1761. 1768. 2312. 2544. 3005. 3642. 6569. harte w. 1943. wol her!6167. niht w.4121. w. wesen 155. wort neutr. 2693. wüesten sv. 4473. wunder neutr. 2110. 3664. wundern swo. 319. wunsch masc. 1334. 6469. 1066. wunschleben neutr. 44. wuocher masc. 7193. wurf masc. 3896. würken o. an. 6191. 6387. wurm masc. 8853. zage adj. 562. 869. des libes ein 4. 4913. zagel masc. 4942. zagen swv. áne z. 3745. zal fem. iz der z. 3116. ze præp. 217. 248. 1174. 1313. 1938. 3523. 4739. 5129. 5618. zem tóde 1543. zer 3661. ze prise stán 6052. her ze 515. zebrechen stv. 154. 205. zehant adv. 630. 2178. zehenstunt 755. zeln swo. 836. zelten sav. 5965. zemen siv. zæme 1663. mit acc. u. gen. 3157. zergan v. an. 2806. zerinnen sto. 1983. zerren $100. 5319. zarte 3235. gezervet 4929. zese, zeswer adj. 265. zestechen stv. 2583. zetal, vgl. tal. zeviieren swo. 5383. zewâre—zwâre. ziehen sto. üf gezogen 463. wider z. 1484. dá zuo z. 2868. ze geziuge z. 7664. sich 2738. sich z. zuo 7309. sich ez an z. 2873. 7574. zierlich adj. 582. zihen stv. 2789. 4124. sich 1477. init dat. 4316. zéch 3011. zigen
302 werlich adj. (445. werlichen adv. 3168. werlt fem. 1313. 8014. zer w. 2449, wern swo., vertheidigen 1830. werende 2044. sich eines 5296. 6642. daz leben 5394. wern swv., gewähren 2429. 6068. мега swo., währen, dauern 1024. 5343, 6733. werren sfv. 1097. 4442. 5938. 6012. wert adj. 1550. wert masc. oder neutr. 39. 6445. wert adv. 5314. wert masc., Filand 6126. wesen st¢.=—sin. weter neutr, 640. 614. wette neutr. 1232. wider adv. w. riten 379. w. unde vür 1145. wider prep. 152. 134. 1702. 2669. 3139. 3508. 4326. 1430. dà w. 1695. 4900. widerbieten ste. 3538. widerrede fem. 6336. widerreden swe. 1867. 4555. widersagen suo. 713. 1262. 1742. 4845. 5477. widerslac masc. 2478. 3130. widerstdzen stv. 3264. widerstrite fem. 6882. widervarn sto. 2334. wilde fem. 275. wile fem. die w. daz 1025. 1698. langer w. 4193. der w. 636. der selben w. 2436. under wilen 2854. 6216. wilen 7482. wille masc. 4398. willec adj. 368. willekomen 7400. wiltpræte neutr. 3335. winden ste. 6202. winken swo. einem dar 6166. winster adj. 599. wint masc. 6341. wip neutr. 1921. 1955. 7851. wirde jem. 6554. wirden sw?. 2861. wirs adv. 786. deste w. 3176. wirt masc. 2065. 4367. 8040. wirtes kleit 2818. wirtschaft fen. 366. 2693. 6219. wise fem., Wiese. aeiner w. machen 4464. wise adj. 1758. 2762. 3659. 6467. wise fem. wis masc. allen wis 3047. in allen w. 4362. manegen wis 7785. in zwei wis 2157. WERLICH — ZIHEN wisen swo. 359. mit acc. u. gen. 6057. wisent masc. 411. wissagen swo. 3097. wite fem. 454. witze fem. 3269. pl. 2121. 5194. mit selhen witzen 4913. wizzen ste, weste 7757. 3318. ge- wizzen 7298. mir ist gewizzen 5456. wizze Krist 815. wol adv. 1017. 1761. 1768. 2312. 2544. 3005. 3642. 6569. harte w. 1943. wol her!6167. niht w.4121. w. wesen 155. wort neutr. 2693. wüesten sv. 4473. wunder neutr. 2110. 3664. wundern swo. 319. wunsch masc. 1334. 6469. 1066. wunschleben neutr. 44. wuocher masc. 7193. wurf masc. 3896. würken o. an. 6191. 6387. wurm masc. 8853. zage adj. 562. 869. des libes ein 4. 4913. zagel masc. 4942. zagen swv. áne z. 3745. zal fem. iz der z. 3116. ze præp. 217. 248. 1174. 1313. 1938. 3523. 4739. 5129. 5618. zem tóde 1543. zer 3661. ze prise stán 6052. her ze 515. zebrechen stv. 154. 205. zehant adv. 630. 2178. zehenstunt 755. zeln swo. 836. zelten sav. 5965. zemen siv. zæme 1663. mit acc. u. gen. 3157. zergan v. an. 2806. zerinnen sto. 1983. zerren $100. 5319. zarte 3235. gezervet 4929. zese, zeswer adj. 265. zestechen stv. 2583. zetal, vgl. tal. zeviieren swo. 5383. zewâre—zwâre. ziehen sto. üf gezogen 463. wider z. 1484. dá zuo z. 2868. ze geziuge z. 7664. sich 2738. sich z. zuo 7309. sich ez an z. 2873. 7574. zierlich adj. 582. zihen stv. 2789. 4124. sich 1477. init dat. 4316. zéch 3011. zigen
Strana 303
ZIL — ZWîVELN 303 zil neutr. 880. 1839. úf daz z., daz 5420. zinsen swv. 6365. 6649. zinsgebe masc. 6377. zit ſem. übeliu zît 1741. zit hân 5375. 5548. vür die z. 2810. ze dirre z. 217. zorn masc. 159. 1381. 7642. zorn adj. 702. 2225. zornmuot masc. 7892. zornic adj. 2027. zornvar adj. 451. zouberære masc. 1394. zouberlist masc. 1284. zücken swv. 1018. zuht fem. 124. 130. 165. 180. 1677. 3400. 4053. âne z. 1056. zuhtlôs adj. 90. zuo prœp. 2413. 6373. dá zuo 3931. dâ zuo unde 3482. zwâre = ze wâre 430. 849. 1671. 6168. zwivel masc. 916. 3866. zwivellich adj. 6075. zwiveln swv. niht zw. 7480. Berichtigungen: Vers 209 lies: hornuz, statt: hornůz, vgl. Wortregister. » 3058 1.: ougest, st.: ougent. » 4279 1.: her Gâwein, st.: der G.
ZIL — ZWîVELN 303 zil neutr. 880. 1839. úf daz z., daz 5420. zinsen swv. 6365. 6649. zinsgebe masc. 6377. zit ſem. übeliu zît 1741. zit hân 5375. 5548. vür die z. 2810. ze dirre z. 217. zorn masc. 159. 1381. 7642. zorn adj. 702. 2225. zornmuot masc. 7892. zornic adj. 2027. zornvar adj. 451. zouberære masc. 1394. zouberlist masc. 1284. zücken swv. 1018. zuht fem. 124. 130. 165. 180. 1677. 3400. 4053. âne z. 1056. zuhtlôs adj. 90. zuo prœp. 2413. 6373. dá zuo 3931. dâ zuo unde 3482. zwâre = ze wâre 430. 849. 1671. 6168. zwivel masc. 916. 3866. zwivellich adj. 6075. zwiveln swv. niht zw. 7480. Berichtigungen: Vers 209 lies: hornuz, statt: hornůz, vgl. Wortregister. » 3058 1.: ougest, st.: ougent. » 4279 1.: her Gâwein, st.: der G.
Strana 304
NAMENVERZEICHNISS. Aliers, ein Graf 3410. 3705. 3759. Artûs, König in Britanje, wohnhaft zu Karidôl 31. 3605 u. s. w. Ascalôn, König, wolinhaft ze Bre- ziljân, erster Gemahl Laudinens 2274 (vgl. Benecke dazu). Karidôl, ein Ort, in dem Artus wohnt 32. 3066. Keif, Ritter, Truchseßs des Königs Artus 14. 90. 222. 810. 837. 857. 1065. 1531. 2454. 2509. 2522. 2547. 2566. 2616. 2624. 4634. Krist, Christus 815. 3127 u. s. w. Breziljân, der walt ze Br., franz. la forêt de Broceliande 263. 925. Britanje, Land in dem Artus herrscht 1182. Laudîne, Ascalon's Witwe, Gemah- lin Iwein’s 2421. 2758. Lûnete, Hoffräulein bei der Königin Laudine 2717. 3102 fg. Dodines, Ritter, zur Tafelrunde ge- hörend 87. D. der wilde 4696. Enîte, Erec's Gemahlin 2794. Erec, Sohn des Königs Lac 2792. Feimorgân, Stiefschwester des Kö- nigs Artus, eine Zauberin 3424. Meljaganz. Ritter, raubt dem König Artus die Gemahlin 5530 fg. u. 5680. Millemargot, Ritter an Artus' Hofe 4705. Minne, die minne personificiert 1537. 1638. 2995. 7038. 7053 u. s. w. Môr, ein Mohr 427. 3348. Gâwein, Neffe des Königs Artus, zur Tafelrunde gehörend 73. 914. 2508. Iwein’s Freund 2619. 2697. 2767. 3052. u. s. W. Narisôn, ein Ort; diu vrouwe von N. wird vom Grafen Aliers bedrängt, von Iwein befreit 3802. Harpîn, ein Riese 4500. Hartmann von Ouwe, Verf. des Iwein 28. 2974. 2982. 7027. Hênete, Ritter am Hofe des Königs Artus 4703. Iders, Ritter an Artus' Hofe 4708. Iwein 88. 803 u. s. w. Iôhannes ; der Täufer 901. Iûnô, diu gotinne 6444. Ouware, einer von Aue 29. Pliopleherîn, Ritter an Artus' Hofe 4705. Riuze, Reußse, Russe 7584. Sêgremors, Ritter an Artus' Hofe 88. 4701. Swarzer dorn, grâve von dem Swar- zen dorne 5629. Kâlogrêant, Ritter von der Tafel- runde, Neffe Iwein's 92. 105. 189. 805. Utpandragón, Vater des Königs Ar- tus 897. Vrîen (Urién), König, Iwein's Vater 1200. 2110. 4183. Druck von F A. Brockhaus in Leipzig
NAMENVERZEICHNISS. Aliers, ein Graf 3410. 3705. 3759. Artûs, König in Britanje, wohnhaft zu Karidôl 31. 3605 u. s. w. Ascalôn, König, wolinhaft ze Bre- ziljân, erster Gemahl Laudinens 2274 (vgl. Benecke dazu). Karidôl, ein Ort, in dem Artus wohnt 32. 3066. Keif, Ritter, Truchseßs des Königs Artus 14. 90. 222. 810. 837. 857. 1065. 1531. 2454. 2509. 2522. 2547. 2566. 2616. 2624. 4634. Krist, Christus 815. 3127 u. s. w. Breziljân, der walt ze Br., franz. la forêt de Broceliande 263. 925. Britanje, Land in dem Artus herrscht 1182. Laudîne, Ascalon's Witwe, Gemah- lin Iwein’s 2421. 2758. Lûnete, Hoffräulein bei der Königin Laudine 2717. 3102 fg. Dodines, Ritter, zur Tafelrunde ge- hörend 87. D. der wilde 4696. Enîte, Erec's Gemahlin 2794. Erec, Sohn des Königs Lac 2792. Feimorgân, Stiefschwester des Kö- nigs Artus, eine Zauberin 3424. Meljaganz. Ritter, raubt dem König Artus die Gemahlin 5530 fg. u. 5680. Millemargot, Ritter an Artus' Hofe 4705. Minne, die minne personificiert 1537. 1638. 2995. 7038. 7053 u. s. w. Môr, ein Mohr 427. 3348. Gâwein, Neffe des Königs Artus, zur Tafelrunde gehörend 73. 914. 2508. Iwein’s Freund 2619. 2697. 2767. 3052. u. s. W. Narisôn, ein Ort; diu vrouwe von N. wird vom Grafen Aliers bedrängt, von Iwein befreit 3802. Harpîn, ein Riese 4500. Hartmann von Ouwe, Verf. des Iwein 28. 2974. 2982. 7027. Hênete, Ritter am Hofe des Königs Artus 4703. Iders, Ritter an Artus' Hofe 4708. Iwein 88. 803 u. s. w. Iôhannes ; der Täufer 901. Iûnô, diu gotinne 6444. Ouware, einer von Aue 29. Pliopleherîn, Ritter an Artus' Hofe 4705. Riuze, Reußse, Russe 7584. Sêgremors, Ritter an Artus' Hofe 88. 4701. Swarzer dorn, grâve von dem Swar- zen dorne 5629. Kâlogrêant, Ritter von der Tafel- runde, Neffe Iwein's 92. 105. 189. 805. Utpandragón, Vater des Königs Ar- tus 897. Vrîen (Urién), König, Iwein's Vater 1200. 2110. 4183. Druck von F A. Brockhaus in Leipzig
- I: Titul
- V: Einleitung
- XIX: Inhalt
- 1: Edice
- 284: Wortregister